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Chemisch-technische Rundschau Verwendung nichtrostender und saurebestandiger Stahle in der Industrie der Speisefette, Seifen und synthetischen Waschmittel x. Uoii Dr. Ing. H. B r u u ri, L)iisseldorf-Beizrcith In der gesamten chemischen Industrie ist die praktische Durchfuhrung eines Produktionsganges vom richtigen Zusam- menpassen des Verfahrens, der Apparate und der zu ihrem Bau verwendeten Werkstofie abhangig. Die Fettspaltung unter Druck war z. B. erst im wirtschaftlichen GroBverfahren mog- lich, alr man etwa im Jahre 1932 statt Kupier den saurebe- standigcn 18i8-Chromnickelstahl in schweiabarer Qualitat fur die Fettspalt-Autoklavcn verwandte und durch die Wahl die- scs neuen Werkstoffes gleichzeitig in der Lage war, mit hohe- rrn Drucken zu arbeiten. Einige Jahre spater gelang es dann, saurcbestandige Stahle auf unlegiertem Kesselhlech zu plattie- ren, und man ging dann folgerichtig dazu iiber, fur die stark- wandigen Druckkocher diese preiswerteren und doch gleichwer- tigen plattierten Bleche an Stelle der vollwandigen zu ver- wenden. .\bb. 1. Fettspaltautoklav aus 1&8-Stahl plattiert fur 26 atu, Wandstarke 35 mm (System Lurgi) Idi crwahne dieses Beispiel, weil es besonders treffend zeigt, wic man im Zuge der Entwicklung die Ansicht iiber den zwcckmiBigsteri Werkstoff fiir den gleichen Apparat geandert hat. Fur dieses Anpassen der Werkstoffe an die jeweiligen Reanspruchungen sollen im folgenden einige Anrcgungen ge- gchen wcrden, soweit es die nichtrostenden und saurebestandi- gel1 Stahle betrifft. Die Konstrukteure der fuhrenden Apparatebauanstalten wis- sen sehr wohl, daB es eine Reihe von nichtrostenden und saure- bestandigen Stahlen gibt, die sich durch ihre Legierungs- gehalte unterscheiden und dadurch eine verschiedene Bestan- digkeit gegen einzelne Angriffsmittel besitzen. Sie kommen aber leider nur selten mit den Chemikern und Betriebsinge- nieuren, die ihncn die Konstruktionsaufgaben stellen, in einen solr!ien Kontakt, daB sie die tatsachlichen chemischen Bean- spruchungen !tennenlernen, denen die Apparate und Masch- nen spiter ausgcsetzt werden. Die Folge davon kann dann einc ungiinstige oder sogar unrichtige Werkstoffwahl sein. Die hochstlegicrten Chromnickel-Molybdan- und Chrom- nickel-Stable. die aus alter Gewohnheit oder in Unkenntnis der anderen Stahle gern vorgeschrieben werden, sind nam- lich keineswegs immer die richtigsten und wirtschaftlichsten. Sic sind auf alle Falle teurer und wegen ihres hoheren Legie- rungsgehaltes oft auch schwerer zu beschaffen als der nickel- freie Chromstahl, der sich in vielen Industriezweigen seit Jah- ren einen vollwertigen Platz gesichert hat und heute keines- wegs mehr nur als Sparstahl zu betrachten ist. Sehen wir einmal von den Stahlen ah, die sich nur zur Her- stellung von GuBstucken oder fur gehartete Teile eignen, dann blciben nur drei Stahltypen, die in schweiBbaren Qualitaten geliefert und zur Herstellung von Apparaten verwendet wer- den. Jeder dieser Stahle hat in den verschiedenen Medien ganz bcstimmte Bestandigkeitsgrenzen, die obendrein in star- kcm MaBe von der Konzentration, der Temperatur und etwai- gtn verscharfenden oder mildernden Zusatzen abhangig sind. Es handelt sich um die Stahle Nr. 1 his 3 der Tab. 1. Nr. I __ Tabelle 1 Werkst.-Nr. Krupp-Marke Cr Ni Mo ___~ 18 10 2 I 4401 V4A-Supra 4571 V4A-Extra 4301 V2A-Supra schweisbar Vl7F-Extra l8 17 - -i - 4541 V2 A- Ex t ra 4501 402 I V5M 1:3 - - I ni&t 4057 V1M 17 1.3 - 1 schweii3bar I. Der austenitische Chromnickel-Molybdan-Stahl (Nr. 1) mit etwa 18O/n Chrom, 1O0io Nickel und 2O/o Molybdan be- sitzt ohne Zweifel die hochste Bestandigkeit gegen viele An- griffsmittel, so z. B. Schwefelsaure, heiBe Fettsaure-Destillate, kochende Essigsaure und Ameisersaure, gegen heiBe reine Phosphorsiure und andere. Er kann in vielen Fallen rnit vol- lem Erfolg durch einen Chromnickel-Molybdan-Stahl mit nur 1 “in Molybdan (V8A) ersetzt werden. 2. Der austenitische Chromnickelstahl (Nr. 2) mit 18 “iu Chrom und 80/0 Nickel ohne Zusatz von Molybdan ist wohl der verbreitetste dieser Gruppe uberhaupt. Seine Bestandig- keitsgrenzen sind oft die gleichen wie die der Chromnickel- Molybdan-Stahle, sie sind aber z. B. in Schwefelsaure eindeu- tig ZLI niedrigerer Temperatur und Konzentration hin ver- sck.ohen. 3. Bei Stahl Nr. 3 handelt es sich um einen nickel- und mclybdanfreien ferritischen Chromstahl mit etwa 17 O/o Chrom und einem Zusatz von Titan. Dieser Stahl ist z. B. in Schwe- frlsaure, siedender Fettsaure und in heii3en Lijsungen organi- scher Sauren den beiden vorgenannten Stahlen unbedingt un- terlegen; er besitzt aber beispielsweise eine ganz hervorragende Bcstandigkeit in Salpetersaure und wird auch nicht angegrif- fen von kalten oder mai3ig erwarmten Fetten, olen, Lacken, aikalischen Losungen wie Soda, Seifen und synthetischen Waschniitteln. Fur Behalter, die zur Stapelung dcr Rohstoffe benotigt werden, durfte der Chromstahl in der Fettindustrie daher meist ausreichen. Dieses gilt auch hinsichtlich seiner Be- stanciigkeit gegen Zusatze, wie Silikate, Ton, Farb- und Duft- stoff‘e, die durch eine Lagerung in Eisenbehaltern verunreinigt wurden. Der Chromstahl hat auch keinerlei Einwirkungen auf Speise- fette. Er ist schliefilich in Wasser und feuchten Raumen so rostbestandig, daB er mit bestem Erfolg fur SeifenpreBplatten, Waschmaschinen, Spiilbecken, ‘Tischabdeckungen, Abfullmaschi- nen usw. verwendet wird. Seine mcchanischen Eigenschaften sind in geschweii3tem Zustand nicht ganz so gut wie die der Chromnickelstahle; er scheidet daher fiir Druckbehalter und :. Vortrag anlaBlich der DGF-?‘agung 1951 in Hamburg am dynamisch hoch beanspruchte ’I’eile meistens aus. Die Abb. 2 his 4 zeipen, daB er auch fur ausgesprochene GroBapparate, 9. Oktober 1951, AusschuB XII. FETTE UND SEIFEm 53. Jahrg. Nr. 10 1951 64 1

Chemisch-technische Rundschau. Verwendung nichtrostender und säurebeständiger Stähle in der Industrie der Speisefette, Seifen und synthetischen Waschmittel

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Chemisch-technische Rundschau

Verwendung nichtrostender und saurebestandiger Stahle in der Industrie der Speisefette, Seifen und synthetischen Waschmittel x.

Uoii Dr. I n g . H . B r u u r i , L)iisseldorf-Beizrcith

In der gesamten chemischen Industrie ist die praktische Durchfuhrung eines Produktionsganges vom richtigen Zusam- menpassen des Verfahrens, der Apparate und der zu ihrem Bau verwendeten Werkstofie abhangig. Die Fettspaltung unter Druck war z. B. erst im wirtschaftlichen GroBverfahren mog- lich, alr man etwa im Jahre 1932 statt Kupier den saurebe- standigcn 18i8-Chromnickelstahl in schweiabarer Qualitat fur die Fettspalt-Autoklavcn verwandte und durch die Wahl die- scs neuen Werkstoffes gleichzeitig in der Lage war, mit hohe- rrn Drucken zu arbeiten. Einige Jahre spater gelang es dann, saurcbestandige Stahle auf unlegiertem Kesselhlech zu plattie- ren, und man ging dann folgerichtig dazu iiber, fur die stark- wandigen Druckkocher diese preiswerteren und doch gleichwer- tigen plattierten Bleche an Stelle der vollwandigen zu ver- wenden.

.\bb. 1. Fettspaltautoklav aus 1&8-Stahl plattiert fur 26 atu, Wandstarke 3 5 mm (System Lurgi)

Idi crwahne dieses Beispiel, weil es besonders treffend zeigt, wic man im Zuge der Entwicklung die Ansicht iiber den zwcckmiBigsteri Werkstoff fiir den gleichen Apparat geandert hat. Fur dieses Anpassen der Werkstoffe an die jeweiligen Reanspruchungen sollen im folgenden einige Anrcgungen ge- gchen wcrden, soweit es die nichtrostenden und saurebestandi- gel1 Stahle betrifft.

Die Konstrukteure der fuhrenden Apparatebauanstalten wis- sen sehr wohl, daB es eine Reihe von nichtrostenden und saure- bestandigen Stahlen gibt, die sich durch ihre Legierungs- gehalte unterscheiden und dadurch eine verschiedene Bestan- digkeit gegen einzelne Angriffsmittel besitzen. Sie kommen aber leider nur selten mit den Chemikern und Betriebsinge- nieuren, die ihncn die Konstruktionsaufgaben stellen, in einen solr!ien Kontakt, daB sie die tatsachlichen chemischen Bean- spruchungen !tennenlernen, denen die Apparate und Masch- nen spiter ausgcsetzt werden. Die Folge davon kann dann einc ungiinstige oder sogar unrichtige Werkstoffwahl sein.

Die hochstlegicrten Chromnickel-Molybdan- und Chrom- nickel-Stable. die aus alter Gewohnheit oder in Unkenntnis der anderen Stahle gern vorgeschrieben werden, sind nam- lich keineswegs immer die richtigsten und wirtschaftlichsten. Sic sind auf alle Falle teurer und wegen ihres hoheren Legie- rungsgehaltes oft auch schwerer zu beschaffen als der nickel-

freie Chromstahl, der sich in vielen Industriezweigen seit Jah- ren einen vollwertigen Platz gesichert hat und heute keines- wegs mehr nur als Sparstahl zu betrachten ist.

Sehen wir einmal von den Stahlen ah, die sich nur zur Her- stellung von GuBstucken oder fur gehartete Teile eignen, dann blciben nur drei Stahltypen, die in schweiBbaren Qualitaten geliefert und zur Herstellung von Apparaten verwendet wer- den. Jeder dieser Stahle hat in den verschiedenen Medien ganz bcstimmte Bestandigkeitsgrenzen, die obendrein in star- kcm MaBe von der Konzentration, der Temperatur und etwai- g t n verscharfenden oder mildernden Zusatzen abhangig sind. Es handelt sich um die Stahle Nr. 1 his 3 der Tab. 1.

Nr.

I __

Tabelle 1

Werkst.-Nr. Krupp-Marke Cr Ni Mo _ _ _ ~

18 10 2 I 4401 V4A-Supra 4571 V4A-Extra 4301 V2A-Supra schweisbar

Vl7F-Extra l8 1 7 - - i - 4541 V2 A- Ex t ra 4501 402 I V 5 M 1:3 - - I ni&t 4057 V 1 M 1 7 1.3 - 1 schweii3bar

I . Der austenitische Chromnickel-Molybdan-Stahl (Nr. 1) mit etwa 18O/n Chrom, 1 O 0 i o Nickel und 2 O / o Molybdan be- sitzt ohne Zweifel die hochste Bestandigkeit gegen viele An- griffsmittel, so z. B. Schwefelsaure, heiBe Fettsaure-Destillate, kochende Essigsaure und Ameisersaure, gegen heiBe reine Phosphorsiure und andere. Er kann in vielen Fallen rnit vol- lem Erfolg durch einen Chromnickel-Molybdan-Stahl mit nur 1 “ i n Molybdan (V8A) ersetzt werden.

2. Der austenitische Chromnickelstahl (Nr. 2) mit 18 “ i u Chrom und 8 0 / 0 Nickel ohne Zusatz von Molybdan ist wohl der verbreitetste dieser Gruppe uberhaupt. Seine Bestandig- keitsgrenzen sind oft die gleichen wie die der Chromnickel- Molybdan-Stahle, sie sind aber z. B. in Schwefelsaure eindeu- tig ZLI niedrigerer Temperatur und Konzentration hin ver- sck.ohen.

3. Bei Stahl Nr. 3 handelt es sich um einen nickel- und mclybdanfreien ferritischen Chromstahl mit etwa 1 7 O / o Chrom und einem Zusatz von Titan. Dieser Stahl ist z. B. in Schwe- frlsaure, siedender Fettsaure und in heii3en Lijsungen organi- scher Sauren den beiden vorgenannten Stahlen unbedingt un- terlegen; er besitzt aber beispielsweise eine ganz hervorragende Bcstandigkeit in Salpetersaure und wird auch nicht angegrif- fen von kalten oder mai3ig erwarmten Fetten, o l en , Lacken, aikalischen Losungen wie Soda, Seifen und synthetischen Waschniitteln. Fur Behalter, die zur Stapelung dcr Rohstoffe benotigt werden, durfte der Chromstahl in der Fettindustrie daher meist ausreichen. Dieses gilt auch hinsichtlich seiner Be- stanciigkeit gegen Zusatze, wie Silikate, Ton, Farb- und Duft- stoff‘e, die durch eine Lagerung in Eisenbehaltern verunreinigt wurden.

Der Chromstahl hat auch keinerlei Einwirkungen auf Speise- fette. E r ist schliefilich in Wasser und feuchten Raumen so rostbestandig, daB er mit bestem Erfolg fur SeifenpreBplatten, Waschmaschinen, Spiilbecken, ‘Tischabdeckungen, Abfullmaschi- nen usw. verwendet wird. Seine mcchanischen Eigenschaften sind in geschweii3tem Zustand nicht ganz so gut wie die der Chromnickelstahle; er scheidet daher fiir Druckbehalter und

::. Vortrag anlaBlich der DGF-?‘agung 1951 in Hamburg am dynamisch hoch beanspruchte ’I’eile meistens aus. Die Abb. 2 his 4 zeipen, daB er auch fur ausgesprochene GroBapparate, 9. Oktober 1951, AusschuB XII.

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wie Lagerbehalter, weiidet wird.

Zerstiubiiiigstrod(tier uiid Abscheider ver- dic nickelhaltigen austenitischen Stahle verwendet werden miissen, dann sollte man sich bei Apparaten mit einer Wand- staike iiber etwa 5 mm die preislichen Vortcile der mit Chrom- nirhcl- oder Chromnickel-Molybdan-Stahl plattierten Bleche zunutze machen.

Die Vorurteile; die gelegeotlich gegen diesen Werkstoff noch bcstehen, sind nicht gerechtfertigt, wie die jahrelange prak- tisrhe Anwendung, z. B. bei Fettspalt-Autoklave;, bewiesen hat. Zugegcben, daiS in einer Molkerei ein vollwandiger But- tel-iertigei- aus Edelstahl ansprechender wirkt als ein plattier- ter. dessen a d e r e r Anstrich im L a d e der Zeit doch leidet. Wenn man aber die Einsparung von reichlich ?/is des legierten Stahles beriicksichtigt. d a m iut der Nachteil des Adenan- striches wohl in allen Fallen in Kauf zu nehmeii.

;\bb. 2 . Stehender Vorratsbehalter aus nichtrostendenl Chromstahl

Abb. 4. Abscheidebatterie fur Trockenpulver aus V17F-Extra (IWK)

Abb. 3. Zerstaubungs-Trockner aus V17F-Extra, 300U @ 150 kgih Wasserverdampfung (IWK)

h’ickelfreie Chromstahle mit Zusatz von Molybdan, die vor finer Reihe von Jahren erprobt wurden. finden heute in der Fettindustrie kaum mehr Anwendung, da sie hinsichtlich des Rohstolf-Bedarfes nicht gunstiger liegen als die Chrom-Nickel- Stihle.

Da sich die Preise dicser :: Stahltypen etwa wie 100 : 85 : 55 vrrhalten, wobei als 100 der derzeitige Preis fur ein 2 mm starkes Blerh des Chromnickel-Molybdan-Stahles angenom- men wurde, ist es - gane abgesehen von der Beschaffungs- frage -. aus reinen Kostengriinden notwendig, stets die Ver- wcndungsmoglichkeit der niedrig legierten Stahle zu priifen. Wenn die Bestandigkeit des Chromstahles nicht ausreicht, also

Abb. 5 . Rohrleitungsteile einer Fettsauredestillation 18/8-Stahl plattiert

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Fur 'l'eile, an denen nicht geschweidt wird, z. B. Kiihrwerks- wellen, stehen zwei weitere Stahle zur Verfiigung, die durch Warmebehandlung vergiitet werden konnen und bessere Lauf- eigenschaften als die austenitischen Stahle besitzen. Es han- delt sich um martensitische S t ih le mit 1 3 O / o Chrom (Nr. 4) , bzw. 1 7 " i u Chrom und 1.5 O / o Nickel (Nr. 5). Die Rostbestfin- digkeit dieses letzten Stahles ist hoher als die des l.';O/oigen, der aber in Wasser vollkommen ausreichend bestandig ist. Schweii3arheiten sind bei diesen Stahlen nicht zu empfehlen.

Eine Entscheidung bei der Wahl der geeignetsten Stahle kiinn immer nur getroffen werden, wenn die Fraqe nach der Bestandigkeit geklart ist. Etwaige Korrosionsversuche sollten unter Bedingungen durchgefiihrt werden, die den tatsachlichen Betiiebsbeanspruchungen nioglichst genau entsprechen. Die Versuchsdaiier wihle man nicht zu kurz; nach etwa 200 Std. Elprobung wird man sich meist ein Bild iiber die Bestandig- keit des Stahles machen konnen. Dir Gewichtsverluste sind in girn'. h zu ermitteln. Der Entwurf zum Normalblatt DIN . iO 905 gibt Richtlinien fur die Durchfiihrung und Auswer- tung von Knrrosionsvcrsuchen. Besonders ist bei den Versuchen darauf zu achten, ob die Korrosionsbeanspruchung vielleicht (lurch antrocknende Fliissigkeitsrcste verscharft wird und unter den Krusten LochfralJ auftritt. Die Versuche sollte man nach j e . iO Std. unterbrechen, um den zeitlichen Verlauf des An- gritfs feslzustellen.

Das Verhalten der einzelnen Stahle gegen die verschiedenen Medien ist leider nicht durch eine Formel oder in einer Ta - belle zu erfassen. I n Abb. 6 bis 9 sind die Bestandigkeits- grcnzen einiger Stahl'e bei Beanspruchung durch Salpetersaure, Scliwefelsaure und Schwefelsaure rnit Zusatz von Kupfersulfat nach Vcrsuchen von lf. /. Rothu wiedergegeben.

Ahb. 6. Best6ndigk.eitsgrenzen (0.1 g/m2. h) verschiedener Stahle in Salpetersaure

0 60 ' I , H , 5 0 1 l o o 10 40

i\bb. 7 . Bestandigkeitsgrenzen (0.1 g/m2 h) verschiedener Stahle in Schwefelsaure

I Werkstoff u. Korrosion 2, 334 [1951]. Zum Teil verofferitlicht: H . 1. Rodza, Technische Mitteilun- gen Krupp 1940, S. 191 f f ; Chemische Fabrik 13, 379 [1940].

FETTE U N D S E I F E N 53. Jahrg. Nr. 10 11951

C IW

a0

60

40

20

0 0 10 20 30 0 10 20 30 10

Abb. ti. Gewichtsverluste in reiner Scliwel'elslui e %H, so, ' , H SO,

0 I' n

G 4

0 5 15 I0 20 25 30 " ,H: SO siedcnd

Abb. 9. Bestandigkeitsgrenzen (0.1 g!m2 - h) in H,SO, i~ CuSO,

Unterhalb der Bestandigkeitsgrenze liegt der Ckwiditsver- lust unter 0.1 g /mL. h, d. h. die Stahle sind in dieseni Bereich vollkommen bestandig. Oberhalb der Restancli~keitsgrei~zc stcigt die Gewichtsabnahme in den meisten Fallen sehr rasch an. so dab der Stahl nicht mehr verwendbar ist. Ahb. 8 zeigt das Verhalten der Stahle V2A und V4A in verdiinnter Schwc- felsaure. Man sieht, dai3 mit steigender Trinperatur und lion- zentration eine wesentliche Erhijhung der Gewichtsvcrluste x u bcobachten ist. dai3 die Kurven aber bei dcm molyhdanhalti- gen Stahl V4A giinstig verschoben sind. Die Kurven in Ahh. !I gebcn das Verhalten der drei wichtigsten Stahltv1)en in sic- dender Schwefelsaure mit geringen Zusatzen von Kupfersul- fat wieder. Schon Mengen von etwa 0.1 his 0.2 g/Liler hewir- ken, dai3 die Stahle V2A und V4A in siedender 5"/oiger Schwe- felsiure vo!lkommen bestandig werden. wihrend sie in rcinvr Schwefelsaure gleicher Konzentration und Teniperatur zer - stijrt werden. Sogar der 17O:oige Chromstahl wirtl bestandig. allerdings erst, wenn die Gehalte an Kupfersulfat etwa tLop pelt so hoch liegen. In ahnlicher Weise, wie Kupfersulfat in Schwefelsaure den Angriff hemmt. konnen auch andere %(I-

s a ~ z e giinstig, andere wieder ungiinstig auf das Korrosinns- verhalten einwirken. Besonders ungiinstig kann z. B. die A n - wesenheit von Chloriden sein. Auf die Beimischungen V O I I

Chloriden in Reinigungsmitteln sind wnhl dic Schaden L I I -

riidzufiihren, die in Molkereien an Warmeaustauschern i ~ u s l h / 8 Chromnickelstahl gelegentlirh beobachtet werden. t3her Lochfrad durch ungeeignete Kiihlmittel berichtete kiirzlith W . Bender. $.

Das Verhalten der Werkstoffe Kupfer, Alun~inium. (:hi 0 1 1 1 -

nickel- und Chromstahl in heii3er Stearinsaure zeigt Ahh. I0 nach Versuchen von E. Baeilecken 4. Wahrend KupFer schoii bei 150O angegriffen wird, ist der Chromstahl nach dicscn Versuchen erst hei Temperaturen iiber 160" nicht mchr voll bcstSndig, Aluninium ist noch bis etwa 1900 und Chromnickcl- stahl bis etwa ?loo verwendbar. Die Restandigkeitsgrenzz fijr den Chromnickel-Molyhdan-Stahl durfte noch ctwas hiihcr licgen.

Molkerei-Ztg. 5, 887 [1951]. Fette u. Seifen 44, 228 [1937:.

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140 150 1.50 170 IN i m zw n o 120 230 a c Abb. 10. Gewichtsverluste in Stearinsaure

Neben derartigen Priifungen auf die Bestandigkeit in einem brstimmten Medium sind fur den V e r b r a u h e r keine weiteren Uniersuchungen mehr notwendig; die Frage des SchweiDens ist bei den Edelstahlen, die heute in Deutscbland fur den Apparatebau hergestellt werden, lange geliist. Zu beachten ist allerdings, dab durch konstruktive und betriebliche Mabnah- i i i t i i nianchen Schaden begegnet werden kann 5. Werkstatten, die mit der Verarbeitung nicht seit Jahren ver t raut sind, soll-

j H . H t Q U ~ , Vortrag Dechema-Informations-Tagung 1951, Werkstoff u. Korrosion, erscheint demnachst.

ten sich von ihrem Lieferwerk beraten lassen. Diese Beratung mub sich auch auf die Korrosionsbestandigkeit erstreeken, u i ~ d es ist unerlablich, d a b dem Lieferwerk ganz klare Angaben iiber die chemischen Beansprurhungen gemacht werden.

Angaben iiber die Bestandigkeit der einzelnen Stahle fin- den sich zwar zerstreut in der Li leratur , in Druckschriften ein- zelner Stahlwerke und schliefllich in den Dechema-Werkstoff- tabellen G. Sie reichea. aber nicht aus, u m eine klare Auskunft iiber den jeweils geeignetsten metallischen Werkstoff zu geben. Es ware daher zu begriiben, wenn im Kahmen d e r Arbeiten bei d e r Fachgruppe XI1 d e r DGF in Zusammenarbeit zwischen I'crbraucher, Verarbeiter und Halbzeuglieferanten Schaubilder der einzelnen Verfahren aufgestellt werden konnten. aus denen die bei den vcrschiedenen Arbeitsphasen bewahrten metalli- schen und nichtmetalliscllen Wcrkstoffe zu erkennen sind. Eine Sainmlung derartiger sich naLh und naeh aneinanderreihender Stammbaume diirfte nicht nur in d e r H a n d des Praktikers. scindern auch fur den forschenden Chemiker und den Studie- renden ein wertvolles Handwerkszeug sein "..

li Dechema Werkstoff -Tabelle, herausgereben von Dechema. - - FrankfurtiM.

:'. Weiteres Schrifttum iiber korrosionsbestandige Edelstahlc iii

der Fettindustrie: H . HougciJcly, Fette u. Seifen 44, '130 [1937]. F. Wiltkc/. Chemische Appara tur 25, 3.53 [193X]. H . 'Treiher, Molkerei-Ztg. 5, 882 [1931].

Zeitschrif tenberichte

I. Allgemeine Chemie iind Technologie der Fette, Analyse

D. P. Hanks und W. M. Potts: Untersuchung des Fettes aus den Samen von Sebastiana lingnstrina. ~ Die Samen von Sebastiana lingustrina, eines zu den Euphorbiaceen gehorenden Strauches, enthalten 37 I)/" eines guten trocknenden Ules mit folgenden Eigen- schaften: nzOoll 1.480; JZ 191; SZ 3.6; AcZ 15.4; RM-Z C1.74; Po-Z 0.14; 0.76 "/u Unv.; 4.Z0/u gesattigte Fettsauren; 90.3 O/o ungesat- tigte Fettsauren; VZ 204.9; E 1 "'0'1 cni 225 (268 m,u), 630 (234 mp). Auf Grund der spektralanalytischen Untersuchung des 0 l e s und weiterer analytischer Daten wird die Gegenwart von 2.4-Dode- kadicnsaure wahrscheinlich gamacht. Die Saure konnte in reinem Zustaiide noch nicht isoliert werden. Folgende Zusammensetzung der Gesamtfettsauren wird angegeben: 9.7 "/IJ gesattigte SaUren, 11.9 " / o Ulsaure, 38.9 "/o Linolsaure, 34.9 010 Linolensaure, 4.6 O/o Dodtkddiensiure (J. Amer. Oil Chem. SOC. 28, 290 119511). Ba.

E. A. Jensen. M. G. Lambou, F. R. Andrew,s. R. Y. Mayne, M. L. Karon, M. E. Curet, F. B. Wilcox, A. M. Altschul. W. Newby, W. F. Bollens: Lagerung von Baumwollsaat IX: Das Verhalten von Baumwollsaat wahrend der Lagerung unter den in Ulmtihlen auf- tretenden Bedingungen. - Die Selbsterwarmung und das AusmaR der Bildung von freien Fettsauren bei Partien von 20 bis 40 to Baumwollsaat sind abhangig von dem anfanglichen Gehalt an freien Fettsauren und der Feuchtigkeit. Wenn auch durch Luftung unter Temperaturkontrolle der Feuchtigkeitsgehalt vermindert werden kann, so wird dadurch die weitere Bildung von freien Fettsauren nicht vermieden, wenn ihr Anfangsgehalt nicht sehr gering war (J. Amer. Oil Chem. SOC. 28, 241 [1951]). Ba.

C. H. Pominski, L. E. Castillon. P. von der Haar. L. E. Brown und H. Damare: Lagerung von Gossypol. - Reines Gossypol wurde 13 Monate bei Temperaturen von 3'3 und 23 bis 280 aufbewahrt, wobei die einztlnen Proben unter wechselndem EinfluR von Luft und Licht stonden. Die genaue Analyse der Proben zeigte, da8 sich die Verbindung bei Abwesenheit von Licht nicht verandert. Luftsauerstofl ist ohne EinfluR (J. Amer. Oil Chem. SOC. 28. 253 [ 19511). Ba.

K. Lhimaru: Pampelmusensamen-Ul. - Bei 4 Varietaten schwankt der Olgehalt zwischen 9 und 13"/0. Kennzahlen der U!e: nzo1) 1.4718 bis 1.4765; VZ 174.196; JZ 28 bis 34; RhZ 2.9 bis 7.9; RM-Z 0.5 bis 1 ; Po-Z 2.2 bis 3.9; AcZ 19.8 bis 41.2 (J. Agrar. SOC. Japan 18, 651 [1942]). Ba.

C. V. N. Rao: Untersuchungen uber olhaltige Samen: Gokuru. -- Die Samen von Xanthium strumarium, Gokuru genannt, enthalten 31.5')/0 0 1 mit folgenden Eigenschaften: D,, 0.91667; JZ 122; VZ 195; AcZ 2; RM-Z 0.5; PoZ 0.12; 0.370/0 Unv. (Indian Soap J. 16, 74 [1950]). Ba.

L. J. Swift und M. K. Veldhuis: Zusammensetzung der Lipoide aus dem Fruchtsaft der Florida-Valencia-Orangen (Citrus sinensis L.). - Die Lipoide des frischen Orangensaftes bestehen aus 14.8"/0 Unv., 12.4 'I/" Harzsauren, 21 "/o freien Fettsauren, 13.6 " / o gebun- denen Fettsauren, 1.5 'J/o Stearin-Glycosiden, 15.3 "/o Lecithin und 18'l/" Cephalin (Food Research 16, 42 [1951]). Ba.

T. P. Hilditch. M. L. Meara und C. B. Patel: Zusammensetzung der Fettsauren und Glyceride der Samenfette von Pentaclethra (Leguminase) und Lophira (Ochnacee). - Die Samenfette dieser in Westafrika vorkommenden Pflanzenarten enthalten 10 bis 20"/0 gesattigte hochmolekulare Fettsauren, vorwiegend Behen- und Lignocerinsaure. Die ungesattigten Sauren bestehen in der Haupt- sache aus Olsaure und Linolsaure in wechselnden Mengenverhdlt- nissen. Die Verteilung der Fettsauren in den Triglyceriden dieser Fette ist gleichmaRig und entspricht in etwa den Mengenverhalt- nissen der Sauren selbst (J. Sci. Food Agr. 2, 142 [19511). Ba.

H. H. Jellinek und A. Gordon: Die Verseifung von a-Mono- myristin, a-Monostearin und a-Monoolein. - Die Verseifung der geiiannten Monoglyceride mit Alkalihydrozyd in 75'I/oigem waR- rigen Aceton ist eine Reaktion 2. Ordnung. Die Aktivierungs- energien betragen in der angegebenen Reihenfolge 8900, 11 100 und 10300 cal. (J. Appl. Chem. 1, 135 [1951]). Ba.

K. E. Schulte: Untersuchungen an synthetischen Glyceiiden. - Vf. teilt die bisher fur synthetische Glyceride und die darin ent- haltenen Fettsauren ermittelten analytischen Werle aus fremden und eigenen Versuchen mit. Er konnte feststellen, dafi sich im Unverseifharen der Glyceride eine Substanz befindet, die durch Substitution von Wasserstoffatomen durch Halogen eine hohere JZ vortauscht. Die wahre J Z wurde ermittelt. In vier Versuchs- reihen wurde das Verhalten der synthetischen Glyceride gegen- uber Licht- und Lufteinwirkungen in1 Vergleich zu andrren Nah- rungsfetten untersucht und gefunden, daR erstere schneller epoxydig werden als z. B. gehartetes SonnenblumenA!, obwohl dieses eine hohere JZ hat. Die Einwirkung von UVLicht be- wirkt be1 dem synthetischen Produkt die Ausbildung eines un- angenehmen seifigen Geschmackes (Pharm. Zentralh. 86, 97 [ 19471). Schm.

F E T T E U N D S E I F E N 53. Jahrg. Nr. 10 1921 644