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Ausgabe 2018 20€
3Architektur & Design mit Beton
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1 opus C 3.2018
Kaum ein Baustoff hat sich in der Wahrnehmung der Menschen in den letzten Jahren mehr gewandelt als Beton. Als graues Material der monotonen Bausünden vergangener Jahre in Verruf geraten, hat sich Beton zum angesagten Material von Architekten auf der Suche nach purer Ästhetik entwickelt. Besonders Sichtbeton erlebt derzeit als Stilmittel und Gestal-tungsform moderner Architektur eine wahre Renaissance. Aber dieser außergewöhnliche Baustoff hat noch viel mehr zu bieten.
Betontechnologische Innovationen und Entwicklungen sowie die neuen Planungs- und Fertigungsmethoden im Zeitalter der Digitalisierung weisen den Weg in eine neue, auf-regende Zukunft. Selbstverdichtende und ultrahochfeste Betone versprechen filigrane Konstruk tionen und eine bisher nicht baubare Architektur. Zusammen mit der Mannigfaltig-keit bei der Gestaltung bietet sich ein unendlich weites Feld für die Kreativität der Planer. Oberflächent exturen, Farben – fast alles ist möglich, selbst transluzente Betone werden ver-baut. Ge lungene Beispiele, ob in Fertigteilbauweise oder in Ortbeton hergestellt, dieser neuen Betonarchitektur zeigen wir wieder unser Ausgabe, wie etwa ein wunderbar puristische Einfamilien haus in Pliezhausen, ein Wohngebäude aus innovativem Infraleichtbeton oder das schicke Bankgebäude mit Lichtbetonfassaden in Amman/Jordanien.Aber nicht nur die Architektur hat Haptik und Optik des Betons neu entdeckt. Immer mehr Hersteller, vorn voran die Premiummarken, inszenieren ihre Produkte mit der Ästhetik dieses Baustoffs und setzen in der Werbung zunehmend auf das klare Design von Betonarchitektur. Beton ist cool und elegant, innovativ und hochwertig. Dabei bleibt er dezent und unaufdring-lich, verleiht jedoch immer zusätzliche Stärke und Kontur. Ein bestimmt lang anhaltender und viel versprechender Trend, denn gelungene Betonarchitektur ist ebenso zeitlos schön wie gutes Design. Eine symbiotische Kombination!
opusC macht sich wieder ans Werk
editorial Cool und elegant
Das neue gute Image des Betons
Juergen Glaesle, [email protected]
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Mit der Dauerausstellung Werkstückhalle wird die bestehende Materialsammlung der ZHAW ergänzt und in ihrem Schwer-punkt Beton und Kunststein vertieft. Die Werkstückhalle zeigt Experimente sowie spezielle Anwendungen und Fügeprinzi-pien von Beton, Kunststein und hybriden Betonkonstruktionen anhand großforma-tiger Baustellenmuster (Mock-Ups) im Maßstab 1:1 und dokumentiert den Her-stellungsprozess. Die Sammlung wird laufend erweitert und jedes neue Werk-stück mit einem Fachgespräch eingeführt. Innovative Verfahren und Prototypen aus
der Praxis werden so einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als Drehscheibe soll hier – gemeinsam mit den Partnern BETONSUISSE und Mate-rial-Archiv – der Dialog zwischen Lehre, Forschung, Bauindustrie und Praxis ge-sucht werden.
Beton-BacksteinhybridAm 02.10.2018 um 17.30 Uhr findet in der ZHAW, Eingang Halle 180, Töss-feldstrasse 11 in Winterthur ein weiteres Fachgespräch statt. Auf dem Programm steht:Beton-Backsteinhybrid – Wohnüber-bauung Letzibach Zürich Adrian Streich Architekten Zürich, Loeliger Strub Ar-
chitektur Zürich, Keller Systeme AG Pfungen.
Künstlerische BetonmatrizeDas letzte Fachgespräch in diesem Jahr findet in Kombination mit einer Filmvor-führung am 13.1.2018 um 17:30 wieder am selben Ort statt. Das Thema an diese Tag:Künstlerische Betonmatrize – Stadtmuse-um Aarau Diener & Diener Architekten Basel mit Martin Steinmann Aarau, Josef Felix Müller Künstler St.Gallen, Stüs-si Betonvorfabrikation Dällikon, Ingold Modellbau Olten. Weitere Infos zu den Fachgesprächen unter www.zhaw.ch/ike/wsh
Fachgespräche in der WerkstückhalleVeranstaltungsreihe an der ZHAW
forumSCHWEIZ – SUISSE – SVIZZERA
in Kooperation mit BETONSUISSE
Die BETONSUISSE Marketing AG ist die Informations- und Kommunikationsplattform für den Baustoff Beton in der Schweiz. Träger dieser Organisation sind vier Verbände der Baustoffindustrie: cemsuisse, Verband der Schweizerischen Cementindustrie – FSKB, Fachverband der Schweizerischen Kies- und Beton industrie – FSHBZ, Fachverband Schwei-zerischer Hersteller von Betonzusatz mitteln – SwissBeton, Fachverband für Schweizer Betonprodukte. BETONSUISSE informiert umfassend über Beton und möchte mit praxisgerechten Fachveranstaltungen, Exkursionen und Publikationen den Wissenstransfer sowie den Erfahrungsaustausch über Beton fördern.
Marktgasse 53 | 3011 Bern – Schweiz | T +41 31 327 97 87 | F +41 31 327 97 70 | [email protected] | www.betonsuisse.ch
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• 12. Schweizer Betonforum am 13.06.18 an der ETH Zürich zum Thema „Betonfabrikation – Bauweise der Zukunft?“
• ArchitekTour Biennale Venedig 2018 vom 28.06.-01.07.18• ArchitekTour USA; New York bis Chicago 2018 vom 21.09.-30.09.18• Wanderausstellung zum Architekturpreis Beton 17: 19.09.-22.09.18 in
der Schweizer Bauschule in Aarau• ArchitekTour Brasilien 2018 vom 02.-14.10.18Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf der Website von BETONSUISSE.Stadtmuseum Aarau
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Inspirierender BaustoffAusgezeichnete Architektur
Mehr über das Bauen in Beton entdecken Sie unter:
www.betonsuisse.ch
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Akzent am OberseeMultifunktionaler Betonpavillon am See in Schmerikon
Selbstbewusst wie ein Fels steht er am Seeufer. Der Betonpavillon von Raeto Studer Architekten bildet den westlichen Abschuss zum Zürich-Obersee. Mit seiner Formensprache akzentuiert er die Lage und ihre umliegende Land-schaft und bereichert das Seeufer in Schmerikon.
RAETO STUDER ARCHITEKTEN
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Als Wohnort hat Schmerikon, am oberen Ende des Zürichsees, in den letzten Jahren an Attraktivität ge-wonnen. Die Gemeinde wird vom Durchgangsver-kehr großräumig umfahren; es gibt einen bequemen Anschluss an die Zürcher Oberlandautobahn, und der Bahnhof liegt an der Peripherie von Zürichs S-Bahn-netz. Der Verlauf der Gleise sorgt allerdings auch für eine Zweiteilung, welche die Siedlungsentwicklung mitbestimmte – auf der einen Seite die dicht besiedelte Wohnumgebung – auf der anderen Seite das offene Ufergebiet. Für dessen Neugestaltung war vor eini-gen Jahren ein Wettbewerb ausgeschrieben worden. Aufgewertet werden sollte dabei auch das Öffentliche Leben am Wasser. Die Idee eines eigentlichen Sommer angebotes mit Kiosk und Umziehkabinen für die Lidogäste transformierte bald zum Beschluss, in diesem einmaligen Panorama eine Genuss- und Be-gegnungsstätte für das ganze Jahr zu ermöglichen.Der Basler Architekt Raeto Studer entwickelte mit Benjamin Theiler einen nah ans Wasser gestellten Pavillonkörper, der über Blickbezüge den Dialog mit der umliegenden Natur ermöglicht, der sich in seiner äußeren Erscheinung optisch an das im Hintergrund aufragende Bergmassiv anlehnt, der aber auch durch seine schillernde Form auffällt. Konsequent geht der Körper in seiner Stellung und seinem formalen
Gebilde auf keinerlei vorherrschende städtebaulichen Strukturen der eigentlichen Siedlungsseite ein. Er steht zu nichts parallel oder orthogonal, vielmehr ver-fügt er über eine Architektursprache, die sich aus der Verortung mit dem losgelösten Kontext und der Weit-räumigkeit entwickelt.Das formale Gebilde kann dabei als skulptural block-artig umschrieben werden – eine Form, in der das Kantige durch seine weiten Winkel wegfällt. Es ist diese vieleckige Komposition, mit der die Unfassbar-keit und damit die Schönheit des Rätselhaften zustande kommen. Der polygonale Körper entzieht sich dem Be-trachter scheinbar, in dem er zwischen Wahrnehmungs- momenten verschiedener Fluchten oszilliert und erst auf den zweiten oder dritten Blick erfassbar wird. Durch die verschiedenen Winkel wirkt das Volumen länger; es entsteht eine Horizontalität, je nach Licht-einfall eine beinahe flächige Erscheinung. Ein Körper, der sich mit den abgedrehten Seiten, mit seiner Mehr-seitigkeit wie in den umliegenden Raum hineinfaltet.Der polygonale Körper entzieht sich dem Betrach-ter scheinbar, in dem er zwischen Wahrnehmungs-momenten verschiedener Fluchten oszilliert und erst auf den zweiten oder dritten Blick erfassbar wird. Da-mit gliedert sich der Bau in die Reihe bestehender Bau-ten des Büros ein: Grundsätzlich vertritt der Pavillon –
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Photos: Ruedi Walti, Basel
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wie alle Bauten von Raeto Studer Architekten Basel – die architektonische Prämisse, auf den Dialog mit dem Ort und den Prozess der Veredelung intensiv aber nicht prätentiös einzugehen. Und dabei eine Architek-tur bzw. Formensprache zu schaffen, die Irritationen schafft und mithin eine Auseinandersetzung mit dem Baukörper und seiner Verortung anregt. Ein Spiel mit Licht und Schatten, mit verschiedenen Winkeln, optischen Erscheinungen und Sichtbezügen, ein Durch-dringen von Zuständen, Wirkungen, Erfahrungen – und damit eine Architektur als Gleichnis zum Erleben des eigenen Daseins.Das Kamin setzt das Spiel mit den Fluchten in die Vertikalität fort. Als Teil des Volumens schafft es ein visuelles Gleichgewicht zum horizontalen Hauptkör-per. Seine Position entwickelt sich aus dem Grund-riss heraus und integriert sich in den einen von zwei Nebenraumbereichen, welche den eigentlichen Haupt-raum, den sogenannten Gastraum, flankieren. Diese Nebenräume geben sich nach aussen geschlossen, ent-halten inwendig aber überraschende Details wie etwa der mit natürlichem Zenitallicht ausgestattete Vorplatz zu den Garderoben. Die Garderoben verfügen über einen separaten Eingang.Jeweils raumbreite Glasschiebefronten belichten den durchlaufenden Gastraum, der sich zur Industrieseite hin verengt und mit seiner Öffnung zum See hin die Weite der Landschaft inszeniert. Hier kulminiert der Dialog mit der Aussicht. Hier öffnet sich der Blick auf die einmaligen Stimmungen des Obersees und auf das dahinterliegende Bergpanorama. Jede Wetterstim-mung ist bis ins Raumzentrum spürbar und umgekehrt wirkt der Gastraum von außen wie ein offenes Atrium. Aus der Geometrie des Kontextes generiert, bietet er
ein schattenspendendes Dach im Sommer und einen wärmenden Schutz vor der Kälte im Winter und ver-fügt über eine offene Küche, die ebenso in ihrer mini-malistischen Gestaltung überzeugt.Der geschliffene, glatte Pavillonkörper mit dem weiß gefärbten Betonkleid wurde veredelt und eine Spezial-firma war für die zusätzliche Verarbeitung der Bind-löcher zuständig. Die minimalistische Gestaltung des Äußeren setzt sich im großzügig dimensionierten Innenraum, dem Gastraum, fort. Zentrales Element bildet hier eine raumdominierende Theke aus den gleichen Werkstoffen wie die Außenhülle. Die Innen-böden sind aus geschliffenem, eingefärbtem Hart-beton. Eine Doppelbodenkonstruktion sorgt für die notwendige Hohlraumhöhe für Leitungen der kontrol-lierten Lüftung. Holzpfähle mit Holz von lokalen Bäu-men wurden für die Fundation eingesetzt. Das Dach liegt auf den inneren Seidenflügelwänden auf und be-steht aus einer Doppelschalenkonstruktion (Beton); die äußere Schicht ist 12 cm stark.Die idyllische Parkanlage rund um den Pavillon und der als Boulevard gestaltete Uferweg mit Alleebäu-men (gestaltet von den Landschaftsarchitekten Stu-dio Vulkan) geben das passende Setting zu dieser bereich ernden Einrichtung. Der Kleinbau am Wasser belebt sowohl die neugestaltete Uferanlage als künst-lerisch-architektonischer Blickfang, aber auch als Ort der ganzjährlichen Einkehr für die Ausflügler am See.
ArchitekturRaeto Studer Architekten GmbHCH-4053 Baselwww.raetostuder.ch
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