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Bachelorarbeit zur Erlangung des Grades Bachelor of Arts
an der H:G Hochschule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst
im Studiengang Sport und angewandte Trainingswissenschaft
Auswertung der motorischen und soziologischen
Untersuchungen auf der Grundlage der unterschiedlichen
Grundschulformen in Berlin für das Schuljahr 2015/16
mit Schlussfolgerung für den Schulsport
Erstbetreuer: Prof. Dr. Zinner
Zweitbetreuer: Markus Becker M.A.
Student/in: Tim-Lennard Kaack
Matrikelnummer: 22571
Studiengang: Sport und angewandte Trainingswissenschaft (B.A.)
Semester: 11
Adresse: Eichengrund 6b
24629 Kisdorf
Email: [email protected]
Telefon: 01526492571
Abgabe am: 13.01.2017
III
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... V
Tabellenverzeichnis ....................................................................................................................... VII
Abkürzungsverzeichnis...................................................................................................................IX
1 Einleitung .................................................................................................................................... 11
2 Motorik ........................................................................................................................................13
2.1 Grundlagen der Motorik .......................................................................................................13
2.2 Motorische Entwicklung .......................................................................................................15
2.3 Klassifizierung motorischer Entwicklungszeiträume ...........................................................19
2.4 Hintergrund der motorischen Entwicklung im Grundschulalter...........................................21
2.4.1 Die Bedeutung von Bewegung und Bewegungsmangel ..............................................22
2.4.2 Die Bedeutung der sozialen Stellung ............................................................................26
3 Berlin hat Talent ..........................................................................................................................29
4 Darstellung der getesteten Schulen ...........................................................................................33
5 Untersuchungsmethodik .............................................................................................................35
5.1 Gestaltung ............................................................................................................................35
5.2 Stichprobe ............................................................................................................................35
5.3 Analyse.................................................................................................................................35
6 Untersuchungsergebnisse..........................................................................................................37
6.1 Übersicht der zu untersuchenden Fragestellungen ............................................................37
6.2 Auswertung der Untersuchungsdaten .................................................................................38
6.3 Übersicht der Ergebnisse ....................................................................................................70
7 Schlussfolgerungen für den Schulsport .....................................................................................73
8 Fazit und Ausblick.......................................................................................................................77
Literaturverzeichnis.................................................................................................................. LXXIX
Anhang....................................................................................................................................LXXXV
Ehrenwörtliche Erklärung ..................................................................................................... LXXXVII
V
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Systematisierung motorischer Fähigkeiten nach Bös .....................................................14
Abb. 2: Einfluss soziokultureller Faktoren auf die Entwicklung der motorischen
Leistungsfähigkeit: längsschnittliche Evidenz ...............................................................................27
Abb. 3: Beispielhafter Testaufbau in einer Einfachturnhalle (15m x 27m)...................................31
Abb. 4: Übersicht über getestete Schulen ...................................................................................33
Abb. 5: Vereinszugehörigkeit nach Schultypen............................................................................40
Abb. 6: Vereinszugehörigkeit der Jungen nach Schultypen ........................................................41
Abb. 7: Vereinszugehörigkeit der Mädchen nach Schultypen .....................................................42
Abb. 8: BMI an Schulen ohne sportliche Profilierung ..................................................................44
Abb. 9: BMI an sportbetonten Schulen ........................................................................................44
Abb. 10: BMI an Profischulen .......................................................................................................45
Abb. 11: BMI an Profischulen mit Sportbetonung ........................................................................45
Abb. 12: BMI nach Schultypen und Vereinszugehörigkeit ...........................................................46
Abb. 13: DMT-Ergebnisse nach Schultypen ................................................................................48
Abb. 14: DMT-Ergebnisse der Jungen nach Schultypen .............................................................49
Abb. 15: DMT-Ergebnisse der Mädchen nach Schultypen ..........................................................50
Abb. 16: DMT-Ergebnisse nach Schultypen und Vereinszugehörigkeit ......................................51
Abb. 17: Übersicht über DMT-Einzeltestaufgaben.......................................................................53
Abb. 18: Einzeltestaufgaben der Schulen ohne sportliche Profilierung ......................................54
Abb. 19: Einzeltestaufgaben der sportbetonten Schulen ............................................................54
Abb. 20: Einzeltestaufgaben der Profischulen .............................................................................55
Abb. 21: Einzeltestaufgaben der Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung ..........................56
Abb. 22: Selbsteinschätzung „sportlich“.......................................................................................58
Abb. 23: Selbsteinschätzung „schnell“ .........................................................................................59
Abb. 24: Selbsteinschätzung „stark“ ............................................................................................59
Abb. 25: Selbsteinschätzung „ausdauernd“ .................................................................................60
Abb. 26: Übersicht über Anteile sporttreibender Familien ...........................................................62
Abb. 27: Anteile sporttreibender Familien nach Schultypen ........................................................63
Abb. 28: Sporttreibende Familien der Vereinskinder (links).........................................................63
Abb. 29: Sporttreibende Familien der Vereinslosen (rechts) .......................................................63
Abb. 30: Sporttreibende Familien der Vereinskinder nach Schultyp ...........................................64
Abb. 31: Sporttreibende Familien der Vereinslosen nach Schultyp ............................................65
Abb. 32: Übersicht technischer Geräte ........................................................................................67
VI
Abb. 33: Anzahl der Geräte nach Schultyp ..................................................................................68
Abb. 34: Anzahl Geräte der Jungen Abb. 35: Anzahl Geräte der Mädchen ........................68
Abb. 36: Anzahl der Geräte der Jungen und Mädchen nach Schultyp .......................................69
VII
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Systematik der metatheoretischen Entwicklungskonzeption (Baur, 1994, S. 30) ............17
Tab. 2: Entwicklung in der Ontogenese des Menschen und deren motorische Kennzeichnung .20
Tab. 3: Testaufgaben .....................................................................................................................30
Tab. 4: Übersicht Fragestellungen.................................................................................................37
Tab. 5: Übersicht Schultypen.........................................................................................................38
Tab. 6: Übersicht Altersverteilung..................................................................................................38
Tab. 7: Übersicht Vereinszugehörigkeit nach Alter .......................................................................39
Tab. 8: Übersicht BMI nach Schultypen ........................................................................................43
Tab. 9: Übersicht Mittelwerte nach Schultypen .............................................................................49
Tab. 10: Übersicht Mittelwerte der Jungen und Mädchen nach Schultypen ................................51
Tab. 11: Übersicht Mittelwerte der Einzeltestaufgaben nach Schultypen.....................................56
Tab. 12: Übersicht Abweichungen aller Selbsteinschätzungen ....................................................60
IX
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzung Bedeutung
AA Anaerobe Ausdauer
AS Aktionsschnelligkeit
Bal rw rückwärts auf einem Balken balancieren
B Beweglichkeit
BMI Body-Mass-Index
DMT Deutscher Motorik-Test
Gs Grundschule
KA Kraftausdauer
KIGGS Kinder- und Gesundheitsstudie
KP Koordination und Präzisionsaufgabe
KZ Koordination unter Zeitdruck
LK Leistungsklasse
LSB Landessportbund Berlin
LS Liegestütz
M Mittelwert
MK Maximalkraft
MoMo Motorik Modul
NK Normkategorien
PmS Profivereine machen Schule
RB Rumpfbeuge
RS Reaktionsschnelligkeit
SH Seitlich Hin und Her Springen
SK Schnellkraft
SMF Sportmotorische Fähigkeiten
SU Sit-ups
SW Standweitsprung
WHO Weltgesundheitsorganisation
11
1 Einleitung
Die motorischen Fähigkeiten eines Menschen sind die Voraussetzung für sämtliche körperli-
chen Haltungen und Bewegungen, die er durchführt. Als Basis sind die Steuerungs- und Funkti-
onsprozesse zu verstehen, die in Verbindung mit psychischen und motorischen Vorgängen zum
Ergebnis der körperlichen Aktivitäten führen. Bezogen auf den Sport sind die motorischen Fä-
higkeiten, die die Strukturen und Funktionen für die Entwicklung sportlicher Bewegungen um-
fassen, für die sportlichen Leistungen verantwortlich. Dabei ist die Qualität der sportlichen Leis-
tung von der Qualität der individuellen motorischen Fähigkeiten direkt abhängig (vgl. Ahnert,
2005, S. 20).
Insbesondere im Kindes- und Jugendalter ist die Wichtigkeit von Sport und Bewegung nachge-
wiesen und auch gesellschaftlich anerkannt. Eine Vielzahl von Studien und Tests belegen das,
indem sie den jeweiligen Stand zur sportlichen Aktivität und die Folgen ungenügender Bewe-
gung untersuchen und darstellen. Grundaussage aller dieser Studien sowie der Allgemeinkon-
sens in der Sportwissenschaft ist, dass die sportliche Aktivität der Kinder sowohl innerhalb als
auch außerhalb der Schule erhöht werden muss (vgl. Gläser, 2013, S. 12). Dies ist vor allem
aufgrund der engen Beziehung der motorischen Leistungsfähigkeit zur Gesundheit und der zu-
nehmenden Verfestigung im Lebensalter von großer Wichtigkeit (vgl. Bös, Schlenker, Albrecht,
Büsch, Lämmle, Müller, Oberger, Seidel, Tillbach & Woll, 2016, S. 10). Über die bestmöglichen
Maßnahmen das sportliche Niveau von Kindern anzuheben, gibt es allerdings unzählige unter-
schiedliche Ansätze (vgl. Gläser, 2013, S. 12).
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit werden die erhobenen Daten von Drittklässlern aus den Un-
tersuchungen und Befragungen des Projekts „Berlin hat Talent“ des Schuljahres 2015/16 aus-
gewertet, um die unterschiedlichen Grundschulformen in Berlin miteinander zu vergleichen und
daraus eine Handlungsempfehlung für den Schulsport abzuleiten.
Hierzu wird zunächst umfassend auf die für diese Arbeit relevanten Schwerpunkte der Motorik
und die motorische Entwicklung sowie ihre Wichtigkeit im Kindes- und Jugendalter eingegan-
gen. Anschließend wird das Gemeinschaftsprojekt „Berlin hat Talent“, welches vom Lan-
dessportbund Berlin (LSB) in Zusammenarbeit mit der Berliner Senatsverwaltung und der
Hochschule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst durchgeführt wird, dargestellt. Das Projekt
setzt sich aus dem Deutschen Motorik-Test und einem Fragenkatalog zusammen, durch welche
die motorischen und soziologischen Daten der Schüler erhoben werden.
12
Anschließend wird nach einer kurzen Darstellung der unterschiedlichen, untersuchten Grund-
schulformen und deren genauer sportlicher Ausrichtung, die Untersuchungsmethodik erläutert.
Darin wird neben den Charakteristika der Stichprobe auch das Vorgehen der Auswertung der
vorliegenden Untersuchungsdaten beschrieben. In der Auswertung der erhobenen Daten der
Berliner Drittklässler werden daraufhin die vier verschiedenen Schultypen (Schulen ohne sport-
liche Profilierung, Sportbetonte Schulen, Profischulen, Profischulen mit zusätzlicher Sportbeto-
nung) anhand zielführender Fragestellungen und unter Einbeziehen diverser Testparameter
miteinander verglichen.
Die Ergebnisse aus den untersuchten Fragestellungen liefern die Grundlage, auf deren Basis
Schlussfolgerungen und Empfehlungen für den Schulsport ausgesprochen werden.
13
2 Motorik
2.1 Grundlagen der Motorik
Im folgenden Kapitel werden zunächst die terminologischen Grundlagen, die für den Verlauf
und das Verständnis dieser Arbeit unverzichtbar sind, spezifiziert. Erklärt werden hierfür die Be-
griffe „Motorik“, „motorische Fähigkeiten“, „motorische Fertigkeiten“ und „motorisches Lernen“.
Im weiteren Verlauf wird die „motorische Entwicklung“ beschrieben und ihr Verlauf dargestellt.
Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der motorischen Entwicklung im Grundschulalter.
Die „Motorik“ ist ein zentraler Begriff in der Sportwissenschaft und dient in der sportwissen-
schaftlichen Literatur zugleich für eine Vielzahl von Begriffsverwendungen (vgl. Baur, 1994, S.
8; vgl. Wirszing, 2007, S.11).
Nach Bös und Singer umfasst die Motorik „(...) alle an der Steuerung und Kontrolle von Haltung
und Bewegung beteiligten Prozesse und damit auch sensorische, perzeptive, kognitive und mo-
tivationale Vorgänge. Haltung und Bewegung resultieren aus dem Zusammenspiel multipler
Subsysteme.“ (Singer, Bös, 1994, S.17). Motorische Fähigkeiten hingegen werden von Bös als
„latente Konstrukte“ verstanden, die nicht direkt beobachtet werden können (vgl. Bös et al.,
2016, S. 15). Sie umfassen sämtliche Funktionen und Strukturen, die für eine sportliche Bewe-
gungshandlung notwendig sind (vgl. Bös, Tittlbach, Pfeifer, Stoll, Woll, 2001, S. 2).
Verbreitet ist in der deutschen Sportwissenschaft die Unterscheidung von energetisch determi-
nierten (konditionellen) Fähigkeiten und informatorischen (koordinativen) Fähigkeiten (vgl. Wir-
sing, 2015, S.20). Konditionelle Fähigkeiten gehören zur Klasse der motorischen Fähigkeiten.
Sie werden vorrangig durch energetische Faktoren und Prozesse bestimmt. Zu ihnen zählen
Schnelligkeits-, Ausdauer- und Kraftfähigkeiten. Die koordinativen Fähigkeiten gehören zur
Klasse der motorischen Fähigkeiten, die in erster Linie durch die Prozesse der Regulation der
Bewegung bestimmt sind „(...) und relativ verfestigte und generalisierte Verlaufsqualitäten die-
ser Prozesse darstellen.“ (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S.581) Diese Fähigkeiten sind Voraus-
setzung, um dominant koordinative Herausforderungen bewältigen zu können (vgl. Schnabel et
al., 2011, S. 581).
Klaus Bös differenziert die Fähigkeiten in unterschiedliche Ebenen. Zur ersten Ebene gehören
die energetisch determinierten (konditionellen) und die informationsorientierten (koordinativen)
Fähigkeiten. Auf der zweiten Abstraktionsebene unterteilt er diese in ihre Grundeigenschaften
Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit. In der dritten Ebene werden die
14
vier Grundeigenschaften weiter in zehn motorische Fähigkeiten aufgegliedert. Hinsichtlich der
konditionellen Fähigkeiten wird dabei zwischen zwei Ausdauerformen, der aeroben Ausdauer
(AA) und der anaeroben Ausdauer (AnA), zur Energiegewinnung unterschieden. In Bezug auf
die Komponente Kraft wird in Kraftausdauer (KA), Maximalkraft (MK) und Schnellkraft (SK) diffe-
renziert. Die Schnelligkeit, die den konditionellen Bereich komplementiert, setzt sich aus der
Aktionsschnelligkeit (AS) und der Reaktionsschnelligkeit (RS) zusammen. Die koordinativen
Fähigkeiten werden in die Bereiche Koordination unter Zeitdruck (KZ) und Koordination bei Prä-
zisionsaufgaben (KP) unterteilt. Eine besondere Differenzierung gilt der Bewegung. Sie stellt die
motorische Fähigkeit als Leistungsvoraussetzung des passiven Systems dar (vgl. Bös et al.,
2001. S. 2f.; vgl. Bös et al., 2016, S. 16f.).
Abb. 1: Systematisierung motorischer Fähigkeiten nach Bös1
Im Gegensatz zu den motorischen Fähigkeiten, welche die Motorikebene mit allen Steuerungs-
und Funktionsprozessen darstellen, sind die motorischen Fertigkeiten als ihre vielfältigen Er-
gebnisse (Bewegungsebene) zu verstehen (vgl. Kopelmann, 2000, S. 28f.). Die Fertigkeiten
sind in ihrer Komplexität unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie lassen sich in Basisfertigkeiten,
die besonders im Alltag zum Tragen kommen und in komplexe Fertigkeiten, die als sportartspe-
zifisch charakterisiert werden können, unterteilen. Zu den Basisfertigkeiten zählen beispielswei-
se so alltägliche Bewegungen wie Laufen, Springen und Werfen. Komplexe Fertigkeiten sind
charakterisiert durch ihren Bezug zu bestimmten Sportarten, wie zum Beispiel Dribbeln, Klettern
und Schwimmen (vgl. Wollny, 2013, S. 14). Motorische Fertigkeiten sind demnach:
1 Vgl. Bös, K. (2001). Handbuch Motorische Tests. S. 2.
15
„Spezifische, relative gefestigte koordinative Leistungsvoraussetzungen zur motori-
schen Realisierung einer Handlung oder Teilhandlung ohne bewusste Steuerung
und Reglung, d.h. scheinbar automatisch. Sie muss in der Regel in einem längeren
Lern- bzw. Übungsprozess erworben werden.“ (Meinel & Schnabel, 2015, S. 150).
Das motorische Lernen ist der Grundprozess zum Erlernen von sportlichen Bewegungen in al-
len Bereichen der körperlichen Tätigkeit und besteht im Aneignen, Detaillieren und Festigen
motorischer Handlungen bzw. Verhaltensweisen und Fertigkeiten. Es ist ein inhärent wichtiger
Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung und geschieht im Zusammenspiel mit der Entwick-
lung von koordinativen und konditionellen Fähigkeiten, mit dem Erwerb von Wissen und mit der
Entwicklung von Einstellungen. Zusätzlich trägt es zur Entwicklung von Verhaltenseigenschaf-
ten, Willenskraft und Überzeugungen bei. Motorisches Lernen dient der Ausbildung motorischer
Fertigkeiten. Dieses vollzieht sich durch die Ausrichtung auf die Entwicklung, Adaption und
Komplementierung von Handlungen und Formen des Verhaltens, dessen primäres Anliegen die
Vollbringung einer motorischen Bewegungsaufgabe ist. Das primäre Ziel bei diesem Prozess ist
nicht das mentale Lernen, was aber automatisiert einhergeht. (vgl. Meinel & Schnabel, 2015, S.
161). Wollny (2013) definiert motorisches Lernen wie folgt:
„Beim motorischen Lernen handelt es sich um umweltbedingte, relativ überdauernde
Veränderungen zentralnervöser Kontrollstrukturen als Folge zielgerichteter sportmo-
torischer Übungsprozesse oder Erfahrung auf der Grundlage von Informationsver-
arbeitungsprozessen.“ ( Wollny, 2013, S. 20f.).
Lernen und Entwicklung unterscheiden sich hauptsächlich dahingehend, dass das Lernen nicht
die Ontogenese sondern die Aktualgenese betrifft und nicht auf das Alter zu beziehen ist (vgl.
Willimczik & Singer, 2009, S. 24). Die „motorische Entwicklung baut auf motorischen Lernpro-
zessen auf (...)“(Munzert, 2010, S. 12), ist darüber hinaus aber auch von anderen Faktoren ab-
hängig, die im nächsten Punkt geklärt werden sollen (vgl. Munzert, 2010, S. 12f.).
2.2 Motorische Entwicklung
Im vorangegangenen Kapitel wurde der Begriff der Motorik erklärt und festgelegt. In diesem
Abschnitt soll der Begriff der Entwicklung in diesem Zusammenhang geklärt werden. Die moto-
rische Entwicklung im Kindesalter gilt als Kerngebiet sportwissenschaftlicher Forschung und
Lehre (vgl. Ehling, 2010, S. 9). Dabei stellt die Motorik die Basis für die Interaktion von Men-
schen mit ihrer Umwelt sowie die Reaktion auf äußere Einflüsse dar. Zudem ist für die spätere
16
Entwicklung in nahezu sämtlichen Persönlichkeitsbereichen im Kindesalter die Entwicklung und
Ausprägung der motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten unabdingbar, da diese dem Kind die
Erforschung seiner Umwelt, die Steigerung seiner Unabhängigkeit sowie das Sammeln neuer
Erfahrungen ermöglicht (vgl. Ahnert, 2005 S. 15). Laut Wirszing bestehen nachweisbar Zu-
sammenhänge zwischen der motorischen Entwicklung mit der kognitiven-intellektuellen, der
affektiv-emotionalen, der sensorischen, der sprachlichen, der sozialen sowie der psychischen
und physischen Entwicklung (vgl. Wirszing, 2015, S. 9). Bis heute besteht kein einheitliches
Erklärungsmodell für die motorische Entwicklung (vgl. Ehling, 2010, S. 9). Bevor die gängigen
Entwicklungskonzeptionen näher beschrieben werden, soll zunächst der Begriff der motori-
schen Entwicklung bestimmt werden.
Willimzik und Singer verstehen motorische Entwicklung als eine Kette von miteinander verbun-
denen Veränderungen, die auf den Persönlichkeitsbereich der Motorik bezogenen sind. Diese
Veränderungen sind vorzugsweise operationalisiert über das kalendarische Alter, „(...) bestimm-
ten Orten des zeitlichen Kontinuums eines individuellen Lebenslaufes.“(Williimzik & Singer,
2009, S. 21) zuzuordnen. Gegenstand der motorischen Entwicklung sind zum einen die in 2.1
beschriebenen motorischen Fähigkeiten, die elementaren Fertigkeiten der Alltagsmotorik und
die sportmotorischen Fertigkeiten. Die elementaren motorischen Fertigkeiten bilden die Grund-
lage für die Sportmotorik, ihre Entwicklung geht in der frühen Kindheit der sportmotorischen
Fertigkeiten voraus. Zum anderen sind Gegenstand der motorischen Entwicklung, die Haltun-
gen und Bewegungen als die äußere Erscheinung der Motorik (vgl. Willimczik & Singer, 2009,
S. 21f.).
Zur Entstehung und Veränderung der motorischen Leistungen existieren mehrere verschiedene
Theorieansätze. Die vorliegenden Theorien unterscheiden sich hinsichtlich ihres Beobach-
tungsstandes, des Entwicklungsverlaufs und ihrer Entwicklungssteuerung sowie dem erklärten
Lebenszeitraum (vgl. Ahnert, 2005, S. 24f.).
Zu den Entwicklungstheorien stellt Baur (1994) drei Grundfragen auf, die auch der Untersu-
chung der motorischen Entwicklung dienen können, die Wirszing (2007) wie folgt definiert:
„1. Was verändert sich? Es werden Annahmen zum Gegenstand der Entwicklung
formuliert, indem bestimmte Merkmale definiert und auf ihre Veränderung hin be-
trachtet werden.
2. Wie vollzieht sich die Entwicklung? Von Interesse ist der Verlauf der Entwicklung,
wobei die quantitativen oder qualitativen, kontinuierlichen oder diskontinuierlichen,
17
reversiblen oder irreversiblen, progressiven oder regressiven Veränderungen der
betreffenden Merkmale beschrieben werden.
3. Wodurch kommen Veränderungen zustande? Es werden Annahmen zur Steue-
rung von Entwicklungsprozessen formuliert, wobei das Interesse den Bedingungen
und Mechanismen des Zustandekommens von Veränderung gilt. Als wesentliche
Steuermechanismen des Eintretens von Veränderungen werden endogene und/oder
exogene Faktoren angesehen.“ (Wirszing, 2007, S.17; vgl. Baur, 1994, S.28).
Es wurden zahlreiche Modelle und Theorien zur Klärung dieser Fragen entwickelt, welche sich
auf verschiedene Weise nach systematischen, inhaltlichen und historischen Kriterien unterteilen
lassen. Die folgenden zentralen Entwicklungskonzeptionen sind als Klassen verschiedener
Teiltheorien zu betrachten. Nach den Aspekten der Entwicklungssteuerung lassen sich vier
Konzeptionen in ein grobes Schema unterteilen, basierend auf der Fragestellung, inwiefern die
ontogenetische Entwicklung vom Individuum bzw. der Umwelt beeinflusst wird. In der Sportwis-
senschaft wie auch in der Psychologie hat sich die folgende Systematik durchgesetzt (vgl.
Wirszing, 2007, S. 17).
Wie der folgenden Tabelle zu entnehmen ist, unterteilt Baur die Entwicklungstheorien in bioge-
netische, strukturgenetische, umweltdeterministische und interaktionistische Entwicklungskon-
zeptionen (vgl. Baur, 1994, S. 29f).
Tab. 1: Systematik der metatheoretischen Entwicklungskonzeption (Baur, 1994, S. 30)2
Die biogenetischen Konzeptionen verstehen unter Entwicklung der Motorik einen natürlichen
Wachstums- und Reifungsprozess. Dieser Wachstums- und Reifungsprozess läuft gemäß der
biologischen Gesetzmäßigkeiten ab und wird maßgeblich durch genetische Programme ge-
steuert. Der Verlauf der Entwicklung ist durch einen biologischen Entwicklungsplan gekenn-
2 Vgl. Baur, J. (1994). Motorische Entwicklung: Konzeptionen und Trends. S. 30.
18
zeichnet, der besagt, dass die Entwicklung in festen Sequenzen von Entwicklungsphasen ver-
läuft. Sind diese Phasen einmal erreicht, sind sie irreversibel. Dieser Entwicklungsplan gilt uni-
versell für alle Menschen, da die Konzeption auf biologischen Gesetzmäßigkeiten basiert. Um-
welteinflüsse können den Entwicklungsprozess zwar positiv oder negativ beeinflussen, aber
nicht die Abfolge der Phasen verändern. Da sich lediglich endogene Faktoren auf die Entwick-
lung auswirken, wären pädagogische Maßnahmen dieser Konzeptionen wirkungslos (vgl.
Wirszing, 2007, S. 17). Laut Ahnert beschränkt sich der Zeitraum der Entwicklung nur auf die
Entwicklungsphase im Kindes- und Jugendalter (vgl. Ahnert, 2005, S. 25).
In den strukturgenetischen Theorien werden für die Entwicklungssteuerung vorwiegend perso-
nale Faktoren als entscheidend betrachtet. Im Vergleich zu den biogenetischen Theorien wird
für die eigene (Weiter-) Entwicklung aber von einer starken Eigeninitiative des Individuums aus-
gegangen. Dabei ist die Entwicklung als eine immer weiter fortlaufende Anpassung an die Um-
welt zu verstehen. Neue Erfahrungen auf dem eigenen Entwicklungsniveau werden mit vorheri-
gen Erfahrungen vermischt und auf ein komplexes Niveau gebracht. Kritik findet sich in Bezug
auf die strukturgenetischen Theorien in der Interaktion des Individuums mit Umwelteinflüssen,
welche keine aktive Rolle darstellt. Insbesondere können pädagogische Maßnahmen nur als
Unterstützung dienen und zur Entwicklung auf einem höheren Niveau beitragen (vgl. Ahnert,
2005, S. 26).
Im Ansatz kann die umweltdeterministische Konzeption als Gegenposition zu den biogeneti-
schen Konzeptionen betrachtet werden. In erster Linie geht sie davon aus, dass die Entwick-
lung einer Person von exogenen, sozioökologischen Einflüssen gelenkt wird. Die Veränderung
ist das Ergebnis von vielfältigen Umwelteinflüssen, denen das Individuum ausgesetzt ist und
kann als „umweltdeterminierte Lerngeschichte“ (Wirszing, 2007, S.18) bezeichnet werden. Da-
bei werden das Lernen, welches in diesem Zusammenhang als Verhaltensanpassung verstan-
den wird, und die Entwicklung als gemeinsam betrachtet. Die exogenen Einflussfaktoren steu-
ern die Entwicklung bei gleichzeitiger Vernachlässigung der endogenen Einflussfaktoren. Die
exogenen Faktoren sind dabei zudem äußerst umfangreich, was deren Wichtigkeit unterstreicht
(vgl. Wirszing, 2007, S. 18).
Die interaktionistischen Theorien setzen sich aus handlungstheoretischen, dialektischen und
ökologischen Ansätzen zusammen. Trotz erheblicher Unterschiede teilen sie die Auffassung,
dass sich Menschen über ihr Handeln entwickeln, was sich in Interaktion zu der Umwelt
vollzieht. Es besteht also eine wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und
Umweltfaktoren. Bei den interaktionistischen Theorien wird die menschliche Tätigkeit als
19
entwicklungsbestimmend aufgefasst und nicht als Entwicklungsvoraussetzung. Demnach sind
die entscheidenden Punkte für den Verlauf der individuellen Entwicklung Umfang, Art und
Intensität der eigenen Tätigkeit. Da der wechselseitige Interaktionsprozess mit der sich im
ständigen Wandel befindenden Umwelt unabgeschlossen bleibt, findet die Entwicklung ein
Leben lang statt (vgl. Ahnert, 2005, S. 27ff.).
2.3 Klassifizierung motorischer Entwicklungszeiträume
Dieses Kapitel befasst sich mit der Klassifizierung von Entwicklungszeiträumen. Für eine hilfrei-
che Orientierung wird die motorische Entwicklung in mehrere sinnvolle Phasen unterteilt, die
sich auf unterschiedliche Altersbereiche beziehen (vgl. Munzert, 2010, S. 19). Diese Phasen
dienen einer groben Orientierung, unabhängig von individuellen motorischen Besonderheiten
(vgl. Kirchner, 2005, S. 31).
Insbesondere im frühen Kindesalter wird das individuelle Entwicklungsniveau von Motorik der
beeinflusst. Zu der Zeit wird die motorische Entwicklung besonders durch die Prinzipien der
Differenzierung und Integration geprägt. Des Weiteren nehmen Selbststeuerungsprozesse Ein-
fluss auf die motorischen Aktionen sowie die Lernprozesse des Kindes. In der nachfolgenden
Tabelle sind die unterschiedlichen Entwicklungsphasen mit den jeweils wichtigen Kennzeich-
nungen detailliert dargestellt (vgl. Knopp, 2008, S. 14f.).
20
Tab. 2: Entwicklung in der Ontogenese des Menschen und deren motorische Kennzeichnung3
Von besonderer Bedeutung für diese Arbeit ist die motorische Entwicklung im Grundschulalter.
Aus diesem Grund wird an dieser Stelle nur die Altersspanne von 6./7. bis 9./10. Jahren, was
laut der Tabelle mit der Lebensphase „Mittleres Kindesalter“ umschrieben wird, betrachtet. Zu-
sätzlich wird auf das „Späte Kindesalter“ eingegangen, welches der Altersspanne bei Mädchen
von 10./11. bis 11./12. und bei Jungen 10./11. bis 12./13. Jahren entspricht (vgl. Meinel et al.,
2015, S. 248). Die Phase „Mittleres Kindesalter“ ist normalerweise durch rasche Fortschritte in
der motorischen Lernfähigkeit gekennzeichnet. Diese Fortschritte treten explizit im neunten und
zehnten Lebensjahr auf, was im Besonderen auf die starke Verbesserung koordinativer und
einiger konditioneller Fähigkeiten zurückzuführen ist. Außerdem tragen zu diesem Sprung in der
Entwicklung die zum Großteil günstigen körperbaulichen Voraussetzungen bei, wie auch die
Erweiterung und Verbesserung einiger bedeutender psychischer Prozesse für die Lernfähigkeit.
3 Vgl. Meinel & Schnabel (2015). Bewegungslehre – Sportmotorik. S.248.
21
In diesem Altersbereich ist das motorische Verhalten besonders geprägt durch Mobilität, Le-
bendigkeit sowie die Bereitschaft sportliche Aufgaben zu lösen. Hinzu kommt eine deutlich ge-
steigerte Konzentration auf spezielle Tätigkeiten und eine verbesserte Beherrschung der eige-
nen Bewegungsantriebe (vgl. Meinel et al., 2015, S. 296). Dem mittleren Kindesalter folgt die
Phase des späten Kindesalters. Meinel und Schnabel kennzeichnen diese als die Phase in der
Kindheit mit der besten motorischen Lernfähigkeit und bezeichnen sie als ersten Höhepunkt in
der motorischen Entwicklung. In Abhängigkeit der Geschlechtsreife sind die Altersbegrenzungen
bei Jungen und Mädchen unterschiedlich. Aus biologischer Sicht erfolgt in dieser Phase der
zweite Gestaltenwandel, der insbesondere von einem zunehmenden Wachstum der Gliedma-
ßen geprägt ist. Im späten Kindesalter sind bereits aufgrund verschiedener sportlicher Vorerfah-
rungen und biologischer Entwicklungsniveaus unterschiedliche individuelle motorische Profile
erkennbar (vgl. Meinel et al., 2015, S. 306).
Die zunehmende Kontaktaufnahme zu Kindern gleichen Alters und der Eintritt in Schule und
Verein führen vom frühen bis zum späten Kindesalter zu einem verstärkten Bedürfnis nach Be-
wegung. Die damit einhergehende erhöhte Leistungsbereitschaft der Kinder wird durch die
Schulpflichten, den Sportunterricht sowie das intensive Lernen in diesen beiden Bereichen un-
terstützt (vgl. Wollny, 2013, S. 270).
Für die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen nimmt die
motorische Leistungsfähigkeit und körperlich-sportliche Aktivität eine herausragende Rolle ein.
Die motorische Leistungsfähigkeit ist darüber hinaus für eine gesunde motorische Entwicklung
von großer Bedeutung und stellt eine wichtige Ressource dar, die heutzutage durch die immer
weiter abnehmende Bewegung im Alltag als gefährdet betrachtet werden kann (vgl. Bös, 2010,
S. 15). Welche Folgen der Bewegungsmangel mit sich bringt und was für Auswirkungen Sport
auf die Entwicklung hat, soll im nächsten Kapitel geklärt werden.
2.4 Hintergrund der motorischen Entwicklung im Grundschulalter
Wie im Kapitel zuvor beschrieben, leistet die motorische Entwicklung im Rahmen der ganzheit-
lichen Entwicklung einen imminent wichtigen Beitrag (vgl. Wirszing, 2015, S. 9).
Nicht ohne Grund gilt die motorische Entwicklung von Kindern als eines der Gebiete der sport-
wissenschaftlichen Lehre und Forschung, auf welches ein Hauptaugenmerk gelegt wird. Dieser
Bereich hat in den letzten Jahren erheblich an Stellenwert dazu gewonnen. Sowohl die Fachlite-
ratur als auch die öffentlichen Medien diskutieren die angebliche Verschlechterung der motori-
22
schen Leistungsfähigkeit von Kindern zunehmend (vgl. Ehling, 2010, S. 9). So titelt die WAZ
(14.04.2016) „Warum viele Schulkinder immer unsportlicher werden“ oder die Welt (31.01.2011)
„PC schlägt Sport: Immer mehr Kinder haben motorische Defizite“. Aus wissenschaftlicher Sicht
bleibt der Forschungsstand, trotz einer hohen Anzahl von Studien, uneinheitlich und somit sub-
optimal (vgl. Ehling, 2010, S. 9). „Es fehlt weitgehend an Untersuchungen, die im Detail betrach-
ten, wie sich die Zusammenhänge von Komponenten der Bewegungsaktivität und motorischen
Parameter gestalten.“ (Ehling,2010, S. 9)
Die im Jahr 2007 vom Robert-Koch-Institut veröffentliche Studie (KIGGS), war bis dahin die
größte Bevölkerungsstudie mit dem Ziel, umfangreiche bundesweite Daten zur Gesundheit der
Kinder in Deutschland zu ermitteln. Im Zeitraum von etwa drei Jahren wurden von 17.641 Kin-
der zwischen 0 und 17 Jahren Daten erfasst und ausgewertet (vgl. Wagner, 2011, S. 85). Die
Erfassung der Daten erfolgte durch Untersuchungen der Kinder und Jugendlichen, Laborunter-
suchungen und Befragungen der Eltern, die durch Sportwissenschaftler, Ärzte und Psychologen
durchgeführt und ausgewertet wurden. Bestimmt wurde der körperliche Zustand und Fitnesszu-
stand der Kinder sowie Anzahl und Art der Bewegungen, wobei diese in Sport- und Alltagsbe-
wegungen unterteilt wurden. Zusätzlich wurden psychologische Profile erstellt (vgl. Bös &
Pratschko, 2009, S. 20). Das Motorik Modul war ein Teil dieser Studie und hat in erster Linie das
Ziel, die körperlich sportliche Aktivität sowie die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder zu
ermitteln und auszuwerten (vgl. Wagner, 2011, S. 86). Die MoMo-Studie lieferte erstmals reprä-
sentative Daten für die Bundesrepublik zu diesem Thema (vgl. Bös et al., 2016, S. 13).
Für die Datenerhebung dieser Arbeit wurde der Deutsche Motorik-Test (DMT) verwendet, der in
zweifacher Hinsicht eine Erweiterung des MoMo darstellt und 2009 erstmals von der Sportm i-
nisterkonferenz veröffentlicht wurde. Er ermöglicht die Messung und Bewertung motorischer
Fähigkeiten und wurde zwischenzeitlich in über 30.000 Testanwendungen deutschlandweit er-
probt (vgl. Bös, Kampmann, Hottenrott et al., 2016, S. 7ff.). „Die Analyse von Zusammenhängen
zwischen der motorischen Leistungsfähigkeit, dem Aktivitätsverhalten und der Gesundheit von
Kindern und Jugendlichen ist eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung wirksamer Prä-
ventionskonzepte.“ (Bös, 2010, S. 16). Der DMT findet zu einem späteren Zeitpunkt seine ge-
naue Erklärung.
2.4.1 Die Bedeutung von Bewegung und Bewegungsmangel
Im folgenden Abschnitt folgt eine Zusammenfassung über die Wichtigkeit und Einflussnahme
von Sport, Bewegung und motorischer Leistungsfähigkeit hinsichtlich der Entwicklung und Ge-
sundheit von Kindern. Dabei findet auch die Soziologie ihre Berücksichtigung.
23
„Die motorische Leistungsfähigkeit steht in enger Beziehung zur Gesundheit. Diese
Beziehung verfestigt sich mit zunehmendem Lebensalter. Motorische Leistungsfä-
higkeit setzt aber die Setzung angemessener Reize für das motorische System vo-
raus. Dieser Reizsetzung kommt im Kindes- und Jugendalter damit eine herausra-
gende Bedeutung zu. Die aktuelle Diskussion in Wissenschaft, Medien und Öffent-
lichkeit zeigt, dass die Leistungsfähigkeit heutiger Kinder und Jugendlicher gegen-
über früheren Generationen zurückgegangen ist.“ (Bös et al., 2016,S.13)
Neben der negativen Auswirkung auf die Motorik, hat der zunehmende Mangel an Bewegung
auch Folgen für die Gesundheit. So stellte schon 2007 die KIGGS-Studie die Folgen des Bewe-
gungsmangels fest. Laut der Forscher waren zu diesem Zeitpunkt fast zwei Millionen Kinder
übergewichtig, was eine Verdoppelung zu den 90er Jahren darstellt. Zusätzlich hat sich der Teil
der krankhaft fettleibigen Kinder verdreifacht (vgl. Bös & Pratschko, 2009, S. 12). Ina Hunger
stellt mit dem Verweis auf mehrere Studien fest, dass auffällig häufig Kinder aus bildungs-
schwachen Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status betroffen sind. Weiter merkt sie
an, dass bei Kindern mit Migrationshintergrund das Risiko doppelt so hoch ist, an krankhafter
Fettleibigkeit zu erkranken (vgl. Hunger, 2016, S. 25). Der WHO zufolge gilt ein BMI von 25 bis
30 als übergewichtig und ab einem BMI von 30 als adipös. Die Folgen des Übergewichts in der
Kindheit sind weitreichend. So bleiben über 80%, der übergewichtigen Kinder im Erwachsenen-
alter ebenfalls übergewichtig. Schon in der Kindheit kann dieser Zustand zu zahlreichen Krank-
heiten mit lebenslangen Folgen führen. Zusätzlich ist die Gefahr groß, dass emotionale und
soziale Schwierigkeiten auftreten (vgl. Berk, 2011, S. 391). Graf et al. merken an, dass Körper-
gewicht und motorische Leistungsfähigkeit sich gegenseitig bedingen. Der Grund hierfür sind
negative Erlebnisse und die daraus resultierende Niedergeschlagenheit, die durch motorische
Defizite, die aufgrund des Bewegungsmangels entstehen, ausgelöst werden und ein Meidungs-
verhalten zur Folge haben. Daraufhin finden bewegungsarme Beschäftigungen ihren Vorzug,
was das erhöhte Körpergewicht weiter unterstützt (vgl. Graf, Jouck, Staudenmaier, von Schlenk,
Predel, Tokarski, Dordel, 2007, S. 636). Dabei ist die Bewegung und körperliche Aktivität in der
gesamten Entwicklung des Kindes von herausragender Bedeutung und für die Gesundheit von
enormer Wichtigkeit (vgl. Kettner et al., 2012, S. 94).
„Aufgrund des gesellschaftlichen Wandels hat sich in den letzten Jahrzehnten die
Lebens- und Bewegungswelt der Kinder zunehmend verändert. Diese Veränderung
zeigt sich insbesondere in der Abnahme von Alltagsaktivitäten sowie einer vermehr-
24
ten Nutzung audiovisueller Medien.“ (Kettner, Wirt, Fischbach, Kobel, Kesztyüs,
Schreiber, Drenowatz, Steinacker, 2012, S. 94)
Eine besondere Rolle kommt dabei den „Neuen Medien“ zu, da sie aufgrund des technischen
Fortschritts fast allgegenwärtig zur Verfügung stehen (vgl. Neuber, 2015, S. 40). So besitzen
laut der bundesweit repräsentativen KIM-Studie von 2014 Kinder in der Altersklasse zwischen 6
und 13 Jahren zu 49% ein eigenes Handy, zu 54% eine Spielkonsole, zu 37% einen eigenen
Fernseher und zu 22% einen eigenen Laptop oder Computer (vgl. MPFS, 2015, S. 8). Weiter
besagen die Daten, dass 76% zumindest selten einen Computer/Laptop benutzen, 37% dieser
Kinder benutzen ihn fast täglich oder jeden Tag (vgl. MPFS, 2015, S. 31). Etwa 43% der Inter-
netnutzer in dieser Altersklasse sind bei einem sozialen Netzwerk angemeldet (vgl. MPFS,
2015, S. 37).
Zur Lebensqualität und Erkrankungshäufigkeit in Korrelation mit Bewegung und Medienkonsum
wurden ab dem Schuljahr 2009/10 an zahlreichen Grundschulen in Baden-Württemberg Unter-
suchungen durchgeführt. Daraus ergab sich, dass für die Häufigkeit von Erkrankungen und die
gesundheitsbezogene Lebensqualität die Bedeutung von täglicher Bewegung nach den Vorga-
ben der WHO, was 60 min körperlicher Aktivität entspricht, von herausragender Bedeutung
sind, mit der Schlussfolgerung, dass die Förderung der körperlichen Aktivität auch außerhalb
der Schule von Nöten ist. So konnte Kindern die mindestens viermal die Woche, nach den Vor-
gaben der WHO, körperlichen Aktivitäten nachgingen, eine höhere gesundheitsbezogene Le-
bensqualität und weniger Krankheitstage zugeschrieben werden. Die gesundheitsbezogene
Lebensqualität umfasst grundlegende Punkte zum Gesundheitszustand. Dazu zählen körperli-
che und psychische Merkmale sowie das soziale Wohlbefinden. Zusammenhänge zum Medien-
konsum konnten nicht aufgezeigt werden. Bei einer australischen Querschnittuntersuchung
konnte ein negativer Zusammenhang zwischen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und
dem Medienkonsum nachgewiesen werden, allerdings waren die Probanden schon zwischen 11
und 18 Jahren. In einer weiteren Untersuchung bei australischen Jugendlichen zwischen 12
und 18 Jahren konnte Ähnliches festgestellt werden. Bei einer Studie nordamerikanischer Kin-
der zwischen 2 und 12 Jahren ergab sich ein Zusammenhang zwischen einer geringen Nutzung
der Medien und einer höheren gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Bei japanischen Kindern
zwischen 10 und 12 Jahren wurde ein großer Zusammenhang zwischen einer ungesunden Le-
bensweise, subjektiven Gesundheitseinschränkungen und Medienkonsum festgestellt, was da-
rauf zurückzuführen ist, dass Medienkonsum und Mediennutzung normalerweise eine körper-
lich-inaktive, sitzende Tätigkeit darstellt (vgl. Kesztüs, kettner, Kobel, Fischbach, Schreiber, Kili-
an, Steinacker, 2013, S. 293ff.).
25
„Der vermehrt sitzende Lebensstil (…) kann zu einer Abnahme der sportmotorischen
Fähigkeiten (SMF), sowie der kognitiven und psychosozialen Leistungsfähigkeit von
Kindern führen (…).“ ( Kreuser, Röttger, Gollhofer, Korsten-Reck, Kromeyer-
Hausschild, 2014, S.318)
Laut Müller (2014) stellt der sitzende Lebensstil bzgl. der Entwicklung von Zivilisationskrankhei-
ten und Übergewicht einen eigenständigen, unabhängigen Risikofaktor dar. Obwohl sich die
Datenlage zu diesem Thema als recht übersichtlich darstellt, konnte vereinzelt belegt werden,
dass die Zeiten der Bewegung rückläufig sind und die Sitzzeiten eine starke Zunahme ver-
zeichnen, die bis zu 70% der Wachzeiten der Kinder und Jugendlichen einnimmt. Die Folge
sind Übergewicht und Adipositas, da der Energieverbrauch im Sitzen nur geringfügig höher ist
als beim Schlafen und somit kein Ausgleich zwischen aufgenommener und benötigter Energie
besteht (Müller, 2014, S. [1]). „Weitere mögliche Folgen von Inaktivität und eingeschränkter Be-
wegungserfahrungen treten in Form von motorischer Unruhe, Ungeschick sowie emotionaler
Labilität und Konzentrations- und Antriebsstörungen auf.“ (Prätorius, 2008, S. 11).
Weitere Auswirkungen des Bewegungsmangels zeigen sich in der Gedächtnisleistung. „Sport
und körperliche Bewegung haben enorme Folgen für die Lern- und Gedächtnisprozesse, vor
allem im Kindes- und Jugendalter.“ (Lecheler, 2008, S. 242). So konnte vielfach belegt werden,
dass ein Zusammenhang zwischen guten Leistungen in der Schule und einem guten Fitnesszu-
stand besteht (vgl. Bös & Pratschko, 2009, S. 53). Ein wesentlicher Faktor für diesen Effekt ist
die steigende durch körperliche Bewegung ausgelöste Durchblutung des Gehirns und die damit
verbundene erhöhte Sauerstoffzufuhr, wodurch sich die Nervenzellen verdichten. Wissenschaft-
lern zufolge fließt alleine durch das Gehen 13% mehr Blut durch das Gehirn (vgl. Bös &
Pratschko, 2009, S. 44f.). Laut Zimmer, Oberste und Block weist die aktuelle Studienlage darauf
hin, „(...) dass Sport das Potenzial hat akut und chronisch kognitive Fähigkeiten zu verbessern
(…) und u.a. exekutive Funktionen, (…) Gedächtnisleistungen und Lernprozesse zu optimie-
ren.“ (Zimmer et al., 2015, S. 42). Weitere positive körperliche Effekte, die der Sport mit sich
bringt, sind laut Bös und Pratschko ein widerstandsfähiges Immunsystem, eine gute Haltung,
eine gute Durchblutung, ein stabiles Herz-Kreislauf-System, die Vermeidung von Diabetes, ein
höherer Muskelanteil, woraus sich ein langfristig höherer Energieverbrauch ergibt. Darüber hin-
aus wird die Ausdauer verbessert, die Kraft gesteigert, Koordination und Dehnfähigkeit opti-
miert, die Knochendichte verbessert, gute Blutfettwerte erreicht und somit optimal gesundheitli-
che Voraussetzungen für die Zukunft geschaffen. Einige dieser positiven Effekte, wie die Kno-
chengesundheit, zeigen sich erst im Erwachsenenalter (vgl. Bös & Pratschko, 2009, S. 40ff.).
Neben den zahlreichen positiven körperlichen Effekten, die im Zusammenhang mit Sport und
26
Bewegung stehen, ist auch der psychische Effekt hinsichtlich der Entwicklung der Kinder von
enormer Bedeutung (vgl. Prätorius, 2008, S. 33).
Bös und Pratschko benennen diese Vorteile für die geistige Entwicklung der Kinder, die durch
den Sport ausgelöst werden. Zu den positiven geistigen Effekten zählen ein starkes Selbstbe-
wusstsein, ein gesundes Selbstwertgefühl, die Steigerung der Stressresistenz, ein generelles
Wohlbefinden, eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit, eine gesteigerte Belastbarkeit, ein Schutz
vor Depressionen und die Entwicklung eines Gesundheits- und Körperbewusstsein. Nach der
Einschätzung, der beiden treten diese Effekte allerdings nur unter der Voraussetzung auf, dass
Sport intensiv und regelmäßig betrieben wird (vgl. Bös & Pratschko, 2009, S. 42). Außerdem
trägt ein aktiver Lebensstil zur Entwicklung der Persönlichkeit bei. Kinder, die in Mannschafts-
sportarten aktiv sind, erlangen soziale Fähigkeiten, die im Erwachsenenalter von enormer Wich-
tigkeit sind. Zu ihnen zählen unter anderem Offenheit, Fair Play und Teamgeist. Ein weiterer
positiver Effekt ist, dass die Kinder gelassener werden und Probleme sowie Streitigkeiten als
weniger belastend empfinden. Zusätzlich reduziert Sport laut der Meinung von Experten das
Gefühl von Angst und Traurigkeit (vgl. Bös & Pratschko, 2009, S. 48ff.).
Die Wichtigkeit von Bewegung für die gesunde kindliche Entwicklung, insbesondere im motori-
schen, emotionalen, psychosozialen und kognitiven Bereich, unterstreichen Kettner et al. mit
ihrem Artikel und weisen darauf hin, dass Umweltbedingungen einen erheblichen Einfluss auf
das Bewegungsverhalten der Kinder haben kann (vgl. Kettner, Wirt, Fischbach, Kobel, Kes-
ztyüs, Schreiber, Drenowatz, Steinacker, 2012, S. 94).
2.4.2 Die Bedeutung der sozialen Stellung
Welchen Einfluss der Sozialstatus auf die Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit ha-
ben kann, soll nachfolgend erläutert werden. Die allgemein anerkannten soziokulturellen Ein-
flussfaktoren lassen sich laut Scheid in unterschiedliche Bereiche einteilen. Und zwar in sozio-
ökonomische Faktoren (die soziale Schicht), in die materielle Umwelt (Stadt/Land, Wohnungs-
größe, Spielort, Spielgeräte, etc.), in die familiale Umwelt (Berufstätigkeit der Eltern, Anzahl der
Geschwister, treiben die Eltern Sport, etc.) und in die soziale Umwelt (Kindergarten, Schule,
etc.) (vgl. Scheid, 2009, S. 295 ; vgl. Albrecht, 2015, S. 92). Dass ein Zusammenhang in der
gesundheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie der sozialen Herkunft be-
steht, wird Albrecht zufolge durch eine Vielzahl von Studien belegt (vgl. Albrecht, 2015, S. 92).
Groos und Jehles bestätigen, dass Kinder, die aus ärmeren Verhältnissen stammen, im Ein-
schulungsalter häufig schlechtere Ergebnisse bzgl. der Konzentrationsfähigkeit, Sprach- und
Rechenfähigkeiten, in der Visuomotorik und der Körperkoordination erzielen (vgl. Groos & Jeh-
27
les, 2015, S. 51). Allerdings existieren laut Albrecht nur wenige Längsschnittstudien, die den
Einfluss soziokultureller Faktoren über die Lebenspanne bzgl. der Entwicklung der motorischen
Leistungsfähigkeit untersuchen. In der nachfolgenden Abbildung sind die Ergebnisse zu den
soziokulturellen Faktoren zusammengefasst. Dabei ist zu erkennen, dass es zu abweichenden
Ergebnissen hinsichtlich der Parametisierung soziokultureller Einflüsse kommt (vgl. Albrecht,
2015, S. 92f.).
Abb. 2: Einfluss soziokultureller Faktoren auf die Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit: längsschnittliche Evidenz4
4 Vgl. Albrecht (2015). Entwicklung und Einflussfaktoren der Entwicklung motorischen Leistungsfähigkeit
im Kindes- und Jugendalter S.93.
29
3 Berlin hat Talent
Zunächst soll in diesem Kapitel das Gemeinschaftsprojekt „Berlin hat Talent“ vorgestellt und
erklärt werden. Anschließend erfolgt eine genaue Beschreibung der einzelnen Bestandteile,
dem „Deutschen Motorik-Test (DMT)“ und einem Fragebogen, mit denen die Daten der Schüler
erhoben wurden.
„Berlin hat Talent“ ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Landessportbund Berlin (LBS), der Hoch-
schule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst und dem Berliner Senat, mit dem Ziel, das
Sport- und Bewegungsverhalten von Berliner Kindern zu analysieren und zu verbessern. Dazu
werden mit Hilfe des Deutschen Motorik Tests (DTM) Berliner Schülerinnen und Schüler der
dritten Klassen hinsichtlich ihrer motorischen Fähigkeiten, insbesondere Kraft, Schnelligkeit,
Ausdauer und Koordination, getestet und bewertet (vgl. Zinner, Becker, Heinicke, Strunz, 2016,
S. 4). Zusätzlich werden sämtliche an dem Projekt teilnehmenden Schülerinnern und Schüler
mittels eines Fragebogens zu ihrem sozialen sowie sportlichen Hintergrund befragt.
Der Deutsche Motorik-Test (DMT) stellt ein wissenschaftlich fundiertes Testverfahren dar, dass
es gestattet, deutschlandweit den aktuellen Ist-Stand der motorischen Fähigkeiten der Kinder
und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren kontinuierlich zu ermitteln, mit dem Ziel, auf der
Grundlage solider, zuverlässiger Daten, politische Entscheidungen treffen zu können (vgl. Bös
et al., 2016, S. 28).
„Testen beseitigt weder den Bewegungsmangel noch verbessert er die Schulsport-
realität und den Vereinssport. Der DMT bietet aber eine Möglichkeit zur Rückmel-
dung über die aktuelle Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen und ermög-
licht die Beurteilung von Leistungsveränderungen, die durch Entwicklungsprozesse
oder Interventionsmaßnahmen verursacht werden.“ (Bös et al., 2016, S. 70)
Die sportlichen Fertigkeiten finden in diesem Test keine Berücksichtigung (vgl. Bös et al., 2016,
S. 28). Der DMT besteht aus acht unterschiedlichen Testaufgaben, die an verschiedenen Stati-
onen durchgeführt werden. Er misst die in der folgenden Tabelle dargestellten motorischen Fä-
higkeiten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit (vgl. Bös et al., 2016,
S. 30). „Die Testaufgaben sind hinsichtlich der teststatistischen Gütekriterien Objektivität, Relia-
bilität und Validität überprüft.“ (Bös, 2007, S. 5).
30
Tab. 3: Testaufgaben5
Die Aufgaben bestehen aus einem 6-Minuten-Lauf, Standweitsprung (SW), Liegestütz in 40
Sekunden (LS), Sit-ups in 40 Sekunden (SU), 20 Meter Sprint (20m), rückwärts auf einem Bal-
ken Balancieren (Bal rw), seitlich Hin- und Her Springen (SHH) und Rumpfbeugen (RB). Neben
den beschriebenen motorischen Fähigkeiten werden außerdem noch konstitutionelle Merkmale
erfasst. Zu ihnen zählen Größe und Gewicht (vgl. Bös et al., 2016, S. 30).
Der Test ist einfach konzipiert, so dass er mit wenig Geräten und nach einer Schulung für d ie
Testleiter, die auch mittels Testmanual oder CD erfolgen kann, mit der Unterstützung von Hilfs-
personal im Schulsportunterricht oder Training durchgeführt werden kann. Die Auswertung, der
Ergebnisse kann wahlweise mit einfachen Auswertungstabellen oder Auswertungssoftware
durchgeführt werden. Die folgende Abbildung zeigt einen beispielhaften Testaufbau in einer
durchschnittlichen Turnhalle mit den Maßen 15 m x 27 m, dabei sind die einzelnen Stationen mit
den im Abschnitt zuvor beschriebenen Abkürzungen gekennzeichnet. Die Stationen bezüglich
der Größe und des Körpergewichts finden in der vorliegenden Abbildung keine Berücksichti-
gung (vgl. Bös et al., 2016, S. 28).
5 Vgl. Bös et al. (2016). Deutscher Motorik Test 6-18. S.30
31
Abb. 3: Beispielhafter Testaufbau in einer Einfachturnhalle (15m x 27m)6
Die Ökonomie der Testdurchführung steht bei normalen Tests in Schule oder Verein im Vorder-
grund (vgl. Bös, 2007, S. 24). Die für die Durchführung des Tests benötigten Materialien sollten
zur Grundausstattung einer Turnhalle gehören. Benötigt werden 3 Stoppuhren, 6 Markierungs-
hütchen, 1 Maßband, 2 Gymnastikmatten, Kreppband, doppelseitiges Klebeband, 1 Metermaß
und eine Waage. Spezielle Testmaterialien setzen sich zusammen aus 3 Balancierbalken (in
3cm, 4,5cm und 3cm Breite, 5cm Höhe und 300cm Länge) und einem Startbrett (in 40x40cm,
Höhe 5cm), dazu kommt eine Zentimeterskala, die an einer Langbank befestigt werden kann
(vgl. Bös et al., 2016, S. 32).
Die Bewertung des Tests findet anhand eines Vergleichs mit Normwerten deutscher Kinder glei-
chen Alters statt, die in fünf unterschiedliche Leistungsklassen (LKs) unterteilt sind (vgl. Abral-
des Rois & Zinner, 2014, S. 8). Dabei gab es für das Schuljahr 2015/16 in Berlin eine Neuerung.
Jedem Schüler wurde auf der Grundlage seiner erzielten Ergebnisse eine Normkategorie zuge-
ordnet. Diese für den DMT abgeleiteten fünfstufigen normalverteilten Berliner Normkategorien
basieren auf einer repräsentativen Stichprobe, die in Berlin zwischen 2011 und 2015 durchge-
führt wurde und an der 13.433 Schüler der dritten Klassen beteiligt waren. „Damit gelingt eine
methodisch fundierte valide Beurteilung der motorischen, körperlichen Fitness jeden Schülers
(…)“(Zinner et al., 2016, S. 4). Bei dieser Beurteilung bedeutet NK1 stark unterdurchschnittlich
fit bis hin zu NK5, was stark überdurchschnittlich fit bedeutet (vgl. Zinner et al., 2016, S. 4).
6 Vgl. Bös et al. (2016). Deutscher Motorik Test 6-18. S.32.
32
„Die Bewertung ist zugleich praktisch relevant, weil sie – per Konstruktion (Normal-
verteilung!) – eine gute Diskriminierung vor allem an den Rändern der Verteilung
und damit gegenüber der bisherigen Einordnung (Gleichverteilung!) zuverlässigere,
schärfere Identifikation körperlich fitter Schüler sowie von Schülern mit Schwächen
in der Fitness erlaubt.“(Zinner et al., 2016, S. 4)
33
4 Darstellung der getesteten Schulen
Für die vorliegende Auswertung der soziologischen und motorischen Daten wurden insgesamt
45 dritte Klassen von Grundschulen in Berlin getestet. Die Schulen lassen sich in vier unter-
schiedliche Schultypen unterteilen.
Neben den „normalen“ Berliner Grundschulen ohne sportliche Profilierung wurden unter ande-
rem „sportbetonte Grundschulen“ getestet. Gegenüber den normalen GS, an denen wöchentlich
zwei Sport- und eine Schwimmstunde unterrichtet werden, haben an den sportbetonten GS
gewisse Anteile der Drittklässler bis zu drei Stunden zusätzlichen wöchentlichen Sportunterricht.
Darüber hinaus wird an ausgewählten Grundschulen in Berlin das Projekt „Profivereine machen
Schule“ durchgeführt. Hierbei fungieren professionelle Sportvereine als Kooperationspartner mit
einzelnen Schulen. Die Partnerschaft umfasst zusätzliche Sportangebote sowie die regelmäßige
Einbeziehung von Trainern der jeweiligen Vereine in den Sportunterricht. Die Verknüpfung zwi-
schen Schule und Verein ist dementsprechend eng, sodass die Sichtung von Talenten und de-
ren Rekrutierung bzw. Vermittlung in einen geeigneten Verein vereinfacht wird. Schulen mit ei-
ner solchen Projektpartnerschaft wurden im Rahmen von „Berlin hat Talent“ ebenfalls getestet.
Eine Unterscheidung ist hier zwischen nicht-sportbetonten und sportbetonten Schulen zu tref-
fen. Nachfolgend werden somit „Profischulen“ und „Profischulen mit zusätzlicher Sportbeto-
nung“ (bzw. „Profischulen und Sportbetont“) differenziert. Der Schulsportanteil ist der gleiche
wie bei den Schulen, die keine Vereinskooperation vorweisen (Profischulen: zweimal Sport,
einmal Schwimmen; Profischulen und Sportbetont: einzelne Schüler mit höherem Sportanteil).
Abb. 4: Übersicht über getestete Schulen
35
5 Untersuchungsmethodik
5.1 Gestaltung
Die für diese Auswertung zugrundeliegende Stichprobe des Projekts „Berlin hat Talent“ wurde in
12 Berliner Stadtbezirken durchgeführt. Das Projekt setzt sich aus dem Deutschen Motorik-Test
und einem soziologischen Fragebogen zum Umfeld der Kinder zusammen. Die Durchführung
des Tests sowie die damit einhergehende Befragung der Kinder fand im Schuljahr 2015/2016
statt und wurde in den Sporthallen der jeweiligen teilnehmenden Schulen vorgenommen. Es
wurden ausschließlich dritte Klassen getestet, wobei darauf geachtet wurde, dass die Testung in
die Schulsportstunden fällt, um einen Unterrichtsausfall zu vermeiden.
5.2 Stichprobe
Die Stichprobe setzt sich aus insgesamt 45 Schulen aus 12 Berliner Bezirken zusammen, die
sich in vier unterschiedliche Schulformen einteilen lassen. 10 Schulen sind „normale“
Grundschulen ohne sportliche Profilierung. 14 weitere der getesteten Schulen weisen eine
Sportbetonung auf und werden im weiteren Verlauf als sportbetonte Schulen bezeichnet. Von
den restlichen Schulen sind 11 den Profischulen und 14 den Profischulen mit zusätzlicher
Sportbetonung zuzuordnen. Die Stichprobe umfasst insgesamt 2771 Schüler und Schülerinnen
in einem Altersbereich zwischen sieben und elf Jahren. Diese teilen sich in 52% (1431 Jungen)
männliche Schüler und 48% (1340 Mädchen) weibliche Schüler auf. Das Durchschnittsalter der
Stichprobe beträgt 8,39 Jahre (Jungen 8,42; Mädchen 8,35).
5.3 Analyse
Die Auswertung der im Rahmen des Projekts erhobenen Daten wurde mit Hilfe des Program-
mes Microsoft Office - Excel 2007 durchgeführt. Die Daten wurden anhand zielführender Frage-
stellungen in Tabellen und Diagrammen untersucht, analysiert und mit der jeweiligen Fragestel-
lung sinnvoll in Verbindung gebracht. Zur Verdeutlichung von Auffälligkeiten und um eine Suche
nach bestimmten, erwähnten Werten für den Leser zu ersparen, wurden Extremwerte in den
Auswertungstabellen teilweise mit „gelb“ und „rot“ markiert. Darüber hinaus wurden bei einze l-
nen Fragestellungen Mittelwerte (M) errechnet, welche in die Analyse integriert wurden.
37
6 Untersuchungsergebnisse
6.1 Übersicht der zu untersuchenden Fragestellungen
Für eine zielführende Auswertung der mit Hilfe des „Deutschen Motorik Test“ und des Fragebo-
gens erhobenen motorischen sowie soziologischen Daten, wurden acht Schwerpunkte festge-
legt. Diese Schwerpunkte zielen darauf ab, die unterschiedlichen Schulformen der vorhandenen
Stichprobe miteinander zu vergleichen. Hierzu wurden sowohl die Gesamt- als auch die Einzel-
ergebnisse des DMT sowie die als relevant erachteten Informationen aus den Befragungen der
Kinder herangezogen. Jeder der Schwerpunkte behandelt übergeordnet den Schultypenver-
gleich, wobei weitere Besonderheiten selbstverständlich auch Erwähnung finden. Wenn es als
notwendig oder sinnvoll erscheint, wird der Schultypenvergleich um eine zusätzliche geschlech-
terspezifische Untersuchung erweitert. Bei einigen der Fragestellungen werden zudem mehrere
Parameter des Fragebogens für einen umfassenden Vergleich der Schulformen in Verbindung
gebracht.
Die nachfolgende Tabelle liefert einen Überblick über die behandelten Inhalte und dient zugleich
als Orientierung durch die Auswertung der Untersuchungsdaten.
Tab. 4: Übersicht Fragestellungen
Frage Auswertungsinhalt Seiten
1. Biometrische Parameter S. 38
2. Vereinszugehörigkeit S. 40
3. Body-Mass-Index S. 43
4. DMT-Ergebnisse S. 48
5. DMT-Einzelergebnisse S. 53
6. Selbsteinschätzung S. 58
7. Sporttreibende Familien S. 62
8. Mediennutzung S. 67
38
6.2 Auswertung der Untersuchungsdaten
1. Überblick anhand biometrischer Parameter
Dieses Kapitel stellt zunächst eine Übersicht der im Rahmen der soziologischen und motori-
schen Untersuchungen getesteten Drittklässler in Berlin dar. Hierzu werden die verschiedenen
Schultypen, die Altersverteilung sowie im Allgemeinen die Vereinszugehörigkeit der Schüler
betrachtet. Die für diese Arbeit relevante Stichprobe getesteter Schüler umfasst insgesamt 2771
männliche und weibliche Schüler, die sich auf vier unterschiedliche Schulformen aufteilen.
Tab. 5: Übersicht Schultypen
N Männlich Weiblich
Schulen ohne sportliche Profilierung 640 334 306
Sportbetonte Schulen 782 415 367
Profischulen 559 265 294
Profischulen und Sportbetont 790 417 373
Wie in der voranstehenden Tabelle zu erkennen ist, verteilen sich die Schüler in unserer Stich-
probe relativ gleichmäßig auf die verschiedenen Schultypen. Mit 29% und 28% sind höhere An-
teile der getesteten Kinder in den Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung und den sportbe-
tonten Schulen zu verzeichnen. Lediglich 20% besuchen die „normalen“ Profischulen, welche
zugleich den geringsten Anteil darstellen. Die restlichen 23% der Stichprobe sind somit den
Schulen ohne sportliche Profilierung zuzuordnen. Bei Betrachtung der geschlechterspezifischen
Anteile lassen sich keine entscheidenden Besonderheiten feststellen – die Verteilung ist an al-
len vier Schulformen sehr ausgeglichen.
Die für diese Arbeit relevante Stichprobe verteilt sich auf einen Altersbereich zwischen sieben
und elf Jahren und wird in der nachfolgenden Tabelle übersichtlich dargestellt.
Tab. 6: Übersicht Altersverteilung
N 7 Jahre 8 Jahre 9 Jahre 10 Jahre 11 Jahre
Gesamt 2771 59 1727 848 130 7
Männlich 1431 25 863 469 70 4
Weiblich 1340 34 864 379 60 3
Das Durchschnittsalter der 2771 Schüler und Schülerinnen beträgt 8,39 Jahre und befindet sich
für Drittklässler somit im normalen Altersbereich. Mit 62% befand sich dementsprechend der
39
größte Anteil der Kinder im Alter von 8 Jahren und mit 31% der nächstgrößere Anteil im Alter
von 9 Jahren. Lediglich 7% der Kinder waren zum Testzeitpunkt außerhalb der normalen Alters-
verteilung für Schüler von dritten Klassen. Bei der geschlechterspezifischen Betrachtung hin-
sichtlich des Alters ist festzustellen, dass die Jungen mit einem Durchschnittsalter von 8,42 ge-
genüber den Mädchen mit 8,35 Jahren den geringfügig älteren Anteil dieser Stichprobe ausma-
chen, was aber in den nachfolgenden Untersuchungen vernachlässigt werden kann.
In Bezug auf die zuvor behandelte Altersverteilung wird nachfolgend die Zugehörigkeit der Kin-
der zu Sportvereinen dargestellt.
Tab. 7: Übersicht Vereinszugehörigkeit nach Alter
Vereins-zugehörigkeit
N (%) 7 Jahre 8 Jahre 9 Jahre 10 Jahre 11 Jahre
Gesamt (2449)
Im Verein 1053 (43%) 21 720 290 21 1
Nicht im Verein 1396 (57%) 37 840 434 82 3
Männlich
(1266)
Im Verein 637 (50%) 11 427 187 11 1
Nicht im Verein 629 (50%) 14 358 214 41 2
Weiblich
(1183)
Im Verein 416 (35%) 10 293 103 10 0
Nicht im Verein 767 (65%) 23 482 220 41 1
Zunächst sei darauf hingewiesen, dass nicht ausnahmslos alle der befragten Kinder eine Anga-
be zu ihrer Zugehörigkeit zu Sportvereinen gemacht haben. Dadurch werden, wie auch in Tabel-
le 7 zu erkennen ist, die Auswertungen in Bezug auf die Vereinszugehörigkeit mit einer abwei-
chenden Anzahl (n=2449) der insgesamt getesteten 2771 Kinder durchgeführt.
Mit Blick auf die Tabelle zur Übersicht der Vereinszugehörigkeit lässt sich direkt ein gravierender
geschlechtsspezifischer Unterschied erkennen. Während bei den Jungen jeder Zweite ein Mit-
glied in einem Sportverein darstellt, gehört bei den Mädchen nur etwa jede Dritte einem Verein
an. Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen im Alter von 8 Jah-
ren, welches hier den Hauptanteil (64%) der 2449 Kinder darstellt. Von den 8-jährigen Jungen
sind 54% im Verein, was gegenüber den 38% der 8-jährigen Mädchen einen deutlich höheren
Anteil von Vereinszugehörigen, auch im Hauptaltersbereich, bedeutet und die Gesamtverteilung
der jeweiligen Geschlechter unterstreicht. Darüber hinaus ist zu ergänzen, dass bei den Jungen
ausschließlich im Altersbereich von 8 Jahren ein höherer Anteil von Vereinszugehörigen festzu-
stellen ist. Bei den Mädchen lassen sich sogar in gar keinem Altersbereich höhere Anteile an
Vereinszugehörigkeit erkennen.
40
2. Besteht ein Zusammenhang zwischen der jeweiligen Schulform und der Häu-
figkeit der Vereinszugehörigkeit der Schüler?
In diesem Kapitel wird der Frage nachgegangen, ob der Besuch unterschiedlicher Schultypen
Besonderheiten hinsichtlich der Häufigkeit der Vereinszugehörigkeit der jeweiligen Schüler auf-
wirft. Grundsätzlich darf erwartet werden, dass der Anteil von Schülern mit Vereinszugehörigkeit
an den Schulen mit höherem Sportanteil im Schulalltag, also den sportbetonten Schulen sowie
den Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung, höher ausfällt als bei den nicht-sportbetonten
Schulen. Der Alltag dieser Schüler ist mehr von regelmäßigem Sport geprägt und liefert stärkere
Berührungspunkte zu Sport und Bewegung. Darüber hinaus können sie unterschiedlichste
Sportarten intensiver kennenlernen und dementsprechend stärkere Vorlieben entwickeln. Durch
die Präsenz der Vereine an den Schulen des Projekts „Profivereine machen Schule“ ist zudem
von einem höheren Vereinsanteil bei den Schulen dieser Schulen auszugehen.
Abb. 5: Vereinszugehörigkeit nach Schultypen
In Abbildung 5 sind neben der bereits im vorangegangenen Kapitel erläuterten Gesamt-
verteilung zur Vereinszugehörigkeit (Im Verein: 43%, Nicht im Verein: 57%) zusätzlich die Ver-
teilungen der verschiedenen Schulformen dargestellt. Entgegen der eingangs erläuterten An-
nahme, dass ein stärker ausgeprägter sportlicher Schulalltag zu höheren Anteilen in der Ver-
einszugehörigkeit führen würde, zeigt die Abbildung das komplette Gegenteil. Sowohl bei den
„normalen“ GS (48%) als auch bei den Profischulen ohne Sportbetonung (43%) sind die Anteile
der Vereinsmitglieder geringer als bei der jeweiligen Schulform mit Sportbetonung (sportbetonte
41
Schulen: 47%; Profischulen mit Sportbetonung: 38%). Bei den Profischulen mit zusätzlicher
Sportbetonung, die den Schultyp mit dem höchsten Sportbezug darstellen, kann mit 38% der
geringste Anteil verzeichnet werden. Somit stellt sich sowohl im Vergleich der Schulen ohne
gegenüber der Schulen mit Vereinskooperation als auch zwischen den nicht-sportbetonten mit
den sportbetonten Schulen ein konträres Bild zur Anfangsannahme dar. Nachfolgend werden
diese Auffälligkeiten in einem Geschlechtervergleich näher untersucht.
Abb. 6: Vereinszugehörigkeit der Jungen nach Schultypen
Bei Betrachtung von Abbildung 6 wird deutlich, dass ein Anteil von 55% der männlichen Schüler
von Schulen ohne sportliche Profilierung einem Verein angehört. Ähnliches lässt sich mit 54%
bei den Schülern der Profischulen ohne Sportbetonung verzeichnen. Bei den Jungen der sport-
betonten Schulen (49%) lässt sich gegenüber den sportbetonten Profischulen (45%) überra-
schenderweise der größere Vereinsanteil feststellen, was jedoch die zuvor betrachtete Gesamt-
verteilung unterstreicht. Durch die geringeren Vereinsanteile der Jungen an sportbetonten
Schulen sowie Profischulen mit Sportbetonung gegenüber den jeweiligen Schulen ohne Sport-
betonung wird die Eingangsvermutung zugleich erneut entkräftet.
42
Abb. 7: Vereinszugehörigkeit der Mädchen nach Schultypen
Nachdem die Gesamtverteilung der Jungen ausgeglichen war (im Verein: 50%, nicht im Verein:
50%), ist der Anteil der Mädchen, die keinen Vereinssport treiben mit 65% gegenüber 35% Ver-
einszugehöriger deutlich ungleicher verteilt. Zudem wird bei Betrachtung von Abbildung 7
schnell deutlich, dass der Anteil der Vereinszugehörigen an normalen Schulen und Profischulen
ohne sportliche Profilierung mit insgesamt 37% gegenüber den Schulen sowie Profischulen mit
Sportbetonung (33%) höher ausfällt. Diese Verteilung der Mädchen spiegelt am deutlichsten die
Widerlegung der zu Beginn aufgestellten Vermutung wieder.
Der geschlechterspezifische Vergleich unterstreicht noch einmal deutlich, was bereits zuvor in
der Gesamtverteilung festgestellt wurde. Zudem konnte aufgezeigt werden, dass gegenüber der
Jungen in den dritten Klassen wesentlich weniger Mädchen, unabhängig von der besuchten
Schulform, einen Vereinssport betreiben. Selbstverständlich kann dies nur für die vorliegende
Stichprobe festgehalten und nicht ohne weitere Untersuchungen verallgemeinert werden.
Die eingangs aufgestellte Vermutung, dass diejenigen Kinder mit einem höheren Sportunter-
richtsanteil im Schulalltag auch einen höheren Anteil Vereinszugehöriger darstellen würden,
konnte nicht bestätigt, sondern für diese Stichprobe ganz im Gegenteil deutlich widerlegt wer-
den. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass die Schüler dieser Schulen durch den Schul-
sport größtenteils bereits sportlich ausgelastet sind und deshalb keinen zusätzlichen Vereins-
sport betreiben möchten. Des Weiteren konnte kein höherer Anteil von Vereinskindern bei den
Schulen des Projekts „Profivereine machen Schule“ verzeichnet werden, was aufgrund der kür-
zeren Wege sowie die höhere Präsenz von den Vereinen als überraschend einzuordnen ist.
43
3. Besteht ein Zusammenhang zwischen der jeweiligen Schulform und dem Body-Mass-Index der Schüler?
Dieser Abschnitt behandelt den Zusammenhang zwischen der besuchten Schulform und dem
BMI der Schüler dieser Stichprobe. Es ist davon auszugehen, dass diejenigen Kinder, die eine
der sportbetonten Schulformen besuchen, tendenziell eher im normal-gewichtigen Bereich
liegen werden. Dies ist anzunehmen, da sie sich im Alltag mehr bewegen und ein entsprechend
höheres Verständnis für Ihren Körper und die Wichtigkeit von Bewegung erfahren.
Tab. 8: Übersicht BMI nach Schultypen
Schultyp BMI N %
Schulen ohne sportliche Profilierung
(n=640)
stark untergewichtig 5 0,8%
untergewichtig 30 4,7%
normalgewichtig 509 79,5%
übergewichtig 57 8,9%
stark übergewichtig 39 6,1%
Sportbetonte Schulen
(n=782)
stark untergewichtig 7 0,9%
untergewichtig 36 4,6%
normalgewichtig 608 77,8%
übergewichtig 62 7,9%
stark übergewichtig 69 8,8%
Profischulen
(n=559)
stark untergewichtig 19 3,4%
untergewichtig 27 4,8%
normalgewichtig 426 76,2%
übergewichtig 40 7,2%
stark übergewichtig 47 8,4%
Profischulen und Sportbetont
(n=790)
stark untergewichtig 15 1,9%
untergewichtig 26 3,3%
normalgewichtig 574 72,6%
übergewichtig 101 12,8%
stark übergewichtig 74 9,4%
In Tabelle 8 ist zu erkennen, dass bei allen vier Schulformen der Großteil der Schüler im nor-
malgewichtigen Bereich liegt, was zunächst einmal positiv zu vermerken ist. Entgegen der ein-
gangs aufgestellten Vermutung ist im Schultypenvergleich zu erkennen, dass der Anteil der
Normalgewichtigen an den Schulen/Profischulen ohne Sportbetonung mit 78% über dem der
sportbetonten Schulen/Profischulen (75%) liegt. Die meisten normalgewichtigen Schüler dieser
Stichprobe sind dabei in den Schulen ohne sportliche Profilierung (80%) zu verzeichnen. Der
geringste Anteil Normalgewichtiger ist bei den Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung
44
(73%) zu finden, welche zugleich den insgesamt größten Sportbezug im Schulalltag aufweisen.
Bei der vergleichenden Betrachtung der Schulen innerhalb und außerhalb des Projekts „PmS“
(Profivereine machen Schule) sind die Anteile der normalgewichtigen Kinder jeweils bei den
nicht-sportbetonten Schulen/Profischulen zu sehen. Diese Erkenntnis stellt sich vollkommen
konträr zu unserer Anfangsvermutung dar und wird nachfolgend noch detaillierter untersucht.
Abb. 8: BMI an Schulen ohne sportliche Profilierung
Bei den Schulen ohne sportliche Profilierung ist der hohe Anteil Normalgewichtiger (80%) be-
reits festgehalten worden. Die übrigen Anteile verteilen sich mit 15% im Bereich des Über- und
mit 5% im Bereich des Untergewichts. Um einen einfacheren Vergleich zwischen den verschie-
denen Schulformen vornehmen zu können, werden die jeweils zwei Unter- und Übergewichts-
bereiche zusammengefasst.
Abb. 9: BMI an sportbetonten Schulen
Bei Betrachtung der in Abbildung 9 dargestellten BMI-Werte der sportbetonten Schulen lassen
sich direkt Gemeinsamkeiten zu den Schulen ohne Sportbetonung feststellen. Neben dem ho-
hen Anteil normalgewichtiger Schüler (78%) ist ein auffallend hoher Anteil im übergewichtigen
Bereich (17%) zu verzeichnen. Bei den restlichen 5% der Kinder ist ein normales bis starkes
Untergewicht festgestellt worden. Im Vergleich zu den Schulen ohne Sportbetonung ist somit
45
auffällig, dass der Anteil der Normalgewichtigen geringer ausfällt und dafür im übergewichtigen
Bereich wiederzufinden ist.
Abb. 10: BMI an Profischulen
Bei den Profischulen verändert sich die Verteilung zu den zuvor dargestellten Schulen etwas.
Der Anteil der Normalgewichtigen (76%) ist noch geringer als bei den vorherigen Schultypen.
Der übrige Anteil der Schüler verteilt sich stärker auf den untergewichtigen Bereich (8%). Der
Anteil derjenigen außerhalb des Normalbereichs verteilt sich mit 65% Übergewicht und 35%
Untergewicht weniger extrem zum übergewichtigen Bereich als bei den bisherigen untersuchten
Schulformen (Schule ohne Sportbetonung: 73% Über-, 27% Untergewicht; Sportbetonte Schu-
len: 75% Über-, 25% Untergewicht).
Abb. 11: BMI an Profischulen mit Sportbetonung
Besonders unerwartete Ergebnisse, mit Blick auf die Eingangsvermutung, liefert Abbildung 11,
welche die BMI-Werte der Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung darstellt. Nicht nur der
geringste Anteil Normalgewichtiger (73%), wie bereits eingangs erläutert wurde, sondern auch
der höchste Anteil Übergewichtiger (22%) ist an dieser Schulform festzustellen. Darüber hinaus
ist bei Betrachtung der Schüler außerhalb des Normalbereichs eine sehr starke Verteilung zum
46
übergewichtigen Bereich zu erkennen, der mit 81% zudem den höchsten Anteil im Schultypen-
vergleich darstellt. Auch die Betrachtung der einzelnen Schulformen hat die anfangs aufgestell-
te Vermutung nicht bestätigen können.
Nachfolgend werden die vier Schultypen hinsichtlich der BMI-Werte nun anhand der Vereinszu-
gehörigkeit der jeweiligen Schüler untersucht, um daraus gegebenenfalls weitere Schlüsse be-
züglich der Widerlegung der Anfangsvermutung ziehen zu können.
Abb. 12: BMI nach Schultypen und Vereinszugehörigkeit
Abbildung 12 zeigt deutlich, dass die Schüler mit Vereinszugehörigkeit bessere BMI-Werte auf-
weisen als vereinslose Schüler. Dies lässt sich für alle vier Schultypen festhalten. Der größte
Unterschied in den Anteilen der Normalgewichtigen ist dabei an den Profischulen mit zusätzli-
cher Sportbetonung (Im Verein: 77%, Nicht im Verein: 69%) zu erkennen. Auch hinsichtlich des
übergewichtigen Bereichs kann bei den zu vergleichenden Schulformen ausnahmslos festge-
stellt werden, dass der Anteil der Übergewichtigen auf Seiten der Vereinslosen (20%) deutlich
über dem der Vereinszugehörigen (15%) liegt. Insgesamt kann also ganz klar festgehalten wer-
den, dass die Vereinszugehörigkeit einen erheblichen Einfluss auf den BMI der getesteten Kin-
der dieser Stichprobe hat. Dies wird, völlig unabhängig von der jeweiligen Schulform, die die
Kinder besuchen, durch die Abbildung 12 belegt.
Die Eingangsvermutung, dass ein höherer Sportanteil im Schulalltag einen positiven Effekt auf
den Body-Mass-Index der Schüler hat, konnte so nicht bestätigt werden, wie die vorangegan-
47
genen Ausführungen deutlich aufzeigen. Ganz im Gegenteil zur Vermutung hat sich der Anteil
der normalgewichtigen Schüler bei den nicht-sportbetonten Schulformen sogar als höher her-
ausgestellt. Die Ergebnisse aus Fragestellung 2, die eine höhere Vereinszugehörigkeit bei den
Schulen ohne Sportbetonung diagnostizierten, könnte dafür eine mögliche Erklärung liefern. Der
Vereinssport scheint sich deutlich positiver auf den BMI der Kinder dieser Stichprobe auszuwir-
ken als der Schulsport. Dies lässt sich aus den Erkenntnissen schließen, dass die Vereinszuge-
hörigkeit einen positiven Einfluss auf den BMI hat sowie dass der Anteil Vereinszugehöriger bei
den Schulen mit Sportbetonung geringer ausfällt.
48
4. Besteht ein Zusammenhang zwischen der jeweiligen Schulform und den DMT-
Testergebnissen der Schüler?
Nachfolgend wird untersucht, ob der jeweilige Schultyp einen Einfluss auf das Testergebnis des
DMT der einzelnen Schüler nimmt. Hierzu werden die Einteilung der Testergebnisse in die Ber-
liner Normkategorien sowie deren Mittelwerte herangezogen. Normalerweise ist davon auszu-
gehen, dass die Schüler von den Schulformen mit Sportbetonung bessere Gesamtergebnisse
im DMT und somit auch bessere NK-Werte erreicht haben. Darüber hinaus ist ganz klar zu er-
warten, dass sich die Vereinszugehörigkeit eines Schülers positiv auf das Testergebnis auswirkt
und sich dementsprechend in den Mittelwerten der jeweiligen Vergleichsgruppen wiederspie-
gelt.
Abb. 13: DMT-Ergebnisse nach Schultypen
Anhand von Abbildung 13 wird zunächst deutlich, dass sowohl in der Gesamtübersicht, als auch
bei den einzelnen Schultypen die Hauptanteile der Schüler den DMT mit NK3 abgeschlossen
haben und somit ein durchschnittliches Gesamtergebnis erzielen konnten. Die meisten über-
durchschnittlichen Ergebnisse wurden von Schülern der „normalen“ sportbetonten Schulen
(NK4+5: 19%), gefolgt von den Profischulen (18%) und den Profischulen mit zusätzlicher Sport-
betonung (17%) erzielt. Die wenigsten Schüler mit einem Endergebnis über dem Durchschnitt
sind bei den Schulen ohne sportliche Profilierung (14%) zu verzeichnen. Darüber hinaus ist bei
den Schulformen ohne Sportbetonung mit 16% ein kleinerer Anteil in den NK4+5 festzustellen
als bei den Schulformen mit Sportbetonung, welcher bei 18% liegt. Hinsichtlich der Eingangs-
vermutung liegt somit eine Bestätigung vor. Bei Betrachtung der unterdurchschnittlichen Tester-
gebnisse (NK1+2) kann mit jeweils 6% ein ausgeglichenes Ergebnis zwischen den sportbeton-
49
ten und den nicht-sportbetonten Schulformen verzeichnet werden. Erwähnenswert ist jedoch
der mit 4% auffallend geringe und zugleich kleinste Anteil unterdurchschnittlicher Ergebnisse
der Schulen ohne sportliche Profilierung, die den insgesamt geringsten Sportbezug aufweisen.
Dies ist an deren hohen Anteil normalgewichtiger Schüler (82%) festzumachen. Ein Blick auf die
Mittelwerte der jeweiligen Schulform soll weitere Klarheit darüber bringen, ob die eingangs auf-
gestellte Vermutung bestätigt werden kann.
Tab. 9: Übersicht Mittelwerte nach Schultypen
Schultyp N M
Gesamt 2771 3,11
Schulen ohne sportliche Profilierung 640 3,10
Sportbetonte Schulen 782 3,13
Profischulen 559 3,10
Profischulen und Sportbetont 790 3,12
Tabelle 9 zeigt, dass die Schulen ohne sportliche Profilierung sowie die Profischulen ohne
Sportbetonung, wie eingangs vermutet, unter dem Gesamtdurchschnitt liegen. Die sportbeton-
ten Schulen, die mit 19% bereits die meisten überdurchschnittlichen Ergebnisse lieferten, zei-
gen mit einem Mittelwert von 3,13 das stärkste Testergebnis im Gesamtdurchschnitt. Auch die
Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung zeigen ein erwartet besseres Ergebnis als die
Schüler der Profischulen ohne Sportbetonung. Die Vermutung kann unter diesen Gesichtspunk-
ten somit klar bestätigt werden. Um mögliche geschlechterspezifische Unterschiede zu diagnos-
tizieren, werden nachfolgend die jeweiligen Ergebnisse der Mädchen sowie die der Jungen die-
ser Stichprobe untersucht.
Abb. 14: DMT-Ergebnisse der Jungen nach Schultypen
50
Interessant ist zunächst einmal, dass die Ergebnisse der Jungen die gleichen prozentualen An-
teile aufweisen wie die aller getesteten Kinder (NK1: 0%, NK2: 6%, NK3: 77%, NK4: 17%, NK5:
0%). Das gleiche wird auch in der Abbildung der Testergebnisse der Mädchen zu erkennen
sein. Zusätzlich zeigt die Abbildung der Jungen auf, dass sowohl die höchsten Anteile der un-
terdurchschnittlichen (9%) als auch der überdurchschnittlichen (20%) Ergebnisse bei den Schü-
lern der Profischulen zu finden sind. Bezüglich der überdurchschnittlichen Ergebnisse liegen
alle anderen Schultypen bei 17%. Unterschiede lassen sich bei den Anteilen der Ergebnisse
unter dem Durchschnitt feststellen. Die Schulen ohne sportliche Profilierung verzeichnen dort
mit 3% überraschenderweise den geringsten Anteil im Schultypenvergleich. Ziemlich gleich
spiegelt sich das Ergebnis diesbezüglich bei den sportbetonten Schulen (5%) und den Profi-
schulen mit zusätzlicher Sportbetonung (6%) wieder.
Abb. 15: DMT-Ergebnisse der Mädchen nach Schultypen
Bei den Ergebnissen der Mädchen können die meisten überdurchschnittlichen Leistungen
(22%) an den sportbetonten Schulen festgestellt werden. Die wenigsten Ergebnisse über dem
Durchschnitt sind mit lediglich 11% bei den Schulen ohne sportliche Profilierung zu finden. Die
Profischulen (16%) und die Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung (17%) liegen hinsicht-
lich überdurchschnittlicher Ergebnisse nahezu gleichauf. Beim Vergleich der Schulen außerhalb
des Projekts „PmS“ fällt der Unterschied im NK4+5-Anteil mit 22% gegenüber 11% deutlich po-
sitiver zugunsten der sportbetonten Schulen aus. Die höchsten Anteile unterdurchschnittlicher
Ergebnisse zeigen sich, wie auch schon zuvor bei den Jungen, an den Profischulen (8%). Mit
jeweils 5% weisen die Schulen ohne sportliche Profilierung und die Profischulen mit zusätzli-
cher Sportbetonung hier die geringsten Ergebnisse unter Durchschnitt auf.
51
In der nachstehenden Tabelle sind abschließend zum geschlechterspezifischen Vergleich noch
die Mittelwerte zu den jeweiligen Schultypen dargestellt.
Tab. 10: Übersicht Mittelwerte der Jungen und Mädchen nach Schultypen
Männlich Weiblich
Schultyp N M N M
Gesamt 1431 3,11 1340 3,11
Schulen ohne sportliche Profilierung 334 3,13 306 3,06
Sportbetonte Schulen 415 3,11 367 3,16
Profischulen 265 3,11 294 3,08
Profischulen und Sportbetont 417 3,12 373 3,13
Während sich die Mittelwerte der Jungen bei den verschiedenen Schultypen in den Ergebnis-
sen sehr ähnlich darstellen, unterscheiden sich diese bei denen der Mädchen erheblich. Bei
ihnen schließen die Kinder der sportbetonten Schulformen am stärksten ab, wobei die normalen
Schulen noch etwas bessere Ergebnisse vorweisen als die Profischulen. Die Schülerinnen der
Schulen ohne sportliche Profilierung weisen den schwächsten Mittelwert auf, so wie es auch in
der Gesamtbewertung erwartet worden war. Dem gegenüber steht bei den Jungen das stärkste
Ergebnis der Schüler von Schulen ohne sportliche Profilierung. Hier zeigen sich also deutliche
geschlechterspezifische Unterschiede.
Abb. 16: DMT-Ergebnisse nach Schultypen und Vereinszugehörigkeit
52
Abschließend werden die Testergebnisse des DMT nun noch in Bezug auf die Vereinszugehö-
rigkeit hin untersucht. Betrachtet man die unterschiedlichen Schultypen einzeln und getrennt
voneinander, so lässt sich festhalten, dass die Anteile der überdurchschnittlichen Leistungen
immer sehr deutlich auf Seiten der Vereinszugehörigen zu finden sind. Zudem sind die unter-
durchschnittlichen Ergebnisse der Vereinsmitglieder durchweg niedriger als die der Vereinslo-
sen. Im Vergleich der Vereinsmitglieder können die mit Abstand meisten überdurchschnittlichen
Ergebnisse bei den Schülern der Profischulen ohne Sportbetonung (34%) verzeichnet werden,
gefolgt von den sportbetonten Schulformen mit jeweils 26%. Die Ergebnisse unter dem Durch-
schnitt stellen sich dahingegen bei allen in etwa ähnlich niedrig dar. Bei den Vereinslosen sind
die stärksten Ergebnisse in den sportbetonten Schulen und die meisten unterdurchschnittlichen
Ergebnisse in den Profischulen ohne Sportbetonung zu finden. Die Schulen ohne sportliche
Profilierung sowie die Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung weisen insgesamt sehr we-
nige Unterschiede in den Anteilen außerhalb der NK3 auf.
Die eingangs aufgestellte Vermutung, dass die DMT-Ergebnisse der Schüler von den sportbe-
tonten Schulformen stärker ausfallen würden, konnte bestätigt werden. In der Gesamtbetrach-
tung der getesteten Kinder dieser Stichprobe zeigen sich die stärksten Leistungen im Schulty-
penvergleich bei den sportbetonten Schulen, gefolgt von den Profischulen mit zusätzlicher
Sportbetonung. Im geschlechterspezifischen Vergleich konnte das Ergebnis der Gesamtbe-
trachtung dann grundsätzlich nochmals untermauert werden. Auch das stärkste Ergebnis der
Jungen, welches bei den Schulen ohne sportliche Profilierung verzeichnet werden konnte, kann
durch die schultypenübergreifenden wenig voneinander abweichenden Ergebnisse, die vorheri-
ge Bestätigung der Vermutung nicht entkräften. Bei den Werten der Mädchen konnte die An-
fangsvermutung anhand der Bestwerte beider sportbetonten Schulformen vollends bestätigt
werden. Die Untersuchung unter Berücksichtigung der Vereinszugehörigkeit zeigte die positiven
Effekte des Vereinssports auf die Testergebnisse des DMT. Jedoch konnten die stärksten Er-
gebnisse der Vereinsmitglieder bei den Profischulen ohne Sportbetonung festgestellt werden,
was sich konträr zur Eingangsthese darstellt. Bei den vereinslosen Kindern konnten jedoch die
Schüler der normalen sportbetonten Schulen am stärksten abschneiden. Die anderen Schulty-
pen wiesen ein wenig voneinander abweichendes Ergebnis auf. Die Vermutung kann also nur
als teilweise bestätigt betrachtet werden.
53
5. Besteht ein Zusammenhang zwischen der jeweiligen Schulform und den Einzel-
ergebnissen des DMT der Schüler?
Bei der Frage nach einem Zusammenhang zwischen der besuchten Schulform der Schüler und
dem Abschneiden in den einzelnen Testaufgaben des DMT, werden nachfolgend sowohl die
einzelnen Schultypen als auch die Mittelwerte der Einzelaufgaben miteinander verglichen und
auf Besonderheiten hin untersucht. Zunächst werden die Ergebnisse der einzelnen DMT-
Testaufgaben aller Kinder anhand ihrer NK-Einstufung dargestellt.
Abb. 17: Übersicht über DMT-Einzeltestaufgaben
In Abbildung 17 lässt sich mit 7% der höchste NK5-Anteil bei der Testaufgabe „rückwärts balan-
cieren“ feststellen. Der niedrigste NK5-Anteil kann mit 2% bei den Sit-Ups verzeichnet werden.
Besonders interessant stellen sich die Ergebnisse der Laufaufgaben „20-m“ und „6-min“ dar.
Beim Sprint wurden mit 3% in NK1 und 16% in NK2 die jeweils höchsten Anteile im Aufgaben-
vergleich verzeichnet, was sich auch im Mittelwert von 2,90 wiederspiegelt und somit die am
schwächsten absolvierte Aufgabe der Betrachtung aller Kinder darstellt. Der Ausdauerlauf hin-
gegen zeigt sowohl in NK1 (1%) als auch in NK2 (7%), verglichen mit den Verteilungen der an-
deren Testaufgaben, die niedrigsten Anteile und stellt mit einem Mittelwert von 3,18 auch die
stärkste Aufgabe dar. Bei einer Zusammenlegung der NK4 und NK5 kann mit insgesamt 24%
zudem das sehr gute Abschneiden beim „SHH“ festgestellt werden. Dies lässt sich auch anhand
eines dementsprechend hohen Mittelwertes von 3,17 belegen, der den Zweithöchsten im Ge-
samtvergleich darstellt.
54
Nachfolgend werden nun die verschiedenen Schulformen hinsichtlich der Einzeltest-Ergebnisse
dargestellt sowie auf Besonderheiten und Zusammenhänge untersucht.
Abb. 18: Einzeltestaufgaben der Schulen ohne sportliche Profilierung
Bei den Schulen ohne sportliche Profilierung lässt sich der 6-min-Ausdauerlauf mit dem höchs-
ten NK4-Anteil (22%) und dem höchsten Anteil der NK4+5 (26%) ebenfalls als stärkste Disziplin
(M=3,20) ausmachen. Der höchste NK5-Anteil einer Testaufgabe liegt mit 7% beim „rückwärts
balancieren“, welches außerdem die zweitstärkste Disziplin (M=3,09) dieser Schulform darstellt.
Die höchsten Anteile in NK1+2 sind mit jeweils 18% in den Testaufgaben „20-m“ und „SU“ zu
finden, die dadurch auch mit jeweiligen Mittelwerten von 2,94 die schwächsten Aufgaben der
Schulen ohne sportliche Profilierung darstellen.
Abb. 19: Einzeltestaufgaben der sportbetonten Schulen
55
Wie bereits in den vorherigen Abbildungen, ist auch in der Darstellung der sportbetonten Schu-
len das schwächste Ergebnis mit 2,91 beim 20-m-Sprint auszumachen. Dies zeigt sich auch
erneut in den höchsten Anteilen in NK1 (3%) und NK2 (16%). Neben den höchsten Anteilen in
NK1+2 weist diese Aufgabe mit 9% auch den geringsten NK4- sowie mit 11% den geringsten
NK4+5-Anteil auf. Mit ebenfalls nur 11% in NK4+5 wurden in den Sit-Ups die zweitschwächsten
Ergebnisse der sportbetonten Schulen erzielt (M=2,93). Überdurchschnittliche Ergebnisse konn-
ten im Vergleich zum Gesamtergebnis beim „SHH“ (M=3,24) sowie dem „6-min“ (M=3,20) fest-
gestellt werden. Beim SHH ist das Ergebnis insbesondere an den höchsten Anteilen der NK4
(21%) und der NK5 (8%) festzumachen. Beim „6-min“ sind vor allem die geringsten Anteile der
NK1 (1%) und NK2 (6%) für das starke Abschneiden verantwortlich. Insgesamt weisen die
sportbetonten Schulen mit einem Mittelwert von 3,15 das stärkste Gesamtergebnis im Schulty-
penvergleich auf, nachdem bei den Schulen ohne sportliche Profilierung mit 3,05 ein weitaus
schwächeres Ergebnis verzeichnet werden konnte.
Abb. 20: Einzeltestaufgaben der Profischulen
Bei den Profischulen ohne Sportbetonung zeigt sich hinsichtlich der schwächsten Disziplin kein
anderes Ergebnis als bei den bereits zuvor untersuchten Schulformen. Mit einem Wert von 2,85
beim 20-m-Sprint stellt dieser Wert zugleich das schwächste Einzeltestergebnis aller Schulfor-
men dar. Als wenig überraschend erweisen sich dabei die aufgedeckten höchsten Anteile in
NK1 (4%) und NK2 (19%) sowie der geringste Anteil in NK5 (1%). Als die Testaufgabe mit dem
stärksten Ergebnis der Profischulen kann erneut der 6-min-Ausdauerlauf ermittelt werden, der
jedoch mit einem Ergebnis von 3,13 zugleich den schwächsten Bestwert im Schultypenver-
gleich darstellt. Mit 3,11 ist des seitliche Hin- und Herspringen nur leicht an zweiter Stelle zu
56
erfassen. Bei beiden Disziplinen konnte mit 18% der höchste NK4-Anteil festgestellt werden. Mit
einem Gesamtergebnis der Profischulen von 3,03 werden die erläuterten auffälligen Werte
nochmals unterstrichen. Die Profischulen ohne Sportbetonung schneiden somit im Schultypen-
vergleich am schlechtesten ab.
Abb. 21: Einzeltestaufgaben der Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung
Auch bei den Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung ist das schwächste Ergebnis beim
20-m-Sprint zu finden. Dieses ist sogar noch offensichtlicher anhand der Verteilung zu erken-
nen. In NK1 (4%) und NK2 (15%) weist diese Disziplin die höchsten und in NK4 (8%) und NK5
(1%) die niedrigsten Anteile auf, wodurch diese Disziplin mit 2,88 das schwächste Ergebnis
darstellt. Der stärkste Wert kann mit 3,21 dem „SHH“ zugeschrieben werden, gefolgt vom „6-
min“ (M=3,20), der auch bei den Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung ein überdurch-
schnittliches Ergebnis aufweist. Mit einem Gesamtergebnis von 3,06 liegt diese Schulform ge-
nau im Durchschnitt des Schultypenvergleichs.
Tab. 11: Übersicht Mittelwerte der Einzeltestaufgaben nach Schultypen
20-m Bal SHH RB LS SU SW 6-min Ø
Gesamt 2,90 3,06 3,17 3,07 3,06 2,95 3,06 3,18 3,06
Schulen ohne sportliche Profilierung 2,94 3,09 3,06 3,04 3,02 2,94 3,07 3,20 3,05
Sportbetonte Schulen 2,91 3,04 3,24 3,11 3,07 2,93 3,09 3,20 3,15
Profischulen 2,85 3,05 3,11 3,04 3,07 2,97 3,04 3,13 3,03
Profischulen und Sportbetont 2,88 3,07 3,21 3,07 3,06 2,94 3,05 3,20 3,06
57
Die Ausführungen in diesem Abschnitt haben die Stärken und Schwächen der getesteten Kinder
ganz deutlich aufgezeigt, wie es auch in Tabelle 11 noch einmal verdeutlicht wurde. Es kann
festgehalten werden, dass die Schüler der normalen sportbetonten Schulen die mit Abstand
stärksten Ergebnisse in den Einzeltestaufgaben erzielten und dabei in sechs von acht Testauf-
gaben überdurchschnittlich gut abschließen konnten. Die anderen Schulformen befinden sich
auf ungefähr demselben Niveau, wobei die Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung noch
etwas besser abschließt als die Schulformen ohne Sportbetonung. Die Hauptaussage aus die-
sen Ergebnissen ist, dass die Kinder von den normalen sportbetonten Schulen die anscheinend
beste Kombination aus Schul- und Vereinssport aufweisen können. Denn wie bereits in den
vorangegangenen Abschnitten dieser Auswertung nachgewiesen wurde, ist der Anteil der Ver-
einszugehörigen bei den sportbetonten Schulen mit 47% im Vergleich sehr hoch. Dahingegen
ist der Vereinsanteil bei den normalen Schulen ohne sportliche Profilierung mit 48% höher, je-
doch die Leistung beim DMT erheblich geringer. Dem gegenüber stehen die Profischulen mit
Sportbetonung, die die gleiche Anzahl an Schulsportstunden anbieten, aber mit 38% einen viel
geringeren Vereinszugehörigkeitsanteil aufweisen – auch die Ergebnisse dieser Schulform wa-
ren deutlich schwächer. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen demnach, dass die Ergebnis-
se der Einzeltestaufgaben auf ein optimales ausgewogenes Verhältnis von Schul- und Vereins-
sport zurückzuführen sind.
58
6. Besteht ein Zusammenhang zwischen der jeweiligen Schulform und der sport-
lichen Selbsteinschätzung der Schüler?
In diesem Abschnitt wird die Selbsteinschätzung der getesteten Kinder untersucht. Hierzu wur-
den die Schüler befragt, inwiefern sie sich als „sportlich“, „schnell“, „stark“ und „ausdauernd“
einschätzen würden. Um daraus Auffälligkeiten über die Selbsteinschätzung der jeweiligen Kin-
der der unterschiedlichen Schulformen ziehen zu können, werden der Sportlichkeit die NK-
Werte, der Schnelligkeit die Ergebnisse des „20-m“, der Stärke die „LS“ und der Ausdauer der
„6-min“ zugeordnet. Anhand dieser jeweiligen Vergleichswerte kann somit eine fundierte Unter-
suchung der sportlichen Selbsteinschätzung stattfinden. Dabei wird eine realistischere Ein-
schätzung von den Kindern der sportbetonten Schulformen erwartet. Anzumerken ist noch,
dass lediglich diejenigen Kinder berücksichtigt wurden, die zu jeder Frage eine Einschätzung
abgegeben haben.
Abb. 22: Selbsteinschätzung „sportlich“
Die Abbildung zur Selbsteinschätzung der allgemeinen Sportlichkeit zeigt, dass sich die Kinder
aller vier Schulformen deutlich überschätzen. Bei Betrachtung der Abweichung der Selbstein-
schätzung vom tatsächlichen Ergebnis ist zu erkennen, dass sich die Kinder der sportbetonten
Profischulen mit einer Abweichung von 1,41 am wenigsten ihrer tatsächlichen Leistung bewusst
sind. Am realistischsten haben sich die Schüler der sportbetonten Schulen mit einer Abwei-
chung von 1,20 eingeschätzt. Bei den Schulformen ohne Sportbetonung verfügen die Schüler
der Profischulen mit 1,25 über eine bessere Wahrnehmung ihrer Fähigkeiten als diejenigen der
normalen Schulen (1,32).
59
Abb. 23: Selbsteinschätzung „schnell“
Bei der Selbsteinschätzung bezüglich der Schnelligkeit ist mit 1,13 zunächst einmal eine deut-
lich geringere Abweichung zum tatsächlichen Ergebnis als bei der zuvor untersuchten Sportlich-
keit (Abweichung 1,29) festzuhalten. Die höchste Einschätzung und auch höchste Abweichung
vom Sprint-Ergebnis mit 1,29 zeigen erneut die Schüler der sportbetonten Profischulen. Die
geringste Abweichung mit 0,58 und damit die mit Abstand zutreffendste Einschätzung der eige-
nen Fähigkeit sind bei den Profischulen festzustellen. Die sportbetonten Schulen zeigen mit
einer Abweichung von 1,02 eine erheblich bessere Wahrnehmung gegenüber den sportbeton-
ten Profischulen und zugleich ein ähnliches Niveau wie die normalen nicht-sportbetonten Schu-
len (1,04).
Abb. 24: Selbsteinschätzung „stark“
60
Mit einer Abweichung von 0,82 stellt die Selbsteinschätzung der Kinder wie stark sie sind die bis
hierhin realistischste Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten dar. Erneut überschätzen sich die
Schüler der Profischulen mit Sportbetonung mit einer Abweichung von 0,94 am deutlichsten.
Die anderen drei Schulformen weisen eine sich wenig voneinander unterscheidende Einschät-
zung auf (Schulen ohne sportliche Profilierung: 0,76, Sportbetonte Schulen: 0,78, Profischulen:
0,79).
Abb. 25: Selbsteinschätzung „ausdauernd“
Eine noch bessere Selbsteinschätzung als bei der Stärke ist bezüglich der Ausdauer mit einer
Abweichung von 0,77 zu verzeichnen. Wie bereits bei den vorherigen Ausführungen zur Selbst-
einschätzung ist auch in dieser Untersuchung zur Ausdauer die am wenigsten zutreffende Ein-
schätzung die der Schüler von Profischulen mit Sportbetonung (Abweichung: 0,91). Die gerings-
te Abweichung (0,65) können wie schon im Bereich „sportlich“ die sportbetonten Schulen vor-
weisen. Bei den Schulen ohne Sportbetonung verfügen die normalen Schulen mit einer Abwei-
chung von 0,71 über eine bessere Einschätzung als die Profischulen mit 0,84.
Tab. 12: Übersicht Abweichungen aller Selbsteinschätzungen
Ergebnis Selbsteinschätzung Abweichung
Alle 3,05 4,05 1,00
Schule ohne sportliche Profilierung 3,05 4,00 0,95
Sportbetonte Schulen 3,06 3,97 0,91
Profischulen 3,07 3,94 0,87
Profischulen und Sportbetont 3,03 4,17 1,14
61
In der vorangegangenen Tabelle wurden die vier zuvor behandelten Selbsteinschätzungen so-
wie die tatsächlich erzielten Ergebnisse für sämtliche Schultypen zusammengefasst, um eine
abschließende gesamte Betrachtung der Selbsteinschätzung vornehmen zu können. Dabei wird
ersichtlich, dass die Schüler der Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung die höchste Ab-
weichung zwischen der erbrachten Leistung und der eigenen Wahrnehmung vorweisen. Dies
Ergebnis war mit Blick auf die vorherigen Ausführungen dieses Abschnitts bereits klar. Aller-
dings ist es dennoch sehr überraschend, dass die Kinder der Schulen mit dem größten Sport-
bezug am wenigsten in der Lage sind, ihre eigenen Fähigkeiten einzuschätzen. Die stärkste
Selbsteinschätzung kann hingegen den Schülern der Profischulen ohne Sportbetonung zuge-
sprochen werden, was jedoch insbesondere auf das starke Ergebnis der Wahrnehmung bzgl.
der Schnelligkeit zurückzuführen ist. In den drei anderen Einschätzungen konnten beispielswei-
se die Schüler der sportbetonten Schulen immer eine bessere Einschätzung vornehmen.
In Bezug auf die anfangs aufgestellte Vermutung, dass die Schüler der sportbetonten Schulfor-
men über eine realistischere Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten verfügen, kann anhand der
erworbenen Kenntnisse keine Bestätigung erfolgen. Die Schulformen ohne Sportbetonung so-
wie die normalen sportbetonten Schulen weisen ähnliche Abweichungen von den tatsächlichen
Ergebnissen auf. Die Schüler der Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung hingegen, von
denen die stärkste Selbstwahrnehmung erwartet wurde, zeigen die mit Abstand schwächsten
Werte. Diese Ergebnisse widerlegen die aufgestellte Vermutung nachweislich.
62
7. Besteht ein Zusammenhang zwischen der jeweiligen Schulform und der sport-
lichen Aktivität der Familienmitglieder?
Das nachfolgende Kapitel untersucht den möglichen Zusammenhang zwischen den unter-
schiedlichen Schulformen und der sportlichen Aktivität der Familien der jeweiligen Schüler. Es
ist davon auszugehen, dass die Familien derjenigen Kinder, die sportbetonte Schulen besu-
chen, höhere Anteile in der sportlichen Aktivität aufweisen. Dies kann vermutet werden, da Fa-
milienangehörige starken Einfluss auf das soziale Umfeld, die Freizeitaktivitäten sowie die Inte-
ressen der Kinder nehmen.
Abb. 26: Übersicht über Anteile sporttreibender Familien
Die obenstehende Abbildung zeigt, dass mehr als jedes zweite der getesteten Kinder eine re-
gelmäßige sportliche Aktivität von Familienmitgliedern angab. Ein unerwartet hoher Anteil von
195 Kindern konnte die Frage nach einer sportlichen Aktivität nicht beantworten. Es ist wahr-
scheinlich, dass die Mehrheit dieser Kinder nichts über ein mögliches Sporttreiben der Familie
weiß, da es womöglich schlichtweg nicht vorhanden ist. Kinder, deren Familie regelmäßig sport-
lich aktiv ist, würden dies wohl auch mit ziemlicher Sicherheit registrieren.
Im weiteren Verlauf dieses Abschnitts sollen Besonderheiten der sportlichen Aktivität der Fami-
lienangehörigen aufgedeckt werden, um die anfangs aufgestellte Vermutung zu bestätigen oder
gegebenenfalls zu widerlegen.
63
Abb. 27: Anteile sporttreibender Familien nach Schultypen
Der Schultypenvergleich in Abbildung 27 lässt zunächst erkennen, dass, unabhängig von der
jeweiligen Schulform, die Mehrheit der Familien sportlich aktiv ist. Mit 62% sind die meisten
sporttreibenden Familien jedoch, entgegen der Eingangsvermutung, bei den Schülern von
Schulen ohne sportliche Profilierung zu finden. Ebenfalls entkräftet wird die Vermutung anhand
der 40% nicht sportlich aktiver Familien bei den Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung,
welche den höchsten Sportbezug im Schulalltag vorzuweisen haben. Zu vermerken sei noch
der mit 5% geringste Anteil unwissender Schüler über die sportliche Aktivität ihrer Familien von
den Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung.
Um die Widerlegung der Anfangsvermutung weiter aufzuschlüsseln, wird die Untersuchung
nachfolgend noch um den Aspekt der Vereinszugehörigkeit erweitert.
Abb. 28: Sporttreibende Familien der Vereinskinder (links)
Abb. 29: Sporttreibende Familien der Vereinslosen (rechts)
64
Wie den Abbildungen 28 und 29 entnommen werden kann, besteht ein klarer Zusammenhang
zwischen der Vereinszugehörigkeit der Kinder und der sportlichen Aktivität der Familien. Wäh-
rend bei den Vereinslosen nur etwa jeder Zweite (48%) eine sportliche Aktivität der Familie be-
nennen kann, sind es bei den Vereinszugehörigen (67%) hingegen zwei Drittel. Darüber hinaus
ist die Unwissenheit über das Sporttreiben ihrer Familienmitglieder bei den Vereinskindern nur
halb so hoch wie bei den vereinslosen Kindern, was die vorangegangenen Darlegungen zur
Unwissenheit dieses Abschnitts untermauert.
Abb. 30: Sporttreibende Familien der Vereinskinder nach Schultyp
Bei Betrachtung der sporttreibenden Familien der Vereinszugehörigen bestätigt sich die Wider-
legung der Anfangsvermutung aus der Gesamtübersicht. Auch hier ist der höchste Anteil sport-
lich aktiver Familien (73%) bei den Schulen ohne sportliche Profilierung und der höchste Anteil
sportlich inaktiver Familien (32%) bei den Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung zu fin-
den. Auch die übrigen Anteile sind hinsichtlich der Verteilung wenig abweichend von denen der
Gesamtübersicht. Ganz deutlich wird jedoch, dass die Familien der Vereinszugehörigen sport-
lich aktiver sind als es in der Gesamtübersicht der Fall war. Dies war allerdings auch die logi-
sche Konsequenz aus dem vorangegangenen allgemeinen Vergleich zwischen Vereinszugehö-
rigen und Vereinslosen.
Ob die gewonnen Erkenntnisse aus der Gesamtübersicht lediglich auf die Vereinszugehörigkeit
der getesteten Kinder zurückzuführen sind, wird sich anhand des Vergleichs mit den vereinslo-
sen Kindern zeigen.
65
Abb. 31: Sporttreibende Familien der Vereinslosen nach Schultyp
Auf den ersten Blick lassen sich bei den vereinslosen Kindern die deutlich geringeren Anteile
sportlich aktiver Familien und dementsprechend auch die höheren Anteile der sportlich inaktiven
Familien erkennen. Auch bezüglich der Unwissenheit über die sportliche Situation zeigt sich
ganz deutlich, dass bei den Vereinslosen höhere Werte festzustellen sind als bei den Vereinsak-
tiven. Der höchste Anteil sportlich aktiver Familien lässt sich den Schulen ohne sportliche Profi-
lierung (52%) zuordnen, jedoch dichter gefolgt von den Profischulen mit zusätzlicher Sportbeto-
nung (49%) als es bei den Vereinszugehörigen der Fall war. Die Verteilung sportlich inaktiver
Familien zeigt keine Abweichung zu den vorherigen Darstellungen und bleibt entsprechend
überraschend. Die Verteilung der unwissenden Vereinslosen liefert ebenfalls keine neue Er-
kenntnis zu den vorangegangenen Ausführungen.
Die anfangs aufgestellte Vermutung, dass die Schüler der sportbetonten Schulformen häufiger
sportliche Aktivität der Familienmitglieder aufweisen, konnte zunächst widerlegt werden. Um
diese erneute Widerlegung der Eingangsvermutung aufzuschlüsseln, wurde die Vereinszugehö-
rigkeit als zusätzlicher Parameter hinzugezogen. Es konnten in den darauffolgenden Untersu-
chungen erhebliche Unterschiede in der sportlichen Aktivität, der sportlichen Inaktivität sowie
der Unwissenheit der befragten Kinder erschlossen werden. Grundsätzlich war die Verteilung,
dass die höchsten Anteile sportlich aktiver Familien bei den Schulen ohne sportliche Profilierung
und die höchsten Anteile sportlich inaktiver Familien bei den Profischulen mit zusätzlicher
Sportbetonung wiederzufinden waren, jedoch immer gleich. Eine Erklärung hierfür könnte darin
liegen, dass der Zusammenhang zwischen der Vereinszugehörigkeit der Kinder und der sportli-
chen Aktivität der Familien übergeordnet über dem Zusammenhang zwischen der Schulform
und der sportlichen Aktivität der Familien liegt. Denn die geringeren Anteile sportlich aktiver
66
Familien bei höherem schulischem Sportbezug könnten darauf zurückzuführen sein, dass auch
der Anteil vereinszugehöriger Kinder mit dem höheren schulischen Sportbezug abnimmt. Diese
Querverbindung muss bei der Beurteilung des Zusammenhangs zwischen der Schulform und
der sportlichen Aktivität der Familien somit zwingend berücksichtigt werden.
67
8. Besteht ein Zusammenhang zwischen der jeweiligen Schulform und der Medi-
ennutzung/Anzahl technischer Geräte der Schüler?
Diese abschließende Fragestellung soll klären, ob es Unterschiede bei der Anzahl technischer
Geräte und somit der Mediennutzung von Schülern der unterschiedlichen Schulformen gibt. Zu
Beginn der Auswertung wäre mit Sicherheit vermutet worden, dass Schüler der nicht-
sportbetonten Schulformen über mehr technische Geräte verfügen als diejenigen von Schulfor-
men mit Sportbetonung. Diese Vermutung hätte sich darauf gestützt, dass das sportliche Inte-
resse der Kinder mit höherem schulischem Sportbezug größer ist und die Freizeitgestaltung
dementsprechend auch sportlicher ausfällt. Die vorangegangenen Untersuchungen haben je-
doch aufgezeigt, dass der Anteil der Vereinszugehörigen an den nicht-sportbetonten Schulen
teilweise höher ist, wodurch diese Vermutung nicht mehr als offensichtlich erscheint. Vereins-
sport stellt einen Teil der Freizeitgestaltung dar und lässt weniger Zeit sowie möglicherweise
auch weniger Interesse für die Mediennutzung. Aus diesem Grund kann für die vorliegende
Stichprobe eher davon ausgegangen werden, dass die Anzahl technischer Geräte pro Kind bei
den sportbetonten Schulformen, aufgrund des geringeren Anteils Vereinszugehöriger, höher ist
als bei den Schulformen ohne Sportbetonung. Ein geschlechterspezifischer Vergleich soll dar-
über hinaus aufzeigen, ob es einen Unterschied in der Anzahl technischer Geräte hinsichtlich
Jungen und Mädchen gibt. Hier erscheint es als wahrscheinlich, dass die Jungen im Durch-
schnitt über mehr Geräte verfügen.
Abb. 32: Übersicht technischer Geräte
Wie der obenstehenden Abbildung 32 zu entnehmen ist, verfügen rund zwei Drittel aller befrag-
ten Schüler über kein oder maximal ein technisches Gerät. Als technische Geräte wurden hier-
bei Handys, Computer und Fernsehgeräte vorgegeben. In diesem Abschnitt der Befragung
wurden zudem nur diejenigen Schüler berücksichtigt, die zu allen drei Geräten eine Aussage
68
getroffen haben, sodass die Ergebnisse maximal vergleichbar sind. Im Durchschnitt besitzt je-
des der berücksichtigten Kinder 1,15 eigene technische Geräte.
Abb. 33: Anzahl der Geräte nach Schultyp
Der Schultypenvergleich bestätigt die anfangs aufgestellte Vermutung insofern, dass die Schü-
ler der Schulen ohne sportliche Profilierung (geringster Sportbezug) über die im Durchschnitt
wenigsten technischen Geräte (0,93) und die Schüler der Profischulen mit zusätzlicher Sportbe-
tonung (höchster Sportbezug) über die im Durchschnitt meisten technischen Geräte (1,36) ver-
fügen. Die durchschnittlich 1,27 Geräte bei den sportbetonten Schulen sowie die durchschnitt-
lich 0,99 Geräte pro Schüler bei den Profischulen bestätigen dies ebenfalls und liefern somit die
Bestätigung der Anfangsvermutung. Vergleicht man lediglich die beiden Schulformen mit dem
geringsten und dem höchsten Sportbezug wird die Vermutung in allen Punkten bestätigt. So-
wohl die Anteile der Kinder ohne technische Geräte als auch die Anteile derjenigen Kinder mit
zwei oder drei Geräten spiegeln die in der Annahme dargelegten erwarteten Ergebnisse wieder.
Abb. 34: Anzahl Geräte der Jungen Abb. 35: Anzahl Geräte der Mädchen
69
Im Vergleich zwischen Mädchen und Jungen lässt sich die Vermutung, dass die Jungen über
durchschnittlich mehr Geräte verfügen als die Mädchen, ebenfalls bestätigen. Von den männli-
chen Schülern dieser Stichprobe verfügen insgesamt 40% über mindestens zwei technische
Geräte, während dieser Anteil bei den Mädchen nur bei 30% liegt. Somit ergibt sich für die Jun-
gen ein Ergebnis von durchschnittlich 1,24 Geräten und für die Mädchen von 1,06 Geräten pro
Person.
Abb. 36: Anzahl der Geräte der Jungen und Mädchen nach Schultyp
Der geschlechterspezifische Vergleich bestätigt noch einmal die in diesem Abschnitt erhaltenen
Erkenntnisse. Die Jungen besitzen bei allen vier Schulformen durchschnittlich mehr eigene
technische Geräte als die Mädchen. Über die im Durchschnitt meisten Geräte verfügen sowohl
die Jungen als auch die Mädchen der Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung. Die durch-
schnittlich wenigsten Geräte sind für beide Geschlechter bei den Schulen ohne sportliche Profi-
lierung zu verzeichnen. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den einzelnen
Schulformen sind dabei teilweise stark voneinander abweichend.
Insgesamt konnte die Vermutung, die von den Erkenntnissen der bereits ausgewerteten Unter-
suchungen beeinflusst wurde, für diese Stichprobe bestätigt werden. Die durchschnittliche An-
zahl der technischen Geräte pro Kind ist an den Schulformen ohne Sportbetonung geringer als
an den Schulformen mit Sportbetonung. Aus dieser Sicht ist die Vermutung deutlich belegt.
Auch die weitere Annahme über eine grundsätzlich höhere Anzahl technischer Geräte bei den
Jungen kann vollends anhand der dargelegten Abbildungen und Erkenntnisse bestätigt werden.
70
6.3 Übersicht der Ergebnisse
In diesem Kapitel werden die wichtigsten Erkenntnisse der zuvor untersuchten und analysierten
Fragestellungen zusammengefasst, um einen Überblick für die anschließenden Empfehlungen
für den Schulsport zu liefern.
Biometrische Parameter
Der erste Überblick anhand einiger ausgewählter biometrischer Parameter konnte bereits
aufdecken, dass sich die Stichprobe mit 8,39 Jahren insgesamt im normalen Durchschnittsalter
für Drittklässler befindet. Bei den 8-jährigen Jungen und Mädchen, die den jeweils größten
Altersanteil darstellen, wurden erhebliche Unterschiede in den Anteilen der Vereins-
zugehörigkeit festgestellt. Den 54% vereinszugehörigen Jungen stehen gerade einmal 38%
Vereinsmädchen gegenüber. Dies konnte mit Werten von 50% aller Jungen und 35% aller
Mädchen auch bei der Miteinbeziehung der Kinder außerhalb des Alters von 8 Jahren
diagnostiziert werden.
Vereinszugehörigkeit
Die Untersuchung der unterschiedlichen Schultypen anhand der Vereinszugehörigkeit ergab
geringere Anteile von Vereinsmitgliedern bei den sportbetonten Schulen und Profischulen
gegenüber der gleichen Schulform ohne Sportbetonung. Als besonders auffällig und zugleich
überraschend konnte der mit 38% sehr geringe Anteil an Vereinskindern von sportbetonten
Profischulen ausfindig gemacht werden, da diese Schulen durch die Sportbetonung und die
Teilnahme am Projekt „Profivereine machen Schule“ den höchsten Sportbezug aufweisen. Auch
die geschlechterspezifische Untersuchung zeigte sowohl für die Jungen mit 45% als auch für
die Mädchen mit 30% die geringsten Vereinsanteile bei den sportbetonten Profischulen. Dass
die Mädchen einen erheblich niedrigeren Wert aufweisen, spiegelt die bereits gewonnenen
Erkenntnisse aus der ersten Betrachtung ausgewählter Parameter wieder.
Body-Mass-Index
Hinsichtlich des BMI der Kinder der verschiedenen Schultypen wurden sehr interessante
Ergebnisse festgestellt. Mit 80% an den normalen Schulen und 76% an den Profischulen
weisen die Schüler der nicht-sportbetonten Schulformen höhere Anteile im normalgewichtigen
BMI-Bereich auf als an den jeweiligen sportbetonten Schulformen (sportbetonte Schulen: 78%,
sportbetonte Profischulen: 73%). Besonders unerwartet sind zudem der höchste Anteil bei den
normalen nicht-sportbetonten Schulen und der niedrigste Anteil bei den sportbetonten
Profischulen, also den Schulen mit dem niedrigsten und höchsten Sportbezug im Schulalltag.
Die Einbeziehung des zusätzlichen Parameters der Vereinszugehörigkeit in die Fragestellung
unterstrich die gewonnen Ergebnisse nochmals.
71
DMT-Ergebnisse
Beim Vergleich der DMT-Endergebnisse der getesteten Schüler wurden nach Einteilung in die
Berliner Normkategorien stärkere Leistungen bei den sportbetonten Schulformen aufgedeckt.
Auch obwohl die geschlechterspezifische Untersuchung eine geringe Abweichung im Ergebnis
der Jungen feststellte, kann insgesamt das bessere Abschneiden der Schulformen mit
Sportbetonung nicht abgesprochen werden. Unter Einbeziehung der Vereinszugehörigkeit
wurde das stärkere Abschneiden der Vereinskinder aufgezeigt. Auffällig waren bei ihnen jedoch
die positivsten Ergebnisse an den nicht-sportbetonten Profischulen, was als abweichend von
der Grundaussage der Ergebnisse dieser Fragestellung festzuhalten ist.
DMT-Einzelergebnisse
Die Auswertung der Ergebnisse der einzelnen Testaufgaben deckte das schwächste Ergebnis
bei sämtlichen Schultypen beim 20-m-Sprint sowie das stärkste Gesamtergebnis beim 6-min-
Ausdauerlauf auf. Die sportbetonten Schulen konnten als der stärkste Schultyp ausgemacht
werden. Sie konnten in sechs von acht Testaufgaben überdurchschnittlich gute Leistungen
erzielen. Aus diesem Ergebnis kann auf ein optimales Verhältnis zwischen Schul- und
Vereinssport geschlossen werden. Der mit 47% hohe Anteil Vereinszugehöriger sowie die
Sportbetonung im Schulalltag, die sich in mehr wöchentlichen Sportstunden wiederspiegelt,
stellen sich in dieser Stichprobe als am effektivsten dar. Im Gegensatz dazu können die
Profischulen mit Sportbetonung zwar eine gleich hohe Anzahl von Sportstunden im Schulalltag
vorweisen, jedoch leiden die Ergebnisse unter dem geringen Anteil Vereinszugehöriger (38%).
Die normalen nicht-sportbetonten Schulen haben mit 48% sogar einen höheren Vereinsanteil
als die sportbetonten Schulen, aber eine geringere Anzahl an Sportstunden und somit keine
vergleichbare Förderung im Schulalltag, was sich ebenfalls negativ auf die DMT-Ergebnisse
auswirkt.
Selbsteinschätzung
Als sehr interessant erwiesen sich die Erkenntnisse aus der vergleichenden Untersuchung der
Selbsteinschätzung der getesteten Kinder an den verschiedenen Schultypen. Während die
Profischulen ohne Sportbetonung mit einer Abweichung von 0,87 zwar über die realistischste
Selbstwahrnehmung der eigenen Fähigkeiten verfügen, weisen die sportbetonten Schulen mit
0,91 und die nicht-sportbetonten Schulen mit 0,95 ähnliche Abweichungen auf. Die mit Abstand
schwächste Selbsteinschätzung ist jedoch mit einer Abweichung von 1,14 bei den Schülern der
Profischulen mit zusätzlicher Sportbetonung, die über den am stärksten ausgeprägten
Sportbezug im Schulalltag verfügen, festzustellen.
72
Sporttreibende Familien
Mit 56% gab mehr als jedes zweite der befragten Kinder an, dass mindestens eines seiner
Familienmitglieder sportlich aktiv sei. Von den Schülern der normalen nicht-sportbetonten
Schulen bestätigten sogar 62% die Frage nach der sportlichen Aktivität ihrer Familien. Bei den
sportbetonten Schulen lag der Anteil bei 53% und bei beiden Schulformen der Profischulen bei
55%. Der höchste Anteil ist somit unerwarteter Weise bei der Schulform mit dem geringsten
Sportbezug zu verzeichnen. Für eine Erklärung muss der höchste Anteil der vereinszugehörigen
Kinder bei dieser Schulform herangezogen werden. Der Zusammenhang zwischen der
Vereinszugehörigkeit der Schüler und der sportlichen Aktivität der Familien scheint in einem
übergeordneten Verhältnis zum Zusammenhang der Schulform und der sportliche Aktivität zu
stehen und somit als mögliche Erklärung für dieses Ergebnis dienen.
Mediennutzung
Die Fragestellung bezüglich der Anzahl technischer Geräte und die davon ausgehende
intensivere Mediennutzung lieferte die Erkenntnis, dass Schüler von Schulformen ohne
Sportbetonung über weniger Geräte verfügen als diejenigen von sportbetonten Schulformen.
Dabei konnten durchschnittlich 1,36 Geräte pro Kind an den Profischulen mit Sportbezug, 1,27
Geräte bei den sportbetonten Schulen, 0,99 Geräte an den Profischulen und 0,93 Geräte an
den normalen nicht-sportbetonten Schulen festgestellt werden. Diese unerwarteten Ergebnisse
sind erneut anhand der Anteile der Vereinszugehörigkeit an den verschiedenen Schultypen
festzumachen. Kinder, die einen Vereinssport betreiben, verfügen demnach tendenziell über
weniger technische Geräte. Vereinszugehörigkeit nimmt also, zumindest in dieser Stichprobe,
einen größeren Einfluss auf die Anzahl der Geräte als die jeweiligen Schulformen.
73
7 Schlussfolgerungen für den Schulsport
Aus den Ergebnissen der untersuchten Fragestellungen der vorangegangenen Auswertung sol-
len in diesem Kapitel einige Schlussfolgerungen sowie Handlungsempfehlungen für den Schul-
sport ausgesprochen werden.
Grundsätzlich verfolgt der Schulsportunterricht den Doppelauftrag der „Erziehung zum Sport“
und der „Erziehung durch Sport“. Um diesen beiden Vorgaben gerecht zu werden, sind insbe-
sondere die Sportlehrer gefordert. Diese sind durch den direkten Kontakt mit den Schülern im
Unterricht und der tendenziell lockereren Atmosphäre als in anderen Schulfächern am entschei-
dendsten an der Erfüllung des erwünschten Doppelauftrages beteiligt. Dazu müssen den Sport-
lehrkräften jedoch auch entsprechende Rahmenpläne, Anweisungen für die einzelnen Unter-
richtsschwerpunkte sowie methodische Leitlinien für eine optimierte Unterrichtsdurchführung
genannt werden.
Bezogen auf die vorliegende Auswertung ist darüber hinaus insbesondere ein regelmäßiger
Austausch zwischen Lehrkräften der unterschiedlichen Schulformen anzuregen. So können
nicht nur der aktuelle Stand, sondern auch individuelle Erfahrungen und Ideen miteinander ge-
teilt werden. Auf diese Weise ist es möglich positive Inhalte oder sogar einzelne Strukturen der
Unterrichtskonzeption von einer Schulform auf die andere zu transferieren. Von einer Optimie-
rung jeder einzelnen Sportunterrichtsstunde profitiert die Gesamtheit maßgeblich mit. Es ist also
wünschenswert, dass neben den definitiv notwendigen klaren Vorgaben auch lockere Struktu-
ren zur individuellen Gestaltung des Sportunterrichts vorhanden sind, damit engagierte Sport-
lehrkräfte neben ihrem eigenen Stil auch kommunizierte Erfahrungen und Ideen anderer Lehr-
kräfte einfließen lassen können. Darüber hinaus müssten die Rahmenpläne regelmäßig aktuali-
siert und auf den neuesten Stand gebracht werden, damit auch beispielsweise Trendsportarten
in den Sportunterricht integriert werden können. Denn diese besitzen ein riesiges Potenzial die
Schüler zu neuen Sportarten sowie neuen Bewegungsabläufen und dadurch auch zu außer-
schulischem Sport zu motivieren.
Die getesteten Kinder des Projekts „Berlin hat Talent“ und somit auch die aus der vorliegenden
Stichprobe befinden sich zum Testzeitpunkt in den dritten Klassen Berliner Grundschulen. Sie
haben also bereits zwei Schuljahre im Sportunterricht hinter sich und befinden sich dennoch auf
völlig unterschiedlichen Leistungsniveaus. Diese Tatsache ist selbstverständlich auf viele Fakto-
ren zurückzuführen, die neben körperlichen Voraussetzungen, individuellen Interessen und dem
sozialen Umfeld aber auch die sportliche Vorbildung umfasst. Bereits im Kindergarten und den
74
Kindertagesstätten muss der Stellenwert von fördernder und fordernder Bewegung hoch sein
sowie der Spaß am Sport vermittelt werden. Der Grundstein für ein sportlich aktives und somit
gesünderes Leben kann also bereits vor dem Eintritt in die Grundschule gelegt werden.
Aus den Ergebnissen der vorangegangen Untersuchungen lassen sich auch weitere konkrete
Schlussfolgerungen ziehen. Die Kinder zu Vereinssport zu motivieren, sollte unbedingt beson-
ders hohe Priorität haben. Dass die Schulen mit höherer Anzahl an Sportstunden über geringe-
re Anteile vereinszugehöriger Kinder verfügen als die Schulen mit geringerer Anzahl, sollte zum
Nachdenken anregen, da sich eine Vereinszugehörigkeit, wie nachgewiesen, positiv auf die
motorische und körperliche Fitness auswirkt. Dass der höhere schulische Sportanteil anschei-
nend negative Auswirkungen auf die Größe des Vereinszugehörigkeitsanteils hat, lässt den
Schluss eines bereits ausreichend bewegungsorientierten Alltags zu. Es gilt einen Mittelweg zu
finden, der genug Lust und Motivation bei den Kindern vorhanden sein lässt, um einem Ver-
einssport nachzugehen. Außerdem muss ganz verstärkt das Interesse der Mädchen an Ver-
einssport geweckt werden, um ihren geringen Vereinsanteil zu steigern. Dies kann über AG-
Angebote speziell für Mädchen oder auch über die Präsenz von Vereinen, von denen sich
hauptsächlich das weibliche Geschlecht angesprochen fühlt, erfolgen.
Es sind auch wieder die Sportlehrer gefragt, wenn es darum geht die positiven Effekte von Ver-
einssport zu kommunizieren und beispielsweise konkrete Vorschläge zu einem Vereinseintritt zu
machen. Dies kann für einzelne Kinder, die beispielsweise über besonderes Talent in einer
Sportart verfügen, an die Eltern herangetragen werden.
Bei Betrachtung der DMT-Ergebnisse und der daraus resultierenden Einteilung in die Berliner
Normkategorien ließ sich neben den stärkeren Ergebnissen der vereinszugehörigen gegenüber
den nicht-vereinszugehörigen Kindern auch das deutlich bessere Abschneiden der Schulformen
mit höherer Anzahl an Sportstunden feststellen. Die positiven Auswirkungen des höheren
Sportanteils im Schulalltag sind somit zu erkennen. Eine höhere Sportbetonung auch an bisher
nicht-sportbetonten Schulen und Profischulen könnte entsprechend bessere Ergebnisse beim
DMT und dementsprechend auch positive gesundheitliche Folgen haben.
Eine Mitbestimmung der Schüler beim Sportunterricht könnte eine weitere fördernde Maßnah-
me darstellen. Beispielsweise könnten die wöchentlichen Schulsportstunden um eine halbjah-
resweise wechselnde Wahlpflichtstunde ergänzt werden. Die Schüler würden aus einem vorge-
gebenen Sportangebot, welches die unterschiedlichen Interessen aller Kinder bestmöglich ab-
deckt, wählen. Die zusätzliche Sportstunde würde somit klassenübergreifend und interessenbe-
zogen stattfinden. Durch die sportliche Interaktion mit Schülern anderer Klassen wären weitere
75
positive Effekte auf sozialer Ebene sowie zusätzliche neue sportliche Kontakte zu erwarten. Um
auch haltungsschwachen oder übergewichtigen Kindern gerecht zu werden, ohne sie ausgren-
zen zu wollen, könnte das Wahlpflichtangebot zudem Entspannungsübungen oder „Yoga“ bein-
halten. Ein solches Angebot würde gewährleisten, dass auch bei sportlich weniger Interessier-
ten die Vermittlung eines positiven Körperbewusstseins gelingt. Neben dem Wahlpflichtunter-
richt stellt auch eine Neigungsorientierung eine Möglichkeit der Unterrichtskonzeption dar. Der
Sportunterricht könnte durch eine Aufteilung in leistungsschwächere und leistungsstärkere klas-
senübergreifende Gruppen den fordernden sowie fördernden Aspekten besser nachkommen.
Die sehr durchwachsenen Ergebnisse in der Selbsteinschätzung über die eigenen Fähigkeiten,
jedoch vor allem das schwache Abschneiden der sportbetonten Profischüler, die den höchsten
Sportbezug im Schulalltag aufweisen, verwundert sehr und zeigt zugleich deutlich, dass Hand-
lungsbedarf besteht. Im Sportunterricht muss eine engere Auseinandersetzung mit der voll-
brachten Leistung stattfinden. Es kommt in der Schulsportstunde teilweise nur selten zu einer
Bewertung der Leistung. Dies müsste kontinuierlich von Seiten der Lehrkraft stattfinden, um den
Kindern ein besseres Gefühl über die eigenen Fähigkeiten und Leistungen zu geben.
77
8 Fazit und Ausblick
Die Arbeit hat einige deutliche und auch überraschende Ergebnisse hervorgebracht. Der Ver-
gleich der verschiedenen Grundschulformen mit unterschiedlich hohem Sportbezug im Schulall-
tag konnte interessante Erkenntnisse liefern.
Mit Blick auf die motorische Leistungsfähigkeit konnte die sportbetonte Schule als die stärkste
Schulform ausgemacht werden. Die sportbetonten Profischulen, die durch das Projekt „Prof i-
vereine machen Schule“ zusätzlich noch über intensive Kooperationen mit Sportvereinen verfü-
gen, konnten somit nur als zweitstärkste Schulform der vorliegenden Stichprobe festgemacht
werden, gefolgt von den Schulformen ohne besondere Sportbetonung.
Darüber hinaus wurde vor allem die Vereinszugehörigkeit der Schüler als ein entscheidendes
Kriterium für ein gutes motorisches Leistungsniveau diagnostiziert. Es konnten geringere Anteile
der Vereinszugehörigkeit bei den sportbetonten Schulformen gegenüber denen ohne Sportbe-
tonung aufgedeckt werden. Um optimale Bedingungen für ein hohes Leistungsniveau zu schaf-
fen, müsste neben einem sportbetonten Schulalltag noch die Vereinszugehörigkeit gesteigert
werden.
Diese beiden bedeutendsten Erkenntnisse aus den Untersuchungen dieser Arbeit können
selbstverständlich nur für diese Stichprobe festgehalten werden. Es gilt den Schultypenver-
gleich auch in den nächsten Jahren durchzuführen, um die Ergebnisse und die darauf basie-
renden Schlussfolgerungen für den Schulsport zu belegen bzw. zu widerlegen.
Zukünftig sollte zudem der Unterschied von sportbetonten und nicht-sportbetonten Schülern der
einzelnen Schulformen in den Schultypenvergleich mit einbezogen werden. Darauf wurde in
dieser Untersuchung verzichtet, da die Anzahl derjenigen Schulen mit Angabe zur Sportbeto-
nung der Schüler zu gering war, um zusätzliche sowie aussagekräftige Ergebnisse zu erwarten.
LXXIX
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LXXXVII
Ehrenwörtliche Erklärung
Ich versichere hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen
als die im Literaturverzeichnis angegebenen Quellen benutzt habe.
Alle Passagen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten oder noch nicht veröffentlich-
ten Quellen entnommen sind, habe ich als solche kenntlich gemacht. Die Zeichnungen oder
Abbildungen in dieser Arbeit sind von mir selbst erstellt worden oder mit einem entsprechenden
Quellennachweis versehen.
Die Arbeit hat noch nicht in gleicher oder ähnlicher Form oder auszugsweise im Rahmen einer
anderen Prüfung dieser oder einer anderen Prüfungsinstanz vorgelegen.
Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.
Hamburg, den 13.01.2017
Tim-Lennard Kaack