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FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e.V. ALTSTADTBRIEF DER 35. Jahrgang //// Nr.41 / 2014 ///////////////////////////////// www.altstadtfreunde-kempten.de Haus der Senioren: in hellerem Licht • Kempten und die Baukultur • „Iller erleben“ am neuen Rest- wasserkraftwerk • Alte Mauern jung und lebendig • Die Trockenschwimmer: Verein für Actionsport Attraktive Burghalde – die Vision

Der Altstadtbrief - Kempten 2014

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F R E U N D E D E R A L T S T A D T K E M P T E N S e.V.

ALTSTADTBRIEFDER

35. Jahrgang //// Nr.41 / 2014 ///////////////////////////////// www.altstadtfreunde-kempten.de

Haus der Senioren: in hellerem Licht • Kempten und die Baukultur • „Iller erleben“ am neuen Rest-wasserkraftwerk • Alte Mauern jung und lebendig • Die Trockenschwimmer: Verein für Actionsport

Attraktive Burghalde – die Vision

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

Das freut Benno Glas: Unser Soccer-Cup bringt den Fußball mitten in die Altstadt

und begeistert Kemptens Fußball-Nachwuchs!

www.sozialbau.de

ImpressumDer Altstadtbrief, nunmehr im 35. Jahr, erscheint in unregelmäßiger Folge, jedoch mindestens einmal jährlich. Verantwortlich für den Inhalt ist der Vorstand. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder.Herausgeber: Freunde der Altstadt Kemptens e.V., Vogtstraße 8, 87435 Kempten, Telefon 0831-5126296, Email [email protected]: Dietmar Markmiller (Vorsitzender), Stephan A. SchmidtTitelbild groß: ©2014 Martin Rist / Martin GebhardtProduktion: KuMaKom Gesellschaft für Kultur- & Markenkommunikation UG (haftungsbeschränkt)

Nachdruck, auch in Auszügen, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors

Bankverbindungen: Sparkasse Allgäu, BLZ 733 500 00, Konto 572 40, IBAN: DE42 7335 0000 0000 0572 40 Allgäuer Volksbank, BLZ 733 900 00, Konto 176 47, IBAN: DE15 7339 0000 0000 0176 47

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014 3

InhaltBericht des Vorsitzenden 4 von Dietmar Markmiller

Die Burghalde – Sorgenkind mit Potential 9 von Martin Rist & Martin Gebhardt, Städteplaner

Haus der Senioren: In hellerem Licht soll es erstrahlen 14 von Alan Linek

Kempten und die Baukultur 17 vom Architekturforum Allgäu

5 Jahre artig: Jubilar und Besuchermagnet 20 von Stephan A. Schmidt, artig e.V.

Restwasserkraftwerk nimmt erste Formen an 21 von Stefan Nitschke, AÜW

Alte Mauern jung und lebendig 24 von Herbert Singer

Die Trockenschwimmer: Verein für Actionsport 28 von Matthias Heß

„Iller erleben“ am Restwasserkraftwerk 30 von Dieter Schade

Weihnachtsgrüße von den Stiftsstadtfreunden 36 von Ilse Rossmanith-Mitterer

Antragsformular / Mitgliedschaftsserklärung 38

F R E U N D E D E R A L T S T A D T K E M P T E N S e.V.

ALTSTADTBRIEFDER

35. Jahrgang //// Nr.41 / 2014 ///////////////////////////////// www.altstadtfreunde-kempten.de

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

von Dietmar Markmiller

Liebe Mitglieder und Freunde der Altstadt, lassen Sie mich am An-

fang eine Frage stellen: Was brachte uns das Jahr 2014 für unsere Altstadt?

Beginnen wir mit einem Thema, das bestens in die Vor-weihnachtszeit passt: Der Kemptener Weihnachtsmarkt und die Diskussi-on darüber, wie er verbessert werden kann. Im Mai diesen Jahres wurden wir von der Stadtverwal-tung gefragt, ob wir uns denn an einem Arbeitskreis beteiligen würden – mit den Worten „die Altstadtfreunde sind für uns natürlich ein geradezu gebo-rener Partner zu diesem Thema“. Wir waren sofort bereit, da dies der zent-rale Treffpunkt der Kemptener Bürger im Dezember ist, um dann doch sehr überrascht zu sein, als wir in einer Email lesen mussten, dass der Arbeits-kreis nun doch nicht stattfindet, da das Thema erst einmal im zuständigen Stadtratsausschuss zu besprechen sei.

Eine wirkliche Begründung blieb man jedoch schuldig. Sehr schade, denn wir hätten uns gerne zu einem solch zentra-len Thema in der Altstadt eingebracht. Wir können nur appellieren: Holt euch die Meinungen der Bürger mit ein.

Bei einem anderen Projekt, das wir be-reits gemeinsam mit der Stadt umsetzen, wurde im Frühjahr die erste Maßnahme „Altstadtpark mit Sitzstufen an der Iller“ bei herrlichem Sonnenschein von Oberbürgermeister Thomas Kiechle er-öffnet. Seitdem hat eine Vielzahl von

Bürgern den Altstadtpark genutzt und dessen wunderbares Ambiente genos-sen. Bei einigen meiner zahlreichen Aufenthalte dort konnte ich mit einigen Bürgern über die Maßnahme sprechen; alle haben mir bestätigt, dass dies ein Ort ist, an dem man sich wohlfühlt. Es ist sehr schön anzusehen, wie jun-ge Pärchen Hände haltend an den Sitz-stufen verweilen oder Eltern mit ihren Kindern den Spielplatz nutzen. Auf jeden Fall war es die Investition von

Bericht des Vorsitzenden

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600.000 Euro wert, da dies hier, auf öf-fentlichem Gelände, allen Bürgern zu-gute kommt.

Die Bauarbeiten für das zweite Pro-jekt „Restwasserkraftwerk mit Gas-tronomie“ wurden zeitgleich mit der Eröffnung des Altstadtparks begonnen. Mittlerweile sind die Bauarbeiten recht weit, und wir freuen uns gemeinsam mit dem AÜW auf die Eröffnung im Frühjahr 2015. Zu diesem Projekt le-sen sie in dieser Ausgabe zwei Beiträge: einmal die Entwicklung des Projektes von Anfang an bis zum heutigen Tage, dokumentiert von unserem Mitglied Dieter Schade, sowie einen aktuellen Bericht des AÜW.

An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich bei Michael Lucke und seinem Team, die uns als – immer im Sinne einer positiven Altstadtentwicklung – kritischen wie ebenso verlässlichen Partner kennen und schätzen.

Im Jahr 2014 wurden die ersten Pla-nungen für die Umgestaltung des Kreu-zungsbereich Füssener und Lenzfrieder Straße in Verbindung mit der neuen Verrohrung des Bachtelbach disku-tiert. Jedenfalls: Dieses wichtige Thema muss baldmöglichst umgesetzt werden, um weitere Überschwemmungen und vollgelaufene Keller in der Füssener Straße zu unterbinden. Nach unseren Informationen beginnen die Arbeiten

2015. Hierbei ist eine anspruchsvolle Gestaltung des Ostufers im Sinne des Masterplans „Iller erleben“ eines unse-rer erklärten Ziele!

Wie das Ostufer in diesem Bereich einmal ausgesehen hat, zeigt eine alte Postkarte aus früheren Zeiten. Dass sol-ches wegen der Hochwasserschutzmau-er leider nicht mehr möglich ist, ist uns bewusst, jedoch kann man bei dieser Baumaßnahme durchaus auch gestalte-rische Akzente setzen.

Nördlich des Illerstegs, unmittelbar neben dem Illerstadion/Illerdamm, hat der Verein Trockenschwimmer e.V. durch sein Engagement für die Sanie-rung des Skatesparks dazu beigetra-gen, dass der nördliche Bereich von „Iller erleben“ aufgewertet wird. Eine klasse Aktion! Lesen Sie dazu in dieser Ausgabe auch den interessanten Beitrag der Trockenschwimmer.

Ein anderes Thema im nördlichen Bereich ist die Neugestaltung des Iller-ufers durch das Kemptener Wasser-wirtschaftsamt. Hier soll das östliche Ufer weiter abgeflacht werden, um der Iller bei Hochwasser mehr Raum zu geben. Mit der Stadt Kempten wurde vereinbart, dass sie mit gestalterischen Elementen unterstützend zur Seite steht, um dem Projekt „Iller erleben“ Rechnung zu tragen. Allerdings muss ich feststellen, dass diese Maßnahme

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halde für Bürger und Besucher einer Stadt, die diesen verschlafenen Ort im-merhin im Stadtwappen trägt.

Am Fuße der Burghalde findet sich mit dem Haus der Senioren eine In-stitution, die nicht mehr aus unserer Altstadt weg zu denken ist. Dessen Sa-nierung und Modernisierung ist drin-gend notwendig, denn die Bedürfnisse der heutigen älteren Generation sind andere als noch vor 30 Jahren. Hierzu finden Sie in dieser Ausgabe einen in-teressanten Beitrag zu den Plänen von Karlheinz Frick, dem Leiter des Hauses.

Für diesen Bereich der Altstadt haben wir zudem eine klare Forderung an die Stadtverwaltung: Saniert bitte endlich die Schützenstraße. Die Betonwürfel gegen Falschparker sind hässlich, einer der eingemauerten Bäume ist inzwi-schen abgestorben, und das derzeitige Kopfsteinpflaster ist nicht der ideale Be-lag, insbesondere nicht für ältere Perso-nen, die schlecht zu Fuß sind, um zum Haus der Senioren zu kommen.

In diesem Zuge muss man auch „An der Stadtmauer“ sanieren, denn: Höhe S4-Haus hui und in Richtung Westen Pfui!

Ein wichtiger Bestandteil für das Le-ben in der Altstadt ist das „Altstadtcen-ter“, dessen Gestaltung dank der Sozi-albau immer mehr Formen annimmt.

vom Wasserwirtschaftsamt von Jahr zu Jahr immer wieder verschoben wird. Es ist ja verständlich wenn gewisse Fakto-ren ein Projekt verhindern, aber es auf die lange Bank zu schieben, erzeugt Unverständnis und wirft Fragen auf! Gerne sind wir auch hier bereit, uns mit einzubringen!

Projekt „Burghalde aktivieren“Auf unserer Jahreshauptversamm-

lung 2014 hat Thomas Kiechle als neuer Oberbürgermeister einen guten Ein-druck hinterlassen – was jetzt nicht besonders erwähnenswert wäre, wenn wir dort nicht die Vision „Burghalde“ der von uns damit beauftragten Archi-tektenbüro Narr und Rist präsentiert hätten. Schließlich war die Burghalde ein Kernthema in seinem Wahlpro-gramm als OB-Kandidat.

Zu diesem Thema trafen wir uns erstmalig Mitte des Jahres bei ihm im Rathaus, um über die erste Schritte und einen Zeitplan zu sprechen, und verständigten uns darauf, dass wir im Frühjahr 2015 damit beginnen wollen. Von unserer Seite steht der Zusammen-arbeit nichts im Weg, und wir haben bereits Ideen bzw. Aktionen geplant, um die „Aktivierung Burghalde“ zu for-cieren.

Lesen Sie in dieser Ausgabe auch den Artikel des Architektenbüros Narr und Rist zur Vision einer attraktiven Burg-

BERICHT DES VORSITZENDEN6

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Dieses Jahr wurde der Eingangsbereich komplett neu gestaltet und der Zugang an die Kronenstraße verlegt. Auch in der Gerberstraße wurden durch die So-zialbau die längst überfälligen Garagen entfernt und durch den Neubau eines Wohn- und Geschäftshaus ersetzt. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir bei der Sanierung und Gestaltung der Altstadt mit der Sozialbau einen wichtigen und verlässlichen Partner haben. Auch diese hat für diese Aus-gabe einen Bericht beigetragen, der Sie ausführlich über die Arbeiten in der Altstadt informiert.

Zur architektonischen Gestaltung und Baukultur in Kempten hat uns un-ser Kooperationspartner Architektur-forum Allgäu einen Beitrag zukommen lassen.

Ein Schlaglicht auf dieses Thema wirft die „Gestaltung“ des Brauhaus-geländes: Hier kann man nur noch den Kopf schütteln. Zuerst die viel zu enge Bebauung auf dem Gelände, deren ein-ziger Vorteil ist, dass man sich Zucker oder Milch beim Nachbarn direkt über den Balkon ausleihen kann – und zwar vom gegenüberliegendem Haus!

Nun aber das Sudhaus mit zwei un-terschiedlichen Fassaden bauen zu wol-len, stellt alles bis dahin gewesene in den Schatten! Bleibt abzuwarten, wel-che Stilblüten auf diesem Boden noch treiben werden.

Erfolgreiches AltstadtfestKommen wir zu etwas erfreulichem,

dem Altstadtfest: Auch dieses Jahr war es wieder eine große Bereicherung. Die Entscheidung der Veranstalter vor zwei Jahren, das Fest am Abend mit einem Konzert „umsonst und draußen“ aus-klingen zu lassen, hat stark dazu beige-tragen, dass der St.-Mang-Platz positiv bei den Bürgern aufgenommen wird.

Notieren Sie sich schon einmal Sams-tag, 18. Juli 2015: An diesem Tag feiern wir das 20-jährige Altstadtfest!

Entsetzt waren wir, als wir erfuhren, das Monika Beltinger als Baureferen-tin abgewählt wurde. Wir haben sie als fachlich versierte und verlässliche Baureferentin geschätzt, deswegen ist für uns die Entscheidung des Stadt-rats nicht nachvollziehbar. Wir waren bei Gott nicht immer einer Meinung, haben jedoch immer im Sinne einer positiven Stadtentwicklung konstruk-tiv zusammen gearbeitet. Diese positi-ve Eigenschaft findet man heutzutage kaum mehr, weil persönliche Empfind-lichkeiten überlagern.

Wir bedanken uns auf diesem Weg ganz herzlich bei Frau Beltinger und wünschen Ihr alles Gute für Ihren wei-teren Weg.

An gleicher Stelle heißen wir den gebürtigen Memminger Tim Oliver Koemstedt herzlich willkommen und sind gespannt auf den ersten Kontakt.

BERICHT DES VORSITZENDEN 7

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König-Ludwig-Brücke verschwunden: Abriss, Sanierung? Unsere Haltung kennt man: den Erhalt dieses 1851 fer-tiggestellten Baudenkmals!

Im Laufe eines Jahres begleiten wir viele Themen, die wir oft auf direk-tem Wege mit den zuständigen Stellen oder Personen klären, und die es nicht immer in den Altstadtbrief schaffen. Auch deswegen haben wir eine Face-book-Seite angelegt, auf der wir ganz-jährig und zeitnah über unsere Arbeit informieren.

In den letzten Wochen haben wir eine Vielzahl von „Likes“ erhalten. Schauen Sie doch auch einmal vorbei: f b.com/altstadtfreunde.kempten (um die Seite zu besuchen, müssen Sie übrigens nicht bei Facebook registriert sein – außer Sie möchten natürlich „Gefällt mir“ klicken oder, was uns besonders freuen würde, diese Seite „teilen“.)

Ich wünsche Ihnen im Namen des ge-samten Vorstands erholsame und fried-volle Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2015.

Wir sind auch in 2015 wieder für Sie und unsere Altstadt da, denn Stillstand bedeutet Rückschritt.

Herzlichst – Ihr Dietmar Markmiller

Wie geht‘s weiter mit dem Klecks am Hofgarten? Bleibt es erhalten, kommt auch hier Wohnungsbau? Oder eine Kantine für die staatlichen Behörden? All das hört man immer wieder.

Auf der Stiftstadtbegehung sagte Oberbürgermeister Kiechle, das er sich Zeit lassen möchte mit der Entwick-lung dieses Gebäudes. Für uns ist ein Erhalt des Gebäudes wünschenswert, ebenso die Nutzung durch einen ver-nünftigen Gastronomen, denn es wäre mehr als schade, wenn noch ein schö-ner Biergarten aus Kempten verschwin-den würde!

Ganz aus der öffentlichen Diskussion ist die auf unbestimmte Zeit gesperrte

8 BERICHT DES VORSITZENDEN

Wir bei Facebook: fb.com/altstadtfreunde.kempten

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von Martin Rist & Martin Gebhardt, Städteplaner

Die Burghalde ist der blinde Fleck im Auge der Stadt Kempten. Mitten-

drin und doch versteckt, verdrängt, ver-gessen. Darüber können auch nicht ak-tive Nutzungen, etwa das Burgmuseum, das Handwerkerhaus, die Gastronomie mit Biergarten oder die 1950 errichte-te Freilichtbühne hinwegtäuschen, die während der Sommermonate Austra-gungsort einiger Veranstaltungen ist – zu sehr fällt einem der morbide Charme der Anlage ins Auge: die absackenden Stufen, die zerbröselnden Mauern, die rissigen Holzbeläge der Sitzbänke.

Ist man an einem normalen Wochen-tag oder außerhalb der Saison auf der geschichtsträchtigen Erhebung unter-

wegs, hat man die Anlage in der Regel für sich alleine und fühlt sich ein wenig wie in einem Dornröschenschloss – es ist alles eng, unübersichtlich und ein wenig verwunschen. Dabei wäre das Potenzial der Burghalde beträchtlich: Sie bietet in unmittelbarer Altstadtnähe einen fantastischen Ausblick auf die im Süden gelegenen Alpen sowie die Alt-stadt und könnte somit ein idealer Hot-spot für die Naherholung der Kemp-tener Bürgerinnen und Bürger sowie Anlaufpunkt für Touristen sein.

Das Büro NRT Stadtplaner, Land-schaftsarchitekten & Ingenieure in Zu-sammenarbeit mit dem Architekten Martin Gebhardt (die Entwurfsverfas-ser des Masterplanes Iller erleben) wur-de Anfang 2014 von den Altstadtfreun-den Kempten gebeten, sich Gedanken

Die Burghalde – Sorgenkind mit Potential

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über das Sorgenkind zu machen. Nach mehreren Ortsbegehungen und inten-siven Diskussionen mit den Altstadt-freunden und der städtischen Verwal-tung formte sich so eine Vision von der möglichen Zukunft der Burghalde:

Die wichtigste Maßnahme, um die Burghalde zu reaktivieren, ist aus der Sicht der Planer, der eindrucksvollen baulichen Anlage Raum, Weite oder – stimmungsvoller ausgedrückt – Licht, Luft und Sonne zurückzugeben. Dazu muss sie ausgeräumt werden. Insbeson-dere die störende Hecke, welche ziemlich

in der Mitte des Areals die Bühne begrenzt, sollte verschwinden.

Aber auch alle anderen bishe-rigen Einrichtungen müssen

in Frage gestellt werden, d.h. das Gastronomiege-

bäude, die Sitzreihen der Bühne, das ausge-

rechnet am schöns-ten Ort der Anla-

ge positionierte Toilettenhäus-

chen etc.

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Hat man das Areal freigeräumt, sieht man, dass der Boden der Burganlage nach Süden hin wie eine Schanze zuerst leicht, dann immer stärker ansteigt - die südliche Aussichtsplattform mit dem Kiefernwäldchen liegt letztendlich ca. 4,50 m höher als der nördliche Kopfbau der Burg. Diesen Höhenunterschied hat man sich bei der Anlage der Sitzreihen für die Freilichtbühne zunutze gemacht. Und er sollte auch im Falle der Neukon-zeption eine entscheidende Rolle spielen:

Die Planer schlagen vor, in den anstei-genden Boden der Burg von Nord nach Süd ein ca. 4,00 m hohes Bauwerk wie eine Schublade hineinzuschieben. Da-

vor, also nach Norden, kann sich so bis zur Burg hinab ein zusammenhängen-der Raum, ein großzügiger Platz mit nur leichtem Gefälle entwickeln, welcher die Dimensionen der Gesamtanlage wieder fassbar und erlebbar macht. Oberhalb des Gebäudes, also sozusagen auf sei-nem Dach, soll sich wie bisher die Aus-sichtsterrasse nach Süden entwickeln.

Warum dieser Vorschlag?Es gäbe ja auch die Möglichkeit, präg-

nantere bauliche Nutzungen, etwa ein Hotel, ein Restaurant, ein Museum o.ä. so zu platzieren, dass sie deutlich über die Brüstungen der Begrenzungsmau-ern hinausragen und von weither sicht-

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bar wären, sozusagen als erkennbarer Ausdruck der Umnutzung. Dem spricht entgegen, dass die Burganlage ein Bau-werk mit langer und bewegter Geschich-te ist, eine Geschichte, die bis in die Zeit der Römer zurückreicht. Es gehört sich, vor einem solchen Bauwerk den nöti-gen Respekt zu bewahren, es angemes-sen zu behandeln, wenn man ihm eine Frischzellenkur verpasst. Andererseits sollte der Impuls, der gesetzt wird, stark genug sein, um nicht wirkungslos zu verpuffen, sondern eine grundsätzliche Änderung des Nutzungsverhaltens der Kemptener Bürgerinnen und Bürger herbeizuführen. Eine reine gartenarchi-tektonische Anlage wie z.B. die bisheri-ge Freilichtbühne entfällt deshalb un-serer Ansicht nach als Alternative. Das Bauwerk, welches wir vorschlagen, hat Kraft, es bietet völlig neue Perspektiven ohne die bisherigen Nutzungen zu ver-nachlässigen. Gleichzeitig schmiegt es sich aber in den Körper der historischen Burganlage, respektiert ihn, ordnet sich in den historischen Kontext ein.

Das geplante Gebäude wird zweige-schossig vorgeschlagen: auf der oberen Ebene befindet sich das Eingangsge-schoss mit gastronomischer Nutzung, welches als allseits verglaster, leicht geschwungener Baukörper ausgebil-det wird, ein attraktiver Blickfang am Tag wie auch nachts, wenn er – hell er-leuchtet – über der Stadt zu schweben

scheint. Nur dieses Bauteil ist von der Stadt aus sichtbar.

Das eigentliche Hauptgeschoss wird unterirdisch angelegt. Grundsätzlich soll das vergrabene Hauptgeschoss be-hutsam in den sensiblen historischen Bodenraum eingefügt werden. Aber ge-rade durch die vorgeschlagene Konzep-tion wird es ermöglicht, eventuelle Bo-denfunde „in situ“ (am Ort) prominent und doch geschützt zu präsentieren. Das Gebäude liegt wie eine passgenaue „In-tarsie“ in der Umfassung der alten Bur-ganlage, die historischen Mauern könn-ten von innen her freigelegt und in das Raumkonzept mit einbezogen werden. Im unteren Geschoss werden möglichst multifunktional nutzbare Raumeinhei-ten vorgeschlagen: gut denkbar ist eine städtische Kunstgalerie mit zugehörigen Tagungsräumen, im rückwärtigen Be-reich werden Nebenräume wie Toiletten, Lager etc. angeordnet. Die Verbindung zur darüberliegenden Ebene der Caféter-rasse erfolgt über einen Erschließungs-kern mit Lift und Treppe. Das Unterge-schoss wird in seiner Ausdehnung so ausgebildet, dass wertvolle alte Bäume mit ihrem Wurzelraum ausgespart wer-den. Der Baumbestand auf der oberen Terrassenebene kann auf diese Weise praktisch vollständig erhalten werden.

Zum geplanten „Kunsthof“ hin wird das untere Geschoss vollständig ver-

BURGHALDE – SORGENKIND MIT POTENTIAL12

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glast ausgebildet: eine transparente „Membran“, welche die Durchlässig-keit zwischen Innen- und Außenraum herstellt. Betritt man den ehemaligen Burghof von der Stadt kommend durch das Haupttor, bietet diese moderne Fas-sade einen unerwarteten „Aha“-Effekt, der neugierig auf das Konzept der Neu-gestaltung macht. Die genaue Ausfor-mung des Gebäudes mit Lage und Aus-formung der Zugänge, Anlieferzone, inneren Abläufen etc. müsste natürlich in einem konkreten Planungsverfahren erarbeitet werden – die vorliegenden Skizzen sind hier nur als erste Ideens-kizze zu verstehen.

Die Nutzungsmöglichkeiten des neu-en Areals im Außen- und Innenbereich sind vielfältig: sie könnten aber unter dem übergeordneten Thema „Kunst und Kultur“ stehen - der zentrale Bur-ghof wird zum vielseitig nutzbaren „Kunsthof“. Hier sind Veranstaltungen wie Feste, Konzerte, Lesungen, Freiluft-kino etc. möglich, diese können je nach Konzeption in Verbindung mit den großzügigen Räumen im Gebäude auf der Hof-Ebene durchgeführt werden.

Den „Kunsthof“ flankieren entlang der historischen Burgmauer Erschlie-ßungselemente wie Rampen und Trep-pen, über die der Besucher die obere Ebene mit dem Gastronomiegebäude erreicht. Von dieser Ebene aus genießt man eine grandiose Aussicht in den

Talraum der Iller und über die Stadtsil-houette hinweg auf die Alpenkette.

Das Gastronomiegebäude spielt in der Neukonzeption eine zentrale Rolle, es kann in mehrfacher Hinsicht das Are-al bespielen: zunächst einmal ist es im Inneren einfach ein Cafe oder Bistro. Nach Norden, zur Aussichtsterrasse hin, könnte ein Biergarten mit Selbstbe-dienung angeschlossen sein. Der nach Süden, zum „Kunsthof“ hin ausgerich-tete Bereich der Terrasse könnte eine bediente Außenterrasse werden - mit privilegiertem Blick auf das Geschehen im Hof. Schließlich kann über einen Speiselift auch das Catering für Veran-staltungen in der Galerie oder dem Hof organisiert werden. Durch die Vielsei-tigkeit der Konzeption sehen die Planer realistische Chancen für einen wirt-schaftlichen Betrieb der Gastronomie.

Bestehende und gut in das Gesamt-konzept integrierbare Nutzungen wie z.B. das Burgmuseum und Handwer-kerhaus sollen bewusst erhalten und durch die Neukonzeption gestärkt wer-den. Die großzügigen neuen Innen- und Außenräume sind vielfach miteinander verknüpft und bieten unterschiedliche „Bühnen“ für die alten und neuen Ak-tivitäten auf der Burghalde. Der histo-rische Stadtraum– so hoffen wir – füllt sich mit neuem Leben.Abbildungen: ©2014 Martin Rist / Martin Gebhardt

BURGHALDE – SORGENKIND MIT POTENTIAL 13

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Das Haus der Senioren: in einem helleren Licht soll es erstrahlen

von Alan Linek

Veränderungen beherrschen das Leben und machen es erst lebens-

wert. Dem Haus der Senioren in der Altstadt, vorwiegend Treffpunkt für äl-tere Menschen, steht nun ebenfalls eine Zeit des Wandels bevor. Gründe dafür sind geplante Umbaumaßnahmen, aber auch eine veränderte Bedürfnislage der Schwerpunktzielgruppe.

Schon im Jahre 1977 öffnete das Haus seine Pforten, konzipiert als Frei-zeit- und Bildungsstätte und es dürfte klar sein, dass sich schon in den letz-ten 37 Jahren bereits Einiges geändert hat. Die harte Arbeit der vergangenen Jahre und der damit einhergehende Erfolg machen Leiter Karlheinz Frick heute sehr stolz. „Wir sind bekannter geworden. Stetig kommen neue Men-schen, die ihre Scheu verlieren und entdecken, dass es eine sinnvolle Ein-richtung ist.“ Als einen Treffpunkt der Geselligkeit, in der Information, Ge-sundheit und Freizeit an erster Stelle stehen, beschreibt er die Einrichtung, wie sie heute ist. Ganz problemlos gin-

gen die letzten Jahre aber nicht über die Bühne: „Aufgrund des Besucher-anstiegs kamen zunehmend Platzpro-bleme auf. Generell kann das Haus, welches seit 37 Jahren zu großen Teilen noch im Originalzustand ist, eine Mo-dernisierung gebrauchen.“

Der verheißungsvolle Sprung in die Moderne soll dem Haus nun endlich gelingen. Leiter Karlheinz Frick dazu: „Wenn alles klappt und ein Umbau sich verwirklichen lässt, sehe ich das Haus der Senioren in einem Jahr in einem hel-leren Licht, einladender, freundlicher.“ Im Raum stehe unter anderem eine an-sprechendere Eingangssituation mit Café sowie ein direkter Zugang zum Garten, einer Oase der Ruhe in der Altstadt. Ebenfalls solle es eine Verlagerung der sportlichen, tänzerischen, generell der lauteren Aktivitäten in das Untergeschoss geben. „Kürzere Wege und mehr Zweck-mäßigkeit“ verspricht sich Frick von dem möglichen Umbau, der allerdings noch keineswegs in trockenen Tüchern ist.

Stichwort Modern: moderne Senio-ren von heute und morgen, auch Silver

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

Surfer oder Golden Ager genannt, ha-ben eine andere Lebenseinstellung und andere Bedürfnisse, als zum Beispiel noch die Generation von vor über drei Dekaden. „Jetzt kommt die Nachkriegs-generation, die mit den Rolling Stones und den Beatles aufgewachsen ist. Diese stellt eine kulturelle Bereicherung dar“, so Frick. Mit Disko sei diese Generation aufgewachsen, was sich im zukünftigen Programm widerspiegeln werde.

Auch die Philosophie, etwa mit der Frage nach dem Sinn des Lebens, rückt in den Vordergrund. So wird im kom-menden Jahr Georg Meggle, renom-mierter Professor der Philosophie, der unter anderem in Leipzig und Kairo lehrte, die Frage stellen „Wer ist Terro-rist?“ und dabei tief in diese komplizier-te, verschachtelte Materie eintauchen. Prof. Dr. Mechtild Becker wird am 4. März Interkulturelles Lernen anbieten.

Ein „Treffpunkt der Geselligkeit“ ist das Haus der Senioren. Diese Damen beim Kartenspie-len veranschaulichen das sehr treffend.

Unter dem Programmpunkt „Deutsch-land wird bunter! Spannungsfelder im interkulturellen Kontext“ wird sie Kenntnisse und Fähigkeiten im Um-gang mit Menschen aus anderen Kul-turen vermitteln, was angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage auch Auswirkungen auf das Allgäu hat und für die hiesigen Senioren von höchstem Interesse sein dürfte.

Generell werde in Sachen Programm laut Karlheinz Frick künftig das Beste-hende und Etablierte in die kommende Senioren-Generation eingespannt. „Da-bei wollen wir das Nebeneinander wei-terhin fördern“, meint er. Schließlich sind die Besucher momentan zwischen Ende 50 bis über 90 Jahre alt, was prekär wer-den kann. Der Leiter des Haus der Seni-oren ergänzt diesbezüglich: „Alles unter einen Hut zu bringen ist aufgrund dieser Spanne nicht immer leicht und eine Her-ausforderung.“ Die Einrichtung aber stellt sich dieser Aufgabe. Denn auch, wenn es künftig Disko-Veranstaltungen geben werde, der allseits beliebte Tanztee wird auf jeden Fall im Programm beibehalten.

Ein Tanztee-Nachmittag im November: Viele Senioren haben ihn liebgewonnen, und er wird trotz geplanter Disko-Veranstaltungen erhalten bleiben.

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014 HAUS DER SENIOREN IN EINEM HELLEREN LICHT

Laut Frick fällt dem Haus künftig auch eine bedeutende Aufgabe im Be-reich Quartiersarbeit zu: „Wir müssen eine Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger in der Altstadt werden. Da-bei ist wichtig, dass wir nicht nur Senio-ren ansprechen, denn ein Quartier oder ein Stadtteil schließt alle Altersgruppen und Schichten mit ein.“ Es solle jedoch niemandem etwas weggenommen wer-den, vielmehr sollen andere Einrich-tungen der Altstadt, wie auch Entschei-dungs- oder Leistungsträger mit ins Boot geholt werden. Man will an einem Strang ziehen. „Wir müssen die Men-schen des Stadtteils erreichen, eine zen-trale Anlauf- und Hilfestelle werden“, meint Frick. Das Haus der Senioren als solch ein Knotenpunkt müsse für alle Bürgerinnen und Bürger im Umkreis von 600 Metern so selbstverständlich werden wie die Post oder die Bank.

Allen wortwörtlich älteren Semes-tern, die ihr Haus der Senioren nun in Gefahr sehen, kann Frick jegliche Sorgen nehmen: „Wir bleiben schwer-punkttechnisch weiterhin eine Bil-dungs- und Freizeitstätte für Senioren. Wir wollen uns nur weiterhin öffnen, wie das schon immer der Fall war.“ So hätten beispielsweise früher bereits Kinder in der Einrichtung gekegelt, Selbsthilfegruppen die Räume genutzt. Dennoch: „Nichts bleibt wie es ist, Ver-änderungen kommen“, so Frick. Verän-derungen, die in einer großen Zukunft des Haus der Senioren gipfeln können, wenn man die Vision des Leiters für das Jahr 2020 hört: „Das Haus soll dann ein bekanntes und anerkanntes Zentrum in der Altstadt sein. Ein Treffpunkt der Bevölkerung mit Schwerpunkt für Se-nioren und ein wichtiges Puzzleteil im seniorenpolitischen Bereich.“

Sie sind Urgesteine im Haus der Senioren: die „Holzmänner“. Dienstag für Dienstag werkeln sie und statten auch immer wieder die Räumlichkeiten der Einrichtung mit neuem Mobiliar aus.

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

vom architekturforum allgäu

Baukultur – Fehlanzeige?Wenn Sie die Internetseite der Stadt

Kempten (www.kempten.de) öffnen und den Button „Planen und Bauen“ anklicken, landen Sie bei der Kemp-tener Bauverwaltung. Gehen Sie dann am rechten Rand ganz weit nach unten, dann können Sie sich darüber informie-ren, was Kempten in Sachen „Baukul-tur“ zu bieten hat: es öffnet sich einzig ein Foto der fürstäbtlichen Residenz, darüber hinaus erscheint nichts.

Sicherlich gäbe es noch etliche weitere erwähnenswerte Beispiele aus Kemp-tens Vergangenheit, aber wie ist es um die hiesige Baukultur in der Gegenwart bestellt? Ist Bauen heute nur noch ein Thema für die Wirtschafts- und Immo-bilienseiten in der Zeitung und nur in Ausnahmefällen für die Rubrik „Kultu-relles“ von Belang?

Baukultur – was ist das?Bauen heißt erlebbaren Raum schaf-

fen im weitesten Sinn, es ist ein wesent-licher Bestandteil unserer Alltags-Kul-tur, egal ob es um eine Straße, eine Brücke, einen Platz, eine Grünanlage, ein öffentliches Gebäude, ein ganzes Gewerbe- oder Wohngebiet, oder nur um eine Gaube oder einen Gartenzaun geht – und es ist dabei unerheblich, ob es sich dabei um einen Neu-, Umbau

Kempten und die Baukultur

Abbruch Sudhaus auf dem Bauhausgelände

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

oder einen Abbruch mitten in der Stadt, im Dorf oder in der Natur handelt.

Ob das „Bauen“ einen positiven Bei-trag zur Kultur eines Ortes leistet oder ihr eher abträglich ist, war nie eine Ge-schmacks- sondern immer eine Quali-tätsfrage. Wesentlich ist, inwieweit in diesem Prozess bei Bedarfsermittlung, Zielsetzung, Planung und Ausführung und nicht zuletzt während der Nutzung die gemeinsamen Wertvorstellungen und verbindlichen Normen der Gesell-schaft gefördert und beachtet oder ig-noriert werden, und ob die unterschied-lichen Interessen und Bedürfnisse von Betroffenen und Beteiligten angemessen und wertschätzend ausgeglichen werden. Es geht uns also auch darum, inwieweit dabei das Gemeinwohl oder die Interes-sen von Gruppen oder Einzelnen domi-nieren, wenn wir von Baukultur reden.

Baukultur – konkret in Kempten

Die letzten Jahre konnte man sich in unserer Heimatstadt nicht des Eindrucks erwehren, dass das Denken in größeren räumlichen und zeitlichen Zusammen-hängen vernachlässigt wurde. Stattdes-sen wurde häufig und viel zu schnell den vornehmlich monetären Kurzfrist-Inter-essen von Investoren stattgegeben; bloßes Reagieren stand im Vordergrund anstatt kreatives Agieren. Am Brauhausgelände

lässt sich dieses Dilemma exemplarisch ablesen, XXXL Lutz, das Klosterumfeld in Lenzfried, das Baugebiet Saarland-straße oder das Weberei-Gelände an der Iller mit der historischen Shed-Halle sind einige weitere Beispiele.

Baukultur sollte sich unserer Ansicht nach auch auf die Verfahren selbst er-strecken, Transparenz und Einbezie-hung der Bürger müssten essentielle Bestandteile darstellen. Als Negativbei-spiel dafür ist der Neubau der Haupt-geschäftsstelle der Sparkasse Allgäu an der Königstraße zu nennen, wo nach über drei Jahren geheimer Planungen die Öffentlichkeit erst vor wenigen Wo-chen quasi vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Von einem zutiefst „öf-fentlichen“ Bauherrn wie der Sparkasse hätte man sich an dieser städtebaulich prominenten Stelle eigentlich ein ganz anderes Verhalten erwarten dürfen.

Ein Ansatz in die richtige Richtung stellt das Integrierte Stadtentwick-lungskonzept (ISEK) dar, das immerhin ein größeres und zusammenhängendes Untersuchungsgebiet zum Ausgangs-punkt nimmt, auch wenn die Abgren-zung der „erweiterten Doppelstadt“ bzw. deren Ränder willkürlich erschei-nen. Auch das Vorhaben „Iller erleben“ berücksichtigt einen – in diesem Fall naturräumlichen – Gesamtzusammen-hang und hat damit Vorbildcharakter.

18 KEMPTEN UND DIE BAUKULTUR

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

Liegt ein schlüssiges Gesamtkonzept erst einmal im Konsens vor, fallen die Einzelentscheidungen umso einfacher, weil diese eben dem großen Ganzen dienen. Als probate Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, haben sich die Ein-schaltung von qualifizierten Fachleu-ten, ein unsererseits seit Jahren gefor-derter Gestaltungsbeirat als externes Beratungsgremium für Bauausschuss und Stadtrat sowie nach den gesetzli-chen Statuten geregelte Wettbewerbs-verfahren erwiesen.

Baukultur – Baukunst?Bauen verändert unser Umfeld und

beeinflusst unvermeidlich unsere Le-bensbedingungen und uns selbst um-fassend und nachhaltig. Baukultur schafft einen nachweisbaren Mehrwert, der sich für den Bauherrn und die Ge-sellschaft rechnet und deshalb auch einen mitunter größeren Aufwand an Zeit, Geld, fachlicher Kompetenz und Engagement rechtfertigt.

„Baukultur“ ist auch heute unver-zichtbar und bereitet im Idealfall den Boden für Baukunst, die über konkre-ten Anlass, Bedingungen und Einflüsse eines Bauwerks hinausweist, indem sie unserer Identität Gestalt und Ausdruck verleiht und somit bedeutend mehr als nur eine kleine Fußnote auf der offizi-ellen Internetseite der Stadt Kempten / Allgäu darstellen sollte.

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Partner des Altstadtfestes

Daimlerstraße 187448 WaltenhofenTel. 08303 923745

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DER ALTSTADTBRIEF 41/201420

von Stephan A. Schmidt, artig e.v.

Fünf Jahre artig e.V., 2009 in der Alt-stadt am Rathausplatz gegründet,

und zwei Jahre Galeriebetrieb in der ehemals reichsstädtischen Münze mit inzwischen 28 Ausstellungen waren die eigentlichen Gründe, aber für unseren Kunst- und Künstlerverein gab es noch mehr zu feiern. Tausende von Besuchern lockten allein schon die beiden Ausstel-lungen zum erstmals ausgeschriebenen artig-Kunstpreis mit Werken aus halb Europa und zum „Salon des Refusés“, bei dem im August weit über 100 von der Festwochen-Kunstausstellung aus-jurierte Werke zu sehen waren. So ist die 2012 eröffnete Galerie kunstreich längst eine fixe Größe im Kemptener Kultur-

leben, und die Ver-nissagen der alle sechs Wochen wechselnden Kunstausstel lungen sind längst kein Ge-heimtipp mehr.

Bei den Jubiläums-feierlichkeiten im No-vember, begleitet von

der Themenausstellung „Zeitgeister“ von zwölf artig-Künstlern, freute man sich auch auf offizieller Seite, dass eines der ältesten und historischen Häuser Kemptens durch unser Engagement wieder hergerichtet und öffentlich zu-gänglich sei – und über das im Kunst-betrieb ungewöhnlich heterogene Pub-likum: „U30 ist hier keine Seltenheit“, so Bürgermeisterin Sibylle Knott.

Auch künftig wollen wir unseren Bei-trag zum „Wohnwert“ einer Stadt leisten, der nicht nur aus florierenden Einkauf-meilen oder Straßen ohne Schlaglöcher besteht. Denn Kunst und Kultur ist Aus-druck der Identität einer Gesellschaft, die sich nicht über den Grad ihrer Monetari-sierung oder Ökonomisierung definiert. Wer eine Stadt nicht als funktionales Un-ternehmen, sondern als ein naturgegebe-nes, von allen gestaltetes Gemeinwesen versteht, wird sie ebensowenig wie ihre Kultur, ihr Theater oder ihre Museen in Frage stellen oder über Sinn und Funkti-on begründen wollen. Sie ist. Weil sie ist.

Jubilar und Besucher-

magnet

Kein Geheimtipp mehr: die Vernissagen in der Galerie kunstreich

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

von Stefan Nitschke, Aüw

Die Allgäuer Überlandwerk GmbH (AÜW) investiert erneut in die

Energiezukunft Allgäu sowie die Le-bensqualität der Bürgerinnen und Bür-ger der Stadt Kempten.

Nach über einem Jahr intensiver Pla-nung begannen im Mai 2014 die Bauar-beiten zum neuen Restwasserkraftwerk an der Kaufbeurer Straße in Kempten. „Das Besondere an diesem Wasserkraft-werk ist, dass wir nicht nur Ökostrom aus 100% Allgäuer Wasserkraft gewin-nen und damit die Erzeugung erneuer-barer Energien im Allgäu ein weiteres

Stück vorantreiben, sondern dass die Bürgerinnen und Bürger einen Ort zum Verweilen und Wohlfühlen direkt an der Iller in Kempten erhalten“, so AÜW-Ge-schäftsführer Michael Lucke.

Im Rahmen des Projekts „Iller erle-ben“, das durch die Freunde der Altstadt Kemptens ins Leben gerufen wurde, entwickelte das AÜW gemeinsam mit dem Architekturbüro f64 aus Kempten das künftige Nutzungskonzept. Sitz-gelegenheiten und die Aussicht in die Altstadt Kemptens laden die Besucher zum Verweilen ein. „Derzeit sind wir noch auf der Suche nach einem Pächter für die geplante Sommergastronomie,

Restwasserkraftwerk nimmt erste Formen an

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014 RESTWASSERKRAFTWERK NIMMT FORMEN AN

die über die Sommermonate betrieben werden soll“, sagt Michael Lucke. Zu-sätzlich arbeitet das AÜW derzeit am Konzept der Erlebnisausstellung mit dem Thema „Einblicke und Ausblicke“, in der die Industriegeschichte Kemp-tens und die Energiezukunft des All-gäus eine wesentliche Rolle spielen.

Erste Meilensteine erreichtAnfang September wurden der

Spundwandkasten sowie die Rückver-ankerungen der Spundwände fertig-gestellt. Damit ist die Baustelle „tro-cken“ und wasserunabhängig. Mit Abschluss dieser Arbeiten konnte im September mit den Bohrungen für die Pfahlgründungen der Bodenplatte be-gonnen werden. Insgesamt wurden 65 Erdbohrungen mit einer Gesamttiefe von rund 1.000 Metern vorgenommen. Mit Fertigstellung der Bohrungen Ende Oktober wurden die lärmintensiven Ar-beiten und damit der Spezialtiefbau ab-geschlossen. Trotz der vielen erledigten Arbeiten liegt der Bauzeitenplan derzeit rund vier Wochen hinter der Planung. Grund ist die Hochwassersituation in den Sommermonaten sowie Schwierig-keiten mit dem Erdreich im Bereich der Erdbohrungen.

GrundsteinlegungAm 20. Oktober legten Geschäftsfüh-

rer Michael Lucke, Oberbürgermeis-ter Thomas Kiechle sowie ein Teil der

AÜW-Auszubildenden den Grundstein für dieses wichtige Projekt. „Das Inter-esse an der Grundsteinlegung ist groß. So dürfen wir heute rund 80 Gäste be-grüßen. Mit dabei sind Vertreter der Stadt Kempten, die Freunde der Altstadt und benachbarte Bürgerinnen und Bür-ger, die wir ebenfalls eingeladen haben“, freute sich Lucke.

Oberbürgermeister Kiechle betonte in seiner Rede, dass dieses Wasserkraft-werk aus zweifacher Sicht ein Gewinn für Kempten sei. „Wir haben den Klima-schutz als ein wesentliches strategisches Ziel unserer Stadt definiert. Da ist es notwendig, neben der Energieeffizienz auch den Ausbau der Erzeugung regene-rativer Energiequellen zu unterstützen. Zusätzlich erhalten unsere Bürgerinnen und Bürger an dieser Stelle einen Ort zum Verweilen, direkt an der Iller mit Blick in unsere schöne Altstadt.“

„Die Energiezukunft Allgäu liegt uns sehr am Herzen. Bereits heute liegt der Anteil der Erneuerbaren Energien in unserem Netzgebiet bei rund 35%. Das entspricht dem Ziel der Bundesregie-rung für das Jahr 2020. Ja, wir im Allgäu sind die Vorreiter der Energiewende und zeigen, dass es möglich ist! Aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen“, so Lu-cke in seiner Ansprache. „Wir möchten unseren Kunden ermöglichen, ein Teil der Energiezukunft Allgäu zu sein. Mit

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014RESTWASSERKRAFTWERK NIMMT FORMEN AN

unserem Produkt AllgäuStrom Klima erzeugen wir Ökostrom aus 100% All-gäuer Wasserkraft. Mehr Allgäu und Nachhaltigkeit geht in der Energiever-sorgung nicht. Unser neues Restwasser-kraftwerk hier an der Kaufbeurer Stra-ße leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Wir werden ab Frühjahr 2015 an dieser Stelle rund 1,2 Mio. kWh Ökostrom pro Jahr produzieren, das entspricht in etwa dem Verbrauch von 350 Durchschnitts-haushalten.“

Gemeinsam mit Kiechle und Lucke befüllten Auszubildende der AÜW eine Zeitkapsel: Baupläne des Wasserkraft-werks, aktuelle Tageszeitungen, das Positionspapier der AÜW zur Energie-zukunft und ein paar persönliche Ge-genstände der Auszubildenden kamen in die Kapsel, bevor sie im Grundstein versenkt wurde. „Ich finde es schön, als so junger Mensch zu dem Gelingen der Energiezukunft beitragen zu dürfen. Meine und die nachfolgenden Generati-onen müssen sich dieser Verantwortung bewusst sein. Dieser Grundstein soll dies

symbolisieren“, sagte Axel Röder, Aus-zubildender zum Industriekaufmann, nach Versenken der AÜW-Zeitkapsel.

Was als nächstes geschiehtAls nächste Schritte stehen die

Bodenplatte, die Modellierung der Fischaufstiegshilfe sowie der Bau des eigentlichen Kraftwerksgebäudes auf dem Bauplan. Die Inbetriebnahme ist im Frühjahr 2015 geplant, die Fertig-stellung der Außenanlagen, der Terras-sen sowie der Sommergastronomie für den Sommer 2015.

Das Gesamtinvestitionsvolumen be-läuft sich auf rund 5,2 Mio. Euro. Diese Bausumme beinhaltet das neue Dota-tionskraftwerk inkl. der Hochbaumaß-nahmen für das Kraftwerksgebäude, die gastronomische Einrichtung und einer Energie-Erlebnis-Ausstellung. Zu-sätzlich sind alle Baumaßnahmen am AÜW-Laufwasserkraftwerk auf der ge-genüberliegenden Illerseite beinhaltet, die für die Verlängerung des Wasser-rechtsbescheides notwendig sind.

Ende November wurden die Seitenwand zum „Park“ sowie die Fischaufstiegshilfe sichtbar (links).

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

Die alte, neue Spinnerei am AÜW-Wasserkraftwerk

von Herbert Singer

Das aus dem Jahr 1850 stammende Industriedenkmal hat die Sozial-

bau vorbildlich in Abstimmung mit der Denkmalpflege umgebaut und saniert.

Direkt neben dem einzigartigen, prä-mierten Wasserkraftwerk des Allgäuer Überlandwerkes ist das bfz (Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft gGmbH) Ende April 2014 in die rundum erneuerte „alte, neue

Spinnerei“ an der Keselstraße einge-zogen. Auf vier Etagen mit rund 1.700 m² kann die bfz erstmals ihre Ausbil-dungs-, Schulungs- und Werkstatträu-me an einem Standort in Kempten zu-sammenführen. 55 Stellplätze stehen für die Mitarbeiter und Besucher zur Verfügung.

Die Anforderungen für diese Nutzung erschienen zunächst kaum zu über-winden – waren doch Denkmalschutz, Brandschutz und Schallschutz mit den Wünschen des Mieters in Einklang zu bringen. Mit dem hohen Einsatz aller Planer und der Bauleitung durch die So-zialbau vor Ort konnte dieser Anspruch hervorragend umgesetzt werden.

Viel Wert wurde auf barrierefreie Wege, auf einen neuen Aufzug sowie helle, natürlich belichtete und belüftete

Alte Mauern jung und lebendig

Sozialbau saniert „Alte Spinnerei“ vorbildlich

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Räume gelegt. Die denkmalgeschützte Konstruktion konnte in sehr guter Zusam-menarbeit mit dem Bayerischen Landes-amt für Denkmalpfle-ge erhalten werden. Als Besonderheit mussten die aus alten Spinnereizeiten durch sehr schwere Web-stühle um mehr als 30 cm verformten Decken hydraulisch in ihre Ursprungshö-he zurück gedrückt werden. Hochmodern ist jetzt die Ausstattung der Räume mit topaktueller Kommunikationstechnik, u.a. via Glasfaser.

Rund 5 Millionen Euro hat die Sozial-bau bisher in das imposante Industrie-denkmal investiert. Als nächste große Aufgabe steht die Sanierung des südli-chen Gebäudes als II. Bauabschnitt an.

Fakten „Alte, neue Spinnerei“• Industriedenkmal aus dem Jahr 1850• Ausbildungs-, Schulungs- und

Werkstatträume für das bfz auf rd. 1.700 m² im Bauteil Nord in 2014

• Fertigstellung Bauteil-Süd 2015• Investitionsvolumen insgesamt rd.

9,0 Mio. €

„Altstadt-Center“ mit Feneberg-Markt

Als hochwertiger „Transformator“ zwischen Burgstraße, An der Stadt-mauer und der Kronenstraße bis zum Rathaus verbessert das sanierte „Alt-stadt-Center“ der Sozialbau mit dem neuen Feneberg-Einkaufsmarkt die Versorgung von rund 5.000 Altstadt-bewohnern. Mit dem Umbau hat die Sozialbau einen weiteren wertvollen Meilenstein für die Kemptener Alt-stadt gesetzt und zur aktiven Revita-lisierung von Objekten der 60iger und 70iger Jahre zur Verbesserung als Ein-kaufsstadt geschultert. Auch Laufsport Saukel hat davon profitiert und seine

Das „Altstadt-Center“: ein Meilenstein für die Altstadt

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

Ladenflächen auf 300 m² in ein moder-nes und attraktives Sportfachgeschäft vergrößert. Komplettiert wird die Belebung des „Altstadt-Centers“ von Martin Klee, der als Profischlagzeuger und studierter Tonmeister im Keller-geschoss unter dem Markt die Musik-schule „purple-box“ betreibt.

Neu ist der rollstuhlgerechte, kun-denfreundliche Zugang für die Stadt-verwaltung, Kronenstraße 8. Damit ist für die Bürgerinnen und Bürger ein attraktiver, ebenerdiger Eingang direkt an der Kronenstraße entstanden, der die etwa 3.000 m² Büroflächen des „Bau-Rathauses“ erschließt. Moderne Multifunktionsflächen dahinter kön-nen unter anderem für Schulungen, Ausstellungen und als amtliche Ausle-gungsflächen genutzt werden. Bereits fertiggestellt wurde gemeinsam mit der Stadt Kempten der Gehweg vor dem aufgewerteten „Altstadt-Center“, der nicht nur dem Gebäude, sondern der Altstadt an dieser Stelle ein freundli-ches, neues Gesicht gibt.

Fakten „Altstadt-Center“• Gebäudefläche: 6.072 m², Gewerbe-

fläche: 1.150 m², Bürofläche: 3.370 m²• Wohnungen: 19• Baujahr: 1974

Eine Baulücke schließt sich an der Gerberstraße

Seit mehreren Jahren ist die Sozial-bau der Motor für die Vitalisierung des Wohn- und Geschäftsquartiers zwi-schen Gerber-, Kronen-, Theaterstraße und Heinrichgasse. Vor zwei Jahren wurden die Gebäude „Heinrichgasse 1-7“ neu gestaltet und die Erdgeschoss- zone u.a. für das Klavierhaus Gelück zeitgemäß umgebaut.

Seit Sommer 2014 wird die Baulü-cke zwischen Gerberstraße 12 und 18 mit einem neuen Wohn- und Gewer-begebäude bebaut. Drei schöne, natür-lich und hell belichtete 4- bis 6-Zim-mer-Wohnungen entstehen sowie eine Gewerbefläche im Erdgeschoss, die die gesamte Quartiers- und Hofsituation

ALTE MAUERN JUNG UND LEBENDIG

Das neue Wohn-/Geschäftshaus in der Gerberstraße

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

aufwerten werden. Zur Entlastung der angespannten Parkplatzsituation des Quartiers entsteht mit dem Neubaupro-jekt an der Gerberstraße eine Tiefgara-ge mit 23 Stellplätzen, die von der The-aterstraße aus zu erreichen ist. Weiter sind im Hofbereich über der Tiefgarage 20 Stellplätze eingeplant, wodurch das Angebot mehr als verdoppelt wird. Die Tiefgarage soll noch im Frühjahr 2015 fertig sein; der Bezug der Wohnungen ist für den Sommer 2015 vorgesehen.

130 Kinder kicken auf dem St.-Mang-Platz

Die Belebung des neuen St.-Mang-Platzes in der Kemptener Altstadt liegt der Sozialbau sehr am Herzen. Genauso wie Aktivitäten für unsere Kinder und Jugendlichen. Dafür hat sich die Sozial-bau als Team mit ihren Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern beim 2. Sozialbau- Soccer-Cup am 28. Juni 2014 engagiert. Insgesamt nahmen 16 Juniorenmann-schaften der E- und F-Junioren mit rund 130 Kindern teil. Die Veranstaltung war ein Spaß für die Kinder und ein Fest für die Erwachsenen mit Unterhaltung und Zeit für legere Begegnungen.

Sport Hapfelmeier und „Bares“ für die Altstadt

Noch vor Eröffnung der Sommersai-son 2014 wurden bei Sport Hapfelmeier,

einem der langjährigsten Sozialbau- Gewerbemieter, die Umbauarbeiten in der Rathausstraße 1 abgeschlossen. Entstanden sind Geschäftsräume auf 600 m² in trendigem Verkaufsstyle, die die Sportartikel optimal zur Geltung bringen. Das Sportfachgeschäft ist ein wichtiger Baustein für eine vitale Alt-stadt. Es ist Magnet und füllt das Areal rund um den Rathausplatz mit Leben.

Im Zuge dieses Umbaus hat der Ein-gang des Sozialbau-Gebäudes „Rat-hausstraße 1“ eine ganzheitliche Neuge-staltung erfahren. Seit Dezember 2013 läuft dort zudem der reibungslose Bar-geldfluss am Sparkassen-Geldautomat.

Für 2015 plant die Sozialbau gemein-sam mit der Stadt Kempten die Mo-dernisierung des Hauses der Senioren. Dadurch sollen zusätzliche attraktive Räume und Angebote entstehen. Zusätz-lich wird 2015 das Anwesen Vogtstraße 2, 4 / Mehlstraße neu gestaltet.

Fakten Sozialbau • Gründung 1956• Gebäudebewirtschaftung

3.910 Mietwohnungen 432 Gewerbeeinheiten2.145 Eigentumswohnungen6.487 Einheiten

• 5.982 Pkw-Stellplätze• 522.820 m² Wohn- u. Gewerbeflächen• Bilanzvolumen in 2013: 172,9 Mio. €

ALTE MAUERN JUNG UND LEBENDIG 27

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

von Matthias Heß

Vor etwa einem Jahr hat sich der All-gäuer Trockenschwimmer e.V. um

eine zunächst kleine Gruppe von Ska-tern und Bikern im Raum Kempten ge-gründet. Anfangs wollte man durch die Vereinsstruktur in einer alten Produk-tionshalle in Durach so vielen Skatern und BMXern auch im Winter ein Dach über dem Kopf bieten, damit sie in der kalten Jahreszeit ihre Sportart ausüben können. Die laufenden Kosten der Halle wurden über die Mitgliedsbeiträge ge-deckt. Dies funktionierte auch sehr gut, nur leider wurde die Halle dann im März 2014 abgerissen, und der Verein und sei-ne Mitglieder saßen auf der Straße.

Mit mittlerweile 50 Mitgliedern in nur sechs Monaten war der Verein auf eine ordentliche Größe angewachsen.

Somit wurde sich nun auf das über-greifende Ziel des Vereins konzent-riert, nämlich die Actionsport-Kultur im Allgäu zu fördern. Im Detail sollen z.B. Skateboarden und BMX-Fahrern die sportspezifische Infrastruktur be-reitgestellt und die Jugendarbeit in die-sem Bereich gefördert werden. Zudem möchte der Verein als kompetenter Ansprechpartner für Städte und Ge-meinden bei der Entwicklung solcher speziellen Strukturen auftreten.

Das erste große Projekt in diesem Zusammenhang war die Renovierung des Skateparks am Illerdamm in Zu-sammenarbeit und mit freundlicher Unterstützung der Stadt Kempten und deren Stadtbauhof. Über ein Jahr war der Allgäuer Trockenschwimmer e.V. mit der Entwicklung, Ausarbeitung und Umsetzung des Konzepts beschäf-

Die Trockenschwimmer: Verein für Actionsport

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tigt. In zahlreichen Treffen mit den Mit-gliedern wurde das Konzept für den Um-bau des Skateparks ausgetüftelt, jedes Mitglied konnte seine speziellen Kompeten-zen und Ideen mit einbringen. Demo-kratisch wurde über das finale Design abgestimmt und be-schlossen. Insgesamt rund 25.000 Euro wurden zur Verfü-gung gestellt, um die Idee des Vereins zu verwirklichen.

Am 18. Oktober 2014 konnte dann endlich der erneuerte Skatepark den gespannten Nutzern und interessierten Besuchern präsentiert werden. Mit Hil-fe der ehrenamtlichen Arbeit der Mit-

glieder wurde die Eröffnung gebührend ge-feiert. Der neue Park wurde so konzipiert, dass der verfügbare Raum bestmög-lich ausgenutzt ist und durch Aufhebung der sich überschnei-

denden Fahrtrichtung die Sicherheit im Park erhöht wird. Herzstück ist die neue Street-Line, welche von der Fir-ma Camp Ramps umgesetzt wurde, und die Pyramide im Mittelpunkt des Parks, welche von den Allgäuer Acti-onsport-Spezialisten der Firma Schnee-stern gebaut wurde, in der auch einige Vereinsmitglieder beschäftigt sind.

In der Zukunft erhofft sich der Ver-ein, noch mehr Action-Sportler im All-gäu anzusprechen und auf lange Sicht seinen Mitgliedern auch wieder ein Vereinsheim zum Skateboarden und BMX-Fahren zur Verfügung stellen zu können.

Eröffnung des Skateparks mit Oberbürgermeister Thomas Kiechle, dem Vorsitzen-den der Altstadtfreunde Dietmar Markmiller und Stefan Keppeler, Vorsitzender des Stadtjugendring Kempten.

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

von Dieter Schade, Baudirektor a.D.

HistorischesDie Iller und ihre Ufer im Bereich der

St.-Mang-Brücke sind von geschicht-licher Bedeutung. Hier querte sowohl die Römerstraße als auch die mittelal-terliche Salzstraße den Fluss. Kempten hat 1186 die erste Illerbrücke gebaut. Zu ihrer Sicherung entstand am östlichen Ufer die kleinräumige Illervorstadt. 1492 wurde ein Wehr an der Stelle des heutigen Streichwehrs im Fluss errich-tet, das die Aufgabe hatte, Wasser auf die westliche Illerseite abzuleiten. Auf dem Ufergelände unterhalb des öst-lichen Brückenkopfs errichtete 1709 Schachenmayr eine Papiermühle. Um 1850 wurde die Herstellung von Büt-tenpapier aufgegeben und eine Papier-maschine mit Turbinenantrieb instal-liert. 1974 wurde mit der Stilllegung der Schachenmayr schen Papierfabrik die industrielle Nutzung beendet; der Abbruch der Gebäude erfolgte 1984 (1). Im Zuge des ersten Bauabschnitts der Hochwasserfreilegung Kempten wurde das Ufer umgestaltet und eine kleine Grünanlage mit Parkplatz angelegt.

Das Projekt „Iller erleben“Die Altstadtfreunde haben im Jahr

2010 das Konzept „Iller erleben“ erar-beitet und anschließend mit der Stadt abgestimmt, wie an anderer Stelle bereits berichtet (2), (3). Bestandteil des Konzepts war der Vorschlag, das Grundstück östlich der Iller unterhalb der St.-Mang-Brücke anderweitig zu nutzen. Da den Altstadtfreunden be-kannt war, dass das Wasserrecht für das AÜW-Kraftwerk an der Illerstraße 2014 ausläuft und damit bauliche Än-derungen an den Anlagen verbunden sein werden, traten sie schon 2011 an das AÜW mit dem Vorschlag heran, ein Restwasserkraftwerk – vergleichbar mit dem inzwischen wieder in Betrieb ge-nommenen an der Rosenau – auf einem Teil des ca. 3500 qm großen, in öffent-licher Hand befindlichen Grundstücks mit einem integrierten Café für die Öf-fentlichkeit zu errichten.

Der Entwurf von Narr, Rist, Türk & Gebhardt

Die Stadt Kempten beauftragte im Jahr 2012 vier Landschaftsarchitekten mit der Erstellung eines Masterplans

„Iller erleben“ am Restwasserkraftwerk

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

„Iller erleben“. In der Jurysitzung am 23.03.2012 wurde unter Beteiligung der Altstadtfreunde das Konzept der Land-schaftsarchitekten Narr, Rist, Türk & Gebhardt ausgewählt, da es am meisten auf stadträumliche Fragen eingeht und umfassende Hinweise für eine konkre-te Umsetzung enthält (4). Die Fachleute haben „eine deutliche räumliche und ar-chitektonische Aufwertung“ der Grün-anlage vorgesehen. Sie schlagen deshalb „ein Ensemble aus einem im positiven Sinn eigenwilligen, expressiven Gebäude mit zugehörigen hochwertigen Freiflä-chen, Flussterrassen etc. vor. Das Ge-bäude soll ein Café bzw. eine gastrono-mische Einrichtung, die sich zum Fluss hin öffnet, beherbergen […]. Eine Stele soll Besucher informieren und einladen, einen ersten Blick auf die Stadt zu wer-fen. Eine Tourismus-Informationsstelle bietet sich zusätzlich an.“ Zur weiteren Planung führt die Jury aus: „Es wird empfohlen, die Arbeit des Büros, das die Ideensammlung der Altstadtfreunde und die Wünsche der Bürger berück-sichtigt, den weiteren Überlegungen zu-grunde zu legen und die konkreten Um-setzungsschritte […] zu entwickeln“ (4).

Reaktion der Altstadtfreunde auf den Masterplan

Die Altstadtfreunde bestätigen erfreut die Übereinstimmung des Masterplans mit ihren Zielen. Sie schlagen der Stadt

vor, dass das muschelförmige Gebäude eine Mehrfachnutzung erhält: Gastro-nomie, Tourismusinfo, Schauräume des AÜW zum Thema „Wasserkraft“, Muse-um der EZA zu „Alternative Energien“ oder Info der Stadt zum „Masterplan Klimaschutz“. Zudem sollen am Ufer öf-fentliche Illerterrassen entstehen (5).

Die Überlegungen des AÜWNachdem sich über ein Jahr lang nichts

tat, geht das AÜW auf der Jahreshaupt-versammlung der Altstadtfreunde im April 2013 erstmals in die Öffentlichkeit: Man beabsichtige, ein kleines Wasser-kraftwerk bauen zu wollen. Dabei soll eine Aussichtsplattform mit Blick über den Fluss auf die Altstadt entstehen. „Allerdings könnte das AÜW noch eins drauflegen und dort auch ein Café samt Ausstellungsräumen schaffen“ (6).

Umfrage der Allgäuer ZeitungDaraufhin startet die AZ eine Umfra-

ge. Das Ergebnis ist eindeutig. Von 205 Anrufern stimmen 165 (etwa 4/5) und von 397 Nutzern des Online-Portals 263 (etwa 2/3) mit großer Mehrheit für das Café. Die große Resonanz von insge-samt ca. 6oo Stimmen zeigt das Inter-esse der Kemptener an dem Projekt (7).

Die Zeit ohne InformationenNachdem in der Folgezeit weder die

Stadt noch die Altstadtfreunde ein halbes Jahr lang über die Projektentwicklung

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

durch das AÜW, insbesondere die Um-setzung der Vorgaben aus dem Master-plan unterrichtet wurden, entstand bei den Altstadtfreunden Unruhe. Sie stellen anlässlich des Altstadtspazierganges am 10.10.2013 die Frage, wie die Einbindung des Restwasserkraftwerks in die Stadt- und Flusslandschaft aussehen soll. Die Anfrage blieb unbeantwortet, das AÜW hatte offensichtlich nicht erkannt, dass wegen der Wahrung von Bürgerinteres-sen eine „offene Planung“ notwendig ist.

Die 1. Planung des AÜWAm 23.11.2013 muss die Öffentlichkeit

die Mitteilung des AÜW aus der Presse entnehmen, dass die Überlegung für ein Gebäude mit Café gescheitert sei – zum Schutz von dort lebenden Fledermäusen, die die Bäume am Ufer als ihren Lebens-raum brauchen. Die zu bebauende Flä-che müsse verkleinert werden, um den Baumbestand zu erhalten. Daher würde laut AÜW eine Gastronomie deutlich kleiner ausfallen als angedacht, was wohl das Aus für dieses Vorhaben bedeute (8).

Die Altstadtfreunde werden von dieser unerfreulichen Nachricht über-rascht und erkennen, dass so der Inhalt des Masterplans„Iller erleben“, also der Teil des Projekts, der für die Öffentlich-keit von Bedeutung ist, zum allergröß-ten Teil nicht realisiert werden kann. In einem Gespräch bei der Stadt wird bestätigt, dass die Planungsänderung nur noch eine „platzartige Oberfläche“

beinhalten soll. In einem Gespräch mit Dr. Netzer am 04.12.2014 erfahren sie, dass der Verwaltungsrat des AÜW eine öffentliche Nutzung des Ufergrund-stücks abgelehnt hat und nur ein kleines Zugangsbauwerk zum Restwasserkraft-werk geplant werden soll. Man könne dem AÜW nicht zumuten, ein Projekt für die Bürger der Stadt zu finanzieren. Außerdem weise das Grundstück keine 1A-Lage auf, so dass sich kaum ein Gas-tronom finden ließe, der ein Café betrei-ben würde. Allerdings, so Netzer, sei die Diskussion noch nicht abgeschlossen.

Die Allgäuer Zeitung berichtet aus dem Finanzausschuss: „Zwar sind die Pläne für ein Café ins Wasser gefallen; dennoch soll das Objekt ein attraktiver Anlaufpunkt werden“ (9). Das ernüch-ternde Fazit für die Altstadtfreude: Die geänderten Planungsziele wurden in al-ler Stille ohne Beteiligung der Altstadt-freunde festgezurrt, ohne die Vorgaben aus dem Masterplan zu berücksichtigen. Bei der Verwirklichung sollen offen-sichtlich nur die wirtschaftlichen Inter-essen des AÜW berücksichtigt werden.

Widerstand der AltstadtfreundeDas als bürgerunfreundlich empfun-

dene Vorgehen der im AÜW-Verwal-tungsrat mitentscheidenden Politiker und des AÜW ist eine Herausforde-rung für die Altstadtfreunde. Da die im Masterplan „Iller erleben“ vorgesehene Nutzung auf dem Grundstück am öst-

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

lichen Illerufer unterhalb der Brücke von zentraler Bedeutung im Konzept ist, sind sie nicht bereit, das Ergebnis hinzunehmen. Nach längerer Diskussi-on beschließen sie, einen Kompromiss anzustreben: In einer Planungsände-rung soll in dem Gebäude, das für den Zugang zu den unterirdischen Anlagen des AÜW zwingend notwendig ist, auch ein kleines Café untergebracht werden.

In einem Leserbrief des Verfassers dieses Beitrags wird der damalige Ärger der Altstadtfreunde deutlich sichtbar: „Ich bin zutiefst enttäuscht, dass die Plä-ne für ein Café an der Iller ins Wasser gefallen sind. Das haben wir, die Freun-de der Altstadt, uns so nicht vorgestellt. Gestorben ist hiermit bis auf weiteres das Herzstück aus dem Projekt „Iller er-leben“, einem Konzept, das sehr weitrei-chende, städtebauliche Lösungsansätze bietet und eine echte Verknüpfung von Stadt und Fluss ermöglicht. Ich bekla-ge, dass das in einer AZ-Umfrage mit großer Mehrheit von Kemptener Bür-gern gewünschte Konzept den Plänen des AÜW zum Opfer gefallen ist. Damit haben wirtschaftliche Interessen über Bürgerwünsche gesiegt. Damit kann ich mich nur schwer abfinden.“ (10), (11)

Im Altstadtbrief 2013 übt Dietmar Markmiller deutlich Kritik daran, dass das Café komplett ins Wasser gefallen ist. In einem Brief an Dr. Netzer stellen die Altstadtfreunde fest, dass sie sich

nicht mit einer Planung abfinden, bei der das Zugangsbauwerk zu den un-terirdischen Anlagen nicht mit einer öffentlichen Nutzung kombiniert wird: „Für die Bürger muss in Verbindung mit dem AÜW-Vorhaben ein erhebli-cher Mehrwert auf diesem wertvollem Grundstück, das derzeit noch im Ei-gentum der Stadt und des Wasserwirt-schaftsamtes ist, herauskommen“ (13).

Die 1. Planung im BauausschussDie Stadt teilt den Altstadtfreunden

mit, dass der Planungsstand durch das AÜW intensiv weiterentwickelt wurde, insbesondere unter Berücksichtigung der Ziele des Masterplans. Die Pläne werden am 14.01.2014 im Planungs- und Bauausschuss der Stadt vorgestellt. Am 15.01.2014 lädt das AÜW zu einer 1. Informationsveranstaltung.

Ob es der heftige Protest der Altstadt-freunde oder andere Gründe waren, lässt sich nicht beurteilen. Tatsache ist jedoch, dass sich die Stimmung gegen-über den Altstadtfreunden deutlich ver-ändert, sie bei den weiteren Planungen von Stadt und AÜW intensiv beteiligt und zu Gesprächen sowohl beim AÜW als auch mit dem planenden Ingenieur-büro zur Klärung von Detailfragen ein-geladen werden. Dabei können sie ihre Wünsche und Anregungen einbringen.

Zwischenzeitlich haben sich die Alt-stadtfreunde darin abgestimmt, dass

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

der neue Vorschlag, die Planung durch ein kleines Strandcafé mit mobiler The-ke zu ergänzen, nicht zufriedenstellend ist und nicht weiter verfolgt werden soll. Stattdessen soll ein im Zugangsbauwerk fest integriertes oder in einem eigenen kleinen Gebäude untergebrachtes Café, das saisonal bewirtschaftet werden kann, favorisiert werden. Der hierfür geplante Baukörper soll allerdings groß genug sein, um nicht wie ein Bushäus-chen auszusehen.

In der Sitzung des Planungs- und Bauausschusses wird eine Planung mit Zugangsbauwerk ohne gastronomische Nutzung vorgestellt; d.h. eine Lösung, die den Vorstellungen der Altstadt-freunde nicht entspricht. Allerdings stellt Dr. Netzer fest, dass das Projekt einen komplexen Planungsprozess er-fordert. „Alle Ziele zu erreichen geht nicht auf einmal!“ Damit deutet er an, dass die Planung möglicherweise noch nicht abgeschlossen ist.

Reaktion der AltstadtfreundeBei der Info-Veranstaltung des AÜW

am 15.01.2014 mit etwa 100 Beteiligten, darunter zahlreiche Stadträte, bringen die Altstadtfreunde u.a. vor: “Die Plä-ne entsprechen nicht den Vorgaben des Masterplans, wonach das Gebäude ein Café bzw. eine gastronomische Nutzung enthalten soll, die sich zum Fluss öffnet. Ich wünsche mir deshalb, dass der ent-

sprechende Beschluss des Verwaltungs-rats, keine Nutzung dieser Art zuzu-lassen, aufgehoben wird. Ich wünsche mir weiterhin, dass von der Vorstellung des AÜW, ein mobiles Strandcafé zu errichten, Abstand genommen wird. Schließlich bitte ich darum, dass die im Planungs- und Bauausschuss vorgestell-ten Pläne ohne Café geändert und ein stationäres Café eingeplant wird.“ (14).Mit diesem Beitrag, der offensichtlich den richtigen Ton mit einer guten Mi-schung aus Wissen, kompromissloser Beurteilung der Fakten und fachlicher Kompetenz gefunden hat, konnten die Altstadtfreude die weitere Planung in ihrem Sinn beeinflussen.

Endgültige Planung des AÜWEnde März 2014 wird die Stadt mit

einem Modell und Plänen über einen neuen Gestaltungsvorschlag in Kennt-nis gesetzt. Zur Ausführung vorgesehen sind jetzt zwei relativ weit auseinander angeordnete zylindrische Gebäude, die mit einem sie verbindenden auskragen-den Dach überdeckt werden. Während das eine Gebäude den Zugang zu den nicht öffentlichen, untertage liegen-den technischen Anlagen enthält, wird in dem anderen Gebäude ein saisonal zu bewirtschaftendes Café sowie eine ganzjährig geöffnete behindertenge-rechte Toilette untergebracht.

Die Altstadtfreunde erhalten Gele-genheit, sich noch vor den Beratungen

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

im Stadtrat zu informieren. Sie beurtei-len die Unterlagen positiv, da die Vorga-ben aus dem Masterplan „Iller erleben“ und ihre eingebrachten Wünsche be-rücksichtigt wurden. Damit ist für sie ein langer und schwieriger Prozess doch noch zu einem guten Ende gekommen.

Die öffentliche Präsentation und Be-ratung erfolgt am 09.04.2014 im Pla-nungs- und Bauausschuss. Der Stadt-rat stimmt am 10.04.2014 einstimmig dem Bebauungsplan Illervorstadt zu, in dem der neue Gestaltungsvorschlag des AÜW aufgenommen worden ist.

Auf der 2. Informationsveranstaltung des AÜW am 14.04.2014 äußern sich die Altstadtfreunde mit einem Beitrag posi-tiv zum geänderten Konzept. Die bauli-che Gestaltung und die neu dazu entwi-ckelte künstlerische Ausstattung finden Akzeptanz: Sie führen zu einer wesentli-chen Verbesserung gegenüber dem ersten Gestaltungsvorschlag und wahren die Bürgerinteressen (15). Über das Projekt wird an anderer Stelle berichtet (16).

AusblickNach der Fertigstellung der Stufen-

anlage im Altstadtpark im Sommer 2014 wird nach einem langen Pla-nungs- und Abstimmungsprozess das AÜW-Projekt 2014/2015 verwirklicht. Das Restwasserkraftwerk und die Ge-staltung des Uferabschnitts im Bereich

der ehemaligen Papierfabrik sind ein weiterer Baustein aus dem Masterplan „Iller erleben“. Die Aufenthaltsqualität an der Iller wird wesentlich verbessert, die Bürger und Besucher können die Flusslandschaft zwischen Altstadt, mit-telalterlicher Burghalde und römischem Cambodunum schöner erleben als bis-her möglich.

Quellen(1) Siegfried Waibl, Studien zur Industrialisie-rungsgeschichte des Raumes Kempten im 19. Jahrhundert, Kempten, 1999(2) Die Iller in Kempten, Teil 1, Dieter Schade, Altstadtbrief Nr. 37/2010, S. 24 ff.(3) Die Iller in Kempten, Teil 2, Dieter Schade, Altstadtbrief Nr. 38/ 2011, S. 20 ff.(4) Entwurf der Landschaftsarchitekten Narr, Rist, Türk & Gebhardt, Marzling, bewertet anl. der Jurysitzung zum Masterplan „Iller erleben“ am 23.03.2012 in Kempten(5) Schreiben an die Stadt Kempten vom 23.04.2012(6) Eine Terrasse am Fluss, AZ vom 18.04.2013(7) Große Mehrheit für das Café, AZ v. 26.04.2013(8) Fledermäuse contra Gastronomie, Kreisbote vom 23.11.2013; Doch kein Café am neuen Iller-kraftwerk, AZ vom 23. 11.2013(9) Gebremster Schaum bei „Iller erleben“, AZ vom 09.12.2013(10) Zutiefst enttäuscht, Leserbrief, AZ v. 20.12.2013(11) Fledermäuse contra Gastronomie, Kreisbote vom 18.12.2013(12) Dietmar Markmiller, Altstadtbrief Nr. 40/2013, S. 9f.; Den Finger in die Wunde legen, AZ v. 28.12.2013(13) Schreiben an die Stadt Kempten v. 02.01.2014(14) Beitrag zur 1. Informationsveranstaltung in der AÜW-Stadtsäge am 15.01.2014(15) Beitrag zur 2. Informationsveranstaltung in der AÜW-Stadtsäge am 14.04 2014(16) Ökostrom aus der Iller, Allgäu Strom, Kunden-magazin, September 2014, S.6/7

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DER ALTSTADTBRIEF 41/2014

von Ilse Rossmanith-Mitterer

Alle Jahre wieder“, so beginnt ein be-kanntes Weihnachtslied. So könn-

ten auch die Grüße der Stiftsstadtfreun-de im Altstadtbrief beginnen. Gerne berichten wir auch heuer kurz aus der Stiftsstadt.

Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war für uns die Eröffnung des Hil-degardplatzes. Viel wurde über diesen Platz diskutiert. Im Großen und Gan-zen finden wir die Planungen recht gelungen. Leider fiel die Wahl beim Marktbrunnen nicht auf das Modell mit der Königin Hildegard, der Na-mensgeberin für den Platz. Auf Betrei-ben der Stiftsstadtfreunde wurde nun eine Stele bei den Sitzstufen aufgestellt, die vom Leben der Königin Hildegard erzählt. Sie war ja eine große Gönnerin des Kemptner Klosters. Eine weitere Stele mit der Geschichte des Platzes und des Schlangenbaches wurde ange-bracht.

Sehr informativ war der Rundgang durch die Stiftsstadt mit Herrn Ober-bürgermeister Thomas Kiechle. Viele offene Fragen wurden angesprochen:

Wie geht es weiter mit der Entwicklung der Museen? Was passiert mit dem Klecks-Gebäude? Wie wird das ehema-lige Klinikgelände an der Memminger Straße bebaut? Wie sehen die Planun-gen für das Hospiz aus?

Für die weitere Verwendung der Orangerie als Stadtbibliothek sprachen sich viele Teilnehmer des Rundgan-ges aus. Ebenso wurde nochmals der Wunsch geäußert, bezahlbare Woh-nungen für Familien auf dem Klinik-gelände einzuplanen.

Bei einem Rundgang durch die Stiftsstadt entdeckt man jetzt an vie-len Ecken schön renovierte Häuser, die den besonderen Charakter dieses Stadtteils prägen.

Eine Einladung zu einem Spazier-gang durch die Stiftsstadt ergeht an alle Kemptner Bürger, verbunden mit den besten Wünschen für eine besinnliche Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr.

Ihre Ilse Roßmanith-Mitterer, Vorsit-zende der Stiftsstadtfreunde

Weihnachtsgrüsse von den Stiftstadtfreunden

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BeitrittserklärungIch trete mit Wirkung vom DATUM

dem Verein FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e.V. bei.

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Der Jahresbeitrag für Einzelpersonen beträgt 11,- Euro. Gläubiger-Identifikationsnummer DE87ASF00000663823Mandatsreferenz ___________________ (wird vom Verein erstellt)

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Bitte senden Sie dieses Formular ausgefüllt per Post oder Fax an: Freunde der Altstadt Kemptens e.V. • Vogtstraße 8 • 87435 Kempten • Fax: 0831-5126297

SEPA-LastschriftmandatIch ermächtige den Verein Freunde der Altstadt Kemptens e.V., Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Freunde der Altstadt Kemptens e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinsti-tut vereinbarten Bedingungen.

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Liebe Freunde des Altstadtbriefes!Für Ihre Mitgliedschaft im Verein FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e.V., der als parteipolitisch neutrale und unabhängige Bürgerinitiative seit 1980 seine Kompetenz beweist, gibt es gute Gründe. Von seinen Aufgaben und Zielen seien einige stichwortartig genannt:

Kontaktpflege zwischen Altstadtbürgern Ansprechpartner für Probleme Mittler zwischen Bürgern und Stadtverwaltung unbequemer Mahner (wenn nötig) Erhalt der Nahversorgung und der Vielfalt des urbanen Lebens in

unserer Altstadt Bewahrung der Unverwechselbarkeit des historischen Stadtbildes Mitwirkung bei wichtigen Entscheidungen

Damit wir unsere Aufgaben und Ziele weiterhin erfolgreich wahr-nehmen können, bitten wir Sie herzlich um Ihre Mitgliedschaft. Eine Beitrittserklärung finden im Heft.

Ihr Vorstand und Beirat