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AUS DEM INHALT Engagiert in der Lehre: Prof. Dr. Eva Gläser mit Hans Mühlenhoff- Preis für gute Lehre ausgezeichnet SEITE 3 Ein besonderer Tag: Der Dies Academicus an der Uni war ein voller Erfolg SEITE 6 Mit neuen Ideen: Carsten Niekamp ist neuer Leiter des Personaldezernats SEITE 23 Barrierefrei Studieren mit Behinderung 12 | 2

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AUS DEM INHALT Engagiert in der Lehre:Prof. Dr. Eva Gläser mit Hans Mühlenhoff-Preis für gute Lehre ausgezeichnetSEITE 3

Ein besonderer Tag:Der Dies Academicus an der Uni war ein voller ErfolgSEITE 6

Mit neuen Ideen:Carsten Niekamp ist neuer Leiter des PersonaldezernatsSEITE 23

BarrierefreiStudieren mit Behinderung

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Impressum

Forschung | Lehre | Studium 3

Titelthema 16

Studentenwerk aktuell 21

Namen | Nachrichten 22

Uni-Spiegel 23

Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger

ISSN 1869-1102Herausgeber:Der Präsident der Universität OsnabrückRedaktion:Oliver Schmidt (os)Redaktionsteam:Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger · Dr. Utz Lederbogen (ul) · Dr. Jürgen Wermser ·Prof. Dr. Mirco Imlau · Prof. Dr. Beate Wischer ·Dr. Frank Ollermannr · Melanie Gierschner ·Lena Duvendack Mitarbeit:Elena Scholz (Fotografie)Carolin Kurz (Praktikantin)Steffen Pabst (sp) (Praktikant)Redaktionsanschrift:Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitNeuer Graben/Schloss, 49069 OsnabrückTel.: (0541) 969 4516, Fax: (0541) 969-4570E-Mail: [email protected] Titel:Judith KantnerFoto Seite 8:© Andrea Danti – Fotolia.comDruck: Steinbacher Druck GmbH, OsnabrückAuflage: 5.000 ExemplareNächste Ausgabe: 15. Oktober 2012Redaktionsschluss: 15. September 2012

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben dieMeinung des Verfassers wieder, nicht unbedingt diedes Herausgebers oder die der Redaktion.

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2 Inhalt | Impressum | Editorial unizeit 2012 | 2 Universität Osnabrück

EditorialInhalt

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Studium erfolgreich zu ab-solvieren, erfordert viel Kraft,Ausdauer und Energie – unddies über Jahre hinweg. Für Stu-dentinnen und Studenten miteiner Beeinträchtigung stellt einStudium eine besonders großeHerausforderung dar. Wie sie ih-ren Studienalltag meistern undwie es sich überhaupt lebt alsStudierender mit einer Beein-trächtigung, darum geht es indem Schwerpunkthema dieserAusgabe der »Unizeit«. Dabeigilt es zunächst einmal klarzu-stellen: Kommilitoninnen oderKommilitonen, die im Rollstuhlsitzen, an einer Sehstörung oderan ärztlich bescheinigter Prü-fungsangst leiden, haben ein An-recht darauf, dass diese Beein-trächtigungen von seiten derLehrenden berücksichtigt wer-den und zu keinem Nachteil beider Notengebung führen. An-sprechpartner bei diesbezügli-chen Fragen oder Problemen istder Behindertenbeauftragte Prof.Dr. Martin Jung, dessen ehren-amtliche Tätigkeit wir im Rah-men eines Interviews auf der Sei-te 17 vorstellen.

Auch in der Verwaltung beschäf-tigen wir zahlreiche Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter, die miteiner Einschränkung ihrem Be-ruf nachgehen. Und auch hiergilt: die Gesundheit geht vor. Soist es beispielsweise unabdingbar,Arbeitsplätze so zu gestalten,dass sie langfristig der Gesunder-haltung nicht schaden. Ich hoffe,dass die Berichte zu dem Thema»Studieren und Arbeiten mit Be-hinderung« Ihr Interesse finden.Neben unserem Schwerpunkthe-ma haben wir wieder eine ganzeReihe interessanter Beiträge ausden unterschiedlichsten Berei-chen. Auf der Seite 3 stellen wirDr. Eva Gläser vor, Professorinfür Sachunterricht, die vor Kur-zem mit dem diesjährigen HansMühlenhoff-Preis für gute Lehreausgezeichnet wurde. Wir gratu-lieren ihr an dieser Stelle sehrherzlich. Und wir berichten aufder Seite 8 über ein interessantesForschungsprojekt über unbe-wusste Gefühle im Institut fürPsychologie und auf der Seite 23stellen wir den neuen Leiter desPersonaldezernats, Carsten Nie-kamp, vor.

Leider können wir mit unsererZeitung nur einen kleinen Aus-schnitt aus dem vielfältigen undbunten Leben an unserer Uni-versität darstellen, aber ich hoffe,dass die Lektüre der Unizeit einwenig dazu beiträgt, dass Sie dieUniversität ein wenig besser ken-nenlernen.

Ihr Claus Rollinger

Präsident

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Eine engagierte HochschullehrerinProf. Dr. Eva Gläser mit Hans Mühlenhoff-Preis für gute Lehre 2012 ausgezeichnet

Mathe mal anders500 Schülerinnen und Schüler kamen zum »Tag der Mathematik«

Freuen sich über die Auszeichnung: Vizepräsidentin Prof. Dr. Martina Blasberg-

Kuhnke (links), Prof. Dr. Eva Gläser und drei Vertreter der Hans Mühlenhoff-Stiftung.

(os) Prof. Dr. Eva Gläser ver-steht es, ihre Lehrveranstaltun-gen spannend und informativzugleich zu gestalten. Darüberhinaus ist die Professorin fürSachunterricht an der Univer-sität Osnabrück für ihre Stu-dierenden stets ansprechbar.Für dieses umfangreiche Enga-gement wurde sie nun mit demHans Mühlenhoff-Preis für gu-te Lehre 2012 ausgezeichnet.Die Verleihung fand am 20. Ju-ni im Bohnenkamp-Haus imBotanischen Garten statt.

Eine siebenköpfige Studieren-den-Jury wählte Prof. Gläser aus20 von Studentinnen und Stu-denten nominierten Wissen-schaftlerinnen und Wissen-schaftlern der Universität aus.Der von dem OsnabrückerKaufmann und Mäzen Dr. h.c.Hans Mühlenhoff gestiftete Preisist mit 3.000 Euro dotiert undwird seit 2001 vergeben. Mitmehr als zweihundert Studentin-nen und Studenten, die Vor-schläge für die Auszeichnung ab-gaben, wurde ein neuer Rekorderreicht.

Kriterien für die Auswahl derLehrenden sind: Strukturierungder Lehrveranstaltung, Aktuali-tät der Lehrinhalte, Darstellungkomplizierter Sachverhalte, Ver-bindung mit der Forschung,aber auch Pünktlichkeit, Ter-mindisziplin und gute Erreich-barkeit. »Mit Frau Prof. Gläserwird eine Hochschullehrerinausgezeichnet, die auch in derLehre exzellente Leistungen er -bringt, die von ihren Studieren-den zu recht anerkannt und ge-würdigt werden«, so die Vizeprä-sidentin für Studium und Lehre,Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke.

Zu den Forschungsschwer-punkten von Prof. Gläser gehö-ren unter anderem die konzep-tionelle Weiterentwicklung desAnfangsunterrichts, die Erfor-schung von Lernvoraussetzun genvon Kindern im Elementar- undPrimarbereich zu sachunter-richtsrelevanten Themen, dieAnalyse von Lernaufgaben in didaktischen Medien und Mate-

rialien und die fachdidaktischeUnterrichtsforschung. Die Wis-senschaftlerin ist außerdem imVorstand der Gesellschaft fürDidaktik des Sachunterrichtsund im Vorstand der Landes-gruppe Niedersachsen desGrundschulverbandes.

Vorgeschlagen von den Studie-renden und mit einer Urkundegeehrt wurden in diesem Jahr:Dr. Christoph Berner, Prof. Dr.Oliver Röndigs, Peter Witte,Prof. Dr. Elke Pulvermüller, Prof.Dr. Robert Gillenkirch, Dipl.-Psych. Kai Kaspar, Dr. ChristophRass, Prof. Dr. Gordon Pipa, Dr. Carmen Simona Asaftei, Dr. Anika- Lisa Söltenfuß, Dipl.-Soz. Stephanie Moldenhauer, Dr. Kerrin Jacobs, Prof. Dr. Ul-rich Foerste, Prof. Dr. PhilippMaaß, Prof. Dr. Steve Humphrey,

Prof. Dr. Georg Steins, Dr. Anto-nio Manrique de Luna Barrios,

Dr. Dominique Remy, Prof. Dr.Thomas Staufenbiel.

Weitere Workshops zu den The-men »Dynamische Labyrinthe«und »Mathematica« rundetendas Angebot ab, in denen natür-lich auch auf die kompliziertenmathematischen Hintergründeder Fragestellungen eingegangenwurde. Ein Vortrag zum Thema»Wohltemperierte Mathematik«stand ebenso auf dem Programmwie »Warum Mathematik studie-ren?«, in dem StudiendekanProf. Dr. Oliver Röndigs prakti-sche Einblicke in ein Mathema-tik-Studium gab. »Der Tag derMathematik war auch dieses Jahr

wieder ein überragender Erfolg«,erklärt Prof. Dr. Matthias Reitz-ner, der für die Organisation derVeranstaltung zuständig war.»Mathematik lebt von spannen-den Fragestellungen und überra-schenden Antworten. Knapp500 Schülerinnen und Schülernhaben Mathematik als dynami-sche Wissenschaft erlebt, undbegeistert mitgemacht. Entgegenmanchen Unkenrufen lassen sichSchülerinnen und Schüler im-mer wieder mit hohem Interesseauch auf schwierige Fragestellun-gen ein!«

Am 22. Juni fand an der Uni-versität Osnabrück zum drit-ten Mal der »Tag der Mathe-matik« statt. Rund 500 Schüle-rinnen und Schüler kamen andas Mathematische Institut,um tief in die Welt der Mathe-matik einzutauchen.

Das Programm reichte von an-wendungsnahen Workshops wiedas »1x1 von Google« und»Black Jack: Wie schlage ich dieBank?« bis hin zur theoretische-ren Beschäftigung mit 4-dimen-sionalen Polytopen. Beim Work-shop »Strukturen im Raum« ver-suchten ca. 100 Schülerinnenund Schüler, Bagels in möglichstkomplizierte Teile zu zerschnei-den – und anschließend zu ver-speisen. Vor dem Besuch derMensa stand schließlich noch einWorkshop zum Thema »Bier -deckel stapeln« auf dem Pro-gramm, bei dem mehr als 60Schülerinnen und Schüler aus2000 Bierdeckeln Türme mitmöglichst viel Überhang bauten,die dennoch nicht umkippten.

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Wann kippt der Bierdeckelturm? Auch diese Frage lässt sich mathematisch berechnen.

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Die Amtszeit beträgt drei Jahre.Der Hochschulrat der Universi-tät Osnabrück hat bereits positivStellung genommen. Eine Bestä-tigung durch das Wissenschafts-ministerium steht noch aus.

Prof. Härtling, 1959 in Würz-burg geboren, hat nach seinemStaatsexamen in Sport und Geo-graphie den Master of Science inPhysischer Geographie in Kings-ton (Kanada) erworben. 1992promovierte er mit dem Thema»Kommunale Entsorgung in derkanadischen Arktis« an der Uni-versität Gießen und schloss 1998die Habilitation über »Kleinräu-mige Differenzierung oberflä-

Neuer Vizepräsident für Studium und LehreSenat der Universität wählte Prof. Härtling einstimmig – Amtszeit beginnt am 1. Oktober

(ul) Einstimmig hat der Senat der Universität Osnabrück Prof.Dr. Joachim Härtling als nebenberuflichen Vizepräsidenten fürStudium und Lehre gewählt. Der Geograph wird am 1. Oktoberdie Amtsgeschäfte von seiner Vorgängerin Prof. Dr. Martina Blas-berg-Kuhnke übernehmen. Universitätspräsident Prof. Dr.-Ing.Claus Rollinger gratulierte dem neuen Präsidiumsmitglied: »Ichfreue mich sehr über die einstimmige Wahl von Prof. Härtling.Er ist der ideale Nachfolger von Frau Blasberg-Kuhnke und er-gänzt das Präsidium in hervorragender Weise.«

chennaher Sedimente im nord-östlichen Ontariosee/Kanada« ander Universität Freiburg ab. SeitFebruar 2001 hat er die Profes-sur für Physische Geographie ander Universität Osnabrück inne.

Seine Forschungsschwerpunk-te liegen im ÜbergangsbereichWasser – Boden – Sedimente inihrer Verknüpfung mit Umwelt-schutz und Umweltplanung.Seine jüngsten Forschungsarbei-ten beschäftigen sich mit natür-lichen und anthropogenen Um-weltveränderungen sowie derEntwicklung und Umsetzungvon Bewertungsverfahren, Ziel-systemen und Leitbildern in der

ökologischen Planung. Frühzei-tig engagierte sich Prof. Härt-ling in der universitären Selbst-verwaltung, unter anderem alsStudiendekan und Dekan desFachbereichs Kultur- und Geo-wissenschaften sowie als Fach-

sprecher bzw. Institutsleiter amInstitut für Geographie. Seit2004 ist er Mitglied des Senatsund der Zentralen Studienkom-mission und arbeitet in diversenKommissionen und Ausschüs-sen mit.

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Designiert: Prof. Dr. Joachim Härtling übernimmt zum 1. Oktober das Amtdes Vizepräsidenten für Forschung und Lehre der Universität Osnabrück.

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Wohin steuert die Universität?Ein Beitrag des Vorsitzenden des Hochschulrates zum Thema »Stiftungsuniversität«

Die Universitäten stehen in ei-nem harten Konkurrenzkampfuntereinander zum Beispiel umleistungsstarkes Personal, guteStudierende und höhere Dritt-mittel. In den nächsten zehnJahren wird die Differenzierungzwischen den Universitäten vo-ranschreiten. Auch die jüngsteEntscheidung zur Exzellenzini-tiative hat gezeigt, dass es nichtnur Gewinner, sondern auchVerlierer gibt. Das ist erst derAnfang einer Entwicklung. InZeiten knapper werdender Res-sourcen muss es gelingen, dasProfil einer Universität zuschärfen und damit dem gesell-schaftlichen Auftrag gerecht zuwerden, dergeistigen, kul-turellen undwirtschaftli-chen Entwick-lung unseresLandes nach-haltig zu die-nen. Der Auf-bruch zu neuen Ufern, den dieGesellschaft von einer Universi-tät erwarten darf, erfordert eineinnere und äußere Beweglich-keit. Das Zitat »wer zu spätkommt, den bestraft das Leben«gilt leider auch für Universitä-ten.

Der Hochschulrat möchtedem Senat anlässlich eines Tref-fens die Frage vorlegen, in wel-cher Liga die Universität Osna-brück aus seiner Sicht zukünftig»spielen« soll und was der Senatdazu beitragen möchte, nicht ineinen Abstiegskampf verwickeltzu werden. Gerade dem Hoch-schulrat ist klar, dass das Errei-

chen wichtiger Kernziele nichtallein von der Organisations-form der Universität abhängt,sondern von den Menschen, diean diesen Zielen gemeinsam ar-beiten. Diese Gemeinsamkeitwar für Außenstehende in derSenatsentscheidung nicht zu er-kennen. In Niedersachsen habendie Stiftungshochschulen einenbesseren Bestandsschutz vor po-litischen und anderen Eingrif-fen. Der Weg in die Zukunft,den die Universität jetzt be-schreiten muss, ist in mehrfa-cher Hinsicht mit einem höhe-ren Risiko ausgestattet.

Auch wenn ein Fenster in dieZukunft jetzt verschlossen ist,

wird der Hoch-schulrat derUniversität un-verändert mitRat und Tat zurSeite stehen.Im Senat läuftdie Gremien-verantwortung

für die Universität zusammen.Wenn die Senatorinnen und Se-natoren ihre Aufgabe nur darinsehen, auf etwas von außenKommendes zu reagieren, be-darf es aus der Sicht des Hoch-schulrates einer tiefergehendenDiskussion über das eigeneSelbstverständnis. Unter diesemBlickwinkel könnte man der ab-lehnenden Senatsentscheidungauch etwas Positives abgewin-nen.

Der Autor ist Vorsitzender desHochschulrates der UniversitätOsnabrück.

Die Universität Osnabrück: Wo wird sie in einigen Jahren stehen?»Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

Dies gilt auch für Hochschulen.«

Von Prof. Dr. Axel Zeeck

»Der Hochschulrat soll Präsidium und Senat beiwichtigen strategischen Entscheidungen beraten.Diese Beratung ist bei der Frage, ob die Universitäteinen Antrag auf Umwandlung in eine Stiftung öf-fentlichen Rechts stellen sollte, auch erfolgt mit dereindeutigen Empfehlung, diesen Antrag noch in der

laufenden Legislaturperiode auf den Weg zu bringen. Der Senathat sich am 30. Mai 2012 gegen diesen Antrag entschieden. DerHochschulrat bedauert diese Entscheidung, weil eine Chance ver-passt worden ist, in eine größere Eigenverantwortung für dieEntwicklung von Forschung und Lehre hineinzuwachsen.

Außerordentliche Senatssitzung zum Thema »Stiftungsuniversität«

(os) Am Mittwoch, 30. Mai 2012, fand eine außerordentliche Sitzung desSenats statt, auf der das Thema »Überführung der Universität Osnabrückin die Trägerschaft einer Stiftung des öffentlichen Rechts« abschließendberaten und entschieden wurde. Dabei ist die für eine Antragstellung er-forderliche 2/3-Mehrheit der Mitglieder des Senats nicht erreicht wor-den. Die Abstimmung, die geheim durchgeführt wurde, endete mit(10:9:0), also hat zwar eine Mehrheit von zehn Senatorinnen und Senato-ren dafür gestimmt, bei neun Gegenstimmen wurde die 2/3-Mehrheit je-doch verfehlt. Damit kann von der Universität ein entsprechender Antragnicht gestellt werden. Dieser außerordentlichen Sitzung des Senats gingeine umfassende Informationskampagne voraus, die sicherstellte, dassalle Mitglieder der Universität sich ausführlich mit dem Thema beschäfti-gen konnten und alle Fragen beantwortet wurden. Im Netz wurden alleVeranstaltungen dokumentiert und die relevanten und zugänglichen Ma-terialien zusammengestellt. Universitätspräsident Prof. Dr.-Ing. Claus Rol-linger: »Ich bedaure dieses Ergebnis sehr. Für die Zukunftsfähigkeit unse-rer Universität ist damit eine große Chance vertan worden.«

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Historiker und Geoinformatikertrafen sich zum Dialog, um diehistorische und gegenwärtigePerspektive des OsnabrückerSchlossgartens zu bewerten.

In einem anderen Workshopwurden Tonscherben und Tafel-gut des Mittelalters untersucht,und die Chemiker gaben Einbli-cke in die maßgeschneidertenKunststoffe des 21. Jahrhun-derts. Und der Hochschulsportsorgte dafür, dass auch die sport-liche Seite des Dies Academicusnicht zu kurz kam. Auch rundum den Westerberg stand derTag ganz im Zeichen des ge-meinsamen Austauschs. Beson-

ders gut besucht waren die Ver-anstaltungen zur Entstehungvon Alzheimer und zur kogniti-ven Mathematik.

Einige Studierende wünschtensich, dass so ein Tag nicht mittenim Semester stattfinde. Anderemerkten an, dass ihnen einer ih-rer Professoren nachgelegt hatte,doch bitte seine Veranstaltung zubesuchen. »Wir hätten lieber malin ein anderes Fach hineinge-schaut«, so ihr Fazit. »Das kön-nen wir gut nachvollziehen«, sodie Vizepräsidentin für Studiumund Lehre, Prof. Dr. MartinaBlasberg-Kuhnke. »Wir werdenalle Stellungnahmen auswerten,um für den nächsten Dies Aca-demicus zu lernen.« Insgesamtjedoch zeigten sich die anwesen-den Studierenden, Lehrendenund Mitarbeiter begeistert vondem vielfältigen Angebot, das andiesem Tag geboten wurde.

»Das Ziel ist es, Universität ge-rade auch allen Studierendenwieder ins Bewusstsein zu brin-gen als eine Institution des for-schenden Lernens, des kriti-schen, nachhakenden Fragensund wissenschaftlichen Han-delns. Und dies nicht als einma-liges Ereignis, sondern als jähr-lich wiederkehrende Veranstal-tung, auf die wir uns freuen, dieuns die Möglichkeit bietet, dieganze Universität als Plattformfür ein großes, uns alle bewe-gendes Thema zu aktivieren«,betonte UniversitätspräsidentProf. Dr.-Ing. Claus Rollinger inseiner Begrüßung im Europasaalder OsnabrückHalle.

Übernimmt die Universitätdurch die Kombination von For-schung und Berufsqualifizierungder Studierenden tatsächlichVerantwortung für künftige Ent-wicklungen? Kann sie das über-haupt? Wie wird sie darin voninstitutionellen Vorgaben be-stärkt oder beschränkt? WelcheVerpflichtung hat jeder Einzelnean der Universität, Lehrenderwie Studierender, Verantwortungfür die Zukunft der Gesellschaftzu übernehmen? Das waren nureinige Fragen, die im Eröff-nungsvortrag des PhilosophenProf. Dr. Carl Gethmann (Uni-versität Duisburg-Essen) und deranschließenden Podiumsdiskus-sion im zur Sprache kamen.

Am Nachmittag wurde dannin mehreren Themenfeldern auf-gezeigt, wie sich die Lehr- undForschungsgebiete ganz unter-schiedlicher Fächer überschnei-den und ergänzen. Während imZentrum für virtuelle Lehre undInformationsmanagement dieChancen für eine offene Univer-sität beleuchtet wurden, lud dasInstitut für Migrationsforschungund Interkulturelle Studien zueinem Spiel mit Migrationsre-gimen, lauschten andere Zuhö-rer den Stimmen des Unichores.

Bedauerlichweise kam es bei ei-nem Experiment der Studieren-den der Fachschaft Chemie zueinem Unfall, bei dem Personenverletzt und ambulant behandeltwerden mussten. Universitäts-präsident Prof. Rollinger bedau-erte den Vorfall.

Zum Abschluss wurden in derSchlossaula die Eindrücke desTages in Wort und Bild präsen-tiert und die besten Fotos vomUni-Alltag prämiert, die im Rah-men eines Fotowettbewerbs ent-standen sind. Die Organisationdes Dies Academicus lag in denHänden von Apl. Prof. Dr. Gu-drun Gelba und Dipl. Verw.-Wiss. Marion Fiolka-Dörp-mund.

Weitere Informationen:http://www.dies-academicus.uni-osnabrueck.de/

»Wissen teilen, Chancen nutzen«Der Dies Academicus diente dem wissenschaftlichen Austausch

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder: Dieses Motto beherzigten zahlreiche Interessierte bei einer Chorprobe.

(ul/os) »Wissen teilen, Chancen nutzen«. Unter diesem Mottostand am Mittwoch, 23. Mai, der »Dies Academicus« der Univer-sität Osnabrück. Lehrende, Mitarbeiter und Studierende warenan dem vorlesungsfreien Tag aufgerufen, sich in über 70 Veran-staltungen am wissenschaftlichen Austausch über die eigenen Fächergrenzen hinaus zu beteiligen.

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Von Prof. Dr Chryssoula Kambas

Zum Thema »Erinnerungs -kultur und Ge-schichtspolitikder OkkupationGriechenlands

(1941-1944). Deutsch-griechisches Gedächtnis in Medien und Literatur« wirdein internationales Symposi-um vom 19. bis 21. Juni anLMU München stattfinden.

Die Tagung will die Geschichts-politik zur Okkupation Grie-chenlands (1941-1944) nachden jeweiligen nationalkulturel-len Narrationen erarbeiten. Sienimmt dabei die Perspektivedialogischer Erinnerungskulturauf. So werden Primär- und Se-kundärquellen zu den Kriegsver-brechen, aber auch literarischeTexte sowie Konzepte von Aus-stellungen und Gedenkorten zu-sammen mit der Generationen-problematik diskutiert. Es han-delt sich um eine Fortsetzung inder gemeinsamen Arbeit beiderKooperationspartnerinnen. Daseinleitende interdisziplinäreSymposium zum deutsch-griechischen Kulturtransfer im

20. Jahrhundert fand Ende Mai2007 an der Universität Osna-brück statt.

In den europäischen Nachfol-gestaaten der BesatzungsmächteGriechenlands, insbesondere derBundesrepublik, werden die ander griechischen Zivilbevölke-rung verübten Kriegsverbrechen›geschichtspolitisch‹ heute wie-der so behandelt, als hätten sienie stattgefunden oder seiennun endgültig zu den Akten ge-legt – unter Hinweis auf das»freiwillige Wiedergutma-chungs-Abkommen« von 1960.In der deutschen Erinnerungs-kultur, mit ihrer Aufgabe derTradierung an die jeweils nach-kommende Generation, ist dasWeltkriegs-Geschehen auf demägäischen Schauplatz seit denVerjährungsgesetzen, durch vo-rangehende und weitere Leug-nung sowie hartnäckiges öffent-liches Beschweigen zu einemkaum erkennbaren Umriss ver-schattet. Wie dringlich die Auf-gabe »Erinnern gegen Verdrän-gen« ist, zeigen die suggestiv na-tionalistischen Stereotypen, zudenen im Zeichen der europäi-schen Finanzkrise zu greifenmanche deutsche ›Qualitätszei-tung‹ sich berufen fühlt. Das in-ternationale Symposium unter-

nimmt eine gegenläufige Spu-rensuche in Medien und Literaturen beider Sprachen. Esuntersucht frühere Erinnerungs-arbeit gegen Verdrängung undLeugnung, wobei es die wich-tigsten Initiativen des Geden-kens an die Besatzung in den in-volvierten Ländern vorstellt. Zu-gleich geht es um kritische Be-standsaufnahme: Welche Rollekam den Staatsanwaltschaften inder Bundesrepublik zu? Gibt esVeränderungen im Wiedergut-machungsdiskurs, seitdem juris-tisch und publizistisch an zweider brutalsten Massaker (Disto-mo, Kalavryta) erinnert wordenist?

Befragt ist gleicherweise diederzeit wieder sehr aktuelle Er-innerungskultur in Griechen-land: Welches Bild von Besat-zung und Widerstand zeigenAusstellungen, Medien und Or-te, wenn sie das Gedächtnis derjungen Generation konstituie-ren wollen? Wie hat in grie-chischer »public history«, in Li-teratur und Film, das jüdischeGedächtnis Eingang gefunden?Griechische literarische Texte zuVerfolgung, Widerstand undKollaboration sollen als dialogi-scher Part einer deutsch-grie-chischen Erinnerung zu den

Zeugnissen deutscher Schrift-steller, die Griechenland als –meist junge – Soldaten kennen-gelernt hatten, gelesen und erör-tert werden.

Jenseits von der in Krisenzei-ten emotionalisierenden natio-nalistischen Sprache der Pressesetzt sich der europäische Alltagmit seinen deutsch-griechi schenArbeits-, Familien- und Kultur-beziehungen in beiden Ländernfort. Vergessen und Beschweigender Vergangenheit sowie dieheute in der BRD verbreiteteschlichte Unkenntnis schaffen,auch für den einzelnen, keintragfähiges Geschichtsbewusst-sein, keine dauerhafte Aussöh-nung. Zu beiden beizutragen istZiel der interdisziplinären Ta-gung. Weitere Informationen:[email protected], [email protected]

Die Autorin vom FachbereichSprach- und Literaturwissenschaftder Universität Osnabrück veran-staltet gemeinsam mit Prof. Dr.Mitsou vom Institut für Byzanti-nistik, byzantinische Kunstge-schichte und Neogräzistik derLMU die Tagung.

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Zeiten der Besatzung: Limonadeverkauf an deutsche Soldaten im griechischen Larissa während des Zweiten Weltkrieges.

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Gegen Verdrängung und LeugnungTagung zur Erinnerungskultur in Griechenland vom 19. bis 21. Juni

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tel die Beurteilung der Wörter,desto positiver ist der aktuelleGefühlszustand der Probanden.

»Gemessen wird der unbe-wusste Gefühlszustand zumZeitpunkt des Tests. So könnenwir mögliche Einflussfaktorengezielt erfassen«, berichtet Qui-rin. Neben dem GrundmodellIPANAT, der positive oder nega-tive Gefühle misst, gibt es mitt-lerweile eine Weiterentwicklung,sodass es auch möglich ist, spezi-fischer die Gefühle Trauer,Angst, Ärger und Freude zu er-mitteln.

Der Test wird inzwischen vonverschiedenen Forschungsgrup-pen international in mehr als 15Nationen angewendet. In derniederländischen Uni in Leidenzum Beispiel benutzte man denTest der Uni Osnabrück als Ver-mittlungsorgan zwischen Um-welteinflüssen und dadurch ver-ursachtem Stress. Quirin: »Oftist man gestresst und weiß garnicht woran das liegen kann.«Dass selbst kleinste Stimuli un-sere Gefühle verändern können,konnte die Uni Leiden schließ-lich mit folgender Studie bele-gen: Probanden wurde am PCwiederholt das niederländischeWort für »Ärger« präsentiert. Al-lerdings konnte es nur unterbe-wusst wahrgenommen werden,weil der Begriff nur ganz kurzauftauchte oder von einem ande-ren Wort überdeckt war. An-schließend wurden der unbe-wusste affektive Zustand mithil-fe des IPANAT und der physio-logische Zustand über Herzrateund Blutdruck der Testpersonengemessen. Im Gegensatz zurKontrollgruppe, der ausschließ-lich ein neutrales Wort gezeigtwurde, wiesen die Probanden

der Experimentalgruppe einenerhöhten »Ärger«-Wert im IPA-NAT auf. Gleichzeitig aber aucheinen erhöhten Blutdruck undeine erhöhte Herzrate. Mithilfeeines statistischen Verfahrenskonnte nun gezeigt werden, dassder erhöhte unbewusste Ärgerzu-stand den physiologischen Stressbedingt.

Warum ist es überhaupt sowichtig, dass Gefühle ins Be-wusstsein treten? »Ganz einfach:Man bekommt Gefühle besser inden Griff, wenn man sich ihnenbewusst ist«, sagt Markus Qui-rin. »Wenn man weiß, was denMenschen in Stress versetzt,kann auch gezielt dagegen gear-beitet werden. Dass negative un-bewusste Gefühle mit einem er-höhten Cortisolwert, also einemerhöhten Wert von Stresshormo-nen im Blut, zusammenhängen,konnten die Wissenschaftler desFachbereichs vor circa drei Jah-ren in einer Studie nachweisen.Ein erhöhter Cortisolwert, dasist ebenfalls belegt, kann zu psy-chosomatischen Erkrankungenführen.«

Auch die Wirkung von medi-zinischen Entwicklungen, diepsychische Prozesse beeinflussensollen, können durch den »Ge-fühle-Mess-Test« analysiert wer-den. So kommt der Test derzeitin einer Kooperation mit ver-schiedenen Universitäten derUSA in einer Studie zur »Deep

»Über mehr als ein halbes Jahr-hundert hinweg, also in der Zeitnach Freud, hat die Wissenschaftdie Existenz von unbewusstenGefühlen abgestritten«, meintDr. Markus Quirin, Wissen-schaftler des Instituts für Psycho-logie. »Seit etwa 15 Jahren je-doch belegen die empirischenNeurowissenschaften fortlau-fend, dass nur ein geringer Teildessen, was wir wahrnehmenund weiterverarbeiten, bewusstsein kann. Demnach hatte Freudschon recht, wenn er sagte, dasBewusstsein sei nur die Spitzedes Eisbergs, die an der Oberflä-che erkennbar ist.«

Unbewusste Gefühle habenAuswirkung auf unser körperli-ches Befinden und unser Han-deln. In welchem Ausmaß dieszutrifft, kann durch einen vomInstitut entwickelten Test immerbesser belegt werden. Der Testmit dem Namen »IPANAT«(Implicit Positive and NegativeAffect Test) ist einfach durchzu-führen. Alles, was man braucht,sind Bleistift, Papier und zweibis drei Minuten Zeit.

Den Probanden, die völlig un-wissend in die Studie gehen,werden Kunstwörter präsentiert,wie zum Beispiel »talep«. DieBegriffe, die durch eine eigeneStudie ermittelt wurden, sindmöglichst bedeutungsneutral.Den Testpersonen ist das nichtbekannt. Ihnen wird suggeriert,dass die Wörter Stimmungszu-stände in einer sogenanntenKunstsprache ausdrücken. Aufeiner Skala von eins bis sechs sollschließlich angekreuzt werden,wie positiv oder negativ dieStimmung ist, die von dem ein-zelnen Wort angeblich ausge-drückt wird. Je positiver im Mit-

Brain Stimulation« zum Einsatz,bei der Patienten mit Depressionein Gehirnschrittmacher inForm eines Microchips ins Ge-hirn implantiert wird. Durchvon ihm ausgehende Reize in be-stimmten Hirnzentren solltendie Depressionen bei den Er-krankten zurückgehen. Der un-bewusste Gefühle-Test soll es er-möglichen, den Erfolg der Ge-hirnstimulations-Therapie nachder Operation erkennbar zu ma-chen.

Der Test ist in ähnlicher Formauch seit längerer Zeit bei der ander Universität Osnabrück an-sässigen IMPART-GmbH imEinsatz, die Klienten auf Basisdieses und anderer wissenschaft-licher Tests hinsichtlich ihrerSelbstentwicklung erfolgreichberät. Welche Folgen hat es zumBeispiel, wenn Menschen überihre Gefühlszustände nicht be-scheid wissen? »In der Tat zeigtesich in einer Diplomarbeit, dassUnterschiede zwischen berichte-ten und mithilfe des Tests ge-messenen Gefühlen eine negati-ve Auswirkung auf den psy-chischen Gesundheitszustandhaben«, so Quirin. Das heißt al-so, es ist Zeit, das »Gut, danke«nach dem »Wie geht es dir?« malgenauer unter die Lupe zu neh-men.

Die Autorin war Praktikantin inder Pressestelle der Universität.

Dem Unbewussten auf der SpurOsnabrücker Psychologe erforscht unbewusste Gefühle

Ich fühle – also bin ich: Unbewusste Emotionen stehen im Mittelpunkt eines Forschungsprojektes am Institut für Psychologie.

Von Carolin Kurz

»Wie geht es dir?« – lautet eine oft gestellte Frage.Auch wenn wir meistens ohne zu zögern mit einem»Gut, danke« oder Ähnlichem antworten, sind wiruns aus wissenschaftlicher Sicht selten unserer Ge-fühlslage tatsächlich bewusst. Das Fachgebiet Per-sönlichkeitspsychologie der Uni Osnabrück hat

sich zur Aufgabe gemacht, den Einfluss von unbewussten Gefüh-len auf unser Verhalten näher zu erforschen. Ein Dauerbrennerder Psychologie seit Freud.

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Bachelor- und Master-Studien-programme »Angewandte Sys-temwissenschaft« und »Umwelt-systemwissenschaft« an. Das gro-ße Engagement von Prof. Mat-thies sowohl in der Forschungals auch in der Lehre hob nichtzuletzt UniversitätspräsidentProf. Dr.-Ing. Claus Rollinger inseiner Rede hervor.

Über viele Jahre hat sich Mat-thies in nationalen wie interna-tionalen wissenschaftlichen Ein-richtungen und Gesellschaftenengagiert. Zusätzlich fungierte erals Fachgutachter oder Berater,unter anderem für das Bundes-ministerium für Bildung undForschung (BMBF), die Organi-sation für wirtschaftliche Zu-sammenarbeit und Entwicklung(OECD) und die DeutscheBundesstiftung Umwelt (DBU).Auch nach der seiner Emeritie-rung will sich der Forscher mitAntibiotika in Böden und Ge-wässern sowie der Verschmut-zung der Meere mit Plastikabfäl-len beschäftigen.

Auf der feierlichen Abschieds-veranstaltung sprachen nebenProf. Dr. Frank Wania sowieMitgliedern der Universität Os-nabrück auch Prof. Dr. StefanTrapp (Dänische TechnischeUniversität Lyngby, Dänemark)

Professur für Angewandte Sys-temwissenschaft im FachbereichMathematik/Informatik berufen;diese war zu der Zeit und derForm einmalig in Deutschland.1994 war er dann Initiator undMitgründer des Interdisziplinä-ren Instituts für Umweltsystem-forschung, dessen Leitung er bisin das Jahr 2011 innehatte. DasInstitut befasst sich unter ande-rem mit Umweltexpositions-und Risikoanalysen, Theoreti-scher Ökologie, Stoffstrom- undRessourcenmanagement undÖkosystemanalysen. In Koope-ration mit anderen Fachberei-chen bietet das Institut eigene

Matthies, 1944 in Lüdenscheidgeboren, studierte Physik inMünster und München, machte1971 sein Diplom und promo-vierte drei Jahre später an derLMU München mit einem The-ma aus der Bioenergetik. »Schondamals haben mich Fragestellun-gen interessiert, die im Grenzbe-reich von Physik, Chemie undBiologie liegen«, so der Wissen-schaftler. Nach Tätigkeiten ander Universität Gießen und demGSF- Forschungszentrum fürUmwelt und Gesundheit inMünchen (heute ein Helmholtz-Zentrum) wurde er 1992 an dieUniversität Osnabrück auf die

Ein interdisziplinär denkender WissenschaftlerProf. Dr. Michael Matthies mit Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet

Verabschiedet: Universitätspräsident Prof. Dr.-Ing Claus Rollinger (l.) dankteProf. Dr. Michael Matthies für seine Verdienste als Hochschullehrer an derUniversität Osnabrück.

(os) Zu den Forschungsschwerpunkten von Prof. Dr. MichaelMatthies zählen die Systemanalyse ökologischer und biogeoche-mischer Kreisläufe, Transportmodelle von Schadstoffen in Bödenund Gewässern, die Ökotoxikologie, Aufdeckung von Risikenund deren Bewertung sowie nachhaltige Landwirtschaft und Ge-wässerschutz. »Dabei standen für mich interdisziplinäre For-schungsansätze immer im Mittelpunkt«, erklärt der Physiker undUmweltsystemwissenschaftler. Mit einem Festvortrag von Prof.Dr. Frank Wania von der University of Toronto, Kanada, über dieModellierung der globalen Schadstoffdynamik wurde Prof. Mat-thies vor Kurzem in den Ruhestand verabschiedet.

und Prof. Dr. Werner Wahmhoff(Stellv. Generalsekretär derDeutschen Bundesstiftung Um-welt).

Neu: Interessengemeinschaft Statistik gegründet

(os) In diesem Jahr hat sich an derUni Osnabrück eine Interessens-gemeinschaft Statistik gegründet.Es ist eine fachbereichsübergrei-fende Einrichtung mit Mitgliedernaus den Fachbereichen Sozialwis-senschaften, Mathematik/Infor-matik, Psychologie und Wirt-schaftswissenschaften. Die Mit-glieder der Interessensgemein-schaft sind in Forschung oder Leh-re im Bereich Statistik tätig. Zielist die Vernetzung der Wissen-schaftler aus den verschiedenenArbeitsgruppen und Fachberei-chen. Insofern dient die Gruppeals Plattform für den gemeinsa-men Austausch von aktuellen For-schungsthemen und Fragestellun-gen. Am 11. Juli fand als erste ge-meinsame Veranstaltung ein Sta-tistik- Vormittag statt, auf dem derPsychologe Prof.Dr. Thomas Stau-fenbiel über seine aktuellen For-schungsthemen berichtete.

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BA-Studierende der Europäischen Studien in Brüssel

(os) Bei einer einwöchigen Exkursion nach Brüssel konnten Bachelorstu-dierende der »Europäische Studien« den politischen Alltag in der Europa-hauptstadt hautnah miterleben. Die Exkursion fand statt unter Leitungvon Prof. Dr. Andrea Lenschow, Direktorin des Jean Monnet Centre ofExcellence in European Studies und Inhaberin eines Jean Monnet Chairsin European Governance, und ihrer Mitarbeiterin Dr. Sandra Eckert.

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und Mogli«-Gespanne in ganzDeutschland. Sie treffen sicheinmal wöchentlich, was sie da-bei machen, bleibt ganz ihnen

überlassen und ist in erster Linevon den Interessen und Wün-schen aber auch von den Be-dürfnissen des Kindes abhängig.Die Schwerpunkte sind dabeiunterschiedlich: Mal wird ge-kocht, mal gebastelt, die Naturerkundet, handwerklich gear-beitet oder ein Museum be-sucht. Das Lernen kommt dabeiauch nicht zu kurz durch ge-meinsames Lesen oder Rechen-spiele. Emre ist jetzt seit vierMonaten dabei und ist begeis-tert: »Balu und Du ist supercool – cool mit ganz vielen›o’s‹.«

Durch die Balus machen dieMoglis oft wertvolle Erfahrun-gen, die ihr Alltag sonst nichtbereithält. »Das ist besonderswichtig im Hinblick auf dieEntwicklung der Kinder zu ei-ner eigenständigen und sozialkompetenten Persönlichkeit«,sagt »Balu und Du«-InitiatorinMüller-Kohlenberg. »Das infor-melle Lernen – ganz nebenbeiin vielen außerschulischenkindlichen Lebensbereichen –ist unsere Philosophie.« Emrehat inzwischen auch guteFreunde in seiner Klasse gefun-den.

Kinder »bären«stark machenMentorenprogramm »Balu und Du« feiert zehnten Geburtstag

Der Anfang war klein: Damalsmeldeten sich etwa acht Balusan der Universität Osnabrück.Doch »Balu und Du« ist schnellzu einer Erfolgsgeschichte ge-worden: Mittlerweile gibt es ca.50 Standorte in ganz Deutsch-

land, rund 4000 Moglis habenbereits ihren Balu gefunden.Und stets kommen neue Stand-orte hinzu. Viele Patenschaftendauern über Jahre.

Emre ist mit seinem Balu Mi-riam eines der zahlreichen »Balu

Dass die Beziehung indesnicht nur für die »Moglis« einewichtige und schöne Erfahrungdarstellt, zeigen zahlreiche Bei-

spiele. So müssen die Mentorenüber jedes Treffen eine Art Ta-gebuch führen, aus denen deut-lich wird, wie bereichernd dieZusammenkünfte auch für siesind. Diese Online-Eintragun-gen werden von den Lehrkräf-ten zeitnah kommentiert. VorKurzem hat das Team der Pro-grammentwicklung um Müller-Kohlenberg eine Evaluation desProgramms vorgelegt, die zeigt,dass »Balus« im Gegensatz zueiner eher traditionell studie-renden Kontrollgruppe vor al-lem in den Schlüsselkompeten-zen Selbstdisziplin, Arbeitshal-tung und Krisenmanagementzulegen.

Dieser Erfolg von »Balu undDu« wäre ohne die zuverlässigeUnterstützung der »Friedel undGisela Bohnenkamp-Stiftung«,der »Stiftung der Sparkassen imLandkreis Osnabrück«, der»Stiftung Stahlwerk Georgsma-rienhütte«, der Wirtschaftsju-nioren »Osnabrücke«, des Ver-eins »WMS hilft e.V.« sowiezahlreicher Bürger, Firmen undVereine, der Stadtwerke, derStadt und der Universität Osna-brück nicht möglich gewesen,erklärt Müller-Kohlenberg.

(os) Emre hatte Anschlussprobleme in der Schule: Kontakte zuanderen Mitschülern zu knüpfen, viel ihm schwer. Oft war derNeunjährige traurig darüber. Dann schlug ihn seine Klassenleh-rerin für das Mentorenprogramm »Balu und Du« vor – seitdemhat Emre jemanden an seiner Seite, der ihn vor allem im Alltagbegleitet. »Balu und Du« ist ein Programm, bei dem junge Er-wachsene einem Grundschulkind als Freund und Begleiter fürmindestens ein Jahr zur Seite stehen – wie der Balu aus dem»Dschungelbuch« seinem Mogli. Und das ehrenamtlich. Die Leh-rerinnen und Lehrer kooperierender Grundschulen schlagenSchüler vor, von denen sie meinen, dass ihnen ein bisschen mehrpersönliche Zuwendung gut täte. Das bedeutet, dass Kinder ausunterschiedlichsten Gründen in das Projekt aufgenommen wer-den. Vor zehn Jahren gründeten Prof. Dr. Hildegard Müller-Koh-lenberg von der Universität Osnabrück und Dr. Dominik Esch inKöln die ersten beiden Standorte dieses Programms.

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Jubiläumsfeier am Rathaus: Zehn Jahre »Balu und Du«.

Ein Mentor und sein Menti: Zu zweit macht’s doppelt so viel Spaß.

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Sommer an der Uni OsnabrückZum dritten Mal lädt das Akademische Auslandsamt zu International Summer Schools

(os) Insgesamt fast 70 Studie-rende aus knapp 30 Ländernwerden im Juli an den dies -jährigen Summer Schools derUniversität Osnabrück teil-nehmen und stehen bereits inden Startlöchern für ihrenkurzen Studienaufenthalt inDeutschland. Aus Kasachstan,Italien, Burkina Faso, Kolum-bien, Finnland, Indonesien,Brasilien, Costa Rica, Japan,Südafrika, den USA und vie-len anderen Teilen der Weltwerden die internationalenGäste in diesem Sommer andie Universität Osnabrückkommen und gemeinsam anden Summer Schools teilneh-men.

Die Zahl der Bewerber war so-gar im Vergleich zum Vorjahrdeutlich höher und überstiegdie Zahl der vorhandenen Plät-ze. Auch einige OsnabrückerStudierende werden an den ver-schiedenen Summer Schoolsteilnehmen.

Seit dem 2. Juli finden diedrei englischsprachigen Fach-kurse »Democratic Governanceand Civic Engagement«,»HealthCare throug-hout the LifeCycle« und»Biodiversity:The Diversityof Ecosystems,Genes and Species« sowie diebeiden deutschsprachigen Kurse»Deutsche Sprache und Kultur«und »Kulturelle Vielfalt undFriedenskultur« gleichzeitigstatt. Erstmals gibt es damit indiesem Jahr insgesamt fünfSummer Schools an der Univer-sität Osnabrück, da die Sum-mer School »Biodiversity: theDiversity of Ecosystems, Genesand Species« neu in das Ange-bot aufgenommen wurde undsomit eine noch größere thema-tische Vielfalt angeboten wer-den kann.

Die Teilnehmerinnen undTeilnehmer erwartet ein drei-bzw. vierwöchiges sehr abwechs-lungsreiches Programm, welches

von einem internationalen undlokalen Dozententeam veran-staltet wird. Die Gesamtorgani-sation und Koordination liegt,wie schon in den Vorjahren, inden Händen des AkademischenAuslandsamts der Uni Osna-brück.

Für die inhaltliche Vorberei-tung der Kursprogramme sindinsbesondere die FachbereicheSozialwissenschaften, Biologie/

Chemie undHumanwissen-schaften sowiedas Sprachen-zentrum derUniversität Os-nabrück in Zu-

sammenarbeit mit den interna-tionalen Dozenten verantwort-lich. Einige der Dozenten sinddann bereits zum wiederholtenMal als Lehrbeauftragte in Os-nabrück zu Gast.

Nicht nur bei den vielseitigenLehrveranstaltungen, sondernauch beim umfangreichen kul-turellen Freizeitprogramm wirddas internationale und interkul-turelle Flair sicherlich immerwieder lebhaft spürbar sein. Da-zu gehören Exkursionen wiebeispielsweise eine Wattwande-rung an der Nordsee sowieStädtetouren nach Hamburg,Lübeck und Berlin. Darüber hi-naus erwartet die Studierendendiverse lokale Aktivitäten wie

men. Die internationalen Teilnehmer sind in Studenten-wohnheimen und bei Gastfami-lien in Osnabrück unterge-bracht. Diese Mischung, diesich nach dem Wunsch der Stu-dierenden richtet, hat sichschon in den Vorjahren be-währt. Summer School Tutorender Universität Osnabrück wer-den die Teilnehmer währenddes gesamten Programms be-treuen und auch bei den Exkur-sionen dabei sein.

»Auch im dritten Jahr derSummer Schools an der Univer-sität Osnabrück freuen wir unssehr auf eine spannende Zeitund den interkulturellen Aus-tausch mit den Studierendenaus aller Welt. Im ersten Jahrder Summer Schools 2010 gabes nur zwei Kurse, jetzt habenwir das Angebot auf fünf ver-schiedene Kurse erweitern undStudierende aus fast dreimal sovielen Ländern gewinnen kön-nen«, sagt Miriam Zeilinger,Leiterin des Akademischen Aus-landsamtes der Universität.»Die Summer Schools dienenauch zur Intensivierung derKontakte mit unseren Partner-universitäten und sind bereitsjetzt ein wichtiges Element derInternationalisierung unsererUniversität«, fügt Miriam Zeilinger hinzu.

themenspezifische Stadtführun-gen, eine Radtour im Osnabrü-cker Land, ein vielseitigesSportprogramm, Filmabendeund Museumsbesuche. Eben-falls auf dem Programm stehennatürlich ein Willkommens-Abendessen mit Vertretern derUni Osnabrück sowie eine Ab-schlussparty.

Durch eingeworbene Stipen-dien verschiedener Förderorga-nisationen erhalten auch Stu-dierende aus Entwicklungs- undSchwellenländern die Möglich-keit, nach Osnabrück zu kom-

Uni und Stadt erleben und genießen

Neues entdecken: Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den Summer Schoolswird ein abwechselungsreiches Programm geboten.

Pressearbeit hautnah erleben

(os) Wie lassen sich die Erfolge der Universität möglichst medien-wirksam und dennoch informativ in der Öffentlichkeit verbreiten?Durch eine zielgruppenorientierte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.Doch was verbirgt sich hinter diesen Schlagworten? Studierende,

die an Antworten auf diese Frage interessiert sind, bietet dieStabsstelle Kommunikation und Marketing der Uni die

Möglichkeit, ein sechswöchiges Praktikum zu ab-solvieren. Neben den täglich anfallenden Aufga-ben wie dem Verfassen von Pressemitteilungenund Artikeln, dem Erstellen eines Pressespiegelsoder der Online-Redaktion besteht die Möglich-keit, selbstständig ein Projekt zum BereichPressearbeit zu bearbeiten. Für weitere Infor-mationen: [email protected],

Tel. (0541) 969-4370.

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Marianne Heimbach-Steins/Georg Steins (Hrsg.) inVerbindung mit Alexander Fili-povic und Kerstin Rödiger. Bi-belhermeneutik und Christli-che Sozialethik, Verlag W.

Kohlhammer, Stuttgart 2012Die Rolle der Bibel in der Ethik ist seit Jahrzehn-ten ein Streitthema im wissenschaftlichen Dis-kurs: Welche ethische Relevanz haben bibli-sche Texte in einer der Vernunft verpflichtetenEthik? Was tragen sie zum Verstehen des le-bensweltlichen sittlichen Anspruchs bei? Kannman sie als Quelle von Normen heranziehen?Mit welcher Autorität, Legitimität, Normativität»operieren« biblische Texte? Sind sie vernünfti-ger Einsicht zugänglich und universal vermittel-bar? Der Band beschließt ein fünfjähriges inter-disziplinäres und interuniversitäres Forschungs-projekt. Beteiligt waren das Institut für Katholi-sche Theologie der Universität Osnabrück unddie Katholisch-Theologischen Fakultäten derUniversitäten Bamberg, Münster und Louvain-la-Neuf/Belgien. Angesichts der aktuellen Um-brüche in den Bibelwissenschaften und derNeubestimmung der ethischen Grundlagen imglobalen Kontext vermittelt der interdisziplinäreDiskurs, der in diesem Band dokumentiert ist,wichtige Einsichten und Anregungen.

Jan Philipp Sternberg, Klaus J.Bade/Jochen Oltmer (Hrsg.):Auswanderungsland Bundes-republik. Denkmuster und De-batten in Politik und Medien1945-2010. Studien zur Histori-

schen Migrationsforschung (SHM). Bd. 26, Fer-dinand Schöningh Verlag, Paderborn 2012Wie wurde das Thema Auswanderung in derBundesrepublik in Politik und Medien behandelt?Welche Ideologien und Traditionslinien lagendem Umgang mit Auswanderung zugrunde? Wieveränderten sich diese Einstellungen zwischender Nachkriegszeit und dem 21. Jahrhundert?Auf diese und ähnliche Fragen versucht dieserBand Antworten zu geben. Gezeigt wird der vonVerlustangst und Steuerungs-Illusionen ge-kennzeichnete Umgang mit Auswanderung inder Bundesrepublik. Erstmals werden die politi-schen und medialen Debatten um Auswande-rung in den 1950er und 2000er Jahren analysiert

und in Beziehung gesetzt. Hier zeigt sich eineParallele zu den ebenso durch Furcht gepräg-ten Debatten um Zuwanderung, der anderenSeite der Medaille Migration.

Christian Westerhoff, Klaus J.Bade/Jochen Oltmer (Hrsg.):Zwangsarbeit im Ersten Welt-krieg. Deutsche Arbeitskräfte -politik im besetzten Polen undLitauen 1914-1918. Studien zur

Historischen Migrationsforschung (SHM), Bd.25. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2012Zwangsarbeit gehört zu den dunkelsten Kapitelnder deutschen Geschichte. In Forschung und öf-fentlicher Debatte wird Zwangsarbeit in der Re-gel ausschließlich mit dem Zweiten Weltkrieg inVerbindung gebracht. Doch bereits 1914 bis 1918war die Rekrutierung und Beschäftigung auslän-discher Arbeitskräfte im deutschen Machtbe-reich zunehmend von Zwang gekennzeichnet.Christian Westerhoff schließt eine Forschungslü-cke, indem er erstmals die Bedingungen, Formenund Folgen von Zwangsarbeit und Zwangsrekru-tierung in den besetzten Gebieten Polens unddes Baltikums während des Ersten Weltkriegs inden Blick nimmt. Er schildert anschaulich, wieinsbesondere die militärisch verwalteten Gebietedes Baltikums zu einem »Laboratorium« derZwangsarbeit und des »totalen Kriegs« wurden.

Jochen Oltmer, Axel Kreienbrink, Carlos SanzDíaz (Hrsg.): Das »Gastgeber«- System. Arbeits-migration und ihre Folgen in der BundesrepublikDeutschland und Westeuropa. Oldenbourg Ver-lag, München 2012Noch heute wird über die Folgen des »Gastarbei-ter«-Systems unter dem Stichwort »Integration«kontrovers diskutiert. Die BundesrepublikDeutschland und andere westeuropäische In-dustriestaaten warben von den 1950er- bis zuden frühen 1970er-Jahren Millionen ausländi-sche Arbeitskräfte an, um ihre nationalen Ar-beitsmärkte in Zeiten der Hochkonjunktur zu er-gänzen. Zahlreiche bilaterale Anwerbeabkom-men boten den Rahmen. Dieses Sammelwerkbietet aktuelle Ergebnisse der Historischen Mi-grationsforschung. Dabei werden die Bedingun-gen und Formen der Anwerbung und deren Aus-wirkungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Poli-tik ebenso untersucht wie Aspekte der Integra -

tion auf kommunaler und nationaler Ebene. Dieseübergreifende Perspektive ermöglicht neue Ein-blicke in die Geschichte der Arbeitsmigration.

Jochen Oltmer (Hrsg.): NationalsozialistischesMigrationsregime und »Volksgemeinschaft«.Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2012Das ungeregelte bzw. unkontrollierte Zu- undAbwandern verstand der nationalsozialistischeStaat als Gefahr. Er versuchte die grenzüber-schreitende Migration, aber auch die Bewegun-gen innerhalb des Landes zu kontrollieren.Wer ist zugehörig, wer nicht? Diese Frage standim Zentrum der Konstruktion von »Volksgemein-schaft« im nationalsozialistischen Deutschland.Das nationalsozialistische Migrationsregimesteht im Mittelpunkt des Bandes. Behandeltwerden Motive, Bedingungen, Formen und Fol-gen der Einflussnahme auf die Migrationsver-hältnisse zum Zwecke der Konstruktion von»Volksgemeinschaft« von den 1930er Jahren bisin die Zeit unmittelbar nach Kriegsbeginn.

Thomas Bals, Heike Hinrichs,Margit Ebbinghaus und RalfTenberg (Hrsg.): Übergänge inder Berufsbildung nachhaltiggestalten: Potentiale erkennen– Chancen nutzen. Eusl-Verlag,

Paderborn 2011Vom 23. bis 25. März 2011 haben an der Univer-sität Osnabrück die 16. Hochschultage Berufli-che Bildung stattgefunden. Fast 1.700 Berufsbil-dungsexpertinnen und –experten kamen beider Tagung zusammen, um sich im Rahmen desvielfältigen Programms auszutauschen und ge-meinsam Ideen für eine bessere Gestaltung derÜbergänge im Berufsbildungssystem zu erar-beiten. Das Rahmenthema der besonders be-deutsamen Übergänge in der Berufsbildungwurde in 19 Fachtagungen, 29 Workshops, vierVortragsreihen sowie Kurzexkursionen in Be-triebe und Bildungseinrichtungen aufgegriffenund bearbeitet. Ein Highlight war die Open-Spa-ce-Veranstaltung im Osnabrücker Schloss: DieBesucher tauschten sich in Gruppen in zwang-loser Atmosphäre über Themen aus, die zuvorin einem Plenum zur Vertiefung vorgeschlagenwurden. Der Band enthält Zusammenfassungenaller Fachtagungen, (fast) aller Workshops undAbstracts zahlreicher Kurzvorträge.

Neue Publikationen Osnabrücker Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

G. Steins

J. Oltmer

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(os) Seit vielen Jahren schonbestehen enge Verbindungendes Fachbereichs Physik derUniversität Osnabrück mit derentsprechenden Fakultät derspanischen Universität Valla-dolid. Besonders engagiert fürdiese Kooperation hat sichProf. Dr. Gunnar Borstel. Fürseine besonderen Verdienstewurde dem Osnabrücker Phy-siker nun die Ehrendoktor-würde der spanischen Univer-sität verliehen.

Die Auszeichnung erfolgte durchden Rektor der Universität Valla-dolid, Prof. Dr. Marcos Sacris-tán, auf Antrag der Mathema-tisch-NaturwissenschaftlichenFakultät. Die Zeremonie fandim Festsaal eines der historischenGebäude aus dem 13. Jahrhun-dert statt, das jetzt der juristi-schen Fakultät als Verwaltungs-sitz dient. Die spanische Hoch-schule gilt als eine der traditions-

Eine große EhreOsnabrücker Physiker erhielt Ehrendoktorwürde an der Universität Valladolid

reichsten und renommiertestender iberischen Halbinsel. Zu ih-ren Ehrendoktoren gehören un-ter anderem berühmte Persön-lichkeiten wie die spanische Kö-nigin Sofía, der Nobelpreisträgerfür Chemie Ilya Prigogine undder Nobelpreisträger für Litera-tur Mario Vargas Llosa.

Mit der Auszeichnung Prof.Borstels wurde eine seit 30 Jah-ren bestehende wissenschaftli-che Zusammenarbeit auf demGebiete der Theoretischen Phy-sik im Bereich der Quanten-theorie und ihrer Anwendun-gen bei der Berechnung vonphysikalischen Eigenschaften

Bei der Verleihung: Prof. Dr. Gunnar Borstel und Prof. Dr. Marcos Sacristán, Rektor der Universität Valladolid.

technologisch wichtiger neuerMaterialien gewürdigt. Beson-ders das langjährige Engage-ment Prof. Borstels in der Leh-re bei Spezialvorlesungen fürDiplomanden und Doktoran-den in Valladolid, sein Einsatzfür den Austausch von wissen-schaftlichen Nachwuchskräftenzwischen den beiden Institutio-nen und die Unterstützungdurch Einwerbung von Mittelninternationaler Förderorganisa-tionen wurden bei der Verlei-hung hervorgehoben. »Es freutmich sehr, dass ich die Gele-genheit erhalten habe, mit mei-nen spanischen Kollegen in derPhysik über mehrere Jahrzehnteerfolgreich zusammenzuarbei-ten und die Fakultät in für allespanischen Universitäten wich-tigen Umbruchsphasen nachder Franco-Ära und dem Ein-tritt in die EU konstruktiv zubegleiten«, so der OsnabrückerWissenschaftler.

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v&r unipress/Universitätsverlag Osnabrück: Neue Publikationen

Thomas F. Schneider: ErichMaria Remarque und der Film(Erich Maria Remarque Jahr-buch / Yearbook – Band XXII,Jahr 2012, Göttingen 2012Die Werke Remarques genießenim Film und in der Filmindus-trien schon seit langem einenhohen Stellenwert. Dieses Jahr-buch zeigt anhand zwei bislangunveröffentlichten Filmexposeesaus der Mitte der 1920er Jahre –»Monteur Hagen« und »KleinesSchicksal«, wie früh Remarquebegonnen hat, sich mit dem Me-dium Film auseinanderzusetzen.Dabei stehen im Mittelpunktder Beiträge die Filme nach Vor-lagen Remarques: Erstmalig wirddie Verfilmung des Romans»Der Himmel kennt keineGünstlinge« detailliert analysiertund die Bedeutung von »BobbyDeerfield« von Sydney Pollackverdeutlicht. Der Vergleich von

»Der Untergang« (2009) mit»Der letzte Akt« (1955), entstan-den nach einem Drehbuchent-wurf Remarques, hebt die Ak-tualität dieses Films über Hitlersletzte Tage hervor. Der Band be-inhaltet zwei Filmexposees vonRemarque sowie Beiträge ver-schiedener Autoren.

Anna Greve (Hrsg.): Museumund Politik – Allianzen undKonflikte, Göttingen 2011Museen sind Teil des politischenSystems, zugleich ist die Freiheitder Kunst im deutschen Grund-gesetz festgeschrieben. Wie ge-hen Museum und Politik mitdiesem Widerspruch um? In die-sem Band wird auf diese Frageund auf die aktuelle gesellschaft-liche Verantwortung von Mu-seen und die politischen Erwar-tungen an sie eingegangen.Durch kunsthistorische Fallana-

lysen wird versucht das Museumals politische Institution fassbarzu machen. Beiträge aus schwar-zer Perspektive zeigen nicht nurGegendiskurse zur weiß domi-nierten Diskussion auf, sondernbringen das »Unbehagen imMuseum« zur Sprache. Außerdem wird auf die Bedeu-tung der klassischen Museums-aufgaben heute, die Rolle derAuthentizität von Objekten an-gesichts Neuer Medien im Mu-seum und zunehmender Inter-netausstellungen sowie Rückga-beforderungen von Beutekunst,die durch Kolonialismus undNationalsozialismus in deutscheMuseen gelangt ist eingegangen.

Christoph Thäsler: Finanzkon-trolle im europäischen Mehr-ebenensystem Die Zusammen-arbeit der europäischen Rech-nungskontrollbehörden und

die Perspektiven für einen ex-ternen Finanzkontrollverbund,Göttingen 2012Die ebenenübergreifende Ko-operation europäischer und na-tionaler Verwaltungsbehördenund Gerichte ist Gegenstand vie-ler Untersuchungen. Dabei hatdas Zusammenwirken der euro-päischen Rechnungskontrollor-gane bisher kaum Beachtung ge-funden. Dieser Band versucht ei-nen Überblick über die schwerzugängliche Materie der europäi-schen Haushaltsverwaltung undder internen Haushaltskontrolle.Der Autor liefert eine detaillierteAnalyse der Rechtsbeziehungenzwischen dem EuropäischenRechnungshof und den Rech-nungskontrollbehörden der Mit-gliedstaaten. Dabei versucht derAutor Perspektiven für einen de-zentralen Finanzkontrollverbundzu entwickeln.

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Überzeugender ErfolgPlenarversammlung des Philosophischen Fakultätentages erstmalig an der Uni Osnabrück

(sp/os) Zum ersten Mal fandvom 28. bis 30. Juni die Plenar-versammlung des Philosophi-schen Fakultätentages an derUniversität Osnabrück statt.Organisiert wurde die Veran-staltung von Prof. Dr. Chrys-soula Kambas aus dem Fachbe-reich Sprach- und Literaturwis-senschaft.

Der Philosophische Fakultäten-tag ist die fächerübergreifendehochschulpolitische Vertretungder Geistes‐, Kultur‐ und Sozial-wissenschaften an deutschenUniversitäten. Das Gremiumvertritt die Interessen seiner Mit-glieder gegenüber den Hoch-schulleitungen, den Ländernund der hochschulpolitischenÖffentlichkeit. Die Plenarver-sammlungen finden halbjährlichim Juni und November statt.Veranstalter sind reihum dieMitgliederfakultäten. Die Sit-zungen geben insbesondere wäh-rend der Eröffnung der veran-staltenden Hochschule die Gele-genheit zu hochschulpolitischenAkzentsetzungen.

Zum Auftakt der Veranstal-tung hielt der Erziehungswissen-schaftler, Präsident der Universi-tät Hamburg und Vizepräsidentder Hochschulrektorenkonferenz(HRK), Prof. Dr. Dieter Lenzen,einen Vortrag zu dem Thema»Lehrausbildung in Deutschland– Lost in Translation«. Dabei vi-sierte Lenzen die ab Herbst 2012seitens der Kultusministerkonfe-renz (KMK) zu erwartendenNormierungsabsichten für dieLehrerausbildung an, um dieProblematik normativer »Stan-dards« vor allem in ihren Konse-quenzen für die ausbildendenFächer in Frage zu stellen. Er tatdies, rückblickend auf die Ge-schichte der Lehrerausbildungan den Universitäten seit demspäten 19. Jahrhundert bis hinzu den weiteren Normierungs-versuchen der Kultusminister,wie letztere seit der expansivengymnasialen Bildungspolitik abden siebziger Jahren wiederholtvorkamen. Die dabei beispiels-weise von der Mathematik aufdie evangelische Religion über-

tragenen quantitativen »Kompe-tenzmodelle« haben, so Lenzen,zu »Banalitäten auf hohem Ni-veau« geführt. In den Geisteswis-senschaften müssen quantifizier-bare Leistungsmessungen schei-tern. Hingegen ist der Erwerbwissenschaftlichen Könnens fürden einzelnen Lehrer von derGrundschule bis zum Gymnasi-um unabdingbare Voraussetzungspäteren beruflichen Könnens.Es gründet auf »konkreten Nor-men, zum Beispiel die Novellevon Ludwig Tieck«. Die derzeiti-gen Bologna-Studiengänge mitihrem kleinschrittigen Leistungs-punkteerwerb und pseudoobjek-tiven Standards (»workloads«)führen den einzelnen Studieren-den nicht zum Kern des univer-sitären Studiums, der Persönlich-keitsentfaltung. Lenzen erachtetdiese als genuines Qualifikati-onsziel für die Ausbildung einesLehrers. Für diese sei die Beibe-haltung der fachwissenschaftli-chen Anforderungen – ein-schließlich der selbständig ver-fassten Qualifikationsschrift, et-wa im Standard der früherenStaatsarbeit – Grundlage.

Mit Blick auf die Kultusminis-terkonferenz zur Formulierungder für das Abitur geltenden Bil-dungsstandards im Herbst 2012,gaben sodann die Vizepräsiden-tin der Universität, Prof. Dr.Martina Blasberg-Kuhnke, undProf. Dr. Gerhard Wolf als Vor-sitzender des PhilosophischenFakultätentages eine kurze Stel-lungnahme ab. Beide betonten,insbesondere die geisteswissen-schaftlichen Fächer müssten ausden unterschiedlichsten Grün-den in breitem Maßstab fehlen-de, allgemeinbildende Grundla-gen der Studienanfänger kom-pensieren.

Kritisch wurde Lenzens Vor-schlag diskutiert, dass die inbreiterem Maßstab seitens derSchulen bei Abiturienten nichterzielte Studierfähigkeit mit Hil-fe einer vorgeschalteten College-stufe bzw. durch »general stu-dies« an den Universitäten aus-geglichen werden soll. Währenddieser konkrete Vorschlag eherzurückhaltend aufgenommen

wurde, bestärkte Lenzens nach-haltiges Plädoyer zur Persönlich-keitsbildung die Plenarversamm-lung, sich auch auf den nächstenKonferenzen, in Begleitung derabsehbaren aktuellen KMK-Poli-tik, mit Fragen der Lehrämter-ausbildung zu befassen. Insbe-sondere fatal erscheint den Geis-teswissenschaften der unbefragteGrundsatz fortwährend quanti-tativer Steigerung der Abiturien-ten- und Studienanfängerzahlen,wie er von BundesministerinSchavan als Erfolg ausgegebenwird.

Die Arbeitssitzungen des Fa-kultätentages waren bestimmtvon der Wahl des neuen Vor-stands und des Vorsitzenden so-wie einzelner Funktionen inner-halb der Vereinigung. Zum Vor-sitzenden gewählt wurde Prof.Dr. Tassilo Schmitt, Althistori-ker an der Universität Bremen.Darüber hinaus wurden dieEmpfehlungen »Gute wissen-schaftliche Praxis« überarbeitetund verabschiedet. Ein einleiten-des Papier dazu, das den Fachbe-reichen und Fakultäten Empfeh-lungen gibt, wie eine allgemeineSensibilisierung zu guter wissen-schaftlicher Praxis bereits beimVerfassen der ersten Qualifikati-onsarbeiten in den Studienablaufeingespeist werden kann, wurdeebenfalls verabschiedet. Weiterwurde der aktuelle Stand sowiedie zu erwartenden Umsetzun-gen des BVG-Urteils zur W-Be-

soldung der Hochschullehrer inden verschiedenen Bundeslän-dern von seiten der Justitiarindes Deutschen Hochschulver-bands (DHV), Dr. Kathrin Grewe, erläutert.

Zahlreiche weitere Gäste wa-ren beim Philosophischen Fakul-tätentag anwesend. DarunterVertreter der HRK, der österrei-chischen Dekane-Versammlung,Abgesandte anderer Fakultäten-tage und von Evaluationsagentu-ren. »Diese Plenarsitzung hat dieNotwendigkeit hochschulpoliti-scher Diskussion auf der inter-universitären Ebene innerhalbder Geistes- und Sozialwissen-schaften erneut gezeigt. Die Fa-kultätentage sind ein Korrektivzur Sicht innerhalb der Rekto-ren-Konferenz, sie geben hierandererseits Anregung, ihreStimme wird zunehmend ge-hört. Sie binden in den hoch-schulpolitischen Austausch zwi-schen den Universitäten die Er-fahrungen unserer Fächer sach-bezogen ein. Man lernt auchProbleme und Lösungsmöglich-keiten aus den anderen Bundes-ländern kennen. Und nicht zu-letzt gewinnt man tiefe Einbli-cke in die einzelnen Universitä-ten – und man vermittelt sie«, soProfessorin Kambas. »Die Gästehaben sich in unserer Universitätsehr wohl gefühlt. Es gab Reak-tionen großer Sympathie, auchfür die Stadt Osnabrück alsStandort der Universität.«

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Freuen sich auf den Philosophischen Fakultätentag: (v.l.): Prof. Dr.-Ing. Claus R.Rollinger, Prof. Dr. Gerhard Wolf, Prof. Dr. Chryssoula Kambas, Prof. Dr. Dieter Lenzen sowie Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke.

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tung zudem weit über dem vomGesetzgeber vorgegebenen Rah-men, der eine Gleichbehand-lung behinderter und nichtbe-hinderter Mitarbeiter festlegt,bemüht, auch für die chronischerkrankten und beeinträchtigtenMitarbeiter ein ihnen angemes-senes Arbeitsumfeld zu bieten.

Insgesamt also zeigt sich, dassdie gesamte Universität ver-sucht, sowohl Studierende alsauch Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern mit Beeinträchtigun-gen ein uneingeschränktes Stu-dieren bzw. Arbeiten zu ermög-lichen.

BarrierefreiheitStudieren und Arbeiten an der Uni mit Behinderung ist kein Tabuthema

(os) Nur die wenigsten von ih-nen fallen auf. Beispielsweisedann, wenn sie im Rollstuhl indie Vorlesung kommen. Oderwenn sie zu ihrem Platz beglei-tet werden, weil sie kaum nochsehen können. Doch es gibtauch jene mit chronischen Er-krankungen oder psychischenStörungen. Studierende mitBeeinträchtigungen sind ander Universität keine Einzelfäl-le. Auf den folgenden Seitenwollen wir uns mit dieser The-matik näher beschäftigen unddabei auch die Möglichkeitenfür behinderte Menschen, diean der Universität in den ver-schiedensten Berufen arbeiten,einmal näher in den Blick neh-men.

In einer jüngst erschienen »Son-dererhebung zur Situation vonStudierenden mit Behinderungund chronischer Krankheit«, he-rausgegeben vom DeutschenStudentenwerk, wird bereits aufden ersten Seiten deutlich, dasses zahlreiche Studentinnen undStudenten gibt, die mit besonde-ren Herausforderungen umzuge-hen haben. Insgesamt acht Pro-zent der Studierenden an deut-schen Hochschulen haben eineBehinderung oder leiden an ei-ner chronischen Erkrankung.

Dabei machen die Statistikender von dem Bundesministeriumfür Bildung und Forschung inAuftrag finanzierten Darstellungeines besonders deutlich: es gibtdie unterschiedlichsten Artender Beeinträchtigung, die, obnun körperlicher oder eher psy-chischer Natur, ebenso unter-schiedliche Arten der Beein-trächtigung und damit verbun-dene Bewältigungsformen mitsich bringen.

Befragt wurden deutschland-weit 16.000 Studierende mit Be-einträchtigungen. Für 45 Pro-zent von ihnen wirkt sich einepsychische Beeinträchtigung aufdas Studium aus, 20 Prozent lei-den an chronisch-somatischenErkrankungen, wie beispielswei-se, Rheuma, Krebs oder auch Al-lergien. Sechs Prozent leiden anStörungen aus dem Bereich der

Teilleistungsstörungen, also Le-gasthenie oder Dyskalkulie, fünfProzent an Beeinträchtigung derSehfähigkeit und vier Prozent anBewegungseinschränkungen.Weitere drei Prozent haben eineBeeinträchtigung der Sprech-und Hörfähigkeit.

Was hier besonders auffällt,ist, dass hier ein Großteil der Be-hinderungen für die anderenStudierenden oder die Dozentenauf den ersten Blick unsichtbarbleibt. Lediglich bei sechs Pro-zent ist die Beeinträchtigungwahrzunehmen. Und auch wennes überraschen mag: für diemeisten Studierenden ist derUmstand, dass ihre Beeinträchti-gung nicht zu erkennen ist,durchaus erwünscht. So habennur 27 Prozent der Befragten ei-nen Antrag auf einen sogenann-ten Nachteilausgleich stellt. Aufgut deutsch: Sie nehmen lieberin Kauf, aufgrund ihrer Beein-trächtigung bei einer Prüfung ei-ne schlechtere Note zu bekom-men als sich im Vorfeld zu outenund eine ihrer Behinderung oderErkrankung angemessene Er-leichterung zu gelangen. Dies istumso verwunderlicher als dassan fast allen Hochschulen undUniversitäten spezielle Ansprech-partner vorgesehen sind, diesich, wenn auch zumeist ledig-lich ehrenamtlich neben ihreneigentlichen Dienstaufgaben,um die Belange behinderter oderchronisch Erkrankter Studieren-der kümmern.

Neben diesen Fakten kommtnoch ein weiterer Umstand zumtragen, der besonders nachdenk-lich stimmen sollte: So haben 71Prozent der Befragten »beein-trächtigungsbedingte Zusatzkos-ten«, also für Arztbesuche, spe-zielle Medikamente oder für Stu-dien- oder Kommunikationsas-sistenten, die nicht durch zusätz-liche finanzielle Beihilfen abge-deckt werden.

Soviel zu den Studierendenmit einer Beeinträchtigung andeutschen Universitäten. Dochjede Universität ist neben einerakademischen Institution zu-gleich auch ein Arbeitgeber füreine Reihe der unterschiedlichs-

ten Lehrberufe, sei es nun imVerwaltungs-, im technischen-oder im Handwerksbereich. Un-ter den Mitarbeiterinnen undMitarbeitern finden sich ebensoMenschen mit unterschiedli-chen Beeinträchtigen. Auch fürsie haben die meisten Universi-täten mittlerweile Behinderten-beauftragte ernannt, die unteranderem als Mittler zwischenden beeinträchtigten Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern undanderen Stellen fungieren sowieihnen mit Rat und Tat zur Seitestehen. An der Universität Os-nabrück ist die Hochschullei-

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Im Rollstuhl studieren an der Uni Osnabrück? Heutzutage relativ problemlos möglich.

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und auch, wenn sie stark sehbe-hindert sind, die Wege zwischenden einzelnen Veranstaltungsor-ten gefahrlos zu gehen. Generellhaben es da Studierende mit ei-ner Sehstörung an einer Cam-pus-Uni mit weniger langenWegen natürlich einfacher. Wasdie psychischen Erkrankungenangeht, arbeite ich eng mit derPsychosozialen Beratungsstelledes Studentenwerks zusammen.Insofern habe ich hier ein klei-nes Netzwerk aufgebaut, dasauch städtische Stellen mit ein-schließt.

Und was ist mit Rollstuhl -fahrern, ist denn auch sicher -gestellt, dass sie hier alle Ver-anstaltungsräume erreichen können?Ja, nach dem Einbau des Fahr-stuhls im Schlosshauptgebäudeist die Universität als Ganzesnun sozusagen barrierefrei fürdie Studierenden.

Herr Prof. Jung, das hört sicheigentlich doch alles recht po-sitiv an. Würden Sie sich Ver-besserungen wünschen, die esIhnen erlauben, den Studie-renden mit Behinderungenmehr zu helfen?Im Großen und Ganzen sindwir eigentlich recht gut aufge-stellt. Allerdings denke ich mit-unter, dass es besser wäre, wennmein Auftrag im Niedersächsi-schen Hochschulgesetz festge-schrieben und geregelt wäre.

Was hätte das für besondereVorteile?Nun, dann hätte ich vielleichtdas Recht, den Prüfungsaus-schuss anzurufen, wenn ich mei-ne, dass ein Nachteilausgleichfür einen behinderten Studie-renden nicht gewährt wurde.Das wäre eine Verbesserung, diesicherlich den benachteiligtenStudentinnen und Studentenzugute käme.

»Im Großen und Ganzen recht gut aufgestellt«Der Behindertenbeauftragte für Studierende Prof. Jung über die Situation an der Uni

Herr Prof. Jung, Sie sind vomPräsidenten unserer Univer -sität als Behindertenbeauftrag-ter für die Studierenden einge-setzt worden. Was gehört da-bei eigentlich alles zu IhrenAuf gaben?Nun, im Grunde geht es umdrei Bereiche, und zwar Bera-tung, Konfliktschlichtung unddie Handlungsbedarfsanzeige.

Handlungsbedarfsanzeige? Was genau ist denn damit gemeint?Studentinnen und Studentenmit Handicap kommen aufmich zu und weisen mich aufnichtbarrierefreie Wege undRäume hin und andere Proble-me wie beispielsweise fehlendeunterfahrbare Tische oderschlecht ausgeleuchtete Wegeund Treppenhäuser. Ich meldedas an die Verwaltung, insbe-sondere das Gebäudedezernatoder an die Beschaffungsstelle.Und dann wird geholfen – inder Regel.

Und wie häufig werden Sie indieser Funktion als Behinder-tenbeauftragter von den Stu-dierenden frequentiert?Relativ oft. Mehrmals die Wo-che kommen Studierende mitihren Anliegen, sei es nun, dasssie Nachfragen zu bestimmtenStipendien, die für sie in Fragekommen, haben oder einfachnur wissen wollen, ob sie beiPrüfungen Erleichterungen auf-grund ihrer Behinderungen inAnspruch nehmen können.

Und was antworten Sie dann?Existieren bestimmte rechtlichfixierte Ansprüche auf Prü-fungserleichterungen?Zunächst einmal muss ich sa-gen, dass viele Studierende mitBehinderungen sich scheuen,solche Ansprüche bei ihren Prü-fern geltend zu machen. Vielemöchten nicht, dass ihre Be-nachteilung bekannt wird odersie wollen behandelt werden,wie ihre Kommilitonen. Abernatürlich gibt es sogenannte

Nachteilausgleiche, damit be-hinderten Studierenden aus ih-ren Einschränkungen keineNachteile bei Prüfungen er-wachsen.

Haben Sie dafür ein Beispiel?Also, wenn beispielsweise einStudierender unter einer ärztlichbescheinigten Prüfungsangst lei-det, dann kann er zusammenmit dem Prüfer vorab überlegen,wie man die Prüfungssituationfür ihn erleichtert.

Das klingt plausibel. Und aufsolche Erleichterungen habenStudierende einen gesetzlichenAnspruch?Ja. Allerdings weise ich auch im-mer wieder darauf hin, dass ausder Behinderung nicht daraufgeschlossen werden darf, dassman die Prüfungsleistung nichterbringen muss, es muss ledig-lich sichergestellt sein, dass demPrüfling aus seiner Behinderungkeine Nachteile erwachsen.

Von welchen Arten von Behin-derungen sprechen wir hierüberhaupt, fallen auch psy-chische Erkrankungen darun-ter?Also, wir haben beispielsweiseeinige Studierende hier, die seh-behindert sind. Für die ist es na-türlich schon sehr wichtig, dasses ihnen ermöglicht wird, dieStudienliteratur lesen zu können

(os) Der evangelische Theologe Prof. Dr. Martin Jung ist Behin-dertenbeauftragter für die Studierenden an der Universität. Wirsprachen mit ihm über seine Aufgaben und über die Situationder Studierenden mit einer Behinderung an der Hochschule.

Prof. Dr. Martin Jung

Behindertenbeauftragte an niedersächsichen Hochschulen

(sp) Auch wenn das Niedersächsische Hochschulgesetzsie nicht explizit erwähnt, sind Behindertenbeauftragte anfast allen niedersächsischen Hochschulen ernannt wordenund gehen ehrenamtlich ihrer Arbeit nach. Dabei sind ihreAufgabenfelder in der Regel durchaus miteinander ver-gleichbar. Die Behindertenbeauftragten unterstützen dieUniversitäten bei ihren Aufgaben, die besonderen Bedürf-nisse behinderter Studierender bei der Gestaltung der Stu-dienbedingungen zu berücksichtigen. Außerdem beratendie Beauftragten behinderte Studierende und die Fakultä-ten bei auftretenden Problemen. Studierende mit einer Be-hinderung müssen unterschiedlichste Hürden im Alltag be-wältigen. Viele Wege sind nicht gehbehindertengerechtoder Gebäude besitzen keinen Fahrstuhl. Die Zielsetzungder Arbeit der Behindertenbeauftragten ist es, dafür Sorgezu tragen, dass Menschen mit Behinderungen ihr Studiumohne Nachteile ausüben können.

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»I do it my way« – Studieren mit BehinderungBerit Arend sitzt im Rollstuhl und berichtet von ihren Erfahrungen als Studentin

Es war auch ein weiterer»Schritt« in Richtung Selbst-ständigkeit. Die habe ich mirvor Studienbeginn gewünscht –und nun kann ich sagen, dasssich dieser Wunsch durchaus er-füllt hat.

Nach dem Abitur plagtenmich einige Ängste: Wie würdeich mich Fremden präsentierenkönnen? Würde ich in der Lagesein, Alltag und Studium alleinzu meistern? Würde ich demLeistungsdruckgewachsen sein?Wie würde sichdie Wohnungs-suche gestalten?Eigentlich vieleFragen also, diesich jeder ange-hende Student stellt. Nur ebennicht alle.

Wie würden andere mit mei-ner Behinderung umgehen,mich akzeptieren? Wie vieleHindernisse würden sich mir,

beziehungsweise meinem Roll-stuhl, in den Weg stellen?

Doch die Ängste und Be-fürchtungen lösten sich zumGlück recht schnell auf. Ichkann sagen, dass sich alles zumeiner Zufriedenheit entwi-ckelt hat. Schon in der Einfüh-rungswoche wurden viele mei-ner Sorgen zerschlagen. Natür-lich musste ich das ein oder an-dere Mal erklären, welche Artvon Behinderung ich habe, aber

ich war schnellTeil der Grup-pe. Ich konntemich rasch inden Studienall-tag einfindenund meinerMeinung nach

war meine Behinderung schonbald kaum ein Thema mehr.

Ich habe den Vorteil, dassmeine Seminare hauptsächlichim EW Gebäude (Gebäude 15),im Schloss und im alten Kreis-

haus stattfinden –alles barrierefreieGebäude mit Fahr-stuhl oder/undRampe. Nurmanchmal ist esschon lästig, wenndann mal einer derAufzüge ausfällt.Dann bin ich dochauf ein bisschenHilfe meiner Kom-militonen/innen an-gewiesen. Bisher ha-be ich aber immerjemanden gefunden,der mir helfenkonnte. Ohnehinerlebe ich überall ei-ne große Hilfsbe-reitschaft – ob inder Mensa oderbeim Herunterrei-chen von Büchernin der Bibliothek.

Manchmal ist das mehr Hilfsbe-reitschaft als ich brauche.

Die erste wirkliche Einschrän-kung in meiner Mobilität stelltefür mich der massive Schneefallim ersten Winter dar. Die vereis-ten Straßen, die mit Schneeber-gen bedeckten Bürgersteige wa-ren für mich nur schwer zuüberwindende Hindernisse, dieeigentlich erst einmal gar nichtsmit der Universität zu tun hat-ten, jedoch von der Universitätgelöst wurden. Seitdem wurdemir unter anderem für solcheBedingungen ein Wegbegleiterzur Seite gestellt, der mir Hilfe-stellungen gibt. Beispielsweisebringt er mich zum Bahnhof,hilft mir mit meinem Gepäck,sorgt dafür, dass ich in meinenZug nach Hause komme und

holt mich jeden Sonntagabendauch wieder ab.

Ich sehe mich als ganz nor-male Studentin. Die Behinde-rung ist nur selten Thema, zumBeispiel wenn ich mich mit derNachteilsausgleich – Bürokratieherumschlage oder vor kaputtenAufzügen stehe. Und selbstdann habe ich immer wiederdie Erfahrung gemacht (undmache sie immer noch), dasssich mit etwas gutem Willen al-les, was sich zuerst als Problemdarstellt, lösen lässt. Dabei mussman zwar immer wieder echteund metaphorische Umwege inKauf nehmen, aber man kommtdann trotzdem doch zum Ziel.Und man kann sich immer wie-der selbst überraschen, wie vielman alleine schafft!

Von Berit Arend

Seit zwei Jahren studiere ich nun Germanistik und Anglistik ander Universität Osnabrück. Ein Studium zu beginnen war fürmich ein großer Schritt – aber was heißt eigentlich Schritt?Schritte mache ich eigentlich weniger, denn ich sitze im Roll-stuhl.

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Die Ängste und Befürch-tungen lösten sich zum

Glück schnell auf

Studieren mit Rollstuhl: Die Uni Osnabrück sorgt für Barrierefreiheit.

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»Einfach so behandelt werden wie alle anderen«Die Uni tut viel für ihre Beschäftigten mit Beeinträchtigung

Ebenso wie auch bei den Studie-renden wollen die meisten derMitarbeiterinnen und Mitarbei-ter nur sehr ungern über ihre Be-einträchtigung sprechen. »Ichmöchte einfach behandelt wer-den, wie alle anderen«, so eine

Verwaltungsangestellte, die mitAugenproblemen zu kämpfenhat. Wie in der Allgemeinbevöl-kerung gibt es eine Vielzahl un-terschiedlicher Behinderungenbei Beschäftigten der UniversitätOsnabrück, von seelischen Stö-

rungen bis zu den häufigen or-thopädischen Leiden. »Für diemeisten der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter mit einer Beein-trächtigung ist vor allem wichtig,dass ihr Arbeitsplatz leidensge-recht umgestaltet wird. Beschäf-

tigten mit schweren Wirbelsäu-lenbeschwerden werden zumBeispiel stufenlos durch Motorin der Höhe verstellbare Schreib-tische zur Verfügung gestellt, da-mit ein problemloses Wechselnzwischen stehender und sitzen-

der Arbeit ermöglicht werdenkonnte«, so der Betriebsarzt apl.Prof. Dr. Henning Allmers. UndRoswitha Zucht, Leiterin derStabsstelle Arbeitsschutz undGefahrstoffmanagement, er-gänzt: »Wichtig ist auch die Prä-vention. Wir möchten, dass alleArbeitsplätze sicher und gesund-heitsgerecht sind. Deshalb ist eswichtig, dass bei der Gestaltungvon Arbeitsplätzen und auszu-führenden Tätigkeiten schon inder Planungsphase die Gesund-heits- und Arbeitsschutzaspektemit berücksichtigt werden. Dasgilt für alle Beschäftigten derUniversität und bekommt fürMitarbeiterinnen und Mitarbei-tern mit Beeinträchtigungennoch einmal eine besondere Be-deutung.«

Speziell für die Schwerbehin-derten wird turnusmäßig einVertreter für die Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter gewählt.Seit sechs Jahren hat HubertKeil vom Gebäudedezernat die-ses Amt inne. »Wir stehen denSchwerbehinderten beratendund helfend zur Seite.« Dabeikomme es auch schon mal vor,dass jemand sich über seine Vor-gesetzen beschwere wolle oderweil er sich ausgegrenzt fühle, soKeil, auch da gelte es dann zuvermitteln. Insgesamt sieht erdie Situation für Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter mit einerBeeinträchtigung jedoch alsrecht gut an: »Wir tun hier viel,um diesen Mitarbeitern ihre Ar-beitsplätze zu erhalten.«

Der zuständige Vizepräsident,Dr. Wilfried Hötker, bewertetdas Bündel an Maßnahmen, umMitarbeiterinnen und Mitarbei-tern mit einer Beeinträchtigungihre Tätigkeit an der Universitätzu erleichtern, als grundsätzlichpositiv: »Das Präsidium ist sehrbemüht, ein angenehmes Ar-beitsumfeld zu schaffen. Dabeisind wir allerdings auch auf dieHilfe der nichtbeeinträchtigtenKolleginnen und Kollegen ange-wiesen. Denn das gute Mitei-nander zwischen allen ist dieGrundlage für ein angenehmesArbeitsumfeld.«

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(os) Dem Gesetz nach müssen die Verwaltungen der Länder, derGemeinden und der sonstigen Körperschaften, Anstalten undStiftungen des öffentlichen Rechts einen festgelegten Prozentsatzihrer Arbeitsplätze mit Menschen mit einer Behinderung beset-zen. Dabei sind Frauen besonders zu berücksichtigen. An derUniversität Osnabrück sind eine Vielzahl Mitarbeiter und Mitar-beiterinnen mit einer Beeinträchtigung beschäftigt.

Leiterin der Stabsstelle Arbeitsschutzund Gefahrenstoffmanagement: Roswitha Zucht

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Betriebsarzt der Universität:apl. Prof. Dr. Henning Allmers

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Vertreter der Schwerbehinderten:Hubert Keil

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Im Fall einer Evakuierung

(sp) Bei der Evakuierung von Gebäuden kommt es auf jede Se-kunde an. Oftmals dürfen Aufzüge nicht mehr benutzt werdenund gerade dies stellt nicht gehfähige Personen vor ein großesProblem. Für solche Situationen wurde ein Evakuierungsstuhlentwickelt. Er ermöglicht einen einzelnen Benutzer einen geh-behinderten Kollegen schnellstmöglich und unkompliziert zuevakuieren. Einer dieser Stühle ist für eine schwerbehinderteMitarbeiterin die im Rollstuhl sitzt und im 1. Stock im AVZ ar-beitet beschafft worden. Zwei Kollegen wurden als Evakuie-rungshelfer ausgebildet und die praktische Anwendung mit derMitarbeiterin erprobt. Der Stuhl erleichtert den Transport vonPersonen mit einer Gehbehinderung, da ein schweres Hebenund Tragen entfällt. Als Rettungsmittel eingesetzt kann derEvakuierungsstuhl einen Rückstau auf Treppen verhindern unddadurch die Räumung eines Gebäudes nicht beinträchtigen.

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Faszinierende Welt der UhrensynchronisationUni Osnabrück: Beeindruckende Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Nils Aschenbruck

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(os) Seit März 2012 hat der Informatiker Prof. Dr. NilsAschenbruck die HARTINGStiftungsprofessur für verteilteSysteme an der Universität Os-nabrück inne. Nun hielt er voreinem begeisterten Publikumseine Antrittsvorlesung überdie faszinierende Welt der Uh-rensynchronisation.

Der junge Wissenschaftler unter-strich mit einem Anwendungs-beispiel aus dem Katastrophen-schutz den Praxisbezug seinerForschungsarbeiten. Denn imErnstfall kann es für den Ein-satzleiter von großer Bedeutungsein, und damit Menschenlebenretten oder größere Schäden ver-meiden, wenn er alle Informa-tionen einem korrekten, einheit-lichen Zeitpunkt zuordnenkann. In Cyber-Physical Systemsmüssen dafür die Uhren so ge-nannter Sensoren, die über ihrenZustand und ihre UmgebungAuskunft geben können, undAktoren, die ihre Umgebung be-einflussen können, synchroni-siert werden. Über das Anwen-dungsbeispiel Katastrophen-schutz hinaus finden Cyber-

Physical Systems insbesondereim industriellen Umfeld ihrenEinsatz.

Hier sieht auch der Stifter, dieFamilie Harting aus Espelkamp,einen wichtigen Ansatzpunkt derProfessur, »denn mit der Aus-richtung auf Cyber-Physical Sys-tems wird schon heute zu Tech-nologien geforscht, die unserenAlltag morgen – vielleicht nichtvollkommen, aber doch gewaltig– verändern werden«, unterstrichDr.-Ing. E. h. Dietmar Hartingdie Bedeutung der Professur undfuhr fort, »dass es die Freiheit,aber auch die Verantwortungvon Wissenschaft und For-schung sei, uns als Mitgliederder Gesellschaft auf diese Zu-kunft vorzubereiten«.

»Ich bin davon überzeugt, dasswir mit Prof. Aschenbruck eineganz ausgezeichnete Besetzungder Stelle erreicht haben, von dernicht nur die Universität profi-tieren wird«, so Universitätsprä-sident Prof. Dr.-Ing. Claus R.Rollinger. Von Seiten des Insti-tuts für Informatik sprach Prof.Dr. Oliver Vornberger ein herzli-ches Willkommen für den jun-gen Kollegen aus. Über »die

Jugend von heute« könne erselbst sich nicht beschweren,vielmehr zeige Prof. Aschen-bruck mit seinen im akademi-schen Sinne fast jugendlichen 32 Jahren, was die Jugend vonheute auf dem Kasten habe.

Nils Aschenbruck, wurde inOberhausen geboren, studiertein Bonn Informatik. Im Früh-jahr 2008 schloss er seine Pro-motion im Themenbereich derpraxisnahen Leistungsbewertungzukünftiger verteilter Systemeab. Seit Herbst 2008 leitete erden Forschungsbereich der takti-schen Multi-Hop Netze. Mitdieser Gruppe arbeitete erschwerpunktmäßig an Themen

im Kontext Sicherheit in Sensor-netzen sowie robuste, adaptiveVernetzung von Cyber-PhysicalSystems. »Mich interessierenFragestellungen im Bereich dervernetzten Systeme mit klarenAnwendungsszenarien. Es istschön zu sehen, wenn sich neue,wissenschaftliche Erkenntnisseauch in Prototypen und De-monstratoren für spezifische Sze-narien realisieren lassen«, so derWissenschaftler.

Dr.-Ing. E. h. Dietmar Har-ting ist persönlich haftender Ge-sellschafter und Frau MargritHarting generalbevollmächtigteGesellschafterin der HARTINGTechnologiegruppe. Diese ist einweltweit agierendes Unterneh-men mit etwa 3.400 Mitarbei-tern, das Lösungen für die Ener-gie, Signal- und Datenübertra-gung entwickelt. Das mehrfachausgezeichnete Unternehmenbefindet sich zu 100 Prozent inFamilienbesitz. Die Produkte, zudenen Steckverbinder und Netz-werkkomponenten gehören,werden zum Beispiel im Maschi-nenbau, in der Bahntechnik, inWindenergieanlagen und in derFabrikautomation eingesetzt.

Freuen sich über die gelungene Berufung (v.l.): Prof. Dr. Oliver Vornberger, Fachbereich Mathematik/Informatik, Prof. Dr.-Ing. Claus R. Rollinger, Präsident der UniversitätOsnabrück, Margrit Harting, generalbevollmächtigte Gesellschafterin der HARTING Technologiegruppe, Prof. Dr. rer. nat. Nils Aschenbruck, Institut für Informatik, Dr.Ing. E. h. Dietmar Harting, persönlich haftender Gesellschafter der HARTING Technologiegruppe, sowie Prof. Dr. rer. nat. Norbert de Lange, Institut für Geoinformatikund Fern erkundung.

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(os) Unter diesem Motto ver-anstaltete das StudentenwerkOsnabrück am 25. April imFoyer der Mensa Schlossgarteneinen »Tag des Stipendiums«.

Den Studierenden der Hoch-schulen in Osnabrück, Vechtaund Lingen sollte damit die Ge-legenheit gegeben werden, sichumfassend über Förderungsmög-lichkeiten, Förderungsvorausset-zungen und Inhalte eines Stipen-diums durch die Begabtenförde-rungswerke zu informieren.

»Unser Ziel ist es, durch eineumfassende Beratung möglichstalle Finanzierungsalternativenaufzuzeigen«, erläuterte BirgitBornemann, die Geschäftsführe-rin des Studentenwerks Osna-brück, die Motive für dieses Ver-anstaltungskonzept. »Neben ei-ner Studienfinanzierung nachdem Bundesausbildungsförde-rungsgesetz (BAföG) und derVermittlung von Studienkreditenmöchten wir die Studierenden

die Zuwendungen für die Be-gabtenförderung im Hoch-schulbereich signifikant erhöhthat, ist die Chance, jetzt geför-dert zu werden, so gut wie niezuvor. Aus diesem Grund sollteder »Tag des Stipendiums«nicht zuletzt auch Lehrende

über die Studienförderung durchdie Begabtenförderungswerke in-formieren. Viele Studierendewerden von dem Angebot einersolchen Förderung entweder garnicht – oder leider erst viel zuspät erreicht.«

Neun der elf durch das Bun-desministerium für Bildung undForschung (BMBF) finanziertenBegabtenförderungswerke warenbei der Veranstaltung durch Mit-arbeiter, Vertrauensdozenten undStipendiaten vertreten.

Die mitwirkenden Stiftungenstellten die Besonderheiten ihrerjeweiligen Begabtenförderungzunächst im Rahmen eines Kurz-vortrags vor. Im Anschluss daranberichteten zwei Stipendiatenüber ihre Erfahrungen. Darüberhinaus bestand die Möglichkeit,Informationsstände der Stiftun-gen zu besuchen und bei einemCome together mit Imbiss per-sönliche Gespräche zu führen. Nachdem das Bundesministeri-um für Bildung und Forschung

der Hochschulen ansprechen,weil sie mit den Informationenüber die jeweiligen Stiftungengezielt Studierende auf diese al-ternative Form der Studienfi-nanzierung ansprechen bzw. siefür eine Förderung vorschlagenkönnen.

Wie bekomme ich ein Stipendium?Studentenwerk lud mit großem Erfolg zum »Tag des Stipendiums«

DurchschnittswerteDeutsches Studentenwerk startet 20. Sozialerhebung

Wertvolle Infos über Stipendien und die verschiedenen Stiftungen gab es im Foyerder Mensa.

(os) Aus welchen sozialenSchichten kommen die rund2,4 Millionen Studierenden,wie sieht ihre wirtschaftlicheund soziale Lage aus? Wie finanzieren sie ihr Studium?Welche Lebenshaltungskostenhaben sie? Wie viel Zeit wen-den sie für das Bachelor- oderMaster-Studium auf, wie vielZeit geht drauf für den Neben-job? Wie wohnen sie? WelchenBeratungsbedarf haben sie?Auf diese Fragen will die in-zwischen 20. Sozialerhebungdes Deutschen Studenten-werks (DSW) Antworten liefern.

Ende Mai 2012 wurden 80.000nach dem Zufallsprinzip ausge-wählte Studierende gebeten,anonym an der Befragung teilzu-nehmen. »Je mehr Studierendeden Fragebogen ausfüllen, desto

besser lässt sich deren Lebenssi-tuation abbilden«, sagte DSW-Präsident Prof. Dr. Dieter Tim-mermann. »Das Deutsche Stu-dentenwerk nutzt die Daten derSozialerhebung, um gegenüberPolitik und Öffentlichkeit fürdie sozialen Interessen der Stu-dierenden einzutreten«, so Tim-mermann.

Die Ergebnisse sollen imFrühjahr 2013 vorgestellt wer-den. Die Untersuchung wirdvom Hochschul-Informations-System (HIS) durchgeführt undvom Bundesministerium für Bil-dung und Forschung finanziert.Sie wird seit 60 Jahren durchge-führt. Die DSW-Sozialerhebun-gen zählen zu den größten undwichtigsten Studierenden-Befra-gungen überhaupt.

Die 20. Sozialerhebung desDeutschen Studentenwerkszeichnet ein realistisches Bild der

sozialen und wirtschaftlichen La-ge der 2,4 Millionen Studieren-den in Deutschland und ist einewichtige Entscheidungs- und

Datengrundlage für diePolitik, die Hochschu-len und die Studenten-werke. Darüber hinausreicht es als einzigartigesozialwissenschaftlicheLangzeituntersuchungbis 1951 zurück und er-laubt Vergleiche überlängere Zeiträume, zumBeispiel zur Bildungsbe-teiligung oder sozialenZusammensetzung derStudierenden. In diesemSinne ist eine der größ-ten repräsentativen Stu-dierenden-Befragungenin Deutschland und ei-ne der bekanntesten of-fiziellen Bildungsstudi-en, wie die Verantwort-

lichen vom Deutschen Studen-tenwerk betonen.Weitere Informationen unter:www.sozialerhebung.de

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(ul) Völlig unerwartet verstarbam Freitag, 27. April, Prof. Dr.Christian Wopp. Als Professorfür Sport und Gesellschaftlehrte und forschte er seit 1997am Fachbereich Erziehungs-und Kulturwissenschaften derUniversität Osnabrück.

Er prägte mit seinem großen En-gagement über 15 Jahre das re-nommierte Institut für Sport-und Bewegungswissenschaft ent-scheidend mit. »Wir verlierenmit ihm einen Kollegen, dessenhohe fachliche Kompetenz undunermüdliche Tatkraft uns sehrfehlen werden«, so Prof. Dr. Re-nate Zimmer und Prof. Dr. PeterElflein vom Institut für Sport-wissenschaft.

Wopp zählte zu den bekann-testen deutschen Sportwissen-schaftlern. Er war nicht nurSprecher der Kommission Sportund Raum in der DeutschenVereinigung für Sportwissen-schaft sondern auch Mitglied desExpertengremiums zur Sportent-wicklung im Deutschen Olym-pischen Sportbund (DOSB). Zuden Arbeitsschwerpunkten ge-hörte die Analyse und Planungder Sportentwicklung in Kom-munen, Sportvereinen undSportverbänden. In der For-schung beschäftigte er sich mitder systematische Trendfor-schung. Er entwickelte Strate-gien zur Zukunftsgestaltung desSports.

Die soziale Integration vonMädchen durch Fußball in so-zialen Brennpunkten (zusammenmit dem Deutschen Fußball-Bund und den BundesländernNiedersachsen und Nordrhein-Westfalen) waren Projekte, dieihm sehr am Herzen lagen. Fürdie Großstädte Berlin, Ham-burg, Hannover, Osnabrück undOldenburg wie auch Georgsma-rienhütte und Bissendorf ent-warf er Sportentwicklungspläne.

Christian Wopp, geboren1947, studierte Sport, Mathema-tik und Pädagogik in Münsterund Darmstadt. Bis 1975 war erBildungsreferent beim Allgemei-nen Deutschen Hochschulver-band in Darmstadt und an-

Zu den bleibenden Ergebnissenseines vielfältigen wissenschaftli-chen Engagements zählen zahl-reiche Publikationen. Wopps’Werk umfasst mehrere Mono-graphien, eine Vielzahl von ihmherausgegebener Schriften sowieDutzende von Beiträgen fürSammelwerke und renommierteZeitschriften. Mit großer Lei-denschaft ist es ihm gelungen,viele Studierende für die The-men Sport und Gesellschaft zubegeistern sowie junge Wissen-schaftlerinnen und Wissen-schaftler nachhaltig zu prägen.»Er hatte stets ein offenes Ohrfür unsere Anliegen und Proble-me«, so lautet die einhellige Mei-nung der Fachschaft der Sport-studierenden.

schließend 22 Jahre Leiter desZentrums für Hochschulsportan der Carl-von-Ossietzky Uni-versität in Oldenburg. Nach sei-ner Promotion 1986 habilitierteer sich 1994 mit dem Thema»Analysen und Perspektiven desFreizeitsports«. Seit dem 1. April1997 war er ordentlicher Profes-sor an der Universität Osna-brück.

Christian Wopp engagiertesich auf allen Ebenen der akade-mischen Selbstverwaltung. Von2002 bis 2004 war er Dekan desFachbereichs Erziehungs- undKulturwissenschaften, von 2008bis 2010 Sprecher des Fachge-bietes Sportwissenschaft und von2010 bis 2012 Mitglied des Se-nats der Universität Osnabrück.

Ein engagierter SportwissenschaftlerDie Universität trauert um Prof. Dr. Christian Wopp

»Hochgeschätzter akademischer Lehrer«In memoriam Prof. i. R. Dr. Dr. Niels-Peter Lüpke

Prof. Dr. Christian Wopp

(os) Am 10. Mai verstarb nachlanger Krankheit Prof. i. R.Dr. Dr. Niels-Peter Lüpke. DerPharmakologe und Toxikologewar von 1988 bis zu seinerPensionierung 2009 an derUniversität Osnabrück tätig.

Der 1943 in Perleberg/Westpri-gnitz geborene Wissenschaftlerwurde nach seinem Studium derPharmazie promoviert sowienach einem weiterem Studiumder Medizin an der Westfäli-schen Wilhelms-UniversitätMünster promoviert und habili-tiert. Nach einer Professur für»Umwelttoxikologie« wechselteer im Jahr 1988 als Leiter desFachgebietes »Pharmakologieund Toxikologie« in die Lehrein-heit Gesundheitswissenschaftender Universität Osnabrück. AlsFachapotheker und Weiterbil-dungsberechtigter für »Toxikolo-gie und Ökologie« lag ihm ne-ben der Pharmakologie der Ent-zündungen und der Pharmako-ökonomie die Umwelttoxikolo-gie besonders am Herzen. Mitseinem weltweit ersten erfolgrei-

chen alternativen Verfahren zumTierversuch war es Niels-PeterLüpke gelungen, schmerzhaftePrüfungen von chemischen Sub-stanzen am Auge des lebendenKaninchens routinemäßig in derSicherheitstoxikologie abzulösen.Die Wiener Maklerin Josefine-Charlotte Schiffer war so beein-druckt, dass sie ihr Vermögenzweckgebunden der Förderungtierversuchsfreier Forschungenin Form einer ihren Namen tra-genden Stiftung unter Vorsitzdes Präsidenten der UniversitätOsnabrück zur Verfügung stellte.Diesem Stiftungsziel blieb Prof.Lüpke seither stets verbunden.Zahlreiche erfolgreiche For-schungsprojekte mit Qualifikati-onsmöglichkeiten junger Nach-wuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie internatio-nal sichtbare Publikationen ha-ben der tierversuchsfreien toxi-kologischen Forschung inzwi-schen zu großer Anerkennungverholfen.

Prof. Lüpke fungierte als un-abhängiger Sachverständiger inzahlreichen nationalen und in-

ternationalen Gremien und In-stitutionen, darunter das ehema-lige Bundesgesundheitsamt; dasBundesministerium des Inneren,das Scientific Committee ofCEC, Brüssel, die Arzneimittel-Kommission der Deutschen Ärz-teschaft und die WHO/CENGroup, Oostende. Er erhieltzahlreiche Auszeichnungen, da-runter den Forschungspreis desWissenschaftlichen Komitees,Paris (1985).

Nicht zuletzt galt Prof. Lüpkeunter Studierenden als ein pas-sionierter, hoch geschätzter aka-demischer Lehrer. Selbst nachseiner Pensionierung hat er essich trotz schwerer Krankheitnicht nehmen lassen, zahlreicheQualifikationsarbeiten bis zu sei-nem Tode engagiert zu begleiten.»Dem Forscher und akademi-schen Lehrer Prof. Lüpke wissensich Universität und LehreinheitGesundheitswissenschaften inAnerkennung seiner Verdienstezu großem Dank verpflichtet«,so der Sprecher der Gesundheits-wissenschaften, Prof. Dr. Hart-mut Remmers.

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22 Namen | Nachrichten unizeit 2012 |2 Universität Osnabrück

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(os) Seit April diesen Jahres istCarsten Niekamp als Nachfol-ger von Horst Hollenberg, derEnde März in den Ruhestandging, neuer Leiter des Perso-naldezernats der Universität.Dabei sieht er seine Tätigkeitnicht allein als eine planerischverwaltende, sondern besonde-ren Wert legt er darüber hinausauf moderne und kundenori-entierte Personalarbeit sowiezeitgemäße Personalentwick-lung.

1969 in Osnabrück geboren, ab-solvierte Niekamp nach derSchule zunächst einmal eineAusbildung zum Industriekauf-mann im Piepenbrock-Unter-nehmen. Nach dem Erwerb derHochschulreife und anschließen-dem Zivildienst im OsnabrückerKinderhospital immatrikulierteer sich 1991 an der hiesigenFachhochschule. Sein Studien-wunsch: Betriebswirtschaftsleh-re, wobei er die Schwerpunkteauf das Personal- und Ausbil-dungswesen, Rechnungswesenund Controlling legte. »Geradedie Personalarbeit hat michschon während meiner Ausbil-

dung fasziniert. Und durch dasStudium wurde es mir möglich,hier neue und vor allem moder-ne wissenschaftliche Ansätzekennen zu lernen.« Ein prakti-sches Studiensemester in der Per-sonalabteilung bei der WilhelmKarmann GmbH und ein Studi-enaufenthalt an der UniversitätGöteburg in Schweden trugenebenfalls dazu bei, das Interessean Personalmanagement weiterzu steigern.

Nach dem Abschluss als Di-plom-Kaufmann 1995 arbeiteteNiekamp zunächst als Referentin der Personalabteilung eineseuropaweit tätigen Verpackungs-mittelherstellers in Lengerich,bevor er im Jahr 2000 als Team-leiter Personal zu den Osnabrü-cker Stadtwerken wechselte.Vier Jahre später wurde er Ab-teilungsleiter Personal bei demregionalen Energieversorger undVerkehrsbetrieb mit rund 1000Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern. Die umfassenden Erfah-rungen, die er dort in dieser Po-sition sammeln konnte, prägenbis heute sein Verständnis vonmoderner Personalarbeit und -entwicklung: »Ich sehe mich sel-

ber eigentlich weniger als denreinen Personalplaner und -ver-walter, sondern vielmehr als Ge-stalter einer strategisch ausge-richteten professionellen Perso-nalarbeit«, erklärt Niekamp.»Was mir darüber hinaus ebensowichtig ist, sind Ansätze moder-ner Personalentwicklung weiterin der Universität zu etablieren,die allen Beschäftigten der Uni-versität sowohl im akademi-

schen als auch nichtakademi-schen Bereich zugute kommt.Denn ohne qualifizierte und en-gagierte Mitarbeiterinnen undMitarbeiter wird es zukünftigschwer werden, erfolgreich zusein.« Und die Möglichkeiten,dies zu verwirklichen, sieht derneue verheiratete Dezernatslei-ter, der in seiner Freizeit vielSport treibt sowie kultur- undreisefreudig ist, gerade an einerUniversität als sehr positiv an:»Es hat mich schon immer inte-ressiert, inwieweit man anHochschulen Personalmanage-ment etablieren kann. Das ist jaauch noch ein recht junges Ma-nagementfeld. Durch einenLehrauftrag an der HochschuleOsnabrück – im Fach Personal-management – war die Zusam-menarbeit mit den Beschäftigteneiner Hochschule auch in seinervorherigen Tätigkeit stets part-nerschaftlich. Ich glaube, mitdiesem Dezernat, in dem einsehr kollegiales Miteinanderherrscht, kann man viel errei-chen. Gute Personalarbeit stehtund fällt nun einmal mit quali-fizierten und engagierten Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern.«

Zeitgemäße PersonalentwicklungCarsten Niekamp ist neuer Leiter des Personaldezernats

Neuer Leiter des Personaldezernats:Carsten Niekamp

Ruf erhalten aus Osnabrück:

Prof. Dr. Judith Korb, UniversitätOsnabrück, an die UniversitätFreiburg, W3-Professur für Zoo -logie, Evolutionsbiologie und Ökologie

Prof. Michael Rohlfing, Universität Osnabrück, an dieWestfälische Wilhelms-Universi-tät Münster, W3-Professur für Theoretische Physik

Ruf erhalten nach Osnabrück:

Prof. Dr. Ursula Hennigfeld, Universität Freiburg, an den Fach-bereich Sprach- und Literatur -wissenschaft, W2-Professur fürRomanische Kulturwissenschaft

Prof. Dr. Gerald Echterhoff, Uni-versität Münster an den Fachbe-reich Humanwissenschaften, W2-Professur für Sozialpsychologie

PD Dr. Bernd Hartmann, Universi-tät Münster an den FachbereichRechtswissenschaften, W2-Professur für Öffentliches Recht

Prof. Dr. Matthias Lehmann, Uni-versität Halle-Wittenberg, an denFachbereich Rechtswissenschaf-ten, W3-Professur für Bürgerli-ches Recht, Europäisches Privat-recht und ein weiteres Fach

Prof. Dr. Anja Weiß, UniversitätDuisburg, an den Fachbereich Sozialwissenschaften, W3-Pro-fessur für Allgemeine Soziologie/Migrationssoziologie und inter -disziplinäre Migrationsforschung

Dr. Abdurrahim Kozali, UniversitätOsnabrück, an den FachbereichErziehungs- und Kulturwissen-schaften, W3-Professur für Isla-misches Recht und Glaubenspra-xis (Fiqh)

PD Dr. Hüseyin Ilker Cinar, M. A.Universität Osnabrück, an denFachbereich Erziehungs- und Kul-turwissenschaften, W3-Professurfür Koranexegese (Tafsir)

Ruf angenommen aus Osnabrück:

Prof. Dr. Britta Klagge, Universität Osnabrück, an dieUniversität Bonn, W3-Professurfür Geographie

Ruf abgelehnt aus Osnabrück:

Prof. Dr. Alexander Bergs, Universität Osnabrück, an dieUniversität Düsseldorf, W3-Professur für EnglischeSprachwissenschaft

Ruf abgelehnt nach Osnabrück:

Prof. Dr. Michael Stürner, Univer-sität Frankfurt, an den Fachbe-reich Rechtswissenschaften, W3-Professur für BürgerlichesRecht, Europäisches Privatrechtund ein weiteres Fach

Prof. Dr. Johannes Hirrlinger,Universität Leipzig, an den Fach-bereich Humanwissenschaften,W2-Professur für Biomedizini-sche Grundlagen der Gesund-heitswissenschaften

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Universität Osnabrück unizeit 2012 |2 Uni-Spiegel 23

Stand: 30. Juni 2012

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