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Praktikumsanleitung Atwood’sche Fallmaschine NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs Werdenbergstrasse 4 CH‐9471 Buchs 1/10 Atwood‘sche Fallmaschine Die Atwood’sche Fallmaschine kann zum Bestimmen der Erdbeschleunigung und zum Darstellen der Zusammenhänge zwischen Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung verwendet werden. 1) Aufgaben a) Stellen Sie das Diagramm Geschwindigkeits‐Zeit‐Diagramm ݒݒݐfür eine geeignete Kombination von Massen und dar. b) Berechnen Sie aus v(t) den zurückgelegten Weg und stellen diesen in einem Diagramm s=s(t) dar. c) Stellen Sie den Weg ݏݐals Funktion der Zeit im Quardrat ݏൌ ሺ ݐals Diagramm dar. Welche physikalische Erkenntnis kann aus dem Diagramm gewonnen werden? d) Bestimmen Sie möglichst genau die Erdbeschleunigung aus den Messungen der Beschleunigung der Massen für vier verschiedene Massenverhältnisse. e) Berechnen der Seilkraft während der Bewegung (für alle gemessenen Massenkombinationen) f) Durch welche systematischen Messfehler wird die Messung der Erdbeschleunigung beeinflusst? 2) Theorie a) Kinematische Zusammenhänge: Aus der Kinematik ist bekannt, dass bei einer gleichförmig beschleunigten Bewegung der Weg s durch folgende Beziehung gegeben ist. ݏݐሻൌ 1 2 ݐDabei ist a Beschleunigung in [m/s 2 ], s der Weg in [m] und t die Zeit in [s]. Die Beschleunigung die Geschwindigkeitsänderung Δ ݒpro Zeiteinheit Δݐ. Δ ݒΔ ݐ

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    Praktikumsanleitung Atwood’sche Fallmaschine 

 

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Atwood‘scheFallmaschine 

Die Atwood’sche Fallmaschine kann zum Bestimmen der Erdbeschleunigung und zum Darstellen der 

Zusammenhänge zwischen Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung verwendet werden.  

1) Aufgaben 

 a) Stellen Sie das Diagramm Geschwindigkeits‐Zeit‐Diagramm   für eine geeignete 

Kombination von Massen   und   dar. 

b) Berechnen Sie aus v(t) den zurückgelegten Weg und stellen diesen in einem Diagramm s=s(t) 

dar. 

c) Stellen Sie den Weg   als Funktion der Zeit im Quardrat   als Diagramm dar. 

Welche physikalische Erkenntnis kann aus dem Diagramm gewonnen werden? 

d) Bestimmen Sie möglichst genau die Erdbeschleunigung aus den Messungen der 

Beschleunigung der Massen für vier verschiedene Massenverhältnisse. 

e) Berechnen der Seilkraft während der Bewegung (für alle gemessenen 

Massenkombinationen) 

f) Durch welche systematischen Messfehler wird die Messung der Erdbeschleunigung 

beeinflusst? 

 

2) Theorie  

a) Kinematische Zusammenhänge: 

Aus der Kinematik ist bekannt, dass bei einer gleichförmig beschleunigten Bewegung der Weg s 

durch folgende Beziehung gegeben ist.  

12

∙  

Dabei ist a Beschleunigung in [m/s2], s der Weg in [m] und t die Zeit in [s]. 

Die Beschleunigung die Geschwindigkeitsänderung Δ  pro Zeiteinheit Δ .  

ΔΔ

 

   

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Wenn zum Beispiel die Geschwindigkeit für verschiedene Bewegungszeiten gemessen wird, kann die 

Abhängigkeit  

~  

einfach gezeigt werden. 

 

b) Zusammenhang der Erdbeschleunigung und der Massen an der Atwood‘schen 

Fallmaschine 

An einem Seil, das über eine reibungsfreie Rolle mit vernachlässigbarer 

Masse geführt wird, hängen die ungleichen Massen   und   mit 

(Abb. 1). Mit welcher Beschleunigung   bewegen sich die 

Massen, wenn sie losgelassen werden und wie gross sind die Seilkräfte 

und   ? 

Man geht nach folgendem Rezept vor: 

1. die Körper m1 und m2 separat freimachen d.h. die 

Umgebung der Körper durch die auf die Körper ausgeübten 

Kräfte (= äusseren Kräfte) ersetzen 

2. ein geeignetes Koordinatensystem einführen 

3. die resultierenden Kräfte auf   und   bestimmen 

4. das Aktionsprinzip formulieren 

5. die Kopplung der beiden Massen über das Seil  

berücksichtigen 

Abbildung 1: Atwood’sche Fallmaschine 

Auf die Masse m1 wirkt die Seilkraft    und entgegengesetzt dazu das Gewicht   . Die Summe der 

beiden Kräfte bewirkt die Beschleunigung    von   nach oben: 

⋅  

Wir wählen als Koordinatenachse   das Seil, mit der in Abbildung 1 eingezeichneten Richtung und 

bezeichnen die Beträge der Vektoren mit S1, G1 und a1. Damit erhalten wir in 

Komponentenschreibweise: 

⋅  

Auf die Masse   wirkt die Summe der Kräfte  ⋅  bzw. in Komponentenschreibweise: 

⋅  

Das Seil, das die Körper miteinander verbindet, hält den Abstand der Massen konstant. Die Massen 

 und   bewegen sich daher in jedem Moment mit gleicher Geschwindigkeit und mit gleicher 

Beschleunigung: 

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Ferner gilt nach dem Reaktionsprinzip:  

Somit lautet das Aktionsprinzip für die beiden Massen: 

⋅ ⋅             (1) 

⋅ ⋅             (2) 

Dies sind 2 Gleichungen für die beiden Unbekannten   und  . Ein solches Gleichungssystem kann 

standardmässig mit den Hilfsmitteln der Mathematik gelöst werden. Ein eleganter Weg besteht z.B. 

darin, die beiden Gleichungen zu addieren (3): 

⋅ ⋅          (3) 

⋅  

Damit ist die erste Unbekannte bestimmt. Einsetzen des Ergebnisses für a in die Gleichung (1) ergibt 

dann den Ausdruck für die gesuchte zweite Unbekannte  : 

⋅  

2⋅  

Zum Schluss noch eine Plausibilitätsprüfung der gewonnenen Ergebnisse: 

1. Fall:       ⟹ 0   und   ⋅     (ok.) 

2. Fall:  → 0    ⟹ → 0   und  → 0      (ok.) 

Das Resultat (3):  

⋅  

lässt sich auch als  

 

schreiben und kann damit folgendermassen interpretiert werden:   

Die totale Masse   wird durch die Gewichtsdifferenz 

 beschleunigt. 

   

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3) Versuchsaufbau 

Der Versuchsaufbau besteht aus zwei konfigurierbaren Gewichten an einer Schnur, welche über zwei 

leichte Rollen geführt werden. Die Massenverhältnisse der beiden Massen kann einfach variiert 

werden, indem an der einen oder anderen Seite Einheitsmassen hinzugefügt oder entfernt werden. 

An einer dieser Rollen ist eine Lichtschranke angebracht, mit welcher die Geschwindigkeit der Schnur 

gemessen werden kann. Die Lichtschranke wird über einen Mess‐PC ausgelesen. 

 

 Abbildung 2: Prinzip der Atwood’schen Maschine 

 

 Abbildung 3: Aufbau der Atwood’schen Maschine mit Mess‐PC. 

 

   

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PASCO stellt ein Messprogramm zur Verfügung, in welchem die Daten einfach erfasst und dargestellt 

werden können. Das Messprogramm atwood.db stellt direkt die Geschwindigkeit der 

verschiedenen Experimente als Funktion der Zeit dar. Mit einem Cursor‐Tool kann die Steigung dieser 

Geschwindigkeitskurven  und damit die Beschleunigung   der beiden Massen   und   direkt 

ermittelt werden. 

 

 Abbildung 4: Darstellung der Geschwindigkeit als Funktion der Zeit für zwei Experimente mit unterschiedlichen 

Massenverhältnissen m1:m2. 

 

 

 

 

 

   

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4) Messungen und Messresultate 

Messungen: 

a) Messen Sie für 4 verschiedene Massekombinationen   zu   die Geschwindigkeit   als 

Funktion der Zeit mit dem PASCO‐Messprogramm atwood.db.  

b) Wählen Sie für die steilste Kurve acht verschiedene Zeitpunkte t1,t2,….t8 und lesen Sie die 

entsprechende Geschwindigkeit v(t) ab. Tragen Sie diese Wertepaare  ,  mit  1. .8in ein Excel‐Sheet ein und stellen Sie die die Werte als Liniengrafik dar. Wählen Sie einen 

geeigneten Massstab und geben Sie die Einheiten an. 

c) Bestimmen Sie für die restlichen Massekombinationen die Geschwindigkeit mit Hilfe des 

Cursor‐Tools im PASCO‐Messprogramm und tragen Sie die Resultate in eine weitere Tabelle 

in Excel ein 

d)  Bestimmen Sie die Beschleunigung   durch Differenzbildung: Die Beschleunigung ist die 

zeitliche Änderungsrate der Geschwindigkeit. 

ΔΔ

 

Oder allgemein für den Index   der acht Messungen ( 1…8 : 

 

ΔΔ

 

 

e) Bestimmen Sie die Beschleunigung für die verschiedenen Massekombinationen als 

Geradensteigung durch lineare Regression. D.h. mittels eines Kurvenfits mit einem Polynom 

erster Ordnung in Excel und tragen sie die Steigungen in Tabelle 2 ein. 

  

4 a)  v‐t Diagramm 

 

Tabelle 1: Geschwindigkeit v als Funktion der Zeit t für ein Masseverhältnis (steilste Kurve) 

  Zeit (s)    v (m/s) t=tk+1‐tk v =vk+1‐vk a=v/t

t1 1 v1

t2 2 v2

t3 3 v3

t4 4 v4

t5 5 v5

t6 6 v6

t7 7 v7

t8 8 v8

Mittelwert:

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Masse m1 Masse m2 Zeit Geschw. Beschleunigung

in g in g t v av/t50 100

100 150

150 200

200 250  Tabelle 2: Berechnung der Beschleunigung für die vier Masseverhältnisse 

 

4 b) s‐t Diagramm 

Aus den Messdaten   der steilsten Kurve lässt sich nun der zurückgelegte Weg   berechnen: 

 

12

∙  

 

Erstellen Sie in Excel ein Diagramm für die acht Zeitpunkte den zurückgelegten Weg   ein. 

Verwenden Sie für die Beschleunigung   entweder den Mittelwert der Beschleunigungen   oder den 

Wert der Geradensteigung aus dem Kurvenfit. 

 

Excel‐Hints: 

Der Mittelwert der Beschleunigung   lässt sich in Excel durch die Funktion 

«=Mittelwert(Startzelle:Endzelle)» berechnen. 

Der Weg kann ebenfalls mit einer Formel in Excel berechnet werden. Der Befehl, der in Zelle 

G18 eingetragen werden muss, lautet beispielsweise so:  «=0.5*$G$13*C18^2». Dabei 

befindet sich der Mittelwert der Beschleunigung   in Zelle G13 und die Zeit   in Zelle C18. 

Durch Herunterziehen der Zelle G18 mit der Maus bis Zelle G25 kann diese Formel auf die 

übrigen Zellen übertragen werden. 

 

 

Tabelle 3: Weg s(t) als Funktion der Zeit t. 

4 c)  s‐t2 Diagramm 

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Wird der Weg s(t) nicht gegen die Zeit t, sondern gegen die Zeit im Quadrat t2 aufgetragen, so ergibt 

sich eine Gerade. Dies besagt, dass der Weg proportional zur Zeit im Quadrat ist, oder in Formeln 

ausgedrückt: 

~  

Zeit Zeit2

Geschw. Weg s

[s] [s2] [m/s] [m]

t1

t2

t3

t4

t5

t6

t7

t8

Weg

 (s) 

Zeit2 (t2)  

 Tabelle 4: Weg s als Funktion der Zeit im Quadrat 

   

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4 d) Berechnen der Beschleunigungen für alle 4 gemessenen Massekombinationen  

Die Beschleunigung ist die Geschwindigkeitsänderung pro Zeitintervall: 

 

ΔΔ

 

Die Beschleunigungen für die verschiedenen Massenverhältnisse werden in der folgenden Tabelle 

eingetragen. Aus der Theorie (Gleichung 3) kann die Beschleunigung berechnet werden. 

 

∙  

 

Wird die Beschleunigung a gegen das Masseverhältnis (Differenz der Massen durch die Summe der 

Massen) dargestellt, so ergibt sich eine Gerade, deren Steigung gerade der Erdbeschleunigung g 

entspricht. Die Beschleunigungen haben Sie bereits in Tabelle 2 berechnet. 

 

Bestimmen Sie die Erdbeschleunigung g graphisch aus den vier Messpunkten, indem Sie eine 

möglichst passende Gerade durch diese vier Punkte legen. Wenn Sie wollen, können Sie die 

Messpunkte auch in ein xls‐Sheet eintragen, und eine Regressionsgerade bestimmen. 

 

Zeit Geschw. Beschl. Masse 1 Masse  2 Masseverhältnis

t [s] v [m/s] a=v/t [m/s2] kg kg (m2‐m1)/(m1+m2)

0.0 2.0 4.0 6.0 8.0 10.0 12.0

Beschleu

nigu

ng a  [m/s

2]

Massenverhältnis 

Tabelle 5: Beschleunigung a versus Masseverhältnis. 

4 e) Berechnung der Seilkräfte 

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Berechnen Sie die Seilkräfte für die vier gewählten Masseverhältnisse. Die Seilkräfte können nach 

folgender Beziehung berechnet werden. 

∙∙  

 

Messung Nr. Masse 1 Masse 2 Erdbeschleunigung Seilkraft S

kg kg m/s2

N

1

2

3

4