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Bachelorarbeit Total Quality Management im ... · Produkte einer Bank zu verkaufen, sondern vielmehr ein Konzept zu bieten, welches dem Kunden ermöglicht frei zu entscheiden, ob

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Fakultät Wirtschaft

Total Quality Management im Finanzdienstleistungswesen

am Beispiel der Deutschen Vermögensberatung AG

Bachelorarbeit

zur Erlangung des Grades eines Bachelor

der Fakultät Wirtschaft

der Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften

eingereicht bei M. Gundlach, Prof. Dr. (Wirtschaft)

T. Volkmann, Dipl.-Kfm. (Wirtschaft)

von Robert Wertmann

Angelica-Kauffmann-Ring 19

38446 Wolfsburg

Matr.-Nr. 30710111

Wolfsburg, den 19.05.2010

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I

Abstract

Mit der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwieweit Total Quality Management (TQM) in

einem Unternehmen Anwendung finden kann und welche Auswirkungen sowie

Voraussetzungen die Umsetzung in der Praxis aufweist (hier am Beispiel der Deutschen

Vermögensberatung AG). Nachdem die Grundlagen des TQM beschrieben sind, werden diese

auf das Finanzdienstleistungswesen konkretisiert. Ferner wird die Kundenzufriedenheit für den

langfristigen Unternehmenserfolg in einem zweiten Schritt als übergeordnetes Ziel des TQM

charakterisiert. Abschließend werden die gewonnen Erkenntnisse dazu genutzt, die

Anwendbarkeit des TQM-Programms zu bewerten. Ergebnis ist, dass sich das Konzept,

aufgrund der Struktur der DVAG, dort gut anwenden lässt. Dagegen erweist sich eine

Umsetzung des TQM-Programms bei den meisten Betrieben als äußert schwierig. Dies liegt

vorwiegend an Barrieren zwischen Abteilungen und Menschen, die Konfliktsituationen mit sich

bringen sowie an dem enormen Aufwand, welchen das TQM-Programm fordert.

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II

Inhaltsverzeichnis

Abstract ....................................................................................................................................... I

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................. IV

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................... V

1 Einleitung ............................................................................................................................. 1

1.1 Einordnung des Themas ............................................................................................... 1

1.2 Aufbau der Arbeit .......................................................................................................... 2

2 Vorstellung Deutsche Vermögensberatung AG .................................................................... 3

2.1 Entstehung und Entwicklung ......................................................................................... 3

2.2 Die Vertriebspolitik ........................................................................................................ 6

3 Total Quality Management (TQM) ........................................................................................ 8

3.1 Grundlagen ................................................................................................................... 8

3.1.1 Begriffsbestimmung ............................................................................................... 8

3.1.2 Entstehung und Grundidee .................................................................................... 9

3.1.3 Die drei Inhalte des TQM ..................................................................................... 10

3.1.4 TQM als integratives Unternehmensführungskonzept .......................................... 14

3.1.5 Die Grenzen und Fehlerquellen des TQM ............................................................ 18

3.2 Demings TQM-Programm ........................................................................................... 23

3.2.1 Unternehmensphilosophie nach W. E. Deming .................................................... 23

3.2.2 Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) .................................................... 24

3.3 EFQM und Business-Excellence ................................................................................. 29

4 TQM im Finanzdienstleistungsbereich ............................................................................... 31

4.1 Die Wettbewerbssituation ........................................................................................... 31

4.2 Dienstleistung als Produkt im Sinne des TQM ............................................................ 32

4.3 Der Dienstleistungsqualitätskreis ................................................................................ 36

4.4 Leistungserstellungsprozess im Finanzdienstleistungsbetrieb .................................... 38

4.5 Der Vermögensberater als Operator im Prozess ........................................................ 39

5 Kundenorientierung als Maßstab für Qualität ..................................................................... 41

5.1 Die Bedeutung der Kundenzufriedenheit .................................................................... 41

5.2 Das Dienstleistungsmarketing .................................................................................... 42

5.3 Kundenzufriedenheit als Garant für langfristigen Unternehmenserfolg........................ 44

5.4 Der Einfluss der Verhaltensqualität auf das Kundenurteil............................................ 46

6 TQM in der Praxis der Deutschen Vermögensberatung AG ............................................... 48

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III

6.1 TQM als integratives Unternehmungsführungskonzept am Beispiel der DVAG .......... 48

6.2 Die Umsetzung des Deming-Programms bei der DVAG ............................................. 52

6.3 TQM in der Praxis des Vermögensberaters ................................................................ 55

6.4 Steigerung der Kundenzufriedenheit durch Beratungsqualität .................................... 57

7 Zusammenfassung und Ausblick ....................................................................................... 58

Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 61

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IV

Abkürzungsverzeichnis

CWQC Company-Wide Quality Control-Konzept

DVAG Deutsche Vermögensberatung AG

EFQM European Foundation for Quality Management

FMEA Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse

KVP Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

PDCA Plan Do Check Act

TQM Total Quality Management

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V

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1.1: Aufbau der Arbeit ................................................................................................ 3

Abbildung 3.1: Total Quality Management ................................................................................ 10

Abbildung 3.2: Kontinuierlicher Verbesserungsprozess ............................................................ 26

Abbildung 4.1: Potential-, Prozess- und Ergebnisdimensionierung ........................................... 33

Abbildung 4.2: GAP-Modell der Dienstleistungsqualität ............................................................ 35

Abbildung 4.3: Der Dienstleistungsqualitätskreis ....................................................................... 36

Abbildung 6.1: Das Aufstiegssystem der DVAG ........................................................................ 49

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1

1 Einleitung

1.1 Einordnung des Themas

Um am Markt bestehen zu können ist die Unternehmensführung verpflichtet, den langfristigen

finanziellen Erfolg der Unternehmung sicherzustellen. Je intensiver und komplexer der

Wettbewerb ist, desto schwieriger gestaltet sich diese Aufgabe. Deshalb wenden Unternehmen

verschiedene Prozesse und Modelle an, um die Kundenzufriedenheit ermitteln zu können.

Dabei ist es wichtig ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass die stetige Ausrichtung an den

Bedürfnissen des Kunden zum Unternehmenserfolg führt. Exzellente Produkte und

leistungsbereite sowie loyale Mitarbeiter im erbrachten Service sollen eine solide und lukrative

Kundenbeziehung schaffen. Dadurch kommt es zu Wiederholungskäufen und

Weiterempfehlungen des Unternehmens durch eben diesen Kunden.

Somit nimmt die Bedeutung des Total Quality Managements (TQM) gerade im

Finanzdienstleistungssektor mehr und mehr zu. Dies hängt mit der Wettbewerbssituation in

dieser Branche zusammen. Durch Unternehmenszusammenschlüsse und das Entstehen neuer,

branchenfremder Institute im Bereich der Finanzdienstleistung besteht ein enormer

Wettbewerbsdruck. So können sich Finanzdienstleister dem Preiskampf nur dadurch entziehen,

indem sie sich durch Produkt- und Servicequalität von der Konkurrenz abheben. Zudem

benötigen Finanzdienstleistungen hohes Vertrauen von ihren Kunden. Somit ist es notwendig

durch einen hohen Grad an Produkt- und Beratungsqualität für die Zufriedenheit des Kunden zu

sorgen, umso die Kundenbindung zu erhöhen, die ausschlaggebend für Empfehlungen seitens

des Kunden ist. Empfehlungen werden eben nur dann gegeben, wenn Vertrauen da ist. In

diesem Zusammenhang spielt die Verhaltensqualität der Mitarbeiter von Finanzdienstleistungs-

unternehmen eine wichtige Rolle.

Durch das Bestreben des Hauptzieles, der Erreichung von Business-Ecxellence, setzen TQM-

Modelle wie das der European Foundation for Quality Management (EFQM) auf langfristigen

Unternehmenserfolg durch Kundenzufriedenheit. Voraussetzung dafür ist eine ständige

Verbesserung der Produkt- und Beratungsqualität.1 Die ständige Verbesserung der

Prozessqualität spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle und findet sich im

kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) des PDCA- oder Deming-Zyklus wieder.2

1 Vgl. Perger, E. (2002), S. 3. 2 Vgl. Pfeifer, T. (1996), S. 294.

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Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Auswirkung des ganzheitlichen

Managementansatzes des TQM-Modells auf die Kundenzufriedenheit und dabei speziell auf die

Kundenbindung sowie Weiterempfehlung des Unternehmens im Bereich der Finanz-

dienstleistung. Insbesondere soll dies am Beispiel der Deutschen Vermögensberatung AG

analysiert und praxisnah erläutert werden.

Ferner soll untersucht werden, inwieweit sich das TQM-Model in der praktischen Arbeit der

Mitarbeiter umsetzen lässt und welche Auswirkungen es auf deren Arbeitsweise darstellt. Dabei

soll die Frage geklärt werden, wie effektiv und praxisnah der Managementansatz tatsächlich ist

und mit welchem Aufwand er sich realisieren lässt.

1.2 Aufbau der Arbeit

Um die theoretischen Grundlagen und einzelnen Vertiefungen des TQM-Models besser

verstehen, analysieren und beurteilen zu können, werden diese am Beispiel der Deutschen

Vermögensberatung AG praktisch erklärt und weiter vertieft. Um die Übersichtlichkeit zu wahren

gliedert sich diese Arbeit deshalb in einen Theorie- und in einen Praxisteil.

Nachdem das Unternehmen Deutsche Vermögensberatung AG im zweiten Kapitel vorgestellt

ist, beschäftigt sich diese Arbeit im dritten Kapitel mit den Grundlagen des ganzheitlichen

Management Ansatzes des TQM. Dabei werden einzelne Begriffe definiert, Zusammenhänge

erläutert und besondere Aspekte hervorgehoben und vertieft. Weiterhin werden die

theoretischen Grundlagen des TQM-Programms im vierten Kapitel in Bezug auf das

Finanzdienstleistungswesen weiter vertieft.

Dabei werden Schwerpunkte gesetzt, die im Praxisteil, beginnend mit dem fünften Kapitel,

ausführlich beschrieben werden. Ferner soll bei der Anwendung des TQM-Models die

Kundengewinnung, -bindung und Weiterempfehlung des Unternehmens bzw. die

Kundenzufriedenheit als Zielsetzung definiert werden. Hierbei wird geprüft, wie wichtig dies für

ein Unternehmen in der Finanzdienstleistung ist und welche Priorität dem gegeben werden

sollte. Darauf folgt im sechsten Kapitel die Beleuchtung und Beurteilung der theoretischen

Grundlagen im Zusammenhang mit der praktischen Tätigkeit von Mitarbeitern der Deutschen

Vermögensberatung AG. Speziell geht es dabei um die Umsetzbarkeit der einzelnen

theoretischen Aspekte und Prozesse des TQM-Models.

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Desweiteren soll dargestellt werden, welche Auswirkungen die Umsetzung auf das Erreichen

der Zielsetzung hat, nämlich die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Hierbei wird im siebten

Kapitel besonders der Zusammenhang zwischen Aufwand und Erfolgsaussichten ermittelt und

zusammenfassend dargestellt.

Abbildung 1.1: Aufbau der Arbeit

Quelle: eigene Darstellung.

2 Vorstellung Deutsche Vermögensberatung AG

2.1 Entstehung und Entwicklung

Die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) wurde 1975 gegründet und ist ein

börsenunabhängiges Familienunternehmen. Ab dem 1.1.2003 wurde der Fortbestand der

Deutschen Vermögensberatung AG als unabhängiges Familienunternehmen durch die Bildung

einer Holdinggesellschaft auf Dauer sichergestellt. Der DVAG Konzern besteht aus der Allfinanz

DVAG, SVAG (Schweitzer Vermögensberatung), FVD Ges. für Finanzplanung und

Vermögensberatung Deutschland mbH, Der Vermögensberater Verlags- und Service GmbH,

Deutsche Vermögensberatung Bank AG Österreich, Turisvilas-Investimentos, S.A., Alisol-

Investimentos Imobiliarios e Turisticos, S.A., der Nationwide Investment Inc. und Allgemeine

Vermögensberatung Gesellschaft für Vermögensanlagen mbH.3

3 Vgl. DVAG (Hrsg.) (2010).

Aufbau der Arbeit

1. Theorieteil

Vorstellung Deutsche Vermögensberatung AG

TQM - Grundlagen und Vertiefung

TQM in der Finanzdienstleistung

2. Praxisteil

Kundenorientierung als Maßstab für Qualität

TQM in der Praxis der Deutschen Vermögensberatung AG

Zusammenfassung und Ausblick

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Gründer und Vorsitzender des Vorstands sowie Vorsitzender der Geschäftsleitung der

Deutsche Vermögensberatung Holding ist Prof. Dr. Reinfried Pohl. Er entwickelte das Konzept

der Allfinanzberatung. Seine Vision war, eine am Bedarf des Kunden orientierte,

branchenübergreifende Allfinanzberatung. Ziel war es, nicht einzelne Versicherungen oder

Produkte einer Bank zu verkaufen, sondern vielmehr ein Konzept zu bieten, welches dem

Kunden ermöglicht frei zu entscheiden, ob er z.B. seine Altersvorsorge mit einer

Rentenversicherung, einem Fondssparplan oder mit einem Mischprodukt, der fondgebundenen

Lebensversicherung, aufbauen will. Somit soll sichergestellt werden, dass der Kunde

bedarfsgerechte Produkte erhält.4

Die DVAG hat demnach klare Ziele und Bekenntnisse. Im Konzerngeschäftsbericht 2009 sind

diese zusammengefasst dargestellt:5

„Die Deutsche Vermögensberatung will bei ihren Kunden als vertrauensvoller Helfer in allen

Vermögensfragen gelten. Deshalb achten wir auf beste Qualität, eine optimale Beratung und

nicht zuletzt Menschlichkeit als Zeichen höchster Professionalität. Die Vermittlung von

Produkten ist immer nur eine Folge davon. So verwirklichen wir unser Konzept der Allfinanz:

alles aus einem Kopf, nicht alles aus einem Konzern, für alle eine gesicherte finanzielle

Vorsorge.“

Mit diesen Leitsätzen entwickelt sich die DVAG zum größten eigenständigen Finanzvertrieb und

bildet eine Berufsgemeinschaft, die auf Selbstständigkeit statt Abhängigkeit und Eigen-

verantwortung statt Kontrolle setzt. Sie versteht sich als Betreuungsgesellschaft für den

Vermögensberater, der in die Vertriebsstruktur der DVAG eingegliedert und in dieser tätig ist.

Der Vermögensberater wird von der Gesellschaft in seiner Arbeit unterstützt und gefördert.6

Dieser führt eine selbstständige Tätigkeit aus und ist somit Unternehmer im Unternehmen. In

der praktischen Arbeit gibt es zwei Wege zum Erfolg.

Der Vermögensberater hat deshalb zwei klar definierte Aufgaben: zum einen die Gewinnung

und Betreuung von Kunden und zum anderen die Gewinnung und Betreuung von Partnern. Da

in den meisten Vertrieben diese Aufgaben vorwiegend von unterschiedlichen Personen erfüllt

werden, unterscheidet sich die DVAG in diesem Punkt deutlich von anderen

Vertriebsorganisationen.

4 Vgl. Pohl, R. (2006), S. 6. 5 Vgl. O.V. (2010), S. 3. 6 Vgl. O.V. (2010), S. 2.

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Diese Kombination aus Kundenberatung und Vertriebsaufbau ist sowohl für die Gesellschaft als

auch für jeden Vermögensberater ein entscheidender Erfolgsfaktor. Ihm stehen dadurch zwei

Wege offen. Er kann sowohl in der Praxis Kunden gewinnen und betreuen, und zugleich

ergänzend als Manager tätig sein und dabei die höchste Karrierestufe im Beförderungssystem,

die des Direktionsleiters, erreichen.7

Somit ist jeder Vermögensberater Fachkraft im Beratungsbereich, sowie Führungsperson im

Unternehmen. Diese Kombination aus Führung und Ausführung in einer Person stellt einen

hohen Anspruch an den Vermögensberater. Zu diesem Zweck erfolgt die Ausbildung zum

Vermögensberater sowohl im Training on the Job als auch in Produktschulungen und

Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung. Auf der anderen Seite ist der Managementanspruch

nicht zu vergleichen mit dem eines Unternehmens in der Produktion. Die Unternehmens-

steuerung erfolgt auf kurzen Wegen, da nicht eine Vielzahl von verschiedenen Abteilungen

vorliegt. Dadurch können Entscheidungen schnell getroffen und in die Tat umgesetzt werden.

Jeder Vermögensberater erhält zu Beginn seiner Tätigkeit die Unternehmensleitsätze, die ihm

dabei helfen sollen, im Bereich des Managements die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Neben den Grundsätzen der Geschäftspolitik sind klare und übergeordnete Unternehmensziele

aufgeführt. Dies spiegelt den Grundgedanken des ganzheitlichen Managementansatzes des

TQM wieder.

Als Vision und Ziel setzt sich die DVAG, die Marktführerschaft als Nr.1 der eigenständigen

Finanzvertriebe weltweit. Dies soll durch ein jährliches Wachstum im zweistelligen

Prozentbereich erreicht werden. Außerdem soll der Begriff Vermögensberatung in Deutschland

untrennbar mit der DVAG verbunden sein. Dabei soll der Vermögensberaterberuf im Ansehen

der Bevölkerung an den des Hausarztes herangeführt werden. Abschließend gilt es dabei, dass

die Positionierung bei den wichtigsten Partnergesellschaften als deren bedeutsamster

Vertriebsweg angestrebt wird. Dies ist durch einen überdurchschnittlichen Anteil an

Neugeschäft und Bestand anzustreben.8

Im Zusammenhang des TQM eignet sich die DVAG sehr gut als Beispielunternehmen. Dies

liegt an dem Zusammenspiel der Wettbewerbssituation in der Branche der Finanzdienstleitung

und der damit verbundenen Priorität auf das Erreichen eines möglichst hohen Grades der

Kundenzufriedenheit und der Kundenbindung.

7 Vgl. O.V. (2006), S. 31. 8 Vgl. O.V. (2005), S. 5ff.

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Die gute Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen sollte im Sinne des TQM, durch

Produkt- und Servicequalität hergestellt und weiter gepflegt werden. Somit sollte das Anwenden

des TQM für die DVAG eine besondere und maßgebende Rolle spielen. Im 6. Kapitel dieser

Arbeit soll verstärkt auf diesen Aspekt eingegangen werden. Dabei werden Beispiele genannt,

die belegen, welche Methoden und Grundsätze des TQM bereits Anwendung im Unternehmen

DVAG finden und an welchen Stellen diese in der Umsetzung Lücken aufweisen. Hierbei soll

ferner erläutert werden, mit welchem Erfolg eine Umsetzung des TQM möglich ist und was die

nötigen Voraussetzungen dafür sind.

2.2 Die Vertriebspolitik

„Eine Unternehmung lebt nicht von dem, was es produziert, sondern von dem was es verkauft.“9

Der Vertrieb ist dafür Verantwortlich, dass Produkte und Dienstleistungen vom Kunden in

Anspruch genommen werden. Wichtig ist dabei, dass der Kunde letztendlich zufrieden mit dem

erworbenen ist. Die Tätigkeit des Vermögensberaters spiegelt eben diese Definition wieder.

Von der Kontaktaufnahme zum Kunden über die Beratung bis hin zum Abschluss, gefolgt von

dauerhafter Betreuung und Partnerschaft ist der Vertriebsweg einzig und allein durch die

Aktivität des Vermögensberaters sichergestellt.

Die Entscheidung über den Vertriebsweg einer Unternehmung ist eine Management-

entscheidung. Diese hat einen langfristigen Charakter und stellt einen grundsätzlichen

geschäftspolitischen Beschluss dar. Die Vertriebsorganisation ist ein wettbewerbspolitisches

Instrument. Diese Absatzmethode hat Auswirkungen auf die Kosten- und Ertragsstruktur, und

beeinflusst quantitative und qualitative Mitarbeiterpotentiale, sowie das Image eines Betriebs.

Die DVAG setzt dabei auf Zweigstellen als traditionelle Vertriebsform im stationären Vertrieb.

Außerdem stellt sie den mobilen Vertrieb im Bankaußendienst ihrer Partner (z.B. Deutsche

Bank) dar. Das Kreditgewerbe wird unterdessen mit stetig steigenden Personal- und

Sachkosten konfrontiert. Durch die Einbuße im zinsabhängigen Geschäft ist es für viele Institute

schwer, fixe Kosten lediglich durch die Vermittlung von Versicherungen und Bausparverträgen

zu kompensieren.10

9 Lacocca, L., zit. nach Ackerschott, H. (2002), S.2. 10 Vgl. Betsch, O. (1989), S. 13f.

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Zweigstellen werden somit zu einem Belastungsfaktor für viele Banken und Sparkassen. Auch

für Vermögensberater der DVAG fallen diese Kosten an. Da jeder Vermögensberater der DVAG

gleichzeitig Unternehmer ist, trifft dieser eigene Entscheidungen über Standortwahl und

Aufmachung der Zweigstelle. Vorgaben seitens der DVAG gibt es nicht. Abhängig vom

Eigenkapitalpotenzial des Vermögensberaters bzw. der Gruppenstärke am jeweiligen Standort

und des nötigen Bedarfs, werden Räumlichkeiten gewählt.

Der zweite bereits erwähnte Vertriebsweg, der des Außendienstes, wird zusätzlich genutzt. Je

nach Kundenwunsch können Beratungstermine im Büro oder auch beim Kunden daheim

durchgeführt werden. Der klassische Bankaußendienst wird von Kreditinstituten in der Regel

kaum noch genutzt. Der Trend geht eher in Richtung von Kooperationen zwischen Banken und

Allfinanzunternehmen. Beispielsweise wird die Deutsche Vermögensberatung als mobiler

Vertrieb der Deutschen Bank bezeichnet. Diese Kooperation birgt, auf kollegialem Niveau, für

beide Seiten erhebliche Vorteile. Auf der einen Seite werden Kosten eines zusätzlichen eigenen

Außendienstes gespart. Auf der anderen Seite wird der Vermögensberater in seiner

Qualifikation im Bereich der Privat- sowie Firmenkundenbetreuung deutlich aufgewertet. Da er

durch vorhandene Infrastruktur (Geldautomaten der Deutschen Bank) und auch

Serviceleistungen seitens der Deutschen Bank profitiert. So ist es möglich, vorhandenes

Potential zu nutzen, um in einer Art Synergieeffekt seine Wettbewerbssituation weiter

auszubauen.11

11 Vgl. Betsch, O. (1989), S. 17f.

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3 Total Quality Management (TQM)

3.1 Grundlagen

3.1.1 Begriffsbestimmung

Total Quality Management ist ein Unternehmensführungskonzept, welches als Voraussetzung

für die erfolgreiche Umsetzung ganzheitliches Denken und Handeln erfordert. Dies wird in der

Praxis oft unterschätzt.12 Nach DIN ISO 8402 (Deutsches Institut für Normung) wird der Begriff

wie folgt verstanden. „Total Quality Management (TQM) ist eine Führungsmethodik, welche auf

der Mitwirkung aller Mitglieder der betreffenden Organisation beruht, Qualität und

kontinuierliche Verbesserung in den Mittelpunkt stellt und durch Zufriedenstellung der Kunden

auf langfristigen Geschäftserfolg sowie auf Nutzen für die Mitglieder der Organisation und für

die menschliche Gesellschaft zielt.“13

Allerdings ist in der Fachliteratur eine einheitliche Definition nicht zu finden. Vielmehr herrschen

dort lediglich Umschreibungen und Erklärungen charakteristischer Merkmale des TQM vor.

Anders als in der Qualitätssicherung geht es in dem typischen TQM-Konzept nicht um das

richtige Anwenden von Verfahren (Effizienz), sondern vielmehr um Effektivität. In Bezug auf das

Verwirklichen von Kundenbedürfnissen bedeutet dies, nicht nur die Dinge richtig zu machen,

sondern die richtigen Dinge zu machen. Die Priorität des Handelns wird also auf die

Ausrichtung der Kundebedürfnisse gesetzt.

Folglich bedeutet dies, dass der langfristige Unternehmenserfolg nur dann gewährleistet ist,

wenn der Kunde auf Dauer zufriedengestellt ist. Dementsprechend wird TQM als

Führungsmethode betrachtet, die genau darauf ausgerichtet ist, die Bedürfnisse des Kunden zu

erfüllen. Dies geschieht durch einen ständigen Verbesserungsprozess, um dem Ziel des

langfristigen Erfolges immer näher zu kommen. Konkret wird dabei Qualität in den Mittelpunkt

gestellt, sodass alle Prozesse in der Unternehmung hochwertig bzw. fehlerfrei ablaufen. Dabei

zählt die Unternehmensführung auf das Mitwirken aller Mitglieder der Unternehmung zur

Realisierung dieses Zieles. Angetrieben von der Unternehmensführung entsteht so ein

einheitliches Konzept, welches Führung und Umsetzung (Denken und Handeln) von oben nach

unten (Top-Down) über alle Hierarchieebenen der Unternehmung miteinander verknüpft. In

kleinen aber doch stetigen Schritten wird dadurch ein immer höherer Standard der Qualität

erreicht.

12 Vgl. Honegger, J./Vettiger, H. (2005), S. 7. 13 Deutsches Institut für Normung: DIN ISO 8402, zit. nach Perger, E. (2002), S. 15.

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Dadurch kann das Unternehmen langfristig Kundentreue sichern und neue Kunden gewinnen.

So wird sichergestellt, dass sowohl der Kunde als auch jedes Mitglied der Organisation und

auch die Gesellschaft höchstmöglichen Nutzen aus der Unternehmung zieht.14

3.1.2 Entstehung und Grundidee

Total Quality Management taucht erstmals in den 80er Jahren als Fachbegriff auf. Seinen

Ursprung findet er in dem bereits 1961 entwickelten Total Quality Control-Ansatz des

Amerikaners Feigenbaum. Diesen Ansatz greift der Japaner Ishikawa auf und entwickelt daraus

1968 das Company-Wide Quality Control-Konzept (CWQC), wobei dieses erweiterte Konzept

sein Augenmerk stärker auf das Einbeziehen der Mitarbeiter und der Gesellschaft auf allen

Ebenen des Unternehmens legt. Der grundlegende Denkansatz, die Ausrichtung der

Unternehmensphilosophie auf Qualität, ist hierbei von den Theorien und Ansichten

verschiedener Experten wie z.B. Deming, Juran und Crospy abgeleitet. Somit wird TQM als die

umfangreichste (Qualitäts-) Strategie angesehen.15

Schon in den 50er Jahren entwickelt W. E. Deming diese Strategie, welche als Demings

Management-Programm bezeichnet wird und in Japan erstmals Anwendung findet. Sie besteht

aus mehreren Teilen, welche zusammengenommen eine einheitliche, Unternehmenscharakter

durchdringende und formende Struktur aufweisen. Diese Philosophie Demings erweist sich als

Grundlage des TQM und zieht sich wie ein roter Faden durch das Konzept.

Geprägt ist der Ansatz von drei Grundhaltungen, welche als Voraussetzungen für die

erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes gelten.

1. Jede Aktivität kann als Prozess aufgefasst und entsprechend verbessert werden.

2. Problemlösungen allein genügen nicht, fundamentale Veränderungen sind erforderlich.

3. Die oberste Unternehmensleitung muss handeln, die Übernahme von Verantwortung ist

nicht ausreichend.

Von dieser Denk- und Anschauungsweise ausgehend entwickelt sich der ganzheitliche

Management Ansatz des TQM.16 Auch in Europa hat TQM bereits Fuß gefasst. So vergibt die

European Foundation for Quality Management (EFQM) nationale Qualitätspreise für

europäische Modelle eines umfassenden Qualitätsmanagements. So findet das EFQM-Modell

als TQM-Ansatz in vielen europäischen Betrieben eine breite Anwendung.17

14 Vgl. Perger, E. (2002), S. 14f. 15 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 327f. 16 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 41f. 17 Vgl. Zink, K. J. (2004), S. 9.

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3.1.3 Die drei Inhalte des TQM

Um TQM in seinem ganzheitlichen Umfang besser verstehen zu können, ist es hilfreich, die drei

einzelnen Bestandteile des Modells zu betrachten.

Abbildung 3.1: Total Quality Management

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an: Kamiske, G. F./Umbreit, G. (2008), S. 12.

Diese drei Bestandteile bilden das Grundgerüst des TQM, wobei jeder einzelne Teil ebenso

wichtig ist wie der andere. Sie unterteilen sich in den umfassenden Charakter (Total), Aspekte

der Qualität, sowie das Management in Bezug auf Führung des Unternehmens (Leadership).18

So ergibt sich der ganzheitliche Managementansatz des „Qualitätsmanagements“. Hierbei rückt

der Mensch in den Vordergrund. Somit beginnt die Arbeit direkt beim Kunden.

Folglich sollten die Erwartungen und Erfahrungen des Kunden bekannt sein und als Maßstab

für Produkte und Dienstleistungen für alle Mitarbeiter im Unternehmen dienen. Dadurch können

maßgeschneiderte Produkte bzw. Dienstleistungen angeboten werden, die dann vom Kunden in

Anspruch genommen werden, weil sie qualitativ dessen Vorstellungen entsprechen.19 Somit

wird die gesamte Wertschöpfungskette auf externe und interne Kundenanforderungen

ausgerichtet. Alle Prozesse im Unternehmen werden zu diesem Zweck in kleine

Teilleistungsprozesse aufgeteilt. Zwischen den einzelnen Prozessgruppen herrscht eine

Kunden-Lieferantenbeziehung.

18

Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 328. 19 Vgl. Kamiske, G. F./Umbreit, G. (2008), S. 11f.

Q

M

T

Total:

• alle machen mit • alle sind gut informiert

Quality:

• der Arbeit • der Prozesse • des Unternehmens • der Produkte

Management:

• Vorbildliches führen und im Zweifelsfalle für Qualität entscheiden

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Da das oberste Ziel die Erfüllung von Wünschen, Erwartungen und Bedürfnissen externer und

interner Kunden ist, werden nur i.O.-Teile produziert, weitergegeben und angenommen. Das

heißt, nur Teile die im Sinne der Qualitätsvorgaben in Ordnung (i.O.) bzw. fehlerfrei sind,

werden akzeptiert. Im Bereich der Forschung und Entwicklung scheint sich dies allerdings als

ein unmögliches Unterfangen herauszustellen. Bei Projekten die abhängig von Innovationen

und Kreativität sind, kann es kaum zum Austausch von Ergebnissen bzw. Produkten kommen,

die im oben genannten Sinn i.O. sind. Ideen und Projekte werden dort auch dann

weitergegeben, wenn sie nicht abgeschlossen und völlig ausgereift sind. Somit muss in diesem

Bereich ein entsprechendes Feingefühl bzw. eine andere Handhabung des

Qualitätsverständnisses herrschen. Bei der Entwicklung werden somit auch nicht ausgereifte

und ganz fertige Produkte im Zusammenhang des Leistungserstellungsprozesses zwischen den

einzelnen Prozesskettengliedern oder Stationen ausgetauscht.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine kollegiale Beziehung zwischen den einzelnen Gliedern

der Prozesskette besteht. Somit sollte die Verhaltensqualität, in Bezug auf den Umgang

miteinander, dementsprechend ebenfalls einen hohen Grad aufweisen. Ansonsten kann es zu

Spannungen zwischen den einzelnen Gliedern innerhalb der Prozesskette kommen. Das

gemeinsame Ziel der Verbesserung der Qualität im Leistungserstellungsprozess gilt es dabei in

den Vordergrund zu stellen. Um die Situation der internen Kunden-Lieferantenbeziehung zu

entschärfen, werden somit Toleranzen mit unterer und oberer Toleranzgrenze festgelegt.

Daraus ergibt sich ein gewisser Spielraum für Annahmekriterien von produzierten Teilen.

Beispielsweise werden in der Produktion Werte festgelegt, die Maße und Normen von Teilen in

der Fertigung vorgeben. Logischerweise müssen diese den Vorgaben entsprechen, um

weiterverarbeitet werden zu können. Je höher der Anspruch an die Qualität ist, desto höher ist

auf der anderen Seite der Aufwand.

Dies hat Auswirkungen auf die Produktivität und die Effizienz. Zum Beispiel ist durch den

Einsatz der in Kapitel 3.2.2 genannten Qualitätsregelkarten (Control Chart) ein erhöhter und

zusätzlicher Aufwand nötig. Dies wirkt sich sowohl negativ auf die Arbeitsleistung, als auch auf

die Stimmung der Beschäftigten aus, zumal der nötige Mehraufwand keine entsprechend

höhere Entlohnung der ausgeführten Tätigkeiten mit sich bringt. Die Anschauungsweise des

Leistungserstellungsprozesses als Prozesskette mit interner Kunden-Lieferantenbeziehung wird

als Prozessorientierung bezeichnet. Es beruht auf Null-Fehler-Qualität und setzt ständige

Verbesserung (Continuous Improvement) sowie vorbeugendes Verhalten voraus. Andernfalls

würde der Ansporn, Fehler zu vermeiden, fehlen.

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Auf der anderen Seite sollen Fehler nicht als Hindernisse gesehen werden, sondern als Chance

zur Verbesserung. Um dies zu bewerkstelligen ist es allerdings dringend notwendig Fehler zu

erkennen. Fehler dürfen somit gemacht werden, müssen dagegen aber auch erkannt und

behandelt werden. Würde dies nicht geschehen, wäre die langfristig gesehene Folge daraus ein

erhöhter Aufwand durch Nachkontrollen sowie Nachbearbeitung und Reklamationen. Damit

stehen erhöhte Kosten in Verbindung. Das Vermeiden von Fehlern involviert damit eine

Einsparung in Form von Zeit, Material, Arbeitskraft und damit zusammenfassend von Kosten.

Ziel des TQM ist es weiterhin, Kosten zu senken, indem Nachkontrollen und vor allem

Nachbearbeitungen weitgehend vermieden werden. Um dies zu erreichen gilt es, nach Ansicht

des TQM, im Vorfeld Investitionen zu tätigen, die genau dieselben Faktoren beinhalten. Um

langfristig Zeit zu sparen, muss also im Vorfeld Zeit investiert werden. Eben dasselbe Prinzip

findet auf andere Faktoren, wie Material oder Arbeitskraft seine Anwendung. Diese Strategie

setzt also darauf, Fehler vorauswirkend zu vermeiden. So werden Teile des Marktmechanismus

in das Unternehmen getragen. Durch diese Kundenorientierung wird eine hohe Anforderung an

Qualität sichergestellt, um Kosten zu senken und die Kundenzufriedenheit zu steigern.20

Auf der anderen Seite steht der Mitarbeiter, ohne den eine Belieferung oder Bedienung des

Kunden unmöglich ist. Dies ist die zweite große Gruppe im Qualitätsmanagement. Je höher die

Anzahl der Mitarbeiter, desto höher steigt der Anonymitätsgrad des einzelnen. So soll

beispielsweise der Mitarbeiter an einer Produktionsanlage nicht nur für seine Arbeitskraft in der

jeweiligen Tätigkeit, sondern vielmehr auch für geistige Arbeiten und Fähigkeiten entlohnt

werden. Aufgabe des Mitarbeiters ist also nicht nur das Ausführen stumpfer Tätigkeiten,

sondern auch das Mitdenken. Verbesserungsvorschläge und die Optimierung der Vorgänge

sollen vom Mitarbeiter erarbeitet und weitergegeben werden. Dies führt dazu, dass der

Informationsfluss im Unternehmen an Wichtigkeit zunimmt.

Allerdings kann es in der Praxis zu erheblichen Kommunikationsstörungen kommen, da

zwischenmenschliche Spannungen und Konflikte vorprogrammiert sind, wenn eigene Ziele und

Vorteile durchgesetzt werden. So kann es durchaus passieren, dass zwischen Abteilungen

erhebliche Barrieren in der Kommunikation auftauchen. Dies äußert sich z.B. durch das

Vorenthalten von Informationen oder das strikte Beharren auf Zuständigkeiten. Gründe dafür

können Ressourcenknappheit innerhalb von Abteilungen (Nicht können) und die mangelnde

Bereitschaft von Kooperation (Nicht wollen) sein. Je größer ein Unternehmen ist, desto

spezifischer sind die Aufgaben der einzelnen Abteilungen.

20 Vgl. Adam, D. (1998), S. 80f.

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Durch Zielvorgaben innerhalb von Abteilungen und einem straffen Zeitplan ist die Umsetzung

der abteilungsübergreifenden Kooperation sehr eingeschränkt. Zudem ist es allzu menschlich,

dass Angestellte mit leitender Funktion Vorteile der eigenen Abteilung durch das Ausspielen

ihrer Machtsituation durchsetzen wollen. Somit sind Konflikte und Spannungen

vorprogrammiert. Dies bezieht sich nicht nur auf Abteilungen, die konkurrierende Ziele

aufweisen, wie die Investition im Kundendienst (führt zu mehr Kosten) im Zusammenhang mit

dem Ziel der generellen Kostensenkung, sondern auch zwischen Abteilungen die eine

Zielinterdependenz aufweisen (unabhängige Ziele, wie Senkung der Umweltbelastung &

Sicherung des Arbeitsplatzes). Da jede Abteilung mehr oder minder unabhängig von den

anderen Abteilungen agiert, ist jede Abteilung in der Regel auch eher auf eigene Vorteile

bedacht. Diese Konkurrenzsituation im Bezug auf eigene Interessen, die natürlich auch

zwischen den einzelnen Mitarbeitern innerhalb von Abteilungen besteht, erschwert die

Umsetzung von TQM in bedeutendem Maße. Weiterhin erzeugen Meinungsverschiedenheiten

zwischen Angestellten, insbesondere in Bezug auf leitende Angestellte, ein zusätzliches

Konfliktpotenzial.

Abhängig vom Ziel der einzelnen Tätigkeit, steigt mit wachsender Selbstständigkeit auch die

Verantwortung des Mitarbeiters. Durch Übernahme von Verantwortung steigt das Interesse an

der Tätigkeit. Der Mitarbeiter wird angespornt, über geleistete Arbeit nachzudenken, zu

reflektieren und Verbesserungen vorzunehmen. In der Praxis bringt dies allerdings auch

Konflikte mit sich, da es sich für Führungspersönlichkeiten, wie z.B. Abteilungsleiter, in der

Regel eher als schwierig erweist Verantwortungen zu übertragen und zu delegieren. Das

Beharren auf die eigene Machtposition gilt dabei als größte Barriere.

Um diesen Prozess, der Integration der Unternehmensleitlinien ins Unternehmen, umsetzen

bzw. durchsetzen zu können, sind Schulungen und Weiterbildungen notwendig, die wiederrum

Kosten mit sich bringen. Dennoch ist es wichtig, dass Mitarbeiter neben dem Training „on the

job“ (am Arbeitsplatz) auch speziell ausgewählte Themen in Form von Lehrmaßnahmen

behandeln, um das nötige Verständnis für den umfassenden Charakter des Begriffs Total (alle

machen mit) zu erlangen.21

Diese klaren Grundpfeiler der Kunden- und Prozessorientierung werden vom Management-

verhalten geprägt. Somit bildet das Management die dritte Säule des TQM. Nach dem Top-

Down-Ansatz soll die Philosophie des TQM von der Führungsebene sowohl vorgelebt als auch

vollständig umgesetzt werden. Die Funktionsfähigkeit des TQM-Konzeptes hängt damit vom

Managementverhalten ab.

21 Vgl. Kamiske, G. F./Umbreit, G. (2008), S. 11ff.

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Denn dort werden die Randbedingungen und Grundsteine gesetzt, in der eine

Verbesserungskultur entstehen kann. Das Management ist dafür verantwortlich, dass ein

Umfeld geschaffen wird, welches den Mitarbeitern erlaubt, sich voll in den

Qualitätsverbesserungsprozess einzubringen.22

3.1.4 TQM als integratives Unternehmensführungskonzept

Qualität ergibt sich, wie bereits in Kapitel 3.1.3 eingeführt, aus dem Zusammenspiel von

Technik und Geisteshaltung. Dies bedeutet auf den technischen Bereich bezogen, aus

ausgereiften Produkten, qualitätsfähigen Prozessen und der Anwendung von Qualitäts-

techniken. Allerdings erweist es sich als äußerst schwierig, dieser Aufgabe gerecht zu werden,

da beispielsweise Spezialisten auf dem Gebiet der Technik oftmals andere Prioritäten setzten

würden als das betriebswirtschaftlich denkende Management. Somit muss das Management

auch ein umfassendes Verständnis für technische Gegebenheiten mit sich bringen. In diesem

Sinne ist der Informationsfluss, ausgehend vom Leistungserstellungsprozess in Richtung Top-

Management (Bottom-Up) besonders wichtig. Das Management ist also aufgefordert diesen

Informationsfluss herzustellen, um bedarfsgerecht entscheiden zu können. Zu diesem Zweck

eignet es sich, die Besetzung des Managements so zu wählen, dass sowohl Fachleute der

Wirtschaft, als auch des technischen Bereichs vertreten sind. Ebenso wichtig wie die Technik ist

die Geisteshaltung, welche ein qualitätsorientiertes Management, lebenslanges Lernen,

Motivation zur Qualitätsarbeit in allen Ebenen und Ehrlichkeit beim Umgang mit Fehlern

beinhaltet.23

Aufgabe des Managements ist es, sich darum zu kümmern, dass sich Technik und

Geisteshaltung durch eine erfolgreiche Umsetzung vereinen. Nur so kann sich das TQM-

System innerhalb der Unternehmung förderlich entfalten. Somit spielen verschiedene Aspekte

in den Grundvoraussetzungen die eine Unternehmung mit sich bringt eine maßgebende Rolle

für den Einsatz von TQM. Da dieser mit einem erhöhten Potential von Arbeitskraft, einem

enormen zusätzlichen Zeitaufwand und erheblichen Kosten in Verbindung steht, können sich

viele Unternehmen, besonders kleinere Betriebe, ein umfangreiches TQM aus Kostengründen

gar nicht leisten. Die Abschätzung von Potentialen sowie die Prioritätensetzung sind Abhängig

von der wirtschaftlichen Situation einer Unternehmung. Insofern spielt die Prioritätensetzung der

Unternehmensleitung, unter Berücksichtigung und Abschätzung des notwendigen Aufwandes,

eine entscheidende Rolle in Hinblick darauf, ob das TQM-Programm im Unternehmen zum

Einsatz kommen soll.

22

Vgl. Adam, D. (1998), S. 80f. 23 Vgl. Kamiske, G. F./Umbreit, G. (2008), S. 25.

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Ganzheitliches Management bedeutet in diesem Zusammenhang, die Steuerung produktiver

sozialer Systeme, wie es in einem Unternehmen der Fall ist. Eine zielgerichtete Steuerung kann

nur dann erfolgen, wenn die derzeitige Situation klar ist. Folglich entscheidet die

Unternehmensleitung über den Einsatz von TQM, abhängig von den Grundvoraussetzungen

des Unternehmens. Sowohl in kleinen als auch in größeren Betrieben, wird die Umsetzung zum

einen an der Kostenfrage scheitern und zum anderen an der nahezu unmöglichen Umsetzung

des TQM-Programms.

Wie in Kapitel 3.1.3 beschrieben, behindern zum einen zwischenmenschliche Konflikte und

Barrieren die Umsetzung des TQM und zum anderen die Prioritätensetzung des Managements.

In Bezug auf die in Kapitel 3.1.5 beschriebenen Grenzen und Fehlerquellen des TQM werden

viele Unternehmen eher auf TQM verzichten wollen, als nach Fehlern und Ursachen zu suchen,

warum sich das Programm nicht umsetzen lässt. Kleinere Betriebe haben dabei den Vorteil,

dass eine etwas bessere Übersicht besteht, als in größeren Unternehmen mit verschiedenen

Abteilungen und Unterabteilungen. Allerdings könnte es sich beispielsweise für ein

Bauunternehmen mit zehn Mitarbeitern kaum lohnen zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, die

sich ausschließlich der Umsetzung des TQM widmen. Somit wird auch hierbei deutlich, dass die

Prioritätensetzung des Managements entscheiden für den Einsatz von TQM ist.

Im Sinne des TQM als Führungsmethode geht es in erster Linie darum eine

Unternehmenspolitik zu entwickeln. Top-Down entsteht eine Unternehmensvision, die

Unternehmenswerte berücksichtigt und beginnend bei der Unternehmensmission ein

übergeordnetes Leitbild schafft. Darauf aufbauend gibt die Unternehmensleitung diese Werte,

Kultur und Vision an die Mitarbeiter weiter. Die Denkrichtung und Unternehmensphilosophie

werden in strategischen Zielen verfolgt. So entstehen Projekte, Pläne und operative Ziele, die in

verschiedenen Prozessen verwirklicht werden. Die operative Planung wird durch die

Identifikation mit der Unternehmenskultur gelenkt und anschließend (Bottom-Up) ausgeführt

und darüberhinaus bewertet. So entsteht eine Kommunikation durch Kooperation zwischen der

Festlegung von Maßnahmen, ausgehend vom Management, und deren Umsetzung mit

entsprechender Bewertung und Verbesserung vom Operator. Dieser ist direkt am Prozess tätig

und gibt Informationen Bottom-Up weiter. Unterstützt wird diese Vorgehensweise z.B. durch die

in Kapitel 3.2.2 beschriebene FMEA-Methode, die im KVP des Deming-Zyklus zum Einsatz

kommt.24

24 Vgl. Ebel, B. (2003), S. 174.

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Desweiteren ist Aufgabe des ganzheitlichen Managements im Sinne von TQM, die klare

Weiterentwicklung der Führungsposition von der Haltung des „Befehlshabers“ hin zum „Coach“.

Kooperation durch Kommunikation wird dabei groß geschrieben. Anstelle von

Zwangsmaßnahmen bei falschen Entscheidungen oder Handlungen treten Hilfestellungen und

Problemlösungen zur Verhaltensänderung. Ferner sollte die Unternehmensführung die

Philosophie des TQM vorleben, statt vorbeten. Diese klare Zielsetzung der ständigen

Verbesserung ist an die Mitarbeiter des Unternehmens über alle Hierarchiestufen zu tragen.

Dieser mitarbeiterorientierte Führungsstil involviert die Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse

und überträgt somit Verantwortung. Dadurch entsteht eine Identifikation mit dem Unternehmen

und deren Leitlinien.25

Dadurch ergibt sich eine Verschiebung der Umsetzung von Qualitätsanforderungen durch die

neue Qualitätsphilosophie, von der klassischen Qualitätssicherung hin zu jedem einzelnen

Mitarbeiter der im Prozess tätig ist. Durch die Bildung von Teams werden so Fehler

systematisch erkannt und abgestellt. Diese Leistungen sollten von der Unternehmensführung

durch Auszeichnungen und Belobigungen anerkannt werden.

Durch diesen ganzheitlichen Ansatz und der Verpflichtung der Unternehmensleitung kann das

TQM-Konzept bedeutende Veränderungen bewirken. Insbesondere durch ständige, fördernde

Begleitung des TQM-Prozesses im Unternehmen und durch das Vorleben der stetigen

Qualitätsverbesserung im täglichen, persönlichen Auftreten und Handeln des Managements ist

eine erfolgreiche Umsetzung möglich.26

In Europa findet dieser Ansatz bereits eine breite und erfolgreiche Anwendung. Demgemäß

verwenden die drei beliebtesten Automarken Deutschlands dieses Konzept. In einer Umfrage

mit 96.800 Teilnehmern nehmen Audi, BMW und Porsche die ersten drei Plätze ein. Dicht

gefolgt von Mercedes Benz und Volkswagen27 Interessanterweise sind diese Unternehmen

unter den ersten vier der beliebtesten Arbeitgebern Deutschlands zu finden.28 In der

Automobilbranche wird das TQM-Modell der EFQM erfolgreich umgesetzt. Audi, BMW,

DaimlerChrysler, Ford, Porsche und VW wenden dieses Modell unter der Bezeichnung

Automotiv Excellence Modell an. In anderen Branchen sind es beispielsweise Bosch, Infinion,

ST und Schurter die sich zu TQM bekennen.29

25 Vgl. Adam, D. (1998), S. 81f. 26 Vgl. Frehr, H.-U. (1993), S. 26. 27 Vgl. Busse, H. (2010). 28 Vgl. Rettig, D. (2009). 29 Vgl. IMS Consulting GmbH (Hrsg.) (2002).

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Durch den Gewinn des EFQM-Awards 2006 beweist BMW, die erfolgreiche Umsetzung des

TQM-Modells in ihrem Unternehmen. Frank-Peter Arndt, Mitglied des Verstands der BMW AG,

nimmt den Preis entgegen und erläutert, dass der Gewinn des Awards nur eine

Momentaufnahme darstelle und es weiterhin das Ziel der Unternehmung sei, die Prozesse

weiter zu verbessern, um auch in der Zukunft dieses Niveau halten zu können.30 Ebenso erhält

Volkswagen Motor Polska diese Auszeichnung in der Kategorie „Führung und Zielkonsequenz“

im Oktober 2009. Durch die Bewerbung und den Gewinn des Awards wird deutlich, dass sich

der Konzern um TQM bemüht und das Modell umsetzt.

Drei Jahre dauert es, von dem Beginn der Anwendung des EFQM-Modells for Excellence und

der Auszeichnung. Als Begründung für die Auszeichnung nennt die Jury die vorbildliche

Umsetzung der vereinbarten Unternehmensziele sowie das Erzielen positiver Ergebnisse durch

die konsequente Vermeidung von Verschwendung. Als Grundlage wird dabei das Engagement

der motivierten und qualifizierten Mitarbeiter angeführt.

Aus dieser Begründung lassen sich die Grundlagen des TQM herauslesen. Welche sich in Total

(Alle machen mit), Quality (Qualität der geleisteten Arbeit) und Management (Umsetzung von

Unternehmenszielen) wiederfinden. Die Priorität die Volkswagen auf das TQM-Modell setzt wird

auch dadurch deutlich, dass Volkswagen zu den Gründungsmitgliedern der EFQM zählt.31

Dies sind einige Beispiele für die erfolgreiche Umsetzung des TQM-Modells. Somit lässt sich

vermuten, dass ein Zusammenhang zwischen dem Einsatz von TQM und der Beliebtheit der

Unternehmen in Bezug auf die Wahl des Arbeitgebers sowie erstellte Produkte besteht.

Allerdings ist fraglich, inwieweit eine Umsetzung des TQM im Unternehmen tatsächlich erfolgt.

Auch wenn der Gewinn des EFQM-Awards die erfolgreiche Umsetzung des TQM im

Unternehmen annehmen lässt, heißt es nicht, dass dies in allen Teilen des Unternehmens

tatsächlich geschieht. So kann es durchaus vorkommen, dass Volkswagen in Polen, TQM

erfolgreich anwendet und in Deutschland eher noch Probleme in der Umsetzung hat. Zumindest

lässt die Zielsetzung und Ankündigung des Konzernvorstands, Toyota im Jahr 2018 zu

überholen, die Anwendung des TQM als integratives Unternehmensführungskonzept bei

Volkswagen vermuten. 32

30 Vgl. BMW (Hrsg.) (2006). 31 Vgl. VW (Hrsg.) (2009). 32 Vgl. Peitsmeier, H./ Ruhkamp, C. (2009).

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3.1.5 Die Grenzen und Fehlerquellen des TQM

Für das bessere Verständnis von TQM ist der Begriff der „Komplexität“ anzuführen. Dieser

Begriff umfasst Aspekte wie Unüberschaubarkeit, Eigendynamik und beschränkte

Kontrollierbarkeit. Diese Komplexität findet sich in der Umsetzung der einzelnen Methoden des

TQM wieder. In komplexen Systemen, wie Unternehmen es sind, erweist sich die Umsetzung

des TQM in der Praxis als deutlich schwerer, als die theoretischen Ansätze es vorgeben. In der

Literatur wird dem mit der Aufforderung zum ganzheitlichen, vernetzten und systemischen

Denken („System Thinking“) begegnet.33

Doch nützen die besten Theorien und Methoden nichts, wenn diese vom Management nicht

optimal eingesetzt werden. Dies wird zudem erschwert, wenn Mittel und Wege (Befähiger) zur

Umsetzung fehlen. Es gibt demnach kein „Patentrezept“ welches den Erfolg garantiert.34 So

muss der Manager auf der einen Seite fortschrittlich denken und auf der anderen Seite mit

Unsicherheiten, Zufällen und Risiken rechnen. Eine situationsgerechte und individuelle Führung

in einem sich ständig verändernden Unternehmensumfeld mit vielen Unbekannten und

Variablen erweist sich dabei als überaus große Herausforderung, die an eine ebenso große

Verantwortung geknüpft ist. Dieser Zustand des Wandels des Managements wird als „Change

Management“ bezeichnet.

Um richtige Entscheidungen treffen zu können muss es Vorgaben geben, die eine übergestellte

Funktion einnehmen. Diese Vorgaben werden durch die Unternehmenspolitik bestimmt. Z.B.

könnte der Unternehmenszweck bzw. die Kundenzielgruppe in diesem Zusammenhang

unternehmenspolitisch eine wichtige Richtschnur darstellen. Folglich werden im Unternehmen

in verschiedenen Bereichen unternehmenspolitische Entscheidungen getroffen. Dies bezieht

sich unter anderem auf die Produkt-, Preis-, Absatzpolitik, usw. Nach dem TQM-Ansatz sollte

die TQM-Philosophie bzw. die übergeordnete Vision des Unternehmens vom Management in all

diese Bereiche getragen werden.35

Allerdings erweist sich gerade die unternehmensweite Umsetzung des TQM als ein Vorhaben,

welches sich durch zahlreiche Projekte und Maßnahmen über Jahre hinweg hinziehen kann.

Durch den Wechsel von Führungsebenen und Strategien sowie Reorganisationen gerade in

Bezug auf Zusammenschlüsse von Großbanken wird das Qualitätsprogramm dermaßen

behindert, dass die Reife für eine Awardbewerbung von vielen Banken wohl nie erreicht werden

kann. Dennoch werden Teilerfolge bei der Umsetzung des TQM erzielt.

33 Vgl. Honegger, J./Vettiger, H. (2005), S. 17. 34 Vgl. Binner, H. F. (2005), S. 11.

35 Vgl. Binner, H. F. (2005), S. 22f.

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Um TQM tatsächlich mit Erfolg anwenden zu können, bedarf es gerade in dieser Branche einer

besonderen Verpflichtung und Anstrengung. Kunden- und Mitarbeiterbefragungen sollten, trotz

der hohen Belastung für die Bank und deren Angestellte, nicht eingestellt werden, da diese

gerade in Zeiten des Umbruchs wertvolle Informationen und Daten liefern. Allerdings sind

solche Befragungen nur in einem ausreichenden Umfang sinnvoll. D.h. es sollten Erhebungen

durchgeführt werden, die eine möglichst große und repräsentative Gruppe einschließt. Solche

Erhebungen lassen den Kostenfaktor wiederrum steigen. Desweiteren werden dabei in der

Praxis Fehler gemacht, indem Fehlinterpretationen von Daten gemacht und somit falsche

Entscheidungen aufgrund falscher Basisdaten getroffen werden. Bei internen Befragungen

kann es bei der Interpretation durchaus passieren, dass Sachverhalte zu positiv ausgelegt und

dargestellt werden. Außerdem können sich Schwierigkeiten bei der Formulierung der

Fragestellungen ergeben, da zwar die Meinung zu bestimmten Bereichen eingeholt wird, jedoch

die eigentlichen Probleme und Defizite nicht formuliert werden und somit nicht zur Sprache

kommen. Dadurch wird die tatsächliche Situation nicht genau genug erfasst. In Folge dessen

kann dies dazu führen, dass sich Mitarbeiter übergangen fühlen und die tatsächliche Situation

samt Konflikten nicht erkannt wird.

Ferner weist das EFQM-Modell der Unternehmensleitung die Funktionen des Visionärs, des

Motivators und des Kommunikators zu. Dieser Rolle wird das Management allerdings allzu oft

nicht gerecht. Meist wird erst zu spät, beispielsweise nach Abgang bedeutender und

schwerwiegender Kunden und Mitarbeiter nach einer Fusion, an TQM gedacht. Hinzu kommt,

dass sich das Topmanagement aufgrund ihres vollen Terminkalenders max. zwei bis drei Tage

im Jahr mit TQM-Instrumenten wie das des EFQM-Models beschäftigen kann.

Die Unternehmensberatung McKinsey & Company bezeichnet, einer internen Untersuchung

zufolge, die mangelnde Überzeugungskraft des Qualitätsstabes vor dem Topmanagement als

Ursache für die schlechte Umsetzung von Qualitätsprogrammen. Dies wäre denn der Fall, wenn

ein Unternehmen bereits einen Bereich oder eine Abteilung für Qualitätsmanagement

eingerichtet hätte, welche eine der Geschäftsleitung direkt unterstellte Stabstelle oder ein

Gremium darstellt, jedoch von deren Impulsen und Anregungen nicht genügend motiviert

werden könnte, um TQM tatsächlich anzuwenden. Somit wäre zwar der erste Schritt zum TQM

getan, allerdings würde dabei die Umsetzung nicht gelingen, weil die Prioritäten des Top-

Managements sich nicht an den TQM-Bedingungen orientieren. Somit ist ein Grund, der das

Umsetzen von TQM erschwert, die mangelnde Überzeugung der Unternehmensleitung vom

TQM-Konzept selbst.36 Dies könnte auch an der schwierigen Gestaltungweise in der

Realisierung des Konzeptes liegen.

36 Vgl. Perger, E. (2002), S. 239f.

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In diesem Sinne beschreibt Deming mit den „sieben tödlichen Krankheiten“ die häufigsten

Ursachen für das Scheitern des TQM-Programms:37

1. Fehlen eines festen Unternehmenszweckes.

2. Betonung von kurzfristigen Gewinnen.

3. Jährliche Bewertung, Leistungsbeurteilung, persönliches Beurteilungssystem.

4. Hohe Fluktuation in der Unternehmensleitung, Springen von Firma zu Firma.

5. Verwendung von Kenngrößen durch das Management – ohne Berücksichtigung von

solchen Größen, die unbekannt oder nicht quantifizierbar sind.

6. Überhöhte soziale Kosten.

7. Überhöhte Kosten aus Produkthaftpflichturteilen.

Diese „sieben tödlichen Krankheiten“ kommen in der Praxis häufig vor. Sie stellen Hindernisse

und auch typische Schwachstellen des TQM dar. Demnach werden häufig Aufwand und nötige

Sorgfalt bei der Umsetzung sowohl unterschätzt als auch vernachlässigt. Die Gründe dafür

könnten zum einen am mangelnden Enthusiasmus und Engagement für das Programm liegen

und zum anderen schlicht an den nahezu utopischen Bedingungen zur erfolgreichen

Umsetzung. Ein weiterer möglicher falscher Start spiegelt die Erwartungshaltung, ausgerichtet

auf kurzfristige Ergebnisse, wieder.

TQM ist ein Managementkonzept, welches auf langfristigen Unternehmenserfolg zielt. In

Anbetracht von Shareholder-Values spielt der kurzfristige Unternehmenserfolg allerdings sehr

wohl eine maßgebende Rolle. Somit ist Geduld gefragt, die angesichts dessen kaum vorhanden

ist, da die einzelnen Methoden sehr zeitaufwendig und damit auch kostspielig sind. Durch

Erhebungen und Befragungen entstehen Kosten, die oft unterschätzt werden. Gleichsam kostet

die Umsetzung des KVP einen enormen Zeit- und Personalaufwand. Bis der Prozess

letztendlich tatsächlich verbessert ist, und sich der Aufwand rechnet, sind die Investitionen

höher als der Gewinn. Somit ist das TQM-Konzept auf langfristige Ergebnisse und

Gewinnsteigerungen im Sinne der in Kapitel 3.2.2 beschriebenen Prozesskette ausgelegt.

Diesbezüglich kommt es oft zu dem Fehler, dass mit einer falschen Maßnahme begonnen wird.

Die Prozesskette sollte immer am Anfang gestartet werden. D.h. vor der Verbesserung der

Produktqualität gilt es, die Prozessqualität zu verbessern. Ansonsten verfehlt der Ansatz seine

Bestimmung. Ein weiteres Manko ist durch die Umsetzung einzelner Maßnahmen des

Management-Programms gegeben. Da der TQM-Ansatz ganzheitliches Denken und Handeln

fordert, ist es wichtig, dieses Programm möglichst vollständig anzuwenden und umzusetzen.

Auch hierbei treten häufig Fehler auf, da nur Teile des Programms umgesetzt werden.

37 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 44.

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Somit wären die Maßnahmen schon zu Beginn zum Scheitern verurteilt, da das Zusammenspiel

der im Kapitel 3.2.1 beschriebenen 14 Punkte der Deming-Philosophie nicht verstanden bzw.

beachtet wurden. Ein weiteres Hindernis stellt die Annahme dar, dass Mechanisierung,

Automatisierung und Computerisierung den Durchbruch erzwingen könnten. Auch hierbei fehlt

das Verständnis für die Gesamtheit des Konzeptes.38

In Bezug auf die ständige Verbesserung der Systeme und Prozesse, wie die ständige

Verbesserung in kleinen und stetigen Schritten die mit dem Begriff Kaizen (siehe Kapitel 3.2.2)

bezeichnet wird, ergeben sich ebenfalls einige Kritikpunkte. Es erweist sich zwar für viele

Unternehmen als erstrebenswert und hilfreich, diese Entwicklung der ständigen Verbesserung,

und dies unter Einbindung aller Mitarbeiter, in ihrer Organisation verwirklichen zu können, doch

fehlen dazu die strukturellen Rahmenbedingungen, wie z.B. geeignete Belohnungssysteme.

Kaizen beschreibt demnach eher eine Philosophie oder Geisteshaltung, als ein in sich

geschlossenes Konzept.39

In Anbetracht dessen bietet das TQM eher Partialkonzepte, die es zu verknüpfen gilt. Dies

bedeutet, dass die einzelnen Methoden und Inhalte, die in einzelnen Teilkonzepten vorliegen,

im Unternehmen zusammengetragen und einheitlich umgesetzt werden müssen, damit eine

Veränderung der Unternehmenskultur entstehen kann. In den meisten Konzepten ist

diesbezüglich allerdings nur wenig Konkretes über die Umwandlung und Umsetzung bzw. die

Integration der theoretischen Ansätze in die Praxis durch strategische und operative Inhalte

ausgesagt. Dies bezieht sich sowohl auf die vertikale Auswirkung, also die Übertragung von

Zielen und der Vision eines Unternehmens, Top-Down, auf die einzelnen

Unternehmensbereiche und Mitarbeiter, als auch auf der horizontalen Ebene, die sich auf die

Übertragung von Unternehmenskultur auf die Unternehmenspolitik und deren Ziele bezieht.

Z.B. stellt sich die Frage, wie eine Unternehmenskultur, die Mitarbeiter- und Kundenorientierung

in den Mittelpunkt stellt, in der Unternehmenspolitik und vor allem in konkreten Zielen

wiederzufinden ist.

Zwar behandelt das TQM diese Problemstellungen intensiv, doch die Umsetzung der

theoretischen Ansätze in die Praxis erweist sich als durchaus schwierig, da die Realität oftmals

mit den idealen Vorstellungen der Philosophie des TQM nicht vereinbar ist. Es entsteht also der

Eindruck, dass die TQM-Ansätze Teilkonzepte bieten, die nur mit größter Sorgfalt ins

Unternehmen integriert werden können. Dies erfordert ein hohes Maß an Präzision, die in der

Praxis kaum wiederzufinden ist.

38 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 45. 39 Vgl. Zink, K. J. (2004), S. 31.

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Angesichts dessen werden viele Unternehmen wohl eher auf die Umsetzung des TQM-

Programms verzichten, anstatt nach Gründen zu suchen wie die „Krankheiten“ beseitigt werden

können. Allerdings wenden viele Unternehmen diese Konzepte in verschiedenen Bereichen

erfolgreich an. Somit besteht das Bestreben seitens verschiedener Unternehmen TQM im Sinne

des EFQM-Modells anzuwenden. Folglich bleibt festzuhalten, dass eine Umsetzung, wenn auch

in der Praxis nahezu unmöglich, doch zumindest erstrebenswert ist. Nichtsdestoweniger bedarf

dieses Vorhaben eines ganzheitlichen Denkens, das einen längeren zeitlichen Rahmen, im

Sinne von nachhaltiger Entwicklung und kontinuierliche Verbesserung fordert.40

40 Vgl. Zink, K. J. (2004), S. 41f.

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3.2 Demings TQM-Programm

3.2.1 Unternehmensphilosophie nach W. E. Deming

Grundlage und richtungsweisend für ein TQM orientierten Unternehmensführungsansatz ist das

klare Bekenntnis der Unternehmensleitung zu TQM. Das Management folgt demnach einer

klaren Philosophie und Denkweise. William Edwards Deming entwickelt in den 50er Jahren

diese Unternehmensphilosophie. Die einzelnen Positionen und Haltungen, die diese

Philosophie vertritt, sind nicht überraschend neu oder gar fremd. Jedoch führen seine

Gedanken zu einer in der Praxis nie da gewesenen Qualitätsphilosophie. Dieses Management-

Programm enthält die drei in Kapitel 3.1.2 genannten Grundhaltungen. Im Einzelnen werden

diese in weiteren Bestandteilen des Management-Programms aufgefasst und weiter vertieft.41

So werden die Grundgedanken von Demings Philosophie in 14 Punkten zusammengefasst:42

1. Schaffe einen festen Unternehmenszweck.

2. Wende die Qualitätsphilosophie an, um wirtschaftliche Stabilität zu sichern.

3. Beende Notwendigkeit und Abhängigkeit von Vollkontrollen.

4. Mache nicht Geschäfte auf Basis des niedrigsten Preises, d.h.: vermeide Dumping.

5. Suche ständig nach den Ursachen von Problemen (Fehlern) und leite daraus den

Verbesserungsprozess ab.

6. Schaffe moderne Methoden des Trainings am Arbeitsplatz.

7. Setzte moderne Führungsmethoden ein.

8. Fördere effektive gegenseitige Kommunikation.

9. Beseitige die Abgrenzung der einzelnen Bereiche voneinander.

10. Beseitige den Gebrauch von Aufrufen und Ermahnungen.

11. Beseitige zahlenmäßige Leistungsvorgaben.

12. Beseitige Hindernisse, die den Mitarbeiter das Recht nehmen, auf ihre Arbeit stolz zu

sein.

13. Schaffe ein durchgreifendes Ausbildungsprogramm.

14. Definiere deutlich die dauerhafte Verpflichtung des Top-Managements zur Qualitäts- und

Produktivitätsverbesserung.

41 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 41f. 42 Vgl. Kamiske, G. F./Umbreit, G. (2008), S. 58f.

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Diese 14 Punkte lassen sich laut Deming auf jedes Unternehmen anwenden und übernehmen,

auch wenn es so scheint als wären sie allein für die Produktion bestimmt. In Kapitel 6 wird dies

am Beispiel der Deutschen Vermögensberatung AG näher untersucht und behandelt. Ferner

soll dabei hinterfragt werden, in welchem Umfang sich die Philosophie Demings in der Praxis

sinnvoll anwenden lässt, da das gesamte Management-Programm Demings durch einen

Verstoß gegen eine dieser Regeln zu Fall kommen kann. Diese Verstöße werden als die sieben

tödlichen Krankheiten bezeichnet.

Diese Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Konzeptes sind bekannt. Dementsprechend sind

diese Hindernisse besonders zu beachten. Meist wird der Aufwand und die erforderliche

Sorgfalt bei der Anwendung des Programmes unterschätzt. Es werden kurzfristige Ergebnisse

erwartet. So kommt es dazu, dass nur Teile des Managementprogramms umgesetzt werden,

sodass das gesamte Konzept nicht aufgeht. Dies liegt am fehlenden Verständnis für die

Gesamtheit des Konzepts. Wichtig bei der Durchführung von TQM ist daher besonders das

Bewusstsein für die Gesamtheit der Philosophie sowie den Blick für den langfristigen und

kontinuierlichen Unternehmenserfolg.43

3.2.2 Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP)

Für die Anwendung des TQM sind zwei Ziele anzustreben:

1. Steigerung der Kundenzufriedenheit

2. Kontinuierliche Verbesserung aller Leistungen und Tätigkeiten im Unternehmen

Um diese Ziele erreichen zu können gibt es zwei Ansätze. Zum einen sollte der Wille zur

Verhaltensänderung bzw. zur dauernden Verbesserung aller Tätigkeiten bei allen Mitarbeitern

geschaffen werden. Zum anderen gilt es Methoden einzusetzen, die diesen Prozess

unterstützen. Das heißt, es ist ein systematisches Verbesserungsmanagement in allen

Bereichen notwendig. Die Firma Hewlett-Packard untersuchte im Jahr 1984, welche

Verbesserung erzielt werden könnten, wenn keine Fehler gemacht werden würden.

43 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 44f.

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Verbesserungspotential bei Null-Fehlern:44 (Quelle: Hewlett-Packard)

- Aufwand in Produktion, Marketing, Verwaltung -30%

- Lagerbestände, Gewährleistung -50%

- Gewinn +100%

- Produktivität +30%

- Selbstfinanziertes Wachstum +100%

Beispielsweise würde der Aufwand in der Produktion, im Marketing und in der Verwaltung um

30% zurückgehen. Dies ist die Einsparung, die durch den Wegfall von Nachbearbeitung an

Produkten oder Teilen erreicht werden kann. Ebenso würden in der Verwaltung Kosten sinken,

die durch Reklamationen entstehen. Auf der anderen Seite würde die Produktivität um 30%

zunehmen. Durch diese Einsparungen würde sich der Gewinn verdoppeln. Fehler verursachen

Kosten. Durch das Vermeiden von Fehlern werden diese Kosten gesenkt. Dies steigert folglich

den Gewinn. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt also, wie effektiv fehlerlose Prozesse sind

und wie bedeutend das Erstreben dieses Zieles ist. Das Verbesserungspotential ist enorm,

auch wenn es in der Praxis nie vollständig erschlossen werden kann.

Allerdings haben diese Zahlen keinerlei Aussagekraft in Bezug auf den Aufwand, der zur

Realisierung dieser Werte benötigt wird. Dennoch würde, laut dieser Erhebung, die

Verwirklichung von nur 50% von diesem Potential eine erhebliche Steigerung des

Unternehmensergebnisses bewirken. In Bezug auf TQM bedeutet Verbesserung also: das

Vermeiden von Fehlern jeglicher Art.

Anders als Innovationen, die Produkte, Prozesse oder Einrichtungen in gesonderten

Zeitintervallen maßgeblich verändern, geht es hierbei um Verbesserung in einzelnen, kleinen

Schritten in kurzen Zeitabständen. Dieses ständige Verbessern in kleinen Schritten wird mit

dem aus dem japanischen stammenden Begriff „KAIZEN“ bezeichnet.45 Es beschreibt eine

Weiterentwicklung der in Kapitel 3.1.2 genannten Grundhaltung der Demingschen

Qualitätsphilosophie, dass jede Aktivität als Prozess aufgefasst und ständig verbessert werden

kann. Dies bedeutet im Hinblick auf ganzheitliches Denken, dass jeder Mitarbeiter an diesem

Verbesserungsprozess teilnehmen und mitwirken soll. Es gehört zu seinen Aufgaben, diesen

Veränderungsprozess auszuführen und in seinem Arbeitsumfeld voranzutreiben. Dabei soll die

Verbesserung als neuer Standard eingeführt werden, um eine neue vorher nicht da gewesene

Qualität zu erreichen.46

44 Vgl. Frehr, H.-U. (1993), S. 148f. 45 Vgl. Frehr, H.-U. (1993), S. 148f. 46 Vgl. Pfeifer, T. (1996), S. 294.

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26

Die Abbildung 3.2 stellt den KVP- oder Deming-Zyklus graphisch dar. Der Deming- oder PDCA-

Zyklus läuft in vier Phasen ab und beschreibt die genaue Vorgehensweise des KVP.

In der ersten Phase (Plan), der Planungsphase, geht es darum, relevante Daten zu sammeln

um den Prozess zu studieren und zu analysieren. Es geht also um die Identifikation von

Einflussgrößen bzw. Prozessparametern sowie Planung der Vorgehensweise.47

Als gängige Methode um potenzielle Fehler vorbeugend zu erfassen, wird hierbei die

Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) angewandt. Dabei werden unteranderem auch

Fehler nach Schadensfolgen und Risikofaktoren bewertet, sowie Maßnahmen zur Minimierung

der Risiken festgelegt. Es geht also um das Ausfindig machen von Fehlerquellen und um das

Bewerten von deren Folgen. Außerdem sollen Faktoren gefunden werden, die ein Risiko für

den Prozess darstellen. Diese Methode eignet sich für das Analysieren von Produkten und

Prozessen.48 Sie gliedert sich in eine strukturierte Vorgehensweise.

47 Vgl. Pfeifer, T. (1996), S. 300ff. 48 Vgl. Kamiske, G. F./Umbreit, G. (2008), S. 49.

Q

ualit

ät

A P

C D

Standardisierung

Abbildung 3.2: Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an: Pfeifer, T. (1996), S. 294.

Legende: P = Plan; D = Do; C = Check; A = Act

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Im ersten Schritt wird die Systemstruktur bestimmt. Hierbei werden der Aufbau des Systems

dargestellt und funktionale Zusammenhänge ermittelt. Um Fehler ausfindig machen zu können,

gehört es zur Grundvoraussetzung, das zu untersuchende System gut zu kennen. Darauf

folgen die Durchführung einer Funktionsanalyse und die Risikoanalyse mit anschließender

Bewertung. Hilfestellung geben in diesem Zusammenhang die Erfahrungen der Mitarbeiter,

welche Einflussfaktoren bereits aus der Praxis kennen und auch wissen, welche Fehler

entstehen können bzw. wodurch diese verursacht werden.49 Hilfreich sind ebenfalls Daten, die

aus Prozessregelkarten entnommen werden können. Diese Prozessregelkarten werden durch

Mitarbeiter geführt, die einen bestimmten Prozess ausführen. Der Einsatz von

Qualitätsregelkarten (Control Chart) stellt eine Methode zur Überwachung von Fertigungs-

prozessen dar. Die Daten werden in ein Koordinatensystem eingetragen. Es sind Messwerte,

die durch Warn-, Eingriffs- und Toleranzgrenzen in Abweichung vom Mittelwert dazu dienen,

einen Prozess zu untersuchen und zu steuern.

Es werden also Produkt- und Maschinendaten während der Produktion gesammelt. Diese

werden zum Auswerten dokumentiert. So können im Vorfeld bereits Einflussgrößen erkannt

werden. Mögliche Daten wären z.B.: Maschine A produziert bei Geschwindigkeit X 10 Teile in

der Minute. Dabei entsprechen 9 von 10 Teilen der Norm. Dieselbe Maschine produziert bei

Geschwindigkeit Y 8 Teile in der Minute, dabei entsprechen 8 von 8 Teilen der Norm. Diese

Daten sind in der FMEA sehr hilfreich.50 Im letzten Schritt ergibt sich daraus die

Risikominimierung.

In folgendem Beispiel soll eine typische FMEA näher erläutert werden. In einem

Beratungsgespräch erklärt der Vermögensberater seinem Kunden die Funktion und den Nutzen

eines Bausparvertrages. Dieser Vorgang kann als Prozess aufgefasst werden. Der erste Schritt

im der FMEA wäre eine Analyse des Prozesses. Dabei sind Fragen zu klären wie z.B.: Welche

Informationen sollen dem Kunden gegeben werden? Welches Wissen braucht der Berater um

diese Tätigkeit auszuführen? Auf welche Art und Weise soll das Produkt erklärt werden

(Wortwahl, Frage-Techniken, genutzte Beispiele)? etc. Nachdem der Prozess analysiert wurde,

können Szenarien durchgespielt werden, welche Fehler in dem Prozess auftreten können. Mit

Hilfe der Erfahrung des Vermögensberaters aus der Praxis könnte durch Überlegungen der

übermäßige Gebrauch von Fachbegriffen oder gar ein Defizit an Fachwissen seitens des

Beraters als ein möglicher Risikofaktor bestimmt werden. Dieser Parameter wird in einer

Hypothese formuliert. Dieses beschreibt die erste Phase (Plan).

49 Vgl. Pfeifer, T. (1996), S. 36f. 50 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 233.

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Darauf folgt die zweite Phase (Do). Es werden also Maßnahmen festgelegt und durchgeführt.

Dabei wird untersucht, ob die aufgestellte Hypothese tatsächlich bestätigt wird und desweiteren,

ob die richtigen Parameter gewählt wurden und welche Veränderungen bzw. Verbesserungen

vorzunehmen sind. In Bezug auf das Beispiel bedeutet dies, dass in der zweiten Phase (Do),

die ermittelten möglichen Einflussfaktoren, wie das Produktwissen, die Darstellungsweise oder

das äußere Erscheinungsbild, in der Praxis durch Umsetzung der Verbesserungsmöglichkeiten

überprüft werden.

Dies beinhaltet die dritte Phase (Check). Hierbei werden die Ergebnisdaten analysiert,

ausgewertet und die Ergebnisse festgehalten. Mögliches Fazit könnte sein, dass ein besseres

Ergebnis erzielt wurde, der Kunde einen Bausparvertrag abgeschlossen hat, da Produktwissen

in Kombination mit einer anschaulichen Erklärung ihn überzeugen konnten. Wird die Hypothese

also bestätigt, wird die veränderte Verbesserung im vierten Schritt (Act) standardisiert. Dies

kann z. B. in Form einer Schulungsinitiative für alle Vermögensberater geschehen. Ein anderes

Fazit könnte sein, dass der Kunde trotz einwandfreiem Produktwissen und toller

Erklärungsweise keinen Vertrag abschließt. Der entscheidende Faktor muss demnach ein

anderer sein. Darauf folgt eine neue Hypothese (der Kreis beginnt vom Anfang). Z.B. der

Berater wirkt unsympathisch, da sein äußeres Erscheinungsbild (unrasiert, ungepflegte Nägel

etc.) den Kunden nicht überzeugen. Daraus ergibt sich eine erneute Parameterbestimmung und

eine entsprechende Veränderung, Ergebniskontrolle etc. Durch diese Untersuchung können

also Einflussgrößen ermittelt werden, die Auswirkungen auf den Prozess haben können. Durch

das spätere Verändern bzw. Anpassen dieser Prozessparameter können Fehler systematisch

abgestellt werden.51

Allerdings ist diese Vorgehensweise mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Wie in Kapitel

1.3.5 beschrieben, gilt es Aufwand und Nutzen gegeneinander aufzuwiegen, um die Intensität

und Effektivität der FMEA für den jeweiligen Prozess zu bewerten. Allerdings besteht die

Gefahr, dass falsche Einflussgrößen bzw. falsche Prozessparameter gewählt werden. Je

genauer die FMEA durchgeführt wird, desto größer ist der Aufwand, doch damit verbunden

auch die Erfolgsaussichten. Da es sich um einen ständigen Verbesserungsprozess handelt,

beginnt der Zyklus nach Durchlaufen wieder von vorne, damit weitere oder andere

Einflussgrößen gefunden werden können, um so weitere Verbesserungen zu erzielen, die

wiederum als neuer Standard zu setzen sind.52

51 Vgl. Pfeifer, T. (1996), S. 36f. 52 Vgl. Pfeifer, T. (1996), S. 300ff.

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Daraus entsteht eine Kettenreaktion, die durch verbesserte Prozessqualität verbesserte

Produktqualität zur Folge hat. Dadurch sinken die Kosten, die gute Preise und damit

Marktanteile sichern. Das dient der Festigung des Unternehmens, schafft sichere Arbeitsplätze

und ein hohes Maß an Return on Investment.53

Durch den bereits genannten Informationsfluss innerhalb des Unternehmens entsteht so eine

Verbesserung sowohl in horizontaler Ebene, aus den Verbesserungen innerhalb der einzelnen

Unternehmensbereiche und in der Tätigkeit der einzelnen Mitarbeiter, als auch in vertikaler

Ebene durch Überlegungen und Umsetzungen der Unternehmensführung. Das heißt, dass die

Unternehmensleitung verantwortlich für den KVP ist. Sie muss die Initiative ergreifen und

Teams zur Durchführung des KVP bilden. Außerdem ist die Unternehmensleitung verpflichtet,

die Verbesserungen durch geeignete Maßnahmen, wie z.B. die genannten Produktschulungen

oder Setzung von Standards in Punkto gepflegtes Äußeres, zu standardisieren.54

3.3 EFQM und Business-Excellence

Durch Zielsetzung und Vision kann die Unternehmensleitung bestimmen, wo sie hinsteuern soll.

Allerdings ist dies unmöglich, wenn nicht klar ist, wo sich das Unternehmen befindet. Eine

Richtung kann nur gewählt werden, wenn der Standort klar bestimmt ist. Das EFQM-Modell ist

eine Methode, mit der sich ermitteln lässt, inwieweit ein Unternehmen dem TQM-Anspruch

gerecht wird. Diese Methode kann in einer Selbstbewertung oder einer Fremdevaluierung z.B.

der des Europäischen Qualitätspreises durchgeführt werden.

Somit kann der EFQM-Status des Unternehmens eingeschätzt werden. Es ist üblich, dass bei

einer Selbstbewertung das Management-Team in einem Workshop, welcher von zwei bis drei

Moderatoren geleitet wird, zwei Tage lang Schulungen erhält. Dann wird unter bestimmten

Kriterien eine Bewerbungsmappe zum European Quality Award erstellt und anschließend

ausgewertet. Daraus werden Maßnahmen abgeleitet und durchgeführt, die zur Verbesserung

dienen sollen.55 Viele Konzerne organisieren mittlerweile interne Qualitätswettbewerbe wie die

der EFQM. Sie werden im Rahmen des Controllings durchgeführt und sind wichtige Instrumente

zur erfolgreichen Anwendung von TQM.56

53 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 45f. 54 Vgl. Frehr, H.-U. (1993), S. 165. 55 Vgl. Neumann, A. (2004), S. 343. 56 Vgl. Neumann, A. (2004), S. 349.

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Bei der Vergabe des Europäischen Qualitätspreises werden folgende Punkte beurteilt:57

• Führung, Politik und Strategie

• Mitarbeiterorientierung

• Ressourcen und Prozesse

• Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit

• Gesellschaft

• Geschäftsergebnisse

Allerdings haben sich einige dieser Awards, so wie der Australien Business Excellence Award

oder der Malcolm Baldrige National Quality Award, vom Begriff der „Qualität“ verabschiedet. Er

wurde durch „Excellence“ ersetzt. Business Excellence spricht hier von einer Qualität in einem

weit größeren Ausmaß und Zusammenhang, als es das Wort selbst ausdrücken kann.

Excellence steht für den Qualitätsbegriff, wie er in der Thematik des TQM in seiner tiefsten und

weitesten Bedeutung gemeint ist. Excellence beschreibt eine Strategie der Unternehmens-

führung, welche aufs ganze Unternehmen ausgeweitet und strikt an den Bedürfnissen aller

Interessensgruppen („Stakeholder“) einer Unternehmung ausgerichtet ist.58 Um dem gerecht zu

werden, ist Selbstkontrolle zur Erreichung des Zieles Business-Excellence notwendig. Die

verschiedenen Kriterien des EFQM werden mithilfe einer logisch aufgebauten Vorgehensweise

behandelt.

Es wird mit dem Wort RADAR abgekürzt und setzt sich aus vier einfachen Schritten zusammen.

Results (Ergebnisse), Approach (Vorgehen), Deployment (Umsetzung), Assessment und

Review (Bewertung und Überprüfung).

Im ersten Schritt werden Ergebnisse festgelegt, die erzielt werden sollen. Diese Ergebnisse

sind wie Ziele zu sehen, die ähnlich einem Trend erreicht werden sollen. Diese können

finanzieller oder auch operationeller Natur sein. Sie sollen so gewählt werden, dass Sie erreicht

und übertroffen werden können. Im zweiten Schritt werden Vorgehensweisen, Schritte und

Methoden geplant (Approach), um gesetzte Ziele bzw. Ergebnisse zu erreichen. Diese

geplanten Vorgehensweisen sollen dann in der täglichen Arbeitsweise des Unternehmens

umgesetzt werden (Schritt drei Deployment). So kann die Realisierung der Ziele gewährleistet

werden. Im vierten Schritt werden diese dann bewertet und überprüft (Assessment und

Review).

57 Vgl. Pinter, E. (1999), S. 13.

58 Vgl. Zink, K. J. (2004), S. 50f.

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Dieses Vorgehen soll Gegenstand fortwährender Bewertung und permanenter Verbesserung

sein. So kommt es im Hinblick auf das Ziel von Business-Excellence durch das EFQM-Modell

zu einem ständigen Ansporn, die Kriterien zu erfüllen und damit immer bessere Ergebnisse zu

erzielen.59

4 TQM im Finanzdienstleistungsbereich

4.1 Die Wettbewerbssituation

Als Beweggrund für den Einsatz des TQM im Finanzdienstleistungsbereich spielt die

Wettbewerbssituation eine maßgebende Rolle. Diese stellt eine große Herausforderung für das

traditionelle Bankgeschäft dar. Um sich in diesem engen Markt erfolgreich zu etablieren, gilt es

durch Methoden des TQM seine Position zu stärken. Wie in den vorangegangenen Kapiteln

beschrieben, kann eine dauerhafte Bindung des Kunden durch Produkt- und Servicequalität

erreicht werden. Die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit hat dabei höchste Priorität. Im

Hinblick auf die rasch voranschreitende Globalisierung kommt es zum einem weltweiten

Austausch von Waren, Informationen und Dienstleistungen. Auch das Bankwesen bleibt von

diesem Trend nicht ausgeschlossen. Daraus ergibt sich der Trend zu Unternehmens-

zusammenschlüssen und zur Allfinanz. So waren zur Jahrtausendwende Fusionen zwischen

führenden Bankhäusern zu beobachten. Diese Tendenz macht sich ebenfalls in der

Versicherungsbranche bemerkbar. Aufgrund dieser Tatsachen wird der Weg für die Entstehung

verschiedener Allfinanzkonzerne geebnet. Durch den Wegfall des Glass Steagel Acts im Jahr

1999 und der damit verbundenen Aufhebung des Trennbankensystems bietet sich auch US-

amerikanischen Instituten die Chance zu Kooperationen und gezielten Expansionen auf dem

europäischen Markt. Diese Entwicklungen führen zu einem extrem starken Wettbewerb.

Zusammenschlüsse einzelner Institutionen und damit verbundene Kostenvorteile ermöglichen

günstigere Konditionen und Preisnachlässe. Aus Sicht der Kunden gibt es allerdings kaum

weitere wesentliche Unterscheidungsmerkmale der Produktpaletten der einzelnen Banken

untereinander. Nach Meinung verschiedener Qualitätsmanager besteht die einzige Möglichkeit

sich dem Preiskampf zu entziehen darin, sich durch Investitionen in die Produkt- und

Servicequalität von Konkurrenzunternehmen abzuheben. Durch den Eintritt branchenfremder

Wettbewerber steigt der Konkurrenzdruck weiterhin. Beispielsweise erweitern Postunternehmen

ihre Dienstleistungen durch das Schaffen einer neuen Bank. Einzelhandelshäuser dringen im

Bereich der Konsumkredite zusätzlich in das klassische Bankgeschäft vor.60

59 Vgl. Binner, H. F. (2005), S. 239f. 60 Vgl. Perger, E. (2002), S. 20f.

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So bieten Automobilhersteller, wie z.B. die Volkswagen AG mit der Volkswagen Bank, nicht nur

eigenen Kunden und Mitarbeitern, sondern nunmehr verschiedenen anderen Marktteilnehmern

anziehende Finanzdienstleistungen an. Zunehmend verschieben sich demnach auch klassische

Zielgruppen der Anbieter. Der kleinere Privatkunde wird ebenso von der Großbank umworben,

wie die Sparkassen große Firmenkunden gewinnen wollen.

Demnach steigt der Druck seitens der Kunden auf die Banken. Der heutige Kunde ist

anspruchsvoller und scheut sich nicht davor, die Bank zu wechseln oder mit mehreren

verschiedenen Banken zu interagieren. So haben über 50% der Deutschen mehr als nur eine

Bankverbindung.61 Im Zuge des technologischen Fortschritts zählen Online-Broker sowie

weitere Anbieter von Dienstleistungen des E-Banking zu weiteren neu entstandenen

Wettwerbern. Trotz dieser Entwicklungen benennen Experten den Vorteil, den traditionelle

Bankhäuser gegenüber neuen Wettbewerbern durch langjährige Erfahrung in Punkto

Kundenbetreuung haben, als ausschlaggebenden Faktor. Da das private Banking eine sehr

hohe Anforderung an Banken stellt, ist die Servicequalität entscheidend. Somit stehen

branchenfremde sowie traditionelle Banken vor einer sehr großen Herausforderung um in

diesem dichten Wettbewerb bestehen zu können.62

4.2 Dienstleistung als Produkt im Sinne des TQM

Mit der Automatisierung der Produktion von Sachgütern nimmt der Bedarf an Arbeitskräften ab.

Der Wandel von der Industriegesellschaft hin zur Dienstleistungsgesellschaft schreitet damit

weiter voran. Diese Entwicklung macht sich seit den 80-er Jahren deutlich bemerkbar. So

wurden in den Jahren 1984-1994 allein in den alten Bundesländern 3,2 Mio. neue Arbeitsplätze

im Dienstleistungsbereich geschaffen. Im Sinne des TQM kann jede Dienstleistung als Produkt

bezeichnet werden. Diese Produkte oder Güter sind immaterieller Art und werden von Personen

und materiellen Leistungsträgern an anderen Personen oder Objekten erbracht. An diese

immateriellen Güter werden ebenso wie an materiellen Gütern, Qualitätsanforderungen gestellt.

Diese werden ausgehend von den Bedürfnissen des Kunden festgelegt. Die

Dienstleistungsqualität ist eine komplexe Größe, die sich sehr schwer messen lässt.63

61 Vgl. Schmid, D. C. (1995), S. 16f. 62 Vgl. Perger, E. (2002), S. 21f. 63 Vgl. Kamiske, G. F./Umbreit, G. (2008), S. 31f.

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33

Da Dienstleistungsprodukte im Gegensatz zu Sachgütern physisch nicht greifbar sind, kann die

Qualität vor der Erbringung der Leistung, also auch vor dem Kauf, meist sinnlich nicht

wahrgenommen werden. Der externe Faktor ist der Kunde selbst oder ein Objekt seines

Besitzes. Somit wird er direkt in den Leistungserbringungsprozess einbezogen. Die Produktion

einer Dienstleistung und deren Konsum geschehen daher im selben Vorgang und sind somit

nicht lagerfähig. Um die Qualität verbessern zu können bedarf es als Grundvoraussetzung der

Kenntnis der charakteristischen Eigenschaften von Dienstleistungen. Zur Unterstützung der

Systematisierung von Dienstleistungen eignet sich das Drei-Dimensionen-Modell von Hilke und

Donabedian. Durch drei Aspekte (Dimensionen) werden dort die verschiedenen Begriffsinhalte

beleuchtet. Dadurch können diese genau erfasst und anschaulich dargestellt werden.64

Die Potential-, Prozess und Ergebnisdimension:

Die Potentialdimension verknüpft das Erkennen von Strukturen und Potentialen des

Dienstleistungsanbieters. Sie beinhaltet den Blick auf die Fähigkeiten, eine Dienstleistung zu

erstellen (Können) und die Bereitschaft (Wollen), diese tatsächlich auszuführen. Dabei geht es

auch um die technischen Gegebenheiten, physikalische und organisatorische Voraussetzungen

und auch die Motivation der Mitarbeiter. Die Prozessdimension bezieht sich auf die Folge von

Aktivitäten (Prozessen) der Dienstleistung. Leistungserstellung und –verwertung werden dabei

gleichzeitig vollzogen. Der Fokus ist dabei auf den externen Faktor gerichtet (Kunde und

Verfügungsobjekt).

64 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 58ff.

Potential- dimension

Prozess- dimension

Ergebnis- dimension

Fähigkeit (Lebewesen,

Informationen, Güter)

Bereitschaft (Lebewesen,

Informationen, Güter)

Einbringung des

externen Faktors

immaterielle

Wirkung

Gleichzeitigkeit von Leistungs- erstellung und -verwertung

materielles

Endergebnis

Abbildung 4.1: Potential-, Prozess- und Ergebnisdimensionierung

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an: Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 60.

Page 41: Bachelorarbeit Total Quality Management im ... · Produkte einer Bank zu verkaufen, sondern vielmehr ein Konzept zu bieten, welches dem Kunden ermöglicht frei zu entscheiden, ob

34

Die Ergebnisdimension beinhaltet die Beurteilung von Ergebnissen und Erfolgen einer

erbrachten Leistung. Diese finden sich am externen Faktor durch materielle (z.B. repariertes

Auto) oder immaterielle Veränderungen (Änderung des Verhaltens nach einer Beratung)

wieder.65

Im Allgemeinen können Aussagen über die Qualität einer Dienstleistung nur beschränkt und

nicht absolut getroffen werden, da eine Leistungsbereitstellung einer Dienstleistung sehr

persönlich und individuell je nach Leistungsangebot des Dienstleisters erfolgt.66 So variiert das

Angebot in der Breite des Angebots (Was wird Angeboten?) und in Art und Weise der

Leistungserbringung (Wie wird eine Leistung angeboten?). Ferner spielt die Leistungserwartung

des Kunden eine wichtige Rolle.

Dabei werden Routinekomponenten, also Leistungen die zum Standardprogramm gehören und

vom Kunden als Mindestvoraussetzung erwartet werden und Leistungen, die eine

Ausnahmekomponente beinhalten, unterschieden. Letztere beschreiben Zusatzleistungen die

vom Kunden nicht unbedingt erwartet werden. Außerdem spielen Faktoren wie vorherige

Erfahrungen des Kunden in einem bestimmten Bereich eine wichtige Rolle. Demgemäß können

vom Kunden Vergleiche angestellt werden, um so ein Urteil über erbrachte Leistung zu fällen.67

Dienstleistungsqualität zu beurteilen erweist sich aus wissenschaftlicher Sicht daher schwieriger

als Produktqualität im Produktionsbereich, da viele persönliche Empfindungen des Kunden

entscheidende Einflüsse nehmen.

Insofern richten sich die Kauf- und insbesondere die Wiederholungskaufentscheidungen

weniger auf die Erfüllung technisch-produktbezogener Merkmale, sondern vielmehr auf

persönliche Eindrücke. Abhängig sind diese vom Ablauf der Leistungserbringung und dabei von

der Art und Weise des Umgangs mit dem Kunden. Ferner geht es dabei um die tatsächlich

erreichten Ergebnisse bzw. Veränderungen des Leistungspotentials sowie um die Einschätzung

des subjektiven Nutzens seitens des Leistungsempfängers.

65 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 61. 66 Vgl. Ebel, B. (2003), S. 73. 67 Vgl. Kamiske, G. F./Brauer, J.-P. (2006), S. 61f.

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Das Gap- oder Lücken-Modell zeigt dabei, welche Lücken in der Kommunikation auftreten

können:

Zum einen können Probleme bei der genauen Erfassung von Kundenwünschen entstehen.

Oftmals sind die Kundenerwartung und die Wahrnehmung seitens des Dienstleisters

unterschiedlich. Dies kann an der unterschiedlichen Einstellung der Beteiligten über die

Dimension der Dienstleistung liegen (GAP 1). Zum anderen ergibt sich daraus die Gefahr, dass

Kundenwünsche bei der Übertragung in die Vorgänge des Dienstleisters falsch interpretiert

werden und folglich nicht den Erwartungen des Kunden entsprechen. Die Spezifikation der

Dienstleistungsqualität kann somit Fehler aufweisen (GAP 2). Unabhängig davon, ob die

Kundenwünsche richtig verstanden wurden und in der Spezifikation auf

Unternehmensleistungen richtig übertragen wurden, kann die tatsächliche Umsetzung, also die

Erstellung der Leistung, von dem Sollwert abweichen.

Kun

de

Die

nstle

iste

r

Individuelle

Bedürfnisse

Erfahrungen der

Vergangenheit

Mund-zu-Mund

Kommunikation

Erwartete

Leistung

Wahrgenommene

Leistung

GAP 5

Kundengerichtete

Kommunikation

Wahrnehmung der

Kundenerwartung

Erstellen der

Dienstleistung

Umsetzung in

Spezifikationen

GAP 2 GAP 4

GAP 1

GAP 3

Abbildung 4.2: GAP-Modell der Dienstleistungsqualität

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an: Ebel, B. (2003), S. 74.

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Ursache dafür können das Unvermögen der Mitarbeiter oder auch technische Gegebenheiten

sowie nicht beeinflussbare Umweltbedingungen sein (GAP 3). Eine weitere Lücke stellt die

fehlerhafte Kommunikation des Leistungsumfangs dar, welcher seitens des Dienstleisters dem

Kunden vermittelt wird. Es könnten dem Kunden mehr Leistungen versprochen werden, als die

Dienstleistungsgesellschaft tatsächlich im Stande ist, sie zu erbringen (GAP 4). Eine weitere

Abweichung zwischen den Erwartungen des Kunden und seiner Wahrnehmung kann die

Bewertung der erbrachten Leistung darstellen. Der Kunde bewertet die erbrachte Leistung,

indem er seine Erwartung mit dem Ist-Stand vergleicht und dann entscheidet ob er zufrieden ist

(GAP 5). Objektive Aussagen über Qualität lassen sich somit nur sehr schwer feststellen, da

immer subjektive Empfindungen als schwer einzuschätzende Faktoren eine Rolle spielen.

Dienstleistungsqualität spiegelt also die Erfüllung von vereinbarten Leistungen und erwarteten

Vorstellung der Art und Weise der Leistungserbringung zwischen dem Dienstleister und dem

Kunden wieder.68 Um diese Qualität zu steigern und damit eine Verbesserung zu erzielen, gilt

der Dienstleistungsqualitätskreis in seiner Anwendung als eine gut geeignete Methode.

4.3 Der Dienstleistungsqualitätskreis

68 Vgl. Ebel, B. (2003), S. 73f.

Spezifikation der Dienstleistung

Kunden- Wunsch

Entwicklungs- prozess

Analyse, Verbesserung

Lieferung der Dienstleistung

Kunden- Urteil

Pflichten- heft

Bewertung der Dienstleistung

Eigenes Urteil

Marketing- prozess

Abbildung 4.3: Der Dienstleistungsqualitätskreis

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an: Umbreit, G. (2008), S. 35.

Page 44: Bachelorarbeit Total Quality Management im ... · Produkte einer Bank zu verkaufen, sondern vielmehr ein Konzept zu bieten, welches dem Kunden ermöglicht frei zu entscheiden, ob

37

Die Ablaufelemente einer Dienstleistung beinhalten das Marketing, die Entwicklung, die

Auslieferung sowie die Analyse und die Verbesserung. Der Prozess beginnt beim Marketing in

der Marktforschung, welche sich auf den Kundenwunsch und die Kundenerwartung bezieht.

Weiterhin setzt sich das Marketing mit Benchmarking auseinander. Somit wird die eigene

Leistung mit denen der Wettbewerber verglichen. Außerdem beschäftigt sich das Marketing mit

der Werbung, welche dem Kunden bestehende Leistungen präsentiert. Allerdings ist es wichtig,

dabei nicht zu viel zu versprechen, sondern nur das anzubieten, was wirklich Bestand der

Leistung ist, um Lücken in der Kommunikation zu vermeiden. Das Pflichtenheft dient als

Ausgangspunkt für den Entwicklungsprozess. Dort werden die Spezifikationen der

Dienstleistung beschrieben. Es ist also eine Niederschrift über Qualitätsmerkmale. Desweiteren

sind beispielsweise Kriterien für die Annahmevoraussetzungen näher erläutert.

Dazu gehören insbesondere das Ablaufdiagramm für den Auslieferungsprozess, die

Lieferantenauswahl in Abhängigkeit von bestimmten Kriterien der Qualitätsfähigkeit,

Vereinbarungen mit Lieferanten und Prüfverfahren, um gelieferte Qualität zu kontrollieren. Des

Weiteren gehören dazu ebenfalls die Prüfmittel die für diesen Zweck eingesetzt werden und

auch das Festlegen der Annahmekriterien. Die Ergebnisse des Entwicklungsprozesses werden

systematisch mit den Zielen des Pflichtenheftes verglichen. Die Geschäftsleitung legt

Verantwortlichkeiten für den Auslieferungsprozess und die Einhaltung der vorgeschriebenen

Spezifikationen fest. Der Auslieferungsprozess wird dementsprechend bewertet. Insbesondere

soll dies in Abhängigkeit des Eigenurteils im Prinzip der Selbstprüfung geschehen. Desweiteren

dient das Urteil der Kunden dem Qualitätsmaßstab. Durch eine systematische Analyse wird die

Kundenzufriedenheit ermittelt. Zu diesem Zweck dienen Kundenbefragungen als Hilfsmittel.

Diese können in Form einer Checkliste evaluiert werden. Jeder Mitarbeiter ist verpflichtet,

Fehler herauszukristallisieren und diese zu melden. So wird es möglich, Korrekturmaßnahmen

zu treffen. Auch hier gilt es Zuständigkeiten zu regeln.

Der Dienstleistungsqualitätskreis erinnert an den Deming-Zyklus im Zusammenhang des

kontinuierlichen Verbesserungsprozesses: Genauso wie beim KVP gilt es hier, eine klare

systematische Sammlung, Weitergabe und Auswertung von Daten zu betreiben. Insbesondere

gilt es auch hier, Kompetenzen der Mitarbeiter zu nutzen und diese zu regeln. Im Sinne des

KVP ist es äußerst wichtig, Fehler und Bemängelungen zu entdecken und diese zu verbessern,

auch wenn sie noch so unscheinbar wirken. Die Ergebnisse der Fehleranalyse dienen zur

Verbesserung des Leistungsangebotes, wenn sie denn entdeckt und behoben werden können.

Diese sollten dann, entsprechend des Zyklus, in den Marketingprozess eingeflochten werden.

So kann dieser erneut durchlaufen werden.69

69 Vgl. Kamiske, G. F./Umbreit, G. (2008), S. 35f.

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4.4 Leistungserstellungsprozess im Finanzdienstleistungsbetrieb

Wie in dem Kapitel 4.2 beschrieben, findet der Leistungserstellungsprozess im

Dienstleistungsbetrieb zeitgleich mit der Lieferung des Produktes „Dienstleistung“ statt. Dieser

Leistungserstellungsprozess soll in diesem Kapitel auf den Finanzdienstleistungsbetrieb

bezogen und vertieft werden. Leistungserstellungsprozesse können im Bankbetrieb in zwei

Aspekte unterteilt werden: der Geschäftsabwicklungsphase und der Geschäftsart. Dabei wird

die Geschäftsabwicklungsphase in zwei Phasen gegliedert, der kundenzugewandten Phase

und der Abwicklungsphase. Die zugewandte Phase beschreibt den Prozess der Beratung im

klassischen Sinn. Sie beinhaltet weiter die Erfassung und Analyse der Ist-Situation mit

Nachfrage und Aushändigung von Unterlagen sowie das Verkaufsgespräch. Die abwickelnde

Phase umschreibt den Vorgang der Durchführungsleistung.

Damit hängen das Erstellen von Unterlagen, das Weiterleiten von Daten, die Archivierung und

die Kontrolltätigkeit zusammen. Die Kontrolltätigkeit bezieht sich dabei insbesondere auf die

Betreuung des Kunden bzw. des bestehenden Vertrages. Nicht zwangsläufig finden diese

Phasen in einer bestimmten Reihenfolge statt. Zwar folgt die Abwicklungsphase der

Kundenberatung, doch können diese von Verhandlungen und mehrfachen Beratungs-

gesprächen unterbrochen werden. In der praktischen Tätigkeit wird die Meinung vertreten, dass

in der kundenzugewandten Phase mehr individuelle Spielräume für den Berater bestehen als

bei der abwickelnden Phase. Dies liegt daran, dass letztere durch externe Vorgaben wie

Programme, Rechtsnormen und Vereinbarungen stärker geprägt sind. So können in der

kundenzugewandten Phase verstärkt eigene Qualitätsanforderungen der des jeweiligen

Anbieters entwickelt werden. Die Erfüllung dieser Anforderungen hängen dabei sehr stark vom

persönlichen Geschick und Fingerspitzengefühl des Beraters ab. Dabei orientiert sich die

Qualitätsprüfung stärker am Prozessergebnis als am Prozess selbst.

Die abwickelnde Phase hängt in ihrer Qualität von der „Disziplin“ und Fachkompetenz des

Mitarbeiters ab. Im Allgemeinen gehen kundenzugewandte- und abwickelnde Phase in einander

über. Demnach gestaltet es sich schwierig, beispielsweise bei einer Entgegennahme einer

Schadensmeldung eines Sachschadens einer Versicherung zwischen Beratung und Abwicklung

klar zu trennen. So kann mit der Abwicklung gleichzeitig eine Beratung von statten gehen.

Bei der Geschäftsart werden zwei Begriffe unterschieden. Zum einen die Handels- und zum

anderen die Finanzleistung. Z.B. ist beim Wertpapierkauf die Beschaffung des Wertpapiers eine

Handelsleistung. Die Gestaltung der Zinskonditionen und Gebühren eine Finanzleistung. Auf

die Geschäftsart hat der Berater in seiner Tätigkeit kaum Einfluss, da diese vom Kreditinstitut

bzw. vom bankinternen Rechnungswesen festgelegt werden.

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39

Der Leistungserstellungsprozess kann in einem Drei-Phasen-Grundablauf (Vorphase,

Produktionsphase und Nachphase) beschrieben werden. Die Vorphase beginnt mit der

Beratung und endet mit dem Abschluss des Geschäftes (Vertragsunterzeichnung).

Voraussetzung dafür ist der Eintritt in den Leistungserstellungsprozess durch Kundennachfrage

und Bankangebot. Diese Phase beinhaltet die kundenzugewandte- und die abwickelnde Phase.

Dabei werden Handels- und Finanzleistung vorbereitet. Die Produktionsphase oder Hauptphase

endet mit dem Prozessergebnis. Sie beinhaltet im Wesentlichen die Beratung, die

Antragsbearbeitung, die Vertragsbearbeitung sowie Pflege und Auflösung des Vertrages. Vom

Standpunkt des Kunden betrachtet ist das Geschäft damit abgewickelt. Die Nachphase

beinhaltet die Nachverarbeitung in der Bank und beim Kunden. Hierbei erfolgt die Abwicklung

im bankinternen Rechnungswesen. 70

Den gesamten Leistungserstellungsprozess gilt es durch den Dienstleistungsqualitätskreis bzw.

den KVP im Sinne des TQM ständig zu verbessern, um so zu besseren Prozessergebnissen zu

gelangen.

4.5 Der Vermögensberater als Operator im Prozess

Um einen Prozess wie beispielsweise den Leistungserstellungsprozess zu verbessern spielt der

Operator eine maßgebende Rolle. Dies ist der Mitarbeiter der am Prozess tätig ist. Im

Zusammenhang der Finanzdienstleistungen kann die Qualität des Prozessergebnisses sehr

stark von den Eigenschaften des Operators bzw. des Vermögensberaters abhängen. Dieser hat

Anforderungen sowohl seitens des Kunden als auch seitens der Bank in der Rolle des

Arbeitgebers zu erfüllen. Diese können aus Sicht des Kunden folgende sein: hohes

Fachwissen, gute Allgemeinbildung, gekonnte Ausdrucksfähigkeit, sicheres Auftreten, korrektes

Äußeres, Einfühlungsvermögen und persönliche Aussprache, Diskretion im Umgang mit

Kundendaten, ausreichend Zeit für Kunden, eine gute Gesprächsatmosphäre. Aus Sicht der

Bank sind es: hohe Abschlüsse und Umsätze, Einhaltung von Vorschriften und

produktspezifisches Fachwissen. Auf der anderen Seite spielen Erwartungen des Mitarbeiters

eine ebenso wichtige Rolle. Diese können beinhalten: Anerkennung, gutes Gehalt,

Aufstiegsmöglichkeiten und ein gutes Verhältnis zwischen den Beteiligten (Kunde-Kollege-

Vorgesetzter).

70 Vgl. Bokranz, R./ Kasten L. (1994), S. 50ff.

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Diese Erwartungen fordern ein hohes Maß an Fachqualifikation. Der Berater sollte so

ausgebildet werden, dass er einen möglichst hohen Grad der Anforderungen erfüllt. Der Berater

hat die Aufgabe aktiv und initiativ auf den Kunden einzugehen und entsprechende

Problemlösungen anzubieten. Damit ist er verpflichtet, Grundregeln in der Kommunikation zu

beherrschen und verkaufspsychologische Grundkenntnisse aufweisen und anwenden zu

können. Der Begriff des Verkaufens ist in dieser Branche durch ein negatives Image geprägt.

So entsteht die Ansicht, dass Produkte durch Überredungskunst und Verkaufstricks vertrieben

werden. Umfragen zufolge misstrauen 10% der Befragten einem klassischen „Verkäufer“ an der

Tür, wohingegen 90% „ihrem Bankberater“ in Finanzfragen vertrauen. Dieser Verkäufertyp stellt

die Berufsgruppe des Vermögensberaters in ein schlechtes Licht. Das Gegenteil davon findet

sich im nicht genügend ausgebildeten und allzu oft schlecht bezahlten passiven Verkäufer typ

wieder. Der Verkauf von Bankdienstleistungen ist eine Herausforderung, die eben aus diesen

Bildern des klassischen Verkäufers entstanden ist.

Es liegt nun in der Hand der Finanzdienstleister, diesem Image durch geschulte und seriöse

Berater entgegenzuwirken. Somit gilt es den Kunden, sei es in einer Bank oder eines

Allfinanzanbieters, mit einem neuen Bild des Verkäufers entgegenzutreten. In diesem Zuge gilt

es, aktiv und initiativ den Bedarf des Kunden zu analysieren und Problemlösungen in Form von

Produkten anzubieten. Voraussetzung dafür ist eine kompetente Beratung, die am

Entscheidungsprozess des Kunden begleitend teilnimmt und dabei hilft, die richtige

Entscheidung zu treffen. Seine Aufgabe besteht nunmehr darin, den Kunden von den Vorteilen

der Nutzung der Bankprodukte seines Instituts zu überzeugen.

Eben diese Vorgehensweise in Kombination mit der Erfüllung der Anforderungen an die

persönlichen Eigenschaften des Beraters bzw. des Operators gelten als Voraussetzung einer

vertrauensvollen, langfristigen Kundenbindung. Somit liegt es in der Verantwortung der

Unternehmensleitung, diese Anforderungen an ihre Mitarbeiter zu erfüllen. Dazu sind

Schulungsmaßnahmen und Methoden zur Steigerung der Qualität im Leistungs-

erstellungsprozess unabdingbar.71

71 Vgl. Herrling, E./ Mayländer R. (1994), S. 6ff.

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41

5 Kundenorientierung als Maßstab für Qualität

5.1 Die Bedeutung der Kundenzufriedenheit

Die Kundenzufriedenheit bildet den Grad der Erfüllung von Kundenanforderungen ab. Durch

Kundenzufriedenheit kann außerdem die Kundenbindung erhöht werden. Dies liegt im Sinne

des Unternehmens, da es empirischen Untersuchungen zufolge mind. fünfmal so teuer ist,

einen neuen Kunden zu gewinnen, als einen vorhandenen Kunden zu halten. Durch zufriedene

Kunden ist es zudem leichter, neue Kunden zu gewinnen. Dadurch steigt außerdem die

Motivation für den Außendienst, da ein „sicherer“ Kundenstamm besteht. Weiter nimmt die

Preisempfindlichkeit ab, sodass Außendienst- und Innendienstkosten sinken. Ferner kann der

Betreuungsaufwand gezielter eingesetzt werden und somit eine Erhöhung der Wiederkaufrate

bewirkt werden.

Die Wirkungskette der Kundenbindung befasst sich mit einzelnen Punkten, die für die

Kundenbindung wichtig sind und möglichst erfüllt werden sollten. Zum einen ist es wichtig zu

wissen, was der Kunde tatsächlich braucht (Kundenbedürfnisse), um ihm passende Lösungen

anzubieten. Diese sollten möglichst seinen Forderungen (Kundenanforderungen) und

Erwartungen entsprechen (Kundenerwartungen). Dabei sollte die Kenntnis des Marktes als

nötige Voraussetzung gegeben sein. Der Kunde bewertet die erbrachte Leistung nach

individuellen Vorstellungen und Einstellungen. Je nach dem wie stark die erbrachte Leistung mit

der Vorstellung des Kunden übereinstimmt, wird der Zufriedenheitsgrad beeinflusst. Diese

Kundenzufriedenheit hat eine Auswirkung auf die generelle Einstellung des Kunden zum

Unternehmen. Sie bestimmt also auch den Grad der Loyalität zum Unternehmen.

Aufgrund dieser Tatsachen entwickelt sich ein Verhaltensmuster, welches sich auf zukünftige

Kaufentscheidungen auswirkt. Dieses Entscheidungspotenzial zukünftigen Kaufverhaltens wird

als Kundenbindung verstanden. Je größer die Zufriedenheit und Loyalität ist, desto höher ist die

Wahrscheinlichkeit des Wiederkaufs auf der einen und desto niedriger die Gefahr des

Anbieterwechsels auf der anderen Seite. Um eine nachhaltige Verbesserung des

Gesamtprozesses zu erzielen, ist die Auseinandersetzung mit den Anforderungen und Zielen

der Kunden von maßgebender Bedeutung. Dazu gilt es mehr zu tun, als lediglich Beschwerden

und Reklamationen zu analysieren. Vielmehr sollten Verfahren genutzt werden, wie der direkte

Austausch mit dem Kunden selbst, Auswertung von Fragebögen oder Analyse von Berichten in

Medien und Verbraucherorganisationen (z.B. Stiftung Warentest).

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Überdies ist es ausgesprochen wichtig, Maßnahmen zur Verbesserung der Kundenbindung zu

ergreifen: ein systematischer und konstanter Informationsfluss zwischen Kunden und

beispielsweise Berater sowie persönliche Kundenbetreuung durch spezielle Angebote und

Aktionen ist dementsprechend äußerst wichtig. Im Übrigen gilt es, ein aktives

Beschwerdemanagement zu betreiben sowie die Kundenzufriedenheit als grundlegenden

Aspekt des Marketingcontrollings zu beschreiben. Eine weitere Maßnahme ist die Einführung

eines Vergütungssystems abgestimmt auf die ermittelte Kundenzufriedenheit.72

Zusammenfassend gilt es, ein intensives Marketing zu betreiben, um nötige Informationen und

Daten zu erhalten. So können dann geeignete Maßnahmen getroffen werden, um die

Kundenzufriedenheit und die damit zusammenhängende Kundenbindung zu erhöhen.

5.2 Das Dienstleistungsmarketing

Die Wünsche, Anforderungen und Bedürfnisse des Kunden zu kennen, ist eine wichtige

Voraussetzung für die Kundenbindung und damit für den langfristigem Unternehmenserfolg.

Feste Ansprechpartner sind für den Privatkunden von Finanzdienstleistern zu einer bequemen

und vertrauenswürdigen Lösung geworden. Gleiches gilt für den vermögenden Privatkunden

sowie für den Firmenkunden. Ein fester Berater, der die Situation des Kunden genau kennt und

passende Lösungen für ihn bereit hält, sollte heute zum Standard gehören. Dieser Berater sollte

sich in allen Sparten der gesamten Produktpalette des Anbieters bzw. Instituts auskennen. Bei

sehr speziellen Problemen zieht dieser natürlich den Rat eines Spezialisten hinzu, doch der

Grundsatz, einen festen Ansprechpartner zu haben steht. Bankenmitarbeiter gehen je nach

Umfang der Bedürfnisse eines Kunden auf eben diese ein. Diese Aufbauorganisation verlangt,

dass Abteilungen nicht mehr nach Sparten getrennt, sondern nach zuständigen Marktbereichen

und dementsprechend nach Kundengruppen geordnet sind.

Dies ist das Ergebnis der Ausrichtung der Bank am Markt. Kreditinstitute entwickelten ab Mitte

der 70er Jahre Marketingkonzeptionen. Diese setzten ein markt- und kundenbezogenes

Denken und Handeln voraus. Das Marketing setzt sich aus Marktforschung, Marketingplanung

und der daraus resultierenden Produktdiversifikation zusammen. Die Marktforschung beinhaltet

das Erkennen des Marktpotentials und den damit verbundenen Stärken und Schwächen des

jeweiligen Kreditinstituts.

72 Vgl. Ebel, B. (2003), S. 276f.

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Durch die Marktanalyse wird die tatsächliche Marktstruktur untersucht. Im Hinblick auf den

zeitlichen Ablauf werden Daten durch Marktbeobachtung ermittelt. Speziell werden dabei

Befragungen, Beobachtungen und Tests auf Teilmärkten getätigt. Diese Tätigkeit wird als

Primärforschung (Field-Research) bezeichnet. Dadurch werden durch Marktforschungsinstitute

das Marktpotential, das Image oder auch die Konkurrenzsituation des jeweiligen Instituts

ermittelt. Auf der anderen Seite befasst sich die Sekundäranalyse (Desk-Research) mit der

Auswertung bereits vorhandener Daten, wie beispielsweise über eigene Kunden. Die

Nutzungsanalyse gibt dabei Auskunft, wie viele Dienstleistungen des Finanzdienstleister von

vorhandenen Kunden bereits genutzt werden. Dies schafft eine Transparenz des

Marktpotentials bereits vorhandener Kundschaft. Durch die ABC-Analyse wird deutlich mit

welcher Kundengruppe, z.B. der meiste Umsatz gemacht wird oder welches Anlagevolumen

derzeit besteht.73

Beispiel: ABC-Analyse74

A-Kunden: 20% der Sparer halten 75% der Spareinlagen vermögende

B-Kunden: 30% der Sparer halten 15% der Spareinlagen Privatkunden,

C-Kunden: 50% der Sparer halten 10% der Spareinlagen Privatkunden

Nachdem das Potential erfasst ist, können Unternehmensziele kurzfristig (für ein Jahr) und

langfristig (ca. 5 Jahre) in einer Marketingstrategie sowohl qualitativ als auch quantitativ

festgelegt werden. Weiterhin wird der Einsatz von Marketinginstrumenten in der

Marketingplanung festgelegt. Insbesondere werden in der Preispolitik Preise, Gebühren, Zinsen

und Provisionen für die einzelnen Dienstleistungen und Teilmärkte geplant.

Finanzdienstleistungen gestalten sich in ihrer Durchführung sehr ähnlich und lassen sich leicht

durch Konkurrenzunternehmen nachahmen. Durch Produktdifferenzierung entstehen neue

Bankdienstleistungen in Form von Produkten, die sich den Bedürfnissen der Kunden anpassen.

Wachstumssparen, Zuwachssparen, Vorsorgesparen oder auch Versicherungssparen sind

Produkte, die sich eher im Namen als vom Inhalt im Bezug auf die Produktpolitik von einem

zum anderen Unternehmen unterscheiden. Durch Produktdiversifikationen vervollständigen

Finanzdienstleistungen wie Bausparen, Leasing oder auch Versicherungen die anfänglichen

klassischen Bankdienstleistungen. Auch die Frage nach dem Vertriebsweg der jeweiligen

Dienstleistung wird im Marketing behandelt. Durch die Distribution werden diese Fragen

behandelt und geklärt. Die Kommunikation ist für die Öffentlichkeitsarbeit sowie für die Werbung

verantwortlich. Es sollen Informationen, Kaufanreize und eine Vermittlung eines bestimmten

Images vom Unternehmen an die Marktteilnehmer geleitet werden.

73 Vgl. Herrling, E./ Mayländer R. (1994), S. 3ff. 74 Vgl. Herrling, E./ Mayländer R. (1994), S. 5.

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Diese Maßnahmen bereiten den Verkauf der Dienstleistung vor, während die Verkaufsförderung

die Aufgabe hat, den tatsächlichen Kauf abzuschließen. Darin sind die in Kapitel 4.5

beschriebenen Fähigkeiten sowie kundenorientiertes Verhalten und die Ausstattung der

Mitarbeiter enthalten.

Um den richtigen Marketingmix zu erhalten, ist es notwendig, den Einsatz der verschiedenen

Marketinginstrumente zu bestimmen. Begleitend zur Durchführung der einzelnen Maßnahmen

findet eine Kontrolltätigkeit und wenn nötig eine Korrektur der Auswahl der einzusetzenden

Instrumente statt. Mit dem Begriff Allfinanzberatung lässt sich im Allgemeinen die Strategie der

Finanzdienstleister am besten beschreiben. Dies wird durch verstärkte Produktdifferenzierung

und Produktdiversifikation deutlich. Dabei ist das klare Ziel, einen möglichst hohen Grad an

Marktdurchdringung durch das Anbieten aller möglichen Produktsparten (Cross-selling) zu

erreichen und dabei eine möglichst enge Kundenbindung zu erzielen.75

5.3 Kundenzufriedenheit als Garant für langfristigen Unternehmenserfolg

Die Kundenzufriedenheit und -treue ist ausschlaggebend für den langfristigen Erfolg einer

Unternehmung. Das Senken von Kostenstrukturen bildet, langfristig gesehen, keine feste Basis

für den Unternehmenserfolg, wenn auf der anderen Seite zu wenig Kunden die Leistungen

einer Unternehmung in Anspruch nehmen. Zum Beispiel führt das Senken der

Kundenabwanderungsrate einer Kreditorganisation um fünf Prozentpunkte zu einer Steigerung

des Gewinns um rund 75 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung, die in der

Dienstleistungs- und Handelsbranche durchgeführt wurde.76

Dementsprechend setzen sich Unternehmen eine möglichst hohe Kundenzufriedenheit als Ziel.

Z.B. Toyota formuliert dieses Ziel sehr deutlich: „Wir wollen in der Bundesrepublik Deutschland

die Automarke mit der höchsten Kundenzufriedenheit sein.“. Auch andere Unternehmen wie

beispielsweise McDonalds nehmen dabei eine klare Position ein: „Kundenzufriedenheit ist

unser Ziel Nr. 1“. Auch nach innen spielt diese Haltung eine wesentliche Rolle. Beispielsweise

vergibt der Autohersteller Renault einen Qualitätspreis für den Händler mit der höchsten

Kundenzufriedenheit. In verschiedenen Ländern wird die Kundenzufriedenheit in

unterschiedlichen Branchen gemessen. Auch in der Bundesrepublik Deutschland gibt es seit

1992 das Kundenbarometer. Zu diesem Zweck werden deshalb jährlich 25.000 Personen in

verschiedenen Branchen nach ihrer Zufriedenheit befragt.

75 Vgl. Herrling, E./ Mayländer R. (1994), S. 5f. 76 Vgl. Faßnacht, M. (1999), S. 309.

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Auf Grund verschiedener empirischer Befunde und Analysen wird die Kundenzufriedenheit als

feste Größe für das Handeln zahlreicher Unternehmen platziert.77 Die Kundenbindung umfasst

fünf Faktoren. Zum einen den Wiederkauf sowie die Wiederkaufabsicht, und zum anderen die

Weiterempfehlung, die Weiterempfehlungsabsicht und die Zusatzkaufabsicht. Diese fünf

Faktoren haben Einfluss auf den Absatz und damit auf das erzielte Preisniveau und die Kosten.

Diese werden durch die Masse des Absatzes reduziert, steigern damit den Gewinn und bilden

dadurch Spielraum für das Preisniveau.

In Bezug auf die Finanzdienstleistungsbranche bedeutet dies, dass zufriedene Kunden nicht so

einfach dazu geneigt sind einen Anbieterwechsel vorzunehmen. Sie bleiben bei ihrem Berater

des Vertrauens und wenden sich in Finanzfragen an ihn. Darüberhinaus besteht eine hohe

Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde weitere Produkte und Leistungen desselben Anbieters in

Anspruch nimmt. Dieses „Cross-Buying-Potential“ sollte durch eine Pflege der

Geschäftsbeziehungen genutzt werden. Beispielsweise könnte der Berater am Geburtstag des

Kunden eine Karte versenden oder über positive Entwicklungen berichten. Das Schaffen einer

angenehmen Geschäftsatmosphäre steigert nicht nur die Kundenbindung, sondern schafft die

Grundlage der Weiterempfehlung. Der Kunde berichtet Freunden oder Verwandten von diesen

Besonderheiten. Durch diesen Prozess entsteht ein Kreislauf, der durch eine akkurate Pflege

eine enorme Steigerung des Kundenpotentials mit sich bringt. Würde jeder bestehende Kunde

lediglich zwei Menschen empfehlen und dies über einen stetigen Zeitraum, würde der Wert der

Anzahl der Kunden exponentiell wachsen. Es gilt das Verhalten des Kunden dahin zu lenken,

dass dieser aktiv Empfehlungen gibt und dies in dem Wissen, etwas Gutes zu tun. Ihn dabei zu

motivieren und durch Lob und Anerkennungen dieses auch zu würdigen ist Aufgabe des

Vermögensberaters.

Folglich kann das Verhalten des Kunden zum großen Teil über seine Einstellung bestimmt

werden. Die Kundenzufriedenheit spiegelt in diesem Sinne seine Einstellung wider. Diese

Einstellung beeinflusst die fünf Faktoren der Kundenbindung und ist somit eine Variable die es

zu steuern gilt. Somit ist es notwendig, ein professionelles Management, ausgerichtet auf

Kundenzufriedenheit und Kundenbindung, zu betreiben. Dadurch wird es möglich, die

Einstellung des Kunden zu steuern und damit auf das Verhalten des Kunden in gewünschter

Weise zu wirken.78

77 Vgl. Schmid, D. C. (1995), S. 33f. 78 Vgl. Faßnacht, M. (1999), S. 321.

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5.4 Der Einfluss der Verhaltensqualität auf das Kundenurteil

Das Kundenurteil bildet sich zu hohem Anteil aus dem persönlichen Kontakt mit Mitarbeitern bei

der Erbringung der jeweiligen Dienstleistung. Deren Verhalten beeinflusst die Urteilsbildung

maßgeblich. Die Verhaltensqualität wird aus verschiedenen Kennzeichen gebildet. Die

Ehrlichkeit, besonders im Umgang mit eigenen Fehlern, ist dabei sehr wichtig. Eigenschaften

wie Höflichkeit und Freundlichkeit im Umgang mit internen sowie mit externen Kunden wird

schon beim ersten Kundenkontakt vorausgesetzt.

Weiterhin zählt Zugänglichkeit auch bei ausgefallenen Kundenwünschen zu einer nötigen

Eigenschaft in Punkto Verhaltensqualität. Gerade im Finanzdienstleistungsbereich ist

Verlässlichkeit sehr wichtig, da dort besonders großes Vertrauen gefragt ist. So ist es wichtig

Zusagen, Versprechungen und Verpflichtungen einzuhalten. Bei der Lösung von

Kundenproblemen und Optimierung von internen Abläufen spielt die Hilfsbereitschaft eine

wichtige Rolle. In jeglicher Beziehung und speziell bei der Erfüllung von Kundenverträgen ist

Pünktlichkeit unbedingt nötig. Insbesondere in Zusammenarbeit von Mitarbeitern mit

Führungskräften zählt Gerechtigkeit zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein hohes Maß an

Verhaltensqualität.79

Neben diesen allgemeinen Eigenschaften spielen speziell psychologische Aspekte eine

wichtige Rolle. Dabei gilt es als besondere Herausforderung, den Kunden in seinen Motiven

besser verstehen zu lernen. Dieses Grundwissen dient als Instrument zur besseren

Kommunikation zwischen dem Kunden und dem Mitarbeiter. Dabei ist das Verstehen und

Deuten der Körpersprache, ausgedrückt durch Körperhaltung, Gestik und Mimik, eine wichtige

Voraussetzung. Z.B. können Beobachtungen wie das Runzeln der Stirn des Kunden oder das

auf die Uhr Schauen wichtige Informationen verraten.

In der Kommunikation werden deshalb drei Ebenen unterschieden. Die Sachebene, der

Gefühlsbereich und die Bedürfnisebene. Die Sachebene beschreibt einfache

Informationsinhalte eines Gesprächs oder einer Aussage. So sollten Informationen an den

Kunden so getragen werden, dass er diese auch genau verstehen kann. Das Übersetzen der

Fachsprache in einfache erklärende Formulierungen stellen dabei des Öfteren eine große

Herausforderung an den Mitarbeiter. Besonders im Finanzdienstleistungsbereich wird dem

Kunden im Beratungsgespräch dabei meist zu viel abverlangt. Fachausdrücke sollten dabei

vermieden werden. Das Gespräch sollte außerdem im Dialog verlaufen.

79 Vgl. Kamiske, G. F./Umbreit, G. (2008), S. 45f.

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Eine weitere Ebene bildet der Gefühlsbereich. Die Kaufentscheidung findet weniger mit dem

„Kopf“, als vielmehr mit dem „Herzen“ oder abhängig vom „Bauchgefühl“ statt. Besonders im

Bereich der Finanzdienstleistung entstehen Kundenbindungen nicht in erster Linie durch

dauerhaft zufriedenstellende Konditionen. Obwohl diese natürlich die Kaufentscheidung

mitbestimmen, ist das Gefühl des Kunden oft ausschlaggebend. Nur dort, wo der Kunde sich

wohlfühlt entsteht dauerhaftes Vertrauen. Neben den nötigen räumlichen Voraussetzungen ist

die Gesprächsführung in einer positiven und persönlichen Atmosphäre zu halten.

Beispielsweise zählen ein freundliches Gesicht (Lächeln) und höfliche Anrede (Danke, Bitte,

Nennung des Namens usw.) zu wichtigen Aspekten. Die Bindung über den Gefühlsbereich bzw.

über die emotionale Ebene kann bei zukünftigen Auseinandersetzungen, wie bei Preis- und

Konditionsverhandlungen, Vorteile verschaffen und Ärger ersparen. Ein zufriedener Kunde ist

der, welcher die Bank mit dem Gefühl verlässt, dass sein Geld in „guten Händen“ ist.

Die dritte Ebene beschreibt die Bedürfnisse des Kunden. Der amerikanische Psychologe

Abraham Maslow ordnet die Bedürfnisse des Menschen in einer Bedürfnispyramide

systematisch an. So gibt es Grundbedürfnisse, wie Hunger, Durst, Schlaf etc. und auch

Bedürfnisse in höherer Stufe, wie Sicherheitsbedürfnisse, Soziale Bedürfnisse oder

Anerkennung, sowie Selbstverwirklichung. Dieser Theorie zufolge werden die höheren

Bedürfnisstufen automatisch angestrebt, wenn die Grundbedürfnisse befriedigt sind. Es entsteht

damit bei Erreichung einer bestimmten Stufe wieder neue Wünsche. Um dies auf

Finanzdienstleistungen zu übertragen, werden mit der Erfüllung von Kundenwünschen neue

Wünsche und Ziele eröffnet. Die Verhaltensqualität hängt also auch unmittelbar damit

zusammen, diese Wünsche zu erkennen und zu erfassen. Hat der Kunde beispielsweise das

Bedürfnis der Sicherheit durch den Abschluss einer Hausratversicherung für den Inhalt seiner

Wohnung abgedeckt, liegt es womöglich in seinem Interesse, nun mit einem Bausparvertrag

den Grundstein für den Erwerb eines Eigenheims zu legen. Es gehört also zur

Verhaltensqualität unausweichlich die Eigenschaft des konzentrierten Zuhörens, der

Beobachtung und des gezielten Nachfragens von Wünschen und Zielen. Die Verhaltensqualität

ist somit ein wichtiger Faktor zur Erreichung einer möglichst hohen Kundenzufriedenheit und

der damit verbundenen Kundenbindung, die als Grundlage für den langfristigen

Unternehmenserfolg dient.80

80 Vgl. Herrling, E./ Mayländer R. (1994), S. 8-12.

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6 TQM in der Praxis der Deutschen Vermögensberatung AG

6.1 TQM als integratives Unternehmungsführungskonzept am Beispiel der DVAG

Um TQM erfolgreich anzuwenden bedarf es eines klaren Bekenntnisses seitens der

Unternehmensleitung zur Philosophie des TQM. Das Management ist demnach verantwortlich

für die Umsetzung des TQM-Programms. Dazu gehören klare Ziele und eine Vision, die es

(Top-Down) über alle Hierarchiestufen des Unternehmens zu tragen gilt. D.h. die

Unternehmenskultur und die Unternehmenswerte werden in Unternehmensleitlinien festgesetzt

und verständlich an alle Mitglieder der Organisation weitergegeben. Das dritte Kapitel dieser

Arbeit befasst sich eben mit dieser Thematik. Dies soll am Beispiel der DVAG nun noch einmal

aufgefasst und weiter vertieft werden.

Dieser ganzheitliche Managementansatz findet sich in der Konzeption der DVAG wieder.

Jedem Vermögensberater werden zu Beginn seiner Tätigkeit die Unternehmensleitsätze

ausgehändigt. Auf zehn Seiten werden dort die Ziele, Grundsätze sowie die Erfordernisse und

Verhaltensregeln für die Berufsausübung im Unternehmen dargestellt (Vgl. Kapitel 2.1). Damit

ist der Grundstein für den im TQM-Modell allzu wichtigen Informationsfluss gelegt. Allerdings ist

das Feedback an die Unternehmensleitung seitens der Mitarbeiter genauso wichtig.

Es gehört nämlich ebenso zu den Aufgaben des Top-Managements dafür zu sorgen, dass der

Informationsfluss in beide Richtungen (Top-Down und auch Bottom-Up) sichergestellt ist. Zur

Lösung dieses Problems trägt die Unternehmensstruktur der DVAG bei. Als nächste Instanz zur

Unternehmensleitung stehen die Direktionsleiter. Diese haben direkten Kontakt zu den

Vermögensberatern ihrer Direktion. Verbesserungsvorschläge sowie die Kontrolle von Qualität

bei der Leistungserbringung werden dadurch sichergestellt. So werden in Absprache mit den

Direktionsleitern Verbesserungen in Produktqualität sowie Produktdifferenzierungen und

Optimierung der Produkte vorgenommen. Außerdem geben Direktionsleiter Ideen und Anreize

zur Verbesserung, z.B. in Bezug auf das Entlohnungssystem oder zur Motivierung von

Mitarbeitern, an die jeweiligen Direktionsbeauftragten weiter.

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Durch das Aufstiegssystem innerhalb des Unternehmens hat jeder Vermögensberater einen

direkten Betreuer und gleichzeitig auch einen Vorgesetzten:

Das Aufstiegssystem spiegelt das klare Bekenntnis zum Leistungsprinzip wieder. Leistung wird

durch Beförderungen, verbunden mit Gehaltserhöhungen und anderen nicht monetären

Leistungen wie Reisen und Auszeichnungen belohnt. Somit steht jeder Betreuer in der

Verantwortung, dass seine Gruppe erfolgreich ist. Der aktive Vermögensberater im

Gruppenaufbau kümmert sich darum, dass jedes Mitglied der Gruppe Erfolg hat. Da der Umsatz

jedes einzelnen Vermögensberaters der Gruppe zum Gruppengeschäft des Betreuers zählt, ist

dieser darum bemüht seine Gruppe zu motivieren. Dabei ist es wichtig, dass der Betreuer nicht

zu abhängig von der Gruppe ist und genügend Eigengeschäft schreibt. Ansonsten kann es zu

Konfliktsituationen kommen, wenn der Betreuer z.B. mehr von der Gruppe fordert, als die

Mitarbeiter zu leisten bereit sind. Da jeder Vermögensberater selbstständig ist, kann jeder

selbst darüber entscheiden wie viel Zeit er investieren möchte. Diese individuellen

Entscheidungen muss der Betreuer ohne widerrede akzeptieren. So gilt es für den Betreuer ein

ausgewogenes Verhältnis zwischen fordern und fördern zu schaffen.

AL/D RGS

GS

RD1 HGS

AL/P VBA

RD2 D

Legende: VM=Vertrauens Mitarbeiter; VBA=Vermögensberater Assistent; AL/P=Agenturleiter/ Probe;

AL/D=Agenturleiter/Dauer; RGS=Regionalgeschäftsstellenleiter; GS=Geschäftsstellenleiter

HGS=Hauptgeschäftsstellenleiter RD1=Regionaldirektion 1

RD2=Regionaldirektion 2 D=Direktionsleiter

VM

Abbildung 6.1: Das Aufstiegssystem der DVAG

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an: DVAG (Hrsg.), (2006), S. 32

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Überdies ist der Betreuer dafür verantwortlich, dass die Unternehmensleitsätze eingehalten

werden und die Beratung ein hohes Maß an Qualität erreicht. Die Anreize der Beförderungs-

und damit steigenden Verdienstchancen gelten als Motivation zur Verbesserung der

Beratungsqualität, denn diese ist ausschlaggebend für die Ergebnisqualität. Je besser die

Ergebnisse sind, desto höher steigt der Vermögensberater im Beförderungssystem auf.

Somit kann auf der anderen Seite die Beratungsqualität vom Ergebnis (Anzahl Kunden,

Umsatz, Stand im Aufstiegssystem etc.) abgeleitet werden. Natürlich kann jeder

Vermögensberater frei darüber entscheiden, wie hoch sein Umsatz sein soll und wie weit er im

Aufstiegssystem kommen möchte bzw. welches Gehalt akzeptabel für ihn ist. Somit wird das

Gehalt in Abhängigkeit von erbrachter Leistung gesetzt. Je mehr geleistet wird, desto größer ist

folglich der Verdienst. In diesem Sinne gibt es keine Leistungsvorgaben, jeder entscheidet für

sich selbst, wie viel er leisten und verdienen möchte.

Allerdings kann durch hohe Beratungsqualität bzw. durch eine hohe Abschlussquote

(Umsatz/Beratungen), der Zeitaufwand kompensiert werden, der für einen bestimmten Umsatz

nötig wäre. Benötigt ein Anfänger für 5 Neukunden beispielsweise 20 Beratungstermine, kann

es ein erfahrener Vermögensberater möglicherweise in 7 Terminen schaffen, 5 Neukunden zu

gewinnen. Dementsprechend kann davon ausgegangen werden, dass die Beratungsqualität

eines Vermögensberaters in einer „niedrigeren“ Stufe schlechter ist als die eines

Vermögensberaters in einer „höheren“ Stufe. Daraus ergibt sich im Bezug auf die Konzeption

des TQM allerdings folgendes Defizit: besonders in niedrigeren Karrierestufen wirkt sich dies

negativ auf die Kundenzufriedenheit aus. Somit ist es wichtig, neben der grundlegenden

Ausbildung verschiedene Weiterbildungen zu absolvieren. Dementsprechend gibt es als

Voraussetzung für die Erreichung der verschiedenen Beförderungsstufen Prüfungen, die vor

der Industrie- und Handelskammer abgelegt werden müssen. Die Lerninhalte beziehen sich

neben Produktschulungen auch auf Persönlichkeitsentwicklung sowie Führungsqualitäten.

Die Qualität der Beratung hat gewiss keine Auswirkung auf die Qualität des Produktes, welches

der Kunde kauft. Deshalb ist an dieser Stelle eine Unterscheidung zwischen Produktqualität und

Beratungsqualität notwendig. Die Produktqualität, die vom Vermögensberater angeboten wird,

ist unabhängig davon, ob der Vermögensberater Direktionsleiter oder Agenturleiter ist, dieselbe.

Dagegen stellen sich in der Praxis deutliche Unterschiede in der Beratungs- sowie

Servicequalität zwischen Beratern heraus.

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Allerdings kann in der Finanzdienstleistungsbranche selbstverständlich die Produktqualität

durch falsche Beratung an Wert verlieren. Wenn einem Kunden, der beispielsweise Schüler ist

und für einen Urlaub Geld sparen möchte, von einer Sparkasse ein Bausparvertrag angeboten

wird, kann das Produkt durch die „Falschberatung“ nicht der Qualität entsprechen, für dessen

Zweck es vorgesehen ist, auch wenn die Qualität des Produktes noch so gut sein mag.

Somit ist der thematische Schwerpunkt in dem gesamten Kapitel 6 überwiegend auf die

Verbesserung der Beratungsqualität gerichtet. Gerade weil Produktqualität in Bezug auf

Finanzdienstleistung erst durch den richtigen und zweckgebundenen Einsatz von Produkten

entstehen kann, ist eine qualitativ hochwertige Ausbildung nötig. Zu diesem Zweck bietet die

DVAG ihren Vermögensberatern kostenlose Schulungen und Seminare an. Diese finden in den

zahlreichen Berufsbildungszentren verteilt in ganz Deutschland statt. Außerdem unterstützen

Direktionsbeauftragte die Vermögensberater vor Ort durch Produktschulungen und persönliche

Betreuung.

Da jeder Vermögensberater, wie in Kapitel 2.2 beschrieben, Unternehmer im Unternehmen ist,

ist auch jeder Vermögensberater für seinen Erfolg verantwortlich. Somit ist die Erfüllung von

Qualitätsvoraussetzungen im täglichen Arbeitsfeld gang und gebe. Die Unternehmens-

philosophie der ständigen Verbesserung ist dabei stetiger Begleiter. Auch hierbei setzt das

Aufstiegssystem eine wichtige Grundlage. Das Ziel jeden Vermögensberaters sollte das

Erreichen der nächsten Beförderung sein, um letztendlich an der höchsten Karrierestufe, der

des Direktionsleiters, anzugelangen. Das Wissen um das nächste Ziel lässt neue Wege suchen,

um dieses zu erreichen. Natürlich gibt es ebenfalls viele Vermögensberater, die sich nicht für

den Unternehmensaufbau entscheiden, sondern den Praxisweg gehen. D.h. sie führen lediglich

Beratungen durch ohne neue Partner zu gewinnen. Auch hierbei gibt es Beförderungsstufen,

die als Ansporn dienen können.

Neben all den Möglichkeiten die das Aufstiegssystem bietet, pendelt sich der Umsatz und damit

der Verdienst eines Vermögensberaters in der Praxis mit der Zeit in dem Bereich ein, mit dem

der Mitarbeiter zufrieden ist. Natürlich muss er seine Beratungsqualität auf neustem Stand

halten, sodass sich sein Umsatz nicht unabsichtlich verschlechtert. Allerdings wäre durch die

ständige Verbesserung, bei gleichbleibendem Zeitaufwand, ein erhöhter Umsatz bis zu einem

bestimmten Grad möglich. Natürlich spielt die Prioritätensetzung des Vermögensberaters dabei

eine entscheidende Rolle. Insofern entscheidet jeder Mitarbeiter selbst, ob er die Chancen nutzt

die der Vermögensberaterberuf bei der DAVG bietet und zu welchem Grad er dies tut. Insofern

baut die Unternehmensleitung der DVAG auf Motivation, anstatt auf Kontrolle.

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Dennoch ist das System der DVAG so aufgebaut, dass das nächste Ziel, die nächste

Beförderung sein sollte. Allein dieser Ansporn sollte genügen, um die oben genannte

Verbesserung auf natürlichem Weg zu erzielen. Somit sollte die Integration des TQM auf

natürliche Weise durch das Aufstiegssystem und weitere Anreize, wie das Gewinnen von

Wettbewerben mit den damit verbundenen Reisen (z.B. AIDA-Schiffsreise) und weiteren

Auslandsaufenthalten, gegeben sein. Die ständige Verbesserung sollte durch den Willen, das

nächste Ziel zu erreichen, umgesetzt werden. Somit sollte jeder Mitarbeiter an seinem Potential

arbeiten und durch die Praxis des Berufsalltags langsam, aber sicher besser werden.

Dies ähnelt dem Prinzip der ständigen Verbesserung in kleinen Schritten, welches mit dem

Begriff Kaizen gekennzeichnet ist. Wie bereits in Kapitel 3.1.5 kritisiert, ist der Grundgedanke

dieser Philosophie im theoretischen Ansatz zwar klar definiert, wohingegen über die Integration

im Unternehmen in Form eines Konzeptes wenig ausgesagt ist. Demnach ist eine

Kennzeichnung des Vorgehens bei diesem Vorhaben eher schwierig. Doch das Beispiel der

ständigen Verbesserung der Mitarbeiter der DVAG durch die Motivation eines klaren

Aufstiegssystems macht deutlich, dass eine Umsetzung dieses Grundgedankens in der Praxis

tatsächlich möglich ist. Demgemäß gilt das Motto: „Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört

gut zu sein.“ (Prof. Dr. Reinfried Pohl). Diese Aussage des Vorstandsvorsitzenden und

Gründers der DVAG spiegelt die Einstellung und Grundhaltung wieder, die jeder Mitarbeiter

bzw. Vermögensberater für eine erfolgreiche Umsetzung des TQM-Models haben muss. Die

Zielsetzung jedes einzelnen, sich persönlich und auch beruflich weiterzuentwickeln, ist der

Schlüssel zum Erfolg. Dementsprechend funktioniert TQM nur, wenn diese Philosophie von

allen Mitarbeitern gelebt wird. Die Unternehmensleitung steht demnach in der Verantwortung

dies zu erreichen, um das TQM-Programm erfolgreich anwenden zu können.

6.2 Die Umsetzung des Deming-Programms bei der DVAG

Laut Deming können die in Kapitel 3.2.1 beschriebenen 14 Punkte des TQM-Programms auf

jedes Unternehmen Anwendung finden. Am Beispiel der DVAG bzw. der Tätigkeit der

Mitarbeiter soll dies untersucht werden. Dabei soll es um die mögliche Umsetzbarkeit in der

praktischen Tätigkeit gehen, nicht um den tatsächlichen Stand der Anwendung dieses

Programms. Die Grundgedanken auf denen die 14 Punkte aufbauen sind in Kapitel 3.1.2

aufgeführt. Demnach könnte die Aktivität des Vermögensberaters in der Beratung als Prozess

aufgefasst und entsprechend verbessert werden. Dies soll als Voraussetzung gesetzt sein, um

die in diesem Kapitel angeführten Überlegungen zu stützen. Problemlösungen allein genügen

dabei nicht, vielmehr geht es um eine grundlegende Veränderung.

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Wie in Kapitel 6.1 beschrieben, ist die Unternehmensleitung in diesem Sinne zum Handeln

verpflichtet. Im Allgemeinen ist zu der Philosophie Demings ein wesentlicher Kritikpunkt zu

nennen. Die Vorstellungen des Programms passen zu einer idealisierten Welt, im „rauen“

Wirtschaftsalltag können die Entscheidungen oftmals nicht unter Berücksichtigung aller Punkte

des Programms fallen. Um ein höchstmögliches Maß an Qualität zu erreichen, wäre dies zwar

nötig, doch ist es nicht unbedingt immer Ziel der Unternehmensleitung.

Beispielsweise schreibt der vierte Punkt des TQM-Programms nach Deming vor, dass

Geschäfte nicht auf Basis des niedrigsten Angebots gemacht werden dürften. Bei

Entscheidungen wird jedoch, gerade aus betriebswirtschaftlicher Sicht, sehr wohl des Öfteren

auch mal bewusst das niedrigste Angebot gewählt. Schließlich geht es letztendlich um den

Gewinn einer Unternehmung und die Befriedigung der Anforderung von Shareholder Values.

Also wird nicht das höchste Maß an Qualität angestrebt, sondern eher das Maß der

ausreichenden Qualität. Die Qualität soll eben nur so gut sein, wie sie zur Zufriedenstellung des

Kunden gerade nötig ist. Somit ist der vierte Punkt, der sich auf das Machen von Geschäften

auf Basis des niedrigsten Angebots bezieht, in der Praxis nicht haltbar. Vielmehr sollte ein

ausreichendes Preis-Leistungsverhältnis angestrebt werden. Auch das absolute Bekenntnis

seitens der Unternehmensleitung zum TQM, wie es in Punkt 14 gefordert wird, ist

dementsprechend nicht unbedingt praxistauglich. Es beschreibt vielmehr eine Voraussetzung

dafür, dass das Konzept aufgeht, als ein sinnvolles Bestreben in der Praxis. Somit

widersprechen die Punkte in vielen Aspekten dem klassischen betriebswirtschaftlichen Denken.

Ein Vermögensberater wird sicher nur soviel Zeit in die Verbesserung seiner Fähigkeiten in

Punkto Beratungsqualität investieren, wie zur erfolgreichen Umsetzung seines Erachtens nötig

ist. Werden seine Ziele durch weniger Aufwand erreicht, macht es betriebswirtschaftlich keinen

Sinn, noch mehr zu investieren, um den Prozess noch weiter zu verbessern. Somit ist die

Aufforderung des fünften Punktes, welcher die ständige Suche nach Ursachen und Fehlern

verlangt, betriebswirtschaftlich gesehen nicht unbedingt erstrebenswert.

Der elfte Punkt fordert das Beseitigen von zahlenmäßigen Leistungsvorgaben. Gerade in Bezug

auf das Beförderungssystem der DVAG bzw. allgemeine Zielsetzungen, wie beispielsweise in

der Produktion, erweist sich dies nicht immer als Vorteil und ist auch nicht immer umsetzbar.

Gerade in Zeiten der Just-in-Time-Produktion müssen zahlenmäßige und zeitbezogene

Stückzahlenvorgaben bestehen, um das nötige Teil X zum rechten Zeitpunkt an Stelle Y zu

montieren. Außerdem nützt die beste Qualität nichts, wenn die Kosten dadurch dermaßen

steigen, dass ein erhöhter Marktpreis gefordert werden muss. Zahlenmäßige

Leistungsvorgaben sind demnach für die gesamte Absatzpolitik notwendig. Allerdings sollten

diese Vorgaben nicht ohne Rücksicht auf Verluste durchgesetzt werden.

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Eine zahlenmäßige Vorgabe kann demnach eine negative Auswirkung auf die erbrachte

Qualität haben. Gerade bei Prozessen die kreatives Denken und Handeln erfordern, wie in der

Forschung und Entwicklung üblich, können zahlenmäßige Vorgaben die Qualität des

Ergebnisses erheblich beeinträchtigen. Zwar sind Zahlen nicht alles, dennoch sind sie wichtig,

um Dinge zu Bennen und gewisse Rahmen zu setzen. Ein Vermögensberater der DVAG

beispielsweise verdient nur dann etwas, wenn er Leistung erbringt. Genauso gibt es als

Voraussetzung für die Beförderung bestimmte Zahlenwerte, die erreicht werden müssen.

Gerade dies gilt als Motivation zur Verbesserung der eigenen Beratungsqualität.

Leistungsvorgaben können in diesem Zusammenhang sogar als ein sinnvolles Instrument zur

Erreichung von Qualität dienen. Somit würde der Vermögensberater, auch wenn er das Ziel der

Beförderung erreicht hat, noch stärker an seiner Beratungsqualität bzw. der Ergebnisqualität

des Gruppenumsatzes arbeiten, um auf die nächsthöhere Karrierestufe aufzusteigen. Dies ist

natürlich nur durch ein ausreichendes Entlohnungssystem möglich. Somit müssen

Steigerungen von Fähigkeiten gerecht belohnt werden, damit ein Anreiz zur Verbesserung

gegeben ist. Dieser Aspekt wird in den 14 Punkten nicht beachtet. Zudem ist allerdings

anzumerken, dass finanzielle Anreize meist nur kurzfristige Wirkungen haben. Langfristig

gesehen spielen Aspekte wie Zufriedenheit am Arbeitsplatz durch bestimmte

Arbeitsbedingungen, ein gewisses Arbeitsklima und Kollegialität eine zunehmend wichtige

Rolle. Es bleibt festzuhalten, dass zahlenmäßige Vorgaben, je nach Art der Anwendung,

Sinnvoll sein können und auf der anderen Seite aber auch situationsabhängig negative

Auswirkungen auf Qualität haben können.

Obgleich die 14 Punkte in ihrer Theorie und Philosophie viele notwendige und nützliche

Verhaltensregeln beschreiben, mangelt es an der Umsetzbarkeit dessen und der

Prioritätensetzung, da Entscheidungen in Unternehmen auch unter Beachtung zahlreicher

anderer Gesichtspunkte getroffen werden müssen. Um die Qualität dauerhaft verbessern zu

können ist es also notwendig, Mitarbeiter ihren Ansprüchen gerecht zu motivieren, gerade im

Bereich der Dienstleistung. Allein der Gedanke dass Qualität wichtig ist, wird kaum

überdurchschnittliche Eigeninitiative der Mitarbeiter bewirken. Dies liegt womöglich mit daran,

dass die Erbringung von Qualität, gerade in Bezug auf ständige Verbesserung des KVP, sehr

aufwendig ist und einen erheblichen Zusatzaufwand fordert. Dieser wird zum größten Teil von

den Mitarbeitern und nicht vom Management erbracht. Um beim Beispiel des KVP zu bleiben,

kostet es den Vermögensberater einen enormen Aufwand diesen anzuwenden. Erst durch das

Bewusstsein, dass durch die Verbesserung seiner persönlichen Beratungsqualität er selbst

auch davon profitiert, sei es durch erhöhte Jobsicherheit, mehr Gehalt aufgrund eines höheren

Umsatzes etc. , wird er diesen Prozess mit einem erhöhten Maß an Engagement durchführen.

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Zudem wird dadurch eine Identifikation des Mitarbeiters mit der Unternehmensphilosophie, die

auf Qualität ausgerichtet ist, erreicht. Dies wird durch den Begriff „Total“ betitelt. Jeder im

Unternehmen muss die Vorteile dieses Programms verinnerlicht haben, um TQM zielgerichtet

anwenden zu können. Nur dadurch kann eine Grundlegende Veränderung erzielt werden.

6.3 TQM in der Praxis des Vermögensberaters

Der Vermögensberater ist im Finanzdienstleistungswesen in Bezug auf Dienstleistungsqualität

der entscheidende Faktor beim Leistungserbringungsprozess. Die Prozessqualität hängt in der

kundenzugewandten Phase erheblich vom persönlichen Geschick des Vermögensberaters ab.

Somit ist der Vermögensberater für die Ergebnisqualität verantwortlich. Weiterhin spielt die

Wettbewerbssituation, wie vorangehend in Kapitel 4.1 beschrieben, eine wichtige Rolle. Der

Kunde stellt auf Grund dessen hohe Anforderungen an den Vermögensberater. Demnach steht

die Unternehmensleitung in der Verantwortung, diesen Anforderungen durch ausreichende

Ausbildung und Fortbildung der Vermögensberater gerecht zu werden. Methoden des TQM

können dabei zusätzlich unterstützend angewandt werden. Da es zu den Aufgaben des

Vermögensberaters im Unternehmensaufbau zählt, neue Partner zu fördern, liegt es in seinem

Interesse, dass diese einen hohen Grad an Ergebnisqualität liefern. Somit muss in jeder

Tätigkeit ein hohes Maß an Professionalität vorhanden sein. Folglich gilt es, in jedem Bereich

der täglichen Arbeit fehlerfrei zu agieren bzw. Fehler zu erkennen und zu verbessern. Hierbei

erscheint der KVP als geeignetes Instrument.

Als Beispiel der Anwendung von TQM im Alltag der Vermögensberater der DVAG soll ein

Telefonat aufgrund einer Empfehlung eines Kunden mit Hilfe des Deming-Zyklus inszeniert

werden. In der ersten Phase geht es darum, eine Analyse durchzuführen. Dabei werden

Einflussgrößen analysiert. Ein Team aus erfahrenen und auszubildenden Vermögensberatern

wird zu diesem Zweck gebildet. Gemeinsam werden dann Einflussgrößen ausfindig gemacht.

Dies ist für die Planung der Vorgehensweise wichtig. Das Ergebnis der gemeinsamen

Überlegungen könnte sein: Begrüßung des potentiellen Kunden mit freundlicher Stimme und

Fragestellung, ob denn wirklich die Person am Hörer ist, die tatsächlich erreicht werden sollte.

Z.B. Guten Tag Herr Muster, spreche ich mit Max Muster? Nach der Begrüßung folgt die

Vorstellung des Anrufers. Ziel des Gesprächs soll sein: einen Termin zu vereinbaren. Auch das

wird in der Planungsphase festgelegt. Einflussgrößen, die den Erfolg des Telefonats

beeinflussen, könnten sein: Der potentielle Kunde muss darüber informiert werden weshalb er

angerufen wird und es muss Interesse geweckt werden. Außerdem soll er die Vorteile des

Gesprächs erkennen und den Termin wirklich haben wollen. Wichtig ist auch, auf mögliche

Einwände vorbereitet zu sein. Zudem spielt die Einstellung und Haltung des Anrufers eine

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entscheidende Rolle. Da beim Telefonat nur gesprochen wird, ist Wortwahl und Stimme

ausschlaggebend. Z.B.: Berater: „Der Anruf bei Ihnen hat einen ganz besonderen Grund. Vor

einigen Tagen hatte ich ein Gespräch mit Herrn Tom Mustermann, da möchte ich Sie ganz

herzlich von ihm grüßen.“ Max Mustermann: „ z.B. Danke, den kenn ich, das ist mein Cousin.“

Berater: „Durch dieses Gespräch hat Herr Mustermann durch wertvolle Informationen finanzielle

und wirtschaftliche Vorteile erzielt. Er sagte mit, dass Sie grundsätzlich auch immer ein offenes

Ohr für finanzielle Vorteile haben, stimmt denn das?“ Max Mustermann: „Ja das stimmt, aber ich

habe schon einen Berater.“ Nun folgt die Behandlung des Einwandes: „Herr Mustermann, ein

Gespräch hätte für Sie auf jeden Fall zwei Vorteile, entweder Sie erhalten die Bestätigung, dass

Sie einen momentan akzeptablen Partner gefunden haben, oder Sie finden einen besseren, für

die Zukunft.“ usw. In dieser Phase geht es also darum, verschiedene Szenarien durchzuspielen,

um auf alle möglichen Einflüsse Rücksicht zu nehmen. Die Erfahrungen der Vermögensberater

sind in diesem Austausch besonders wichtig.

In der zweiten Phase geht es dann darum, Maßnahmen festzulegen und durchzuführen. Unter

Berücksichtigung der besprochenen Verhaltensregeln und Vorgehensweise wird das Telefonat

durchgeführt. In der dritten Phase werden die Ergebnisse festgehalten und analysiert. Was war

gut, was war schlecht, was sollte geändert werden. Die Verbesserungen werden dann als

Standard übernommen. Dies kann die überzeugende Einwandbehandlung, die Haltung beim

Telefonieren (stehend oder sitzend) oder z.B. die Stimme (zu schnell, zu leise, genau richtig)

betreffen. Mittels dieser methodischen Vorgehensweise des KVP kann die, in Kapitel 6.1

beschriebene, „natürliche“ Verbesserung der Vermögensberater der DVAG durch eine gezielte

und strukturierte Anleitung erweitert werden.

Somit könnte die Verbesserung effektiver und genauer erfolgen. Obwohl diese Vorgehensweise

sehr zeitaufwendig ist, könnte die Entwicklung jedes einzelnen durch den Austausch und die

Analyse in der Vorgehensweise beschleunigt und gefördert werden.

Diese Vorgehensweis bietet einen Ansatz der Anwendung des TQM in der Praxis der

Vermögensberater der DAVG. Weitere Methoden wie Teile des Dienstleistungsqualitätskreises

werden in ähnlicher Weise schon benutzt. Z.B. wird dem Kunden nach einer Beratung ein

Bewertungsbogen zur Beurteilung der Arbeitsweise ausgehändigt. Dieser wird anschließend

ausgewertet und analysiert. Dadurch kann jeder Vermögensberater seinen persönlichen Stand

der Beratungsqualität erfassen. Außerdem erfährt er gleichzeitig, in welchem Bereich er sich

noch weiter verbessern muss bzw. worauf er verstärkt achten sollte. Weiterhin werden die

Wünsche und Ziele des Kunden vor der Beratung durch eine sorgfältig ausgefüllte Analyse

samt Fragebogen erfasst.

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Somit geht es im ersten Termin nur darum, was dem Kunden persönlich wichtig ist. Diese

Analyse wird vom Vermögensberater ausgewertet, worauf erst im zweiten Termin die

eigentliche Beratung folgt. Dadurch kann der Vermögensberater dem Kunden letztendlich auch

das anbieten, was seinen Vorstellungen entspricht. Dieser „Marketingprozess“ geschieht direkt

im Gespräch mit dem Kunden. Dadurch kann die Beratungsqualität deutlich verbessert werden,

da der Vermögensberater die Situation des Kunden besser und individuell einschätzen kann.

Somit kann er sich besser auf den eigentlichen Beratungstermin vorbereiten. Dies bietet die

Möglichkeit des Auffrischens von Fachwissen, der Überlegung wie das Produkt erklärt werden

soll und auch was überhaupt angeboten werden soll. Dies führt zu steigender

Kundenzufriedenheit, was Kundenbindung und Weiterempfehlung zur Folge hat.

6.4 Steigerung der Kundenzufriedenheit durch Beratungsqualität

Die Kundenzufriedenheit hat sowohl im TQM als auch bei der Deutschen Vermögensberatung

eine übergeordnete Priorität. Wie in Kapitel 5.3 beschrieben kann durch die

Kundenzufriedenheit langfristiger Unternehmenserfolg sichergestellt werden. Bei der DVAG

spielt dies eine wichtige Rolle. Die Vertriebsstruktur der DVAG ist darauf ausgelegt, dass sich

jeder Vermögensberater seinen eigenen Kundenstamm aufbaut. Somit liegt es in der Hand

jeden einzelnen Vermögensberaters dafür zu sorgen, Bestandkunden zu betreuen und neue

Kunden zu gewinnen. Zur Erlangung der dafür notwendigen Fähigkeiten ist jeder

Vermögensberater selbst verantwortlich. Diese Fähigkeiten spiegeln einen Grad an Qualität

wieder. Insbesondere geht es um das Erarbeiten eines bestimmten Qualitätsgrades in Bezug

auf Beratung, Service und Verhalten. Die DVAG ist eine Berufsgemeinschaft von

selbstständigen Mitarbeitern. Das übergeordnete Ziel des Unternehmens (siehe Kapitel 2.1) ist

zugleich das Ziel jeden einzelnen. Da es in diesem Sinne keine mengenmäßigen

Leistungsvorgaben gibt, entscheidet jeder persönlich, wie viel er zu tun bereit ist, um dieses Ziel

zu erreichen.

Daraus ergibt sich eine Kollegialität, die erstaunlicherweise die Konkurrenzsituation ausschließt.

TQM kann deswegen umso besser angewandt werden. Zudem gibt es kaum Konfliktpotenzial,

da der selbstständige Vermögensberater frei entscheiden kann, mit wem er zusammenarbeiten

möchte. Er sucht sich selbst aus, wen er als Partner haben möchte und wen nicht. In einer

Bürogemeinschaft kommt es so zu einer Gruppendynamik, die gegenseitige Motivation fördert.

So können die Erfahrungen jedes einzelnen aus der Gruppe, deren Mitglieder alle dasselbe Ziel

verfolgen, ausgetauscht und diskutiert werden. Somit lernt jeder von jedem. Das Optimum für

den einzelnen reflektiert dabei das Optimum für die Gruppe. Durch diesen Austausch kommt es

zur ständigen Verbesserung in der Qualität.

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Da die Qualität im Sinne des TQM eine maßgebende Rolle für die Kundenzufriedenheit

darstellt, ist dieser Prozess der Verbesserung durch den Austausch innerhalb der

Berufsgemeinschaft so wichtig. Der Vermögensberater der DVAG legt besonders hohen Wert

auf die Kundenzufriedenheit. Zumal sein Erfolg und damit der Erfolg der Gruppe und des

Unternehmens überwiegend von seiner Persönlichkeit abhängen. Nur wenn seine

Bestandskunden zufrieden sind, werden sie ihn weiterempfehlen. Zudem wird nicht unbedingt

das Unternehmen als ganzes weiterempfohlen, sondern in erster Linie der Berater selbst. Somit

ist er verpflichtet, einen guten Ruf als Vermögensberater zu haben, um am Markt bestehen zu

können. Deswegen sind die im gesamten Kapitel 5 genannten Eigenschaften, die die

Kundenzufriedenheit steigern, ebenso wichtig. Der Ansporn, die nächste Beförderung zu

erreichen und die damit verbundenen Sonderleistungen zu erlangen, motivieren den

Vermögensberater an sich zu arbeiten und die Prozesse weiter zu verbessern.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sowohl die Vertriebsstruktur als auch das

Beförderungssystem wichtige Grundvoraussetzungen mit sich bringen, die zur Entfaltung des

TQM im Unternehmen dienlich sind.

7 Zusammenfassung und Ausblick

Die vorangegangenen Überlegungen machen deutlich, dass TQM in Bezug auf die

theoretischen Grundlagen einen unwahrscheinlich großen Einfluss auf die Kundenzufriedenheit

und damit auf den langfristigen Erfolg einer Unternehmung haben kann. Dies wird durch den

ganzheitlichen Managementansatz ermöglicht, der ausgehend von der Unternehmensleitung im

gesamten Unternehmen qualitativ hochwertige Prozesse schaffen soll. Dadurch soll es zu einer

Standardisierung von Verbesserungen kommen was ein Höchstmaß an Produktqualität zur

Folge hat. Dadurch steigt neben der Kundenzufriedenheit der Grad der Kundenbindung sowie

die Bereitschaft zur Weiterempfehlung des Unternehmens durch den Kunden.

Folglich sollen Kunden, gerade im Finanzdienstleitungswesen, von Beratungs-, Service- und

Verhaltensqualität der Mitarbeiter überzeugt werden. Die Philosophie setzt auf Perfektion in

allen Bereichen und schafft somit den Grundstein für die Behauptung des Unternehmens gegen

Wettbewerber am Markt.

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In der Praxis kann sich die Umsetzung der Forderungen und Voraussetzungen des TQM-

Programms allerdings oftmals als ein unmögliches Unterfangen herausstellen. Dies liegt, den in

der vorliegenden Arbeit zugrundeliegenden Überlegungen und Erläuterungen zufolge,

überwiegend daran, dass die zur Umsetzung notwendigen Kriterien nicht erfüllt werden können.

Zum einen sind diese zu aufwendig und umfangreich, zum anderen behindern

zwischenmenschliche Konflikte den einwandfreien Ablauf. So scheitert das TQM-Programm

vorwiegend an horizontalen sowie vertikalen Barrieren in der Kommunikation und Kooperation.

Ferner bedeutet dies, dass durch Konkurrenzdenken und Meinungsverschiedenheiten von

Mitarbeitern und Abteilungen Konflikte vorprogrammiert sind. Eine abteilungsübergreifende

Kommunikation und Kooperation wird in der Praxis oft aufgrund von Ressourcenknappheit

(nicht Können) oder mangelnde Bereitschaft (nicht Wollen) nahezu unmöglich. Das TQM

schreibt vor, dass die Unternehmensleitung sich klar zum TQM bekennen muss und diese

Philosophie über alle Hierarchiestufen ins Unternehmen tragen soll. Allerdings wird dies mit

zunehmender Größe des Unternehmens und der damit verbundenen wachsenden Anzahl an

Abteilungen und Unterabteilungen immer schwieriger bis unmöglich. Da jede Abteilung nahezu

unabhängig von der anderen agiert und eigene Ziele verfolgt, ist die abteilungsübergreifende

Kooperation stark eingeschränkt.

Diese und andere Probleme in der praktischen Umsetzung, die in dieser Arbeit diskutiert

wurden, lassen vermuten, dass die meisten Unternehmen den notwendigen Aufwand, um TQM

im Unternehmen zu etablieren und erfolgreich umsetzen zu können, nicht in Kauf nehmen

wollen und auch können. Die mangelnde Überzeugung des Top-Managements vom TQM stellt

dabei ein ebenso großes Hindernis dar wie die zahlreichen Bedingungen, die bei nicht Erfüllung

das ganze Konzept zum Scheitern bringen.

Am Beispiel der Deutschen Vermögensberatung AG kann man jedoch erkennen, dass die

Umsetzung von TQM unter gewissen Voraussetzungen doch möglich ist. Bei der DVAG

funktioniert die Umsetzung aufgrund der bereits erläuterten Struktur des Vertriebssystems und

des Beförderungssystems sehr gut. Die Unternehmensleitung gibt die Unternehmensleitsätze

und die Ziele vor. Diese übergeordneten Ziele des Unternehmens sind dieselben wie die jedes

einzelnen Vermögensberaters. Somit ziehen alle an einem Strang. Dadurch, dass jeder

Vermögensberater der Berufsgemeinschaft eine selbstständige Tätigkeit ausübt, ist jeder für

seinen und den Erfolg der Gruppe verantwortlich. Somit gibt es kein Konkurrenzdenken. Das

gemeinsame Ziel schweißt die Gruppe zusammen und dient als Ansporn für jeden einzelnen,

durch Lernen vom anderen besser zu werden. Die Umsetzung ist strikt, da zwischen

Unternehmensleitung und dem Vermögensberater lediglich zwei Personen (der Direktionsleiter

und der jeweilige Betreuer) in der Hierarchieebene stehen.

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Somit lässt sich das TQM-Programm in so einfachen und klaren Strukturen wie die der DVAG

deutlich einfacher umsetzen.

Abschließend ist zu sagen, dass das TQM zwar hervorragende Ansätze und Partialkonzepte

zur Steigerung der Kundenzufriedenheit und des damit verbundenen langfristigen

Unternehmenserfolges bietet, jedoch in seinem ganzheitlichen Sinn für die meisten

Unternehmen zu aufwendig ist und zu viele mögliche Fehlerquellen (in Form von Barrieren in

der Kommunikation und Kooperation zwischen Mitarbeitern und Abteilungen) aufweist. Auch

wenn sich die Gestaltung der Umsetzung des TQM-Programms nicht ganz überzeugend

darstellt, können sich die theoretischen Grundlagen des TQM-Programms vom Grundsatz her

zur Verbesserung von Qualität und der damit verbunden Steigerung der Kundenzufriedenheit

durchaus als nützlich erweisen. Somit können viele der im TQM angeführten Themen als sehr

reizvoll und erstrebenswert angesehen werden.

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Ehrenwörtliche Erklärung

„Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne

unerlaubte fremde Hilfe angefertigt habe, andere als die angegebenen Quellen nicht

benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich und inhaltlich entnommenen Stellen als

solche kenntlich gemacht habe.“

Wolfsburg den 19.05.2010

Robert Wertmann

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