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Unterm Sternenmantel Heinrichsgarten und Grüner Lehrpfad Heinrichsgarten und Grüner Lehrpfad in Speikern in Speikern 1 1000 Jahre Bistum Bamberg

Das Leben zu Beginn des 11 - Erzbistum Bambergdownloads.eo-bamberg.de/9/836/1/13963435909890498249.pdf · seiner Kraft, Thor der germanische Donnergott besaß einen Zaubergürtel

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Unterm SternenmantelHeinrichsgarten und Grüner LehrpfadHeinrichsgarten und Grüner Lehrpfad

in Speikern in Speikern

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1000 Jahre Bistum Bamberg

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Vom Amt für Landwirtschaft und Forsten wird jährlich ein Grüner Pfad angelegt.

Er vermittelt für Ausflügler, Spaziergänger, Schulklassen, Radfahrer oder wer auch immer den Pfad entlang geht, ein Bild über unsere Land- und Forstwirtschaft und gibt dem Betrachter auf verschiedenen Schautafeln vielfältige Informationen.

Anlässlich der 1000-Jahrfeier des Bistums Bamberg wird der Grüne Pfad im Jahr 2007 in Speikern eingerichtet. Er führt neben vielen Besonderheiten an dem vom Dekanat Neunkirchen gestalteten Heinrichsgarten vorbei. Dieser stellt eines der „Highlights“ des 3 km langen Rundwanderweges dar.

Im Heinrichsgarten sind Kräuter-, Gemüse- und Kulturpflanzen zu sehen wie sie zur Zeit der Bistumsgründung Bamberg, um ca. 1007 n. Chr., kultiviert wurden.

Er vermittelt einen anschaulichen Eindruck über die Nutzpflanzen dieser Epoche, die in unserer Zeit zum Teil kaum noch bekannt sind.

Der Grüne Pfad beginnt am Parkplatz des „Archäologischen Wanderweges“ an der Straße von Speikern nach Kersbach und führt auf einem ca. 3 Kilometer langen Rundweg durch das Schallerholz an den Hügelgräbern und den landwirtschaftlichen Schaukulturen vorbei, bis zum Heinrichsgarten mit vielen alten sehenswerten Kräutern und Gewürzen.

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Liebe Besucherinnen, lieber Besucher!

Wenn wir von einem Garten reden, dann verbinden sich damit unterschiedliche Vorstellungen wie z. B. Nutzgarten, Blumengarten, Park, Gärtlein, Obstbaumgarten usw.

Im Rahmen des Bistumsjubiläums der Erzdiözese Bamberg entstand die Idee, einen Garten anzulegen, der den Pflanzen gewidmet ist, die schon zur Zeit des Hl. Kaisers Heinrich vor 1000 Jahren angepflanzt wurden. Was war das damals für eine Zeit?

In den künstlerischen Darstellungen wird der Garten bis auf die Unkenntlichkeit reduziert und mit der Idee vom Paradiesgarten verbunden.

Im schroffen Gegensatz dazu stand die für heutige Verhältnisse bescheidene Ernährungslage der damaligen Bevölkerung. Die Besiedelung nahm zu, denn aufgrund erheblicher Rodungen wurde Ackerland gewonnen. Der Beetpflug, bestehend aus Rad- und Streichbrett, löste den Hakenpflug ab, die 3-Felderwirtschaft wurde eingeführt und im Wesentlichen wurden hochhalmige Getreidesorten, wie Roggen, Gerste, Hafer und Dinkel mit der Sichel kurz unterhalb der Ähren geerntet.

Die Hauptnahrung bestand aus einem Getreidebrei, der mit Wasser oder Milch angerührt wurde. Salz, Gemüse und Obst verfeinerten das Gericht. Linsen, Erbsen, Bohnen, Fenchel, Mangold, Sellerie, Gurken und verschiedene Rüben- und Kohlarten ergänzten den Speisezettel. Gewürze, wie wir sie heute gebrauchen, und die Pflanzen aus der „Neuen Welt“, wie z. B. Kartoffeln und Tomaten gab es damals noch nicht, ebenso wenig wie Herbizide, Fungizide und genveränderte Pflanzen.

Der Gang durch den Heinrichsgarten erinnert uns nicht nur an eine vergangene Zeit, sondern er mahnt uns auch zu einem sorgsamen und achtungsvollen Umgang mit der Schöpfung.

Dekan Wolfgang Angerer

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Das Leben zu Beginn des 11. Jahrhunderts!

Zu Beginn des 11. Jh. lebten 80 Prozent der Bevölkerung als Landwirte in Gehöften. Neben einen großen, nicht unterkellerten, Haupthaus, das als Wohn- (Stall) haus und Arbeitsgebäude diente, gab es Speicher und als Werk- oder Vorratsräume genutzte Grubenhäuser. In der Regel waren die Häuser aus Holz, im Inneren war Lehmboden, die Fenster ohne Glas und als Koch- und Wärmequelle diente eine ebenerdige, offene Feuererstelle in der Mitte des Hauses. Als Möbel dienten Schemel und Hocker und schlichte Regale und Truhen als Vorratsmöbel. Tische und Betten gab es nur in den Häusern der adeligen Führungsschicht (zur damaligen Zeit lebten auch Adelige noch in derartigen Gehöften) und Klöstern.

Jedes Gehöft hatte eine eigene Wasserversorgung in Form eines Brunnens oder Wasserlaufs. An die Gebäude Schloss sich der Hausgarten an, in dem Gemüse und Kräuter sowie Obst und Nussbäume kultiviert wurden. Das ganze Gehöft, einschließlich des Gartens war mit einem Zaun oder einer Hecke umschlossen. In Dreifelderwirtschaft (Wintergetreide, Sommer- getreide, Brache zur Viehweide) wurden Emmer, Einkorn, Hirse, Roggen, Hafer, Dinkel und Gerste angebaut.

Die medizinische Versorgung zur damaligen Zeit, wurde zum größten Teil von den Klöstern abgedeckt. Die Mönche und Nonnen waren Arzt und Apotheker zugleich und erfüllten als Bewahrer des heilkundigen Wissens der Antike eine wichtige Funktion. Die Rohstoffe zur Herstellung ihrer Arzneimittel wuchsen in den Klostergärten. Aber auch in der Bevölkerung gab es Kräuterkundige, die zur damaligen Zeit noch nicht als Hexen/r verfolgt wurden.

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Kaiser Heinrich II. schenkte 1007 seinem neuen Bistum Bamberg das „Lorscher Arzneibuch“. Es entstand gegen Ende des 8. Jahrhunderts und ist das älteste medizinische Buch Deutschlands. Es deckt das gesamte medizinische und pharmazeutische Wissen seiner Zeit ab.

Das von Bischof Richbodo verfasste „Lorscher Arzneibuch“ trat der damaligen medizinfeindlichen Haltung entgegen, dass Krankheit, Schmerz und Leid als Teil der göttlichen Schöpfung, also von Gott gegeben zu sehen sei.

Im „Heinrichsgarten unterm Sternenhimmel“ in Speikern (Gemeinde Neunkirchen am Sand) haben wir einen kleinen Teil der zur damaligen Zeit bereits bekannten Heilkräuter angepflanzt. Mit kleinen Schautafeln wird jede Pflanze kurz beschrieben. Es ist ein Versuch, den Pflanzen, die wir teilweise sogar als Unkraut beschimpfen, wieder etwas Achtung als Heilkraut zu schenken. Im Anschluss dieses Gartens befinden sich Schauflächen mit verschiedenen Gemüse- und alten Getreidesorten, von denen sich die damalige Bevölkerung hauptsächlich ernährte.

Bei der Erkundung in eine Welt der Heilkräuter und Speisen vor 1000 Jahren wünsche ich Ihnen viel Spaß!

Noch eine kleine Anmerkung am Ende: Wer noch nie mit Heilkräutern gearbeitet hat, sollte sich vor Anwendung nochmals genau über die einzelnen Kräuter und deren Handhabung erkundigen, da die hier aufgeführten Pflanzen nur kurz vorgestellt wurden.

Planung des Kräutergartens und Zusammenstellung

Marion NtagouloudisOttensooser Weg 4191233 Neunkirchen

Tel. 09153-923386

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AlantInula helenium

Bereits die alten Griechen und Römer schätzten die Pflanze als Heil- und Färberpflanze. Der Name „Inula“ weißt auf den hohen Gehalt des stärke­ähnlichen Kohlehydrates Insulin hin, was den Zuckerspiegel im Blut weniger ansteigen lässt. Den Beiname „helenium“ bekam sie nach einer alten Sage: Als die schöne Helena aus Troja entführt wurde, weinte sie bitterlich und überall dort, wo ihre Tränen den Boden berührten, soll der Alant gewachsen sein.

Um ca. 1095 n. Chr. gelangte die Pflanze dann auch in unsere Breiten, wo sie sich schnell in Kloster- und Bauerngärten verbreitete. Heute findet man den Alant bei uns fast nur noch verwildert auf Feuchtwiesen und feuchten Wegesrändern.

Wirkung und AnwendungAntiseptisch, Magen stärkend, schleimlösend,

Die Wurzel als Tee bei Magenproblemen, Husten, Bronchitis und Asthma.Die Alantwurzel zu Pulver verarbeitet, ist Bestandteil von

Diabetikernahrung. In manchen Ländern wird Alant industriell zu Bitterlikören, Hustenmittel

und Magentonika verarbeitet.

Vorsicht!: Zu hohe Mengen führen zur Übelkeit!

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AnisPimpinella anisum

Anis war schon vor über 3000 Jahren ein beliebtes Gewürz und Heilmittel im Mittelmeerraum. Griechen und Römern galt es als Magenheilmittel und sie verwendeten es im Brot. Plinius der Ältere (ca. 24 n. Chr.) schrieb über den Anis, dass er nicht nur den Atem verbessere, sondern dass man nach dessen Genuss auch jünger aussähe; außerdem war er der Meinung, dass Anissamen böse Träume vertreibe. Benediktinermönche brachten den Anis im 9. Jahrhundert mit nach Nordeuropa. Die Hauptanbaugebiete liegen aber auch heute weiterhin im sonnigen Südeuropa.

Wirkung und AnwendungAppetitanregend, verdauungsfördernd, krampfstillend, blähungstreibend,

auswurffördernd, harntreibend, milchbildend

Die Samen von Anis kann man in Brot einbacken, daher wird er mancherorts auch „Backsamen“ genannt. Er würzt Süßspeisen, schmeckt in Obstsalaten und Weihnachtsgebäck. Suppen, Soßen oder Gemüse verleiht

er eine süßliche Note. Frische Blätter kann man in Salate und Suppen geben. Schwere Speisen macht er leichter verdaulich. Als Tee wirkt er bei verschleimten Husten und Verdauungsstörungen, bei stillenden Müttern

fördert er die Milchbildung.

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BaldrianValeriana officinalis

Baldrian wächst in ganz Europa, Klein, Mittel, Nordasien und Japan. Valeriana hat seinen Ursprung in dem Wort „valer“ = gesund bleiben. Im Mittelalter wurde er als Mittel gegen die Pest und zum Schutz vor bösen Geister und Hexen eingesetzt. Er liebt das feuchte Element, Undinen Wassernixen, Elfen und die Geister des Mondes sollen in mondhellen Nächten um ihn tanzen. Daher auch die Namen „Elfen- oder Mondkraut“. Weitere Volksnamen sind Katzenkraut (Katzen sind wie wild auf frische und getrocknete Pflanzen), Stinkwurz (der Geruch der Wurzel ist gewöhnungsbedürftig), Tollerjahn Hexenkraut, Mondwurz und wilder Calmus. Baldrian trägt auch den Namen des Germanischen Lichtgottes Baldur. Die Germanen sahen im Baldrian die Kräfte Baldurs, Gott des Lichts. Seine beruhigende Wirkung wurde erst ab dem zwanzigsten Jahrhundert genutzt.

Wirkung und Anwendung

Baldrianzubereitungen wirken beruhigend und krampflösend, lindern Schmerz und haben einen psychisch leicht anregender Effekt. Baldrian

vermag innere Unruhe, Angst und Spannungszustände zu beseitigen und einen Zustand der Ausgeglichenheit hervorzurufen. Baldrian betäubt nicht

und macht nicht süchtig, kann gut auch tagsüber zur Beruhigung angewandt werden. Als Tee oder Fertigpräparate aus der Apotheke.

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BarbarakrautBarbarae vulgaris

Das Gewöhnliche Barbarakraut kommt in Europa natürlich vor. Das Kraut ist nach der heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute und Steinbrucharbeiter benannt. Die Handwerker benutzten das Kraut bei Verletzungen einst wie Pflaster. Die Blätter wurden bis zum 4. Dezember am Barbaratag frisch geerntet und dem Salat beigemischt, sie enthalten sehr viel Vitamin C.

Wirkung und Anwendung

Appetitanregend, blutreinigend, harntreibend, wundreinigend

Die frischen Blätter fein geschnitten in Salate und das frische Blatt zur Wundversorgung. Getrocknet verliert das Kraut seinen Wert.

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BeifussArtemisia vulgarisSie war die Pflanze der Griechischen Göttin Artemis, die als Beschützerin bei Geburten und bei allen Frauenkrankheiten galt. In der Antike hatte die Pflanze den Beinamen Parthenis = Jungfrauenkraut. Im alten Ägypten war sie der Göttin Isis geweiht, die Römer weihten sie Diana. Beifuss galt in allen Ländern als großes Frauenheilmittel. Im Mittelalter wurde sie in einem Kräutergedicht als „Mutter der Kräuter“ und in einem angelsächsischen Kräutersegen als das älteste der Kräuter angerufen. Man nannte sie auch „Schoßkraut“. Frauen banden es sich während der Geburt um den Bauch, um diese zu erleichtern.

Noch nicht allzu lange zurück, räucherte man an Maria Himmelfahrt die Ställe mit Beifuss, um das Vieh vor Krankheiten und bösem Zauber zu schützen oder hängte einen Beifuss Kranz auf. Wie Mistel und Johanniskraut, ist auch der Beifuss eine Kraftpflanze, die Schamanen in allen Kulturen Kraft und Macht verleiht. Selbst die Götter bedienten sich seiner Kraft, Thor der germanische Donnergott besaß einen Zaubergürtel „Megingjardr“, mit diesem Gürtel aus Beifuss konnte er seine Kraft verdoppeln. Ein Beifußsträußchen im Schuh, soll die Füße vor Ermüdung schützen.

Wirkung und AnwendungMenstruationsfördernd (daher sollten Schwangere auf ihn verzichten),

entkrampfend, antibakteriell, durchblutungsfördernd Nerven beruhigend. Als Tee oder als Fußbad bei Unterleibsstörungen, kalten Füßen,

Verkrampfungen, Kopfschmerzen, oder als Schlafkissen: Kleines Kissen mit getrockneten Beifussblüten und –blättern füllen. Bei Neigung zu

Krämpfen und Einschlafschwierigkeiten, gemischt mit anderen Pflanzen z. B. wie Lavendel, Thymian, Minze oder Rainfarn ergibt es ein gut duftendes

Kräuterkissen, das auch Ungeziefer und Motten fern hält.

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(Berg-) Bohnenkraut Satureja montana

Das ursprünglich aus Südeuropa stammende Winter- oder Berg-Bohnenkraut brachten Benediktinermönche im 9. Jahrhundert in unsere Breiten. Alte Namen wie Wurstkraut, Aalkraut oder Weinkraut zeigen auf, dass das Kraut schwer verdauliche Speisen zugesetzt wurden.

Wirkung und Anwendung

Verdauungsfördernd, magenstärkend, blähungshemmend, entkrampfend, keimtötend

Selten wird das Bohnenkraut heute noch als Tee zu Heilzwecken eingesetzt, obwohl es durchaus geeignet wäre, als Magenmittel, als

blähungstreibendes Mittel und als Hustenmittel angewandt zu werden. Selbstverständlich kommen die positiven Eigenschaften auch als Gewürz

zur Geltung.

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BorretschBorago officinalisAraber brachten den Borretsch nach Spanien, wo sie ihn als Gemüse- und Heilpflanze anbauten, von da aus breitete er sich bis zum 12 Jahrhundert über ganz Europa aus. In der Antike wurde er gegen traurige Stimmung eingesetzt, daher auch der volkstümliche Name

„Wohlgemutsblume“

Wirkung und Anwendung

Blutreinigend, Harntreibend, lindert Husten und Bronchitis, hilft bei Rheuma, Herz- und Nierenleiden, wirkt leicht durchblutungsfördernd.

Tee oder Fertigpräparate aus der Apotheke, frische Blätter fein geschnitten in Salate und Suppen

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BraunwurzScrophularia nodosa

Die Pflanze kommt in ganz Nordeuropa natürlich von. Sie ist keine Augen- und Nasenweide. Ihre Blätter (wenn man sie reibt) und Wurzel verströmen einen unangenehmen Geruch. Der Gattungsname Scrophularia, abgeleitet vom lat. scrophula (Halsdrüsengeschwulst), ist ein Hinweis auf die Verwendung; nodosa (lat.) bedeutet knotig. Die deutsche Bezeichnung Braunwurz kennzeichnet die Farbe der Blüten und des Wurzelstockes. Im Altertum wird Scrophularia bereits von Dioskurides erwähnt, und auch die Kräuterbücher des Mittelalters heben seine Verwendung bei Geschwüren hervor

Wirkung und Anwendung

Erkrankungen des lymphatischen Systems, der Haut und des Magen-Darm-Traktes, wie Schwächezustände, Drüsenverhärtungen,

Enddarmentzündung, Milchschorf.Heute wird die Pflanze nur noch in der Homöopathie angewandt

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BrennesselUrtica dioica (= die Große), Urtica urens(= die Kleine)Cäsars Truppen sollen die Brennnessel in nordische Provinzen eingeführt haben. Wo immer menschliche Siedlungen waren oder sind ist die Brennnessel nicht weit. Wir finden sie besonders an den Stellen, wo wir unsere Abfälle und Ausscheidungen hinterlassen, auf Schuttlätzen, Kahlschlägen. Die Brennnessel können mit einem Zuviel an Harnstoff sehr gut umgehen.

Noch bis 1918 zahlte die „Berliner Nesselbaugesellschaft“ hohe Prämien für den Anbau und die Ernte von Brennnessel, denn es ging um die Versorgung des Heeres mit Unterbekleidung aus Nesselfasern. Seit einigen Jahren gibt es in Norddeutschland wieder Forschungen und Anbauversuche mit dem Ziel, einen preisattraktiven, strapazierfähigen (Brenn-) Nesselstoff zu entwickelt, der den heutigen Erwartungen an Tragekomfort und Aussehen gerecht werden soll. In der Industrie werden sie bereits bei dem Ersatz von Glasfasern z. B. bei Formenteile wie Abdeckhauben in Kofferräumen eingesetzt.

Wirkung und Anwendung

Entwässernd, entzündungshemmend, stoffwechselanregend, durchblutungsfördernd, blutbildend, entgiftend, harnsäureabführend und

vitalisierend. Das frische Kraut zur Anregung des Körperstoffwechsels bei Frühjahrskuren und zur Blutreinigung, bei leichten Anämien zur

Blutbildung, bei Erkrankungen der Harnwege. Die Samen bei Erschöpfungszuständen, bei Stress und nach schwerer Krankheit, besonders

zur Stärkung von älterer Personen.

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DillAnethum graveolens

Bereits im antiken Griechenland, bei den Ägyptern und den Römern wurde Dill als Würz- und Heilkraut verwendet. Mönche brachten im frühen Mittelalter den Dill über die Alpen zu uns. Bereits 820 n. Chr. war für das Kloster St. Gallen ein großer Platz für den Dillanbau im Klostergarten vorgesehen, das geht aus Aufzeichnungen der Mönche hervor. Interessant ist, dass Dill als Vitamin-C- und Provitamin-A-haltige Pflanze in Vorbereitung längerer Weltraumflüge erfolgreich unter kosmischen Bedingungen kultiviert wurde.

Wirkung und Anwendung

Verdauungsfördernd, harntreibend, fördert die Milchbildung

Frische oder getrocknete Blätter für Fisch, Gemüsegerichte, Salate, Suppen, eingelegte Gurken usw.

Dillsamen als Tee bei Verdauungsstörungen und zur Milchbildung bei stillenden Müttern.

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EibischAlthaea officinalis

Die Heimat des Eibisch ist Mittel-, Süd- und Osteuropa. In Deutschland kommt er - allerdings selten - verwildert auf feuchten Wiesen und im Ufergebüsch auf salzhaltigem Boden vor. Der Name "althaea" kommt wahrscheinlich vom griechischen "althaino" - "ich heile". Schon Karl der Große (747 -814 n.Chr.) wusste von der Heilwirkung der Staude und befahl, ihn auf seinen Ländereien anzubauen. In der Renaissancezeit wurde die Pflanze als Allheilmittel benutzt. Sie sollte gegen Husten, Magenbeschwerden, Zahnweh, Geschlechtskrankheiten und vieles andere helfen.

Wirkung und Anwendung

Schleimlösend, reizlindernd bei Husten, Heiserkeit, Magen und Darmbeschwerden, wundheilend.

Durch den hohen Schleimgehalt findet Eibisch bei allen Erkrankungen des Halses, Rachens und der Atmungsorgane als lösendes und reizmilderndes

Mittel Anwendung und ist daher wirksamer Bestandteil in den meisten Brust- und Hustentees.

Eibisch hat sich auch bei Magenkatarrh/verdorbenem Magen als Tee bewährt. Äußerlich kann ein Brei aus Eibischblättern die Wundheilung fördern. Als Gurgellösung (Eibischtee) beruhigt er Mund-, Rachen- und

Zahnfleischentzündungen.

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EngelwurzAngelica archangelica

Der Name „Angelica archangelica“ heißt „die erzengelartige Engelhafte“, dies hat seinen Ursprung in einer alten Erzählung, in der der Erzengel Michael einem Einsiedler auf die heilkräftige Wirkung der Pflanze aufmerksam machte. Früher wurde die Pflanze auch zum Schutz und zur Heilung bei Pest eingesetzt. Gesammelt wird die Wurzel.

Wirkung und Anwendung

Magen beruhigend, Verdauung fördernd, blähungstreibend, besitzt darmdesinfizierende Eigenschaften

Als Tee, Tinktur und Salbe aus der Wurzel oder Fertigpräparate aus der Apotheke bei Magen- und Darmproblemen.

Vorsicht!: Engelwurz in der Schwangerschaft kann Fehlgeburten auslösen.

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FenchelFoeniculum vulgare

Die Wildform ist vom Mittelmeerraum beheimatet und dient seit jeher als Gewürz- und Heilpflanze.

Benediktinermönche haben bereits im 9. Jahrhundert den Fenchel über die Alpen zu uns gebracht und kultiviert. Aus ihr haben sich der Gewürzfenchel und der Knollenfenchel entwickelt.

Wirkung und Anwendung

Entkrampfend, Appetit anregend, verdauungsfördernd, blähungstreibend, auswurffördernd, harntreibend,

fördert die Milchbildung stillender Mütter

Fenchelsamen und Blätter können würzigen Fischgerichten, Salaten und Soßen beigegeben werden,

der Tee hilft bei Blähungen, krampfartigen und verschleimten Husten

und es gibt Fertigpräparate aus der Apotheke.

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FrauenmantelAlchemilla VulgarisDer Frauenmantel war schon im Mittelalter ein begehrtes Heilmittel. Der morgendliche „Tautropfen“ des Frauenmantels wurde von den Alchemisten zur Herstellung des Steins der Weisen benötigt, daher stammt auch der Name „Alchemilla“. Es sind aber keine gewöhnlichen Tautropfen in der Blattmitte, die wie Diamanten schimmern, sondern reiner Pflanzensaft, den „Alchemilla“ aus den Spitzen ihrer Blattzähnchen ausscheidet. Wasser welches der Frauenmantel aus der Erde aufsaugt, durch sein Pflanzengewebe filtriert und des Morgens als „Guttationstropfen“ (Guttation = Ausscheidung) wieder ausschwitzt. Für die alten Alchemisten war er ein besonderes Geheimnis der Natur. Kein Wunder, dass dieses Wasser magisch sein soll.

Wirkung und Anwendung

Entzündungshemmend, schmerzlindernd, zusammenziehendAls Tee bei Frauenbeschwerden wie z. B. Menstruationsbeschwerden und Wechseljahrsbeschwerden. Der Tee hat sich auch sechs Wochen vor bis vier Wochen nach der Geburt zur Kräftigung der Gebärmutter, Stärkung

der weiblichen Beckenorgane und zur Kapillarabdichtung, sowie zur schnellen Wundheilung der Geburtswege nach der Geburt bewährt, er

fördert die Milchbildung und hilft als Breikompresse bei Brustentzündungen.

Man kann aber auch Fertigpräparate aus der Apotheke kaufen.

Kosmetiktipp: Die Wassertropfen früh morgens gesammelt, straffen kleine Fältchen unter den Augen und frisch zerstampftes Kraut auf die Brust und

aufgebracht, strafft das Gewebe.

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GoldruteSolidago virgaurea

Die gewöhnliche Goldrute gehört zu unseren heimischen Wildpflanzen und kommt gerne an Wasserläufen, Weg- und Straßenrändern vor. Seit Jahrhunderten wird das „Heidnische Wundkraut“ bei schlecht heilenden Wunden und bei Nierenleiden verwendet. Früher diente sie auch zum Färben von Textilien. Zwei weitere Solitago-sorten breiten sich zurzeit in großer Anzahl bei uns aus, die Kanadische Goldrute und die Riesengoldrute. Sie haben eine ähnliche Wirkungsweise bei Nierenleiden, allerdings besitzen sie keine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung.

Wirkung und Anwendung

Ausschwemmend, entzündungshemmend, krampflösend, schmerzlindernd, antibakteriell, Nierenstein treibend,

Innerlich als Tee oder Fertigpräparate aus der Apotheke als harntreibendes Mittel bei Nierensteinen,

Blasen- und Nierenentzündung und Harnverhalten.

Äußerlich als Kompresse oder Umschlag bei schlechtheilenden Wunden

oder als Gurgellösung bei Halsschmerzen.

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GundermannGlecoma hederacea

Der Gundermann ist eine bei uns heimische Wildpflanze. Im Mittelalter galt sie als magische Schutzpflanze. Ein Kranz aus Gundermann in der Walpurgisnacht gebunden machte einen hellsichtig und man konnte damit sogar die Hexen erkennen. Der Gundermann wurde auch zu antidämonischen Ritualen benutzt. Ein Gundermann der während eines Segenspruches gepflückt wurde, konnte vor Bösem schützen und Krankheiten heilen. Weihwasser mit Gundermann half immer, die Kühe gaben mehr Milch, die Kinder gediehen gut, das Haus war beschützt und die Ernt gesichert.

Wirkung und Anwendung

Entzündungshemmend, schmerzlindernd, zusammenziehend, schleimlösend, wundheilend, anregend auf Blase und Nieren und anregende

und regulierende Wirkung auf den Stoffwechsel, Kräftigungsmittel.

Als Frischpresssaft oder als Beigabe der frischen oder getrockneten Blätter in Salaten und Suppen. Äußerlich kann man die frischen Blätter bei

schlecht heilenden und eiternden Wunden oder als Vollbad zur Kräftigung für Gelenke und Muskeln.

Traditionell: Früher als wilde Petersilie in vielen Essen und in der Gründonnerstagssuppe

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HagebutteFructus Cynobati

Die Hagebutte, auch Wildrose oder Heckenrose genannt, wächst in Europa und Asien wild in Hecken, Gebüschen und Böschungen. Der Name Hagebutte weist auf das Vorkommen der Pflanze (Rosa canina) an Hecken (altdeutsch und schweizerdeutsch „Hag“) hin.

Ihr Vitamin C Gehalt ist frisch 20 x höher als bei der Zitrone, pro 100 g getrockneter Droge 0,5 – 1,7 g Vitamin C, im Vergleich: in der Apotheke erhältliche Vitamin C Brausetabletten enthalten 0,05 bis 0,2 g je Tablette Tagesbedarf eines Menschen ca. 1 mg/kg (bei Krankheit erhöht)

Wirkung und Anwendung

In erster Linie Vitamin C Spender und dadurch Zellstoffwechsel fördernd, eine antivirale Wirkung des von den Zellen gebildeten Schutzstoffes

Interferon wird dadurch gefördert.

Als Tee aus den Früchten

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HolunderblütenSambucus nigra L.

Holunder ist in ganz Europa beheimatet und wurde schon früh als Heilkraut erkannt. Ein alter Bauernspruch sagt, vor dem Holunder solle man den Hut ziehen. Dieser Ausspruch gründet auf lange und gute Erfahrung mit diesem Strauch, der seit jeher an den Wohnstätten der Menschen anzutreffen war. Der Baum war eine Art Hausapotheke und lieferte mit seinen Blüten und Früchten hervorragende Arznei. Früher wurden auch Blätter und Rinde arzneilich angewandt, dies wird heute aber wegen der giftig wirkenden Inhaltstoffe (Sambunigrin) nicht mehr getan. Früher wurden auch Wolle, Stoffe und sogar Haare damit gefärbt.

Wirkung und Anwendung

Schweiß treibend, verbessert die Bronchialsekretion, schwach Harntreibend, Abwehr aufbauend.

Blüten und Beerensaft als schweißtreibendes Mittel, Tee bei

Erkältungskrankheiten und Fieber

äußerlich: Kräuterkissen, Vollbad

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HopfenHumulus lupulus

Als Wildpflanze wächst er bevorzugt an stickstoffreichen Standorten mit ausreichend Feuchtigkeit. Man findet ihn vor allem an Waldrändern, Lichtungen und Gebüschen. Hopfen ist zweihäusig, das heißt, es gibt unterschiedliche weibliche und männliche Pflanzen. Zum Bierbrauen und als Heilpflanze werden nur die unbefruchteten Ähren, auch Dolden oder Zapfen genannt, der weiblichen Pflanzen verwendet. Die Pflanzen können bis zu 50 Jahre werden.

Hopfen wurde bereits im Mittelalter bei Verstopfung, Harnverhalten und Ausbleiben der Menstruation verwendet. In Form von Salben und Bädern wurde er bei Geschwüren und Flechten und anderen Hautleiden sehr geschätzt. Hopfen gehört zu jenen Drogen, die in großen Mengen angebaut wurden und werden. Der Weltverbrauch liegt bei ca. 50.00 t pro Jahr. Hauptverwendungszweck ist die Bierbrauerei.

Wirkung und Anwendung

Beruhigend, schlaffördernd, entkrampfend, antidepressiv, appetitanregend harntreibend, östrogene Wirkung, deshalb im Klimakterium beruhigend

Der Tee hilft beim Einschlafen, körperlicher Unruhe, nervösen Magen, Harnverhalten, Unruhe und Erregungszustände im Klimakterium. Die Hopfendolden kann man auch mit Lavendel und anderen beruhigenden

Pflanzen in ein Duftkissen geben.

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HuflattichTussilago farfara

Der Huflattich ist eine bei uns heimische Wild- und Heilpflanze. Sein lateinischer Name rühmt seine spezifischen Heilkräfte, „tussis“ = Husten und „agre“ = vertreiben, also der „Hustenvertreiber“. „Filius ante patrem“ so nannte man im Mittelalter den Huflattich, „Sohn der vor dem Vater kommt“ und meinte damit die besondere Eigenart des Huflattichs, zu blühen, lange bevor die Blätter nachkommen. Im Mittelalter rauchte man den Huflattich gegen Husten und Schweratmigkeit.

Wirkung und Anwendung

Reiz mildernd auf Bronchialwege, Magen und Darm; schleimverflüssigend, entzündungshemmend,

auswurffördernd, entkeimend.

Als Tee oder Fertigpräparate aus der Apotheke bei Reizhusten, Heiserkeit und Lungenleiden,

bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut und bei Magen- und Darmreizungen.

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JohanniskrautHypericum perforatum

Das Johanniskraut kommt von Europa bis nach Nordafrika und Westasien natürlich vor. Johanniskraut wurde schon immer als magisches Heilkraut von Menschen verehrt. Hypericum perforatum unterscheidet sich von anderen Johanniskrautarten durch seinen zweikantigen Stängel und den Öldrüsen der Blüten und Blätter, die wie durchstochen wirken. Eine alte Geschichte erzählt, dass der Teufel sehr wütend auf Gott war, als er den Menschen das heilende Kraut schenkte, und er versuchte es mit spitzen Nadeln zu zerstören. Dies kräftigte das Kraut jedoch nur und es entwickelte an den Einstichstellen heilende Ölzellen. Johanniskraut ist eine Sonnenpflanze und wurde seit jeher zum Schutz vor Krankheiten und bösen Geistern verwendet. Am Johannistag mittags geerntet soll es die meiste Kraft enthalten.

Wirkung und AnwendungDas Kraut wirkt Stimmung aufhellend, das Öl antibakteriell, antiviral,

zusammenziehend, entzündungshemmend, wundheilend, schmerzlindernd Als Tee bei (Winter-) Depressionen, Angstzuständen, Erschöpfung,

Wechseljahrsbeschwerden, Schlafstörungen, Migräne und Wetterfühligkeit. Als Öl bei Schnitt- und Schürfwunden, Prellungen, Verstauchungen,

Verrenkungen, Verbrennungen, Sonnenbrand, Nervenschmerzen, Gürtelrose, Rheumatischen Beschwerden, zur Vorbeugung und Therapie bei Wundliegen, bei alten Narben und Amputationsbeschwerden und gut

geeignet als Pflegemittel bei spröder und trockener Haut.

Vorsicht: Johanniskrautanwendungen können bei zuviel Sonne Hautirritationen auslösen.

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Echte KamilleMatricaria chamomilla

Ursprünglich stammt die echte Kamille aus dem Südosten Europas und Nordasiens, wurde aber schon vor dem Mittelalter in ganz Europa verbreitet. Im Mittelalter wurde sie hauptsächlich bei Frauenleiden eingesetzt, daher stammt auch der volkstümliche Name „Mutterkraut“, ebenso wie ihr lat. Name „Matricaria“ (Matre = Mutter). Im Mittelalter hielten Abergläubische Menschen die Kamille für ein Zauberkraut: Wenn sich ein in einem Zimmer aufgehängtes Kamillenbündel beim Eintreten einer Frau bewegt, so war sie als Hexe enttarnt.

Wirkung und Anwendung:

Entzündungshemmend, krampflösend, entblähend, Magen beruhigend, wundheilend, leicht antibiotisch, mild schmerzlindernd

Innerlich anzuwenden als Tee und äußerlich als Gurgellösung, zur Inhalation, für Umschläge und Sitzbäder.

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KnoblauchAllium sativum

Knoblauch stammt ursprünglich aus Zentralasien, wurde aber schon vor Jahrtausenden in die gesamte Welt verbreitet. Die ägyptischen Pyramidenarbeiter wurden mit regelmäßigen hohen Knoblauchgaben gesund und bei Kräften gehalten. Sie hatten damals schon Kenntnis über dessen Bakterien hemmende Wirkung und konnten ihn so als Vorbeugemittel gegen Infektionen einsetzen, die bei großen Menschenansammlungen, wie dem Bau der Pyramiden häufig auftraten. Er gehört mit zu den ältesten Heil- und Gewürzpflanzen.

Wirkung und Anwendung

Antibakteriell, antibiotisch, Appetit und Verdauung fördernd, Blutdrucksenkend, allgemein stärkend und er soll den Alterungsprozess

verzögern

Die frische Knoblauchzwiebel in Salaten, Soßen und Suppen usw. oder Fertigpräparate aus der Apotheke.

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KümmelCarum Carvi

Kümmel ist in Europa heimisch und vom Mittelmeerraum bis nach Mittelasien verbreitet. Bevorzugt mag er feuchte Wiesen. Im Mittelalter trug man die Samen in einem Säckchen um den Hals, dies sollte vor bösen Geistern und Krankheit schützen.

Wirkung und Anwendung

Krampflösend, Verdauungsfördernd, Blähungstreibend, leicht antibakteriell, Appetitanregend

Schwer verdauliche Speisen, wie Kohl oder fetter Braten werden durch die Beigabe von Kümmelsamen verträglicher.

Bei stillenden Müttern wirkt der Tee Milch bildend.

Äußerlich kann ein mit Olivenöl gemischtes Kümmelöl als Einreibemittel bei Erkrankungen der Atmungsorgane,

bei Rheuma und bei Blähungen angewandt werden.

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KönigskerzeVerbascum thapsiformeDie bei uns heimische Wild- und Heilpflanze ist mit ihrer Größe von bis zu 2 m eine wahrhaft königliche Erscheinung. Der griechische Arzt Dioskurides benutzte die Wurzeln und Blätter zur Behandlung von Durchfällen, Augenleiden und Wunden. Aristoteles nahm die Samen zum Fischfang, er nutzte die auf Fische lähmende Wirkung der Saponine (Inhaltstoffe des Samens). Hildegard von Bingen riet den Tee bei Schwermüdigkeit, da die Königskerze zu den Sonnenpflanzen gehört und diese Licht in die Seele bringe. In Milch gekocht soll sie bei Erkrankungen der Lunge von ähnlichem Nutzen wie der Lebertran sein. Im Mittelalter tauchte man die Fruchtstände in Pech und Harz und verwendete sie als Fackeln – z. B. in Königshäusern.

Wirkung und Anwendung

Reiz lindernd, Auswurf fördernd, wundheilend

Innerlich als Tee oder Fertigpräparate aus der Apotheke bei Husten, Bronchitis, Lungenleiden und starker Verschleimung

Äußerlich als Bäder, Umschläge, Wickel bei schlecht heilenden Wunden.

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KorianderCoriandrum sativum

Koriander ist mit eines der ältesten bekannten Gewürze. Ursprünglich war er im östlichen Mittelmeergebiet beheimatet, verbreitete sich aber im Mittelalter schnell bis nach Mitteleuropa. Er wurde Im Grab des Tutenchamon (1323 v. Chr.) gefunden und auch in Sanskritschriften und in der Bibel (Altes Testament) erwähnt. Im Kochbuch des Römers Apicius (1. Jhdt. n. Chr.) gibt es 70 Rezepte, bei denen Koriander verwendet wurde. Im Mittelalter wurde er gegen Flöhe und Läuse eingesetzt, daher auch sein Name „Wanzenkraut“. Die Spanier brachten ihn nach Lateinamerika, wo es fester Bestandteil der Küche wurde. Heute gibt es ihn weltweit, besonders aber in Mittel- und Südamerika, Südostasien (häufig in Thailand und Vietnam), China, Nordafrika.

Wirkung und Anwendung

Verdauungsfördernd, blähungshemmend, krampflösend, entzündungshemmend.

Tee: 1 TL zerstoßenen Samen in einer Tasse kochendem Wasser 10 Minuten ziehen lassen; hilft bei der Verdauung.

Frische Blätter können gut in Suppen und Salaten verarbeitet werden

Achtung: in großen Mengen frische Blätter genossen führt zu alkoholähnlichen Folgen, nämlich Euphorie, die von Depressionen gefolgt

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LavendelLavandula angustifoliaLavendel ist ursprünglich in den Mittelmeerländern Zuhause und kam erst Anfang des Mittelalters mit Mönchen über die Alpen zu uns. Im 16 Jahrhundert schrieb der Wissenschaftler und Arzt Rembert Dodoen „Es stärkt dies schön gut und lebendig riechende Kraut die Sinne, den Verstand und das Gedächtnis. Lavandula kommt von lavere = baden waschen, die Römer gaben gerne Lavendelblüten in ihre Bäder. Im Mittelalter streute man in der Erkältungszeit Lavendelblüten auf den Boden um die Ansteckungen zu vermindern. Was man früher noch nicht wusste, Lavendelöl eliminiert ca. 70 % der pathogenen Keime in der Luft.

Wirkung und Anwendung

Beruhigend, gallefördernd, blähungshemmend, keimhemmend, mild durchblutungsfördernd, kühlend bei Verbrennungen.

Bei Erkältung kann man das ätherische Öl in der Duftlampe ins Krankenzimmer stellen, das Öl hält auch Insekten ab.

Unruhigen Säuglingen kann man Lavendelsträußchen übers Bett hängen oder vor dem Schlafen ein Lavendelbad machen.

Ein Lavendelkissen fördert ebenfalls das einschlafen und hält Motten fern.

Lavendelöl mit einem guten pflanzlichem Öl verdünnt zum Einreiben bei Schmerzen und Verbrennungen oder das Kraut als Gallen- oder Beruhigungstee.

Den höchsten Wirkungsgrad entfaltet die Pflanze, wenn die Blüten sich gerade öffnen.

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LiebstöckelLevisticum officinale

Ursprünglich kommt der Liebstöckel aus Persien. Mönche haben ihn um ca. 1000 n. Chr. nach Nordeuropa eingeführt und er ist seit dem in ganz Europa verbreitet. Früher wurde die Pflanze auch „Badpflanze“ genannt, da Bäder in Liebstöckel Hautkrankheiten vorbeugen und heilen sollen. Im Mittelalter glaubten Jungfrauen, dass die getrocknete Wurzel als Amulett getragen den Liebsten zu ihnen führen werde. Den Namen „Maggikraut“ erhielt er wegen seines ähnlichen Geschmacks wie die Würzsoße von „Maggi“.

Wirkung und Anwendung

Harntreibend, verdauungsfördernd, blähungstreibend, unterdrückt Sodbrennen, stärkt die Abwehr, lindert Erkrankungen der Atemwege.

Als Tee oder das frisches Kraut in Suppen, Salaten, Gemüse- und Fleischgerichten,

als Liebstöckelbad beruhigt Entzündungen der Haut. Tipp: Fußbäder in Liebstöckeltee sollen gegen Schweißfüße wirken.

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LöwenzahnTaraxacum officinalis

Löwenzahn ist eine heimische Wildpflanze und ist auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet. Ihre Vorzüge waren schon im antiken Griechenland bekannt und im Mittelalter erlebte sie bei uns eine Hochzeit. Die harntreibende Wirkung bescherte der Pflanze Namen wie Bettseicher, Pissblume, Brunssonne.

Wirkung und Anwendung

Verdauungsfördernd, appetitanregend, gallesekretionsfördernd, stoffwechselanregend, harntreibend, leicht abführend.

Als Tee oder Frischpflanzenpresssaft bei Störungen des Gallenflusses, Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden, zur unterstützenden Therapie

bei rheumatischen Beschwerden und als wassertreibendes, leicht abführendes Mittel.

Die frischen, jungen Blätter kann man roh als Salatbeigabe oder als Gemüse dünsten. Die Wurzeln stellen aufgrund des hohen Insulingehaltes

ein hervorragendes Diabetikergemüse dar.Im Frühjahr hilft sie uns dank ihrer blutreinigenden Eigenschaften die

Frühjahrsmüdigkeit zu überwinden.

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MarienkrautTanacetum parthenium

Die kurzlebige Staude stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und ist mittlerweile in ganz Europa als Heil- und Zierpflanze verbreitet. Im Mittelalter – zu Hochzeiten des Kindbettfiebers – wurde es als Wehen förderndes Mittel eingesetzt. Weitere Volksnamen wie Mutterkraut, Jungfernkraut, Mägdeblumenkraut und Mutterkamille weisen auf ein Frauenheilmittel hin(lat. Beiname parthenium = Jungfrau). Der Tee wurde werdende Mütter gegeben um die Geburt, sowie die Nachgeburt zu beschleunigen.

Wirkung und Anwendung

Krampflösend, fiebersenkend, Wehen treibend

Heute wird das Heilkraut nur noch selten in der Naturheilkunde angewandt.

Als Tee bei Menstruationsbeschwerden, Wehenschwäche, drohender Fehlgeburt, rheumatischen Beschwerden, sowie als Wurmmittel. Zur

Vorbeugung gegen Migräne ist in letzter Zeit das Mutterkraut wieder im Gespräch, nachdem eine Doppelblind-Studie mit 270 Migränepatienten und einer Placebo-Kontollgruppe die Wirksamkeit in bestimmten Fällen unter

Beweis gestellt hat.

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MelisseMelissa officinalis

Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom östlichen Mittelmeerraum über den Iran bis nach Südwestsibirien. Bereits in der Antike erkannte man die positive Wirkung aufs Gemüt und aufs Gedächtnis.

Karl der Große (783) befahl, dass in jedem Klostergarten Melisse angebaut werden solle. So fand sie die Verbreitung in die mittelalterlichen Klostergärten.

Wirkung und Anwendung

Antiviral, antibakteriell, schweißtreibend, beruhigend, krampflösend (Frauenleiden),

Stimmung ausgleichend (Depressionen), stärkend, appetitanregend

Innerlich als Tee oder Fertigpräparate aus der Apotheke bei Stress, Schlafstörungen, nervösem Magen, innerlicher Unruhe, Erkältung und

äußerlich als Umschläge und Wickel, Dampfinhalation und Kräuterkissen.Tipp: bei ersten Anzeichen von Lippenherpes frische Melissenblätter

quetschen und an die betroffene Stelle drücken.

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PetersiliePetroselinumcrispum

Seinen Ursprung findet die Petersilie im südlichen Europa, sie kam aber schon sehr früh über die Alpen in nördlichere Breiten. Die Griechen und Römer waren von seiner Heil- und Würzkraft begeistert. Lange Zeit ist die Petersilie in Vergessenheit geraten und erst im 15. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt. Den Griechen galt sie als Symbol der Freude und Festlichkeit, daher trugen Sie bei Festlichkeiten Petersilienkränze auf dem Haupt. Wie jeder Gärtner weiß, keimt Petersilie sehr schwer, das liegt nach einer alten Legende daran, dass das „Peterlein“ erst nach Rom pilgern muss, um sich beim hl. Petrus die Erlaubnis zum aufgehen zu holen und bis er zurück ist dauert es 7 Wochen. In Anspielung auf die potenzfördernde und abortive Wirkung der Petersilie nannte man im Mittelalter Straßen, in denen sich Bordelle befanden auch Peterlesgässchen.

Wirkung und Anwendung

Blutreinigend, harntreibend, blutbildend

Petersilie ist ein hervorragender Vitamin C Lieferant. Das frische Kraut kann in Salate, Suppen, Eintöpfe, Soßen, Quark verarbeitet werden. Die

Petersilienwurzel kann man in Suppen oder als Gemüse verarbeiten. Vorsicht!: Petersiliensamen können Fehlgeburten auslösen.

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RingelblumeCalendula officinalisDie Heimat der Ringelblume erstreckt sich von Südeuropa bis nach Asien. „Sponsa solis“, Sonnenbraut wurde die Ringelblume im Volksmund auch genannt. Ihre enorme Wuchs und Regenerationskraft galt im alten Ägypten als ein Verjüngungsmittel. Sie blüht umso mehr, je häufiger man ihre Blüten erntet. Traditionell wurde sie in Hochzeitssträuße eingebunden mit dem symbolischen Wunsch: je mehr geliebt wird, umso mehr blüht und gedeiht die Liebe selbst. Die Blütenblätter wurden auch als Safranersatz zum färben von Butter, Käse und Suppen verwendet, daher auch der Name „Safranrose“.

Wirkung und Anwendung

Wundheilend, entzündungshemmend, immunstimulierend, lympfabflussfödernd, krampflösend,

Innerlich als Tee oder Fertigpräparate aus der Apotheke bei entzündlichen Erkrankungen der Verdauungsorgane und bei Menstruationsstörungen,

Lympfproblemen.Äußerlich als Öl, Salbe, Tinktur für Umschläge und Kompressen zur

Wundheilung, bei Brustentzündung, Venenentzündung, Abszessen, und bei allen schlecht heilenden Wunden.

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SalbeiSalvia offincinalis

Der Name Salbei kommt vom lateinischen Salvare = heilen. Seine Heimat ist der Mittelmeerraum, wo er bevorzugt in den Küstenregionen vorkommt. Zu uns kam er ca. um das 10. Jh. n. Chr. In einem alten Kräuterbuch aus dieser Zeit heißt es: „Warum sterben Menschen an Krankheiten, wenn in den Gärten der Salbei wächst.“ Salbei benutzte man schon in der Antike als Naturzahnbürste, das gab frischen Atem , wirkte keimhemmend, blutstillend und strafft das Zahnfleisch.

Wirkung und Anwendung

Entzündungshemmend, antibakteriell, Pilz hemmend (fungizid), antiviral, zusammen ziehend, Milchbildung hemmend, schmerzlindernd,

Innerlich als Tee oder Fertigpräparate aus der Apotheke z. B. bei übermäßigen Schwitzen, zum Abstillen, bei Husten.

Äußerlich als Umschläge, zur Inhalation oder als Gurgellösung bei Halsentzündungen,

Husten und Lungenproblemen. Tipp: Bei Hals oder Zahnschmerzen einfach ein Salbeiblatt in den Mund,

nimmt schnell den Schmerz.

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SauerampferRumes acetosa

Der große Sauerampfer ist eine in Europa heimische, mehrjährige Pflanze, die bevorzugt auf feuchten Wiesen oder Gewässerrändern wächst. Die Pflanze war bereits in der Antike als Heil- und Gewürzpflanze beliebt. Die Pflanze erhielt ihren Namen aufgrund ihres saueren Geschmacks.

Wirkung und Anwendung

Blutreinigend, Verdauung fördernd, hilft bei Magendarmerkrankungen.

Die frischen Blätter in Salate, Soßen und Suppen oder als Gemüse zubereitet.

Vorsicht!: Empfindliche Personen können bei rohem Verzehr mit Erbrechen und Durchfall auf den hohen Gehalt von Oxalsäure reagieren.

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SchachtelhalmEquisetum arvense

Viele Millionen Jahre bevor wir Menschen die Erde bevölkerten, gab es den Schachtelhalm schon in Form von riesigen Wäldern. Im Steinkohlezeitalter konnte eine Pflanze bis zu einem 30m hohen Baum wachsen. Damals gab es noch keine Blütenpflanzen, welche die Fortpflanzung steuerten, so auch der Schachtelhalm, er vermehrt sich durch Sporen. In der Heilkunde wurde der Ackerschachtelhalm seit jeher wegen seiner blutstillenden Wirkung und seiner günstigen Beeinflussung bei entzündlicher Prozessen geschätzt. Zinnkraut wird er auch genannt, da die kleinen Kieselsäurekristalle auf der Pflanze wie feines Schmirgelpapier wirkt und damit schonend Zinn, Aluminium und Kupfer auf Glanz poliert wurde

Wirkung und Anwendung

Wassertreibend, aktiviert den Bindegewebsstoffwechsel dadurch gewebefestigend, insgesamt Stoffwechsel antreibend, blutstillend.

Innerlich als Tee bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß (Durchspülungstherapie), zur Ausschwemmung von Ödemen,

Äußerlich als Teilbäder zur Anregung des Hautstoffwechsels, bei Frostbeulen, Druckblutungsstörungen,

schlechtheilenden Wunden und EkzemenEr schwemmt Schlackenstoffe aus Gelenken und fördert

den Stoffwechsel des Bindegewebes. Knochen, Gelenke, Sehnen, Bänder und Zähne werden gestärkt. Da Kieselsäure sich schwer aus der Pflanze

löst, eine Kochzeit von mind. 20 Minuten anwenden.

Vorsicht Verwechslung! Der Sumpfschachtelhalm ist giftig!

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SchafgarbeAchilea millefolium

„Supercilium Veneris“ - Augenbraue der Venus, Göttin der Liebe, Schönheit und Anmut (in der Antike „Aphrodite“), wird sie in Handschriften des frühen Mittelalters auch genannt. Auch astrologisch wird sie dem Planeten Venus zugeordnet. Die Schafgarbe wurde auch Frauenkraut oder Frauendank genannt. Pfarrer Kneip hat diese Pflanze wieder zu neuem Ruhm verholfen, er sagte einmal:„Viel Unheil bliebe den Frauen erspart, würden sie ab und zu einmal nach der Schafgarbe greifen“. Der alte Venusname „Supercilium Veneris“ = Augenbrauen der Venus (ihr Blatt sieht wie eine Augenbraue aus), ist schon lange nicht mehr im Gebrauch. In ihrem neuem lateinischen Namen „Achillea millefolium“ verbirgt sich der Name des griechischen Helden Achilles. Der Griechischen Mythologie nach hat der griechische Held Achilles, ein Schüler des heilkundigen Centauren Chiron, mit der Schafgarbe die Verwundung des Königs der Myser geheilt.

Wirkung und Anwendung:

Menstruationsregulierend, Krampflösend, entzündungshemmend, antibakteriell, zusammenziehend, blutstillend, entblähend,

Innerlich als Tee oder äußerlich als Sitzbad, Wickel oder Auflage.

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SchnittlauchAllium schoenoprasum

Schnittlauch ist in Mitteleuropa heimisch, aber auch vom Himalaja bis in die Rocky Mountains zu finden. Das vitaminreiche Würzkraut wurde bereits im Mittelalter kultiviert und als Würzkraut verwendet.

Wirkung und Anwendung

Appetitanregend, Verdauungsfördernd, Blutdrucksenkend,in der Volksheilkunde wurde Schnittlauch bei Wurmbefall angewandt

Das frische Kraut in Salate, Soßen, Suppen, aufs Butterbrot oder frisch einfrieren als Vorrat für den Winter

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SchöllkrautChelidonium majusDas heimische Heilkraut zählte zu den Sonnenpflanzen und galt als Sinnbild für ein friedvolles, ausgeglichenes Leben. Ein Amulett aus Schöllkraut konnte Hass und Streit mindern und aggressive Menschen beruhigen. Der Saft des frischen Krautes erinnerte die alten Heilpflanzenkenner an den Gallensaft der menschlichen Galle und dies war für sie der Hinweis, dass es sich hier um ein Leber und Galleheilmittel handelte. Im Mittelalter wurde der Saft auch zum Färben von Wolle, Stoffen, für Wandmalerei und als Haarfärbemittel benutzt. Alte Namen wie „Goldkraut“ und „Goldwurz“, zeigen uns das Interesse der Alchemisten zur damaligen Zeit. Sie glaubten die Pflanze wäre notwendig um Gold herzustellen. Namen wie „Augengut“ und „Augenkraut“ weisen darauf hin, dass es als Augenheilmittel große Bedeutung hatte. Aristoteles (350 v. Ch.) beobachtete, dass junge Schwalben die erblindet waren, von ihren Müttern mit frischem Schöllkrautsaft geheilt wurden und noch im Mittelalter galt es als Allheilmittel von Augenkrankheiten. Auf geistlichen Bildern des Mittelalters findet man immer wieder Darstellungen von der Schwalbe als „Lichtvogel“ und dem Chelidonium als „Himmelsgabe“, dies sollte bedeuten, dass das Schöllkraut auch die „geistige Blindheit“ eines Menschen heile. Griechisch übersetzt bedeutet Chelidonium majus, Schwalbe im Mai. Namen wie„Warzenkraut“ und „Schällkraut“ weisen auf eine weitere Heilkraft hin, denn durch seine zellteilungshemmende und baterientötende Eigenschaft kann es Warzen und Hühneraugen „schmelzen“.

Wirkung und AnwendungZellteilungshemmend, Bakterien tötend, beruhigend, krampflösend,

Harnsäure lösend, gallesekretionsförderndInnerlich wird das Schöllkraut heute nur noch in der Homöopathie und

selten in der Naturheilkunde eingesetzt, da es aufgrund seiner enthaltenen Alkaloide in größeren Mengen giftig wirkt. Der frische Saft der Pflanze

kann auf Warzen und Hühneraugen aufgetragen werden. Vorsicht!:

Bei empfindlichen Menschen kann es zu Hautreizungen kommen.

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SpitzwegerichPlantago lanceolota

Der Spitzwegerich ist bei uns seit der Steinzeit bekannt. Man glaubte, der Wegerich beherrsche die Wege und besonders jene, die direkt ins Totenreich führen. Unsere germanischen Vorfahren begruben ihre Toten oft auf grasigen Wegen. Der Wegerich wuchs besonders gerne auf solchen Wegen. Sie sahen darin die Verkörperung der wieder ans Licht tretenden Seelen. Die Ausgegrabene Wurzel wurde als Amulett zum Schutz vor bösen Geistern getragen. Am Wegesrand stehend konnte er dem Reisenden bei Verwundungen, Bisse, Stiche, Blutungen und Beinverletzungen helfen.

Wirkung und Anwendung

Zusammenziehend, antibakteriell, reizmildernd, gewebefestigend, blutstillend, wundheilend

Innerlich als Tee oder Fertigpräparat aus der Apotheke bei Husten, Bronchitis, Entzündungen des Mund- und Rachenraumes.

Äußerlich kann man die frischen Blätter zur Wundauflage benutzen oder den Tee zu Umschläge und Wickel verwenden.

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TausengüldenkrautCentaurium erythraea

In Europa findet man das Tausendgüldenkraut wildwachsend auf Wiesen und sonnigen Waldkahlschlägen. Sein lateinischer Name "Centaurium" soll von dem heilkundigen griechischen Centauren Chiron kommen, der mit dem Kraut schlecht heilende Wunden versorgte. Das sagen die Einen, andere tippen auf eine Zusammenziehung der lateinischen Wörter "centum" (hundert) und "aurum" (Gold).

Das ist nicht unlogisch, dann hieß die Pflanze wohl "Hundertguldenkraut", denn sie sollte nicht nur Gesundheit, sondern auch Geld in die Tasche bringen. Im Mittelalter erhob man sie zum Tausengüldenkraut. Manchen genügte das nicht: Die Elsässer nannten die Pflanze Dreitausigguldekraut, in Speyer sprach man vom Hunnerttausiggildigkraut und in Norddeutschland sogar vom Milijöntusendkrut. Mehr bot keiner!

Wirkung und Anwendung

Verdauungsfördernd, zusammenziehend, appetitanregend, Organismus kräftigend, Leber- und Gallestärkend,

Der Tee bei Appetitlosigkeit, bei Magen und Darmbeschwerden, Leber und Gallebeschwerden, bei Schwangerschaftsübelkeit und bei Fieber. Nach

einer feucht-fröhlichen Nacht hilft dieser Tee, den Kopf zu klären.

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StorchenschnabelGeranium robertianum

Beheimatet ist der stinkende Storchenschnabel in Europa und Asien; in Nord- und Südamerika wurde er eingebürgert. Die heute nur selten genutzte Droge wurde im Mittelalter sehr häufig verwendet und ist in allen klassischen Kräuterbüchern beschrieben. Eingesetzt wurde sie vor allem gegen Hämaturie (Blut im Urin),Nierensteine und bei chronischem Bronchialkatarrh sowie zur Behandlung von Wunden und Geschwüren. Der Gattungsname Geranium wurde bereits bei Dioskurides genutzt und leitet sich wegen der Form der Frucht vom griechischen geranion (Diminutiv von geranos = Kranich) ab. Die auch in den Kräuterbüchern des 16. Jh. geführte Droge mit dem Artnamen robertianum weist auf den heiligen Robert oder Ruprecht hin, der ihren medizinischen Gebrauch gelehrt haben soll.

Wirkung und Anwendung

Zusammenziehend, wundheilend, antiseptisch, entzündungshemmend, Traditionell wurde der Storchenschnabel bei Zahnschmerzen, Prellungen,

Fieber, Gicht, Nieren- oder Lungenleiden und Nasenbluten verwendet, seine Anwendung ist heute allerdings etwas in Vergessenheit geraten.

Als Tee kann man ihn anwenden bei starken Menstruationsbeschwerden, sowie gegen Ohrensausen (Tinnitus). Wegen seiner antiseptischen und entzündungshemmenden Wirkung wird er auch bei Hautausschlägen,

schlecht heilenden Wunden und bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum angewendet. Und: Wegen seines "Gestanks" kann der

Storchenschnabel auch zur Mückenabwehr

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ThymianThymus vulgaris

Der Thymian kam Anfang des Mittelalters mit Mönchen über die Alpen zu uns, wo er als Heilpflanze in den Klostergärten Einzug hielt. Sein Name stammt vom griechischen „Thymus“, was Mut, Kraft u. Stärke aber auch Zorn bedeutet. Bei den Römern wurde er als Schutz vor Schädlingen zu den Getreidevorräten gelegt und röm. Soldaten badeten in verdünnten Thymiantee bevor sie in den Krieg zogen, da er Mut und Tapferkeit verleihen sollte. Im Mittelalter räucherte man Thymian zur Abwehr von Seuchen und auch den Gebärenden half er mit seinen antibakteriellen Eigenschaften. Im Volksmund wird die Pflanze heute noch manchmal „Marienbettstroh“ genannt, da die Jungfrau Maria die Grippe von Jesu mit Thymian ausgepolstert haben soll. Später wurde er als Antibiotika der armen Leute bezeichnet.

Wirkung und Anwendung

Antibakteriell und keimhemmend, schleimlösend, krampflösend, Auswurf fördernd

Therapeutikum bei allen krampfartigen Bronchialerkrankungen

Innerlich als Tee, Thymiantinktur oder Fertigpräparate aus der Apotheke und äußerlich als Gurgelmittel, Einreibung, Bad und Salben.

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WeinrauteRuta graveolens

Die Weinraute ist im Mittelmeerraum beheimatet, wo sie schon lange als Duft- und Heilpflanze geschätzt wurde. Mönche brachten sie im 8. Jahrhundert nach Nordeuropa. Im Mittelalter wurde sie als Augenheilmittel eingesetzt, daher auch der Volksname „Augenraute“. Sie wurde auch mit Erfolg gegen die Pest eingesetzt, da ihr Geruch die Ratten als Krankheitsüberträger vertrieb.

Wirkung und Anwendung

Gefäßerweiternd, Menstruation regulierend, krampflösend,

Den Tee bei Menstruationsbeschwerden und Bauchkrämpfen, Umschläge bei Venenleiden.

Als Duftkissen vertreibt es Motten aus dem Kleiderschrank.

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YsopHyssopus officinalis

Ysop ist in Südeuropa und weiten Teilen Asiens heimisch. Seine antiseptische Wirkung wurde schon in der Antike sehr geschätzt. Mönche brachten in um 900 n. Chr. zu uns, wo er sich rasch in Kloster- und Bauergärten verbreitete.

Wirkung und Anwendung

Magen stärkend, Verdauung fördernd, Abwehr steigernd, schleimlösend, schmerzlindernd,

Das frische Kraut würzt Soßen, Salate, Fleisch und Fischgerichte, fette Speisen macht es bekömmlicher. Als Tee hilft er bei Husten, als

Gurgelmittel bei Halsschmerzen und bei Magen und Verdauungsproblemen.

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ZwiebelAllium cepa

Die Zwiebel wird seit dem 8. Jh. bei uns in Klöstern angebaut. Sie zählt zu den am längsten kultivierten Gewächsen. Überlieferungen aus der Zeit um 3400 v. Chr. berichten vom Anbau im Nildelta zur Zeit der ältesten ägyptischen Dynastie. Die Pflanze aus der „Küchenapotheke“ ist ein ideales Mittel zur Vorbeugung altersbedingter Gefäßveränderungen, und galt somit lange als Jungbrunnen.

Wirkung und Anwendung

Antibiotisch, entzündungshemmend, Schleimhautabschwellend, Verdauungsanregend, zieht Reiz und Giftstoffe an und leitet sie ab,

Innerlich ist sie eine hervorragende Zutat in der Küche. Klein geschnitten und mit Honig übergossen

ergibt dies einen sehr guten Hustensaft,äußerlich kann man die angewärmte Zwiebel als Zwiebelauflagen oder –

säckchen bei Ohrenschmerzen anwenden.

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Alte Getreidesorten!

Amaranth (Amaranthus )

Amaranth ist botanisch kein Getreide, sondern gehört zu den Fuchsschwanzgewächsen und stammt ursprünglich wahrscheinlich aus Mexiko. Bereits bei den Azteken, Inka und Maya waren die getreideähnlichen Körner neben Quinoa und Mais ein Hauptnahrungsmittel. In fast 9000 Jahre alten Gräbern in Mexiko wurde Samen dieser Pflanzen nachgewiesen. Die Spanier fürchteten im 16. Jahrhundert, dass die Indios aufgrund der kräftigen Nahrung unbezwingbar sein würden, der Anbau wurde bei Todesstrafe verboten und die Felder zerstört. Nach anderen Quellen verboten die Spanier den Anbau, da Amarant eine wichtige Zutat beim zeremoniellen Götterdienst war, um so die zeremoniellen Menschenopfer zu unterbinden. Als Folge starben Millionen Indios an Mangelernährung.

Amaranthus-Arten sind in den wärmeren Zonen der Erde verbreitet, meist in trockenen Steppengebieten, Ödland und Kulturland. Die Gattung umfasst etwa 60 bis 70 Arten, die auf allen Kontinenten außer der Antarktis vorkommen. Genutzt werden vor allem die Samen der an Hirse erinnernden Körner. Amaranth erlebt heute vor allem wegen seines Nährstoffgehaltes ein Comeback. Neben den Samen nutzt man auch die Blätter, die wie Spinat zubereitet werden. Eine Amaranthpflanze kann bis zu 500.000 der winzigen Samen enthalten

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Dinkel(Triticum spelta)

Dinkel oder „Spelz“ ist ein Vorläufer unseres heutigen Weizens. Wildformen von Dinkel sind nicht bekannt, daher nimmt man an, dass er sich durch Mutation aus Emmer und Einkorn entwickelt hat. Pilger und Wanderer nahmen Dinkel als haltbare Frucht überallhin mit, daher ist er heute weltweit verbreitet. Dinkel kam ab 1700 v. Chr. in unsere Gegend. Im 18. Jh. war Dinkel ein wichtiges Handelsgetreide. Aus früherer Tradition (wohl ausgelöst durch mehrere Missernten hintereinander), begann man den Dinkel schon grün zu ernten (Grünkern), um wenigsten über den Winter zu kommen. Typische Anbaugebiete waren Schwaben (Schwabenkorn), Franken (Frankenkorn), die Schweiz und Belgien. Orte wie Dinkelsbühl oder Dinkelscherben haben die Dinkelähren im Wappen, daran kann gesehen werden, wie hoch das Getreide geschätzt wurde. Im 20. Jahrhundert verringerte sich der Anbau, da er schlechte Ernteerträge erbrachte und außerdem war Dinkel als Spelzgetreide backtechnisch nicht unkompliziert. Neuerdings wird er wieder vermehrt angebaut, da er heute von Allergiekern sehr geschätzt wird (Alternative bei Weizenallergie). Sein Ertrag bleibt zwar hinter dem des Weizens, er verträgt jedoch raueres Klima und ist resistenter gegen Krankheiten. Im Unterschied zum Weizen ist das Dinkelkorn fest mit den Spelzen verwachsen (wie z. B. auch Gerste), dadurch ist es zwar besser geschützt, die Verarbeitung erfordert aber einen zusätzlichen Verarbeitungsschritt – es muss (z. B. auf einem „Gerbgang“) entspelzt werden.

Obwohl Dinkel über einen hohen Proteingehalt verfügt, ist er nicht einfach zu behandeln. Der Kleber ist geschmeidig und gut dehnbar, ist aber empfindlich, weshalb die Gefahr einer Überknetung besteht. Die Verbesserung der Mehle wird mit der Zugabe von 0,008 % Ascorbinsäure erreicht. Im Biobereich kann ersatzweise 0,1 % Acerolakirschpulver verwendet werden. Gebäck aus Dinkelmehl verfügt über eine geringe Frischhaltung und wird schon nach kurzer Zeit trocken und hart. In der Praxis wird dieser Problematik mit Vorteigen und Dinkelsauer begegnet. Gebäck aus Dinkel erfüllt daher nur schwerlich die Kriterien von Weizengebäcken. schmeckt aber trotzdem hervorragend.

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Einkorn(Triticum boeoticum)

Das Einkorn gehört mit zu den ältesten Getreidearten. Weizen und Emmer hatten vor fast 10 000 Jahren denselben Vorfahren, das Wild-Einkorn. Ausgehend vom Gebiet zwischen Euphrat und Tigris haben sich die Kulturformen des Einkorns ab ca. 7600 v. Chr. schrittweise von Kleinasien bis nach Europa verbreitet. Bis zur Bronzezeit war das Einkorn hauptsächliche Grundlage des Ackerbaus. Doch mit Beginn der Ackerbaukultur verlor das Einkorn neben Emmer und Gerste bald eine geringere Bedeutung. Dennoch hat sich das Korn an verschiedenen Orten bis in unsere Zeit als anspruchslose Kulturpflanze gehalten. In Italien wurde es auch als Viehfutter benutzt, so sollen mit Einkorn gefütterte Schweine schneller wachsen, ein strahlendes Borstenkleid haben und gesünder sein.

Einkorn, das feinste unter unseren Getreidesorten, schmeckt leicht nussig und fein aromatisch. Es hat einen hohen Anteil an komplexen Kohlehydraten, wertvolle Eiweißstoffe und ein hoher Gehalt an essentiellen Aminosäuren. Der Mineralstoffgehalt liegt etwa doppelt so hoch wie beim Weizen. Das herausragende Merkmal des Einkorns ist jedoch der hohe Gehalt an Carotinoiden, diese geben dem Korn nicht nur seine leuchtend gelbe Farbe, sondern sie besitzen u. a. auch eine zellschützende Wirkung auf unseren Körper. Einkorn eignet sich in besonderer Weise im diätetischen Nährmittelbereich. Und für Menschen, die auf Weizeneiweiß allergisch reagieren, kann das Einkorn eine interessante und gesunde Alternative darstellen.

Einkorn färbt den Teig intensiv gelblich, er eignet sich hervorragend für Nudeln und feine Backware.

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Emmer (Triticum dicoccoides)

Emmer ist ebenfalls eines unserer ältesten Getreidearten. Entwicklungsgeschichtlich tritt der Emmer, das „Zweikorn“ später auf als das klassische Einkorn. Wilder Emmer ist aus Wildformen des Wild-Einkorns hervorgegangen. Im vorderen Orient war Emmer in fast jeder neolithischen (jungsteinzeitlichen) Siedlung anzutreffen. Dort war er damals unbestritten das Hauptgetreide, stellenweise zusammen mit Gerste und viel wichtiger als das Einkorn. In Mitteleuropa hat sich der Emmer zusammen mit Einkorn und Gerste ausgebreitet. Der neolithische Ackerbau mit diesen Getreidearten begann in Knossos auf Kreta und im östlichen Festlands Griechenlands schon kurz vor 6000 v. Chr.. Zu uns kam das Korn etwa 4600 v. Chr. wahrscheinlich über Ungarn und Bulgarien. Ähnlich wie beim Einkorn ging der Anbau des Emmers nach der Bronzezeit zurück. Um 1000 n. Chr. wurde er nur noch selten angebaut.

Emmer ist wie Einkorn und Dinkel ein Spelzgetreide, das der Ernährung der Menschen für Brot und Brei diente. Emmer hat bei weitem keinen so hohen Gehalt an Carotinoiden wie das Einkorn, aber immer noch sehr viel mehr als Weizen. Der Gehalt an Mineralstoffen liegt ebenfalls deutlich höher als beim Weizen, besonders der hohe Zink-Gehalt des Emmers ist auffallend. Sein Mehl ist kleberreicher als das des gewöhnlichen Weizens. Aufgrund seines Klebergehaltes ist es sehr gut geeignet zur Herstellung von Brot und Teigwaren, diese haben eine leicht dunkle Farbe und einen herzhaften Geschmack.

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Gerste (Hordeum vulgare L.)

Erste Kulturgerstenfunde in Ägypten und Vorderasien stammen aus dem 6. bis 9. Jahrtausend v. Chr.. Aus Wildgersten mit brüchiger Ährenspindel und kleinen Körnern entstanden durch Auslese und Kreuzung die Kulturformen. Als Ursprungspflanze wird die zweizeilige Wildgerste (Hordeum spontaneum) angesehen. Die Mehrzeiligkeit beruht wahrscheinlich auf Mutationen. Von Vorderasien ausgehend heute in einem Gürtel des gemäßigten Klimas rund um die Welt angebaut, auch in den Subtropen und Hochländern der Tropen.

In Entwicklungsländern z. T. noch Brotgetreide; Graupen, Grütze für Suppen und Breie; Viehfutter, Körner von eiweißreicher mehrzeiliger Wintergerste; Malzrohstoff, Körner von eiweißarmer, zweizeiliger Sommergerste 8-13% Eiweiß, 70% Kohlenhydrate, 2% Fett im Korn. Die Zuchtziele sind Sicherung und Steigerung der Erträge sowie Qualitäts-verbesserung. Bei Wintergerste wird ein hoher Eiweißgehalt, bei Braugerste ein niedriger Eiweiß- und hoher Stärkegehalt angestrebt. Resistenzeigenschaften gegen Pilz- und Viruskrankheiten und Eignung für den Anbau unter bestimmten Standortbedingungen (z.B. Trockenheit, hoher Salzgehalt des Bodens spielen eine wichtige Rolle.

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Rispenhirse (Panicum miliaceum)

Im Altertum und Mittelalter zählten die unterschiedlichen Hirsearten zum meistangebauten Getreide. Bei uns wurde Hauptsächlich Rispenhirse angebaut (Weitere Hirsearten: Mohrenhirse, Perlhirse, Kolbenhirse, Japanhirse, Fingerhirse usw.).

In der früheren Neuzeit wurde Hirse in Europa durch die Einfuhr von Kartoffel und Mais fast völlig verdrängt. Um die Gesundheit zu stärken, empfahl schon der griechischen Philosoph Pythagoras die Hirse. In vielen Gebieten Afrikas und Asiens sind die unterschiedlichen Hirsearten Hauptnahrungsmittel, werden aber auch dort zunehmend vom Mais verdrängt. In Westafrika wird daraus ein traditionelles Bier, das Dolo, hergestellt. Industriell wird Hirse auch bei uns von einigen spezialisierten Brauereien zur Herstellung von glutenfreiem Bier für Menschen mit Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) genutzt. Bei uns kann man Hirse als Korn, Mehl, Grieß, Flocken oder Popkorn bekommen.

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Leinsamen(Linum usitatissimum)

Flachs genannt) hängt wahrscheinlich mit dem keltischen „lin“ (Faden) zusammen. Der lateinische Name Linum (Lein) usitatissimum weist auf die vielfältige Nutzbarkeit der Pflanze hin. Nach der Verwendung des Leins als Gewebefaser und Nahrungsmittel wurde sehr schnell auch seine heilende Wirkung erkannt. So nutzten nach den Ägyptern auch antike Ärzte wie die Hippokratiker den Leinsamen zu Behandlung von Sonnenbrand, Geschwüren, Husten und Darmträgheit. Theophrast (376 – 286 v. Chr.), der ein Schüler des Aristoteles war und eine “Geschichte der Pflanzen” verfasste, beschreibt die Verwendung des Pflanzenschleimes aus Lein für medizinische Zwecke. Hildegard von Bingen (1098–1179) empfiehlt u.a. den Einsatz von Leinsamen als Umschlag: „Und wer irgendwo an seinem Körper durch Feuer gebrannt wurde, der koche Leinsamen in Wasser bei großer Hitze und tauche ein leinernes Tuch in das Wasser, und lege es warm auf die Stelle, wo er gebrannt wurde, und das Tuch zieht die Verbrennung heraus“. In der Volksmedizin wird der schleimhaltige Leinsamen seit längerem als leichtes Abführmittel benutzt sowie zur Behandlung von Störungen der oberen Luftwege (z.B. Husten), Entzündungen von Magen und Darm, Koliken, Erkrankungen der Harnwege, Gicht und Rheuma angewandt. Phytotherapeutisch werden zwei aus Lein gewonnene Drogen benutzt: Der Leinsamen (syn. Lini semen, Flachssamen, Flachslinsen, Leinwanzen; Haarlinsen, Hornsamen) und das Leinöl (Lini oleum) Nach dem heutigen Erkenntnisstand der Phytotherapie sind Leinsamen insbesondere für die Behandlung der chronischen Verstopfung (Obstipation) geeignet. Dabei werden die ganzen, nur leicht gequetschten, nicht geschroteten Samen verwendet.

Das Antioxidanz Vitamin E im Leinöl vermag auf Grund seiner Radikalfängerwirkung die Haut auch vor übermäßiger Exposition gegenüber UV-Strahlung zu schützen, die zur Auslösung bzw. zum Wachstum von Hauttumoren führen kann. In anerkannten Fachbüchern wird die gute hautpflegende Wirkung von Leinöl als gesicherter Wissensstand vermittelt.

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Roggen (Secale cereale)

Roggen ist keines der klassischen Getreide der Antike. Man vermutet seinen Ursprung vor 2000 bis 3000 Jahren als „Unkraut“ in Weizenfeldern Kleinasiens, wo es im Mischanbau verbreitet wurde. Heute ist Roggen das wichtigste Brotgetreide in Nordeuropa und Sibirien. Weitere Hauptanbaugebiete liegen in Mittel- und Westeuropa, Vorder- und Zentralasien sowie in Nordamerika.

Roggenmehl enthält viel Eiweiß und in hohem Maß die essentielle Aminosäure Lysin und wird bei uns hauptsächlich als Brotgetreide und Futtergetreide verwendet. Roggen ist eine Getreideart mit geringen Standortansprüchen. Er hat ein hohes Nährstoff- und Wasseraneignungsvermögen und daher geringe Ansprüche an den Boden. Er kann selbst auf leichten, sandigen Böden, bei niedrigen Temperaturen und in höheren Lagen problemlos angebaut werden und hohe Erträge erbringen. Seine Wüchsigkeit und Gestalt bringen ein sehr gutes Unkrautunterdrückungsvermögen mit sich.

In feuchteren Jahren kann Roggen vom Mutterkornpilz befallen werden. Mutterkornbesatz muss unbedingt sauber herausgereinigt werden, da der Pilz für Mensch und Tier giftig ist. Es gibt Sommer- und Winterroggen, wobei bei uns hauptsächlich Winterroggen angebaut wird.

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Weizen (triticum aestivum)

Die Kultur des Weizens begann um 7000 v.Chr. im euroasiatischen Raum. Wildformen wurden zunächst gesammelt und dann gezielt angebaut. Mutationen und Kreuzungen führten zum Kulturweizen. Der Kulturweizen ist aus drei verschiedenen Wildweizenformen zusammengesetzt. Er trägt das sechsfache eines einfachen Weizenchromosomensatzes . Vermutlich hat sich zunächst der wilde Emmer aus dem wilden Einkorn und dem wilden Spelzweizen gebildet.

Durch Zusammenlagerung mit einem weiteren Wildweizen sind schließlich Dinkel und Kulturweizen entstanden. Mit seiner Ausbreitung nach Europa, Nordafrika und Asien gewann der Weizen eine fundamentale Bedeutung für viele Kulturen. Weltweit wächst Weizen heute auf nährstoffreichen Böden der gemäßigten Zonen, er meidet klimatische Extreme. Sein eiweißreiches Mehl ist gut geeignet für Brot und Teigwaren, Gries und Graupen für Suppen und Breie und wird auch als Futtergetreide verwende.

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Gemüse und Hülsenfrüchte

Linsen

Die Linse stammt von der Wildlin (Lens orientalis) ab und gehört zu den Hülsenfrüchten. In Europa wurden gezüchtete Linsen z.B. in der Höhle von Franchthe in Griechenland gefunden, wo sie bereits 7000 v. Chr. angebaut wurden. Linsen wurden auch in der mitteleuropäischen Linearbandkeramik gefunden, wo sie seit der ältesten Phase, ca. 5500 v. Chr. bekannt sind. In der Genesis vollendet um das Jahr 1513 v.Chr. heißt es in Kap.25 Vers 29-34 ....und "Jakob gab Esau Brot und ein Linsengericht und er begann zu essen und zu trinken. Dann stand er auf und ging seines Weges. ". Die Pflanzen werden bis zu 50 cm hoch. Ihre meist sechspaarig gefiederten Blätter bilden an ihrem Ende Ranken aus. Die Hülsen sind maximal 2 cm lang der Schwäbischen Alb angebaut (Linsen mit Spätzle ein Nationalgericht der Schwaben). Hierzulande findet man meist ungeschälte, braune und grüne Tellerlinsen, die kleineren, bereits geschälten und teilweise auch halbierten roten Linsen, die weicher und breiiger kochen. Linsen sind leichter verdaulich als Erbsen oder Bohnen und haben einen sehr hohen Eiweißanteil, ca. 25-30 % in der Trockenmasse, wodurch sie besonders bei zeitweiligem Fasten oder dauerhafter vegetarischer Ernährung ein sehr wertvolles und zugleich preiswertes Nahrungsmittel darstellen. Bemerkenswert ist ebenso ihr überdurchschnittlich hoher Gehalt an Zink, welches eine zentrale Rolle im Stoffwechsel spielt. Da sie kleiner sind als andere Hülsenfrüchte, brauchen sie auch weniger Einweich- und Kochzeit. Ungeschälte Linsen lassen sich nach ausreichender Einweichzeit auch keimen und danach verarbeiten. Es gibt Hinweise, dass so eine verbesserte Aufschließung von Nährstoffen möglich ist.und enthalten runde, flache, etwa 1 bis 2 mm dicke Samen. Verzehrt werden ausschließlich die Samen. Im alten Ägypten waren sie eines der Grundnahrungsmittel. Heute werden Linsen vor allem in Spanien, Russland, Chile, Argentinien, den USA, Kanada und Vorderasien angebaut. Allein in Indien sind über 50 Sorten verbreitet.

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Ackerbohne

Die Wildform, von der die Ackerbohne abstammt, ist nicht bekannt. Heute kommt die Ackerbohne nur als Kulturpflanze vor. Als Kandidaten genannte Wildpflanzen (Vicia narbonensis, Vicia galilaea) sind heutigen Erkenntnissen nach zwar nahe Verwandte, aber keine Stammformen. Vicia faba und Vicia narbonensis sind nach neueren Erkenntnissen Geschwister einer Elternform, die heute ausgestorben ist. Am nächsten zur vermuteten Wildform wird die im Himalaja angebaute Unterart Vicia faba Die Ackerbohne (Vicia faba), auch Saubohne, Dicke Bohne, Große Bohne, Pferdebohne, Faberbohne oder Puffbohne genannt, ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler. In Indien, am Himalaja und in Südostspanien kommt eine primitive, stark verzweigte Kulturform ohne Haupttrieb und mit kleinen Samen vor: Vicia faba subsp. paucijuga (Alef.) Murat., die als der Wildform sehr nahestehend angesehen wird. Frühe Formen der „Dicken Bohne“ waren gar nicht so dick.

Man findet diese kleineren Samen erstmals in archäologischen Ausgrabungen in einer Steinzeitsiedlung bei Nazaret in Israel, die zwischen 6800 v. Chr. und 6500 v. Chr., eventuell auch nur 6000 v. Chr. datiert sind. Es ist nicht klar, ob diese Samenfunde gesammelte Wildsamen oder angebaute Bohnen sind. Erst seit dem 3. vorchristlichen Jahrtausend findet sich die Dicke Bohne in vielen Ausgrabungsstätten im Mittelmeerraum.In den ersten Jahrhunderten nach Christus entwickelte sich ein Anbauschwerpunkt an der Nordseeküste, weil sie als einzige Hülsenfrucht auf salzigen Böden in Küstennähe gedeiht. Neben anderen Hülsenfrüchten (Linse, Erbse) stellte sie die Versorgung der Menschen mit Proteinen sicher. Im Mittelalter war sie eines der wichtigsten Nahrungsmittel, auch bedingt durch die hohen Erträge. Seit dem 17. Jahrhundert ging der Anbau in Europa zurück. Die aus Amerika eingeführt Gartenbohne und Feuerbohne wurden zur menschlichen Ernährung vorgezogen. Die dicke Bohne dient heute hauptsächlich als Viehfutter.

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Erbse

(Pisum sativum)

Die Erbse stammt ursprünglich aus Kleinasien und ist seit Jahrtausenden eine wichtige Nutzpflanze. Sie war früher ein wichtiger Protein-Lieferant für die menschliche Ernährung. Heute wird sie vor allem als Gemüse und als Tierfutter verwendet. Ab etwa 8000 v. Chr. ist der Anbau von Erbsen durch archäologische Funde belegt. Die ältesten Funde stammen aus Jericho, und Aswad in Syrien und gehören zu jungsteinzeitlichen Ackerbaukulturen. Aus Griechenland, wo die Wildform ebenfalls heimisch ist, gibt es einen Fund aus der Zeit 7300 bis 6000 v. Chr. (Franchthi). Anhand der archäologischen Funde lassen sich die Unterarten und Varietäten kaum unterscheiden und der Übergang von den Wild- zu den Kulturformen kaum exakt nachzeichnen. Die Erbse zählt ebenfalls zu den Hülsenfrüchten. Die Wildformen (P. sativum subsp. elatius wachsen heute noch wild in den Maquis und als Ackerunkräuter in Griechenland, Türkei und in der Levante. Von dort breitete sich die Erbse mit dem Ackerbau nach Europa aus: Bulgarien 4800 bis 4600 v. Chr. (Stufe Karanova I/II), Serbien 5300 bis 4500 v. Chr. (Starčevo-Kultur), Polen ab 4500 v. Chr. In Deutschland war die Erbse, wie auch die Linse, neben Getreide das Grundnahrungsmittel der ältesten Ackerbauern. An jeder zweiten Getreidefundstelle kommen auch Erbsen vor. Aus der Mittleren Jungsteinzeit liegen anteilsmäßig wesentlich weniger Erbsenfunde vor, die Ursache dafür ist ungeklärt, lag aber möglicherweise in einer vermehrten Nutztierhaltung. In der Bronzezeit, ab etwa 1800 v. Chr., nahm der Anteil der Hülsenfrüchte und damit auch der Erbsen wieder zu. Bis ins 17. Jahrhundert wurde die Erbse als Trockengemüse verwendet und im allgemeinen als Mus gegessen. Erst ab dem 16. oder 17. Jahrhundert wurden Sorten gezüchtet, die man unreif und grün verspeiste oder als Zuckererbsen mit der Hülse. Zu Beginn waren diese Erbsen sehr teuer und etwa am Hof König Ludwig XIV. sehr beliebt. Die Trockenerbsen wurden jedoch erst durch die modernen Konservierungstechniken (Konserven, Tiefkühlen) vom Speisezettel verdrängt, erleben aber im Rahmen der Vollwertküche wieder eine kleine Renaissance.

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Mangold(Beta vulgaris)

Angenommen wird, dass die Kulturformen von Mangold (Beta vulgaris) innerhalb des natürlichen Vorkommens im Mittelmeerraum entstanden sind. Wildformen werden in China, Zentral- und Westasien, entlang der Küsten des Mittelmeeres und der europäischen Küsten am Atlantik, so auch an der Nordseeküste, gefunden. Entsprechend ist auch das Verbreitungsgebiet der Wildrübe, wobei sie in südlichen Bereichen auch im Inland zu finden ist. So wird die Mangold–Rübe schon längere Zeit vor der ersten schriftlichen Erwähnung kultiviert worden sein. Das älteste Schriftzeugnis findet sich in einer Pflanzenliste aus den Gärten des babylon. Königs Merodachbaiadan (722-711 v.Chr.) unter der Bezeichnung 'silqa'. Hippokrates beschrieb die Pflanze als alltägliche Gemüsepflanze, von der Blätter und auch Wurzeln verwendet wurden als Krankenkost roten und einer weißen Form berichtet. Dioskorides spricht von "zweierlei Geschlecht".

Der "rote Mangolt", einschließlich der Wurzeln mit Linsen gekocht, stopfe danach den Stuhlgang. Der "weiße Mangolt" sei dem Magen nützlich und treibe den Stuhlgang. Die ältesten archäologischen Funde sind Fruchtkelche, die in einer jungsteinzeitlichen Küstensiedlung (ca. 2000 v.Chr.) in Nordholland gefunden wurden. Grabungsfunde von Fruchtknäueln in röm. Kastellen, z.B. Novaesium (Neuß) belegen, dass der Mangold (und/oder Rüben) durch die Römer nach Deutschland kam. Hier ist das erste schriftliche Zeugnis das „Capitulare de villis“ Karls des Großen. Die Volksmedizin empfiehlt Mangold bei Blutarmut, Nervosität, Darmträgheit, Atemwegs-, Darm- und Magenentzündungen. Außerdem unterstützt er die Fettverdauung, entlastet die Leber und neutralisiert zellschädigende Radikale. Blattmangold wird genau wie Spinat zubereitet, während man beim Stielmangold vor allem die Blattstiele wie Spargel dünstet. Man spricht auch vom "Spargel des kleinen Mannes". Mangold kann gerade im Sommer, wenn der Frühspinat vorbei ist und der Herbstspinat erst heranwachsen muss, den Spinat ersetzen. Mangold ist demnach ein altes, gesundes Gemüse, welches gerade in den letzten Jahren wieder eine große Renaissance erfahren hat.

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LITERATURVERZEICHNIS

Böhrngen, Siegfried, „Pflanzen helfen heilen“, 1. Auflage, Berlin 1990,Verlag Volk und Gesundheit

Fischer-Rizzi, Susanne, „Medizin der Erde“, 8. Auflage, München 1994, Hugendubel

Fischer, W. K., „Kosmos Naturführer, Welche Heilpflanze ist das? , 1. Auflage, Stuttgart 2005, Frank-Kosmos Verlags-GmbH & Co.KG

Lotz, Birgit und Rausch, Andrea, „Kräuterlexikon“, 1. Auflage, Egglofsheim 1995, Nebel Verlag

Rätsch, Christian, „Heilkräuter der Antike“, 2. Auflage, München1998, Diederichs Verlag

Reute und Rußhardt Katja, „Das Pflanzen und Kräuterbuch, Hildegard von Bingen“, 1. Auflage, Köln 2006, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH

Sonn Annegret und Bügring Ursel, „Heilpflanzen in der Pflege“, 1. Auflage, Bern 2004, Verlag Hans Huber

Urban & Schwarzenberg, „Taschenlexikon der Medizin“, 3. Auflage, München-Wien- Baltimore 1981, Tutsch

Wendelberger E., „Heilpflanzen“, München 1975, 1. Auflage, BLV Verlagsgesellschaft mbH

Zusammenstellung undImpressum für das HeftFritz Kroder, Kapellenstr 5, 91233 SpeikernTel: 09153-7712

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