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187 Dritte Abtheilung. Mineralw6sser rind Bader. Chemischc Analyse der Salzsoole zu Sal- zungen im Herzogthum S. Meiningen, ncbst andern die Producte aus diesersoole und das Kochsalz iiberhaupt betreffenden Untersuchungen ; H. Wackenroder. von -_ D i e Sdzquellen zu Salaungen sind schon seit vie- len Jahrhunderten zur Geminnung von Salz benutzt worden, und wenn es gleich eweifelhaft bleiben mufs, ob T a c i t u s etwas von denselben wufste, so sollen sic doch wenigstens schon in Urkunden vom Jahre 839 vor- Irommen. (S. L udo v i c i's Kaufmanslexicon 1800, Th. V. p. 1377). Sicher ist jedoch, dafs die Pfannerei zu Sal- znngen zu Anfange des 14. Jahrhunderts ein Privile,' mum vom Abte zu Pulda crhielt (S. S chlegel ))Salzungens Heilquellc, ein die Seebiider ersetzendens Mittel. Mei- ningen 1835((). Aufserdem, dafs diese Soole jiihrlich noch eine Menge wrxiiglichen Salzes liefert und unter giinstigeru Conjuncturen noch weit mehr liefern Iriinnte, mird dieselbe auch als heilliraftiges Minerahvasser sehr geschiitzt. lhre Anwendung zu Biidern datirt sich indessen erst vom Anfang unsers Jahrhunderts. Mit dem besten Erfolge wird die Salesoole zur Heilung derjenigen Krankheiten fortwiihrend gebraucht, gegen melche man Seebiider zu enipfehlen pflegt. Was in dieser Beziehung anzufiihren ware, findet sicb in dcr erwilinten Shrift

Chemische Analyse der Salzsoole zu Salzungen im Herzogthum S. Meiningen, nebst andern die Producte aus dieser Soole und das Kochsalz überhaupt betreffenden Untersuchungen

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Dritte Abtheilung.

Mineralw6sser rind Bader.

Chemischc Analyse der Salzsoole zu Sal- zungen im Herzogthum S. Meiningen, ncbst andern die Producte aus diesersoole und

das Kochsalz iiberhaupt betreffenden Untersuchungen ;

H. Wackenroder. von

-_ D i e Sdzquellen zu Salaungen sind schon seit vie-

len Jahrhunderten zur Geminnung von Salz benutzt worden, und wenn es gleich eweifelhaft bleiben mufs, ob T a c i t u s etwas von denselben wufste, so sollen sic doch wenigstens schon in Urkunden vom Jahre 839 vor- Irommen. (S. L u d o v i c i's Kaufmanslexicon 1800, Th. V. p. 1377). Sicher ist jedoch, dafs die Pfannerei zu Sal- znngen zu Anfange des 14. Jahrhunderts ein Privile,' mum vom Abte zu Pulda crhielt (S. S c h l e g e l ))Salzungens Heilquellc, ein die Seebiider ersetzendens Mittel. Mei- ningen 1835((). Aufserdem, dafs diese Soole jiihrlich noch eine Menge wrxiiglichen Salzes liefert und unter giinstigeru Conjuncturen noch weit mehr liefern Iriinnte, mird dieselbe auch als heilliraftiges Minerahvasser sehr geschiitzt. lhre Anwendung zu Biidern datirt sich indessen erst vom Anfang unsers Jahrhunderts. Mit dem besten Erfolge wird die Salesoole zur Heilung derjenigen Krankheiten fortwiihrend gebraucht, gegen melche man Seebiider zu enipfehlen pflegt. Was in dieser Beziehung anzufiihren ware, findet sicb in dcr erwilinten S h r i f t

188 Wackenroder :

des Hrn. Geheimen Hofrath und Hofmedicus Dr. S ch 1 e- g e l in Meiningen zusammengestellt.

Ini Jahre 1822 wurde die jetzt bestehende iiffent- liclie Badeanstalt zu Salzungen eriiffnet, nachdem zuvor drei verschiedene Salzunger Quellen von dem verewig- ten T r o mm s d o r f f , wie es scheint, zuerst analysirl; worden waren. Nach T r o ni m s d o r f f (S. dessen neues Journal d. Ph. Bd. 7. p. 63) enthalt die jetzt ausschliefs- lich zum Baden benutzte Hauptquelle zu Salzungen :

in 16 Unzen in 1000 Theilen salzsaures Natron 461,462 Gran 60,459 salzsaure Talkcrde 17,026 * 2,212 salzsauren Kalk 3,744 * 0,487 schwefelsaures Natron 8,920 * 1,163 - .. - -____ - - .

494,152 Gran 64,342 Th.

Seit jener Zeit scheinen lreine weitern analytischen Versuche mit dieser ausgezeiclineten Soolquelle ange- stellt worden zu sein, ausgenommen solche, welche einen miigliclien Gehalt des M'assers an Brom- oder Jodme- tallen betrafen. Ifr. Dr. B e i n und IIr. Apotheker B r u c k n e r zu Salzungen, welche zugleich einige Be- stimmungen hinsichtlich der Temperatur der Soole vor- nahmen, priiften nPmlich zu Anfang des Jahres 1834 das Mineralwasser auf Brom und Jod, fanden aber von bei- den Stoffen keinc Spur (S. S c h l e g e l a. a. 0. p. 43). Ferner wurden im Sommer 1633 von I-Irn. K r e t z e r aus Salzungen unter meiner Leitung in dem Labora- tori0 des hiesigen yharmaceutischen Instituts mehrere Untersnchungen vorgenommen, um die Beschaffenheit einer geringen Sorte des Salzunger Salzes, des soge- nannten Viehsalzes, so \vie auch die Mutterlange des- selben naher kennen zu lernen, wobei dann eine ver- hlltnifsmlfsig nicht geringe Menge von Brom in der

Ueber die Soole zu Salcungen. 189

Mutterlauge entdeckt und spPter aucli in der Soole selbst nachgewiesen ivurde.

Die fortwiihrend und im Jahre 1836 besonders bei einer erlauchten Kranken bethiitigte Heilkraft dieser Quelle erregte den Wunsch nach einer Wiederholuog der Analyse des Wassers, theils um die von den Port- schritten der analytischen Chemie bedingten Erg” anzun- gen der friihern Untersuchung hinzuzufiigen, theils urn von der BestBndigkeit des Gehaltes der Soole an den hereits bekannten Bestandtheilen eine Ueberzeugung cu gewinnen. Als ich daher auf ciner Iieise im Herbst 1836 kurze Zeit in Salzungen verweilen lionnte, benutzte ich die Gelegenlieit, die Quelle aufzusuchen, urn wenig- stens die aursern VerhZltnisse derselben lrennen zu ler- nen. Da die Quelle aber niitten in der Stadt Saleungen gelegen und iiberbauet ist, so liers sich nur sehr wenig von der Lage und den geognostischen Umgebungen der- selben wahrnehmen. Inzwischen ist in dcr Schrift von S c h l e g e l p. 38 angefiihrt, dars der Haupt- und Bade- brunnen aus nielircrn euellen bestelie und in einem achteckigen, 42 Furs tiefen und 14 Fuk breiten hiilzer- nen Schacht hervorquelle. Aus dem Scliacht wird nun das Wasser mittelst eines Pumpenwerkes in ein hiilzernes Bassin heraufgehoben und von hieraus zum Baden ab- geholt, w3irend das ubrige Wasser noch 18 Furs hiiher gepumpt und auf die Gradirwerlre aufserhalb der Stadt geleitet mird.

Das VITasser in dem Bassin fand ich etwas opalisi- rend und in B’Iasse etwas milchiclit, und gane schwach riechend nach Schwefelwasserstoff. Obgleicli S ch l e g e l (a. a. 0. pag. 39) diesen geringen Gehalt an Schwefel- wasserstoff fur wescntlich halt, so ist docli nicht im mindesten zu bezweifeln, wie weiter unten gezeigt wer-

190 Wackenroder :

den 8011, daC8 derselbe, so \vie das Opalisiren des Was- sers, von etwas Schwefelcalcium herriihrt, welches ver- miige einer durch die Beriihrung des Wassers mit dem Holawcrlce der Pumpe bewirlrten Reduction des sufge- liisten schmefelsauren Kalkes entstand. Allem Anscheine nach entspringt die Quelle aus salthaltigen Mergel- und Gypsschichten der Formation des bunten Sandsteins, des- sen stark geschichtete Banke nicht weit von der Quelle an dern bekannten Salzunger See ausgezeichnete Fels- wiinde bilden. Die Mergel - und Gypsschichten dieser Formation sind ohne Zmeifel hier eben so dolomitisch, wie an andern Orten, namentlich bei Jena; allein in dern Saiidsteine selbst habe ich nicht eine Spur von Bitterspath entdecken liiinnen, durch welches Mineral der Sandstein in den Umgebungen von Jena an der ent- gegengesetzten Seite des Thiiriiigerwaldgebirges ausge- eeichnet ist, wie ich dieses in meinen zmineralogisch- chemischen Beitragen zur Kenntnib des Thiiringischen Fliittgebirges 11. 1. Jena P836m nachgewiesen habe. Je weniger ich bei spateren Untersuchungen des bunten Sandsteines in dem ganzcn Werrathale von Meiningen bis Vacha herab, SO wie in dem oberhalb Jena liegen- den Saalthale bis Rudolstadt hinaiif irgend eine Andeu- tung von Bitterspath habe entdecken lciinnen, desto mehr scheint dieses Mineral fur den bunten Sandstein von Jena characteristisch zu sein *).

*) Die Beinerkungen in dein Intelligcnzblatte dcr Jenaischen allgcmeinen Litcraturzcitung ,M 40. October 1836 wiirden bei dieser Gelegenheit zii rectificiren sein, wenn dieselben weniger Unverstand enthieltcn, sowohl hinsichtlich der ersten Nachwcisung des Bittcrspaths in unserin Sandsteine, als auch des Vorkotnmcns dicses bcinerkenswerthcn Fossils in unserin Flitzgebirge.

Ueber die Soole zu Salzungen. 191

Der Hr. Salzgraf M i l z zu Salzungen hat die Gute geliabt, mir frisch geschiipftes Wasser aus der IIaupt- quelle unter amtlicher Autoritiit zu iibersenden und zu- gleicli eine angemessene Menge von Mutterlauge, Pfan- nenstein und Dornstein, so wie auch mehreProben von Salzunger Salz beizufugen, da eine chemische Untcr- suchung der verscliiedenen Producte der Saline zu Sal- zungen sowohl in mediciriischer, als aiich in technisclier und ijkonomischer IIinsicht ebenfalls wiinschenswerth war. Oeftere Stiirungen haben bis jetzt die Mittheilung der ziemlich ausgedehnten Untersuchung verziigert.

I . Salzunger Hauptquelle.

Das mir iiberschickte Wasser befand sich in festen, wohl verwahrten und gut verpichten Steinkriigen. Nach Verlauf von etwa drei Wochen wurde einer der Kriige geliffnet. Das Wasser war vollkommen Mar, farblos nnd geruchlos. Es schmeckte stark salzig und reagirte viillig neutral.

Die Priifung dcs Wassers mit Reagentien ergab fol- gende Resultate :

1) Aetzkali brachte eine starke, im Uebermaafse des Kalis niclit verschwindende Tr'ubung liervor.

2) Aetzammoniak erregte einen voluminiisen, weifsen

3) Kohlensaures Natron gab einen starken weifsen

4) Kohlcnsaures Ammoniak verursachte erst nach Ver-

bis scliwach gelblichen Niederschlag.

Niederschlag.

lauf einiger Zeit eine geringe Triibung.

5) Schwefelwasserstoff, schwefelwasserstoffsanres Am- monialc, Kaliumeisencyanur, Kaliunieisencyanid und Gerbstoff liefsen das Wasser ganz unverandert.

192 Wackenroder :

6) Oxalsanres Kali bewirkte einen reichlichen weifsen Niederschlag. Nach Absonderung desselben gab die Fliissigkeit

7) mit basischem phosphorsaurem Ammoniak einen sehr starken Niederschlag.

8) Chlorbaryum brachte in der Salzsoole einen weifsen in Salcsaure unaufliislichen Niederschlag hervor.

9) Essigsaures Bleioryd gab einen starken, kasigen, auf Zusatz von reinem Wasser mit wenig Salpeter- s iure leiclit und viillig Tvieder verschwindenden Niederschlag.

10) Salpetersaures Silberoxyd gab mit dem Wasser sehr vie1 ganz weifses Chlorsilber.

11) Salpetersaures Quecltsilberoxydul verursachte eben- falls einen voluminiisen, k%sigen, weirsen, in Sal- petersiure unaufliisliclien Niederschlag.

12) Chlorcalcium brachte in dem Wasser keine Ver- anderung hervor, und erst nach Vermischen der Fliissigkeit mit Alkohol entstand eine geringe Trii- bung.

13) Eine mit Essigsaure versetzte Aufliisung des salpe- tersauren Wismuthoxyds blieb beim Vermischen mit dcm Mineralwasser viillig klar und ungefarbt.

14) Chlor Eirbte das Mineralwasser nicht merklich gelblich. Als aber etwa $ Pfd. des Wassers nach Hineinleiten von etwas Clilorgas in einer verschlos- senen Flasche mit nether gescliiittelt wurde, son- derte sich letzterer nun ganz scliwach weingelb gefiarbt wieder ab, moraus hervorgeht, dars diese Salzsoole Brom enthElt und zwar wahrscheinlich in nicht geringerer Menge, als das Meerwasser und andere Salaquellen, in denen bisher Brom auf- gefunden morden ist.

Ueber die Soole zu Snlzungen. 193

15) Dagcgen lronntc nacli allen beliannten Metlioden ltein Jod in cleni Mineralwasser entdeclrt werden, unc! da aucli iii derMutterlauge nichts von diesem Stoffc aufzufindcn war, so ist die Abwesenheit des- sclben in der Soole urn so \vciiigcr zu bezweifeln.

S C ~ I aus diescn Versuclien crgab sicli die Miscliung des Miiieralwassers RUT Geniige, uni darnacli den Gang der quantilntiven Analysc i i r i ~ o r a u s festzustellen. Be- merlccnswertli ist aber riocli die Verkidernng, melclie das Wasser beim Aufben.aliren erleidct, in deren Folge dasselbc in dein Bassin des S,fuellenliauses, wie obcn an- gefuhrt wurdc, ein scliwacli niilchiclites Ansehen be- kommt. Es fand sicli n h l i c h , dafs dns in einer ganz vollen und luftdicht ycrschlosscncn I'Iasclie cin halbes Jahr lang aufbewnlirte Minernlw-asser nunmehr einen schwachcn Gerucli nacli Scli~~efel~vasserstoff entwiclrelte, und obglcicli cs bcirn Ausgicken nocli gnnz ltlar erschien, docli einige wenige Eloclten von Scliwefcleisen a l p - setzt hatte.

Dieses beim Aufbcmalircn versnderte Wasser wurde gleicli nacli dem Ausgiefsen aus der Flasche

a) von schwcfelsaurern Kiipferouyd briiilnlicli ge- fiirbt, und dcr Iiierauf sicli bildcntle 1~1nfsgri:ine geringe Nicderschlag liiste sicli olinc Aufbrausen uncl niit Ilin- terlassung einiger Flocken von Scliwefelliupfer i n Sale- s;iure miedcr nuf;

b) ncutralcs scliwefelsaiires Zinltoxyd brnchte einen geringen weirsen Xiedersclilng Iiervor, welcher anf Zu- satz von Salzsliure olinc Effervescenz viillig wieder ver- schwand j

c ) eaures Chlorniclrcl fsrbte das Wasser braun- schmlirzlich, uncl spliter sctzten sicli Flocken von Schwe- felniclrel ab, welche yon yerdiinnter Salzsiiure nicht

Arch. d. Pbarm. 11. Rcihc. XVlI. Bds. 2. Hft. 13

191 Wackenroder :

viillig wieder aufgenommen wurden. Da die schwarz- lithe Firbung nicht entstand, wenn das Wasser zuvor mit etiyas SalesEure angesEuert worden, so folgt daraus mit Zuverl3ssiglreit, dak in dcm veranderten Wasser nicht Schryefelwasserstoff, sondern pin Schwefelnietall vorhanden war j

d) neutrales salpetcrsaurcs Cneclrsilberoxyd brachte einen \veifscn, flockigen Niederschlag her1 or, welcher auf Zusatz von SnlzsPure nicht ghz l i ch wieder ver- schwand j

e ) neutrales schmefelsaures Mangnnoxydul brachte erst nach einigeni Stehen cine Triibung licrvor j

f ) das anfangs ltlare Wasser trubte sicli beim Stehen an der Luft, wurdc niilchicht uiid gab einen flocltigen Bodensate, welclier nichts anders als Schwcfel mit or- ganischcr Substanz sein konnte. Als das ; Stunde lang der Luft ausgesetzt gewesene Wasser erst geltocht und danii mit Quecltsilberchlorid versetzt wurde, entstand eine gcringc, wcil'se, dllrcli SaIzsiiure nicht verschwin- dende Triibung.

Hieraus geht liervor, dsfs dic in den1 Wasser ent- haltenen scl~wefelsauren Salze mittelst der organischen Stoffe aus dcm Brunnen oder aucli durch denKork der Flasche allmiilig, wenigstens thcilweise in Schwefelme- talle waren umgewandelt worden. Die Schwefelmetalle sirid liier aber, \vie schon nus den angefiihrten Priifun- gen des Wassers Iiervorgeht und aus der quantitativen Analyse nocli euverliissiger folgt, keine andere, als Schwefelcalcium, dessen lcichte Zersetcbarlteit an der Luft belrannt ist. Die Reduction des schwefelsauren Kalks zu Schwefelcalcium durch organische Stoffe kann iibrigens nur dann eintretcn , wenn die organisclien Stoffe einer freiwilligen Zersetzung unterliegcn. Denn

Ueber die Soole zii Salzungen. 195

wahrend die Bildung des Scliwefelcalciums in der Soole verhSltnifsm5fsig leicht erfolgt, fiiidet sie gar nicht statt in der Mutterlauge, obgleich diese reicher ist an orga- nischen Stoffen.

D i e quantitative Analyse wurde mit dem frischen noch unzersetzten Rlineralwasser in folgender Weise angcstellt.

A. Ics wurden 257Grm. dcr Soole in einer Porcel- lanschale langsam his zur Trockenlieit abgedampft. Der Riiclrstand, stark in der Scliale ausgetrocbnet, wog 18,575 Grm. Von deniselben Tvurdcn 18,165 Grm. in einem Platintiegel mit der Spiritusflanime behutsam nnd so

lange erhitct, bis die Verlrnisterung aufhiirte. Dabei ergab sicli ein Geiviclitsverlust yon 0,250 Grm., was etwaa nielir als 1 Proc. der ausgetrocltneten Salzmasse bctrggt. Dersellie besteht zwnr haupts5chlich in Ver- knisterungsmasser , iiidessen zum Tlieil anch in Salz- sEure aus dem Chlormsgnesium, so wie aucli in Chlor- natrium, melclics eiacn gerinb.cn weifsen Beschlag an dem Decliel des Tiegcls gcbildet liatte. W c n n man aber diesen unvermeidlichen geringen Verlust nicht be- achtet, so folgt aus diesem Vcrsuclic, dafs 1000 Gewichts- thcile dicses Nineralmassers bciin Abdampfen 71,2826 Gewiclitstlieile ~l.asserleeren Snlcruckstand hinterlnssen.

Bei einem cweiten Versuclie wurden nur 88,5 Grm. Mineralwasser und zwar unter lwstiindigem Umriihren abgedampft. Der feste Riiclrstand wurde in der Porcel- lanscliale so stark, als irgend niiiglicli crhitet, und dann als viillig wasscrfrei angeselien, weil beim Erhitzeii des- selben i r n Platintiegel lseine Verlrnisterung Statt fand. Sein Gewicht betrug fur 1000 Gewiclitstheile des Was- sers 70,5935 Cewichtstlieilc. Die gnnze Differenz cwi- schen den Resultaten beider Versuche betragt also nur

13*

196 Wackenroder :

0,6691 Th des festen Riicltstandes und bestatigt mitliin die Richtigkeit der Bestimmung. Zm Rlittel von beiden Versuchcn betrsgt dalier der feste Salzriichtand 70,9390 Theile. Da nun nber T r o m n i s d o r f f im Jahre 1822 nur 62,342 Tb. festen Riickstandes, mitliiu 6,596 Th. weniger in der Soole farid, so niok entweder die Salz- soole jetzt concentrirtcr, als dnmals sein, oder man mufs einen von den Jnlireszeiten ab1i;ingigen ZutI11l's \. 011 Me- teorwasser (octer wildern Wasscr) zu der Soole sup- poniren.

B. Dcr scliwach gegliihtc Kiicbstand, welcher 17,935 Grm. \vog, wurde mil laueni Wasser iibergossen wid eine Weile damit stehen $elassen. Der br5unlichgraue Ruckstand erschien nnch \ iilligem Auswaschen, 'rrock- nen und gelindeni Ausgliilicn \on grauer Farbe und hatte ein Gemicht von 0,229 Grin. Auf 1000 Theile des Wassers wurde diescs 0,9102 Th ausmachen. Derselbe ltiste sicli in \ erdiinnter Sdpetershre uiiter schwachcni Aufbraliseii auf, und Iiinterliel's nur cine Spur voii Kie- sclerde.

Der blol's stark getrocltnete fcste Riickbtand i on der ztveiten Abdampfung der Soole hinterliefs beim Ueber- giefscn desselben niit Wasser nur 0,5494 Th. fiir 1000 Th. der Salzsoole an erdigen Stofren, wclclie mit Salpctcr- s h r e auch stark aufbraustcn. Ilieser Unterschied rulirte offenbar davon her, dafs die bei deni Gliihen des erste- ren Salzgcmenges i n griil'screr RIenge ent\yicltelte Salz- s5ure den lrolilensauren Kallc griirstentlieils zerlegt hatte.

Uebrigens ivurde die Aufliisuug der 0,229 Grm. er- diger Substanzcn in Salpeterssurc in zwei abgemogene 'Theile getheilt. Aus dem einen wiirdc die SchwefelsSurc? durcli Clilorbaryum, nus den1 andern Theilc der Kalk durch ovalsaues Kali und hicrauf die Tallrerde durch

Ueber die Soole zu Salzungen. 197

basisches phospliorsaures Ammoniak gefiillt und quanti- tativ bestinimt. Die Bereclinung ergab, dafs die Scl~wc- f e l s h r e fast allen in der Fliissigkeit befindlichen Ralk zu schwefelsaurem Kallc gcsittigt hatte und nur eine kleine Menge des Kallcs an Ko1ilens;iiire gebunden ge- wesen sein Ironnte. Die Talkerde aber, welche etwa + des Gewiclits dieser erdigen Tlieile betrug, 1)efand sicli in denselben als basisclics Clilorniagnesiuni, wie voraus- zusehen war.

Der erdige Riicltstand yon dem zweiten Versuche bestaud dagegeii fast gnnz in Irohlensaurem Kalk. Il’ur schr menig Gyps und n u r eine Spur von Tallterde iind Eisen lronnten darin aiifgefunden werden. Offenbar also war der erdige Riiclistand bei dcm ersten Vcrsuche ein Zersetzungsyroduct in Folge der angewendeten Gliih- hitze, und es scliien am angenirsscnsten, die 0,519.1 Tli. erdigen Iiiichstandes wrnelimlicli als liohlensauren Kallc in 1000 TIi. cler Soole anzrisclieii, TVRS tlicils durcli die weitere Analyse dtr Soole, tlicils auch durcli die Un- tersuchung des Dornsteins, welclwn die Soole in den Gradirwerken absetet, bestLitigt wurde.

C. Zur Erreicliung dcr niiigliclisten Zurerllissiglceit in der Brstinimiing dcr walireii 3Tisclil~iig der Salzsoole hielt icli es fiir das Beste, nnmittclbar aus der Soole die Ssuren iind Bnsen qnantitativ RU bestinimen. Also wur- den 84,63 Grm. Salzsoole niit Chlorbnryum vcrsetct und dadurch 0,223 Grm. gegliiheter sclirvefelsaurer Baryt erhalten. 1)a nun dicselbcu 0,07665 Grm. Scliwcfclsiiure entsprechen, so mufsten 1000 Theile der Soole 0,9058 Th. Schlcefrfsiiurc enthallen.

D. Dann wurden 114,15 Grm. Salzsoole mit oxal- saurem Ammonialc iiebst ein wenig freier Oxalsliure ver- mischt. Der gesammelte onalsanre Knlk liinterliefs be;

198 Wackenroder :

schwachem Erhitzen 0,176 .Grm. lrolileusaureii Kalli, worin 0,9907 Grm. reiner 6alIr enthnlten sind. Also

wiirden in 1000 Theilen der Soole 0,8679 Th. reiner Xulk enthalten sein.

nie gefundenen 0,9058 Th. Scliwefelsaure erfordern nun 0,6635 Th. Kzlk, urn schrvefelsaiiren Kallr eu bil- den. Es bleiben also 0,2244 Th. KalIr iibrig, welcher in der Salzsoole lediglicll an Kohlenszure gebunden war; denn, wenn dieser Bestimmung zufolge, in 1000 Theilen des Mineralwasscrs entlialten sind

schwefelsanrer Kalk 1,5193 Theilc kohlcnsaurer Kalk 0,3996 n

so bleiben nacli Abzug des letcteren von 0,5494 Tlieilen erdigen Riickstandes (unter B) nur 0,1508 Theile des letzteren als Beimengung von Gyps und basischem Chlor- magnesium nebst Spurcn voii Kieselerde und Eisenoxyd iibrig, iind es folgt daraus, dafs in dem Wasser liein Chlorcalcium entlialten ist.

E. Aus dein von Kallc befreicten Rlineralwasser wurde die Tallrerde durch basisches phosphorsaures Am- moniak niedergeschlagen. Das gefillte Tallrerdedoppelsale wurde gegluhet nnd mit 39 Proc. reiiier Talkerde be- rechnet, ein Verfahren, dessen Genauiglreit und Zuver- 16ssiglreit bei niclit allzu grorsen Mengen der Tallcerde ich fiir griifser halte, als die einer andern Methode zu r Bestimmuiig der Tallrerde. Auf diese Weise wurden 0,07828 Grm. lreine Talkerde gefunden, was fiir 1000 Theile der Soale 0,68576 Th. derselben betriigt. Das Magnesium konnte aber nur als Chlorid in dem Was- ser enthalten sein. Die Rechnnng gab fiir loo0 Theile der Soole 1,5953 Theile Chlormagnesium an.

F. Die Untersuchung der Mutterlauge hatte einen itiemlich grofsen Gehalt derselben an Chlorkalium nach-

Ucher die Soole zu Salzungcn. 199

gemiesen. Um nun die RTenge desselben in der Soole euszumitteln, tvurde eine abgemogene Menge des Was- sers so weit abgedampft, dars das Kochsale und der Gyps griirstentheils auslirystallisiren Bo1ilIte11. Die neu- tral reagirende R'lutterlauge wurde abgcgossen und das Salz mit wiissrigeni Weingeist abgewaschen. Xachdem die Fliissigkeit durch Abdarnpfen wieder gehiirig con- centrirt worden , wnrde sie rnit einer 1iinl;inglichen RIengc von Platinchlorid und ein paar Tropfen Salz- ssure, so \vie anch mit eincr lileiiien n'Icnge von Allro- hol yermischt. Nach Verlaiif yon 24 Stunden lialte sic11 das Kaliumplatincl~lorid so yolls tiindig abgescliieden, als es hier der immer noch in zieniliclier Menge vorhan- denen Chloride und tles Gypses wegen iiberliaupt miig- lich war. Fur 1000 Tlicile des M'assers wurden 0,4728 Theile Kaliumplatinclilorid oder 0,1N5 Tlieilc Chlor- ka liuni ge fun d en.

G. Um die Menge des Bronis i n der Soole LU be- stimmen, wurdcn 26 1 Grm. derselbcn auf belcaiinte Weise mit CIilor beliandelt und dann mit Aether geschiittelt. Da der Aether aber nur schwach veiiigelb gefiirbt wurde, so listten weniptens .rnehrere Pfiinile der Soole, \c.clche nicht sogleicli Iierbcigescl~aff t iwrdcn konnten, d a m ge- liiirt, urn die quantitati\ e Bestirnmung des Broms, wel- ches hiichst ~yahrscheinlich als Bromniagnesium in dem Wasser enthalten war, anseufiiliren. Ich glaubte die- selbo auch urn so eher iibergelien zu diirfen, als sie aufserdem bei der Mutterlauge versucht wurde.

Aiich in Betreff des Eisens und der Gasarten in der Soole fanden sich lihnliche Griinde vor, dieselben nicht pant i ta t iv zii bestimmen. Das Eisen betragt Burserst wenig und macht sic11 nur in dem lsngere Zeit aufbbe- wahrten Mineralwasser durch einige schwarze Flocken

200 Wackenroder :

von Schwefeleisen benierklich. Aucli kann die Spur von Eisen gar nicht mehr vorliaiiden sein in der 511 den Badern benutzten Soole, welche sich, wie oben ange- fuhrt Tvurde, in dem Brunnenscliaclitc ansammelt und dann heraufgepumpt wird; denn das Eisen wird sich aus dem Irohlensauren Eisenoxydnl als Oxyd oder als Schwefeleisen absetzen. Die Beriihrung der Soole mit der Atmosphiire niachte aber die Bcstimmung der Gas- arten in dem Mincralwasser uberfiiissig, da olinehin gewirs ist, d a k aufscr einer Spiir frcier Kolilensiiure urspriinglich lreine anclere Gasart dariii enlhalten ist.

H. W e n n man nun nach den1 Vornusgeschicliten annirnmt, was auch ohne irgcnd erliehliclie Abweicliuiig von der Walirheit gcschehen kann, dafk 1000 Gcwichts- theile der Soole beim Abdnrnpfen '70,9360 Gewiclltstli. wasserfreien festeii Rucltstandes Iiinterlassen, so erpiebt sich die Menge des Chlamalriums iiach Abzug der direct bcstimmten Salze zu 67,2509 Gewichtstheilen.

nieser Analysc zufolge wiirden also in 1000 Ge- wichtstlieilen der Salzsoole aus dcr IIauptsalzquelle zii Salzungen enthalten scin :

Chlornatrium. .............. .67,2jO5 Gewichtsth. Chlorknliuin ................. .&I445 t

Chlorinagnesiuiii ............. . I , jg j3 D

Schwefelsaurer Kalk ......... .1,5.193 D

Kohlensaurcr Kalk ........... .0,3986 n

Kohlensaures Eisenosydul ... .geringe nIengen Broininagnesiuin

Kieselerde

..........

............... 70,9380 Gcwichtsth.

1 . --__-_

Vergleicht man mit diesem Resultate die dnalyse von T r o m m s d o r f f , so findet man aurser andern Ab- weicliuiigen auch den Unlerschied, dars weder schwefel-

Ueber die Soole zu Salzungen. 20 1

saures Natron, nocli Clilorcalcium als Bestandtheile des Wassers von mir angefulirt worden sind. Ich bin da- bei dcr Ansiclit gefolgt, dafs der Gyps in seiner Auflii- sung in Itochsalzhaltigem Wasser un\ er lndert existire, weil derselbe durch Abdnnipfen des Wassers oder auch durcli Allrohol wieder aI)gcscliiederi wcrden liann. Es ist wcnigstens lrein geniigendcr Grund vorhanden, das Gegentlieil davon Lei einer verdiinntcn Aufliisung, mie es die Soole ist, anzunelinien. (S. das Wci te rc bei dem I'fannenstein). Keiiicswegrs sol1 aber dnmit irgendwie die VerschierlenliciL in der Wirl tung ge1:iugncL ~ve rden , welclie die Aufliisnngen reiner Snlze, z. B. des Koch- salzes, Gypses u. s. w., jede fiir sich iind in ilirer Ver- miscliung rnit eiiinntlrr mif den tliierisclien Organisnius ausiiben. Vielmelir iriiilb diescr I'rnstnnd, welclicn ich weiter unten bcixii I<oclisnlze nocli eiiimal bcriihren merde, der Bcnclitung der Aerzte 1)esondrrs rmpfohlen werden.

Da die I~igm~liumlicl i l~ci tcn und der W e r t h der Dinge erst bei einer Verglcicliiing rnit andern iihnlichen Dingen hervortrcten und zu erLennen sind, so ersclieint es zweclcmlifsig, die Bestnndtlirile cler Salaunger Soole nlit denen einiger dcr wiclitigern Salsr~nellcn, welche ebenfalls aufsser zur S a l z p v i n n u n g auch als Gesund- brunnen ljenutzt werden, iibersiclitlicli in folgender Ta- belle eusammenzustellen. Icli bin daGei den Angaben von B 1 c y (Taschenbuch fur Aerzte, Chemiker urid Bade- reisende u. s. TY. Leipzig 1831) gefolgt, bemerke aber zugleich, dars die als salzsauren Salzc aufgefiilwten Be- standtlieile liier als Chloride genommen und berechnet worden sind.

1) Salzunger Hauptquelle, nach W a ck e n r o d e r. 2) Salzquelle zu Kiisen bei Naumburg, nach 11 e r man n.

202 Wackenroder :

3) Soolquelle zu Artern in Thiiringen, nacli dem-

4) Deutscher Brunnen xu Ilalle an der Saale, nach

5) Tlieodorshallcr Quellen zu Kreuznacli, nach L i e -

selben.

demsclben.

b i g iind M e t t e n h e i m c r .

Artern. In 1000 Ge-

wichtstheilen der Salz-

soolen.

Chlornatriuiii.. Chlorkaliuin . . Chlorcalciuin.. Chlormagues. . Schwefelsaures

Natron.. . . . . Schwefelsaures

Kali.. . . . . , . . Schwcfelsaure

Talkerde. . . . Schwefelsaurer

Kalk. . . . . . . . Kohlens. Kalk.

8 Eisen- oxydul. . . . , .

Erdharz. . . . . . . Jod . . . . . , . . , . . Brom . . . . . . . . . Kieselerde., . . .

Halle.

- jalzun- gen.

67,2254 0,1691 -

1,5953

- - -

0,0410 -

0,0410

0,9023

0,0410

0,0410

1,5 193 0,3986

0,0258 0,1267 0,2070

- - -

jpuren -

-

31,1450

K6sen.

- -- -~ 12,2827

41,0977 0,1224 -

0,7253

2,7480

0,0410

0,0410

4,0605

0,6152

0,0410 0,0820

- I - ' sp . n.tVa-

'puren ~ ckenroder jpuren I -

70,9380 I 49,5741 I

I

Kreumach.

0,1030

1,5370 0,5370

Rohlensaures FJisenox ydul

Kohlensaures Manganox ydul

Kohlensaure Talkerde

Kohlensailre 5 I Kieselcrdc Phosphorszure Alatinerde Lithion Jod

(Broin)

11,4480

Ueber die Soole zu Salzungen. 203

Man sieht, dars die Salaunger Soole bei weiteni rei- chcr an Kochsalz ist, als die iibrigen liier angefiihrten Salzquellen, ja es m#re miiglich, dars sie den griirsren Salzreichthum unter allen Salasoolen Deutschlands besiike, was jedocIi erst durch genaue Angaben der Bestandlheilc aller iibrigen, welche aber zu fehlen schcinen, entscliie- den werden kiinntc.

Es ist belcannt, dars die Seolblder anstatt der See- biider hiiufig mit Nutzen gebraucht werden. Die Heil- h a f t derselhen lraiin man nicht iclentificiren mit der der Seebiider. Eben so darf man die Soolbiider den Seebldern irn Allgemeinen weder voraiehen, noch nach- setzen, sondern es ist vielmehr der iiratliclien Beurthei- lung die Anwendung derselben in jedem individuellen Fallo zu iiberlassen. Indessen, weil rnan die Soolbiider mit den Seebiidern iind das nicht niit Unreclit zu ver- gleichen pflegt, so will icli deswegen eine d a m dienende Uebersicht mittheilen.

1) Salzunger IIauptqnelle. 2) Meerwasser aus den1 mittellindischen Meere, nach

3) Meerwasser aus dem atlantischen Ocean, nacli

4) Meerwasser aus der Ostsce bei Kiel, nach P fa f f . 5 ) Wasser aus dem todten Meere, nacli C. G. G m e 1 in .

L a u r e n t.

V o g e l .

201 Wackenroder :

Chlornatriiim , ' 67,2254 Chlorkalium . . 1 0,1694 Chlorcalcium . . Chlorinagnes. . Schwefelsaure

Talkerde.. .. Schwefelsaurer

Kalk ........ Kohlensaurc

Talkerde. ... Kohlens. Kalk. Bro in . . ....... J o d . . . . . . . . . . Harzstoff.. .... Chlormangan.. Chloralumium. Salmiak .......

_ - _ -. _- . -.

- 1,6953

-

1,5493

- 0,3986

Spuren

- - - - -

-. - __ -. 70,9390

R1 it tel- Pndisch. Nrer.

27,22 0,01

6,14

7,02

o,x5

0,19 0,o 1

Spuren

Spuren Spuren

-

- - -

____ _..

40,i4

Atlanti- schcs ivecr.

Ostsee bei

Kiel.

11,9791 - -

3,9063

0,7813

0,4557

- 0,0521

I - - -

I ___ - - . - . 31,73 17,2396

I

Todtes Meer.

70,777 16,738

32,141 117,734

-

0,527

- - (4,393

Brommdgnrsilim) - - 2,117 0,896

0,076

2 15,398

_ _ -

11. Mutterlauge aus der Salinc zu Salzungen.

Die Muttcrlauge b e d s Lei ciner Temperatur von + Go C. ein spec. Gewicht von 1,227. X A C ~ langeni Aufbcwaliren in ciner verstopften Flasche hatte sie nur wenig Sale abgesetzt, und ihr spec. Gewicht betrug dann bei -J- 17O C. 1,224. Sic war volllrommen Mar, hatte eine gelbliche Farbe und reagirtc ganz neutral auf Pflanzenpigmente. Ihr Geschmack war stark salzigbit- ter ; einen Geruch besafs sie nicht.

Aetzende Alkalien gaben starke, tveifse, voluminiise Niederschkigc.

Cebcr die Soole zu Salzuiigen. 205

Kohlensaures Nalron bcwirlite ebcnfalls einen star- ken Kiedersclilag , lcolilensaures Animoniak aber nur d a m , wenn cine gute Menge davon niit der Mutterlauge vermisclit wurde. Aucli verschwancl letzterer Yieder- schlag 11is auf eine geringc Triibung ganz qrieder auf Zusatz von Wasser.

Ounlsaures Kali errcgtc i n der vcrdiinnten Mutter- h u g e n u r eine scliwaclie Trulmig.

Basisclies pliosphorsniircs Ainmonialc gab einen YO- luminijsen, krystallinisclicn Niederschlng niit dcr Mut- terlauge.

Sclimefelmsssers tolrsaures Ammonialc lids die Lauge unvergndert.

CIilorbaryum verursnchte r iur eine geringe Trii- bung dnrin.

Salpctersaures Silberoxgd zeigte einen grorsen Ge- halt an Clilor an.

Ueiiri Vermisclien niit etwas Clilorwasser i3rbte sich die nIutterlnugc soglcicli gelb, und d e r nun hinzugefiigte und daniit gcscliiittelte Aetlier soriderte sich mit einer stark goldgelben Fnrbc wieder al). Der bromhaltige Aetiier verlor beitn Scliulteln rnit Aetzltali svinc Farbe, und als die alkalisclie FliissigIreit z u r Trodienlieit \er- dampft und ilcr mil Braumtein gemengte Riicltstand in einer Glasriilire riiit conceiitrirtcr ScliwefelsXurc iiber- gossen Tvurde, so entwicliel~c sic]], besondcrs beini Er- wiirnien, vie1 Bromgas, welclies den die liiilire absper- renden StLirkelileistcr stark gelbroth firbte. Auch miirde die Ton den1 griirsten Tlieile des Kochsalaes durcli Cin- dampfen bcfreicte Mutterlauge von salpetriger Salpeter- sLure goldgelb gefiirbt, und obgleich der damit geschut- telle Aetlier ebenfalls gelb gefgrbt wurde, so blieb doch hinzugefiigter Stiirlrelrleister ungefiirbt. Die gelbe Farbe

206 Wackenroder :

der Eliissigkeit verschwand anch auf Zusatz von Wasser.

Von 'Jod ltonnte keine Spur in der Mutterlauge entdeclit wcrden, namentlich auch nicht mittelst Eisen- chlorids und Amylums bei l hge rem Stehen, modurch jedenfalls die kleinste Menge von Jod aufmfinden ge- wesen mare.

Die vom Koclisalz miigliclist befreite Mutterlauge wurde auch von Quecksilbercldorid iiiclit verandert, zum Zeiclien der Ahwesenheit von unterscliwefligsauren Salten, welche miiglicherweise hiitten vorhanden sein lriinnen.

Beim ErwErmen der Mutterlauge in einer Schale bildete sich sogleich eine Saleliaut und spiiter sonderte sich eine grofse Menge von Kochsalz ab, welches von IraItem Wasser leicht und fast volllcomaen klar aufge- liist wurde. In der iibrig geblicbenen Mutterlauge brachte sowohl Platinchlorid, als aucli Weinsteinsiiure einen starken Niederschlag, und Kieselflufssaure eine geringe Triibung hervor. DCI- nicht Iirystallisirbare 'rheil dcr Mutterlauge hinterliefs beim Abdampfen bis fast zur Troclrenheit cinen von organisclicr Substanz scliwach braunlich gefirbten Salzriiclistand, welcher sich gr6fsten- theils in Allroll01 von 84 aufliiste, und neben Chlor- magnesium aucli Brommagnesium enthielt.

Wurde die Mutterlauge so lange mit absolutem Al- kohol vermischt, als nocli ein Niederschlag entstand, die Fliissigkeit dann filtrirt und der Alkohol verkocht, so

zeigte die Flussigkeit einen ziemlichen Gehalt von Kalk, Spuren von Scliwefelsaure und vie1 Chlormagnesium. Das mit Alkoliol gut ausgewaschene, durch Alkoliol ge- fillte Saiz aber reagirte gleich stark auf Kalk und

Ucber die Soole zu Salzungen. 207

Schwefelsiiure, und bestand iibrigens in Chlornatrium und Clilorlialium.

Hieraus folgt nun, dafs in der Mutterlauge enthal- ten warcn : Chlornatrium, Chlorlcaliurn, Chlormagnesium, Chlorcalcium, Bronimagnesium, schwefelsaurer Kalk und organische Substanz von den Dornen der Gradirwerke. Die quantitativehnalyse bestiitigte auch diese illischung dcr Mutterlauge, mclclic glcicli allen gemischten Salz- liisungen verscliiedene Vorstellungen von den darin ent- lialtenen Salcen zuliefs.

Quanlitatiae Analyse der Mutterlauge.

Es wurden 139,2 Grm. Nutterlange in ciner Schale uber einer Oellantpe gelinde abgedampft. Die sogleich entstcliende Salsliaiit zcigte nur Scgmente der Kochsalz- wurfel. Als etwa die IIiilfte der Fliissigkeit verdarnpft war, Lildete sic11 die Salzdeclre nicltt weiter. Offenhar war jetzt dns Kochsalz g h z l i c h abgescliieden. Durcli weiteres Erwiirmen bei hestiindigem Umriihren entstand ein Salebrei, ~t.elc11cr d a m sclir fest und beim Ablcuh- len steinhart wurde. Dessen ungcnchtet liamen die Stuclce, \Venn sie am Boden der Schale lagen, viecler in den Flufs. na nun wiilircnd cles Festwerdcns der Salzmasso eine sehr groCe Menge von Clilorwasserstoffs~~ure ver- fliichtigt worden, so ws-nrde das Gewicht des steinharten Ruclistandes bcstimmt und zu 38,83 Grni. gefunden, was fiir 100 Gewichtstheile der Mutterlauge 27,572 Tlieile ausmach t.

Es wird sich zeigen, dafs dieses fast genau der Ge- halt an Salzcn ist, welche noch auf andere Weise in der Mutterlauge bestimmt wurden, dafs aber durch das Abdampfen zur Trockenheit cine merltliche Gewichts- menge von SaIesaure verfluclitigt worden nnd dafs in

208 Wackenroder :

dem Saleriiclrstande kein Wasser mehr enthalten war, obgleich dersrlbe schon h i der gelinden Hitee einer Oellampe schmole. Indesseii wurde nocli ein abgewo- p e r Tlieil desselben in eineni Platintiegel erhitzt. Der- selbe schmolz ganz, sch5umtc etmas auf, entmiclcelte vie1 salzsaure Dlmpfe, wurde d a m wieder ziilier, knisterte nun erst ein wenig und ging i n einen musigen Flub uber. Die geschmolzene Masse war von zerstiirten or- gsnischen Theilen scliwiirzlicli gefiirbt. Der Gewichts- verlust ward so grors gefundcn, dafs e r fiir 35,63 Grm., als den gesnmmten Salzriicltstand der Mutterlauge, 11,33 Grm. betrug.

Bcirn Aufliiscn in Wasser liintcrliers die geschmol- zenc RIasse einen grauen, pulverigen Buckstand, welclier sich beim Glulieri an der Luft viillig Tveifs brannte, und in nichts anderm bestand, als in Talkerde mit Spuren \'on Clilor und Scliwefelsh-e. W u r d e diese auf Clilor- magnesium berechnet, aus dem sic offeribar entstanden war, so ergob sich, dars 100 Gcwichtstlieile der Mutter- lauge nur 20,8377 Th. geschmoleene, wasserleere, un- zersetztc Salze hinterlassen wiirdcn. Man wird indes- sen finden, dafs dieses niclit der riclitige Ausdruclc fur den Salzgehalt der Mutterlauge ist. Auch bestiitigt sich hier auffallend die Unsicherheit, nacli dem gegliiheten Salzriiclrstnnde von der Verdampfung der Mineralwssser die Menge der darin aufgeliisten Salze zu bestimmen.

Die farblose Aufliisung drs gegliiheten Salzgemen- ges gab beini Eiiidampfcii scliiine Wurfe l des Koclisalzes in reicher Menge, woraus liervorgeht, dafs sowohl durch eine grofse Menge von Clilormagncsium, als auch von organischen Stoffen die Krystallisation dieses Salzes er- scliwert wird. Von starkem Allcohol wurde vie1 Koch- salz und ein schmefelsaures Salz, wahrscheinlich schwe-

Uebcr die Soole zii Salznngen. 209

felsanre Talkerde gefiillt, mlihrend aller Kallr als Clllor- calcium von dem Alkoliol aufgeliist erhalten wurde. Demnach rnufs wiihrend des Gluliens aller schmefelsau- rer Kallr in der Mutlcrlauge zersetzt \vorden sein. Ob- gleich wiihrend des Sclimelzens vie1 salesaures Gas ent- wich, so schien, der Stiirke der Reaction nach, docli niclits von Brom verfliichtigt worden zu sein; denn die Aufliisung murde von Chlormasser sogleicli stark gelb gefGrbt und der hinzugcfiigte Aether nahm eine inten- sivere goldgelbe rarbe an, als ditws rnit der Aufliisung der durch blohe Verdampfung der Muitorhuge erhal- tenen Salzmasse der Fall war. Letztere Aufliisung zeigtc einen briiunlichen Bodensatz von basischem Chlorniag- nesium, enthielt aber noch organische Substanz und war deshalb brsunlich gefiirbt. Die organischen Stoffe vcr- hindern aber die Iieaction dcs Clilors h i Aufsuchung des Broms in den Mutterhugen der Salxsoolen. Dsrum sieht man aurh die auf cinen Idciiien Zusatz yon Chlor entstehende gelbe Farbc beini Uniriiliren verscliwinden, auf einen griifseren Zusate aber bleiben, und erst auf einen noch griirsern wieder verschwinden, indem Chlor- broni entsteht.

Nach diesen Ergebnissen wurde nun die Analyse der Mutterlauge und die Berechnung der gefundenen Be- standtheile derselben auf Salze vorgenommea.

Q) 63,392 Grm, Mutterlauge wurden mit Wasser vcrdunnt und mit oxalsaurem Amnionialc nehst ein we- nig iiberscliiissigcr 0xals:iin-e versetzt. n e r crlialtene

oxalsaure Kalk hinterliefs bei schwachem Gliihcn 0,432 Grm. Itolilensaiiren Kalk, was fur 100 Grm. der Mut- terlauge 0,351 Grm. reinen Kalk ausmacht.

a) Aus der von Kalk befrcieten Fliissighit wurde die piifsere Menge der Tallierde durch kohlensaurcs

Arch. d. Pharm. 11. Reihe. XVII. Bds. 3. Hft. 14

210 Wackenroder :

Natron in der WErme niedergeschlagen. Durch Gluhen des Niederschlags wurden 2,776 Grm. reine Talkerde erhalten. Die unausgeEillt gebliebene Talkerde wurde durch basisches phosphorsaures Ammonialc rnit Beach- tung der belrannten Cautelen gefallt. Der gegliihete Niederschlag auf Tallcerde berechnet, ergab noch 0,147 Grm., so dafk die ganze Menge der Talkerde aus 100 Grm. Mutterlauge 4,611 Grm. betragen wiirde.

c) Es wurden 31,696 Grm. Mutterlauge bis elwa zur Halfte abgedampft und dadurch noch 5,O Grm. rnit Alkohol von 80 + abgewaschenes, gut getrocknetes Koch- salz erhalten. Uieses betriigt fast 16 Proc. der Mutter- lauge. Der nicht krystallisirhare Theil der Mutterlauge wiirde mit dem eum Abspuhlen des Kochsalzes gedienten Allrohol vereinigt und nun mit Platinchlorid vermischt. Nach vollstgndiger Abscheidung des Kaliumplatinchlo- rids wurde der Niederschlag mit Allcohol abgewaschen und getrocknet. Sein Gewicht betrug 1,0 Grm., was fiir 100 Grm. der Mut te r laup 3,105 Grm. Kaliumpla- tinclilorid und 0,949 Grm. Chlorkalium ausmacht.

d) Eine gleichgrofse Menge der Mutterlauge wurde mit Chlorbaryum versetzt. Der abgeschiedene schmefel- saure Baryt wog 0,19 Grm. Daraus folgt, dars i n 100 Grm. der Mutterlauge 0,018 Grm. Schwefelsaurc ent- halten sind.

e) Zur quantitativen Bestimmung des Bron~s in der Mutterlauge wnrden 295 Grm. derselben in einem lan- gen, mit eincm Korke verschliefsbaren Cylinderglase so mit Chlorgas behandelt, dak ein ziemlich rascher Strom des Gases eine kurze Zeit lang hindurchtrat. Dann wurdc sogleich eine hinlEngliche Menge von Aether hinzugefiigt und mit der Fliissigkeit geschiittelt, wgh- rend die verstopfte Oeffnung dea Glases nach unten

Ueber die Soole zu SaIzungcn. 211

gekehrt war. Ohne Verlrist von Broni ltonnte nun die farblos gewordene Salzflussigkeit abgelassen und \on dem Aether beinahe v o l l s t h l i g getrennt w-erden. Der Aetlier aber wurde sogleicli in ein Stiipselglas laufen gelassen, worin sicli Aetzlialiliisung befand. Die Mut- terlauge mufste nocli zweimal auf dieselbe Weise niit Chlorgas und Aetlier behandelt werden, che sie sicli an Broni viillig erschiipft zeigte. Nach Entfernung des sei- nes Bromgelialtes beraubtcn Bethers ta-urde die a h - lische Fliissiglieit zur Troclienheit verdampft, der Salz- riicltstand in einem bedeckten Platintiegel gesclimolzen und dann wicder in Wasser aufgeliist. Diese Aufliisung Tvurde niit Ess igsh-e angesiiiiert und nun so lange mit salpetersaurern Silberovyd vermischt, als nocli ein Nie- dersclilag entstand, zuletzt aber nocli mit ein paar Tro- pfen Salpetershre versetzt. l l e r Niedersclilag, Tvelclier aus Bromsilber und Clilorsilbrr bcstelicn murste, wurde miiglichst yoni Filter Iicrabgenomrncn und auf einem Ulirscliiilclien so stark erliitzt, als oline Schmelzen des- selben geschehen ltonnte. Sein Gewicht betrug alsdann 2,413 Grm.; aufserdem aber waren auf dem ril tr i im 0,075 Grm. davon zuriickgeblieben. Derselbe Tvurde nun i n eine genau tnrirte Glaskiigcl mit anpcl imolzencn Ausgangsriihren gebracht und darin mit der Spiritus- flamme anfiinglich gane schwacli, zuletzt miiglichst stark erhitzt, wiihrend ein Strom getroclineten Wasseatoff- gases ununterbroclien durch die ICugel hindurchgeleitet wurde. Erst nacli mehreren Stunden, als i n friscli vor- gesclilagcner Amnioniel~flussiglteit lceine BromwasserstofT- s h r e melir zu entdeclten war, zeigte sich die Reduction des Silbers, welclics einen zusammenlilingendcn, gehack- ten Regulus bildete, vollendet. Das Gemicht desselben betrug nach Abzug des Gewichts der Glaskugel 1,728

14 *

212 Waclrenroder :

Grm., woraus also folgt, dafs 0,685 Brom und Chlor als Wasserstoffs:iure entwickelt worden waren.

Diese Data dienten nun zur Berechnung des Broms nach einer mathematischen Formel, ganz ahnlich der- jenigen, welche ich vor mehreren Jahreri zur Berech- nung des Kalis in dern Liebensteiner Mineralwasser an- gewendet habe. (S. Neues Jahrbuch der Cliemie und Physilc, Bd. V. €I. 9. v. J. 1632.) W e n n x = die un- bekannte Menge von Brom; y = die dcs Chlors; B = das reducirte Silber; S = das Gemenge der Chloride

Ag = 135,161 C12 = 44,265

bezeichnet; und = 3,0535 j

Ag = 135,161 Bra = 97,830

= 1,3816; und 3,0535 - 1,3816 = 1,6719 ist; SO ist :

[(' - B)* 3J05351 - = x = 0,217507 Grm. Brom. 1,6719

B - [(S - B). 1,3816] = y = 0,467494 Grm. Chlor. 1,6719

Nach Hinznrcchnung des Broms in dem auf dem Filtrum zuriickgebliebenen gemengten Silbersalze wurde die ganze Menge desselben x u 0,224267 Gmi. gcfunden. Demnach sind in 100 Grm. Mutterlauge enthalten 0,07602 Grm. Brom oder vielmehr 0,0883 Grm. Bromrnagnesium.

Bei dieser quantitativen Bestinimung des Broms ltiin- nen anscheinend unbedeutende Versehen das Resultat der Analyse rnerltlich niodificiren. Gleichwohl besitoen wir keine Scheidungsmethode, welche hier, wie in meh- reren andern F8llen der chemischen Analyse zuverlissiger wffre, als solche mathematisch-analytisclie Bestimmungs- methoden. Vor Allem macllt es die grofse Fliichtigkeit des Broins niithig, die Abscheidung desselben durch Chlor bei niedriger Lufttemperaturvoreunehrnen. DasgemengteKali- salc wird besser in einemplatintiegel als in einemPorzellan-

Ueber die Soolc zu Salzungcn. 213

tiegel geschmolzen, weil in letzterem Falle die Kieselerde nicht allein das Salz sehr merklicli verunreinigt, sondern auch etwas nrom austreiben kann. Die AnsEuerung der Auf- liisung des geschmolzenen Salzes kann auch mit Salpe- tersEure geschehen, wenn die Auflvsung stark verdiinnt war. Da das gemengte Silbersale zur Reduction unter Wasserstoffgas nicht gut im geschmolzenen Zustande angewendet werden kann, so m d s dasselbe, urn es ganz wasserfrei zu erlialten, doch wenigstens bis fast m m Schmclzen erhitzt werden. Griifsere Mengen desselben, welrhe sicli ohne Schmelzung niclit Jciclit volllrvnimen entwsssern lassen, thiit man dnlier besser mit einexn Gemenge von wasserleercm ltolilensaurem Kali und koh- lensaurern Natrori rnit etwas salpetersaurem Natron in einem lileinen Porcellantiegel iiber der Spirituslampe cu gliilien. Aucli umgelit man dadurch die langwierige Reduction des Silbers unter Wasserstoflgas, das Silber ersclieint aber dnnn als ein mattes Pulver, welches SO-

wohl auf dem Strich gliiimentl, als auch von mUsig starker SalpetersEure viillig aufgeliist wird. Das ge- schmolzene Silbersalz durcli Eisendrath rnit Bciliiilfe von Salzsiiure zu reduciren, habe icll ohne geniigenden Erfolg, und die Urnwandlung des geniischten Silbersal- zes in Clilorsilber mittelst eines Stromes von Chlorgas deshalb nicht versucht, weil icli die Reduction rnit Was- serstoff fur zuverl5ssiger halte.

f ) Die Menge des Clilors in der Mutterlauge wurde dadurch hestimmt, dafs 4,O Grm. der Lauge nach star- ker Verdunnung niit Wnsser und scliwacher Ansherung mit Salpetersiiure mit einer geniigenden Menge von sal- petersaurem Silberosyd vermischt wirden. Der wasser-

leer gemachte Niederschlag wog 2,965 Grm., nnd 100 Grm. Mutterlauge wiirden also 74,126 Grm. dcsselben

214 Wackenroder :

geliefert haben. Der obigen Bestimmung des Broms eu- folge sind aber 0,151 Gmi. Bromsilber darin enthalten, SO dats 73,944 Grm. Clilorsilbcr ubrig bleiben, welche 18,2544 Grm. Chlor entspreclien.

Bei dieser Untersucliung waren also in 100 Grni. Mutterlauge gefunden worden :

Kalk.. ........ .0,38L = Calcium ........ .0,2539 Grin.

Talkerde.. .... .4,611 = Rlagncsium.. .... .%,8259 2

Schwefelslure. .0,018 = SchwcfelsEure .. .0,0150 n

Chlorkaliuin .. .0,949 = Kaliuin ......... .0,4986 8

Broin. ........ .0,05GO2 = Broininagnesiuin . .0,0883 * Chlor.. ...... .18,28.44 = Chlor ......... .18,2644 n

Da nun eufolge der oben angcgebenen Versuclie die Schwefelsaure an Kalk gebunden war, so lronimen von der ganzen Menge des KalEs nur 0,012 Grm. auf die Schwefelsiiure. Der Rest des Kallcs = 0,369 Grm. mufste daher als Chlorcalcium berechnet merden. Das Brom befand sich ohne Zweifel als Brommagnesium in der Fliissiglteit. W a s nach Abeug des niit Brom verbunde- nen Magnesium iibrig blicb, war als Clilormagnesium zu berechnen. Das Kalium konnte nur als Clilorltalium vorhanden sein. W e n n nun das in dem Chlorcalcium, Chlormagnesium und Chlorltalium enthaltene Chlor von der gefundenen Menge des Chlors abgez.ogen wurde, so l i e t sicli genaii die ATenge des Chlornatriums berech- nen und offenbar genauer finden, als dieses aus dem festen Riicltstandc von der Verdampfung der Mutter- l a u p geschehen konnte. Z u r Vergleichung fiige ich noch hinzu die Resultate der Analysen der Salzmutter- laugen von Unna, nach B r a n d 6 s (dicses Archiv 2. R. B. Xv. 11. 2.), vun der Carlshaller Qiielle zu Kreamach, nach P r e s t i n a r i und Diihring (Bley's Taschenhch p. 287),

Ueber die Soole zu Salzungen. 215

und von Moutiers, nach B e r t h i e r , auf 100 Theilo der Mutterlaugen reducirt.

Bestandtheile.

Chlornatrium.. ......... Chlorkalium ............ Chlorcalcium ........... Chlormagnesium ........ Chloralumium.. ........ Chlormangan ........... Brommagnesiutn ........ Jodnatrium ............. Jodmagnesium.. ........ Schwefelsaurer Ralk.. .. Schwefelsaure Talkerde . Organische Stoffe .......

Salzun- gen. Unna.

15,761 0,949 0,723

10,679 - -

0,089 - -

0,030 - x

-- 28,230

7,446

2,292

9,985 7,887 - -

0,067 -

0,032 0,057 - - -

27,766

Kreuz- nach.

-.

1,665

0,532 22,019

4,761 0,888 0,420

0,349

- - - - -

30,634

Aus dieser Uebersicht ergiebt sich eine grorse Ver- schiedenheit der Salzmutterlaugen, wie sie auch nicht anders zu erwarten ist. Eben so sehr murs auch die Behandlung der Mutterlangen verschieden sein, um an8 deriselben entweder die Magnesia, uder das Brom noch zu gewinnen. Die Salzunger Mutterlauge zeigt eine solche Mischung, dars beide Substanzen leicht und me- nigstens die Magnesia auch mit Vortheil daraus abge- schieden werden kiinnten. I n Betreff der Magnesia will ich nur bemerken, dafs als eine abgewogene Menge der Mutterlauge mit der doppelten Menge von Wasser ver- dunnt und mit kohlensaurem Natron in der Warme vermischt worden, eine kohlensanre Magneeia erhalten

216 Wackenroder : Ueber die Soole zu Salzungen.

wurde, welche nach dem Gliihen eine sehr leickle und viillig weifse Magnesia gab. Each Abzug des darin ent- haltenen Kallies, melclier aus der Aufliisung durcli oxal- saures Aniinonialc gefallt wurde, bctrug die reine Tallr- erde aus 100 Th. der Mutterlauge etwas mehr als 4 Pro- dent. Der geringe Gehalt an Kallr in der Mutterlaugc wird sicli leicht durch Glaubersalz oder ein wenig Schwefelssure vollkommen geniigend entfernen lassen. IIundert I’fund Mutterlaugc wurden etwa 10 Pfund Magnesia alha, an Wert l i etwa 4 Rthlr. liefem. Z u technischen Zweclren lriinnte man aucli aus der Mutter- lauge die Tallierde durcli das 16faclic Gewicht Kalk- wasser odcr durch dcn nrit Kolile niclit zu stark ge- glulieten Schw-erspath niederschlagen.

(Schfufs in1 fofgenden Befte.)

Vierte Abtheilung. - . .

Extra ct i o n en.

Ueber die Bereitung des Myrrhenextractes ;

Apotheker Dr. Geiseler

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voin

in K’dnigsberg in der Neumark.

D i e von H e i m p e l im Jahrbuch fur praktische Pharmacie 1838 p. 80 gegebene Vorschrift zu r Bereitung des Myrrhenextractes machte mich auf die Leichtigkeit aufmerlrsam, mit welcher das genannte Extract im Was- serdampfbsde zur viilligen T r o c h e abgeraucht und aus