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AZB 3001 Bern Zeitschrift der Christkatholischen Kirche der Schweiz www.christkath.ch Das jüdische Wochenmagazin www.tachles.ch Wochenzeitung der römisch-kath. Pfarreien des Kantons Bern, alter Kantonsteil www.pfarrblattbern.ch Evangelisch-reformierte Monatszeitung 124.Jahrgang www.saemann.ch Mitgliedern der muslimischen Glaubensgemeinschaft in der Schweiz 1·08 zVisite Eine Gemeinschaftsproduktion von zVisite 1/08: Inhalt Wie sag ichs meinem Kinde? Religiöse Erziehung heute • Ein Blick in die Kinderstube: Wie halten es Eltern mit der religiösen Erziehung ihrer Kinder? ................................... 2–4 • Wie gehen Schulen mit Sonder- wünschen christlicher, jüdischer, muslimischer Eltern um? ........... 5 • Buben und Mädchen schon von klein auf mit der religiösen Viel- falt bekannt machen: Das wollen folgende Kinderbücher ............. 7 • Mindestens so spannend wie ein Sudoku – aber viel kniffliger: das grosse «zVisite»-Preisrätsel ....... 8 Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser Reizwörter wie Kreationismus, Weih- nachtsspiel und Kopftuch in der Schule sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Wenn nun auch «zVisite» die religiöse Erziehung zum Thema macht, sollen derartige Fragen nicht ausgeklammert werden. Das Schwergewicht der siebten Ausgabe der interreligiösen Gemein- schaftsproduktion bilden jedoch sechs neugierige Einblicke in Familien mit unterschiedlichem religiösem Hinter- grund. Denn hier werden die Werte und Traditionen nach wie vor vermittelt, die dann in Schule und Gesellschaft aufeinandertreffen. Wie gewohnt, will «zVisite» aber nicht nur informieren, sondern auch dokumentieren und unterhalten. Dazu dienen Kinderbuch- tipps und ein kniffliges Ratespiel. Mehr und mehr wird «zVisite» von einem rein bernischen zu einem überregionalen Medium. Dies gilt für den Inhalt, aber auch für die Trägerschaft. Dieser gehört nun mit dem jüdischen Wochenmagazin «tachles» neben dem «Christkatholi- schen Kirchenblatt» eine zweite gesamtschweizerische Publikation an. Dies freut uns ebenso wie die Tatsache, dass mit dieser Ausgabe «zVisite» erstmals den Mitgliedern der Interreligiö- sen Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz und der Gesellschaft Christen und Muslime in der Schweiz zugestellt wird. Peter Abelin, Angelika Boesch, Jean Drummond-Young, Samuel Geiser, Rita Jost, Yves Kugelmann, Martin Lehmann, Jürg Meienberg, Laila Sheikh Religiöse Erziehung in einer Welt der religiösen Vielfalt Vom Erlernen der religiösen Muttersprache Soll man seinen Kindern biblische Geschichten erzählen, mit ihnen die Synagoge besuchen, den Ramadan feiern – oder eben gerade nicht? Ein Plädoyer fürs Weiter- geben der Familientra- ditionen – und für einen offenen Blick auf die multireligiöse Welt. «Ich bin evangolisch. Das ist auch so ein Religionsstamm»: Das sagte meine da- mals sechsjährige Tochter, nachdem sie mir von ihrer Freundin Amira erzählt hatte und davon, dass diese muslimisch sei und arabisch beten könne. Mich inte- ressierte, ob meine Tochter wusste, wel- cher Religion sie denn angehöre. Da kam dieses «evangolisch». Von da an beteten wir jeden Abend zusammen das Unserva- ter, eingeführt mit der Erklärung, dass – wie muslimische Menschen – auch Chris- ten und Christinnen ein gemeinsames Ge- bet haben. Meine kleine Tochter verstand vermutlich nicht, was sie betete. Aber sie tat es mit Ernsthaftigkeit. Glaube ist nichts Endgültiges Kinder in einer Welt der religiösen Vielfalt religiös zu erziehen, kann mit dem Erler- nen von Sprachen verglichen werden. Da- für sind einerseits das Zuhausesein in der Mutter- oder Vatersprache und anderer- seits die authentische Begegnung mit der fremden Sprachwelt wichtig. Die Mutter- oder Vatersprache lernen Kinder in unter- schiedlichen Situationen. So ist es auch mit der religiösen Mut- ter- oder Vatersprache. Kinder wachsen in sie hinein. Die Erfahrungen, die sie dabei machen, bringen sie in neue Begegnun- gen ein – neugierig und offen oder feind- selig und abgeschlossen. Religiöse Erzie- hung hat dabei viele Facetten und richtet sich nach den Bedürfnissen der Kinder. Das Bedürfnis nach Erkenntnis zeigt sich in ihren Fragen. «Wie hat Gott die Erde entstanden?», fragt der achtjährige Alexander. Religiöse Erziehung heisst, auf solche Fragen einzugehen. Und darauf einzugehen, muss nicht bedeuten, die Antwort zu wissen. Ich kann sagen, wie ich heute darüber denke – und dass das viel- leicht anders ist als früher. So erlebt das Kind, dass Glaube nichts Endgültiges ist und es sich lohnt weiterzufragen – das ist eine Voraussetzung, anderen religiösen Vorstellungen offen begegnen zu können. Kinder brauchen Halt Damit sich Kinder ihre religiös und kultu- rell geprägte Lebenswelt erschliessen kön- nen, brauchen sie Verstehenshilfen: zum Beispiel biblische Geschichten, Festtags- traditionen, Kirchen-, Synagogen-, Mo- scheebesuche. Von klein auf realisieren sie zudem, dass es verschiedene Religionen gibt. Das kann irritieren – muss aber nicht. Für meine kleine Tochter war es kein Problem, dass es – wie sie sagte – ver- schiedene «Religionsstämme» gibt. Dass aber nach Aussage ihrer Freundin Amira bestimmte Menschen in die Hölle kämen, irritierte sie dann schon. Sie lernte hof- fentlich in unserem Gespräch, dass man die Überzeugungen anderer achten kann, ohne sie zu teilen. Das Bedürfnis nach einer sinnhaft ge- ordneten Welt zeigt sich in der Aussage der zwölfjährigen Aline: «Ich glaube an so was wie Gott. Irgendwie macht für mich sonst alles keinen Sinn. Ich gehöre aber zu kei- ner Religion.» Es geht ihr darum, dass es etwas gibt, das im Leben und Sterben Halt Dem Bedürfnis nach ritueller Gestal- tung entsprechen Eltern häufig durch ein Gutenachtritual. Rituale ordnen den Zeit- lauf und lassen Heimat finden in wieder- kehrenden vertrauten Handlungen. «Ich gehe zweimal die Woche mit meinem Vater in die Moschee. Meine Religion ist wie eine Familie für mich», meint der zwölfjährige Keskiner. Wer mit Kindern einen Gottes- dienst besucht, ermöglicht ihnen das Erle- ben einer anderen Dimension. Es wird ih- nen leichter fallen, religiöse Handlungen anderer Menschen zu achten – ein wichti- ger Schritt zum interreligiösen Verstehen. Kinder wollen erkennen, Halt finden, verstehen, unterscheiden können – ob sie nun muslimische, jüdische, christliche, konfessionslose, hinduistische, buddhisti- sche Eltern haben. Sie stellen Fragen. Die Antworten darauf sind je nach Hinter- grund verschieden. Rosa Grädel Die Autorin ist noch bis Ende Dezember Dozentin für Religionspädagogik (Schwerpunkt Interkulturelles Lernen) an der Uni Bern und ab Januar reformierte Pfarrerin an der Berner Nydeggemeinde gibt. Religiöse Erziehung bedeutet, mit dem eigenen Handeln und Reden Orientie- rungshilfen anzubieten. Erlebt ein Kind das Fasten seiner Eltern, merkt es, dass Ver- zichten wertvoll sein kann. Der Vater, der sich für die Meditation Zeit nimmt, zeigt, dass Spiritualität für das Leben wichtig ist. Solche Lebensorientierung, die Mütter und Väter, Grosseltern und PatInnen den Kin- dern geben, kann mehr oder weniger oder gar nicht religiös akzentuiert sein. Immer spiegelt sich darin aber ein persönlicher Werte- und Sinnhintergrund. Religiöse Erziehung heisst, auf Kinderfragen eingehen. Religiös erziehen heisst, Orientierungshilfe geben. – Kinder im Schwabgut-Schulhaus vor der «Wand der Religionen» Bild: Hansueli Trachsel hristkatholisches K irchenblatt

AZB 1·08 zVisite

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Page 1: AZB 1·08 zVisite

AZB3001 Bern

Zeitschrift der Christkatholischen

Kirche der Schweiz

www.christkath.ch

Das jüdische Wochenmagazin

www.tachles.ch

Wochenzeitung der

römisch-kath. Pfarreien des

Kantons Bern, alter Kantonsteil

www.pfarrblattbern.ch

Evangelisch-reformierte

Monatszeitung

124.Jahrgang

www.saemann.ch

Mitgliedern der muslimischen

Glaubensgemeinschaft in der

Schweiz

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8zVisite

Eine Gemeinschaftsproduktion von

zVisite 1/08: Inhalt

Wie sag ichs meinem Kinde? Religiöse Erziehung heute

• Ein Blick in die Kinderstube: Wie halten es Eltern mit der religiösen Erziehung ihrerKinder?................................... 2–4

• Wie gehen Schulen mit Sonder-wünschen christlicher, jüdischer,muslimischer Eltern um?........... 5

• Buben und Mädchen schon vonklein auf mit der religiösen Viel-falt bekannt machen: Das wollenfolgende Kinderbücher............. 7

• Mindestens so spannend wie einSudoku – aber viel kniffliger: dasgrosse «zVisite»-Preisrätsel ....... 8

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe LeserReizwörter wie Kreationismus, Weih-nachtsspiel und Kopftuch in der Schulesorgen immer wieder für Schlagzeilen.Wenn nun auch «zVisite» die religiöseErziehung zum Thema macht, sollenderartige Fragen nicht ausgeklammertwerden. Das Schwergewicht der siebtenAusgabe der interreligiösen Gemein-schaftsproduktion bilden jedoch sechsneugierige Einblicke in Familien mitunterschiedlichem religiösem Hinter-grund. Denn hier werden die Werte undTraditionen nach wie vor vermittelt, diedann in Schule und Gesellschaftaufeinandertreffen. Wie gewohnt, will«zVisite» aber nicht nur informieren,sondern auch dokumentieren undunterhalten. Dazu dienen Kinderbuch-tipps und ein kniffliges Ratespiel.Mehr und mehr wird «zVisite» von einemrein bernischen zu einem überregionalenMedium. Dies gilt für den Inhalt, aberauch für die Trägerschaft. Dieser gehörtnun mit dem jüdischen Wochenmagazin«tachles» neben dem «Christkatholi-schen Kirchenblatt» eine zweitegesamtschweizerische Publikation an.Dies freut uns ebenso wie die Tatsache,dass mit dieser Ausgabe «zVisite»erstmals den Mitgliedern der Interreligiö-sen Arbeitsgemeinschaft in der Schweizund der Gesellschaft Christen undMuslime in der Schweiz zugestellt wird.

Peter Abelin, Angelika Boesch,Jean Drummond-Young,Samuel Geiser, Rita Jost,

Yves Kugelmann, Martin Lehmann,Jürg Meienberg, Laila Sheikh

Religiöse Erziehung in einer Welt der religiösen Vielfalt

Vom Erlernen der religiösen Muttersprache

Soll man seinen Kindernbiblische Geschichtenerzählen, mit ihnen die Synagoge besuchen,den Ramadan feiern –oder eben gerade nicht?Ein Plädoyer fürs Weiter-geben der Familientra-ditionen – und für einenoffenen Blick auf diemultireligiöse Welt.

«Ich bin evangolisch. Das ist auch so einReligionsstamm»: Das sagte meine da-mals sechsjährige Tochter, nachdem siemir von ihrer Freundin Amira erzählthatte und davon, dass diese muslimischsei und arabisch beten könne. Mich inte-ressierte, ob meine Tochter wusste, wel-cher Religion sie denn angehöre. Da kamdieses «evangolisch». Von da an betetenwir jeden Abend zusammen das Unserva-ter, eingeführt mit der Erklärung, dass –wie muslimische Menschen – auch Chris-ten und Christinnen ein gemeinsames Ge-bet haben. Meine kleine Tochter verstandvermutlich nicht, was sie betete. Aber sietat es mit Ernsthaftigkeit.

Glaube ist nichts EndgültigesKinder in einer Welt der religiösen Vielfaltreligiös zu erziehen, kann mit dem Erler-nen von Sprachen verglichen werden. Da-für sind einerseits das Zuhausesein in derMutter- oder Vatersprache und anderer-seits die authentische Begegnung mit derfremden Sprachwelt wichtig. Die Mutter-oder Vatersprache lernen Kinder in unter-schiedlichen Situationen.

So ist es auch mit der religiösen Mut-ter- oder Vatersprache. Kinder wachsen insie hinein. Die Erfahrungen, die sie dabeimachen, bringen sie in neue Begegnun-gen ein – neugierig und offen oder feind-selig und abgeschlossen. Religiöse Erzie-hung hat dabei viele Facetten und richtetsich nach den Bedürfnissen der Kinder.

Das Bedürfnis nach Erkenntnis zeigtsich in ihren Fragen. «Wie hat Gott dieErde entstanden?», fragt der achtjährigeAlexander. Religiöse Erziehung heisst, aufsolche Fragen einzugehen. Und darauf

einzugehen, muss nicht bedeuten, dieAntwort zu wissen. Ich kann sagen, wie ichheute darüber denke – und dass das viel-leicht anders ist als früher. So erlebt dasKind, dass Glaube nichts Endgültiges istund es sich lohnt weiterzufragen – das isteine Voraussetzung, anderen religiösenVorstellungen offen begegnen zu können.

Kinder brauchen HaltDamit sich Kinder ihre religiös und kultu-rell geprägte Lebenswelt erschliessen kön-nen, brauchen sie Verstehenshilfen: zumBeispiel biblische Geschichten, Festtags-traditionen, Kirchen-, Synagogen-, Mo-scheebesuche. Von klein auf realisieren siezudem, dass es verschiedene Religionengibt. Das kann irritieren – muss abernicht. Für meine kleine Tochter war eskein Problem, dass es – wie sie sagte – ver-schiedene «Religionsstämme» gibt. Dassaber nach Aussage ihrer Freundin Amirabestimmte Menschen in die Hölle kämen,irritierte sie dann schon. Sie lernte hof-fentlich in unserem Gespräch, dass mandie Überzeugungen anderer achten kann,ohne sie zu teilen.

Das Bedürfnis nach einer sinnhaft ge-ordneten Welt zeigt sich in der Aussage derzwölfjährigen Aline: «Ich glaube an so waswie Gott. Irgendwie macht für mich sonstalles keinen Sinn. Ich gehöre aber zu kei-ner Religion.» Es geht ihr darum, dass esetwas gibt, das im Leben und Sterben Halt

Dem Bedürfnis nach ritueller Gestal-tung entsprechen Eltern häufig durch einGutenachtritual. Rituale ordnen den Zeit-lauf und lassen Heimat finden in wieder-kehrenden vertrauten Handlungen. «Ichgehe zweimal die Woche mit meinem Vaterin die Moschee. Meine Religion ist wie eineFamilie für mich», meint der zwölfjährigeKeskiner. Wer mit Kindern einen Gottes-dienst besucht, ermöglicht ihnen das Erle-ben einer anderen Dimension. Es wird ih-nen leichter fallen, religiöse Handlungenanderer Menschen zu achten – ein wichti-ger Schritt zum interreligiösen Verstehen.

Kinder wollen erkennen, Halt finden,verstehen, unterscheiden können – ob sienun muslimische, jüdische, christliche,konfessionslose, hinduistische, buddhisti-sche Eltern haben. Sie stellen Fragen. DieAntworten darauf sind je nach Hinter-grund verschieden. Rosa Grädel

Die Autorin ist noch bis Ende Dezember

Dozentin für Religionspädagogik

(Schwerpunkt Interkulturelles Lernen) an

der Uni Bern und ab Januar reformierte

Pfarrerin an der Berner Nydeggemeinde

gibt. Religiöse Erziehung bedeutet, mitdem eigenen Handeln und Reden Orientie-rungshilfen anzubieten. Erlebt ein Kinddas Fasten seiner Eltern, merkt es, dass Ver-zichten wertvoll sein kann. Der Vater, dersich für die Meditation Zeit nimmt, zeigt,dass Spiritualität für das Leben wichtig ist.Solche Lebensorientierung, die Mütter undVäter, Grosseltern und PatInnen den Kin-dern geben, kann mehr oder weniger odergar nicht religiös akzentuiert sein. Immerspiegelt sich darin aber ein persönlicherWerte- und Sinnhintergrund.

Religiöse Erziehung

heisst, auf Kinderfragen

eingehen.

Religiös erziehen heisst, Orientierungshilfe geben. – Kinder im Schwabgut-Schulhaus vor der «Wand der Religionen»

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2 DOSSIER: RELIGIÖSE ERZIEHUNG zVisite 1·2008

z. B. Marion (ref.) und Zouhaier (musl.) Boualliga-Mathys

Kompromisse –kulinarische und religiöse

In der Familie Boualliga-Mathys (der Vater ist musli-misch, die Mutter reformiert) sollen die Kinder «vonbeiden Seiten etwas mitbekommen». Das gibt vieleDiskussionen – und manchmal auch Streit.

Auf dem Speiseplan der Familie Boualliga-Mathys in Belp steht Couscous ganz oben.Nicht von ungefähr: Zouhaier (38) ist Tu-nesier, er lebt seit achtzehn Jahren in derSchweiz. Ihr Couscous schmecke «ziem-lich schweizerisch», räumt seine Frau Ma-rion (36) aber lachend ein – weil ohnescharfe Paprikaschoten zubereitet: «DieKinder essen es eben nur so.» Ein kulinari-scher Kompromiss also. Und ein Symbol,wie Boualligas ihre binationale Ehe unddie bireligiöse Erziehung von Samira (9)und Naïm (5) zu managen versuchen.

Die Fakten: Samira ist christlich ge-tauft und besucht die reformierte Kirchli-che Unterweisung (KUW). Naïm feierte imletzten Mai sein muslimisches Beschnei-dungsfest, soll aber nächstes Jahr in derreformierten Kirche getauft werden.

Werden die Kinder nun zu muslimi-schen Christen oder christlichen Musli-men erzogen? Marion Boualliga, gelernteParfümerieverkäuferin, heute als Tages-mutter tätig, wehrt ab: «Sie sollen einfacheinen Glauben mitbekommen, von beidenSeiten etwas, aber nicht auf extreme Art.»Bestimmt würden die Kinder später selbst

spüren, «wo es sie hinzieht, und ihr Plätz-lein schon finden». Und Zouhaier Boualli-ga, ein Deckenmonteur, der in der ganzenSchweiz unterwegs ist, meint: «Ich hoffe,sie lernen den Respekt vor anderen Men-schen, vor alten Männern und Frauen undvor Nachbarn: Auch das ist Religion.»

Der grosse HerzenswunschHinter diesem harmonisch anmutendenErziehungsprogramm stecken harte Dis-kussionen. Am Anfang, vor neun Jahren,war «die Liebesheirat». Beide, Marion undZouhaier, spürten, dass ein Ja zum andernauch ein Ja zu dessen Tradition bedeutete.«Ich bin Muslim, aber ich bete nicht re-gelmässig, und ich trinke Alkohol. Darumkann ich nicht von andern verlangen,was ich selbst nicht einhalte», begründetZouhaier seine Offenheit. Doch seinenWunsch, die Kinder sollten «wenigstenszu Hause» kein Schweinefleisch essen,konnte seine Frau problemlos erfüllen.Und er akzeptierte, dass Samira in der Kir-che getauft wurde.

Aber mit Naïms Geburt und demThema Beschneidung «platzten die Prob-

leme wie eine Bombe», so Marion Boual-liga: «Während fünf Jahren hatten wir re-gelmässig Krach, wenn die Frage auf denTisch kam.» Erst die «neutrale Vermitt-lung» durch eine reformierte Katechetinhabe ihr geholfen, «den grössten Herzens-wunsch» ihres Mannes zu verstehen. ImMai nun wurde Naïm beschnitten, «seriösim Spital». Und heute kommen Boual-liga-Mathys ins Schwärmen, wenn sie Fo-tos zeigen vom grossen Fest nach der Be-schneidung, mit Naïm im traditonellenweissen Jeba-Gewand. Bleibt nur zu wün-schen, Naïms Tauffest nächstes Jahr werdeauch als schöne Erinnerung in die Fami-liengeschichte eingehen. Samuel Geiser

«In der Kirchlichen Unterweisung freueich mich besonders aufs Singen, Zeichnenund Basteln. Einmal war die ganze KUW-Klasse zu einer Taufe eingeladen: Da bas-telten wir mit Folie und Geschenkbändelieine Medaille und schrieben darauf un-sere Glückwünsche für das Taufkind. Wirsprechen auch über Gott. Einmal fragtenwir die Katechetin: Ist Jesus eigentlich dasGleiche wie Gott? Ich glaube, sie sagte:nicht ganz, aber fast. Wir beten auch in

der KUW, mit geschlossenen Augen, undjedes kann dazu sagen, was es tagsüberSchönes erlebt hat. Wenn mein Vater betet,ist das ganz anders: Er kniet auf einen ro-ten oder blauen Teppich, er beugt sich vorund zurück, er macht Bewegungen mitden Händen. Es sieht lustig aus. MeinGrosi aus Tunesien betet auch so. Besuchtes uns, betet es viel, und ich oft mit ihm.Ich tanze auch gerne zu arabischer Musik,aber das scharfe Essen mag ich nicht.»

Arabische Musik und der Tanz von Samira vereinen und vergnügen die Familie Boualliga-Mathys

Samira (9): «Ich tanze gerne zu arabischer Musik»

Sevim und Nadir Polat erziehen ihre Kinder türkisch-muslimisch. Den christlichen Glauben und die schwei-zerische Kultur betrachten sie als Bereicherung. Ausser es geht um Bratwürste an Fussballturnieren.

«Bitte keine Verpflegung mitnehmen»,hatte es auf dem Infoblatt des Fussballtur-niers geheissen, «den Kindern wird einMittagessen offeriert.» Doch dieses ent-puppte sich als Schweinsbratwurst, undals Sevim und Nadir Polat am Turnier ein-trafen, fanden sie ihren Sohn ziemlichhungrig vor. Der neunjährige Bedir hattesich an das gehalten, was ihm sein islami-scher Glaube vorschreibt: kein Schweine-fleisch zu essen.

Das sind Momente, die Sevim Polat,die Mutter, nachdenklich stimmen. Die ihrein bisschen das Gefühl geben, hier nichtwillkommen zu sein. «Wir empfinden dieschweizerische Kultur als Bereicherung,und wir haben keine Bedenken, wenn inder Schule die christlichen Feiertage be-gangen werden», sagt sie. «Das hindertuns aber nicht daran, unseren Glauben zuleben.» Etwa während des Ramadans zufasten und fünfmal am Tag zu beten.

Sevim Polat schenkt türkischen Teeein. Auf dem Tisch steht eine Schale mitFrüchten und Nüssen, es ist ein allabendli-ches Ritual der Familie, sich zu versam-meln. Die siebenjährige Erva berichtet, wer

in der Schule einen Glücksstern, wer abereine Wolke erhalten hat. Bedir dagegen istes wichtiger, wer in der Pause wie gut Fuss-ball spielte. Ab und zu erzählt Sevim Polatauch eine Geschichte, manchmal lernendie Kinder eine Sure aus dem Koran.

Anstand und Glaube«Unser Glaube ist Bestandteil des Alltags»,sagt Nadir Polat. Der Gebetsteppich – einGeschenk vom Hadsch, der Pilgerfahrtnach Mekka – liegt zusammengefaltetüber einer Stuhllehne. Für die Kinder ist esselbstverständlich, ihren Vater regelmäs-sig beten zu sehen. Und ebenso selbstver-ständlich ist für die Polats auch das Ver-mitteln von Grundwerten: «Wir sagen denKindern: Stehlen ist nicht nur gesetzlichverboten, sondern eine Sünde. Lügenauch. Wenn du gegrüsst wirst, nimmst duden Gruss entgegen. Das ist nicht nur an-ständig, sondern auch religiös.»

Sevim Polat, 30, ist in der Schweizgeboren, eine Seconda, wie sie zu sagenpflegt, sie erteilt fremdsprachigen KindernNachhilfeunterricht und ist Vorstandsmit-glied der Gemeinschaft Christen und Mus-

lime in der Schweiz. Nadir Polat, 35, lebtseit 25 Jahren in der Schweiz und ist Archi-tekt mit eigener kleiner Firma, die sich aufSonnensegel spezialisiert hat. Beide alsosind geprägt von zwei Kulturen.

Zwei Kulturen, die zum Alltag gehö-ren. Und stossen sie mal in unangeneh-mer Art aufeinander, wie damals an jenemFussballturnier – einem Einzelfall, wiedie Polats betonen, denn es gibt auch FCs,die Alternativen zur Schweinsbratwurstanbieten –, weiss man sich zu helfen. Ei-ner der muslimischen Väter setzte sichkurzerhand ins Auto, fuhr ins Nachbar-dorf und kehrte mit einem Stapel Döner-kebab zurück. Regula Tanner

Erva: «In der Schule feierten wir Weih-nachten. Mit einem Adventskalender undso. Das gefiel mir mega. Aber unsere Fa-milie feiert halt ein anderes Fest.»Bedir: «Zwei sogar, den Ramadan und dasOpferfest.»Erva: «Beim Ramadan dürfen wir Kinderwählen, ob wir fasten oder nicht. LetztesMal habe ich es geschafft.»Bedir: «Aber nur, weil du spät aufgestan-den bist. Eigentlich dürfte man von der

Morgendämmerung bis zum Sonnenun-tergang nichts essen.»Erva: «Ich habe es trotzdem geschafft!»Bedir: «Das Opferfest im Dezember istschön. Da gehen wir Buben und Männerimmer zuerst in die Moschee, danach gibtes mit der Grossfamilie ein Frühstück.»Erva: «Dann besuchen wir viele Leute undbekommen Schokolade und Bonbons.»Bedir: «Manchmal gehe ich in den Ferienin die Moschee, um Suren zu lernen.»

Früchte, Nüsse, Diskussionen: Vater Nadir und Mutter Sevim Polat mit Bedir und Erva beim abendlichen Tischritual

Bedir (9) und Erva (7): «In den Ferien in die Moschee»

z. B. Sevim und Nadir Polat (musl.)

Den Glauben im Alltagintegrieren

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3 DOSSIER: RELIGIÖSE ERZIEHUNG zVisite 1·2008

z. B. Alexandra (ref.) und André (kath.) Flury-Schölch

Ökumenisch erziehen

«Man kann mit zwei Sprachen aufwachsen – warumnicht auch mit zwei Konfessionen?», fragen Flury-Schölchs – und führen ihre Kinder ganz selbstverständ-lich in die katholische und reformierte Tradition ein.

Zielsicher steuern Madeleine (5) und Noah(3) in der Solothurner St.-Ursen-Kathe-drale den Opferkerzenständer an. «Kerzlianzünden!», strahlt Noah, und seineSchwester übernimmt gleich das Kom-mando beim faszinierenden Leuchtritual.Danach gehts ab zum Weihwasserbecken:Herzhaft taucht Madeleine ihre rechteHand hinein und schlägt gekonnt dasKreuz, als wärs das Selbstverständlichsteder Welt. Ist es aber nicht. Denn ihre Mutter,die nach dem Einkauf «auf Wunsch derKinder» oft zum Kerzenanzünden in dieKathedrale geht, ist Alexandra Flury-Schölch (36) – und die ist immerhin Pfar-rerin an der reformierten Stadtkirche inSolothurn. Gelernt haben die Kinder dasWeihwasserritual von ihrem Vater, AndréFlury (40), Theologe in der römisch-ka-tholischen Pfarrei Dreifaltigkeit Bern.

Wie werden Kinder eines gemischt-konfessionellen Pfarrehepaars religiösunterwiesen? Dem Papier nach reformiert,denn Madeleine und Noah wurden in derreformierten Kirche getauft. Dort gehensie auch in die Chinderchile und in dieKrabbelgruppe. Dahinter steckt aber kein

grundsätzlicher Entscheid, sondern einpragmatischer: Bedingt durch die Arbeitder Mutter, haben die Kinder in Solothurndie engere Beziehung zur reformiertenGemeinde. Doch Flury-Schölchs betonen:«Wir wollen unsere Kinder ökumenischerziehen: Sie sollen sich in der reformier-ten Tradition der Mutter und der römisch-katholischen des Vaters zu Hause fühlen.»

Bilingue aufwachsen«Kinder wachsen mit zwei Sprachen auf –warum nicht auch mit zwei Konfessio-nen?», sagt Alexandra Flury: «Die Aus-drucksformen einer Religion sind ja aucheine Sprache für das, was man hofft undglaubt.» André Flury meint: «Wenn un-sere Kinder spüren, dass wir als Eltern dieKonfession des Partners als gleichwertigachten, geraten sie nicht in einen Konfliktzwischen den beiden Kirchen.» Darumwohl wundern sich Madeleine und Noahnicht, dass der Vater in der römisch-ka-tholischen Kirche in einer weissen Tunikapredigt, die Mutter in der reformierten imAnzug – und dass in der einen Kirche Ma-rienstatuen stehen, in der andern nicht.

Überkonfessionell ist auch das wich-tigste Familienritual der Flury-Schölchs:der Segen. Kinder und Eltern segnen sichgegenseitig mit dem Kreuzzeichen, «dennjeder Mensch kann den andern segnen»:Gesegnet wird als Abschluss des Gute-nachtrituals am Kinderbett oder an derWohnungstür, wenn jemand aufbricht.

Nicht konfessionell ist auch Made-leines derzeit wichtigste Frage: «Wie grossist Gott?» Genauso ihre Antwort: «Gott istso gross wie der Himmel. Nein, Gott istnoch viel grösser als der Himmel. Aberauch so klein, dass er in meinem HerzenPlatz hat. Und ausserdem ist Gott eineFrau.» Samuel Geiser

Madeleine abends im Bett: «Papi, mueschmit mir bätte, dass s Buchweh wäggaht.»Der Vater massiert Madeleines Bauch undbetet: «Liebe Gott, nimm du de Madeleines Buchweh ewäg und hilf ihre, dass sieguet cha schlafe. – Isch jetz besser, Made-leine?» Madeleine sagt «Ja!» und schläftruhig ein.

Am nächsten Abend: Madeleine, wie-derum im Bett, sagt diesmal zur Mutter:«Mami, muesch mit mir bätte, dass s

Buchweh wäggaht.» Mutter: «Du, Made-leine, ich weiss nid, öb das gaht. Weisch,Gott cha nid einfach alli Chrankete undwas üs wehtuet wägnä…» Madeleine,energisch: «Momoll, bim Papi hät erschönne!»

Ein halbes Jahr später, Madeleineam Frühstückstisch: «Geschter Abe haniBuchweh gha. Aber dänn hani gliichchönne schlafe – obwohl i gar nid bättetha. Gott häts eifach sälber gmerkt!»

«Kerzli anzünden!»: Madeleine und Noah mit ihren Eltern in der St.-Ursen-Kathedrale in Solothurn

Madeleine (5): «Bätte, dass s Buchweh wäggaht»

Mama, Papa, drei Kinder, eine Blockwohnung, ein Schrebergarten: Bei der Familie Klemm-Wehrli(sie: römisch-katholisch; er: reformiert) ist vieles wieanderswo. Und einiges ganz anders. Bewusst anders.

Die Familie bewohnt zwei Wohnungenauf demselben Stockwerk in einem Mehr-familienhaus im Länggassquartier. An derlinken Haustür steht «Klemm», vis-à-vis«Wehrli». Untereinander sind die Woh-nungen verbunden. Das Paar findet espraktisch so. Es gibt auch zwei Telefonan-schlüsse, einen für Tess Klemm und einenfür Stephan Wehrli, und zwei Telefonbe-antworter. Die Historikerin und der Unter-stufenlehrer halten nichts von ausgetrete-nen Pfaden. Sie suchen nach Alternativen.Und so erziehen sie auch die drei Kinder:Liv (11), Nur (4) und Ai (2).

Tess Klemm und Stephan Wehrli ha-ben für ihre Kinder bewusst Namen ausdrei verschiedenen Kulturkreisen gewählt.Ebenso bewusst haben sie entschieden, Liv,Nur und Ai römisch-katholisch taufen zulassen. Von einer «religiösen Erziehung imeigentlichen Sinne» will der Vater abernicht sprechen. Ihr Credo heisse «autorita-tiv», und das bedeute: viel Liebe, viel Lob,viel Lenkung, klare Grenzen. Tess Klemmergänzt: «Wir lehren unsere Kinder, dass eskeine einfachen Antworten und Wahrhei-ten gibt. Wir liefern ihnen Werkzeuge, die

ihnen helfen, andere zu verstehen und Un-terschiede auszuhalten.»

Liebe, BescheidenheitEine Kinderbibel haben Klemm-Wehrliszwar auch – Liv hat sie sogar von A bisZ gelesen –, aber wichtiger sind andereBücher. «Sophies Welt» etwa, das Philo-sophiebuch für Kinder. Oder Bilderbücher,in denen es ums Anderssein, ums Teilen,ums Streiten und Friedenschliessen geht.Die Kinder sollen fragen lernen und esauch aushalten, wenn es keine eindeu-tige Antwort gibt. «Wo beginnt der Him-mel?», ist so eine Frage. Die vierjährigeNur ist nicht ganz sicher, ob er «gradüber dem Boden» anfängt oder erst hochoben, dort, «wos blau wird». Und wer hateigentlich diesen Himmel gemacht? Gott?Wer ist das? Ein Mann? Warum weiss mandas? – Der Alltag mit Kindern ist vollerphilosophischer Fragen. Bei Klemm-Wehrlis werden sie gestellt und diskutiert.Das kann ziemlich zeitaufwändig sein.Aber Tess und Stephan Klemm-Wehrlisind überzeugt, dass sich Eltern diese Zeitnehmen müssen, «weil Kinder nur so ler-

nen, in einer komplexen Welt differen-zierte Meinungen zu entwickeln».

Klemm-Wehrlis vermitteln ihrenKindern Werte: Umweltbewusstsein, Liebe,Bescheidenheit. Sie besitzen kein Auto,dafür einen Schrebergarten, keine Play-station, dafür viele ausgewählte Bücher.Doch was, wenn eines der Kinder dereinstausbricht? Wenn es mal Comics lesen will?Oder Globibücher? «Comics sind bei Livsehr beliebt; ein Tabu in diesem Sinnegibt es nicht», sagt Stephan. Die Kinderwürden die Alternativen kennen – «und»,sagt Tess Klemm, «wir werden immer klarsagen, was wir Eltern finden und warum».

Rita Jost

«Manchmal habe ich schon das Gefühl,dass ich anders bin als andere Kinder, aberdas macht mir nichts. Ich möchte einfachwissen, was wahr ist, und ich möchte zumBeispiel auch wissen, welcher Gott der rich-tige ist. Ich frage viel und lese gerne. ‹So-phies Welt› hat mir gefallen, aber es warschwierig. Mein Vater hat es mir teilweisevorgelesen und mit mir diskutiert. Fragen,die in diesem Buch vorkommen, interes-sieren die meisten anderen Kinder nicht.

Das langweilt die wahrscheinlich. Aber:Wenn sie über einen Fernsehfilm sprechenoder Musik oder Computerspiele, dannlangweilt mich das auch. Ich lese abernicht nur Bücher, ich bin auch oft draus-sen, spiele Fussball, gehe ins Capoeira.Dass wir keinen Fernseher haben, störtmich nicht. Ich habe kleine Geschwister,die manchmal nerven, aber mit denen ichauch spielen kann, und Meerschweinchen.Und ich habe eine Freundin.» rj

Der Alltag ist voller Fragen: Stephan Wehrli, die Kinder Liv, Nur und Ai und Tess Klemm (v. l.) stellen sich ihnen

Liv (11): «Ich möchte einfach wissen, was wahr ist»

z.B. Tess Klemm (röm.-kath.) und Stephan Wehrli (ref.)

Wo beginnt der Himmel?

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4 DOSSIER: RELIGIÖSE ERZIEHUNG zVisite 1·2008

Wenn die religiöse Erziehung nur ausserhalb desElternhauses stattfindet, kann das zu einem einseitigenGlaubensbild führen. Maya Kamber hat das erlebt.Ihren beiden Töchtern soll es besser ergehen.

Maya Kamber steht vor ihrem Reihenhausund bestaunt zusammen mit ihrer Jüngs-ten, wie neu und schön alles geworden ist.«Das Haus wurde gerade rundherum sa-niert», sagt sie zur Begrüssung, entschul-digt sich sogleich, dass noch nicht allesseine Ordnung hat, und zündet zwei dickerote Kerzen an. Die einzigen religiösenSymbole weithin. Sind die Kambers ei-gentlich religiös?

«Ja, sehr sogar», sagt Maya Kamber,«wenn auch nicht aus Sicht der Kirche.»Maya Kamber ist Mitglied der christkatho-lischen Kirche. Sie ist alleinerziehend;man sieht sie selten im Gottesdienst, unddie älteste Tochter überlegt noch immer,ob sie sich überhaupt firmen lassen will.Vergleicht man das Bild von Kambers mitjenem einer kirchlichen Vorzeigefamilie,gibts Unterschiede, könnte man meinen.Trotzdem stehen die Kambers der Kirchenäher, als man denkt.

Simone und Eleonora, die eine elf,die andere vierzehn Jahre alt, sind christ-katholisch getauft. Sie waren auf derRudolf-Steiner-Schule, sie besuchen denkirchlichen Religionsunterricht, und sie

ministrieren zurzeit. Das bringe viel Spass,erzählen die beiden und freuen sich, dasssie sogar noch «ein paar Franken dabeiverdienen». Ihre religiöse Erziehung fin-den sie «ganz okay».

Fragt man Maya Kamber nach ihrereigenen Erziehung, erfährt man, dass ihreFamilie sich nie auf ein religiöses Ritualeinigen konnte. Die Mutter war reformiert,der Vater römisch-katholisch. «Meine re-ligiöse Erziehung fand nur ausserhalb desElternhauses statt», bedauert Maya Kam-ber, «durch die Schule, den kirchlichenUnterricht und die Gesellschaft.» Sie, diein der Innerschweiz aufwuchs, empfandden Glauben immer als «dogmatisch, au-toritär und beängstigend».

Predigt hinterfragenMaya Kamber ist wichtig, dass ihre Kinder«selbst denken lernen». Nur so könnten siesich ihr eigenes Bild vom Glauben ma-chen, Position beziehen und hinterfragen,«was da vorne gepredigt wird». Die religiö-se Erziehung läuft bei Kambers übers Ge-spräch: «Wir wollen uns nicht über Ritualeoder Symbole mitteilen, sondern über die

Sprache», erklärt Maya Kamber. «Behütdich Gott» oder «Sagst dem SchutzengelDanke» sind keine Floskeln, sondern «be-wusst formulierte Gedanken».

Simone und Eleonora üben sich zuHause aber nicht nur in der Diskussion undReflexion, sondern sie singen auch häufigmit ihrer Mutter. Kürzlich etwa brachtenalle drei das uralte Lied der heiligen Elisa-beth nach Hause – völlig unabhängig von-einander. Zufall? «Nein», antwortet MayaKamber, «sondern ein wundervolles Lied,dessen Text wir alle akzeptieren können,weil er nicht von Unterwerfung handelt,sondern von Vertrauen, Hoffnung, Sehn-sucht, Wandlung.» Catherine Abraham

«Ob wir eine religiöse Familie sind? Na ja,geht so, könnte sicher mehr sein, von aus-sen betrachtet. Mir gefällt es, wie es ist. Aus-serdem haben wir gar keine Zeit, nochhäufiger zu beten. Morgens stehen wir un-terschiedlich auf. Mittags bin ich mit mei-ner Schwester allein zu Haus, das bedeutetKochen, Essen, zurück in die Schule. Zumehr reicht es nicht. Ausser am Abend.Dann beten wir immer. Zuerst sitzt meineMutter am Bett meiner Schwester, sie be-

sprechen den Tag und beten. Dann kommtmeine Mutter zu mir. Zurzeit reden wir vieldarüber, ob ich mich firmen lasse odernicht. Eigentlich will ich nicht, ich kenneja niemanden dort. Sicher werde ich meineEntscheidung nicht einfach dem Zufallüberlassen. Und: Meinen Freundinnen imGymnasium ist es sowieso egal, ob ich ge-firmt bin oder nicht. Überhaupt spielt esdort keine Rolle, was jemand ist: jüdisch,katholisch oder was auch immer.»

Ein Ritual gibt es im Hause Kamber: gemeinsam Kochen

Eleonora (14): «Mir gefällt, wie wir sind»

z. B. Maya Kamber (christkath.)

Erziehungund Emanzipation

z. B. Ronit und David Hyams-Helzer (jüd.)

Tradition und Toleranz

Die jüdischen Feiertage im Familienkreis zu begehen,ist Ronit und David Hyams-Helzer wichtig: Die Kindersollen mit ihren Wurzeln vertraut werden – auch wenndie Religion sonst nicht im Mittelpunkt steht.

An der Türe zum Kinderzimmer prangt dasEmblem des FC Liverpool. Darunter klebtin farbigen Plastikbuchstaben der Namedes dreizehnjährigen Jonathan – in latei-nischen und hebräischen Buchstaben. DieVielfalt ist kein Zufall: Jonathans Vater Da-vid Hyams (44) stammt aus London undlebt seit gut zwanzig Jahren in Bern. Heutearbeitet er im Bereich Informatiksicher-heit bei Ernst & Young. Mutter Ronit Hy-ams-Helzer (40) wurde kurz nach Ende desSechstagekriegs als Tochter einer Bernerinund eines Israelis in einem Kibbuz in Israelgeboren. Wenige Monate später zog die Fa-milie nach Bern. Hier lernte Ronit, die heu-te als Arzthelferin in Murten arbeitet, auchihren Mann kennen. 1993 wurde geheira-tet. Nebst Sohn Jonathan und der zehnjäh-rigen Tochter Dina gehört auch der vier-jährige Border-Collie Dobby zur Familie,die in einem Zweifamilienhaus im BernerMarziliquartier lebt. Im Obergeschoss desHauses wohnen die Eltern von Ronit.

Von diesen hat Ronit auch die Hal-tung zur Religion übernommen, die sienun ihren Kindern weitergibt. «Liberal-traditionell» nennt sie diese mit einem

scheinbar widersprüchlichen Wortpaar.Ronit Hyams meint damit, dass ihre Fa-milie sich nur an einzelne der strengen re-ligiösen Essensvorschriften hält und imGegensatz zu orthodoxen Juden denSamstag – den Schabat – nicht als Ruhe-tag ohne Arbeit und Autofahrten begeht.

Christbaum und ChanukkaHingegen ist es ihr wichtig, die überliefer-ten Traditionen zu pflegen, «damit dieKinder wissen, woher sie kommen undwohin sie gehören». So werden die jüdi-schen Feiertage im Familienkreis began-gen, und auch der Freitagabend – der An-fang des Schabat – wird gemeinsam ge-feiert. An den hohen Feiertagen, gelegent-lich auch am Schabat, besucht die Fami-lie den Gottesdienst in der Synagoge. Einbesonderer Schabat war die Barmizwa vonJonathan im November. Sie entspricht derKonfirmation und bedeutet, dass er nunim Gottesdienst ein vollwertiges Mitgliedder Jüdischen Gemeinde ist.

Dass ihre Kinder anderthalb Stundenpro Woche die Religionsschule der Jüdi-schen Gemeinde besuchen und dort mit

den Grundlagen ihrer Religion vertrautgemacht werden, war für David und RonitHyams selbstverständlich. Ebenso, dass Jo-nathan und Dina den Samstagnachmit-tag in der jüdischen Jugendgruppe Dubimverbringen. Gleichzeitig legen sie aberauch Wert auf Toleranz gegenüber Men-schen, welche eine andere Einstellung zurReligion haben – seien es nun streng reli-giöse Juden oder Christen. «Unsere Kindergehen jedes Jahr zu einer befreundetenFamilie und helfen den Christbaumschmücken», gibt Ronit Hyams ein Bei-spiel. Im Gegenzug werde diese Familiezum Entzünden der Chanukkaleuchtereingeladen. Peter Abelin

Liberal, aber doch traditionell: Familie Hyams-Helzer beim Entzünden der Chanukkakerzen

«Die Vorbereitungen zur Barmizwa warenschon etwas stressig. Ich habe es deshalbauch meiner Lehrerin gesagt. Mit demKantor der Jüdischen Gemeinde habe ichmich vorbereitet, auf Hebräisch den Wo-chenabschnitt aus der Thora vorzutragen.Ich habe das sehr gerne gemacht. Es hatmir Spass gemacht, zur Thora aufgerufenzu werden. Auch über die Geschenke habeich mich sehr gefreut. Eigentlich überalle. Über die PSP – eine mobile Play-Sta-

tion – vielleicht noch etwas mehr. Sehr ge-freut hat mich auch, dass ich einen origi-nalen Stetson-Hut aus Amerika erhaltenhabe. Ich sammle nämlich Hüte. Von denjüdischen Feiertagen ist mir Chanukkaam liebsten. Sicher auch wegen der Ge-schenke. Es macht aber einfach Spass,wenn die Familie zusammen ist. Dass wirnicht Weihnachten feiern, macht mirnichts aus. Wir haben halt andere Feste –Chanukka ist ja fast zur gleichen Zeit.»

Jonathan (13): «Wir haben halt andere Feste»

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5 DOSSIER: RELIGIÖSE ERZIEHUNG zVisite 1·2008

Entwarnung: Schulkon-flikte aufgrund derReligion sind Ausnahme-fälle. Das sagen überein-stimmend Experten vomNationalfonds und Expo-nentinnen von Religions-gemeinschaften. DieProbleme der Integrationsind komplexer – und liegen anderswo.

Huttwil: Die Schulkommission wendetsich Hilfe suchend an die Erziehungsdi-rektion des Kantons Bern. Das Problem:Wie sollen zwei andersgläubige Schülerintegriert werden?

Bern, Lehrerseminar: Ein erfolgrei-cher Absolvent wird darauf aufmerksamgemacht, dass er wegen seiner Anders-gläubigkeit im Kanton Bern wohl Mühehaben werde, eine Stelle zu finden – wasdann zuerst auch wirklich der Fall war.

Zwei verbürgte Fälle, der eine um1960, der andere um 1970. Die «Anders-gläubigen», das waren Katholiken.

Seither hat sich die Situation radikalverändert. Das zeigen zum Beispiel Zahlenaus dem Kanton Basel-Stadt: 18,2% derSchülerinnen und Schüler sind römisch-katholisch, 22,5% reformiert. Muslimischsind 18,5%, jüdisch 0,6%, christkatholisch0,3%. 3,3% gehören anderen Religionenan, und 32,7% machten keine Angabenoder gehören keiner Religion an. Das stelltdie Schulen vor neue Fragen: Wie soll mitreligiösen Festtagen umgegangen wer-den? Darf ein Weihnachtsspiel aufgeführtwerden? Muss eine Muslima in denSchwimmunterricht? Wie steht es mit demObligatorium der Landschulwochen?

Allgemeiner gefragt: Wo überwiegtder Bildungs- und Erziehungsauftragder Schule – die auf religiöse Neutralitätverpflichtet ist –, und wo ist Toleranz ge-genüber religiös motivierten Sonderwün-schen gefordert?

Leitfaden in Basel und BernAuf diese Fragen haben kantonale Erzie-hungsdirektionen inzwischen reagiert. InBasel und Bern wurde ein Leitfaden fürden Umgang mit den Religionen ausgear-beitet. Das Basler Papier hält fest: VomSchwimmunterricht wird nur dispensiert,wer die Geschlechtsreife erlangt hat, undnur, wenn der Unterricht gemischtge-schlechtlich erteilt wird. Ganzkörperbade-anzüge sind erlaubt. Insgesamt setzt dasBasler Papier aufs Obligatorium, ver-pflichtet aber die Schule zur Toleranz –etwa was Speisevorschriften und Ankleide-bedingungen in Schullagern betrifft.

Kleidervorschriften gibt es auch imKanton Bern keine. Hier münden dieEmpfehlungen ohnehin allesamt in derAufforderung zum Gespräch – und Kon-flikte könnten in Ausnahmefällen mit Dis-pensationen gelöst werden. Das BernerPapier nimmt auch explizit Stellung zumGeschlechterverhältnis: «Fühlt sich eineLehrerin von einem Vater oder einemSchüler zu wenig respektiert, so soll sieklarstellen, dass sie im Schulzimmer ‹dieChefin› ist.» Diesem Appell geht die Fest-stellung voraus, dass verschiedene Reli-gionen eine hierarchische Beziehung zwi-

schen den Geschlechtern kennen. Verwie-sen wird auf eine strenge Sexualmoral, dievor allem für die Mädchen gilt.

Kulturell oder religiös bedingt?Die langjährige Erfahrung einer Lehrerinmit multikulturellen Klassen zeigt aber:Religiöse Fragen spielen kaum eine Rolle(vgl. Kasten). Der Junge aus dem Kosovo,der beim Putzen nicht mithelfen will, weildas Frauensache sei, handelt nicht in ers-ter Linie als Muslim, sondern als Patri-arch. Ebenso der Vater, der das Gesprächverweigert, weil Männerangelegenheitenunter Männern geregelt würden. – Dasssich Herkunft, Moral und Religion nichteinfach trennen lassen: Eben das macht

die Aufgabe der Schulen so schwierig.Rein religiös motivierte Konfliktsituatio-nen sind selten. Das bestätigen laufendeStudien des Nationalfonds ebenso wie Re-cherchen der «zVisite»-Redaktion unterverschiedenen Religionsgemeinschaften.So sagt Gianni Matteo, der an der Univer-sität Genf über den Islam in der Schweizforscht: «Es mag einzelne Konflikte ge-ben, die rein religiös bedingt sind – aberdiese sind marginal, was die öffentlicheBedeutung betrifft.» Er verweist auf Fällein Neuenburg, Freiburg, St. Gallen undStettlen bei Bern, bei denen es um die Teil-nahme muslimischer Mädchen am obli-gatorischen Schwimmunterricht ging.Das Bundesgericht schützte einen religiös

begründeten Elternantrag auf Dispensa-tion ihrer Tochter bereits vor zwölf Jahren.In Stettlen verzichtete die Familie nachintensiven Gesprächen auf Sonderrechtefür die Tochter.

Allüberall versöhnliche TöneUndramatisch sieht auch die Situation derhinduistischen Tamilen aus, wie RafaelaEulberg von der Universität Luzern fest-hält: «Zwar ist es in Sri Lanka üblich, dassMädchen im Zuge der Rituale um die ersteMenstruation längere Zeit der Schule fern-bleiben. In der Schweiz wird dies jedochnicht mehr in diesem Ausmass gehand-habt. Allenfalls meldet sich die junge Frauhöchstens ein paar Tage vor der offiziellenSchlusszeremonie krank.»

Was die jüdische Bevölkerung betrifft,sieht Daniel Gerson vom Institut für Jüdi-sche Studien der Uni Basel überhauptkeine Probleme: «Da nur 20 Prozent or-thodox sind – vor allem in Zürich, Baselund Genf – und die meisten Juden und Jü-dinnen nur die allerhöchsten Feiertagefeiern und sonst die religiösen Regelnkaum mehr beachten, gibt es wenig Kon-fliktpotenzial. Die Orthodoxen ihrerseitshaben ihre eigenen Institutionen.» Kon-flikte kennt jedoch Alfred Donath, Präsi-dent des Schweizerischen IsraelitischenGemeindebunds (SIG). So sagte er in der«Südostschweiz am Sonntag», es habe inletzter Zeit Schwierigkeiten mit den jüdi-schen Festtagen gegeben. Wenn ein jüdi-scher Schüler oder Student ein Examenverschieben wolle, würde heute häufigerals früher argumentiert, dass man für dieMuslime ebenfalls keine Ausnahme ma-che. «Einem Studenten wurde beschieden,er solle doch nach Israel auswandern,wenn ihm die Gesetze hier nicht passten.»

Ansonsten überwiegen versöhnlicheTöne. Auch bei den Zeugen Jehovas: «Dass

unsere Jugendlichen nicht an Festtagenteilnehmen können, das haben wir bisherimmer mit der Lehrerschaft regeln kön-nen», sagt Hans Klenk, Sprecher der Zeu-gen Jehovas der Schweiz in Thun.

Schule und Religion

Friedliche Lösungen sind die Regel

Der Junge aus dem

Kosovo, der beim Putzen

nicht mithelfen will,

weil das Frauensache sei,

handelt nicht in erster

Linie als Muslim,

sondern als Patriarch.

Die Schulkinder kommen aus Vietnam,Thailand, Sri Lanka, Portugal, aus Bos-nien und dem Kosovo, aus Italien undSpanien: Regula Maria Burkhalter kenntdas Problem der multikulturellen Klassen.Seit neunzehn Jahren unterrichtet sie aneiner Spezialklasse der Unterstufe in Bern-Bethlehem. Die überwiegende Mehrheitihrer Schulkinder hat einen Migrations-hintergrund. Dennoch sagt sie, ohnelange zu zögern: «Das Religiöse spieltkaum eine Rolle.» Wie ihre Kollegin feiertauch sie selbstverständlich Weihnachten:mit Liedern, einem Kalender, mit Gedich-ten und Sternen. Alle Kinder würden mit-machen. Bloss aufs Krippenspiel verzich-te sie: Deswegen habe es in Bethlehemnämlich einmal Probleme gegeben – no-tabene mit einer streng freikirchlichenSchweizer Familie.

Schwierig werde es in anderen Situa-tionen: «etwa wenn ein Schüler meint, ichsolle seinen Radiergummi aufheben, dasmache seine Mutter zu Hause auch», er-zählt die Lehrerin. In solchen Fällen geltees, entschieden aufzutreten und zu sagen:«Hier ist es anders, du musst den Gummiselbst aufheben.» Es seien vor allem Kna-ben, die Probleme machten, ist Burkhal-ters Erfahrung. Als erschwerend erweisesich der Umstand, dass sich die Väter oft zuwenig um den Schulbetrieb kümmertenund entsprechend Einfluss auf ihre Söhnenehmen würden. Sie hätten Mühe, dasseine Frau das Sagen habe. Burkhalters Re-zept: «selbstbewusst auftreten – und den-noch charmant bleiben.» Übrigens habees früher ähnliche Probleme mit Schülernaus Sizilien oder Spanien gegeben: «Aberdas hat sich längst verloren.» kt

«Das Religiöse spielt kaum eine Rolle» Kein Grund zur Aufregung also. Mehrnoch, es gibt sogar überraschende Beob-achtungen – im umgekehrten Sinn: dassnämlich möglicherweise religiöses Selbst-bewusstsein die Integration von Jugendli-chen mit einem anderen kulturellen Hin-tergrund sogar fördern könnte. Das ver-mutet jedenfalls Samuel-Martin Behloul,der an der Universität Luzern über diemuslimischen Bosniaken und Albaner inder Schweiz forscht. Von Imamen hat ergehört, «dass albanische Jugendliche ge-rade bei einer bewussteren Beachtung derReligion weniger problematisch würden».

Die These mag provokant tönen. Siewirft aber ein bedenkenswertes Licht aufdas Verhältnis von Schule und Religion.

Konrad Tobler

Leitfaden des Kantons Bern

www.erz.be.ch/site/fb-interkultur-

religioese-symbole

Leitfaden des Kantons Basel-Stadt

www.edubs.ch/die_schulen/schulen_bs/int

erkulturelle_paedagogik/handreichung.pdf

Unterwegs vom Eltern- ins Schulhaus: Für viele Kinder ein weiter Weg zwischen verschiedenen Kulturen, Werten und Religionen

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7 DAS WORT HAT … • KINDER- UND JUGENDBÜCHER • IMPRESSEN zVisite 1·2008

Liebe Vater, bis so guet:Gib üs all Tag Chraft und Muetund all Tag üses Brothilf allne us der Not!

Dieses Gebet lernte ich als Fünfjähriger inder Sonntagsschule. Seither begleitet esmich. Ich sage es praktisch jeden Abend vordem Einschlafen stumm für mich auf undhänge ein paar persönliche Bitten für michoder mir nahestehende Menschen an.

Weshalb gerade dieses Gebet mir ge-blieben ist? Wohl wegen der leichten, sichreimenden Form und vor allem wegen desInhalts: Gott als Adressat, die Bitte um sei-nen Beistand, ums Sattwerden und Ge-nughaben sowie um die Hilfe für alle Not-leidenden. Anders gesagt: Es geht in die-sem Gebet um die dreifache kirchlicheAufgabe – Verkündigung, Seelsorge undDiakonie. Auch biblische Geschichten so-wie die Sing- und Gute-Nacht-Ritualemeiner Eltern, vor allem meiner Mutter,sind mir in lebhafter Erinnerung. Ebensoder Religionsunterricht in der Schule, dieKinderlehre und die Unterweisung.

Die religiöse Früherziehung ist dem-nach wichtig – und heute offenbar einProblem: Mangelhafte Bibelkenntnissejunger Eltern und die Distanz zur Kirchesind Gründe dafür. Die deutsche lutheri-sche Bischöfin Margot Kässmann erzähltekürzlich bei einem Vortrag in Bern, dasssie eine evangelische Schule eröffnet undin der Ansprache über die Tätigkeit Jesugesprochen habe. Ein zehnjähriges Mäd-chen, das zuhörte, fragte seine Nachbarin:«Von wem redet die denn die ganze Zeit?Den kenne ich ja gar nicht.» Das lässt na-türlich nichts Erfreuliches ahnen für un-sere Kirche. Für unsere Kultur auch nicht.

Aber es gibt auch das andere: Kürzlichdurften wir eine junge Frau ordinieren, diereligionslos aufgewachsen ist und sich alsknapp Zwanzigjährige zur Taufe und zumEintritt in die Kirche entschlossen hat.

Die Globalisierung hat auch die Kir-chen erreicht. Es gibt keine klassischenIdentitäten mehr, sondern häufig Patch-workverhältnisse. Eltern und Religions-lehrerInnen müssen hören, worum esden Kindern geht, und die entsprechendenAntworten liefern.

Andreas Zeller

In der Rubrik «Das Wort hat …» äussert

sich jeweils ein Vertreter / eine Vertreterin

einer beteiligten Religionsgemeinschaft

zum Thema der aktuellen «zVisite»-

Ausgabe. Diesmal: Andreas Zeller,

Synodalratspräsident der Reformierten

Kirchen Bern-Jura-Solothurn

Evangelisch-reformierte Monatszeitung, Bern

Herausgeber: Verein «saemann»

Auflage: 313 575 Exemplare

Redaktion: Samuel Geiser, Rita Jost, Martin Lehmann

Redaktionsadresse: «saemann», Postfach 7822

3001 Bern; Tel. 031 398 18 20, Fax 031 398 18 23

E-Mail: [email protected]

Internet: www.saemann.ch

Geschäftsleitung: Christian Lehmann, Jungfrau-

strasse 10, 3600 Thun, Tel. 033 223 35 85

E-Mail: [email protected]

Inserate: JahrhundertPress, Pf 7259, 3001 Bern,

Tel. 031 352 54 54, E-Mail: [email protected]

Abonnemente/Druck: Länggass Druck AG Bern,

Postfach 7062, 3001 Bern, Tel. 031 307 75 75

E-Mail: [email protected]

Wochenzeitung der röm.-kath. Pfarreien des

Kantons Bern, alter Kantonsteil

Herausgeberin: «pfarrblatt»-Gemeinschaft Bern

Präsident: Synes Ernst, Ostermundigen

Vizepräsident: Franz Scherer, Thun

Auflage: 53 600 Exemplare

Redaktion: Angelika Boesch, Jürg Meienberg

Redaktionsadresse: Redaktion «pfarrblatt»

Postfach 558, 3000 Bern 7, Tel. 031 327 50 50

Fax: 031 327 50 55

E-Mail: [email protected]

Internet: www.pfarrblattbern.ch

In Biel und Umgebung sowie Pieterlen erscheint

14-täglich der zweisprachige «angelus».Redaktion: Niklaus Baschung, Tel. 032 329 50 81

E-Mail: [email protected]

129. Jahrgang; erscheint 14-täglich

Herausgeber: Medienkomitee der Christkatholi-

schen Kirche der Schweiz

Redaktion: Redaktion Kirchenblatt,

Frau Jean Drummond-Young, Oberdorfstrasse 16

8408 Winterthur, Tel. 052 222 38 35

E-Mail Redaktion: [email protected]

Auflage: 7950 Exemplare

Druck/Abonnementsverwaltung:W.Gassmann AG, Druck und Verlag

Längfeldweg 135, 2501 Biel

Tel. 032 344 82 22

Abonnementspreis (In- und Ausland): Fr. 39.–

Internet: www.christkath.ch

Eine gemeinsame Dachorganisation der Musli-minnen und Muslime in der Schweiz existiert

bis jetzt nicht. Einer der Gründe hierfür ist die

grosse ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt

der MuslimInnen in der Schweiz. Nicht zuletzt des-

halb gibt es auch keine grössere muslimische Pub-

likation.

Die Frage einer übergreifenden Organisations-

struktur wird seit geraumer Zeit von verschiede-

nen muslimischen Gemeinschaften diskutiert.

Kontakt im Zusammenhang mit «zVisite»:Laila Sheikh ([email protected])

Herausgeberin: JM Jüdische Medien AG

Auflage: 6000 Exemplare

Chefredaktor: Yves Kugelmann

Berner Korrespondent: Peter Abelin

Redaktionsadresse: Postfach, 8027 Zürich

Tel. 044 206 42 22; Fax 044 206 42 10

E-Mail: [email protected]

Internet: www.tachles.ch

Anzeigenverwaltung:Dani Treuhaft ([email protected])

Tel. 044 206 42 00; Fax 044 206 42 17

Abonnemente: Gratisnummer 0800 849 100

E-Mail: [email protected]

Jahresabonnement: Fr. 164.–

Buchtipps

Und woran glaubst du?

Und woran glaubst du?Ein Buch über ChristInnen, Juden, Muslime,

Buddhistinnen und Hindus – kurz: über die

Mädchen und Buben von nebenan. Warum

beten andere Kinder anders? Wieso tragen

sie Kopfbedeckungen oder lange, bunte

Kleider? – Ohne zu werten, zeigt das Buch

detailliert und liebevoll die kleinen und gros-

sen Unterschiede, aber auch die vielen Ge-

meinsamkeiten der Religionen auf. Es gibt

darin viel zu entdecken: fantasievolle Spiel-

elemente, Klapp-, Dreh- und Standbilder.

Das Wort hat …

Mein Gebet

Kinder schon von klein auf mit der religiösen Vielfaltbekannt machen: Das wollen folgende Bücher. – Eine Auswahl von Angelika Boesch.

Emma Damon:

Gott, Allah, Buddha.

Und woran glaubst

du? Ein Klappbilder-

buch. Verlag Ga-

briel /Thienemann

Verlag 2002; Fr.18.–

(ab 5 Jahren)

Wieso? Weshalb? Warum?Kinder haben tausend Fragen: Wieso glau-

ben wir an Gott? Weshalb gibt es verschie-

dene Religionen? Warum sind wir auf der

Welt? Das Buch gibt auf diese Fragen diffe-

renzierte und behutsame Antworten. Es

führt in die Welt der Religionen ein, erklärt,

was Hindus, Buddhisten, Juden, Christen

und Muslimen wichtig ist, wie sie Feste fei-

ern und wie sie über Gott sprechen. Erklärt

werden auch Sachbegriffe.

Angela Weinhold:

Unsere Religionen.

Ravensburger

Buchverlag, 2003;

Fr. 25.–

(ab 7 Jahren)

Mensch sucht SinnFünf AutorInnen schreiben über fünf Kinder

und ihre Erlebnisse mit den Weltreligionen:

Shanon soll ihre Ferien mit ihrer Tante, einer

buddhistischen Nonne, verbringen. Scho-

scha hat unzählige Fragen zur jüdischen Re-

ligion. Simon flüchtet in eine Kirche, Tarik

begegnet dem Islam, und Kalpana hat kei-

nen blassen Schimmer vom Hinduismus. Die

Erzählungen zu den Weltreligionen sind so

vielfältig und spannend wie die Welt.

Mensch sucht Sinn.

Fünf Erlebnisse mit

den Weltreligionen.

174 Seiten mit Illus-

trationen. Verlag

Gabriel/Thiene-

mann, 2004; Fr. 23.–

(ab 10 Jahren)

Unglaublich, aber wahrIn Marrakesch geht die Kunde um, dass der

berühmte Märchenerzähler Said wieder in

der Stadt ist. Diesmal erzählt er jedoch kein

Märchen, sondern eine wahre, historisch

verbürgte Geschichte: Ende des 8. Jahrhun-

derts, zu Zeiten Karls des Grossen, wurde

ein Elefant von Bagdad nach Aachen ge-

bracht. Dass damals Araber, Juden und

Christen im friedlichen Nebeneinander im

Heiligen Land lebten, wird durch die Ge-

schichtsschreibung belegt.

Sigrid Heuck:

Der Elefant des

Kaisers.

Verlag Thienemann

2006, 254 Seiten;

Fr. 24.70

(ab 12 Jahren)

Theos ReiseEr ist ein Morgenmuffel, weil er jeweils bis

spät in die Nacht Bücher liest. Und dann

wird Theo schwer krank. In dieser Zeit

macht ihm Tante Marthe ein überraschen-

des Geschenk: eine Reise durch die Religio-

nen der Welt. In Rom und Jerusalem, New

York und Tokio trifft Theo auf kundige Füh-

rer, die ihm die Glaubensrichtungen erklä-

ren: vom Judentum bis zum Schamanismus,

von der Urkirche bis zum Mormonentum.

Catherine Clément:

Theos Reise.

Roman über die Re-

ligionen der Welt.

Reihe Hanser, dtv,

2004 (6. Auflage),

715 Seiten; Fr.17.60

(ab 14 Jahren)

HoffnungsvollWas wissen wir über die Religionen? Arnulf

Zittelmann, Autor zahlreicher bekannter Ju-

gendromane, stellt die Weltreligionen in ih-

rer faszinierenden Vielfalt vor. Bei allen Un-

terschieden weist er auch auf die Gemein-

samkeiten hin. Wertvoll in diesem Buch sind

nicht nur die detaillierten Beschreibungen

der Religionen, sondern auch die Weltkarte,

die Zeittafel und das ausführliche Register

im Anhang.

Arnulf Zittelmann:

Die Weltreligionen.

Mit Illustrationen

von Silke Henssel.

Verlag Campus

2002, 224 Seiten,

Fr. 31.70

(ab 16 Jahren)

Wie kommt eine junge Lehrerin dazu,

ein interreligiöses Kinderbuch zu

schreiben?

Ich habe an der Pädagogischen Hoch-schule Zürich studiert und musste dort imFach Religion eine Abschlussarbeit verfas-sen. Ich beschloss, eine Geschichte zuschreiben, in der Kinder Kindern aus an-dern Religionen begegnen können. Dassdaraus nun ein Buch geworden ist, ist eherein glücklicher Zufall!

Wieso spielt ausgerechnet

ein Schmetterling die Hauptrolle?

Schmetterlinge sind wunderschöne Tiere.Sie machen eine Metamorphose durch.Auch wir verwandeln und entwickeln unsständig. Menschen werden schöner, jemehr Lebensweisheit sie haben. Dasselbegilt auch für den Schmetterling im Buch:Er wird umso schöner, je mehr er weiss.

Was haben Sie beim Schreiben

des Buches gelernt?

Ich habe zu meinem Schrecken festge-stellt, dass ich fast gar nichts übers Juden-tum wusste. Und dass ich mich mit demIslam fast besser auskenne als mit demChristentum – obwohl ich christlich auf-gewachsen bin. Zudem war ich immerwieder erstaunt, wie viele Ähnlichkeitendie drei Buchreligionen – Christentum,Judentum, Islam – haben. Und wie schönjede Religion ist.

Und welches ist jetzt die einzig

richtige Religion?

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass es dasnicht gibt. Im Gegenteil: Wenn ich über-haupt von der einzig richtigen Religionreden kann, dann ist es die Gesamtheit al-ler Religionen. Ich glaube an Jesus – aberich glaube auch an alle anderen Prophe-ten, inklusive Mohammed. Ich finde dasKategorisieren in die verschiedenen Reli-gionen manchmal anstrengend. Der per-sische Mystiker Rumi sagte: «Für die, wel-che lieben, gibt es nicht Muslime, Christenund Juden.» Dieser Ansicht bin auch ich.

Haben Sie das Buch praktisch erprobt?

Noch nicht. Ich habe es für den nächstenFrühling geplant, denn ich möchte paral-lel zur Lektüre mit meiner Klasse Schmet-terlinge schlüpfen lassen. Meine Reli-gionsdozentin hat das Buch allerdings inder Rohfassung in ihrer Klasse erprobt.Ihre Kinder waren begeistert, sie liebtenden Schmetterling Papillon und warensehr offen und neugierig. Ich freue michdarauf, das Buch im Unterricht einzuset-zen. Interview: Angelika Boesch

Esther Lüem: Die Flügel des Papillons.

Entdeckungsreise zu den drei Buchreligio-

nen. Illustrationen von Sidonie Diener-

Meier. Zusammen mit Extraheft

Unterrichtshilfe. Verlag Pestalozzianum,

Zürich 2007; Fr. 45.–

Wissen verleiht Flügel

Papillon, der weisse Schmetterling, macht sich auf die Suche nach der richtigen Religion. Wo landet er? –Ein Gespräch mit Esther Lüem, 26, Autorin.

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hristkatholisches

Kirchenblatt

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8 DIE LETZTE zVisite 1·2008

«Woche der Religionen»

Bunte Vielfalt

Im November fand dieerste «Woche der Religio-nen» statt – mit rund 100Veranstaltungen in über40 Gemeinden. Wars einErfolg? – Fragen an HeinzHaab, Sekretär der organi-sierenden InterreligiösenArbeitsgemeinschaft inder Schweiz (Iras Cotis).

Die Woche der Religionen wollte

zur Plattform für Begegnungen

zwischen Menschen unterschiedlicher

Religionszugehörigkeit werden –

Ziel erreicht, Herr Haab?

Eine detaillierte Auswertung liegt nochnicht vor. Aber ich war beeindruckt vonder Vielzahl und der Bandbreite der Ver-anstaltungen: Sie reichte von Anlässen inSchulen über Theater- oder Filmvorfüh-rungen und Vorträge bis zu gemeinsa-men Gebeten.

Und es kamen nicht nur die Insider?

Ich war sehr erfreut über das grosse Me-dienecho. Inwiefern wir auch Menschenansprechen konnten, die sich bisher nichtmit interreligiösen Fragen befasst haben,ist schwer zu sagen. Ich glaube aber, dassschon allein die dezentrale Struktur dazubeigetragen hat, Leute einzubeziehen, diesonst eher auf Distanz sind.

100 Veranstaltungen in mehr

als 40 Gemeinden: Welches waren

die Highlights?

Persönlich habe ich die beiden Konzerte,die das Nouvel Orchestre de Genève inNeuenburg und Basel zum Thema «Mu-sik und Spiritualität» gab, als Höhe-punkte erlebt. In Zukunft sollte der Musikbei der Programmgestaltung noch mehrPlatz eingeräumt werden: Es gibt religiöseKreise, für die es einem Verrat am eigenenGlauben gleichkommt, wenn man sichüber andere Religionen schon nur infor-miert – für sie könnte es einfacher sein,über die Musik den Zugang zum anderenzu finden.

Im November 2008 kommts zur

zweiten Auflage: Wird das dezentrale

Konzept beibehalten, oder kommts

auch zu einem nationalen Event?

Es hat sich bewährt, dass wir in jedemKanton und jeder grösseren Stadt eineKontaktperson hatten. Nebst VertreterIn-nen von Religionsgemeinschaften warendarunter auch solche von staatlichen Stel-len – oft Integrationsdelegierte. So wirddokumentiert, dass es durchaus auch einePflicht des Staats ist, sich mit der Thema-tik auseinanderzusetzen. Was nationaleEvents betrifft, ist das eine Frage der Fi-nanzen. Ich fände es sehr schön, wennuns jedes Jahr ein anderer Kanton odereine andere Stadt einladen würde! pab

www.woche-der-religionen.ch

Heinz Haab, Sekretär

der Interreligiösen Ar-

beitsgemeinschaft in

der Schweiz (Iras Co-

tis), welche die erste

«Woche der Religio-

nen» organisiert hat

Fünf Kinder wachsen in religiös verschieden geprägten Familien auf: einer reformierten, einer katholischen, einer muslimischen, einerjüdischen und einer hinduistischen. Die Familien feiern die religiösen Feste und nehmen die Gebote ihres Glaubens ernst. Jedes Kind hateine Liebligsspeise, eine aktuelle Lieblingsmusik, übt ein Hobby aus und sammelt etwas.Finden Sie anhand folgender Hinweise heraus, wer was tut, hat, mag:• Das Kind, das Fussball spielt, mag am liebsten Kebab (Rindfleisch).• Der Judoka hat zum Fest seiner Beschneidung eine CD von «Stress» bekommen. Weil er sie nicht mochte, gab er sie seinem Kollegen.• Die junge Balletttänzerin lebt figurbewusst und liebt Hähnchen an Joghurtsauce.• Ein Mädchen hat früher zusammen mit seiner Kollegin am Donnerstag nach Schulschluss die Reitstunde besucht. Inzwischen hat siedas Hobby gewechselt. Jetzt hat sie zu diesem Zeitpunkt Konfirmationsunterricht.• Der «Greenday»-Fan mag Spaghetti pesto über alles.• Etwas befremdend ist, dass das Kind, das (Spar-)Schweinchen sammelt, ausgerechnet Schweinsbratwurst am allerliebsten isst.• Ein Junge und ein Mädchen sammeln Tiere: soweit die Gemeinsamkeit. Sie bemerken aber auch einen kuriosen Unterschied: Er mussbeim Gottesdienst seine Mütze abnehmen. Bei einem Gottesdienst ihres Glaubens müsste er die Mütze aufsetzen.• Die beiden Mädchen, die gerne «Shakira» und «50Cents» hören, erzählen einander, dass sie im Herbst zwei ganz unterschiedlicheFeste feiern: im September das ernste Neujahrsfest, das fröhliche Lichterfest Ende Oktober.• Ein Kind steht auf Pizza Margherita. Aber nicht dasjenige, das Fünfräppler sammelt, denn das mag keine Tomaten.• Das Kind, das Döschen sammelt, schenkt dem Autogrammsammler ein Autogramm seiner Lieblingsgruppe.Nun haben zwei Kinder einen gemeinsamen Auftritt: Cello und Balletttanz. Die Organisatoren über-legen sich ein Geschenk, an dem beide Freude hätten – nichts Musikalisches, eher etwas zum Sam-meln. Wie sieht das ideale Geschenk aus? Urs Hostettler

Mindestens so spannend wie Sudoku – aber lustiger, kniffliger, menschlicher.

Schicken Sie uns Ihre Antwort bis 14. Ja-nuar – elektronisch oder per Post:E-Mail: [email protected]: zVisite, Postfach 7822, 3001 Bern

1. Preis:

Der/die glücklichste aller Ratefüchse darfmit Familie und/oder FreundInnen (ma-ximal 8 Personen) auf einem «Foxtrail»nochmal seinen/ihren legendären Spür-sinn beweisen – und sich anschliessendbei einem Apéro über die Erfolge freuen.Foxtrails sind professionell organisierteSchnitzeljagden mit verzwickten Aufga-ben; es gibt sie in verschiedenen Regionender Schweiz (Wert: ca. Fr. 400.–)2.–30. Preis:

je ein Spiel «Anno Domini» (à Fr. 18.50)

Ein Ratespiel rund ums (inter)religiöse Aufwachsen

Das grosse «zVisite»-Rätsel