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David Grasekamp – „Exeter“ Analyse und Interpretation Analysiert und interpretiert wird eine Malerei des deutsche Künstlers David Grasekamp. „Exeter“ wurde 2013 im Rahmen der Ostrale in Dresden fertiggestellt und ist Teil einer vierteiligen Bildserie oder einem modernen Polyptychon namens „Buss-& Bettag II“. Das Bild misst 170mm in der Höhe und 120mm in der Breite. Grasekamp arbeitete im ersten Schritt mit Öl. Auffällig ist dabei die unglaubliche Detailtreue, welche er der Pistole verleiht. Erst im zweiten Schritt seiner Arbeit, den er in einer Live-Performance zur Eröffnung der Ostrale präsentierte, vollendet er sein Werk, indem er auf der Leinwand erst Symbole mit Graphit vorzeichnet, um dann weiter farbenfreudig mit Öl zu arbeiten. Erst durch den letzten Schritt werden die Botschaften an den Betrachter übermittelt. Während der zwölf minütigen Liveperformance, konnte man erleben, wie David Grasekamp seine Wut und Aggression in dem Polyptychon verarbeitet. Der erste Eindruck der Malerei war bei mir zunächst von Unverständnis geprägt. Waren die Bilder einem Farbanschlag zum Opfer gefallen? Erst später wirkten die markanten farbenfrohen Pinselstriche, die sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters fesseln, als Einheit mit der Waffe. In den oberen zwei Dritteln ist eine silber-schwarze Pistole gerade noch zu erkennen. Grobe farbige Pinselstriche verdecken dabei einen Großteil der Waffe. Im unteren Drittel steht mit Ölfarbe in großen Lettern geschrieben „#[Hashtag] END THE NRA“. Bildgegenstand ist eine kleinkalibrige Waffe sowie ein Textkörper. Während die Pistole sehr fein und filigran gemalt wurde, wirken die Übermalungen sehr strukturstark und bilden in zweierlei Hinsicht Kontraste zur Waffe. Zum einen besteht ein deutlicher Warm-Kalt-Kontrast: Die Waffe dunkel, grau, schwarz und kalt, die bunten Pinselstriche dagegen enthalten so gut wie keine kalten Farben, wie zum Beispiel grau oder blau. Ein zweiter Kontrast ist ein Qualitätskontrast. Die Waffe verdeutlicht dabei die qualitativ hochwertige, detaillierte Seite. Vollendungselemente, die im Rahmen der Live-Performance erfolgten, stehen im Gegensatz für das Grobe, Rapide. Beide Farbkontraste schaffen dabei eine seltene Bildspannung. Spannung wird außerdem durch den Textkörper geschaffen. David Grasekamp möchte eine Debatte anstoßen – in Deutschland und in der ganzen Welt - „#END THE NRA“ – zu Deutsch: „Ende der National Rifle Association of America [Nationale Schusswaffenvereinigung von Amerika]“. Gerichtet ist dieser Aufruf gegen die amerikanische Waffenlobby, die mit teils absurden Mitteln und Äußerungen Einfluss auf die Sicherheitspolitik in den USA nehmen und so etliche Menschenleben gefährden. Der Hashtag zu Beginn des Aufrufs verrät ein weiteres Mal die Hoffnung zu einer größeren öffentlichen Diskussion. Durch dieses Symbol wird nämlich die Tauglichkeit für den Kurznachrichtendienst Twitter und andere soziale Netzwerke deutlich erhöht, da man eine größere Masse mit dem gezielten Setzen von Hashtags erreichen kann. Auffällig an der Bildraumgestaltung ist auch der blanke weiße Hintergrund, der zum Teil unbearbeitet blieb. Durch die Übermalungen, die vom Farbauftrag sehr ungleichmäßig sind, entstand ein Reliefbild – Die Waffe wirkt von Farbbändern umschlungen und gefesselt. Spektakulär ist die Synthese der statischen metallischen Waffe und den radikalen, bewegten, belebten Fesseln. Es eröffnet sich so eine Kluft zwischen den Gegensätzen Leben und Tod, welche Grasekamp eindrucksvoll miteinander verbindet. Wie in den einleiten Worten schon beschrieben, sind alle Werke der Bildserie im Hochformat ausgerichtet. Dies lässt alle Werke der Serie in einer Einheit wirken und bietet Grasekamp, während seiner Performance im unteren Teil des Bildes Platz für Bemerkungen beziehungsweise Symbole. Glasklare These des Bildes ist also die Verdrängung der NRA aus der Politik und der Gesellschaft. Die kalten Farben der Pistole stehen dabei für die Waffenlobby, die mit ihrer kaltblütigen, profitorientierten Gesinnung nur die wirtschaftliche Interessen vertritt, während durch ein, aus meiner Sicht, zu liberales Waffenrecht täglich duzende Menschen durch Schusswaffen ums Leben kommen. Ausdruck für diesen Widerspruch ist dabei die spratzende

David Grasekamp - Exeter

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Page 1: David Grasekamp - Exeter

David Grasekamp –

„Exeter“ Analyse und Interpretation Analysiert und interpretiert wird eine Malerei des deutsche Künstlers David Grasekamp. „Exeter“ wurde 2013 im

Rahmen der Ostrale in Dresden fertiggestellt und ist Teil einer vierteiligen Bildserie oder einem modernen

Polyptychon namens „Buss-& Bettag II“. Das Bild misst 170mm in der Höhe und 120mm in der Breite. Grasekamp

arbeitete im ersten Schritt mit Öl. Auffällig ist dabei die unglaubliche Detailtreue, welche er der Pistole verleiht. Erst

im zweiten Schritt seiner Arbeit, den er in einer Live-Performance zur Eröffnung der Ostrale präsentierte, vollendet er

sein Werk, indem er auf der Leinwand erst Symbole mit Graphit vorzeichnet, um dann weiter farbenfreudig mit Öl

zu arbeiten. Erst durch den letzten Schritt werden die Botschaften an den Betrachter übermittelt. Während der zwölf

minütigen Liveperformance, konnte man erleben, wie David Grasekamp seine Wut und Aggression in dem

Polyptychon verarbeitet.

Der erste Eindruck der Malerei war bei mir zunächst von Unverständnis geprägt. Waren die Bilder einem

Farbanschlag zum Opfer gefallen? Erst später wirkten die markanten farbenfrohen Pinselstriche, die sofort die

Aufmerksamkeit des Betrachters fesseln, als Einheit mit der Waffe. In den oberen zwei Dritteln ist eine silber-schwarze

Pistole gerade noch zu erkennen. Grobe farbige Pinselstriche verdecken dabei einen Großteil der Waffe. Im unteren

Drittel steht mit Ölfarbe in großen Lettern geschrieben „#[Hashtag] END THE NRA“.

Bildgegenstand ist eine kleinkalibrige Waffe sowie ein Textkörper. Während die Pistole sehr fein und filigran gemalt

wurde, wirken die Übermalungen sehr strukturstark und bilden in zweierlei Hinsicht Kontraste zur Waffe. Zum einen

besteht ein deutlicher Warm-Kalt-Kontrast: Die Waffe dunkel, grau, schwarz und kalt, die bunten Pinselstriche

dagegen enthalten so gut wie keine kalten Farben, wie zum Beispiel grau oder blau. Ein zweiter Kontrast ist ein

Qualitätskontrast. Die Waffe verdeutlicht dabei die qualitativ hochwertige, detaillierte Seite. Vollendungselemente,

die im Rahmen der Live-Performance erfolgten, stehen im Gegensatz für das Grobe, Rapide. Beide Farbkontraste

schaffen dabei eine seltene Bildspannung. Spannung wird außerdem durch den Textkörper geschaffen. David

Grasekamp möchte eine Debatte anstoßen – in Deutschland und in der ganzen Welt - „#END THE NRA“ – zu

Deutsch: „Ende der National Rifle Association of America [Nationale Schusswaffenvereinigung von Amerika]“.

Gerichtet ist dieser Aufruf gegen die amerikanische Waffenlobby, die mit teils absurden Mitteln und Äußerungen

Einfluss auf die Sicherheitspolitik in den USA nehmen und so etliche Menschenleben gefährden. Der Hashtag zu

Beginn des Aufrufs verrät ein weiteres Mal die Hoffnung zu einer größeren öffentlichen Diskussion. Durch dieses

Symbol wird nämlich die Tauglichkeit für den Kurznachrichtendienst Twitter und andere soziale Netzwerke deutlich

erhöht, da man eine größere Masse mit dem gezielten Setzen von Hashtags erreichen kann. Auffällig an der

Bildraumgestaltung ist auch der blanke weiße Hintergrund, der zum Teil unbearbeitet blieb. Durch die

Übermalungen, die vom Farbauftrag sehr ungleichmäßig sind, entstand ein Reliefbild – Die Waffe wirkt von

Farbbändern umschlungen und gefesselt. Spektakulär ist die Synthese der statischen metallischen Waffe und den

radikalen, bewegten, belebten Fesseln. Es eröffnet sich so eine Kluft zwischen den Gegensätzen Leben und Tod,

welche Grasekamp eindrucksvoll miteinander verbindet. Wie in den einleiten Worten schon beschrieben, sind alle

Werke der Bildserie im Hochformat ausgerichtet. Dies lässt alle Werke der Serie in einer Einheit wirken und bietet

Grasekamp, während seiner Performance im unteren Teil des Bildes Platz für Bemerkungen beziehungsweise

Symbole.

Glasklare These des Bildes ist also die Verdrängung der NRA aus der Politik und der Gesellschaft. Die kalten Farben

der Pistole stehen dabei für die Waffenlobby, die mit ihrer kaltblütigen, profitorientierten Gesinnung nur die

wirtschaftliche Interessen vertritt, während durch ein, aus meiner Sicht, zu liberales Waffenrecht täglich duzende

Menschen durch Schusswaffen ums Leben kommen. Ausdruck für diesen Widerspruch ist dabei die spratzende

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Ölfarbe, die Grasekamp zum Übermalen der Waffe verwendete - Das Blut der Opfer, das fortwährend an der Waffe

haftet.

Abschließend nun meine Meinung zu dieser außergewöhnlichen und überaus aktuellen Malerei. Ich bin von David

Grasekamps Projekt ziemlich beeindruckt. Er bringt tolle Ideen in seine Bilder und hilft so die Welt vielleicht auch ein

Bisschen besser zu machen. Bei meiner Recherche habe ich gemerkt, dass er sehr viel unternimmt, um seine

Arbeiten bekannter und zugänglicher zu machen. Ich habe jedoch das Gefühl, dass er trotz seiner modernen Ideen

leider recht unbekannt ist.

Quellen http://www.youtube.com/watch?v=j48wIHpOSEs | Video der Live-Performance zur Eröffnung der Ostrale 2013

http://www.fiftyfiftyblog.de/david-reloaded-ostrale-013/ | Blogbeitrag über die Bildserie von David Grasekamp

http://www.apimages.com/metadata/Index/Germany-Contemporary-

Art/67e89ed36d044359a6efae81cf721d6b/1/0 | David Grasekamp vor der Live-Performance

https://skydrive.live.com/redir?resid=2802C81F0FADC5F0!532&authkey=!AHyB_oR_pqED82s | Fotos der Ostrale

http://www.fiftyfiftyblog.de/wp-content/uploads/2013/07/the-end_red.jpg.jpg | Nachbearbeitung eines Fotos

mit erhöhter Dynamik