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Texte: xxx Foto: xxx 1 Gestalte Deine Zukunft! Spannende Studiengänge für jeden Geschmack

Campus Uni Würzburg 09/2014

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Das Magazin von Main-Post und Universität Würzburg: Gestalte Deine Zukunft! Spannende Studiengänge für jeden Geschmack

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GestalteDeine Zukunft!Spannende Studiengänge für jeden Geschmack

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2 Text und Foto: Uni Würzburg

Das eigene Herz schlagen sehenNeue interaktive Ausstellung imMIND-Center der Würzburger Uni eröffnet

Was passiert, wenn ein Körper sich der Licht-geschwindigkeit nähert? Wie sieht dereigene Herzschlag aus? Lässt sich allein

mit der Kraft der Gedanken eine Kugel steuern?All das können Besucher der aktuellen AusstellungTouchScience im Würzburger MIND-Center auspro-bieren.

Elementarteilchenphysik, bildgebende Verfahrenwie Röntgen und Computertomographie, die Entde-ckungen Albert Einsteins und der menschliche Körperstehen imMittelpunkt der Austellung. Sie betone be-sonders den spielerischen Aspekt, so Thomas Trefz-ger. Er ist Leiter des MIND-Centers und Inhaber desLehrstuhls für Physik und ihre Didaktik.

„Die Ausstellung weckt das Interesse an Gebieten,an denen wir im Kindesalter alle interessiert sind,die aber viele im Laufe der Schulzeit aus den Augenverlieren“, sagte Unipräsident Alfred Forchel bei derEröffnung. Hier sei es möglich, wieder den Spaß am

Forschen zu entdecken. Und wer erst diesen Spaßentdeckt habe, entscheide sich später häufig für einnaturwissenschaftliches Studium. Wie wichtig es ist,junge Menschen für Wissenschaft und Forschung indenMINT-Fächern zu begeistern, betonteWürzburgsOberbürgermeister Christian Schuchardt. „Heute lau-tet die zentrale Aufgabe: die geistigen Potenziale inDeutschland erschließen.“

Die Ausstellung TouchScience@M!ND richtet sich inerster Linie an Schulklassen vonweiterführenden Schu-len. Geführt von speziell geschulten Studierenden derUniWürzburg, erhalten die Schüler hier erste Einblickein grundlegende naturwissenschaftliche Phänomene.Darüber hinaus ist die Ausstellung jeweils mittwochs,samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr für Besuchergeöffnet. Mehr Informationen zu Ausstellung und Prei-sen sowie einen Anmeldebogen für Schulklassen gibtes auf der Homepage des MIND-Centers:www.mind.uni-wuerzburg.de/entdecken

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Campus Würzburg ist eine Publikation der Mediengruppe Main-Postin Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg

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Registergericht: AG Würzburg 10997; Geschäftsführer: David Brandstätter.Gemeinsame Postanschrift: Berner Straße 2, 97084 Würzburg

Chefredaktion:Michael ReinhardRedaktion: Sara Sophie Schmitt

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Weitere Themen und Service

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Foto auf der Titelseite: Daniel Peter

Studieren:Mit 3-D gegenden KrebsWie gut wirkt ein Medi-kament gegen Lungen-krebs? Bisher ließ sichdiese Frage nur mit Tier-versuchen beantworten.Ein dreidimensionales, inWürzburg entwickeltesTestsystem soll das nunändern.

20Forschung:Mit MikrowellenSignale sendenDer Begriff Maser istvielen Nicht-Physikernfremd. Dabei ist er demPrinzip des Laser, sehrähnlich. Doch statt Lichtarbeiten hier Mikrowel-len. Die WürzburgerPhysiker um VladimirDyakonov entwickelnauf diesem Gebiet einevielversprechende neueTechnologie.

14 Neue Professoren: Sie erforschen Computer und Tumortypen Seite 16Studieren: Das Stromnetz der Zukunft gestalten Seite 18DerWeg an die Uni: Jetzt noch einschreiben! Seite 19

Gesprächsstoff:Schwätzen im

Unterricht erlaubtEigentlich sollen sichSchüler im Unterrichtnicht unterhalten. Bei

Roland Biernacki ist dasallerdings etwas anders.In seinem Forschungs-projekt untersucht erdas Kommunikations-

verhalten von Schülern.

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Ausland:Zehn Fragen an

Friederike undHovhannesWie unterscheidet sichdas Studium an der UniWürzburg von dem an

anderen Hochschu-len der Welt? WelcheHürden gibt es? Und

was wird man nach derRückkehr schmerzlichvermissen? Zwei Stu-

denten erzählen von ih-ren Studienerfahrungen

fernab der Heimat.

INHALTAusgabe September 2014

4 Gesprächsstoff:Studieren an derUni Würzburg

Ob Jura oder Lehramt,ob Mathematik oder

Anglistik – die Liste derStudiengänge an der

Uni Würzburg ist langund vielfältig. Da findetsich für jeden genau das

Richtige.

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4 Foto: Daniel Peter

gesprächsstoff

Entdecke Würzburgsweite Welt des WissensSatelliten bauen, Zuckermoleküle analysieren oder Menschenrechte untersuchen – diefolgenden Beispiele zeigen, wie spannend und vielfältig ein Studium an der Uni ist.

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5Interview und Foto: Vera Katzenberger

gesprächsstoff

Studentin Sarah Tell recherchiert in der Bibliothek für ihre Hausarbeit.

Die 20-jährige Sarah Tell stu-diert Political and Social Stu-dies. Im Interview erzählt sie

von ihrem Studienprojekt und denBerufschancen für Soziologen.

Du hast dich im vergangenen Seme-ster mit der Soziologie der Menschen-rechte beschäftigt. Was begeistertdich an dem Thema?Sarah Tell: Die Soziologie beschäftigtsich mit sozialen Phänomenen in un-serer Gesellschaft. Die Soziologie derMenschenrechte beobachtet, wie sichdiese Rechte entwickelt haben. Wirüberlegen uns, wie Menschenrechteseit ihrer ersten Erwähnung wichtiggeworden sind und wie sie in einerGesellschaft wirken.Du schreibst eine Arbeit über das Se-minar. Worüber genau schreibst du?In meiner Hausarbeit beschäftige ichmich nicht nur mit Menschenrechten.Ich habe mich entschieden, eine tra-ditionellere Theorie zu untersuchen,nämlich die des Soziologen NiklasLuhmann. Ich versuche herauszufin-den, wie sich Rechtsetzung entwi-ckelt hat. Angefangen von Verhal-tensregeln in Stämmen bis hin zumallgemeingültigen Gesetz heute.Seit vier Semestern studierst duSozio-logie und Politologie. Warum hast dudich für dieses Fach entschieden?In Würzburg gibt es die besonde-re Kombination von Soziologie undPolitologie in einem einzigen Studi-enfach, das hat mich gereizt. Mich

P&SSDas Fach Political and Social Stu­dies ist ein Bachelorstudiengang.Die Studenten beschäftigen sichunter anderemmit der Euro­päischen Union, Friedensfor­schung oder auch Regierungs­systemen.

interessiert das Funktionieren vonStaaten und das Zusammenleben inGesellschaften – genau diese beidenSchwerpunkte hat die Universität.Wie geht es für dich nach dem Stu-dium weiter? Wo finden Soziologenspäter berufliche Angebote?Das Berufsfeld für Soziologen istsehr vielfältig: Wir werden oft in derMarktforschung, der Presse- undÖffentlichkeitsarbeit oder im Per-sonalmanagement eingesetzt. Abernatürlich ist auch die soziologischeForschung ein interessantes Berufs-feld.Inwiefern?Hier haben Soziologen viele verschie-dene Möglichkeiten. Viele Forscherbeschäftigen sich zum Beispiel mitErziehung, Migration oder Religion.Ich persönlich kann mir sehr gut vor-stellen, später eine akademische Lauf-bahn einzuschlagen. Als studentischeHilfskraft darf ich schon spannendeEinblicke in das Berufsleben von Do-zenten und Professoren erhaschen.

P&SS: Freiheit!Sarah Tell untersucht die Menschenrechte

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6 Texte und Foto: Uni Würzburg

gesprächsstoff

Wie diskutieren Schüler ihre Aufgaben im Unterricht? Das will Roland Biernacki (rechts) mit seinen Forschungen herausfinden.

Lehramt: Reden erlaubtRoland Biernacki untersucht das Kommunikationsverhalten von Schülern

Der Projektaufbau ist mit weni-gen Worten erklärt: Die Gym-nasiasten einer achten Klasse

werden in Gruppen aufgeteilt undbekommen jeweils die gleiche Auf-gabe. Nur die Anleitungen variieren.Während einer Gruppe alle Schrittevorgegeben werden, erhält die zwei-te weniger Details und die dritte nurnoch den Auftrag: „Löst das Problem!“

Verändert die Art der Anleitung dieKommunikation in der Gruppe? Beiwem ist das neu erworbene Wissenbesser imGedächtnis verankert? DieseFragen versucht Roland Biernacki an derUniversitätWürzburg zu beantworten.Er ist Lehrer für Biologie und ChemieamGymnasium inMünnerstadt – halb-tags. In der anderen Hälfte ist er Teilder Fachgruppe Didaktik Biologie derUniversität. Er erforscht „die Erfassungvon aufgabenbezogener Schüler-Schü-ler-Interaktion im problemorientiertennaturwissenschaftlichen Unterricht“.

Viel Technik ist notwendig, damitBiernacki das Kommunikationsverhal-ten der Schüler untersuchen kann. Ander Uni steht ihm diese im „Uni-Klas-senzimmer“ zur Verfügung. Währendder Unterricht stattfindet, zeichnenKameras und Mikrofone das Gesche-hen auf.

„Es gibt unterschiedliche Thesendarüber, wie sich die Anleitungsformauf die Kommunikation und das Wis-sen auswirkt. Gesicherte Daten fehlen

bislang“, sagt Biernacki. So lautet eineThese etwa, dass eine zu detailreicheAnleitung die Kommunikation verhin-dert.Weniger Anleitungsschritte sollenden Austausch fördern. Genauso gutist das Gegenteil denkbar.

Mehr als 120 Schüler hat RolandBiernacki an seinem Experiment teil-nehmen lassen; die Pilotstudie ist damitbeendet. Im Herbst wird die eigent-

liche Studie starten. Geplant ist, dassbis Herbst 2015 weitere 500 Schülermitmachen. „Wir werden die Datenauswerten und hoffentlich eine Ant-wort auf unsere Fragen erhalten“,sagt Biernacki. Er selbst sei ziemlichgespannt, ist sich aber sicher, dass einEffekt nachweisbar sein wird. Welcherdas allerdings sein wird, werden erstdie Ergebnisse zeigen.

Informatik: Vom Fehlstart zum NeustartDer erste Einsatz des Horace-Projekts ist gescheitert – einen neuen Versuch könnte es schon im Herbst geben

Fast zwei Jahre harte Arbeit unddann das: Eine Kamera, die wei-ße Bilder liefert, überbelichtet,

und ohne jegliche Details.Doch der Reihe nach: HORACE, Ho-

rizon Acquisition Experiment, heißteine neue studentische Entwicklung.18 Monate lang hat das Team um Ha-kan Kayal, Professor für Raumfahrttech-nik am Institut für Informatik, diesenSensor gebaut und programmiert. Mitihm sollte das grundlegende Konzeptder Horizonterkennung unter realenVerhältnissen erprobt und es Satel-liten ermöglicht werden, ihre Lagezu stabilisieren. Kernstück des neuenSensors ist die Kamera. Am 28. Mai nuntrat HORACE, auf eine Raketemontiert,

seine erste Reise in den Weltraum an.Und es ging schief.

„Das war eine ziemlich große Ent-täuschung, vor allem nachdembis zumRaketenstart alles so gut geklappt hat-te“, sagt Thomas Rapp, Projektleiter desstudentischen Teams. Immer wiederhatte HORACE Tests durchlaufen, warauf einer Rüttelplatte durchgeschütteltworden, musste im Vakuum und derKältekammer beweisen, dass ihn solcheUmstände nicht ausschalten.

„Nach der Montage auf die Raketehatte sich gezeigt, dass unser Expe-riment den GPS-Empfang der Raketestört“, erzählt Rapp. Eine Möglichkeit,mit der auch die Experten der beteilig-ten Raumfahrtorganisationen nicht

gerechnet hatten. Weil zunächst nichtklar gewesen sei, welches Experimentund welches Bauteil auf der Rakete fürdie Störung verantwortlichwaren, wur-de das System in kurzer Zeit mehrmalsein- und ausgeschaltet. Gut möglich,dass so die Belichtungssteuerung derKamera lahmgelegt wurde.

Als Fehlschlag wollen die ange-henden Luft- und Raumfahrtinforma-tiker ihren Ausflug in den Weltraumallerdings nicht werten. „Immerhinhaben alle Systememit Ausnahme derKamera so gearbeitet, wie sie sollen.Die Daten wurden gespeichert, dieKommunikation mit der Bodenstationhat fehlerfrei funktioniert“, sagt Rapp.Derzeit läuft die Bewerbung für den

LehramtsstudiumDas Lehramtsstudium inWürz-burg ist sehr vielfältig. Das giltnicht nur für diverse Schularten,sondern auch für zahlreicheFächer. Ein Überblick unter:www.uni-wuerzburg.de

REXUS/BEXUSBei dem Programm arbeitendas Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) und dieschwedischeWeltraumbehörde(SNSB) zusammen. Infos unter:www.horace-rexus.de

nächsten Flug in den Weltraum. Nochbis Oktober können sich Studierendemit ihren Projekten und Ideen an derAusschreibung beteiligen. Und viel-leicht findet sich ja in Würzburg einTeam, das HORACE verbessern undweiterentwickeln möchte.

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7Texte: Justus Neidlein; Foto: Daniel Peter

gesprächsstoff

Zucker im Blick: Prof. Dr. Jürgen Seibel meint, dass der süße Stoff Bestandteilin Medikamenten gegen multiresistente Keime oder Tumore sein könnte.

Chemie: Mehr als nur süßWürzburger Forscher arbeiten an Zuckermolekülen, die heilen können

Wenn Prof. Dr. Jürgen Sei-bel von Zucker spricht,geht es im Normalfall

nicht darum, einen Kaffee zu süßen.Wo die meisten Menschen an dieweißen Kristalle mit dem schlechtenImage denken, fängt für den Chemi-ker eine Welt voller Möglichkeitenund ungelöster Fragestellungen an.Denn Zucker muss nicht immer nurschlecht für die Zähne und in Massenungesund sein. In Zukunft könnte erein wichtiger Bestandteil in Medika-menten gegen multiresistente Keimeoder Tumore sein.

„Zucker sind sehr divers“, sagt Sei-bel. Die Vielfalt ist kaum jemandembe-wusst. Zucker sind etwa auf Zellmem-branen vorhanden und übernehmenwichtige Aufgaben bei der Kommuni-kation der Zelle. „Man kann sich die Zu-ckermoleküle auf einer Zelloberflächewie Antennen vorstellen“, erklärt Seibel.Über diese Antennenmoleküle auf derZelle seien sie identifizierbar.

Jürgen Seibel und der Arbeitskreisum ihn haben sich diese Eigenschaf-ten der Zucker zunutze gemacht underzielten damit einen durchschla-genden Erfolg im Kampf gegen Infek-tionskrankheiten. Ein Bakteriummüssegewissermaßen an einermenschlichenZelle andocken, um diese zu infizieren,sagt Seibel. „Der erste Schritt ist es zuverstehen, wie das genau funktioniert.Den Vorgang kannman dann beeinflus-sen, indemman Moleküle synthetischnachbaut, die genau die passendenFunktionen haben.“ Durch den Zuckerkann verhindertwerden, dass die Bakte-rien auf der menschlichen Zelle haftenund diese infizieren.

Diese Zuckermoleküle auf der Zellebefinden sich im Nanometerbereich.„Die Auflösung liegt unterhalb der prak-tischen Wellenlänge des Lichts“, sagtSeibel. Mit einer speziellen Technik istes der Forschergruppe um Prof. Seibelund seinem Kollegen Prof. Dr. MarkusSauer nun aber gelungen, die Zucker-moleküle sichtbar zu machen. DieAufnahmen der Moleküle erinnern andie Aufnahmen der NASA, die die Erdebei Nacht zeigen. „Auf der Erde siehtman die Lichter der Städte, man sieht,wo was los ist und welchen Ländern esgut geht“, sagt Seibel. Das könne manmit den Molekülen vergleichen. In denAufnahmen stecke eine große Mengean Informationen. „Es hilft uns zu ver-

ChemieDer Studiengang kann an derUni Würzburg als Bachelor- undMaster-Einzelfach studiert wer-den. Im Rahmen der Lehramts-ausbildung kann das Fach alsUnterrichtsfach gewählt werden.

stehen, wie die Infektion abläuft. DieseInformationenwerdendazu führen, dasswir bessere Therapien gegen Infektions-krankheiten entwickeln können.“

Damit die passenden Zuckermole-küle in Zukunft auch möglichst effi-zient synthetisch hergestellt werdenkönnen, forscht Jürgen Seibel außerdemin einer europäischen Forschungsgrup-pe an sogenannten Biokatalysatoren.Bisher nimmt die synthetische Herstel-lung eines komplexen Zuckermolekülseine lange Zeit in Anspruch.

Der menschliche Organismus ist inder Lage, auch hochkomplexe Zucker-moleküle in kürzester Zeit zu produzie-ren. „Aber wie soll man die Zuckermo-leküle vomMenschen isolieren, um sienutzen zu können?“, fragt Seibel. DieSynthese zugänglicher zu machen seiein Ziel der internationalen Forschungan den Biokatalysatoren. „Gerade ist einPartner aus Gent hier im Labor“, sagtSeibel nicht ohne Stolz. Andere Part-ner sind Forschungseinrichtungen inMadrid oder Graz. Mit fünf MillionenEuro fördert die Europäische Union dasForschungsprojekt, wovon rund 735000Euro alleine nach Würzburg fließen.

Die Arbeit mit Zuckermolekülensei eine große Herausforderung fürdie Chemie, sagt Seibel. „Das ist einkomplexes Thema, weil davon nichtnur die Chemie, sondern zudem auchangrenzendeWissenschaften wie Bio-logie, Medizin und Physik betroffensind.“ Aber genau diese interdiszipli-näre Arbeitsweise macht für Seibel ei-nen Teil der Faszination aus. In seinemArbeitskreis werden Brücken zwischenFächern geschlagen. „Hier wird neuesWissen geschaffen. VerschiedeneWis-senschaftler reden miteinander undversuchen weiterzukommen.“ Undalle haben das Ziel, die scheinbar un-endlichen Möglichkeiten des Zuckerszu erforschen und zu nutzen. Denndie Welt des Zuckers reicht weit überSüßungsmittel hinaus.

Gemeinsam ins Erlebnis und zu Events - Attraktive Vergünstigungen für Bahnkunden bei zahl-reichen Partnern„Raus aus dem Alltag – rein ins Erlebnis“ so lautet das aktuelle Motto der Bahn.Nutzen Sie beim Erkunden von Franken die Bahn: Stressfrei, staufrei und ohne Parkplatzsorgen!Genießen Sie die Fahrt besonders mit unseren modernen, klimatisierten Zügen.Auf allen Bahnstrecken in Mainfranken und Richtung Aschaffenburg haben Sie mindestens einenStundentakt; im Großraum Würzburg in der Hauptverkehrszeit teilweise sogar Halbstundentakt!Mit dem Bayern-Ticket können Sie alle Straßenbahnen und Busse der lokalen Verkehrsgesell-schaften (z.B. Stadtverkehr Würzburg, Nürnberg, Schweinfurt und Aschaffenburg) gratis nutzen!Kooperationspartner der Bahn bieten für Kunden der Bahn zudem interessante Vergünstigungen:Sie erhalten gegen Vorlage der Bahnfahrkarte bei den Partnern Ermäßigungen auf dieEintrittspreise oder andere Vergünstigungen.Beim „Bayern-Ticket“ und „Schönes-Wochenende-Ticket“ erhalten je Ticket bis zu fünf Personen dievereinbarten Ermäßigungen.Ermäßigungen gibt es in Würzburg unter anderem in Museen (z. B. Dommuseum, Kulturspeicher,Mainfränkisches Museum), beim UNESCO-Weltkulturerbe Residenz, im Staatlichen Hofkeller,auch z.B. beim Weinhaus Schnabel und zahlreichen weiteren Partnern. In Aschaffenburg gibt esErmäßigungen auf die Eintrittspreise unter anderem in Schloss Johannisburg, Pompejanum,Stiftsmuseum, Naturwissenschaftliches Museum sowie in der Kunsthalle Jesuitenkirche, imStadttheater und im Casino Filmtheater. In zahlreichen weiteren Städten und Gemeinden (z.B.Schweinfurt, Lohr, Karlstadt, Kitzingen, Volkach, Marktbreit,...etc.) gibt es Preisnachlässe fürBahnkunden mit aktuellem Bahnticket.Informieren Sie sich über das Angebot in unseren Broschüren,die in den Zügen, in den Bahnhöfen und bei weiteren Partnern(z.B. Tourismusbüros, Landratsämter, Gemeinden) ausliegen.Weitere Infos gibt es „online“ unter:www.bahn.de/mainfrankenbahn

„Raus aus dem Alltag - rein ins Erlebnis“ –Mit der „Mainfrankenbahn“ und dem„Main-Spessart-Express“ die Region erfahren

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8 Texte: Justus Neidlein; Fotos: Daniel Peter, Uni Würzburg

gesprächsstoff

Wie hat sich das Universum entwickelt? Diese Frage versucht der Mathematiker Christian Klingenberg zu beantworten.

Das Universum ist unvorstellbargroß. Ein Blick in den Himmelverrät einiges über unsere di-

rekte Nachbarschaft im Weltall. Wassich aber dahinter verbirgt und wiesich all das entwickelt hat, übersteigtschnell das menschliche Vorstel-lungsvermögen. Schließlich ist selbstunsere Milchstraße nur ein minimalerAusschnitt des Universums. WeitereGalaxien häufen sich in zahllosenKlumpen, die selbst etliche Planeten-und Sonnensysteme enthalten.

Würzburger Forscher helfen seitrund zwei Jahren dabei, in Zukunftetwas Licht ins Dunkel des Weltallszu bringen. Das Ziel der Forschungs-gruppe EXAMAG um Prof. Dr. ChristianKlingenberg ist es, die Entwicklung desUniversum in seiner bekannten Größebis ins Detail in Computersimulationennachzubilden.

Ausgangspunkt der Simulation istnicht etwa derUrknall, sondern ein Zeit-punkt ungefähr 400000 Jahre danach.Eine sehr junge Phase des 14 Milliar-den Jahre alten Universums also. „Manhat sehr genaue Messungen über denZustand des Universums nicht langenach dem Urknall“, erklärt der Mathe-matikprofessor Klingenberg.

„Die Materie, die es damals imUniversum gab, war praktisch gleich-mäßig verteilt.“ Das bedeute, dass esnoch keine Klumpungen von Materiegegeben habe – keine Sonnen, keineErden, keine Galaxien. Die Frage seinun, wie sich das Universum von dergleichmäßig verteiltenMaterie hin zurStrukturbildung entwickelt hat, wie sichGalaxien, Sonnen- und Planetensystemegebildet haben. Die Arbeit des Mathe-matikers liege darin, die Regeln, nachdenen sich das Universum entwickelthaben könnte, in einermathematischenSprache aufzustellen. „Die Natur“, fügtKlingenberg hinzu, „ist komplizierter alsdiese Regeln. Trotzdembeschreiben siedie Entwicklung relativ genau.“

Für das Projekt hat sich der Astro-physiker Prof. Dr. Volker Springel vomHeidelberger Institut für TheoretischeStudien mit Christian Klingenbergzusammengeschlossen. Springel istbekannt für seine Simulationen desUniversums und Experte dafür, in einermathematischen Sprache aufgestellteRegeln auf Computern auszuführen.„Denn das Ausführen solcher Regelnist eine große Kunst“, sagt Klingenberg.

Normale Computer würden an der-artigen Simulationen viele 1000 Jahrelang rechnen, daher sind die Berech-nungen nur auf den leistungsstärkstenSuperrechnern der Welt möglich. DieRegeln aus Klingenbergs EXAMAG-Projekt sind sogar für eine Computer-generation gedacht, die voraussichtlicherst 2018 das Licht der Welt erblickenwird, sogenannte Exascale ComputingSysteme, daher das EXA in dem EXA-MAG Namen.

Bisherige Simulationen können ein-zelne Zustände des Universums schonrelativ genau beschreiben. So ist esmöglich, nicht nur Strukturen der soge-nannten DunklenMaterie darzustellen,sondern auch kosmische Temperaturen.„Wennman die Regeln aufstellt, möch-te man die Simulation aber möglichstimmer einen Schritt genauermachen“,sagt Klingenberg. Daher habe sich dieWürzburger Forschungsgruppe ent-schlossen, zusätzlich dieMagnetfelderim Universum zu berücksichtigen. Dasbezeichnet die Silbe MAG im Titel desProjekts EXAMAG.

Die sehr unterschiedlichen Entfer-nungen, die in der Simulationen berück-sichtigtwerdenmüssen, bedeuten, dassdie Forschung von Klingenberg vorerst

MathematikDer Studiengang kann an derUni Würzburg als Bachelor- undMaster-Fach sowie bei der Lehr-amtsausbildung als Unterrichts-fach für Lehramt an Grund- undMittelschulen und Sonderpäda-gogik studiert werden. Bei geeig-netem zweiten Fach bietet sichein Doppelstudium LehramtGymnasium/Bachelor an.

Mathe: Universum in ZahlenMit mathematischen Regeln simuliert Christian Klingenberg die Entwicklung des Alls

Ein Ausschnitt des berechneten Univer-sums. Die hellen Stellen sind Galaxien.

an kein Ende kommen wird. „Das ersteRaumschiff derMenschen hat erst jetztdas Sonnensystem verlassen“, erklärtKlingenberg. „Das Sonnensystem istwiederum aber nur ein ganz kleinerFleck in unserer Galaxie, der Milch-straße.“ Es gebe aber viele Galaxien,die sich in Klumpen häufen. Die Gala-xienklumpenwiederumhäuften sich inGruppen. „Und diese Gruppen sind nurein kleiner Teil der gesamten Strukturdes Universums.“

Klingenberg wertet die bisherigeArbeit an den Simulationen als einengroßen Erfolg. „Zunächst einmal sindwir fachlich vorangekommen“, fasst

er zusammen. Inzwischen seien zumBeispiel einzelne Galaxien in den Si-mulationen mit Hilfe der WürzburgerForschung detaillierter geworden. „Derandere Erfolg, über den ichmich freue,ist es, dass die Arbeitsgruppe gewach-sen ist.“ Sie zähle zwischen zehn und15 Personen.

Es zeigt sich also, dass das Univer-sum und die Rätsel, vor die uns seineEntwicklung stellt, eine große Faszi-nation auf den Menschen ausüben.Vielleicht wird es uns in naher Zukunftdurch die Simulationen möglich sein,einige der Rätsel desUniversums besserzu verstehen.

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9Texte: Uni Würzburg; Foto: Uni Würzburg, dpa

gesprächsstoff

Mobilmachung im August 1914: Bayerische Soldaten winken aus den Fenstern eines Zuges, der sie an die Front nach Frankreich bringt.

Anglistik: Weltkrieg auf PosternIn einer Ausstellung arbeiteten Studierende das Leben in den Jahren 1914 bis 1918 auf

Ziemlich genau 100 Jahre ist erher, der Ausbruch des ErstenWeltkriegs. Welchen Widerhall

hat er in der Literatur, Kunst und Me-dien Englands gefunden?Welche Aus-wirkungen hatte der Krieg in Frank-reich und Italien? Dieser Frage sindStudierende der Uni nachgegangen.

Ihre Ergebnisse zeigt die Poster-Ausstellung „RepresentingWorldWar I“.Erarbeitetwurden sie von Studierendender Romanistik bei den ProfessorinnenMartha Kleinhans und Irmgard Scharoldsowie von Anglistik-Studierenden beiProfessorin Isabel Karremann, Inhaberindes Lehrstuhls für englische Literatur-und Kulturwissenschaft. Dabei standennicht die historischen Fakten im Vor-dergrund: „Es ging umdie Frage, wie dieEreignisse und Erfahrungen des Kriegesrepräsentiert wurden und dadurch Ein-gang ins nationale Gedächtnis fanden“,sagt Karremann.

Betrachten wir etwa die Rolle derFrauen: Als dieMänner in den Krieg zo-gen, öffneten sich den Frauen im da-maligen England neueWege undMög-lichkeiten. Sie hatten Arbeit, verdientenGeld und standen demHaushalt alleinevor. Mit den neuen Chancen gingen je-

Die AusstellungDie Poster-Ausstellung ist bis30. Oktober im Treppenhausder Universitätsbibliothek amHubland zu sehen. Ab 15. No-vember wird sie dann im Süd-flügel der Residenz gezeigt. DieÖffnungszeiten in der Unibiblio-thek: Montag bis Freitag 8.30 bis24 Uhr, Samstag und Sonntag 9bis 22 Uhr. Der Eintritt ist frei.

doch auch neue Risiken einher: Frauen,die Kinder versorgenmussten, konntennicht einfach arbeiten gehen. Zugleichfehlte das Einkommen des Ehemannes.

Wohin das führen konnte, zeigt einBrief, den die Studierenden bei ihrerRecherche fanden. Darin schreibt Lil ih-rem Ehemann Harry, der in deutscherKriegsgefangenschaft sitzt, dass sie ihnverlassen undmit einem anderenMannin dieUSA ausreisenwerde. Gleichzeitigbittet sie ihn, er möge nicht schlechtvon ihr denken; schließlich ginge es ihrum das Wohl der Kinder. „Dieser Briefzeigt sehr deutlich, wie der Krieg diepersönlichen Beziehungen der Men-schen zerstörte“, sagt Isabel Karremann.

Frauenmüssen sich in Kriegszeitenan der Heimatfront bewähren, sie sindProstituierte und Opfer von Verge-waltigungen, sie kümmern sich alsKrankenschwestern um Verletzte undmanche sind sogar Soldatinnen. Für alldiese Rollen zeigt die Ausstellung indem Kapitel „Women atWar“ Beispiele.

In sechs Kapitel ist die Ausstellunggegliedert. Da geht es um die Rolle vonPatriotismus und Propaganda und umdie Lage an der Heimatfront. Die Rollevon Kolonialtruppen aus Australien,

Die Rolle der Frauen ist ein Thema derPoster-Ausstellung.

Irland und Kanada sowie der Kriegs-nebenschauplatz des Nahen Ostensund der Grabenkrieg werden geschil-dert. Ein Kapitel widmet sich dem so-genannten „Shell Shock“ – heutewürdeman Posttraumatische Belastungsstö-rung dazu sagen.

Und im Kapitel „Propaganda“ appel-liert auf der einen Seite ein strahlenderHeiliger Georg, Englands Nationalhei-liger, an heldenhaftes SoldatentumundSieg. Auf der anderen Seite gründenFrauen den „Order of the White Fea-ther“ und heftenmännlichen Zivilisteneineweiße Feder ans Revers. „Dieweiße

Feder ist ein Symbol der Feigheit. SiejungenMännern anzuheften, ist ein öf-fentliches Beschämungsritual“, so dieAnglistin. Dass Studierende in einemSeminar eine Ausstellung konzipieren,kommt nicht alle Tage vor. MehrereGründe haben Isabel Karremann dazuanimiert, diesen Weg einzuschlagen.„Ich wollte den Studierenden die Mög-lichkeit geben, ihre Leistung der Öf-fentlichkeit zu präsentieren und einenEinblick in unsere Arbeit zu bieten“,sagt sie. Gleichzeitig wollte sie damit„die Diskussion mit anderen Fächernanregen“.

Page 10: Campus Uni Würzburg 09/2014

10 Texte: Justus Neidlein, Uni Würzburg; Foto: Daniel Peter

gesprächsstoff

Gemeinsam mit ihren Studenten analysiert Prof. Dr. Elena Ungeheuer Klänge.

Musik: Den Klang gestaltenIm Atelier Klangforschung erkunden Würzburger Studenten die Musik der Gegenwart

Ein Klick auf dem Laptop und eszischt, klirrt und summt lauterwerdend aus zwei kleinen Laut-

sprechern, die auf Stativen hinterdem Komponisten aufgebaut sind.Rund zehn Studierende lauschen kon-zentriert. Hörbar werden Strukturenund Harmonien, die Klänge verdich-ten und verändern sich, bis der Kom-ponist ausblendet und mit seinemVortrag fortfährt. Was hier behandeltwird, ist Musik am Puls der Zeit.

Seit über einem Jahr ist die ehe-malige Generalsvilla auf dem CampusHubland Nord ein Ort für Musiker undMusikbegeisterte: Hier ist die Heimatdes Ateliers Klangforschung. „Mitdem Atelier Klangforschung ist einOrt geschaffen, an dem Künstler undWissenschaftler der Gegenwart zusam-menkommen“, erklärt Prof. Dr. ElenaUngeheuer. Im Rahmen ihrer Professurfür Musik der Gegenwart entstand dieEinrichtung. Dort werden regelmäßigKünstlerresidenzen ausgerichtet, dieteilweise auch von Studierenden mit-betreut werden. Die Komponisten kön-nen mit dem Audio-Equipment arbei-ten und ihre Ergebnisse in Konzerten,Seminaren und Workshops vorstellenund diskutieren.

„Das Besondere ist, dass es ebennicht einfach nur ein Veranstaltungsortist. Das Atelier ist vor allemauch ein For-schungslabor.“ Geschichtlich gesehensind mit dem technischen Fortschritt

MusikforschungDas Atelier Klangforschungist Teil der Professur für Musikder Gegenwart am Institut fürMusikforschungWürzburg. Seit2013 bietet Elena Ungeheuerhier Seminare, Workshops undKonzerte am Puls der Zeit.

die Möglichkeiten der Musikprodukti-on gewachsen: Es ist möglich, beinahejeden Klang zu verwirklichen, jede Ideeumzusetzen. Der künstlerischen Frei-heit sind kaum Grenzen gesetzt. EineErforschung von Klängen und ihrerWir-kung ist für Künstler undWissenschaft-ler wichtig. „DennMusik ist gestalteterKlang“, fasst Ungeheuer zusammen.

Die Forschungsarbeit im Ateliergliedert sich in neun musikbezogeneForschungslinien, etwa zu Kreativitäts-forschung,Wahrnehmungspsychologieund Rezeptionsforschung oder zurGeschichte der elektronischen Musik,die in der Mitte des 20. Jahrhundertsihren Anfang nahm und heute die so-genannte ernsteMusik genausowie diePopmusik prägt.

Dass diese Forschung nicht nurStudierenden und Künstlern zugutekommt, ist Ungeheuer wichtig: „Auchwenn das Atelier Klangforschung aufhohem Niveau wissenschaftlich ar-beitet, münden die Arbeiten immerin öffentliche Veranstaltungen.“ EineSensibilisierungwird so für die Stadtöf-fentlichkeit ebenso erreicht wie für dieakademischeWelt. Immerwieder findeninterdisziplinäre Podiumsdiskussionenund Kooperationen statt. So war eineKünstlerresidenz von Felix Leuschnerund Julia Mihály dem Thema „Stimme– Gender – Performance“ gewidmet.In Kooperationmit der HNO-Abteilungder Uni-Klinik wurde die Stimme als

identitätsstiftendes Merkmal aus derPerspektive von Kunst, Medien undMedizin beleuchtet.

Klang undMusik begleiten dieMen-schen täglich auf vielfältigeWeise. DieBedeutung und Bewertung unsererakustischen Umwelt wird im AtelierKlangforschung verhandelt. Denn häu-fig steckt hinter demRascheln, Zischenund Klacken mehr als ein pures akusti-sches Signal.

Studierwerkstatt: Richtig präsentieren will gelernt seinStudierende aller Fakultäten bekommen die richtigen Strategien für Vorträge, Hausarbeiten und Co. beigebracht

Im Seminar ein Referat halten, dasdie anderen vom Hocker haut. Mitder richtigen Strategie die Hausar-

beit schreiben. Sich beim Lernen füreine Prüfung nicht verzetteln: Dasalles ist gerade zu Beginn des Studi-ums nicht ganz einfach. Doch es istauch kein Hexenwerk und lässt sich inKursen an der Universität Würzburglernen.

Aus der Philosophischen Fakultät Iheraus hat sich eine Initiative entwi-ckelt, die ausdrücklich Studierendenaller Fakultäten offensteht: die Stu-dierwerkstatt. Dort unterstützen der-zeit neun fortgeschrittene, speziellgeschulte Studierende ihre jüngerenKommilitonen in drei großen The-

menbereichen: Lernstrategien undZeitmanagement, Schreibkompetenzsowie Präsentieren und Moderieren.Als Mentoren halten sieWorkshops. ImStudienalltag stehen sie außerdem alsAnsprechpartner und für Beratungenzur Verfügung.

„Wenn es gewünscht ist, begleitenwir Studierende auch bei einem län-geren Projekt, etwa beim Schreibeneiner Bachelorarbeit“, sagtMarkus Frei-bott, Lehramtsstudent undMentor fürSchreibkompetenz.

In seinen Workshops erklärt er bei-spielsweise unterschiedliche wissen-schaftliche Textsorten wie Abstracts,Essays und Exposés. Er gibt darüber hi-naus Tipps für die Recherche, für den

Kampf gegen Schreibblockaden undvieles mehr.

Lehramtsstudentin Annika Marti-ni ist Mentorin für Präsentation undModeration. „Viele Studierende sindverblüfft, wenn sie hören, dass fürgelungene Referate die Körperspra-che und das Sprechen noch wichtigersind als der Inhalt“, sagt sie. In ihrenWorkshops zeigt sie unter anderemStrategien gegen Lampenfieber undAlternativen zu den weit verbreitetenPowerpoint-Präsentationen.

Die Studierwerkstatt gibt es inzwi-schen bereits seit drei Semestern. Beiden Studierenden kommt sie offen-sichtlich gut an. Schließlich hatte sieanfangs 30 Teilnehmer, im Semester

StudierwerkstattDie Studierwerkstatt ist Teil desTutoren- undMentorenpro-gramms KOMPASS. Sie ist als„Good-practice-Beispiel“ ausge-zeichnet worden. Anmeldung zuKursen oder Einzelberatungenläuft über sb@home.

darauf 140 und in diesem Sommer wa-ren es sogar schon mehr als 200.

Für die Zukunft würde das Koordi-nationsteam gern weitere Fakultätenmit einbinden. Der Bedarf sei bei allenStudierenden da, meinen sie.

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11Texte: Vera Katzenberger; Foto: Theresa Müller

gesprächsstoff

Jura: Frage nach dem RechtJungjuristen beraten im Programm „Legal Guidance“ ihre Kommilitonen

KOMPASSKOMPASS ist ein Tutoren-programm der Uni Würzburg.Erfahrene Studenten werdenzu Mentoren ausgebildet, umjüngere Kommilitonen zu unter-stützen. Das Programm bietetSeminare zu Lernstrategien oderStudienorganisation an.

Die Jungjuristen Gregor Sibeth und Cynthia Pfalzgraf beraten ihre Kommilitonen.

Wer ist im Recht, wenn derArbeitgeber einen Werk-studenten kündigt? Wer

zahlt bei Schimmel in der Wohnge-meinschaft? Und wie verbindlich istein Kaufvertrag? Die Paragrafen ausden Gesetzbüchern in echten Streit-fällen anwenden und so Kommilito-nen unterstützen: Damit verbringeneinige Studenten der Juristischen Fa-kultät in Würzburg ihre Freizeit.

Bei einem Versandhandel im Inter-net bestellt hatte Alexander Mrohsnichts. Der 20-jährige Student war sichauch sicher, nicht unabsichtlich einenKaufvertrag abgeschlossen zu haben.Trotzdem erhielt der Student eine un-angenehme E-Mail: Eine zwielichtigeInternetfirma begrüßte ihn als neuenKundenund forderte ihn zu einer hohenÜberweisung auf. Durch Mahnungenverunsichert, wendete sich der Studentan die Rechtsberatung. „Wir haben ihmdamals empfohlen, nicht auf dieseMailszu reagieren und weitere Kontaktver-suche undMahnungen zu ignorieren“,erinnert sich Cynthia Pfalzgraf an ihrenersten Fall. Mrohs erhielt nie wiederMahnungen per Mail.

In den Beratungsräumen der soge-nannten Legal Guidance von Studentenfür Studenten wurden seitdem vieleandere rechtliche Streitfälle gelöst.Studierende der Universität könnenerfahrene Jungjuristen ansprechen. DasProjekt ist Teil des TutorenprogrammsKOMPASS. „Wenn unsere Kommilito-nen Schwierigkeiten beiMiet-, Arbeits-oder Verbraucherrecht haben, könnenwir weiterhelfen“, sagt Pfalzgraf. BeiSchwierigkeiten mit Straf- oder Asyl-rechtmüssendie studentischenBerateran ausgebildete Anwälte verweisen.

Seit rund vier Monaten beratenbisher fünf Studenten in rechtlichenStreitfällen. Alle Berater sind beson-ders geschult für ihre Aufgabe: In ei-ner Summer School im vergangenenJahr bereiteten sich die Studentenmit erfahrenen Professoren aus ganzDeutschland auf die Rechtsberatungvor. Auch mit Leitern von ähnlichenProjekten an anderenUniversitäten hat-ten sich die Jungjuristen ausgetauscht.„Es war uns wichtig, die Rechtsberatergut vorzubereiten auf ihre Aufgabe“,erzählt Koordinatorin Maria Luisa Ma-riscal Melgar. Schließlich sei es wichtig,dass die studentischen Berater sicherund souverän auftreten.

Eine Beratung läuft immer ähnlichab: Die Studenten wenden sich mit ih-rem Problem an die Rechtsberatung.Binnen weniger Tage treffen sich dieBerater mit den Studierenden unddiskutieren den Fall. „Besonders häu-fig sprechen uns Studenten in SachenMietrecht an“, sagt Pfalzgraf. Nachdem Gespräch erarbeiten die Jungju-risten verschiedene Lösungen, um denStreit beizulegen. Bei der Beratung istimmer auch ein erfahrener Rechtsan-walt ehrenamtlich dabei: Auch beikomplizierten Zusammenhängen undunübersichtlicher Rechtslage findet erdie richtigen Paragrafen.

„Bisher haben wir die meisten un-serer rund 13 Beratungsfälle erfolg-reich abschließen können“, erinnertsich Theresa Hausmann. In der Regelsind dazunur zweiGespräche nötig. Die22-Jährige hat vor ihrem Jurastudiumbereits eine Ausbildung zur Rechtsan-waltsfachangestellten absolviert. Damitist die Studentin mit Praxiserfahrungaus der Anwaltskanzlei für dieOrdnungder Aktenordner im Beratungsbüro derJungjuristen verantwortlich.

Vor allem die Rechtsberater lernenbei dem Projekt viel dazu, verrät Koor-dinatorin Mariscal Melgar. „Das Jura-studium kann manchmal sehr theore-tisch sein und die Studenten müssenoft Paragrafen pauken“, sagt sie. Ob-wohl ein Praktikum in einer Kanzlei fürStudierende vorgesehen ist, schließendie meisten Jungjuristen ihr Studiumab, ohne selbst einmal ein Beratungs-gespräch geführt zu haben und beirechtlichen Streitfällen Ratschläge ge-geben zu haben. Genau hier setzt dasProjekt an: Die Jungjuristen sammelnErfahrungen bei rechtlichen Streitfällenund unterstützen so gleichzeitig Kom-militonen mit ihrem Fachwissen. EineWin-Win-Situation für beide Seiten, wieJuristen sagen.

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von 11-22 Uhrbis 23 Uhr Brotzeit

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Geöffnet: täglich von 10.00-24.00 [email protected]

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UniversitätWürzburg

Internationale Partner der Universität Würzburg auf Uni-Ebene

Weitere Partnerschaften auf Fakultäts-/Institutsebene

Partnerschaften umfassen den Austausch von Studierenden,Wissenschaftlern sowie gemeinsame Forschungsprojekte.

CaenFrankreich

Name: Friederike ZeimentzAlter: 21Heimatstadt: MainzIn Caen (Frankreich) seit: September 2013Semester: 5Studienfach: Lebensmittelchemie

Wie findest du das Wetter?

Nicht so schlimm, wie es in der Normandie pro-phezeit wird! Das Problem ist, dass man vom Re-gen oft überrascht wird.Was war das Erste, das du über Caen hast lernenmüssen?Die Fahrkarten für die Straßenbahn müssen inder Bahn abgestempelt werden. Meine ersteFahrt fuhr ich ungewollt schwarz.Was vermisst du ammeisten?Ein deutsches Supermarktregal mit billigen Hafer-flocken und Vollkornbrot.Was wirst du vermissen, wenn du wieder zurückin Würzburg bist?Etwas sehr Alltägliches, Französisch zu sprechen.Und die Möglichkeit, mit dem Rad ans Meer zufahren. Und mein schönes Fahrrad!Was kann die Universität Caen von der UniWürz-burg lernen?In Caen lief wenig über Internetplattformen. Vor-lesungsfolien etwa musste ich abschreiben.

Was kann die Uni Würzburg von der in Caen ler-nen?Bei meiner Ankunft nahm sich ein Professor fast1 ½ Stunden Zeit, um mit mir alles Mögliche zubesprechen und Kurse auszusuchen. Die Leuteim Sekretariat kannten die Studenten persönlichund man konnte jederzeit vorbeischauen.Was sollte man in Caen unbedingt machen?Im Vertigo einen „Pichet d’Embuscade“ bestellen– ihn alleine auszutrinken könnte die Antwortauf die nächste Frage sein.Was sollteman unbedingt nicht in Caenmachen?Wenn man nur in der Stadt bleibt, verpasst manviele schöne Ecken. Mit dem Zug oder dem Fahr-rad kann man viele schöne Ausflüge machen.Dein Rat an alle, die ein Semester in Caen studie-ren wollen?Caen mag auf den ersten Blick klein und langwei-lig erscheinen. Wenn man aber die Augen offenhält, gibt es viel zu unternehmen und entdecken.

ZehnFragenan ……Studenten, die ausgezogensind, die Welt zu erkunden.Die eine landete in Caen,der andere in Würzburg.

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UniversitätWürzburg

JerewanArmenien

Interviews: Sara Sophie Schmitt; Fotos: Privat

Name: Hovhannes MatinyanAlter: 21Heimatstadt: Jerewan, ArmenienInWürzburg seit: Oktober 2013Semester: 2Studienfach: Psychologie

Wie findest du das Wetter?

In Würzburg ist das Wetter ziemlich mild undfreundlich, dennoch wünschte ich mir mehr Son-ne und schönes Wetter das ganze Jahr über.Was war das Erste, das du über Würzburg hastlernen müssen?Würzburg ist einfach eine tolle Studentenstadt.Was vermisst du ammeisten?Das Wasser und das Essen, und meine FamilieWas wirst du vermissen, wenn du wieder in Jere-wan bist?Das ist eine lange Liste: Die Straßenbahn, denunterfrängischen (!) Wein, den ordentlichenStraßenverkehr, die Versicherung, „Grüß Gott“und „Servus“, Bratwurst, den netten Hausmeistervon meinemWohnheim, die Jamsessions in derWürzburger Kellerperle, mit meinen Kommilito-nen feiern, die Vorlesungen auf Deutsch, die tollestudentische Atmosphäre in der Stadt und vorallemmeine Freunde und Freundinnen hier.

Was kann die Uni in Jerewan von der Uni Würz-burg lernen?Organisieren, faire Noten zu vergeben und einSemesterticket einzuführen.Was kann die Uni Würzburg von der Uni in Jere-wan lernen?Gute Frage. Ich muss kurz nachdenken. Vielleichtmit Humor gestalten?!Was sollte man in Würzburg machen?Dem eigenem Herzen folgen und am Abend ander alten Mainbrücke mit einem Glas Wein denSonnenuntergang genießen.Was sollteman unbedingt nicht inWürzburgma-chen?Ohne eine Fahrradlampe spät abends unterwegssein.Dein Rat an alle, die ein Semester in Würzburgstudieren wollen?Ein Semester ist zu wenig.

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Neue ProfessorenSelbst handelnde Computersysteme, indogermanische Sprachen, CEP-Systeme undTumortypen – all das erforschen die neuen Würzburger Professoren und Professorinnen

Samuel Kounev

Karin Stüber

Ein Verkehrsüberwachungssystem ist eine an-spruchsvolle Angelegenheit: Sensoren undKameras messen beispielsweise die Verkehrs-

ströme, lesen Nummernschilder und analysierendie Schadstoffbelastung der Luft. Bei Unfällen oderStaus kann das System Umleitungen empfehlenund Ampelphasen verändern.

Wie solche Systeme aussehen müssen, damit sieeffizient und zuverlässig arbeiten, erforscht ProfessorSamuel Kounev. Der Mathematiker und Informatikerhat seit dem Sommersemester den Lehrstuhl für In-formatik II an derUniversitätWürzburg inne. SoftwareEngineering ist dabei einer seiner Schwerpunkte.

„Was die Entwicklung solcher Systeme so an-spruchsvollmacht, ist die hoheDynamik der Prozesse,die sie verarbeiten“, sagt Kounev. Morgens fließendie Verkehrsströme anders als am Mittag, montagsanders als sonntags. Wenn diese Anpassungen auchnoch ohne menschliches Eingreifen zustande kom-men, dann ist Samuel Kounevs Vision verwirklicht.

Self-Aware Computing: Unter diesem Stichwortsteht die Zukunftsvision des Informatikers. „Gemeintsind damit Systeme, die wissen, wie sich Änderungen

auswirken und die von alleine auf diese Verände-rungen reagieren“, erklärt Kounev.

Solche Systemewerden in Zukunft häufiger gefragtsein. Eine Bestellung bei Amazon oder eine Anfrage beiGoogle – weltweit stehen gewaltige Rechenzentren,um solche Anfragen bearbeiten zu können. Kounevbeschäftigt die Frage, wie diese Systeme es schaffen,so rechtzeitig auf eine steigende Zahl von Anfragenzu reagieren, dass es nicht zu einem Stau kommt.Wann ist der ideale Zeitpunkt, mehr Ressourcen zurVerfügung zu stellen?Wiemuss der passendeAuslöseraussehen? Wann muss neue Hardware bestellt wer-den? Das sind die Fragen, die Kounev und seineMitar-beiter beantworten wollen. Ihr Ziel ist eine „proaktiveautonome System-Adaption“ – also ein System, dasProbleme vorhersagen und frühzeitig selbstständigGegenmaßnahmen ergreifen kann. Und das im Idealfallohne ein Eingreifen von Menschen.

Samuel Kounev, geboren 1976, studierteMathema-tik und Informatik an der Universität Sofia (Bulgarien).Im Jahr 2001 kam er nach Deutschland und promo-vierte im Jahr 2005 zum Dr.-Ing. an der TechnischenUniversität Darmstadt.

De indogermanischen Sprachen im wissen-schaftlichen Vergleich: Damit befasst sichKarin Stüber. Seit April 2014 ist sie Lehr-

stuhlinhaberin an der Universität Würzburg.Den Studierenden bringt die neue Professorin Ka-

rin Stüber das Fach „Vergleichende IndogermanischeSprachwissenschaft“ in seiner ganzen Breite näher.Ihre bisherigen Schwerpunkte lagen zum einen aufkeltischen Sprachen wie Alt- und Mittelirisch, Mit-telkymrisch (= Walisisch), Gallisch und Keltiberisch,zum anderen auf vergleichenden Themen der indo-germanischen Sprachwissenschaft (Lautlehre, Nomen,Verben, Dialektologie). Seit sie an der UniversitätWürzburg tätig ist, hat sie zudem das Altpersischeund die Sprachgeschichte des Deutschen in ihr Lehr-Repertoire aufgenommen.

Im Mittelpunkt von Stübers Forschung stehendrei Bereiche: das sprachvergleichende Studiumder indogermanischen nominalen Wortbildung undFlexion, die Form und Bedeutung indogermanischerPersonennamen sowie die nominaleWortbildung unddie Syntax der keltischen Sprachen, vor allem desIrischen.

Zentrales Thema der Forscherin waren in denvergangenen Jahren die Verbalabstrakta und derenvielfältige Weiterentwicklung in indogermanischenEinzelsprachen, insbesondere in den keltischen undindoiranischen Sprachen.

Verbalabstrakta sind Substantive, die einen verba-len Sachverhalt ausdrücken, wie etwa im DeutschendieWörter „Handlung“ (handeln) und „Erfindung“ (er-finden). „Weil sie an der Schwelle zwischen Nomenund Verben stehen, können sie sich in zwei Rich-tungen weiterentwickeln“, erklärt Stüber: „Einerseitswerden sie grammatikalisiert, das heißt einzelne Ka-susformen werden ins verbale Paradigma eingeglie-dert, insbesondere als Infinitive. Andererseits werdensie lexikalisiert, werden also Teil des Lexikons underfahren einen vielfachen Bedeutungswandel.“

Stüber, geboren 1970 in Zürich, hat von 1989 bis1995 ein Lizentiatsstudium an der Universität Zü-rich absolviert. Für ihr Doktorstudium ging sie nachIrland, an die National University in Maynooth in derNähe von Dublin. InWürzburg tritt sie die Nachfolgevon Heinrich Hettrich an, der den Lehrstuhl seit 1989innehatte und nun im Ruhestand ist.

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Christian Janiesch

Almut Schulze

Krebs: Hinter dieser Diagnose verbergen sichmindestens 200 verschiedene Krankheits-bilder. Doch damit nicht genug. Auch bei ein-

zelnen Krebsarten, wie zum Beispiel bei Brustkrebs,gibt es noch viele unterschiedliche Tumortypen.„Genau darin liegt ein Problem. Die verschiedenenKrebstypen lassen sich nicht fein genug voneinan-der abgrenzen, um die Therapien möglichst zielge-nau zu gestalten“, sagt Almut Schulze. Sie ist neueProfessorin am Biozentrum der Uni Würzburg.

Seit Januar 2014 forscht die 46-Jährige am Lehr-stuhl für Biochemie undMolekularbiologie. Mit ihremTeamcharakterisiert sie unter anderemStoffwechsel-vorgänge in Krebszellen, beispielsweise die Regulationder Genexpression.

Bislangwar dieWissenschaftlerin an einem Krebs-forschungsinstitut in London tätig, am „Cancer Re-search UK London Research Institute“, die letzten elfJahre davon als Gruppenleiterin. Warum sie sich nunfür Würzburg entschieden hat?Weil ihre Forschungviele Gemeinsamkeiten mit der von Lehrstuhlinha-ber Martin Eilers aufweist. Aber auch mit anderenForschungsgruppen an der Universität und am Kli-

nikum, etwa in der Pathologie, sieht sie sehr guteKooperationsmöglichkeiten im Bereich des Tumor-metabolismus.

Die Krebsforschung beschäftigte Schulze schonfrüh, war bereits Thema ihrer Diplomarbeit. Darinbefasste sie sichmit den Viren, die Gebärmutterhals-krebs auslösen können. Daher wechselte sie für ihreDoktorarbeit ans Deutsche Krebsforschungszentrumnach Heidelberg und erforschte die Regulierung desZellzyklus – also die Mechanismen, die dafür sorgen,dass Zellen sich ordnungsgemäß teilen undwachsen.

Wissenschaftlich neue Forschungsgebiete betratSchulze als Postdoc. Für diese Phase ihrer wissen-schaftlichen Karriere ging sie 1997 an genau dasKrebsforschungsinstitut in London, an dem sie danninsgesamt 16 Jahre blieb. In der Gruppe von JulianDownward, der zu Beginn seiner Karriere einwichtigesKrebsgen entdeckt hatte, arbeitete sie an Genexpres-sionsstudien. Dafür kam eine brandneue Technik zumEinsatz (DNA-Microarrays), mit der sich die Aktivitätmehrerer TausendGene gleichzeitigmessen ließ. „Beietwas Neuemganz früh dabei zu sein, hatmir großenSpaß gemacht“, sagt die Professorin.

Bei seiner Forschung stehe die schnelle undwirtschaftliche Versorgung des operativenManagements mit Informationen im Mittel-

punkt, so Janiesch. Der Wirtschaftsinformatiker (36)ist seit 1. Juni Inhaber der neu geschaffenen Junior-professur für Informationsmanagement.

Komplexe Ereignisse in Echtzeit verarbeiten – dasund noch mehr leisten die CEP-Systeme. Mit ihrerHilfe werden Unternehmen in die Lage versetzt,schnell auf aktuelle Geschehnisse zu reagieren. CEP-Systeme lassen sich in ganz unterschiedlichen Un-ternehmen einsetzen. Es gibt allerdings noch einenHaken: „Für die Planung, Beschaffung und Installationsolcher Systeme gibt es derzeit keine umfassendeund standardisierte Unterstützung, auf die Unter-nehmen zählen könnten“, sagt Janiesch. Diese Lückewill der Juniorprofessor mit seinen Forschungen nunschließen helfen.

Den Studierenden bringt Christian Janiesch die„klassischen“ Themen derWirtschaftsinformatik bei,also die Entwicklung und Anwendung von Informa-tions- und Kommunikationssystemen (IuK) für Unter-nehmen. Entsprechend drehen sich seine Vorlesungen

und Übungen um Daten- und Prozessmodellierungsowie Methodenentwicklung. „Gerade bei der Mo-dellierung von IT-Systemen sollen die Studierendendas in der Theorie Gelernte immer auch praktischanwenden.“

GroßenWert legt der neue Juniorprofessor zudemdarauf, in seinen Lehrveranstaltungen die Kommu-nikationsfähigkeit der Studierenden zu verbessern.Der Grund dafür: „Wirtschaftsinformatik findet im-mer an der Schnittstelle zwischen BWL, Informatikund anderenWissenschaften statt. Darum ist es sehrwichtig, auch als Dolmetscher oder Vermittler agie-ren zu können.“

Christian Janiesch, Jahrgang 1977, ist inOldenburgaufgewachsen. Er studierteWirtschaftsinformatik ander UniversitätMünster und schloss seine Promotion2007 am European Research Center for InformationSystems (ERCIS) ab. Anschließend arbeitete er drei-einhalb Jahre im Forschungszentrum der deutschenSoftware-firma SAP. 2011 ging Janiesch als wissen-schaftlicher Mitarbeiter zum „Karlsruhe Institute ofTechnology“ (KIT), ans Institut für Angewandte Infor-matik und Formale Beschreibungsverfahren.

Texte und Fotos: Uni Würzburg

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Text: Uni Würzburg

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Das Stromnetz der ZukunftWirtschaftsingenieur Christoph M. Flath möchte ein neues Preissystem entwickeln

Die steigende Zahl von Windrädern und Pho-tovoltaikanlagen sorgt an manchen Tagenin Deutschland für ein Phänomen, das es

so bisher nicht gegeben hat: Ein Überangebot anStrom drückt die durchschnittlichen Börsenpreise,zu seltenen Zeiten sogar ins Negative. Das heißt,Großkunden werden dafür bezahlt, dass sie durchihren Verbrauch das Stromnetz entlasten. Gleich-zeitig können Privatkunden allerdings nicht vondiesen Schwankungen profitieren, sondern zah-len einen statischen Strompreis von derzeit rund27 Cent je Kilowattstunde.

Ob und wie sich das ändern lässt, untersucht derWirtschaftsingenieur Christoph M. Flath, Juniorpro-fessor für OperationsManagement am Betriebswirt-schaftlichen Institut der Uni Würzburg. Themen ausder Energie-Informatik bilden einen seiner Schwer-punkte. „Das ökonomischeOptimum inmarktgängigeInstrumente übersetzen“: So beschreibt Flath ein Zielseiner Arbeit.

Was das konkret bedeutet? „In ein paar Jahrenwerden wir vermutlich in unserem Haushalt nichtmehr den üblichen Stromzähler besitzen, der denVerbrauch über ein Jahr hinweg misst, und wir be-zahlen dafür eine feste Summe je Kilowattstunde“,erklärt der Juniorprofessor. Stattdessen kommendannsogenannte Smart Meter zum Einsatz, die den Ver-

brauch beispielsweise alle 15Minuten erfassen. Dieseviel kürzeren Intervalle ermöglichen variable Preiseund eine komplexere Art des Abrechnens. Darumverlangen sie auch nach ganz neuen ökonomischenKonzepten.

Ein Standardvertrag könnte dann beispielsweisevorsehen, dass Kunden in Zeiten erhöhter Strompro-duktion einen niedrigeren Preis bezahlen; im Gegen-zugwird ihnen die Abnahme gedrosselt, wennWind-stille herrscht und die Sonne hinter dichten Wolkenverschwunden ist.

„Manmuss allerdings bei der Entwicklung solcherPreiskonzepte vorher sorgfältig überlegen, welcheKonsequenzen sie haben können“, sagt Flath. Dennwenn alle Kunden auf den Zeitpunkt warten, in demder Strompreis niedrig ist, bevor sie ihre Elektrofahr-zeuge auftanken oder ihre Waschmaschine starten,würde das zu einem plötzlichen Anstieg der Strom-last führen, den die Stromversorger möglicherweisenur damit bewältigen können, indem sie ein teuresGaskraftwerk zuschalten.

Auf der Basis empirischer Daten bewertet Flathunterschiedliche Modelle, zum Beispiel zeitlicheoder örtliche Preiskomponenten, und sucht nachden Risiken, die sich aus dem Zusammenspiel zwi-schen flexiblen Kunden und dem Preissystem erge-ben können. Mit seiner Arbeit will er zeigen, wie mit

Hilfe spezieller Informationssysteme „Energiemärkte,-systeme und -services gestaltet werden können undwelche Anpassungen in den regulatorischen Rahmen-bedingungen dafür erforderlich sind“. Damit will derWissenschaftler einen Beitrag zur Umsetzung derEnergiewende leisten.

Flath hat nochweitere Arbeitsschwerpunkte: Unteranderem sucht er nach optimierten Prozessen undServices für Carsharing-Anbieter undMitfahrzentra-len. „Mitfahrzentralen funktionieren gut zwischenBallungszentren und entlang stark nachgefragterRouten“, sagt Flath. Wer hingegen auf dem Land oderfür eine ungewöhnliche Strecke nach einem Fahrersucht, hat häufig das Nachsehen. Das ließe sich än-dern, wenn die Buchungsplattform, anders als bisher,Umsteigemöglichkeiten aktiv vermitteln würde.

Wie hoch ist in diesemModell das Umsteigerisikound an welchen Stellschrauben muss man drehen,um es so klein wie möglich zu halten? Wie könnteman das Angebot operationalisieren, wiemüsste dasWeb-Interface gestaltet sein undwie beeinflusst des-sen Gestaltung die Entscheidungen der Nutzer? Mitsolchen Fragen beschäftigt sich Flath und sucht nacheffizienten und zugleich umsetzbaren Lösungen.Für Carsharing-Anbieter sucht er außerdem nachBetriebsstrategien, die bei einemmöglichst kleinenFuhrpark einen hohen Service-Level garantieren.

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Texte: Uni Würzburg; Foto: Daniel Biscan

Der Weg an die Uni

Grundständige Studiengänge Sprache, Kultur,Medien: Ägyptologie, AlteWelt, Altorientalistik, Anglistik/Amerikanistik, Digital Humanities, Ethik, Euro-päische Ethnologie/Volkskunde, Französisch, Geographie, Germanistik, Geschichte, Griechisch, Indologie/Südasienkunde, Italienisch, Klassische Archäologie,Kunstgeschichte, Latein, Medienkommunikation, Mensch-Computer-Systeme,Modern China, Museologie undmaterielle Kultur, Musik/Musikwissenschaft,Philosophie, Philosophie und Religion, Romanistik, Russische Sprache und Kultur, Spanisch, Vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft, Vor- undfrühgeschichtliche Archäologie Lebenswissenschaften: Biochemie, Biologie, Biomedizin, ExperimentelleMedizin (Begleitstudium), Klinische Forschung undEpidemiologie (Begleitstudium), Medizin, Pharmazie, ZahnmedizinMathematik & Informatik: Computational Mathematics, Informatik, Luft- und Raum-fahrtinformatik, Mathematik, Mathematische Physik, Mensch-Computer-Systeme,Wirtschaftsinformatik, WirtschaftsmathematikNaturwissenschaften:Biochemie, Biologie, Biomedizin, Chemie, FOKUS Chemie, Funktionswerkstoffe, Geographie, Lebensmittelchemie, Mathematische Physik, Nanostruktur-technik, Pharmazie, Physik, Psychologie Recht und Wirtschaft: Europäisches Recht (Aufbau- und Begleitstudium), Jura, Öffentliches Recht, Privatrecht,Rechtswissenschaft für im Ausland graduierte Juristen (Aufbaustudium), Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsmathematik, Wirtschaftswissenschaft Inge-nieurwissenschaften: Funktionswerkstoffe, Luft- und Raumfahrtinformatik, Nanostrukturtechnik Erziehung&Gesellschaft: Akademische Sprachtherapieund Logopädie, Evangelische Theologie, Katholische Theologie, Kunstpädagogik, Lehramt an Grundschulen, Lehramt an Gymnasien, Lehramt an Mittel-schulen, Lehramt an Realschulen, Lehramt für Sonderpädagogik, Musikpädagogik, Pädagogik, Philosophie, Philosophie und Religion, Political and SocialStudies, Psychologie, Sonderpädagogik, Sozialkunde, Sport, Sportwissenschaft (Schwerpunkt Gesundheit und Bewegungspädagogik), Theologische StudienMaster-Studiengänge: Ägyptologie, Allgemeine und angewandte Sprachwissenschaft, Altorientalische Sprachen und Kulturen, Angewandte Humange-ographie, Angewandte Physische Geographie, Geosystemwandel und -schutz, Anglistik und Amerikanistik, Bildungswissenschaft, Biochemie, Biologie, Bio-medizin, BusinessManagement (BWL), Chemie, China Business and Economics, Chinese and Economics, Chinese Studies, ComputationalMathematics, Cul-tural Landscapes, Digital Humanities, Economics (VWL), English Speaking Cultures, Ethnomusikologie/Transcultural Music Studies, Europäische Ethnologie/ Volkskunde, Europäisches Recht/Wirtschaftsrecht, Executive Master of Business Administration (MBA-Weiterbildungsstudium), Experimentelle Medizin,FOKUS Chemie, FOKUS Life Sciences, FOKUS Pharmazie, FOKUS Physik, Französisch, Funktionswerkstoffe, Germanistik, Germanistik als Fremdsprachenphi-lologie, Geschichte, Griechische Philologie, Human-Computer-Interaction, Indologie/Südasienkunde, Informatik, Italienisch, Karnataka Studies, KlassischeArchäologie, Kunstgeschichte, Lateinische Philologie, Lebensmittelchemie, Mathematik, Mathematische Physik, Medienkommunikation, Mittelalter undFrühe Neuzeit, Museumswissenschaft, Musikpädagogik, Musikwissenschaft, Nanostrukturtechnik, Philosophie, Physik, Political and Social Sciences, Psy-chologie, Psychologische Psychotherapie (Weiterbildungsstudium), Purchasing & Supply Chain Management (MBA-Weiterbildungsstudium), Romanistik,Russische Sprache und Kultur, Sonderpädagogik, Space Science and Technology (Space Master), Spanisch, Theologische Studien, Translational Neuro-science, Vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft, Vor- und frühgeschichtliche Archäologie, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsmathematik

Am 6. Oktober starten die Vorlesungen imWintersemester 2014/15. Wer an diesemTag an der Universität Würzburg ein Studi-

um aufnehmen will, dem stehen zahlreiche zulas-sungsfreie Studiengänge zur Auswahl.

Dazu gehören zum Beispiel Germanistik und Ar-chäologie, Informatik und Mathematik, Digital Hu-manities und Modern China, Französisch und Italie-nisch, Funktionswerkstoffe und Geographie, Chemieund Physik, Jura, Theologie und Philosophie sowieverschiedene Lehramtsstudiengänge. In mehrerenStudienfächern wie etwa in Anglistik/Amerikanistik,Geografie, Germanistik und Geschichte, bietet dieUni Würzburg die Möglichkeit, in Teilzeit zu studie-ren. Welche Studiengänge zulassungsfrei sind, er-fährt man unter http://go.uni-wuerzburg.de/faecher.Dort ist auch vermerkt, ob vor der Einschreibung einEignungstest zu bestehen ist.

Für die zulassungsfreien Studiengänge ist zumWintersemester 2014/15 keine Bewerbung erfor-derlich. Interessierte können sich ab sofort bis zumBeginn des Semesters online einschreiben.

Die Einschreibung – oder Immatrikulation, wie esan der Uni auch heißt – geht ganz leicht über dasInternet-Portal „Online-Immatrikulation“. Einfachdie erforderlichen Daten eingeben, den Antrag aus-drucken und unterschreiben und mit den nötigenUnterlagen per Post an die Uni schicken. Die Mitar-beiter dort erledigen alles Weitere. Am Ende schi-cken sie den frisch eingeschriebenen Studierendenalle Semesterunterlagen zu. Wenn in zulassungsbe-schränkten Studiengängen Studienplätze unbesetztbleiben oder nachträglich wieder frei werden, vergibt

die Universität diese Studienplätze im sogenanntenClearingverfahren. Wie die Bewerbung und das Ein-schreibeverfahren ablaufen, darüber informiert dieStudienberatung derWürzburger Universität detail-liert im Internet unterhttp://go.uni-wuerzburg.de/zsb.

Ihren Erstsemestern bietet die Uni in vielen Fä-chern spezielle Vorkurse an. Das soll allen Neulingeneinen optimalen, erfolgreichen Start ins Studium ver-schaffen. Die ersten Kurse in geisteswissenschaft-lichen Fächern starten am15. September (Germanistikund Romanistik). Die Teilnahme daran ist freiwillig.Am 22. September folgen Anglistik und KlassischePhilologie. Die Vorkurse für Alte undMittelalterliche

Geschichte sowie für Slavistik beginnen am 29. Sep-tember. Und auch wer sich erst nach dem Beginnder Vorkurse an der Uni einschreibt, muss sich kei-ne Sorgen machen: Erstens sind die Vorkurse keinePflichtveranstaltungen, zweitens kannman jederzeitin die Kurse einsteigen.

In den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik,Naturwissenschaften, Technik) gibt es ebenfallsVorkurse. Die Studienanfänger bekommen eine Ein-führung ins Programmieren, sie lernen Grundbegriffeund Beweismethoden derMathematik kennen sowieRechenmethoden der Physik. Diese drei MINT-Vor-kurse werden zweimal in zwei Blöcken angeboten, sodass jeder Studienanfänger neben dem für sein Fachwichtigsten oder verpflichtenden Vorkurs auch nocheinen zweiten besuchen kann. Der erste Vorkursblockstartet am 16. September, der zweite am 24. Septem-ber. Zusätzlich gibt es am Donnerstag, 2. Oktober,einenMINT-Tag. Er beginntmit einemErsti-Frühstückab 9 Uhr. Um 11 Uhr gibt es Informationen zu denStudiengängen und zur Semesterplanung. Nachmit-tags steht eine Stadtrallye auf dem Programm.

Kontakt zur StudienberatungTelefonservice:Montag bis Freitag 9 bis 15 Uhr,Tel (0931) 31 - 83183Zentrale Studienberatung:Tel (0931) 31 - 82914,[email protected]önlich: Ottostraße 16,Sprechstunde: Montag bis Freitag, 8 bis 12 Uhr,Mittwoch zusätzlich von 14 bis 16 Uhr

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Das zukünftige Herzstück der Siliziumkarbid-Forschung ist das kdimir Dyakonov. Es vereint hochauflösendes Mikroskop, optische Laser

Ein neuesMitglied derLaser-FamiliePhysiker Vladimir Dyakonov und seinem Team gelangein entscheidender Durchbruch in der Maser-Forschung

Ein Zufall war es, der Vladimir Dyakonov da-mals zur Physik gebracht hat. Gerade einmal16 war der 1963 Geborene, als er die Schule

beendete. Damals wusste er nicht so recht, was erstudieren sollte. Kurzerhand entschloss er sich, sei-nem älteren Bruder nachzueifern und schrieb sichan der Universität Sankt Petersburg für Physik ein.

Was er als Kind werden wollte, daran könne ersich nicht erinnern, sagt er. „Bestimmt das, was mei-ne Kinder werden wollen. Feuerwehrmann oder so“,sagt er und lacht. Er verschränkt die Arme vor seinerBrust. Nicht abwehrend, sondern entspannt wirkt er.Zurückgelehnt sitzt er in seinem Büro, ganz leger inPoloshirt, schilfgrüner Jeans und hellen Slippern. Aufdem Tisch steht eine Miniatur-Vespa in den Farbender italienischen Flagge. Daneben stapeln sich Bro-schüren, Papiere und Fachbücher. An den Griffen derSchrankwand baumeln an bunten Bändern zahlreicheAusweise von Kongressen.

Denn inzwischen ist Vladimir Dyakonov ein ge-fragter Mann. Fast jeden Monat wird er zu Fachta-gungen und Physikerkongressen eingeladen. Er reistumdieWelt und referiert über seine Forschungen undneuesten Entdeckungen. DieMaser-Forschung etwa.

Doch der Reihe nach. Nachdem Dyakonov mit21 Jahren sein Studium abgeschlossen hatte, beganner am russischen A. F. Ioffe-Physiko-Technischen In-stitut seine Doktorarbeit zu schreiben. „Witzigerwei-se habe ich in meiner Doktorarbeit zu dem Themagearbeitet, das mich auch nun wieder beschäftigt“,sagt er. Er untersuchte sogenannte Spin-Defekte.„Das sind Fehler in einem ansonsten vollkommenenKristall, die eine Information – den sogenanntenSpin – tragen. Sie kann durch Licht, Magnetfeld undMikrowellenstrahlung gespeichert und wieder abge-fragt werden.“ Im Jahr 1990 wechselte Dyakonov alswissenschaftlicher Mitarbeiter an die Uni Bayreuthund blieb fünf Jahre. Das Thema seiner Promotion ließer erst einmal ruhen. Dyakonov widmete sich einemBereich, der ziemlich populär wurde: die Gewinnungvon Elektronik aus organischemMaterial, wie etwa beiSolarzellen. Nach Zwischenstationen als Post-Doc anden Universitäten Antwerpen und Linz sowie seinerHabilitation an der Uni Oldenburg leitet Dyakonovseit 2004 den Lehrstuhl für Experimentelle Physik VI(Energieforschung) an der Uni Würzburg.

Nun, rund 20 Jahre später, kehrt er zurück zu sei-nen Anfängen, den Spin-Defekten. Viele Jahre habe er

sich anderen Fragen gewidmet, der Energieforschungbeispielsweise. Ein Feld, dessen Bedeutung er sichnoch immer bewusst ist. Kein Wunder also, dass erauch für diesen Bereich Feuer und Flamme ist. „Ge-rade arbeiten wir an einem neuen Solarzellen-Typ,den Perowskit-Solarzellen.“

Trotzdem, sein Herz schlägt für die Spin-Defekte.„Alte Liebe rostet nicht“, sagt er mit einem Augen-zwinkern. Jetzt habe er seinewissenschaftliche Pflichterfüllt und könne wieder seinem Hobby nachgehen.Hinzu kommt, dass sich die Technologie entwickelthabe. Messungen seien präziser geworden, Materi-alien plötzlich auf eine vollkommen neue Weise zu-gänglich. „Wir konnten aus den alten, vorhandenenMaterialien völlig neue Anwendungenmachen“, sagtDyakonov.

Und das ziemlich erfolgreich. Sogar in der renom-mierten Fachzeitschrift „Nature Physics“ wurde überdie jüngsten Forschungsergebnisse des Professorsund seines Teams berichtet. „Das ist das Mekka füreinen Physiker. Es gelingt nicht oft im Leben, dortzu veröffentlichen“, sagt Dyakonov und den Stolzin seiner Stimme kann er nicht leugnen. Die Maser-Forschung war es nun, die dafür sorgte, dass er indiesesMekka pilgern konnte – um im Bild zu bleiben.

Maser – vielen Nicht-Physikern wird dieses Wortnichts sagen. Und das obgleich es auf demselbenSystem beruht wie sein bekannter Bruder, der Laser.Doch statt Licht strahlt ein Maser Mikrowellen aus.

Dyakonov und seine Mitarbeiter haben Silizium-kristalle mit Neutronen beschossen und auf dieseWeise gezielt einzelne Atome aus dem Kristallgitterentfernt. Durch diese Fehlstelle im ansonsten regel-mäßigenGitter entstanden interessante Spin-Defekte,so Dyakonov. Gemeinsammit seinemTeamkonnte ernachweisen, dass „ein kleiner Siliziumkarbid-Kristallmit ein paar fehlenden Atomen in der Lage ist, unteroptischer Anregung, Mikrowellen-Strahlung zu er-zeugen“ –und das sogar schon bei Raumtemperatur.

Ein Ergebnis, das in vielen Bereichen der Wissen-schaft Anwendung finden könnte. Beispielsweisein der Astronomie. „Dort könnte ein Maser Signaleübertragen oder empfangen“, sagt Dyakonov. Undfür den Physiker ist noch vieles mehr möglich: „Beider Entdeckung des Lasers hatte man keine Idee, inwie vielen Bereichen er einsetzbar ist. Heute ist ergar nicht mehr wegzudenken. Beim Maser wird esgenauso sein.“

Doch braucht es überhaupt einenMaser, wenn derLaser bereits so etabliert ist? Für Dyakonov ist daskeine Frage. Die Mikrowellen, die von einem Maserausgehen, sind energieärmer als Laserlicht. IhreWel-lenlängen liegen im Bereich vonwenigenMillimeternbis zu Metern. Beim Laser hingegen sind es ein paarHundert Nanometer. Was auf den ersten Blick wieein Nachteil aussieht, wandelt sich bei genaueremHinsehen schnell ins Gegenteil. In der Wissenschaftbenötigt man schließlich Wellenlängen in allen Be-reichen. „Für die Untersuchung von Prozessen ineinzelnen Molekülen beispielsweise benötigt mangenau die durch den Maser mögliche Wellenlänge“,erklärt Dyakonov.

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21Texte: Sara Sophie Schmitt; Fotos: Theresa Müller

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Kraus justiert den Laser zur optischen Anregung vonProben im Elektronenspinresonanz-Spektrometer.

Das PRIME-Projekt des DAADMit Co-Finanzierung des Marie-Curie-Pro-gramms der Europäischen Union bietet derDAAD das Postdoktoranden-Förderangebot„Postdoctoral Researchers International Mobili-ty Experience“ (P.R.I.M.E) an, das anstatt Stipen-dien Stellen für hochqualifizierte Nachwuchs-wissenschaftler vorsieht. Ziel des Programms istes, die internationale Mobilität und die wissen-schaftlicheWeiterqualifikation von herausra-genden Postdoktoranden voranzubringen. DenGeförderten werden dazu Auslandsaufenthaltevon einem Jahr und eine sechs Monate langeReintegrationsphase in Deutschland finanziert.Weitere Informationen zu dem Projekt gibt esunter: www.daad.de

orschung ist das konfokale Nullfeld-ODMR (optisch detektierte Magnetresonanz)-Spektrometer, erklären Hannes Kraus (links) und Vla-, optische Laser-Anregung und Anregung mit Mikrowellenstrahlung, und das bei tiefsten Temperaturen bis zu -273°C.

Grund genug für die Würzburger Physiker, sichnicht auf dem Ergebnis auszuruhen. „Der nächsteSchritt wird sein, einen Prototyp zu bauen“, sagt Dy-akonov. Dazuwird derWürzburger Hannes Kraus, dermaßgeblich an der bisherigenMaser-Forschung betei-ligt war, ein Jahr lang in einem Forschungszentrumder Japanischen Atomenergiebehörde in der StadtTakasaki forschen. Der Titel seines Projekts, das erim dortigen Labor für Halbleiteranalyse und Strahlen-effekte verfolgen wird: „Silicon Carbide Atomic ScaleSpin Center Radiation Engineering“. Der Forschungs-aufenthalt ist Teil des PRIME-Programms des DAAD,dessen Ziel es ist, dieMobilität undwissenschaftlicheQualifikation von Postdoktoranden zu fördern.

Genau das ist es, was auch Dyakonov nach all denJahren immer noch an seinem Beruf begeistert: dieMöglichkeit, international tätig sein zu können. Jo-hannesburg, San Francisco, Moskau – die Liste derStädte, in denen er allein in den vergangenen Mo-naten war, ist lang. Seinen Beruf vergleicht er mitdem eines Sportlers. „Sie trainieren und wir forschenmonatelang. Immer wieder kommen wir an Grenzenund sind frustriert. Doch am Ende kommen wir zueinem schönen Ergebnis“, sagt er. Und mit diesemErgebnis fährt man dann auf die olympischen Spieleder Wissenschaft – Tagungen und Kongresse – undpräsentiert die Ergebnisse stolz. „Das ist wie eineDroge für mich.“

Doch das ist nicht das Einzige, das er an seinemBeruf liebt, obgleich er als Professor und Dekan nurnoch selten selbst im Labor steht. Auch die mög-lichenÜberraschungen begeistern ihn. „Ob Bachelor-,Master- oder Doktorarbeit, was am Ende heraus-kommt, ist meist etwas anderes als das, was manerwartet hat.“ Daher lässt er es sich nicht nehmen,mit seinen Mitarbeitern die Ergebnisse zu diskutie-ren, gerne auch bei einem Kaffee oder auf dem Flur.

Unerwartetes, Zufälle, das macht es für Dyakonovspannend. Zumal er selbst wohl am besten weiß, wel-che Erfolge aus einer zufälligen Entscheidung resultie-ren können: „Es war eine goldrichtige Entscheidung,Physik zu studieren.“

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Die Aktivitäten in einem Bienen-volk sind bestens organisiert. Dabeihalten die Insekten eine strikteArbeitsteilung ein: Waben reinigen,Brut und Königin füttern, Wachsproduzieren und Waben bauen, vordem Stock Wache halten, Nektarsammeln. Aber wie ist das bei denSchlaf- und Ruhephasen? Zeigt dasBienenvolk auch dabei berufsgrup-penspezifische Muster?Ja. Das berichten die Biologen Bar-rett Klein, Martin Stiegler, Arno Kleinund Jürgen Tautz von der UniversitätWürzburg und von der University ofWisconsin – La Crosse (USA) in derZeitschrift „PLOS ONE“.Junge Bienen, die im Innendiensteingesetzt sind, schlafen in lee-ren Zellen nahe dem Zentrum. Siedurchlaufen mehrere Schlafphasen,die sich auf Tag und Nacht verteilen.Wenn die Bienen zum Außendienstwechseln, verschieben sich ihreSchlafphasen. „Je älter die Bienenwerden, desto weniger schlafen sie.Als Sammelbienen zeigen sie einendeutlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Sieschlafen außerhalb von Zellen undam Rand der Waben“, so Tautz.Schon 1952 hatte der WürzburgerBienenforscher Martin Lindauer ersteHinweise auf das Schlafverhalten vonBienen gefunden: Bei Tag-Nacht-Dauerbeobachtungen einzelnerSammelbienen stellte er fest, dassdiese besonders nachts „müßig“waren. „Im Lauf der Zeit sind immermehr Ähnlichkeiten zwischen demSchlaf der Bienen und dem Schlaf

der Menschen ans Licht gekommen“,sagt Tautz. Wie beim Menschensorgt auch bei Bienen ein Schlafent-zug dafür, dass sich die Lern- undKommunikationsfähigkeit verringert.Und es gibt noch eine weitereGemeinsamkeit: Zur biologischenFunktion des Schlafes bleiben auchbei Bienen viele Fragen ungelöst. Inder Wissenschaft gibt es zwar unter-schiedliche Erklärungen, aber keineist allgemein anerkannt. Eine Hypo-these geht zum Beispiel davon aus,dass sich der Organismus im Schlafregeneriert. Eine andere betrachtetden Schlaf als Energiesparmaßnah-me, und eine dritte besagt, dassdas Gehirn im Schlaf wichtige vonunwichtigen Informationen trennt.Weitere Details über den Schlaf derBienen will das Würzburger For-schungsteam bei Untersuchungenherausfinden. Das Team von Tautzsetzt dabei unter anderem auf dasHobos-System („Honeybee OnlineStudies“): Dabei wird das Geschehenin einem Bienenstock rund um dieUhr online überwacht. Mit Hoboshaben die Würzburger Forscher beiBienen eine bislang unbekannteSchlafhaltung entdeckt: Die Tiereklemmen sich dabei mit Kopf undHinterleibsende zwischen zwei Wa-ben und lassen ihre Fühler und Beineganz entspannt baumeln. In dieserStellung können sie bis zu 30 Minu-ten verharren. Ansonsten bleibenBienen beim Schlafen einfach auf derStelle sitzen und lassen ihre Fühlerhängen.

Eine Sammelbiene hat sich zum Schlafen mit Kopf und Hinterleibsende zwischenzwei Waben geklemmt.

Schlaf, Bienchen, schlaf!Würzburger untersuchen Schlafverhalten der Insekten

Im kolonialen Brasilien waren eszwei katholische Orden, die derGeschichte und Kultur des Landesihren Stempel besonders aufprägten:die Franziskaner und die Jesuiten.Als Missionare und Seelsorgerwirkten Franziskaner dort ab 1500.Die Jesuiten wurden knapp 50 Jahrespäter aktiv – doch ihr Einfluss bliebstärker verankert. Die dominierendeStellung der Jesuiten hat mehrereGründe. Eine zentrale Rolle spieltwohl, dass die Ordensbrüder vieleschriftliche Quellen hinterließen.Die Franziskaner waren kaum daraninteressiert, ihre Taten schriftlichzu dokumentieren. „Trotzdem trugdie franziskanische Glaubenspraxisviel dazu bei, in der brasilianischenBevölkerung eine bestimmte re-ligiöse Art auszubilden: mystischund wenig dogmatisch, fröhlichund voller Verzauberung“, erklärtDr. Peter Mainka, Historiker an derUniversität Würzburg. Die histo-rische Forschung hat das Wirken derFranziskaner im kolonialen Brasi-lien bislang vergleichsweise wenigbehandelt. Es steht daher nun imMittelpunkt eines deutsch-brasi-lianischen Forschungsprojekts amLehrstuhl für Neuere Geschichte derUniversität Würzburg. Beteiligt sindProfessorin Anuschka Tischer und Dr.Peter Mainka; ihr Kooperationspart-ner in Brasilien ist Professor Cézarde Alencar Arnaut de Toledo von derUniversidade Estadual de Maringá.Zum Wirken der Franziskaner inBrasilien gibt es auf den ersten

Blick nur wenige Quellen. Vieledavon stammen aus den Federnder Jesuiten. „Diese Quellen zeich-nen ein ungenaues, einseitigesund verzerrtes Bild“, sagt Mainka.Schließlich konkurrierten sie um dieGunst der weltlichen und geistlichenObrigkeiten und wetteiferten beider Missionierung. Dennoch habe dieDarstellung der Franziskaner durchdie Jesuiten häufig Eingang in dienoch heute gebrauchten geschichts-wissenschaftlichen Handbüchergefunden, so der Historiker. Darumgelte es, dieses Zerrbild der Fran-ziskaner im kolonialen Brasilien zuhinterfragen und die Kontur einesauthentischen, neuen Bildes zuentwerfen. Genau das ist ein Ziel desaktuellen Forschungsprojekts. Paral-lel dazu suchen die Wissenschaftlerin Archiven in Brasilien und Portugalnach einschlägigen franziskanischenQuellen, die bislang noch nicht odernur wenig benutzt wurden. Auchmit dem Informations- und Wissen-stransfer zwischen Alter und NeuerWelt beschäftigt sich das Projekt. „Esgilt, das gängige Geschichtsbild zuüberprüfen“, sagt Mainka. Denn nachwie vor werde die Erschließung derSprachen und Kulturen der indigenenUreinwohner zumeist den Jesuitenzugeschrieben. Bedeutende Gelehrtegab es jedoch auch bei den Franzis-kanern. Das Projekt soll den „intellek-tuellen Horizont und Wirkungsgrad“der franziskanischen Gelehrten beider transkontinentalen Geschichts-verflechtung bestimmen.

Eine der wenigen Quellen über das Wirken der Franziskaner im kolonialen Brasilienist das „Novo orbe seráfico brasílico“ aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.

Franziskaner in BrasilienDer Einfluss der Ordensbrüder in der Kolonialzeit

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23Texte: Uni Würzburg; Fotos: Universität Würzburg, Fraunhofer IGB

forschung

Wie gut wirkt ein Medikamentgegen Lungenkrebs? Bisher ließ sichdiese Frage nur mit Tierversuchenbeantworten. „Zwar sind Tiere diebesten Modelle, die wir zurzeithaben: Dennoch versagen beim Men-schen 75 Prozent der Medikamente,die im Tierversuch positiv getestetwurden“, erklärt die ProfessorinHeike Walles. Sie leitet die Würz-burger Projektgruppe „RegenerativeTechnologien für die Onkologie“des Fraunhofer-Instituts für Grenz-flächen- und BioverfahrenstechnikIGB. Am Würzburger Universitätskli-nikum hat sie den Lehrstuhl „Tis-sue Engineering und RegenerativeMedizin“ inne.Künftig sollen die Tests bessereErgebnisse bringen: „Wir habenein dreidimensionales Testsystementwickelt, über das wir die Situationim menschlichen Körper sehr gutnachstellen können – und mit demwir Tierversuche künftig ersetzenwollen“, so Walles. Im Prinzip bauendie Forscher menschliche Lungenim Miniformat nach. Sie sind nichtgrößer als ein Zuckerstückchen.Ziel der Forscher ist es jetzt, mitihrer künstlichen Lunge neue The-rapeutika auszutesten. Zeigen sichdort Resistenzen, können die Ärztevon Anfang an auf eine Kombi-Therapie setzen und diese Problemeumgehen. Langfristig ist es sogardenkbar, für jeden Patienten eineigenes Lungenmodell zu erstellen:Dann ließe sich genau vorhersagen,welche Therapien bei eben diesem

Patienten ansprechen und welchenicht. Die menschlichen Lungenzel-len, die dafür nötig sind, erhält manüber die Biopsie, mit der die Ärzteden Tumor untersuchen.Neue Medikamente zu testen istallerdings nicht die einzige Anwen-dung des Lungenmodells. Es soll denForschern auch dabei helfen, dieBildung von Metastasen zu verste-hen. Denn sie sind es, die den Krebsoft tödlich enden lassen. „Bisherhat man die Metastasierung kaumverstanden, denn sie lässt sich wederim Tier noch mit Hilfe von zweidi-mensionalen Modellen untersuchen,bei denen die Zellen nur flach aufeiner Oberfläche wachsen. Unserdreidimensionales Lungengewebeermöglicht erstmals eine solcheAnalyse – und erlaubt es auf langeSicht vielleicht sogar, Patientenvor Metastasen zu schützen“, sagtWalles. Denn um durch den Körperzu wandern, ändern die Tumorzellenihre Oberflächenmarker, also die Mo-leküle, die sie in einer bestimmtenRegion festhalten. Die Krebszellenverteilen sich dann über das Blutsys-tem im Organismus. Dort könnensie sich erneut festsetzen, indemsie ihre ursprünglichen Oberflä-chenmarker ausbilden. Wie dieseVerwandlung im Einzelnen vor sichgeht, wollen die Wissenschaftler mitihrem künstlichen Blutkreislauf imLungenmodell erforschen. So könnensie vielleicht eines Tages Metastasenmit Medikamenten entgegenwirken,bevor sie entstehen.

Mit dem Lungentumormodell können Wissenschaftler neue Therapeutika gegenLungenkrebs testen.

Lunge so groß wie Würfelzucker3-D-Testsystem für erfolgreichere Krebstherapie

Rund 12500 Ausländer lebten 2013in Würzburg, dazu kamen 20700Deutsche mit Migrationshinter-grund. Ihr Anteil an der Gesamtbe-völkerung betrug gut 26 Prozent.Für den Handel sollten sie mit ihrerKaufkraft von großem Interesse sein.Ob sich die Händler in Würzburg aufdiesen Kundenkreis einstellen, dasuntersucht der Wirtschaftswissen-schaftler Onur Gökten mit seinerMasterarbeit am Marketinglehrstuhlder Universität Würzburg.„Immer mehr Konzerne habenerkannt, dass es sich lohnt, wenn siesich auf die Wünsche und Bedürf-nisse dieser Gruppen einstellen“,sagt Gökten. Auch in Würzburg zeigtdie Tatsache, dass es drei türkischeLebensmittelhändler und einenrussischen Markt gibt, nach GöktensAnsicht, dass der Bedarf da ist.Ein paar Konserven mit türkischenoder russischen Spezialitäten insRegal zu stellen, das reicht nicht aus.„Es gibt viele Möglichkeiten, wie derEinzelhandel Menschen mit Migra-

tionshintergrund ansprechen kann“,sagt Gökten. Die Beschäftigung vonMitarbeitern mit Migrationshinter-grund ist eine. Diese könnten dieKunden in ihrer eigenen Sprache an-sprechen und eine emotionale Näheerzeugen. Und warum sollen nichtmal türkische Schauspielerinnen Wer-bung für Kosmetikprodukte machen?Natürlich: Es gibt nicht „den“ Auslän-der und „den Menschen mit Migrati-onshintergrund“. Von der Türkei überChina bis nach Indien sind beinahesämtliche Länder in Würzburgvertreten. Den Händler stellt dieseVielfalt vor ein Problem – auf allewird er sich nicht einstellen können.An dieser Stelle sieht Gökten dasStadtmarketing in Verantwortung.„Die Mitarbeiter dort sollten demHandel Informationen über poten-zielle Zielgruppen zur Verfügungstellen“, sagt er. Schließlich dientensolche Maßnahmen nicht nur demHändler: „Solche Angebote erhöhenWürzburgs Attraktivität als Einkaufs-stadt“, sagt Gökten.

Döner allein reicht nichtWie Firmen auf die Bedürfnisse von Migranten reagieren

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studieren

24 Text und Foto: Uni Würzburg

Spielen und lernenIm ersten Eltern-Kind-Zimmer der Würzburger Unibibliothek pauken Eltern für Prüfungen

Für mich kam das Eltern-Kind-Zimmer gera-de richtig. Ich bin dankbar, dass es das jetztgibt“, sagt Carolin Bauer. Sie studiert Sonder-

pädagogik an der Universität Würzburg –und seitsieben Monaten ist sie Mutter der kleinen Aurelia.

Seit wenigen Wochen packt Carolin jeden Mor-gen um 9 Uhr Aurelia in den Kinderwagen, geht indie Teilbibliothek am Wittelsbacherplatz und lerntdort bis 16 Uhr im Eltern-Kind-Arbeitsraum, wie dasZimmer offiziell heißt, für ihre Zwischenprüfung –zumindest solange Aurelia sie lässt. Jetzt wurde derArbeitsraum offiziell übergeben.

Nur eine Handvoll Universitätsbibliotheken gibtes in Deutschland, die Arbeitsräume für Eltern mitKindern anbieten, sagte Dr. Karl Südekum, Leiter derWürzburger Unibibliothek. Umsomehr freut er sich,dass Würzburg nun dazugehört.

Ein Wickeltisch, ein Bett, ein kleines Zelt, jedeMenge Spielzeug – und natürlich Schreibtischeund Rechner für die Studenteneltern gehören zurAusstattung des Arbeitszimmers. In unmittelbarerNähe zu den Bibliotheksräumen gelegen, ist es von

diesen akustisch doch so gut abgeschottet, dass keinKindergeschrei die konzentrierte Stille dort störenkönnte. „Praktisch ist auch, dass sich direkt gegen-über die Toiletten befinden und dassman problemlosmit dem Kinderwagen hier reinkommt“, sagt CarolinBauer. Und in der Mittagspause muss sie nur einenStock höher gehen. In der Cafeteria kann sie mit Au-relia eine Kleinigkeit essen und Freundinnen treffen.„So kann ich trotz Kind und Lernen den Anschluss andas Uni-Leben halten“, sagt die Studentin.

Viele Institutionen und Personen waren an derEinrichtung des Eltern-Kind-Arbeitsraums beteiligt.So wie beispielsweise der Familienservice der Univer-sität und der Elternverein „UnizwergeWürzburg“. Siehaben für große Teile der Raumausstattung gesorgt.Eingebunden in die Planung waren auch die Fach-schaftsvertretung der Philosophischen Fakultät II,das Frauenbüro und die Frauenbeauftragte der Uni-versität sowie zahlreiche Mitarbeiter der Universi-tätsbibliothek.

Für die Zukunft wünschte Südekum demArbeits-raum „eine hohe Akzeptanz und Benutzung“.

Wie viele Studierende an der UniversitätWürzburgKinder haben, darüber gibt es aktuell keine gesicher-ten Zahlen. Als in Bayern noch Studienbeiträge erho-ben wurden, haben jedes Semester bis zu 500 Stu-dierende einen Antrag auf Befreiung gestellt, weilsie ein oder mehrere Kinder versorgen, sagt GiselaKaiser, Leiterin des Frauenbüros der Uni. Daraus dürfeman allerdings nicht schließen, dass es nur so viele„Studenten-Eltern“ gibt – schließlich könnten dieseja auch noch aus anderen Gründen von der Zahlungbefreit gewesen sein.

In der aktuellen Sozialerhebung des DeutschenStudentenwerks heißt es jedenfalls: „Von den Stu-dierenden des Sommersemesters 2012 haben fünfProzent ein oder mehrere Kinder.“ Gesetzt den Fall,diese Zahl ist auch für die Universität Würzburggültig, müssten hier rund 1350 Väter und Mütterstudieren. Auch deshalb hofft Gisela Kaiser, dass sichandere Einrichtungen der Uni das Beispiel der Unibi-bliothek zumVorbild nehmenund somit in absehbarerZeit viele weitere Eltern-Kind-Arbeitsräume an derUni entstehen.

Während sich Carolin Bauer auf ihre Prüfungen vorbereitet, spielt ihre Tochter im ersten Eltern-Kind-Zimmer der Unibibliothek Würzburg.