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„Wittener Werkzeuge“ –ein DoubleCare-Beratungsansatz für die Pflege- AG Patientenedukation: Britta Blotenberg, Andreas Kocks, Nina Kolbe, Kerstin Runge, Nicole Ruppert, Lisa Rust, Tanja Segmüler, Brigitte Seuser, Mareike Tolsdorf Universität Witten Herdecke - Fakultät für Gesundheit - Department Pflegewissenschaft Kontakt: [email protected], [email protected] Begleitung: Dr. Angelika Zegelin, Günter G. Bamberger Einleitung Pflege ist Begegnung. Jede Pflegesituation ist durch Interaktion und Kommuni- kation gekennzeichnet. Pflegeberufe unterstützen Individuen/Familien in ihrer Alltagskompetenz, sofern diese durch gesundheitliche Probleme beeinträchtigt sind. Beratung wird hier als dialogischer und ergebnisoffener Prozess verstan- den, der Klienten mit ihren Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt. Allerdings unterliegt Beratung im Pflegesetting einigen Besonderheiten: Ge- spräche finden oft ad-hoc statt, dauern manchmal nur kurze Zeit und sind oft handlungsbegleitend während anderer Tätigkeiten. Bis heute ist diese „interak- tive Arbeit“ in der Pflege unterbewertet, sie wird nicht mitgeteilt, findet quasi nebenbei statt. Pflegende weisen als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen die größte Dichte zum Patienten auf. Sie sind bei Fragen vielfach die ersten und nicht sel- ten auch die einzigen Ansprechpartner. Durch eine niederschwellige Kommu- nikation auf Augenhöhe und einer hohen Vertrauensstellung sind es gerade sie, denen Fragen zur Integration von Krankheit, Therapie und Gesundheitseinbu- ßen in einen gelebten Alltag gestellt werden. Pflegende übernehmen hier psy- chische, physische und soziale Begleitung – sofern dies Zeit und Qualifikation zulassen. Das hier entwickelte „Rahmenkonzept für Beratung in der Pflege“, will mit ei- ner Sammlung von Werkzeugen (Tools) einen pragmatischen anwendungsori- entierten Ansatz für das pflegerische Beratungsgespräch zur Verfügung stellen. Neu und ungewöhnlich ist, dass fünf Werkzeuge explizit den Berater selbst in den Blick nehmen. Eingebettet ist das Konzept in die Grundorientierungen ei- nes humanistischen Menschenbildes und einer solidarischen Haltung. Literatur: Bamberger G G, Abt-Zegelin A (2010): „Gehen Sie ein Stück mit mir…?“ Beratungsgespräche in der Pflege Teil 3, Die Schwester Der Pfleger (48.) 02, p. 128-132 Donner D, Bamberger G G, Abt-Zegelin A (2010): „Ich möchte vertrauen können…“ Beratungsgespräche in der Pflege Teil 4 Die Schwester Der Pfle- ger (48.) 05, p.438- 443 Hahn, T N (1998). Schritte der Achtsamkeit. Freiburg: Herder Johnson, D (1994): Touch – Die Berührung, Junfermann Verlag, Paderborn Rust L, Bamberger G G, Abt-Zegelin A (2009): „Setzen Sie sich doch noch einen Moment...“ Beratungsgespräche in der Pflege Teil 2, Die Schwester Der Pfleger (48.) 09, p. 856- 861 Schmid W (2004): Mit sich selbst befreundet sein. Von der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst. Suhrkamp Frankfurt am Main Tolsdorf M, Bamberger G G, Abt-Zegelin A (2009): „Bitte bleiben Sie hier...“ Beratungsgespräche in der Pflege Teil 1, die Schwester der Pfleger (48.) 07, p. 652-655 Methodik Das Konzept der „Wittener Werkzeuge“ entstand in einer zweijährigen Arbeit der AG Patientenedukation im Department Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke in Zusammenarbeit mit dem Diplompsychologen G. G. Bam- berger. Ausgangspunkt bildete die phänomenologische Betrachtung pflegeri- schen Verhaltens in Beratungsgesprächen. In einem intensiven Diskurs wurden mit sehen, hören, fühlen, sprechen und tun fünf zentrale Beratungsmodalitäten identifiziert. Diese wurden aus der Perspektive der Pflege und Psychologie be- leuchtet. Eine umfassende Literaturrecherche fundierte die ersten Ergebnisse. Wie diese Modalitäten im Sinne einer hilfreichen Begegnung absichtlich und bewußt hergestellt werden können, bildete den Focus der weiterführenden Fra- gestellungen. Ziel war es pragmatische, handlungsleitende Beratungswerkzeu- ge (Tools) zu finden. Mittels Recherche, Diskussion, Anpassung und Konsens- findung wurden Werkzeuge gefunden und präzisiert. Am Ende dieses Prozesses standen jeweils fünf Werkzeuge die sowohl den Patienten (PatientCare) als auch den Berater (SelfCare) adressieren. Ergebnisse Aktuell wird das Rahmenkonzept „Wittener Beratungswerkzeuge in der Pflege“ wei- ter mit Fachexperten aus den Bereichen Beratung/Psychologie und Pflege/Pflege- wissenschaft diskutiert und präzisiert. Die einzelnen hier vorgestellten Werkzeuge sollen detaillierter formuliert und mit unterschiedlichen Beispielen alltäglicher Pfle- gesituationen in der Pflegepraxis verankert werden. In einem nächsten Schritt gilt es ein gestuftes Qualifizierungskonzept mit Theorie- und Praxisseminaren zu entwi- ckeln. Unterstützend soll eine E-Learningplattform mit einer virtuellen Bibliothek/ Materialsammlung zusammengestellt werden. Mittelfristig ist die Beantragung von Forschungsgeldern geplant. SELf CARE PATiENT CARE Wittener Werkzeuge Beratung in der Pflege Ausblick

„Wittener Werkzeuge“ · SELf CARE Achtsamkeit Empathie Einlassung Resourcing Berührung PATiENT CARE Wittener Werkzeuge Beratung in der Pflege Ausblick. Created Date: 11/14/2010

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Page 1: „Wittener Werkzeuge“ · SELf CARE Achtsamkeit Empathie Einlassung Resourcing Berührung PATiENT CARE Wittener Werkzeuge Beratung in der Pflege Ausblick. Created Date: 11/14/2010

„Wittener Werkzeuge“ –ein DoubleCare-Beratungsansatz für die Pflege-

AG Patientenedukation: Britta Blotenberg, Andreas Kocks, Nina Kolbe, Kerstin Runge, Nicole Ruppert, Lisa Rust, Tanja Segmüler, Brigitte Seuser, Mareike TolsdorfUniversität Witten Herdecke - Fakultät für Gesundheit - Department Pflegewissenschaft

Kontakt: [email protected], [email protected]: Dr. Angelika Zegelin, Günter G. Bamberger

EinleitungPflege ist Begegnung. Jede Pflegesituation ist durch Interaktion und Kommuni-kation gekennzeichnet. Pflegeberufe unterstützen Individuen/Familien in ihrer Alltagskompetenz, sofern diese durch gesundheitliche Probleme beeinträchtigt sind. Beratung wird hier als dialogischer und ergebnisoffener Prozess verstan-den, der Klienten mit ihren Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt. Allerdings unterliegt Beratung im Pflegesetting einigen Besonderheiten: Ge-spräche finden oft ad-hoc statt, dauern manchmal nur kurze Zeit und sind oft handlungsbegleitend während anderer Tätigkeiten. Bis heute ist diese „interak-tive Arbeit“ in der Pflege unterbewertet, sie wird nicht mitgeteilt, findet quasi nebenbei statt.Pflegende weisen als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen die größte Dichte zum Patienten auf. Sie sind bei Fragen vielfach die ersten und nicht sel-

ten auch die einzigen Ansprechpartner. Durch eine niederschwellige Kommu-nikation auf Augenhöhe und einer hohen Vertrauensstellung sind es gerade sie, denen Fragen zur Integration von Krankheit, Therapie und Gesundheitseinbu-ßen in einen gelebten Alltag gestellt werden. Pflegende übernehmen hier psy-chische, physische und soziale Begleitung – sofern dies Zeit und Qualifikation zulassen. Das hier entwickelte „Rahmenkonzept für Beratung in der Pflege“, will mit ei-ner Sammlung von Werkzeugen (Tools) einen pragmatischen anwendungsori-entierten Ansatz für das pflegerische Beratungsgespräch zur Verfügung stellen. Neu und ungewöhnlich ist, dass fünf Werkzeuge explizit den Berater selbst in den Blick nehmen. Eingebettet ist das Konzept in die Grundorientierungen ei-nes humanistischen Menschenbildes und einer solidarischen Haltung.

Literatur:Bamberger G G, Abt-Zegelin A (2010): „Gehen Sie ein Stück mit mir…?“ Beratungsgespräche in der Pflege Teil 3, Die Schwester Der Pfleger (48.) 02, p. 128-132Donner D, Bamberger G G, Abt-Zegelin A (2010): „Ich möchte vertrauen können…“ Beratungsgespräche in der Pflege Teil 4 Die Schwester Der Pfle-ger (48.) 05, p.438- 443Hahn, T N (1998). Schritte der Achtsamkeit. Freiburg: Herder

Johnson, D (1994): Touch – Die Berührung, Junfermann Verlag, PaderbornRust L, Bamberger G G, Abt-Zegelin A (2009): „Setzen Sie sich doch noch einen Moment...“ Beratungsgespräche in der Pflege Teil 2, Die Schwester Der Pfleger (48.) 09, p. 856- 861Schmid W (2004): Mit sich selbst befreundet sein. Von der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst. Suhrkamp Frankfurt am Main Tolsdorf M, Bamberger G G, Abt-Zegelin A (2009): „Bitte bleiben Sie hier...“ Beratungsgespräche in der Pflege Teil 1, die Schwester der Pfleger (48.) 07, p. 652-655

MethodikDas Konzept der „Wittener Werkzeuge“ entstand in einer zweijährigen Arbeit der AG Patientenedukation im Department Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke in Zusammenarbeit mit dem Diplompsychologen G. G. Bam-berger. Ausgangspunkt bildete die phänomenologische Betrachtung pflegeri-schen Verhaltens in Beratungsgesprächen. In einem intensiven Diskurs wurden mit sehen, hören, fühlen, sprechen und tun fünf zentrale Beratungsmodalitäten identifiziert. Diese wurden aus der Perspektive der Pflege und Psychologie be-leuchtet. Eine umfassende Literaturrecherche fundierte die ersten Ergebnisse.

Wie diese Modalitäten im Sinne einer hilfreichen Begegnung absichtlich und bewußt hergestellt werden können, bildete den Focus der weiterführenden Fra-gestellungen. Ziel war es pragmatische, handlungsleitende Beratungswerkzeu-ge (Tools) zu finden. Mittels Recherche, Diskussion, Anpassung und Konsens-findung wurden Werkzeuge gefunden und präzisiert. Am Ende dieses Prozesses standen jeweils fünf Werkzeuge die sowohl den Patienten (PatientCare) als auch den Berater (SelfCare) adressieren.

Ergebnisse

Aktuell wird das Rahmenkonzept „Wittener Beratungswerkzeuge in der Pflege“ wei-ter mit Fachexperten aus den Bereichen Beratung/Psychologie und Pflege/Pflege-wissenschaft diskutiert und präzisiert. Die einzelnen hier vorgestellten Werkzeuge sollen detaillierter formuliert und mit unterschiedlichen Beispielen alltäglicher Pfle-gesituationen in der Pflegepraxis verankert werden. In einem nächsten Schritt gilt es ein gestuftes Qualifizierungskonzept mit Theorie- und Praxisseminaren zu entwi-ckeln. Unterstützend soll eine E-Learningplattform mit einer virtuellen Bibliothek/Materialsammlung zusammengestellt werden. Mittelfristig ist die Beantragung von Forschungsgeldern geplant.

Introspektion

Selbststärkung

Intuition

Selbstermutigung

Selbst-Spürung

SELf CARE

Achtsamkeit

Empathie

Einlassung

Resourcing

Berührung

PATiENT CARE Wittener WerkzeugeBeratung in der Pflege

Ausblick