28
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA BZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann, MPH Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Vortrag im Rahmen 11. Nationalen Gesundheitsförderungskonferenz am 15. Januar 2009 in Pfäffikon, Schweiz

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention

Dr. Frank Lehmann, MPH Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Vortrag im Rahmen 11. Nationalen Gesundheitsförderungskonferenz am 15. Januar 2009 in Pfäffikon, Schweiz

Page 2: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Gliederung

I. Analyse - Ausgangslage und strategischer Ansatz in Deutschland

II. Interventionen - Good Practice als Kern des Netzwerkansatzes

III. Internationale Vernetzung

Page 3: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

I. Analyse – Ausgangslage und strategischer Ansatz in

Deutschland

Page 4: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

70

81

77

85

57

71

61

71

50

55

60

65

70

75

80

85

90

95

100

LebenserwartungMänner

LebenserwartungFrauen

Lebenserwartung i.g.G.Männer

Lebenserwartung i.g.G.Frauen

0-60% Netto Äquivalenzeinkommen

> 150% Netto Äquivalenzeinkommen

Lebenserwartung und Lebenserwartung in guter Gesundheit (i.g.G.)in Deutschland (Auswertung SOEP 1995 – 2005, N=32.500)

Jahre

Quelle: Lampert et al. (2007)

Page 5: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

39%

33%

22%

28%

20%

16%

34%

23%

13%15%

7%

4%

9%

4%2%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

Rauchen

Sportl. Inaktivität

Fernsehen/Video>3h/Tag

Adipositas

Psychische Auffälligkeiten (Selbsturteil)

Niedrig

Mittel

Hoch

Ergebnisse des Kinder- und Jugendsurvey (KiGGS) 2003 -2006Mädchen 11 - 17 Jährige (außer Rauchen: 14 – 17 Jährige)

siehe u.a. Bundesgesundheitsblatt Mai/Juni 2007

Page 6: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

36%

30%

26%

10% 10%9%

32%

21%

12%11%

7%5%

9%

6%

2%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

Rauchen

Sportl. Inaktivität

Fernsehen/Video>3h/TagAdipositas

Psychische Auffälligkeiten (Selbsturteil)

Niedrig

Mittel

Hoch

Ergebnisse des Kinder- und Jugendsurvey (KiGGS) 2003 -2006Jungen 11 - 17 Jährige (außer Rauchen: 14 – 17 Jährige)

siehe u.a. Bundesgesundheitsblatt Mai/Juni 2007

Page 7: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgARaucheranteil nach Schultyp

Jugendliche in der Sekundarstufe I, 2001 bis 2008

22,8

25,3

21,2

18,3

21,320,7

14,4

16,9

22,718,8

23,424,9

15,0

20,4

23,8

9,6

19,9

28,7

4,3

7,4

11,1

15,114,1

18,8

0

5

10

15

20

25

30

35

40

Jahr

Pro

zen

t

Hauptschule

Realschule

Gesamtschule

Gymnasium

Quelle: BZgA – „Die Drogenaffinität Jugendlicher in Deutschland“ (2001, 2004, 2008)BZgA – „rauchfrei, Förderung des Nichtrauchens bei Jugendlichen“ (2003, 2005, 2007)

Page 8: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

The main determinants of health

Page 9: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Bevölkerungsgruppen mit besonders großem

Interventionsbedarf (BZgA 2003)

• Personen mit sehr niedrigem Einkommen (z. B. Sozialempfänger),

• Personen mit sehr niedrigem beruflichen Status (z. B. ungelernte Arbeiter),

• Personen mit sehr niedriger Schulbildung (z. B. Personen ohne qualifizierten

Hauptschulabschluss),

• Personen, die in sozial benachteiligten Gebieten wohnen,

• Langzeitarbeitslose,

• Alleinerziehende,

Page 10: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Fortsetzung Bevölkerungsgruppen

• Erwachsene und Kinder in kinderreichen Familien,

• Migrantinnen/Migranten mit schlechten Deutschkenntnissen,

• Aussiedlerinnen/Aussiedler mit schlechten Deutschkenntnissen,

• Asylbewerber/innen, „Illegale“, Prostituierte, Strafgefangene,

Wohnungslose

Anzahl: z. B. 5,1 Mio. Männer (12,6%) und 6 Mio. Frauen (14,4%) mit

Armutsrisiko (60% Median/Äquivalenzeinkommen)

2005 Quelle: 2-Armuts-Reichtumsbericht der Bundesregierung

Page 11: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Netzwerkansatz der BZgA (Kooperationsvereinbarung mit 52 Organisationen)

Bundesebene: BZgA, Krankenkassen und Wohlfahrt (Caritas, Diakonie, Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz), Deutscher Städtetag, Ärzteverbände, wiss. Institute

Länderebene: Alle Landesvereinigungen für Gesundheit, mehrere Länderministerien und Krankenkassen → Regionale Knoten=Netzwerke auf Länderebene

Kommunen: ca. 1700 qualifizierte Projekte auf kommunaler Ebene eingestellt auf www.gesundheitliche-chancengleichheit.de

Page 12: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

II. Interventionen – Good Practice als Kern des Netzwerkansatzes

Page 13: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Good Practice als Kern der Netzwerkstrategie

1. deduktiver Ansatz:

z.B. den Gesundheitsförderungsansatz der WHO verankern

2. induktiver Ansatz:

aus bestehenden Projekten und Regelangeboten lernen, was wirksam ist gute Beispiele stärken und verbreiten: Good Practice

(SVR-Gutachten 2007)

Page 14: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Theoretische Fundierung der Good Practice Kriterien „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“Beratender Arbeitskreis des Kooperationsverbundes (2005)

• Forschungsstand Gesundheitsförderung

• (z.B. IUHPE (1999), Mielck (2000), Mackenbach, Bakker (2002), Helmert (2003))

• Erreichbarkeit sozial Benachteiligter

Good Practice Kriterien „Soziale Stadt“ (DIFU 2002)

• Bestätigung SVR-Gutachten 2007

Quelle: BZgA 2006

Page 15: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

12 Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten (konsentiert im beratenden Arbeitskreis des Kooperationsverbundes) Teil 1

1. klarer Zielbezug (Gesundheitsförderung, Prävention)

2. Zielgruppe (sozial Benachteiligte/präzise eingegrenzt)

3. Innovation und Nachhaltigkeit

4. Multiplikatorenkonzept

5. niedrigschwellige Arbeitsweise

6. Partizipation der Zielgruppe

Page 16: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

7. Empowerment

8. Setting – Ansatz

9. Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung

10. Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung

11. Dokumentation/Evaluation

12. Kosten - Nutzen - Relation

12 Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten (konsentiert im beratenden Arbeitskreis des Kooperationsverbundes) Teil 2

Page 17: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

1. Vorschlag von Good Practice1. Vorschlag von Good Practice

2. Angebotsprofiling mit Checkliste2. Angebotsprofiling mit Checkliste

3. Bestätigung und Vertiefung mit Vertiefungsfragebogen

3. Bestätigung und Vertiefung mit Vertiefungsfragebogen

4. Validierung der Ergebnisse auf Knoten-ebene durch 'Peer-Review'-Verfahren

4. Validierung der Ergebnisse auf Knoten-ebene durch 'Peer-Review'-Verfahren

5. Bestätigung der Ergebnisse durch den beratenden Arbeitskreis

5. Bestätigung der Ergebnisse durch den beratenden Arbeitskreis

6. Veröffentlichung und Eintrag in Good Practice-Datenbank

6. Veröffentlichung und Eintrag in Good Practice-Datenbank

Strukturiertes Auswahlverfahren für Good Practice

Page 18: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

und in der “Gelben Reihe” der BZgA 3. erweiterte Neuauflage 2007

Über 80 Good Practice Angebote

Publikation aufwww.gesundheitliche-chancengleichheit.de

Page 19: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Erster Transfererfolg

• Good Practice Projekt „Schutzengel“ (u.a. aufsuchende Hebammenhilfe) wurde in den Kinder- und Jugendaktionsplan des Landes Schleswig-Holstein aufgenommen

• Empfohlen und gefördert in allen Landkreisen und kreisfreien Städten des Landes Schleswig-Holstein

Page 20: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Sozialräumlicher Ansatz

Kooperation mit dem Bund-Länder Programm „Soziale Stadt“ (498 Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf)

Regionale Konferenzen in allen Bundesländern

(über regionale Knoten)

Tool-Box

(Hinweise für Quartiersmanager/-innen zur Gesundheitsförderung im Quartier)

Page 21: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Zielgruppengerechte Maßnahmen in Lebenswelten

Lebensumfeld und Lebensweisen (z.B. Lesegewohnheiten) sozial Benachteiligter werden besonders berücksichtigt

• Jugendaktion GUT DRAUF

• Primäre Suchtprävention „Kinder stark machen“

• Aufbau von Lebensperspektiven „Komm auf Tour“

• Steigerung der Früherkennungsuntersuchungen „Ich geh‘ zur U! Und Du?“

Page 22: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Nationales Zentrum Frühe Hilfen

Page 23: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

III. Internationale Vernetzung

Page 24: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Nationale und Europäische Aktivitäten verbinden

Europa LänderebeneBundesebene

EU Projekte „Closing the Gap“

und„Determine“

Regionale Knoten inallen 16 Bundesländern

Nationaler Kooperationsverbund

“Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten”

Europäische Datenbankwww.health-

inequalities.eu

Nationale Datenbank www.gesundheitliche-chancengleichheit.de

Länder – Plattformen in der nationalen Datenbank

Page 25: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Berücksichtigung internationaler Aktivitäten

Bericht der WHO Commission on Social Determinants of Health

• Verbesserung der alltäglichen Lebensumstände

• Bekämpfung der ungerechten Verteilung von Macht, Geld und Ressourcen

• Messen und Verstehen des Problems sowie Bewertung des Einflusses von Maßnahmen (Anforderungen an die Wissenschaft)

Page 26: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

• Fokussierung auf gesundheitliche Chancengleichheit

• Mittel werden verstärkt eingesetzt

• Capacity – Building

• Strukturaufbau (Regionale Knoten)

• Internationale Vernetzung www.health-inequalities.eu

Good Practice und Netzwerkansatz – bisherige Erfolge

Page 27: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Die nächsten Schritte

• Aufbau einer Interventionsberichterstattung

• Festlegung von gradientenbezogenen Gesundheitszielen

• Initiierung einer ressortübergreifenden Zusammenarbeit

Page 28: Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgA Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten – von der Analyse zur Intervention Dr. Frank Lehmann,

Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungBZgABZgA

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !

www.BZgA.de