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Bachelorarbeit im Studiengang Agrarwissenschaften Anwendung von betriebswirtschaftlichen Methoden in der landwirtschaftlichen Betriebsberatung vorgelegt von Alexander Fokko Brese Kiel, November 2013 Erstgutachter Univ.-Prof. Dr. Uwe Latacz-Lohmann Zweitgutachter Dr. Volker Saggau Institut für Agrarökonomie Abteilung Landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Anwendung von betriebswirtschaftlichen Methoden in der ......Methoden der Effizienzkontrolle. 2.1.1 Statische Methoden der Investitionsplanung Eine Investition ist die Umwandlung von

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  • Bachelorarbeit

    im Studiengang Agrarwissenschaften

    Anwendung von betriebswirtschaftlichen Methoden in

    der landwirtschaftlichen Betriebsberatung

    vorgelegt von

    Alexander Fokko Brese

    Kiel, November 2013

    Erstgutachter

    Univ.-Prof. Dr. Uwe Latacz-Lohmann

    Zweitgutachter

    Dr. Volker Saggau

    Institut für Agrarökonomie

    Abteilung Landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie

    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

  • INSTITUT FÜR AGRARÖKONOMIE

    CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL

    I

    Abstract

    In dieser Arbeit werden mittels einer Befragung von Betriebs- und Unternehmensberatungen

    aus dem Bereich der Land- und Forstwirtschaft die möglichen Diskrepanzen zwischen den

    Lehrinhalten der Universität und der praktischen Anwendung von betriebswirtschaftlichen

    Methoden behandelt. Die beleuchteten Methoden werden kurz in ihrem Aufbau und ihrer

    Funktion dargestellt. Des Weiteren wird die Organisation der landwirtschaftlichen Beratung

    innerhalb der Bundesrepublik aufgezeigt und die Zusammenhänge in der Anwendung

    bestimmter Methoden und der Methoden generell analysiert. Zum Schluss folgt eine

    Empfehlung an die Lehre sowie an die Praxis.

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    CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL

    II

    Inhaltsverzeichnis

    Abstract ........................................................................................................................................ I

    Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. IV

    Tabellenverzeichnis ................................................................................................................... V

    Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................ VI

    1 Einleitung ........................................................................................................................... 1

    1.1 Zielsetzung und Vorgehensweise ................................................................................ 2

    2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung .................................................. 3

    2.1 Vorstellung der untersuchten Methoden ...................................................................... 3

    2.1.1 Statische Methoden der Investitionsplanung ........................................................ 3

    2.1.2 Dynamische Methoden ......................................................................................... 6

    2.1.3 Investitionsentscheidungen unter Unsicherheit .................................................... 8

    2.1.4 Produktions- und Liquiditätsplanung sowie Effizienzkontrolle ........................... 9

    2.2 Organisation der Betriebsberatung in Deutschland ................................................... 10

    2.3 Hypothesen ................................................................................................................ 15

    3 Material und Methoden .................................................................................................... 16

    3.1 Umfrageaufbau .......................................................................................................... 16

    3.2 Befragung von landwirtschaftlichen Betriebsberatern............................................... 17

    4 Ergebnisse ......................................................................................................................... 23

    4.1 Korrelation zwischen Methodenkenntnis und Anwendungsgrad .............................. 24

    4.2 Mittelwertvergleiche mittels t-Test ............................................................................ 27

    4.3 Bedeutung der Methoden aus Sicht der Berater ........................................................ 33

    4.4 Anmerkungen der Berater .......................................................................................... 36

    5 Diskussion und Empfehlungen ......................................................................................... 39

    6 Zusammenfassung ............................................................................................................ 44

    Literaturverzeichnis ................................................................................................................ VII

    Anhang ..................................................................................................................................... IX

  • Inhaltsverzeichnis

    III

    Eidesstattliche Erklärung ................................................................................................. XXVIII

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    IV

    Abbildungsverzeichnis

    Abbildung 1: Vier Organisationsformen der Beratung ........................................................... 11

    Abbildung 2: Bekanntheit und Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden .................... 23

    Abbildung 3: Spearman-Rangkorrelation der Kenntnis einer Methode mit dem Grad ihrer

    Anwendung ....................................................................................................... 25

    Abbildung 4: Welche Punkt beeinflusst die bisher genannten Methoden am meisten? ......... 34

    Abbildung 5: Anwendungsgrad von Methoden mit zunehmender Mandantenqualifikation .. 35

    Abbildung 6: Anwendungsgrad von Methoden mit steigender Betriebsgröße ....................... 36

    Abbildung 7: Ausbildungsweg und Berufsleben .................................................................... 37

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    CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL

    V

    Tabellenverzeichnis

    Tabelle 1: Die Landwirtschaftskammern in Deutschland .................................................. 12

    Tabelle 2: Übersicht über Berufsabschlüsse der Teilnehmer mit deren Berufserfahrung . 18

    Tabelle 3: Anteil Berater aus den jeweiligen Organisationsformen und spezifische

    Eigenschaften .................................................................................................... 19

    Tabelle 4: Betreute Betriebsfläche der privatrechtlichen Beratung ist signifikant größer . 20

    Tabelle 5: Angebot der Berater und ihrer Organisationen ................................................. 21

    Tabelle 6: Individuelles Beraterangebot je Organisationsform ......................................... 22

    Tabelle 7: Output einer linearen Regression für den Anwendungsgrad einer Methode .... 26

    Tabelle 8: Geschätzter Einfluss Methodenkenntnis auf Grad der Anwendung ................. 26

    Tabelle 9: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Berufsabschlüssen

    der Berater ......................................................................................................... 28

    Tabelle 10: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Organisationsform

    des Beraters ....................................................................................................... 29

    Tabelle 11: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Berufserfahrung

    als Berater ......................................................................................................... 29

    Tabelle 12: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Angeboten der

    Beratungsorganisation....................................................................................... 30

    Tabelle 13: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Geschäftsfeldern

    der Mandanten .................................................................................................. 31

    Tabelle 14: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Betriebsfläche der

    Mandanten......................................................................................................... 32

    Tabelle 15: Organisationsformen der Mandanten und Bedeutungsgrad der Methoden ...... 33

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    CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL

    VI

    Abkürzungsverzeichnis

    Anwend.-Grad Anwendungsgrad

    B.Sc. Bachelor of Science

    FH Fachhochschule

    ha Hektar

    M.Sc. Master of Science

    p Irrtumswahrscheinlichkeit

    privatr. privatrechtlich

    u. a. unter anderem

    Uni Universität

    usf. und so fort

    vs. versus

    zw. zwischen

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    CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL

    1

    1 Einleitung

    Mit dieser Arbeit wird untersucht, ob und unter welchen Bedingungen betriebswirtschaftliche

    Methoden in der deutschen Beratungspraxis Anwendung finden. Es werden solche Methoden

    untersucht, welche im Bereich Landwirtschaft an der Universität gelehrt werden.

    Insbesondere für praxisnahe Fächer wie der Betriebslehre ist es wichtig, den Studierenden so

    gut es geht, die Bewandtnis des Gelernten vor Augen zu führen. Die enge Verzahnung von

    Praxis und Forschung soll in der Lehre stets verbessert werden. Ein wichtiger Schritt in diese

    Richtung ist es, auf aktuelle Anforderungen in der betrieblichen Praxis aufmerksam zu

    machen. Diese Arbeit soll hierzu einen entscheidenden Beitrag liefern.

    Die sich mit dem Studium der Agrarwissenschaften ergebenden beruflichen

    Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig und stellen sich nicht erst dann zur Wahl, wenn der

    Abschluss bereits erworben wurde. Wichtig ist daher, den Studenten früh die Möglichkeit zu

    geben, sich in ihren Interessengebieten zu spezialisieren. Am Lehrstuhl für

    landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie der Universität Kiel soll mit der

    Gründung einer studentischen Beratung interessierten Studenten eine

    Spezialisierungsmöglichkeit im Bereich Betriebsberatung gegeben werden und darüber hinaus

    die Möglichkeit, gelerntes Wissen anzuwenden und zu vertiefen. Mit der Anwendung werden

    zwei wichtige Punkte unter den Studierenden erreicht: Die Bewandtnis des Gelernten wird

    greifbar und die berufliche Perspektive, die sich damit bietet, erkennbar.

    Neben fachlichen Aspekten kommen zudem zwischenmenschliche Fähigkeiten zum Tragen.

    Das Finden von Kompromissen sowie praxistauglicher Lösungen abseits der Lehrbuchübung

    erfordert neue Verantwortung, an die ein Student im Rahmen eines solchen Projektes in

    Begleitung des Lehrkörpers herangeführt werden kann. Auf die Frage hin, welche

    Studieninhalte in jenem Projekt besonders herausgestellt werden sollten, kann diese Arbeit

    wichtige Informationen bieten. Im Besonderen soll diese Arbeit interessante Zusammenhänge

    in Bezug auf die Verwendung betriebswirtschaftlicher Methoden in der Beratung aufdecken.

    Es werden Ideen geliefert, wodurch diese beeinflusst werden könnten.

    Die landwirtschaftliche Beratung besetzt in einer komplexen Aufgabenstruktur der Landwirte

    eine wichtige Position. Mit zunehmender Technisierung der Landwirtschaft steigen der

    Kapitalbedarf und der Planungsaufwand in der landwirtschaftlichen Produktion stetig an.

    Gleichsam wachsen die Anforderungen an die Betriebsleiter mit Blick auf die

  • 1 Einleitung

    2

    Betriebswirtschaft. Um den Landwirten in dieser Hinsicht professionellen Beistand zu liefern,

    braucht es umso qualifizierteren Nachwuchs. Der sollte über die Zeit hinweg mit dem

    steigenden Ausbildungsgrad der Landwirte Schritt halten und den Beratungsbedarf der

    Landwirte weiter decken können. Berater werden somit nach wie vor helfen, gute Landwirte

    noch besser zu machen und schlechtere vor allzu großen Fehlern zu bewahren – sei es in der

    Betriebswirtschaft oder in fachspezifischen Fragen des Ackerbaus.

    1.1 Zielsetzung und Vorgehensweise

    Das Ziel dieser empirischen Arbeit ist es darzustellen, wie verbreitet einzelne

    betriebswirtschaftliche Methoden der Investitions-, Produktions- und Liquiditätsplanung

    sowie der Effizienzkontrolle unter landwirtschaftlichen Beratern sind und wie oft diese

    Anwendung finden. Dazu werden zuerst die untersuchten Methoden kurz vorgestellt. Es folgt

    ein Überblick über die Organisation der Beratung in Deutschland, den Fragebogenaufbau und

    die befragten Berater.

    Im Ergebnisteil wird dargestellt, wovon Unterschiede im Beratungsverhalten abzuleiten sind.

    Es soll gezeigt werden, inwieweit die generelle Anwendung der untersuchten Methoden von

    den Anforderungen der Betriebe und/oder der Qualifizierung der Berater abhängt.

    Den wesentlichen Zielbeitrag liefern die Ergebnisse einer Online-Umfrage, welche per

    Anschreiben in einer E-Mail bundesweit unter rund 420 Beratern verschickt wurde. Um die

    Rücklaufquote zu fördern, wurden alle 420 Berater namentlich angeschrieben. Die

    Untersuchung beinhaltet Fragen nach Vertrautheit und Anwendung zu jeder einzelnen

    Methode. In weiteren Fragen geht es um die Mandanten- und Unternehmensstruktur sowie

    den Ausbildungsweg des Beraters selbst. Etwaige Diskrepanzen in der Verbreitung

    betriebswirtschaftlicher Methoden sollen den Anlass bieten, die inhaltliche Vorbereitung der

    angehenden Berater an der Universität kritisch zu beleuchten.

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    3

    2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    In diesem Kapitel werden kurz die in der Umfrage untersuchten betriebswirtschaftlichen

    Methoden dargestellt. Weiter wird die Organisation der landwirtschaftlichen Beratung mit den

    Unterschieden zwischen den deutschen Bundesländern vorgestellt. Darauf folgen Hypothesen

    über mögliche Zusammenhänge zwischen den Eigenschaften der Berater, der

    Beratungsorganisationen und der Mandanten in der Anwendung betriebswirtschaftlicher

    Methoden.

    2.1 Vorstellung der untersuchten Methoden

    Die Studie behandelt 19 betriebswirtschaftliche Methoden aus drei Modulen. Diese sind im

    Einzelnen das Bachelormodul „Ökonomie der Tier- und Pflanzenproduktion“ sowie die

    beiden Mastermodule „Quantitative Planungsmethoden in der Landwirtschaft“ und

    „Investition und Finanzierung landwirtschaftlicher Unternehmen.“ Alle drei werden am

    Lehrstuhl für Produktionsökonomie und landwirtschaftliche Betriebslehre am Institut für

    Agrarökonomie der Universität Kiel unterrichtet. Die betriebswirtschaftlichen Methoden

    gliedern sich auf in Investitions-, Produktions- und Liquiditätsplanungsmethoden sowie

    Methoden der Effizienzkontrolle.

    2.1.1 Statische Methoden der Investitionsplanung

    Eine Investition ist die Umwandlung von Vermögensteilen in Anlagevermögen, das dem

    Unternehmen längerfristig zur Verfügung stehen soll. Zur Investitionsplanung stehen zwei

    grundlegend verschiedene Methoden zur Verfügung – das statische und das dynamische

    Verfahren. Die zeitliche Struktur der Ein- und Auszahlungen lassen die statischen Verfahren

    im Gegensatz zu den dynamischen außer Acht. Der aus dem zeitlichen Anfall von Zahlungen

    resultierende Zinseszins wird dadurch nicht in den Entscheidungsprozess miteinbezogen, was

    die Entscheidungsgrundlage vor allem bei einem hohen Zinsniveau deutlich verzerren kann.

    Hierin besteht ihr gravierendes Defizit (Kruschwitz, 2011, S. 30 f.). Als Ausgangsgröße wird

    im statischen Modell aus der Summe aller Kosten und Leistungen eine Durchschnittsgröße für

    jede Periode gebildet. Diese Durchschnittsgröße wird auf jede Periode innerhalb der

    Nutzungsdauer projiziert.

    In dem Fall, dass die Kapitalbindung der zur Auswahl stehenden Investitionsalternativen stark

    differiert, ist ein Vergleich nicht ohne Weiteres möglich. Erst anhand fiktiver Komplementär-

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    4

    oder auch Supplementinvestitionen wird ersichtlich, welche der Alternativen die relativ

    vorteilhafteste ist. Die geldwerte Differenz zwischen den zu vergleichenden Alternativen wird

    dazu über die geplante Nutzungsdauer zu einem allgemeingültigen Satz verzinst. Ein

    absoluter Vorteil, der allein aus einem größeren Investitionsvolumen resultiert, wird auf

    diesem Wege relativiert. In ähnlicher Form wird mit Alternativen verfahren, die sich statt im

    Anschaffungswert in ihrer Nutzungsdauer unterscheiden. Eine äquivalente, vergleichbare

    Verzinsungsdauer wird ermöglicht, indem diejenige Alternative mit der kürzeren

    Nutzungsdauer um eine ergänzende Nachfolgeinvestition erweitert wird. So wird erkennbar,

    ob eine Investitionsalternative in kürzerer Zeit eine relativ höhere, kleinere oder gleichwertige

    Verzinsung bringt, als eine Alternative, die das Kapital auf längere Zeit bindet (Ermschel,

    Möbius, & Wengert, 2009, S. 45 und S. 52).

    Kostenvergleichsrechnung

    Sind die mit den Investitionsalternativen verbundenen Leistungen erlösfrei oder die Erlöse

    über alle Alternativen hinweg gleich hoch, dann liegt es nahe, nur die durchschnittlichen

    Kosten einer Periode zu berechnen und nach ihnen zu entscheiden. Die Alternative mit den

    niedrigsten Durchschnittskosten wird gewählt, nachdem diese für alle Alternativen berechnet

    wurden. Die Gesamtkosten setzen sich aus variablen und fixen Kosten zusammen. Variable

    Kosten, im Folgenden mit bezeichnet, setzen sich wiederum aus Lohn, Material- oder

    Energiekosten zusammen, also solchen, die mit dem Produktionsumfang zunehmen. Die fixen

    Kosten, im Folgenden genannt, enthalten neben einmaligen, echten Auszahlungen überdies

    kalkulatorische, wie Zinskosten und Abschreibungen. Die Anschaffungskosten werden,

    subtrahiert mit dem Restwert , auf die einzelnen Jahre der Nutzung verteilt und ergeben

    die jährliche Absetzung für Abnutzung . Der Kalkulationszinsfuß multipliziert mit dem

    durchschnittlich gebundenen Kapital

    ergibt die durchschnittlichen kalkulatorischen

    Kapitalkosten (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 42 ff.).

    (2.1)

    Gewinnvergleichsrechnung

    Die Alternative mit dem höchsten Gewinn wird gewählt, nachdem dieser für alle

    Alternativen berechnet wurde. Gleichsam mit der Kostenvergleichsrechnung sind

    Investitionsvorhaben unterschiedlicher, monetärer Größe nur schwer mit der

    Gewinnvergleichsrechnung in Parallele zu setzen. Dort wo es nicht sinnvoll ist, nur die

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    5

    Kosten zu vergleichen (Nettoerlös pro Verkaufseinheit nicht konstant; Produktions- und

    Absatzmenge nicht von Alternativenwahl abhängig) setzt die Gewinnvergleichsrechnung an.

    Die in der Kostenvergleichsrechnung (s. o.) errechneten Durchschnittskosten werden hier

    vom Erlös subtrahiert. Der Erlös wird durch den Preis multipliziert mit der Menge

    dargestellt (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 48 f.).

    (2.2)

    Rentabilitätsrechnung (auch Return on Investment)

    Das Ergebnis (z. B. Gewinn) einer Planungsrechnung wird auf die verwendeten Mittel (z. B.

    Eigenkapital) bezogen. Statt der absoluten Periodengewinne entscheidet eine möglichst hohe

    Rentabilität des eingesetzten Kapitals über die Alternativen. Diese Rentabilität muss

    seinerseits wiederum einer im Risiko vergleichbaren Geldanlage auf dem Kapitalmarkt

    gegenübergestellt werden. Ist die gewählte Investition hier relativ gesehen vorteilhafter, ist die

    notwendige Bedingung zur Auswahl erfüllt (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 50 f.).

    (2.3)

    Statische Amortisationsrechnung (Durchschnittsmethode)

    Ihre Berechnung bestimmt die Zeitspanne, bis die Summe der erwarteten Rückflüsse gleich

    den Investitionsausgaben ist, also alle investierten Mittel wieder zur Verfügung stehen. Diese

    Zeitspanne wird im Folgenden Amortisationsdauer genannt. Im Gegensatz zur dynamischen

    Variante, der Pay-Back-Methode, vernachlässigt die Durchschnittsmethode die zeitliche

    Struktur der Zahlungsströme. Es sollte im Vergleich verschiedener Amortisationszeiträume

    die Alternative mit der kürzesten Amortisationsdauer gewählt werden (Ermschel, Möbius,

    & Wengert, 2009, S. 54 f.). Die Nutzungsdauer eines Projektes sollte hierbei immer über die

    Amortisationsdauer hinausreichen.

    (2.4)

    mit

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    6

    2.1.2 Dynamische Methoden

    Das dynamische Modell berücksichtigt im Gegensatz zum statischen Modell (s. o.) den

    zeitlichen Anfall von Zahlungen und den daraus resultierenden Zinseszins. Dynamische

    Methoden erfassen die zeitliche Struktur der Ein- und Auszahlungen, indem sie die zu

    unterschiedlichen Zeitpunkten anfallenden Zahlungen mithilfe der Zinseszinsrechnung auf

    einen gemeinsamen Vergleichszeitpunkt ab- oder aufzinsen (Kruschwitz, 2011, S. 33).

    Investitionsalternativen mit unterschiedlichen Nutzungsdauern und Investitionsvolumina

    müssen differenziert betrachtet werden. Ähnlich wie in Kapitel 2.1.1 beschrieben, werden sie

    mittels Komplementär- und Nachfolgeinvestitionen in ihrer relativen Vorteilhaftigkeit

    vergleichbar gemacht. Die Komplementär- und Nachfolgeinvestitionen müssen im

    Unterschied zu Kapitel 2.1.1 als Sachinvestitionen erfolgen, da dynamische Methoden nur

    Verzinsungen berücksichtigen, die über den Kalkulationszinssatz hinausgehen. Der

    Kapitalwert (s. u.) einer Geldanlage am Kapitalmarkt zum Kalkulationszinssatz ist nämlich

    gleich null und bietet daher im jetzt beschriebenen Fall keine Entscheidungshilfe (Ermschel,

    Möbius, & Wengert, 2009, S. 69 ff.). Noch differenzierter ist das Vorgehen bei den

    Zinssatzmethoden (interne Zinsfuß- und Sollzinssatzmethode (s. u.)), bei denen die jeweiligen

    kritischen Zinssätze der Komplementärinvestition mit dem spezifischen Kalkulationszinssatz

    verglichen werden müssen (Blohm, Lüder, & Schaefer, 2012, S. 87 ff. und S. 99).

    Kapitalwertmethode

    Die mit einem Kalkulationszinssatz abgezinsten Ein- und Auszahlungsdifferenzen einer

    Investition werden aufsummiert. Der abgezinste Restwert durch Verkauf zum Ende der

    Nutzungsdauer wird ebenfalls hinzuaddiert. Diese Summe wird den Investitionsausgaben

    zum Zeitpunkt 0 gegenübergestellt. Für die Vorteilhaftigkeit der Investition sollte diese

    Summe mindestens größer als die Investitionsausgaben sein. Wenn das gilt, so ist der

    Kapitalwert größer null (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 58).

    (2.5)

    mit

    Interner Zinsfuß

    Der interne Zinsfuß zinst die Zahlungsrückflüsse eines Investitionsobjektes so ab, dass sie

    genau den Investitionsausgaben entsprechen. Das heißt, der interne Zinsfuß ist derjenige,

    kritische Zinssatz , bei dem der Kapitalwert eines Investitionsobjektes gleich null ist. So ist

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    7

    ein Investitionsobjekt dann relativ vorteilhaft, wenn sein interner Zinsfuß im Vergleich zu

    jeder anderen zur Wahl stehenden Alternative größer ist. Die Entscheidung für ein absolut

    vorteilhaftes Investitionsobjekt ist daran auszurichten, ob der interne Zinsfuß größer ist als ein

    in Bezug auf sein Risiko vergleichbarer Kalkulationszinssatz am Kapitalmarkt. Ex post darf

    der interne Zinsfuß aber nicht als endwertbezogene Eigenkapitalrentabilität fehlinterpretiert

    werden. (Bloech & Götze, 2002, S. 96).

    Für eine Wahlentscheidung, die unter der Zielsetzung getroffen werden soll, eine genaue

    Einkommenshöhe zu sichern, ist der interne Zinsfuß nicht geeignet. Er trifft lediglich

    Aussagen über Vorteilhaftigkeiten durch den Vergleich von Prozentsätzen (Kruschwitz, 2011,

    S. 33). Zur Bestimmung des internen Zinsfußes existiert lediglich eine Näherungslösung,

    deren mathematische Hintergründe hier nicht weiter vertieft werden sollen. Durch Probieren

    müssen dazu die Kalkulationszinsfüße je eines Kapitalwertes knapp über sowie unter null

    ermittelt werden (Bloech & Götze, 2002, S. 101).

    (2.6)

    mit

    Dynamische Amortisationsrechnung (auch Pay-Back-Methode)

    Sie bestimmt die Zeitdauer bis die Summe der abgezinsten, erwarteten Rückflüsse

    gleich den Investitionsausgaben ist. Sie unterscheidet sich somit von der statischen

    Amortisationsrechnung durch die Berücksichtigung des zeitlichen Anfalls der

    Zahlungsströme (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 80).

    22 (2.7)

    mit

    Annuitätenmethode

    Die Summe der abgezinsten Rückflüsse wird über die Nutzungsdauer gleichmäßig verteilt.

    Die zeitlichen Unterschiede im Anfall der Zahlungen werden nivelliert und die Annuität ̅

    kann z. B. mit einem Lohn verglichen werden. Diejenige Alternative unter den zur Auswahl

    stehenden Investitionsobjekten ist zu wählen, die die höchste Annuität aufweist (Ermschel,

    Möbius, & Wengert, 2009, S. 70).

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    8

    ̅

    (2.8)

    mit

    Vermögensendwertmethode

    Die Investitionsausgaben und die erwarteten Kosten werden ebenso wie die erwarteten

    Rückflüsse zusammen mit einem voraussichtlichen Restwert einer Investition an das Ende der

    Nutzungsdauer aufgezinst und summiert. Unterschiedliche Sollzinssätze

    (Kapitalaufnahmezinssatz) und Habenzinssätze (Kapitalanlagezinssatz) können berücksichtigt

    werden, indem negative Nettozahlungen zum Sollzinssatz aufgezinst werden, positive

    mit dem Habenzinssatz . Der Vermögensendwert folgt aus der Summe des jeweils

    aufgezinsten positiven Vermögens- und negativen Verbindlichkeitenkontos. Eine absolut

    vorteilhafte Investition zeigt einen Vermögensendwert größer null (Bloech & Götze, 2002, S.

    111 f.).

    2 (2.9)

    Sollzinssatzmethode

    Ähnlich wie die Vermögensendwertmethode geht die Sollzinssatzmethode von der Existenz

    eines Soll- und Habenzinssatzes aus. Es wird parallel zum Verfahren der Bestimmung des

    internen Zinsfußes (s. o.) der kritische Sollzinssatz ermittelt, bei dem der

    Vermögensendwert gerade null wird. Höhere Sollzinsen führten demnach dazu, dass eine

    Investition unvorteilhaft werden würde (Bloech & Götze, 2002, S. 116 f.).

    (2.10)

    2.1.3 Investitionsentscheidungen unter Unsicherheit

    In der Realität kann nicht von deterministischen Inputgrößen im

    Investitionsentscheidungsprozess ausgegangen werden. Tatsächlich ist die Ausprägung des

    geplanten Investitionserfolges völlig offen. Eine Abschätzung der Wahrscheinlichkeit eines

    Investitionserfolges kann jedoch mit den zwei nun folgenden Methoden erreicht werden. Eine

    Investitionsentscheidung unter Unsicherheit erfordert vom Verantwortlichen, neben der

    Bestimmung zukünftiger Inputgrößen und deren Wahrscheinlichkeiten, seine

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    9

    Lebenseinstellung zu unsicheren Ereignissen zu quantifizieren (Ermschel, Möbius, &

    Wengert, 2009, S. 90 ff.). Eine Risikoanalyse für einen Betrieb (s. u.) kann mit diesen

    Methoden durchgeführt werden.

    Sensitivitätsanalyse

    Innerhalb von Planungsrechnungen werden Erwartungen über Faktor- oder Produktpreise

    verändert, um die Auswirkungen der Annahme von Unsicherheit auf das Ergebnis zu

    untersuchen. Es können z. B. kritische Verkaufspreise (vgl. Ausdruck (2.11)),

    Gewinnschwellen oder Szenarien berechnet werden.

    ∑ (2.11)

    mit

    In Ausdruck (2.11) ist definiert als produktionsabhängige Auszahlungen, als

    produktionsunabhängige Auszahlungen sowie als Absatz- bzw. Produktionsmenge.

    Monte-Carlo-Simulation

    Es werden Annahmen über die Wahrscheinlichkeitsverteilungen unsicherer Größen getroffen.

    Eine Simulation von Umweltzuständen über diese Verteilungen mit vielen Wiederholungen

    erstellt ein Risikoprofil. Dieses liefert Aussagen über die Wahrscheinlichkeitsverteilung von

    Ergebnisgrößen wie z. B. dem Kapitalwert. Eine mögliche Aussage wäre: „In 20 % der Fälle

    liegt der Kapitalwert unter null.“

    2.1.4 Produktions- und Liquiditätsplanung sowie Effizienzkontrolle

    Voranschlagsrechnung

    Aufgrund der erfassten Faktorausstattung und Kapazitäten eines Betriebes werden nach

    Erfahrung Alternativen zusammengestellt und daraus die beste Alternative gewählt.

    Lineare Programmierung

    Eine Zielfunktion, z. B. die Futterkosten, wird unter der Berücksichtigung von

    Nebenbedingungen optimiert. Dazu wird ein System von Gleichungen verwendet. Sie ist z. B.

    bei der Aufstellung eines Betriebsplanes hilfreich, der eine Zielsetzung für den

    Produktionsumfang der Zukunft nennt und angibt, welche Ertragsziele bei gegebener

    Faktorausstattung erreicht werden sollen.

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    10

    Liquiditätspläne

    Ein Liquiditätsplan stellt Ein- und Auszahlungen in einem gewissen Zeitraum gegenüber. Ein

    solcher Plan soll sicherstellen, dass zu jedem Zeitpunkt ausreichende Zahlungsmittel

    vorhanden sind, um jedweder Zahlungsverpflichtung nachkommen zu können.

    Vollständige Finanzpläne

    Vollständige Finanzpläne sind ein Instrument der operativen Finanzplanung und dienen daher

    vorrangig der Liquiditätsplanung (Breuer, Breuer, Eggert, & Minter, o. J.). Mit diesen Plänen

    werden zukunftsbezogen alle Zahlungsvorgänge über die Nutzungsdauer einer Investition

    erfasst und chronologisch in einer Tabelle verarbeitet. Der Bedarf an zusätzlichen Mitteln

    kann somit frühzeitig erkannt werden.

    Horizontaler Betriebsvergleich

    Dieses ist der Vergleich von ähnlichen Betrieben zu einem Zeitpunkt unter anderem anhand

    von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen.

    Vertikaler Betriebsvergleich

    Hierbei handelt es sich um den Vergleich von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen eines

    Betriebes mit sich selbst im Zeitverlauf.

    Betriebszweigabrechnung

    Die Kosten und Leistungen werden den einzelnen Betriebszweigen zugeordnet, um z. B. das

    kalkulatorische Betriebszweigergebnis zu bestimmen.

    2.2 Organisation der Betriebsberatung in Deutschland

    Die landwirtschaftliche Beratung in Deutschland lässt sich, wie in Abbildung 1 zu erkennen,

    übersichtlich durch vier Säulen skizzieren:

    1. die Offizialberatung,

    2. die private Beratung durch selbstständige Berater und Beratungsfirmen,

    3. die Beratung durch den der Landwirtschaft vor- und nachgelagerten Bereich

    (Zulieferer, Verarbeiter) sowie

    4. die Beratung durch Kirchen und Verbände.

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    11

    Abbildung 1: Vier Organisationsformen der Beratung

    Quelle: eigene Darstellung

    Da die landwirtschaftliche Beratung in Deutschland föderal organisiert ist, lässt sich keine

    einheitliche Verteilung dieser Säulen innerhalb Deutschlands erkennen. Zusätzlich steigt die

    Vielzahl an Beratungsformen innerhalb der jeweiligen Bundesländer (Thomas, 2007).

    Grundsätzlich nahm in der Vergangenheit die Offizialberatung die wichtigste Stellung unter

    den o. g. Säulen ein. Sie findet ihren Ursprung im Preußischen Landwirtschaftskammergesetz

    aus dem Jahr 1894. Die dazugehörige historische Entwicklung fördert das Verständnis.

    Die Bauernbefreiung in Norddeutschland durch Zentralbehörden hatte im frühen

    19. Jahrhundert eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität zur Folge, da Bauern

    u. a. Flächen der Allmende in ihr Eigentum überführen konnten. War der Grundherr zuvor die

    bäuerliche Aufsichtsperson nicht allein in finanzieller Hinsicht, erforderte die

    Bauernbefreiung hier ein neues Maß an Eigenverantwortlichkeit. In dieses Vakuum traten

    Landgesellschaften oder landwirtschaftliche Zentralvereine, die erstmalig in der Geschichte

    Förderung und Fortschritt der Landwirtschaft zum Ziel hatten (Ewert, 1999, S. 10). So ist

    z. B. die königliche Landwirtschaftsgesellschaft zu Celle von 1764 zu nennen. Sie war eine

    Avantgarde, lanciert durch Georg III., König von England und Kurfürst von Hannover. Hierin

    wirkte sogar der Begründer der Agrarwissenschaften, Albrecht D. Thaer, maßgeblich mit

    (Ewert, 1999, S. 13 ff.). Solche vielerorts bereits als Bauernvertretungen gegründeten

    Gesellschaften stehen in enger Beziehung zu den späteren Landwirtschaftskammern. So

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    12

    bieten beide den Bauern eine dezentrale Selbstverwaltung und Interessenvertretung im

    demokratischen Prozess. Spätestens die Industrialisierung der deutschsprachigen Bevölkerung

    mit einhergehendem Bevölkerungswachstum und Urbanisierung nach 1871 machte

    Maßnahmen zur Sicherung der Lebensmittelversorgung unausweichlich. Mit einer den

    Landwirten übergeordneten Institution konnte zu jener Zeit die Nahrungsmittelproduktion

    organisiert und effizienter werden. Seitdem übernimmt die Offizialberatung, z. B. in Form der

    Landwirtschaftskammern, die Förderung und Sicherung der nationalen, landwirtschaftlichen

    Erzeugung.

    Nordwestdeutschland, das Saarland und Rheinland-Pfalz

    Hier ist die private Beratung ebenso verbreitet wie die Offizialberatung. In

    Nordwestdeutschland, dem Saarland und Rheinland-Pfalz (s. Tabelle 1) wurden nach dem

    Zweiten Weltkrieg die Landwirtschaftskammern als Offizialberatung in der Form, wie wir sie

    heute kennen, etabliert. Mittlerweile sind sie Körperschaften des öffentlichen Rechts. In

    diesem System ist jeder ausübende eines grünen Berufes sowie jeder Besitzer einer gewissen

    Mindestfläche von land-, forst- oder gartenbaulicher Nutzung Zwangsmitglied und

    beitragspflichtig. Ihnen steht in diesem Zusammenhang ein jährliches Beratungskontingent

    zu.

    Tabelle 1: Die Landwirtschaftskammern in Deutschland

    Bundesland Name Sitz

    Bremen Landwirtschaftskammer Bremen Bremen

    Hamburg Landwirtschaftskammer

    Hamburg

    Hamburg

    Niedersachsen Landwirtschaftskammer

    Niedersachsen

    Oldenburg

    Nordrhein-

    Westfalen

    Landwirtschaftskammer

    Nordrhein-Westfalen

    Münster und Bremen

    Rheinland-Pfalz Landwirtschaftskammer

    Rheinland-Pfalz

    Bad Kreuznach

    Saarland Landwirtschaftskammer Saarland Saarbrücken

    Schleswig-

    Holstein

    Landwirtschaftskammer

    Schleswig-Holstein

    Rendsburg

    Quelle: eigene Darstellung

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    13

    Darüber hinaus werden Möglichkeiten für die berufliche Aus- und Weiterbildung in den

    grünen Berufen bereitgehalten und der Forschungs- und Versuchsbedarf in der Landwirtschaft

    durch Landesforschungs- und Versuchsanstalten gedeckt. Die Beratung der Landwirtschaft ist

    einem laufenden Veränderungsprozess unterworfen. Strukturwandel, Reformen in der

    Agrarpolitik oder Verwaltungsreformen der öffentlichen Hand machen Anpassungen

    erforderlich. In Zeiten schmaler Haushaltsmittel und dem damit einhergehenden

    Personalabbau gerät die staatliche Betriebsberatung gegenüber der privaten zunehmend unter

    Druck. Die Offizialberatung ist z. B. dazu übergegangen, zu Kammerbeiträgen z. T.

    zusätzliche, leistungsbezogene Gebühren zu erheben (Grygo, 1998, S. 188). Allerdings ist

    kommerzielle Betriebsberatung nur dann von Interesse, wenn ihr Nutzen monetär messbar

    wird. Alte Förderinteressen wie Nahrungsmittelsicherheit und Wettbewerbsstärkung gelten

    zudem in Gesellschaft und Politik nicht länger. Die Akzeptanz der Gesellschaft für jedwede

    Förderung der konventionellen Landwirtschaft hat nachgelassen. Diese Entwicklung

    manifestierte sich erstmals deutlich im Jahr 2000 in einer Krise des Verbrauchervertrauens,

    ausgelöst durch insgesamt zehn Fälle von boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) in

    Deutschland. Dennoch unangefochten bleibt dagegen die Offizialberatung neben ihrer

    Forschungs- auch in ihrer Ausbildungsarbeit (s. o.) (Gold, 2006).

    Baden-Württemberg und Bayern

    In Baden-Württemberg übernehmen seit 2005 Landratsämter die Offizialberatung der

    inzwischen aufgelösten Ämter für Landwirtschaft, Landschafts- und Bodenkultur. In Bayern

    können die Landwirte kostenlose Betriebsberatung der Ämter für Landwirtschaft und Forsten

    in Anspruch nehmen. Nur für die Bereiche Produktionstechnik im Ackerbau und Tierhaltung

    steht den bayrischen Landwirten seit 2008 ein erweitertes, entgeltliches Beratungsangebot aus

    staatlicher Landwirtschaftsberatung und anerkannten nicht staatlichen Anbietern zur

    Verfügung (Wolf, 2008, S. 223).

    Neue Bundesländer ohne Thüringen

    Nachdem in Ostdeutschland die zentrale Verwaltung der Landwirtschaft mit der

    Wiedervereinigung aufgelöst wurde, wurde in den 1990er Jahren besonders in den neuen

    Bundesländern über die Zukunft der landwirtschaftlichen Beratung diskutiert. Seitdem

    überwiegt hier die privatrechtliche Beratung. In Mecklenburg-Vorpommern nimmt zusätzlich

    die teilstaatliche Landwirtschaftsberatung Mecklenburg-Vorpommern/Schleswig-Holstein

    GmbH (LMS) einen großen Marktanteil ein. Sie gehört zu zwei Dritteln dem Land

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    14

    Mecklenburg-Vorpommern und übernimmt z. T. hoheitliche Aufgaben des Landes. So ist ihre

    sozioökonomische Beratung in Krisenfällen kostenlos.

    Thüringen und Hessen

    In Hessen besteht neben der privatrechtlichen Beratung die Offizialberatung in Form des

    Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Ein geringer Beratungsumfang ist hier kostenfrei. In

    Thüringen wurde nach der deutschen Wiedervereinigung der Versuch unternommen, eine

    staatliche Beratung zu etablieren. Dieser schlug jedoch fehl und in der Folge wurde die

    Beratung 1998 weitestgehend privatisiert, darunter die betriebswirtschaftliche Beratung

    (Zopf, 1998, S. 153). Lediglich im Bereich Agrar-Tourismus und Bildung gibt es eine

    offizielle Beratung. Seit 2003 wurde jede staatliche Unterstützung für private Beratungen

    gestrichen und nur noch die Cross-Compliance-Beratung, die Landwirten in der Einhaltung

    von Verordnungen der Europäischen Union begleitet, wird subventioniert. Thüringen bezieht

    dazu wie das Land Baden-Württemberg Gelder über den europäischen Landwirtschaftsfonds

    für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

    Entscheidend in der Betriebsberatung sind in fast der gesamten Bundesrepublik – bis auf

    Bayern – privatrechtliche Beratungen, so z. B. Beratungsringe oder Ingenieurbüros. Die

    Beratung durch Verbände, Saatgutfirmen oder die verarbeitende Industrie besaß dabei nie

    eine flächendeckende Bedeutung in der Betriebsberatung. In den neuen Bundesländern

    wurden private Beratungsgesellschaften unter Beteiligung der jeweiligen Länder gegründet.

    In Norddeutschland haben sich „private Beratungsringe einer jeweils relativ kleinen Zahl

    stark spezialisierter Landwirte gebildet, die sich neutrale und zudem relativ teure

    Spezialberater leisten“ (Mühlbauer, 2006). Diese sind als Vereine organisiert.

    Private Ingenieurbüros bieten mannigfaltige Beratungsprogramme an. Darunter sind

    Unternehmensberatungen, Steuerberatungen, Gutachter, Investitionsberater usf. Sie werden

    entweder selbstständig, als Vereine, als freiberufliche Unternehmensberatungen mit

    selbstständigen Beratern oder als Sozietäten betrieben. Bürogemeinschaften erwirken

    Synergieeffekte unter den Beratern hinsichtlich Fort- und Weiterbildung, Zeitmanagement

    und Spezialisierung (Peters & Schwerdtle, 2005).

    Für zunehmend junge Betriebsleiter von landwirtschaftlichen Zukunftsbetrieben, die ein

    Hochschulstudium abgeschlossen haben, muss der Beratungsmarkt passende Antworten auf

    hohem fachlichem Niveau bereithalten, was mit der erforderlichen Beraterqualifikation am

    ehesten den privaten Anbietern gelingt (Mühlbauer, 2006). Qualitativ hochwertige Beratung

  • 2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung

    15

    muss seinen Preis haben und demzufolge sind nicht allein die letztgenannten Landwirte bereit

    hierfür Geld zu bezahlen. Die kostenpflichtige Beratung könnte sich demzufolge mittel- bis

    langfristig zum Standard entwickeln (Mühlbauer, 2006). In einigen Fällen könnten sich eine

    Beratung in Zukunft nur noch Großbetriebe leisten (Gold, 2006). Eine kleine Betriebsstruktur,

    wie sie in Teilen Bayerns vorherrscht, soll deshalb nach wie vor in Bayern mit kostenloser

    Betriebsberatung bedient werden. Auf diese Weise könnte die damit einhergehende

    kleinstrukturierte, sehr stabile Sozialstruktur im ländlichen Raum vorerst erhalten bleiben

    (Kaiser, 2013).

    2.3 Hypothesen

    Zuallererst ist bezogen auf jede einzelne Methode zu klären, ob Berater die Methoden weit

    häufiger anwenden, mit denen sie sehr vertraut sind. Gibt es untersuchte Methoden, die zum

    einen gar nicht angewendet werden oder darüber hinaus weitgehend unbekannt sind?

    Eine weitere Hypothese lautet, dass Methoden, die unter den Beratern sehr bekannt sind,

    häufiger genutzt und unbekannter dagegen dementsprechend seltener genutzt werden.

    Weitergehend soll überprüft werden, ob die Anwendungshäufigkeit betriebswirtschaftlicher

    Methoden in einem deutlichen Zusammenhang mit der Organisationsform, dem

    Berufsabschluss und/oder dem Alter eines Beraters steht. Ebenso könnte das

    Beratungsangebot einer Organisation Unterschiede liefern hinsichtlich der

    Anwendungshäufigkeit von Methoden. Eine Hypothese in diesem Zusammenhang lautet, dass

    Organisationen mit einer Spezialberatung (Pflanzenbau/Tierhaltung) oder solche, die keine

    betriebswirtschaftliche Beratung anbieten, die untersuchten Methoden wesentlich seltener

    einsetzen als z. B. Steuerberatungen.

    Andere Zusammenhänge sind zwischen dem Anwendungsgrad der Methoden und der

    Betriebsgröße eines Mandanten, dessen Betriebsorganisation und/oder dessen

    Geschäftsfeldern denkbar. Im Vergleich von Mandanten im Nebenerwerb mit

    Haupterwerbsbetrieben, Personen- und Kapitalgesellschaft könnte die Anwendung

    betriebswirtschaftlicher Methoden für Nebenerwerbsbetriebe tendenziell unwichtiger sein.

  • INSTITUT FÜR AGRARÖKONOMIE

    CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL

    16

    3 Material und Methoden

    Ziel der Studie ist die Erfassung qualitativer und quantitativer Daten über die Verbreitung

    betriebswirtschaftlicher Methoden in der landwirtschaftlichen Betriebsberatung. Dazu wird

    das Anwendungsverhalten mit einer standardisierten Befragung direkt von

    landwirtschaftlichen Betriebsberatern erfasst. Für die Erhebung wird ein Online-

    Befragungssystem des norwegischen Softwareproduzenten QuestBack gewählt.

    Die statistische Auswertung der Antwortdaten wird mit der Computersoftware Statistical

    Package for the Social Sciences (SPSS Statistics) sowie Microsoft Excel vorgenommen.

    Unterstützt wird die Umfrage durch den Hauptverband der landwirtschaftlichen Buchstellen

    und Sachverständigen e. V. (HLBS), der die Umfrage an dessen Mitglieder mit dem

    gesuchten Beratungsprofil weiterleitete.

    3.1 Umfrageaufbau

    Der Fragebogen (s. Anhang Fragebogen) umfasst 61 Fragen. Zu Beginn behandeln 40 Fragen

    das Themenfeld der verschiedenen betriebswirtschaftlichen Methoden (s. Kapitel 2.1) mit

    deren Relevanz in der Praxis. Darauf folgen 20 Fragen, von denen die ersten zehn die

    Eigenschaften der jeweiligen Mandanten und deren Einflüsse auf die Verwendung der

    untersuchten Methoden beleuchten sowie die letzten zehn, welche auf Eigenschaften der

    Berater und deren Organisationsform eingehen. Die Antworten zum persönlichen Kontext der

    Berater sollen als Grundlage in der Auswertung dienen, was die Verbreitung und Anwendung

    bestimmter Methoden maßgeblich beeinflusst. Die gesamte Befragung ist anonym, sodass die

    Auswertung der Daten keine Rückschlüsse auf die einzelnen befragten Berater zulässt. Die

    Bearbeitung des Fragebogens erfordert im Mittel ca. 25 Minuten.

    Zur Ermittlung der Verbreitung betriebswirtschaftlicher Methoden werden je Methode die

    folgenden Fragen gestellt (in diesem Zusammenhang oft Items genannt):

    „Wie sehr sind Sie mit der Methode … vertraut?“

    „Wenn Sie mit dieser Methode vertraut sind, wie oft verwenden Sie diese?“

    Auf diese Fragen hin können die Berater für den Grad der Anwendungshäufigkeit und den

    Grad der Vertrautheit mit einer Methode ihre Einschätzung je auf einer fünfstufigen,

    bipolaren Ratingskala abgeben (s. Kapitel 4).

  • 3 Material und Methoden

    17

    Eine Skala mit einer ungeraden Anzahl von Antwortkategorien ermöglicht es den Befragten

    eine neutrale Antwortkategorie zu wählen und die Befragten nicht auf einen Standpunkt von

    pro oder kontra zu drängen. Beide Fragen können jeweils mit einer „Weiß nicht“-Kategorie

    beantwortet werden. Somit lassen sich Berater ohne jede Meinung zu der betreffenden Frage

    nicht zu einer Befürwortung der neutralen Kategorie verleiten. Das hätte die Verfälschung der

    Umfrageergebnisse zur Folge (Bühner, 2006, S. 54 ff.).

    In den darauffolgenden Fragen zu Organisationsform, Mandanten und dem Berater selbst,

    befinden sich vom Typ her sowohl offene und geschlossene Fragen als auch solche mit

    vorgegebenen (Mehrfach-) Antwortmöglichkeiten und verschiedenen, weiteren fünfstufigen

    Ratingskalen.

    3.2 Befragung von landwirtschaftlichen Betriebsberatern

    Die Stichprobe der namentlich angeschriebenen, betriebswirtschaftlichen Berater umfasst 420

    Personen aus ganz Deutschland. Sie ist ein sogenanntes Convenience Sample (willkürliche

    Auswahl), da fast ausschließlich solche Berater erfasst werden, deren Kontaktdaten über das

    Internet abrufbar sind. Die Stichprobe beinhaltet indes auch solche betriebswirtschaftlichen

    Berater, deren Tätigkeitsfeld nicht explizit auf die Landwirtschaft beschränkt ist. So werden

    betriebswirtschaftliche Berater der fachverwandten Bereiche Forstökonomie und

    Gartenbauökonomie mit in die Stichprobe einbezogen. Im Zeitraum des 10. Oktober bis zum

    05. November 2013 schlossen die Umfrage 89 der angeschriebenen Personen vollständig und

    verwertbar ab, was einer Rücklaufquote von 21,2 % entspricht. Im Folgenden werden die

    Eigenschaften derjenigen landwirtschaftlichen Betriebsberater näher beleuchtet, die die

    Ergebnisse dieser Umfrage liefern.

  • 3 Material und Methoden

    18

    Tabelle 2: Übersicht über Berufsabschlüsse der Teilnehmer mit deren Berufserfahrung

    Häufigkeit

    absolut

    Prozent

    %

    Gesamte

    Berufserfahrung

    Ø in Jahren

    Berufserfahrung

    als Berater

    Ø in Jahren

    Gültig

    Universitätsdiplom 42 47,2 22,5 18,2

    Fachhochschuldiplom 27 30,3 21,2 16,2

    Promotion 8 9,0 21,8 18,1

    M.Sc. (Uni) 5 5,6 13,4 10,8

    B.Sc. (FH) 3 3,4 16 14,3

    M.Sc. (FH) 1 1,1 41 41

    Meisterprüfung 1 1,1 40 27

    Sonstiges 1 1,1 22 13

    k. A. 1 1,1 37 37

    Gesamtsumme 89 100,0 21,9 17,5

    Quelle: eigene Berechnung

    Wie in der Tabelle anhand der Zahlen ersichtlich, hat mehr als die Hälfte (61,2 %) der

    befragten Berater einen Berufsabschluss an einer Universität erworben. Sie wurden an einer

    Universität promoviert oder erwarben dort das Diplom oder den M.Sc. Ebenfalls einen großen

    Anteil (34,8 %) stellen Berater mit einem Abschluss an einer Fachhochschule (FH). Im

    Durchschnitt sind die Berater mit 95%iger Wahrscheinlichkeit ca. zwischen 21 und 25 Jahren

    im Berufsleben und ca. zwischen 17 und 21 Jahren beratend tätig. Berater, die einen

    berufsqualifizierenden Abschluss der heute ausgelaufenen Diplomstudiengänge besitzen, sind

    im Mittel deutlich älter, als solche, die einen Abschluss der neuen Bachelor- und

    Masterstudiengänge besitzen. Auffällig ist, dass sich kein Bachelorabsolvent der Universität

    unter den Teilnehmern befindet, der nicht einen zusätzlichen Mastertitel erworben hat. Die

    Antwort des einzigen M.Sc. (FH) muss im Hinblick auf die erst kürzlich an Fachhochschulen

    eingeführten Masterstudiengänge und die im Vergleich dazu viel zu hohe Berufserfahrung als

    fragwürdig betrachtet werden.

  • 3 Material und Methoden

    19

    Tabelle 3: Anteil Berater aus den jeweiligen Organisationsformen und spezifische Eigenschaften

    Häufigkeit

    absolut

    Prozent

    %

    Anzahl der Mandanten je

    Berater

    Betriebsfläche ihrer

    Mandanten

    ha

    Mittelwert Ø Median Mittelwert Ø Median

    Gültig

    Privatwirtschaft 42 47,2 64,65 50

    573,71 300

    Offizialberatung 29 32,6 49,80 40

    105,47 100

    Sonstiges 9 10,1 58 45

    176,25 195

    Verband 8 9,0 82,14 90

    136,25 115

    k. A. 1 1,1 . . . .

    Gesamt 89 100,0 60,88 50 366,57 150

    Quelle: eigene Berechnung

    In Tabelle 3 wird erkennbar, in welcher Organisationsform die befragten Berater tätig sind.

    Die in Kapitel 2.2 beschriebenen Säulen der Organisationsformen in der Beratung finden sich

    hier insoweit wieder, als dass Kirchen und Verbände voneinander getrennt erfasst wurden und

    der vor- und nachgelagerte Bereich unter „Sonstiges“ behandelt wird. Mit 79,8 % bilden

    zusammengenommen die Berater aus Privatwirtschaft und Offizialberatung die Hauptvertreter

    unter den Teilnehmern. Fast die Hälfte der gesamten Teilnehmer (47,2 %) ist privatrechtlich

    organisiert. Eine Minderheit (9 %) ist in Verbänden organisiert, worunter z. B. als Verein

    organisierte Beratungsringe fallen. Kirchliche Träger wurden in keinem Fall als

    Organisationsform genannt. Anhand der Anzahl der betreuten Mandanten je Teilnehmer ist

    ablesbar, welche Dimension die Anzahl der Fälle besitzt, die ein Berater im Alltag überblickt.

    Die Berater der Offizialberatung haben im Mittel die wenigsten, die der Verbände die meisten

    Fälle. Die letzten zwei Spalten geben einen Überblick darüber, wie sich die

    Betriebsflächengrößen der Mandanten je Organisationsform unterscheiden. Die größten

    Angaben in Bezug auf die betreute Betriebsfläche tätigen Berater aus der Privatwirtschaft, die

    kleinsten solche aus der Offizialberatung. Der Median, unter dessen Wert sich 50 % aller

    gegebenen Antworten befinden, wird neben dem arithmetischen Mittelwert zusätzlich

    aufgeführt. Er ist robust gegenüber Ausreißern, was eine bessere Einschätzung der Gesamtheit

    der Antworten zulässt. Ausreißer sind Angaben von Teilnehmern, die weit von den meisten

    anderen Antworten zu einer Frage abweichen. Z. B. liegen 50 % der Angaben zur betreuten

  • 3 Material und Methoden

    20

    Betriebsfläche privatrechtlicher Berater unter 300 ha. Der entsprechende arithmetische

    Mittelwert legt aber mit 573,71 ha Fläche nahe, dass privatrechtliche Berater z. T. deutlich

    positiv abweichende Werte nennen. Die Spanne der Angaben von diesen Beratern erstreckt

    sich von 10 ha (Minimum) auf 2650 ha (Maximum). Das Maximum in der Offizialberatung

    liegt zum Vergleich bei 200 ha. Der Unterschied der betreuten Betriebsfläche ist zwischen

    privatrechtlicher Beratung und Offizialberatung signifikant von null verschieden. Der

    Unterschied ist darüber hinaus zu jeder anderen Organisationsform (Verband und

    „Sonstiges“) ebenso signifikant (s. Tabelle 4). Varianzgleichheit wurde hierbei nicht

    angenommen. Das Signifikanzniveau α ist hier und im Folgenden stets 5 %.

    Tabelle 4: Betreute Betriebsfläche der privatrechtlichen Beratung ist signifikant größer

    (I) Organisationsform (J) Organisationsform

    Mittelwertdifferenz

    (I-J) t Signifikanz Test

    Tamhane-

    T2

    Privatwirtschaft Offizialberatung 468,235 -4,436 0,001

    Verband 437,456 4,085 0,000

    Sonstiges 397,456 -3,384 0,012

    Quelle: eigene Berechnung

    Angemerkt sei an dieser Stelle, dass sich Betriebsberatung nach diesen Zahlen nur

    verhältnismäßig große Betriebe in Deutschland leisten. Nur 22,8 % der deutschen

    landwirtschaftlichen Betriebe umfassen im Jahr 2010 mindestens zwischen 100 und 200 ha,

    7,2 % der Betriebe mindestens zwischen 200 und 500 ha (s. Anhang: Größenklassen der

    landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland).

    Die Werte der Spalte „Gesamt“ in Tabelle 5 zeigen je Zeile, welcher Anteil an Beratern das

    jeweilige Beratungsangebot als zutreffend für seine Organisation nennt. Grundsätzlich können

    die Teilnehmer mehrere der Kategorien gleichzeitig wählen. In absteigender Reihenfolge ist

    ersichtlich, welche Unternehmensangebote am häufigsten genannt werden.

  • 3 Material und Methoden

    21

    Tabelle 5: Angebot der Berater und ihrer Organisationen

    Angebot der Organisation

    Beratungsangebot je Berater Gesamt

    Investitions-

    planung

    Produktions

    -planung

    Beratung

    Pflanzenbau/

    Tierhaltung

    Betriebs-

    vergleiche

    Betriebsplan-

    erstellung

    Risiko-

    analyse

    Betriebswirtschaftliche

    Beratung

    73 70 28 76 71 49 85

    85,9 % 82,4 % 32,9 % 89,4 % 83,5 % 57,6 % 100,0 %

    Spezialberatung

    (Pflanzenbau/Tierhaltung)

    55 56 26 60 54 38 66

    64,7 % 65,9 % 30,6 % 70,6 % 63,5 % 44,7 % 77,6 %

    Sachverständigengutachten 31 32 12 34 32 26 36

    36,5 % 37,6 % 14,1 % 40,0 % 37,6 % 30,6 % 42,4 %

    Steuerberatung 3 2 0 3 3 3 3

    3,5 % 2,4 % 0,0 % 3,5 % 3,5 % 3,5 % 3,5 %

    Wirtschaftsprüfung 3 2 1 3 3 2 3

    3,5 % 2,4 % 1,2 % 3,5 % 3,5 % 2,4 % 3,5 %

    Rechtsberatung 2 1 1 2 2 2 2

    2,4 % 1,2 % 1,2 % 2,4 % 2,4 % 2,4 % 2,4 %

    Gesamt 73 70 28 76 71 49

    85,9 % 82,4 % 32,9 % 89,4 % 83,5 % 57,6 %

    Quelle: eigene Berechnung

    Alle 85 Berater, die eine Antwort zu beiden betreffenden Fragen abgegeben haben, behaupten

    sogar, dass ihre Organisation betriebswirtschaftliche Beratung im Angebot führt. Ein Faktum,

    das die Auswahl der Stichprobe rechtfertigt. Die Werte der Zeile „Gesamt“ bilden pro Spalte

    ab, welcher Anteil an Beratern erklärt, dass das individuelle Beratungsangebot auf ihn zutrifft.

    Die Einzelwerte in der obigen Tabelle werfen den Zusammenhang auf, welche persönlichen

    Angebote mit denen einer Organisation einhergehen und umgekehrt. So behauptet niemand,

    während er in einer Steuerberatung tätig ist, beratend im Bereich Pflanzenbau und/oder

    Tierhaltung zu sein. Sehr deutlich ist der Zusammenhang zwischen betriebswirtschaftlicher

    Beratung auf Organisationsebene und dem persönlichen Leistungsangebot. Wer

    betriebswirtschaftliche Beratung anbietet, arbeitet oft in einer Organisation, die sich auf

    solche Beratung ausgerichtet hat. Die prozentuale Häufigkeit je Einzelwert steht in Relation

    zur Gesamtzahl der 85 Berater, die auf jeweils beide Fragen geantwortet haben.

  • 3 Material und Methoden

    22

    Tabelle 6 differenziert zusätzlich, wie viele Berater einer Organisationsform ein bestimmtes

    persönliches Angebot ausüben. Die Häufigkeiten eines Beratungsangebotes stehen in Relation

    zur Anzahl derer, die sich der jeweiligen Organisationsform zugeordnet haben.

    Tabelle 6: Individuelles Beraterangebot je Organisationsform

    Beratungsangebot je Berater

    Organisationsform

    Privatwirtschaft Offizialberatung Sonstiges Verband

    Häufigkeit

    %

    Häufigkeit

    %

    Häufigkeit

    %

    Häufigkeit

    %

    Investitionsplanung 92,9 79,3 55,6 87,5

    Produktionsplanung 81,0 79,3 77,8 87,5

    Spezialberatung

    (Pflanzenbau/Tierhaltung)

    42,9 0,0 55,6 62,5

    Betriebsvergleich 88,1 89,7 77,8 75,0

    Erstellung von Betriebsplänen 90,5 75,9 44,4 87,5

    Risikoanalyse 54,8 58,6 33,3 75,0

    Quelle: eigene Berechnung

    Risikoanalysen (s. Kapitel 2.1.3) werden von allen relativ selten gewählt. Betriebspläne

    (s. Kapitel 2.1.4) werden demgegenüber relativ häufig genannt. Aus der Offizialberatung gibt

    es keinen Betriebsberater, der zusätzlich im Pflanzenbau und/oder der Tierhaltung

    konsultierend tätig ist. Der Unterschied ist hoch signifikant gegenüber den anderen

    Organisationsformen, was auf eine klare Aufgabenteilung in der Offizialberatung schließen

    lässt. Insgesamt zeichnen die Werte der Tabelle 6 für alle Berater aber ein sehr vielseitiges

    Bild, wobei zwischen den Organisationsformen wenige Unterschiede zu erkennen sind.

    Nur in der Erstellung von Betriebsplänen ist mit einem zweiseitigen t-Test ein weiterer,

    signifikanter Unterschied zu finden, nämlich zwischen der Gruppe „Sonstiges“ und der

    Privatwirtschaft (mit Irrtumswahrscheinlichkeit p = 3,2 %, keine Varianzhomogenität und

    t = 2,535).

  • INSTITUT FÜR AGRARÖKONOMIE

    CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL

    23

    4 Ergebnisse

    In Abbildung 2 ist ein zentrales Ergebnis dieser Arbeit in einem vertikalen Liniendiagramm

    dargestellt. Es zeigt die am häufigsten genannten Antworten zu Bekanntheits- und

    Anwendungsgrad jeder betriebswirtschaftlichen Methode, die sogenannten Modalwerte. Gut

    erkennbar ist, welche Methoden sehr bekannt sind und welche niemals verwendet werden.

    Dazu ist rechts erklärt, mit welcher Antwortkategorie die Zahlen entlang der horizontalen

    Primär- und Sekundärachse verschlüsselt sind. Antworten der „Weiß nicht“-Kategorie werden

    Abbildung 2: Bekanntheit und Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden

    Quelle: eigene Darstellung

    Bekanntheitsgrad:

    1 = sehr bekannt

    2 = ziemlich bekannt

    3 = mittelmäßig bekannt

    4 = wenig bekannt

    5 = nicht bekannt

    Anwendungsgrad:

    1 = stets verwendet

    2 = häufig verwendet

    3 = gelegentlich verwendet

    4 = selten verwendet

    5 = nie verwendet

  • 4 Ergebnisse

    24

    für keine Berechnung herangezogen. Dynamische Amortisationsrechnung,

    Sollzinssatzmethode und Monte-Carlo-Simulation werden nicht nur nie bis selten eingesetzt,

    sondern sogar nicht bis wenig gekannt. Dagegen gibt es eine ganze Reihe Methoden, die mit

    sehr positiven Ratings auffallen. Die Methoden der Liquiditätsplanung und Effizienzkontrolle

    aus Kapitel 2.1.4 werden als sehr bekannt gewertet und scheinen für die alltägliche Praxis mit

    einem Rating von „häufig“ bis „stets verwendet“ sehr wichtig zu sein. Der vertikale

    Betriebsvergleich ist insofern besonders hervorzuheben, als dass er sowohl sehr bekannt ist,

    als auch stets verwendet wird. Somit ist der vertikale Betriebsvergleich die einzige Methode,

    die überhaupt als „stets verwendet“ markiert wurde. Bemerkenswert ist, dass 11 von 19

    Methoden, also mehr als die Hälfte, mindestens häufig verwendet werden und mindestens

    ziemlich bekannt sind. Es ist auffällig, dass mit Ausnahme der Annuitätenmethode und

    Sensitivitätsanalyse dynamische Methoden am häufigsten mit „wenig“ oder „nie verwendet“

    wiedergegeben werden. Eine Tendenz zur Mitte ist insgesamt auf Abbildung 2 nicht zu

    erkennen. Die Messpunkte des Bekanntheitsgrades der Methoden wurden im Gegensatz zum

    Anwendungsgrad mit einer Linie verbunden. Das soll hervorheben, dass kein Messpunkt der

    Anwendungshäufigkeit über dem seines jeweiligen Bekanntheitsgrades liegt. Die Linie des

    Bekanntheitsgrades limitiert die Ausprägungen des Anwendungsgrades.

    Im nächsten Schritt wird nun den Ursachen für den Grad der Anwendungshäufigkeit

    statistisch nachgegangen. Dazu werden Mittelwertvergleiche, Regressionen und Korrelationen

    herangezogen.

    4.1 Korrelation zwischen Methodenkenntnis und Anwendungsgrad

    In Abbildung 3 sind die Rangkorrelationskoeffizienten zwischen der Kenntnis einer

    betriebswirtschaftlichen Methode und ihrem Grad der Anwendung abgebildet. Die

    Berechnung erfolgte anhand der Spearman-Rangkorrelation. Sie prüft die Ausprägung eines

    linearen Zusammenhangs zwischen ordinalskalierten Daten (Bühner, 2006, S. 397 ff.). Die zu

    prüfende Hypothese ist, ob Bekanntheitsgrad und Anwendungshäufigkeit aufeinander

    Einfluss erheben. Wie an den Rangkorrelationskoeffizienten zu erkennen, trifft diese

    Hypothese zu. Die Kenntnis einer Methode besitzt einen mittel bis sehr starken, positiven

    Zusammenhang zum Grad ihrer Anwendung. Die Ausprägung des

    Rangkorrelationskoeffizienten bildet den Näherungsgrad einer Gerade für den empirischen

    Zusammenhang ab. Ein Koeffizient drückt zwischen 0,4 und 0,6 eine mittlere, zwischen 0,6

    und 0,8 eine starke und zwischen 0,8 und 1 eine sehr starke Korrelation aus. Für 7 von 19

    Methoden besagt der Koeffizient einen starken Zusammenhang, für die Sensitivitätsanalyse

  • 4 Ergebnisse

    25

    sogar einen sehr starken Zusammenhang. Mit einem zweiseitigen t-Test wird für jeden

    Koeffizienten geprüft, ob der Zusammenhang null sein könnte. Die infolge dessen ermittelten

    Irrtumswahrscheinlichkeiten p liegen für jeden aufgelisteten Koeffizienten nahe bei null.

    Daher gilt, dass der besagte Zusammenhang – jede Methode für sich genommen – nicht

    zufällig besteht. In anderen Worten ausgedrückt: Die gemessenen Werte liegen nicht zufällig

    auf der Näherungsgeraden.

    Abbildung 3: Spearman-Rangkorrelation der Kenntnis einer Methode mit dem Grad ihrer Anwendung

    Quelle: eigene Berechnung

  • 4 Ergebnisse

    26

    Die Monte-Carlo-Simulation springt im obigen vertikalen Liniendiagramm auffällig aus der

    Reihe. Eine lineare Regression des Einflusses von Methodenkenntnis der Monte-Carlo-

    Simulation auf ihre Anwendung gibt ein Indiz für die Korrektheit des o. g. Koeffizienten.

    Tabelle 7: Output einer linearen Regression für den Anwendungsgrad einer Methode

    Modell-Nr. R R-Quadrat

    Standardfehler der

    Schätzung

    1a Monte-Carlo-Simulation 0,258 0,067 a 1,063

    2b Sensitivitätsanalyse 0,845 0,715 b 0,719

    a. Erklärungsgehalt Kenntnisgrad der Monte-Carlo-Simulation

    b. Erklärungsgehalt Kenntnisgrad der Sensitivitätsanalyse

    Quelle: eigene Berechnung

    Das in der Tabelle 7 berechnete R entspricht dem Korrelationskoeffizienten nach Pearson.

    Quadriert gibt R Auskunft über den Anteil der erklärten an der gesamten Streuung der

    abhängigen Variable. Daraus folgt, dass die Methode mit dem jeweils höchsten und

    niedrigsten Korrelationskoeffizienten im Regressionsmodell ebenfalls eine jeweils hohe und

    niedrige Erklärungsgüte liefert. Der Standardfehler der Schätzung in der rechten Spalte ist die

    Wurzel aus der Summe der mittleren Abweichungsquadrate, die nicht durch das Modell

    erklärt werden. Je kleiner der Fehler ist, desto geringer ist der Einfluss, den der Zufall auf das

    Modell ausübt. Im Modell 2 ist dieser Einfluss relativ geringer.

    Tabelle 8: Geschätzter Einfluss Methodenkenntnis auf Grad der Anwendung

    Modell-Nr.

    Nicht standardisierte Koeffizienten

    t Signifikanz β Standardfehler

    1a (Konstante) 3,515 0,471 7,459 0,000

    Kenntnisgrad der Monte-Carlo-Simulation 0,261 0,105 2,478 0,015

    2b (Konstante) 0,814 0,160 5,091 0,000

    Kenntnisgrad der Sensitivitätsanalyse 0,851 0,058 14,672 0,000

    a. Abhängige Variable: Monte-Carlo-Simulation Anwendungsgrad

    b. Abhängige Variable: Sensitivitätsanalyse Anwendungsgrad

    Quelle: eigene Berechnung

  • 4 Ergebnisse

    27

    In Tabelle 8 zeigt die Irrtumswahrscheinlichkeit p in der rechten Spalte dennoch, dass zwar

    die Methodenkenntnis im Modell 1 einen signifikanten Einfluss besitzt, aber die

    Gesamtstreuung der abhängigen Variablen im Modell allein nur zu 6,7 % erklärt (s. R-

    Quadrat 0,067). Für die Monte-Carlo-Simulation liefert die Methodenkenntnis demnach nicht

    den triftigen Erklärungsgrund für ihre Nichtanwendung in der Praxis. Die Methodenkenntnis

    der Sensitivitätsanalyse liefert für den Grad ihrer Anwendung im Modell 2 eine deutliche

    Erklärung (s. R-Quadrat 0,715). Dies legt nahe, dass es für Methoden mit kleinerem

    Rangkorrelationskoeffizienten, insbesondere solchen mit einem Wert kleiner als 0,6, noch

    weitere Erklärungen geben muss als allein ihren Kenntnisgrad. Der Buchstabe β sagt aus, um

    wie viel sich der Anwendungsgrad einer Methode ändert, sobald der Kenntnisgrad erhöht oder

    verringert wird.

    Im Folgenden wird getestet, ob sich die Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden

    signifikant zwischen den einzelnen Organisationsformen, den Charakteren der Mandanten,

    den Berufsabschlüssen der Berater usf. unterscheidet.

    4.2 Mittelwertvergleiche mittels t-Test

    Jedem t-Test auf den signifikanten Unterschied zweier Mittelwerte wurde ein Levene-Test auf

    Varianzhomogenität bzw. -gleichheit vorangestellt. Je nach Entscheidung des Levene-Tests

    wird der t-Test für Varianzgleichheit oder -ungleichheit ausgeführt. In der Tabelle ist jeweils

    angegeben, ob Varianzgleichheit mit 95%iger Wahrscheinlichkeit zutrifft oder nicht (Janssen

    & Laatz, 2010, S. 342). Der Buchstabe t gibt die Teststatistik, der Buchstabe p die

    Irrtumswahrscheinlichkeit an. Die Spalte, in der die zugehörigen Mittelwerte für einen

    Berufsabschluss oder eine Organisationsform gelistet werden, ist mit einer (1) oder einer (2)

    hinter jedem Berufsabschluss markiert. Zur besseren Übersichtlichkeit sind die Mittelwerte in

    der Spalte nach Größenvergleich je Zeile hoch oder niedrig angeordnet. Von Tabelle 12 an

    sind die verglichenen Mittelwerte in der zugehörigen Spalte danach aufgeteilt, ob sie auf die

    betrachtete Gruppe zutreffen oder nicht.

    In Tabelle 9 werden signifikante Unterschiede zwischen Beratern mit jeweils verschiedenen

    Berufsabschlüssen deutlich. Berater mit einem B.Sc. (FH) verwenden die aufgelisteten

    Methoden jeweils nur selten und weichen damit signifikant von den anderen, aufgelisteten

    Beratern ab. Sie verwenden z. B. die Voranschlagsrechnung viel seltener als Berater mit

    einem M.Sc. (Uni), die diese sogar eher häufig anwenden. Zwischen Besitzern des

    Fachhochschuldiploms und denen eines M.Sc. (Uni) tritt ein ähnlicher Unterschied zutage.

  • 4 Ergebnisse

    28

    Tabelle 9: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Berufsabschlüssen der Berater

    Quelle: eigene Berechnung

    Tabelle 10 offenbart, dass privatrechtliche Berater gegenüber allen anderen Gruppen von der

    Planungsmethode des vollständigen Finanzplans signifikant häufiger Gebrauch machen. Die

    Anwendung der Monte-Carlo-Simulation ist in ähnlicher Form nur in der privatrechtlichen

    Beratung signifikant häufiger. Hierzu sei angemerkt, dass der absolute Unterschied in der

    Anwendungshäufigkeit nicht sehr hoch ausfällt.

    Methode

    Berufsabschluss des

    Beraters

    Mittelwert

    Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)

    (1) (2) t p

    Gewinnvergleichsrechnung B.Sc. (FH) (1) 2,38 Varianzgleichheit -8,881 0,000

    vs.

    Promotion (2) 4 nicht angenommen

    Gewinnvergleichsrechnung B.Sc. (FH) (1)

    vs. 2,76 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -7,016 0,000

    Universitätsdiplom (2) 4

    Gewinnvergleichsrechnung B.Sc. (FH) (1)

    vs. 2,26 Varianzgleichheit

    angenommen

    -3,016 0,005

    Fachhochschuldiplom (2) 4

    Voranschlagsrechnung B.Sc. (FH) (1)

    vs. 2,43 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,319 0,049

    Promotion (2) 4

    Voranschlagsrechnung B.Sc. (FH) (1)

    vs. 2,54 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,044 0,047

    Universitätsdiplom (2) 4

    Voranschlagsrechnung B.Sc. (FH) (1)

    vs. 2,2 Varianzgleichheit

    angenommen

    -3,608 0,011

    M.Sc. (Universität) (2) 4

    Voranschlagsrechnung Fachhochschuldiplom (1)

    vs. 2,2 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -2,574 0,018

    M.Sc. (Universität) (2) 3,04

  • 4 Ergebnisse

    29

    Tabelle 10: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Organisationsform des Beraters

    Methode

    Organisationsform des

    Beraters

    Mittelwert

    Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)

    (1) (2) t p

    Vollständiger Finanzplan Privatr. Beratung (1) 2,12 Varianzgleichheit

    angenommen

    -3,355 0,001

    vs.

    Offizialberatung (2) 2,97

    Vollständiger Finanzplan Privatr. Beratung (1) 2,12 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,048 0,046

    vs.

    Sonstiges 2,89

    Vollständiger Finanzplan Privatr. Beratung (1) 2,12 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,523 0,015

    vs. Verbandsberatung (2) 3,13

    Monte-Carlo-Simulation Privatr. Beratung (1)

    vs. 4,48 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -2,352 0,023

    Offizialberatung (2) 4,97

    Monte-Carlo-Simulation Privatr. Beratung (1)

    vs. 4,48 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -2,553 0,014

    Verband (2) 5

    Quelle: eigene Berechnung

    Tabelle 11: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Berufserfahrung als Berater

    Methode

    Berufserfahrung als

    Berater

    Mittelwert

    Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)

    ja nein t p

    Vermögensendwertmethode 4 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -3,079 0,004

    weniger als 21 Jahre 4,66

    Quelle: eigene Berechnung

    Um für die einzelnen Methoden Unterschiede hinsichtlich des Alters der Berater aufzudecken,

    präsentiert Tabelle 11 die Berufserfahrung als Berater. Diese werden in zwei Gruppen

    aufgeteilt. Junge Berater als eine Gruppe für sich ergeben keine signifikanten Ergebnisse

    gegenüber dem Rest. Teilt man jedoch die relativ älteren Berater ab, so ergibt sich ein

    signifikanter Unterschied im Anwendungsgrad der Vermögensendwertmethode. Angemerkt

    sei hierzu, dass die durchschnittliche Berufserfahrung als Berater laut Tabelle 2 bei 17,5

    Jahren liegt. Mit einer Berufserfahrung als Berater von über 21 Jahren sind die Berater damit

    relativ älter.

  • 4 Ergebnisse

    30

    Tabelle 12: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Angeboten der

    Beratungsorganisation

    Methode

    Angebotsart der

    Beratungsorganisation

    Mittelwert

    Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)

    ja nein t p

    Kostenvergleichsrechnung 2,27 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,692 0,009

    Sachverständigen-

    gutachten 2,85

    Kostenvergleichsrechnung 2 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -5,594 0,000

    Wirtschaftsprüfung 2,63

    Vermögensendwertmethode 4,35 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    6,269 0,000

    Wirtschaftsprüfung 5

    Vollständige Finanzpläne 2 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -4,678 0,000

    Wirtschaftsprüfung 2,58

    Voranschlagsrechnung 2 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -5,609 0,000

    Wirtschaftsprüfung 2,77

    Voranschlagsrechnung 1,33 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -2,035 0,045

    Steuerberatung 2,81

    Vertikaler Betriebsvergleich 1 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -8,9 0,000

    Steuerberatung 1,86

    Kostenvergleichsrechnung 2 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -5,583 0,000

    Rechtsberatung 2,62

    Dynamische

    Amortisationsrechnung

    1,5 Varianzgleichheit

    angenommen

    -3,552 0,001

    Rechtsberatung 4,06

    Sensitivitätsanalyse 2,83 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    -15,366 0,000

    Betriebswirtschaftliche

    Beratung 5

    Voranschlagsrechnung 2,7 Varianzgleichheit

    nicht angenommen

    Betriebswirtschaftliche

    Beratung 5 -17,259 0,000

    Horizontaler

    Betriebsvergleich

    Betriebswirtschaftliche

    1,89 Varianzgleichheit

    angenommen

    -4,219 0,000

    Beratung 4,5

    Vertikaler Betriebsvergleich 1,78 Varianzgleichheit

    angenommen

    Betriebswirtschaftliche

    Beratung 4 -3,709 0,000

    Kapitalwertmethode Spezialberatung

    (Pflanzenbau/ 3 Varianzgleichheit

    angenommen

    2,752 0,007

    Tierhaltung) 3,72

    Quelle: eigene Berechnung

  • 4 Ergebnisse

    31

    Fortsetzung Tabelle 12

    Methode

    Angebotsart der

    Beratungsorganisation

    Mittelwert

    Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)

    ja nein t p

    Horizontaler

    Betriebsvergleich

    Spezialberatung

    (Pflanzenbau/ 1,83 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,098 0,046

    Tierhaltung) 2,38

    Quelle: eigene Berechnung

    Viele interessante Ergebnisse bildet Tabelle 12 hinsichtlich des Anwendungsunterschieds von

    bestimmten Methoden im Zusammenhang mit den Beratungsangeboten einer Organisation ab.

    Die betriebswirtschaftlichen Beratungen wenden überzufällig öfter die Sensitivitätsanalyse,

    die Voranschlagsrechnung usf. an. Anders ausgedrückt heißt das: Diejenigen, die keine

    betriebswirtschaftliche Beratung in ihrer Organisation durchführen, setzen jene Methoden

    signifikant weniger ein. In Organisationen mit Spezialberatung (Pflanzenbau/Tierhaltung)

    wird die Kapitalwertmethode weniger, der horizontale Betriebsvergleich öfter verwendet.

    Tabelle 13: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Geschäftsfeldern der Mandanten

    Methode

    Gewerbearten der

    Mandanten

    Mittelwert

    Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)

    ja nein t p

    Gewinnvergleichsrechnung 2,33 Varianzgleichheit 2,486 0,015

    Futterbaubetriebe 2,87 nicht angenommen

    Kostenvergleichsrechnung 2,29 Varianzgleichheit

    angenommen

    2,896 0,005

    Veredlungsbetriebe 2,89

    Statische

    Amortisationsrechnung

    2,92 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,246 0,027

    Sonderkulturen 3,64

    Voranschlagsrechnung 2,08 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,038 0,045

    Sonderkulturen 2,86

    Interne Zinsfuß Methode Vermietung und 2,86 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,459 0,016

    Verpachtung 3,87

    Sensitivitätsanalyse 2,6 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,122 0,037

    Ackerbaubetrieb 3,2

    Horizontaler

    Betriebsvergleich

    1,62 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,294 0,024

    Biogas 2,1

    Betriebszweigabrechnung 1,97 Varianzgleichheit

    angenommen

    2,681 0,009

    Direktvermarktung 2,73

    Quelle: eigene Berechnung

  • 4 Ergebnisse

    32

    Tabelle 13 identifiziert Unterschiede für solche Berater, die verschiedene Geschäftsfelder

    ihrer Mandanten notieren. Das heißt, die Tabelle unterscheidet zwischen Beratern, die z. B.

    Futterbaubetriebe zu ihrem Mandantenkreis zählen oder nicht. Für Berater, die u. a.

    Sonderkulturen betreuen, sind zwei signifikante Unterschiede verzeichnet. Sie setzen die

    statische Amortisationsrechnung sowie die Voranschlagsrechnung häufiger ein. In der

    Zusammenarbeit mit Biogasanlagenbetreibern ist für Berater der horizontale

    Betriebsvergleich überdurchschnittlich wichtiger. Für Futterbaubetriebe ist die

    Gewinnvergleichs- und für Veredlungsbetriebe die Kostenvergleichsrechnung

    verhältnismäßig wenig von Bedeutung.

    In Tabelle 14 ist der Unterschied zwischen betreuter Betriebsfläche eines Beraters und dem

    Anwendungsgrad der betriebswirtschaftlichen Methoden untersucht. Ein signifikanter

    Unterschied ergab sich jedoch nur nach Teilung der Beobachtungen für die Betriebsflächen in

    zwei Gruppen. Dieser Unterschied betrifft die Sensitivitätsanalyse. Sie wird in der

    Zusammenarbeit mit Betrieben kleiner 90 ha relativ seltener in Anspruch genommen.

    Tabelle 14: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Betriebsfläche der Mandanten

    Methode

    Betriebsfläche der

    Mandanten

    Mittelwert

    Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)

    ja nein t p

    Sensitivitätsanalyse 2,58 Varianzgleichheit

    angenommen

    -2,358 0,022

    < 90 ha 3,55

    Quelle: eigene Berechnung

    Es sei angemerkt, dass das arithmetische Mittel, wie es hier zur Untersuchung auf signifikante

    Unterschiede gebraucht wird, für ordinalskalierte Daten keine sinnvolle

    Interpretationsgrundlage hinsichtlich der Bereiche zwischen zwei Antwortmöglichkeiten

    liefert. Die Abstände zwischen den ordinalskalierten Antworten sind jeweils nicht

    interpretierbar. Es kann daher nicht anhand des Mittelwertes von irgendeiner Vervielfachung

    des Einsatzes der untersuchten Methoden gegenüber anderen ausgegangen werden. Nur

    Median und Modalwert bieten für ordinalskalierte Daten als Lagemaße eine zulässige

    Interpretationsgrundlage, da sie die Abstände zwischen zwei Antwortmöglichkeiten außer

    Acht lassen.

  • 4 Ergebnisse

    33

    4.3 Bedeutung der Methoden aus Sicht der Berater

    Die Regression in einem linearen Modell von Anzahl der eigenen Mandanten, betreute

    Betriebsfläche und gesamter Berufserfahrung auf den Grad der Anwendung führte in keinem

    Fall zu einem sinnvollen Ergebnis. Das heißt, diese intervallskalierten Variablen sind nicht

    mit dem Grad der Anwendung einer Methode in einen linearen Zusammenhang zu bringen.

    Dennoch können aus der Perspektive der Berater gewisse Kausalzusammenhänge aufgestellt

    werden.

    Mit der Betriebsorganisation des Mandanten wird in dieser Arbeit in Haupt- bzw.

    Nebenerwerbsbetriebe oder Kapital- bzw. Personengesellschaften unterschieden. Unter

    Personengesellschaften fallen z. B. die Rechtsformen offene Handelsgesellschaft (OHG),

    Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und Kommanditgesellschaft (KG), unter

    Kapitalgesellschaften z. B. die Rechtsformen Aktiengesellschaft (AG), Gesellschaft mit

    beschränkter Haftung (GmbH), Stiftung und Genossenschaft.

    Tabelle 15: Organisationsformen der Mandanten und Bedeutungsgrad der Methoden

    Nebenerwerbs-

    betriebe

    Haupterwerbs-

    betriebe

    Personengesell-

    schaften

    Kapitalgesell-

    schaften

    N Gültig 72 83 74 69

    „am wichtigsten“ 3,4 % 28,1 % 16,9 % 19,1 %

    Modalwert mittelmäßig sehr wichtig sehr wichtig sehr wichtig

    Quantile 25 sehr wichtig am wichtigsten am wichtigsten am wichtigsten

    50 wichtig sehr wichtig sehr wichtig sehr wichtig

    75 mittelmäßig sehr wichtig sehr wichtig wichtig

    Quelle: eigene Berechnung

    In Tabelle 15 ist der Modalwert für jede Organisationsform angegeben. Die Quantile drücken

    aus, wie die Einschätzung von mindestens 25 %, 50 % oder 75 % der befragten Berater

    ausfällt. 28,1 % der Berater hielten betriebswirtschaftliche Methoden für

    Haupterwerbsbetriebe am wichtigsten, 19,1 % für Kapitalgesellschaften, 16,9 % für

    Personengesellschaften und nur 3,4 % für Nebenerwerbsbetriebe. Der übrige Anteil der

    befragten äußerte sich für keine Organisationsform mit „am wichtigsten“. Hinsichtlich der

    Nebenerwerbsbetriebe (Modalwert „mittelmäßig“) kann demzufolge die Einschätzung der

  • 4 Ergebnisse

    34

    Berater dahingehend interpretiert werden, dass sie die Bedeutung betriebswirtschaftlicher

    Methoden für Nebenerwerbsbetriebe als relativ gering unter den Vergleichsgruppen

    einschätzen.

    Abbildung 4: Welche Punkt beeinflusst die bisher genannten Methoden am meisten?

    Quelle: eigene Darstellung

    Laut 74,07 % der Berater (s. Abbildung 4) ist der Einsatz von betriebswirtschaftlichen

    Methoden durch die Qualifikation der Mandanten limitiert. Auf die offene Frage, was die

    Berater an der Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden hindert, kam zudem

    überwiegend in verschiedensten Worten die Qualifikation des Mandanten zum Ausdruck.

    Dieses Problem kann sich in mangelndem Verständnis der Berechnungen oder am Mangel

    geeigneter Datendokumentation äußern. Zeitdruck wird in diesem Zusammenhang

    gleichermaßen genannt. Ein Berater schildert überdies, dass er seinen Mandanten per

    Schulnotensystem Mängel im Kennzahlbereich verständlich zu machen versucht.

  • 4 Ergebnisse

    35

    Abbildung 5: Anwendungsgrad von Methoden mit zunehmender Mandantenqualifikation

    Quelle: eigene Darstellung

    Den Kausalzusammenhang zwischen Methodenanwendung und Qualifikation des Mandanten

    unterstützt das Ergebnis der Frage zur Ausprägung des Einflusses der Mandantenqualifikation

    auf die Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden, indem gut 90 % der Berater den

    Einfluss positiv werten (s. Abbildung 5).

  • 4 Ergebnisse

    36

    Abbildung 6: Anwendungsgrad von Methoden mit steigender Betriebsgröße

    Quelle: eigene Darstellung

    Etwas weniger als in Abbildung 5, nämlich gut zwei Drittel (77,01 %) der Berater, gehen

    davon aus, dass die Bedeutung betriebswirtschaftlicher Methoden mit steigender

    Betriebsgröße zunimmt. Die Betriebsgröße umfasst hierbei die Faktorausstattung insgesamt.

    Ein Drittel sieht allerdings keinen Kausalzusammenhang in dieser Hinsicht.

    4.4 Anmerkungen der Berater

    Als solche Methoden, die im Fragebogen fehlen, nennen überdurchschnittlich viele Berater

    voneinander unabhängig die Vollkostenrechnung. Sie paart sich mit der

    Betriebszweigabrechnung und der Planungsrechnung unter dem Begriff der Kosten- und

    Leistungsrechnung. Gelehrt wird sie z. B. im Rechnungswesen. Zusammen mit der

    Betriebszweigauswertung wird die Vollkostenrechnung bereits auf die Frage genannt, welche

    Methoden den Beratern persönlich am wichtigsten sind. Hier nennen sehr viele Berater den

    horizontalen und vertikalen Betriebsvergleich. Der Betriebsvergleich hilft dabei, einem

    Mandanten verständlich die Stärken und Schwächen seines Betriebes zu vermitteln und

    mögliche Reserven aufzudecken. Die Bedeutung von Liquiditätsplänen wird von einigen

  • 4 Ergebnisse

    37

    Beratern besonders unterstrichen. Sie weisen dabei daraufhin, dass es in der Praxis sehr oft

    darum geht, wie der Status quo gesichert werden kann, weil die Stabilität eines Betriebes

    bereits gefährdet ist. Liquidität geht daher vor Rentabilität. Auch die

    Betriebszweigabrechnung und die statischen Investitionsplanungsmethoden wie die Gewinn-

    und Kostenvergleichsrechnung werden als gut gebräuchliche Methoden in der Praxis erachtet.

    Diese zentralen Methoden in der Betriebsberatung sind nicht nur für die Mandanten gut

    verständlich, sondern reichen auch in Bankgesprächen als Verhandlungsgrundlage aus. Hin

    und wieder nannten Berater die Sensitivitätsanalyse als für sie sehr wichtig. Sie begründeten

    ihre Präferenz damit, dass zum einen schnell wachsende Betriebe aufgrund von

    Kapitaldienstverpflichtungen ihre Liquidität genau und zuverlässig planen müssen und zum

    anderen, dass aufgrund von zugenommenen Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten

    ganz allgemein größere Reserven in der Liquiditätsplanung beachtet werden müssen.

    Abbildung 7: Ausbildungsweg und Berufsleben

    Quelle: eigene Darstellung

  • 4 Ergebnisse

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    Gemäß der Abbildung 7 sehen gut drei Viertel der Berater ihren Ausbildungsweg aus heutiger

    Sicht als zielführend. Ein Fünftel sieht diesen allerdings nur als mittelmäßig zielführend.

    Als Verbesserung der Lehre sowohl an der Universität als auch an der Fachhochschule

    verlangen 19 Berater in ihren Antworten auf die folgende offene Frage mehr Praxisbezug:

    „Welche zusätzlichen betriebswirtschaftlichen Inhalte und sonstigen Angebote hätten Sie sich

    für Ihr Studium gewünscht?“ Als Beispiele nannten sie in erster Linie praktische

    Problemanalysen wie horizontale oder vertikale Betriebszweiganalysen, Bilanzanalysen und

    Finanzplanung. Vier Berater würden gern mehr Risikomanagement in der Ausbildung

    durchnehmen lassen. Eine mehr interdisziplinäre Ausbildung wünschen sich 16 der Berater:

    Zum einen seien für den Beratungsalltag bestimmte soziale Kompetenzen (sogenannte

    Softskills) sehr wichtig, die man mit Fächern wie Beratungsmethodik oder Mediation stärken

    könne. Diese helfen dem Berater, dem Mandanten wichtige Entscheidungen zu vermitteln, sie

    in Veränderungsprozessen zu begleiten und dabei a