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Liebe Kursleiterinnen und Kursleiter, liebe Lehrerinnen und Lehrer,
uns ist es wichtig, es Ihnen so einfach wie möglich zu machen, Deutsch perfekt als aktuelles Medium in Ihrem Unterricht einsetzen zu können. Zu jeder Ausgabe Ihres
Sprachmagazins bieten wir Ihnen deswegen das kostenlose Deutsch perfekt im Unterricht
an. Es soll Ihnen die Unterrichtsvorbereitung er leichtern und interessante Anregungen für Ihre
Berufspraxis geben. Mit Deutsch perfekt bedienen wir unterschiedliche Zielgruppen: Lerner
mit A2Kenntnissen ebenso wie Fortgeschrittene auf B2 oder gar C1. Erwachsene Lerner, aber
auch Schüler, für die wir die Heftbeilage deins! entwickelt haben. Und natürlich:
DaF und DaZProfis wie Sie, die Deutsch perfekt deshalb auch problemlos in den unterschiedlichsten Gruppen einsetzen können. In dieser Sonderausgabe von Deutsch perfekt im Unterricht präsentieren wir Ihnen einen
Querschnitt unseres Schaffens. Probieren Sie es aus – ich wünsche Ihnen viel Freude damit!
Übungen und Ideen für den DaF-Unterricht
auf Stufe A2 des GER auf den Stufen B2 bis C2 des GERauf Stufe B1 des GER
GER = Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen
MINUTEN AKTIVITÄTEN ZUM TEXT SEITE
80 Grammatik: Negation Anders einkaufen 3/2015
30 - 32
60 Sprechen: Flirten
Liebe gesucht 3/2015
34 - 38
45 - 60 Grammatik: Perfekt; Schreiben:
den eigenen Tagesablauf beschreiben
Wasser, Wind und
die Welt
deins!
5/2015
80 - 90 Lesen, Wortschatz: Reiten
Glück auf vier
Beinen
deins!
8/2015
60 - 75 Sprechen: Musiker Deutsch-Boom in
den Charts
9/2015
60 - 64
60 - 75 Wortschatz, Schreiben: Erfindungen Autoreifen aus
Pflanzen
10/2015
28 - 32
mit Kopiervorlage(n)
Hausaufgabe
TN = Teilnehmer S = Schüler
H
© 2016 Spotlight Verlag, auch für alle genannten Mitarbeiter
Deutsch perfekt im Unterricht ist ein kostenloser Service für Deutsch-perfekt-Abonnenten in Lehrberufen.
Deutsch perfekt erhalten Sie im Sammelbezug für Ihre Kursteilnehmer mit einem besonders attraktiven Mengenrabatt. Informationen: Spotlight Verlag GmbH, Abteilung Schulmedien Postfach 1565, 82144 Planegg/Deutschland Tel. + 49 (0) 89/8 56 81 - 150 Fax: + 49 (0) 89/8 56 81 - 159 E-Mail: [email protected]
Jörg Walser Chefredakteur
www.deutsch-perfekt.com
�Deutsch perfekt im Unterricht erscheint monatlich und bezieht sich auf die jeweils aktuelle Ausgabe von Deutsch perfekt.
herausgeber und verlagsleiter dr. wolfgang stockchefredakteur jörg walserautor dr. martin fischerredaktion barbara duckstein (in elternzeit), katharina heydenreich, claudia may (in elternzeit), cornelia osterbrauck, judith rothenbusch (bildredaktion), janina schalkhausser, anna schmid, sabine weiserredaktionelle mitarbeit anne wichmanngestaltung georg lechner anzeigenleitung axel zettlerfotos blende 11 fotografen (s. 1); jendrik Schröder (S. 2); kus-projekt (s. 5); istock/thinkstock (s. 6)druck rotaplan, 93057 regensburg
H
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H
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SPEZIAL
Anders einkaufenGrammatik: Negation
Niveau: B1 Minuten: 80Material: Text „Kommt nicht in die Tüte”, Kopiervorlage (unten)
> Fragen Sie zur Vorentlastung: „Kann man Reis, Nudeln oder Milch ohne Verpackung verkaufen?“
Erstellen Sie aus den Antworten der TN ein Tafelbild: Produkte, die man gut ohne Verpackung
verkaufen bzw. kaufen könnte, und andere, bei denen es nicht möglich ist.
> Die TN lesen den Text still und vergleichen den Inhalt im Anschluss mit ihren Vermutungen. An
welche Probleme hatten sie vielleicht gar nicht gedacht? Würden sie auch gern in diesem Laden
einkaufen oder nicht?
> Wiederholen Sie mit den TN die Negation mit „nicht“ und „kein“. Sammeln Sie Beispiele an der
Tafel. (Mit „nicht“ kann man Sätze oder Satzteile verneinen. Es steht dabei möglichst weit am
Satzende. Mit „kein/keine“ negiert man ein Nomen.)
> Erinnern Sie auch an andere Möglichkeiten der Negation mit „ohne“ oder mit der Vorsilbe „un-“,
und sammeln Sie Beispiele an der Tafel. Teilen Sie dann die Kopiervorlage aus, und lassen Sie die
TN die Aufgabe 1 lösen.
> Bitten Sie die TN, den Text „Anders einkaufen“ noch einmal aufmerksam zu lesen und Sätze mit
verschiedenen Formen der Negation herauszusuchen. Die TN können dabei allein, in Paaren oder
Gruppen arbeiten. Vergleichen Sie das Ergebnis der Suche mit allen gemeinsam und kommentie-
ren Sie die verschiedenen Möglichkeiten, etwas zu negieren.
> Hausaufgabe: Die TN lösen Aufgabe 2 der Kopiervorlage und überprüfen damit, ob sie das Prinzip
verstanden haben. In der nächsten Stunde Kontrolle im Plenum.Übungen zum Einkaufswortschatz fin-den Sie in Deutsch perfekt 3/2015 auf Seite 39, Hörtexte und Übungen auf Deutsch perfekt Audio 3/2015, Track 12, 17 - 19.
Lösung: 1. 1. e; 2. a; 3. c; 4. b; 5. d
2. 1. keine; 2. nicht; 3. nicht; 4. nicht; 5. keine; 6. nicht; 7. nicht; 8. kein
Kopiervorlage
Anders einkaufen
1. Verbinden Sie: Welche Ausdrücke bedeuten das Gleiche?
1. unverpackt
2. nicht sehr groß
3. nicht einmal zwei Tage
4. nicht alle
5. nicht sofort
a) klein
b) nur manche
c) weniger als zwei Tage
d) mit der Zeit
e) nicht verpackt
2. Ergänzen Sie: „nicht“ oder „kein/keine“?
Im Supermarkt „original unverpackt“ in Berlin gibt es fast ______________ (1) Verpackungen.
Das Angebot ist ______________ (2) sehr groß, weil manche Waren ______________ (3) ohne Verpackung geliefert werden
können. Toilettenpapier oder Sojamilch kann man dort zum Beispiel ______________ (4) kaufen. Aber wer ______________
(5) Flasche dabei hat, bekommt eine im Laden. Als Milena Glimbovski und Sara Wolf mit ihrem Projekt begannen, hatten sie
an viele Aufgaben gar ______________ (6) gedacht. Außerdem hatten sie ______________ (7) genug Geld. Doch das war
______________ (8) Problem: Viele Leute haben ihnen geholfen.
2
SPEZIAL
Liebe gesuchtSprechen: Flirten
Niveau: B1 Minuten: 60Material: Text „Liebe gesucht“, Kopiervorlage (unten)
> Schreiben Sie das Wort „Flirt“ an die
Tafel, und lassen Sie es von den TN defi-
nieren. Fragen Sie dann: „Wer von euch/
Ihnen flirtet gern?“ Je
nach den Herkunftslän-
dern Ihrer TN können Sie
auch fragen, ob Flirten
dort gebräuchlich ist
oder eher nicht. Schließlich fragen Sie,
was die TN in dieser Hinsicht von den
Deutschen denken.
> Die TN lesen den Text der Seiten 34 - 38
(ohne die grauen Kästen) und kommen-
tieren den Inhalt dann gemeinsam im
Plenum. Klären Sie auch unbekanntes
Vokabular.
> Mit den Karten der Kopiervorlage be-
reiten die TN in Paaren Flirtstrategien
vor. Sie sprechen darüber, welche Sätze
sie gut finden, welche nicht und wie sie
reagieren würden. Geben Sie maximal
zehn Minuten Zeit. Bieten Sie sich selbst
als Partner an, falls die Zahl der TN un-
gerade ist.
> Mischen Sie dann die Partner: Niemand
arbeitet mit dem Partner der ersten
Runde zusammen! Die neuen Paare
lernen sich kennen und „flirten“ mit-
einander. Sie entscheiden selbst, wer
beginnt und wer jeweils eine weibliche
oder männliche Rolle spielen möchte.
Je weiter die Rolle von der Realität ent-
fernt ist, desto leichter wird ihnen das
Spiel fallen.
> Die TN können die Redemittel der Rol-
lenkarten natürlich durch eigene Sätze
ergänzen. Auf jeden Fall gilt, was die
Flirttrainerin Helli Schümmer im Inter-
view sagt: „Nimm das Flirten nicht zu
ernst, sieh es als Spiel.“
Kopiervorlage
Liebe gesucht
In Zug, Bus oder U-Bahn
Entschuldigung, weißt du, wie spät es ist?Ist der Platz noch frei?
Warst du schon mal in Hamburg?Fährst du durch, oder musst du irgendwo umsteigen?
Im Café
Darf ich mich zu dir setzen?Ist bei dir noch frei, oder wartest du auf jemanden?
Hallo, wir sind doch im gleichen Seminar!Hast du Lust/Zeit, einen Kaffee mit mir zu trinken?
Komplimente machen
Du hast sehr schöne Augen.Du siehst heute wirklich klasse aus!
Das Kleid steht dir wirklich gut!Dieses Hemd steht dir echt gut.
Dein Lachen ist wunderbar.
Sich verabreden
Hast du heute Abend schon was vor?Hast du schon den neuen Film mit … gesehen?
Ich würde dich gern zum Essen einladen!Ich gehe zu einer Party – willst du mitkommen?
Ich kenne eine super Bar. Wollen wir mal zusammen hingehen?
Sich näherkommen
Darf ich dich nach Hause begleiten?Willst du noch auf einen Kaffee mit reinkommen?
Ich würde dich gern wiedersehen!Kann ich dich bald mal anrufen?
Lass uns doch bald mal wieder etwas ausmachen. Ich würde mich freuen!
Sagen, dass man jemanden mag
Schön, dich zu sehen.Ich fühle mich wohl bei dir.
Ich liebe dich!Ich habe dich lieb.Ich habe dich gern.
Ich bin froh, dass es dich gibt.
Negativ reagieren
Tut mir leid, ich habe keine Zeit.Ich muss los, tschüss!
Meinst du mich?d Lass mich in Ruhe meinen Kaffee trinken!Tut mir leid, aber ich bin nicht interessiert.
Positiv reagieren
Findest du?!Das ist aber nett von dir.
Ja, gern!Natürlich, ich komme gern mit.
Ich wollte dich auch schon lange ansprechen.
3
SPEZIAL
Wasser, Wind und die WeltGrammatik: Perfekt; Schreiben: den eigenen Tagesablauf beschreiben
Niveau: A2 Minuten: 45 - 60Material: Text „Wasser, Wind und die Welt“, Kopien von Kopiervorlage (Seite 5)
> Zeigen Sie den S zuerst nur die Doppelseite 2 - 3 von deins!, und fragen Sie: „Was kann man auf so einem Schiff
machen?“ Wahrscheinlich wird kaum jemand auf die Idee kommen, dass man dort auch zur Schule gehen kann. Sie
geben dies als Information und machen so auf den Text neugierig.
> Die S lesen den Text, der durch Zwischenüberschriften in sieben Abschnitte und drei Kästen gegliedert ist. Je nach
Anzahl der S können alle den gesamten Text lesen oder auch jeweils eine kleine Gruppe je einen der Abschnitte, den
sie dann für die Klasse zusammenfasst. Alle gemeinsam kommentieren, was auf dem Schiff anders ist als in einer
normalen Schule.
> Im Text berichten die Schüler darüber, was sie den Tag über auf dem Schulschiff machen. Teilen Sie den S die Kopier-
vorlage aus, auf der Verbformen im Perfekt aus dem Text ergänzt werden müssen. Die S lösen die Aufgabe. Kontrolle
im Plenum.
> Hausaufgabe: Die S schreiben zehn Sätze zum Thema „Was habe ich heute gemacht?“.
> Erweiterung: Sehr zu empfehlen, wenn es um Schule in anderer Form bzw. in anderen Ländern geht, ist der Film Auf
dem Schulweg von Pascal Plisson (Frankreich, 2013).
4
Glück auf vier BeinenLesen, Wortschatz: Reiten
Niveau: A2 Minuten: 80 - 90Material: Text „Glück auf vier Beinen“, große Bögen Papier, Kopien von Kopiervorlage (Seite 6), evtl.
Wörterbücher
> Der Text besteht aus acht Textabschnitten, fünf Themenkästen und einem Interview. Teilen Sie die Klasse je
nach Größe in Gruppen von zwei oder mehr S ein. Jede Gruppe liest 1 - 2 Abschnitte und benutzt dabei ein
Wörterbuch. Im Plenum trägt jede Gruppe den Inhalt ihres Abschnitts vor.
> Bilden Sie anschließend neue Gruppen. Die S ordnen die Wörter aus dem Text nach Sachgebieten, z. B.
„das Pferd“, „der Sport“, „der Stall“ und notieren die Wörter auf den Papierbögen. Dabei können sie auch
Zeichnungen zur Veranschaulichung erstellen. Im Anschluss daran werden die einzelnen Poster aufgehängt
und im Plenum kommentiert.
> Teilen Sie die Kopiervorlage aus, und geben Sie den S zehn Minuten Zeit, Informationen über eine Sportart zu
sammeln, in der sie aktiv sind oder die sie besonders interessiert.
> Wer möchte, stellt danach seine Sportart zuerst pantomimisch dar, und die Mitschüler raten, um welche
Disziplin es sich handelt. Danach stellen alle Fragen zu der Sportart, und der „Experte“ antwortet. Wenn
Sie die ausgefüllten Steckbriefe kopieren und zusammenstellen, erhalten die S eine Übersicht zu den
verschiedenen Sportarten.
> Variante: Steht nicht ausreichend Zeit zur Verfügung, füllen die S die Kopiervorlage zu Hause aus und stellen
sie in der nächsten Stunde vor.
> Hausaufgabe: Als Hausaufgabe schreiben die S einen kurzen Aufsatz über einen Sport, den sie gemacht
haben, noch machen oder den sie interessant finden.
SPEZIAL
2. 1. haben … bekommen, geschlafen; 2. haben … gewöhnt, hat aufgehört; 3. hat … vermisst, hat … gesehen; 4. ist … gereist; 5. hat … organisiert, hat … begonnen; 6. ist … gefahren; 7. hat … gelernt; 8. haben … geholfen; 9. hat … verändert, ist … geworden
1. Lies die Regel zum Perfekt:
2. Ergänze jetzt die Verben im Perfekt in der passenden Form: „haben“ oder „sein“ und Partizip II. Achtung bei unregelmäßigen Formen.
1. Alle Schüler auf der Thor Heyerdahl waren seekrank, erzählt Sammy: „Wir _______________ Zwieback
_______________ (bekommen) und viel _______________ (schlafen).“ 2. „Aber dann _______________ sich die Schüler
an das Schiff _______________ (gewöhnen) und auch das Heimweh _______________ _______________ (aufhören)“,
erzählt Tobias. 3. Aber er _______________ seine Freundin _______________ (vermissen), denn er _______________
sie vorher jede Woche _______________ (sehen).
4. Jannik Rathke _______________ auf dem Schiff Sørlandet über das Meer _______________ (reisen). 5. Eine Firma
_______________ seine Reise _______________ (organisieren); sie _______________ in Kanada _______________
(beginnen). 6. Von dort _______________ das Schiff über den Atlantik, in die Karibik und nach Frankreich und Norwegen
_______________ (fahren).
7. Auf dem Schiff _______________ er _______________ (lernen), mit vielen Menschen zusammenzuleben, we-
nig Platz zu haben und zusammenzuarbeiten. 8. Aber nicht alle Leute _______________ auf dem Schiff gleich viel
_______________ (helfen). 9. Die Reise _______________ ihn _______________ (verändern): Er _______________
zufriedener _______________ (werden).
Für die meisten Verben funktioniert das Per-
fekt mit „haben“. Mit „sein“ funktionieren im
Perfekt Verben wie „kommen“ oder „gehen“,
die bedeuten, dass etwas oder jemand von
einem Ort an einen anderen geht oder fährt.
Auch das Verb „werden“ funktioniert im Perfekt
mit „sein“.
KopiervorlageWasser, Wind und die Welt
5
SPEZIAL
Man macht diesen Sport allein zu zweit in der Gruppe ____________
drinnen draußen im Wasser ____________
Was man dazu braucht:
Was man macht: / Wie man gewinnt:
Was man nicht machen darf/soll:
So lange dauert es: ____ Minuten so lange, wie man will
Was man sonst noch wissen muss:
Bekannte Sportler in diesem Sport:
SPORT:
KopiervorlageGlück auf vier Beinen
6
SPEZIAL
Deutsch-Boom in den ChartsSprechen: Musiker
Niveau: B2 - C2 Minuten: 60 - 75Material: Text „Deutsch-Boom in den Charts“, evtl. Internetanschluss bzw.
Wiedergabemöglichkeit von Musik der im Text genannten Interpreten
> Beginnen Sie mit der Frage: „Wer von Ihnen hört deutsche Musik?“ Je nach Alter und Zusammensetzung des
Kurses kann es hier sehr große Unterschiede geben. Sammeln Sie die Antworten zunächst ungeordnet an der
Tafel, und bitten Sie dann die TN, die genannten Interpreten selbst in musikalische Kategorien einzuordnen,
was nicht immer ganz einfach ist.
> Lassen Sie die TN nun die Texte der Seiten 60 - 64 lesen. Sprechen Sie anschließend gemeinsam im Plenum
über den Inhalt und die wichtigsten Aussagen des Textes. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, spielen Sie
Stücke von einigen der vorgestellten Musiker an.
> Fragen Sie dann: „Hört die Autorin gerne die Lieder von Helene Fischer?“ Um diese Frage beantworten zu
können, lesen sich die TN ggf. noch einmal den zweiten und dritten Absatz des Fließtextes auf S. 64 durch:
Bestimmte Begriffe lassen die Meinung der Autorin erkennen (z. B. seicht, Herzschmerz-Arien, Marketing-
maschinerie). Nehmen Sie ihre Kritik zum Anlass für eine Diskussion im Kurs da rüber, wie kommerziell ein
Musiker sein darf, kann oder sogar sein muss, um bestehen zu können.
> Erweiterung: Besprechen Sie bei Interesse oder auf Vorschlag der TN Texte ausgewählter Interpreten.
> Hausaufgabe: Jeder TN schreibt, je nach Vorliebe, einen romantischen Liedtext, eine Rockballade, einen
Schlager (auch ironisch), einen Rap usw. Musikalisch Begabte können ihren Text natürlich auch vertonen!
Autoreifen aus PflanzenWortschatz, Schreiben: Erfindungen
Niveau: B2 - C2 Minuten: 60 - 75Material: Text „Autoreifen aus Pflanzen“
> Die TN lesen den Haupttext der Seiten 28 - 32 und besprechen anschließend gemeinsam im Plenum
den Inhalt. Dann lesen zwei oder drei TN jeweils einen der sechs Kurztexte zu weiteren Erfindungen
und zur Fraunhofer-Gesellschaft. Sie fassen den Inhalt „ihres“ Textes anschließend kurz für die
anderen TN zusammen.
> Nun schließt sich ein Meinungsaustausch im Plenum an. Fragen Sie die TN: „Welche Erfindungen
kannten Sie schon?“, „Welche Erfindung halten Sie für besonders wichtig? Warum?“
> Bitten Sie die TN, allein oder zu zweit Wörter aus den Texten zu Assoziogrammen
zusammenzustellen. Geben Sie dazu mögliche Oberbegriffe oder Kategorien vor: Aktivitäten,
Verfahren, Techniken, wissenschaftliche Ausdrücke, Wortschatz der Ökologie, der Wirtschaft usw.
> Die TN finden sich zu Gruppen zusammen, um ihre Assoziogramme zu vergleichen und zu ergänzen.
Die TN können die Assoziogramme auch auf einem Poster oder auf Folie präsentieren. Der auf diese
Weise systematisierte Wortschatz dient den TN als Hilfe beim Verfassen eigener Texte.
> Hausaufgabe: Jeder TN schreibt einen Text über eine Erfindung, die er für erforderlich bzw. sinnvoll
hält, und nutzt dabei den Wortschatz der zuvor erarbeiteten Assoziogramme.
Löwenzahn kennt in Deutschland jedes
Kind: Die Pflanze wächst an jedem
Wegrand, im April blüht sie gelb. Ein paar
Wochen später, wenn sich die Samen ent-
wickelt haben, trägt der Wind die „Pus-
teblume“ über Wiesen und Felder. Aus
den Blättern kann man Salat machen, aus
der Blüte stellen Bienen Löwenzahnhonig
her. Dass aus den Wurzeln bald Autoreifen
entstehen sollen, ist neu, aber schon fast
Realität.
Seit mehr als sechs Jahren forschen
Dirk Prüfer und sein Kollege Christian
Schulze Gronover an der Außenstelle des
Fraunhofer-Instituts für Molekularbio-
logie und Angewandte Ökologie (IME) in
Münster daran, wie man aus Löwenzahn
Naturkautschuk herstellen kann. In ihrem
Labor in dem roten Backsteingebäude der
Universität, in der Nähe des Münsteraner
Schlosses, wird gerade geerntet: Eine Mit-
arbeiterin schneidet sorgfältig die Wurzeln
der Löwenzahnpflanze ab und gefriert sie
in flüssigem Stickstoff, eine tägliche Rou-
tinearbeit im Labor.
Schon vor fast 100 Jahren haben For-
scher versucht, aus Löwenzahn Kautschuk
herzustellen. Aber die Versuche haben
nie wirklich geklappt. Für die Wirtschaft
ist es aber sehr wichtig, endlich Alterna-
Autoreifen aus PflanzenIn ein paar Jahren könnte Naturkautschuk aus in Europa typischen Pflanzen normal
sein. Am Fraunhofer-Institut in Münster wird daran gearbeitet – es ist eines von
vielen Erfolgsbeispielen, wie Fraunhofer-Forscher in Kooperation mit der Wirtschaft
innovative Ideen entwickeln. Carolin Jenkner hat das Kautschuk-Labor besucht.
Die Fraunhofer-Gesell-schaft ist die größte Orga-
nisation ihrer Art in Europa.
Made in
M a d e inGermany 3
Deutschlands innovativ
e Se
ite
Die Fraunhofer-Gesellschaft
Die Fraunhofer-Gesellschaft ist mit ihren 66 Instituten und Forschungseinrichtungen in Deutschland die größte Organisation für angewandte Forschung in Europa. Ihren Namen hat sie von dem Münchener Joseph von Fraunhofer (1787 - 1826), der Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer war. Seine Idee, die Forschung für die Wirtschaft und für die Menschen konkret anwendbar zu machen, ist noch immer das Prinzip der Gesellschaft. 1949 wurde sie gegründet, am Anfang mit nur drei Mitarbeitern. Inzwischen arbeiten 24 000 Mitarbeiter für sie. Zusammen kommen sie auf ein Forschungsvolumen von zwei Milliarden Euro im Jahr. Zu 30 Prozent wer-den die Institute staatlich finanziert. Die übrigen 70
Prozent bekommen sie durch Aufträge von Firmen und durch öffentlich finanzierte Forschungsprojekte. Das ermöglicht auch kleinen Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung, innovative Ideen zu entwickeln. Im Zentrum der Forschung stehen die Bedürfnisse des Menschen in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt. Die meisten Mitarbeiter arbeiten im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften. Die Gesellschaft gehört zu den wichtigsten Patentanmeldern in Deutschland. So haben die Institute im Jahr 2014 zum Beispiel 831 Erfindungen gemacht. Im Durchschnitt registriert Fraunhofer mehr als zwei Patentanmeldungen pro Werktag.
die F¶rschungs-einrichtung, -en
Institution, an der geforscht wird
die „ngewandte F¶rschung
Forschung, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen
der Unterneh-mer, -
Besitzer und oft auch Leiter einer Firma
„nwendbar geeignet für die Benutzung im kon-kreten Fall
das F¶rschungs-volumen
Betrag, der für Forschung ausgegeben wird
das Bed•rfnis, -se
≈ Wunsch
die Naturwissen-schaften
z. B. Chemie, Biologie, Physik
der Pat¡nt-anmelder, - (das Pat¡nt, -e
Institution oder Firma, die ein Patent anmeldet Recht, eine Erfindung als Einziger zu verkaufen)
der W¡rktag, -e Montag bis Samstag
die Art, -en hier: Kategorie
der Wegrand, ¿er
äußerer Teil eines Weges
der Samen, - ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen dersel-ben Art wachsen können
die Pusteblume, -n
(pusten
runde, grauweiße Löwen-zahn blume nach der Blüte, deren Samen Kinder gerne in die Luft pusten m hier: mit dem Mund auf etwas blasen)
die Biene, -n Insekt, das Honig produziert
die W¢rzel, -n Teil einer Pflanze, der unter der Erde wächst
die Außenstelle, -n
Abteilung einer Institution, die außerhalb der Zentrale liegt
die [ngewandte Ökologie
Forschung im Bereich Ökolo-gie, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen
das B„ckstein-gebäude, -
Gebäude aus roten, gebrann-ten Steinen
s¶rgfältig sehr genau
gefrieren bei sehr niedriger Temperatur konservieren
fl•ssig wie Wasser; ↔ fest
der St“ckstoff farbloses Gas, das nicht riecht; N
2
Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service
Grünes LaborChristian Schulze
Gronover (links) und Dirk Prüfer von Fraun-hofer mit Carla Recker
von Continental in Münster
FOTO
: DIRK M
AHLER/FRAU
NH
OFER %
28 2910/15 10/15
Made in Germany
7
SPEZIAL
Kommt nicht in die Tüte
Ein kleiner Supermarkt in Berlin versucht
das Unmögliche. Er verkauft Lebensmittel
nur noch ohne Wegwerfverpackung. Barbara
Kerbel wollte wissen: Funktioniert die Idee?
K¶mmt n“cht “n die Tüte
Wortspiel mit: Das kommt nicht in die Tüte! ≈ m Das machen wir nicht! / Das lehnen wir ab!
wiederverwendbar so, dass man etwas ein zweites Mal verwenden kann
s“ch ¢mstellen hier: anders denken; sich ändern
die Ausnahme, -n ↔ Regel
die Folie, -n hier: sehr dünnes Material aus Plastik
die K¢nststoffverpa-ckung, -en
Verpackung, z. B. aus Plastik, Nylon …
erœffnen zum ersten Mal öffnen
]s k¶mmt mir vor, „ls sei es erst g¡stern gewesen.
hier: Ich meine, dass es erst gestern gewesen ist.
die Reson„nz, -en hier: Reaktion; Interesse
vœllig komplett; ganz
überwæltigt hier: so, dass man intensive Emotionen fühlt
Milena Glimbovski muss kurz lachen,
als sie an der Kasse den Wunsch des
Kunden hört. Er hat eine wiederverwend-
bare Glasflasche gekauft – und braucht
nun eine Tüte für den Transport. „Man
kann sich nicht sofort ganz umstellen“,
sagt der Mann entschuldigend und lacht
auch. Glimbovski gibt ihm eine Tüte –
selbstverständlich aus Papier. Tüten aus
Papier und Stofftaschen in verschiedenen
Größen: Das sind die Ausnahmen. Plas-
tiktüten, Folien, Kunststoffverpackungen,
Wegwerfdosen: Das alles gibt es nicht im
„original unverpackt“. Der kleine Laden
in Berlin-Kreuzberg ist nämlich der erste
Supermarkt ohne Verpackung in Berlin.
Im September 2014 hat Glimbovski mit
ihrer Partnerin Sara Wolf das Geschäft
eröffnet. Seit dieser Zeit hat sie kaum
eine ruhige Minute. „Es kommt mir vor,
als sei es erst gestern gewesen“, sagt sie
und lacht. „Die Resonanz hat uns völlig
überwältigt.“ Ein Laden ganz ohne Verpa-
ckung?! So, wie es aussieht, war die ganze
Welt neugierig. Schon vor der Eröffnung
kamen Journalisten von überall her in die
Wiener Straße, um sich die Idee erklären
zu lassen. Und seit der Eröffnung kommen
die Kunden – sehr viele Kunden. Vor allem
am Samstag ist der Laden oft extrem voll.
FOTO
: JEND
RIK SCHRÖ
DER
3/1530
An diesem grauen, kalten Montagnach-
mittag ist es ruhig. Draußen prasselt der
Regen auf die Straßen. Drinnen hat Glim-
bovski den Lautsprecher ihres iPhones laut
gestellt. Musik ist in dem Raum mit den
glänzend gemusterten Kacheln zu hören.
Alle paar Minuten geht die Tür auf, und ein
Kunde schaut herein. Viele kommen zum
ersten Mal und sind vor allem neugierig. Er
hat über den Laden gelesen und will sich
die Idee mal anschauen, sagt ein Mann
auf Englisch. Er macht einen kurzen Rund-
gang, lobt die Idee und geht, ohne etwas
zu kaufen. Eine junge Frau füllt sich Flüs-
sigwaschmittel aus einem großen Kanister
in eine Flasche, die sie mitgebracht hat.
Eine andere blättert im Bücherregal durch
Bücher über vegane Ernährung und ein
Leben ohne Plastik.
Wer im Supermarkt ohne Verpackung
einkaufen will, muss sich vorbereiten.
Am besten, man bringt Dosen, Gläser und
Flaschen zum Füllen von zu Hause mit.
Vor dem Einkaufen stellt man diese auf
die Waage. Das Gewicht der Verpackung
wird auf ein kleines Schild gedruckt – und
der Verkäufer an der Kasse weiß später,
wie viel Gramm er von der gewogenen
Ware abziehen muss. Wer keine Behälter
dabei hat, kann im Laden kleine Stoff-
und Papiertüten, Gläser und Flaschen zum
Füllen kaufen.
Sind die Behälter gewogen, kann der
Einkauf beginnen. Alle Waren stecken in
großen Behältern aus Glas oder Metall. Aus
denen kann sich jeder so viel nehmen,
wie er braucht. Das Angebot ist nicht sehr
groß. Aber es gibt von allem etwas und
von vielem auch Varianten: neun Sorten
Reis, mehr als zehn Sorten Nudeln, rund
20 Gewürze in runden Gläsern, alle Arten
Nüsse, bunte Süßigkeiten, Sojasoße, Essig,
Öl, Kaffeebohnen, Eier, Weißwein – und
Wodka, der aus Berlin kommt. Es gibt
Cremes in großen Behältern, Seifenstücke,
Bambuszahnbürsten, Spülmittel, Wasch-
pulver und Putzmittel.
Im vorderen Teil des Ladens gibt es eine
Theke mit frischem Obst und Gemüse, Brot
und Backwaren und einen Kühlschrank
mit Joghurt und Tofu in Pfandgläsern.
Jeden Samstag baut ein Berliner Käseher-
steller eine kleine Käsetheke auf. Mehr als
350 Produkte sind schon im Warenangebot
– und das meiste ist bio. In den nächsten
Monaten soll das Angebot mit bis zu 600
Produkten größer werden.
Milena Glimbovski steht mit aufge-
klapptem Laptop hinter dem Tresen. Ruhig
erklärt sie jedem Kunden, wie der Einkauf
im „original unverpackt“ funktioniert.
Während sie das tut, schreibt die 24-Jäh-
rige an ihrem Computer. Sie muss zurzeit
so viele Dinge gleichzeitig erledigen, dass
sie für Interviews eigentlich gar keine Zeit
mehr hat: am Dienstplan arbeiten, Stel-
lenbewerbungen lesen, Ware bestellen,
nach neuen Produkten für das Warenan-
gebot suchen, mit Leuten sprechen, die
sich für Franchise interessieren. Ein eige-
ner Laden ist sehr viel Arbeit – das merken
sie und ihre Partnerin nun im Alltag. Aber
die beiden haben ein festes Ziel: Ihre Idee
soll Nachahmer finden.
Früher hat sich Glimbovski oft geärgert,
wenn sie einkaufen war. „Ich bin immer in
den normalen Supermarkt gegangen, weil
der gleich bei mir nebenan war“, erzählt
sie. „Alles dort gab es nur verpackt, das
meiste in Plastik. Aber auch im Bioladen
ist vieles schon fertig abgepackt.“ Jah-
relang ärgerte sie sich über den vielen
Müll – und dachte über eine Idee nach:
Es müsste einen Laden ganz ohne Verpa-
ckung geben.
An einem Abend im Herbst 2012 saß
Glimbovski mit ihrer Freundin Sara Wolf
zusammen, sie tranken Wein. Beide kann-
ten sich von der Arbeit in einer Werbe-
agentur: Glimbovski arbeitete als Grafi-
kerin, Wolf in der Geschäftsentwicklung.
Glimbovski erzählte von ihrer Idee – und
ihre Freundin fand sie toll. Sie entschie-
den: Wir machen uns mit dieser Idee
selbstständig.
Zwei Jahre dauerte die Planung. An
viele Fragen und Aufgaben hatten sie vor-
her gar nicht gedacht. „Gut, dass wir nicht
aus der Lebensmittelbranche kamen“,
sagt Glimbovski und lacht. Das hätte sie
vielleicht abgeschreckt. „So haben wir uns
eingearbeitet und einen Schritt nach dem
anderen abgearbeitet.“ Schnell sammel-
ten sie ein Team um sich. Eine Angestellte
pr„sseln ≈ Laute machen wie sehr schnel-les Klopfen
glænzend so, dass es glatt ist und das Licht reflektiert
gem¢stert mit einer Kombination von Formen und Farben
die K„chel, -n kleines, flaches Stück, meistens aus Keramik oder Stein, an der Wand oder am Fußboden
„lle paar Minuten ≈ in einem Intervall von wenigen Minuten
das Fl•ssigwaschmit-tel, -
Waschmittel ähnlich wie Wasser
der Kan“ster, - ≈ kleiner Container
blættern eine Seite nach der anderen kurz ansehen
die Waage, -n Gerät, das das Gewicht anzeigt
„bziehen hier: durch Rechnen wegnehmen
der Behælter, - z. B. Dose, Flasche, Container
die K„ffeebohne/Kaf-feebohne, -n
kleine, harte Frucht des Kaffee-baums
die B„mbuszahnbürs-te, -n
kleiner Gegenstand zum Zähne-putzen aus Bambus
das W„schpulver, - trockene Waschmittelsubstanz
die Theke, -n hier: ≈ Tisch, wo Waren verkauft werden
das Pf„ndglas, ¿er Glas, für das man beim Kauf eine Extrageldsumme bezahlt. Man bekommt sie zurück, wenn man das Glas zurückgibt.
aufbauen hier: an einen speziellen Platz stellen
bio ökologisch hergestellt
aufgeklappt hier: so, dass der Bildschirm in vertikaler Position ist
der Tresen, - hier: Tisch, an dem auch die Kasse steht
der Dienstplan, ¿e Plan, der zeigt, wer wann arbeitet
f¡st hier: ≈ genau
der Nachahmer, - Person, die eine Sache oder Person kopiert
„bgepackt in spezieller Menge verpackt
m•sste Konj. II von: müssen
die W¡rbeagentur, -en Firma, die für andere Firmen die Werbung macht
die Geschæftsent-wicklung
hier: Planung, wie die wirtschaft-lichen Aktivitäten einer Firma sein oder werden sollen
hætte … „bgeschreckt Konj. II der Vergangenheit von: abschrecken = hier: die Motivati-on für eine Sache nehmen
s“ch einarbeiten verstehen, was das Wichtigste in einem speziellen Arbeitsbe-reich ist
der Schr“tt, -e hier: eine Aktion in einer Reihen-folge von Aktionen
„barbeiten hier: eine Sache nach der ande-ren erledigen
Keine Verpackung – das heißt für die
Produkte auch: kein Marketing.
%
313/15
Anders einkaufen
Der Kampf gegen den Müll
453 Kilogramm: So viel Hausmüll hat jeder Deutsche im Jahr 2013 im Durchschnitt weggeworfen. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes. Weniger als die Hälfte dieser Abfälle wird recycelt – der meiste Müll wird verbrannt. Reste unseres Mülls werden in die ganze Welt gebracht. Bilder von Müllinseln in den Ozeanen scho-ckieren viele Menschen. Immer mehr wollen daran etwas ändern und Müll vermeiden.
Die Gründerinnen von „original unver-packt“ liegen mit ihrer Idee voll im Trend. Einkaufen ohne Verpackung – das gibt es nicht nur in Berlin. Das erste Geschäft die-ser Art eröffnete 2007 in England. In Berlin gab es schon vor „original unverpackt“ klei-nere Geschäfte, die so wenig Verpackungen wie möglich verwenden. In Kiel hat die Französin Marie Delaperrière Anfang 2014 ihr Geschäft „unverpackt“ eröffnet. Und in Wien bietet „Lunzers Maß-Greißlerei“ Waren nach Maß und ohne Verpackung an.
das Stat“stische B¢ndesamt
Administration für ganz Deutsch-land, die Statistiken publiziert
verbr¡nnen durch Feuer kaputt machen
vermeiden hier: nicht machen
die Gr•nderin, -nen
Frau, die etwas startet
v¶ll “m Tr¡nd liegen
m sehr modern sein
erœffnen zum ersten Mal öffnen
nach Maß hier: in der Menge genau passend für den Kunden
kümmerte sich um den Einkauf der Waren.
Designstudenten entwarfen das Logo und
das Corporate Design des Ladens.
Glimbovski und Wolf erledigten alle
Arbeiten, die nicht Teil des Marketings
waren. Sie suchten Verkaufsräume. Sie
kümmerten sich um Verträge, Versiche-
rungen, die Finanzierung und die Anfor-
derungen des Gesundheitsamtes. Sie
präsentierten ihre Idee immer wieder auf
Messen und anderen Veranstaltungen. Sie
gewannen ein paar Wettbewerbe. Und
sie blieben über Facebook und Twitter
in Kontakt mit ihren Unterstützern – in
kürzester Zeit kamen fast 40 000 Face-
book-Freunde zusammen.
Der Erfolg des Ladens ist auch eine
typische Internet-Erfolgsgeschichte. Im
Frühling 2014 stellten die Gründerin-
nen ihre Geschäftsidee im Netz auf eine
Crowdfunding-Plattform. 20 000 Euro
mussten sie mindestens sammeln, um
beginnen zu können, 45 000 Euro war ihr
Ziel. Die Resonanz war groß: Die 20 000
Euro waren nach nicht einmal zwei Tagen
gesammelt, wenige Tage später waren
45 000 Euro auf dem Konto. Insgesamt
gaben die Spender im Netz mehr als
100 000 Euro. Außerdem kam Startkapital
von zwei privaten Investoren.
Das Netz half den Gründerinnen aber
nicht nur beim Geldsammeln. Als sie end-
lich einen Laden gefunden hatten und die
Zeit knapp wurde, riefen sie über Facebook
und Twitter zur Mithilfe auf. Und wirklich:
Spätabends kamen spontan Helfer vorbei,
um beim Streichen zu helfen.
In dem 100 Quadratmeter großen Laden
ist schnell deutlich zu sehen, was im Ver-
gleich zu anderen Geschäften fehlt: Es
gibt keine Markennamen, keine Werbung,
keine bunten Schriftzüge. Keine Verpa-
ckung – das heißt für die Produkte auch:
kein Marketing. Hersteller, Inhaltsstoffe
und Preis stehen auf einfachen Schildern
an oder neben den Behältern. Die Preise
sind ungefähr so hoch wie in Bioläden.
Manche Produkte, zum Beispiel Gewürze
und die zurzeit sehr populären Chia-Sa-
men, sind aber viel billiger als in ande-
ren Geschäften. „Da merkt man, dass die
Kosten für die Verpackung fehlen“, sagt
Glimbovski.
Manche Produkte sucht man im Waren-
angebot bis jetzt ohne Erfolg. Es gibt zum
Beispiel kein Toilettenpapier, keinen Quark
und keine Sojamilch. Denn nicht alle
Waren können ohne Verpackung gelie-
fert werden. Und nicht alle Lieferanten
nehmen nötige Transportverpackungen
zurück.
In Fällen dieser Art überlegt sich das
Team von „original unverpackt“ schon
einmal kreative Lösungen. „Zum Beispiel
der Essig, den kriegen wir in so kleinen
Plastikkanistern“, sagt Milena Glimbovski.
Aus denen bastelt einer der Verkäufer
Lampen. 2
entw¡rfen etwas Neues zeichnen oder planen
die [nforderung, -en
hier: Regel; Norm
die M¡sse, -n hier: Ausstellung, auf der neue Produkte vorgestellt werden
der W¡ttbewerb, -e
≈ Suche nach den Besten
die Gr•nderin, -nen
Frau, die etwas startet
die Geschæfts-idee, -n
hier: Idee, wie man etwas verkaufen kann
der Sp¡nder, - Person, die etwas schenkt, um anderen zu helfen
kn„pp hier: zu wenig
aufrufen offiziell bitten, dass viele Leute ... tun
streichen hier: Farbe auf eine Wand malen
der M„rkenna-me, -n
Name eines bekannten Produkts
der Schr“ftzug, ¿e in charakteristischer Art geschriebenes Wort
der |nhaltsstoff, -e Substanz, die in einem Produkt ist
der Samen, - ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen der-selben Art wachsen können
der Qu„rk weiches Nahrungsmittel aus saurer Milch
der Liefer„nt, -en Firma, die etwas liefert
der F„ll, ¿e hier: Beispiel
Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service
Sara Wolf und Milena Glimbovski (rechts)Beim Wein entschieden sie, sich mit
einem Laden selbstständig zu machen
FOTO
: KATHARIN
A MASSM
ANN
Eine Übung zu diesem Text
finden Sie auf Seite 44.
32 3/15
Die Deutschen flirten diskret? Wer Caro-
lina Oviedo-Salcedos Geschichte von
ihrem ersten Flirt mit einem deutschen
Mann hört, könnte auch sagen: Deut-
sche können dabei ziemlich frech sein.
Da macht also die junge Kolumbianerin,
neu in Saarbrücken, eine Zigarettenpause.
Plötzlich geht dieser Typ direkt zu ihr und
fragt: „Igitt, was rauchst du denn da?“ Ein
schlecht getarnter Flirtversuch. „Ich war
schockiert!“, sagt die 27-Jährige.
Einen Augenblick schaut sie ernst.
Dann muss sie lachen. Oviedo-Salcedo ist
zum Interview in ein nettes Café in Mainz
gekommen. „In Kolumbien wäre das der
perfekte Ort zum Flirten“, sagt sie. Hier
schauen zwar ein paar der Männer zu ihr
herüber, einer lächelt. Aber mehr pas-
siert nicht. „Das ist in Deutschland so: Die
Männer brauchen sehr lange, bis sie sich
trauen, Frauen anzusprechen. In Kolum-
bien kommt man viel schneller in Kon-
takt“, sagt Oviedo-Salcedo.
„Die Männer dort flirten aus dem Bauch
heraus – ungeplant, spontan und locker.
Sie sprechen dich einfach auf der Straße
an. Selbst wenn du einen Kartoffelsack
trägst, bekommst du garantiert Kompli-
mente. In Deutschland kannst du lange
warten!“ Seit sieben Jahren lebt Ovie-
do-Salcedo in Deutschland. Die Kultur-
unterschiede kennt sie deshalb gut.
Liebe gesuchtAls „flirtfreie Zone“ beschreiben manche Deutschland. Aber ganz so
schlimm ist es nicht. Was stimmt: Die Deutschen sind auf der Suche
nach der Liebe oft vorsichtig und langsam. Marcel Burkhardt und
Viola Granow haben gefragt, welche kulturellen Unterschiede es zu
anderen Nationen gibt. Und: Wie geht eigentlich Flirt-Deutsch?
Natürlich, sagt sie, hat sie in dieser Zeit
auch mit vielen Deutschen geflirtet. Aber
nirgends war es für sie wirklich einfach.
Nicht einmal auf Partys war es so, wie sie
es aus ihrer Heimat kennt. „Dort fordern
dich die Jungs sofort zum Tanz auf, um
mit dir in Kontakt zu kommen. Während
des Tanzens unterhältst du dich. Wenn es
nicht passt, trennst du dich nach einem
Lied wieder. Wenn beide Spaß haben, geht
es einfach weiter.“
In Deutschland, so Carolinas Erfahrung,
schauen die jungen Männer erst mal lange
und machen sonst nichts. „Vielleicht fragt
dich nach Stunden mal einer, ob er dich
auf ein Getränk einladen kann“, sagt sie.
Oder die etwas kompliziertere Variante: „Es
kommt einer, der sagt, dass sein Freund
dich gerne kennenlernen möchte.“ Die
Kolumbianerin findet das seltsam. Warum
so kompliziert? Vielleicht, meint sie, sind
Deutsche vorsichtiger, „weil sie Angst vor
einer Abfuhr haben.“ Aber Oviedo-Salce-
do findet: Sie könnten beim Flirten gern
offensiver sein.
Tja, die Deutschen. Fußball-Welt-
meister sind sie. Im Export ihrer Produkte
sind sie international auch auf den ers-
ten Plätzen. Nur vom Titel des Flirt-Welt-
meisters sind sie weit entfernt. Und das
beschäftigt sie. Auf jeden Fall ist das An-
gebot von Flirt-Kursen sehr groß. Es geht
flirtfrei ohne Flirts
fr¡ch ≈ lustig, aber auch provokativ
der Typ, -en hier: m Mann
Ig“tt! m hier: ≈ Das riecht nicht gut!
get„rnt hier: so, dass man es ehrlich nicht zeigen möchte
læcheln hier: freundlich lachen
s“ch trauen keine Angst haben, etwas zu tun
„nsprechen hier: versuchen, Kontakt zu bekommen
aus dem Bauch heraus
m spontan; intuitiv; ohne Nachdenken
l¶cker hier: unkompliziert; nicht formell
einfach hier: spontan
s¡lbst hier: ≈ auch
der Kart¶ffel-sack, ¿e
≈ große Tasche aus stabilem Stoff oder Plastik zum Trans-port für Kartoffeln; gemeint ist hier: m d weite, nicht elegante Kleidung
garantiert hier: sicher
auffordern hier: bitten
die [bfuhr, -en hier: Ablehnung; deutliches Nein
offensiv hier: so, dass man als Erster anspricht
Tja … hier: ≈ Also …
der W¡lt-meister, -
Bester der Welt
beschæftigen hier: ein wichtiges Thema sein für
%
34 3/15
Den richtigen Satz im richtigen Moment
Wie spreche ich in Deutschland jemanden an, den ich interessant finde? Und wie sage ich ihr, dass
ich sie mag? Oder ihm, dass ich gern mehr Zeit mit ihm verbringen möchte?
Im Café
Darf ich mich zu dir setzen?
Ist bei dir noch frei, oder wartest du auf
jemanden?
Hallo, wir sind doch im gleichen Seminar!
Hast du Lust/Zeit, einen Kaffee mit mir zu
trinken?
Ich habe dich schon öfter hier gesehen.
Wie heißt du eigentlich?
Unterwegs mit Zug,
Bus oder U-Bahn
Entschuldigung, kannst du mir vielleicht
sagen, wie spät es ist?
Ist der Platz noch frei?
Wo geht es denn hin?
Fährst du durch oder musst du irgendwo
umsteigen?
Warst du schon mal in Hamburg?
Hast du einen Tipp, was man sich in Erfurt
auf jeden Fall ansehen sollte?
Sich verabreden
Hast du heute Abend schon was vor?
Hast du schon den neuen Film mit Brad
Pitt gesehen? Wollen wir ihn zusammen
anschauen?
Ich würde dich gern zum Essen einladen!
Ich bin zu einer Party eingeladen – hast du
Lust, mitzukommen?
Ich kenne eine super Bar. Wollen wir mal
zusammen hingehen?
Wollen wir zusammen Mittagspause
machen?
Komplimente machen
Schön, dich zu sehen.
Ich fühle mich wohl bei dir.
Du siehst heute wirklich klasse aus!
Das Kleid steht dir wirklich super!
Deine Frisur ist wirklich toll!
Du lachst so schön!
Du bist wunderschön.
Ich finde es toll, dass du immer so fröhlich
bist.
Ich mag dich.
Du hast sehr schöne Augen.
Dein Lachen ist wunderbar.
Sich näherkommen
Darf ich dich nach Hause begleiten?
Willst du noch auf einen Kaffee mit
reinkommen?
Ich würde dich gerne wiedersehen!
Kann ich deine Handynummer haben? Darf
ich dich bald mal anrufen?
Lass uns doch bald mal wieder etwas
ausmachen. Ich würde mich freuen!
Darf ich dir meine Nummer geben?
Ich würde mich freuen, dich bald
wiederzusehen!
Es sagen
Ich liebe dich!
Ich habe dich lieb.
Ich habe dich gern.
Ich bin froh, dass es dich gibt.
Ich bin so glücklich mit dir.
Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht
mehr vorstellen.
Das geht gar nicht!
Zu dir oder zu mir?
Sind deine Eltern etwa Terroristen? Du bist
so eine Bombe!
Mein Freund möchte dich gerne
kennenlernen.
„nsprechen hier: versuchen, Kontakt zu bekommen
das Seminar, -e Kurs
d¢rchfahren bis zur letzten Station fahren, ohne aus- oder umzusteigen
s“ch wohlfühlen sich gut fühlen
stehen hier: gut aussehen bei
die Frisur, -en Art, die Haare zu tragen
w¢nderschön sehr schön
begleiten hier: mitgehen
ausmachen hier: sich verabreden
lieb haben mögen
s“ch vorstellen kœnnen
hier: eine Idee haben, wie etwas sein kann
¡twa hier: vielleicht
vom „CasanovaCoaching“ bis zur „Flirtuni-
versity“. Vor allem männliche Flirt-Trainer
versprechen viel: „Flirten lernen kann
jeder!“ Der Interessent kann zum Bei-
spiel wählen zwischen „Romantik-Flirt“
und „Business-Flirt“ („Wenn Sie beruflich
mehr wollen: mehr Umsatz, mehr Ver-
trauen, mehr Sympathie.“).
Eine der wenigen weiblichen Flirt-Trai-
ner ist Helli Schümmer. Sie macht Frauen
und Männer fit für den Flirt. International
sind die Deutschen ja eigentlich für eine
deut liche und direkte Kommunikation
bekannt. Warum funktioniert das beim
Flirten nicht? „Die Deutschen sind sehr
sicherheitsbewusst, es geht um Kontrol-
le und Selbstkontrolle. Deshalb tun sich
viele mit einem ergebnisoffenen Thema
wie dem Flirten schwer“, sagt Schümmer.
In ihren Kursen versucht sie deshalb vor
allem, beim Flirten die Risikobereitschaft
der Leute zu erhöhen. Außerdem den Mut,
Gefühle zu äußern und spontan aus der
Situation heraus zu handeln. Oft trifft
der Interess¡nt, -en Person, die sich für etwas interessiert
der }msatz, ¿e Summe aller Verkäufe in einer speziellen Zeit
s“cherheitsbewusst so, dass man Sicherheit wichtig findet
¡s geht ¢m … hier: das Wichtigste ist …
s“ch schwer tun große Probleme haben
ergebnisoffen so, dass man ohne geplantes Ziel oder Ergebnis in ein Treffen geht
die Risikobereitschaft ≈ Absicht, etwas zu riskieren
erhöhen höher machen
der Mut hier: Energie; Kraft; ↔ Angst
äußern sagen
h„ndeln tun; machen
FOTO
: IS
TOCK
/TH
INKS
TOCK
36 3/15
Liebes-Deutsch
Einen Flirt beginnen
jemanden „ngraben/„nbaggern/ m d versuchen, das sexuelle „nmachen/aufreißen/klarmachen Interesse einer anderen Person zu
bekommen
Mehr als ein Flirt
s“ch verg¢cken m beginnen, zu liebenfür jemanden schwærmen toll findenjemanden heiß/sch„rf/gut f“nden m d sexuell attraktiv findenverr•ckt nach jemandem sein m sexuelles Interesse an jemandem
haben k•ssen/m knutschen intensiv küssenr¢mmachen m d sich küssen und die Hände
auf den Körper des anderen legenverliebt/m verkn„llt/ … (ein bisschen) lieben m versch¶ssen sein “n …]s h„t gef¢nkt! m Sie haben sich verliebt.jemandem den K¶pf verdrehen machen, dass jemand beginnt, einen
zu lieben
Redensarten für Flirt und Liebe
Schm¡tterlinge “m Bauch haben m positives, nervöses Gefühl im Bauch haben
auf W¶lke sieben schweben m sehr glücklich sein, weil man verliebt ist
Süßholz r„speln m (fast) zu viele Komplimente machen
ein H¡rz erobern / m jemanden Erfolg haben, sodass sich jemand ¢m den F“nger w“ckeln verliebt
Wenn es nicht passt …
jemandem die k„lte Sch¢lter zeigen m ablehnen; ignorierenjemandem einen K¶rb geben / kein Interesse zeigen m jemanden „bblitzen l„ssenjemanden „bschießen m den Kontakt beendenjemanden vers¡tzen / m nicht zu einer Verabredung jemanden s“tzen l„ssen kommen und den anderen warten
lassen
Worte für Beziehungen
m “n f¡sten Händen sein / in einer Beziehung sein vergeben sein / m m“t jemandem zus„mmen sein / “n einer f¡sten Beziehung sein / einen f¡sten P„rtner haben / einen Freund haben etwas „m Laufen h„ben m eine (sexuelle,) nicht zu ernste
Beziehung haben
Schümmer junge Frauen und Männer, die
zwar in sozialen Netzwerken im Internet
perfekt flirten. „Aber wenn sie dann dem
Menschen gegenüberstehen, bekommen
sie den Mund nicht mehr auf“, erzählt sie.
„Ich glaube, dass einfach viele nicht darin
geübt sind, in einem Gesicht zu lesen,
Tonlagen zu erkennen oder bestimmte
Gesten zu verstehen.“
Für die Betroffenen ist das wirklich ein
Problem. Für Schümmer und ihre Kollegen
ist es gut fürs Geschäft. Ihren Schülern gibt
sie als wichtigsten Tipp mit auf den Weg:
„Zeig dich im Flirt, wie du wirklich bist –
und nimm das Flirten nicht zu ernst, sieh
es als Spiel.“
Ein schönes, leichtes Spiel, dessen Kon-
sequenzen offen sind. So versteht es auch
der Franzose Frédéric Trinques, der mit
seiner deutschen Frau in Freiburg lebt. Er
sagt: „Flirten ist wie Champagner – ein
bisschen Alkohol, aber nicht so, dass man
sich den Kopf zudröhnt.“ Einfach Freude
am Moment des Spiels haben.
das soziale N¡tzwerk, -e
Internetportal, das die Möglichkeit an-bietet, Informationen über sich selbst im Internet zu publizieren und Kontakte mit anderen zu haben
einfach hier: wirklich
die Tonlage, -n hier: ≈ Art, zu sprechen
best“mmte (-r/-s) hier: spezielle (-r/-s)
der/die Betr¶ffene, -n Person, die einen Nachteil hat
gut fürs Geschæft sein gut verdienen mit
¡rnst nehmen hier: auf jeden Fall als Beginn einer großen Liebe sehen
s“ch zudröhnen m hier: Alkohol trinken, bis man betrunken ist
einfach hier: nichts anderes als
Zwei im CaféHaben sie sich das Richtige zu sagen?
%
373/15
Deutsch für die Liebe
„Sei beim Flirten, wie du wirklich bist“
Helli Schümmer macht an der „Flirtuniversity“ Frauen und Männer fit für den Flirt.
Die Deutschen gelten generell als klar kommunizierende Menschen: Das müsste doch beim Flirten ein Vorteil sein – oder nicht?Beim Artikulieren von Gefühlen sind sie eher vorsichtig. Dahinter sehe ich oft die Angst, verletzt zu werden. In anderen Kulturen ist das Flirten einfach verspielter, leichter. Bei uns fragen sich die Frauen ja schon, ob es okay ist, wenn sie sich von dem Mann zum Kaffee einladen lassen. Viele Frauen stehen super im Job, sind emanzipiert, aber beim Flirt blockiert. Vielen muss ich auch sagen, wie toll sie eigentlich sind, weil sie das selbst nicht so sehen.
Wie ist es bei Männern?Es gibt Männer, die nicht besonders auf sich achten, aber meinen, dass sie jede haben können. Sie wollen eine Frau als Trophäe. Da muss ich ihnen sagen, dass es darum gar nicht geht und sie erst mal ein bisschen in die Realität zurückholen.
Wie sieht das Flirt-Training aus?Ich möchte den Leuten vor allem beibringen: „Sei beim Flirten, wie du wirklich bist!“ Denn wer sich verstellt, kann den Fisch vielleicht angeln, verliert ihn aber auch schnell wieder. Ich sage: Es gibt für jeden Charakter den passenden Partner. Wir gehen mit den Teilnehmern auch nach draußen und machen den Praxistest an Orten, wo viele Menschen sind. Unsere Leute sollen dann diejenigen ansprechen, die ihnen sym-pathisch sind. Vorher fragen wir sie noch: „Was willst du jetzt sagen?“ Und dann geht’s los.
Haben Sie eigentlich Angst, dass populäre Dating-Apps wie „Tinder“ Ihnen das Geschäft kaputt machen?Wer kann wirklich einen Menschen nach einem Foto bewerten? Für mich ist das keine Konkurrenz, denn nur im direkten zwischenmenschlichen Kontakt kann es echte Treffer geben.
Aus seinen 22 Jahren in Deutsch-
land weiß Trinques aber auch, dass
das viele Deutsche anders sehen.
„Deutsche Frauen nehmen Flirt-Si-
tuationen sehr ernst und überlegen
gleich, was daraus wird.“ Ihnen
fehlt da die Leichtigkeit der Fran-
zösinnen. „Für Franzosen ist Flirten
wie ein Gesellschaftsspiel“, sagt der
Lehrer. „Natürlich will ich zeigen,
dass ich mich mit der Person, mit
der ich flirte, besonders gut verste-
he – es impliziert aber nicht, dass
ich weiter gehen möchte. Das ver-
stehen viele Deutsche nicht, weil
sie denken, dass das Flirten die
erste Stufe einer Beziehung ist.“
In Deutschland ist seine Art zu
flirten früher deshalb auch oft
falsch interpretiert worden, sagt
Trinques mit einem Lächeln: „Weil
ich selbst so gerne flirte, wurde ich
oft als Lustmolch betrachtet. Dabei
wollte ich niemanden anbaggern.“
Dass spontanes Flirten einen
deutschen Gesprächspartner über-
fordern kann, diese Erfahrung
hat auch Carolina Oviedo-Salcedo
schon einmal gemacht: Während
ihrer Zeit in Saarbrücken hat sie
einmal einen Mann an gesprochen,
der ihr gefiel. „Ich glaube, das
war ihm zu viel, zu spontan. Hier
braucht ja alles seine Zeit, man
plant, regelt und überlegt lange.“
Das gefällt nicht jedem, Olga
Fachinger aber mag es. „In mei-
ner alten Heimat Transnistrien geht
das Flirten schneller, direkter“,
sagt sie. „Die Deutschen dagegen
flirten ganz vorsichtig. Das gefällt
mir. Denn man weiß so, dass es
ihnen ernst ist.“ Die junge Frau,
die als Au-pair-Mädchen nach
Deutschland kam und nun hier stu-
diert, hat nur gute Erfahrungen in
Deutschland gemacht.
Auch Carolina Oviedo-Salcedo
sieht in der deutschen Art zu flirten
einen Vorteil: Viele Beziehungen
dauern länger als in Kolumbien,
weil sie Vertrautheit und Freund-
schaft als Basis haben, meint sie.
Eine Art persönlichen Beweis für
ihre Theorie hat sie auch. Der Typ,
der sie damals so frech in ihrer
Zigarettenpause ansprach, war
dann doch ziemlich nett. Es hat
nach dem ersten „Flirt“ gar nicht
so lange gedauert, bis eine Freund-
schaft daraus wuchs und die bei-
den schließlich für drei Jahre ein
Paar wurden. 2
g¡lten „ls … nach Meinung vieler … sein
gener¡ll hier: ≈ normaler-weise
klar hier: deutlich
kommunizieren sprechen
m•sste Konj. II von: müssen
eher hier: ≈ mehr
einfach hier: nur
verspielt hier: unkompliziert; ohne Sorgen
¡s geht ¢m … das Thema ist …
beibringen hier: sagen; zeigen
s“ch verst¡llen sich anders zeigen, als man ist
„ngeln mit einem speziellen Gerät Fische aus dem Wasser holen
diejenigen hier: ≈ die Personen
„nsprechen hier: versuchen, Kontakt zu be-kommen
das Geschæft kap¢tt m„chen
hier: der Grund sein, warum man nicht mehr gut verdient
bewerten hier: sagen, ob jemand nett oder unsympathisch ist
die Konkurr¡nz hier: andere Firma, die den gleichen Service anbietet
¡cht hier: so, dass sie in der Realität passieren
der Tr¡ffer, - hier: Erfolg
die Leichtigkeit von: leicht = hier: unkompliziert; ohne Probleme
implizieren bedeuten; gleichzeitig meinen
die Stufe, -n hier: eine von mehreren Phasen
der L¢stmolch, -e m Mann, der nur sexuelle Kon-takte zu Frauen sucht
betr„chten „ls … hier: meinen, dass … ist
dabei/dabei hier: ≈ und das, obwohl
„nbaggern m d versuchen, das sexuelle Interesse einer anderen Person zu bekommen
überf¶rdern zu viel wollen von
dagegen hier: aber
die Vertrautheit von: vertraut = so, dass man jemanden sehr gut kennt
der Beweis, -e von: beweisen = hier: zeigen, dass eine Vermutung richtig ist
FOTO
S: 123RTF/J. PSZCZOLKA; PRIVAT
38 3/15
35/15
TITELFOTO
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JEKT
Gestern hat die Thor Heyerdahl
auf den Bermudas angelegt.
Heute ist Zeit für einen Tag
an Land. Tobias, Sammy, Charlotte,
Marie, ihr Lehrer Peter und andere
sitzen vor einem Geschäft. Drinnen
gibt es Souvenirs. Was die Schüler
Seit Oktober reisen Tobias, Sammy, Charlotte, Marie und ein paar andere mit dem Schiff Thor Heyerdahl um die Welt. Es ist ein ganz spezielles Auslandsjahr:
Sie wohnen auf dem Schiff und gehen dort zur Schule. Anna Schmid haben sie von ihrem Leben an Bord erzählt.
aus Deutschland nicht kennen:
Auf den Bermudas gibt es überall
freies WLAN. Das nutzen sie jetzt,
um mit Deutschland zu skypen.
Dort haben die Menschen schon
Feierabend. Auf den Bermudas ist
es aber noch früh am Tag, gleich
gibt es Mittagessen. Besonders gut
ist die Internetverbindung nicht,
die Kamera am Laptop bleibt
deshalb aus.
„ngelegt Part. II von: anlegen = hier: ankommen und das Schiff an einer Stelle so stabil machen, dass es nicht wegschwimmt
n¢tzen ≈ benutzen
Das SchiffSechs Monate lang reisen die Schüler mit der Thor Heyer-dahl durch die Welt
5/154
Wieder zu Hause
Von August 2013 bis Mai 2014 ist Jannik Rathke auf dem Schiff Sørlandet über das Meer gereist. Organisiert hat seine Reise ein kommerzieller Anbieter: Stepin aus Bonn. Janniks Reise hat in Kanada begonnen. Von dort ist das Schiff über den Atlantik zu den Azoren, nach Portugal, zu den Kanaren und Kapverden, danach in die Karibik und am Ende nach Frankreich und Norwegen gefahren. Dreimal ist er über den Atlantik gefahren. Heute geht der 18-Jährige in der Nähe von Kiel in die 12. Klasse.
Was hast du auf dem Schiff gelernt? An Bord schlafen 40 Leute in einem Raum. Mit so vielen Menschen zusammenzuleben und so wenig Platz zu haben, war eine neue Erfahrung. Ich habe Teamwork gelernt. Wir mussten miteinander reden, um Probleme zu lösen.
Welche Probleme gab es? Es gab Leute, die wollten segeln und um die Welt reisen. Und es gab Leute, die wollten um die Welt reisen und zur Schule gehen. Die haben nicht so viel geholfen.
Wie war es, als du zurück in der Schule warst? Das war nicht schwer. Ich bin im Unterricht wieder gut mitgekommen. Und Englisch kann ich jetzt viel besser sprechen.
Hat dich die Reise auch persönlich verändert? Ich glaube, ich bin genügsamer geworden. Denn auf dem Schiff war
alles rationiert. Auch das Essen. Und ich bin abgehärtet. Schmutzige Duschen in einer Jugendherberge zum Beispiel sind kein Problem für mich.
Was vermisst du? Meine Hängematte! Ich würde so gerne mal wieder auf einem Schiff schaukeln. Und die Sterne. Auch das Segeln vermisse ich. Nach meinem Abitur will ich 2016 noch einmal eine Reise auf einem Schiff machen.
mitein„nder reden
einer mit dem anderen sprechen
gab Prät. von: geben
segeln
(bewegen
mit einem Schiff fahren: Es hat ein großes Stück Stoff; der Wind bewegt das Schiff. hier: machen, dass es fährt)
gut m“tkommen
hier: den Unterricht gut verstehen und gute Noten bekommen
verændern hier: anders machen
genügsam mit wenig zufrieden
rationiert hier: so, dass jeder täglich nur eine kleine Menge bekommt
„bgehärtet hier: ≈ so, dass einem nicht sofort schlecht wird, wenn man etwas Schmutziges sieht
verm“ssen traurig sein, weil jemand oder etwas nicht da ist
die Hængematte, n
≈ langes Stück Stoff: Man hängt es z. B. zwischen zwei Bäume, um darin zu liegen.
schaukeln hier: ≈ durch Wind und das Fahren hin und her gehen
der St¡rn, e hier: helle Stelle: Man sieht sie wie Hunderte andere nachts über unserem Planeten.
das Abitur Prüfung am Ende vom Gymnasium
Unterricht
„Schule macht jetzt mehr Spaß“,
sagt Sammy. „Wir lernen, was
ein Epiphyte ist – und stehen
im Dschungel neben der Pflanze.
Das ist viel interessanter als in
der Schule zu Hause“, sagt der
16-Jährige aus Fürth (Bayern).
Es gibt viele Geschichten von
verschwundenen Schiffen
im Bermuda-Dreieck. Aber
Angst, dass das mit der Thor
Heyerdahl passiert, hat Sammy
nicht. „Das ist heute ja nicht
mehr so schlimm. Man kennt
ja die gefährlichen Orte“, sagt
er. Woher er das weiß? Ein
Schüler hat ein Referat über das
Bermuda-Dreieck gehalten. Wie
gut die Schüler den Unterricht
vor Ort finden, merkt auch ihr
Lehrer Peter Hartkopf. Eigentlich
arbeitet der 63-Jährige an einem
Gymnasium in der Nähe von
Stuttgart. Dort unterrichtet er
Englisch und Physik. Auf dem
Schiff sind seine Fächer aber
Mathematik und Physik. Viele
Schüler mögen sie nicht. Aber
auf dem Schiff ist das plötzlich
die Gesch“chte, n hier: Erzählung
verschw¢nden Part. II von: verschwinden = hier: nicht mehr zu finden sein
das BermudaDreieck Zone zwischen Bermuda, Flori-da und Puerto Rico
ja hier: denn
ein Referat h„lten ≈ eine Präsentation in der Schule machen
vor {rt hier: außerhalb der Schule, z. B. in der Natur
das F„ch, ¿er hier: spezieller Unterricht, z. B. Mathematik, Biologie, Musik
5/155
FOTO
: KUS-
PROJEKT
Die Programme
Die 34 Schüler auf der Thor Heyerdahl reisen sechs Monate mit dem Schiff durch die Welt. Die Reise gehört zum pädagogischen Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Segeln können müssen die Schüler vorher nicht. Lehrer, Projektleiter und eine Segelcrew begleiten sie. Die Reise kostet 2770 Euro pro Monat. Es gibt auch Stipendien. Auch kommerzielle Anbieter bieten Reisen mit dem Schiff an. Wer mit der Organisation Stepin reist, ist auf dem Schiff mit Schülern aus der ganzen Welt zusammen. Das Programm kostet 26 400 Euro für vier Monate.
gehören zu ≈ ein Teil sein von
das Segel, (segeln (bewegen
großes Stück Stoff auf einem Segelschiffmit einem Schiff fahren: Es hat ein großes Stück Stoff; der Wind bewegt das Schiff. hier: machen, dass es fährt)
der Proj¡ktleiter, Chef von einem Projekt
begleiten hier: mitfahren; dabei sein
das Stip¡ndium, Stip¡ndien hier: ≈ Geld für Schüler aus armen Familien: So kön-nen sie ohne finanzielle Probleme mitfahren.
anders. „Die Schüler sehen, warum
sie das lernen. Wenn sie den Kurs des
Schiffs berechnen wollen, brauchen
sie Sinus und Kosinus. Sie verstehen
das dann leichter.“
Arbeit
An einem Tag auf der Thor Heyerdahl
gibt es nicht nur Schule. Ordnung ist
sehr wichtig. Alle Schüler müssen
ihre Zimmer aufräumen oder die
Toilette putzen. Manche müssen
das natürlich auch zu Hause. Was
dort aber sicher keiner tun muss:
auf ein Schiff aufpassen. Wache
gehen heißt das. „Es gibt mehrere
Wachen am Tag. Eine beginnt
morgens um acht. Sie dauert drei
Stunden. Neun Schüler und zwei
Erwachsene sind dann für das Schiff
verantwortlich“, erzählen Charlotte
und Marie. Die beiden kommen aus
Ludwigsburg und Karlsruhe (beide
Baden-Württemberg) und gehen
wie die anderen Schüler auf der
der K¢rs, e hier: ≈ Koordinaten für den Weg: So soll das Schiff fahren.
ber¡chnen hier: ≈ kalkulieren
mehrere mehr als zwei
ver„ntwortlich sein für
≈ sich kümmern um
Unterricht an Bord
Plötzlich macht auch Physik Spaß
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Die Route der Thor Heyerdahl
In Kiel (Schleswig-Holstein) gehen die Schüler an Bord der
Thor Heyerdahl. Von dort aus geht es durch den Nord-Ostsee-
Kanal nach Falmouth in England und dann nach Teneriffa.
Nach einer Woche an Land heißt es dann: Über das Meer!
Die Mannschaft auf der Thor Heyerdahl segelt drei Wochen
lang über den Atlantik. Das Ziel: die Karibik. In Panama
bleiben die Schüler drei Wochen. Sie campen im Dschungel
und entdecken Panama-Stadt, leben in Gastfamilien, lernen
in einer Sprachschule Spanisch und besuchen in einem Dorf
Indianer. Danach geht es zurück nach Hause – mit mehreren
Stopps: Auch auf Kuba bleiben die Schüler drei Wochen. Dann
ist St. George’s auf den Bermudas der nächste Stopp. Nach
ein paar Tagen schon geht die Reise wieder zurück über den
Atlantik: Noch ein Stopp auf den Azoren, und dann endet die
Reise wieder in Kiel.
die M„nnschaft, en hier: Personen: Sie leben und arbeiten
auf einem Schiff.
segeln
(bewegen
mit einem Schiff fahren: Es hat ein
großes Stück Stoff; der Wind bewegt
das Schiff.
hier: machen, dass es fährt)
das Ziel, ehier: Ort: Dort will man ankommen.
entd¡ckenhier: ≈ kennenlernen; besichtigen
mehreremehr als zwei
5/156
Thor Heyerdahl in die zehnte Klasse.
„Wir steuern das Schiff, kontrollieren
die Maschinen und sehen, ob andere
Schiffe da sind. Alles muss sicher
sein. Danach putzen wir noch eine
Stunde. Dann gibt es Mittagessen.“
Nach dem Essen haben die Schüler
ein paar Stunden Freizeit. Nach der
Kaffeepause lernt jeder bis zum
Abendessen um 18 Uhr. Von 20 bis
23 Uhr müssen die Schüler wieder
Wache gehen. Um 23 Uhr ist Zeit fürs
Bett. Jeden zweiten Tag haben sie
Unterricht auf dem Schiff und müssen
nicht Wache gehen.
Krankheit
Auch für den Körper ist die Reise nicht
immer einfach: Wenn ein Schiff schaukelt,
wird vielen Passagieren schlecht. Sie
werden seekrank. Alle Schüler auf der
Thor Heyerdahl waren seekrank, erzählt
Sammy: „Als wir auf dem Nord-Ostsee-
Kanal waren, fing es an zu schaukeln. Da
war fast jeder von uns seekrank. Wir haben
Zwieback bekommen und viel geschlafen.“
Jetzt haben sich die Schüler aber an das Schiff
gewöhnt, erzählt er. „Nur, wenn wir länger
an Land waren, merken wir das an Bord. Aber
es ist nicht mehr so schlimm.“
Kleidung
Zurück auf dem Schiff kann es ungemütlich
werden. Charlotte erzählt, dass sie und Marie
sich auf den Bermudas Wolle kaufen wollen.
„Wir wollen uns Mützen stricken. Der Wind auf
steuern hier: den gewählten Weg fahren
schaukeln hier: ≈ nach oben und unten gehen
f“ng … „n Prät. von: anfangen
der Zwie back, ¿e
≈ Gebackenes: Ein Stück ist trocken, dick, hart und schmeckt ein bisschen süß.
s“ch gewöhnen „n
etwas oft tun oder sehen, bis man es normal findet
¢ngemütlich ≈ kalt
die M•tze, n
≈ Ding aus weichem Material: Man trägt es auf dem Kopf.
str“cken mit zwei langen Metallteilen etwas aus Wolle herstellen
Zwischenstopp in PanamaDie Schüler lernen Menschen in
mehreren Ländern kennen
5/157
FOTO
S: KUS-
PROJEKT (2)
dem Schiff kann ganz schön kühl werden.“
Besonders wichtig auf dem Schiff ist das Ölzeug:
eine Hose und eine Jacke aus speziellem
Material gegen Wind und Regen. Ein anderes
wichtiges Kleidungsstück hat Tobias vergessen:
seine Trainingshose. „Die trägt jeder hier unter
dem Ölzeug – und im Unterricht“, erzählt der
16-Jährige, der aus der Nähe von Köln kommt.
Zusammenwohnen
Jeder Schüler hat ein eigenes Bett und wohnt
mit einem, drei oder fünf anderen zusammen.
„Unsere Betten sind sehr gemütlich. Ein
Problem sind die Wellen. Wegen ihnen fallen
wir manchmal aus dem Bett“, berichten
Charlotte und Marie. Die Schüler schlafen auch
nicht immer in ihren Betten: Bei gutem Wetter
können sie an Deck schlafen. „Vor allem in der
Karibik ist das viel schöner. Man kann die ganze
Zeit die Sterne sehen“, erzählen die Mädchen.
„Es gibt Momente, da braucht man Zeit allein“,
sagt Sammy. „Dann kann man sich in sein Bett
zurückziehen. Aber eigentlich ist es schön, dass
immer jemand da ist.“
g„nz schön m ziemlich
gemütlich hier: warm; so, dass man dort gerne lange bleibt
die W¡lle, n ≈ Form von Wasser (z. B. bei Wind)
ber“chten hier: erzählen
„n D¡ck draußen, ganz oben auf einem Schiff
vor „llem ≈ speziell
der St¡rn, e hier: helle Stelle: Man sieht sie wie Hunderte andere nachts über unserem Planeten.
s“ch zur•ckziehen hier: weggehen, weil man allein sein will
das Heimweh intensiver Wunsch, in die Heimat zurückzugehen
verm“ssen traurig sein, weil jemand oder etwas nicht da ist
Familie
Trotzdem sind die Schüler manchmal traurig,
weil ihre Familien nicht da sind: Dann haben
sie Heimweh. „Es gibt immer wieder Phasen,
in denen man mehr an zu Hause denkt“, sagt
Tobias. „Aber ich habe mich an den Alltag auf
der Thor Heyerdahl gewöhnt, und das Heimweh
hat aufgehört. Die anderen Schüler sind jetzt
wie eine Familie für mich. Am meisten vermisse
ich meine Freundin. Ich habe sie jede Woche
gesehen. Jetzt sehe ich sie sechseinhalb Monate
nicht. Daran musste ich mich gewöhnen. Andere
Sachen in Deutschland vermisse ich nicht. Das
schlechte Wetter zum Beispiel.“
Bei jedem WetterAuch abends müssen Schüler auf
das Schiff aufpassen
TITELFOTO
: HEM
ERA/THIN
KSTOCK; FO
TOS: PRIVAT; ISTO
CK/THIN
KSTOCK
Englisch und elegant
Nicht in jedem Land reiten die Menschen gleich. In Deutschland ist der Englische Stil besonders populär. Manchmal heißt er auch Europäischer Reitstil. Er ist eigentlich eine Tradition aus der Armee. Typisch ist ein niedriger Sattel. Der Reiter muss sein Pferd immer weiter motivieren. Er braucht eine gute körperliche Fitness. Wie der Reiter auf dem Pferd sitzt, ist bei der Dressur beson-ders wichtig. Es soll elegant aussehen.
der S„ttel, ¿ hier: ≈ Sitz: Man legt ihn auf den Rücken eines Pferdes.
motivieren hier: machen, dass das Pferd Lust bekommt, das zu tun, was der Reiter will
die Dressur hier kurz für: Dressurreiten = Disziplin im Reitsport: Das Pferd muss schnell auf Kommandos reagieren und gymnastische Übungen machen.
Voltigieren
„Eigentlich habe ich schon immer mit Pferden zu tun“,
sagt der 17-Jährige. Wann genau er mit seinem Hobby
angefangen hat, weiß er nicht mehr. Seit acht Jahren
lernt er reiten. Vorher hat er voltigiert: Bei diesem Sport
machen die Schüler Akrobatik auf dem Pferd. So lernen
sie das Tier kennen. Viele Reiter voltigieren erst, bevor
sie richtig reiten lernen.
Frederike Staack und Lukas Vetter
haben ein großes Hobby: Reiten.
Immer, wenn sie Zeit haben, kommen
sie in ihre Reitvereine. Dort stehen ihre
Lieblingspferde. Anna Schmid über
einen speziellen Sport.Spider ist schön. Das Pferd ist dun-
kelbraun, hat wache Augen und eine
majestätische Statur. Aber Spider mag es
nicht, wenn ihn jemand an den Ohren
berührt. Also will er auch nicht, dass
Reitschüler Lukas Vetter ihm das Zaum-
zeug über den Kopf und die Ohren zieht.
Er wirft den Kopf nach oben und will aus
dem Stall laufen. Kein Problem für Lukas.
Der Schüler ist ganz ruhig. Er bringt Spider
in die Box und spricht leise mit ihm. So
funktioniert es. Spider akzeptiert. Sofort
vergisst das Pferd, was war. Langsam geht
es mit Lukas nach draußen. Spider ist viel
größer als Lukas. Aber Lukas hat keine
Angst vor ihm. Er kennt Pferde gut – und
Spider ist sein Liebling.
reiten auf einem Tier sitzen und sich von ihm tragen lassen
das Pferd, -e Tier: Man kann auf ihm sitzen und sich tragen lassen (s. Foto). Kleines Pferd = Pony
w„ch hier: interessiert; ≈ intelligent
majestätisch ≈ groß
die Statur ≈ Form und Aussehen vom Körper
berühren hier: die Hand legen an
das Zaumzeug, -e ≈ Konstruktion aus dünnen, langen Stücken aus einem stabilen Material für den Kopf von Pferden: Der Reiter sagt dem Pferd da-mit, ob es nach rechts oder links gehen soll.
ziehen über ≈ legen über
nach oben w¡rfen hier: schnell den Kopf nach oben tun
der St„ll, ¿e (großer) Raum für Tiere
zu tun haben m“t hier: ≈ sich interessieren für; auch: Kontakt haben mit
bevor in der Zeit vorher
r“chtig hier: wirklich
8/153
Keine Zeit nach der Schule
Ein eigenes Pferd hat Abiturient Lukas nicht. Wenn um 17 Uhr die Schule aus ist, ist keine Zeit mehr für
eins. Hausaufgaben gibt es ja auch noch. Das haben seine Eltern gesagt, erzählt er. Also reitet er auf
Schulpferden. Sie gehören Lukas’ Verein, dem Reitverein Würmtal in der Nähe von München. Auf ihnen
haben er und die anderen Reitschüler Unterricht. Immer, wenn er Zeit hat, kommt er in den Reitverein.
Spaß und Arbeit
In Lukas’ Reitverein können die Reiter in zwei Reithallen üben. Dort bleiben sie auch bei schlechtem
Wetter trocken. Aber vor jeder Reitstunde müssen die Schüler arbeiten: Sie putzen ihre Pferde. Dann
bekommen die Tiere Sattel und Zaumzeug, und die Reitstunde kann beginnen. Nach dem Unterricht
steht wieder Arbeit auf dem Programm: Die Schüler müs-
sen Sattel und Zaumzeug sauber machen. Die Pferde haben
einen eigenen Waschplatz. Die Reiter können sie dort nach
dem Reiten mit Wasser abduschen. „Das gefällt den meisten
Pferden gut, wenn es heiß ist“, erzählt Lukas.
der Abituri¡nt, -en (das Abitur
Person: Sie macht gerade das Abitur oder hat es vor kurzer Zeit gemacht.Prüfung am Ende des Gymnasiums)
die Reithalle, -n
sehr großer, hoher Raum: Darin kann man reiten.
der S„ttel, ¿ hier: ≈ Sitz: Man legt ihn auf den Rücken von einem Pferd.
„bduschen ≈ duschen
Lukas Vetter mit seinem Lieb-
lingspferd Spider Ein eigenes Tier
hat er nicht
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FOTO
: AN
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SCH
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Olympia
Die drei olympischen Disziplinen im Reiten sind Dressur, Springen und Vielseitigkeit. In diesen Disziplinen gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen: Sie reiten in den gleichen Turnieren. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London waren die Deutschen in einer Disziplin besonders gut: Sie haben eine Goldmedaille im Vielseitigkeitsreiten gewonnen. Und der Reiter Michael Jung hat mit seinem Pferd Sam in dieser Disziplin nicht nur in der Gruppe, sondern auch allein eine Goldmedaille gewonnen.
die Dressur hier kurz für: Dressurreiten = Disziplin im Reitsport: Das Pferd muss schnell auf Kommandos reagieren und gymnastische Übun-gen machen.
spr“ngen hier: ≈ schnell durch die Luft über etwas laufen
die Vielseitigkeit hier: Kombination aus verschiede-nen Disziplinen
die G¶ldmedaille, -n ≈ beste Medaille
Wie ein Cowboy
Beim Westernreiten ist der Sattel groß, schwer und komfortabel. Westernreiten ist nämlich der traditi-onelle Reitstil der amerikanischen Cowboys. Für sie war ein komfortabler Sattel wichtig: Denn sie sind jeden Tag viele Stunden geritten. Beim Westernreiten bekommt das Pferd jedes Kommando nur einmal. Der Reiter muss es nicht immer motivieren. Das spart Kraft. Auch typisch: Westernreiter halten die Zügel in einer Hand. Die andere brauchen die Cowboys nämlich für das Lasso.
der S„ttel, ¿ hier: ≈ Sitz: Man legt ihn auf den Rücken eines Pferdes.
motivieren hier: machen, dass das Pferd Lust be-kommt, das zu tun, was der Reiter will
Kr„ft sparen weniger Energie brauchen
der Zügel, - ≈ lange, dünne Stücke: Man macht sie stabil an den Kopf eines Pferdes. Der Reiter hält die Enden in den Händen und sagt dem Pferd so, ob es nach rechts oder links gehen soll.
Ein stressiger Job
Lukas geht durch den Stall vorbei an Sisko, Elegance
und Whiskey. Die Namen der Pferde stehen an den
Türen der Boxen. Ihr Job als Schulpferd ist stressig:
Die Tiere lernen immer wieder neue Reiter kennen.
Und jeder Reiter ist anders. Welcher Schüler wel-
ches Pferd für die Reitstunde bekommt, entscheidet
der Reitlehrer. „Er will, dass die Paare zusammen-
bleiben“, sagt Lukas. Deshalb reitet er meistens
auf Spider oder auf Bacardi, seinem anderen Lieb-
lingspferd. Pferd und Reiter sollen sich so gut wie
möglich kennen.
Sicher ist wichtig
Mit den Pferden durch den Wald reiten dürfen die
Reitschüler in Lukas’ Verein trotzdem nicht. Denn
Sicherheit ist wichtig. Draußen ist es gefährlich: Es
gibt viel Verkehr, und Pferde erschrecken schnell.
So passieren leicht Unfälle. Deshalb muss der Reiter
sein Pferd draußen genau kennen: Er muss wissen,
wovor es Angst hat und wie er dann reagieren muss.
Und egal, ob in der Reithalle oder draußen: Alle
Reiter tragen immer einen Helm.
Viel Zeit und viel Geld
Viele Reiter träumen von einem eigenen Pferd. Aber das braucht viel Zeit. Eine Stunde am Tag sollen Reiter darauf reiten. Das Putzen vor und nach dem Reiten dauert circa eine halbe Stunde. Und wer kümmert sich um das Pferd, wenn der Reiter im Urlaub ist? Auch daran müssen Pferdebesitzer den-ken. Manchmal übernehmen die Stallbesitzer ein paar Arbeiten: Sie bringen die Tiere nach draußen und füttern sie. Vor allem in der Stadt ist Reiten teuer. Die Miete für eine Box kostet schnell ein paar Hundert Euro im Monat. In der Nähe von großen Städten sind Preise zwischen 300 und 500 Euro normal. Auf dem
Land ist es oft viel weniger. Aber auch da müssen Pferdebesitzer den Schmied, den Tierarzt und die Versicherung bezahlen. Billiger ist eine Reitbeteiligung: Gegen eine kleine Gebühr können Hobby-Reiter auf dem Pferd eines anderen reiten.
der Pferde-besitzer, -
Person: Ihr gehört ein Pferd.
übernehmen hier: machen
der St„llbesit-zer, -
Person: Ihr gehört ein (großer) Raum für Tiere
f•ttern (zu) essen geben
vor „llem ≈ speziell
der Schmied, -e (der Huf, -e
hier: Person: Sie macht beruflich schweres Metall auf die Hufe von Pferden. harter, unterster Teil vom Fuß, z. B. bei Pferden oder Rindern)
entscheiden hier: ≈ wählen; sagen
das Paar, -e hier: Reiter und Pferd
erschr¡cken plötzlich Angst bekommen
leicht hier: schnell
der H¡lm, -e spezielles Kleidungsstück aus hartem Material: Es soll helfen, dass bei einem Unfall der Kopf nicht verletzt wird.
8/155
FOTO
S: PRIVAT; STOCKB
YTE, ISTOCK (2)/TH
INKSTO
CK
Mit Caitoki nach oben
Springreiterin Frederike Staack aus Lasbek (Schleswig-Holstein) ist 18 und geht in die 12. Klasse. Nächstes Jahr möchte sie Abitur machen. Aber ihr Herz gehört dem Reitsport. Im Mai hat sie mit ihrem Pferd Caitoki in Warendorf (Nordrhein-Westfalen) den wichti-gen „Preis der Besten“ gewonnen.
Kannst du dich an dein erstes Pferd erin-nern? Ich war sechs oder sieben. Mein Opa hat mir ein Pony gekauft. Später haben meine Eltern sich dann auch ein Pferd gekauft: Calippo. Als das Pony krank wurde, bin ich auf Calippo geritten. Auf ihm habe ich mit dem Springen angefangen. Ich bin dann sehr schnell sehr gut geworden.
Warum macht dir der Sport so viel Spaß? Ich bin sehr ambitioniert – und ich war schon immer am liebsten im Stall bei den Pferden. Ich mag es, dass Pferd und Reiter ein Team sind. Das ist eine schöne Verbindung.
Wer ist wichtiger: Pferd oder Reiter? Ohne ein gutes Pferd hat man keine Chance. Es hilft aber auch nichts, sich nur ein gutes Pferd zu kaufen. Ein guter Reiter ist genauso wichtig.
Möchtest du nach dem Abitur das Reiten zum Beruf machen? Erfolg hat auch viel mit Glück zu tun. Es gibt viele gute Reiter. Und der Sport kostet Geld. Als Profi brauche ich viele gute Sponsoren. Nach dem Abitur gehe ich erst mal nach Wellington in Neuseeland. Dort gibt es viele sehr gute Ställe, in denen ich reiten kann. Dann studiere ich vielleicht BWL.
Oft hört man: Mädchen finden Pferde irgend-wann nicht mehr interessant. Jungs werden wichtiger. Hast du das auch gehört? Ja, meine Mutter hat das früher auch gesagt. Ich habe einen Freund. Aber für meine Pferde habe ich viel mehr Zeit. Freund und Pferd kann man nicht tauschen!
die Spr“ng-reiterin, -nen (spr“ngen
Frau: Sie reitet auf einem Pferd und springt mit ihm (s. Foto). hier: ≈ schnell durch die Luft über etwas laufen)
das Abitur Prüfung am Ende des Gym-nasiums
der Preis, -e
hier: Ding oder Geld: Ein Gewinner bekommt es.
der St„ll, ¿e (großer) Raum für Tiere
der Erf¶lg positives Resultat; hier auch: Gewinnen bei Turnieren
zu tun haben m“t
hier: nicht möglich sein ohne
der Profi, -s hier kurz für: professionelle Reiterin
die BWL kurz für: Betriebswirtschafts-lehre = hier: Studium der Organisation und des Managements einer Firma
“rgendw„nn ≈ zu einer Zeit: Man weiß nicht, genau wann.
die J¢ngs Pl.
m Jungen
tauschen hier: ≈ den Freund an die Stelle vom Pferd und das Pferd an die Stelle vom Freund tun
Frederike Staack auf einem TurnierDie braune Terra
ist ihr neues Pferd
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Keine Angst!
Polizeipferde sind zum Beispiel bei Fußballspielen und auf Protesten dabei. Die meisten Menschen haben Respekt vor ihnen. Sympathisch sind die Tiere auch. Und hoch oben auf dem Pferd sehen Polizisten gut, was in der Menge pas-
siert. Weil Polizeipferde nicht nervös sein dürfen, machen diesen Job nur kastrier-te Pferde. Sie sind ruhiger. Polizeipferde brauchen nicht nur den passenden Charakter. Sie müssen auch groß sein. Teil ihrer Ausbildung ist auch der Kontakt mit lauten Geräuschen und optischen Reizen – zum
Beispiel Feuerwerk. Wenn sie das kennen, haben sie davor später keine Angst mehr.
Resp¡kt haben vor
hier: ≈ vorsichtig sein, weil man nicht weiß, was passieren kann
das Ge-räusch, -e
Ein Geräusch kann man hören.
der Reiz, -e hier: Sache oder Ding: Sie oder es hat einen Effekt auf das Auge.
das Feuer-werk, -e
(der H“mmel
Zeigen einer Kom-position von kleinen Lichtern in vielen schönen Farben am Nachthimmel≈ Luftraum über un-serem Planeten: Dort sieht man die Sonne und Wolken.)
Ein Sport nur für Mädchen?
Meistens sind Mädchen die größeren Pferdefans.
In seinem Stall ist Lukas der einzige Junge in sei-
nem Alter. Dumme Kommentare gibt es deshalb
aber nicht, sagt er. Und seine Freunde finden sein
Hobby auch okay. Komische Blicke gibt es nur
manchmal, wenn er mit dem Fahrrad zum Reiten
fährt. „Aber das geht auch den Mädchen so“, sagt
er. Menschen in Reithosen auf dem Fahrrad sieht
man eben nicht jeden Tag.
Pause
In den letzten Monaten war die Schule für Lukas
ein bisschen wichtiger als die Pferde: Er hat sein
Abitur gemacht. Jetzt will er im Ausland reisen,
jobben und Sprachen lernen. Dann kann er erst
mal nicht so viel reiten. Aber später will er sich
vielleicht ein eigenes Pferd kaufen. Die Schule ist
ja jetzt für immer vorbei.
einzige (-r/-s) hier: es gibt keinen anderen
eben hier: ≈ wirklich
Elegant soll es aussehen
In Deutschland ist der Englische
Stil populär
8/157
9/1560
Deutsch, deutscher, Charts
Musikfans hören in Deutschland immer öfter
deutsche Texte. Das ist neu: Noch vor Kurzem
war Englisch die Standardsprache in Pop,
Rock und Hip-Hop. Nina Schönmeier wollte
wissen: Was ist da passiert?
Muttersprache hat die deutsche Pop
ikone Sarah Connor ihr im Mai ver
öffentlichtes Album genannt. Es lan
dete nach kurzer Zeit auf Platz drei der
deutschen Charts. Sarah Connor war mit
englischen Popsongs weltweit bekannt
geworden. Jetzt wechselt sie ins Deutsche.
Warum? „Ich habe das erste Mal gemerkt,
dass es eben auch auf Deutsch mich richtig
treffen kann, wenn ich das Gefühl habe,
es ist meine eigene Geschichte“, sagt sie.
Tatsächlich ist deutschsprachige Musik
in Deutschland zurzeit so beliebt wie
noch nie. Im Juni waren die Top Ten kom
plett deutschsprachig – zum ersten Mal
in der Geschichte der deutschen Charts,
also seit 1962. Hits gelangen zum Beispiel
der Schlagersängerin Helene Fischer, dem
Rapper KC Rebell und dem Popsänger
Andreas Bourani.
Für Christian Höppner, Generalsekretär
des Deutschen Musikrats, hängt die Ent
wicklung damit zusammen, dass es einen
neuen Umgang mit der deutschen Spra
che gibt. Die Charts sind zwar nur eine
Momentaufnahme. Trotzdem zeigen sie
einen Trend, sagt der Professor.
Dieser Trend verstärkt sich seit Jahren.
2014 kamen laut Bundesverband Musikin
dustrie 17 der 25 erfolgreichsten Alben aus
Deutschland. Der Umsatz aus nationaler
Popmusik stieg um 16 Prozent im Vergleich
zu 2013.
In den 80erJahren war Deutsch als
Musiksprache schon einmal sehr beliebt.
Damals hatten Musiker wie Nena („99 Luft
ballons“) in ihrer Muttersprache Erfolg. Die
Medien schrieben damals bald von einer
Neuen Deutschen Welle. Und jetzt? Gibt es
eine neue Neue Deutsche Welle?
„Das Wort Welle können wir jetzt strei
chen. Die Deutschen haben in den letz
ten zehn, 20 Jahren enorm aufgeholt“,
sagt der Songwriter Heinz Rudolf Kunze.
Der studierte Germanist weiß, wovon er
spricht: Er arbeitet seit 1981 als Musiker
l„nden auf hier: erreichen
der Pl„tz, ¿e hier: Position
tr¡ffen hier: ≈ machen, dass man starke Emotionen bekommt
die Schlagersän-gerin, -nen
Frau, die Lieder mit einfachem Text singt
der General-sekretär, -e
hier: ≈ Manager einer Organisation
der Deutsche Musikrat
Organisation für die Interessen aller deutschen Musikvereine und –organisationen
der }mgang hier: Art, etwas zu benutzen
die Mom¡ntauf-nahme, -n
hier: zusammenfassendes Bild der aktuell beliebtesten Musik in Deutschland
der B¢ndes-verband
Organisation für ganz Deutschland
der }msatz, ¿e Summe aller Verkäufe in einem Jahr
der L¢ftballon, -s
≈ Ball mit dünner Haut aus elastischem Material, der mit Luft gefüllt ist
die W¡lle, -n hier: Trend in der Musik
streichen hier: wegmachen; nicht mehr benutzen
en¶rm sehr stark
aufholen hier: besser werden; gleich gut werden wie auf Englisch singende Musiker
der German“st, -en
Person, die sich systematisch mit der deutschen Sprache und Literatur beschäftigt
%
Sängerin Helene FischerZurzeit hat keine andere
so viel Erfolg wie sie
FOTO
: SAND
RA LUD
EWIG
619/15
Deutsch-Boom in den Charts
Viele der bekannten deutschsprachigen Sänger sind Kinder
von Migranten.
und singt schon immer auf Deutsch. Für
seine Musik hat Kunze viele Preise bekom
men. „Wir suchen in Deutschland nach
einer neuen kulturellen Identität, das
zeigt sich in der Liebe zur Musik“, glaubt
Henning Wehland von den Söhnen Mann
heims. Deutsch werde immer die Herzens
sprache seiner Band bleiben.
Nach der Neuen Deutschen Welle blieb
Deutsch lange Zeit einigen Stars vorbe
halten – den Songwritern Herbert Grö
nemeyer und Udo Lindenberg oder der
Punkband Die Toten Hosen. Sie bereite
ten den Weg für die Musiker, die in den
90ern und Anfang der 2000erJahre die
Charts eroberten: zum Beispiel die Hip
HopBand Die Fantastischen Vier oder die
Popmusiker Söhne Mannheims.
Tim Bendzko
Was Pop Aktuelles Album Am seidenen FadenGrößter Hit „Nur noch kurz die Welt
retten“
Der Lockenkopf Tim Bendzko will eigent-lich Fußballspieler werden. Er geht auf ein Sportgymnasium und spielt für einen Fußballverein. Erst 2009 entdeckt ihn die Band Söhne Mannheims bei einem Talentwettbewerb.
Sein Hit „Nur noch kurz die Welt retten“ hält sich viele Wochen in den Charts. „Ich wusste einfach, dass ich so erfolgreich sein werde“, sagt der 30-Jährige.
„m seidenen Faden (hængen)
so (sein), dass bald etwas Schlimmes oder Unangenehmes passieren kann
der L¶cken-kopf, ¿e (l¶ckig
hier: junger Mann mit lockigen Haaren
≈ so, dass sich Haare rund formen)
der Tal¡ntwett-bewerb, -e
≈ Suche nach dem besten Talent
s“ch h„lten “n hier: bleiben in
Andreas Bourani
Was Pop/Soul Aktuelles Album HeyGrößter Hit „Auf uns“
Schon als Schüler nimmt Andreas Bourani Gesangsunterricht. Am Anfang singt er nur auf kleinen Bühnen. 2010 bekommt er einen
Plattenvertrag bei Universal Music. Sein zweites Album Hey erreicht mit mehr als 250 000 ver-kauften Exemplaren Platinstatus. Der 31-Jährige ist Jurymitglied bei verschiedenen Castingshows, wie zum Beispiel The Voice of Germany 2015.
der Ges„ngsunterricht Unterricht im Singen
der Pl„ttenvertrag, ¿e Vertrag für die Produktion eines Albums
Unheilig
Was Pop-RockAktuelles Album Gipfelstürmer LiveGrößter Hit „Geboren um zu leben“
Am Anfang ist die Band wegen der düsteren Atmosphäre ihrer Musik vor allem in der Wave- und Gothic-Szene bekannt. Der Sänger und Songschreiber Der Graf spielt mit seinen Musikern auf allen wichtigen Festivals der Szene. Mit dem 2010 erschiene-nen Studioalbum Große Freiheit gelingt der erste große Erfolg. In Deutschland, Österreich und der Schweiz verkauft es sich mehr als zwei Millionen Mal.
der G“pfelstür-mer, -
≈ Bergsteiger; aber auch: Person, die sich ein schwieriges Ziel gewählt hat und dieses trotz Schwierigkeiten erreicht
düster hier: traurig
die Szene hier: alle Wave und GothicFans und Musiker
der Graf, -en früher aristokratischer Beamter; hier: gewählter Name
die H¡rzens-sprache, -n
hier: Sprache, die der Band am wichtigsten ist; Sprache, in der die Band am besten Gefühle mitteilen kann
… vorbehalten bleiben
ohne Ausnahme bestimmt sein für …
den Weg be-reiten für …
alles tun, um … den Erfolg möglich zu machen
erobern hier: auf die ersten Positionen kommen
62 9/15
Während Deutschen davor kaum inter
nationale Erfolge gelangen, wurden
damals einige von ihnen trotz der Sprach
barriere zum Exportschlager. Die Hardro
cker von Rammstein hielten sich wochen
lang in den Top 20 – zum Beispiel in den
USA, in Großbritannien, in Frankreich und
Dänemark. Die TeeniePopband Tokio
Hotel mit ihrem exzentrischen Sänger Bill
Kaulitz wurde unter anderem in Frank
reich, Israel und Lateinamerika berühmt.
Ihr erstes Album Schrei verkaufte sich
weltweit 1,5 Millionen Mal.
Zu Beginn seiner Karriere galt Heinz
Rudolf Kunze noch als Exot: „Als ich anfing,
fragten mich Radioredakteure ständig
nach dem Grund dafür. Ich sagte ihnen,
Bob Dylan singt ja auch nicht Kisuaheli.“
Der Liedermacher war einer der ersten,
die eine Radioquote für deutschsprachige
Musik forderten. Eine Quote von 40 Pro
zent gilt im Nachbarland Frankreich. In
Deutschland sind bisher nur zehn Prozent
der Top 100 im Radio deutschsprachig.
Dabei ist die Vielfalt an musikalischen
Stilen so groß wie noch nie: Neben dem
typischen Schlager hat sich auch deutscher
Pop und HipHop etabliert. Es existiert
sogar GangstaRap wie in den USA.
Ein Phänomen dabei: Viele der heute
bekannten Sänger sind Kinder von Migran
ten, was auch ihre Musik beeinflusst. Der
Song Zuhause von Adel Tawil, Sohn eines
Ägypters und einer Tunesierin, plädiert für
Toleranz: „Komm wir bring’ die Welt zum
Leuchten, egal woher du kommst. Zuhau
se ist da, wo deine Freunde sind. Hier ist
die Liebe umsonst“, ist der Refrain.
ASD
Was Hip-Hop Aktuelles Album BlockbastaGrößter Hit „Hey du“
Der Rapper Afrob (38) und sein Kollege Samy Deluxe (37) veröffentlichen als ASD 2003 eines der bisher erfolgreichsten deutschen Hip-Hop-Alben. Wer hätte das gedacht hält sich über 13 Wochen in den Top 100. Zwölf Jahre lang verfolgen sie danach ihre Solokarrieren, Samy Deluxe produziert fünf eigene Alben. Im November gehen sie mit ihrem gemeinsa-men Album Blockbasta auf Tour.
Blockbasta eigentlich: Blockbuster
s“ch h„lten “n hier: bleiben in
verf¶lgen hier: versuchen, wirklich zu machen; versuchen, zu realisieren
Santiano
Was Volksmusik/Folk Aktuelles Album Von Liebe, Tod und
FreiheitGrößter Hit „Santiano“
Bei einer Party kommen Hans-Timm Hinrichsen, Pete Sage, Björn Both, Axel Stosberg und Andreas Fahnert aus Flensburg (Schleswig-Holstein) auf die Idee, zusammen Seemannslieder zu singen. Das Debütalbum Bis ans Ende der Welt wird sofort die
Nummer eins der Charts und verkauft sich mehr als eine Million Mal. Der Erfolg kommt für die Norddeutschen so überraschend wie ein Unwetter auf dem Meer.
das Seemanns-lied, -er
Lied, das ein Mann singt, der auf einem Schiff arbeitet
das }nwetter, - sehr schlechtes Wetter, meistens mit Sturm und Regen
der Exp¶rtschla-ger, -
hier: Musiker, der auch im Ausland Erfolg hat
s“ch h„lten “n hier: bleiben in
der Radioredak-teur, -e franz.
≈ Journalist bei einer Radiostation
stændig dauernd; immer
der Liederma-cher, -
≈ Musiker, der Lieder zu aktuellen Themen selbst schreibt und singt
die Vielfalt hier: viele Varianten
s“ch etablieren hier: einen sicheren Platz finden
plädieren für hier: offiziell sagen, was man unterstützt und wichtig findet
br“ng‘ … z¢m Leuchten
von: zum Leuchten bringen = durch Licht hell machen; hier auch: durch Verschiedenartigkeit der Menschen lebenswert machen
der Refrain franz.
Teil eines Liedes, der am Ende jeder Strophe wiederholt wird
%
FOTO
S: KAI STUH
T; ERIC WEISS; M
ATHIAS B
OTH
OR; U
NIVERSAL M
USIC; VITALI G
ELVICH
639/15
Deutsch-Boom in den Charts
Die Musiker experimentieren mit Spra
che: Sie singen nicht nur auf Deutsch, son
dern auch auf Englisch. Vor einigen Jahren
spielte Tawil ein Lied auf Arabisch ein.
Ein Kind von Migranten ist auch die
31Jährige Helene Fischer, die zurzeit
erfolgreichste deutsche Sängerin. Ihre
Eltern sind Russlanddeutsche, sie wurde
in Sibirien geboren. Allein ihr Album Far-
benspiel verkaufte sich mehr als zwei Mil
lionen Mal. Berlin, Hamburg, Gelsenkir
chen – die hübsche Sängerin füllt mit ihrer
perfekt einstudierten Show und ihren
HerzschmerzArien ganze Fußballstadien.
Etwa 900 000 Fans werden bei ihrer dies
jährigen Tournee erwartet.
Warum wollen so viele Deutsche ihre
seichten Texte hören und ihre bun
ten Shows sehen? Ein Grund: Hinter der
Sängerin steht eine gut funktionierende
Marketingmaschinerie. Fischer ließ ihren
Namen schon 2010 als Marke registrieren.
Sie warb seitdem für Volkswagen, Tchibo
und andere Firmen. Inzwischen gibt es die
HeleneFischerArmbanduhr, eine Mode
kollektion und den Teddybären Helene.
Die Deutschen lieben Musik, nicht nur
ihre eigene, und geben dafür mehr Geld
aus als andere Nationen. Das kommt der
heimischen Musikbranche zugute. Die
Bundesrepublik ist nach Japan und den
USA der drittgrößte Musikmarkt der Welt
– und er wächst. 2014 wurden dort CDs,
Downloads, StreamingAngebote und
Schallplatten im Wert von 1,48 Milliarden
Euro verkauft.
Noch eine Besonderheit: CDs und
Schallplatten machen auch im digitalen
Zeitalter drei Viertel des Umsatzes aus.
Und: Die Deutschen sind ihren Musikern
treu. Während sie bei internationalen
Künstlern oft nur eine Single downloaden,
besorgen sie sich bei deutschen Stars häu
fig gleich das ganze Album.
So haben auch weniger massentaugli
che Musiker eine Chance, zum Beispiel die
neue Generation von Liedermachern. Die
musikalische Begleitung ist minimal, ihre
Texte haben ihre Gefühlswelt zum Thema
oder kritisieren gesellschaftliche Zustände.
Aber nicht alle folgen dem Deutsch
trend. Till Lindemann ist der Sänger von
Rammstein – der Band, die mit deutsch
sprachigen Songs international so erfolg
reich war wie kaum eine andere. Jetzt
wollte er seine Fans mit seinem neuen
Soloalbum überraschen. Es heißt Skills in
Pills. Lindemann singt auf Englisch. 2
Revolverheld
Was Rock Aktuelles Album Immer in BewegungGrößter Hit „Halt dich an mir fest“
Die Bandmitglieder um Sänger Johannes Strate lernen sich in einem Kurs für Popmusik in Hamburg ken-nen. Revolverheld, die bis 2004 Tsunamikiller heißen,
haben vier Alben produziert. Alle waren kommerziell erfolgreich. „Wir haben immer hart gearbeitet. Unser Erfolg ist auch das Ergebnis dieser Arbeit“, sagt Strate. Besonders mögen die Fans ihre Live-Auftritte.
der Rev¶lver-held, -en
Mann, der schnell und oft einen Revolver benutzt
der Auftritt, -e
von: auftreten = hier: vor Publikum spielen
Wirtz
Was Rock Aktuelles Album Auf die Plätze, fertig, los!Größter Hit „Ne Weile her“
Daniel Wirtz hat schon mit 15 Jahren seine erste eigene Band, Sub7even. Schnell schließen die Indierocker einen Plattenvertrag mit BMG. Die Band singt auf Englisch. Aber Daniel Wirtz will keine kommerzielle Musik mehr machen und lieber in seiner Muttersprache singen: „Deutsch sollte es sein, tief und ehrlich, zwi-schen Melancholie und Wahnsinn“, sagt er über seine Entscheidung.
‘ne Weile her eine Weile her sein = vor längerer Zeit gewesen sein
der Pl„ttenver-trag, ¿e
Vertrag für die Produktion eines Albums
tief hier: so, dass intensive Gefühle mitgeteilt werden
der Wahnsinn psychische Störung
einspielen hier: Lied im Studio speichern
der R¢ssland-deutsche, -n
hier: Immigrant aus Deutschland, dessen Familie vor langer Zeit nach Russland immigriert ist
allein hier: nur
einstudieren intensiv lernen
die H¡rz-schmerz-Arie, -n
m d Lied, mit einfachem Text, der die Traurigkeit wegen einer unglücklichen Liebe zum Thema hat
seicht d hier: nicht sehr schwierig; ≈ langweilig
die M„rketing-maschinerie, -n
d hier: Marketingsystem
die [rmbanduhr, -en
Uhr, die man am Arm trägt
zugutekommen von Vorteil sein für
heimisch hier: in den deutschsprachigen Ländern
die Sch„llplatte, -n
hier: flaches, rundes, schwarzes Stück aus einer Plastikart (z. B. Vinyl) mit Musik
ausmachen hier: betragen
digital so, dass fast alles in Computern gespeichert ist und Computer benutzt werden
das Zeitalter, - ≈ Epoche; Zeit
m„ssentauglich so, dass es einer großen Zahl von Menschen gefällt
die Generation, -en
hier: Personen, die zur gleichen Zeit aktiv sind
die Begleitung hier: Melodie, die ein oder mehrere Instrumente spielen
FOTO
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SIK.DE; TIM
KRAMER
64 9/15
Autoreifen aus PflanzenIn ein paar Jahren könnte Naturkautschuk aus in Europa typischen Pflanzen normal
sein. Am Fraunhofer-Institut in Münster wird daran gearbeitet – es ist eines von
vielen Erfolgsbeispielen, wie Fraunhofer-Forscher in Kooperation mit der Wirtschaft
innovative Ideen entwickeln. Carolin Jenkner hat das Kautschuk-Labor besucht.
Made in
M a d e inGermany 3
Deutschlands innovativ
e Se
ite
28 10/15
Löwenzahn kennt in Deutschland jedes
Kind: Die Pflanze wächst an jedem
Wegrand, im April blüht sie gelb. Ein paar
Wochen später, wenn sich die Samen ent-
wickelt haben, trägt der Wind die „Pus-
teblume“ über Wiesen und Felder. Aus
den Blättern kann man Salat machen, aus
der Blüte stellen Bienen Löwenzahnhonig
her. Dass aus den Wurzeln bald Autoreifen
entstehen sollen, ist neu, aber schon fast
Realität.
Seit mehr als sechs Jahren forschen
Dirk Prüfer und sein Kollege Christian
Schulze Gronover an der Außenstelle des
Fraunhofer-Instituts für Molekularbio-
logie und Angewandte Ökologie (IME) in
Münster daran, wie man aus Löwenzahn
Naturkautschuk herstellen kann. In ihrem
Labor in dem roten Backsteingebäude der
Universität, in der Nähe des Münsteraner
Schlosses, wird gerade geerntet: Eine Mit-
arbeiterin schneidet sorgfältig die Wurzeln
der Löwenzahnpflanze ab und gefriert sie
in flüssigem Stickstoff, eine tägliche Rou-
tinearbeit im Labor.
Schon vor fast 100 Jahren haben For-
scher versucht, aus Löwenzahn Kautschuk
herzustellen. Aber die Versuche haben
nie wirklich geklappt. Für die Wirtschaft
ist es aber sehr wichtig, endlich Alterna-
Die Fraunhofer-Gesell-schaft ist die größte Orga-
nisation ihrer Art in Europa.
Die Fraunhofer-Gesellschaft
Die Fraunhofer-Gesellschaft ist mit ihren 66 Instituten und Forschungseinrichtungen in Deutschland die größte Organisation für angewandte Forschung in Europa. Ihren Namen hat sie von dem Münchener Joseph von Fraunhofer (1787 - 1826), der Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer war. Seine Idee, die Forschung für die Wirtschaft und für die Menschen konkret anwendbar zu machen, ist noch immer das Prinzip der Gesellschaft. 1949 wurde sie gegründet, am Anfang mit nur drei Mitarbeitern. Inzwischen arbeiten 24 000 Mitarbeiter für sie. Zusammen kommen sie auf ein Forschungsvolumen von zwei Milliarden Euro im Jahr. Zu 30 Prozent wer-den die Institute staatlich finanziert. Die übrigen 70
Prozent bekommen sie durch Aufträge von Firmen und durch öffentlich finanzierte Forschungsprojekte. Das ermöglicht auch kleinen Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung, innovative Ideen zu entwickeln. Im Zentrum der Forschung stehen die Bedürfnisse des Menschen in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt. Die meisten Mitarbeiter arbeiten im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften. Die Gesellschaft gehört zu den wichtigsten Patentanmeldern in Deutschland. So haben die Institute im Jahr 2014 zum Beispiel 831 Erfindungen gemacht. Im Durchschnitt registriert Fraunhofer mehr als zwei Patentanmeldungen pro Werktag.
die F¶rschungs-einrichtung, -en
Institution, an der geforscht wird
die „ngewandte F¶rschung
Forschung, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen
der Unterneh-mer, -
Besitzer und oft auch Leiter einer Firma
„nwendbar geeignet für die Benutzung im kon-kreten Fall
das F¶rschungs-volumen
Betrag, der für Forschung ausgegeben wird
das Bed•rfnis, -se
≈ Wunsch
die Naturwissen-schaften
z. B. Chemie, Biologie, Physik
der Pat¡nt-anmelder, - (das Pat¡nt, -e
Institution oder Firma, die ein Patent anmeldet Recht, eine Erfindung als Einziger zu verkaufen)
der W¡rktag, -e Montag bis Samstag
die Art, -en hier: Kategorie
der Wegrand, ¿er
äußerer Teil eines Weges
der Samen, - ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen dersel-ben Art wachsen können
die Pusteblume, -n
(pusten
runde, grauweiße Löwen-zahn blume nach der Blüte, deren Samen Kinder gerne in die Luft pusten m hier: mit dem Mund auf etwas blasen)
die Biene, -n Insekt, das Honig produziert
die W¢rzel, -n Teil einer Pflanze, der unter der Erde wächst
die Außenstelle, -n
Abteilung einer Institution, die außerhalb der Zentrale liegt
die [ngewandte Ökologie
Forschung im Bereich Ökolo-gie, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen
das B„ckstein-gebäude, -
Gebäude aus roten, gebrann-ten Steinen
s¶rgfältig sehr genau
gefrieren bei sehr niedriger Temperatur konservieren
fl•ssig wie Wasser; ↔ fest
der St“ckstoff farbloses Gas, das nicht riecht; N
2
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Grünes LaborChristian Schulze
Gronover (links) und Dirk Prüfer von Fraun-hofer mit Carla Recker
von Continental in Münster
FOTO
: DIRK M
AHLER/FRAU
NH
OFER %
2910/15
Made in Germany
LED noch heller und effizienter
LED-Lampen gibt es inzwischen in fast jedem Haushalt. Aber auch die sehr umweltfreundli-che und stromsparende LED-Technik hat einen Nachteil: Bei Stromschwankungen kann es sein, dass LEDs nicht so gut funktionieren oder sogar kaputtgehen. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik in Freiburg (Baden-Württemberg) haben eine Lösung dafür gefunden: eine Technik, die aus dem Wechselstrom aus der Steckdose Gleichstrom mit reduzierter Spannung macht. Die Forscher benut-zen Transistoren auf Basis von Galliumnitrid. Die LEDs werden damit noch effizienter, heller und energiesparender.
effizi¡nt (ökonomisch) sinnvoll und nützlich
die Stromschwankung, -en
Änderung in der Intensität des Stroms
die [ngewandte F¡st-körperphysik
Forschung im Bereich Festkör-perphysik, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen
die Sp„nnung hier: ≈ elektrisches Potenzial
MP3
MP3 ist in aller Ohren: über den MP3-Player oder über Audiodateien im Internet. Aber was genau haben die Forscher des Fraunhofer-Institutes für Integrierte Schaltungen im bay-erischen Erlangen da vor 20 Jahren entwickelt? Das MP3-Verfahren codiert und speichert Musik. Im Vergleich zum Original benötigt eine MP3-Datei nur rund zehn Prozent des Speicherplatzes. So kann Musik schnell über das Internet übertragen und auf MP3-Playern gespeichert werden. Eine international populäre Innovation, an der Fraunhofer über die Patentrechte jährlich hohe Millionenbeträge verdient.
“n „ller Ohren sein Wortspiel mit: m in aller Munde sein = aktuell sein
die Sch„ltung, -en ≈ Reihenfolge oder Ordnung elektrischer Verbin-dungen
das Pat¡ntrecht, -e Recht, eine Erfindung als Einziger zu verkaufen
tiven zur konventionellen Herstellung von
Kautschuk zu finden. 40 000 Produkte des
täglichen Lebens, zum Beispiel Matratzen,
Klebestreifen oder eben Autoreifen, ent-
halten Naturkautschuk. Und der wird im
Moment hauptsächlich aus dem Gummi-
baum, botanisch Hevea brasiliensis, her-
gestellt, einer Pflanzenart der Subtropen.
Die Kautschukherstellung aus dem
Gummibaum ist aber problematisch:
Zum einen gibt es zunehmend Probleme
mit Schadpilzen, zum anderen steigt die
Nachfrage so stark, dass tropische Wälder
gerodet und in Agrarland umgewandelt
werden. Und für die Wirtschaft sind die
stark schwankenden Preise an der Kaut-
schukbörse ein Problem.
So überrascht es nicht, dass der Rei-
fenhersteller Continental und das Fraun-
hofer-Institut IME seit Jahren gemeinsam
an einer Alternative forschen: „Wir wollen
eine zusätzliche Kautschukquelle etablie-
ren“, erklärt Christian Schulze Gronover.
Das Projekt steht als positives Beispiel für
die angewandte Forschung der Fraunho-
fer-Institute, die ihre Forschung in enger
Kooperation mit der Wirtschaft betreiben
und immer eine konkrete Anwendung im
Blick haben.
Es gibt eine klare Arbeitsteilung: Wäh-
rend die Biologen im IME für die Züchtung
und Analyse und für das Verfahren zur
Extraktion des Kautschuks zuständig sind,
entwickelt Continental in seinem Labor
aus dem Rohstoff das fertige Produkt, in
diesem Fall Autoreifen. Das ist naturge-
mäß ein langer Prozess mit anfänglichen
Schwierigkeiten. Im IME-Labor in Münster
stand man zuerst vor dem Problem, immer
die falsche Pflanze bekommen zu haben.
Denn der Löwenzahn vom Wegrand in
Deutschland enthält zu wenig Naturkaut-
schuk, um ihn wirklich für die Industrie
nutzbar zu machen. „Wir haben erst 2010
die Matr„tze, -n
Teil des Bettes aus weichem Material, auf dem man liegt
der Klebestrei-fen, -
langes, dünnes Stück aus Plas-tik, mit dem man eine Sache auf eine andere kleben kann
der Schadpilz, -e
sehr kleiner Organismus, der auf Pflanzen wächst und sie krank macht
roden Bäume wegmachen
¢mwandeln ändern
schw„nken hier: sich verändern; nicht stabil bleiben
die Kautschuk-börse, -n
Markt, auf dem Kautschuk ge- und verkauft wird
zusätzlich hier: noch eine
die Kautschuk-quelle, -n
Pflanze, aus der man Kautschuk herstellen kann
etablieren hier: bekannt machen und nutzen
betreiben machen
die [nwen-dung, -en
≈ Benutzung im konkreten Fall
die Z•chtung, -en
hier: Herstellung einer bestimm ten Pflanzenart
der Rohstoff, -e Substanz aus der Natur, die von der Industrie verwendet wird (z. B. Erdöl, Gold, Wasser)
naturgemäß natürlich
n¢tzbar hier: so, dass man daraus Kautschuk herstellen kann
30 10/15
die richtige Sorte des russischen Löwen-
zahns bekommen“, erzählt Schulze Gro-
nover. „Die Herausforderung besteht nun
neben der Analyse darin, ihn so zu züch-
ten, dass er genug Ertrag bringt, nämlich
genauso viel wie der Gummibaum.“
Schulze Gronover und seine Kollegen
vertrauen dabei auf natürliche Verfahren
ohne Gentechnik. Durch gezielte Zucht
haben sie den Kautschukgehalt innerhalb
von kurzer Zeit schon verdoppelt, sodass
eine industrielle Verwendung in wenigen
Jahren denkbar ist. Im Gewächshaus des
Instituts zeigt der Forscher die Löwen-
zahnpflanzen, die genau in einer Reihe
hintereinander gepflanzt sind. Die Blät-
ter sind ein bisschen schmaler als die des
deutschen Löwenzahns, die Blüten ein
bisschen kleiner.
Aber den Forschern ist es gelungen, aus
der Wurzel Naturkautschuk herzustellen.
In einem umweltverträglichen Verfahren
wird der Kautschuk mit Wasser von den
anderen Substanzen getrennt. Das genaue
Verfahren ist aber geheim. So bleibt die Tür
dorthin verschlossen. Fest steht aber, dass
der Löwenzahn-Kautschuk mit dem Gum-
mibaum konkurrieren kann: „Es hat sich
gezeigt, dass der Kautschuk gut verwert-
bar ist und äquivalente Eigenschaften zu
dem Kautschuk aus dem
Gummibaum hat“, sagt
Schulze Gronover.
Das kann der Reifenherstel-
ler Continental bestätigen.
Die erste Testserie mit Autorei-
fen aus Löwenzahn-Kautschuk
ist gelungen. In Testfahrten auf der
Straße war der Reifen auf Löwenzahn-
basis genauso sicher wie konventionelle
Reifen – aber nachhaltiger.
„Bis zu 40 Prozent eines Autoreifens
bestehen aus Naturkautschuk“, erklärt
Alexander Bahlmann von Continental.
Den großen Bedarf will der Reifenherstel-
ler in Zukunft teilweise durch Löwenzahn
decken. „Unser Ziel ist es, in fünf bis zehn
Jahren damit in Serie zu gehen“, sagt
Bahlmann. Voraussetzung dafür ist, dass
der Ertrag dann genauso hoch ist wie beim
Gummibaum.
Für Continental bietet der Löwen-
zahn-Kautschuk auch die Möglichkeit,
Rohstoffe regional einzukaufen. Die Pflan-
ze wächst auch gut auf Flächen, die für
den Anbau von Nahrungsmitteln ungeeig-
net sind. Davon gibt es in einigen deut-
schen Regionen sehr viele, zum Beispiel
in Brandenburg und Mecklenburg-Vor-
pommern. So kann der CO2-Ausstoß bei
der Logistik reduziert werden. Die Firma
Ein Scanner gegen Briefbomben
Bis jetzt ist es kompliziert, Briefe auf uner-wünschte Inhaltsstoffe wie Sprengstoff oder Drogen zu untersuchen. Die Lösung könnte ein neuer Terahertz-Scanner sein. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik in Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) und der Firma Hübner in Kassel (Hessen) haben das System T-Cognition entwickelt. Es entdeckt gefährliche Inhalte, ohne dass die Post geöffnet werden muss. Ein Gerät, das schon bald in Ministerien und Gefängnissen stehen könnte.
der Spr¡ngstoff Substanz, die mit Feuer und Lärm kaputtgeht; ≈ Bombe
das Gefængnis, -se Gebäude, in das kriminelle Perso-nen geschlossen werden
die Herausfor-derung, -en
schwierige Aufgabe, die man spannend findet
der Ertrag, ¿e bestimmte Menge, die produ-ziert wird
die Gentech-nik
≈ Methode, bei der Gene künst-lich anders gemacht werden
der Kaut-schukgehalt
Menge an Kautschuk, die in der Pflanze enthalten ist
das Gewæchs-haus, ¿er
Glashaus, in dem Pflanzen unter sehr guten Bedingungen wachsen können
¢mweltver-träglich
gut für die Umwelt
konkurrieren hier: genauso gut sein
verwertbar hier: so, dass man ihn gut als Material verwenden kann
die Eigen-schaft, -en
Charakteristikum
nachhaltig hier: so, dass etwas keine ne-gativen Effekte für die Menschen und die Ökologie hat
den Bed„rf d¡cken
die Menge besorgen, die man braucht
teilweise nicht komplett
“n Serie gehen in großer Zahl gleiche Exemplare herstellen
der [nbau von: anbauen = Pflanzen pfle-gen und ihre Früchte sammeln
der Ausstoß Abgabe in die Luft
Vom Löwenzahn zum ReifenDie Pflanze und eines der
Produkte, das daraus gemacht werden kann
FOTO
S: ISTOCK/TH
INKSTO
CK (2); CON
TINEN
TAL
%
3110/15
Made in Germany
wird ein bisschen unabhängiger von den
schwankenden Preisen an der Kautschuk-
börse.
Für die Forschung am russischen
Löwenzahn und die Entwicklung der
Anwendung haben Dirk Prüfer, Christian
Schulze Gronover und die zuständige Wis-
senschaftlerin von Continental in diesem
Jahr den wichtigen Joseph-von-Fraunho-
fer-Preis gewonnen.
Aber damit ist die Forschung am
Löwenzahn noch lange nicht beendet:
Schulze Gronover und seine Kollegen von
der IME-Außenstelle in Münster haben
auch andere Inhaltsstoffe gefunden, die
für die Industrie nützlich sein können.
„Der russische Löwenzahn enthält Inu-
lin, einen Polymerzucker“, erklärt Schul-
ze Gronover. „Inulin wird zum Beispiel in
probiotischem Joghurt verwendet oder um
eine Textur in Lebensmitteln zu schaffen,
die man sonst nur durch Fette erreicht.“
Diese Eigenschaften der Pflan-
ze erforscht das Fraunhofer-Institut in
Zusammenarbeit mit anderen Firmen aus
der Nahrungsmittel- und Latex-Bran-
che. Das Erfolgsrezept von Fraunhofer
heißt: Kompetenzen bündeln, Forschen in
Kooperation mit der Wirtschaft.
Und eins scheint schon jetzt klar zu sein:
Der Löwenzahn scheint eine nachhaltige
Alternative zum Gummibaum zu sein. Die
Ernte kann nach ein paar Wochen erfol-
gen, während der Kautschukbaum zum
ersten Mal nach sieben Jahren erntereif
ist. Sicher wird nicht der ganze Weltbe-
darf an Naturkautschuk durch Löwenzahn
gedeckt werden können, aber er macht
die Industrienationen ein bisschen unab-
hängiger von Importen. Und so wird es
uns nicht wundern, wenn der Löwenzahn
bald nicht nur auf Weiden und an Weg-
rändern wächst, sondern auch großflächig
in Deutschland angebaut wird. 2
Weltrekord-Solarzelle
Eine Solarzelle mit einem Wirkungsgrad von 44,7 Prozent – das ist Weltrekord. 44,7 Prozent Wirkungsgrad, das heißt: 44,7 Prozent der gesamten Energie im Sonnenspektrum werden zu elektrischer Energie. Erreicht hat diesen Rekord das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg (Baden-Württemberg) in Kooperation mit wei-teren Institutionen. Seine Solarzelle basiert auf einer neuen Struktur mit vier Teilsolarzellen. Nach etwas mehr als drei Jahren Forschung konnten die Wissenschaftler den Rekord feiern.
die Solarzelle, -n
elektrisches Bauteil, mit dem man aus Sonnenlicht Strom produzieren kann
der W“rkungs-grad
Relation zwischen benutzter Energie und der Energie, die man bekommt
basieren auf als Basis haben
Proteine aus Lupinen
Die Lupine kann in Zukunft ein wichtiger Grundstoff für unser Essen sein. Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising (Bayern) hat die Samen der Pflanze so verändert, dass man daraus proteinreiche Zutaten für Lebensmittel herstellen kann – ohne unangenehmen Geschmack. Seit ein paar Jahren gibt es schon ein Eis aus Lupinen auf dem Markt. Für die Forschung hat das Institut 2014 den Deutschen Zukunftspreis gewonnen.
die Verfahrens-technik, -en
Technik, die sich mit speziellen Technologien (z. B. Recyclingprozessen) beschäftigt, um die Umwelt zu schützen
der Samen, -
(die Art, -en
≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen der-selben Art wachsen können hier: Kategorie)
die Zutat, -en hier: Substanz, die zur Her-stellung eines Lebensmittels nötig ist
sch„ffen hier: entstehen lassen
die Kompet¡nz, -en hier: Fachwissen
b•ndeln hier: zusammenfassen; zusammenbringen
erf¶lgen passieren
die Weide, -n Wiese, auf der Tiere im Sommer fressen
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S: FRAUN
HOFER IN
STITUT (2)
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