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Senkel, Pascale Codeswitching - Typen und ihre Funktionen im Spracherwerb Französisch bei Schülern der Klasse 3. Wissenschaftliche Hausarbeit : Karlsruhe : Pädagogische Hochschule, 2004.

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Senkel, Pascale

Codeswitching - Typen und ihre

Funktionen im Spracherwerb

Französisch bei Schülern der

Klasse 3.

Wissenschaftliche Hausarbeit : Karlsruhe :

Pädagogische Hochschule, 2004.

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Inhaltsverzeichnis

Abstrakt .................................................................................................... 3

1. Einleitung ............................................................................................. 4

1.1 Rahmenbedingungen ..............................................................................4 1.2 Gliederung der Arbeit ..............................................................................4 1.3 Aktueller Forschungsstand: Fremdsprachenunterricht in der Grundschule...................................................................................................5

2. Methodische Überlegungen................................................................ 6

2.1 Zielsetzung dieser Arbeit.........................................................................6 2.2 Vorgehensweise dieser Arbeit ................................................................6

3. Fremdsprachen – Ein Muss in der heutigen Zeit .............................. 8

3.1 Bilingualismus und Bilinguales Lehren und Lernen .............................8 3.2 Forderungen des Bildungsplans .......................................................... 10 3.3 Immersionsprinzip ................................................................................. 12 3.4 Spracherwerbstheorien ......................................................................... 14 3.5 Interaktionsstypen im bilingualen Sachfachunterricht ....................... 15

4. Codeswitching ................................................................................... 18

4.1 Sprachwechseltypen in der Kommunikation ....................................... 19 4.2 Funktionen des Sprachwechsels in der Konversation........................ 22 4.3 Codeswitching im bilingualen Sachfachunterricht.............................. 23

5. Häufig vorkommende schülerinitiierte Sprachwechseltypen im Fremdsprachenfrühbeginn ................................................................... 25

5.1 Definitionen ............................................................................................ 28 5.2 Analyse ................................................................................................... 35

6. Ergebnisse der Untersuchung.......................................................... 45

7. Intensivierung des Codeswitchings? .............................................. 48

8. Zusammenfassung............................................................................ 50

Literaturverzeichnis............................................................................... 51

Anhang A................................................................................................ 54

Anhang B................................................................................................ 69

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Abstrakt Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Erforschung des Phänomens

Codeswitching (Sprachwechsel) in einem bilingualen Sachfachunterricht.

Das Ziel der Autorin soll sein, die verschiedenen Sprachwechseltypen

anhand von Transkriptionen herauszuarbeiten und deren Funktionen in

der Kommunikation zu bestimmen. Die Hauptleitfrage dieser Arbeit ist, ob

und welche Sprachwechselsequenzen für den Fremdsprachlernprozess

eines Kindes förderlich sind. Um dieses Ziel erreichen zu können, galt es,

dem Ablauf der fremdsprachenerwerbspezifischen Diskursanalyse zu

folgen. Hierbei bilden die Transkriptionen von Videosequenzen den

Ausgangspunkt für die nachfolgenden Interpretationen und Analysen.

Es ist in dieser Arbeit gelungen drei Hauptsprachwechseltypen und

dazugehörige Untertypen zu identifizieren, die anschließend anhand

ausgewählter Kriterien1 kategorisiert wurden. Diese zum größten Teil neu

definierten Typen lassen darauf schließen, dass die Formen des

Codeswitchings sehr unterschiedlich in bezug auf ihre Fähigkeit hin zu

bewerten sind. Da wesentliche Faktoren2 für einen effizienten

Fremdsprachenunterricht von vielen Sprachwechseltypen erfüllt werden,

sind diese unter bestimmten Voraussetzungen im Unterricht nicht zu

unterdrücken. Ein Interview mit der Lehrkraft festigte zudem die

Interpretationen und Analysen. Es ist dem Schluss der Arbeit beigefügt.

1 Siehe S.24 2 Faktoren wie spracherwerbsfördernd, Kooperation, Kommunikationswille, Schüleraktivität, themenbezogen

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1. Einleitung 1.1 Rahmenbedingungen

Diese Arbeit wird im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung (WiBe)

der Universität Tübingen unter Leitung von Erika Werlen geschrieben.

Die Wissenschaftliche Begleitung der Pilotphase Fremdsprache in der

Grundschule befasst sich unter anderem mit der Auswertung von

Unterrichtsdokumentation und der Erstellung empirischer Standards im

Bereich Englisch und Französisch. Ende Dezember 2003 hat die WiBe

bereits den 4. Zwischenbericht publiziert, in dem mehrere Autoren

unterschiedliche Aspekte des Fremdsprachenfrühbeginns beleuchten.

Dank der Unterstützung der WiBe konnten die für diese Arbeit

zugrundeliegenden Videoaufnahmen von Unterrichtsstunden einer 3.

Grundschulklasse zur Verfügung gestellt werden. Die Schule dieser

Klasse liegt an der Rheinschiene in Baden-Württemberg und lehrt schon

seit mehreren Jahren ab der 1. Klasse die Fremdsprache Französisch.

Der Forschungsschwerpunkt der WiBe liegt in der Analyse bilingualer

Unterrichtsstunden unter dem Gesichtspunkt der spracherwerbs-

fördernden Konzepte für Schüler. Daher wird in dieser Arbeit der Fokus

auf den Schüler gelegt werden, die Lehrkraft wird daher nur wenig

berücksichtigt.

1.2 Gliederung der Arbeit Ausgangspunkt dieser Arbeit wird der aktuelle Forschungsstand zum

Fremdsprachenunterricht in der Grundschule sein. Anschließend werde

ich im zweiten Kapitel auf die methodologischen Überlegungen eingehen

und meine Zielsetzung und die Verfahrensweise dieser Arbeit darlegen.

Daraufhin erörtere ich im dritten Kapitel die aktuelle

Fremdsprachenforschung, in der auch wichtige Schlüsselbegriffe dieser

Forschung aufgezeigt werden. In den Hauptkapiteln meiner Arbeit, den

Kapiteln 4 bis 6, werde ich das Thema Codeswitching beleuchten, zuerst

theoretische Grundlagen setzen und dann diese an praktischen Beispielen

diskutieren.

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Am Schluss der Arbeit steht eine Zusammenfassung der wichtigsten

Ergebnisse.

1.3 Aktueller Forschungsstand: Fremdsprachenunterricht in der

Grundschule

Im Jahr 2003 wurde an Grundschulen am Oberrhein die Fremdsprache

Französisch in Klasse 1 eingeführt. Dieser verbindliche Französisch-

unterricht zeigt neue Perspektiven zum Zweitspracherwerb auf und ist

zum aktuellen Forschungsgegenstand mehrerer Autoren geworden. Zu

den Hauptaspekten dieser Forschung des Fremdsprachenfrühbeginns

zählen Begriffe wie „Bilingualität“1, „Interaktion“2 und „Immersion“3.

L. Gajo (2001), beleuchtet in seinem Buch unterschiedliche Aspekte

dieser Fremdsprachenforschung, aber auch wichtige Erkenntnisse zur

„Interaktionsforschung“. Dieses Lernen in der Interaktion sieht er als einen

der Hauptaspekte des Fremdsprachenlernens in der Grundschule an. Zur

Interaktionsforschung veröffentlicht auch G. Schlemminger (2004a) einen

Artikel, in dem er eine Interaktionsanalyse eines bilingualen Unterrichts

darstellt. Hier sei auch G. Henrici (1995) zu nennen, der die Frage

„Spracherwerb durch Interaktion?“ näher beleuchtet hat.

Zur Immersionsforschung zählt neben L. Gajo vor allem J. Petit (2001),

der bedeutende Erkenntnisse in diesem Bereich gewonnen hat. Seine

Beobachtungen gelten als Grundstein dieser Immersionsforschung.

1 Bilingualität = „Zweisprachigkeit, Anwendung von zwei Sprachen durch eine Person“ (Duden 1997:117) 2 Interaktion = „Das Agieren und aufeinander Reagieren, wechselseitig in seinem Verhalten beeinflussen“ (Duden 1997:369) 3 Immersion = „Das Ziel und die Methode, in institutionalisierten Vermittlungskontexten eine zweisprachige Erziehung zu erreichen; vor allem durch Verwendung einer Zweitsprache als Unterrichtssprache.“ (Zydatiß 2000:223)

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2. Methodische Überlegungen 2.1 Zielsetzung dieser Arbeit Das Ziel dieser Arbeit soll sein, theoretisch und empirisch zu ermitteln,

welche Typen und Funktionen des Codeswitchings in der Grundschule zu

erkennen sind, um darausfolgend Aussagen machen zu können, ob und

wie Codeswitching zum funktionalen Fremdsprachenerwerb beiträgt.

Bei der Analyse des Videomaterials ist sehr auffallend, dass die Lehrkraft

stark an dem Französischem festhält, die Schüler jedoch regelmäßig auf

ihre Muttersprache, hier also deutsch, zurückgreifen.

Ausgehend von diesem Hintergrund stellen sich mir deswegen drei

zentrale Fragen:

Welche unterschiedliche Typen des Rückgreifens auf die

Muttersprache sind in bilingualen Sachfachunterrichtsstunden zu

erkennen und

welche Funktion könnten diese Sequenzen haben?

Trägt dieser Prozess zum Spracherwerb des Schülers bei?

Diese drei Fragen sind die Schlüsselfragen dieser Arbeit.

2.2 Vorgehensweise dieser Arbeit Grundlegende Basis dieser Arbeit sind durch Videoaufnahmen erfasste

Unterrichtstunden, welche ich nach längeren Betrachtungen im zweiten

Schritt verbal und auch non -verbal transkribiert habe. Es wurden jedoch

nicht die kompletten Unterrichtstunden transkribiert, sondern nur

Ausschnitte. Präzisere Angaben hierzu werden in Kapitel 5 aufgezeigt

werden. Nach dieser Vorarbeit beginnt nun die hier notwendige

fremdsprachenerwerbsspezifische Diskursanalyse. Der Schwerpunkt

hierbei ist die Analyse der dynamisch verlaufenden Prozesse von

Unterrichtsdiskursen, vor allem die der Gesprächsabwicklung. (Vgl. hierzu

auch G. Henrici 2000:39)

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Nach Definition der identifizierten Sprachwechseltypen erfolgt

abschliessend eine Bewertung derselben im Hinblick auf ihren Erfolg

beim Fremdsprachenerwerb.

Die Lehrkraft aus den aufgezeichneten Unterrichtsstunden hat sich

bereiterklärt, ein Interview zu geben, das zur Unterstützung der

Diskursanalyse beitragen wird. Das gesamte Interview ist im Anhang

nachzulesen.

Um ein noch detaillierteres Ergebnis erzielen zu können, muss an dieser

Stelle auf die Analyse der Retrospektionen1 der Schüler zum

Handlungsablauf hingewiesen werden, die den Ablauf der

Fremdsprachenerwerbsspezifischen Diskursanalyse ergänzt. Doch

aufgrund der begrenzten Zeit wurde diese Analyse vernachlässigt. Eine

andere Möglichkeit bietet eine Analyse mit der Heidelberger

Strukturlegetechnik2, einer jungen Untersuchungstechnik zur dialog-

hermeneutischen3 Forschung, die jedoch ebenfalls aus zeitlichen Gründen

nicht durchführbar gewesen wäre. Im nächsten Kapitel möchte ich auf die

unterschiedlichen Forschungen eingehen, die bisher im Bereich der

Fremdsprachenforschung im Primarbereich4 durchgeführt wurden. Dies

stellt die Basis für die darauffolgende Codeswitchingforschung dar.

1 Retrospektion = Äußerungen der Beteiligten zum Handlungsablauf 2 Scheele, Brigitte / Groeben, Norbert (1984): Heidelberger Struktur-Lege-Technik. Weinheim und Basel: Beltz Verlag 3 Hermeneutik: „wissenschaftliches Verfahren der Auslegung und Erklärung von Texten 4 Primarbereich (Primarstufe) = Grundschule

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3. Fremdsprachen – Ein Muss in der heutigen Zeit

Ein immer stärker werdendes Kriterium in der heutigen Arbeitswelt ist der

Umgang mit Sprachen. Der expandierende europäische Arbeitsmarkt setzt

die Beherrschung verschiedener Sprachen voraus, da die tägliche

Kommunikation in mindestens zwei Sprachen verlangt wird. Ein

Unternehmen, das über die Grenzen Deutschlands arbeitet, kann nur auf

diese Weise mit einem Partnerunternehmen kommunizieren. Im Zuge des

europäischen Binnenmarktes wird dieser Prozess unaufhörlich

weitergehen.

Im nächsten Ausschnitt werde ich die aktuelle Bilingualismusforschung

aufzeigen und wie „Bilinguales Lehren und Lernen“ Bestandteil der

schulischen Laufbahn werden muss.

3.1 Bilingualismus und Bilinguales Lehren und Lernen Die laufenden Untersuchungen zum Bilingualismus beziehen sich

vorwiegend auf den „natürlichen Bilingualismus1“, d.h. auf zweisprachig

aufwachsende Kinder oder auf Personen, die in einer bilingualen

Gesellschaft leben. In der Definition des "Bilingualismus" gibt es in der

heutigen Sprachlehr -und lernforschung viele unterschiedliche Ansätze.

Die Linguisten sind sich nur darin einig, dass es dabei um die

"Beherrschung zweier Sprachen geht". (H. Banaz 2002:7) Da es sehr

schwierig scheint, eine präzise Definition zum Begriff „Bilingualismus“ zu

geben, haben sich mehrere Linguisten darauf geeinigt, den Grad der

bilingualen Sprachkompetenz zu untersuchen. (Vgl. H. Banaz 2002:10)

Weitere Kriterien wie Interferenz, funktionale Verwendung, Verhältnis der

beiden Sprachen zueinander, Erwerbssituation oder auch das Alter sollten

eine wichtige Rolle bei der Definition von “Bilingualismus” spielen. (Vgl. E.

Garlin 2000:21)

1 Bei mehr als zwei Sprachen spricht man von Trilingualismus

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Um dieser Notwendigkeit, mehrere Sprachen zu sprechen, nähertreten zu

können, wurde in Schulen verstärktes Augenmerk auf das Lernen von

Fremdsprachen gelegt. Hier taucht der Begriff des „Bilingualen Lehren und

Lernens“ auf. Dies bedeutet, dass ein Sachfach, wie Biologie oder

Geschichte, in einer Fremdsprache unterrichtet wird. Hier beschränke ich

mich auf die französische Sprache. S. Niemeier (2000) beschreibt

„Bilinguales Lehren und Lernen“ folgendermaßen:

„Bilinguales Lernen zielt darauf ab, den Lernenden mehr und

bessere Möglichkeiten zu bieten, sich in der Fremdsprache in

quasi-authentischen Situationen auszudrücken, und ein weiterer

Vorteil besteht darin, dass die Lernenden umfassende Gelegenheit

bekommen, die Fremdsprache zu benutzen. Diese Allgegenwart

der Sprache führt notwendigerweise zu einer besseren

fremdsprachlichen Kompetenz.“ (S. Niemeier 2000:29)

Einzelne Kindergärten in Deutschland, vor allem an der Rheinschiene

haben begonnen, französisch bereits im Vorschulalter aufzunehmen, da

Pädagogen diese Kindergartenphase als optimale Lernphase betrachten,

denn im Alter zwischen drei und sechs Jahren seien die Kinder besonders

lernfähig. (Vgl. N. Huppertz 1999:13)

S. Niemeier hat drei Modelle des „Bilingualen Lehrens und Lernens“

vorgestellt:

- paralleler Bilingualismus

- territorialer Bilingualismus

- funktionaler Bilingualismus

Unter „paralleler Bilingualismus“ versteht sie die gleichzeitige Benutzung

von Sprachen nebeneinander, d.h. in Ländern, die zwei Amtsprachen

haben, was aber selten vorkommt.

Der „territoriale Bilingualismus“ unterscheidet sich vom ersten Modell

insofern, als es sich nicht auf das ganze Land, sondern auf kleine Teile

des Landes (oft Grenzbereiche) bezieht.

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„Funktionaler Bilingualismus“ hingegen bedeutet, dass „die Nation offiziell

einsprachig ist, aber aus bestimmten Gründen Wert darauf legt, dass ihre

Einwohner zumindest über Grundkenntnisse in einer anderen Sprache

verfügen.“ (S. Niemeier 2000:33)

In dieser Arbeit ist der Begriff des “funktionalen Bilingualismus”, wie ihn S.

Niemeier definiert, von Interesse. Die Arbeitsdefinition für Schule und

Unterricht wird in Kapitel 3.3 explizit genannt werden.

Im nächsten Abschnitt werden die Forderungen des Bildungsplans näher

betrachtet, die im Zuge dieser Bilingualismusforschung dahingehend

geändert wurden.

3.2 Forderungen des Bildungsplans Es wurde in Baden-Württemberg zum Schuljahr 2002/2003

flächendeckend Pflicht, bereits ab dem ersten Schuljahr eine

Fremdsprache zu lernen. Dies sollte jedoch nicht wie der traditionelle

Fremdsprachenunterricht in der weiterführenden Schule geschehen.

Kontakte mit der Sprache sollten nicht nur innerhalb der Schule, sondern

auch außerhalb der Schule organisiert werden. (Vgl. C. Ehrhardt:

1999:143) Der Bildungsplan schreibt dies zwar nicht ausdrücklich vor,

doch sind zur Einführung der Pflichtfremdsprache in der Grundschule

einige Änderungen vorgenommen worden.

Hier ein Auszug aus dem Bildungsplan der Grundschule:

„Die Integration des Fremdsprachenlernens in andere Fächer

ermöglicht es, die Zielsprache als Unterrichtsmedium zu

verwenden, um Lerninhalte verschiedener Unterrichtsfächer, z.B.

Heimat- und Sachunterricht, Musik, Mathematik, Bildende Kunst,

Sport u.s.w. in der Zielsprache zu erläutern und darzulegen. Dieses

Vorgehen wird, wenn es systematisch auf Inhalte von Sachfächern

bezogen ist, auch als „Bilinguales Lehren und Lernen“ (BLL)

bezeichnet.

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Die Lehrweise, im Sachfach die Zielsprache einzusetzen,

ermöglicht es, in die fremde Sprache „einzutauchen“, so dass die

durch dieses Sprachangebot mögliche Lernweise als „Eintauchen in

das Sprachbad der zu lernenden Sprache“ bzw. mit dem

Fachausdruck Immersion bezeichnet wird. [...] Bilinguales Lehren

und Lernen vollzieht sich in thematischen Unterrichtseinheiten und

in Situationen und Handlungs-zusammenhängen, die den Kindern

sowohl das Verstehen der fremden Sprache erleichtern helfen als

auch durch das vielfältige und authentische Sprachangebot die

Entwicklung von Sprachlernstrategien anstoßen und unterstützen.

Dadurch erwerben Kinder eine grundsätzliche Fähigkeit zum

Sprachenlernen, so dass die eigene Muttersprache sich besser

entfalten kann und fremde Sprachen, mit denen man später im

Leben konfrontiert wird, angstfreier und effizienter erlernbar sind.“

(Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

2001:19-20)

„Für die Entwicklung der „eigentlichen“ sprachlichen Fähigkeiten –

den Aufbau von Grammatik, Lexik und Stilgefühl – sind

Sprachlernstrategien notwendig. Dieser Lehrplan fordert explizit,

dass kommunikatives Handeln und das Lernen des Sprachlernens

vorrangige Ziele sind.“

(Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

2001:29)

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wurden Modelle erarbeitet, die

ausdrücklich auf solche Unterrichtssituationen abgestimmt wurden.

- Das Immersionsmodell: "Steigerung der Zielsprachenkompetenz

durch vermehrtes Sprachangebot, Inhaltselemente werden

teilweise aus dem Sachfach genommen."

- Das Integrative Modell: „Steigerung der Zielsprachenkompetenz

durch Sachfachorientierung: Didaktik des Sprachfachs, Inhalte

kommen aus dem Sachfach.")

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- Das inhaltsbezogene Modell: "Sachfachorientierung dominiert:

Vermittlung von Sachfachinhalten über die Zielsprache; Didaktik

und Inhalte des Sachfachs."

(Alle drei Modelle: G. Schlemminger 2004b:3)

H. Vollmer (2000:51) nennt hier den Begriff focus on forms (Vermittlung

der Zielsprache als grammatikalisches Regelsystem) für den traditionellen

Fremdsprachenunterricht und focus on content (Verwendung der

Zielsprache für fachlich-inhaltliche Lernprozesse) für den bilingualen

Sachfachunterricht.

Im nächsten Abschnitt werde ich das Prinzip der Immersion vorstellen,

welches Produkt der Bilingualismusforschung ist.

3.3 Immersionsprinzip

Als häufig verwendetes Modell eines bilingualen Sachfachunterrichts ist

das Immersionsmodell geworden. Der didaktische Schwerpunkt liegt

darin, dass „die zu lernende Sprache (Zielsprache) das Unterrichtsmedium

und nicht der Lehrgegenstand ist“ (H. Wode 1996:22). Aufgabe der

Lehrerin ist es folglich, den Schülern ein Sprachbad zu ermöglichen, d.h.

in der Fremdsprache (Zielsprache) zu kommunizieren, was den Schülern

ermöglicht, ihre Zielsprachenkompetenz zu steigern. Die Schüler lernen

ihre Sprachlernstrategien zu verbessern und durch sprachanalytische und

sprachreflexive Verfahren kommunikationsorientiert die Zielsprache zu

erlernen (Vgl. G. Schlemminger 2004b:3). Wesentlich im immersiven

Unterricht sind die Qualität und die Quantität der Zielsprache, denn diese

Faktoren beeinflussen den Zweitspracherwerb erheblich. Im Gegensatz

zum traditionellen Fremdsprachenunterricht sollte den Lehrkräften

bewusst sein, dass aktives Sprechen von den Schülern nicht erzwungen

werden kann und soll, denn durch das längere Zuhören schulen die

Schüler ihre rezeptiven1 Sprachkenntnisse.

1 Rezeptive Fähigkeiten = Lesen und Hören, Produktive Fähigkeiten = Schreiben und Sprechen

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Wolfgang Zydatiß nennt diesen Prozess auch Ausbau der

„zweisprachlichen Dekodierungsfähigkeit". (Vgl. W. Zydatiß 2000:64)

Zudem ist auch das Niveau des Sprachinputs von großer Wichtigkeit.

Laurent Gajo betont, dass der „Input im immersiven Unterricht leicht über

den Sprachkompetenzen des Schülers liegen soll, um im

Fremdsprachenunterricht gute Ergebnisse zu erzielen". (L. Gajo 2003:65)

Im traditionellen Unterricht wurde sehr oft kritisiert, dass er zu künstlich

gestaltet sei, die Unterrichtsthemen zu realitätsfern. Es heißt, dass ein

Mensch eine Fremdsprache leichter und schneller in dem entsprechenden

Land lerne. So sei es wichtig auch im Fremdsprachenunterricht

wirklichkeitsgetreue Lernumgebungen zu schaffen, um das Lernen zu

vereinfachen. Laut dem Lehrplan soll das Bilinguales Lehren und Lernen

im Immersionsunterricht der Rahmen für authentische Handlungen und

Situationen sein, um den Kindern das Fremdsprachenlernen zu

erleichtern. „Immersionsunterricht sei somit auch ein Versuch, die

Effektivität des fremdsprachlichen Lernprozesses durch die Reduzierung

der Künstlichkeit der Lernsituation, durch mehr Realitätsnähe, durch mehr

Natürlichkeit zu steigern." (H. Sauer 2004:84). Die Lehrkraft hat im

Interview betont, dass sie es schön findet, dass „Kinder die Sprache in der

Sprache lernen“ wie auch in Verbindung mit einem Sachfach. Jedoch

scheint ihr dies bei zwei Wochenstunden nur „bedingt fruchtbar“zu sein.

(Vgl. Anhang Nr. B4, Interview: Zeilen 143 – 150, Seite 102)

Der Immersionsunterricht, so W. Butzkamm, gelte nachgewiesenerweise

als erfolgreichstes Sprachlehrverfahren. Im immersiven

Fremdsprachenunterricht wird nach Definition von W. Butzkamm das

Prinzip des funktionalen Bilingualismus verfolgt.

„Die Fremdsprache ist Arbeitssprache1, Vermittlungssprache und

Unterrichtssprache. Die fremde Sprache darf nicht nur

Lehrgegenstand sein, ist nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg

zum Ziel.

1 auch Vehikularsprache genannt

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Sie muss von Anfang an als vollgültiges Kommunikationsmittel

verwendet werden, und zwar über möglichst lange Strecken des

Unterrichts." (W. Butzkamm 2000:97)

Im bilingualen Sachfachunterricht wird den Kindern eine „asymmetrische

Zweisprachigkeit“ zugeschrieben, da sie zwar über wenige, aber ausbau-

fähige Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Dies sei zurückzuführen auf

die geringe Stundenanzahl des Fremdsprachenunterrichts. (Vgl.

S.Ehrhardt 2002a:5)

Im folgenden Abschnitt wird die Autorin auf die Spracherwerbsprozesse

eingehen, wie sie in der heutigen Sprachlehr -und lernforschung als

richtungsweisend gelten.

3.4 Spracherwerbstheorien

Das Erlernen einer Sprache, sei es die Muttersprache oder eine

Zweitsprache wird wider den Theorien des Behaviorismus nicht nur durch

reine Imitation von Erwachsenen gewährleistet. In der heutigen

Sprachlehr- und lernforschung betrachten die Linguisten die Sprache als

komplexes Gebilde, in der Nachahmung eine geringe Rolle spielt. Ein

entscheidendes Merkmal „der menschlichen Sprache ist es gerade, dass

sie ständig Aussagen bildet, die noch nie jemand hervorgebracht hat und

die also auch nicht durch Imitation erworben werden konnten.“ (D. Zimmer

1980:12) Ebenso schreibt W. Zydatiß, dass „jede Form von Spracherwerb

(der gleichzeitig von einer oder mehreren Erstsprachen, der gegenüber

dem Erstpracherwerb zeitlich verschobene Erwerb einer zweiten Sprache

oder das Fremdsprachenlernen unter schulischen Bedingungen) die

wechselseitige Interdependenz von endogenen1 und exogenen2 Faktoren

beinhalte“. (Vgl. Zydatiß 2000:39)

1 Def: endogen = Im Organismus d.h. im Lerner angelgte Sprachlernfähigkeiten ( Zydatiß 2000: 39) 2 Def: exogen = Von "außen" auf den Lernenden einwirkende Einflüsse ( Zydatiß 2000: 39)

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So wird es gemäß den Aussagen von Zydatiß nie möglich sein, eine

Sprache in völliger Einsamkeit erlernen zu können.

E. Werlen betont, dass sich Sprachenlernen und Spracherwerb in der

Interaktion vollzieht, also mit anderen und vor allem nach dem Prinzip der

Spiralität1.

"Sprachenlernen ist ein aktiver, kreativer Prozess, der durch Handeln –

durch Anwenden und Erproben – zu Sprachwachstum führt.“ (E. Werlen

2002:15) Dieser interaktionistischen Theorie des Spracherwerbs steht die

nativistische Theorie entgegen. Den nativistischen Ansätzen Chomskys

zufolge verfügt der Mensch über ein angeborenes Hilfsmittel (language-

acquisition device (LAD)), welches den Prozess des Sprache-lernens

unterstützt. (Vgl. A. Marschollek 2003:99)

So soll sich die Sprachkompetenz unabhängig von anderen Aspekten der

kognitiven Entwicklung eines Kindes entwickeln. (Vgl. W. Zydatiß 2000:41)

Im nachfolgenden Abschnitt werde ich auf die Interaktionssequenzen im

bilingualen Unterricht eingehen, die im Rahmen der Fremdsprachen-

forschung bisher herausgearbeitet wurden, die Basis für die Analyse in

Kapitel 5.2.

3.5 Interaktionsstypen im bilingualen Sachfachunterricht

Ich werde diese Interaktionstypen als Grundlage meiner späteren

Analysen nehmen und hier diese tabellarisch vorstellen. Diese Tabelle

habe ich vollständig aus der Arbeit von G. Schlemminger (2004a)

übernommen. In der unteren Tabelle wurde der Begriff der Interaktion

nach der Definition von Gerd Henrici gewählt, der dann im weiteren

Verlauf dieser Arbeit zugrunde gelegt wird.

1 Def: Spiralität = Der Erwerb jedes Elements und jeder Regel baut auf dem auf, was bereits vorhanden ist: Das Fortschreiten in der Sprache erfolgt nicht linear.

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„Unter Interaktion sollen [...] sprachliche und nicht-sprachliche

Handlungen verstanden werden, die zwischen mindestens zwei

Gesprächspartnern stattfinden und mindestens einen Beitrag (turn)

der jeweiligen Partner umfassen, der inhaltlich an den jeweils

anderen gerichtet ist [...].“ (G. Henrici 1995:25)

Tabelle 1: Übersicht über die häufigsten Interaktionstypen Begriff Interaktionsschema Funktion im Unterrichts-

geschehen / Erwerbsprozess 1 Aufgaben-

Lösungsabfolge [Initiation + response + feedback (IRF) / Séquence interactive d’élicitation]

• Lehrerinitiative • Lernerreplik • Lehrer- Auswertung der Angemessenheit der Schülerreplik • ev. lehrerinitiierte

Wiederholung durch den Lerner

• lehrerzentrierte Sequenz, mit dem Ziel der Organisation und Vermittlung von Wissen

2 Wissenserwerbs-fördernde Sequenz [Knowledge acquisitional sequence / séquence potentiellement acquisitionnelle (SPA)]

Typ A: Autostrukturierung • (nicht erfolgreicher) Ver-

such des Lerners, Wissen selbst zu strukturieren

• Stützung durch den Lehrer

• selbstständiges Wieder-aufgreifen durch den Lerner

• ev. Lehrerbestätigung Typ B: Heterostrukturierung • Lehrerangebot an

Stützung • Annahme des Angebots

durch den Lerner • Stützung durch den

Lehrer • selbständiges Wieder-

aufgreifen durch den Lerner

• ev. Lehrerbestätigung

• lernerinitiierte Sequenz, mit dem Ziel, dem Lerner bei der Organisation, Vermittlung und Aufnahme von Wissen zu unterstützen

3 Korrektur-sequenz [Corrective sequence / séquence de correction]

• Lerneräußerung mit inhaltlicher Fokussierung • lehrerinitiierte (oft formal

orientierte) Intervention • ev. lehrerinitiierte

Wiederholung durch den Lerner

• lernerinitiierte Sequenz, mit dem Ziel, formale / inhaltliche Aspekte klar zu stellen.

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4 Bi-Fokussierung

[Bifocalisation / bifocalisation / double énonciation]

(es liegt kein einheitliches Schema vor)

• die Hauptaufmerksamkeit der beiden Sprecher liegt auf dem inhaltlichen Aspekt der Kommunikation

• treten bei der Organisation, Koordination und Durchführung der Kommunikationshandlung Probleme auf, so wird auf diese eine periphere Aufmerksamkeit gerichtet.

5 Metasequenz [Metalinguistic sequence / séquence méta-linguistique]

(es liegt kein einheitliches Schema vor)

• eindeutige Fokussierung auf den Kommunikationsablauf und/ oder den Handlungsablauf und den Problemen, die dort auftreten, mit dem Ziel, diese zu beseitigen

6 Begleitdiskurs [Accompanying discourse / séquence latérale]

(es liegt kein einheitliches Schema vor)

• Störung und Behinderung des Interaktionsablauf, so wie ihn der sogenannte pädagogische Vertrag zwischen Lehrer und Schülern – implizit oder explizit – festlegt.

Im nachfolgenden Kapitel werde ich auf den aktuellen Forschungsstand

zum Thema „Codeswitching“ eingehen und in den darauffolgenden

Abschnitten auf den Sprachwechsel in der Kommunikation, daraufhin

insbesondere auf den Sprachwechsel im Fremdsprachenunterricht.

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4. Codeswitching

Zum Thema „Codeswitching“ liegen nach meinen Erkenntnissen nur

wenige Studien vor. Zu nennen seien an dieser Stelle vor allem der

deutsche Autor T. Biegel, der 1996 eine Studie über das „Sprachverhalten

bei deutsch- französischer Mehrsprachigkeit“ publiziert hat und die

französische Autorin M. Causa, die im Jahr 2002 ihre Arbeit „L’alternance

codique dans l’enseignement d’une langue étrangère“ veröffentlichte.

Weitere Autoren, wie J. Gumperz, F. Grosjean und E. Haugen und U.

Weinreich sind ebenfalls wichtige Vertreter dieser Codeswitching-

Forschung.

Zum präziseren Thema „Codeswitching im Fremdsprachenunterricht“ sind

bisher sehr wenige Publikationen erschienen. Für das Fach Französisch

sei G. Schlemminger (2004a) zu nennen. In seinem Artikel stellt er

mehrere schülerinitiierte Sprachwechseltypen vor und beschreibt diese

exemplarisch an einem Beispiel. Weiterhin legt er die verschiedenen

Funktionen seiner Sprachwechseltypen für den Fremdsprachenunterricht

dar. Diese empirischen Forschungsergebnisse liegen speziell für den

Fremdsprachenfrühbeginn vor. Vor zwei Jahren hat R. Franceschini das

Forschungsprojekt "Frühfranzösisch in saarländischen Grundschulen"

geleitet und in diesem Rahmen entstanden zwei Arbeiten über

Codeswitching im Fremdsprachenunterricht. In der einen Arbeit (2002a)

beschreibt sie vorwiegend den Sprachwechsel in saarländischen

Grundschulen und stellt Gründe des Sprachwechsels bei Schülern aber

auch bei Lehrern vor. Als Hauptgrund für den Sprachwechsel gibt sie

Sprachlern– und Sprachverarbeitungsstrategien an, die über das

Zusammenfügen mit bereits Bekanntem in der Muttersprache entstehen.

In dem anderen Artikel (2002b) beschreibt S. Ehrhardt ihre

Beobachtungen in der Grundschule und die Vorkenntnisse aus dem

Kindergarten und erklärt, weshalb bereits der Fremdsprachenfrühbeginn

im Kindergartenalter sinnvoll wäre.

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19

Als biologischen Vorteil sieht sie das junge Alter der Kinder, sowie die

Nähe zum Erlernen der Muttersprache, was sich vorteilhaft auf die

Sprachlernprozesse auswirke.

Für das Fach Englisch hat W. Butzkamm (2000) eine Arbeit publiziert, die

am Beispiel einer siebten Klasse den Sprachwechsel untersucht. Es sei

nach Angaben des Autors zu beachten, dass neben dem Aspekt

effektiver Vermittlung ein weiterer Aspekt, eine besondere Zielvorgabe

noch von Wichtigkeit ist. Die Richtlinien von Nordrhein-Westfalen

verlangen speziell, dass Schüler sich den Wortschatz im Sachfach auch in

der Muttersprache aneignen müssen. Es reiche also nicht nur aus, die

Fachbegriffe in der Fremdsprache zu kennen, sondern auch die in der

Muttersprache, die sich häufig unterscheiden. Diese Zielvorgabe und die

Komplexität eines Fachinhaltes fordern wichtige Formen der planvollen

Mitbenutzung der Muttersprache im bilingualen Sachfachunterricht, so wie

eine muttersprachliche Zusatzstunde für das bilinguale Sachfach oder die

Mitbenutzung eines muttersprachlichen Lehrbuchs bei der häuslichen Vor-

und Nachbereitung. (Vgl. W. Butzkamm 2000:103 - 105)

Ältere Arbeiten über den Sprachwechsel im Fremdsprachenfrühbeginn

werden voraussichtlich nicht vorliegen, da die Fremdsprache in der

Grundschule erst im Jahr 2003 flächendeckend eingeführt wurde.

Im folgenden Abschnitt werde ich auf unterschiedliche Sprachwechsel-

typen eingehen, die in Kommunikationssituationen entstehen können.

Diese sind Grundlage für meine fremdsprachen-spezifische

Diskursanalyse.

4.1 Sprachwechseltypen in der Kommunikation

Über einen langen Beobachtungszeitraum wurde bemerkt, dass

Zweisprachige, die oft zwischen den beiden Sprachen hin - und

herwechseln müssen, beide Sprachen miteinander verschmelzen, wie z.b.

geläufige Redewendungen, einzelne Wörter, oder auch ganze Sätze einer

Sprache mit der anderen verknüpfen.

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20

Dies geschieht oft sehr schnell, wie selbstverständlich. Hierbei handelt es

sich wahrscheinlich um eine "erlernte oder durch Nachahmung erworbene

Verhaltensweise". (T. Biegel 1996:6) Die typischen Sprachmerkmale, wie

Sprechgeschwindigkeit, Intonation, Sprachgestik und Sprachmimik

werden dabei oft verändert.

Das Phänomen des Codeswitchings, also die Verwendung von mehr als

einer Sprache innerhalb eines Diskurses, ist ein ziemlich junger

Forschungsgegenstand. Zwar ist dieses Phänomen nicht neu, aber die

ersten empirischen Studien stammen aus den frühen fünfziger Jahren. Die

Sprachforscher U. Weinreich und E. Haugen legten den Grundstein für

diese Beobachtungen.

W. Zydatiß definiert Codeswitching folgendermaßen:

„Der vom funktionalen Sprachgebrauch her motivierte Wechsel von

einer Sprache zur anderen durch zwei- oder mehrsprachige

Sprecher (innerhalb eines Satzes oder im Verlauf einer längeren,

satzübergreifenden Äußerung).“ (W. Zydatiß 2000:221)

Eine präzisere und überarbeitete Definition des Sprachwechsels bietet

T. Biegel in seiner Studie:

„Zwei- oder Mehrsprachige können innerhalb einer Interaktion ihre

gerade benutzte Sprache bewusst oder unbewusst aufgrund

bestimmter linguistischer oder extralinguistischer Auslöse-

mechanismen für eine kurze oder für eine längere Zeitspanne mit

einer zweiten Sprache vermischen.“ (T. Biegel 1996:8,9)

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An dieser Stelle füge ich meine überarbeitete und erweiterte Definition an,

wie sie in den Analysen und Interpretationen für den bilingualen

Sachfachunterricht verwendet werden kann:

„In einer Interaktion wechseln Sprecher über eine kurze oder

längere Zeitdauer von einer Sprache in die andere. Innerhalb einer

Sprecheinheit können ganze Sätze, aber auch nur einzelne Worte

in der anderen Sprache gemischt werden. Im immersiven

Fremdsprachenunterricht erfolgt mit dem Sprachwechsel oft ein

Sprecherwechsel.“

Um den Begriff Codeswitching zu präzisieren, differenziert T. Biegel noch

genauer. Er unterscheidet einen Sprachwechsel innerhalb eines Satzes,

den er Intrasential Codeswitching nennt und einen Sprachwechsel

zwischen zwei vollständigen Sätzen, bekannt als Intersential

Codeswitching. (Vgl. hierzu auch Androutsopoulos / Hinnenkamp 2001:10)

Vor allem bei Erwachsenen läßt sich ein dritter Typ des Codeswitchings

erkennen: Emblematic switching oder Tag switching.

Bei diesem Sprachwechseltyp läßt sich ein Wechsel bereits am Anfang

des Satzes feststellen. Hier werden oft bekannte und geläufige

Redewendungen einer Sprache in die andere Sprache integriert.

Doch dieser Typ wird sehr wahrscheinlich nicht im

Fremdsprachenfrühbeginn einer Grundschulklasse vorkommen, da die

Kinder weder in der Muttersprache noch in der Fremdsprache über einen

solchen Wortschatz verfügen. Daher wird dieser Sprachwechseltyp in

dieser Arbeit nicht mehr erwähnt werden.

Im nächsten Auschnitt zeige ich die Funktionen des Sprachwechsels in

einem Gespräch auf, so wie sie bei echt bilingualen Sprechern auftauchen

können. Doch diese Funktionen werden dann im späteren Verlauf der

Analyse, die sich nur auf den bilingualen Sachfachunterricht in der

Grundschule bezieht, nicht mehr berücksichtigt werden, da viele zu

komplex für den Primarbereich sind.

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22

4.2 Funktionen des Sprachwechsels in der Konversation T. Biegel (1996) stellt in seiner Studie mehrere Funktionen des

Sprachwechsels bei bilingualen Sprechern vor. Er unterscheidet hier zwei

Typen:

- Situationsabhängiges Wechseln

- Situationsunabhängiges Wechseln

Das situationsabhängige Wechseln beruht auf drei Hauptbestandteilen:

1. Situativer Kontext

Die Situation, in der eine Interaktion stattfindet, ist entscheidend für

die Wahl der Sprache. Sehr oft wird an der Arbeitsstelle eine

andere Sprache gesprochen als zuhause.

2. Gesprächsthema

Die Wahl einer Sprache kann häufig abhängig vom Thema sein,

denn informelle Gespräche werden oft sprachlich getrennt von

formellen Gesprächen.

3. Gesprächspartner

Ein Sprecher kann sich seinem Gesprächspartner sprachlich

anpassen. Es gibt mehrere Aspekte, die einen Sprachwechsel

implizieren. Hier kurz eine Übersicht über die möglichen Gründe:

Sprachkenntnisse (z.b. wenn einer der Sprecher monolingual ist),

Vorliebe für eine Sprache, sozialer Status, Alter, Geschlecht, Beruf,

Schulbildung, Abstammung, Gewohnheit, Haltung gegenüber einer

Sprache, Einbeziehung oder Ausschluss einer dritten Person.

Das situationsunabhängige Wechseln beinhaltet mehrere Komponenten,

die als Hauptfunktion haben, die „Aufmerksamkeit des Gesprächspartners

zu erhöhen, das Gesagte näher zu erklären oder ganz einfach zu

betonen“ (T.Biegel 1996:32).

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Der Sprachwechsel wird oft zum Beispiel für die Betonung genutzt, die

Tabuiserung unangenehmer Wörter, die Kennzeichnung von

Interjektionen1 oder Hervorhebung von Sprichwörtern.

Diese Funktionen, die bei echt bilingualen Sprechern entdeckt wurden,

erscheinen mir bei funktionalem Bilingualismus noch nicht praktikabel zu

sein. Aufgrund des Sprachniveaus der Schüler werden diese Funktionen

nicht in solchem Maß auftauchen. Doch funktional bilinguale Kinder

müssen auch Gründe haben, ihre Sprache zu wechseln. In Kapitel 5.2

werde ich darauf gezielt eingehen und die möglichen Funktionen des

Sprachwechsels herausarbeiten.

Im nächsten Abschnitt wird nun das Phänomen des Codeswitchings in

einem bilingualen Sachfachunterricht im Grundschulbereich betrachtet.

4.3 Codeswitching im bilingualen Sachfachunterricht

Das Phänomen des Sprachwechsels ist ebenfalls bei Kindern mit

„asymmetrischer Zweisprachigkeit“ zu erkennen.

Der Aspekt des Intrasential Codeswitchings kommt in einer solchen

funktionalen Zweisprachigkeitssituation auch vor, doch viel häufiger

werden wir dem Intersential Codeswitching begegnen, vor allem in der

Form, dass ein Sprachwechsel 2auch einen Sprecherwechsel 3impliziert.

Schulpraxisbezogen bedeutet dies, dass die Lehrkraft, die nach dem

Prinzip des immersiven Unterrichts kommuniziert, französisch mit den

Schülern spricht, die Schüler jedoch auf deutsch antworten. Durch den

immersiven Unterricht gelangen die Kinder nach und nach zu einer

"Rezeptiven Zweisprachigkeit", denn sie verstehen schon vieles in der

Fremdsprache und erwidern dann ganz spontan in ihrer Muttersprache. 1 Injektion = Ausrufe- bzw. Empfingsungswort (z.b. bäh,...) 2 Sprachwechsel : Es wird von einer Sprache in eine andere gewechselt. Dies kann vom

Sprecher selbst aus gehen, wie auch von einer zweiten Person. 3 Sprecherwechsel: Im Gespräch wird der Sprecher gewechselt. Die zweite Person

übernimmt die Sprecherrolle des Vorredners.

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Die Psycholinguisten sind sich noch nicht einig, ob die Mitbenutzung der

Muttersprache hinderlich für den Zweitspracherwerb ist. W. Butzkamm

(2000:97) schreibt in seinem Artikel, dass das traditionelle Prinzip der

Einsprachigkeit, welches die Vermeidung der Muttersprache verlangt, als

veraltet angesehen wird:

"Wir müssen uns von dieser rein negativen und völlig

unbiologischen Sicht der Muttersprache befreien. In der

Muttersprache begründet sich die Sprachlichkeit des Menschen. In

einem ganz fundamentalen Sinn ist sie unser Schlüssel zu allen

weiteren Sprachen. [...]

Unbestritten ist, dass der Einsatz der Muttersprache stets wohl

bedacht und wohl dosiert sein muss, damit das Prinzip der

funktionalen Fremdsprachigkeit des Unterrichts gewahrt bleibt.“

(W. Butzkamm 2000:97)

Maria Causa zitiert in ihrem Buch ähnliche Ansätze, die bereits in den

80er Jahren publiziert wurden: E. Roulet (1980) schreibt, dass die

Muttersprache im Zweitspracherwerb nicht wegzudenken sei. Er betont

ebenso, dass die Sprachreflexion, die durch die Muttersprachkompetenz

entstanden ist, aktiv in den Lernprozess einer Zweitsprache mit einfließen

müsse. R. Galisson (1980) betont, dass die Muttersprache als

notwendiger Filter aller Sprachlernprozesse gesehen werden muss. Es

sei wichtig, dass der Lernende die Analogien und die Unterschiede des

kommunikativen Systems zwischen der Muttersprache und der

Zweitsprache erkennen müsse. Wesentlich sei ebenso die

Zusammenhänge zwischen dem Wissen der Muttersprache und dem

Wissensstand der Zweitsprache erkennen zu können. (Vgl. M. Causa

2002:43)

Im nächsten Kapitel werde ich auf selbstdefinierte Sprachwechseltypen

eingehen, die ich in den Transkriptionen herausgearbeitet habe. Diese

Definitionen aus Kapitel 5.1 werde ich dann im Kapitel 5.2 anhand

einzelner Auszüge aus den Transkriptionen veranschaulichen.

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5. Häufig vorkommende schülerinitiierte Sprachwechseltypen im Fremdsprachenfrühbeginn

In diesem Kapitel werde ich die häufigsten schülerinitiierten

Sprachwechseltypen (Codeswitchingtypen) vorstellen, die ich im Rahmen

dieser Transkriptionsuntersuchung herausarbeiten konnte. Diese werden

stichwortartig in der Tabelle 2 aufgelistet. Zunächst möchte ich drei

Hauptsprachwechseltypen charakterisieren, die ich zudem in jeweilige

Untertypen unterteilen möchte.

Bevor ich die Sprachwechseltypen definiere, möchte ich anmerken, dass

für eine Interaktionssequenz, die zweisprachig abläuft, vonseiten der

Lehrkraft vorwiegend auf französisch und vonseiten der Schüler häufig auf

deutsch, der Begriff „Bilinguale Interaktion" verwendet wird. In der

„Bilingualen Interaktion" agieren und reagieren Schüler1 und Lehrer, es

entstehen Aktionen, sowie auch Reaktionen. Da in einer „Bilingualen

Interaktion" aktiv und reaktiv kommuniziert wird, habe ich folgende drei

Hauptsprachwechseltypen festgelegt:

1. Der reaktionale intersential2 Sprachwechseltyp

2. Der aktionale intersential Sprachwechseltyp

3. Der intrasential Sprachwechseltyp

Bei der Definition der ersten beiden Hauptsprachwechseltypen habe ich

folgendes Kriterium zugrunde gelegt:

Ist ein Sprachwechsel aufgrund einer Reaktion auf einen Beitrag der

Lehrkraft (reaktional) entstanden oder ist der Schüler selbst aktiv (aktional)

geworden? 1 Aus Gründen der Vereinfachung verwende ich bei den Definitionen und allgemeinen

Vorbemerkungen im Singular und im Plural immer die männliche Form. Bei der Analyse

der Auszüge mache ich genaue Angaben zu den anonymisierten Schülern /

Schülerinnen. 2 Intersential Sprachwechseltyp: In Anlehnung an die Definition auf Seite 19: Wechsel

zwischen zwei Sätzen. Hier: Der Sprachwechsel impliziert auf jeden Fall einen

Sprecherwechsel.

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Der „Intrasentiale Sprachwechseltyp1“ kann in der reaktionalen oder auch

in der aktionalen Phase der Bilingualen Interaktion entstanden sein, bildet

daher eine Sonderkategorie.

Zu 1: Unter „reaktionaler intersential2 Sprachwechseltyp“ verstehe ich eine

Reaktion des Schülers, die in Zusammenhang mit einem Beitrag der

Lehrkraft im Unterrichtsgespräch entstanden ist. Die Lehrkraft

kommuniziert in der Fremdsprache, der Schüler jedoch in seiner

Muttersprache. Dies kann zum Beispiel nach dem Aufgabe-

Lösungsmuster3 geschehen. Bei diesem Typ erfolgt mit dem

Sprachwechsel auch ein Sprecherwechsel.

Zu 2: Als „aktionaler intersential4 Sprachwechseltyp“ hingegen betrachte

ich einen Beitrag eines Schülers in seiner Muttersprache, vorwiegend auf

deutsch. Der Schüler – dadurch ein Sprecherwechsel - steigt aktiv in das

Unterrichtsgeschehen ein und bringt neue Gedanken mit ein. Die Lehrkraft

hatte keine explizite Frage zuvor gestellt.

Zu 3: Der „intrasential Sprachwechseltyp“ bezeichnet im Gegensatz zu

den beiden ersten Sprachtypen, wie oben bereits beschrieben, nicht die

Art und Weise der Kommunikation des Schülers, denn dieser Typ kann in

beiden Sprachwechselsituationen vorkommen. Er kennzeichnet die Art

des Sprachwechsels. Der Schüler vermischt innerhalb eines Satzes oder

einer Sprecheinheit Worte oder ganze Phrasen aus der Muttersprache

und aus der Zielsprache.

1 Intrasentialer Sprachwechseltyp: Die Definition wurde von mir nur überarbeitet. (Vgl:

T.Biegel 1996) 2 Zur Vereinfachung dieses Sprachwechseltypen wird das intersential in den folgenden

Ausführungen weggelassen. 3 Definition : Siehe Tabelle 1, Seite 15 4 Zur Vereinfachung des Sprachwechseltypen wird das intersential in den folgenden

Ausführungen weggelassen.

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Im Anschluss an die Definition der Hauptsprachwechseltypen habe ich

mehrere Untertypen gebildet, wie auch aus der Tabelle 2 in Kapitel 5.1

ersichtlich.

Der reaktionale Sprachwechseltyp besitzt acht Untertypen, der aktionale

Codeswitchingtyp nur eine Unterkategorie. Der Intrasential

Sprachwechseltyp steht für alle Sprachvermischungen innerhalb einer

Sprecheinheit und wird daher als solcher von mir nicht weiter unterteilt.

Ich möchte bei dieser Aufzählung nicht ausschließen, dass noch weitere

Typen existieren, die in dieser Arbeit nicht identifiziert wurden oder in dem

mir zur Verfügung stehenden Material nicht aufgetreten sind. Eine

Ergänzung bleibt daher weiteren Untersuchungen vorbehalten.

In den folgenden Ausführungen werde ich die einzelnen Unterkategorien

definieren. Bei jedem Typen versuche ich, soweit möglich andere

Linguisten zu integrieren. Jedoch ist das nicht so einfach, da die es nur

wenige Sprachforscher gibt, die zu dem Thema „Codeswitching im

bilingualen Sachfachunterricht“ publiziert haben. So werde ich mich auf

die bereits in Kapitel 4 vorgestellten Sprachforscher stützen. Doch kann

ich diese auch nur bedingt einarbeiten, da diese Autoren auch häufig auch

den Lehrersprachwechsel eingehen und diese Perspektive ist in dieser

Arbeit irrelevant.

S. Ehrhardt (2002b) hat in ihrem Artikel mehrere Sprachwechsel-

sequenzen beschrieben, benennt diese jedoch nicht namentlich. Den

Sprachwechseltyp „Intrasential Codeswitching“ hingegen beschreibt sie

sehr detailliert. W. Butzkamm (2000) beschreibt viele

Sprachwechselsequenzen, definiert diese jedoch nicht.

G. Schlemminger (2004b) macht hingegen bereits eine detailliertere

Analyse und grenzt klare Sprachwechseltypen ab. Doch seine Typen

decken sich manchmal nicht mit den meinen, da er die Lehrerperspektive

integriert hat.

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5.1 Definitionen 5.1.1 Reaktionale Sprachwechseltypen

Bei diesem Codeswitchingtyp ergeben sich acht Unterkategorien, die ich

nacheinander vorstellen werde und die ich folgendermaßen definieren

werde.

5.1.1.1 Situativer Kommentar (oft reaktional, auch aktional möglich)

Unter „Situativer Kommentar“ verstehe ich, dass ein Schüler eine

Zwischenbemerkung macht, die nicht unbedingt etwas mit dem

Unterrichtsthema zu tun hat. Diese situativen Kommentare werden oft an

den Nachbarn gemacht und sind häufig Basis von nicht-

unterrichtsrelevanten Schülergesprächen.

G. Schlemminger (2004b) definiert einen ähnlichen Sprachwechseltypen.

Er nennt ihn „Schülerinitiierter Sprachwechsel im Begleitdiskurs“ und

beschreibt diese Begleitdiskurse als „in der Kommunikationssituation

„Unterricht“ nicht offiziell zur Verhandlung Stehendes“.

5.1.1.2 Verbal begleitetes Melden

Verbal begleitetes Melden“ bedeutet für mich, dass ein Schüler, der sich

meldet, die Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich zieht, da er gerne

aufgerufen werden möchte. Hierbei verwendet dieser seine

Muttersprache.

In der Literatur gibt es nach meiner Erkenntnis keinen Forscher, der einen

solchen Sprachwechseltypen definiert hat.

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5.1.1.3 Kooperative Hilfestellung Dieser Sprachwechseltyp ist folgendermaßen definiert:

„Kooperative Hilfestellung“ bedeutet, dass in einer Schüler- Schüler-

Kommunikation erklärt wird, was die Lehrkraft im nächsten Schritt

verlangt. Dies ist durch den immersiven Unterricht begründet, da die

Lehrkraft sprachlich die Schüler oft überfordert. Daher übernimmt dann

ein Schüler, der den Sachverhalt bereits verstanden hat, die Rolle der

Lehrkraft,verfährt ganz autonom und nimmt der Lehrkraft die Aufgabe ab,

noch einmal erklären zu müssen.

In der Literatur nennt G. Schlemminger (2004b) einen ähnlichen

Sprachwechseltypen, der Basis für eine „stützende, kooperative

Kommunikationsstrategie“ ist. Er beschreibt wie der sprachliche Ausdruck

der Lehrkraft im immersiven Unterricht die Schüler oft auf dieser Ebene

überfordert, jedoch die Handlungsorientierung entscheidende Hilfestellung

zum Verständnis gibt. Daraus entsteht dieser Sprachwechseltyp, der

Grundlage eines Schüler-Schüler- Gespräches ist.

5.1.1.4 Übersetzung

Unter „Übersetzung“ verstehe ich, dass ein Schüler den vorangegangenen

Satz für sich oder andere ziemlich genau übersetzt. Dies kann eine

Arbeitsanweisung sein, ebenso auch eine Frage der Lehrkraft.

5.1.1.5 Hilfestellung für sich selbst

„Hilfestellung für sich selbst“ bedeutet für mich, dass sich ein Schüler

selbst eine Hilfestellung gibt. Er versucht sich eine Lernstrategie

aufzubauen, indem der sich eine „Eselsbrücke“ zum Merken von Wörtern

schafft.

Eine ähnliche Definition dieses Typen habe ich in der Literatur nicht

herausarbeiten können.

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5.1.1.6 Direkte und indirekte Beantwortung einer Frage Ich habe bei der Definition die beiden Sprachwechseltypen

zusammengenommen, da sie miteinander verbunden sind. „Direkte

Beantwortung“ einer Frage bedeutet, dass ein Schüler auf eine Frage oder

auf eine Aufforderung reagiert, ohne dass irgendeine Äußerung

dazwischengeschaltet ist, „indirekte Beantwortung“ hingegen besagt, dass

eine oder auch mehrere Aussagen dazwischenliegen können.

In der Literatur hat kein Forscher eine Unterscheidung dieser Typen

gemacht.

5.1.1.7 Sich vergewissern

Unter „Sich vergewissern“ verstehe ich, dass sich der Schüler in

irgendeiner Form vergewissern möchte, ob er einen Sachverhalt richtig

verstanden hat. Er stellt beispielsweise eine direkte Frage an die

Lehrkraft, die aber auch an einen anderen Schüler gerichtet sein kann.

Dieser Sprachwechseltyp könnte verglichen werden mit dem

Sprachwechseltyp „im Metadiskurs1“, den G. Schlemminger (2004b)

definiert hat. Er erklärt, dass ein Schüler mit Hilfe einer Rückfrage die

Handlungsebene erstehen möchte. Dies resultiere häufig aus der

Bifokalisierung2 zwischen Lehrer und Schüler.

Meine Definition schließt zwar eine Bifokalisierung nicht aus, jedoch steht

die Bitte um Wiederholung mit im Vordergrund.

1 Metadiskurs Metasequenz: Vgl. Tabelle 1 2 Bifokalisierung : Vgl. Tabelle 1

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5.1.2 Aktionaler Sprachwechseltyp Bei diesem Sprachwechseltypen habe ich aus den Transkriptionen nur

einen Untertyp herausziehen können.

5.1.2.1 Situative schülerinitiierte Diskussion „Situative schülerinitiierte Diskussion“ bedeutet für mich, dass der Schüler

aktiv mit in den Unterrichtsverlauf eingreift. Dieser Beitrag ist

inhaltsfokussiert.

In der Literatur habe ich keinen ähnlichen Typen gefunden.

5.1.2.2 Sonstige Bei dem aktionalen Sprachwechseltyp existieren sicherlich noch andere

Untertypen. Diese sind jedoch bei der Erarbeitung der Typen anhand der

Transkriptionen nicht identifizierbar gewesen. Daher nenne ich zur

Vervollständigung diesen Untertyp, werde ihn aber bei der nachfolgenden

Analysen nicht mehr erwähnen.

Zu diesem Typ könnten beispielsweise themenfremde Initiativen gezählt

werden.

5.1.3 Intrasentialer Sprachwechseltyp Die Definition des „Intrasential Codeswitching“ stammt nicht von mir. Ich

habe sie nur ausgearbeitet.

Unter „Intrasential Codeswitching“ versteht man, dass ein Mischen der

Mutter- und Fremdsprache innerhalb eines Satzes ausgeführt wird. Die

Gewichtung der Einheiten in der Fremdsprache und die in der

Muttersprache sind vom Sprecher selbst zu wählen. Es können lange

Passagen oder nur einzelne Worte in der Fremd- bzw. in der

Mutterspache gesprochen werden.

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S. Ehrhardt (2002b) beschreibt in ihrem Artikel diesen Sprachwechseltyp

und verwendet die gleiche Definition.

Die folgende Tabelle 2 soll einen Überblick über die zuvor definierten

Sprachwechseltypen geben. Zu jedem Typus wurden Stichpunkte

angeführt, die anhand der Beispielauszüge in den nachfolgenden

Ausführungen verdeutlicht werden sollen.

Tabelle 2: Häufig vorkommende schülerinitiierte Sprachwechseltypen im Fremdsprachenfrühbeginn

1.

Reaktionale Sprachwechseltypen

Definition

1.1

Situativer Kommentar (oft reaktional, auch

aktional möglich)

- Zwischenbemerkung eines Schülers - Nicht unbedingt unterrichtsrelevant - Oft Schüler – Schülergespräch (Begleitdiskurs)

1.2

Verbal begleitetes

Melden

- Meldung eines Schülers - Durch Zwischenbemerkung Aufmerksamkeit auf sich ziehen

1.3

Kooperative Hilfestellung

- Arbeitserklärung eines Schülers an einen anderen

1.4

Übersetzung

- Übersetzung des vorangegangenen Satzes der Lehrkraft

1.5

Hilfestellung für sich selbst

- „Eselsbrücke“ zum Merken von Wörtern oder Ausdrücken

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1.6a

Direkte Beantwortung einer Frage

- Reaktion eines Schülers auf Frage oder Aufforderung der Lehrkraft ohne zwischengeschaltete Äußerung

1.6b

Indirekte Beantwortung einer

Frage

- Reaktion eines Schülers auf eine Frage oder Aufforderung der Lehrkraft mit zeitlicher Versetzung (eine oder mehrere Aussage liegen dazwischen)

1.7

Sich vergewissern

- Zögern, ob Sachverhalt richtig verstanden wurde - Schüler braucht Vergewisserung

2.

Aktionaler

Sprachwechseltyp

2.1

Situative

schülerinitiierte Diskussion

- Argumentative Erklärung eines Sachverhaltes

2.2

Sonstige

- z.B. themenfremde Initiativen

3.

Intrasential Code-

switching

- Mischung innerhalb einer Sprecheinheit Worte aus zwei unterschiedlichen Sprachen

Zur Verdeutlichung und Begründung meiner Definitionen werde ich mich

auf einzelne markante Beispiele aus den vorliegenden Transkriptionen

stützen. Daher werde ich nun die einzelnen Sprachwechseltypen

analysieren und begründen, weshalb ich diese Definitionen gewählt habe.

Bei jedem Sprachwechseltypen werde ich mich vor allem auf ein Beispiel

stützen, dennoch auch auf einzelne Auszüge aufmerksam machen, die im

Anhang nachzulesen sind.

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Folgende Fragestellung liegt dieser Interaktionsanalyse zugrunde:

- Aus der Interaktion heraus, die immersiv in der Zielsprache geschieht,

macht ein Schüler einen Sprachwechsel. Wieso macht er ihn?

Ich weise darauf hin, dass ich diese so differenziert wie möglich definiert

habe. Auszuschließen sind Definitionslücken jedoch nicht.

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5.2 Analyse

5.2.1 Reaktionale Sprachwechseltypen 5.2.1.1 Situativer Kommentar Auszug 81 70 71 72

il y a beaucoup de monde qui aime la baguette^ NS’in6 qu’est-ce que tu aimes°

73 74

(S’in6 zeigt auf das Croissant.)

75 le croissant° 76 (S’in6 nickt.) 77 le croissant^ 78 79 80 81 82 83

S17 immer wenn ich was zu essen seh’ hab ich so Hunger^ jetzt könnt ich grad mein Frühstück auspacke S’in6 (gleichzeitig) j’aime le croissant (wiederholt sich, da S17 so laut gesprochen hatte.)

Die in Kapitel 5.1.1.1 dargelegte Definition des Sprachwechseltyps

„Situativer Kommentar“ als reaktionaler Sprachwechseltyp möchte ich an

diesem Beispiel veranschaulichen.

Der vorliegende Auszug 8 zeigt eine Aufgabe – Lösungsmuster –

Sequenz2, d.h. der Lehrer übernimmt die Initiative und es erfolgt eine

Schülerreplik.

Die Schüler sitzen im Kreis vor der Tafel. Es ist etwas Unruhe entstanden,

vermutlich, weil die Schüler bereits lange im Sitzkreis sind. In diesem

Ausschnitt (S17: Zeile 78-80: immer wenn ich was zu essen seh’ hab ich

so Hunger^ jetzt könnt ich grad mein Frühstück auspacke) bringt der

Schüler zum Ausdruck, dass er Hunger hat und beim Anblick der von der

Lehrkraft mitgebrachten Nahrungsmittel zum Thema „Das Frühstück“ am

liebsten sein eigenes Frühstück ausgepackt hätte.

1 Die Nummerierung entspricht der Nummerierung im Anhang A. 2 Aufgabe – Lösungsmuster – Sequenz: Vgl. auch Tabelle 1

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Da die Schüler in dem Auszug 8 gerade erzählen sollen, was sie gerne

mögen, hat der Schüler S17 sein derzeitiges Hungersgefühl zum

Ausdruck bringen wollen. Daher ist seine Reaktion im

situationsbezogenen Kontext entstanden und der Begriff „Situativer

Kommentar“ hier anzuwenden.

Sein Beitrag (S17: Zeile 78-80) ist themenbezogen, denn die Klasse

behandelt das Thema Frühstück ohne jedoch bis zu diesem Zeitpunkt zur

Tat zu schreiten. In ihm (S17) wird das Bedürfnis nach

Nahrungsaufnahme geweckt. In dieser Situation könnte von einer

Bifokalisierung gesprochen werden, da die Lehrkraft auf der Ebene des

Formalsprachlichen kommuniziert, d.h. das Erlernen der neuen Lexik im

Vordergrund steht, der Schüler dies jedoch lieber über das Sprachhandeln

tun möchte, d.h das Frühstück auch gerne essen möchte. Da jedoch sein

Wortschatz in der Zielsprache noch nicht so groß ist, drückt er dies über

seine Muttersprache aus.

In den Transkriptionen ist aufgefallen, dass die situativen Kommentare

des Schülers S17 oft unterrichtsbezogen sind (Vgl. Auszüge: 2, 4, 5, 8,

10-13). Diesen situativen Kommentar in der Muttersprache habe ich in den

Videoaufzeichnungen bzw. deren Transkriptionen häufig gefunden (Vgl.

hierzu auch die Auszüge in der folgenden Sprachwechseltypenübersicht)

5.2.1.2 Verbal begleitetes Melden Auszug 19

117 118

S17 (meldet sich) darf ich erklären (...was wir machen solle...)

An diesem Auszug 19 möchte ich belegen, dass die Definition des „Verbal

begleiteten Melden“ aus Kapitel 5.1.1.2 hier zum Tragen kommt.

Dieses Beispiel zeigt, wie der Schüler S17 sich meldet, weil er erklären

möchte, was die Schüler im nächsten Schritt machen sollen (S17: Zeile

117-118: (meldet sich) darf ich erklären), d.h. er unterstützt seine Meldung

zusätzlich noch mit Worten, also verbal.

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37

Nach Angaben der Lehrkraft (Interview: Zeilen 27- 35, Seiten 99-100) ist

der Schüler S17 ein Schüler, der viel Aufmerksamkeit der Lehrkraft und

der Schüler braucht. Er meldet sich und möchte auf jeden Fall erklären,

was die Klasse arbeiten soll.

5.2.1.3 Kooperative Hilfestellung Auszug 32 1 2 3 4 5 6 7 8

(Auf der Decke liegen alle Gegenstände und Nahrungsmittel, mit denen vorher gearbeitet wurde. Es beginnt eine neue Phase.) maintenant (::) moi, j’aime le croissant hmm hmm hmm (LK betont mit Mimik, dass es ihr schmeckt ) j’aime le croissant

9 S17 eß es doch^ 10 11 12

et toi NS4 qu’est-ce que tu aimes° (LK zeigt auf alle Gegenstände auf der Decke)

13 14 15 16

qu’est-ce que tu aimes°

(S4 geht langsam überlegend auf die Gegenstände zu und nimmt sich das Baguette.) S4 (..?..)

17 ok^ NS4^ tu te souviens° 18 19

NS4! (S4 reagiert nicht sofort, sondern will ins Baguette beißen.)

20 j’aime la baguette^ 21 S1 du musch sage^ 22 S4 j’aime la baguette^ krieg ich °

An diesem Auszug 32 möchte ich die Definition der „Kooperativen

Hilfestellung“ aus Kapitel 5.1.1.3 begründen.

Der Auszug 32 beschreibt eine Aufgabe-Lösungsmuster-Sequenz, in der

es Aufgabe für die Schüler ist, anzugeben, welches der eingeführten

Nahrungsmittel sie gerne mögen, welche dann in der Form „j’aime +

Nahrungsmittel“ zu benennen sind. Die Lehrkraft stellt die Frage „qu’est-ce

que tu aimes?“ an den Schüler S4, der sich dann überlegt, welche Antwort

er geben könnte (S4: Zeilen 13 -15).

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38

Anstatt eine verbale Antwort zu geben, beschreibt der Schüler S4 die

Antwort visuell (S4: Zeilen 18-19). Der Schüler S1 macht den Schüler S4

darauf aufmerksam dass für die Lehrkraft diese non - verbale Aussage

nicht ausreichend ist (S1: Zeile 21: du musch sage), und gibt eine

schülergerechte muttersprachliche Anweisung, die der Schüler S4 auch

unmittelbar befolgt und die richtige Antwort gibt (S4: Zeile 22).

Die auffordernde Hilfestellung des Schülers S1 mit der er bewirken

möchte, dass der Schüler S4 ausspricht, was er bereits non-verbal zum

Ausdruck gebracht hat, veranlasst diesen als Reaktion darauf die Antwort

mit Worten zu formulieren. Daher kann der Begriffsbildung „Kooperative

Hilfestellung“ verwendet werden.

Der Schüler S4, der eigentlich lieber in das Baguette beißen möchte als

auf der formalsprachlichen Ebene mit den anderen zu kommunizieren,

bekommt vonseiten des Schülers S1 auf dem metasprachlichen Niveau

gesagt, dass er seine sprachliche Ebene ändern soll.

Eine ähnliche Situation ist ebenfalls in Auszug 62 zu sehen, als eine

Schülerin dem Schüler S17 bei seinen Ausführungen hilft und ihm das

Wort „eingefroren“ sagt, so dass er dann das Wort mit in seinen Beitrag

aufnehmen kann.

5.2.1.4 Übersetzung

Auszug 22b

Die in Kapitel 5.1.1.4 dargestellte Definition des Sprachwechseltyps

„Übersetzung“ möchte ich an diesem Auszug veranschaulichen.

In dieser Unterrichtssequenz stellt die Lehrkraft den Lucas vor, eine

Puppe, mit Hilfe welcher die Kleidungsstücke eingeführt und geübt

werden. Die Lehrkraft stellt ihn vor und wiederholt ihre Aussage zum

besseren Verständnis (Lk: Zeilen 9 -10).

9 10

il s’appelle Lucas^ toi (::) tu t’appelles NS19 et lui il s’appelle Lucas^

(Unruhe) S? heißt er Lucas°

11 S? heißt er Lucas° 12 S17 sein Name ist Lucas^ 13 C’est ça^ 14 15

S17 der heißt Lukas auf deutsch^ auf deutsch heißt der Lukas^

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Der Schüler S17 (S17: Zeile 12 sein Name ist Lucas^) übersetzt die

vorangegangene Aussage der Lehrkraft und wird durch die Lehrkraft

bestätigt (LK: Zeile 13).

Der Einschub des Schülers S17 in Form einer „Übersetzung“ zeigt, dass

der Sprachwechseltyp reaktional abläuft.

Der Ausdruck „je m’appelle“ sollte allen Schülern schon geläufig sein

(Interview: Zeile 131, S.107). Der Schüler S17 gibt trotz allem die

Übersetzung an und möchte vermutlich die Aussage der Lehrkraft dadurch

unterstreichen.

Der Auszug 45 zeigt ein ähnliches Übersetzungsbeispiel, in dem der

Schüler S1 die Zahl „sechs“ wiederholt, um die Anweisung der Lehrkraft

zu verdeutlichen.

5.2.1.5 Hilfestellung für sich selbst

Auszug 42

An diesem Beispiel möchte ich vedeutlichen, wie ich zur Definition in

Kapitel 5.1.1.5 gekommen bin.

In dieser Unterrichtssequenz führt die Lehrkraft die neuen Wörter zum

Thema "Les vêtements" ein. Die Lehrkraft gibt ein neues Wort an, hier "les

gants" (LK: Zeile 1) und der Schüler S17 sagt wie er sich das merken

kann. (S17: Zeilen 2-3: ah des kann ich mir merken^ wie Gummi^)

Daher „hilft er sich selbst“, indem er versucht, sich selbst eine

Lernstrategie aufzubauen, um sich dieses Wort merken zu können.

Er verknüpft das neu gehörte Wort mit einem Wort aus seinem

Muttersprachwortschatz. Möglicherweise erinnert sich der Schüler an die

neue Vokabel in Verbindung mit dem Wort "Gummi". Dieser autostruktierte

Prozess ist Ausdruck des Reflexionspotentials des Schülers, denn er

überlegt sich selbst, wie er sich das Wort merken kann.

1 les gants <„seltsame Aussprache“> 2 3

S17 ah des kann ich mir merken^ wie Gummi^

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Es wäre möglich, dass sich der Schüler S17 später an die Eselsbrücke

zurückerinnert, wenn er das Wort „les gants“ das nächste Mal hört. Der

Schüler S10 versucht sich in Auszug 42 ebenfalls eine „Eselsbrücke“ zu

bauen. Er verfährt jedoch anders, denn aus der Situation heraus, also von

dem gehörten Wort (le bonnet) ausgehend versucht er sich eine

Überleitung zu einem mutterspachlichen Wort, hier „Bohne“ zu machen.

Die beiden Worte haben zwar nichts gemeinsam, aber eventuell kann er

sich trotzdem durch diese Eselsbrücke das Wort merken.

5.2.1.6 Direkte und indirekte Beantwortung einer Frage

Auszug 51

100 101 102

il y a d’autres choses^ (K0) et vous non NS1 (...spielen...) tu le sais déjà° NS’in16

103 S’in16 Tasche 104 non pas un sac^NS17 105 S17 ähm (::) noch’n Glas 106 non (::) NS26 107 S26 ne Milchdose Diese Sequenz soll verdeutlichen, wie die Definitionen der „direkten und

indirekten Beantwortung einer Frage“ in Kapitel 5.1.6 entstanden sind.

In dieser Aufgabe-Lösungsmuster-Sequenz wiederholt die Lehrkraft eine

bereits gestellte Frage mit anderen Worten noch mal (LK: Zeilen 100 –

102) und die Schülerin S’in16 wird aufgerufen und antwortet direkt auf die

Frage (S’in16: Zeile 103). Da die Schüler erraten sollen, was sich unter

der Decke befindet, rät die Schülerin S’in16 und wählt einen Gegenstand,

den sie aber vermutlich nicht auf französisch nennen kann. Sie sagt ihn

dann in deutsch, ihrer Muttersprache. Die Lehrperson nimmt diesen

Begriff dann auf französisch auf (LK: Zeile 104), so dass die

Kommunikation nicht unterbrochen wird. Dann ruft sie einen anderen

Schüler auf, der dann auf die zuvor gestellte Frage antworten soll. Der

Schüler S17 (S17: Zeile 105) antwortet wieder auf deutsch, voraussichtlich

aus denselben Gründen wie S’in16. Hier antwortet der Schüler indirekt auf

die Frage.

Die Beantwortung der Frage sind im Fall der Schülerin S’in16 direkt und

im Fall des Schülers S17 indirekt.

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5.2.1.7 Sich vergewissern

Auszug 23

An diesem Auszug 23 möchte ich die in Kapitel 5.1.1.7 dargelegte

Definition des reaktionalen Sprachwechseltyps "Sich vergewissern"

veranschaulichen.

Diese Sequenz aus der Unterrichtsstunde „les vêtements“ zeigt den

Anfang der Vertiefungsphase- und Wiederholungsphase, in der die

Schüler ein Farbendiktat machen. Doch bevor das Diktat vorgetragen

werden kann, gibt die Lehrkraft erst die Arbeitsanweisungen (LK: Zeilen

14-15,17). In dieser Metasequenz gibt sie die Arbeitsanweisung ganz

nach dem Prinzip der Immersion auf französisch. Der Schüler S17

versucht mit eigenen Worten die Angaben der Lehrkraft noch einmal

aufzugreifen. Doch vermutlich ist er sich nicht ganz so sicher, denn er

zögert (S17: Zeile 20), ob er richtig verstanden hat.

Er harrt einen Moment aus (S17: Zeile 20: ähm) und möchte auf diese

Weise vermutlich eine Bestätigung der Lehrkraft bekommen.

Daher ordne ich diese reaktionale Bemerkung dem Sprachwechseltyp

"Sich vergewissern" zu.

Dieses Vorgehen hat wahrscheinlich eine Stütz- und Absicherungsfunktion

für den Schüler selbst.

1 2 3

(LK möchte nun ein Arbeitsblatt (AB) mit den Kindern bearbeiten und möchte jetzt die Arbeitsanweisungen dafür geben.)

4 5

ici j’ai une feuille pour vous (K0, zeigt der Klasse das AB)

6 S? ausschneiden^ 7 8 9 10

Lucas avec tous ses vêtements (::) mais (..?..) Sch! (LK legt ZF auf den Mund und wartet bis Kinder leiser werden.)

11 12

ici vous ne commencez pas avec découper (::) pas maintenant hein°

13 S? nicht ausschneiden! 14 15

maintenant on va faire (::) un dictée de couleur

16 (..?..) 17 en couleur hein° 18 S? (...anmalen...) 19 20

S17 Sie sagen (::) und dann ähm wir müssen (...anmalen...)

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Der Auszug 24 zeigt ein ähnliches Vorgehen. Nach der Frage „nicht

kleben, oder?“ und der Bestätigung durch die Lehrkraft kann der Schüler

dann weiterarbeiten.

5.2.2 Aktionaler Sprachwechseltyp 5.2.2.1 Situative schülerinitiierte Diskussion

Auszug 62 1 2 3 4

(LK steht mit S’in18 vorne. Sie sind gerade dabei das morgendliche Ritual (Datum, Jahreszeit, Wetter) durchzugehen.)

5 NS’in18 quel temps fait-il° (::) sh^ NS17 6 7

(S’in18 schaut aus dem Fenster und überlegt, dreht danach an der „Wetteruhr“).

8 9

quel temps fait-il aujourd’hui° est-ce que tu te souviens°

10 S’in18 non 11 non^ qui peut aider S’in18° ah NS17° (S17 meldet sich) 12 S17 des kann doch net sein^ Wolken 13 14

mais oui regarde (…regarde dehors...) (..?..)

15 16

S17 die Fenschterscheiben von den Autos sind doch schon so

17 Sin? eingefroren 18 S17 ja eingefroren 19 20

mais regarde il y a des nuages en haut (::)dans le ciel bleu (::) tu vois°

Die in Kapitel 5.1.2.1 präsentierte Definition der "Situativen

schülerinitiierten Diskussion" möchte ich an diesem Auszug 62

verdeutlichen.

Die Lehrerin holt die Schülerin (S’in18) nach vorne. Diese soll dann die

bereits bekannte Frage „quel temps fail - il?“ (LK: Zeile 5) auf einer

„Wetteruhr“ zeigen. Die Schülerin schaut aus dem Fenster und stellt die

Wetteruhr danach ein. Danach möchte die Lehrerin nun von ihr die

Formulierung auf französisch wissen (LK, Zeilen 8-9), doch die Schülerin

weiß die Antwort nicht mehr und verneint dieses, sogar auf französisch.

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Diese schülerinitiierte, also aktionale Aussage des Schülers S17, die

themenbezogen ist, nenne ich "Situative schülerinitiierte Diskussion".

Sehr bemerkenswert in dieser Aufgabe-Lösungsmustersequenz sind die

Aussagen des Schülers S17 (Zeilen 12,15-16,18). Er hat den Sachverhalt

verfolgt und ist aber nicht derselben Meinung wie die Schülerin S’in18. Er

versucht argumentativ seine Sichtweise zu beschreiben und ist somit der

Initiator einer Lehrer- Schüler- Diskussion (Zeilen 12-20). Dieser

Sprachwechsel in seine Muttersprache in dieser Kommunikationssituation

zeigt, dass der Schüler S17 vermutlich zwar noch nicht in der Lage ist,

diesen Sachverhalt auf französisch auszudrücken, doch auf jeden Fall zur

Kommunikation aktiv betragen will. Seine rezeptiven Sprachkenntnisse

erlauben es ihm, seine Sicht argumentativ zu erläutern. Da diese

Diskussion nicht gänzlich in einer Sprache abläuft, sondern die Lehrkraft

auf französisch und der Schüler S17 auf deutsch sprechen, ist der Term

„Bilinguale Interaktion“ hier anzuwenden.

Für den Fremdsprachenunterricht dieser Klasse (Vgl. Interview: Zeilen

129-141, S.107) wurde das didaktische Prinzip der Rituale herangezogen,

welches den Schülern ermöglicht durch sich ständig wiederholende

Formulierungen die rezeptiven Sprachkenntnisse der Schüler zu schulen.

Die Lehrkraft meinte, dass alle Kinder die Redewendung „Quel temps fait-

il?“ schon verstehen, aber sie noch nicht alle Kinder aktiv anwenden

können (Interview: Zeilen 134-135, S.102). Rituale sind in einem

Unterricht unterschiedlich einsetzbar, oft werden diese zu Beginn oder

zum Schluss eingesetzt. Im obigen Beispiel wurde ein solches Ritual am

Anfang der Unterrichtsstunde eingesetzt.

Eine vergleichbare Situation ist in Auszug 65 zu erkennen. Die Schülerin

S’in19, die nach Angaben der Lehrkraft eine fleißige und gute Schülerin ist

(Interview: Zeilen 80-83, S.101), erklärt mit eigenen Worten wie man die

französischen Zahlen nach dem Zehnerübergang aussprechen muss.

Ohne Frage oder Aufforderung der Lehrkraft hat sie diese Aussage

gemacht.

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5.2.3 Intrasential Codeswitching

Auszug 69

An diesem Auszug 69 möchte ich die Definition des Intrasential

Codeswitching aus Kapitel 5.1.3 veranschaulichen.

Die Lehrkraft gibt ein Farbendiktat mit den neuen Begriffen aus dieser

Stunde vor. Der Schüler S20 möchte nochmals das Diktierte der Lehrkraft

hören und stellt ihr dann seine Frage „Welche Farbe les bottes?“ (S20:

Zeile 84).

Die Bemerkung, die hier reaktional ist, besteht aus französischen und

auch deutschen Worten, daher wird dieser Sprachwechseltyp in der

Literatur "Intrasential Codeswitching" genannt.

Dieses Sprachwechseltyp zeigt, dass der Schüler S20 das zu lernende

Wort (les bottes) bereits verinnerlicht hat. Das Ziel des Übungsdiktates,

das Wort nochmals zu hören und richtig zu verstehen, hat der Schüler S20

wohl schon erreicht.

Ähnliches können wir in Auszug 67 beobachten. Dieses Intrasential

Codeswitching der Schülerin S’in9 könnte ebenfalls zum Übersetzungstyp

gerechnet werden, da sie ihre Überlegungen laut übersetzt.

Im nächsten Abschnitt möchte ich die wichtigsten Ergebnisse der

Analysen der Sprachwechseltypen darlegen.

84 S20 welche Farbe les bottes°

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6. Ergebnisse der Untersuchung Bei der Analyse der Videos wurden mehrere typische

Sprachwechseltypen herausgearbeitet, die in einem bilingualen

Sachfachunterricht, hier in einer 3. Klasse mit bereits Französisch ab

Klasse 1, aufgetreten sind. Die verschiedenen Sprachwechseltypen

entstehen in den unterschiedlichsten Situationen und haben auch somit

sehr unterschiedliche Funktionen.

Der „Situative Kommentar“, der in einer Schüler- Schüler- Kommunikation

entsteht, wird vorwiegend in der Muttersprache gemacht. Die Bemerkung

des Schülers S17 betrachte ich als inhaltlich wertvoll, da er

themenbezogen reagiert hat. Sein Kommentar musste er auf deutsch

machen, da sein französisches Vokabularnoch nicht ausreichend dafür ist.

Allgemein hat der "Situative Kommentar" die Funktion einem anderen

Mitschüler etwas themenbezogen zu sagen oder einfach lediglich mit

diesem zu "schwätzen".

Der Codeswitchingtyp „Kooperative Hilfestellung“ hat die Funktion, dass

Schüler sich gegenseitig helfen und miteinander kooperieren. Denn der

immersive Unterricht gibt oft dazu Anlass, weil der sprachliche Ausdruck

der Lehrkraft das sprachliche Niveau der meisten Schüler übersteigt. Da

dieser Unterricht sehr handlungsorientiert geprägt ist, sollte das

Verständnis dadurch unterstützt werden. Doch es gibt trotzdem

schwächere Schüler, die manche Anweisungen in der Fremdsprache noch

nicht verstehen. Daher könnte dieser Sprachwechseltyp für den

Fremdsprachenunterricht sehr dienlich sein, da Schüler

Erklärungsprozesse abkürzen und vereinfachen können, da die Lehrkraft,

wenn sie nochmals hätte erklären müssen, wiederum die Fremdsprache

gewählt hätte. Ebenfalls könnte dies auch ein Vorteil für die Lehrkraft sein,

die dadurch erkennen könnte, wer Kontexte schnell erfassen kann und

konzentriert mitgearbeitet hat.

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In bezug auf den Sprachwechseltyp "Übersetzung" sagt die Lehrkraft in

ihrem Interview (Interview: Zeilen 129-141 S.102), dass die rezeptiven

Fähigkeiten der Schüler bei ritualisierten Sätzen gut ausgeprägt sind, was

vermutlich durch den ständigen Einsatz des Immersionsprinzips zu

erklären ist. Wenn Schüler in der Lage sind ihre rezeptiven Fähigkeiten

auch aktiv zu nutzen, so muss man dies als eine besondere Leistung

anerkennen. Der Schüler S17 versteht nicht nur die Aussage der Lehrkraft

(LK: Zeilen 9-10), er kann sie zusätzlich auch noch selbst formulieren

(S17: Zeilen 12 und 14-15). Als Vorteil dieses Sprachwechseltyps sehe

ich, dass auch Kindern der mittleren Leistungskategorie im

Fremdsprachenunterricht geholfen werden kann, da sie durch die

Übersetzung eine Bestätigung bekommen könnten. Weiterer Vorteil ist,

dass die Schüleraktivität im Vordergrund steht, denn dadurch dass ein

Schüler selbst nochmals mit seinen Worten eine Situation oder eine

Arbeitsanweisung erklärt, tut es schon nicht die Lehrkraft. Somit muss die

Lehrkraft dann ihre Vehikularsprache nicht ändern. Diese Vorteile können

auch als Funktion des Sprachwechseltyps gesehen werden.

Beim Sprachwechseltyp „Hilfestellung für sich selbst“ versucht sich der

Schüler selbst eine Eselsbrücke zu bauen und somit eine

Sprachlernstrategie anzueignen. Diese Funktion könnte dem Schüler das

Erlernen und Festigen der Sprache erleichtern. Eventuell könnten auch

andere Schüler einen positiven Nutzen davon tragen, denn vielleicht

erinnert sich jener an eine solche Eselsbrücke zurück.

Die „direkte bzw. indirekte Beantwortung“ einer Frage scheint trotz

Mitbenutzung der Muttersprache den Unterrichtsfortgang nicht zu

behindern, im Gegenteil, die Kommunikation im Unterricht wird nicht

gestört. Da die Schüler erst in der 3. Klasse sind und die produktiven

Sprachkenntnisse noch nicht so ausgereift sind, wie es die rezeptiven in

diesem Stadium schon sind, dürfen die Kinder auch auf deutsch

antworten. Die Verfahrensweise, dass die Kinder in ihrer Muttersprache

antworten, wenn sie einen Sachverhalt nicht in der Fremdsprache

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ausdrücken, ist für die Lehrkraft der Rückgriff auf die Muttersprache völlig

akzeptabel. (Interview: Zeilen 153-158, S. 103-105).

Der Sprachwechseltyp „Sich vergewissern“ hat die Funktion, dass sich ein

Schüler rückversichern möchte,ob er einen Sachverhalt richtig verstanden

hat. Dadurch hat die Lehrkraft die Möglichkeit festzustellen, wie weit der

Schüler folgen konnte und wie intensiv sich dieser mit dem Stoff befasst

hat und welchen Wissens – bzw. Sprachstand dieser Schüler hat. Dies

könnte eine Vereinfachung der individuellen Sprachförderung für solche

Schüler bedeuten.

Das Intrasential Codeswitching zeichnet aus, dass die Schüler in der

Fremdsprache kommunizieren wollen. Sie verwenden bereits bekannte

Worte oder Satzteile und sagen diese in französisch. Doch da die

fremdsprachlichen Fähigkeiten noch nicht so ausgeprägt sind, wird ein

Teil des Gesagten in der Muttersprache ausgedrückt.

Intrasential Codeswitching ist ein seltenes Sprachwechselmuster im

Fremdsprachenfrühbeginn. Er scheint schwierig zu sein und bei funktional

bilingualen Sprechern nur bedingt möglich, daher ließen sich in den

Transkriptionen nur einzelne Beispiel finden. Doch ist die Qualität des

Sprachwechsels sehr hoch, da der Kommunikationswille in der

Fremdsprache da war. Das Intrasential Codeswitching ist eine

Sprachwechselform, die nur selten in der Grundschule vorkommt,

wahrscheinlich, da sie zu komplex ist und das Mischen zweier Sprachen

erst möglich ist, wenn die beiden Sprachen schon besser gelernt wurden.

Beim Sprachwechseltypen „Situative schülerinitiierte Diskussion“ sind zwei

Fähigkeiten eng miteinander verbunden: Die rezeptiven Sprachkenntnisse

und die aktive Kommunikationsfähigkeit. Durch den immersiven Unterricht

werden die rezeptiven Fähigkeiten gefördert und müssen auch weiter

ausgebaut werden werden. Die Schüleraktivität und der

Kommunikationswille sind nicht nur im Fremdsprachenunterricht qualitativ

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hoch zu bewerten, für die gesamte Schullaufbahn sind diese von hoher

Bedeutung.

Im nächsten Abschnitt wird nun die Frage diskutiert, ob Codeswitching im

Fremdsprachenfrühbeginn stärker intensiviert werden soll, da der

Rückgriff auf die Muttersprache früher nicht gestattet und nicht gewünscht

war.

7. Intensivierung des Codeswitchings? Entscheidend für das Intensivieren des Codeswitchings in der Schule ist

grundsätzlich die Frage, ob der Rückgriff auf die Muttersprache wichtig für

den Fremdsprachenerwerb ist?

Hierzu hat Maria Causa in ihrer Publikation (2002) geschrieben, dass der

Sprachwechsel hin zur Muttersprache, nicht nur ein Defizit in der

Zielsprache aufweist, sondern auch positive Eigenschaften hat. Der

Gebrauch der Muttersprache spiegle eine Konstruktion einer

Bilingualkompetenz wider, dank welcher der Schüler all seine

Kommunikationsressourcen ausschöpfen könne und der Wille zur

Kommunikation gestärkt würde. Diese drei Komponenten, also die

mangelnde Beherrschung der Zielsprache, die Konstruktion der

Bilingualkompetenz und der Kommunikationswille seien positive

spracherwerbsfördernde Faktoren. (Vgl. M. Causa 2002:46)

Ähnliche Position nimmt auch Sabine Ehrhardt ein, die in ihrem Vortrag

beschreibt, dass „Codeswitching eine nützliche Funktion beim

Spracherwerb und beim Vermitteln von sprachlichen Inhalten hat – diese

notwenige Phase als wichtiger Schritt in Richtung Kommunikation in der

Fremdsprache akzeptiert werden sollte.“ (S. Ehrhardt, o.J.:7)

Ziel des Fremdsprachenunterrichtes ist es, den Schülern ein

realitätsnahes Kommunikationsumfeld in der Schule zu bieten, so dass sie

die Sprache im Kontakt mit anderen lernen. Ein Unterrichtsgespräch wird

im Primarbereich wohl leider nicht gänzlich monolingual in der

Fremdsprache gemacht werden können, da den Schülern oft das

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Vokabular dazu fehlt. Das Gestatten der Muttersprache bringt nach

Angaben mehrerer Autoren erhebliche Vorteile:

„Sowohl die Intensität als auch die Qualität des Rückgriffs auf die

Muttersprache ist sicherlich ein Anzeichen für den

Entwicklungsstand der Interimssprache des jeweiligen Lerners und

es ermöglicht der Lehrperson so individuell gezielt die

Fremdsprachenkompetenz des Schülers zu fördern.“

(G. Schlemminger 2004b:17)

Für den Zweitspracherwerb sei es wichtig, Strukturen und Begriffe der

Muttersprache auf die Zielsprache zu übertragen oder zu kontrastieren.

(Vgl U. Sandfuchs 1997:13). Die Lehrkraft macht in ihrem Interview darauf

aufmerksam, dass den Kindern das Kommunikationsmedium Französisch

vorgegeben werden soll, ihnen jedoch den Rückgriff auf ihre

Muttersprache nicht verboten werden darf, da dieser nur natürlich sei.

(Interview: Zeilen 178-188, S.103)

Jedoch sei das Intensivieren des Codeswitchings in einer monolingualen

Klasse bei zwei Stunden Fremdsprache die Woche nicht sinnvoll, da sonst

die Prinzipien des immersiven Unterrichts nicht wirken könnten (Interview:

Zeilen 212-216, S.104).

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8. Zusammenfassung

Es besteht eine Hemmschwelle bei vielen Schülern im

Französischunterricht die deutsche Sprache zu verwenden, daher wird

das Codeswitching im Beisein der Lehrkraft vermutlich nicht so spontan

gemacht. Doch da die Schüler kommunizieren wollen, werden sie einen

Moment ausharren und dann auf deutsch sprechen. Um eine möglichst

realitätsnahe Kommunikations- und Interaktionssituation im bilingualen

Sachfachunterricht zu ermöglichen, sollte es den Schülern nicht verboten

sein, auf ihre Muttersprache zurückgreifen zu können, vor allem im

Primarbereich, wenn der Wortschatz in der Fremdsprache noch nicht so

groß ist. Solche Sequenzen sollten im bilingualen Sachfachunterricht

wünschenswert und auch erlaubt sein. Eine strikte Ablehnung der

Muttersprache im Zweitspracherwerb, so hat Butzkamm (2000:9)

geschrieben, sei nicht richtig, „denn in der Muttersprache begründe sich

die Sprachlichkeit des Menschen. Sie sei in einem ganz fundamentalen

Sinn der Schlüssel zu allen weiteren Sprachen". Trotzdem sei es wichtig

ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Muttersprache und Fremdsprache

zu finden, da sonst das Vorwärtskommen in der Fremdsprache behindert

werden würde.

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53

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Anhang A: Übersicht aller Sprachwechselauszüge den

zugehörigen Typen zugeordnet Anhang A 1: Situativer Kommentar.......................................................... 55

Anhang A 2: Verbal begleitetes Melden................................................... 57

Anhang A 3: Sich vergewissern............................................................... 58

Anhang A 4: Kooperative Hilfestellung .................................................... 59

Anhang A 5: Hilfestellung für sich selbst.................................................. 60

Anhang A 6: Übersetzung........................................................................ 61

Anhang A 7: Direkte und indirekte Beantwortung einer Frage................. 63

Anhang A 8: Situative schülerinitiierte Diskussion ................................... 66

Anhang A 9: Intrasential Code-Switching ................................................ 67

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55

Anhang A 1: Situativer Kommentar

„Le petit déjeuner“

Minute 00:00

Auszug 1 5 ... dans son lit (::) il dort^ (..?..)(K0) 6 S17 der schläft immer^

Minute 06:20

Auszug 2

59 S? Glas isch doch net so groß^ Auszug 3

117 S? eß ihn aber bloß nicht auf^

Auszug 4

120 S17 schmeckt doch lecker

Auszug 5

145 146

S17? ah des isch falsch oh des isch richtig^

Auszug 6

190 Sin? oh lecker Minute 15:50

Auszug 7

46 S1 jetzt eßt er alles voll leer^

Auszug 8

70 71 72

il y a beaucoup de monde qui aime la baguette^ NS’in6 qu’est-ce que tu aimes°

73 74

(S’in6 zeigt auf das Croissant.)

75 le croissant° 76 (S’in6 nickt.) 77 le croissant^ 78 79 80 81

S17 immer wenn ich was zu essen seh’ hab ich so Hunger^ jetzt könnt ich grad mein Frühstück auspacke S’in6 (gleichzeitig) j’aime le croissant

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56

82 83

(wiederholt sich, da S17 so laut gesprochen hatte.)

Auszug 9

88 89

S17 du isch alles was es auf der Erde gibt^

„Les vêtements“

Minute 14:30

Auszug 10

Minute 31:20

Auszug 11

„Les chiffres“

Minute 01:30

Auszug 12

19 S17 ich hab gedacht des isch ä gesicht^

Auszug 13

60 S17 (..?..) sieht aus wie ne Blume^ Minute 22:00

Auszug 14

26 S? Schiffe versenken^

2 S17 ey wenn der so im Sommer rumläuft

115 116

S17 (..?..) oh deine Lieblingsfarbe ist ja lila^

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Anhang A 2: Verbal begleitetes Melden

„Le petit déjeuner"

Minute 05:15

Auszug 15

21 S1 darf ich sage° Minute 06:20

Auszug 16

56 (S17 meldet sich) S17 ah ah

Auszug 17

108 S? ah ah !

Auszug 18

110 S? ah

Minute 15:50

Auszug 19

117 118

S17 (meldet sich) darf ich erklären (...was wir machen solle...)

Auszug 20

332 ES bitte! „Les chiffres“

Minute 01:30

Auszug 21

11 S? ich weiß es^ (ES melden sich)

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58

Anhang A 3: Sich vergewissern

„Les vêtements“

Minute 01:30

Auszug 22a

Minute 31:20

Auszug 23a

Auszug 24

Auszug 25

Auszug 26

Auszug 27

„Les chiffres“

Minute 01:30

Auszug 28

4 5

S7 ah Sie malen was an die Tafel und wir was (..?..)

9 10

il s’appelle Lucas^ toi (::) tu t’appelles NS19 et lui il s’appelle Lucas^

(Unruhe) S heißt er Lucas°

11 S heißt er Lucas°

19 20

S17 Sie sagen (::) und dann ähm wir müssen (...anmalen...)

41 S? nicht kleben oder°

98 S17 alles lila°

100 S17 die Unterwäsche alles lila°

105 S? auch all(::) alles lila° 106 S? NLK alles lila°

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59

Anhang A 4: Kooperative Hilfestellung

„Le petit déjeuner"

Minute 05:15

Auszug 29

17 Sin? eingefroren 18 S17 ja eingefroren Minute 06:20

Auszug 30

1 2 3

maintenant (::) faire un cercle mais sans chaises^

(Die Kinder sitzen noch auf ihren Plätzen, sie müssen jetzt vorkommen, um einen Kreis zu bilden)

4 S? wie° 5 sans chaises^ 6 S? mit Stühlen° Auszug 31

12 non^ (..?..) 13 S? nur die vorderen^

Minute 15:50

Auszug 32a

21 S1 du musch sage^

Auszug 33

183 S? (...Augen zumachen…)

Auszug 34

209 210

S4 (zu NS’in6 gewandt) auf französisch sagen

Auszug 35

284 285

(S1 geht vor an den Tisch.) S1 (...hinlegen...)

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60

„Les vêtements“

Minute 31:20

Auszug 36

Auszug 37

Auszug 38

Auszug 39

„Les chiffres“

Minute 22:00

Auszug 40

61 S’in10 hat sie gesagt^

Anhang A 5: Hilfestellung für sich selbst

„Les vêtements“

Minute 18:00

Auszug 41

Minute 27:30

Auszug 42

13 S? nicht ausschneiden!

29 30

S7 (…und dann bekommt man ne Note…)

36 37

S17 NLK diktiert’s uns doch! (zu anderem S)

42 S? nein nicht kleben^

1 les gants <„seltsame Aussprache“> 2 3

S17 ah des kann ich mir merken^ wie Gummi^

30 31

S10 bonnet bonnet bonet bonet bonet la bonet eine Bohne

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61

Anhang A 6: Übersetzung

„Le petit déjeuner"

Minute 06:20

Auszug 43

36 37 38

alors qui veut toucher° non (::) on ne commence pas par toucher qui peut deviner°

39 S? was das sein könnte° 40 41 42

qu’est-ce qu’il y a sous la nappe° (Die Kinder sollen erraten, was unter der Decke versteckt ist.)

43 44 45 46

S17 ah so ich weiß jetzt^ (ES melden sich) vielleicht sollen wir da drunterfassen und spüren was des isch^

47 S4 kucke was des sein könnt^ 48 49

non, on ne regarde pas on pense qu’est-ce que (::) (..?..)

50 S1 wir müssen raten^

Minute 15:50

Auszug 44

240 241

deux fois six enfants six enfants qui se mettent en ligne ici six là et six là

S1 sechs Kinder

242 S1 sechs Kinder „Les vêtements“

Minute 10:00

Auszug 22b

9 10

il s’appelle Lucas^ toi (::) tu t’appelles NS19 et lui il s’appelle Lucas^

(Unruhe)

… 12 S17 sein Name ist Lucas^ 13 c’est ça^ 14 15

S17 der heißt Lukas auf deutsch^ auf deutsch heißt der Lukas^

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62

Minute 11:20

Auszug 45

Minute 25:00

Auszug 46

Minute 31:20

Auszug 47

„Les chiffres“ Minute 22:00

Auszug 48 7 on commence ça une autre fois^ 8 S17 das mache ma’ ein anderes Mal^ 9 10 11 12 13 14

après la soixante-neuf ça devient très compliqué^ (flüstert) nach der neunundsechzig wird’s ganz schwierig^ tu le sais° tu le sais° (LK spricht einen Schüler an, K0) c’est combien°

15 S? welche Zahl kommt dann°

2 3

mais phou^ il fait froid dehors^ hein^il fait froid^

(Unruhe) (..?..)

… 4 S? er friert^ 5 (Unruhe) 6 S draußen ist kalt^ (..?..)

1 2

alors (::) regarder je vais enlever quelque chose (::) je vais le cacher

(Kinder sitzen auf ihren Plätzen.) (Unruhe)

… 4 S20 Sie verstecken und wir sagen^

101 je pense ses calçons^ 102 S20 Unterhose

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Anhang A 7: Direkte und indirekte Beantwortung einer Frage „Le petit déjeuner“

Minute 06:20

Auszug 49

40 41 42

qu’est-ce qu’il y a sous la nappe° (Die Kinder sollen erraten, was unter der Decke versteckt ist.)

... 52 S17 ich weiß^ (::) Tüte Chips 53 S26 ne Vase … 58 S17 Glas … 60 61 62 63

ça c’est en ver c’est en ver mais c’est pas un ver oh c’est pas juste ça il y a des autres choses^ hein° il y a d’autres choses (::) sous la nappe

(Die Kinder versuchen zu erraten, was unter dem Tuch ist)

64 S1 ein Boot 65 66 67

non c’est pas un bateau c’est une bonne idée ça pourrait être le le cheminée hein°

68 oh papapapa (S1 versucht unter das Tuch zu schauen) 69 S? Blumenvase^ 70 non pas une vase^ non^ 71 72 73

S17 vielleicht so was, wo man (Dialekt) in so Gläser reinschenkt nur aus Glas halt^

74 oui, tu as raison (::) c’est une caraffe 75 S17 wenn° 76 ou une bouteille^ S17da Orangesaft drin isch oder so^ 77 78 79 80 81 82 83

il n’y a pas de jus d’oranges dedans ily a quelque chose qui est blanc (::) blanc co(:)mme (::) regardez comme ça^alors ça c’est une caraffe (zeigt auf etwas, K0 ) et dedans c’est pas du jus d’oranges^ c’est quelque chose qui est blanc^ (flüstert) was weisses drin^

84 S12? Zucker 85 S17 Milch

Auszug 50

100 101 102

il y a d’autres choses^ (K0) et vous non NS1 (...spielen...) tu le sais déjà^ NS’in16

103 S’in16 Tasche 104 non pas un sac^NS17 105 S17 ähm (::) noch’n Glas 106 non (::) NS26 107 S26 ne Milchdose

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64

Auszug 51

111 qu’est-ce que ça peut être° 112 S4 Brot

Auszug 52

121 122 123 124

il en reste des autres choses^ regardez^ (LK formt die Gegenstände unter dem Tuch nach) NS’in 6

... 128 S’in16 ein Hörnchen

Auszug 53

166 167 168 169 170 171

non non non c’est la confiture c’est pas un miel confiture de mirabelle (…même écrit...) et il en reste une chose qu’est-ce que ça peut être° (LK schaut herum, wen sie dran nehmen könnte.)

172 S? Nutella 173 174 175 176 177

non pas Nutella^ NS’in 19 tu as une idée° (::) non (S’in19 schüttelt wohl den Kopf, K0) NSin8^ (::) non (S’in8 schüttelt wohl auch den Kopf, K0) NS’in15 (S’in15 schüttelt wohl auch den Kopf, K0) NS26

178 S26 Kabaglas 179 non pas du kaba pas de cacao^ NS4 180 S4 Honig Minute 15:50

Auszug 54

24 et (::) qu’est-ce que tu aimes NS17° 25 S17 au des baguette^

Auszug 55

33 34 35 36

écoutez (::) moi j’aime la baguette avec le miel^ (LK zeigt auf beides) c’est bon ça^le croissant avec le miel^ et NS1 qu’est-ce que tuaimes°

37 S1 die beiden^ (zeigt 2 Nahrungsmittel)

Auszug 56

45 et NS10 qu’est-ce que tu aimes° 46 S1 jetzt eßt er alles voll leer^ 47 48

(S10 überlegt und zeigt dann auf diverse Nahrungsmittel. K0) eins zwei drei^

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65

Auszug 57

184 185 186 187 188 189 190

alors fermez les yeux^ (::) fermez les yeux (::) NS25 ferme les yeux (LK zeigt nimmt die Arme vors Gesicht.) et regardez qu’est-ce que j’ai caché° qu’est-ce qui manque° NSin18 ne regarde pas (..?..) qu’est-ce qui manque°

(Unruhe)

191 S? gar nichts^ „Les vêtements“

Minute 25:00

Auszug 58

Minute 27:30

Auszug 59

22 23

NS23 qu’est-ce qui manque ° (...alors...) (...was fehlt...°)

24 25 26

(S23 hatte sich gemeldet, kennt aber das Wort auf französisch nicht.) S23 hmm

27 ouai° 28 29 30

(S10 sitzt vor S23. S10 dreht sich zu S23 und diesem wird’s wahrscheinlich leise auf deutsch gesagt.)

31 32

oui (::) dit le (::) encore une fois sag’s nochmal

33 S10 er hat’s auf deutsch gesagt^ 34 35

oui je sais (::) tu peux le dire en allemand^

S? auf deutsch

36 S23 (...le Schuh...)^ 37 38 39

le Schuh (::) c’est quoi en français° qui le sait° tu as raison^

(..?..) (Unruhe) (..?..)

40 41

(Unruhe) S? (...les bottes...)

23 24 25

qu’est-ce qu’il porte encore°qu’est-ce que c’est ça hein° NS2

(Unruhe)

26 S2 la bonné^

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66

Minute 31:20

Auszug 60

Auszug 61 Anhang A 8: Situative schülerinitiierte Diskussion „Le petit déjeuner“

Minute 05:15

Auszug 62

1 2 3 4

(LK steht mit S’in18 vorne. Sie sind gerade dabei das morgendliche Ritual (Datum, Jahreszeit, Wetter) durchzugehen.)

5 NS’in18 quel temps fait-il° (::) sh^ NS17 6 7

(S’in18 schaut aus dem Fenster und überlegt,dreht danach an der„Wetteruhr“)

8 9

quel temps fait-il aujourd’hui° est-ce que tu te souviens°

10 S’in18 non 11 non^ qui peut aider S’in18° ah NS17° (S17 meldet sich) 12 S17 des kann doch net sein^Wolken 13 14

mais oui regarde (…regarde dehors...) (..?..)

21 22

est-ce que vous avez compris ce ce que S17 a dit° habt ihr’s verstanden°

23 S? (…ja...)

121 122

l’anorak est de quelle couleur° welche Farbe c’est l’anorak°

123 124

S? auf deutsch°

125 non en français^ 126 S? jaune^ 127 l’anorak° 128 S? äh vert^ 129 130

comme ça (::) vert (::) et le pullover° (::) le pullover est de quelle couleur° NS1^

131 S1 jaune^ 132 jjjjaune^tu as raison^ 133 S? (..?..) (Unruhe) 134 135

le (::) ah les gants ont du quelle couleur°les gants^ NS25

136 S25 orange 137 oui orange^ 138 ES/gelb/juhu 139 les pantalons ont de quelle couleur° 140 S? rouge

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67

15 16

S17 die Fenschterscheiben von den Autos sind doch schon so

17 Sin? eingefroren 18 S17 ja eingefroren 19 20

mais regarde il y a des nuages en haut (::)dans le ciel bleu (::) tu vois°

„Les vêtements“

Minute 10:00

Ausschnitt 63

„Les chiffres“

Minute 18:30

Auszug 64

1 2 3 4

(Kinder lernen die Zehner und Zehnerübergänge kennen. Z.B. vingt / vingt-et-un. Sie sitzen weiterhin auf ihren Plätzen.)

5 6 7 8 9

S’in19 ich wollt nur sagen bei denen ersten Zahlen von denen Zehnern tut man aussprechen mit dem e noch drin und dann die andere Zahlen tut man ohne e dann^

Anhang A 9: Intrasential Code-Switching „Le petit déjeuner“

Minute 15:50

Auszug 65

22 S4 j’aime la baguette^ krieg ich °

„Les vêtements“

Minute 25:00

Auszug 66

9 10

il s’appelle Lucas^ toi (::) tu t’appelles NS19 et lui il s’appelle Lucas^

(Unruhe)

… 12 S17 sein Name ist Lucas^ 13 c’est ça^ 14 15

S17 der heißt Lukas auf deutsch^ auf deutsch heißt der Lukas^

36 S23 (...le Schuh...)^

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68

Minute 27:30

Auszug 67

Auszug 68

Minute 31:20

Auszug 69

„Les chiffres“

Minute 22:00

Auszug 70

89 S? ach so äh six

18 S’in 9 la gomme das isn Radiergummi

30 31

S10 bonnet bonnet bonet bonet bonet la bonet eine Bohne

84 S20 welche Farbe les bottes°

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69

Anhang B Anhang B 1: Erklärung der Transkriptionszeichen................................... 70

Anhang B 2: „Le petit déjeuner“ 16.09.2003 ............................................ 72

Anhang B 3: „Les vêtements“ 21.10.2003 ............................................... 90

Anhang B 4: Interview mit der Lehrkraft aus den Videos ....................... 103

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70

Anhang B 1: Erklärung der Transkriptionszeichen 1. Kürzel für Personen

LK Lehrkraft

SuS Schüler und Schülerinnen

S einzelner Schüler

S’in einzelne Schülerin

S1, S2, S’in3... Schülernummer;jedes Kind bekommt eine Nummer

unter der es fortlaufend in den Transkriptionen geführt

wird.

S?, S’in? Wenn SuS nicht im Bild sind oder Aussagen nicht

zugeordnet werden können.

NS1, NS’in3 LK spricht den S1, die S’in3 mit Namen an.

ES einige Schüler / Schülerinnen

KaF, KaM Kamerafrau, Kameramann

2. Interaktionen

verbale Äußerungen: Fettdruck

alle weiteren Angaben: Normalschrift

<...> Beschreibung der Sprechweise

(xyz) Beschreibung der Tätigkeit, Beispiel: (S1 steht auf)

(...) Unverständliches mit möglichem Wortlaut

(..?..) völlig unverständlich

/.../ wenn Kinder durcheinander reden (Lk stellt eine Frage

an die Klasse, es kommen spontan mehrere gut

verständliche Antworten, die jedoch unmöglich sind,

einzelnen Schülern zuzuordnen.

M-hm Zustimmende Äußerung

3. Satzzeichen und orthographische Konventionen und Abkürzung für

häufig vorkommende Gesten

! Nachdruck

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71

° steigende Intonation

^ fallende Intonation

M0 Tonaufnahme ermöglicht keine genauen Angaben

K0 Bildaufnahme ermöglicht keine genauen Angaben

(:) vokalische bzw. konsonantische Dehnung

(::) kurze oder lange Pausen (in der Regel bei

orthographischem Satzende), Versprecher,

(syntaktische) Abbrüche, bei Wortabbrüchen ohne

Lehrzeichen.

- wenn Interaktionen gleichzeitig ablaufen, werden

diese auf gleiche Zeilenhöhe geschrieben

ZF Zeigefinger

/// Ende der Transkription