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Biblische Geschichten für Kinder Herausgegeben von der Ludwig-Hofacker- Vereinigung

Biblische Geschichten für Kinder - Band 2 - Jesus, der gute Hirte

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Biblische Geschichten für Kinder

Herausgegebenvon der

Ludwig-Hofacker-Vereinigung

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Jesusder gute Hirte

Biblische Geschichten für KinderBand 2

Herausgegeben von derLudwig-Hofacker-Vereinigung

iHänssler-Verlag

Neuhausen-Stuttgart

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CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Biblische Geschichten für Kinder/ hrsg. von d. Ludwig-Hofacker-Vereini-gung. - Neuhausen-Stuttgart: Hänssler (Edition C: M; . . .)NE: Ludwig-Hofacker-VereinigungBd. 2. -» Jesus, der gute Hirte

Jesus,der gute Hirte/ hrsg. von d. Ludwig-Hofacker-Vereinigung. -2. Aufl.- Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 1984.

(Biblische Geschichten für Kinder; Bd. 2) (Edition C: M; 17)ISBN 3- 7751-0597-2

NE:Edition C / M

Für die Lernsprüche wurde überwiegend der revidierte Text der LuthÜbersetzung von 1956/64 verwendet.© Copyright Deutsche Bibelstiftung, Stuttgart.Kleinere Abweichungen nahmen die Autoren im Interesse der besseVerständlichkeit für die Kinder vor.

2. Auflage 1984© 1981 by Hänssler-Verlag, Neuhausen-StuttgartUmschlaggestaltung: Daniel DolmetschGesamtherstellung: St.-Johannis-Druckerei, 7630 Lahr-DinglingenPrinted in Germany 20258/1984

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InhaltsverzeichnisSeite

Vorwort 81. Die ersten Jünger 9

(Joh 1, 29-51)

2. Der Fischzug des Petrus 23(Lk 5, 1-11)

3. LevisBerufung 26(Lk 5, 27-32; Lk 6, 12-16)

4. Jesus und die Samariterin 29(Joh 4, 1-42)

5. Jesus und der Sabbat 35

(Mt 12, 1-14; Mk 2, 23-3,6; Lk 6, 1-11)6. Jesu Salbung durch die Sünderin 39

(Lk 7, 36-50)

7. Der Glaube der Heidin 43(Mt 15, 21-28)

8. Jesus in Bethanien 48(Lk 10, 38-42)

9. Jesus lehrt uns beten 53(Lk 11, 1-13)

10.Jesus, Freund der Kinder 59(Mk 10, 13-16)

11. Der reiche Jüngling 62(Mt 19, 16-26; Mk 10, 17-27)

12. Der reiche Mann und der arme Lazarus 66(Lk 16, 19-31)

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13. Das Scherflein der Witwe 70(Lk 21, 1-4)

14. Zachäus 75

(Lk 19, 1-10)15. Die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und vom

verlorenen Groschen 81(Lk 15, 1-10)

16. Das Gleichnis von der Güte des Vaters 85

(Lk 15, 11-32)17. Das Gleichnis vom Unkraut unter dem W eizen . . . 9

(Mt 13, 24-30, 36-43)

18. Der Pharisäer und der Zöllner 96(Lk 18, 9-14)

19. Die Gleichnisse vom Schatz im Ackerund von der köstlichen Perle 101(Mt 13, 44-46)

20. Das Gleichnis vom großen Schuldner 104(Mt 18, 21-35)

21. Der barmherzige Samariter 108(Lk 10, 25-37)

22. Der reiche Kornbauer 114(Lk 12, 13-21)

23. Das Gleichnis von der bittenden Witwe 118(Lk 18, 1-8)

24. Das Gleichnis von den Arbeiternim Weinberg . . . 123(Mt 19, 27-30; 20, 1-16)

25. Das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden. . . . 12(Lk 19, 11-28)

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26. Die Gleichnisse von den ungleichen Söhnen und denbösen Weingärtnern 143(Mt 21, 28-41)

27. Treue und untreue Knechte 149(Mt 24, 42-51)

28. Der unfruchtbare Feigenbaum 155(Lk 13, 1-9)

Bibelstellenverzeichnis 159

Die Erzählungen wurden bearbeitet von:

Karl Ebinger, AltenrietFritz Grünzweig, Korntal-Münchingen

Hiltrud Hosse, AidlingenKlaus Knoke, LudwigsburgHermann Koch, Ludwigsburg-HoheneckSiegfried Kullen, Reutlingen-OferdingenHannelore Pfeffer, Dettingen/ErmsElsbeth und Martin Rose, Schömberg-LangenbrandOtto Schaude, Reutlingen-Reicheneck

Rolf Scheffbuch, SchorndorfWinrich Scheffbuch, StuttgartEdith Schlüter, AidlingenAlbert Schmidt-Brücken, NufringenRobert Simen, RutesheimJohanna Stahl, DenkendorfAngela Werner, Stuttgart

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Vorwort

Das vorliegende Bändchen gehört zu einer vierteiligeErzählreihe zum Neuen Testament, die von der LudwiHof acker-Vereinigung herausgegeben wird. Sie wendet siin erster Linie an die Eltern, aber auch an Lehrer, Katechten , Pfarrer, Kindergottesdiensthelfer und all jene Persondenen christliche Jugenderziehung aufgetragen ist.

Die Erzählvorschläge sollen dazu anleiten und helfen, dKindern die großen Taten Gottes weiterzusagen.

Der Titel »Jesus, der gute Hirte« deutet an, daß hier vallem solche Geschichten zusammengestellt sind, die zeigwie Jesus Christus sich seiner Gemeinde annimmt, sbelehrt, ermahnt und tröstet und sich vor allem den verlonen und verachteten Menschen zuwendet und diese in dNachfolge ruft.

Die große Zahl der Bearbeiter, die in den verschiedenst

Ämtern und Aufgaben der kirchlichen Arbeit stehen, hdazu geführt, daß eine Fülle methodischer M öglichkeiten uunterschiedlicher Stilformen des Erzählens dargeboten wden. Dabei betrachten wir es als besonderes Geschenk, dtrotz des individuellen Gepräges jedes einzelnen Erzählvschlags, bei allen Autoren das Anliegen spürbar wird, mölichst bibelgetreu den Kindern das Evangelium von Jes

Christus nahezubringen und die Überlieferung des Glaubeweiterzugeben.

Für den HerausgeberkreisRolf ScheffbuchFritz GrünzweigSiegfried Kullen

Robert Simen

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1. Die ersten Jünger(Joh 1, 29-51)

Wer weiß, wer Jesus ist? -Johannes erkennt ihn zuerst.

Israel wartet auf Jesus

Das Volk Israel wartet schon immerauf Jesus.Lange, bevor Jesus kam,warteten die Israeliten auf ihn.Sie wußten natürlich nicht,daß er Jesus heißt: Gott hilft.Und sie wußten auch nicht,wann er kommt.Aber sie wußten: Gott schickt ihn.Er kommt bestimmt.Gott hat es gesagtdurch den Propheten Jesaja:»Gott gibt euch ein Zeichen:Eine junge Frau bekommt ein Kindund gibt ihm den Namen Immanuel.

Das heißt: Gott ist bei uns.«Und so warteten sie auf ihnschon viele hundert Jahre.Manche warteten nicht mehr.Ihnen war die Zeit zu lang geworden.Aber andere warteten sehr auf ihn,so sehr,

daß sie nur noch an ihn dachten,an ihn, den sie nicht kannten. -

Wenn du auf Weihnachten wartestoder auf deinen Geburtstag,dann wartest du ja auch so gespannt.Du zählst die Tage,

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du denkst immerzu daranund freust dichdarauf. -

So war auch Hanna in Jerusalem.Hanna war 84 Jahre alt.Früher war sie verheiratet,aber nur sieben Jahre.Dann war ihr Mann gestorben,und sie war allein,Witwe.Und seitdem dientesie Gottim Tempelin Jerusalem.Sie betete:»Herr,ich warte auf dich.«Lukas erzählt in seiner Jesusgeschichte:»Sie diente Gottmit Beten und FastenTag und Nacht.«

Und so war Simeon,ein alter Mann in Jerusalem.Lukas erzählt:»Und siehe,es war ein Mann in Jerusalem,der hieß Simeon,und er wartete auf den Trost Israels.«Das war der,der Jesus fand,als Maria und Josephdas Kind

in den Tempel brachten.Es gab noch mehr Menschen in Jerusalem,die auf Jesus warteten.Hanna sprach zu ihnen von Jesus,als seine Eltern ihn in den Tempel brachten.Und so war auch Joseph von Arimathia,der Jesus in sein Grab legte,

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als er gekreuzigt und gestorben war.Lukas berichtet von ihm:»Er wartete auf das Reich Gottes.«Und so waren Kleophas und sein Freund,die Jesus auf dem Weg nach Emmaus trafen.Sie warteten auch auf den,»der Israel erlösen wollte«,heißt es bei Lukas.So waren viele in Israel,auch Zacharias und Elisabeth,die Eltern des Johannes.Alles wartete auf den Mann,den Gott schickt,»zur Erlösung Israels,zum Trost Israels«,sagten sie.Sie beteten:»Wir warten auf dich, Herr!«Aber wer ist er?Wie sieht er aus?Was tut er?Kann man überhaupt merken,wer es ist,wenn er auf einmal da istmitten unter den Menschen?

Johannes der Täufer kommt

Da kam Johannesaus der Wüste.Er hatte einen Mantel aus Kamelhaaren,

mit einem Gürtel aus Leder.Er aß nur Honigaus den Nestern der Bienen,wilden Honig,und das Fleisch von Heuschrecken,am Feuer gebraten.Und Johannesrief:

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»Halt!«Ihr seid alle auf dem falschen Weg.Kehrt umzu Gott!

Macht euch bereit,er kommt!So könnt ihr ihn nicht erkennen,wenn er kommt.«Da kamen die Menschenund hörten Johannes zuund fragten ihn.»Was sollen wir tun?«Und er sagte:»Kommt,taucht unterim Wasserzum Zeichen,ihr wollt rein sein,ihr wollt anders werden!Laßt euch taufen!Macht den Weg freifür den Herrnin eurem Herzen!«Nun kamen die Menschen

zu Johannes dem Täufer,eine große Mengevon überall her.Und er taufte sie im Jordanbei Bethabara,wo das Wasser nicht so tief ist.Da dachten manche:

Johannes ist der Mann,den Gott schicken will.Aber Johannesrief:»Ich bin ein Ruferin der Wüste.Macht den Weg freifür den Herrn!

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Er kommt!Jetzt!«Die Juden in Jerusalem,die Hohenpriester und Schriftgelehrten,waren aufgeregtwegen Johannesund wegen der vielen Menschen,die zur Taufe kamen.Sie sagten:»Johannes stiftet Unruhe,er bringt das ganze Volk durcheinander.Das ist gefährlichfür unsund für Israel.Will er vielleicht der Messias sein,den Gott schickt,der Christus?«Da kamen Priester und Diener des Tempelsvon den Juden aus Jerusalemund fragten Johannes:»Du,wer bist du?Bist du der Messias,den Gott schickt,der Christus?«Da sagte Johannes die Wahrheitund sprach frei heraus:»Ich,nein,ich bin nicht der Christus.«Und sie fragten ihn weiter:»Wer bist du dann?

Unser Prophet Maleachi sagt unsin seinem Buch,im 3. Kapitel,in Vers 23:>Erst schicke ich euch den Propheten Elia,und dann kommt der Tag des Herrn.<Bist du vielleicht Elia?«

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Da sagte er wieder:»Nein,ich bin es nicht.«Und die Juden fragten weiter:»Unser Prophet Mose sagt unsin seinem 5. Buch,in Kapitel 18,in Vers 15:>Israel,der Herr, dein Gott, läßt einen Propheten erstehenwie mich,mitten unter euch.Auf den sollt ihr hören.<Bist du der Prophet?«Und er antwortete:»Nein,ich bin es nicht.«Da sagten sie zu ihm:

»Wer bist du dann?Wir müssen eine Antwort habenfür die, die uns hergeschickt haben zu dir.Was sagst du selbst,wer bist du?«Da sprach er:»Ich,

ich bin die Stimme,die Stimme des Rufersin der Wüste.Wie der Prophet Jesaja sagt:>Macht den Weg freifür den Herrn.<«Es waren aber auch Männer da

von den Pharisäern aus Jerusalem.Die ärgerten sich über seine Taufeund fragten ihn auchund sagten zu ihm:»Warum taufst du denn,wenn du nicht der Christus bistund nicht der Elia

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und auch nicht der Prophet?«Da antwortete Johannes ihnen:»Ich,ich bin nicht wichtig,auf mich seht nicht.Ich taufe nurmit Wasser.Aber der, der nach mir kommt,der ist wichtig,auf den müßt ihr sehen.Den müßt ihr suchen.Der ist schon damitten unter euch.Aber ihr,ihr kennt ihn nicht.Und ich,ich bin nicht wert,daß ich ihm dieneund ihm die Schnürbänder aufbindean seinen Sandalen,wie der geringste Diener es tut.«

Johannes zeigt auf Jesus

Es war am nächsten Tag.Da sieht Johannes Jesusaus Nazareth in Galiläa,wie er zu ihm kommtan den Jordanzur Taufemitten unter den anderen Menschen.

Und als Johannes ihn tauft,sieht er,wie der Geist Gottes kommt.Er kommt von dem unsichtbaren Vaterauf den sichtbaren Sohn,von Gott zu Jesus.Jetzt weiß Johannes,

wer Jesus ist.15

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Gott hatte ihm ein Zeichen gegeben:»Der, auf den der Geist herabkommt,und bei dem er bleibt,der ist es.«Jetzt hat Johannes es gesehen.Jetzt ist Jesus da.Und jetzt muß Johannes es weitersagen.Er sagt es mit einem Rätselwortaus der Bibel.Als Jesus herausgehtaus dem Wasserund betet,da spricht Johannes:»Siehe,das Lamm,das Gott opfertfür uns!Es trägt die Sünde der Menschen weg.

Der ist es,von dem ich sprach:Es kommt ein Mannnach mir,der vor mir war,denn er war längst vor mirbei Gott.

Und ich kannte ihn auch nicht.Aber deshalb komme ichund taufe mit Wasser,damit Israel ihn findet.«Und Johannes bezeugte weiterund sprach:»Ich sah,

wie der Geist herunterkamvom Himmelwie eine Taube.Und er blieb auf ihm.Ich kannte ihn nicht.Aber Gott, der mich geschickt hat,mit Wasser zu taufen,

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der sprach zu mir:>Wenn du den siehst,auf den der Geist her abkommt,und auf dem er bleibt,der ist es,der tauft die Menschenmit dem Geist Gottes.<Das habe ich jetzt gesehen.Und ich bezeuge euch:Dieser ist Gottes Sohn.«Da staunten die Menschenund sahen auf Jesus,wie er weiterging.Auch die Jünger des Johannes schauten ihm nach,wie er dahinging.

Johannes schickt seine Jünger zu Jesus

Und es war am übernächsten Tag.Johannes steht wieder daan der Taufstelle,und zwei seiner Jünger sind bei ihm.Da sieht er,wie Jesus vorübergeht,

und streckt die Hand ausund zeigt auf ihnund sagt:»Siehe,das Lamm,das Gott opfertfür uns!«

Als die beiden Jünger hören,was er sagt,gehen sie hinüber zu Jesusund gehen hinter ihm her,sie folgen ihm nach.Da dreht Jesus sich umund sieht,

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wie sie ihm nachfolgenund spricht zu ihnen:»Wen sucht ihr?«Da sagten sie zu ihm:»Rabbi,großer Lehrer,wir suchen dich!Wo wohnst du?«Spricht er zu ihnen:»Kommt mitund seht es!«

Da kamen sie mitund sahen,wo er wohnt.Es war 4 Uhr am Nachmittag.Und sie blieben bei ihmbis zum Abend.Und Johannes sah,

wie sie Jesus nachfolgtenund bei ihm blieben.Und er freute sich:Nun haben sie den Christus gefunden,und er nimmt sie anund macht sie zu seinen Jüngern.Er muß wachsen,

und ich muß abnehmen. -Nun möchtest du gern wissen,wer die beiden Jünger waren,die es von Johannes gehört hattenund nun bei Jesus blieben.Der eine war Andreas,der Bruder von Simon Petrus.Und der andere war wohl Johannes,der dies alles aufgeschrieben hatin seiner Jesus-Geschichte,der Bruder von Jakobus.Er sagt nicht,daß er es selbst war.

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Aber man merkt es doch,wenn er so erzählt.Und Andreas trifft als ersten seinen Bruder Simonund sagt zu ihm:»Wir haben den Messias gefunden,den Christus.«Und er nimmt ihn mitund führt ihn zu Jesus.Und Jesus sieht ihn anund spricht:»Du bist Simon,der Sohn des Johannes.Du sollst Kephas heißen,Petrus,Felsen.«Da staunte Petrus,daß Jesus seinen Namen wußteund auch den von seinem Vater.

Jesus ruft Jünger

Am nächsten Tagwollte Jesus wieder zurückin seine Heimat,nach Galiläa.Da findet er noch Philippus.Und Jesus spricht zu ihm:»Folge mir nach!«Da folgte ihm Philippus nach.Philippus kam auch aus der Stadt Bethsaidaam See Genezareth,

aus der Andreas und Petrus kamen.Und Philippus findet Nathanael,der auch auf den Christus wartete,und er sagt zu ihm:»Wir haben ihn gefunden.Es ist Jesus aus Nazareth,der Sohn von Joseph.

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Er ist es,von dem Moses schreibtin seinen Büchern,und von dem die Propheten sprechen.«Da sagt Nathanael:»Jesus aus Nazareth?Was kann aus Nazareth Gutes kommen?Kein Prophet sagt Nazareth in Galiläa,wenn er von dem Christus spricht.Sie sprechen von Bethlehem in Judäa.«Da sagt Philippus zu ihm:»Komm doch mitund sieh es selbst!«Und Jesus sah,daß Nathanael zu ihm kam,und sprach zu ihm:»Siehe,ein wahrhaftiger Israelit,er meint es ehrlichmit Gott.«Da sagt Nathanael zu ihm:»Woher kennst du mich?«Spricht Jesus zu ihm:»Ich sah dich schon,als du unter dem Feigenbaum warst,als Philippus dich suchte.«Da wurde Nathanael still.Er war unter dem Feigenbaum,wo ihn keiner sehen kann,und hatte über die Bibel nachgedacht,über alle Worte von Gott,die er wußte,

und er hatte zu Gott gerufen.Das hatte Jesus gesehen.Er sieht wie Gott sieht.Da fiel Nathanael das Wort ein:»Der Herr sieht das Herz an.«Und er wußte:Er ist es,

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auf den wir warten.Und er sagte zu Jesus:»Rabbi,du bist Gottes Sohn,du bist der König Israels,der Herr.«Und Jesus sprach zu ihm:»Du glaubst es,weil ich sagte:ich habe dich gesehen,wie du unter dem Feigenbaum warst.Du sollst noch größere Dinge sehen,wenn du bei mir bleibst.«Und Jesus sah auf Andreas und Petrus,auf Johannes und Jakobusund auf Philippus und Nathanaelund sprach:»Es ist wirklich wahr,ich sage euch:Ihr sollt den Menschensohn sehenund über ihm den Himmel,die Welt Gottes,offenwie im Traum Jakobs,als er die Leiter sah.

Und die Boten Gottes gehen hinauf und hinunterzwischen dem Vater und dem Sohnund dienen ihnen.«So zogen sie weiternach Galiläaund an den See Genezareth.

Was sagt nun Johannes dazu?

Eines Tages kamen die Jünger des Johanneszu ihrem Meister,zu Johannes dem Täufer,und sagten zu ihm:

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»Rabbi,alle laufen sie jetzt zu dem,von dem du gesagt hast:> Siehe,das Lamm Gottes.<«Da antwortete Johannes und sprach:»Ich freue mich.Ihr wißt,ich habe gesagt,daß ich nicht der Christus bin,sondera daß ich vor ihm hergekommen bin

als sein Bote.Es ist wie bei einer Hochzeit:Die Braut gehört dem Bräutigam,und der Freund des Bräutigams freut sich,daß die beiden zusammen sind,weil sie zusammengehören.Und hier ist es ebenso:

Die Menschen sind die Gemeinde,die Braut,und Jesus ist der Bräutigam.Die Menschen gehen zu Jesus,weil sie zu ihm gehörenund nicht zu mir.Ich bin der Freund des Bräutigams

und freue mich.Meine Freude hat sich nun ganz erfüllt.Er muß wachsen,und ich muß abnehmen.So ist es Gottes Plan.Halleluja, Halleluja!«

Lernspruch: Johannes der Täufer sagt von Jesus: Er mußwachsen, ich aber muß abnehmen (Joh 3, 30).

Klaus Knoke

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2. Der Fischzug des Petrus(Lk 5, 1-11)

Fürchte dich nicht, von nunan sollst du Menschenfischersein.

Am Ufer des Sees Genezareth

Groß war der See Genezareth, groß und weitwie das Meer.Jesus stand am Ufer des Sees. Viele Menschen waren am

Ufer. Eine ganze Volksmenge. Die Menschen drängten sicSie waren zu Jesus gekommen. Sie wollten alle Jesus höreDas Wort Gottes wollten sie hören. Die Menschen drängtimmer mehr. Jesus sah zwei Boote. Sie lagen am Ufer deSees. Die Fischer waren ausgestiegen. Sie wuschen ihreNetze.

Jesus zuhören

Da stieg Jesus in eines der Boote. Es gehörte Petrus. Jesbat Petrus: »Fahr mich ein wenig vom Ufer weg.« Petrus liJesus einsteigen. Er fuhr ein Stück vom Ufer weg. Jetzkonnten die Leute nicht mehr nachdrängen. Sie blieben a

Ufer stehen. Sie sahen Jesus im Boot des Petrus sitzen. Jessprach zu den Menschen am Ufer. Petrus saß im Boot unhörte Jesuszu.Andreas, sein Bruder, saß auch im Boot. Jesussprach von Gott. Er sprach vom Reich Gottes. Er spracdavon, daß er den Menschen das Heil bringe. - So wie Jeseinen K ranken heilt, so will er von der Sünde befreien. Sünist, wenn Menschenohne Gott leben. Jesus will den Men-

schen helfen. Er will, daß sie wiedermit Gott leben.

Jesus gehorchen

Jesus hörte auf zu reden. Petrus dachte: Jetzt fahre icJesus wieder an Land. A ber da sprach Jesus zu ihm: »Fah

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hinaus auf denSee.Werft eure Netze aus zum Fang, damit ihrviele Fische fangt.« Petrus schüttelte denKopf. Er sah dieleeren Netze. Er dachte an die vergangene Nacht. Nichhatten sie gefangen. Nicht einen Fisch. Jetzt war es hellich

Tag. Die Sonne stand am Himmel. Sie brannte heiß. Wdachte sich denn Jesus? Verstand er überhaupt nichts voFischerhandwerk? Petrus sah Jesus an. »Meister«, sagPetrus zu Jesus, »wir haben die ganze Nacht gearbeitet unichts gefangen. - Aber auf dein Wort will ich die Netauswerfen. Wenn du es sagst, wollen wir hinausfahren.«

Jesus erleben

Jesus blieb im Boot. Sie fuhren hinaus auf den See. Dowo der See ganz tief war. Sie warfen die Netzeaus.Die Netzewurden schwer. Sie wurden immer schwerer. Die Netwurden ganz voll. Petrus und Andreas konnten sie nicht m

alleine ziehen. Wie sollten sie die vielen Fische ins Bobringen? Die Netze rissen schon, so viele Fische waren darPetrus und Andreas winkten den Gefährtenim anderen Boot.Sie sollten kommen und sollten helfen. - Johannes unJakobus kamen und halfen. Sie füllten beide Boote. DBoote drohten zu sinken. So voll waren die Boote. Ganz vvon den vielen Fischen.

Sich selbst erkennen

Da erschrak Petrus sehr. Er wußte auf einmal, werdas war,der in seinem Bootsaß:Jesus, der Sohn Gottes. Gott war ihmganz nahe. Petrus merkte, wie wenig er zu diesem Herpaßte. Er warf sich vor Jesus auf die Knie. Errief: »Herr, gehweg von mir, ich bin ein sündiger Mensch!« Jakobus uJohannes erschraken auch.

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Zu Jesus gehören

Jesus aber sprach zu Petrus: »Fürchte dichnicht! Hab keineAngst, Petrus! Ich geh nicht von dir weg. Von nun an sollst dbei mir bleiben. Von jetzt an sollst du Menschen fangen. Ddarfst mit mir gehen und mir helfen, Menschen zu Gott zbringen.«

Mit Jesus gehen

Da brachten sie die Boote an das Ufer. Sie verließen alleund folgten Jesus nach. Sie blieben bei Jesus: Petrus unAndreas, Johannes und Jakobus.

Lernspruch: Jesus sprach zu Simon: »Fürchte dich nicht,denn von nun an sollst du Menschen fangen« (Lk 5, 10).

Hannelore Pfeffer

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3. Le vis Berufung(Lk 5, 27-32; Lk 6, 12-16)

Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern dieKranken.

In Kapernaum

Jesus war in Kapernaum. Er hatte einen Lahmen gehe

Er war bereit zu helfen, er war bereit zu heilen.

Der Zöllner Levi

Als er weiterzog, sah er am Tor Levi. Levi war ZöllnLevi nahm Zoll für den Kaiser in Rom. Er nahm Zoll

Fische und Eier, für Stoffe und Vieh, für alles, was durdieses Tor in die Stadt gebracht wurde. Und er nahm meviel mehr, als er mußte. Levi betrog. Er war ein Betrüger.wurde er reich. Aber so wurde er auch arm. Ein armReicher, ohne Freunde , ohne Liebe, ohne G ott. Ganz allebeschimpft, verachtet, ausgestoßen.

Jesus sieht Levi an

Und Jesus sah ihn am Zollhaus sitzen, einsam, verlassDas sagte Jesus zu Levi: »Komm, Levi! Komm mit und fomirnach!Ich will, daß du mein Jünger wirst. Du sollst zu mgehören und ich zu dir!«

Levi erkannte: Er sieht mich an! Er ruft mich. Er will, dich komme. - Ich folge ihm.

Levi gehört zu Jesus

Und Levi stand auf, er ließ den Tisch, das Geld, d

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Zollhaus und folgte Jesus nach. Jesus hatte gesagt: »KommSo kam er.

Ein Freudenfest

Und Levi lud Jesus in sein Haus und richtete ein Festmahein Freudenmahl. Und Jesus war da und seine Jünger unviele Zöllner und andere verrufene Gestalten und solche, dwaren wie Levi.

Wastut er da?

Da kamen die Pharisäer vorbei, die Frommen, die allegenau wußten. Sie sahen das alles und sagten zu Jesu Jünge»Euer M eister, was tut er da? Warum sitzt ihr mit solchen einem Tisch, mit Zöllnern, mit Sündern? Die sind docgemein! So macht Jesus sich selbst gemein! Ist er etwa iFreund?«

Die Kranken brauchen den Arzt

Und Jesus hörte das, was sie fragten. Er antwortete ihne

»Die Gesunden brauchen den Arzt nicht, den brauchen dKranken. Ich bin ihr Arzt. Ich will ihnen helfen. Ich will sheilen. Ich bin nicht gekommen, um euch zu rufen, euch, dGerechten. Ich rufe diese zu meinem Vater. Ich rufe sie, dsie umkehren von ihren verkehrten Wegen und heimkommzum Vater.«

Arm und doch reich

So kam es , daß der reiche Levi alles verließ, was er hattEr wurde arm und wurde doch reicher als je zuvor.

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Gerufen und erwählt

Bald danach ging Jesus hinaus, weg von den Menschen.ging auf einen Berg. Er betete dort, er betete die ganze NacUnd als es Morgen geworden war, rief er die zu sich, die inachfolgten. Aus ihnen wählte erzwölf. Zwölf Männer, dieseine Boten sein sollten, seine Apostel, seine GesandteSimon Petrus gehörte dazu und sein Bruder Andreas. DBrüder Jakobus und Johannes wählte er, dazu Philippus uNathanael, der später Bartholomäus genannt wurde. Uden Zöllner Levi, der später Matthäus hieß. Dazu kaThomas, der Zwilling, und Jakobus, der Sohn des AlphäAuch Simon, der Zelot, gehörte dazu, der die Römer mWaffengewalt vertreiben wollte. Und Judas, der Sohn dJakobus, und Judas Ischarioth, der Jesus verriet.

Lernspruch: Jesus spricht: Die Gesunden bedürfen desArztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen,

rufen die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten (Lk5,31.32).

Hiltrud Hosse

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Die samaritanischen Frauen von Sychar hatten in dMorgenfrühe und am späten Abend Gelegenheit, zusammzukommen. Um diese Zeit, wenn es ein wenig kühler wging nämlich jede Hausfrau mit einem Krug auf dem Kozum Jakobsbrunnen, um Wasser zu holen. Wasser für dDurst zu besorgen, das war Frauensache. Sie benütztfreilich diesen Treffpunkt am Jakobsbrunnen auch dazu, miteinander zu reden, am liebsten über andere Leute, zuBeispiel über die eine Frau, die ständig Stoff zum Stadtgspräch lieferte. Die trieb es nämlich mit den Männern!

Mal hatte sie den, mal jenen, aber mit keinem war sverheiratet. »Das ist schon der sechste, mit dem sie jetzusammenlebt», erzählten sich die anderen Frauen volEmpörung und Verachtung. »Dieses Luder kann anschenend nicht genug kriegen«, schimpften sie. Ach nein, skonnte nicht genug kriegen. Sie konnte nicht zufriedewerden. Sie war zugleich lebenslustig und lebensdurstig. meinte, ihren Lebensdurst selber stillen zu können - mal diesem, mal bei jenem Mann. Sie suchte,was man nicht findetin Liebe und Ehre und Glück, und sie kam nur belastet mSünde und unbefriedigt zurück. Bis sie eines Tages die froEntdeckung machte:

Der Heiland der Juden kann den Durst nach Leben stillen

Laßt euch erzählen, wie die lebensdurstige Frau zu diesErkenntnis kam. Im südlichen Teil des jüdischen Landwaren viele Menschen zu Freunden Jesu geworden. Abermehr Menschen für Jesus waren, desto mehr wandten siandere gegen ihn. Da verließ er Judäa, den südlichen Teil dLandes, um in den nördlichen Teil zu gehen, aus dem

gekommen war. Dieser Landesteil hieß Galiläa. Zwischden beiden Landesteilen aber lag das Gebiet der SamaritIhr wißt schon, warum jeder rechte, fromme Jude um dieGebiet einen großen Bogen machte. Aber Jesus tatdas nicht.Nach seines Vaters Willen mußte er mitten durch Samarireisen. So kam er zu der Stadt Sychar. Als er mit seineJüngern bis zum Jakobsbrunnen gegangen war, war er v

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der weiten Wanderung so müde, daß er sich am Brunausruhen mußte. Seine Jünger gingen in die Ortschaft,etwas zum Essen zu kaufen. Aber Durst hatte Jesus auchheiße Sonne stand nämlich gerade am höchsten. Es Mittag. Er konnte jedoch seinen Durst nicht stillen aus Jakobsbrunnen. Er hatte nichts dabei, um das Wasser auTiefe zu schöpfen.

Aber seht, da kommt gerade eine Frau auf den Brunnenganz allein, einen Krug auf demKopf, einen Schöpfeimer ander Hand. Jesus spricht sie an: »Bitte, gib mir zu trinkErstaunt erwidert die Frau: »Du gehörst doch zu den JuWie kannst du von mir etwas zu trinken erbitten, wo ich eine samaritanische Frau bin« - und was für eine, mochtdazuhin gedacht haben! Mit solch einerwill doch kein rechterMann, erst recht kein frommer Jude, etwas zu tun habWenn der wüßte! Ach, dem Herrn Jesus braucht man niüber einen Menschen zu sagen. Er weiß gut, was im Mschen ist. So weiß er auch, daß diese Frau einen viel schmeren Durst hatte als er, einen ungestillten Durst im Hereinen Durst nach Leben. Darum sagte er nun zu ihr: »Wdu wüßtest, was Gott dir jetzt geben will, und wennerkennen würdest, wer dich eben um Wasser gebeten dann würdest du diese Bitte anihn richten, und er gäbe dirWasser aus der Quelle des Lebens.« Das versteht die Fnicht, deshalb spricht sie zu ihm: »Herr, du hast doch niwomit du aus dem tiefen Brunnen schöpfen könntest; undwelcher Quelle willst du denn frisches Wasser haben? sind doch alle vertrocknet! Kannst du mehr als unser VJakob,der uns diesen Brunnen gemacht hat für die Trockzeit?« Jesus gibt ihr zur Antwort: »Wer von derartigWasser trinkt, wird wieder Durst bekommen. Wer aber jenem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, dessen Dwird für immer gestillt. Denn das Wasser, das ich dMenschen gebe, wird in ihm zu einer sprudelnden Quelleseinen Durst nach Leben auf ewig stillt!« Da sagt diese zuJesus:»O H err, gib mir solches Wasser, damit mein Dufür immer gestillt ist und ich nie mehr herkommen mußWasser zu schöpfen!«

Hat sie ihn nun verstanden oder nicht? Weiß sie n

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welchen Durst Jesus stillenwill? Nicht den Durst des Magens,sondern den Durst des Herzens, den Durst nach Leben. Umihr das vollends klar zu machen, spricht Jesus die Frau nudirekt auf ihren Lebensdurst an und sagt zu ihr: »Geh, rufdeinen Mann und komme mit ihm her!« Ausweichend anwortet sie: »Ich habe keinen Mann.« Jesus erwidert: »Dahast du gut gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männhast du schon gehabt, und der, den du zur Zeit hast, ist aucnicht dein Mann. Da hast du recht.« Da sagte die Frau voVerwunderung: »Herr, ich merke, daß du mehr weißt algewöhnliche M enschen. Ich merke, daß du ein Prophet bis

Wenn du aber ein Prophet bist, dann kannst du mir auchsagen, wie und wo man richtig zu Gott beten soll. UnserVäter haben auf dem Berg da drüben Gott verehrt, und ihJuden sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man anbeten soll.Jesus geht auf die Frage ein: »Eins ist gewiß«, antwortet er dFrau, »unser Glaube ist der Wahrheit über Gott näher als deure,denn das Heil und der Heiland kommt aus den Juden

Es wird imm er weniger wichtig, ob man auf diesem Berg hiden V ater anbetet oder in Jerusalem. Denn es kommtdie Zeit- und für dich ist sie jetzt schon angebrochen - , da werden drechten, Gott wohlgefälligen Beter diejenigen sein, die Gotes Geist bekommen haben und Gottes Wahrheit erkannhaben.« - »Ja«, sagt die Frau voll Eifer, »ich weiß, daß deHeiland kommt, den man auch Christus nennt, und daß de

uns all das genau sagen wird.« Jesus erklärt ihr frei herau»Ich bin der! Ich, der mit dir redet.« Welche ÜberraschungDa ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen und eilte zu deStadt voller Freude. Sie hatte den Heiland gefunden! Sihatte durch ihn den Geist Gottes bekommen und die Wahrheit Gottes erkannt. Die lebenslustige und dochso lebensdur-stige Frau hatte erfahren: Der Heiland der Juden kann de

Durst nach Leben stillen. Die Samariterin wußte nun, daJesus auch ihr Heiland ist. Nun mußten aber auch noch diJünger wissen:

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Der Heiland der Juden ist die Quelle des Lebens für alMenschen

Als die Jünger mit dem eingekauften Essen zum Jakobrunnen zurückkamen, konnten sie nur die Köpfe schüttKein jüdischer Schriftgelehrter hat damals mit einer Füber Glaubensfragen gesprochen. »Religion ist doch nMännersache«, dachten sie. Und mit einer samaritaniscFrau sprach ein anständiger Jude erst recht nicht! Aber Jünger wagten es nicht, Jesus deswegen Vorhaltungen machen. Sie wollten das nicht gesehen und nicht gehhaben. A ber sie ermahnten ihn schließlich, er solle doch jendlich etwas essen. Jesus wehrte ab und sagte: »Ich lebe einer Speise, die ihr nicht kennt.« - »Wie?« fragten die Jüneinander. »Hat ihm inzwischen jemand etwas anderes zEssen gebracht?« Da erklärte Jesus ihnen: »Ich lebe davdaß ich den Willen dessen erfülle, der mich in diese Wgesandt hat, daß ich sein Heilswerk zum Ziel bringe. DieZiel sehe ich schon ganz nahe. Bis man die Getreideereinholen kann, ist es noch weit; vier Monate, sagt ihr. Awenn ihr die Augen aufmacht, seht ihr, daß die Ernte Goschon begonnen hat. Schon werden Menschen aus andeReligionen zur Quelle des ewigen Lebens, zum Heiland Juden gebracht. Ich habe dazu eben den ersten Schritt geIch habe vorgearbeitet. Ihr müßt in dieser Ernte Gotweiterarbeiten. Dazu habe ich euch bestellt. Dann könnwir uns miteinander freuen über eine reiche Ernte.« Etwvon dieser erfreulichen Ernte sollten die Jünger gleich sehen bekommen:

Sie sahen, wie eine Menge Samariter aus der Stadt strömauf den Jakobsbrunnen zu. Wie kam das? Nun, als jene Fin die Ortschaft zurückgekommen war, rief sie laut in d

Straßen und Gassen: »Kommt zum Jakobsbrunnen! Seuch den Menschen an, der dortist! Der hat alles gewußt, wasich getriebenhabe.Kommt und seht, ob das nicht der Heilandist!« Sie mußte den Sam aritern alles erzählen,was Jesus zu ihrgesagt hatte. Da glaubten viele aus der Stadt an JesuDeshalb kamen nun die Samariter scharenweise aus der Sund baten Jesus, daß er doch bei ihnen bleibe. Und er bl

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zwei Tage da. So haben sie von Jesus selbst noch meherfahren können über diese Quelle des Lebens, die den Durnach Leben stillt. Und durch diese seine Predigten kameMenschen zum persönlichen Glauben an Jesus. Sie konntedeshalb zu der Frau sagen: »Jetzt glauben wir an Jesus nicnur wegen dem, was du uns erzählt hast, - wir haben ihselber gehört. Und wir haben selber erkannt, daß diesetatsächlich der Heiland ist für alle Menschen.«

Und nun hoffe ich, daß ihr jetzt auch nicht nur meineErzählung über Jesus gehört habt, sondern daß Jesus selbst euren H erzen gesprochen hat, so daß ihr auch selber erkenn

Jesus ist wirklich und wahrhaftig der Heiland der Welt, dedas Dürsten der Menschenherzen, den Durst nach Leben auewig stillt.

Lernspruch: Christus spricht: Wen da dürstet, der kommezu mir und trinke (Joh 7, 37).

Robert Simen

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5. Jesus und der Sabbat(Mt 12, 1-14; Mk 2, 23-3,6; Lk 6, 1-11)

Jesus ist Herr über den Sabbat

Darf man am Sabbatessen?

Viele, viele Menschen kamen zu Jesus. Sie wollten höwas er ihnen von Gott sagte. Er sollte sie gesund machenbrachte ihrem traurigen Herzen Freude. Alles strömherbei.

Das sahen auch die Vornehm en des Landes, die Schriflehrten und Pharisäer: Alles läuft diesem Jesus nach! wurden sie neidisch und böse aufJesus.Zu ihnen sollten dieLeute kommen, auf sie sollten sie hören.

Aber was sie den M enschen sagten, das interessierte d

nicht. Das brachte keine Freude und keinen Frieden ins HEs waren lauter selbstgemachte Vorschriften. Besondviele davon gab es über den Sabbat, den Sonntag in Israelhieß es: Gott hat gesagt, daß wir am Sabbat nicht arbesollen. Das stimmte. Doch Gott hatte dem Volk Israel Sabbat gegeben, daß sich die Menschen von der ArbeitWoche erholen konnten, daß sie Zeit hatten, an Gott

denken und mit ihm im Gebet zu reden, daß sie in Gemeinde zusammenkommen und sich an Gottes Gfreuen könnten. D er Sabbat war ein Geschenk Gottes anVolk: Einen Tag in der Woche nicht arbeiten müssesondern sich freuen, Gott loben, sich ausruhen und miteider fröhlich sein - das war Gottes Wille für den Sabbat

Doch die Pharisäer und die Oberen in Israel hatten e

Menge eigener Vorschriften über den Sabbat dazugemaund alle Leute sollten diese Vorschriften halten. Da hießetwa: Es ist verboten, am Sabbat mehr als einen Kilomweit zu gehen, zu reiten oder zu fahren - das alles wverbotene Arbeit! Es ist verbotene Arbeit, am Sabbat etzu kleben. Am Sabbat Früchte pflücken ist ErntearbÄhren zerreiben und die Körner essen ist Dreschen u

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Mahlen: Verbotene Arbeit am Sabbat. Wer eine Nähnadel seiner Jacke stecken hat, tut ein schweres Unrecht: Eschändet den Sabbat, weil er ein Arbeitswerkzeug am Sabbherumträgt. - Noch viele solcher törichten Vorschriftenhatten die Pharisäer sich ausgedacht. Damit verdarben siden Menschen die ganze Freude am Sabbat, die ihnen docGott hatte schenken wollen. Vor lauter eigenen Gesetzearbeiteten sie selbst gegen Gottes guten Willen!

Nun ging Jesus einmal am Sabbat mit seinen Jüngern aeinem Kornfeld vorbei. Die Jünger waren so hungrig. Siwaren mit Jesus von einer Reise zurückgekommen, wo sie okaum Zeit zum Essen gehabt hatten. U nd da standen nun dwunderschönen Ähren auf dem Felde. Die Jünger bracheeinfach ein paar davon ab, zerrieben sie zwischen den Händen, lasen das Stroh aus und bliesen die Spreu fort. Wie gudie Körner jetzt schmeckten! Was die Jünger taten, war iIsrael erlaubt. Jeder, der an einem Acker entlangging, durfsich etwas nehm en, wenn er hungrig war. D as sagte sogar dGesetz des Mose. Doch kaum hatten die Jünger begonnen essen, da hörten sie jemand schimpfen. Das kam aber nicvom Besitzer des Ackers. Nein, Pharisäer waren Jesus unseinen Jüngern heimlich nachgegangen und hatten daraugelauert, ob sie nicht etwas gegen ihre Vorschriften tunwürden. Siehst du nicht, was deine Jünger tun? sagten sie zJesus. Das ist doch am Sabbat verboten! - Da sagte Jesus abzu ihnen: Und wie war das denn damals beim König Davigewesen? Habt ihr nicht in der Bibel gelesen, wie er einmauf der Flucht vor seinem Feind ganz hungrig zum Priestekam, der gerade im Gotteshaus war. Und wie da David mseinen Leuten von den heiligen Broten aß, die eigentlich nuder Priester essen durfte? - Und die Priester? Brechen sinicht auch immer wieder den Sabbat dadurch, daß sie amSabbat den Dienst im Tempel tun - und sind doch ohneSchuld? Ja, und hier geht es noch um Größeres als denTempel.

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Bannherzigkeit - nicht Opfer

Als seine Feinde darauf nichts sagen konnten, fuhr Jefort: Überhaupt habt ihr Gott gar nicht verstanden - shättet ihr diese Unschuldigen nicht schuldig gesprochDenn Gott sagt durch den Propheten Hosea: Mir gefällwenn ihr zu euren Mitmenschen barmherzig seid. Das isviel wichtiger als Opfern und Einhalten von VorschrifDer Sabbat ist zur Freude und zum Heil der Menschen daMenschen sind nicht für den Sabbat geschaffen. Der Mschensohn ist ein Herr auch über den Sabbat.

Am Sabbat Gutes tun!

Nach diesem Erlebnis aber hatte Jesus an dem Tage nlange keine Ruhe. Er ging nun - wie jeden Sabbat - zGottesdienst in die Synagoge. Und auch hier lauerten

schon auf ihn.Da war nämlich ein Mann unter den Zuhörern, der heinen kranken Arm. Seine Hand hing ganz abgestorherunter. Er konnte mit ihr gar nichts mehr tun. Ein arMann! Nun warteten die Pharisäer, ob Jesus den Mgesund machen würde. Dann hatte er den Sabbat gebrochatte ein großes Unrecht getan - in ihren Augen. Als J

ihn nicht gleich heilte, fragten sie ihn noch ganz freundum ihm eine Falle zu stellen: Ist es auch recht, Jesus, Sabbat zu heilen?

Doch Jesus durchschaute ihre bösen Gedanken und den Mann mit dem kranken Arm nach vorne. Jetzt fragtdie Pharisäer: Soll man am Sabbat Gutes tun oder BösesLeben erhalten oder töten? Dabei sah er die Pharisäer

doch die gaben ihm keine Antwort, sondern schwiegen Da war Jesus traurig über die harten Herzen dieser Mändie doch Gott dienen wollten. Er sagte: Wenn ihr zu Haein einziges Schaf habt, und das fällt in eine Grube , dann ihr es doch auch heraus. Und wieviel mehr wert als ein Sist doch ein Mensch! Am Sabbat darf man Gutes tun!

Zu dem kranken Mann aber sagte Jesus: Strecke de

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Hand aus! Und er streckte sie aus. Da war sie durch GotteKraft plötzlich so gesund wie die andere.

Jesus soll sterben

Alle Leute in der Synagoge freuten sich, daß der armeMann wieder eine gesunde Hand hatte - nur die Pharisäehatten eine Wut und einen großen Haß aufJesus.Wie hatte erihnen geantwortet, wie waren sie vor allen Leuten dummdagestanden! Noch am gleichen Tage kamen sie zusammenSie hielten eine Beratung, wie sie Jesus umbringen könntenWarum? W eil er am Sabbat Gutes getan hatte? Und sie? Shatten am Sabbat einen Mordplan gemacht. Jesus war trauriüber sie, daß sie ihre Herzen so hart gemacht hatten.

Lernspruch: Wer Gutes zu tun weiß und es nicht tut, fürden ist es Sünde (Jak 4, 17).

Karl Ebinger

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6. Jesu Salbung durch die Sünderin(Lk 7, 36-50)

Wem vielvergeben ist, der liebt viel; wem wenig vergeben ist,der liebt wenig.

Viel vergeben

»DuLuder! Du Unverschämte! Du Hure!« Blicke voll Hatrafen die Frau. Schnell ging sie weiter. Die Leute schimpfhinter ihr her: »Du Ehebrecherin! Hörst du die Kinder nicwie sie fragen: Wo ist unser Papa? D u Ehebrecherin! Locdie Männer zu dir. Siehst du nicht die Frauen weinen: Womein Mann? Du Ehebrecherin! Lockst den Frauen ihMänner weg! Du gemeines Luder! Du Unverschämte! Hure!« - Endlich war die Frau weit genug weg und hörte Schimpfen nicht mehr. Am liebsten wäre sie in der Erversunken, so schämte sie sich. Sie hielt beide Hände vGesicht: Warum, warum habe ich mich nicht früher geschämt? Warum habe ich es nicht früher gemerkt, was ein Unheil ich anrichtete? Warum war es mir egal, was Kinder fühlten? Warum war es mir so egal, wenn die Frauweinten? O Gott , was habe ich angerichtet! Fröhliche Falien unglücklich gemacht und überdie Tränen und Schmerzenanderer gelacht. O Gott, jetzt, jetzt erkenne ich meiSchuld! Wohin soll ich gehen? Meine Sünden erdrückmich. O Gott, welch eine Sündenlast liegt auf mir!

Plötzlich schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Was warvorne los? Dort standen Leute und hörten ganz gespaneinem Mann zu. Leise stellte sie sich dazu. Die Menschbemerkten sie gar nicht, so aufmerksam achteten sie auf Worte des Mannes.

»G ott hat mich nicht zu den M enschen gesandt, die sich brav und gut halten, die brauchen und wollen ja keinHeiland. Gott hat mich zu den Sündern geschickt. Ich bindie da, die beladen sind mit Sünden. Die sich vor Goschämen und sich am liebsten in die Erde verkriechen w

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den. Zu denen sage ich: Kommt her zu mir, ihr alle, die ibeladen seid mit Schuld, ich will euch fröhlich machen, eudie Sündenlast abnehmen.«

Sie sah niemanden mehr vor sich oder neben sich. Sschaute nur auf diesen Mann. Und sie hörte seine Worte uglaubte ihm: Ich darf meine Sündenlast ihm abgeben! Ameine schlimmen Sünden! Ja, er hat es gesagt! Schier unfabar groß und herrlich waren seine Worte. Die schwere Lader Sünde durfte sie ihm abgeben! Und er vergibt alles, all

Wenig vergeben

Wer von den M enschen, die da standen, wußte, was mit dFrau da hinten geschah? Wohl kein einziger. Sie achteten anur auf diesen Mann, auf Jesus. Ziemlich vorne stand efrommer Mann, Simon, der Pharisäer. Auf seiner Stirn weine Kapsel mit Gottes Worten festgebunden, am Gewanhatte er Kordeln zur Erinnerung an Gottes W orte. Simon, efrommer Mann.

Jesus hörte auf zu reden. Da trat Simon zu ihm: »Jesudeine Worte sind interessant. Willst du mein Gast sein? Gmir die Ehre und iß bei mir.« - Und Jesus ging mitSimon.»Ja,wirklich interessant, was du gesagt hast«, meinte Simounterwegs. »Gewiß hast du recht. Jeder von uns hat scho

einmal etwas falsch gemacht.« Simon seufzte: »Ja, auch icAuch ich brauche Vergebung. Hier und dort habe ich einmdas Gesetz übertreten. Sonst mühe ich mich ja sehr, fromund rechtschaffen zu sein, aber ab und zu . . .«

Inzwischen waren sie beim Haus Simons angekommenAuch andere Gäste trafen ein. Die Diener beeilten sich unwuschen den Gästen die staubigen Füße und salbten ihne

das Haupt. Simon umarmte jeden herzlich und gab seineGästen den Willkommenskuß. Jesus wartete noch bei deTür. Als alle begrüßt waren, tra t er herzu. Simon grüßte ih»Sei willkommen!« Doch ihn um armte er nicht und küßte inicht. Als die Diener kamen und Jesus die Füße waschen uihn salben wollten, winkte Simon ihnen mit der Hand, wiedwegzugehen. »Tritt ein, Jesus!« Simons Worte klangen hö

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lieh, obwohl er Jesus eben so unfreundlich behandelt haDie Gäste lagen schon auf den Polstern um den großen, rgedeckten Tisch. Auch Jesus ließ sich nieder. Das Esbegann.

. . .der liebt viel - der liebt wenig

Leise öffnete sich die Tür. Ganz unbemerkt trat die Fein, die durch die Worte Jesu so getröstet worden war. kniete hinter Jesus nieder. Tränen liefen ihr über das GesiSeit langer Zeit weinte sie wieder. Aber nicht vor Trauer.weinte vor lauter Dankbarkeit. Die schwere Sündenlast hJesus ihr abgenommen. Sie wollte ihm danken, abersie wagtees nicht, ihn anzusprechen. Sie holte ein Glasfläschchhervor mit einer kostbaren Salbe und goß es über Jesu Füaus.Ihre Tränen vermischten sich mit der Salbe, da nahmihre schönen langen Haare und wischte den Straßenstaub die Tränen weg.

Simon hatte die Frau bemerkt. Er kannte sie, diese HuEntsetzt sah er Jesus an. Merkte Jesus nicht,was für eine Fraudas war? Wenn er wirklich von Gott kam, mußte er doerkennen, daß sie eine Ehebrecherin war! Plötzlich traf der Blick Jesu. Er sah ihn an, und er wußte, was Simdachte. »Simon, ichwill dir eine kleine Geschichte erzählen.«Der Pharisäer warf noch einmal einen unfreundlichen Bauf die Frau und nickte dann Jesus zu: »Erzähle!« - »EMann hatte zwei Schuldner. Der eine war ihm 500 Silberschen schuldig, der andere 50. Der Mann sagte: >Zahlt mein Geld zurück!< Betroffen standen die Schuldner Beide sagten kleinlaut: >Wir können dir die Schuld nizurückzahlen^ Was tat da der Mann? Er sprach: >Nun,geht! Ich schenke euch das ganze Geld. Dir schenke ich500 Silbergroschen und dir die 50.< Simon, du kannst denken, wie sich die beiden Schuldner freuten!« Simnickte. Jesus fuhr fort: »Simon, was meinst du, welcher den beiden Schuldnern hat sich am meisten gefreut?« Simlächelte: »Jesus, deine Frage ist einfach. Natürlich der,

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am meisten geschenkt bekam. Der hat sich auch am meistgefreut, der hat den Mann am meisten geliebt.«

Jesus schwieg eine ganze Weile. Endlich spracher: »Simon,merkst du nicht, daß diese Geschichte zu dir paßt und zdieser Frau? Diese Frau hat viele, viele Schulden und Sündbei Gott, und ich habe ihr für alle ihre Sünden Vergebungeschenkt. Schau, wie sie sich freut und wie sie mich dafliebt! Und du, Simon? Du denkst: Ich habeso wenig Schuldenund Sünden vor Gott, was brauche ich diesen Jesus? Warusoll ich ihn liebhaben? Ich bin zu dir gekommen, und du hamir nicht die Füße waschen lassen, du hast mir nicht daHaupt salben lassen, du hast mir nicht den Willkommenskugegeben. Schau, diese Frau ekelt sich nicht, mit ihren Tränmeine Füße zu waschen,sie zu küssen und ihre kostbare Salbefür meine Füße zu verschwenden. W arum tut sie das alles? Isind viele, viele Sünden vergeben, deshalb ist ihr Herz voLiebe. Wem aber wenig Sünden vergeben sind, dessen H ehat wenig Liebe.« D a wandte sich Jesus der Frau zu: »Fradir sind deine Sünden vergeben. Du hast meinen Wortevertraut, dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin im FriedeGottes!«

Da stand die Frau auf und ging. Aber die Gäste flüstertemiteinander: »Wer ist der, daß er Sünden vergibt?«

Lernspruch: Darin steht die Liebe: nicht, daß wir Gott

geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandseinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden(1 Joh 4,10).

Angela Werner

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7. Der Glaube der Heidin(Mt 15, 21-28)

Denen, die fest auf Gott vertrauen, wird er helfen.

Jesus sucht Ruhe(Mt 15, 21)

Wenn wir von Jesus etwas erzählen sollten, würde ubestimmt vielerlei einfallen; denken wir nur an all die Krkenheilungen, die uns bekannt sind: Lahme konnten wiegehen, Blinde konnten wieder sehen, Taube konnten wiedhören und noch vieles mehr. Da müssen sich doch alle Lezur Zeit Jesu gefreut haben, daß dieser »Meister« damlebte, oder was meint ihr? Ja , ihr wißt es schon, es gab da Schriftgelehrten und Pharisäer, die sahen das Gute nicht, Jesus ta t. Sie hörten nur, daß er vieles sagte und vollbrachwas vor ihm kein Mensch getan hatte, und deshalb regtensich auf. Aber dabei blieb es nicht, sondern sie bekämpftihn richtig. Immer wieder versuchten sie ihm Fehler nachweisen und wollten durch schwierige Fragen erreichen, daßetwas Falsches sagte. Natürlich durchschaute Jesus sie uantwortete ihnen immer richtig, aber solche Gespräche maten ihn ganz traurig und m üde. So kam es, daß er nach soeinem Gespräch einmal zu seinen Jüngern sagte: »Kommwir gehen für einige Zeit ins Ausland, dort kennt miniemand, und ich kann mich etwas ausruhen.«

Auch im Ausland sucht man Hilfe bei Jesus(Mt 15, 22)

Lange waren die Jünger mit ihrem Meister gewandert, sie in Phönizien, in einem kleinen Ort, Halt machten. Hwohnten Kanaaniter, die würden keine Hilfe bei Jessuchen, da war er sicher ungestört. Jesus würde hier ganzder Stille neue Kräfte sammeln können, und die Jünger wafroh, daß sie den Reden ihres Meisters in aller Ruhe zuhökonnten.

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Doch als sie wieder einmal durch die Felder gingendrehten sich plötzlich einige Jünger um; sie hatten wirkligemeint, es hätte jemand gerufen. Doch dann sagte eine»Das kann uns ja gar nicht gelten, unseren Meister kennt hniemand.« - »Ja«, sagte ein anderer, »selbst wenn man schbis hierher von seinen W undern gehört hätte, einer von hwürde bestimmt nicht bei einem Juden Hilfe suchen.«

Doch während sie sich unterhielten, hörten sie, daß tasächlich eine rufende Stimme immer näher kam, und als sich umdrehten, sahen sie eine Frau und hörten sie rufe»Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Mein

Tochter wird von einem Teufel übel geplagt.«Die Jünger sahen an der Kleidung, daß sich ihnen eikanaanäisches Weib näherte, das laut »Sohn Davids«rief.Das war sehr erstaunlich bei einer Ausländerin. Ob Jesus helfen würde? Nein, bis jetzt schien er das Rufen, das immlauter wurde, gar nicht zu beachten, er blickte sich ja niceinmal um. Da mußte doch auch der Frau klar werden, d

Jesus sie gar nicht hörenwollte; warum wandte sie sich dannnicht ab, sondern rief nur immer lauter?Ach, die Jünger konnten eben nicht in das Herz der Fra

sehen, sonst hätten sie sie wohl verstanden. Die Frau hatdaheim eine kranke Tochter, der kein Mensch helfen konnAlles hatte sie schon ausprobiert, nichtshalf. Da hattesie vondiesem Jesus gehört, er sei der einzige, der auch unheilb

Kranke gesund machen könne. So unglücklich war sie gewsen, daß er immer nur in Israelwar! Nun aber hatte sie gehört,daß Jesus da war, ganz in ihrer Nähe. Das war ja fast eWunder, daß er gerade hierher gekommen war. Nun würdsie alles versuchen, um seine Hilfe zu bekommen; sie würso lange und laut rufen, bis er sie hören und ihrer Tochthelfen würde.

Jesus unterhält sich mit der Ausländerin(Mt 15, 23-27)

Nun überholte die Frau schon die hintersten Jünger, unimmer lauter rief sie: »Ach Herr, du Sohn Davids, erbarm

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dich doch!« Selbst die Jünger merkten jetzt, wie groß dSorgen der Frau sein mußten, sonst hätte sie doch nichimmer weiter um Hilfe gerufen. Nun war die Frau direkt bJesus, und er reagierte immer noch nicht. Da sagte ein Jüngzu ihm: »Nun tu doch etwas, die Frau schreit doch so laut

Jesus hatte doch schon so vielen Menschen geholfenwarum nur half er heute nicht? - Eigentlich hätten es dJünger selbst wissen müssen. Gott hatte seinen Sohn nacIsrael gesandt, dort sollte er wirken und seine Wunder tudie anderen Völker würden erst später von ihm hören. Undies sagte Jesus nun auch zu demJünger: »Du weißt doch, daßich nur das tue, was mein himmlischer Vater mir aufträgt, uder hat mich zu den verlorenen Schafen von Israel gesandDie Frau war direkt neben Jesus gewesen und hatte seinAntwort gehört. Würde sie nun aufgeben? - Nein, die Frwar sicher, daß nur Jesus ihrer Tochter helfen konntedeshalb ließ sie sich auch von seinen Worten nicht einschüctern; sie warf sich vor Jesu Füßen auf den Boden, so daß anhalten mußte und rief mit ganzer Kraft: »Herr, hilf mirJesus sah auf sie nieder. Nun würde er doch helfen? Nein,half immer noch nicht. Ob er wohl den Glauben der Fraprüfen wollte? E r sah sie nur an und sagte: »Es ist nicht recdaß man den Kindern das Brot wegnimmt und wirftes vor dieHunde.« Oh, das war aber ein hartes W ort, ob die Frau nudoch aufgeben und weggehen würde? Stellt euch vor, sie ginicht weg. Sie hatte wohl verstanden, daß Jesus ein hartWort gesprochen hatte. Aber nun hatte er sich ihr docwenigstens zugewandt, hatte etwas zu ihr gesagt, nun würsie bestimmt nicht aufgeben. Sie war sich ihrer Sache gasicher: Dieser hier, von dem sie schon so viel Gutes gehöha tte , hatte M acht, W under zu tun, so viel Macht, daß er sigewiß auch über ein Hündlein erbarmen konnte, wenn er nwollte. Und so sah sie voll Zuversicht zu ihm auf und sag»Es stimmt ja, H err, in deinen Augen bin ich nicht mehr wals ein kleines Hündlein, und deine Hilfe habe ich auch nicverdient. A ber denke doch daran, daß auch von der HerrTische Brosamen auf den Boden fallen, und die dürfen dHunde doch essen.«

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Jesus hilft!

Da wurde Jesus ganz froh! Wo solch ein großer Glaubefinden war, da durfte er auch einer Ausländerin helfen,

so sagte er: »O W eib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe,du willst.« Und als die Frau heimkam, da war ihre Tochgesund. Wie froh wird die Frau gewesen sein, daß sie nifrüher umkehrte, sondern ganz fest auf Jesu Hilfe vertrhatte und auch dann nicht aufgab, als sie eigentlich sicher konnte, daß Jesus ihr, der Ausländerin, nicht helfen wür

Hört Gott auch unsere Bitten?

Vielleicht sagt nun eines von euch: »Ich habe den HeJesus auch schon einmal um etwas gebeten, immer und imwieder, und doch hat er mich nicht erhört.« Nun, Jesus zwar zu unsgesagt: »Bittet, so wird euch gegeben«, und darandürfen wir auch ganz fest glauben, aber oft weiß Gott eviel besser, was gut für uns ist, und er hilft uns auf eine gandere A rt, als wir es erwartet hä tten, und so merken wirnicht, daß er uns erhört hat. Vielleicht haben wir auch unsBitte falsch gestellt. Stellt euch einmal vor, eines von euwird immer zornig und bittet nun den Herrn Jesus: »Abitte,laß doch alle M enschen nett zu mir sein, damit ich nimehr zornig werden muß.« Meint ihr, daß dies ein guGebet war? Sollte das Kind nicht vielleicht so beten: »BiHerr Jesus, hilf mir doch, daß ich es lerne, nicht mehr schnell zornig zu werden.« Selbst dann kann es sein, daß Kind beim nächsten Mal wieder zornig wird und dann sa»Was kann ich denn dafür, ich bin halt so, und Jesus mamich ja auch nicht anders.« - Nein, so darf man es natürlnicht machen. G ott hat zwar die Macht, alle unsere W ünszu erfüllen, aber er tutes zu seiner Zeit und auf seine Art. Wiraber dürfen zu jeder Zeit mit unseren Wünschen zu ihkommen und ganz fest auf seine Hilfe vertrauen - wie Ausländerin! - Paulus hat es einmal an eine Gemeinde

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Rom so geschrieben: »Seid fröhlich in Hoffnung, geduldigTrübsal, haltet an am Gebet.«

Lernspruch: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trüb-sal, haltet an am Gebet (Rom 12, 12).

Elsbeth und Martin Rose

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8. Jesusin Bethanien(Lk 10, 38-42)

Wie heißtman den hohen Besuch richtig willkomm en?

Bethanien warnur ein kleinesDorf. Hier war nicht viel los.Dafür kannte jederdie große Stadt ganznah dabei, Jerusa-lem. Auchdie Bewohner von Bethanien gingen zum Einkau-

fen oft in die Hauptstadt. Dortgab es schöne Läden.Undnatürlichzog der Tempeldie Menschenan. TausendevonBesuchern strömten täglichzu dem prächtigen Bauwerk,umGott zu loben und miteinanderdie schönen Psalmenzusingen.

Sowar Bethanienein stillesDorf. Nur Wandererauf demWeg nach Jericho kamen durch. Wennman die Straßeam

Ortsausgang noch etwas weiterging, dann hörten balddieÄckerund Wiesenauf. Der Boden wurde hartund rissig.Hier wuchs nicht mehr viel.Die Wüste begann gleich hinterBethanien.

Jesus ging sehr gernein dieses Dorf

Das hatte seinen Grund. D ort lebten Leute, die Jesus sehliebten.Und das war für Jesus immerdas Wichtigste. Mariaund Martha hatten Jesus eingeladen, auchin ihr Hauszukommen. Sie waren bestimmt nicht reich. Aber das alleswarfür Jesus nicht wesentlich.Er ging immer dorthin,wo Men-schenihn einludenzu kommen.So brachtenes Mariaund

Martha fertig,daß Jesus häufigvon Jerusalem nach Betha-nien hinüberwanderteund dort einkehrte.Es war kein weiterWeg von Jerusalem nach Bethanien.

Eine starke halbe Stundezu Fuß.Der Weg führteam GartenGethsemane vorbei. Dort machte Jesusoft Haltund betete.Es war still dort, und niemand störteihn.Dann ging man überden Ölberg weiter. Manchmal blieb Jesus noch sitzenund

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schaute über die Stadt. Ihm tat es weh, daß die Leute vJerusalem so abweisend zu ihm waren. Hier wurde er nichherzlich eingeladen wie bei Maria und Martha. Viele, viMenschen wohnten in dieser großen Stadt Jerusalem. Adie Menschen hatten ihre Herzen vor Jesus zugesperrt. VÖlberg aus war es nicht mehr weit nach Bethanien.

Der überraschende Besuch

Jesus klopfte an der Tür des kleinen Hauses, in dem Maund Martha wohnten. Wer wird es wohl sein? dachten beiden Schwestern. Wer kommt jetzt? Aber als sie die Töffneten, freuten sie sich unbeschreiblich. Daß Jesus zu ihkam, in ihr Haus! Sie konnten es kaum glauben. Jesus hadoch so viel zu tun. Nun nahm er sich Zeit für die beidFrauen, die ihm so viel Liebe entgegenbrachten. Sie strahüberglücklich und lachten. »Kommt herein!« riefen sie.

Jesus kam ja nicht allein. Bei ihm waren die 12 Jünger, ihn begleiteten. Aber das erschreckte die beiden Fraunicht. Solch ein Besuch war ein Fest. Was kann Schönepassieren?

Das kleine Haus war jetzt aber wirklich voll. Es war gnicht leicht, für jeden einen Platz zu besorgen, wo er sitkonnte. Im Wohnzimmer war es etwas kühler als draußen

der Sonnenhitze.

Das Beste für Jesus

Martha war eine prächtige Frau. Sie wußte, wie hungsolche Männer sein können. Sie sah es an den staubig

Füßen, daß sie heute schon einen weiten Weg zurückgelhatten. Nun mußte man rasch die guten Leute gastliversorgen.

Sie rannte in die Küche und machte das Feuer an. Was ich nur kochen? dachte sie. Die Männer sollen nicht zu laauf ihr Essen warten müssen.

Dann mußte der Tisch gedeckt werden. Plötzlich fiel

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ein, daß man frisches Obst anbieten könnte. Und Wasssollte den durstigen Männern auch rasch hingestellt werdeWie kam die gute Martha ins Schwitzen. Sie rannte in dKeller. Dann wieder zurück zur Küche. Ein Glück, daß solche Frauen wie Martha gibt. Die sehen sofort, wo etwfehlt und packen an, um Not zu lindern und zu helfen.

Martha wollte nichts anderes, als Jesus den Aufenthalt schön wie nur irgend möglich machen.

Was ist bloß mit Maria los?

Völlig verschwitzt trat M arthains Wohnzimmer, unter demArm einen StoßTeller. Sie wollte den Tisch richten. Aber wassie da sah, das konnte sie kaum fassen. D a saß doch ihre lieSchwester Maria und hörte Jesuszu.Sie tatnichts.Sie saß nurda und hörte. Sie hatte wirklich ihre Hände in den Schogelegt.

Das kann doch nicht wahr sein! dachte Martha. Sonst wMaria doch nicht so. Immer wenn es etwas zu arbeiten gawar sie hilfsbereit zur Stelle. Nur heute kümmerte sie sich unichts. Was war bloß los? Sie mußte doch wissen, wie hungund durstig die Männer waren. Sie hatte es doch sonst immso selbstverständlich bei anderen Gästen auch getan, sbewirtet und verköstigt. Warum blieb sie jetzt still sitzen?

Eigentlich hätte es Martha sehen müssen. Maria hörtJesus zu. Jedes einzelne Wort nahm sie aufmerksam, richtbegierig auf. Was Jesus sagte, machte sie fröhlich. Darauhatte sie lange gewartet. Und nun konnte sie nicht genubekommen.

Das geht doch nicht!Martha hatte Jesus lieb. Sehr lieb sogar. Darum rannte s

überall herum und bereitete das Essen vor. Und sie ärgersich auch über ihre Schwester, die sie jetzt im Stich ließSicher hat sie sich auch geniert. Das ist doch peinlich, wJesus in unserem Haus behandelt wird! dachte sie.

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Wie kann Jesus das zulassen? fragte sie sich. Darunterbrach sie schnell seine Rede und fiel ihm ins WUnwillig beschwerte sie sich: »Herr, fragst du nicht dandaß mich meine Schwester allein dienen läßt? Sage ihr ddaß sie mir helfen soll!«

Man spürte es am Ton, wie sie das sagte, daß sie am Ewar. Martha konnte einfach nicht mehr. Die Arbeit, vielen Besucher waren ihr über den Kopf gewachsen. verstand wirklich auch Jesus nicht mehr, wie erdas überhauptdulden konnte. E r hätte doch schon längst Maria in die Kschicken müssen, wo sie hingehörte.

Was Jesus will

Jetzt schauten alle auf Jesus. Natürlich hat Martha remußten die Jünger denken. Aber Jesus schaute Martha e

an. »Martha, M artha!« sagte er. Sie konnte spüren, als Jihren Nam en aussprach, daß eres gut mit ihr meinte. Er liebtesie.Darum war er auch in ihr Haus eingekehrt. Und Jesusihr auch recht: »Du hast viel Sorgen und Mühe!« Er hattlängst beobachtet, wie sie rastlos eingespannt war. Sie hkein Ohr mehr für sein Wort. Ihr Kopf war ganz erfüllt Essen und Trinken. Anderes hatte da jetzt keinen Platz m

Jesus wußte, wie wichtig Brot und Wasser sind. Er sehatte Durst und Hunger in dieser Stunde. Aber war es nviel wichtiger, in dieser einen Stunde, wo er in Bethaneinkehrte, das zu suchen und aufzunehmen, was allein Jbringen und geben konnte?

Darum mußte Jesus Martha darauf hinweisen: »Eins aist nötig. Maria hat das Bessere erwählt; das soll ihr n

genommen werden.«So wichtig war es Jesus, daß Menschen auf sein Whören. Essen und Trinken sind doch dann in solchen Stunnicht mehr wichtig. Das kann doch alles zurückstehen.

Martha muß es sehr tief getroffen haben. Sie wollte nurBeste fürJesus.Und sie liebte Jesus. Darum setzte sie sich ein. Aber dennoch wollte es Jesus anders. Er will, d

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Menschen sein Wort hören und ihm glauben. Er will zuersuns bedienen und beschenken mit seinem Wort.

Das wäre schlimm, wenn wir den Kopf so voll von Aufgaben und Sorgen hä tten, daß wir gar nicht mehr stillsitzen unihm zuhören könnten, was er zuerst uns bringen will.

Lernspruch: Eins aber ist not. Maria hat das gute Teilerwählt; das soll nicht von ihr genommen werden (Lk 10,42)

Winrich Scheffbuch

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9. Jesus lehrt uns beten(Lk 11, 1-13)

Wir dürfen zu Gott Vater sagen

Wir dürfen beten

Ein Mann, der in sehr großer Not war, träumte - nachhhat er's uns erzählt - : Er sah sich im langen Flur eines gro

Amtsgebäudes, eines Hauses, in dem Behörden untergbracht waren. Rechts und linksdes Flurs warenviele Türen zuZimmern. Er klopfte an einer, horchte, klopfte noch einmund drückte die Klinke: Geschlossen! Er ging weiter znächsten Tür, klopfte, horchte, klopfte noch einmal udrückte die Klinke: Geschlossen! So den ganzen Flur hinund auf der anderen Seite wieder herunter! «So viele Tür

und keine offen für mich», sagte er sich. Dann wachte er und dachte: »Genau so ist es in meinem Leben. Jetzt, woin Not bin: Es sind so viele Türen, und keine ist offen mich. Es gibt so viele Menschen, und keiner will mir helfe

Abereine Tür ist immer offen, die zu dem großen Gott. Shat uns unser Herr Jesus gesagt: »Bittet, so wird eugegeben. Suchet, so werdet ihr finden. Klopfet an, so w

euch aufgetan.« Das gilt für die Tür zu Gott. Jesus selbstdie für uns allezeit offene Tür zu Gott. An ihn dürfen wir immer wenden. Er ist für uns immer da. Wir dürfen allezbeten.So sagt Jesusweiter: »Wer da bittet, der empfängt, werda sucht, der findet, und wer da anklopft, dem wird auf ge-tan.« Das heißt: »Jeder, der bittet, empfängt . . .« Weschon menschliche Eltern ihren Kindern auf ihre Bitten Gutes geben, so wie sie's nur irgend können, wieviel mwird euer grundgütiger und unermeßlich reicher Gott uVater euch, wenn ihr ihn bittet, Gutes geben!

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Wie wir recht beten

Als Jesus Mensch war und im Land Israel lebte, redete viel mit Gott, seinem himmlischen Vater. E r betete viel. DJünger hörten ihn gelegentlich beten. Da übernachtete etwa mit seinen Jüngern im Freien. Das tat er oft. Die Jüngwaren durch die Wege von Dorf zu Dorf sehr müde. UnJesus war auch müde. Aber er stand noch einmal auf und getwas beiseite und redete halblaut mit Gott. Die Jüngehörten manches mit. Und nachher baten sie ihn: »Herr, lehuns doch auch beten.« Denn als sie Jesus beten hörtenmerkten sie erst recht, wie arm und schwach dagegen iBeten war. Vielleicht hatten die Jünger zu Jesus gesagt: »Wwissen nicht einmal, wie wir anfangen sollen, wie wir übehaupt zu Gott sagen, wie wir ihn anreden sollen. Du sag>Vater< zu Gott. Das verstehen wir. Du bist sein Sohn, voHimmel zu uns gekommen. Aber wie sollen wir kleinMenschen mit unseren Fehlern denn zu Gott sagen?« D

antwortete Jesus: »Ich bitte für euch. So könnt auch ihdurch mich, >Vater< sagen. So dürft ihr Gott anreden: >UnVater im Himmel.<« Und so dürfen auch wir zu Gott sageDas ist etwas ganz Wunderbares, daß wir zu dem großeGott, dem Schöpfer der Erde, der Sonne und aller Stern»Vater« sagen können. Da werden wir auch einmal imHimmel nicht damit fertig, zu sehen, was das alles Schön

und Großes in sich schließt.Ein kleines Mädchen hatte beide Eltern verloren. Daraukam sie zu ihr zunächst fremden, aber sehr netten LeuteUnd als sie dann einm al wieder ihre Schulfreundin aus ihrefrüheren Wohnort sah, erzählte sie dieser voller Freude»Denk dir, ich darf >Vater< und >Mutter< sagen.« Was ist demgegenüber doch für etwas Großes, wenn wir zuGott

»Vater« sagen können.Und nun die Frage: Um was dürfen wir denn eigentlicGott bitten? Auch um die kleinen und alltäglichen DingeEine alte Frau erzählte voller Freude in einem kleinen Kre»Ich habe eine wunderbare Gebetserhörung erlebt: Ich lieirgendwo meinen erst kürzlich gekauften Regenschirm sthen, und trotz allem Besinnen kam ich nichtdarauf, wo das

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geschehen war. Und ich habe doch nur eine kleine Rentebat ich Gott, er möge mich doch wieder den Regenschfinden lassen. Kurze Zeit später kam eine Frau zu mir sagte: >In den letzten Tagen bin ich wiederholt auf der Pgewesen. Da habe ich immer wieder einen Regenschstehen sehen, den dort jemand vergessen hat. Ich habe nun einmal mitgebracht. Ist das nicht der Ihre? Ich meeinen so ähnlichen bei Ihnen gesehen zu haben.< Sie holteaus ihrer Tasche hervor, und der war's wirklich. Ist das nein Wunder?« Da hat eine andere Frau, die auch in diesKreis war, gelacht und gesagt: »Wegen so etwas kann mGott doch nicht bitten. Da hätte Gott viel zu tun, wennjeder vergeßlichen alten Frau wieder für ihren stehengebbenen Regenschirm sorgen müßte.« Welche von den beiFrauen hatte recht? Die, die jetzt gedankt hat dafür, daßwieder zu ihrem Regenschirm kam? Oder die andere, sagte, um so etwas dürfe man nicht beten? - Ja, wir könauch um solche äußeren und kleinen Dinge bitten, wegen

Klassenarbeit in der nächsten Woche oder ähnlichen DingNur dürfen das nicht unsere einzigen Bitten sein, ja nieinmal die ersten. Unser Herr Jesus Christus hat uns wunderbares Gebet gelehrt, eben das Gebet, das so anfä»Vater unser im Himmel.« Es heißt dann weiter - wir saggemeinsam -: »Dein Name werde geheiligt! Dein Rekomme! Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erd

Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsSchuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Uführe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dBösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und dHerrlichkeit in Ewigkeit.« Was fällt euch da auf? Womfangen die drei ersten Bitten an und womit die nächsten? ersten drei: »Dein . . .,dein . . ,,dein . . .« Und dann he

es weiter: »Unser . . ., uns . . ., uns . . .« Wer den himmschen Vater liebhat, den, der uns so sehr liebt, der wird aim Gebet mit Gott danken und gern so anfangen: »DName werde geheiligt!« Man kann da in diesem Sinn zBeispiel so bitten: »Lieber Vater im Himm el, ich möchtedoch Freude machen mit meinem ganzen Leben: mit dwie ich mit meinen Eltern und Geschwistern lebe, wie

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mich in meiner Schulklasse verhalte, wie ich mit meineFreundinnen und Freunden umgehe. Hilf du mir! Laß micdir keine Schande machen!« Wenn es auch uns in unseremGebet zuerst so um Gott geht, dann dürfen wir danach ger

auch wegen unseren Dingen Gott bitten, wegen der Klassearbeit und all dem andern.

Zuerst Gott bitten, wenn wir andern etwas wirklich Hilfrei-ches geben wollen

Vielleicht ist einerin unserer K lasse, derim Turnen nicht sogeschickt ist wie andere und auch mit dem M undwerk nicht flink wie andere. Die lachen ihn dann aus und treiben allerlSchabernack mit ihm. Und der arme Junge leidet so sehdarunter und traut sich bald selbst gar nichts mehr zu. Dmüßte man ihm doch eine Freude machen und ihm etwasagen, was ihm wieder Mut macht, etwa: »Das und das wa

prima; das hast du fein gemacht.« Aber man ist da vielleichrecht ungeschickt. Der denkt dann etwa: Die haben Mitleimit mir. Und das drückt ihn noch weiter hinab. Da ist es gusich zuerst an Gott zu wenden und ihn zu bitten, bevor masich an andere Menschen wendet, um ihnen etwas Gutes unHilfreiches zu sagen oder zu tun.

Das eben sagte Jesus in einer kleinen Geschichte, die e

erzählte: Da hatte ein Mann Besuch bekommen; mittenin derNacht war ein Freund gekommen, wohl mit Frau und Kindern. Die hatten sich arg verspätet. Sie waren zu Fußgegangen und hatten nicht gedacht, daß es so weit wäre. Jetzwaren sie nicht nur schrecklich müde, sondern auch sehhungrig. Und der Mann hatte rein gar nichts zum Essen imHaus.Vielleicht war er nicht besonders arm und hatte schon

Geld hingerichtet, mit dem er am andern M orgen wieder Bround andere Lebensmittel kaufen wollte. Aber jetzt war danicht möglich. Da dachte er: »Ich will mir doch eben bemeinem Freund und Nachbarn da drüben ein paar Broteleihen. Ich habe gesehen, die haben gestern gebacken.« Soging er hinüber und klopfte vorsichtig. Er wußte: die habennichtviel Platz; da sind bei den Eltern auchdie kleinen Kinder

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hat mir immer wieder geholfen.« Da kann man nur Godarum bitten, daß es dem andern nicht lächerlich vorkom msondern daß er merkt: »Ja, das ist eine Hilfe, auch für micIch will's auch versuchen.«

Lernspruch: Bittet, so wird euch gegeben. Suchet, sowerdet ihr finden. Klopfet an, so wird euch aufgetan (Lk11,9).

Fritz Grünzweig

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1 0 . J e s u s , F r e u n d d e r K i n d e r(Mk 10, 13-16)

Zu Jesus kann jeder kommen

Jesus ein vielbeschäftigter Mann

Jesus war ein vielbeschäftigterMann.Täglich kamen Leutezu ihm mit irgendeiner Not. Kam er in ein Dorf oder einStadt, war er bald von vielen Menschen umringt. Oft warenKranke, die sich zu ihm drängten: Blinde wurden herbeigführt; manche humpelten auf Krücken heran, und einige, dso gebrechlich waren, daß sie selbst nicht gehen konntewurden von Freunden zu Jesus getragen. Sie alle hatten neinen Wunsch: Jesus möge sie gesund machen. Es gab auMenschen, die einen Rat suchten, die ein kummervolles Hehatten oder gar von einem bösen Geist geplagt wurden - ausie suchten Hilfe bei Jesus.

Die meisten Menschen aber kamen zu ihm, weil er swunderbar von G ott und Gottes Reich erzählen konnte. Jeshatte für alle ein Ohr und half vielen Menschen. Ob er woauch Zeit und Verständnis für Kinder hat?

Kinder werden zu Jesus gebracht

Eines Tages um die Mittagszeit, als Jesus und seine Jüngim Schatten eines Baumes etwas ausruhen wollten, hörten auf einmal muntere Kinderstimmen. Als sie in die Richtu

blickten, aus der der Lärm kam, sahen sie, wie eine buzusammengewürfelte Gruppe auf sie zukam.Auffallend viele Kinder waren dabei, aber auch Fraue

sogar Männer gehörten dazu. Die kleineren Mädchen unBuben wurden auf Armen, Schultern oder auf dem Rückgetragen, und einige Mütter hatten sogar ihre Babys dabDie Mütter und Väter, Tanten und O nkel, die die Kinder

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Jesus brachten, hatten nur einen Wunsch: die Kinder sollden Herrn Jesus kennenlernen. Sie sollten ihn sehen, er sozu ihnen sprechen.

Auch eine Bitte wollten sie Jesus vortragen: Jesus sollte Hand auf die Kinder legen und sie segnen. Sie rechneten damit, daß Jesus ihnen diese Freude machen würde. Frohmut kamen sie daher. Die Kinder lachten und scherzten, Erwachsenen unterhielten sich angeregt.

Die Jünger bremsen

Als aber die Jünger sahen, daß diese vergnügte, lärmenSchar auf Jesus zukam, traten sie ihr entgegen und sagtscharf: »Halt! Wo wollt ihr hin?« - »Zum Herrn Jesunatürlich«, riefen die Kinder und die Erwachsenen. »Das gunmöglich«, sagten die Jünger. »Jesus hat keine Zeit feuch. Gerade erst hat er sich hingelegt, um sich ein wenauszuruhen. Ihr könnt und dürft ihn jetzt nicht stören. Gwieder heim.«

Mit einem solch unfreundlichen Empfang hatten die Elteund Kinder nicht gerechnet. Zunächst standensie verdutzt daund sahen sich erschrocken an. Dann trat eine beherzMutter vor und sagte: »Ihr dürft uns nicht wegschicken, Kinder haben sich so auf Jesus gefreut. Wir wollen zu ih

Wir kehren nicht um.« Nun wurden die Jünger ärgerlich. aufdringliche Leute hatten sie noch selten erlebt, und zielich grob sagten sie: »Was wollt ihr eigentlich? Unser Hund M eister schafft es kaum, all den Wünschen der Erwachnen gerecht zu werden, und nun soll er sich auch noch mKindern herumschlagen. Die sind ja noch viel zu klein. Dverstehen doch noch gar nicht,was Jesus sagt. Macht, daß ihr

nach Hause kommt!«Die Kinder waren ganz still geworden und sahen dschimpfenden Jünger ängstlich an. Auch die Erwachsensahen traurig drein. Als dann auch noch ein Baby zu weinanfing und die Jünger abwehrende und unmutige Gestmachten, wollten sie enttäuscht umkehren.

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Jesus greift ein

Da hörten sie auf einmal eine Stimme sagen: »Ihr liebKinder, ihr lieben Leute, geht nicht weg! Kommt her zu mIch habe Zeit für euch.«

Es war Jesus, der so sprach, und zu den überraschtJüngern sagte er verstimmt: »Lasset die Kinder zu mkommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das ReGottes.«

Die Kinder merkten als erste, was passiert war. Jubelsprangen sie auf Jesus zu und umringtenihn.Sie hatten sofortbegriffen, daß hier jemand war, dem man vertrauen konnder Verständnis für sie hatte, der sie von Herzen liebte.

Jesus legte seine Arm e um sie, nahm einen kleinen Bubauf den Schoß und streichelte die anderen Kinder.

Nachdem er mit jedem der Kinder gesprochen hatwandte er sich an die Erwachsenen und fragte sie mit ernStimme: »Ihr wollt doch alle in den Himmel kommen?« alle zustimmend nickten, fuhr er fort: »Gut, wenn ihr wollt, dann müßt ihr werden wie die Kinder. Ihr dürft nimeinen, ihr müßtet euch besonders anstrengen, um euden Himmel zu verdienen. Ihr braucht die Liebe Gotnur anzunehmen wie die Kinder Geschenke annehmenohne Vorbehalt und Hintergedanken. Freut euch über euVater im Himmel, und seid ihm dankbar für alle guten G

ben.«Die Kinder, die zugehört hatten, verstanden diese Wowohl noch nicht ganz, abersie merkten: Jesus meintes gut mituns,er liebt uns. Aufs neue drängten sie sich zu ihm, uJesus legte die Hände auf sie und segnete sie.

Da spürten die Kinder und ihre Begleiter: Jetzt gehören zu Gott, und Gott wird immer bei uns sein.

Fröhlich und vergnügt gingen sie nach Hause und erzählallen, die es hören wollten: »Jesus hat alle Kinder lieb.«

Lernspruch: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehreihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes (Mk 10,1

Siegfried Kullen

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11. Der reiche Jüngling(Mt 19, 16-26; Mk 10, 17-27)

Wie man das ewige Leben gewinnt.

Das Gebet eines Vaters

Von einem frommen Mann in Württemberg wird erzähltdaß er in sein tägliches Gebet die Bitte einfließen ließ»Lieber H eiland, ich bitte dich, laß meine Kinder nicht reicwerden.« Als ihn ein guter Freund einmal fragte, warum ihmdas so wichtigsei,soll er gesagt haben: »In der Bibel steht: Esist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daein Reicher ins Reich Gottes komme.«

In der folgenden Geschichte wird erzählt, an wen Jesusdieses Wort gerichtet hat.

Ein junger Mann stellt eine Frage

Eines Tages, als Jesus über Land ging, kam ein jungerMann auf ihn zu. Er war eine auffallende Erscheinung. Etrug prächtige Gewänder aus schönen, teuren Stoffen; seinSandalen, reich verziert, waren von erlesenem Leder. SolchKleidungsstücke konnte sich nur jemand leisten, der vieGeld besaß. Außerdem verrieten seine gepflegten Händedaß er nicht körperlich arbeiten mußte.

Die Jünger, die Jesus begleiteten, staunten. Solche Leutkamen selten zu Jesus. Meistens waren es arme, kranke un

verzweifelte Menschen, die sich an Jesus wandten. Diesefeine junge H err mit seinen erasten, würdevollen Gesichtszügen war eine seltene Ausnahm e. Er blieb vor Jesus stehen unredete ihn ehrfurchtsvoll an: »Meister, was muß ich Gutetun, daß Gott mir das ewige Leben gibt?«

Alles wunderte sich über diese Frage. Wollte der jungeMann Jesus damit eine Falle stellen, so wie es die Pharisäe

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gelegentlich versuchten? Oder wollte er nur diskutieren, wes ihm langweilig war? Keiner wollte so recht glauben, daßdiesem jungen Mann ernst war mit seiner Frage nach deewigen Leben.

Die Leute kannten nämlich den jungen Mann. Er stammaus einer sehr reichen, vornehmen Familie. Ihm hatte nonie im Leben etwas gefehlt. D as sah man ihm ja auch an. besaß alles im Überfluß: Häuser, Gärten, Äcker, Vieh unWeinberge. Eine große Zahl von Mägden und Knechtearbeitete für ihn. Er konnte sich gut kleiden, gut essen usich praktisch alles leisten, was er nur wollte.

Das war in der damaligen Zeit so viel Reichtum, wie weeiner heute einen Sportwagen in der Garage stehen hat, einem Bungalow mit Swimmingpool wohnt und ein Feriehaus am Mittelmeer mit Segelyacht besitzt. So reich war djunge Mann, der Jesus diese eigenartige Frage stellte. Dhatte niemand von ihm erwartet.

Jesus prüft den jungen Mann

Jesus schaute ihn mit prüfendem Blick an. Als er erkanndaß in dem jungen Menschen wirklich ein unruhiges Hesteckte, und daß er bestrebt war, ein gottgefälliges Leben fuhren, sprach er zu ihm: »Du fragst mich nach dem Gute

Gut ist nur Einer: unser Vater im Himmel. Und Gott selbhat den Menschen gesagt, was man tun muß, um in deHimmel zu kommen: Halte die Gebote!« Diese Antwohatte niemand erwartet; am allerwenigsten der junge ManEr hatte gedacht, Jesus würde etwas ganz Besonderes voihm verlangen. Aber vielleicht kannte er nicht alle GebotDaher fragte er: Welche?

Da zählte Jesus die Gebote Gottes auf, die in Israel jedKind auswendig lernen mußte:»Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sol

nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vaund Mutter; und: du sollst deinen Nächsten lieben wie diselbst.« Erleichtert, fast fröhlich, antwortete ihm der junMann: »Das habe ich gehalten von meiner Jugend auf; w

fehlt mir noch?«

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Da sah ihn Jesus lange an. Er freute sich über ihn. Ja, stimmte, der reiche junge Mann hatte sich immer bemüht, frommes Leben zu führen. In der Bibel heißt es sogar: »Jesliebte ihn.«

Das entscheidende Angebot

Aber Jesus sah tiefer und wußte auch, warum der jungMann innerlich so unruhig und voller Fragen war. DiesMann hing stärker an seinem Reichtum als an Gott. Jes

wollte ihm helfen, davon frei zu werden und sein Vertraueganz auf Gott zusetzen.Deshalb sagte er zuihm:»Eines fehltdir. Gehe hin, verkaufe alles was du hast und gib's deArmen, so wirst du einen Schatz im Himmelreich haben, ukomm, folge mir nach!«

Alle Blicke richteten sich auf den reichen jungen ManWürde er das Angebot Jesu annehmen? Der junge Man

stand wie vom Schlag gerührt. Er hatte die Worte Jesu gverstanden. Er hatte mit allem gerechnet, nur damit nicht. wäre gerne bereit gewesen, einen Teil seines Besitzes herzgeben; aber alles verschenken, das war zuviel verlangt. SeGeld und seine Güter boten ihm doch Sicherheit, währenJesus ein armer Mann war. Er konnte einfach nicht glaubedaß Jesus ihm alles geben könne, was er zum Leben brauch

Der Reichtum hatte ihn blind gemacht für das Angebot JesDie Leute, die ihn gespannt beobachteten, sahen, wie sicsein Gesicht veränderte. Zuerst sprachen Trotz und Mißmaus seiner Miene, dann wurden seine Augen immer traurigeLangsam drehte sich der reiche Mann um und ging betrüweg.

Die entsetzten Jünger

Es war eine peinliche Situation. Mit diesem Ausgang deGesprächs hatte keiner gerechnet. »Wie kann mandas Ange-bot der Nachfolge nur ausschlagen«, dachten die Jünge»Hat der junge Mann nicht gemerkt, daß es doch das Schö

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ste ist, bei Jesus zu sein?« Sie spürten, wie Jesus sie ansah.sie aufblickten, sagte er zu ihnen: »Ein Reicher wird schins Himmelreich kommen.« Betreten schauten die Jüngersich. Sie verstanden immer noch nicht, warum ihr Meistestrengwar. Da fuhr Jesus mit Reden fort: »Es ist leichter, daein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein ReicherReich Gottes komme.« Die Jünger waren hell entsetPlötzlich war ihnen aufgegangen, was Jesus meinte: Weman Jesus und seinem himmlischen Vater nicht ganz vertrdann kann man nicht das ewige Leben gewinnen, dann blman verloren. Und sie merkten: Das galt auch für sie selAuch ihr eigenes Herz hing noch an mancherlei Dingen. VSchrecken begannen sie zu fragen: »Wer kann dann übhaupt gerettet werden? Wer kann dann selig werden?«

Jesus sah sie nachdenklich an und antwortete ihnen: »selbst könnt euch nicht frei machen von euren W ünschen Sehnsüchten, von euren Ängsten und Begierden. Bei dMenschen ist es unmöglich. Das kann allein Gott. Bei G

sind alle Dinge möglich.«Lernspruch: Fällt euch Reichtum zu, so hängt euer Herz

nicht daran (Ps 62, 11).

Siegfried Kullen

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12.Der reiche Mann und der armeLazarus(Lk 16, 19-31)

Die Entscheidung fällt in diesem Leben.

Jesus erzählte einmal folgende Geschichte:

Von einem reichen und einem armen MannEs war einmal ein reicher Mann. Er konnte sich alle

leisten, was er sich nur wünschen mochte. Er trug die teuersund feinste Kleidung und machte sich ein sehr schönes LebeAlle Tage feierte er Feste und war fröhlich mit seinenFreunden und Brüdern. Deshalb war er sehr beliebt in de

Stadt, alle grüßten ihn höflich und waren stolz, wenn er ihnfreundlich zunickte. Abereinen Menschen übersah er, einen,an dem er jedesmal vorbeigehen mußte, wenn er durch seinprächtige Haustürschritt: Dort auf den Stufen lag nämlich einarmer, kranker Mann namens Lazarus (d. h. »Gotthilf«Der war sehr übel dran. Sein ganzer Körper war miGeschwüren bedeckt, dazu quälte ihn ständig der Hunger. E

wartetedarauf, daß ihm ein Diener ein paar Abfälle von denMahlzeiten des reichen Manneszuwarf. Wie oft wartete ervergeblich! Man übersah ihn einfach. Er war so schwach, der es dulden mußte, daß die herumstreunenden Hunde seinWunden leckten. Kein Mensch kümmerte sich um ihn, unals er eines Morgens tot vor der Tür des Reichen lag, schaffman den Leichnam schnell beiseite, niemand trauerte um

Lazarus.

Bei Gott geborgen

Und Gott - hatte ER den Lazarus auch abgeschrieben? Hader Ärmste vergeblich auf Gottes Hilfe gewartet? Nein, jet

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zeigte es sich, daß Lazarus nicht verlassen war. Gott hatnicht übersehen. ER schickte seine Engel. Die trugen ihAbrahams Schoß. Jetzt ging es dem Lazarus gut: er geborgen wie ein Kind, wenn es ganz nahe beim Vater darf. Bei Abraham zu sein, bedeutet aber noch mehr: heißt im Himmel, bei Gott sein. Jetzt weiß Lazarus, daß ihn lieb gehabt hatte, auch als er so viel leiden mußte. AElend und alle Schmerzen waren nun vergessen. Lazaruerfahren: Gott hat mir geholfen.

Fern von Gott

Eines Tages starb auch der reiche Mann. Er bekam prachtvolles Begräbnis, viele Menschen nahmen teil, vReden zu Ehren des Toten wurden gehalten, alle lobtenund erzählten, was für ein guter, tüchtiger Mensch er gewsei. Aber Gott sah den reichen Mann anders: Was hat

gemacht mit all den Gütern, die ER ihm anvertraut haNur zum eigenen Vergnügenverwendet! Nichts eingesetzt fürden Armen, der vor seiner Haustür lag! Gott mußte zu sagen: Du hast dein Leben verspielt, du kannst nicht anFreude im Himmel teilhaben. So mußte der Ärmste fernGott im Totenreich qualvolle Leiden über sich ergehlassen. Und er mußte sehen, wie glücklich er hätte s

können: In weiter Ferne sah er Vater Abraham, und Lazganz nahe bei ihm sitzen. Da rief er laut: »Vater Abrahhab Erbarm en mitmir! Schicke mir doch den Lazarus. Er solseine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zungewenig kühlen, denn ich leide große Qual in dieser Glut

Doch Abraham sagte: »Kind, denke daran, daß es dirLeben immer gut gegangen ist. Du hast das ganz selbst

ständlich hingenommen. Lazarus aber hat Schlimmes egen. Nun wird er hier getröstet, du aber mußt dort Querleiden. So hat Gott entschieden. Dieses Urteil kann nabgeändert werden. Zwischen uns und euch ist ein tiAbgrund, der von niemand überbrückt werden kann.«

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»Wenn ich das gewußt hätte!«

»Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich mit meinen Güteanders umgegangen, mein Leben hätte ich anders verbrachdachte der reiche Mann. Aber nun war es zu spät. Ob mnach dem Tod bei Gott geborgen oder in der Qual fern vGott sein wird, das muß sich in diesem Leben entscheide

Da mußte der reiche Mann an seine Brüder denken. Slebten genau so gedankenlos in den Tag hinein, wie er getan hatte. Sollten sie denselben Weg ins Verderben gehwie er? Wenn sie nur beizeiten gewarnt würden! So bat dreiche Mann in seiner Qual den Vater Abraham: »Wenn dschon mir nicht helfen kannst, so schicke doch wenigsteLazarus in meines Vaters H aus; denn ich habe fünf Brüddie soll er warnen, damit nicht auchsie hierher geraten an denOrt der Qual.« Aber Abraham gab ihm zur Antwort: »Shaben die Worte Moses und der Propheten, die HeiligSchrift. Auf sie sollen sie hören, dann kennen sie den Weder ins Leben führt.« Aber der Mann in der Qual sagte: »Anein, Vater Abraham, es wäre besser, wenn ein Toter zihnen käme. Das würde ihnen großen Eindruck machedann würden sie ihr Leben ändern.« Doch Abraham entgenete:»Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hörenwerden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer vden Toten aufersteht.«

Der Weg ins Leben

Jesus wollte mit dieser Geschichte etwas Wichtiges sageGott hat uns unser Leben und unsere Gaben anvertraudamit wir IHM zur Ehre leben und offen sind für die Nö

unseres Nächsten. Wenn wir gedankenlos dahinleben und nauf unseren eigenen Nutzen aus sind, wenn wir nur unseigenes Glück suchen, verfehlen wir den Sinn unsereLebens. Durch Mose und die Propheten und dann durch dHerrn Jesus Christus hat Gott uns den Weg gezeigt, der in dewige Freude bei IHM führt. Deshalb ist es wichtig, jetzt,diesem Leben, auf Sein Wort zu hören und zu tun, was er u

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durch die Heilige Schrift, durch das Alte und das NeTestament, sagt.

Beim Propheten Micha lesen wir: »Es ist dir gesaMensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordenämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig vor deinem Gott« (Mi 6, 8).

Lernvers: Es ist ja , Herr , dein G'schenk und Gab mein Leund Seel undwas ich hab in diesem armen Leben. Damit ichbrauch zum Lobe dein, zu Nutz und Dienst des Nächsmein, wollst mir dein Gnade geben (aus EKG 247, 2).

Johanna Stahl

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13.Das Scherflein der Witwe(Lk 21, 1-4)

Jesus rechnet anders

Im Tempel von Jerusalem

Jesus hielt sich oft im Tempel von Jerusalem auf. Schon

Kind hatte er es gerne, bei den weisen M ännern zu sitzen, das Wort Gottes so verständlich erklären konnten.Wenn Jesus in Jerusalem war, saß er oft lange Zeit im

Tempel. Er erklärte den Menschen das Himmelreich iGleichnissen oder sprach von den kommenden Zeiten.

Der Tempel überragte die Häuser von Jerusalem. Es wein wunderschöner Bau. M armor und vergoldete M etallpl

ten ließen die mächtigen Mauern - am schönsten morgenleuchten in der aufgehenden Sonne.Über Treppen, dann durch tiefe Torbogen gelangte ma

auf einen weitenPlatz.Hier merkte man eigentlich nichts voneinem Tempel. Es war auch nur der Vorhof zum Tempeobwohl der Vorhof viel größer war als der Tempel selbst.

Hier auf diesen Vorhof hatte jedermann Zutritt, gleich o

er gläubiger Jude oder Heide war. Es ging wie auf einemMarktplatz zu. Leute standen zusammen und plauderteEinige verhandelten sogar geschäftlich miteinander.

An der Seite dieses Vorhofs waren lange WandelhallenDie Säulen, die das Dach aus wertvollem Zedernholz trugewaren elf Meterhoch.Es gab aber auch eine Wandelhalle, diein der Mitte Säulen mit 29 Metern H öhe hatte . Drei Männ

konnten mit ihren Armen diese dicken Säulen nicht umfasen. So groß war der Tempel.Hier in diesen Hallen diskutierten Schriftgelehrte mitein

ander. D a standen auch die Tische, auf denen man das Gemit dem Bild des römischen Kaisers umtauschen konnte besonderes Tempelgeld. Dort konnte man auch Spatzen unTauben kaufen, wenn man Gott ein Dankopfer darbringe

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wollte. So taten es die Mütter, wenn ein Kind geboren wuJesus war diese Unruhe im Vorhof des Tempels se

ärgerlich. Er liebte dies nicht. Darum ging er rasch weitersetzte sich meist in den Vorhof der Frauen. Er lag etwerhöht über dem anderenVorhof, in dem solche Unruheherrschte. Über einige Treppen und durch eine Pforte, den Nam en »die Schöne« hatte, erreichte man diesen Vorder Frauen. Der Name der Tür stammte von den vieVerzierungen.

Die Opferbüchsen

Der Vorhof der Frauen bildete gleichzeitig den Durchgzum Vorhof der Männer, der noch höher lag. Die Fraudurften aber nicht näher an den eigentlichen Tempel seinem Allerheiligsten heran. So saß Jesus oft in diesVorhof. Da konnten alle zuhören, Frauen und Männer.

Manchmal schaute Jesus mittenim Reden auf. Er beobach-tete dann die Leute . Viele gingen durch die Halle und legihre Opferspenden in die dort aufgestellten Büchsen.

Diese Opferbüchsen hatten im Volk einen SpitznamMan nannte sie die »Posaunen«. Das kam von ihren Öffngen her. Während unsere Opferbüchsen meist nur einschmalen Schlitz haben, waren die damals im Tempel wgeöffnet, wie ein Posaunentrichter. Dreizehn Opferbüchstanden dort im Vorhof der Frauen. Viele Leute legten vGaben ein.

Uns überrascht das, wie Jesus den Leuten beim Einwerihrer Geldspenden zuschauen konnte. Aber die meishatten es auch gerne, wenn sie beobachtet wurden. In weiten Öffnung der Büchse konnte man seine Gabe blit

und sichtbar werden lassen, bevor sie laut und mit hörbaKlingen in der Büchse aufschlug.Es waren große und wertvolle Opfergaben dabei. Go

und Silberstücke wurden eingeworfen. Im Tempel braucman auch viel Geld: Holz zum Opfern der Tiere mubesorgt werden, auch Weihrauch. Dazu kamen noch Repturen im Tempel.

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Was die arme Witwe opferte

Immer wieder schaute Jesus auf. Er hörte nicht nur hin,wenn man die großen Geldstücke klirren hörte. Er schaute

hin, wie eine arme Frau sich den Opferbüchsen näherte. Anihrer Trauerkleidung konnte man erkennen, daß ihr Manngestorben war.

Seit diesem Tag lebte sie in großer Armut und Not.Sie warunversorgt. Geld konnte sie nur wenig und das auch sehrselten verdienen. Das wenige Geld, das sie besaß, war raschaufgezehrt. Zum Einkaufen brauchte man Geld. Die Klei

dung war teuer. Und die Miete für das kleine Zimmerchendas sie bew ohnte, war auch sehr hoch. Sie war wirklich armdiese Witwe.

Sie trug nicht viel in ihrem Geldbeutel. Es waren zweiScherflein. Mit denen hätte sie sich noch Mehl, aber auchetwas Brot kaufen können. Es war alles, was diese Witwehatte.

Da schaute Jesus genau hin, wie diese Frau an den Opferbüchsen stand. Sie öffnete ihren Beutel und legte einfach alleein, was sie hatte. Bestimmt war Jesus der einzige, derhinschaute. Die andern Leute schauten nur bei den großenGaben hin. Sie machten einander aufmerksam: »Schau, dasist ein frommer Mann, was der einlegt!«

Aber nun gab diese Witwe in aller Stille ihre Gabe. Nur

Jesus, aber auch seine Jünger, hatten es gesehen.

Was Jesus dazu meint

Als die Frau wieder gegangen war, wandte sich Jesus anseine Jünger. Sie merkten, daß er etwas ganz Wichtiges sagen

wollte. Da pflegte Jesus dann seine Worte mit »Amen«einzuleiten. Das heißt ja übersetzt: Das ist gewiß wahr! Undso begann Jesus jetzt auch: »Wahrlich, ich sage euch, diesearme Witwe hat mehr als die Reichen alle eingelegt.«

Da schauten die Jünger verdutzt auf. Das stimmt dochnicht. Sie hat doch nur zwei Scherflein eingelegt, und zweiScherflein sind nun einmal mit den wertvollen Gold- und

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Silberstücken nicht zu vergleichen. Doch Jesus hatte sinicht versprochen. Er rechnet anders. Bei ihm sind die zweingelegten Scherflein viel mehr wert als all die andeGaben.

Wenn abends die Opferbüchsen geöffnet und die Gabegezählt wurden, legten die Kassenrechner die Goldmünzauf die Seite. Das war für sie das Wertvollste. Dann nahmsie die Silbermünzen. Am Ende legten sie die Scherflein aeinen Haufen. »Das reicht nicht weit«, werden sie gedachaben.

Aber Jesus dachte anders. Darum hat er es auch erklä»Diese Reichen haben alle von ihrem Überfluß eingelegt; Witwe aber hat von ihrer Armut alles, wovon sie lebgegeben.«

Das stimmt ja. Bei den Reichen war auch die größte Ganur ein kleiner Teil ihres großen Besitzes. Oft behielten noch andere Münzen in ihrem Geldbeutel zurück. Aber diWitwe hat alles, was sie hatte, eingelegt.

Es geht um mehr als um Geld

Jesus gefiel an dieser Frau ihr großes Vertrauen. Sie hatja keine Ahnung, was sie am A bend essen sollte. Das letGeld wurde von ihr im Tempel Gott geschenkt.

Doch wenn man diese Witwe anschaute, so war sie übehaupt nicht besorgt. Sie wußte, Gott wird für mich eintretund mir weiterhelfen. Darum konnte sie so frei herschenke

Einfach alles wollte sie Gott hergeben. Und sie wußte, dGott sie nicht verhungern läßt. Er wird sie wunderbar vesorgen.

Die Jünger haben bestimmt lange darüber nachgedach

wie ihnen Jesus das sagte. Sie konnten es nicht verstehenErst viel später, als Jesus längst verurteilt und hingerichwar, begriffensie,was Jesus meinte. Da kamensie erst richtigdarauf, ob Jesus ihnen da nicht einen Hinweis auf sein eigenLeben geben wollte. Das geschah doch genau zu dem Zepunkt, als seine Passion begann.

Da war Jesus so verlassen und arm, daß auch die Jüng

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meinten, alles sei verloren und hoffnungslos. Aber aus dsem letzten Hingeben Jesu in seinem Leiden und Sterben hGott die größte Sache gemacht. Am Ostertag konnten dJünger nur staunen. Und sie haben es erst langsam richtbegreifen und verstehen gelernt, wie Gott aus dem armSterben Jesu am Kreuz seinen herrlichsten Sieg und seigrößte Tat für die ganze Welt gemacht hat.

So kam es , daß diese arme Witwe mit ihren zwei Scherfleein Gleichnis wurde für Jesus. So hat er sich selbst auhingegeben und Gott ganz fest vertraut. Er hat nichts für szurückbehalten.

Daher ging es Jesus auch nicht allein um unser Geld. Ewill, daß wir unser Leben mit allem, was wir sind, ganz ihhinschenken. Dann kann er etwas Großes daraus macheWo sich Menschen im Glauben ganz für Gott hingeben, kann Gott Großes daraus machen, gleichgültig, wie gerioder arm es in den Augen der anderen Menschen auch semag. Gott rechnet da ganz anders.

Lernspruch: Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten;und wer reichen Segen sät, der wird auch reichen Segeernten. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb (2 Kor 9, 6.7

Winrich Scheffbuch

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14. Zachäus(Lk 19, 1-10)

Jesus verändert ein Leben.

Jesus kommt nach Jericho

Jericho war eine vielbesuchte Stadt. W er von Galiläa nJerusalem hinaufwanderte, kam meistens durch JericGerne machte man hier Halt. Rund um Jericho herum wweite Wüste - aber in Jericho war fruchtbares Land. Hkonnte man sich erfrischen und ausruhen, ehe man weiterSo waren meistens viele Menschen in dieser Stadt.

Die Römer hatten in Jericho eine Zollstation eingerichJericho lag am Rande des jüdischen Landes. Es war eGrenzstadt. Wer in die Stadt wollte, mußte deshalb an eiZollschranke vorbei. Dort mußte er Zoll zahlen. Die Röhatten das so eingerichtet. Sie waren ja die Herren dLandes. Ihre Befehle mußte man genau ausführen. Dagab es nichts zu rütteln. Viele Leute aus dem Volk Isrwaren zornig auf die Römer. Am liebsten hätten sie diwieder aus dem Lande getrieben. Aber das war nicht mög- die Röm er hatten die Macht. Viele Soldaten befanden im Lande. Jeder geringste Widerstand wurde sofort niedeschlagen. Wer sich gegen die Römer auflehnte, wurde hbestraft. Das wußten alle Juden. Da war nichts zu machMan mußte die Befehle der Römer ausführen - man muauch den Zoll zahlen. Vom Volk Israel hatte niemand dRömer gern. Alle sagten: Mit den Römern arbeiten wir nzusammen. Niemand hilft ihnen.

Eines Tages herrscht eine große Aufregung in der StJericho. Viele Leute strömen dort zusammen. In Windeshatte es sich herumgesprochen: Jesus ist in Jericho. Jezieht durch die Stadt. Die Leute strömen aus allen Häuszusamm en. Sie umsäumen die Straße, durch die erzieht. Diemeisten M enschen haben schon von Jesus gehört, doch v

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haben ihn noch nicht gesehen. Heute will jeder dabei seiJederwill ganz vornean sein. So drängen sich die Leute an deStraße entlang.

Ein reicher Zöllner

An der Zollschranke von Jericho sitzt Zachäus.Er hat sich in den Dienst der Römergestellt. Er arbeitet für

die Römer. Er kassiert für sie den Zoll. Das ist ein guteGeschäft für Zachäus. Er muß den Zoll abliefern, aber bekommt eine gute Bezahlung dafür. Oft aber verlangZachäus von den Leuten mehr, als er den Römern abgebemuß. Den Rest schiebt er in die eigene Tasche. So wirdZachäus reich.

Heute hat Zachäus viel zu tun. Eine große Zahl vonMenschen will nach Jericho. Alle passieren den Zoll. Nicalle Tage gibt es einen solchen Andrang. Zachäus freut sicsehr. Das istprima!Heute kann erviel Geld einnehmen! Undviel wird wieder für ihn übrigbleiben. Nicht alle Tage gibt ein solch gutes Geschäft.

Ein ungeliebter Zöllner

Die meisten Leute wissen, daß Zachäus zu viel Zoll velangt. Sie wissen, daß er ein Betrüger ist. Aber sie könnenichts machen, denn Zachäus arbeitet für die Römer. Dehalb steht er unter dem Schutz der Römer. Sie murren unschimpfen - aber sie können nicht in die Stadt, wenn sie nicden Zoll bezahlen. So ist Zachäus zwar sehr reich, docniemand hat ihn gern. Er wird von den Leuten gemieden. S

sind auch böse auf Zachäus, weil er mit den Römern zusammenarbeitet. Sie sagen: Wer mit den Römern zusammenabeitet, ist unser Freund nicht mehr. Niemand geht zu eineRömer ins Haus, und niemand geht zu einem Menschen iHaus,der mit den Römern zusammenarbeitet.

Zachäus hat ein schönes Haus in Jericho mit einem prächtgen Garten - aber niemand besucht ihn. Nur ab und z

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kommt ein anderer Zöllner. Zöllner besuchen sich gegentig. Aber sonst wird Zachäus von niemandem eingeladen auch von niemandem besucht. Darüber ist er nicht glücklEr denkt: Ich bin zwar reich und habe alles was ich brauchdoch fehlt mir etwas. Mir fehlen Freunde. Ich habe keinMenschen, der mich wirklich gern hat und dem ich vertrakann. Ich spüre, daß mich niemand liebt. Die Leute meimich alle. Wenn ich doch einen richtigen Freund hätte!

Ein geliebter Zöllner

Als Zachäus merkt, daß viele Menschen heute in die Stdrängen, denkt er bei sich: Was ist denn bloß in Jericho lEs ist auffallend,wie viele Leute heute in die Stadtwollen.Dahört er den Namen Jesus. Er hört von den Leuten, daß Jein der Stadt ist.

Das interessiert ihn! Er denkt: Diesen Jesus möchte iauch gerne sehen.So oft habe ich schon etwas von ihm gehörtaber ihn noch nie gesehen. Alle Leute reden so viel vdiesem Jesus. Ich muß ihn unbedingt heute sehen.

Er ruft einen seiner Zöllner her, die ihm unterstehe»Komm«, sagt er, »setz du dich an den Zoll. Ich habe etwanderes zu tun.« Er sagt nicht, was er vorhat - aber er besich sehr. Schnell räum t er alles zusammen und marschierdie Stadt hinein. Viele Leute stehen dort herum. Sie dränsich am Rande der Straße, durch die Jesus kommt.

Zachäus sieht fast nichts. Er ist klein von Person. Er sinur den Rücken der Leute. Am liebsten würde er sich gnach vorne drängen - aber das geht nicht! Die Leute lasihn nicht durch. Als sie gar sehen, daß es Zachäus ist, macsie erst recht nicht Platz. Was will auch dieser Betrüger h

Der hat hier bei Jesus gar nichts verloren! Zachäus spürt Feindschaft der Leute. Schnell zieht er sich wieder zurüPlötzlich hat er eine gute Idee. Er kennt sich in dieser Stgut aus und weiß, daß weiter vorne an der Straße ein Basteht - ein Maulbeerbaum. Er weiß, daß Jesus sicherlidiesen Weg benutzen wird. Er könnte sich ja oben im Baverstecken. In den Ästen und Blättern würde ihn niema

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vermuten, aber er würde gut heruntersehen können. Ja, dwird er tun.

Rasch macht er sich auf den Weg. Er eilt vornedraus.Als eram Maulbeerbaum ankommt, sieht er sich noch einmal uNiemand beobachtet ihn. Niemand bemerkt ihn. Eilig kltert er den Baumhinauf. Er ist ganz aufgeregt. Oben findet erein geschicktes Plätzchen - schön versteckt in den Ästen, abdoch so, daß er gut hinuntersehen kann.

Jetzt hört er, daß sich die Leute nähern. Sie kommen! Ekann es von oben gut sehen. Er beobachtet auch, wie dMenschen sich zusammendrängen. Er sieht in ihrer Mit

einen Fremden. Das ist sicherlich Jesus - das muß er seiZachäus freut sich, daß er Jesus sieht. Er hat ein so geschites Plätzchen, von wo aus er alles überblicken kann - unniemand weiß es!

Jesus kommt unten näher. Die Leute reden mit ihm. Jetkann ihn Zachäus ganz gut sehen. Er befindet sich genaunter dem Baum.

Doch plötzlich bleibt Jesus stehen. Er schaut zum Bauhinauf. Zachäus erschrickt. Der Atem stockt ihm. Ihm wirganzheiß.Jesus schaut zu ihmhinauf, und alle Leute schauengleichfallshinauf. Zachäus ist ganz verwirrt. Daß man ihnauch hier oben entdeckt! Jetzt wird das Gespött der Leuanfangen!

Doch es ist unten ganzruhig.Die Leute schauen auf Jesus -

und Jesus schaut nach oben. Dann sagt Jesus mit deutlichStimme: »Zachäus, steig schnell von deinem Baumherab.Ichmuß heute in deinem Hause einkehren. Ich will bei dir einBesuch machen.«

Auf alles hatte sich Zachäus gefaßt gemacht - nur auf dnicht. Jesus will zu ihm kommen? Ja - er hat es deutlicgesagt! Wird ihn Jesus wegen seiner Betrügerei zur Red

stellen? Wird sich Jesus bei ihm beklagen? Er hat aber bJesus an seiner Stimme gemerkt, wie freundlich sie ist. Eschaut nach unten und sieht, daß Jesus auf ihn warteZachäus wird plötzlich ganz froh. Alle Angst vergeht. Espürt, daß es Jesus gut mit ihm meint. Er vergißt, daß alanderen Leute böse auf ihn sind. Jesus will zu ihm ins Hakommen! Das ist eine Überraschung! So schnell er nur kan

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steigt er vom Baum herab. Er schaut nicht auf die vielLeute, die um Jesus versammelt sind. Er schaut nur auf Jeund sieht den freundlichen Blick in den Augen von JesuSchnell geht er voran, und Jesus folgt ihm.

Die Leute bleiben stehen. Sie haben das alles beobachtSie folgen Jesus nicht mehr zum Haus des Zachäus. Mdiesem Betrüger und Sünder wollen sie nichts zu tun habSie sprechen miteinander. Man sieht es ihnen an, daß sie särgern. Einige laufen böse weg. Sie schimpfen. Wie kann nur sein, daß Jesus mit einem solchen Zöllner und Betrüggeht. W eiß Jesus denn nicht, was das für ein Mensch ist? Msolchen Leuten hat doch Gott nichts zu tun. Dieser Zachäverdient eine ordentliche Strafe. Sie sind empört. Niemaversteht, daß Jesus gerade auch solche Menschen sucht uliebt, wie den Zachäus. Niemand merkt, daß gerade ZachäFreundschaft und Liebe benötigt.

Ein veränderter Zöllner

Zachäus nimmt Jesus mit großer Freude auf. Schnell ialles für diesen wichtigen Besuch hergerichtet. Jesus soll shier wohlfühlen und es gut haben!

Doch Jesus schaut nicht auf das prächtige Haus und auf die schönen Dinge in der Wohnung des Zachäus - nein, ihist nur Zachäus selbst wichtig. Zachäus wundert sich immnoch, daß Jesus bei ihm eingekehrt ist. Die Leute mögen inicht - aber er spürt, daß es bei Jesus anders ist.

Jesus sagt: »Zachäus, du bist ein reicher Mann, du vedienst viel Geld. Du bist vielleicht sogar stolz auf deinReichtum und dein Geld - aber glücklich bist du nicht. Dhast fast alles, aber doch fehlt dir das Wichtigste.«

Zachäus hat aufmerksam zugehört. Er sagt zunächst gnichts, sondern blickt nachdenklich auf den Boden. Wohihn Jesus so genau kennt? Jesus hat recht - das spürt er. weiß,daß alle Leute ihn verachten und mit ihm kein freundches Wort reden. Niemand tut ihm etwas Gutes. - Abermacht er es nicht auch so? Hat er nicht viele Menschebetrogen? Hat er nicht selbst einen Graben geschaffen zw

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sehen sich und den anderen Menschen? Hat er mit seinReichtum Menschen aus der Not gerettet?

Zachäus sitzt nachdenklich da. Er spürt: Jesus ist wie Freund zu mir. Jesus weiß, was mir fehlt, und er ist so gumir. Wie das wohltut! Zachäus merkt, wie sich in seineLeben etwas ändert. Bisher hat er immer danach Ausschgehalten, möglichst viel den Leuten abnehmen zu könnJetzt sieht er an Jesus, wie wohltuend es ist, wenn man einanderen Menschen eine Freude bringt. Er sieht plötzlich aganz anders an. Er merkt, daß er bisher völlig falsch gelund gehandelt hat. Er erkennt, daß er so nicht weitermachkann. Das spürt er ganzgenau!Jesus istwie ein Freundin seinHaus gekommen - und das hat alles verändert.

Da steht Zachäus auf und tritt vor Jesus. »Herr«, sagt wie töricht, wie dumm habe ich bisher gelebt. Ich wollte fund glücklich sein - aber ich betrog die Leute und habe ihzu viel Geld abgenommen.

Ich wollte immer nur nehmen und nehmen. Seit du bei mbist, hat sich das geändert. Schau, die Hälfte von meineReichtum möchte ich den armen Menschen geben. Und dahabe ich viele betrogen. Ich möchte das Betrogene vierfawieder zurückgeben. Du bist nicht gekommen, um mich verdammen. Ich merke, daß Gott gut zu mir ist. Ich willauch zu anderen Menschen sein.«

Jesus schaut Zachäus schweigend an. Dann steht er freu

auf und sagt: »Heute ist bei dir wieder alles gut gewordZachäus. Gott liebt auch dich -wie jeden anderen Menschenim Volk Israel. Er ist der gute Vater über alle Menschen. Uich bin zu allen Menschen von Gott gesandt. Viele Menschsind von Gott weggelaufen. Es ist, wie wenn sie verlorwären. Aber ich suche sie alle. Ich möchte, daß sie zu Gzurückfinden. Deshalb bin ich auch zu dir gekomme

Zachäus. Und deshalb bin ich gekommen, um zu suchen uzu erretten, was verloren ist.«

Lernspruch: Des Menschen Sohn ist gekom men, zu suchenund selig zu machen, was verloren ist (Lk 19, 10).

Otto Schaude

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15.Die Gleichnisse vom verloreneSchaf und vom verlorenen Grosche(Lk 15, 1-10)

Worüber Gott sich am meisten freut.

Zöllner sprechen miteinander über Jesus

»Seit Jahren bin ich nicht mehr zum Bethaus gegangeerzählte der Zolleinnehmer Achim seinem Kollegen Mthias.»Mir paßte es nicht mehr, daß alle von mir abrücktewenn ich mich irgendwo hinsetzte. Und dann die vorwurfslen Blicke und das Getuschel hinter meinem Rücken: >Zner, Sünder, Gottloser!< - Nein danke! Mit diesen frommLeuten will ich nichts mehr zu tun haben. Und wenn ihr G

ebenso unbarmherzig ist - nun, dann hilft es auch nichwenn ich in das Bethaus gehe. Aber heute abend gehe ichLevi.« -»So«,sagte Matthias, »ich habe auch eine Einladunbekommen, aber ich habe eigentlich keine große Lust, henoch auszugehen.« - »Du mußt unbedingt kommen«, dränAchim, »heute ist Jesus als Ehrengast dabei, den mußt unbedingt hören.« - »Das ist doch der fromme Prediger, d

alle Leute nachlaufen!« bemerkte Matthias, »ich dachte,wolltest mit den Frommen nichts mehr zu tun haben?»Jesus ist ganz anders!« rief Achim aus. »Er setzt sich Leuten wie du und ich an einen Tisch, er erzählt von G ott,alle Menschen lieb hat. Er predigt ganz anders als dSchriftgelehrten, man merkt, daß er Vollmacht von Ghat.« - »Gut, den will ich auch hören«, entschloß si

Matthias, »ich bin mit dabei heute abend.«Solche Gespräche konnte man in jenen Tagen häufig Kapernaum hören. Und am Abend füllte sich das Haus Levi mit Zöllnern und anderen Leuten, die in der Stadt eischlechten Ruf hatten. Alle wollten Jesus zuhören und ihm an einem Tisch sitzen. Es wurde ein großes Fest. Jesagte den Gästen: »Gott hat euch nicht verstoßen, ihr s

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sein Eigentum; er freut sich und nimmt euch auf, wenn ihumkehrt und ein neues Leben beginnt.«

Was die rechtschaffenen Leute über Jesus denken

Auch andere Leute sprachen miteinander über Jesus: difrommen Pharisäer und Schriftgelehrten. »Ich weiß nichwas ich über diesen Jesus denken soll. Seine Predigten findich recht gut. Wenn ich ihm zuhöre, meine ich, er ist wirkliein frommer Mann«, sagte ein alter Lehrer der HeiligeSchrift. »Aber sieh dir doch seinen Lebenswandel an«, ere

ferte sich ein junger Pharisäer, »mit was für Leuten verkeher! Mit Zöllnern und Sündern! Da weiß man alles. Heutabend gibt dieser Levi ein großes Fest Jesus zu Ehren . Und wird in das Haus des Zöllners gehen, er wird mitten unter deverrufenen Leuten sitzen und wird mit ihnen essen. Er tut sals wären es seine besten Freunde!« - »Ja, das ist unmöglicdaß ein frommer Mann sich wie ein Bruder verhält gegenüb

solch schlechten Leuten!« stimmte der Schriftgelehrte zu. Sdachten alle rechtschaffenen Menschen in Kapernaum.

Jesus erzählt den Frommen das Gleichnis vom verlorenenSchaf

Es tat Jesus leid, daß ihn die Frommen nicht verstehenkonnten. Er wollte ihnen helfen, deshalb erzählte er ihneeine Geschichte:

»Stellt euch vor«, sagte er, »einer von euch besitzt hunderSchafe. Eines davon verläuft sich im unwegsamen BerglanWas wird er tun? Nicht wahr, er wird die neunundneunziallein im Pferch lassen und sich auf die Suche machen nacdem einen Verlorenen. Er wird nicht nachlassen, bis er efindet. Und wenn er es endlich entdeckt, dann freut er sichnimmt es auf seine Schulter und trägt das erschöpfte Tier nacHause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammeund sagt zu ihnen: »Freut euch mit mir, ich habe meinverlorenes Schaf wiedergefunden!«

Jesus schaute seine Zuhörer an. Sie nickten nachdenklic

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mit demKopf; ja , so ist es, dachten sie. Ein guter Hirte wirdkein Schaf verloren geben, auch wenn er viele besitzt. Er wes suchen und sich freuen, wenn er es gefunden hat. Aber spürten, daß Jesus ihnen nicht nur etwas über einen Hirtsagen wollte, sondern daß er ihnen eine wichtige Botschaftbringen hatte, die sie selbst anging. Erwartungsvoll blicktsie ihn an. Er sprach: »Ich sage euch: Bei Gott im Himmwird mehr Freude sein über einen Sünder, der ein neuLeben anfängt, als über neunundneunzig andere, die dnicht nötig haben.« Ist das möglich, dachte der junge Phasäer, daß unserem Gott solch ein Sünder wie Levi, eiZöllner, wichtiger ist als wir Gerechten, die allezeit seinWillen tun? Und der alte Gesetzeslehrer überlegte: WenJesus recht hat, daß Gott die Menschen, die sein Eigentusind, sucht wie der Schäfer sein verlorenesSchaf, wenn dasstimmt, daß es seine größte Freude ist, wenn ein Sünder eneues Leben anfängt, dann - ja dann müßte ich ja auch gaumdenken, dann dürfte ich nicht empört sein, wenn Jesusden Zöllnern und Sündern geht, dann müßte ich mich mfreuen.

Jesus erzählt das Gleichnis von der verlorenen Silbermünze

In die Gedanken seiner Zuhörer hinein begann Jesus noceine kleine Geschichte zu erzählen: »Stellt euch vor, eiFrau hat zu ihrer Hochzeit zehn Silbermünzen bekommeSie hat sie an ihrem Festtagskopfputz befestigt, rechts füund linksfünf. Wenn sie ihn trug, klingelten sie leise, und siewar stolz auf ihren Besitz. Aber eines Tages entdeckte sdaß eine der Münzen fehlte. Was wird sie wohl tun?« D

Zuhörer lächelten, denn sie konnten sich vorstellen, was jekam. »Nicht wahr«, fuhr Jesus fort, »die Frau wird Großpmachen: Sie zündet ein Licht an, fegt das Haus aus, sie suin allen Ecken nach ihrer Silbermünze. Und richtig, in eindunklen Winkel blinkt es auf, sie greift zu - die Münze gefunden. Und dann ruft sie die Nachbarinnen zusammezeigt ihnen ihren Fund und sagt: >Freut euch mit mir, die

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Münze habe ich verloren und nun wiedergefunden!< DNachbarinnen freuten sich mit ihr. Sie hatten das auch scherlebt, wie das ist, wenn man etwas verloren hat, was einlieb und kostbar ist. Und wie ist man froh, wenn man d

Gesuchte wiederfindet!«Auch die Zuhörer Jesu konnten sich in die Stimmung dFrau hineindenken. Und Jesus sprach: »Ich sage eucgenauso freuen sich die Engel Gottes und alle, die zu Gogehören, über einen einzigen Sünder, der ein neues Lebanfängt.«

Nachdenklich gingen die Zuhörer Jesu weg. Haben s

verstanden, was er ihnen sagen wollte: Gott freut sich ameisten darüber, wenn ein Sünder ein neues Leben anfängOb der Pharisäer und der Schriftgelehrte die Einladung Jeangenommen haben: Freut euch mit Gott, dann gehört iwirklich zu ihm!? Lukas sagt uns darüber nichts. Er meidaß alle, die diese Gleichnisse Jesu hören und lesen, gefrasind: Wo mußt du ein neues Leben anfangen? Gott freut süber jeden, der sich die frohe Botschaft von Jesus zu Herznimmt. Durch Jesus sucht Gott die Menschen, die einefalschen Weg eingeschlagen haben.

Lernspruch: Jesussagt: Es wird Freude sein vor den EngelnGottes über einen Sünder, der Buße tut (Lk 15, 10).

Johanna Stahl

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16.Das Gleichnis von der Güte deVaters(Lk 15, 11-32)

Wie ein Vater seine beiden Söhne liebt und mit beiden dasFreudenfest feiern möchte, so will Jesus mit Sündern undGerechten zusammen feiern.

Das darf nicht sein!»Das darf nicht sein!«, so rief Simon, der Pharisäer, ein

Tages laut. Was darf nicht sein?Simon kam an diesem Tag am Haus des Zöllners Lev

vorbei. Schon aus der Ferne hörte er fröhliche Stimme»Was ist denn da los?« dachte er sich. Als er näher kam, s

er , daß im Hause Le vis ein Fest gefeiert wurde. Viele Zöllsaßen am Tisch. Aber nicht nursie.Mitten unter ihnen - saßJesus!Simon rieb sich die Augen. Hatte er recht gesehenJesus unter diesen Betrügern? Da rief erlaut: »Das darf nichtsein!«

Simon dachte so: Zwei Gruppen von Menschen gibt es ader Welt: Gerechte und Gottlose.

Die Gerechten halten die Gebote Gottes. Sie tun, was Gowill. Die Pharisäer und Schriftgelehrten unter den Judhielten sich für gerecht. Immer wollten sie den Willen Gottun. Sorgfältig achteten siedarauf, alles zu erfüllen, was dasGesetz Gottes vorschrieb.

Die andere Gruppe sind die Gottlosen. Die Zöllner gehöten zu ihnen. Sie steckten viel von dem Geld, das sie an dZollstelle einsammelten, in ihre eigene Tasche. Sie handeltgegen das Gebot: »Du sollst nicht stehlen!«.

Simon dachte, wie alle Pharisäer dachten: Zwischen deGerechten und den Gottlosen muß eine klare Trennung seKein Gerechter darf mit einem Gottlosen zusammenkommen. Er könnte sonst auch so werden wie dieser. KeiGerechter setzt sich mit einem Gottlosen an einen Tisch. E

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tiefer Graben muß zwischen ihnen sein. Im Psalm heißt e»Wohl dem, der nicht sitzt, wo die Spötter sitzen!«

Und was mußte Simon jetzt sehen? Jesus saß mit deZöllnern an einem Tisch. Er, der den Willen Gottes tu

wollte! Ein Freudenfest feierte er mit ihnen! - Das darf nicsein!

Warum tust du das, Jesus?

Andere Pharisäer kamen zu Simon. Auch sie sahen, w

Jesus tat. Sie ärgerten sich ebenso wie Simon. Einer sagt»Dieser nimmt die Sünder an und ißt mit ihnen!«Simon aber ging zu Jesus und fragte ihn: »Warum tust d

das? Warum feierst du ein Freudenfest mit Zöllnern unSündern?« Jesus gab Simon die Antwort mit einer Geschichte.

Der Vater und seine beiden Söhne

Jesus erzählte: Ein reicher Bauer hatte zwei Söhne. Eigroßer Hof gehörte ihm. Viele Tagelöhner arbeiteten auf dFeldern. Die Söhne waren besser gekleidet als die Tagelöner. Sie hatten Sandalen an den Füßen. An den Festtage

zogen sie schöne Kleider an. Der Vater hatte beide Söhngleich lieb.

Der jüngere Sohn geht weg vom Vater

Doch eines Tages geschah etwas Unerwartetes:Der jüngere Sohn trat zu seinem Vater ins Zimmer. Esprach zu ihm: »Vater, gib mir den Teil des Vermögens, de

mir gehört!« Der Vater erschrak sehr. Lange schaute eseinen jüngeren Sohn an. Doch dann entschloß er sich, ihmgeben, was er wollte. Er zählte seinen ganzen Besitz zusammen. Dann machte er drei Teile davon. Nach dem damaligRecht bekam der ältere Sohn zwei Teile, der jüngere eineDas war damals im ganzen Land der Juden so.

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Der Vater gab dem jüngeren Sohn seinen Anteil. Das wsehr viel Geld.

Einige Tage später packte der jüngere Sohn alles zusammen. Und er zog in ein anderes Land. D ort führte er jetzt Leben nach seinem eigenen Sinn. Er aß die besten Speisetrank den besten Wein und kaufte sich die teuersten KleidUnd fast jeden Abend feierte er ein Fest zusammen mFreunden und Freundinnen. E r lebte in Saus und Braus uverpraßte alles.

Aber sein Geld wurde dabei nicht mehr.Eines Tages hatte er alles verbraucht.Gerade um diese Zeit wurden alle Waren sehr teuer. Ein

Teuerung kam über das ganze Land.Der jüngere Sohn aber hatte nicht einmal mehr genu

Geld, um sich Brot zu kaufen.Er mußte hungern.In seiner Not suchte er nach einer Arbeit, um sich Geld

verdienen. Doch niemand wollte in dieser schlechten Ze

einen Arbeiter einstellen.Zuletzt ließ er sich von einem Bauern, zu dem er gekommen war, nicht mehr fortschicken. Er bettelte ihn an: »Schmich nicht fort. Gib mir Arbeit. Ich muß sonst verhungernDer Bauer sagte: »Also gut, geh auf das Feld und hüte dodie Schweine!« Der junge Mann erschrak zuerst. Denn er wein Jude. Für den Juden aber ist das Schwein ein unrein

Tier. Man kann es im Tempel nicht opfern. Und kein Jude Schweinefleisch. Jetzt konnte der junge Mann nicht mehr Jude leben. Er aß das, was die Schweine fraßen. Und niceinmal dieses Futter gab man ihm gern. Er mußte es sicnehmen.

Da saß er in seinem Elend.

Der jüngere Sohn kehrt um zum Vater

In seiner Not dachte er wieder an seinen Vater. E r sah dTagelöhner seines Vaters vor sich, und er wußte, daß sie Bgenug zum Essen hatten. Er aber mußte hier fast verhungeGanz verzweifelt sprach erzu sich selbst: »Wie viele Tagelöh-

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ner hat mein Vater, die Brot im Überfluß haben. Ich abverderbe hier im Hunger. Ach, daß ich doch vom Vateweggegangen bin. Das war schlecht vor meinem Vater. Udas war auch schlecht vor Gott!« Da entschloß er sich, seinem Vater zurückzukehren. Er wollte ihm seine Schubekennen und ihn bitten, ihn als Tagelöhner aufzunehmennicht mehr als Sohn! Der junge Mann sprach: »Ich will miaufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sageVater, ich habe gesündigt gegen Gott im Himmel und vor dIch verdiene nicht mehr, daß ich dein Sohn heiße; mache mzu einem deiner Tagelöhner!«

Dann m achte er sich auf den Weg und ging zu seinem V azurück.

Die große Liebe des Vaters zu seinem verlorenen Sohn

Der V ater hatte seinen Sohn nicht vergessen. Er dachte o

an ihn. Oft schaute er nach ihm aus. Und da sah er ihn in dFerne kommen. Wie sah er aus! Ganz heruntergekommewar er!

Wieder geschah etwas Unerwartetes!Es tat dem Vater im Herz weh, als er seinen Sohn so sa

Mitleid bekam er mit ihm. Es jammerte ihn. Er lief ihmentgegen. D er Sohn wollte vor seinen Vater hinknien. G r

war ja seine Schuld. Aber der V ater fiel ihm vorher schon uden Hals.So hinderte er den Sohn daran, vor ihm niederzufallen. Er küßte ihn zum Zeichen seiner Liebe. Der Sohn absprach: »Vater, ich habe gesündigt gegen Gott im Himmund vor dir; ich verdiene nicht mehr, daß ich dein Sohheiße!«

Das große Freudenfest

Nicht mehr »Sohn« wollte er sein, nur Tagelöhner. Abeder Vater dachte nicht so. Dieser junge Mensch war seiSohn. Er hatte ihn neu geschenkt bekommen. Tot war egleichsam gewesen - und jetzt wieder lebendig! Darübe

freute sich der Vater sehr.

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Zuerst sollte der junge Mann alles das wiederbekommwas ihm als einem »Sohn« zustand. Darum rief der Vater Dienern. Er sagte zu ihnen: »Bringt schnell das beste Klher und zieht es ihm an. Gebt ihm einen Fingerring an seHand und Schuhe an seine Füße!«

Dann sollte ein Freudenfest gefeiert werden. Der Vatrief: »Bringt das Kalb, das wir gemästet haben. Schlachtetes.Lasset uns essen und fröhlich sein. Denn dieser mein Sowar tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verlound ist gefunden worden!«

Dann begann das Freudenfest. Der Vater und sein jüngeSohn saßen oben am Tisch. Alle Freunde des Vaters und aseine Tagelöhner kamen und feierten mit. Sie aßen utranken. Dann spielte die Musik, und sie tanzten.

Der ältere Sohn will nicht am Fest teilnehmen

Der ältere Sohn aber war auch an diesem Tag auf deFelde. Dort hatte er fleißig gearbeitet. Jetzt kam er naHause. Da hörte er mit Verwunderung den fröhlichen LärEr rief einen Knecht zu sich und fragte:»Was ist denn da los?«Der Knecht antwortete: »Dein Bruder ist gekommen, udein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er igesund wieder hat.«

Da wurde der ältere Bruder zornig: »Diesem Lumpediesem Gottlosen macht mein Vater ein Fest!« Er ärgerte sund wollte nicht zu der Festgesellschaft hineingehen.

Die Liebe des Vaters zum älteren Sohn

Der Vater hörte, was der ältere Sohn gesagt hatte.Und noch einmal geschah etwas Unerwartetes!Wie der Vater dem jüngeren Sohn entgegenging, so ging

jetzt hinaus zum älteren. Er bat ihn: »Komm doch hereFeiere das Freudenfest mit!«

Da machte der ältere Sohn dem Vater Vorwürfe. E r sagzu ihm: »Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe de

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Gebot noch nie übertreten. Und du hast mir nie auch neinen Bock gegeben, daß ich ihn schlachtete und mit meinFreunden fröhlich sein könnte.

Jetzt aber, wo dieser dein Sohn heimgekommen ist, dsein Geld mit schlechten Frauen verpraßt hat, hast du ihm dgemästete Kalb geschlachtet! Das finde ich ungerecht!« rechnete er seinem V ater alles vor,was er getan hatte . Erhieltsich für gerecht. Und er konnte seinen Vater nicht verstehe

Der Vater lädt den älteren Sohn zum Fest ein

Der Vater hörte auf den älterenSohn.Und noch einmal luder ihn zum Freudenfestein.Er sprach zuihm:»Mein Sohn, dubist immer bei mir, und alles, was mir gehört, das gehört audir. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; dendieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig gewordeEr war verloren und ist wieder gefunden!«

Ihr Gerechten, feiert das Fest der Liebe Gottes mit!

Diese Geschichte erzählte Jesus dem Pharisäer Simon unallen anderen Pharisäern, die dabei waren. Auch die Zöllnhörten zu. Da gab es wohl niemand, der die Geschichte nic

verstanden hätte. Als Jesus von dem jüngeren Sohn spracmußten die Zöllner denken: »Wir gleichen ihm! So wie vom Vater, so sind wir von Gott weggegangen. Wir singottlos geworden. Und jetzt nimmt uns Jesus trotzdem an. ist lieb zu uns, wie der Vater zu seinem jüngeren Sohn!«

Als Jesus von dem älteren Sohn sprach, wußten die Pharsäer, daß er sie damit meinte. So, wie der ältere Sohn bei

Vater blieb und ihm gehorchte, so waren sie bei Gotgeblieben und taten seinen Willen!Und das Freudenfest? Das feierte Jesus jetzt mit den

Zöllnern und Sündern. Sie wollten jetzt anders werden unGottes Willen tun. Die Pharisäer aber lud Jesus mit diesGeschichte zum Fest ein. Alle Söhne und alle Töchter Gottsollen sich mit ihm an einem Tisch versammeln!

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Lernspruch: Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldund von großer Güte. Er handelt nicht mit uns nach unsSünden und vergilt uns nicht nach unserer Missetat (Ps 8. 10).

Hermann Koch

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17.Das Gleichnis vom Unkraut unterdem Weizen(Mt 13, 24-30; 36-43)

Die Bösen unter den guten Menschen

Wie schön wäre es, wenn alle Familien lauter liebe, guteKinder hätten! Wie schön wäre es, wenn eine Schulklasse nuaus lieben und freundlichen Schülern bestünde! Wie schönwäre es, wennes wenigstens bei den Kinder- und Jugendgrup-pen der Kirchengemeinde nur liebe, nur gute Menschen gäbeDaß es leider nirgends so ist, das habt ihr alle schon gemerktLeider sind überall unter den guten Menschen auch böseMenschen. Wir leiden darunter. Wir fragen uns manchesMal, woher das kommt, was man dagegen tun soll und wohindas letzten Endes führen wird, wenn in der Welt und in derKirche Gute und Böse, Böse und Gute beieinander sind.Jesus will uns erklären:1. wie es dazu kommen kann,2. was man dagegen machen kann,3. wohin das letzten Endes führen wird.

1. Wie es dazu kom men kann,daß es auf dieser Welt guteund böse Menschen gibt, das wundert uns, weil wir dochwissen, daß Gott die ganze Welt geschaffen ha t. Da war dochalles sehr gut. Und den Menschen schuf doch Gott nachseinem Bild, dann m üßten doch die Menschen so gut sein wieGott! Nun gibt es aber auf Gottes Erde so viele böseMenschen und so viel Böses; woher kommt dann das? AlsAntwort auf diese ernste Frage erzählte Jesus den Menschenfolgende Geschichte:

»In Gottes Reich«, sagte Jesus, »ist es so wie bei einemBauern, der auf seinen Acker nur guten Weizensamen säte,damit auf dem Acker, derim gehört, nur gute Frucht wachse.Aber in der Nacht, als alle anderen Leute schliefen, kam sein

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Feind auf diesen Acker, säte Unkrautsamen zwischen dWeizensamen und schlich davon. Als nun die Aussaat wuBlätter und Ähren bekam, da konnte man sehen, daß ninur der gute Weizen auf dem Acker des Bauern war, sondauch das schlechte Unkraut. Als das die Knechte des Bau

entdeckten, wunderten sie sich und sagten zu ihrem Baue»H err, du hast doch nur guten Samen auf dein Feld ausgenicht wahr?« - »Ja, es war alles sehr guter Samen.« - »Wokommt es dann, daß es auf deinem Acker so viel bösUnkraut gibt?« Traurig sagte er: »Das hat einer getan, mein Feind ist.« - »Was und wen meinst du damit?« fragdie Jünger nachher ihren H errn. Ja , wer ist wohl der unheliche Feind Gottes, der heimlich dafür sorgt, daß es aGottes Erde nicht nur gute, sondern auch böse Menschgibt, nicht nur Kinder, die Gott gehorchen, sondern auKinder, die voll Bosheit sind? Jesus sagt: »Der Feind, der tut, das ist der Teufel.« Weil auf dieser Erde nicht nur Gam Werk ist, sondern auch Gottes Feind, deshalb kann dazu kommen, daß überall unter Guten auch Böse sind. Dist nicht schön. Das ist nicht gut. Aber was soll man dagemachen?

2. Was man dagegen machen kann, das überlegten sich auchjene Bauernknechte, die das böse Unkraut unter dem guWeizen entdeckten. So sagten sie ihrem Herrn: »Willst daß wir nun hingehen und das Unkraut ausreißen?« Doch Bauer entgegnete: »Nein! Das könnt ihr nicht machen. DiUnkrautpflanzen sehen nämlich den Weizenpflanzen so älich, daß ihr sie gar nicht sicher auseinanderhalten könntkönnte passieren, daß ihr auch Weizen mitausraufet, weihr das Unkraut ausreißt. So könnt ihr gar nichts andemachen, als beides miteinander wachsen zu lassen - bis Ernte.«

Und was können wir dagegen unternehmen, daß es ununs keine »Unkrautpflanzen«, keine bösen Menschen, keschlechten Christen, keine »Kinder voll Bosheit« mehr gKönnen wir sie ausrotten? Nein, das dürfen und das könwir nicht. Wir können ja gar nicht die guten von den böMenschen unterscheiden. Es kann ja sein, daß ein Men

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ganz lieb und sogar ganz fromm tut und sein Herz doch vBosheit ist -wie bei jenem Jünger, der Jesus verriet. Und einanderer Mensch sieht vielleicht böse aus, hat auch Bösgetan, aber sein Herz hat sich geöffnet für Jesus - wie beZöllner Zachäus. »Der Mensch sieht, was vor Augen ist; dHerr aber sieht das Herz an«, erklärt die Bibel. Weil wniemandem ins Herz sehen können, können wir es auch niso machen, wie jene Knechte vorgeschlagen haben: dUnkraut vom W eizen, die Bösen von den Guten trennen. Wmüssen es ertragen, daß es auf dieser Welt leider beides giund daß beides wächst »bis zur Ernte«. Da werden wir daschon sehen,

3. wohin das letzten Endes führen wird. In der Geschichte,die Jesus erzählte, versprach der Bauer seinen Knechten nodies:»Wenn die Erntezeit da ist, will ich zu den Schnittersagen: >wenn ihr das Feld abgemäht habt, dann sammezuerst das Unkraut und bindetes zusammen in Bündel, damitman es verbrenne. Aber den Weizen sammelt mir in meinScheune !<«

So weit wird es also letzten Endes kommen, dahin, daß dZusammensein von Unkraut und Weizen ein Ende hat. Wowird beides schließlich abgemäht, liegt beides noch beieinader am Boden, aber dann kommt die große, entscheidendTrennung: Das Unkraut wird vernichtet, und der Weizewird gut aufgehoben in der Scheune des Herrn.

Und wohin wird das Zusammensein von guten und böseMenschen letzten Endes führen? Es wird auch zu einem Enund zu einer Trennung führen. Das Zusammensein wirenden, wenn unsere Lebenszeit auf dieser Erde zu Ende ioder wenn die ganze Weltzeit abgelaufen und das Weltendgekommen ist. Da wird es mit allen, mit den Bösen und d

Guten, auf dieser Welt zu Ende sein.Aber danach folgt jene große, entscheidende Trennungdie Jesus voraussagte mit den Worten: »Ich werde danmeine Engel ausschicken, daß sie aus meinem Reich aldiejenigen zusammenholen, die das Böse getan und andezum Bösen verleitet haben. Sie werden ausgestoßen in evernichtendes Feuer. Da hilft kein heulendes Jamm ern me

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und kein wütendes Schimpfen. Im Reich des himmliscVaters, im Himmel, gibt es keine Schlechten, nur gRechte, keine Finsterlinge, sondern nur Menschen, diestrahlend rein und klar sind wie die leuchtende SonnDemnach wird am Ende der Welt Gott wieder sagen kön»Siehe, es ist alles gut« - so wie es am Anfang der Welt im Paradies.

Lernspruch: Wir müssen alle offenbar werden vor demRichterstuhl Christi, auf daß ein jeglicher empfange, wigehandelt hat, es sei gut oder böse (2 Kor 5, 10).

Robert Simen

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18.Der Pharisäer und der Zöllner(Lk 18, 9-14)

Wenn wir von einem Gottesdienst wieder nach Hausegehen, kann es sein, daß der eine Gottesdienstbesucherdenkt: Das war heute ein schöner, ein rechter Gottesdiensein anderer Gottesdienstbesucher urteilt dagegen: Das waheute nichts Rechtes. Der Gottesdienst hat mir gar nichgefallen. Da wird es unter den Leuten immer verschiedenMeinungen und U rteile geben. Aber es kommt letzten Endenicht darauf an, ob die Menschen einen Gottesdienst rechoder schlecht finden - auf Gottes Urteil kommt es an.Wiebeurteilt Gott unseren Gottesdienstbesuch? Wann wird Gott zueinem, der vom Gottesdienst nach Hause geht, sagen können: »So war's ganz recht. Das hat mir gefallen«? Auf diesFrage gibt uns Jesus Antwort mit seiner Geschichte von zweGottesdienstbesuchern. Jesus zeigt uns damit zunächst:

Wie man recht zur Kirche geht

Jesus erzählt: »Zwei Männer wohnten in den unterenStadtvierteln von Jerusalem. Als es Zeit war zum Gottesdienst, machten sich beide Männer auf den Weg, derhinauf-führte zum Gotteshaus, zum Tempel.« Das ist doch primadas ist ganz recht, wenn Männer zum Gottesdienst, zurKirche gehen - denken wir. Aber solch ein Kirchgang ist inJesu Augen erst dann ganz recht, wenn man auch mit derrechten Absicht zur Kirche geht. W er etwa in die Kirche gehnur um mit anderen Leuten, mit Kameraden zusammenzu

kommen, der geht nicht recht zur Kirche. Oder wenn einKind am Ende gar in die Kirche geht, um dort dumme Sachezu machen, ist das gar nicht recht.

Aber von jenen zwei Männern kann Jesus berichten, daßbeide ganz recht, mit der richtigen Absicht, zur Kirchegingen. Jesus erzählt nämlich: »Sie gingen hinauf in denTem pel, um zu beten.« Die zwei sind also wegen Gott in de

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Tempel gegangen, nicht wegen der Leute, nicht wegen Kameraden. Nein, sie wollten dort mit Gott ins Gesprkommen. Das geschieht dann, wenn wir mit Gott reden auf Gottes W ort hören. W enn wir beides recht machen, daraus ein rechter Gottesdienst und ein rechter KirchgDas hat allerdings dann nur einer von den beiden regemacht. An ihm kann Jesus uns nun zeigen, wie man nnur recht in die Kirche geht, sondern auch:

Wie man recht in der Kirche steht

Dabei geht es freilich nicht darum, wie man richtig hsteht. Vielen Kindern fällt es schwer, in der Kirche ruhinzustehen oder hinzusitzen. Aber darauf kommt es nichsehr an, daß man in der Kirche brav hinsteht, vielmdarauf, daß man in der Kirche vor Gott steht. Denkt daradaß ihr in der Kirche nicht nur dem Pfarrer, dem Leiter, Leuten gegenübersteht, sondern daß ihr da Gott gegenüsteht! Dann steht ihr recht in der Kirche.

Woran kannst du das merken, ob du in Gedanken vor dgroßen, heiligen Gott stehst? Daran, daß du dir ganz kvorkommst und ganz schlecht. So ist es dem einen Mergangen, als er in der Kirche von Jerusalem stand. Jeerzählt nämlich von ihm: »Er stand von ferne - in dhintersten Ecke -, traute sich auch nicht, seine Augen zHimmel, zu Gott, aufzuheben, sondern schaute beschämBoden. Dann schlug er sich selbst an die Brust, an sein böschlechtes Herz, und betete: >Gott, sei mir Sünder gnädDamit wollte er sagen: >Großer, heiliger Gott, hab mtrotzdem lieb, obwohl ich so böse bin.<« Ja , sooft ein Mein der Kirche dem heiligen Gott, Gottes heiligen GeboGottes Heiliger Schrift gegenübersteht, wird jeder Menbekennen müssen: Ich bin nichtso,wie ich sein sollte. Ich binkeineswegs schon recht. Nein, ich bin schlecht. Ich binSünder. Wenn dieser Mensch aber auch von der Barmherkeit und Liebe Gottes weiß, dann wird er sich auch trauGott um Verzeihung, um Gnade und Hilfe zu bitten, sojener Mann es tat mit den Worten: »Gott, sei mir Süngnädig.« So, so steht man recht in der Kirche.

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Wie man schlecht in der Kirche steht

Das zeigt Jesus uns an dem anderen M ann. D ieser stand der Kirche nur scheinbar vor Gott. Jesus muß nämlich vo

ihm berichten: »Er stand da und betete bei sich selbst: >Icdanke dir, Gott.<« Das hört sich so an, als ob auch er Gogegenüberstehen würde. An wen er aber bei seinem Gebet Wirklichkeit denkt, das könnt ihr erkennen, wenn ihr guhinhört, wie er weiterbetet: »Ich danke dir, Gott« - betete e- »daß ich nicht bin wie die anderen Leute, die Räuber, dVerbrecher, die Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner«

und damit meinte er den anderen Mann.Habt ihr gemerkt, an wen dieser Beter bei seinem Betedenkt? An sich selbst und an andere Menschen. DieseMensch steht also in der Kirche gar nicht vor Gott, sondervor Menschen. Und weil er sich nicht dem großen, heiligeGott gegenübersieht, kommt er sich weder klein nochschlecht vor, sondern ganz gut und recht. Wenn ich mich

nämlich selber nur an anderen Menschen messe, werde icimmer den Eindruck haben, daß ich besser, frömmer bin aandere. Denn ich werde immer welche finden, die tatsächlicschlechter sind, zum Beispiel Räuber, Verbrecher, Ehebrecher, oder solch einen wie der andere Mann, der mit zuKirche ging.

Dieser war ein Zöllner. Das war ein Jude, der anderen

Juden Geld abnahm, um einen Teil davon den verhaßtenrömischen Besatzungssoldaten weiterzugeben und den andren Teil in die eigene Tasche zu stecken. Es war ein Menschder für Geld alles tut, solch einer, der vom Geld nie genukriegen kann.

Hört euch dagegen an, was der andere Mann in seinemGebet von sich rühmen konnte: »Ich faste zweimal in deWoche, und den zehnten Teil von allem, was ich einnehmegebe ich her für Gott.« D as ist etwa so, wie wenn heutzutageiner sagen würde: »Ich gehe jede Woche nicht nur einmasondern zweimal in die Kirche, und ich bezahle nicht nur dvorgeschriebene Kirchensteuer, sondern gebe der Kirchdazuhin viele große Spenden.« Solch ein Mann opfert vieGeld, Zeit und Kraft für Gott. Solch ein Mann will entschie

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den und ernsthaft fromm sein. Solche frommen Männnannte man damals Pharisäer. Solche Männer waren schrecht, und doch mußte Jesus zum Schluß sagen: »Der Gotdienst des Pharisäers war schlecht. Der Gottesdienst dZöllners war recht.« Welch ein überraschendes Urteil! Derfahrt nun aus Jesu Urteil:

Wie man schlecht und wie man recht aus der Kirche geht

Was war denn schlecht an dem Gottesdienst des Pharisers? Daß er ernstlich nach Gottes Geboten lebte, das wdoch nicht schlecht! Daß er in seinem Gebet Gott dafdankte, das war doch auch nicht schlecht! Gewiß, aberall dasGute wurde dadurch schlecht, daß er diese seine guten Tanicht an Gott gemessen hat, sondern an anderen LeutDabei hat er sich arg vermessen, und dadurch wurde ervermessen, daß er die anderen Leute verachtete. Er kam s

weit überlegen und sehr groß vor. Er hat sich selbst erhöAber Jesus erklärte: »Wer sich selbst erhöht - wer sich selgroß macht - , der muß erniedrigt werden«, der muß erst nklein werden vor Gott. Wenn also einer aus der Kircstolziert und dabei denkt: Herr, was bin ich! - der geschlecht aus der Kirche. Der meint, er brauche Gottes Hiund Gnade nicht, er brauche deshalb auch den Sünderheil

nicht.Und wer geht recht aus der Kirche? Jesus sprach gafeierlich: »Ich sage euch: Dieser Zöllner ging gerechtferthinab in sein Haus.« Sein Gottesdienst war in Gottes Augganz recht, und deshalb wurde zwischen Gott und ihm alwieder recht und gut. Wenn ein Mensch nämlich im Gottdienst sich so klein und schlecht vor Gott erkennt, daß

seine ganze Hoffnung nur noch auf Gottes Gnade unBarmherzigkeit setzen kann, wenn ein Mensch beim Gottdienst einsieht: Ich brauche den Heiland der Sünder so nöwie die anderen Leute, dann, ja dann geht er recht aus dKirche heim. Dann wird Gott über ihn sagen: »DiesGottesdienstbesucher hat mir die größte Freude gemacDer ist ganz recht!«

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Ja,so beurteilt Gott uns Gottesdienstbesucher und unsereGottesdienstbesuch.

Lernspruch: Gott, sei mir Sünder gnädig (Lk 18, 13).

Robert Simen

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19.Die Gleichnisse vom Schatz imAcker und von der köstlichen Perle(Mt 13, 44-46)

Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen fürSchaden geachtet (Phil3, 7).

Das höchste Glück und der größte Schatz

Zu Gott gehören ist das größte Glück, das es für einMenschen geben kann, und Jesuszu finden der größte Schatz,den ein Mensch entdecken kann. Jesus machte das seinJüngern an zwei Geschichten klar. Er sagte:

Der Vergleichspunkt

Wenn jemand fragt, auf welche Weise man an Gotteverborgenem W irken und an seiner kommenden HerrschAnteil gewinnt, dann will ich es ihm so sagen. Hört die erGeschichte!

Die Entdeckung

Ein Mann fand einen kostbaren Schatz. Er fand ihn unwartet, zufällig. Der Schatz war in einem Acker verborgAber der Acker gehörte ihm nicht. Er hatte auch nicht genGeld, um den Acker zu kaufen.

Die Überlegung

Was sollte er tun? E r mußte den Schatzbesitzen!Er wollteden Schatz besitzen. Er überlegte, er überschlug den Wseines Besitzes. Dann deckte er still den Schatz wieder z

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Das Beste gewinnen

Er ging heim, voll Freude über seinen Fund. Und weil diesen kostbaren Schatz gewinnen wollte, verkaufte er allwas er hatte, und kaufte den Acker.

Der zweite Vergleichspunkt

Wenn man mit Gott leben möchte, kann es so zugehen wbei diesem Kaufmann, von dem Jesus auch erzählte.

Der Perlenhändler

Ein Kaufmann sammelte echte Perlen. Er reiste von einStadt zur anderen. Überall ging er in die Läden und suchnach schönen Perlen. Rund und groß sollten sie sein, d

beschädigten nahm er nicht. Sie taugten nichts, sie warwertlos.

Die einzigartige Perle

Eines Tages kam er in eine Stadt, in der er noch ni

gewesen war. Wieder betrat er einen Laden. Hier finde icsicherlich nichts, dachte er, als er sich umschaute; dann abfragte er den Verkäufer: «Ich suche Perlen. Haben Siwelche?» - «Ja», antwortete der Mann, stellte eine Schachauf den Ladentisch und öffnete den Deckel. Staunend sah dKaufmann eine besonders große, vollkommen runde PerlSie glänzte wundersam, und ihre Farben erinnerten ihn a

einen Regenbogen.

Der Preis

Jetzt nahm er das Geld in die Hand und fragte:«Was kostetdiese Perle?» Wunderbar ist sie! So eine Perle finde ich n

wieder, überlegte er. Diese will ich - und keine andere!102

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Alles für Eine

Sie war sehr teuer, so teuer, wie er es nicht gedacht hattSo viel Geld besaß er gar nicht. Was soll ich nur tun? Soll nicht lieber aufsie verzichten? Ich habe schon viele wertvollePerlen, dachte er und reiste heim. Alle seine Perlen holtehervor und betrachtete sie sehr genau. Dann schüttelte er dKopf und sagte zu sich: Nein, so leuchtend und so groß keine von diesen. Ich will sie alle verkaufen und die einvollkommen schöne Perle kaufen. - Dies tat er. Er verkaualles,was er besaß. Dann reiste er zurück in die Stadt unkaufte diese kostbare Perle, die es nur einmal gab.

Alles für Einen

So schön und einmalig wie diese Perle ist der Herr JesuDarum lohnt es sich, alles für ihn dranzugeben und ihn meals alles andere zu lieben.

Lernspruch: Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben(Joh 3 , 36).

Edith Schlüter

Hiltrud Hosse

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20.Das Gleichnis vom großenSchuldner(Mt 18, 21-35)

Alle diese Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest;hättest du da dich nicht auch erbarmen sollen über deinenMitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe?

Petrus hat eine Frage an JesusVergeben ist schwer. Vergeben und vergessen ist noc

schwerer. Und was tun, wenn einer mir immer wieder dgleiche Unrecht zufügt? Ist dann nicht eines Tages Schluß dem Vergeben? - Die Schriftgelehrten sagten: Dreimal vgeben reicht, beim viertenmal muß man vergelten, nic

vergeben! - Wie sieht Gott diese Sache an? Hat VergebuGrenzen?Petrus wandte sich an Jesus: »Herr, wie oft muß ic

meinem Bruder vergeben, der mir immer wieder Unrectut? Ist siebenmal genug?«

Jesus antwortete: »Petrus, ich sage dir: Nicht siebenmsollst du vergeben, sondern siebzigmal siebenmal!«

Und dann erzählte Jesus seinen Jüngern:

Der VergleichspunktWenn Gott seine Herrschaft aufrichtet und im Leben ein

Menschen Macht gewinnt, dann geht es zu wie bei dieseKönig, der mit den Statthaltern seines Reiches abrechnwollte.

Die AbrechnungAbrechnung! Steuerabrechnung! Der König rief alle sei

Statthalter zu sich. Er hatte ihnen Land anvertraut. Er ha

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ihnen Güter anvertraut. Er hatte ihnen Steuern anvertrauNun sollten sie zahlen, was sie schuldig waren.

Die große SchuldKaum hatte die Abrechnung begonnen, da wurde einer v

den König gebracht. Er schuldete ihm zehntausend TalenZehntausend Talente, das waren zehntausend Zentner Sber. Zehntausend Zentner Silber, das war 50mal mehr, aKönig Herodes in einem Jahr an Steuern in ganz Galiläa u

darüber hinaus einnahm. Für zehntausend Zentner Silbmußte ein Arbeiter 3000 Jahre lang arbeiten.

Zahlungsunfähig

»Bezahle, was du schuldig bist!« rief der König. Aber d

Statthalter konnte nicht bezahlen, nicht einen Denar, niceinen einzigen Tageslohn. Er stand mit leeren Händen vseinem Herrn.

»So verkauft ihn und seine ganze Familie auf dem Sklavmarkt! Verkauft ihn, seine Frau und seine Kinder, dazu allwas er besitzt, und bringt mir das Geld als Ausgleich für seSchuld!«

Die große Bitte

Da warf sich der Schuldner vor dem König nieder und bvoll Verzweiflung: »Herr, habe doch Geduld mit mir! Wanoch eine Weile! Gib mir noch Zeit! Ich will dir alle

zurückbezahlen ! «

Das große Erbarmen

Als der König den Statthalter so in seinem Elend liegesah, da hatte er Erbarmen mit seinem Knecht. Er gab ihn f

Und die Schuld erließ er ihm auch.105

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Die andere Schuld

Beim Hinausgehen fand der Schuldner, dem sovigeschenkt worden war, einen seiner Kollegen. Der war i100 Denare schuldig. 100 Denare, das war nur ein kleiBetrag gegenüber dem , was er selbst gerade erlassen bekomen hatte. 100 Denare, dafür mußte ein Arbeiter 100 Taarbeiten.

Der große Schuldner aber ging auf seinen Kollegen zu.griff zu, er packte ihn, er würgte ihn an der Kehle undrief:»Bezahle, was du mir schuldig bist! Sofort! Ganz!«

Die andere Bitte

Da warf sich sein Schuldner vor ihm nieder, so wie er seeben vor dem König niedergefallen war. Und genauso wieselbst, flehte auch dieser: »Habe doch Geduld mit mir! Gmir Zeit! Ich will dir alles zurückbezahlen!«

Das andere Verhalten

Er aber wollte nicht. Stattdessen ging er hin und waseinen Schuldner ins Gefängnis. Er sollte alles bezahlen.

Das letzte Urteil

Als das die anderen sahen, warensie empört. Sie gingen hinund berichteten ihrem Herrn alles, was sich zugetragen ha

Da forderte der König den großen Schuldner erneut vsich. Er sagte zu ihm: »Du übler Bursche! Deine Rieseschuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest. Hättestda nicht auch Erbarmen mit deinem Mitmenschen habmüssen? Hättest du nicht genauso an ihm handeln müssen ich an dir?«Voller Zorn übergab er den großen Schuldner den Folteknechten. Im Gefängnis sollte er bleiben, bis er alles beza

hätte, was er schuldig war.106

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Der Vergleichspunkt

Als Jesus geendet ha tte, setzte erhinzu:»Ebenso wird auchmein himmlischer Vater euch behandeln, wenn ihr eureBruder nicht von Herzen verzeiht.«

Lernspruch: Seid aber miteinander freundlich, herzlichund vergebet einer dem anderen, gleichwie Gott euch vergben hat in Christus (Eph 4, 32).

Hiltrud Hosse

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21. Der barmherzige Samariter(Lk 10, 25-37)

Jesus will, daß seine Jünger jedem Menschen helfen, dessenNot sie sehen.

Ein weltberühmter Mann aus einem fast ausgestorbenenVolk!

Wenn ein Jude aus Nazareth in Galiläa nach Jerusalewollte, dann konnte er nicht immer nur durch ein Lanziehen, in dem Juden wohnten. Schon nach wenigen Kilomtern kam er an eine Grenze. »Samaria« hieß das Land, dzwischen Galiläa im Norden und Judäa im Süden lag. DJuden reisten nicht gern durch das Land der Samariter. Shaßten sie. Sie sagten: »Das sind halbe Heiden. Sie red

nicht recht von Gott. Sie halten das Gesetz Gottes nicrichtig!« Sie verachteten die Samariter. »Nur wir sind dVolk Gottes!« sagten sie voll Stolz.

Zur Zeit Jesu gab es noch viele Samariter.Heute ist das anders. Das Volk der Samariter ist fa

ausgestorben. Nur noch ganz wenige Samariter leben heutIsrael.

Aberein Samariter ist weltberühmt geworden!Einen Samariter kennt wohl fast jeder Mensch auf deWelt!Daß er so bekannt wurde, das kam so:

Ein Schriftgelehrter will Jesus auf die Probe stellen

Jesus war damals auf seinem letzten Weg nach JerusaleEr kam in eine Stadt. Dort lebte ein Schriftgelehrter. Ddachte: Ich will Jesus heute auf die Probe stellen, ob er revon Gott redet. Vor allem Volk will ich das machen. Ich wversuchen, ihn hereinzulegen!

Als viele Menschen um Jesus herumstanden, kam d

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Schriftgelehrte. Er fragte: »Meister, was muß ich tun, damich Gottes Kind bin und einmal bei ihm leben darf?«

Das ist eine schwere Frage. Da geht es um das rechtLeben, das man führen soll. Andere berühmte Schriftglehrte, hatten sich auch schon mit dieser Frage befaßt. Jewarteten alle gespanntdarauf, wie Jesus wohl aufdiese Frageantworten würde. Doch Jesus beantwortete die Frage nicselbst. Er wußte, daß der kluge Schriftgelehrte sich dAntwort auf diese Frage selbst geben konnte.

Er stellte dem Schriftgelehrten darum selbst wieder einFrage. »Was steht im Gesetz Gottes geschrieben? Was liedu dort?«

Der Schriftgelehrte brauchte wohl nicht einmal die Bibaufzuschlagen. So antwortete er: »Du sollst Gott, deineHerrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, voallen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächstwie dich selbst!«

Der Schriftgelehrte wußte das. Denn so steht es in deBüchern der Bibel, die den Namen des Mose tragen.

So kann also jeder wissen, wie er sich verhalten muß, uGottes Kind zu sein! Gott lieben - mit ganzem Herzen! Glieben - mit ganzer Kraft! Nicht halbherzig oder immwieder ein bißchen. Ganz!

Den Nächsten lieben wie sich selbst! - Sich selbst tut malles G ute. Sich selbst schadet man nicht. So wie man zu sselbst gut ist, so soll man auch gut zum Nächsten sein! Ihimmer alles Gute tun, ihm nicht schaden!

Jesus sprach zu dem Schriftgelehrten: »Du hast rechgeredet; tu das, dann wirst du leben!« Das heißt: Du weialles!Du brauchst es nurzu tun, und du lebst als Kind Gottes!

Wer ist mein Nächster?Aber der Schriftgelehrte gab sich mit der Antwort Jes

nicht zufrieden. Wer ist mein Nächster? dachte er bei sicUm mich herum wohnen sehr viele, ganz verschiedene Meschen: Juden wie ich, aber auch heidnische Römer sind dund Griechen. W er ist da mein Nächster, den ich lieben s

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wie mich selbst? Muß da nicht eine scharfe Grenze gezogwerden zwischen Menschen, die meine Nächsten sind uzwischen solchen, die mich nichts angehen, denen ich nicschuldig bin?

Darum fragte der Schriftgelehrte: »Wer ist denn meNächster?«

Jesus antwortet mit einem Beispiel aus dem Leben

Dieses Mal sagte Jesus nicht: »Du weißt die Antwoselbst!«

Dieses Mal erzählte er ein Beispiel aus dem Leben. Adiesem Beispiel sollte der Schriftgelehrte selbst sehen, daßschon falsch war w i e er fragte. Der Schriftgelehrte dachvon s i c h aus! Er wollte selbst bestimmen, wer sein Näcster ist und wer nicht!

Ein Mensch braucht dringend einen Nächsten!

Jesus erzählte:Ein M ensch ging von Jerusalem hinab nach Jericho. Die

Weg ist etwa 25 Kilometer lang. Wenn man zu Fuß gehbraucht man dazu ungefähr fünf Stunden.

Die Straße ging durch eine sehr bergige Gegend. Felsbroken lagen herum. Kein Mensch wohnte dort.Keiner ging diesen Weg gern. Immer wieder wurde

nämlich Reisende auf diesem Weg von Räubern überfallund ausgeraubt.

Ängstlich ging der Mensch auf seinem Weg dahin.Und plötzlich geschahes:Räuber fielenaus dem Hinterhalt

über ihn her. Sie rissen ihm die Kleider vom Leib. Als dMensch sich zur Wehr setzte, schlugen ihn die Räuber. Estürzte zu Boden. A us vielen Wunden blutete er. Halbtot ler da. Die Räuber ließen ihn so liegen und gingen mit ihreRaub davon.

Dieser Mensch braucht notwendig einen Nächsten, eineder ihm hilft! Sonst muß er am Ende gar sterben! Komm

einer, der ihm zum Nächsten wird?110

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Wird der Priester ein Nächster?

Einige Zeit blieb der Überfallene so liegen in seineElend. Da hörte er eilige Schritte, aus der Richtung vJerusalem her. Da ging also noch ein Mensch hinab naJericho. »Der wird mir zum Nächsten, der hilft mir!« Näkamen die Schritte. Ein Mann bog um die Ecke. An seiweißen Kleidung und an der weißen Mütze auf dem Kokonnte man seinen Beruf erkennen: Es war ein Priester.hatte im Tempel zu Jerusalem seinen Dienst getan. Ophatte er Gott dargebracht und Gebete zu ihm gesprochJetzt ging er heim. Er wohnte in Jericho. Eilig ging er dah

Da sah er den V erletzten. Wird der Priester helfen? Wirdem Verletzten ein Helfer, ein Nächster? Eigentlich müman das annehmen!

Aber - nein! Der Priester sah den Verletzten zwar; abeer ging vorüber.

Sicher hatte er bei sich Entschuldigungsgründe! Aber einem Helfer, wie Gott das will, ist er ihm nicht geword

Wieder liegt der Verletzte verlassenda.Notwendig brauchter einen Nächsten!

Wird der Levit ein Nächster?

Die Zeit ging vorüber. Die Wunden des Verletzteschmerzten. Wenn nur jemand käme und ihm helfewürde!

Da! Wieder Schritte. Wieder kam ein Mensch. Auch kam vom Tempel in Jerusalem . Er war »Levit« vonBeruf. Erhatte den Priestern im Tempel beim Gottesdienst geholfEr führte die Opfertiere zum Altar. Er sang mit, wenn Psalmen gesungen wurden. Er machte den Tempel saub

Auch der Levit sah den Verletzten. Aber auch er ginvorüber. Auch er wurde ihm nicht zum Nächsten.

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Der barmherzige Samariter

Endlich hörte der Verletzte Hufschläge und die Schritteines Menschen. Ein Mann mit einem Esel bog um die EckAn seiner Kleidung war zu sehen, zu welchem Volk diesReisende gehörte. Es war ein Samariter. Einer, der zu deVolk gehörte, das die Juden so verachteten. Er kam zu deVerletzten. Er blieb stehen und sah ihn an. Er sahdas bleicheGesicht, die Wunden.

Das rührte das Herz des Samariters. Er hatte Mitleid mdem Menschen. E r holte aus seiner Reisetasche Öl und WeiBeides wurde damals als schmerzstillendes M ittel verwendEr ging zu dem Verletzten, beugte sich über ihn und untesuchte seine W unden. Dann goß er Öl und Wein aufsie,umdie Schmerzen zu lindern. Dann verband er sie. Als er dgetan hatte, hob er den Verletzten auf sein Tier, stützte ihund führte ihn sobis zur nächsten Raststätte. Dort legte er ihnin ein Bett und gab ihm etwas zu essen und zu trinken.

Am anderen Tag mußte er Weiterreisen. Er ging zum Wiund gab ihm zwei Silbergroschen. Das ist soviel Geld, wman es anzwei Tagen verdienen kann. Dann sprach erzu demWirt: »Pflege ihn; und wenn du mehr brauchst, dann will ies dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.«

Dann verabschiedete sich der Samariter von dem Verletzten und dem Wirt und reiste weiter.

Wer ist unter diesen dreien dem Verletzten zu einem Näch-sten geworden?

So weit erzählte Jesus.Dann fragte er den Schriftgelehrten: »Was meinst du woh

wer unter diesen dreien dem Verletzten zu einem Nächstegeworden ist?«Da antwortete der Schriftgelehrte: »Der, der die Barmhe

zigkeit an ihm tat!«Er hatte begriffen, daß er falsch gefragt hatte. Er dacht

zuerst nur von sich aus: »Wer ist mein Nächster?« Jesus abstellte den Hilfsbedürftigen in die Mitte. Er mußte fragen

»Wer braucht meine Hilfe? Wem bin ich der Nächste?«112

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Geh hin und mach es ebenso!

Diese Worte richtete Jesus zum Schluß an den Schriftlehrten. »Mach es auch so wie der barmherzige SamariHilf dem, den du Not leiden siehst!«

Lernspruch: Selig sind die Barmherzigen, denn sie werdeBarmherzigkeit empfangen (Mt 5, 7).

Hermann Koch

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22.Der reiche Kornbauer(Lk 12, 13-21)

Jesus w arnt vor Habsucht.

Ein junger Mann kommt zu Jesus

Jesus zieht mit seinen Jüngern durch das Land. Viele Leukommen zu ihm. Wenn Jesus von Gott erzählt, hören alganz aufmerksamzu.Stundenlang könnensie zuhören. WennJesus erzählt, ist das ganz anders, als sie es von ihreSchriftgelehrten und Priestern gewohnt sind. Es ist sohilf-reich.

Oft gehen einige Leute auch sehr nachdenklich weg manchmal sogar zornig. Was Jesus sagt, gefällt nicht alleLeuten. Manche ärgern sich über das, was Jesus gesagt hSie unterhalten sich heftig über alles.

Doch die allermeisten Menschen hören ihm gern zu. Sbringen ihm auch alle Nöte und sagen,was sie bedrückt. Jesusnimmt sich für alles Zeit. Jederspürt: Jesus hört auf mich. Ernimmt mich ganz ernst. Sie bringen zu ihm Kranke, Blinund Stumme. Es kommen auch Menschen, die bekümmeund voller Sorge sind; Menschen kommen, die mit andereim Streit leben. Sie bitten Jesus, daß er den Streit schlicht

So kommt eines Tages ein junger Mannzu Jesus. Er ist ganzempört und aufgeregt. Er hat sich über seinen Bruder geägert. Überall erzählt er den Leuten, daß sein Bruder ihmgroßes Unrecht antut. Das will er jetzt auch Jesus sagen.

»Meister«, fängt er an, »mein Bruder handelt sehr ungrecht an mir. Du kannst helfen. Unser Vater ist gestorbenDas Erbe sollen wir teilen. Aber mein Bruder will nicht mmir teilen. Er denkt, daß ihm alles gehört, weil er der Ältesist. Bitte, sage du meinem Bruder, daß er mit mir das Erbteilt. Wenndu es sagst - das wird helfen!«

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Jesus erzählt eine Geschichte

Jesus schaut den jungen Mann lange an und antwor»Mit welchen Sorgen belastet ihr euch denn? Wieviel Somacht ihr Menschen euch um all den Reichtum und um aäußeren Güter! Das ist nicht gut! Das ist gefährlich. vorsichtig! Hütet euch, immer mehr haben und besitzewollen - immer mehr und immer noch mehr! Habgier istgefährlich. Man kann sein Herz an alle diese Dinge hänund immer noch mehr wollen.

Niemand lebt davon, daß er viel Besitz hat. Er verdabei das Wichtigste. Ich möchte euch dazu eine Geschierzählen!«

Die Leute haben aufmerksam zugehört. Doch jetzt sinnoch mehr gespannt. Sicherlich wird das wieder eine drucksvolle Geschichte. Jesus hat schon öfters ein Gleicerzählt. Diese Gleichnisse kann man sich so gut merkenwird ganz still, als Jesus zu erzählen beginnt:

Ein Mann sorgt vor

»Ein Bauer hatte viele Felder - gute Äcker und grWiesen. Ein schöner Sommer war über das Land gezoDas Getreide reifte heran. Das Wetter war günstig. Bauer besah öfters sein Feld. Als die Ernte heranrücmerkte er, daß es eine sehr, sehr gute Ernte geben würdeviel hatte er in keinem anderen Jahr bisher ernten kön

Er freute sich. Gleichzeitig aber dachte er: Meine Schnen sind ja viel zu klein. Wo soll ich mit dieser riesengrErnte hin? Ich kann ja gar nicht alles unterbringen! Wasich tun?

Der Bauer dachte nach: Es ist ein gutes Erntejahr -kannst viel einernten, du kannst dir einen guten Voranlegen über viele Jahre - das gibt Sicherheit! Wenn du alles einerntest, bist du ein gemachter Mann! Wirklich -ist die Chance. Du mußt es nur gut anpacken. Du mußt gut planen!

Der Bauer beschloß, seine seitherigen Scheunen abzu

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chen, weil sie viel zu klein waren. Er wollte neue Scheunebauen - größere, viel weiträumiger als die seitherigen. Simüssen so großzügig bemessen sein, daß die ganze Erntdarin gut Platz hat, dachte er. Dann habe ich Vorrat auf vieJahre. Dann habe ich vorgesorgt für eine lange Zeit. Danhabe ich eine Sicherheit. Und wenn es soweit ist, werde icmich gemütlich ausruhen und zu mir selbst sagen: Jetzt istgeschafft! Jetzt ist gut vorgesorgt. Du hast auf Jahre hinaueine Sicherheit!

So dachte dieser Bauer und war von seinem Plan ganzbegeistert.«

Ein Mann sorgt nicht vor

Jesus hält an dieser Stelle mit seiner Erzählung inne. Wawill er wohl damit sagen, denken die Leute. Dieser Bauer hdoch ganz vernünftig gehandelt. Gott hat eine gute Erntgeschenkt - und dieser Bauer will damit für seine Zukunfsorgen.

Da erzählt Jesus weiter: Der Bauer hatte zu sich selbsgesagt: »Liebe Seele, du hast nun einen Vorrat gesammeltaufviele Jahre. Iß und trink und sei guten M utes. Dir fehlt es anichts! Du bist ein gemachter Mann!« So dachte der Baue

und so sagte er zu sich selbst. Aber Gott!? Gott sprach nichso! Gott sagte etwas ganz anderes! Gott sagte zu diesemBauern: »Du bist ein Narr! Du bist ein törichterMensch!Dusorgst - du sorgst um Scheunen und Reichtum und meinsdabei, wenn du dasalles hast, dann seialles gewonnen!Nichtsist gewonnen! Du wirst in dieser Nacht sterben. Was machdu dann mit deinem Reichtum? Was nützt dir dann dein

Sorgen und die gute Ernte? Nichts! Du stehst dann mit leereHänden da. Du sorgst viel um Scheunen und Reichtum. Dhast aber für das Wichtigste nicht gesorgt. Du hast nichgesorgt für die Ewigkeit. Du sammelst Schätze, vergänglichSchätze. Du hängst dein Herz an den Reichtum und vergängliche Dinge. Das sind wohl Schätze. Aber sie helfen dir imSterben nichts. Du meinst, du seiest klug. Du aber bist

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töricht. Du hast dein Herz nicht an Gott gehängt in deiLeben. Du hast nur für äußeren Reichtum gesorgt. AberHerz ist dabei arm geblieben, weil du ohne Gottlebst. Du bistein Narr! Du hast falsch gesorgt. Du hast für das Wichtüberhaupt nicht gesorgt!«

Die Menschen sind vom Schluß der Geschichte ganzbetrof-fen. Sie schweigen. Auch der junge Mann, der wegen seErbes zu Jesus gekommen war, schweigt. Sie alle habenGeschichte verstanden. Jesus schaut sie an und sagt zSchluß noch deutlich: Ein solch törichter Mensch ist jeder nur äußeren Reichtum ansammelt. Er bleibt arm, weohne Gott lebt und nicht an das Sterben denkt.

Lernspruch: Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Her(Mt 6, 21).

Otto Schaude

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23. Das Gleichnis von der bittendenWitwe

(Lk 18, 1-8)

Gott hört auf uns.

1. Ob Gott mich hört?

»Herr Jesus«, sagte eines Tages ein Mann, der Jesuszugehört hatte, »Herr Jesus, du hast uns jetzt soviel erzähvon Gottes Reich. Und ich freue mich schon auf dieses ReicWirklich, ich wäreso froh, wenn endlich einmal Gott die Weltregieren wollte. Wenn nicht mehr unsere Feinde, die Röm edie Welt regierten. Und auch sonst niemand mehr. Nur GotDaßalles genauso geschieht,wie es Gott gern haben will. Das

müßte schön sein. Da wäre es eine Freude, zu leben. Da gäbes keinen Krieg mehr auf der ganzen Welt. Da müßteniemand mehr sterben. Da wäre keiner mehr neidisch auf deandern. Da würde keiner mehrsagen:>Der Nachbar hat mehrals ich.< Und keiner würde dem anderen mehretwas wegneh-men. Kein Unrecht würde mehr geschehen . . .Ja , das müßtschön sein!« Der Mann machte eine Pause. Vielleicht sah er

Gedanken schon Gottes Reich vor sich wie einen blühendeGarten, in dem sich's herrlich leben läßt.Dann sah er wieder zu Jesus auf: »Soviel hast du uns erzäh

vom Reich Gottes und wie es sein wird, wenn Gott regierAbereines,Jesus, weißt du, eines bekümmertmich:Ich habeschon so viel gebetet, daß die Herrschaft Gottes doch kommen solle; erst vorige Woche habe ich wieder Tag um Tag

gebetet: >Dein Reich komme!<, ab e r-es ist nicht gekommen.Weißt du,was ich manchmal denke? Ob Gott mich überhaupthört?«

Jesus sah den Mann nachdenklich an, eine ganze WeileDann sagte er: »Hör zu! Und alle, die auch manchmaldenken, Gott hörte sie nicht - ihr alle, hört mir zu! Ich wieuch eine Geschichte erzählen.« Und Jesus fing an zu er

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Der stolze Richter

In einer Stadt stand ein stolzes Haus. Darin lebte eRichter. W enn jemand Streit hatte mit dem Nachbarn - ger zum Richter; der schaffte Recht. Wenn einem etwgestohlen wurde - ging er zum Richter; der schaffte ReWenn jemand ein Unrecht geschah -ging er zum Richter; derschaffte Recht. So war der Richter ein großer Mann in Stadt, und wer ihm begegnete, verbeugte sichtief, wenn erihn grüßte.

Der Richter wurde ein bißchen stolz dabei, ein bißchhochmütig vielleicht. »Jeder kennt mich«, sagte er, »ujeder verbeugt sich vor mir. Ja, ich bin ein großer Herr! entscheide, was Recht und was Unrecht ist. Ich bestimVon mir hängt allesab.Auf mich kommt alles an. Neulich hatmir einer drohen wollen. Da ist der aber schön angekommNein, ich fürchte mich vor keinem Menschen. Nur i sage,was Recht und was Unrecht ist. Ein anderer, der hmich neulich belehren wollen, was Recht und Unrecht Tatsächlich, der hat zu mir gesagt: >Das Urteil, das du hegesprochen hast, das ist vor Gott nicht recht.< Da habe ichgesagt: >Mein Lieber, das mag mit Gott sein, wie es will, hier bestimme nur ich, was Recht und was Unrecht ist. frage ich nicht einmal nach Gott.<« Ja, so ein stolzer Mwar der Richter.

Die unglückliche Witwe

Nun lebte, so erzählte Jesus, nun lebte in derselben Steine Frau, der war der Mann gestorben. Nun war sie eWitwe. Das war schon einUnglück! In allem hatte sie sich aufihren Mann verlassen können. Der hatte immer Rat gewuUnd jetzt hätte sie ihn noch viel nötiger gebraucht. Bwußte sie gar keinen Rat mehr. Denn das Unglück wurnoch größer. Wassie von ihrem Mann geerbt hatte , das wollteein anderer ihr wegnehmen. »Das gehört gar nicht dir«, saer zu der Witwe, »das Haus, der Acker, die Wiese, dWeinberg - das alles gehört dir ja gar nicht. Beweise do

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daß es dirgehört! Bis dahin gehörtes jedenfalls mir!« So sagteder andere, undso tat er auch. Wie nötig hätte die Witwe jetztihren Mann gebraucht. Der hätte Rat gewußt. Aber ihr Mawar tot. Der konnte ihr nicht mehr helfen.

Der Richter muß helfen

»Jetztweiß ich's!« sagte da eines Morgens die Witwe. »Jetzweiß ich, was ich tue. Wir haben doch einen Richter in dStadt. Derweiß,was Recht und Unrechtist. Der muß helfen.Ja, der Richter, der wird sagen, ob ich im Recht oder imUnrecht bin. Der Richter muß mir helfen. Der Richter mumir Recht schaffen.« Und noch am selben Morgen ging dWitwe zum Richter.

Der Diener meldete dem Richter: »Draußen steht einFrau. Die will den Herrn Richter sprechen.« - »Was will sdenn?« -»Sie sagt, sie sei eine Witwe, und ein anderer tue ihUnrecht an. Sie sagt, der Herr Richter solle ihr Rechschaffen.«

Der Richter sagte: »Ich habe jetzt keine Zeit. Schick dFrau wieder fort!« D er Diener ging. Nach einer Weile kamwieder. »Was ist denn jetzt?« fragte der Richter. »HerRichter, die Frau ist immer noch draußen. Sie sagt, sie hkeinen Mann mehr, sie sei eine Witwe und habe niemand, dihr hilft. Sie sagt, der Herr Richter muß helfen. E r muß!« Dwurde der Richter ärgerlich: »Wer sagt: ich muß?! Icküm mere mich nicht um Menschen und frage da nicht einmnach Gott. W as ich tun muß, das weiß ich selber. Da redet mniemand drein. Niemand! Verstehst du?! Schick die Frafort!«

Die beharrliche Witwe

Am andern Morgen ging die Witwe wieder zum Haus destolzen Richters. »Er muß mir helfen«, sagte sie zu demDiener. Der Diener ging zum Richter: »Herr Richter, draußen steht wieder die Frau, die Witwe von gestern. Sie sag

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ihr tue einer Unrecht. Und sie sagt, der Herr Richter müihr helfen.« Da fuhr der Richter auf: »Hinaus mit der FNiemand hat mir zu sagen,was ich tunmuß!Ichwill nichts mitder Frau zu tun haben. Hinaus mit ihr!«

Der Diener ging hinaus. Nach einer Weile kam er wied»Was ist denn jetzt?« fragte der Richter. »Herr Richter,Frau ist immer noch draußen. Sie sagt, der Herr Richmüsse helfen. Der Herr Richter solle sie doch anhören.«wurde der Richter ärgerlich: »Wer sagt: ich muß?! Ikümmere mich nicht um Menschen und frage da nicht einnach Gott. Ich werde die Frau nicht anhören! Schicksie fort!«So ein harter Mann war der Richter.

Am nächsten Morgen ging die Witwe wieder zu destolzen Richter. »Er muß mir helfen«, sagte sie zu dDiener. Der Diener ging zum Richter: »Herr Richter, drßen steht wieder die Frau, die Witwe -« - »Ich will nichören!» rief der Richter. Aber sooft er die Witwe aufortschickte, sie kam jeden Tag wieder: »Der Richter mmir helfen! Der Richter muß mir Recht schaffen! Der Ricmuß mich anhören!«

Die Witwe wird erhört

Da endlich sagte der Richter zum D iener: »Laß die Wihereinkommen. Ich will ihr Recht schaffen. Ich fürchte mja nicht vor Gott und scheue keinen Menschen. Aber diWitwe - was die mir Mühe macht! Die wäre imstande und tätemir noch was. Ich bin ein harter M ann, jawohl - aber ichdie Witwe anhören und ihr Recht schaffen.«

Gott und der Richter

Als Jesus soweit erzählt hatte, schwieg er. Er sah dfragenden Gesichter ringsum. Er sah, wie sie nachdacht»Versteht ihr, was die Geschichte sagt?« fragte er. »DRichter war ein harter Mann. Aber sogar dieser harte Mhat schließlich gehört, als die Witwe immer wiederkam.Und

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dabei konnte er sie doch bestimmt nicht leiden, weil sie ihsoviel Mühe machte.

Euch aber, euch kann euer Vater im Himmel wohl leideGott liebt euch. Wenn schon der harte Richter gehört hatmeint ihr nicht, euer Vater im Himmel wird euch viel ehehören? Also hört nicht auf zu beten! Sagt Gott, was ihunrecht findet in derWelt! Klagt ihm euerLeid! Bittet jedenTagwieder: Dein Reich komme! Ruft zu Gott Tag und NachtEr wird euch hören.«

Wollen wir, daß Gott uns hört?

»Nur eines«, sagte Jesus, »nur eines wüßte ich gern. Wenich kommen werde, wenn ich wiederkomme und euch daReich Gottes bringe - wenn wirklich nur noch Gott regierewird und kein anderer mehr außer Gott - ob ihr dannzufrieden seid? Ob ihr dann wirklich G ott dienen wollt? Odob ihr dann selberdie Herren seinwollt? Das wüßte ich gern. «

Lernspruch: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn esist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben(Lk 12, 32).

Albrecht Schmidt-Brücken

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24.Das Gleichnis von den Arbeiterim Weinberg(Mt 19, 27-30; 20, 1-16)

Gottes Belohnung richtetsich nach dem Maßstab seiner unend-lichen Güte.

Belohnt Gott seine Jünger für ihre Treue?

Sicher habt ihr alle in der Schule, in der Jungschar odesonst einem Kreis einmal miterlebt, daß einige eine Belnung bekamen und andere nicht. Zunächst ist man unglülich, wenn man leer ausgeht. Mancher überlegt, warum anderen etwas bekamen und man selbst nicht. Findet mdann einen Grund, der für die anderen spricht, gibt man szufrieden. Findet man ihn aber nicht, dann ist man enttäuüber so viel Ungerechtigkeit.

Das ist doch bei Gott ganz bestimmt anders. Er wird sgenau m erken, wer etwas für ihn getan hat, und den wirdann entsprechend belohnen. Ja, so haben auch die JünJesu gedacht, und sie haben doch auch sicher recht gehaDenkt nur daran, daß sie ja alle ihren Beruf aufgaben uJesus nachfolgten. Dafür mußte Jesus sie doch sicher belnen? N un, so ganz sicher waren sich die Jünger darüber niund deshalb fragten sie den Herrn Jesus einmal, wie das dnun sei, ob sie auch eine Belohnung dafür bekämen, daßalles verlassen hätten. Jesus sagte ihnen, daß Gott ganz genichts vergißt, was man für ihn tut. Da atmeten die Jünauf. - Dann jedoch fuhr Jesus fort: »Solche Überlegungsolltet ihr eigentlich nicht anstellen, sonst kann es sehr geschehen, daß aus einem Ersten einmal ein Letzter oder einem Letzten ein Erster wird.« Jesus merkte, daß seJünger ihn ganz entsetzt ansahen und ihn nicht verstand

Deshalb erzählte er ihnen diese Geschichte:

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Ein Weinbergbesitzer stellt Arbeiter ein

In Israel gibt es viele W einberge, und in diesen gibt es sehviel Arbeit: der Boden muß bearbeitet werden, die Rebe

müssen geschnitten und angebunden werden. In der Zeit dTraubenernte - Traubenlese sagt man dazu - braucht maviele, viele Leute, das kann der Besitzer nie allein schaffenNun war da ein Weinbergbesitzer, der ging am Morgen iseinen Weinberg und sah, daß die Trauben reif waren. DaWetter war schön, das würde eine prächtige Ernte geben. Emußte möglichst schnell einige Arbeiter haben, die ihm bder Traubenlese halfen. In der damaligen Zeit waren Leutdie Arbeit suchten, auf dem Marktplatz zu finden, unddeshalb ging der Weinbergbesitzer dorthin. Es war morgen6 Uhr, aber viele Arbeitssuchende standen schon da, uneinige von ihnen sprach der Meister nun an: »Hört mal heihr Männer! In meinem W einberg müssen die Trauben abglesen werden. Seid ihr bereit, die Arbeit für mich zu tun? Ihbekommt dafür den üblichen Tageslohn von einem Denar(so wurde das Geld bezeichnet). Die Männer wußten, daß sbei einem anderen Herrn auch nicht mehr verdienen würdealso nahmen sie das Angebot an und gingen in den Weinberan die Arbeit. Es war ein sehr großer Weinberg, und obwohdie Männer fest schafften, merkte der Weinbergbesitzeschon nach drei Stunden, daß er viel zu wenig Leute eingestellt hatte. Er ging nochmals zum Markt und fragte einigMänner: »Wollt ihr auch noch in meinem W einberg schaffenIch werde euch das bezahlen, was üblich ist.« Die Männefragten nicht einmal nach der genauen Höhe des Lohns, siwaren froh, Arbeit zu bekommen, und so gingen sie gleicmit. Als es 12 Uhr wurde, zogen am Himmel einige Wolkeauf, und der Weinbergbesitzer dachte: »Die Trauben müssetrocken geerntet werden, das schaffen wir nie, ich muß nocmehr Hilfskräfte haben.« So ging er um12 Uhr nochmals zumMarkt, und er fand Arbeiter, die mit ihm kam en, ohne nacder genauen Höhe des Lohnes zu fragen. - Um3 Uhr mußteder Weinbergbesitzer nochmals Arbeiter holen. - Es wurd5 Uhr und der Meister sah, daß die Wolken sich am Himmeweiter aufgetürmt hatten. Die Ernte mußte unbedingt heut

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noch eingebracht werden, die vorhandenen Arbeiter konndas aber nicht schaffen. So ging er selbst um 5 Uhr, eStunde vor Arbeitsende, nochmals zumMarkt. Und wirklich,da waren immer noch einige Arbeitslose, und er fragte »Wie kommt es, daß ihr den ganzen Tag hier faul herusteht?« Sie antworteten: »Niemand hat uns Arbeit angeten.« Der Meister sagte zu ihnen: »Nun, so arbeitet wenstens noch für eine Stunde in meinem Weinberg.« Bei dieletzten war es klar, daß sie nicht fragten, wieviel Geld bekommen würden, denn für eine einzige Stunde konnte mja nicht viel erwarten.

Eine ungewöhnliche Lohnauszahlung

Um6 Uhr sah der Meister ganz erfreut, daß tatsächlich aTrauben geerntet waren; die Arbeiter hatten gut gearbeinun sollten sie ihren Lohn erhalten. Der Verwalter mit dGeld war schon gekommen, und der Meister sagte zu ih»Zahle du nun den Lohn aus und laß die Leute so zu kommen, daß du zuerst die Zuletztgekommenen auszahund so weiter, bis zu den Ersten.« Die Letzten,das waren die,die eine Stunde gearbeitet hatten. Ganz schüchtern gingenzum Tisch. Ein paar Pfennige würden ja wohl auch ihnausbezahlt werden? Doch, was war das? Der Verwalbezahlte ihnen einen Denar aus, einen ganzen Denar, einvollen Tageslohn, das war unfaßbar! Ganz beglückt gingendavon. - Nun kamen die daran, die 3 Stunden gearbeiha tten, die waren schon etwas zuversichtlicher,so vielwie dieLetzten müßten sie ja mindestens auch bekommen. Utatsächlich, auchsie bekamen einen Denar. Jetzt waren die ander Reihe, die mittags um 12 Uhr angefangen hatten, gerin der allergrößten Hitze, das müßte doch wohl etwas auschen; sicher bekamensie mehrLohn.Aber nein,sie bekamenauch einen Denar; und wenn sie es bedachten, einen ganTageslohn für einen halben Tag, nun, eigentlich mußtensie janoch ganz zufrieden sein.

Diejenigen aber, die um 6 Uhr und um 9 Uhr begonnhatten, hatten ganz erstaunt beobachtet, wie der Lohn aus

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zahlt wurde. Sie waren sich sicher, daß sie mehr Geldbekommen würden. Doch wie erstaunt waren sie, als aucdie, die um 9 Uhr angefangen hatten nur einen Denarbekamen. Nun ja, ein voller Tag war ja auch das nichgewesen, aber wenn man um 6 Uhr begonnen hatte, danstand einem doch bestimmt ein besserer Lohn zu, so dachtdie Ersten. Ganz stolz und selbstbewußt tratensie deshalb vorden Verwalter hin. Doch was war das? Der schien tatsächlicnicht zu wissen, wie lange sie in der Hitze geschafft hattedenn er gab ihnen doch wahrhaftig nur einen Denar. Solltesie sich das bieten lassen? Nein, das ging nicht an! Solch eiUngerechtigkeit war doch wohl nicht möglich! Die Leutwurden immer zorniger, und schließlich schauten sie nichmehr nur wütend um sich, sondern sie fingen an laut zschimpfen: »Wir haben uns schon den ganzen Tag abgeplagauch in der heißesten Zeitdes Tages haben wiruns abgemüht,und nun sollen wir nur gleichviel wert sein wie die, die nur dletzte Stunde gearbeitet haben. Das ist doch zu ungerechtJa,was hatten diese Arbeiter denn vergessen? Nun, sie hattenvergessen, daß sie am Morgen sicher froh gewesen wareneinen Arbeitsplatz gefunden zu haben. Den ganzen Taghatten sie sich schon auf den Lohn freuen können - auf deLohn, den sie selbst am Morgen noch für ganz gerechgehalten hatten. Der Weinbergbesitzer war traurig darübedaß nun ein Teil der Arbeiterso zornig war, und deshalb sagteer zu einem von ihnen: »Du meinst, ich behandle dichungerecht; aber so überlege doch einmal: haben wir nichheute morgen ausgemacht, daß du einen Denar bekommsund du warst doch auch ganz einverstanden damit. Das Gereicht doch aus für deine Familie, und ich möchte, daß aucder letzte Arbeiter so viel bekommt, daß er davon lebenkann. Ich kann doch mit meinem Geld tun, was ich will, unes wäre viel schöner, wenn du dich über meine Güte freuewürdest, anstatt daß du nur neidisch nach den andernschaust.«

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Wie können denn nun die Ersten zu Letzten werden?

Als Jesus bei dieser Stelle der Geschichte angelangt warzuckte der Jünger, der vorher die Frage gestellt ha tte, riczusammen. Nun sprach Jesus auch noch weiter und sagte:werden aus den Letzten die Ersten und aus den Ersten Letzten werden.« Da dachte der Jünger bei sich: »Oh, konnte ich nur solch eine Frage stellen? Aber es ist gut, Jesus uns diese Geschichte erzählt hat, sonst könnten Jünger noch stolz darauf sein, daß wir die Ersten waren,Jesus nachfolgten, könnten womöglich neidisch werdwenn später neue Jünger dazu kommen, die den Herrn Jegenauso lieben wie wir. Dabei dürfen wir doch nur froh dankbar sein, daß Jesus uns zuerst zu sich gerufen hat!«

Ja, deshalb hatte Jesus die Geschichte erzählt. Der Webergbesitzer, das war sein himmlischer Vater, war Gott. Gaber braucht viele, viele Menschen; viele, viele »Arbeitdie auf der ganzen Welt davon erzählen, daß nur ein Lebmit Jesus ein Leben ohne Angst und Sorgen sein kaMenschen, die glücklich sind, vor Gott erwählt zu sein, die nichts Schöneres kennen, als immer mehr Menschen Weg zu diesem Herrn zu zeigen. Auch wir dürfen »Arbeiin diesem Weinberg sein, dürfen allen Menschen daverzählen, daß G ott ein so gütiger Herr ist, daß das Lied ekleinen Kindes und das Gebet einer kranken alten Frau ihm genausoviel Wert haben wie das, was ein Missionareinem fernen Land tut.

Lernspruch: Du aber, Herr, Gott, bist barmherzig undgnädig, geduldig und von großer Güte und Treue (Ps 86,1

Elsbeth und Martin Rose

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25. Das Gleichnis von den anvertrau-ten Pfunden(Lk 19, 11-28)

Handelt, bis ich komme.

Jesus kommt wieder!

Am Ende der Bibel,auf der letzten Seite,ganz zuletzt,spricht Jesus zu Johannes, dem Seher,im Gefängnisauf der Insel Patmos:»Ja,ich komme bald.«Und Johannes betet:»Komm,Herr Jesus!Amen.«Und vierzig Tage nach seiner Auferstehung,als Jesus das letztemal bei seinen Jüngern war,und als er plötzlich wegging von ihnenzu seinem Vater,da standen da zwei Gottesbotenund sprachen zu den Jüngern:»Männer aus Galiläa,was steht ihr hierund sucht Jesus?Dieser Jesus kommt wieder,er kommt so,wie er von euch gegangen istzum Vater.«Und Jesus selbst hatte davon gesprochenzu ihnenbeim letzten Abendmahl

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vor seinem Sterben:Er sprach:»Im Haus meines Vaterssind viele Wohnungen,und ich gehe hinund bereite eine Stätte für euch,und ich komme wiederund hole euch zu mir,damit ihr auch da seid,wo ich bin.Ich gehe hinund komme wieder zu euch.«Und einmal fragten die Jünger Jesusam Ölbergbei Jerusalem,gegenüber dem Tempel:»Meister,wann kommst du wieder?Und wie ist das alles,wenn du kommst?«Da sprach Jesus zu ihnen:»Der Sohn des Menschen kommtin den Wolkenmit großer Machtund in großer Herrlichkeit.Und alle Menschen sehen ihn.Aber den Tag und die Stunde,die weiß niemand,nicht die Engel im Himmelund auch nicht der Sohn,sondern nur der Vater allein.Der Tag kommtwie ein Diebin der Nacht,plötzlich,du weißt nicht wann.Darum:Paßt aufund bleibt wach,

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denn ihr wißt nicht,wann die Zeit ist!Wie ein Mann,der auf Reisen ging.Er verließ sein Hausund sagte dem Hausmeister:>Paß auf und wache !<«Und Jesus sah die Jünger an:Petrus und Andreas,Johannes und Jakobusund all die anderen.Und er sprach:»Ich sage es euch:Paßt auf,denn ihr wißt nicht,wann der Herr des Hauses kommt,am Abendoder um Mitternachtoder früh,wenn der Hahn kräht,oder am Morgen!Nicht, daß er kommtund ihr schlaft!«Die Jünger sollen also wach bleibenund warten,bis der Herr kommt.Bis heute tun wir es.Wir wartendarauf,daß Jesus wiederkommt.Und was tun wir so lange?Sollen wir einfach lebenwie alle Menschen:Essen und trinken,arbeiten und schlafen,feiern und uns vergnügenund nebenbei auf Jesus warten?Und wenn wir das Warten vergessen,weil er so lange nicht kommt? -Jesus hat dazu eine Geschichte erzählt,

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ein Gleichnis,und Lukas hat sie aufgeschriebenin seiner Jesus-Geschichte.

»Handelt, bis ich wiederkomme!«

Es war vor dem Passahfestin Jerusalem.Viele Menschen zogen hinaufnach Jerusalem,um das Passahfest zu feiern,aus Galiläa,aus Judäa,von überall her.Auch Jesus zog hinaufmit seinen Jüngern.Auf einmal nimmt er seine Jünger beiseiteund spricht zu ihnen:»Siehe,wir gehen hinaufnach Jerusalem,und es wird alles erfüllt,was die Propheten schreibenvon dem Sohn des Menschen:Er wird getötet.Und am dritten Tage steht er wieder aufund lebtbei Gottund bei den Menschen.«Aber die Jünger verstanden es nicht,sie wußten nicht,

was er sagte,und wovon er sprach.Sie hatten ganz andere Gedanken,genauso wie die Menschen,die zum Fest hinaufzogen.Sie dachten:Wir gehen hinauf nach Jerusalem.

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Jetzt erscheint das Reich Gottesin Jerusalem,am Ölberg.Jesus wird König.Die Welt wird verwandelt:ein neuer Himmelund eine neue Erde,und Jesus Königund die Jünger seine Dienerund alle Menschen sein Volk.Und die Menschen sangen Liedervom König:»Jerusalem, auf dem Berge Zion,freue dich.Siehe,dein König kommtzu dir.«So sangen sie,und so dachten sie.Dabei muß alles ganz anders kommen:Zuerst muß Jesus sterbenam Kreuz,dann muß er auferstehenund lebenund zum Vater gehen.Und dann kommt er wiederals Herr und König der Welt.Gott setzt ihn ein.Hoch über dem Kreuz stand ja auch:»Jesus -König -der Juden.«

Aber das war doch ganz anders gemeint,als die Menschen jetzt dachten.

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Jesus läßt sich aufhalten

Und sie zogen nach Jericho.Da saß Bartimäus am Wege,der blinde Bettler,und rief Jesus:»Jesus,Sohn des Königs David,erbarme dich über mich!«Aber die Menschen schimpften:»Halt den Mund und halte uns nicht auf.Wir ziehen nach Jerusalem.«Aber Bartimäus schrie nur noch mehr.Und Jesus hält anund ruft ihn zu sichund hilft ihm.Die Menschen waren ungeduldig.Warum läßt Jesus sich aufhalten

durch den blinden Bettler?Am anderen Tage zogen sie weiterdurch Jericho hindurch.Da war Zachäus, der Zöllner,der Jesus gern sehen wollte.Und weil er so klein war,stieg er auf einen Baum,

damit er ihn sehen kann, -wenn er vorbeikommt.Und Jesus kommtund hält anund spricht zu Zachäus:»Zachäus,steig schnell herunter vom Baum.

Ich muß heute in dein Haus kommenzu dir.«Und die Menschen schimpften,weil er bei ihm blieb,und weil Zachäus ein Zöllner war,ein Sünder,ein Ungläubiger.

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Aber Jesus sprach:»Der Sohn des Menschen kommtund sucht die verlorenen Menschenund macht sie glücklichmit Gott.«Und Jesus sah,wie ungeduldig die Menschen waren,auch die Jünger,wie sie nach Jerusalem wolltenund wie sie dachten:Dann wird er König,dann kommt das Reich Gottes.Nur noch ein Tag,dann sind wir in Jerusalem,am Ölbergund im Tempel.Und es sollte doch ganz anders kommen!

Jesus erzählt vom Königund von seinen treuen Dienern

Und Jesus sah die Menschenim Hause des Zachäusund im Hof

und vor dem Hause.Da fing er an zu erzählenund erzählte die Geschichtevom König und seinen treuen Dienern,ein Gleichnis.Die Menschen sollten merken,daß er von sich selbst spricht

und von seinen Jüngern.Und wir sollen es auch merken,daß er von uns spricht. -Damit sie ihn gleich verstehen,erinnert er sie an die Geschichte von Archelaus,die sie alle erlebt haben.Das war so gewesen:

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Als Herodes der Große gestorben war,König von Judäa,wollte sein Sohn König werden,Archelaus.

Aber er mußte erst nach Rom ziehen,zum Kaiser,damit der ihn einsetztals König.Und als er nach Rom zog,protestierten die Juden.Sie wollten ihn nicht als König

und schickten heimlich fünfzig Männerzum Kaisernach Rom,daß er ihn nicht zum König macht.Aber er machte ihn doch zum König,und Archelaus kam zurückals König

nach Judäa.Und er rächte sich sehran den Judenund tötete viele.Diese Geschichte haben die Juden nicht vergessen.So erzählt Jesus ihnen das Gleichnisvom Sohn des Menschen

und von seinen treuen Dienern:»Es war ein Mann,ein vornehmer Mann,der zog in ein fernes Land,um König zu werden.Dann wollte er zurückkehren.Und er rief zehn von seinen Dienern

zu sichund gab ihnen Geld,jedem hundert Mark,und sprach zu ihnen:>Nehmt das Geldund handelt damit,kauft und verkauft,

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nehmt Zinsen,bis ich zurückkommenUnd er zog weg.Aber die Leute im Land haßten ihn

und schickten Männer hinter ihm herzum Kaiserund ließen sagen:>Wir wollen nicht,daß dieser König wirdüber uns.<Und es geschah,

als er zurückkam,da war er doch Königund nahm die Königsherrschaft ein.Und er ließ seine Diener rufen,denen er das Geld gegeben hatte.Er wollte sehen,was jeder dazuverdient hatte.

Und der erste trat vorund sagte:>Herr,hier sind eintausendundeinhundert Mark.Deine hundert Mark habentausend Mark eingebrachteDa sprach der Königzu ihm:>So ist es recht,mein guter Diener.Du warst treuund bist mit dem Wenigen sorgfältig umgegangen.Du bekommst die Herrschaftüber zehn Städte.<Da trat der zweite vorund sagte:>Herr,hier sind sechshundert Mark.Deine hundert Markhaben fünfhundert Mark eingebrachteDa sprach der Königzu ihm:136

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>So ist es recht,mein guter Diener.Du warst treuund bist mit dem Wenigen sorgsam umgegangen.

Du bekommst die Herrschaftüber fünf Städte.<Da trat der dritte vorund sagte:>Herr,hier sind deine hundert Mark.Ich habe sie solange aufgehoben

und in mein Kopftuch eingewickelt,damit sie nicht verlorengehen.Ich hatte Angstvor dir,denn du bist ein harter Mensch:Du gehst zur Sparkasseund hebst Geld ab,

das du nicht eingezahlt hast,du erntest,was du nicht gesät hast.<Da sprach der Königzu ihm:>Ich verurteile dichnach deinen eigenen Worten,

du böser Diener.Du wußtest,ich bin ein harter Menschund hebe Geld ab,wo ich nichts eingezahlt habe,und ernte,was ich nicht gesät habe.

Warum hast du mein Geldnicht auf die Sparkasse gebracht?Dann hätte ich zurückverlangt,was mir gehört,mit Zinsen,wenn ich zurückgekommen wäre.Du warst untreu

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Jesus ging zu seinem Vaterim Himmel.Und der Vater gibt ihm die Königsherrschaft,und er kommt wieder

als König und Herr der Weltund rechnet abmit allen Menschen.Seine Jünger prüft erwie die Diener im Gleichnis:Sind sie treu gewesen?Wie lebst du, bis er kommt?

Bist du treu?Gehst du sorgfältig mit den Gaben um,die Jesus dir gegeben hat?Deine Zeit,deine Tage, deine Stunden, deine Jahre?Dein Körper,deine Kraft, deine Gesundheit oder deine Krankheit?

Gehst du treu damit um?Fragst du den Herrn:»Was darf ich tun?Was darf ich nicht?Was soll ich tun?«Oder brauchst du alles für dich?Dein Vater, deine Mutter,

deine Geschwister,deine Mitschüler.Bist du deinem Herrn treu?Wie gehst du mit ihnen um?Hast du eine Aufgabe im Reich Gottes?Welche Gabe hat der Herr dir gegeben?Betest du treu?

Auch für Menschen?Kennst du die Bibel?Liest du darin treu,damit der Herr zu dir reden kannund dich leiten kann?Gehst du in einen Kreis,zu anderen Christen,

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um mit ihnen zusammenzusein,zu singen und zu loben,zu danken und zu beten,zu hören, was gepredigt wird,und über alles zu sprechen?Bist du treu?Hast du Gaben bekommen?Vielleicht kannst du gut singen,gut einladen und mitnehmen zum Kreis.Oder kannst du gut Menschen ansprechenund von Jesus sagen?Vielleicht kannst du gut helfen,gut besuchen?Du hast bestimmt Gaben.Laß sie dir zeigen.Besprich das einmal mit jemand.Der Herr fragt,wenn er wiederkommt,ob wir treu sind.Nur dies eine:Bist du treu?Treu wie der erste Diener im Gleichnisoder treu wie der zweite Diener im Gleichnis,nicht wie der dritte Diener:Er hat gar nichts getan.Er ist wie ein Mensch,der von Jesus hört,ja sagt zu ihm,aber nichts tut,vielleicht ein heimlicher Christ,ein ganz heimlicher;niemand hat etwas davon,

und er selbst auch nicht,und das Reich Gottes breitet sich nicht ausbei ihm.

In einem anderen Evangelium,das nicht zur Bibel gehört,kommt noch ein Diener vor,

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der die Gaben, die hundert Mark,einfach ausgibtfür sichin der Gastwirtschaftbeim Tanzen.»Mit Frauen und Musik«,heißt es da.Er hat nur an sich gedachtin seinem Lebenund alles für sich verbraucht.Und das Reich Gottes,

Jesus,den König und Herrn seines Lebens,den hat er vergessen.Er gehört zu den Feinden,die Jesus nicht wollenals König und Herrn ihres Lebens.Was wird aus ihnenbei der großen Abrechnung,

im Gerichtam letzten Tag der Welt?Ihnen geht eswie den fünf Mädchen:Die hatten kein Öl mehrin ihren Öllampenund kamen zu spät

zur Hochzeit,klopften anund riefen:»Herr, Herr,mach uns auf,wir sind da!«Da sprach der Herr:

»Es ist wirklich wahr,ich sage euch:Ich kenne euch nicht.«Und über den untreuen Diener sagt er:»Werft ihn hinausin die Finsternis,weit weg von Gott.

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Da werden sie heulenund schimpfen,die Fäuste ballenund mit den Zähnen knirschenvor Wut und Enttäuschung.«

Gebet

O Herr,du kennst michund prüfst mich.Herr,sieh mich an,sieh in mein Herz,prüf michund erkenne meine Gedanken.Und sieh,ob ich auf dem falschen Weg binins Verderben,und führe michauf dem richtigen Wegzu dir.Amen.(Nach Ps 139, 1. 23. 24)

Klaus Knoke

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26.Die Gleichnisse von denungleichen Söhnen und den bösenWeingärtnern(Mt 21 , 28-41)

Jesus ist der Sohn, durch den Gott uns sagt, was er von uns will.

Hohepriester und Älteste stellen sich gegen Jesus

Groß war die Aufregung in Jerusalem. Überall sprach mvon Jesus von Nazareth. Er war in den Tempel gegangenhatte mit einer Peitsche die Händler und Geldwechsherausgetrieben.

Der H ohepriester Kaiphas, der Oberste im Volk, war szornig auf Jesus. Auch Hannas, sein Schwiegervater.

Aber nicht nur diese beiden Oberpriester, auch die Ästen des Volks haßtenJesus.Die Ältesten waren die Männer,die zum Obersten Rat des Volkes gehörten. Siebzig warenan der Zahl.

Die Oberpriester und die Ältesten sagten: »Was fädiesem Jesus ein? Wer ist der überhaupt, daß er so etwmachen darf?« Sie glaubten nicht an ihn.

Jetzt kam Jesus wieder in den Tempel. Da traten sie ientgegen. Sie fragten ihn: »Wer gibt dir das Recht, so etzu tun? Wer bist du überhaupt?«

Jesus blickte die zornerfüllten Männer an. Das waren zdie Obersten des Gottesvolkes; aber sie glaubten nicht anUnd schon dachten sie daran, wie sie ihn töten könnten

Jetzt, in dieser Stunde, wollte Jesus ihre Schuld aufdeck

Sie sollten sehen, daß sie schuldig würden vor G ott, wennihn nicht hörten und wenn sie ihn gar töten würden.Jesus tat das mit zwei Bildgeschichten, mit zwei Glei

nissen.

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Die beiden ungleichen Söhne

Jesus sprach:Es lebte einmal ein Mann, der zwei Söhne hatte. Drauße

vor der Stadt war der Weinberg des Mannes. Dort gab es viArbeit. Der Mann ging zu dem ersten seiner Söhne undsprach: »Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute in meinemWeinberg!« Der Sohn sprach: »Ja, Herr!« Der Vater dachte»Was ist das doch für ein guterSohn!Gehorsam ist er. >Herr!<hat er sogar zu mir gesagt!«

Aber dieser Sohn hatte nur schöne Worte gemacht. Inseinem Herzen dachte er anders. Und er ging nicht in deWeinberg, um dort zu arbeiten.

Der Vater aber ging zu dem anderen Sohn. Auch zu ihmsagte er: »Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute in meinemWeinberg!« Dieser Sohn aber machte ein mürrisches GesichUnd trotzig spracher: »Ichwill's nicht tun!« Sogar die Anrede»Vater« oder »Herr« ließ er weg.

Als der Vater aber gegangen war, tat es dem Sohn imHerzen leid. Es reute ihn. Er nahm die Hacke und ging zuArbeit in den Weinberg seines Vaters.

Wer hat den Willen des Vaters getan?

So fragte Jesus jetzt die Oberpriester und die Ältesten. D iAntwort war nicht schwer. Natürlich nicht der, der ja gesaghatte und dann doch ungehorsam war. D e r hat den Willedes Vaters getan, der zwar zuerst widerwillig war, aber dandoch gehorchte. So antworteten auch die Oberpriester undie Ältesten.

Wer tut unter den Söhnen Gottes den Willen Gottes?

Dann sprach Jesus: »Wie dieser Vater ungleiche Söhnehatte, so ist es auch bei Gott.

Wir alle sind seine Söhne und Töchter. Alle sollen Gottlieben.

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Die einen aber machen nur schöne W orte. Sie sagenGott, wir wollen tun, was du willst.< Aber dann tunsie es dochnicht!

Diesen Söhnen, die nur Worte machen, vergleiche

euch: Ihr seid ganz so wie der Sohn, der >ja< sagte unddoch nichtgehorchte!Die Zöllner und Dirnen aber, die ihrsoverachtet, die vergleiche ich mit dem anderen Sohn. Hanicht gehört, wie viele von ihnen zu G ott umgekehrt sinJohannes der Täufer predigte? Und wie viele auf mein hören?

Wahrlich ich sage euch: Die Zöllner und die Dir

kommen eher ins Reich Gottes als ihr. Johannes kam zuund lehrte euch den rechten W eg, und ihr glaubtet ihm nAber die Zöllner und die Dirnen glaubten an ihn. obwohl ihr das gesehen habt, habt ihr es doch nichgemacht wie sie. Das ist eure große Schuld vor Gottmacht nur schöne Worte vor ihm. Aber ihr tut nicht, wwill!«

Der Haß gegen Jesus wird größer

Da wurden die Oberpriester und die Ältesten sehr zoauf Jesus. »Unerhört, was Jesus da zu uns sagt! Uns,Führern des Gottesvolkes macht er solche Vorwürfe.

können uns das nicht mehr gefallenlassen.Er muß verschwin-den. W ir müssen einen Weg finden, um ihn zu verhaftenzu töten!«

Da erzählte ihnen Jesus noch einmal eine Bildgeschiein Gleichnis.

Die bösen WeingärtnerJesus sprach:Ein Mann hatte einen Weinberg. Zunächst pflanzte er

Weinstöcke ein. Dann baute er mit Feldsteinen einen Zum den Weinberg, damit die Reben gut geschützt warenden Tieren und den Menschen. Danach grub er zwei vie

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kige Löcher in den Felsen. Dort sollten einmal die Traubezerstampft werden, damites Weingibt. Das war die »Kelter«.Schließlich baute er mitten im Weinberg einen Turm. Vonihm aus konnte der Wächter den ganzen Weinberg überbliken und jeden Dieb sehen, der Weintrauben stehlen wollte

Lange arbeitete der Mann an seinem Weinberg. Er hattesich große Mühe gegeben.

Als er das alles getan hatte, rief er einige Männer zu sichdie keinen Weinberg hatten. Er sprach zu ihnen: »Ich muß ein anderes Land ziehen. Für längere Zeit. Meine Geschäfverlangen das. Darum möchte ich meinen W einberg an euc

verpachten. Ihr dürft den Weinberg bestellen und seineFrüchte ernten. Sie gehören euch. Doch mir müßt ihr eineTeil davon geben. Es ist ja mein Weinberg. Von zehnKörbchen mit Trauben sollen es jeweils zwei sein. Das ist d>Pacht< die ihr mir zahlen müßt!«

Die Männer waren einverstanden. Der Weinbergbesitzereichte ihnen seine rechte Hand hin. Sie schlugen ein. S

verpachtete der Mann den Weinberg. Dann zog er in einanderes Land.Der Weinberg brachte viel Frucht. Viele herrliche, süße

Trauben konnten die Pächter ernten.Auch der Weinbergbesitzer wußte, daß jetzt die Weinlese

war. Darum sandte er seine Knechte zu den Pächtern. Diessollten die vereinbarte Pacht holen: Von zehn Körben geern

teter Trauben gehörten zwei dem Besitzer. So war es ausgemacht.Aber die Pächter hielten sich nicht an den Vertrag. Einen

Knecht, der die Pacht holen wollte, schlugen sie. Einenanderen töteten sie gar in ihrem Zorn. Und nach einemdritten warfen sie mit Steinen, bis er tot war.

Der Weinbergbesitzer hörte das. Ein Knecht war ja ent-

kommen.Soll er die Pächter nicht sofort streng bestrafen? Verdienhätten sie es. Sie haben den vereinbarten Vertrag nichtgehalten und zwei Knechte des Herrn getötet!

Aber nicht so der Herr.Er hatte Geduld mit den Pächtern. Er dachte: »Es wird sie

vielleicht reuen, was sie da getan haben!« Darum sandte e

ein zweites Mal Knechte zu den Pächtern.146

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hinausgeführt und draußen vor der Stadt getötet. Viele ausdem Volk Gottes von damals hörten nicht auf ihn.

Wir sind heute das Volk Gottes. Hören w i r auf ihn?

Lernspruch: Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr,Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willentun meines Vaters im Himmel (Mt 7, 21).

Hermann Koch

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27.Treue und untreue Knechte(Mt 24, 42-51)

Vom Warten auf das Kommen Christi.

»Ja, ja«, sagte Petrus etwas mißmutig, »keine Sorge, Jesus!Wenn du auf die Erde wiederkommen wirst, dwerden wir schon bereit sein für dich! Jedenfalls ich« seine Augen funkelten richtig stolz und siegessicher - »wda sein wie der Pfennig! Auf mich kannst du dich verlas

Aber Jesus blickte ihn mit großer Sorge an. Und mit Stimm e, die voll von Liebe und auch voll von großem war, sagte er: »Petrus, du täuschst dich gewaltig! Wennkommen w erde, wird kaum ein einziger bereit sein. IchAngst, ob überhaupt einer bereit sein wird für mich. Wewiederkommen werde, da werden die Leute an nichts Bdenken - gerade wie Leute, die um 2 Uhr morgens tiefsicher schlafen. Wenn ich dann plötzlich in meiner Herkeit dasein werde, wenn jeder Mensch aufschreckt merkt, wie wichtig ich bin, dann wird es den meisten Lso gehen, wie wenn sie in der Nacht jäh auffahren, vom einer gleißenden Lampe geblendet, und eine Stimme h»Geld her - oder ich schieße!«

Ich bin der Heiland und kein Dieb, kein Räuber. Aviele, viele Menschen werden über mein unvermutetes Kmen so erschrocken sein, wie wenn ich ein Räuber wäremitten in der Nacht einbricht. Drum müßt ihr wach bleHellwach!»

So ähnlich muß es gewesen sein, als Jesus mit seiJüngern über sein Wiederkommen sprach. Ganz genau

sen wir es nicht. Aber wir wissen ganz genau die WorteJesus zu seinen Jüngern mit großem Ernst gesagt hat. DWorte sollen auch uns heute wichtig werden. Weil wir undas verlassen können, was Jesus gesagt hat.

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Nicht bereit!

Ein Gutsherr läßt seinen Großknecht rufen. D er tritt in diegroße Stube mit dem langen Tisch, an dem die Knechteimmer zu den Mahlzeiten zusammengerufen werden. Sonstist immer alles schon für die nächste Mahlzeit gerichtet: dieTeller vor jedem Platz, der große Brotkorb in der Mitte -hochaufgeschichtet die dicken, weißen Schnitten, - nebenjedem Teller ein Becher und oben und unten auf dem breitenTisch die großen Mostkrüge.

Heute sieht es anders aus. Auf dem Fußboden steht offendie große Reisetruhe, die hinten auf die Reisekutsche aufge-schnallt werden kann. Auf dem Tisch und auf den Bankleh-nen liegen verstreut Mäntel, Unterwäsche, Waschzeug,Hemden. Zwei Mägde tragen aus dem Schlafgemach desGutsherrn weitere Kleider. Der Herr sagt zum Großknecht:»Einen Augenblick!« - Dann zu den Mägden: »Ja, diesesGewand m uß mit. Wo ich jetzt hinfahre, könnte es kalt seinDa kann ich das Warme brauchen! Und jetzt legt alles in dieReisetruhe, sorgfältig, daß nichts zu sehr zerdrücktwird. Aufder langen Fahrt wird ohnehin alles arg zusammengerütteltwerden!« Dann wendet er sich wieder dem Großknecht zu:»Ich muß noch heute wegfahren! Es wird eine lange Reisewerden. So schnell werde ich nicht wieder heimkommen. Ichverlasse mich ganz aufSie,daß Sie alles hier in Schuß halten.Die Leute sollen wie üblich jeden Tag kräftiges Essen bekom-men. Wer arbeitet, soll auchessen!Und sorgen Sie dafür, daßdie Arbeit richtig eingeteiltwird. Keiner sollsich kaputtschaf-fen müssen. Wenn ich heimkomme, will ich alles in Ordnungantreffen. Ist das klar?«

Der Großknecht ist fast ein wenig beleidigt, daß ihn seinHerr so fragt. Schon lange hat er sich auf den Augenblickgefreut, daß er einmal im Haus bestimmen kann, was zumachen ist. Ab jetzt wird er der Chefsein!Seine Brust wirdrichtig weit vor Stolz. Und voll Überzeugung sagt er seinemHerrn: »Sie können sich auf mich verlassen. Ich werde dafürsorgen, daß alles läuft, wie wenn Sie persönlich da wären. Esgeht alles klar!«

Eine Stunde später ist die Reisekutsche abgefahren. Die

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Mägde haben ihrem Herrn noch lange nachgewunken,endlich die von Pferden gezogene Kutsche hinter der letWegbiegung verschwunden war und nur noch eine Stawolke deutlich machte, daß da ein Wagen entlanggefahwar.

Aber schon sagt der Großknecht mit barscher Stim»Fürs Winken werdet ihr nichtbezahlt! Auf, ihr Gänse, an dieArbeit! Der Tisch muß gedeckt werden. In einer halStunde muß das Abendessen auf dem Tisch stehen. Tem

Solch einen Ton sind die Mägde nicht gewöhnt. Sie seeinander geschwind mit großen Augen an. Was ist dennfür ein neuer Stil? Aber schon fährt der Großknecht daschen: »Also, das gibt's bei mir nicht! Zublinzeln - dasgerade noch gefehlt! Ich werde hier ganz andere Saaufziehen. Wenn's euch nicht paßt, könnt ihr ja gehSofort!« Die Mägde eilen ins Haus wie zwei Wiesel. Abehaben Tränen in den Augen. Das kann ja nicht gut geh

Es geht auch nicht gut. Schon beim Abendessen m erkealle im Haus. »Weg da!«, brüllt der Großknecht die beialten Knechte an, die rechts und links oben am Abendbtisch sitzen. Mit seinem ganzen Gewicht wirft er sich inSessel des Gutsherrn, daß der in allen Fugen kracht. Dschreit er seinen beiden Busenfreunden unter den Kneczu: »Ab heute sitzt ihr beide oben, rechts und links von Und ihr Gänse« - so faucht er wieder die Mägde an -, füllt die Krüge ab heute abend mit dem besten Wein, ausFaß mit dem Festwein - aber nur für uns drei, - die andkriegen Wasser. Für Ochsen reicht Wasser!« Über seieigenen »Witz« lacht er prustend aus vollem Hals. Derhebt er sich; die Knechte am Tisch ducken sich richzusammen vor Angst, weil sie wissen: Jetzt kommt nächste Blitz! Er kommt auch. Der Großknecht hält eRede: »Also:alles malherhören!Der Chef ist weg. Weit weg.Und wenn ihr euch die Finger nach ihm schlecken werderasch kommt er nicht wieder zurück. Bis dahin bestimmewas los ist.« Dann faßt er den großen Becher des Hausheden die Mägde inzwischen mit dem besten Wein gefhaben, hebt ihn in die Höhe und röhrt siegestrunken: »PWohl bekomm's!«

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Das ist nur der Anfang. Es kommt furchtbar. Mit seinemOchsenziemer prügelt er, der meist betrunken ist, dieKnechte. Jeder Knecht zuckt vor Angst zusammen, wenn eden Großknecht schon von weitem kommen sieht. Jederdenkt: Was haben die drei Spießgesellen, die oben in derguten Stube des Hausherrn eigentlich Tag und Nacht miteinander saufen und grölen, wieder ausgeheckt? Welche gemeinen Arbeiten haben sie uns wieder zugedacht? Alle denkenWenn doch nur bald unser guter Herr wiederkäme. Dannwürde alles wieder gut!

Bloß der Großknecht und seine beiden Kumpane denkennicht so. Bei ihnen heißt es: »Der Herr kann uns gestohlenbleiben. Von uns aus kann er noch jahrelang fortbleiben!«

Aber nach drei Wochen - völlig unverhofft, mitten in derNacht - fährt die Reisekutsche vor. Die Knechte auf ihremStrohlager hören es alle. Sie konnten nicht einschlafen. Zwevon ihnen haben wundgepeitschte Rücken und stöhnen vorsich hin. Den anderen knurrt der Magen, so daß sie keinenSchlaf finden können; denn das gute Abendessen am gemeinsamen Tisch war schon am zweiten Tag abgeschafft wordenDie einzigen, die nichts merken, sind die drei Säufer - derGroßknecht und seine Kumpane. Sie merken es nicht einmalals die Tür in der Stube aufgeht und der Herr eintritt. Siehatten alle gerade über einen dreckigen Witz lautschallendgelacht. Aber mitten im gellenden Lachen wird der Groß-knecht schreckensbleich. Seine Augäpfel treten weit aus denHöhlen . Jetzt merken es auch die beiden Kumpels. Der Herrist da! Unvermutet! Alles ist aus. Nichts kann mehr vertuschwerden! Sie wollen rufen: »Erbarmen! Es tut uns leid!« Abervor Schrecken bringen sie keinen Ton mehr heraus.

Als am nächsten Morgen die Schar der Knechte und Mägdewie einst um den reichgedeckten Tisch versammelt ist, da istin den Augen aller ein Strahlen, glücklicher als am Weih-nachtsabend: Wie gut, daß unser Herr endlich wieder da istund alles in Ordnungbringt! Aber drei Plätze sind leer. Nochin der Nacht hatte der H err den untreuen Knecht mit seinenbeiden Kumpanen in das Dunkel hinausgejagt. Die Mägdeerzählen, die drei hätten mit den Zähnen geklappert wie

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Menschen, die in Todesschrecken den Mund nicht mzusammenbekommen. Und geheult hätten sie, - geschluwie kleine Kinder, denen die Mutter gestorben ist.

Bereit!Noch eine Geschichte erzählt Jesus. Sie fängt genaus

wie die Geschichte, die wir eben gehört haben. Aber sieganz anders weiter: Auch hier muß der Herr für lange wegfahren und beauftragt den Großknecht, ihn zu vertreAber das ist ein Großknecht, der immer nur einen Gedahat: Was hätte mein Herr jetzt an meiner Stelle getan?!Mägde und Knechte sind voll Lob: »Das läuft ja alles ebenso, wie wenn unser Herr persönlich da wäre!« Vreichgedeckten Tisch gehen sie Tag um Tag gesättigtweg.Beider Arbeit wird keiner überfordert. Die Fleißigen wergelobt, die Müden ermuntert. Wenn ein Knecht mit seArbeit nicht recht zu Rande kommt, packt der Großknhilfreich zu: »Komm, wir kriegen das gemeinsam hin!« wenn der Großknecht sich morgens nach dem Frühstüceiner kleinen Rede erhebt, um die Arbeiten des Taeinzuteilen, dann sagt er jeden Tag am Schluß seiner kleAnsprache: »Wir wollen alle heute so arbeiten, daß uHerr sich freuen könnte, auch wenn er plötzlich heute sheimkäme!« Als eines Tages - unverhofft früh - die vertrReisekutsche in die Allee einbiegt, die zum Gutshof führreißen die Knechte auf den Feldern die Arme hoch Fußballspieler nach dem Sieg: »Er kommt!« Als der Gknecht mit strahlenden Augen den Schlag an der Kutaufreißt, um seinen Herrn zu grüßen, auf den er jeden gewartet hat, da legt ihm sein Herr die Hand auf die Schin großem Vertrauen. Und er sagt: »Du treuer Knecht!

dich ist Verlaß. Ab heute bist du nicht mehr bloß Grknecht. Ich mache dich zum Verwalter über alle meine GBei dir ist alles gut aufgehoben.«

So erzählte Jesus. Zwei Beispielgeschichten, die er segeprägt hat. Damit wir begreifen, wie das aussehen könwenn Jesussagt: »Seidbereit! Dennich werdezu einer Stunde

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wiederkommen, da ihr's nicht meinet!« - Wir wollen es unsvornehmen, daß wir Menschen werden, die bereit sind, wennJesus wiederkommen wird, und die sich dann sagenhaftfreuen können.

Lernspruch: Darum wachet, denn ihr wisset nicht, welchenTag euer Herr kommen wird (Mt 24, 42).

Rolf Scheffbuch

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28.Der unfruchtbare Feigenbaum(Lk 13, 1-9)

Warum darf ich weiterleben?

Warum mußten andere sterben?

Wie viele Jahre durften wir nun schon leben und erlebDie einen acht Jahre, andere achtzehn Jahre und manGroßeltern achtzig Jahre .Die Bibel sagt in Psalm90:»UnserLeben dauert 70 Jahre und wenn's hoch kommt, dann s80 Jahre.« A ber ihr habt sicher schon die Erfahrung gemdaß keineswegs alle Menschen 70 Jahre alt werden. M anMensch wurde keine achtzehn, ja nicht einmal acht JahrVielleicht kennt ihr solch einen Fall. Wenn wir von seinem Todesfall hören, dann kommen uns allerlei bitFragen: Warum mußte denn dieser Mensch so jung sterWarum durfte er nicht weiterleben? Wenigstens noch einoder zehn Jahre oder fünfzig Jahre.

Mit derartigen Fragen kamen eines Tages die LeuteJesus.Da waren nämlich schreckliche Dinge passiert. AGaliläa war eine Schar von Männern zum Tempel in Jerlem gekommen. Sie waren eben dabei, fromm und friedein Lamm zu opfern. Aber die Soldaten des Pilatus hiediese Männner für eine böse Bande, fielen über sie herermordeten diese Galiläer mitten im OpfergottesdieWarum mußten denn diese frommen Männer so sterbUnd kürzlich war ein hoher Turm bei dem Teich Sileingestürzt und hatte achtzehn Leute, die zufällig dort wunter sich begraben. Warum hat es gerade die getroffWarum mußten sie so plötzlich sterben? Auf diese Frafinden Menschen keine Antwort. Deshalb ist es gut, damit solchen Fragen zu Jesus kommen, auch wenn die Awort, die Jesus gibt, für sie überraschend und hart kliJesus sagt: »Ihr fragt: Warum durfte dieser und jener Menicht weiterleben? Ihr solltet statt dessen fragen: Wa

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dürfen wir weiterleben?«Warum darf ich weiterleben? Aufdiese ernste Fragewill uns Jesus die Antwort geben mit seinerGeschichte von einem Feigenbaum.

Daß ich weiterlebe, habe ich nicht verdient

Ein Bauer hatte in seinem sonnigen Weinberg auch einenFeigenbaum gepflanzt. Ein Feigenbaum ist keine Zier-pflanze, bei der man schon zufrieden ist, wenn sie schöneBlätter und Blüten treibt. Ein Feigenbaum wird dazugepflanzt, daß er Früchte ansetzt, so daß man schließlich süßeFeigen von dem Baum ernten kann. Als es Erntezeit war,kam deshalb der Bauer mit einem Korb zu dem Feigenbaum.Er lief um den Baum herum und suchte Früchte, aber er fandkeine. Er mußte mit leerem Korb nach Hause gehen. ZurErntezeit des nächsten Jahres kam der Weinbergbesitzerwieder zu seinem Feigenbaum, suchte nach Feigen und fandkeine. So hoffte er auf den nächsten Herbst. Aber auch dablieb der Korb leer. Da rief er den Gärtner des Weinbergs zusich und sagte: »Da sieh her! Jetzt bin ich in drei Jahren zurErntezeit hergekommen und habe Früchte gesucht auf die-sem Feigenbaum, aber ich finde keine. Hacke den Baum ab!Wozu steht er unnütz auf dem Land?« Hat der Herr nichtrecht? Solch ein unnützer, unfruchtbarer Feigenbaum hat esnicht verdient, daß man ihn weiter stehen läßt, daß man ihnweiterleben läßt.

Damit stellt Jesus die Frage an dich: Gleichst du nicht auchdiesem unfruchtbaren Feigenbaum? Hat Gott bei dir all dieJahre das gefunden,was er von dir erwartet hat? Was Gott beiuns Christen sucht, das nennt der Apostel Paulus »Früchtedes Heiligen Geistes«. Dazu gehören Nächstenliebe, Fröh-lichkeit, Zufriedenheit, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit,Glaube, Gewaltlosigkeit, Reinheit. Nun überlege, ob derHerr all das bei dir gefunden hat? Wenn nicht, dann gilt docheigentlichdas vernichtende Urteil über den nutzlosen Feigen-baum auchdir! Dann mußt du erkennen und bekennen: Daßich weiterlebe, habe ich nicht verdient. Ja, so ist es auch beimir. Warum darf ich trotzdem weiterleben, obwohl ich vor

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Gott kein Recht dazu habe? Das sagt uns Jesus mitFortsetzung seiner Feigenbaumgeschichte.

Daß ich weiterlebe, habe ich Jesus zu verdanken

Jesus erzählte: »Nachdem der Herr des Weinbergs vernichtendes Urteil über den unfruchtbaren Feigenbgesprochen ha tte , bat der Weingärtner: >Herr, bitte, laauch noch dieses Jahr stehen.<« Wieso ist wohl der Gädafür eingetreten, daß dieser Feigenbaum nicht abgehwird? Er hat sicher in den vergangenen Jahren schonviel Zeitund M ühe an die Pflege dieses Baumes gewandt. Dadurcer diese Pflanze geradezu liebgewonnen, wie manche Hfrau ihre Zimmerpflanzen liebgewinnt. Deshalb wollte Hoffnung nicht aufgeben, daß doch noch etwas RechtesNützliches aus dem Baume wird.

Solch ein G ärtner ist Jesus. Er hat schonso viel Schweiß fürdich geopfert, ja noch m ehr: er hat sein Blut für dich geoDa tätees ihm sehrleid, wenn du dennoch dem GerichtsurteGottes verfallen und verderben müßtest. Deshalb tritt Jvor Gottes Richterstuhl nicht gegen dich, sondern für auf. Er ist dein Fürsprecher, der für dich bittet bis zu dStunde - und deshalb lebst du bis zu dieser Stunde. Daweiterlebe, habe ich also Jesus zu verdanken. Er hat beifür mich eine weitere Frist, eine Bewährungsfrist, eine denfrist erbeten. Müssen wir nun Angst haben, daß dFrist erfolglos abläuft, oder dürfen wir hoffen?

Daß ich weiterlebe, kann ich durch Jesus hoffen

Ich kann hoffen, daß ich weiterlebe in dieser oder inhimmlischen Welt. Denn Jesus will alles tun, um michdem Verderben zu retten. So wie der Weingärtner Baumfreund, von dem Jesus weitererzählt, er habe Herrn des Weinbergs versprochen: »Ich will um den Febaum herum den Boden gut bearbeiten und ihn gut dünVielleicht wird er dann doch noch Früchte bringen; w

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nicht, dann kannst du ihn abhacken.« Die einzige und letztHoffnung für den Feigenbaum ist also die Fürsorge undPflege des Gärtners. Und dieser will dafür sorgen, daß derBaum Früchte trägt, und daß er dann nicht abgehackt wird

So will Jesus mit Liebe und Eifer dafür sorgen, daß Gottauch an unserem Lebensbaum die guten Früchte findet, die evon uns erwartet. Das ist unsere R ettung. Deshalb laß es digefallen, wenn Jesus den harten Boden deines Herzensbearbeitet durch Freud und Leid. Und sei froh und dankbarwenn Jesus durch seine Worte, durch Bibelgeschichten, derPflanze deines Glaubens die Stärkungsmittel und Düngemittel gibt, die du brauchst, um Glaubensfrüchte bringen zukönnen. Diese Fürsorge des Herrn Jesus gibt dir dieHoff-nung, daß deine Gnadenzeit noch lange nicht vorüber ist -nicht einmal dann, wenn dein Leben vorüber ist. Denn Jesuwill, daß wir dann weiterleben bei ihm. »Ich will«, so sagte ezu Gott, »ich will, daß da, wo ich bin, auch die bei mir sinddie zu mir gehören.« Dieser letzte Wunsch des Heilands istmeine letzte Hoffnung, daß ich weiterleben darf bis inEwigkeit bei ihm.

Lernspruch: Wir haben einen Fürsprecher bei dem Vater(1 Joh 2, 1).

Robert Simen

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Bibelstellenverzeichnis(Die mit * gekennzeichneten Bibelstellen beziehen sich auf Lernsprüche)

Erzählung/Seite

Psalmen* 62,11* 86,15* 103,8.10* 139,1.23.24

Micha6,8

Matthäus* 5,7* 6,217,2112,1-1413,24-30, 36-4313,44-46

15,21-2818,21-3519,16-2619,27-30;20,l-1621,28-41

* 24,4224,42-51

Markus2,23-28;3,l-6* 10,14

10,13-1610,17-27

Lukas5,1-11* 5,10* 5,31.325,27-326,1-116,12-167,36-5010,25-3710,38-42* 10,4211,1-13* 11,912,13-21* 12,32

Fällt euch Reichtum zu . . . (1956/64)Du aber, Herr Gott . . . (1912, 1956/64)Barmherzig und gnädig . . . (1912, 1956/64)O Herr, du kennst mich . . .

Es ist dir gesagt, Mensch . . . (1912, 1956/64)

Selig sind die Barmherzigen . . .W o euer Schatz i s t . . . (1912, 1956/64)Es werden nicht alle . . . (1912, 1956/64)Jesus und der SabbatDas Gleichnis vom Unkraut unter dem WeizenDie Gleichnisse vom Schatz im Acker und von derköstlichen PerleDer Glaube der HeidinDas Gleichnis vom großen SchuldnerDer reiche JünglingDas Gleichnis von den Arbeitern im WeinbergDas Gleichnis von den ungleichen Söhnen und denbösen WeingärtnernDarum wachet . . . (1956/64)Treue und untreue Knechte

Jesus und der SabbatLasset die Kinder zu mir kommen . . . (1956/64)

Jesus, Freund der KinderDer reiche Jüngling

Der Fischzug des PetrusFürchte dich nicht . . . (Thimme 1949)Die Gesunden bedürfen . . .(1912,1956/64)Levis BerufungJesus und der SabbatLevis BerufungJesu Salbung durch die SünderinDer barmherzige SamariterJesus in BethanienEins aber ist n o t . . . (1912, 1956/64)Jesus lehrt uns betenBittet, so wird euch gegeben . . . (1912, 1956/64)Der reiche KornbauerFürchte dich nicht, du kleine Herde . . . (1956/64)

11241625

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2122265

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13,1-915,1-10

* 15,1015,11-3216,19-3118,1-818,9-14* 18,1319,1-10* 19,1019,11-2821,1-4

Johannes1,29-51* 3,30* 3,364,1-42* 7,37

Römer* 12,12

2 . Korinther* 5,10* 9,6.7

Epheser* 4,32

Philipper3,7

1 . Johannes* 2,1* 4,10

Jakobus* 4,17

Der unfruchtbare FeigenbaumDie Gleichnisse vom verlorenen Schaf und vomverlorenen GroschenJesus sagt: Es wird Freude sein . . .Das Gleichnis von der Güte des VatersDer reiche Mann und der arme LazarusDas Gleichnis von der bittenden WitweDer Pharisäer und der ZöllnerGott, sei mir Sünder gnädig . . . (1912,1956/64)ZachäusDes Menschen Sohn ist gekommen . . . (1956/64)Das Gleichnis von den anvertrauten PfundenDas Scherflein der Witwe

Die ersten JüngerEr muß wachsen . . . (1956/64)Wer an den Sohn glaubt . . .Jesus und die SamariterinWen da dürstet. . . (1912, 1956/64)

Seid fröhlich in Hoffnung . . . (1912, 1956/64)

E t z ä h l u n g l S e i t e

28i

151516122318

) 1814

0 142513

11

1944

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11896

1007580

12870

922

1032934

7 47

Wir müssen alle offenbar werden . . . (1912, 1956/64) 17 95Wer kärglich sät . . . 13 74

Seid aber miteinander freundlich . . . (1956/64) 20 107

Ab er, was mir Gewinn war . . . 19 101

Wir haben einen Fürsprecher . . .Darin steht die Liebe . . . (1912, 1956/64)

Wer Gutes zu tun weiß

28 1586 42

5 38

EK G 247,2 Es ist ja , Herr . . . 12 69

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