1
Denosumab schützt trabekulären und kortikalen Knochen Trabekuläre und kortikale Knochen- strukturen sind im Skelett unterschiedlich verteilt. Während die Wirbelsäule einen hohen Anteil trabekulären Knochens ent- hält, sind in der Hüfte beide Knochenstruk- turen nahezu gleich verteilt. Dies berichtete Prof. Lorenz Hofbauer vom Universitätskli- nikum Dresden. Die langen Röhrenknochen bestehen hingegen überwiegend aus kor- tikalem Knochen. Die knochenabbauenden Osteoklasten erodieren zugängliche Ober- flächen und entfernen in den ersten Jahren nach der Menopause zunächst trabekuläre Strukturen. Erst wenn der trabekuläre Kno- chen weitgehend abgebaut ist, setzt die Resorption in kortikalen Strukturen ein. Dieses Zeitprofil spiegle sich im charakteris- tischen Verlauf des Frakturrisikos wider, so Hofbauer. Schon in den ersten Jahren nach der Menopause steigt die Inzidenz von Wirbelkörperfrakturen, während die Hüft- frakturrate ab dem 70. bis 80. Lebensjahr exponentiell zunimmt. Der RANK-Ligand Inhibitor Denosumab (Prolia®) hemmt die Differenzierung, die Aktivierung und das Überleben von Osteo- klasten und schützt sowohl trabekulären als auch kortikalen Knochen vor der Resorption. Wie die aktuellen Sechs-Jahres-Daten der FREEDOM-Studie zeigen, induziert die Therapie mit Denosumab (60 mg s.c. zwei- mal jährlich) einen kontinuierlichen Anstieg der Knochendichte an der Lendenwirbel- säule und an der Hüfte. Auch bei Patienten, die während der drei- jährigen Doppelblindphase ein Placebo erhalten hatten, nahm nach der Umstellung auf Denosumab in der offenen Extensions- phase der Studie die Knochendichte rasch zu. Parallel dazu wurde das Risiko für verte- brale und nicht vertebrale Frakturen anhal- tend reduziert, wie PD Dr. Christopher Niedhart, niedergelassener Orthopäde aus Heinsberg, ausführte. In der Subgruppe der ≥ 75-Jährigen sank das Hüftfrakturrisiko nach dreijähriger Behandlung mit Deno- sumab signifikant um 62 % gegenüber Pla- cebo (0,9 % versus 2,3 %, p = 0,0065) [Boo- nen S et al. J Clin Endocrinol Metab 2011;96:1727-36]. Abdol A. Ameri Osteologie-Kongress, Satellitensymposium „Denosumab in Osteologie und Onkologie“, Basel, 30.3.2012; Veranstalter: Amgen/GSK Fixkombination Naproxen plus PPI vermindert NSAR-Risiken Etwa 25–30 % der Patienten entwickeln unter der Behandlung mit NSAR dyspepti- sche Beschwerden, 10 % erkranken an gast- rointestinalen (GI) Ulzera, von denen 1 % schwere Ulkuskomplikationen erleiden, meist Blutungen. Wie Prof. Manfred Gross, Chefarzt der Internistischen Klinik Dr. Müller in München ausführte, lässt sich dieses Risi- ko durch die Kombination des NSAR mit ei- nem Protonenpumpenhemmer (PPI) deut- lich vermindern. Insbesondere Risikopatienten sollten des- halb kein NSAR ohne PPI-Prophylaxe erhal- ten. Tatsächlich wird aber im medizinischen Alltag weniger als der Hälfte der Risikopati- enten ein PPI verordnet. Falls er überhaupt begonnen wurde, bleibt der Magenschutz zudem bei einer NSAR-Langzeittherapie oft auf der Strecke. Es gibt keine traditionellen (t) NSAR, die ein geringeres gastrointestinales Risiko mit sich bringen als andere, betonte Prof. Wolfgang Bolten, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der rheumatologischen Abteilung der Klaus- Miehlke-Klinik Wiesbaden. Doch gebe es ein NSAR, das sich bezüglich des kardiovas- kulären Risikos positiv von allen anderen NSAR und den Coxiben abhebt: Naproxen. Naproxen hemmt die Cyclooxigenase (COX) 1 reversibel, aber im Gegensatz zu anderen NSAR vollständig. Coxibe hinge- gen hemmen das Enzym fast nicht. Verbun- den mit der COX-1-Inhibition ist eine Hem- mung der Thrombozytenfunktion, die das verminderte kardiovaskuläre Risiko von Naproxen erklärt. Um auch das gastrointestinale Risiko zu minimieren, hat die Firma AstraZeneca eine fixe Kombination aus 500 mg Naproxen und 20 mg Esomeprazol (Vimovo®) entwickelt, die in Deutschland seit April 2012 verfügbar ist. Die Galenik wurde so gestaltet, dass sich nach Einnahme der Tablette zunächst der PPI löst und erst anschließend das NSAR. Die Kombination bietet einen vergleichba- ren Ulkusschutz wie ein Coxib, ist aber effek- tiver gegen dyspeptische Symptome, erläu- terte Bolten. Als neuen Baustein einer am individuellen Risiko adaptierten Schmerz- therapie sieht Bolten den Platz für die neue Naproxen/Esomeprazol-Fixkombination bei Patienten mit erhöhtem gastrointestinalem und kardiovaskulärem Risiko (Abb.). Dr. Angelika Bischoff Launch-Pressekonferenz „Vimovo® – NSAR und PPI-Magenschutz in einer Tablette; neue Therapieoption zur Behandlung von Arthroseschmerzen“; Wiesbaden, 17. April 2012; Veranstalter: AstraZeneca Dauerhafte oder intermittierende NSAR-Therapie CV 1 -Risiko Naproxen Naproxen Naproxen + PPI 3 Coxib + PPI Coxib oder tNSAR 4 + PPI tNSAR (inkl. Naproxen) GI 2 -Risiko alle NSAR möglich GI-Risiko ja nein normal erhöht stark erhöht normal erhöht 1 kardiovaskulär; 2 gastrointestinal; 3 Protonenpumpenhemmer; 4 traditionell Abb.: Behandlungsalgorithmus für NSAR ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (4) 75

Denosumab schützt trabekulären und kortikalen Knochen

  • Upload
    abdol-a

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Denosumab schützt trabekulären und kortikalen Knochen

— Trabekuläre und kortikale Knochen-strukturen sind im Skelett unterschiedlich verteilt. Während die Wirbelsäule einen hohen Anteil trabekulären Knochens ent-hält, sind in der Hüfte beide Knochenstruk-turen nahezu gleich verteilt. Dies berichtete Prof. Lorenz Hofbauer vom Universitätskli-nikum Dresden. Die langen Röhrenknochen bestehen hingegen überwiegend aus kor-tikalem Knochen. Die knochenabbauenden Osteoklasten erodieren zugängliche Ober-flächen und entfernen in den ersten Jahren nach der Menopause zunächst trabekuläre Strukturen. Erst wenn der trabekuläre Kno-chen weitgehend abgebaut ist, setzt die Resorption in kortikalen Strukturen ein. Dieses Zeitprofil spiegle sich im charakteris-tischen Verlauf des Frakturrisikos wider, so

Hofbauer. Schon in den ersten Jahren nach der Menopause steigt die Inzidenz von Wirbelkörperfrakturen, während die Hüft-frakturrate ab dem 70. bis 80. Lebensjahr exponentiell zunimmt.Der RANK-Ligand Inhibitor Denosumab (Prolia®) hemmt die Differenzierung, die Aktivierung und das Überleben von Osteo-klasten und schützt sowohl trabekulären als auch kortikalen Knochen vor der Resorption. Wie die aktuellen Sechs-Jahres-Daten der FREEDOM-Studie zeigen, induziert die Therapie mit Denosumab (60 mg s.c. zwei-mal jährlich) einen kontinuierlichen Anstieg der Knochendichte an der Lendenwirbel-säule und an der Hüfte. Auch bei Patienten, die während der drei-jährigen Doppelblindphase ein Placebo

erhalten hatten, nahm nach der Umstellung auf Denosumab in der offenen Extensions-phase der Studie die Knochendichte rasch zu. Parallel dazu wurde das Risiko für verte-brale und nicht vertebrale Frakturen anhal-tend reduziert, wie PD Dr. Christopher Niedhart, niedergelassener Orthopäde aus Heinsberg, ausführte. In der Subgruppe der ≥ 75-Jährigen sank das Hüftfrakturrisiko nach dreijähriger Behandlung mit Deno-sumab signifikant um 62 % gegenüber Pla-cebo (0,9 % versus 2,3 %, p = 0,0065) [Boo-nen S et al. J Clin Endocrinol Metab 2011;96:1727-36]. Abdol A. Ameri

Osteologie-Kongress, Satellitensymposium „Denosumab in Osteologie und Onkologie“,

Basel, 30.3.2012; Veranstalter: Amgen/GSK

Fixkombination Naproxen plus PPI vermindert NSAR-Risiken

— Etwa 25–30 % der Patienten entwickeln unter der Behandlung mit NSAR dyspepti-sche Beschwerden, 10 % erkranken an gast-rointestinalen (GI) Ulzera, von denen 1 % schwere Ulkuskomplikationen erleiden, meist Blutungen. Wie Prof. Manfred Gross, Chefarzt der Internistischen Klinik Dr. Müller in München ausführte, lässt sich dieses Risi-ko durch die Kombination des NSAR mit ei-nem Protonenpumpenhemmer (PPI) deut-lich vermindern. Insbesondere Risikopatienten sollten des-halb kein NSAR ohne PPI-Prophylaxe erhal-ten. Tatsächlich wird aber im medizinischen Alltag weniger als der Hälfte der Risikopati-enten ein PPI verordnet. Falls er überhaupt begonnen wurde, bleibt der Magenschutz zudem bei einer NSAR-Langzeittherapie oft auf der Strecke. Es gibt keine traditionellen (t) NSAR, die ein geringeres gastrointestinales Risiko mit sich bringen als andere, betonte Prof. Wolfgang Bolten, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der rheumatologischen Abteilung der Klaus-Miehlke-Klinik Wiesbaden. Doch gebe es ein NSAR, das sich bezüglich des kardiovas-kulären Risikos positiv von allen anderen NSAR und den Coxiben abhebt: Naproxen. Naproxen hemmt die Cyclooxigenase

(COX) 1 reversibel, aber im Gegensatz zu anderen NSAR vollständig. Coxibe hinge-gen hemmen das Enzym fast nicht. Verbun-den mit der COX-1-Inhibition ist eine Hem-mung der Thrombozytenfunktion, die das verminderte kardiovaskuläre Risiko von Naproxen erklärt. Um auch das gastrointestinale Risiko zu minimieren, hat die Firma AstraZeneca eine fixe Kombination aus 500 mg Naproxen und 20 mg Esomeprazol (Vimovo®) entwickelt, die in Deutschland seit April 2012 verfügbar ist. Die Galenik wurde so gestaltet, dass sich nach Einnahme der Tablette zunächst der PPI löst und erst anschließend das NSAR.

Die Kombination bietet einen vergleichba-ren Ulkusschutz wie ein Coxib, ist aber effek-tiver gegen dyspeptische Symptome, erläu-terte Bolten. Als neuen Baustein einer am individuellen Risiko adaptierten Schmerz-therapie sieht Bolten den Platz für die neue Naproxen/Esomeprazol-Fixkombination bei Patienten mit erhöhtem gastrointestinalem und kardiovaskulärem Risiko (Abb.). Dr. Angelika Bischoff

Launch-Pressekonferenz „Vimovo® – NSAR und PPI-Magenschutz in einer Tablette; neue Therapieoption zur Behandlung von Arthroseschmerzen“; Wiesbaden, 17. April 2012; Veranstalter: AstraZeneca

Dauerhafte oder intermittierende

NSAR-Therapie

CV1-Risiko

Naproxen

NaproxenNaproxen +

PPI3Coxib + PPI

Coxib

oder

tNSAR4 + PPI

tNSAR

(inkl. Naproxen)

GI2-Risiko

alle NSAR möglich

GI-Risiko

ja nein

normal erhöht stark erhöht normal erhöht

1kardiovaskulär; 2gastrointestinal; 3Protonenpumpenhemmer; 4traditionell

Abb.: Behandlungsalgorithmus für NSAR

ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (4) 75