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SCHMID U. K~Z~~I~R: Magenacidität und Motflität im Verdauungstrakt 51 zu Gefäßverengerung. Versucht man, ex juvantibus etwas über die Entstehungs- weise der HTA-Geschwüre zu erfahren, so ist festzustellen, daß Atropin praktisch keinen, Papaverin und Antihistaminica nur einen geringen hemmenden Einfluß auf die Geschwürsentstehung ausüben, w~hrend LSD, Chlorpromazin und das Iminodi- benzylpr~parat Toffanil stark hemmend wirken (WILm~L~g). Die Untersuchung der von Sc~I~»L]~~ synthetisierten Isomeren von I-ITA und HTP hinsichtlich eines gastrotropen Effektes zeigt, daß sie selbst in hohen Dosen keine Magengesehwüre hervorrufen. Dagegen ist es möglich, die uleerogene Wirkung von HTA am Magen durch gleich- zeitige Verabreichung mittlerer Dosen von H iso TA beträchtlich abzu- schwächen. Der Antagonismus von H iso TP gegenüber HTP ist dagegen gering. Im gekreuzten Versuch hemmt H iso TP das HTA-Ulcus, H iso TA beeinflußt jedoch das HTP-Gesch~äir eher im fördernden Sinne. Da nur HTA eine starke geschwürserzeugende Wirkung zukommt, wurden die meisten der interessierenden Antagonisten bei dem durch dieses Amin hervorrufbaren Ulcus angewandt (siehe Tabelle). Hierbei zeigten H iso TP einen mäßig starken, Tryptophan einen geringen hemmenden Effekt, während Tryptamin sich als praktisch unwirksam erwies. Von den geprüften 5-I-Iydroxyindolen kommt somit nur dem H iso TA eine nahezu LSD-ähnliche Bedeutung als Antagonist gegenüber dem ttTA- Magenulcus zu, obwohl die ItTA-Kontraktion am Rattenmagen in vitro (Spasmus am Längsmuskel-Präparat) nur durch hohe Konzentrationen hemmend beeinflußt werden kann. Der HTA-bedingte Gefäßkrampf am isolierten Kaninehenohr wird durch mäßige Dosen H iso TA gelöst. Die durch I-ITA erzeugbaren Dickdarmgeschwüre sind nur durch Vor- behandlung (-- 1 Std) mit H iso TA zu unterdrücken. Interessant erscheint die Tatsache, daß das beschriebene Magenulcus eine spezifische HTA-Reaktion darstellt, die im Gegensatz zu solchen an isolierten Organen nur durch wenige Pharmaka -- darunter H iso TA -- abgeschwächt werden kann. Literatur HAVERBACK,B. J., and F. D. BoGnA~sKt: Proc. Soc. exp. Biol. (N. ¥.) 95, 392 (1957). HEDI~G~.R, C., u. F. VERAGC~: Schweiz. med. Wschr. 1957, 1175. Scm~DL]~R, W. : Helv. ehim. Acta 40, 1130 (1957). W~~ELMI, G.: Helv. physiol, pharmaeol. Acta 15, C83 (1957). E. Scn3iH~ und H. KE~ZLMEI1~I~ (Erlangen): Das Verhalten der Magen- acidität und der Motflitat im Verdauungstrakt des Menschen bei Intusion von Serotonin Zahlreiche Autoren haben sich in den letzten Jahren mit dem Einfluß von Serotonin auf Kreislauf, Atmung und Dinrese, sowie mit seiner 4*

Das Verhalten der Magenacidität und der Motilität im Verdauungstrakt des Menschen bei Infusion von Serotonin

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SCHMID U. K~Z~~I~R: Magenacidität und Motflität im Verdauungstrakt 51

zu Gefäßverengerung. Versucht man, ex juvantibus etwas über die Entstehungs- weise der HTA-Geschwüre zu erfahren, so ist festzustellen, daß Atropin praktisch keinen, Papaverin und Antihistaminica nur einen geringen hemmenden Einfluß auf die Geschwürsentstehung ausüben, w~hrend LSD, Chlorpromazin und das Iminodi- benzylpr~parat Toffanil stark hemmend wirken (WILm~L~g).

Die Untersuchung der von Sc~I~»L]~~ synthetisierten Isomeren von I-ITA und HTP hinsichtlich eines gastrotropen Effektes zeigt, daß sie selbst in hohen Dosen keine Magengesehwüre hervorrufen. Dagegen ist es möglich, die uleerogene Wirkung von HTA am Magen durch gleich- zeitige Verabreichung mittlerer Dosen von H iso TA beträchtlich abzu- schwächen. Der Antagonismus von H iso TP gegenüber HTP ist dagegen gering. Im gekreuzten Versuch hemmt H iso TP das HTA-Ulcus, H iso TA beeinflußt jedoch das HTP-Gesch~äir eher im fördernden Sinne. Da nur HTA eine starke geschwürserzeugende Wirkung zukommt, wurden die meisten der interessierenden Antagonisten bei dem durch dieses Amin hervorrufbaren Ulcus angewandt (siehe Tabelle). Hierbei zeigten H iso TP einen mäßig starken, Tryptophan einen geringen hemmenden Effekt, während Tryptamin sich als praktisch unwirksam erwies. Von den geprüften 5-I-Iydroxyindolen kommt somit nur dem H iso TA eine nahezu LSD-ähnliche Bedeutung als Antagonist gegenüber dem ttTA- Magenulcus zu, obwohl die I tTA-Kontrakt ion am Rattenmagen in vitro (Spasmus am Längsmuskel-Präparat) nur durch hohe Konzentrationen hemmend beeinflußt werden kann.

Der HTA-bedingte Gefäßkrampf am isolierten Kaninehenohr wird durch mäßige Dosen H iso TA gelöst.

Die durch I-ITA erzeugbaren Dickdarmgeschwüre sind nur durch Vor- behandlung (-- 1 Std) mit H iso TA zu unterdrücken.

Interessant erscheint die Tatsache, daß das beschriebene Magenulcus eine spezifische HTA-Reaktion darstellt, die im Gegensatz zu solchen an isolierten Organen nur durch wenige Pharmaka -- darunter H iso TA -- abgeschwächt werden kann.

Literatur

HAVERBACK, B. J., and F. D. BoGnA~sKt: Proc. Soc. exp. Biol. (N. ¥.) 95, 392 (1957).

HEDI~G~.R, C., u. F. VERAGC~: Schweiz. med. Wschr. 1957, 1175. Scm~DL]~R, W. : Helv. ehim. Acta 40, 1130 (1957). W~~ELMI, G.: Helv. physiol, pharmaeol. Acta 15, C83 (1957).

E. Scn3iH~ und H. KE~ZLMEI1~I~ (Erlangen): Das Verhalten der Magen- acidität und der Motflitat im Verdauungstrakt des Menschen bei Intusion von Serotonin

Zahlreiche Autoren haben sich in den letzten Jahren mit dem Einfluß von Serotonin auf Kreislauf, Atmung und Dinrese, sowie mit seiner

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52 E. SCHMID und H. KINZr,MEIER:

Bedeutung im Gehirnstoffwechsel befaßt. Dagegen fehlten bisher um- fassende Untersuchungen über die Wirkung dieses biogenen Amins auf die Magenaeidit£t und die Motilität des Magen-Darm-Traktes beim Menschen.

An 30 Versuchspersonen prüften wir den Einfluß von 5-Hydroxytrypt- amin auf die Aziditätsverhältnisse im ~]1a9ensa]t und an der Magen- schleimhaut durch fortlaufende p•-Messung mit der Antimonelektrode. 1 ,6 - -16#g Serotonin/kg/min - - s~mtliche Dosenangaben beziehen sich auf den Gehalt an freier Base - - führten bei einer Injektionsdauer von 6--20 min zu einer Abnahme der Wasserstoffionenkonzentration im Magen. Sie betrug in 18 Versuchen weniger als 0,5 und in 11 Experimen- ten zwischen 0,5 und 1,53 p~-Einheiten. Das Wirkungsoptimum lag bei 5--25 min nach Injektionsbeginn, die Ausgangswerte der H+-Ionen- konzentration waren nach 15--55 min wieder erreicht. SMIT~, sowie H&VEI~BACK U. Mitarb. hat ten an Magenfistelhunden unter Serotonin- Zufuhr eine verminderte 3.fagens/£ureproduktion gefunden. Die von uns am Menschen beobachtete Abnahme der Wasserstoffionenkonzentration könnte mit dem gleichen Wirkungsmechanismus erkl/irt werden. Da jedoch bei 3 Patienten mit einer histaminrefraktären Anacidit/~t und einer gastrobioptisch gesicherten Atrophie der Magenschleimhaut sich die p~-Werte ebenfalls erhöhten und sogar in das alkahschc Milieu ver- schoben, könnte man außerdem eine vermehrte Produktion von alkali- schere Nebensekret vermuten. Eine Störung dieser Vcrsuchsergebnisse, bedingt durch Zunahme des Sekretvolumens oder durch duodenalen Reflux glauben wir ausschließen zu können, da diese Messungen an der Magenschleimhaut erfolgten.

Die ~]!otilität im Verdauungstrakt zeichneten wh' mittels einer Ballon- sonde, deren Lage röntgenologisch kontrolliert wurde, über eine Marey- sche Kapsel auf. Am Oeso~ohagus waren 2 - - l 0 #g Serotonin/kg/min bei einer Injektionsdauer von 5--12 nfin in 7 Versuchen wirkungslos. Am Magen hemmten dagegen gleiche Dosen in 21 F/~llen die Spontankon- ~raktionen und verminderten den Tonus etwa in der Hälfte der Versuche. Die inhibitorische Wirkung von 5-Hydroxyt ryptamin setzte meist 1--2 min nach Injektionsbeginn ein und klang wenige Minuten nach Beendigung der Infusion wieder ab. Ergänzende röntgenologische Studien, die gemeinsam mit H]~ss]~ durchgeführt wurden, ließen nach Injektion von 15--20/~g Serotonin/kg in 2 - -3 min eine Hemmung der Magenperistaltik erkemlen, die etwa 10--15 min dauerte. Diese inhibi- torische Wirkung von 5-I-[ydroxytryptamin schien sich auf den gesamten Magen zu erstrecken. W/~hrend n~nflich normalerweise am Magenein- gang in der Inspiration ein Breistop auftritt , passierte das Kontrast- mittel für die Dauer des Serotonineffektes in der Einatmung glat t die Cardia. In der Phase fehlender Peristaltik t ra t kein Barinmbrei in das

Magenaeidität und Motilität im Verdauungstrakt des Menschen 53

Duodenum über. Ein zusätzlicher Pylorospasmus konnte an Hand gastroskopischer Kontrollversuche ausgeschlossen werden.

Im Gegensatz zur Reaktion am Magen führte Serotonin an Je~unum und Ileum stets zu einer Erregung der glatten Muskulatur. In 12 Ver- suchen mit Dosen von 3--12 #g/kg/min und einer Jnjektionsdauer von 7--18 min zeichneten sich zwei Reaktionstypen ab: In der Hälfte der Experimente kam es zu einer 2--3 min anhaltenden Kontraktionswelle, an die sich eine sekundäre Phase der Hemmung anschloß, der teilweise weitere Kontraktionen von kurzer Dauer folgten. In den restlichen 6 Versuchen t ra t dagegen ein anhaltender Spasmus auf, der die Injektion zum Teil um mehrere Minuten überdauerte. Die vor Injektionsbeginn bestehenden frequenten Motilitätszaeken waren dabei abgeschwächt oder aufgehoben.

Zur Prüfung der Serotoninwirkung auf die Motilität von Rectum und Sigmoid wurde eine steifere Ballonsonde unter endoskopischer Kon- trolle 13--64 cm weit proximal vom Analring vorgeschoben. In 11 Ver- suchen mit 3 - -10Bg Serotonin/kg/min und einer Jnjektionszeit von 7--15 min sahen wir regelmäßig eine Hemmung der Darmbewegungen, die 10--20 min anhielt.

Nach GADD~M kommt die erregende Wirkung von 5-Hydroxytrypt- amin auf Organe mit glatter Muskulatur über spezifische Tryptamin- receptoren zustande. K u R beschrieb zusätzlich eine über Ganglien ver- laufende reflektorische Stimulation. Für die zunächst überraschende Hemmung der Magen- und Dickdarmbewegungen beim Menschen dürften ebenfalls reflektorische Wirkungsmechanismen wahrscheinlich sein. Bei den verwendeten relativ kleinen Dosen liegt die Vermutung nahe, daß die inhibitorischen Effekte an Magen und Dickdarm wie die seit längerem bekannte Stimulation des Dünndarms physiologisehe Funktionen des ,Gelbe-Zellen-Hormons" darstellen. Weitere Unter- suchungen sind indessen erforderlich, um die Rolle des Serotonins beim normalen und krankhaft gestörten Ablauf der Magen-Darm-Motilität

im einzelnen zu klären. Literatur

G-~DDUM, Œ. H. : J. Physiol. (Lond.) 119, 363 (1953). I-IAvv,~ACK, B. J., C. A. M. HOOBE~, ~. C. Mom~~ and L. L. T~RR~:: Gastroentero-

logy 82, 1058 (1957). K~Lm% H. : Verh. dtsch. Ges. inh. Med. 68, 476 (1957). S ~ ~ , A. N.: Vortrag, Symposium über 5-Hydroxy¢ryptamin, London 1957.

London: Pergamon Press 1958.

Disbussion. F. L~',MBECK (Graz): Es ist hervorzuheben, daß die Versuche mit sehr kleinen Serotonin-Dosen erzielt wurden, da manche der beschriebenen Sero- tonin-F, ffekte erst mit sub-toxisehen Dosen zu beobachten sind. Serotonin führt auch am Meerschweinchenileum (:BöLBRI~G U. UN, LEMBECK) bei Wirkung von der Serosa aus zu einer Hemmung des Peristaltik-Reflexes, während beim Ein- wirken von der Mueosa aus der Peristaltik-Rettex gefördert wird. Es wäre daher

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interessant zu erfahren, ob Serotonin beim Einbringen in das M~gen- bzw. Darm- lumen auch beim Menschen anders als wie bei der Infusion in die Gefäße wirkt. Die Infusion in Gefäße erfordert schließlich, reflektorische Wirkungen über Chemo- und Pressoreceptoren zu berücksichtigen.

P. HOLTZ (Frankfurt/M.): Hinweis auf den Charakter des Serotonins als ù Intermediärstoff", d.h. ein biogenes Amin, das nicht nur am Erfolgsorgan selbst (z.B. glatte 1V[uskulatur), sondern außerdem an dem innervierenden vegetati- ven Nerven (Ganglion, postganglionäres Neuron) erregend angreift und dadurch eine vermehrte Freisetzung des Überträgerstoffes, im Falle eines sympathischen Nerven, also eine vermehrte Freisetzung an Noradrenalin verursacht. Die Erregung sympathischer Ganglien im Magendarmtrakt könnte erklären, daß Serotonin auch I-Iemmungswirkungen ausübt.

Schlußwort E. SCHMID (Erlangen)zu LEMBECK: Für Ihren Hinweis bin ich Ihnen dankbar. Bisher haben wir noch nicht geprüft, ob Serotonin bei oraler Verabreichung die Motilität im Magen-Darm-Trakt beeinflussen kann; wir werden diese Versuche noch nachholen. Wir haben zunächst nur die i.v. Verabreichung gew~hlt, weil bei der Prüfung anderer motilitäts-beeinflussender Pharmaka am Menschen bei oraler Zufuhr weniger zuverlässige und inkonstantere Ergebnisse als bei i.v. Applikation erzielt wurden.

Zu HOLTZ: Ihrer Unterteilung in direkte und neuronale Effekte des Serotonins stimmen wir zu. Ähnliches ist ja seit längerer Zeit für die Kreislaufwirkung des Serotonins bekannt. Wir hatten einen reflektorischen Mechanismus bei der In- hibition der Magen- und Diekd~rm-Motilität unter Serotonin-Zufuhr angenommen, da dieses Pharmakon ja isolierte Colon- oder Magenfundus-Präparate zur Kon- traktion bringt. Auch die isolierte Antrumtasehe des Hundes reagiert auf Serotonin mit einer Kontraktion, während man beim Menschen bei gastroskopiseher Be- obachtung eine Erweiterung des Pyloruskanals sieht. Nach SMI~~ soll auch die Hemmung der Magensäureproduktion reflektorisch bzw. neuronal zustandekommen. Dieser Autor vermutet allerdings eine Beteilung des N.vagus.

R. SCH~U)]~R (Birmingham): Fat and gastric secretion

The inh ib i to ry effect of rat on gastric secretion has been s tudied since the classical exper iments of BEAUMO~T (1838) and EWALD and BoAs (1886). According to the present general ly accepted view, the inh ib i to ry mechanism is elicited when neu t ra l rat reaches the mucosa of the small intest ine. F a t t y acids ere supposed to have a s t imula t ing effect on gastric secretion. (PIoNTKOWSK~; 1904, and I r r and MCILv~N 1923/24). There ere, however, several observat ions (ROB]~RTS 1931, and SHAr, G~Rs~o~-Co~E~ and FELS 1939) t ha t suggest t ha t free fa t ty aeids might have an inh ib i to ry effect, as weh as neut ra l fat. Our in teres t in this mechanism arose from the observat ion t ha t in the sprue syndrome, in which there m a y be an excess of free f a t ty acids in the in tes t ine (F~AzE~ 1950), a depression of gastric secretion is commonly found (FRAzE~ 1950).

Exper iments were earried out on conscious rats after a p re l iminary aparo tomy. The s tomach was washed out through a gastric cannula and