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Beiträge zur Geschichte des Peterspfennigs vom 11. bis zum 13. Jahrhundert Author(s): Paul Fabre Source: Zeitschrift für Social- und Wirthschaftsgeschichte, 4. Bd., H. 3 (1896), pp. 457-462 Published by: Franz Steiner Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/20724448 . Accessed: 04/10/2013 15:37 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Franz Steiner Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für Social- und Wirthschaftsgeschichte. http://www.jstor.org This content downloaded from 148.61.13.133 on Fri, 4 Oct 2013 15:37:18 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Beiträge zur Geschichte des Peterspfennigs vom 11. bis zum 13. Jahrhundert

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Beiträge zur Geschichte des Peterspfennigs vom 11. bis zum 13. JahrhundertAuthor(s): Paul FabreSource: Zeitschrift für Social- und Wirthschaftsgeschichte, 4. Bd., H. 3 (1896), pp. 457-462Published by: Franz Steiner VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/20724448 .

Accessed: 04/10/2013 15:37

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Page 2: Beiträge zur Geschichte des Peterspfennigs vom 11. bis zum 13. Jahrhundert

Miseelle.

Beitr?ge zur Geschichte des Peterspfennigs vom 11. bis zum 13. Jahrhundert.

Von

Paul Fabre.

I. Die Umlage des Peterspfennigs im 11. und 12. Jahrhundert.

Auf dem Conoil von Melfi (1059) leistete Robert Guiscard dem Papste Nikolaus IL einen Lehenseid, in welchem er sich

verpflichtete, im eigenen Namen und im Namen seiner Nach

folger, k?nftig dem heiligen Stuhle eine j?hrliche Abgabe von

12 Donaron von Pavia per jedem Paar Ochsen f?r alle s?d

italionischcn L?nder seines Reiches zu zahlen1.

Der Denar von Pavia, im Gewichte von 1359 Milligramm, enthielt urspr?nglich 1150 Milligramm feinem Silbers: seit der

Herrschaft Konrad des Saliers (1024?1039) aber betrug der

Silbergehalt nur noch also in der Mitte des 12. Jahr

hunderts nur ungef?hr 107(5 Milligramm feinen Silbers42. Die

12 Denare per Joch Ochsen, die Robert Guiscard versprach, enthielten also ungef?hr 12.912 Gramm Silber, also etwas mehr,

8^5 als drei silberne Frank-St?cke mit einem Feingehalt von

~^ enthalten.

Es ist auffallend, dass man die richtige Erkl?rung f?r diese

Abgabe bisher noch nicht gefunden hat. W?hrend G. A. de

1 Der Lehenseirt bei Watterich, Pontit'. Roman, vitae, I, 233 f.

2 Vgl. meine Ausgabe <les Liber Censuum, S. 43, col. 1 . 1.

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468 Paul Fabre: Miscclle. Beitr?ge zur Geschichte

Blasiis oben wegen der ?singolarit? del tributo" den gai?/.en Lehcnseid Robert Guiscard verwirft3, verficht der Abb? Dolare zwar seine Echtheit, ist aber geneigt zu glauben ?quo cette rente annuelle de 12 deniers, molinaio de Pa vie, pour chaque

paire de b ufs, ne concernait que les terres qui avaient ?t? la

propri?t? particuli?re de l'Eglise romaine et aussi quelques d?

pendances de la principaut? de B?n?vent. Aussi il serait ab surde de l'entendre de toute la Pouille et la Calabre"*. Es scheint mir darin eine Verkennung der Natur und Bedeutung der von Robert Guiscard versprochenen Abgabe zu liegen: man

darf sie nicht abgesondert, sondern nur unter demselben Ge

sichtspunkte betrachten, wie die ?brigen Abgaben von Staaten, die ihre Abh?ngigkeit vom heiligen Stuhle anerkannten.

Bekanntlieh waren eine Anzahl von L?ndern zur Zahlung des Peterspfennigs verpflichtet: hier war principici] die Familie

? Herd oder Daus ? die Steuereinheit: ?unaquacque domus, singuli lares". Jede Behausung war dem fictiven Eigent?mer des Bodens, d. h. eben dem heiligen Petrus selbst, zu einer ge wissen Abgabe, einer Art von ?solaticum", verpflichtet, und diese Abgabe betrug in der Regel einen Denar \ ? Praktisch

gab es Erleichterungen. So gering auch der Steuersatz war, so wurden doch Alle ausgenommen, die nur von ihrer H?nde Arbeit lebten. In England wurde im 11. Jahrhundert zur

Zahlung des Peterspfennigs nur herangezogen, wer aus Lan denden ? oder Vieh7 ein Einkommen von mindestens 30 Denaren

bezog: Andererorten wurde das Steuerenpital anders bestimmt. Dio piomontosisehe Stadt Alexandria wurde schon bei ihrer

Gr?ndung ihrem erlauchten Rathen und der r?mischen Kirche

3 La Insurrezione Pugliese et la conquista Nonnanna (Napoli 1864), li, 51 f.

* Les Normands en Italie (Paris 1883), S. 329 Aura. R

Doch waren die L?ndereien der H?retiker zu 3 Denaren angesetzt

(Potthast, Reg. pont. Rom. No. 4150); die Einwohner der Villa Mascarans in der Dioc?se Poitiers zahlten bis zu 8 Denare per Herd (Jass?, Mon.

Gregoriana, S. 482). "

Gesetze Wilhelm des Eroberers (Ancient laws and institutes of

England, S. 20#). 7

Gesetze Eduard des Bekenners (ebd. S. 102).

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Page 4: Beiträge zur Geschichte des Peterspfennigs vom 11. bis zum 13. Jahrhundert

?les Peterspfennige vom 11. bis zum 13. Jahrhundert 459

dargebracht (in ius et proprietatom)8: ebendadurch wurde sie

auch ?bcato Pctro tributaria"; und es mussten zu Martini j?hr lich je 3 landes?bliche Denare zahlen alle H?user von Rittern,

Knufleuten oder solchen Personen, die mindestens ein Joch

Ochsen erhalten konnten (?quorum facultas videbitur sufficiene

ad boves habendos").

Vergleicht man diese Bestimmung mit dem Inhalt von

Robert Guiscards Lehenseid, so ergiebt sich, dass die beiden, zeitlich durch ein Jahrhundert getrennten, p?pstlichen Steuer

pflichtigen dieselbe Steuereinheit im Auge haben. Robert

Guiscard zahlt oder l?sst durch seine Unterthancn dem p?pst lichen Stuhle j?hrlich 12 Denare zahlen von jedem Hause, das

wenigstens ein Joch Ochsen besitzt.

II. Der Peterspfennig als Einnahmequelle der englischen Krone.

Die Wichtigkeit der Rechnungen des Exchequer f?r die Finanz- und Wirtschaftsgeschichte Englands im Mittelalter ist

bekannt: eine Gesellschaft mit dem Zwecke der Publikation

der ?Pipe Rolls" hat sich gebildet, und sie hat schon 19 R?ude

herausgegeben, die nur die Regierungszeit Heinrichs II. bis 1172 umfassen9. Die ?Pipe Rolls" sind die Rechnungen, welche

die Deaiiiten des Fiscus j?hrlich zu Michaeli ablegen mussten.

Nun findet sich unter den f?r Rechnung des K?nigs cingehobenen Summen auch der Peterspfennig.

Auf den ersten Anblick k?nnte man meinen, dass der K?nig nur die Rolle des Vermittlers spielte und sich nur der Aufgabe unterzog, dem Papste die Einnahmen aus dem Peterspfennig zukommen zu lassen. Indessen stellt es sich heraus, dass die

8 Die Urkunde ist aufgenommen in das Register Innocens III., ann. VIII, cap. 54, beiMigne, Patrologia Lat., CCXV s. 621. Vgl. Vita Alexandri III in Lib. pontif. von Duchesne II, 419.

D Der XIV. Bd. bezieht sich auf Richard L?wenherz.

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Page 5: Beiträge zur Geschichte des Peterspfennigs vom 11. bis zum 13. Jahrhundert

460 Paul.Fahre: Miscelle. Beitr?ge zur Geschichte

k?niglichen Beamten aus fliesen Einnahmen eine fixe Summe

vorwegnahmen und nach ltom abf?hrten, w?hrend sie den Rest

in die Cassen des k?niglichen Schatzes ablieferten. So wurde der lVterspfonnig eine der regelm?ssigen Einnahmen der Krone.

Das alte englische Gesetz verlangte, dass joder freie Mann im

K?nigreiche; der mindestens 30 Denare? Einkommen hatte, jahr lieh (?inen Denar zu dem Almosen (ellomosyna) beisteuerte, das der K?nig dem heiligen Stuhle gab l0. Zur Zeit Heinrichs II.

aber zahlton nicht mehr die Freien dioso Abgabe: sie lastete

vielmehr nur noch auf den an die Scholle gidesselten H?rigen, und zwar nicht einmal auf allen ll. Immer war es aber noch

nach der alten Vorstellung der K?nig, der den Pfennig einhob, um ihn dem heiligen Stuhle darzubringen.

Meistens waren es allerdings Geistliche, dio mit der Ein

hebung dieser Abgabe im Namen dos K?nigs betraut waren.

Allein Alexander III. sah sich gezwungen, den Archidiaconcn

aufzutragen, die Kirchen und Parochieen bei der Einhebung dos Peterspfennigs in ihren Archidiaconioen nicht mehr zu be

lasten, als unter Innocens II. und Eugen III.12.

In der That war der Papst in keiner Weise an der Er

h?hung der Abgabe interessirt, obwohl sie scheinbar gerade ihm

zu Gute kam. Man kann seit dieser Zeit constatiren, dass die

f?r den Papst iii jeder Di?cese bestimmte Summe eine fixe ist, dio sehr betr?chtlich geringer ist, als die von den Beauftragten des K?nigs cingoli ebene Summe. Bestand zwischen dem K?nige und dem heiligen Stuhle ein ?bereinkommen oder hatte der

10 Vgl. die Gesetze Eduard des Bekenners und Wilhelm des Eroberers

(Ancient laws, S. 192 und 204). 11 S. das Zeugniss von Wilhelmus Fitz Stephen in dieser Zeit

schrift I, 150. 11 Der Brief findet sich in den Decretaien Gregors IX. 1. III tit. 39 c. 12

(Jaff?-L. Reg. pont. Rom. 12,578?); der beste Text bei Hart and Lyons in ihrer Ausgabe des Cartularium von Rarasay (London 1884). Auf Grund

dieses Textes glaubte ich fr?her irriger Weise, dass die Archidiacone im

Namen und auf Rechnung der Bisch?fe handelten (Etude sur le Liber Ccnsnuin

de l'?glise Romaine. Paris 1892, S. 142). Indess handelten die Archi

diacone, von denen hier die Rede ist, als Beauftragte das K?nigs: ?lie ?Pipe Rolls" beweisen es (The pipe roll society XI, 58; XII. 77; XIII. 45;

XV, 152).

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des Peterspfennigs vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. 461

K?nig einseitig doni heiligen Stuhle die Congrua fixirt? Dies ist schwer zu entscheiden. Noch Innocens III. beklagte sich

dar?ber, dass der heilige Stuhl nur 300 Mark erhalte, w?hrend der Peterspfennig doch mindestens 1300 Mark einbringe, und

fragt, auf Grund welchen Rechtes das Geld zur?ckgehalten werde: ?non videmus quo iure valeant se tueri, cum nec con

cossionem possint estendere a Sede Apostolica sibi factam"13. War schon einmal ein Ubereinkommen getroffen worden, das

dieser Pnpst nicht kannte? Sicher ist, dass die Nachfolger Innocens' III., was die Ycrtheilung der Einnahmen aus dem

Peterspfennig betrifft, die Situation, wie sie eben in England war, vollst?ndig anerkannten. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurden in den Liber Censuum der r?mischen Kirche die officiell

festgesetzten Summen aufgenommen, auf welche der heilige Stuhl in jeder Di?cese Englands rechtlichen Anspruch hatte 14; und da ist nun die Detheilignng des heiligen Stuhles an den Ge

sammteinnahmen aus dem Peterspfennig genau dieselbe, wie die

jenige, welche Innocens III. mit R?cksicht auf den Gesammt

ortrag als zu gering bezeichnet hatte, genau dieselbe, wie

diejenige, welche nach dem Zeugnisse der Pipe Rolls schon in der Regierungszeit Heinrichs . nach Di?cesen definitiv iixirt war 15.

Im Jahre 1167 cassirte der k?nigliche Schatz im Risthum

Hereford 8 # ?de superplusagio denarii b. Petri" ein im Jahre J185 in der Di?cese Salisbury 4 ? ?de remanenti deuariorum b. Petri" 17. Ganz besonders bezeichnend sind aber die Rech

nungen der k?niglichen Steuereinnehmer f?r das Erzbisthum York vom selben Jahre 1185; man kann feststellen, dass diese

13 Potthast, Reg. pontif. Rom. No. 4891; vgl. No. 2635.

14 Diese Liste ist abgedruckt in dieser Zeitschrift I, 151. Es ist zu bemerken, dass man fortgesetzt bis zur Aufhebung des Peterspfennigs im 16. Jahrhundert die Rechte des heiligen Stuhles, auf den Peterspfennig nach dieser Liste berechnete.

15 Vgl. The pipe roll society XI, 58; XII, 77; XIII, 45; XV, 152 und

Madox; The history of the Exchequer (London 1711), S. 212, Anm. wund . 1? Genau: 7# 19 sol. 4 den. (The pipe roll society XI, 76f.); der

heilige Stuhl erhielt zu dieser Zeit aus derselben Di?cese nur 6 t. 17

Madox a. a. 0. S. 212, Anm. s.

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462 Paul JPabre: Miscelle. Beitr. zur Geschichte ?les Peterspfennigs etc.

(Laurentius, Arohidiacon von Bedford; magister Roger Arundel :

Wilhelm LcYavasscur) 118 ? 8 sol. 5 den. ?de deuariis b. Potri" zu verrechnen haben und dass sie an den k?niglichen Schatz

105 ? 18 sol. 5 den. abgeliefert haben, dagegen an den Erz

bisohof von Canterbury f?r Rechnung dos Papstes nur 11 g

10 sol.1* Der k?nigliche Schatz zog also aus einer einzigen Di?cese 105 ? 18 sol. 5 den., d. h. nach dein Feiusilborgehaito 8050 Franken heutigen Oeldes, w?hrend sich der heilige Stuhl

mit li? 10 sol., d.h. mit 939 Franken, begn?gen mussto.

Der k?nigliche Schatz fand also t>eim Peterspfennig seine?

Rechnung!

l* Madox a. a. O. S. 211, Anni, s: ?Archiepiscopatus Eboracensis:

Laurentius etc. reddunt compotum de ?rmis maueriorum archiepisc.opatns Eborac. de M et C et XII lib. et II sol. et X den.: in thesauro DOCCI ! et LXXV1I lib. et V sol. et III den. Item redduut compotum de C et

XVIII lib. et Vili sol. et V den. de denario b. Petri: in thesauro O lib. et

C et XVIII sol. et V den.; et domino papae per manum archiepiscopi Oan

tnariensis XI lib. et X sol. et quieti sunt." (Auszug: aus dem Magnus

Rntnhis pipan XXXI rot. Ri?.) Dieser Text wurde verschlechtert und

falsch erkl?rt von Spittler. Von der ehemaligen Ziusbarkeit der nordischen

Reiche an den r?mischen Stuhl (Hannover 1707), S. 106.

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