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Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW Ausgabe 3 – Juni 2009 Schwerpunkt Teamarbeit am Set Im Gespräch Lars von Trier Eric Kandel Setbericht Satte Farben vor Schwarz Vorschau Filmkongress – das Programm

Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW · Auf der ganzen Welt gibt es keinen einsa-meren Ort als das Bergfest einer Filmpro-duktion. Zumindest für den, der nur als Gast

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Page 1: Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW · Auf der ganzen Welt gibt es keinen einsa-meren Ort als das Bergfest einer Filmpro-duktion. Zumindest für den, der nur als Gast

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Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW

Ausgabe 3 – Juni 2009

Schwerpunkt

Teamarbeit am Set

Im Gespräch

Lars von Trier Eric Kandel

Setbericht

Satte Farben vor Schwarz

Vorschau

Filmkongress –das Programm

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Montag, 22. Juni

Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier11:30-13:00 UhrUnabhängig in den USA und in NRWBegrüßung durch den Geschäftsführer derFilmstiftung NRW, Michael Schmid-Ospach

Keynote: Tom Tykwer, Produzent/Regisseur;Moderation: Scott Roxborough, Journalist;Diskussion: Michelle Byrd, IFP New York, Pe-ter Herrmann, Produzent Desert FlowerFilmproductions, Tom Tykwer, Produzent/Regisseur , Verena Lueken, stellv. ChefinFeuilleton FAZ

Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier14:00-15:30 UhrDrehbuchschreiben – Lust und Frustin Kooperation mit dem Verband DeutscherDrehbuchautoren e.V.

Keynote: Markus Stromiedel, Roman- undDrehbuchautor; Moderation: Luzia Braun,Redakteurin Aspekte, ZDF; Diskussion: Dr.Michael Bhatty, Autor und Game Desi-gner/Director, Reinhold Elschot, Leiter derHauptredaktion Fernsehspiel / stellv. Pro-grammdirektor ZDF, Markus Stromiedel,Ruth Toma, Drehbuchautorin, Winka Wulff,Geschäftsführerin Colonia Media ; Audito-rium: Katharina Uppenbrink, GF VDD

Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier16:00-17:30 UhrWer genau ist das Publikum der Zukunft?

Moderation: Peter Claus, Radiomoderatorund Journalist; Diskussion: Christian Gisy,Vorstand CinemaxX AG, Marianne Menze,Geschäftsführerin Essener Filmkunsttheater,Christoph Ott, Head of Campaign NFP mar-keting & distribution, Uli Putz, ProduzentinClaussen, Wöbke und Putz

Dienstag, 23. Juni

Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier11:00-12:30 UhrKredite trotz Krise: Filmfinanzie-rung unterm Bankenschirm

Moderation: Dirk Dotzert, Berater ; Keyno-te: Sylvie El Sayegh, Cofiloisirs S.A.; Diskus-sion: Andreas Brey, DZ BANK AG, Sylvie ElSayegh, Cofiloisirs S.A., Christoph Friedel,Produzent Pandora Film, Markus Röhle,NRW.Bank

Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier14:00-15:30 UhrVom Oberhausener Manifest bisnach Karlsruhe – Gefahren für dieFilmförderung

Einführung und Moderation: Frank Olbert,Journalist Kölner Stadtanzeiger; Diskussion:Peter Dinges, Vorstand FFA Filmförderan-stalt, Harro von Have, Rechtsanwalt Unver-zagt von Have, Steffen Kuchenreuther, Prä-sident SPIO, Ralf Schilling, GeschäftsführerUnited Cinemas International Multiplex,Tom Spieß, Produzent Little Shark Entertain-ment, Alexander Thies, Allianz DeutscherProduzenten – Film & Fernsehen

Samstag, 20. JuniCinenova, 19:00 UhrKurzfilm: Between von Tim Bollinger, D 2008, 5 Min.Filmkongress EröffnungspremiereSturm von Hans-Christian Schmid,D/DK/NL 2009, 105 Min., OF mit dt. UT

Sonntag, 21. JuniFilmforum NRW, 14:00 UhrPräsentation des Filmstiftungs- undTele 5 NachwuchsförderpreisträgersFlucht in Betten von Johannes Dissel-hoff, D 2009, 89 Sek. Kinospot zum Thema „Wir lieben Kino“;Produktion: Tele 5 in Kooperation mit Lüth-je & Schneider Filmproduktion GbR

Kurzfilm: Amoklove von Julia C. Kaiser, D 2008, 10 Min.Schläft ein Lied in allen Dingen vonAndreas Struck, D 2009, 86 Min., DeutscheFassung

Sonntag, 21. JuniCinenova, 17:30 UhrKurzfilm: Photograph of Jesus von Lau-rie Hill, UK 2008, 6:30 Min.PremiereAuf der Suche nach dem Gedächt-nis von Petra Seeger, D/USA 2008, 95 Min.,OF mit dt. UT

Sonntag, 21. JuniCinenova, 21:00 UhrFilmkongress EröffnungspremiereAntichrist von Lars von Trier, D/DK/F/I2008, 95 Min., OF engl.

Montag, 22. Juni Cinenova, 19:00 UhrKurzfilm: Muto von Blu , IT 2008, 7 Min.NRW-PremiereDas Vaterspiel von Michael Glawogger,D/A/F 2009, 117 Min., Deutsche Fassung

Dienstag, 23. JuniFilmforum NRW, 19:00 UhrEin nominierter Beitrag zum 19. DeutschenKamerapreis KölnKRONOS. Ende und Anfang von OlavF. Wehling, D 2007/2008, 87 Min., OF mitengl. UT

Mittwoch, 24. JuniFilmforum NRW, 19:00 UhrKurzfilm: Nachtschatten von Eike Mos-ler, D 2009, 4 Min.PremiereDie Kinder der Seidenstraße von Roger Spottiswoode, D/AU/CH 2008,114 Min., Deutsche Fassung

Mehr Infos zum Programm unterwww.filmstiftung.de oder direkt bei der Filmstiftung NRWunter der Telefonnummer (0211) 930500.Akkreditierungen unter www.medienforum.nrw.de

2 newsletter 3/2009 – Programm Int. Filmkongress

Panels, Filme,Namen

Der Internationale Filmkongress der Filmstiftung NRW 2009 im Rahmen des 21. medienforum.nrw

Hyatt Regency Köln, Kennedy-Ufer 2A15:00-16:00 UhrPreisverleihung Dokumentarfilm-preis und Förderpreis

Filmstiftung NRW und PHOENIX zeichnengemeinsam filmisch herausragende Arbei-ten zum Thema „Wandel und Verände-rung“ mit dem PHOENIX-Dokumentarfilm-preis und PHOENIX-Förderpreis aus. Begrü-ßung durch Michael Schmid-Ospach, Ge-schäftsführer der Filmstiftung NRW und Mi-chael Hirz, Programmdirektor PHOENIX – mit gesonderter Einladung –

Cinenova, Köln21:30 UhrScreening „A Triangle Dialogue“Kooperation und interkultureller Austauschzwischen Andrzej Wajda Master School ofFilm Directing, Warschau, Sam Spiegel Filmand Television School, Jerusalem und ifs in-ternationale filmschule köln, 116 Min.– mit gesonderter Einladung –

KinoSpecials

Freitag, 19. JuniRadstadion Albert-Richter-Bahn, Einlass ab 21:00 Uhr, Beginn ca. 22:00 Uhropen air (überdachte Sitzplätze)Kurzfilm: Edgar von Fabian Busch, D 2009,12 Min.Fräulein Stinnes fährt um die Weltvon Erica von Moeller, D 2009, 90 Min.,Deutsche Fassung

Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier16:00-16:45 UhrLocation Service aus Tirol und Dä-nemark – Die Film Commissions Cine Ti-rol und Oresund stellen sich vor.Begrüßung durch den Geschäftsführer derFilmstiftung NRW, Michael Schmid-Ospach

Vortrag: Ulrik Bolt Jörgensen, Oresund FilmCommission, und Johannes Köck, Cine Ti-rol Film Commission

Rahmenprogramm

Montag, 22. Juni

Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.drei12:45-13:45 UhrProjektpräsentation A Triangle Dialogue– eine Initiative der Filmstiftung NRW. Eröffnung durch Michael Schmid-Ospachund Grußwort von Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers.

Präsentation des gemeinsamen Dokumen-tarfilmprojektes „A Triangle Dialogue“ durchRepräsentanten der beteiligten Filmschulen:Andrzej Wajda Master School of Film Direc-ting, Warschau, Sam Spiegel Film and Te-levision School, Jerusalem, und ifs interna-tionale filmschule köln. – nach vorheriger Anmeldung –

Fräulein Stinnes fährt um die Welt

Die Kinder der Seidenstraße Antichrist

Schläft ein Lied in allen Dingen

Auf der Suche nach dem Gedächtnis

Sturm

Das Vaterspiel

!KRISEKOMMT KINOBLEIBT?

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Page 3: Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW · Auf der ganzen Welt gibt es keinen einsa-meren Ort als das Bergfest einer Filmpro-duktion. Zumindest für den, der nur als Gast

Auf der ganzen Welt gibt es keinen einsa-meren Ort als das Bergfest einer Filmpro-

duktion. Zumindest für den, der nur als Gastdabei sein darf, wenn die Beteiligten ausgelas-sen die Halbzeit der Dreharbeiten feiern. Wernicht zum Team gehört, findet da keinen Zu-gang und kann nur von außen verwundert zu-schauen, was für verschworene Gemeinschaf-ten sich in ein paar Wochen bilden können. Esist wie bei Diamanten: Hoher Druck erzeugt ho-he Dichte. Der Stress am Set schweißt die Men-schen eng zusammen.

Im Schwerpunkt des Newsletter wollen wirdieser Gemeinschaft auf Zeit ein bisschen aufden Zahn fühlen, denn so reibungslos, wie dieBergfeste und Teamfilme es vorgaukeln, läuftes am Set nicht im-mer. Stress erzeugteben nicht nur Kame-radschaft, sondernauch Konflikte, die dieProduktion lähmenund unnötig Geld ver-brennen können.

Wir haben unsumgehört, wie dieMenschen bei denDreharbeiten mitein-ander umge-hen und wiesie mit dem

„SchwarzenLoch“ nach der letzten Klappeklar kommen, wenn sich die Ersatzfamilie voneinem Tag auf den anderen in alle Himmelsrich-tungen zerstreut. Aber es gibt ja auch die treu-en Filmpaare, die seit Jahren zusammen arbei-ten und sich blind aufeinander verlassen kön-nen. Regisseur Sönke Wortmann und Kamera-mann Tom Fährmann bilden so ein Paar. Sie ver-raten uns im Interview das Geheimnis ihrer be-währten Teamarbeit. Am Beispiel von „12 Win-ter“ erzählt Casterin Iris Baumüller, wie wichtiges ist, schon bei der Besetzung darauf zu ach-ten, dass die Chemie zwischen den Schauspie-lern stimmt und – um bei den Schauspielern zubleiben – fragen wir außerdem nach, warum

es heute auf der Leinwand keine deutschen Ki-no-Traumpaare wie Maria Schell und O.W. Fi-scher mehr gibt.

Darüber hinaus blickt das Heft schon ein-mal nach vorne auf den Internationalen Film-kongress, zu dem die Filmstiftung NRW im Rah-men des medienforum.nrw vom 20. bis 23. Ju-ni nach Köln einlädt. Der Newsletter präsentiertdas gesamte Programm und ein Interview mitNobelpreisträger Eric Kandel. Der charismatischeGehirnforscher ist die Hauptfigur in Petra See-gers Dokumentarfilm „Auf der Suche nach demGedächtnis“, der in Anwesenheit von Kandelin der Reihe KinoSpecial des Filmkongresses zusehen ist. Das gilt auch für Lars von Triers neu-en Film „Antichrist“. Wir haben den dänischen

Regisseur in Cannes getroffen, wo er für kon-troverse Diskussionen sorgte.

Weitere Themen der Juni-Ausgabe desNewsletter sind neben den bewährten Meldun-gen aus und über die Branche ein kurzer Rück-blick auf die NRW-Events in Cannes und ein Aus-blick auf den aktuellen Stand des Kinder-Doku-mentarfilmprojektes dok you.

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht

Rüdiger BertramChefredakteur

Editorial – newsletter 3/2009 3

Schwerpunkt: Die Chemie muss stimmen

Krieg und Frieden am Set

2 Programm des Int. Filmkongresses der Filmstiftung NRW

4 Meldungen Branche, Kinos, Festivals, Preise

8 Licht für Zwerge und SuperstarsFirmenporträt MLS Magic light + sound

11 Reales für KurzeDas Kinder-Dokumentarfilmprojekt dok you

12 Auf dem SprungDie Seite für den Filmnachwuchs

14 Kunst oder Kinder oder beides?Die Zukunft des Sonderpreises NRW

15 Ein Traum, der ein Film wurdeLars von Trier in Cannes

Schwerpunkt: Die Chemie muss stimmen

16 Rücken an RückenInterview Sönke Wortmann und Tom Fährmann

17 Von 180 auf 0Das Schwarze Loch am Ende der Dreharbeiten

18 Prima Klima?!Konflikte am Set und Bewältigungsstrategien

19 Mittlerin der HarmonieCasting für „Zwölf Winter“

20 Sag mir, wo die Paare sindÜber das Verschwinden der Traumpaare von der Leinwand

21 Angstfreies DrehenInterview Surk-Ki Schrade

22 MEDIA

23 Freie EntscheidungAm Set von „Satte Farben vor Schwarz“

24 Dreharbeiten in NRW

26 Kino verändertInterview Nobelpreisträger Eric Kandel

26 „Mit besten Empfehlungen“Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Jakobs Bruder“, „Maria, ihm schmeckt´s nicht“, „Mullewapp“, „Spielverderber“, „Salami Aleikum“, „Die Kinder der Seidenstraße“

11 Impressum

Inhalt

Der nächste Newsletter blickt als Sonderausgabe aufden Internationalen Filmkongress zurück und fasstnoch einmal alle Diskussionen und Veranstaltungenzusammen. Ab dem 24. Juli ist das neue Heft on-line unter www.filmstiftung.de zu finden.

Cannes-Gewinnerin Charlotte Gainsbourg in Lars von Triers „Antichrist“, der nach der Premiere an der Croisette auch auf dem InternationalenFilmkongress der Filmstiftung zu sehen ist. Foto: MFA+ FilmDistribution e.K.

Schwerpunkt JuliInternationaler

Filmkongress

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German Films Previews zum3. Mal in KölnZu einer Shoppingtour der besonderen Art lädtGerman Films mit Unterstützung der Film-stiftung NRW auch in diesem Jahr wiederFilmeinkäufer aus der ganzen Welt nach Kölnein. Bei den German Films Previews, zu de-nen vom 12. bis 15. Juli über 80 Gäste aus derganzen Welt erwartet werden, bilden die Lein-wände im Cinedom die Schaufenster für dieneuesten deutschen Kinoproduktionen. Vier Ta-ge haben die Einkäufer Zeit, sich entspannt inden Kinosesseln zurückzulehnen und die zahl-reichen Filme auf sich wirken zu lassen.

Viele der gezeigten Produktionen warenvorher noch nicht auf Festivals zu sehen undwerden exklusiv präsentiert. Interessante Filme,eine außergewöhnliche Location und ein um-fangreiches Kulturprogramm, das die Veranstal-tung abrundet, machen die Film Previews aus,die 2009 bereits zum dritten Mal in Folge in Kölnstattfinden.

Das große Interesse ausländischer Teilneh-mer begrüßt auch NRW-Medienminister An-dreas Krautscheid: „Wir freuen uns, den in-ternationalen Filmeinkäufern mit den GermanFilms Previews einen idealen Marktplatz für Fil-me bieten zu können.“

German Films, Tel. (089) 59978712; [email protected]

Aus Erfahrung gutBeim Film & Fernseh Produzentenver-band NRW bleibt der Vorstand aus MartinBorowski (Sony Pictures Film und Fern-seh Produktion), Christoph Friedel (Pan-dora Filmproduktion), Joachim Ort-manns (Lichtblick Film- und Fernseh-produktion) und Tom Spieß (Little SharkEntertainment) im Amt. Das bestätigte dieJahreshauptversammlung Ende April.

Film NRW, Tel. (0221) 1391194; [email protected]

zentralbüro lädtnach MünchenZum ersten Mal präsentiert sich zentralbürovorOrt im Rahmen des Filmfestes München(26.06.-04.07.). Der Agenturempfang und Bran-chentreff für Caster, Produzenten, Regisseureund Redakteure findet sonst in regelmäßigenAbständen in den Kölner Agenturräumen statt.

„München ist in punkto Agenturempfän-ge neugieriger als Berlin. Hier sitzen ja mittler-weile die meisten deutschen Fernsehsender. Au-ßerdem gefällt mir, dass das Münchner Filmfestein Film- und Fernsehfestival ist“, begründetSandra Lampugnani, Betreiberin der Köl-ner Agentur zentralbüro, den Ausflug an dieIsar.

Zentralbüro, Tel. (0221) 29076870; [email protected]

Volle Punktzahl fürCinePostproductionGeyer KölnStefan Müller, Geschäftsführer der Cine-Postproduction, hat neben dem Ressort Pro-duktion/Technologie auch die Gesamtverant-wortung für den Vertrieb übernommen. Ihm be-richtet Sebastian Gassner, seit JahresbeginnVertriebschef der CinePostproduction Gey-er Köln. Die NRW-Niederlassung hat den kom-pletten HD-Workflow im Angebot – von der Ab-tastung über Farbkorrektur, Online-Schnitt, Ti-

telbearbeitung und Retusche bis zum HD-Ma-ster. Jetzt erzielten die Kölner im Rahmen derZertifizierung zum Kodak Imagecare Pro-gramm die volle Punktzahl in allen geprüften Ka-tegorien der Negativentwicklung. Damit zähltdas Unternehmen zum Kreis von 50 Filmlabo-ren weltweit, die sich den Anforderungen desstrengen Qualitätssicherungsprogramms vonKodak hinsichtlich der Prozesse, Mitarbeiterqua-lifizierung und Dokumentation erfolgreich un-terzogen haben.

CinePostproduction Geyer Köln, Tel. (0221) 2833100; [email protected]

Dor Film in KölnDie Wiener Dor Film hat jetzt eine Filiale amRhein: Nach der Dor Film West in Müncheneröffneten die Österreicher im März die DorFilm Köln (Probsteigasse 44-46, 50670 Köln).Die 1988 von Milan Dor und Danny Krauszgegründete Wiener Dor Film Produktionsgesell-schaft ist das erfolgreichste österreichische Film-und TV-Produktionsunternehmen. Die Komö-dien „Hinterholz 8“ und „Poppitz“ sind die bei-den meistgesehenen Filme in Österreichs Kinosseit Beginn der landesweiten Besucherzahlen-auswertung 1981. Weitere Erfolgsfilme sind u.a.„Schlafes Bruder“ von Joseph Vilsmaier und„Komm süßer Tod“ von Wolfgang Murn-berger, der auch Regisseur der dritten Wolf-gang Haas-Verfilmung „Der Knochenmann“ist, die im Februar in die deutschen Kinos kam.

Geschäftsführer in Köln sind Eva Poetschund Kurt Stocker, der auch Geschäftsführerin Wien ist. „Die Neugründung am Film- undFernseh-Standort NRW war ein logischerSchritt“, sagt Poetsch. Die Filmfrau kennt sichaus an Rhein und Ruhr: Von 2000 bis 2005 ar-beitete sie in der Filmredaktion von RTL Te-levision. Eines der ersten eigenen Projekte derKölner ist der Eventfilm „Ölschock“, den RTL undORF in Auftrag gegeben haben. Das Buchschreibt Holger Karsten Schmidt („14 Ta-ge lebenslänglich“). Hinzu kommen die Kino-filmprojekte „Na servus! Wie ich lernte die Bay-ern zu lieben“, eine Verfilmung des gleichna-migen Romans von Sebastian Glubrecht,und die Komödie „Familienurlaub!“. Den Stoffliefern die Autoren Kilian Riedhof und MarcBlöhbaum. Beide Spielfilme sind Koproduk-tionen mit der Dor Film West.

Dor Film Köln, Tel. (0221) 91407660;[email protected]

MMC in 3DDie MMC Magic Media Company, mit ins-gesamt 35 Studios in Hürth und Köln Europasgrößter Studiobetrieb, führt die Geschäfte wie-der mit eigenen Management-Kapazitäten. En-de März endete ein eineinhalbjähriges Mandatder Kölner Berater Ziems und Partner, dievon der Sparkasse KölnBonn als Sanierergeholt worden waren. Die Sparkasse ist allei-nige Eigentümerin der Gesellschaft, an der ne-ben den Firmengründern Bernd und HelmutBreuer auch RTL und ProSiebenSat.1 be-teiligt waren. Die MMC war zwar ausgelastet,hatte aber keine Gewinne abgeworfen. Das lagu.a. an den Mietzahlungen an den Immobilien-fonds Oppenheim-Esch als Besitzer der Stu-dio-Baulichkeiten. Mit Oppenheim-Esch verhan-delt nun Geschäftsführer Hans-JoachimZiems über Mietminderungen. Ziems steht derMMC übergangsweise zur Verfügung und un-terstützt die Gesellschafter bei der Auswahl sei-nes Nachfolgers. Für das operative Geschäft imTV- und Filmbereich ist Prokurist und Produk-tionsdirektor Friedhelm Bixschlag zustän-dig. Bei der MMC-Filmtochter MMC Indepen-dent (MMCI) unterstützt ihn Head of Film Ba-stie Griese. Auf dem Produktionsplan derMMC stehen in den nächsten Monaten „TheGate“, ein 3D-Remake des gleichnamigen Strei-fens von 1987, und „Foreign Affairs“ von Jean-Paul Rappeneau („Cyrano de Bergerac“). Bei-de Kinofilme sind Koproduktionen der MMCI.Auch István Szabós neuer Film „Die Tür“ wirdbei der MMC gedreht.

MMC, Tel. (02233) 517510;[email protected]

Tag/Traum an BavariaSeit fast 30 Jahren produziert die KölnerTag/Traum Filmproduktion Dokumentar-und Spielfilme für Kino und Fernsehen. Jetzt hatdie Münchener Bavaria Film 51 Prozent derAnteile übernommen. Im Programmsegmenthochwertiger dokumentarischer Formate seiTag/Traum „eine interessante Ergänzung der Ba-varia Film Gruppe am wichtigen Standort NRW“,begründet Bavaria-Sprecher Tobias Gerlachden Schritt. Auch Gerd Haag, Tag/Traum-Pro-duzent, Mitgesellschafter und Professor für Krea-tives Produzieren an der ifs internationalenfilmschule köln, ist mit der Entwicklung zu-frieden. Man habe „mitten in der Zeit des me-dialen Umbruchs und der Neubestimmung“ ei-nen strategischen Partner gesucht und ihn in derBavaria gefunden. Haag geht davon aus, dassdie neue Verbindung „die kreativen Kräfte der

Firma noch besser freisetzen wird, denn das in-haltliche Konzept ist der common ground un-serer Allianz“. Auch am 27. Juni ist Tag/Traumin Bayern präsent. Dann feiert der von Tag/Traumproduzierte Spielfilm „Keine Angst“ von AelrunGoette beim Filmfest München Premiere.

Tag/Traum, Tel. (0221) 65025900; [email protected]

Seit dem 1. Juni ist WolfgangCimera neuer Geschäftsführerund Produzent der NetworkMovie Film- und Fernseh-produktion in Köln, einer Toch-tergesellschaft der ZDF Enter-prises. Cimera ist Nachfolgervon Reinhold Elschot, der inder Nachfolge von Hans Janke

Fernsehfilm-Chef und Stellvertretender Pro-grammdirektor des ZDF wird. Cimera leitet dieFirma gemeinsam mit Jutta Lieck-Klenke.Die bisherigen Aufgaben von Cimera hat alsneue Herstellungsleiterin Annette Oswaldübernommen. Cimera zeichnete in seinen vierJahren als Herstellungsleiter bei Network Mo-

vie u.a. für Filme wie „Entführt“ und „Stralsund– Mörderische Verfolgung“, Reihen wie „Nacht-schicht“ und „Lutter“ oder Serien wie „SokoKöln“ mit verantwortlich. Annette Oswald wech-selt für die neue Aufgabe von München an denRhein. Zu den von ihr betreuten Filmen gehö-ren u.a. „Die Musterknaben“ und „Manila“.

Ganz aktuell konnte sich Network Movie aufdem Festival de Cannes über einen Preis fürden Debütfilm „Lost Persons Area“ von Caroli-ne Strubbe freuen. Die internationale Kopro-duktion, die in der Sektion Semaine de la Criti-que lief, erhielt den Preis des Verbandes der fran-zösischen Drehbuchautoren und Komponisten.

Network Movie, Tel. (0221) 94888-0;[email protected]

Network Movie mit neuer Führung

2003 saßen Marc Conrad und Moritz Ne-tenjakob zusammen und wollten einen Filmentwickeln. Ein deutscher Softi, von den 68ernerzogen, verliebt sich in eine Türkin und machtdann seine speziellen Erfahrungen mit der tür-kischen Kultur. Die Filmstiftung NRW be-willigte 20.000 Euro für die Drehbuchentwick-lung, doch dann kamen andere Projekte dazwi-schen, und Conrad zahlte die Förderung zurück.Fünf Jahre später entstand aus dem Stoff derRoman „Macho Man“ und schoss in die Best-sellerlisten.

Jetzt war Conrad wieder am Zug. Er erwarbdie Filmrechte und will im nächsten Jahr mit denDreharbeiten beginnen. Produzieren wird den

Film die ConradFilm GmbH & Co.KG. Mit derNeugründung will Conrad verhindern, dass„Macho Man“ und weitere neue Stoffe in derAuseinandersetzung um die Serie „Im Angesichtdes Verbrechens“ in Mitleidenschaft gezogenwerden. Bei den Dreharbeiten waren erhebli-che Mehrkosten in Millionenhöhe entstanden,die Conrads damalige Produktionsfirma Typ-hoon AG in finanzielle Schwierigkeiten ge-bracht hatten. Inzwischen haben der Insolvenz-verwalter für die Typhoon und der Auftrag ge-bende WDR eine finanzielle Lösung gefunden,um die Postproduktion der Serie bis Anfang2010 fertig zu stellen.

ConradFilm; [email protected]

ConradFilm mit „Macho Man“

newsletter 3/2009 – Meldungen4

„Keine Angst“ vor Bayern: Die Produktion der Kölner Tag/Traum feiert Premiere auf dem FilmfestMünchen. Foto: Willi Weber

Wolfgang Cimera, Foto:Mathias Bothor

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Gemessen am Zuschauerzuspruch war nach1998 keine Ausgabe der InternationalenKurzfilmtage Oberhausen so erfolgreichwie die 55., die am 5. Mai mit der Preisverlei-hung schloss. „Der Kurzfilm ist tot, aber nichtbei uns“, ließ Festivalleiter Lars Henrik Gasszufrieden verlauten und konnte dies nicht aus-schließlich durch den Rekord von 18.400 Be-suchern belegen, sondern vor allem auch durchein lebendiges und mit knapp 600 angebote-nen Filmen umfangreiches Programm.

Die beiden Preise des erstmals ausgerich-teten NRW-Wettbewerbs, dessen zwei Pro-grammblöcke die Kurzfilmtage dank hoher Qua-lität zu bereichern wussten, gingen an zwei Pro-duktionen der Kunsthochschule für Me-dien: Die dokumentarischen bzw. experimen-tellen Arbeiten „A Taste of Honey“ von SimonRittmeier und „Dial M for Mother“ von Eli

Cortiñas Hidalgo erhielten die von der NRWBank gestifteten 1.000 sowie 500 Euro Preis-geld. Als Hauptgewinner des Festivals entpupp-te sich das neue Werk des ewigen Lieblings derinternationalen Filmkunstszene, ApichatpongWeerasethakul aus Thailand. Dessen „A Let-ter to Uncle Boonmee“ gewann den GroßenPreis der Stadt Oberhausen ebenso wieden Preis der Jury des Ministerpräsiden-ten des Landes NRW.

Insgesamt konnten die Kurzfilmtage Gästeaus über 50 Ländern in Oberhausen begrüßen,darunter auch über die Kurzfilmszene hinaus be-kannte Filmemacher wie der chinesische Vene-dig-Gewinner Jia Zhang-ke, Romuald Kar-makar, Herbert Fritsch und Mara Mat-tuschka.

Int. Kurzfilmtage, Tel. (0208)8252652; [email protected]

Exposed zeigteDebütfilme in KölnMitte April fand in Köln zum zweiten Mal dasExposed Filmfestival statt, das sich auf diePräsentation europäischer Debütfilme konzen-triert.

Insgesamt 17 Filme liefen über die Leinwän-de von Filmclub 813 und FilmforumNRW, darunter auch die drei Kölner Produk-tionen „Jakobs Bruder“ von Daniel Walta,„Die Besucherin“ von Lola Randl sowie derDokumentarfilm „Auf der Walz“, den die Regis-seurin Julia Daschner in Begleitung einigerProtagonisten dem Publikum persönlich vorstell-

te. Zu Gast war auch der französische Filmema-cher Christian Monnier, der mit seinem Film„Le chien“ das Festival eröffnete. Der Veranstal-ter, der Verein Neue Blicke Köln, zeigte sichmit der Resonanz auf die zweite Ausgabe desFestivals zufrieden, das unterstützt wurde vonder SK Stiftung Kultur und dem Kultur-amt der Stadt Köln.

Um die Zeit bis zur dritten Ausgabe AnfangMärz 2010 zu überbrücken, wird sich Exposedkünftig alle zwei Monate mit einem europäi-schen Debütfilm im Filmclub 813 präsentieren.

Exposed Filmfestival, Tel. (0221) 7156941; [email protected]

Deadline für Create.NRWEine Förderung von bis zu 80 Prozent über drei Jahre erwartet die Sieger des landesweiten För-derwettbewerbs „Create.NRW“. Ausgezeichnet werden die besten Projektideen aus der Kultur-und Kreativwirtschaft. Insgesamt stehen dafür acht Millionen Euro bereit. Projektskizzen könnennoch bis zum 15. Juni eingereicht werden.

Um Kreative, Unternehmen und Institutionen zur Teilnahme zu animieren, haben die StädteHürth und Köln extra ein Informations- und Beratungsangebot aufgelegt und Mechthild Kaub,Film+TV Consulting, als Beraterin gewonnen. Einzelberatungen von Antragstellern finden in denjeweiligen Unternehmen statt. Teilnahmeberechtigt sind Unternehmen und freie Berufe der Kul-tur- und Kreativwirtschaft, Kultureinrichtungen, kreative Netzwerke sowie Kommunen und Hoch-schulen. Mehr dazu unter www.kreativwirtschaft.nrw.de.

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Meldungen – [email protected]

A N Z E I G E

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Großer Preis der Stadt Oberhausen für „A Letter to Uncle Boonmee“, Foto: Weerasethakul

medienforum. nrw:Medienfest undGroßes FernsehenIm Vorfeld zum medienforum.nrw zeigt dasFestival Großes Fernsehen vom 18. biszum 21. Juni wieder genau das, was der Titelerhoffen lässt: starke TV-Produktionen. Das mit17 Einzelprogrammen aufwartende Festival fin-det in der Black Box des Cinedom statt underöffnet am 18. Juni mit „Frau Böhm sagt Nein“.Das im Auftrag des WDR von der Kölner Zeit-sprung Entertainment produzierte Dramaverarbeitet die aktuellen Wirtschaftsskandale zueinem fiktionalen Stoff.

Regisseurin Connie Walther hat dasDrehbuch von Dorothee Schön mit SentaBerger in der Hauptrolle in Szene gesetzt. Ne-ben weiteren TV-Filmen wie etwa der 16. Fol-ge „Bloch“ („Tod eines Freundes“, Regie: ZüliAladag) oder Serieneinzelfolgen aus dem neu-

en US-Import „The Secret Life of the AmericanTeenager“ präsentiert das Festival auch Auszü-ge aus Dokumentarreihen wie „Die Südsee –Reich der Inseln“. Am 20. und 21. Juni zeigt Gro-ßes Fernsehen überdies im Saal 8 des Cinedomnominierte Beiträge vom Deutschen Kame-rapreis, der am Abend des 21. Juni verliehenwird.

Wer sich am 20. und 21. Juni auf den Wegzu den Screenings macht, wird auf dem Vorplatzdes Cinedom auf das Medienfest NRW tref-fen, das an beiden Tagen im Kölner Media-Park über Aus- und Weiterbildung in der Me-dienbranche informiert. Täglich zwischen 12 und18 Uhr finden insgesamt über 100 kostenfreieWorkshops und Informationsveranstaltungenvon Profis für den Nachwuchs statt, ehe dannbis 22 Uhr zahlreiche Konzerte über die Bühnendes MediaParks gehen werden. Das Programm beider Veranstaltungen findetsich unter www.medienforum.nrw.de undwww.medienfest.nrw.de.

Die Zeitsprung-Produktion „Frau Böhm sagt Nein“ mit Senta Berger eröffnet das Festival Großes Fernsehen.Foto: WDR/Willi Weber

Kurzfilmtage: Rekord in Oberhausen

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Das InternationaleFrauenfilmfestivalDortmund|Köln been-dete seine DortmunderAusgabe am 26. April mitder Preisverleihung in derSchauburg . DenHauptpreis, den dieRWE Westfalen-We-ser-Ems AG mit 25.000Euro dotiert, erhielt Ma-ren Ade für ihren Film„Alle anderen“: „Einwundervoll inszenierterFilm, perfekt gespielt undebenso unterhaltsam wieintelligent“, befand dieaus Franziska Petri,Maria von Helandund Paola Paoli beste-hende internationale Jury. Den Publikumspreiserhielt „Himalaya, a Path to the Sky“ von Ma-rianne Chaud. Erstmals in diesem Jahr setz-te sich der nationale Wettbewerb für Bildgestal-terinnen aus zwei Kategorien zusammen. Wäh-rend der traditionelle Spielfilmpreis ex aequo andie Kamerafrauen Susanne Kurz (für denKurzfilm „1, 2, 3“) und Marlen Schlawin (fürden Kurzfilm „Badetag“) ging, entschied sich dieaus Bella Halben, Sophie Maintigneuxund Ute Freund zusammengesetzte Jury inder neuen Kategorie Dokumentarfilm für An-ke Misselwitz’ Arbeit an „Der die das“.

Neben den Wettbewerben und umfangrei-chen Filmreihen, die nicht nur in Dortmund, son-dern parallel zu Teilen auch in Köln gespielt wur-den, präsentierte das Frauenfilmfestival erstmalszudem ein fünfteiliges Weiterbildungsprogrammum die Experten Heike-Melba Fendel („Mei-ne PR“), Sibylle Kurz („Mein Pitch“), Julia-ne Thevissen/Anita Elsani („Meine Finan-zierung“) sowie Bella Halben (Masterclass Ka-mera) und Maria von Heland (Masterclass Re-gie/Drehbuch).

IFFF, Tel. (0231) 5025162; [email protected]

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Kölnpremiere in der Filmpalette: Peter Jordan in„Die Schimmelreiter“, Foto: Michael Tötter

Kölner Kinonächte im AugustZehn Jahre schon existiert die „Lange Nacht der Kölner Museen“, eine Veranstaltung, der es ge-lingt, die Aufmerksamkeit auf die vielfältige Museumskultur der Domstadt zu lenken. Um endlichauch die Vielfalt der heimischen Filmkultur bekannt zu machen, haben nun Joachim Kühn undDirk Steinkühler (Kino Gesellschaft Köln) am 29. und 30. August 2009 die Kölner Ki-nonächte ausgerufen. Innerhalb von 24 Stunden ermöglichen die Veranstalter allen Kölner Film-festivals, Initiativen, Kinos und Filmschaffenden, sich und ihr Schaffen in Screenings, Diskussionenund Sonderveranstaltungen vorzustellen. Unterstützt werden die Kölner Kinonächte u.a. vom Kul-turamt der Stadt Köln.

Kino Gesellschaft Köln, Tel. (0221) 4694240; [email protected]

Aachen:grenzen-loseFilmkunstZwischen dem 22. und 29. März fand zumdritten Mal das Filmfestival Maas-tricht-Aachen statt, erstmals allerdingsunter dem neuen Label Made inEurope, das künftig die Filmveranstaltun-gen in beiden Städten prägen soll. Die Veran-stalter beider Städte tauschen sich dabei mit In-halten des Programms untereinander aus, den-noch differiert das Gesamtangebot deutlich. Ei-ne Gemeinsamkeit bestand im Fokus auf die bel-gische Filmproduktion, aus der u.a. „LornasSchweigen“ der Brüder Dardenne und derThriller „Vinyan“ von Fabrice Du Welz gezeigtwurden. In Aachen präsentierte FestivalleiterGünter H. Jekubzik insgesamt 18 Filme imCineplex, darunter „Delta“ von KornelMundruczo, „Diese Nacht“ von Werner

Schroeter und „Calimucho“ von der nieder-ländischen Filmemacherin Eugenie Jansen,„eine zutiefst einfühlsame filmische Arbeit, diedurch ihre menschliche und ästhetisch feine Artüberzeugt“. Das jedenfalls meinte die Festival-jury, die „Calimucho“ mit dem Lambertz-Eu-regio-Filmpreis auszeichnete, der für heraus-ragende filmische Leistungen mit Bezug zur Eu-regio Maas-Rhein mit 2.000 Euro dotiert ist.

Made in Europe Filmfestival, Tel. (0241) 432 4940; [email protected]

Gus Van Sant Juryvorsitzender KunstFilmBiennaleDie Jury der vom 28. Oktober bis 1. Novemberin Köln und Bonn stattfindenden KunstFilm-Biennale wartet mit namhaften Mitgliedernauf. Den Vorsitz hat der US-amerikanische Re-gisseur Gus Van Sant übernommen, der zu-sammen mit dem Filmema-cher Harun Farocki, dembritischen Künstler Isaac Ju-lien, der Düsseldorfer Samm-lerin Julia Stoschek undanderen über die Preise im In-ternationalen Wettbewerbbefinden wird. Erstmalig wer-den neben dem traditionellenBildkunst-Förderpreisauch zwei Publikumspreiseverliehen. Viele Nebenpro-gramme begleiten die Wett-bewerbe, so sind zwei Reihenden Werken des New Yorker Kameramannesund Regisseurs Ed Lachman („Erin Brocko-vich“) gewidmet sowie der Schweizer Künstle-rin Pipilotti Rist. Die KunstFilmBiennale ist ei-ne Initiative der SK Stiftung Kultur, derKunststiftung NRW und der Stadt Kölnund wird in Kooperation mit der FilmstiftungNRW zweijährlich veranstaltet.

KunstFilmBiennale, Tel. (0221)5743112; [email protected]

Filmmuseum: Stilikone und FilmkostümeGleich zwei Ausstellungen sind im Filmmuseum Düsseldorf, das imAugust mit Bernd Desinger einen neuen Leiter bekommt, zu besich-tigen. Mit „Filmkostüme! Das Unternehmen Theaterkunst“ begibt sich dasMuseum vom 11. Juli bis zum 4. Oktober auf Spurensuche in die vergan-genen 100 Jahre der Kostümausstattung. Partner sind die Deutsche Ki-nemathek, das Museum der Arbeit und vor allem die Berliner Thea-terkunst. Das 1907 gegründete Unternehmen spezialisierte sich von Be-ginn an auf die Herstellung und den Verleih von Kostümen für Theater,Revue und Oper, ab 1920 kam der Film hinzu. Inzwischen können die Thea-terkunst-Mitarbeiter in Berlin, Köln, München und Hamburg auf einen Fun-dus von zehn Millionen Stücken zurückgreifen. Zu den „Theaterkunst-Fil-

men“ zählen u.a. Fritz Langs „Metropolis“ oder Fred Niblos „Ben Hur“. Das Kostümvon Hannelore Elsner in „Alles auf Zucker“ ist ebenso zu sehen wie das Kittelkleid, dasKate Winslet in „Der Vorleser“ trug.

Ob Audrey Hepburn einen solchen Kittel auch angezogen hätte? Für ein „Frühstückbei Tiffany“ wäre es kaum die geeignete Garderobe gewesen. Davon kann man sich in der

Studioausstellung überzeugen, die noch bis zum 26. Juli zu sehen ist. „Audrey Hepburn– Frühstück bei Tiffany“ stellt Film und Protagonistin in den Mittelpunkt, aber

auch Blake Edwards, Henry Mancini, Truman Capote und Hubertde Givenchy kommen nicht zu kurz. Eine Filmreihe (u.a. „Frühstück bei

Tiffany“, „Charade“, „My Fair Lady“) ergänzt die Ausstellung. Alle De-tails unter www.duesseldorf.de/kultur/filmmuseum.

Geheimnis gelüftet:Romy Schneiders Kostüm in „Die schöne Lügnerin“ war türkis. Foto: Deutsche Kinemathek Das Kostüm fertigtePaul Seltenhammer, Foto: Subuddha Kellner

newsletter 3/2009 – Meldungen

Gus Van Sant bei den Dreh-arbeiten zu „Paranoid Park“, Foto: Peripher

Köln: Junges deutsches KinoJoachim Kühn und Dirk Steinkühler, dieBetreiber des Kölner Kinos Filmpalette, prä-sentieren bereits seit vier Jahren in Kooperati-on mit dem Büro Schmitt + Teigler die Rei-he „Junges deutsches Kino“. Monatlich stellensie seitdem einen neuen Film des deutschen Re-gienachwuchses als Kölner Erstaufführung vor.Seit April haben sie nun als Partner den film-und fernsehproduzentenverband nrwhinzu gewonnen. Gemeinsam zeigen sie in Zu-kunft Previews im Filmforum NRW. Am 9.Juli etwa wird „Die Schimmelreiter“ von LarsJessen dem Kölner Publikum vorgestellt wer-den.

Filmpalette, Tel. (0221) 4694238; [email protected]

IFFF: „Alle anderen“ gewinnt

Lambertz-Euregio-Filmpreis für Dicky Kilian und Timo Soeurt in „Calimucho“. Foto: Tara Fallaux

„Alle anderen“: 25.000 Festival-Euro für Regisseurin

Maren Aden. Foto:Komplizen Film Produktion

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Preise für geförderte Filme

Berlin, Istanbul,Schwerin undanderswoDass ein in NRW geförderter und realisierter Do-kumentarfilm den Deutschen Filmpreis ge-winnen würde, stand schon vorher fest, denndas traf auf beide Nominierte zu. Am Ende sieg-te „NoBody´s Perfect“ von Niko von Glasowvor „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“. Die Lo-la für von Glasows selbstironische Doku überContergan-Opfer war einer von drei DeutschenFilmpreisen, die Ende April an geförderte Pro-duktionen der Filmstiftung NRW gingen.Gleich über zwei Lolas konnten sich die Macherdes Bergsteiger-Dramas „Nordwand“ von Phil-ipp Stölzl freuen. Für seine spektakulären Auf-nahmen wurde Kameramann Kolja Brandtvon der Deutschen Filmakademie eben-so geehrt wie Tschangis Chahrokh, HeinzEbner und Guido Zettier für die Beste Ton-gestaltung, die sie komplett in den Dortmun-der Ruhrsoundstudios realisierten.

Auf dem 28. Internationalen Filmfe-stival Istanbul wurde Semih KaplanoglusDrama „Süt / Milk“ gleich mit drei Preisenausgezeichnet: Die türkisch-deutsch-französi-sche Koproduktion der Kölner Heimatfilm er-hielt den FIPRESCI Award und den Publi-kumspreis. Im nationalen Wettbewerb wur-de Özgür Egen außerdem mit der GoldenenTulpe für die beste Kamera geehrt.

Der verdi.Fernsehpreis 2009 geht an

preis der Robert Bosch Stif-tung. Als Partner für die Animati-on agiert auf deutscher Seite dasKölner Unternehmen TrickstudioLutterbeck. Regie führt VukMltevski.

Auf dem 15. JüdischenFilmfestival Berlin hat Micha-el Verhoeven im Mai für seinenFilm „Menschliches Versagen“ den

Hermine Huntge-burth, die die Aus-zeichnung für ihrenZweiteiler „Teufelsbra-ten“ erhält. Der ver.diFernsehpreis ist mit7.500 Euro dotiert undwird im Oktober in Leip-zig verliehen.

Für ihre Tragikomö-die „Ganz nah bei dir“erhielt Almut Gettobeim FilmkunstfestMecklenburg-Vor-pommern in Schwe-rin den Nachwuchsför-derpreis der DEFA-Stiftung und den Ci-nestar des gleichnami-gen Kinounterneh-mens. Im Juni feiert dieProduktion der Riva Film auf dem Shang-hai International Film Festival seine in-ternationale Festivalpremiere.

Mit dem Goldenen Reiter für den bestenSpielfilm wurde KHM-Absolvent MichaelKoch für seinen Abschlussfilm „Polar“ im na-tionalen Wettbewerb des 21. FilmfestsDresden (14.-19.4.) ausgezeichnet. Ein Porträtdes Nachwuchsregisseurs finden Sie im Newslet-ter 2/2009.

Der animierte Kurzfilm „Alerik“, eine maze-donisch-deutsche Koproduktion der Düsseldor-fer busse & halberschmidt Filmproduk-tion erhielt im April in Wiesbaden den Förder-

Meldungen – newsletter 3/2009 7

A N Z E I G E

Preise für NRW-Produktionen: „NoBody’s Perfect“ und „Süt/Milk“,Foto: Kaplan Film/Ventura Film

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Filmforum NRW:Ende der Lektionen Mit einem Vortrag von Professor Thomas El-saesser endet am 17. Juni die Reihe Digita-le Lektionen, in der das Filmforum NRWin Kooperation mit der ifs internationalefilmschule köln seit Januar die Zukunft derbewegten Bilder und des Kinos erforscht. Dieletzte Veranstaltung widmet sich dem Thema„Die Tiefe des Raums oder der Angriffder Dinge: 3D-Filme in historischer Per-spektive“. Ergänzt wird der Vortrag über dieGeschichte des dreidimensionalen Bildes durcheine 3D-Projektion von Jack Arnolds „TheCreature from the Black Lagoon“ aus dem Jah-re 1954. Mehr Infos unter www.filmfo-rumnrw.de.

newsletter 3/2009 – Firmenporträt – Meldungen8

Als 1960 die Firma Heinz PützFilmlicht in Köln startete, konn-

te niemand ahnen, dass aus demUnternehmen einer der wichtigstendeutschen Fullservice-Anbieter im Be-reich Medien- und Veranstaltungs-technik werden würde. Aber in 50Jahren kann eben viel passieren. Undso ist nach wechselvoller Geschich-te MLS mittlerweile nicht mehr nurin der Domstadt vertreten, sondernauch an allen anderen wichtigenMedienstandorten in Deutschland.

„Angefangen hat alles mit Auf-trägen vom WDR“, erzählt der Ge-schäftsführer Marco Pütz, und seinKollege Thomas Hessling ergänzt:„Bis in die 80er Jahre war Filmbe-leuchtung die Haupttätigkeit, in den90er Jahren, mit dem Aufkommender Privatsender, wurde das Geschäftauf Fernseh- und Eventbeleuchtungausgebaut. Seit 2000 haben wir suk-

zessive, neben dem Ausbau der Ge-schäftsfelder, in ganz Deutschland ex-pandiert.“ Seitdem sind auch in Ber-lin, München, Hamburg, Hannoverund Frankfurt Zweigniederlassungenentstanden. „Wir sind überall unter-wegs“, freuen sich die Geschäftsfüh-rer. Im letzten Jahr hat das Unterneh-men seinen Hauptsitz von Köln-Os-sendorf nach Köln-Marsdorf verlegt.60 feste Mitarbeiter sind hier tätig. 80Prozent des Equipments, das ausKunst-, Show- und Tageslicht be-steht, sind ständig in Bewegung.

Als Rundum-Dienstleister decktdas Unternehmen die gesamte Film-, Medien- und Veranstaltungstechnikab – sei es Licht, Ton, Strom oder Vi-deo. Auch Aggregate und einen mo-dernen Fuhrpark bieten die KölnerProfis ihren Kunden. Jüngste Renom-mee-Projekte von MLS sind beispiels-weise „Deutschland sucht den Super-star“, „Die 5 Millionen SKL Show“,die Hollywood-Kinoproduktion „Ché-ri“ mit Michelle Pfeiffer in der Haupt-rolle, die Show „Ich kann Kanzler“ imalten Bonner Bundestagsgebäudeund die Aktionärshauptversammlungvon Bayer. Eine Vielzahl szenischerProduktionen, darunter „Alisa“ und„Anna und die Liebe“ in Berlin, „Ro-te Rosen“ in Lüneburg und „Alarmfür Cobra 11“ in Köln betreut die Fir-ma ebenfalls mit ihrem Filmlicht.

Die MLS-Geschäftsführung siehttrotz des zur Zeit schwierigen wirt-schaftlichen Umfeldes positiv in dieZukunft und strebt neben der Festi-gung ihrer Standorte den weiterenAusbau ihrer Geschäftsfelder an. Soplant MLS auch gegen den allgemei-nen Trend weiter zu wachsen. Ausdiesem Grund haben die Kölner starkin die Erweiterung ihres Equipmentsinvestiert und parallel Service und Ver-trieb weiter ausgebaut.

www.mlsp.de

Was wäre „Deutschland sucht den Superstar“ ohne sein Lichtspek-

takel? Wie konnte der Studio-Wald der „7 Zwerge“ so täuschend echt

aussehen? Das Licht-Know-how der Kölner MLS MAGIC light + sound

steckt hinter diesen und vielen anderen Beispielen.

Lichtspiele aus Köln für Kino und TV: der „7 Zwerge“-Set und die RTL-

Showkulisse von „DSDS“, Foto: MLS

Porträt MLS MAGIC light + sound

Licht für Zwerge und SuperstarsVON WILFRIED URBE

„Only the Best“ in DüsseldorfMit „The Searchers” (Regie: John Ford) star-tet die Filmwerkstatt Düsseldorf am 1. Ju-ni ihre Sommerkino-Reihe „DHighD – only theBest!” In digitaler Projektion und HD-Bild wer-den Originalfassungen mit Untertiteln präsen-tiert. Die Hommage an Regisseur NicholasRay wird mit „Johnny Guitar – Wenn Frauenhassen“ (08.06.) und „Nicks Film“ (Regie: WimWenders, Nicholas Ray) fortgesetzt. Die Rei-he Mondo Bizarr widmet sich diesmal den Sieb-zigern, die vom Einbruch der Gewalt in die Nor-malität, Selbstjustiz oder den Folgen des Viet-nam-Kriegs allerlei Schräges und Grauenvollesauf die Leinwand brachte. Zu sehen ist u.a.„Open Season – Jagdzeit“ (Regie: Peter Col-linson) mit Peter Fonda aus dem Jahr 1973.Alle Filme in der Black Box, alle Details unter www.filmwerkstatt-duesseldorf.de.

„The Creature from the Black Lagoon“: Das Filmforum zeigt den 3D-Horrorfilm-Klassiker,Foto: Filmforum im Museum Ludwig

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kemper (Zentropa International/Heimatfilm). Bettina Brokemper hat Lars von Triers ver-

störendes Drama „Antichrist“ produziert, das in-nerhalb des Wettbewerbs an der Croisette füreinige Diskussionen sorgte. Der Film mit Willem

Dafoe und Charlotte Gainsbourg in denHauptrollen wurde von der FilmstiftungNRW gefördert und komplett in NRW,

vor allem im Bergischen Land, ge-dreht. „Antichrist“ erzählt die Ge-schichte eines Ehepaars, das sichnach dem tragischen Tod des ge-

meinsamen Kindes in eine einsameWaldhütte zurückzieht. An der internationalenKoproduktion sind vier Länder beteiligt. Dazupasste, dass Michael Schmid-Ospach, Geschäfts-führer der Filmstiftung NRW, in seiner Begrü-ßung hervorhob, dass – jenseits der Diskussi-on, was ein deutscher Film sei – europäische Ko-produktionen, dieser „spannende kreative Mixaus verschiedenen Nationen“, weiter an Bedeu-tung gewinnen werden. KulturstaatsministerNeumann lobte: „Ich finde es gut, dass sichNRW in den letzten Jahren so stark bei der För-derung von Filmen engagiert hat.“ Die Filmstif-tung NRW habe einen „entscheidenden Beitrag

Mord und Tot-schlag in der EifelVom 11. bis zum 20. September treffensich wieder Branche und Krimifans beim Fe-stival Tatort Eifel in Daun. Ein umfang-reiches und vielseitiges Programm von Au-torenlesungen über eine Kriminacht mitGuildo Horn bis hin zum Kurzfilmwett-bewerb erwartet die Besucher in der Vul-kaneifel. Während der Einsendeschluss fürden Kurzfilmwettbewerb, für die Teilnah-me an der Krimi-Stoffbörse sowie für denDeutschen Kurzkrimi-Preis und die Werk-stattgespräche von RTL und ZDF bereitsverstrichen ist, bleibt für die Anmeldungzum Writers’ Room noch Zeit bis zum 31.Juli. Den Workshop leitet in diesem Jahr ac-tion concept-Geschäftsführer Her-mann Joha, um mit den Teilnehmern ge-zielt Ansätze für neue Actionserien-Forma-te nach amerikanischem Vorbild zu entwik-keln. Alle Einzelheiten zum Krimifestival fin-den sich ab sofort unter www.tatort-ei-fel.de.

Tatort Eifel, Tel. (06592) 9330; [email protected]

NRW beim Filmfestival in Cannes

„Akzentesetzen“

Das Filmfestival in Cannes ist nicht nur einOrt für neue Filme, sondern auch für span-

nende Begegnungen. Deshalb hatte die Film-stiftung NRW auch in diesem Jahr zu seinemtraditionellen Abendessen ins „Astoux & Brun“eingeladen. 80 Filmschaffende waren in dasFischlokal am alten Hafen gekommen, darun-ter Regisseure wie Maren Ade, Peter Sehr, Mal-goska Szumowska und der Norweger Bent Ha-mer sowie die Produzenten Stefan Arndt, dermit X-Filme den deutschen Festivalbeitrag „Dasweiße Band“ ins Rennen um die Goldene Pal-me schickte, Wolf Bauer und Thomas Friedl (UfaCinema), Karl Baumgartner (Pandora) sowie derdiesjährige weibliche „Producer on the move“,Janina Jackowski. Auch KulturstaatsministerBernd Neumann war der Einladung der Film-stiftung gefolgt. Er nutzte den Abend für inten-sive Gespräche mit seinen Tischdamen, den Pro-duzentinnen Regina Ziegler und Bettina Bro-

geleistet für den Filmstandort Deutschland“.Einen Tag später luden NRW-Medienmini-

ster Andreas Krautscheid und Filmstiftungs-Ge-schäftsführer Michael Schmid-Ospach zum ge-meinsamen Presselunch während der Filmfest-spiele ein. Dass der Kinofilm in NRW, traditio-nell eher ein wichtiger Fernsehstandort, eine im-mer stärkere Rolle spielt, sei eine von ihm ge-wollte Akzentverschiebung. Erst der „starke Pfei-ler“ Fernsehen mache es möglich, im BereichKino Akzente zu setzen.

Deshalb wolle er die internen Förderkriterienverändern, „mehr Flexibilität bei der Filmförde-rung erreichen“, so Krautscheid, und die Spiel-räume des Filmstiftungs-Geschäftsführers erwei-tern, um mit dem Budget von 31 Millionen Euro„noch mehr möglich machen zu können“.

Vor allem das Thema Digitalisierung hältKrautscheid in den nächsten Jahren für wich-tig. Trotz Krise und eingefrorener FFA-Gelderdürfe man es nicht aus den Augen verlieren, soder Minister. „Denn eine Verschärfung der Kon-kurrenz zwischen großen und kleinen Kinos istnicht gewollt.“ Die Finanzierung soll möglichstbald geregelt werden, damit es nicht „zu einerMarktbereinigung durch die Hintertür kommt“.

Meldungen – newsletter 3/2009 9

FilmfestivalCannes

Nordische Palmen

Ob es an der Klimaerwärmung liegt, dassDeutschland in diesem Jahr ideale Bedin-gungen für Palmen bot oder an den der-zeit hervorragenden Produktionsbedin-gungen für Filmemacher?

Auf den Filmfestspielen in Cannes je-denfalls gingen am 24. Mai drei wichti-ge Auszeichnungen an Produktionen, diein Deutschland entstanden. Michael Ha-neke gewann die Goldene Palme für sei-nen neuen Film „Das weiße Band“, dener in Mecklenburg-Vorpommern in Sze-ne gesetzt hat. Als beste Schauspielerinwurde Charlotte Gainsbourg für ihre Rol-le in dem Drama „Antichrist“ ausgezeich-net, das Lars von Trier mit Unterstützungder Filmstiftung im Bergischen gedrehthat. Und mit dem Preis für ChristophWaltz, dem mit Quentin Tarantinos „In-glorious Basterds“ der internationaleDurchbruch gelang, ging auch der männ-liche Darstellerpreis an einen Film, der inDeutschland entstand. Alle Preise des Fe-

Beim Dinner im Fischlokal„Astoux“: Bettina Brokemper (Zentropa Köln, Koproduzentin„Antichrist“), KulturstaatsministerBernd Neumann und Regina Ziegler (Ziegler Film)

Regisseurin Maren Ade („Alle anderen“),

Michael Schmid-Ospach (Geschäftsfüh-rer Filmstiftung NRW)

und „Producer on the move 2009“

Janine Jackowski.

Marianne Slot, Produzent Karl Baumgartner und Regisseurin Malgoska Szumowska („33 Szenen aus dem Leben“),

Wolf Bauer (Ufa Cinema) (links), X Filmer Stefan Arndt („Das weiße Band“) und Thomas Friedl (Ufa Cinema), Fotos: Kurt Krieger

Bettina Brokemper und Minister AndreasKrautscheid, Foto: Günter Jekubzik

Presselunchim „Gaston etGastounette“

in Cannes, Foto:

Filmstiftung

Das Beethovenfest sucht Filmemacher mit Hang zur Musik, Foto: Internationale Beethovenfeste Bonn

Beethovenfestlädt Kurzfilmerein Noch bis zum 31. Juli können Filmemacherihre Produktionen zum Kurzfilmwettbe-werb „Look at Beethoven“ des Beet-hovenfestes Bonn 2009 (04.09.-03.10.) einreichen. Gesucht werden Filme,die sich in stilistischer Freiheit mit klassischerMusik auseinandersetzen und/oder dasdiesjährige Festivalthema „Im Licht – die ro-mantische Verklärung des Künstlers“ be-handeln.

Eine Jury, der u.a. Regisseur EnriqueSánchez Lansch („Rhythm is it“), Lo-thar Mattner (WDR) und IlonaSchmiel (Intendantin BeethovenfestBonn) angehören, entscheidet, welche derFilme dann im Rahmen des Festes zu se-hen sind und bei einer besonderen Veran-staltung am 3. September in der Kunst- undAusstellungshalle der BundesrepublikDeutschland in Bonn gezeigt werden.Infos unter www. beethovenfest.de.

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Produzentenloungedes VFFVmediaAuf dem medienforum.nrw lädt der VFFVme-dia wieder in die Produzentenlounge ein. Am22. Juni sprechen dort Programmverantwort-liche von 14.00 bis 17.00 Uhr konkret über denBedarf ihrer Sender. Am 23. Juni folgt dann ab11.30 Uhr das Panel „Web-TV – Chancen undRisiken“, bei dem bereits am Markt etablierteWeb-TV-Portale und erfolgreiche Businessmo-delle vorgestellt werden. Für alle VFFVmedia-Mitglieder gibt es für alle Veranstaltungen desmedienforum.nrw einen Rabatt von 50 Prozent.Mehr Infos unter www.vffv.de.

DrehbuchpreisMünster.LandBereits zum fünften Mal schreibt der Filmser-vice Münster.Land den mit 3.000 Euro do-tierten Drehbuchförderpreis Münster.Land aus, der auch in diesem Jahr wieder un-ter dem Motto „Geschichten für die Provinz“steht.

Bewerben können sich Autoren aus ganzEuropa, die sich in ihren Treatments „in heraus-ragender Weise mit der Provinz, möglichst Mün-ster und/oder dem Münsterland,“ beschäftigen.Die Jury wurde zum Jubiläum erweitert und be-steht aus Ursula Beyer (ZDF), Drehbuchau-tor Christoph Busch, Ellis Driessen (Hol-land Film Meeting), Gebhard Henke(WDR) und Michael Schmid-Ospach(Filmstiftung NRW).

Einsendeschluss ist der 31. August. Verlie-hen wird der Drehbuchpreis im Rahmen desFilmfestival Münster am 9. Oktober. AlleInfos über die Teilnahmebedingungen unterwww.filmservice-muenster-land.de.

Neue 3D-Kinos in NRWDer Kölner Cinedom ist in seiner Black Boxjüngst auf das 3D-Verfahren von Dolby Labo-ratories umgestiegen. Schon „Monsters vs.Aliens“ wurde mit dieser Technik, die mit Inter-ferenzfilterbrillen arbeitet, vorgeführt.

Die Brillen sind zwar in der Anschaffung teu-rer, bieten aber mehr Komfort, da sie keinenStrom benötigen und so weniger anfällig fürAusfälle sind. Der Cinedom ist nach dem Ate-lier im Savoy-Theater Düsseldorf das zwei-te Kino in NRW, das mit dem Dolby-System für3D-Genuss sorgt. Die elf anderen Kinos in NRW,die zurzeit mit 3D-Technik ausgerüstet sind, ver-trauen noch vorrangig auf das RealD- oder dasXpanD-System. Gemeinsam mit der digitalenDoppelprojektion konkurrieren diese drei Ver-fahren um die Vorherrschaft des 3D-Kinos inDeutschland.

Auf das XpanD-System etwa vertraut seitdem 1. April das Cinemaxx Solingen in zweiSälen. Und auch im Cineworld in Lünen star-tete man zum 1. April mit derselben Technik indie 3D-Zukunft und lädt aus diesem Anlass dortvom 11. bis 30. Juni zum „3D Festival in derCineworld Lünen“ ein.

Dt. Kamerapreis:35 können hoffenAm 21. Juni entscheidet sich in Köln, welche der35 nominierten Bildgestalter und Cutter sichüber einen Deutschen Kamerapreis freu-en dürfen. Über die Preise, die in sechs Kate-gorien vergeben werden, entscheidet eine Fach-jury. Zu den nominierten Produktionen zählenu.a. „Der Baader Meinhof Komplex“, „GerdasSchweigen“ und die Krimi-Serie“KDD – Krimi-naldauerdienst“, die gleich mit zwei Folgen imRennen ist.

Während des Festivals Großes Fernse-hen sind im Vorfeld der Preisverleihung, dievom WDR am 23. Juni um 23.15 Uhr übertra-gen wird, ausgesuchte Produktionen auch aufder Kinoleinwand zu sehen. Infos unterwww.deutscher-kamerapreis.de.

Abo für action conceptBereits zum fünften Mal konnten sich die Stunt-Experten von action concept bei den Tau-rus World Stunt Awards über einen Stunt-“Oscar“ freuen. In der Kategorie „Bester Stuntin einem nicht-amerikanischen Film“ siegte ac-tion concept mit Szenen aus dem Piloten der13. Staffel der RTL-Serie „Cobra 11“. Stellver-tretend für das Team nahm Stunt-KoordinatorCarl Stück den Preis entgegen und dankte ne-ben Axel Sand (Regie) und Roland Busch(Actionregie) auch seiner Mutter: „Ich weiß, duwolltest nie, dass ich diesen Beruf ausübe – aberich habe es gemacht, bin meinen Weg gegan-gen und bin heute hier.“

action concept, (02233) 508100; [email protected]

NRW zu Gast in LinzDie europäische Kulturhauptstadt Linz zeig-te sich beim sechsten Filmfestival CrossingEurope (20.-26.04.) von ihrer sonnigstenSeite und lieferte eine herrliche Kulisse fürden ersten Festivalbesuch einer Delegationaus NRW. „Etliche der von uns gefördertenProduktionen sind hier in früheren Jahren mitPreisen bedacht worden“, begründete Filmstif-tungschef Michael Schmid-Ospach sein In-teresse. Auch 2009 waren wieder drei Filme ver-treten, die in Koproduktion mit NRW entstan-den sind: „Sonbahar/Herbst“ (Regie: Özcan Al-per; Produktion: Filmfabrik) und „Süt/Milk“(Regie: Semih Kaplanoglu; Produktion: Hei-matfilm), die das junge Filmschaffen in der Tür-kei und damit einen Schwerpunkt des diesjäh-rigen Festivals repräsentieren, sowie „pereSTROI-KA“ (Tobias Büchner Filmproduktion).Schmid-Ospach und Projektleiterin SusanneSteube führten als Abgesandte der Filmstif-tung NRW die Delegation an, in der u.a. Bar-bara Foerster (Kulturamt Stadt Köln), Mi-chael Wiedemann (Filmfestival Lünen)sowie die Kölner Produzenten Kadir Sözenund Johannes Rexin mitreisten. Spannendeneue Produktionen und der Austausch mit Film-schaffenden aus ganz Europa standen im Mit-

telpunkt der Reise. Bei einem Mittagessen gab Ulrich Fuchs

von der künstlerischen Leitung „Linz 2009“ Ein-blicke in das Kulturleben der Stadt. ChristineDollhofer, Kopf und Herz von CrossingEurope, sei dabei eine der stärksten Figuren, lob-te der Professor aus Hannover. Die Festivallei-terin hat insbesondere auch das Filmland NRWim Auge und will den Kontakt mit der Filmstif-tung NRW auf jeden Fall fortsetzen. Gemeinsamwaren sie neben der WirtschaftskammerOberösterreich Gastgeber bei einem Emp-fang im spektakulären Zukunftsmuseum ArsElectronica Center am Donauufer. Vor ei-nem internationalen Branchenpublikum bekräf-tigte der Chef der Filmstiftung NRW sein Enga-gement für Koproduktionen: „Wir werden sol-che Projekte weiter unterstützen. Ohne dieseChance hätten viele fabelhafte Filme nicht denSprung über ihre Landesgrenzen hinaus ge-schafft.“

„The Image of Europe“ war Thema eines hochkarätig besetzten Think Tanks, zu dem die Euro-pean Film Academy (EFA) vom 27. bis 29. Mai nach Essen ins Schlosshotel Hugenpoet einge-laden hatte. EFA-Präsident Wim Wenders und Vorstandsmitglied Volker Schlöndorff dis-kutierten u.a. mit dem Schirmherren und Präsidenten der Europäischen Kommission, José Ma-nuel Barroso, und Regiekollegen und Kulturschaffenden wie Constantin Costa-Gavras, Ag-nieszka Holland, István Szabó, Dieter Gorny (Künstlerischer Direktor RUHR.2010), undFilmstiftungschef Michael Schmid-Ospach über die Rolle, die der europäische Film für das ge-genseitige Verständnis in Europa spielt. Foto: Peter Wieler

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Die Bilder stehen Kopf in der Sammlung Nekes Foto: Sammlung Nekes

Schülerfilmfestival NRW in Marl Noch bis zum 15. September können sich Schülerinnen und Schüler aus Nordrhein-Westfalen fürdas Schülerfilmfestival NRW anmelden, das vom 12. bis 19. November im Rahmen des In-ternationalen Kinder- und Jugendfilmfestes Marl stattfindet. Angesprochen sind alle Klas-senstufen von der 5 bis zur 13, die einen Film, ein Video oder digitale Medien mit einer Länge biszu 30 Minuten einreichen können. Die Spieldauer darf höchstens 30 Minuten betragen. Als Haupt-preis winkt eine Einladung zum Besuch des Studiogeländes und der Hochschule für Film und Fern-sehen in Babelsberg. Außerdem gibt es neben dem Preis der GEW NRW als besondere Aus-zeichnung den Sonderpreis des Bischofs von Münster. Alle nötigen Unterlagen unter www.kin-derfilmfestival.de.

Double Vision in ParisNoch bis zum 28. Juni sind in der Passage deRetz in Paris über 450 Exponate aus der Samm-lung Werner Nekes zu sehen. Die Ausstel-lung, die mit Unterstützung des Landes NRWim Rahmen der Saison France-Nordrhein-Westfalen gezeigt wird, steht unter dem Ti-tel „Double Vision – le Vu et le Cru“ undpräsentiert Exponate zu den PhänomenenTransparenz, Schattenkunst, mehrdeutige Bil-der, Guckkästen, Laterna Magica, optische Spiel-zeuge, Anamorphosen sowie Exponate zur Ent-wicklungsgeschichte der Photographie von derChronophotographie zu Film und Fernsehen.Mehr Infos unter www.wernernekes.deund www.passagederetz.com.

NRW-Delegation in Linz: Michael Schmid-Ospach(Filmstiftung NRW), Kadir Sözen (Filmfabrik), Michael Wiedemann (Filmfestival Lünen), Barba-ra Foerster (Kulturamt Stadt Köln), Susanne Steube (Filmstiftung NRW), Frank Olbert (KölnerStadt-Anzeiger) und Johannes Rexin (Heimatfilm)v.l. Foto: Regina Goldlücke

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Meldungen – newsletter 3/2009 11

Vorbild für dok you ist der niederländischeWettbewerb Kids & Docs. Der existiert be-

reits seit zehn Jahren und ist in unserem Nach-barland so bekannt, dass die Themenvorschlä-ge für die Filme mittlerweile direkt von den Kin-dern kommen, mit über 250 Einreichungen proJahr.

In Deutschland begann dok you im Som-mer 2008 damit, dass zehn ausgewählte Filme-macherinnen und Filmemacher an Schulen inNRW an jeweils fünf Tagen Workshops abhiel-ten, in denen die 10- bis 14-jährigen SchülerGrundlagen des dokumentarischen Filmema-chens kennen lernten. Dabei ging es neben deroft beschworenen Medienkompetenz auch umdie Zukunft eines Genres. „Wer soll später nochDokumentarfilme gucken?“, fragt Petra Schmitzvon der Dokumentarfilminitiative. In den 70erJahren, sagt Schmitz, habe es im deutschenFernsehen viele beispielhafte Formen von Kin-derdokumentationen gegeben, etwa in der Se-rie „Das feuerrote Spielmobil“. Mit dem Auf-kommen der Privatsender seien solche Formen,die unmittelbar an den Alltag der Kinder an-knüpfen, jedoch weitgehend verschwunden.Die Folge sei ein regelrechter „Generationen-bruch“. Dok you soll nun dazu beitragen, Kin-derdokus wieder Raum und Öffentlichkeit zuverschaffen.

„Von Anfang an sehr erfreulich war die Zu-sammenarbeit mit dem WDR“, berichtetSchmitz von den Reaktionen auf die dok you-Initiative. Mit insgesamt 100.000 Euro unter-stützt der WDR das Projekt, das auch von derFilmstiftung NRW und dem Land NRW geför-dert wird. Joachim Lachmuth, Redakteur bei der„Sendung mit der Maus“ und für dok you be-ratend tätig, begrüßt die Initiative: „Es gibt lei-der im deutschen Fernsehen viel zu wenige re-gelmäßige Sendeplätze für Kinderdokumenta-tionen, was zur Folge hat, dass in diesem Be-reich auch nicht genug produziert wird.“

Die Schulworkshops in der ersten Phase desdok you-Projektes, im Sommer 2008, waren fürdie beteiligten Filmemacher zugleich Recherche-

Deutschland ist Entwicklungsland, wenn es um den Kinderdokumentarfilm geht. Um diese Situation zu verbessern,

haben die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW und doxs!, die Jugendsektion der Duisburger Filmwoche, das

Projekt dok you ins Leben gerufen, in dem 15-minütige Filme über Kinder und für Kinder entstehen.

Das Kinder-Dokumentarfilmprojekt dok you

Reales für KurzeVON CHRISTIAN SEEBAUM

zeit für die Suche nach interessanten Themenund Protagonisten. Daraus entstanden zehnTreatments, aus denen im März 2009 eine Ju-ry sechs ausgewählt hat, die nun auch gedrehtwerden sollen.

Zwei von ihnen finden sich auf der soebenbeschlossenen Liste der von der FilmstiftungNRW im Bereich „Produktion 2“ gefördertenProjekte: „Nick und Tim“ von Bettina Braun wirdmit 12.350 Euro unterstützt, „3 x klüger“ vonPiet Eekman mit 13.500 Euro.

Unter dem Oberthema „Integration“ gehtes darin etwa um Gewalt im Alltag von Jungen,um Geschwisterkonflikte oder die Schwierigkei-ten bei der Eingewöhnung in einem fremdenLand. Eine der sechs von der dok you-Jury aus-gewählten Regisseurinnen und Regisseure ist dieKölner Filmemacherin Bettina Braun. Seit ihrerviel beachteten Langzeitbeobachtung „Waslebst du?“ erfahren in großstädtischen Problem-vierteln, hatte sie sich zur Abwechslung für ih-ren dok you-Workshop bewusst für eine Schu-le im Kölner Umland entschieden. Dort lerntesie ein Zwillingsbrüderpaar kennen, das im Zen-trum ihres Films stehen wird: „Eine Geschich-te um die Suche und in diesem Fall auch um denKampf um Identität und Individualität unter be-sonderen Bedingungen.“

Die Premiere der dok you-Filme wird imHerbst im Rahmen der Duisburger Filmwochestattfinden. Danach ist eine Ausstrahlung imWDR-Fernsehen ebenso geplant wie eine Kino-auswertung mit einer 35mm-Kopie, die zu Son-dervorführungen durch Deutschland touren soll.Wie es danach mit dok you weitergeht, hängtvor allem an den Finanzen. „Dies ist der Pilot füreine dreifache Durchführung“, meint PetraSchmitz von der Dokumentarfilminitiative op-timistisch. Und vielleicht bringt es dok you danneines Tages sogar so weit wie das Vorbild ausden Niederlanden, so dass auch hierzulande dieKinder selbst mitbestimmen, welche Themensie im Dokumentarfilm sehen wollen.

ImpressumHerausgeberin:Tanja Güß

Chefredakteur: Rüdiger Bertram

CvD: Stefanie Hadding

Redaktion: Oliver Baumgarten, Katharina Blum, Peter Hanemann (A.R.T.)Wolfgang Hippe (A.R.T.)Christian Seebaum

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Günter Jekubzik, Uwe Mies, Tatjana Kimmel, Michael Dlu-gosch, Anna Koskoda, ReginaGoldlücke, Wilfried Urbe, HeikeMeyer-Döring (MEDIA)

Redaktionsassistenz: Lena Kraan

Gestaltung/Layout: inrhein, düsseldorf, alfred friese

Titel:„Antichrist“; Foto: MFA+ FilmDistribution e.K.

Redaktionsschluss:22. Mai 2009

Anzeigenbetreuung:Lena Kraan,Tel. (0211) 9305024

Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe:15. Juli 2009

Der newsletter ist kostenlos und kann bei der FilmstiftungNRW wahlweise als Print-Versionoder als PDF abonniert werden.Sobald das PDF zum Downloadzur Verfügung steht, werden Sieper Mail informiert.

Die Berücksichtigung von Terminen richtet sich nach dem Erscheinen desNewsletters im Internet. Das kann leider dazu führen,dass Termine bereits überholtsind, wenn die Druckausgabe des Newsletter ausgeliefert wird, bietet aber die größt-mögliche Aktualität für dieDownload-Nutzer. Wir bittendafür um Verständnis.

Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen.

Tel.: (0211) 93 05 00Fax: (0211) 93 05 085Kaistraße 1440221 Dü[email protected]

dok you-Kinder mit Feuereifer beim Dokumentarfilmworkshop am

Helmholtz-Gymnasium Dortmund und an der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule Bochum.

Foto: dok you/Bernd Sahling

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ifs: Masterclass und Medienfest Einen Schauspiel-Workshop mit dem ame-rikanischen Regisseur Tom DiCillo bie-tet die ifs internationale filmschu-le köln vom 29. Juni bis zum 2. Juli an.

Die Masterclass Filmacting befasst sich da-bei mit dem Thema „Life after „Action!“.Anmeldungen sind noch möglich. Am 1.Juli ist in der Reihe ifs-Begegnung imFilmforum NRW auch ein Film von DiCil-lo zu sehen. „Delirious” wurde auf demFestival von San Sebastian mit der Sil-bernen Muschel für die Beste Regie unddas Beste Drehbuch ausgezeichnet undgewährt einen satirischen Einblick in dieWelt des Showbiz. Nach dem Film bestehtdie Möglichkeit zum Gespräch mit demRegisseur, Holger Borggrefe (ifs) wird

moderieren. Noch bis zum 3. August läuft an der ifs dieBewerbungsfrist für eine Teilnahme an derWeiterbildung Szenenbild. Unter demMotto „Every Room Tells a Story” startetim November 2009 das sechsmonatigeProgramm. Neben Schwerpunkten wieFilm- und Fernsehgeschichte, Stilkunde,Zeichnen und Illustration, Modellbau undVisual Effects ist auch die Realisation ei-nes Szenenbildentwurfs mit dem Pro-grammpaten und Szenenbildner Uli Ha-nisch („The International“, „Das Parfum“)geplant. Eine Exkursion nach London er-möglicht den Zugang zu wichtigen PropStores für Requisiten.

Über ihre Programme informiert die ifsauch auf dem diesjährigen Medienfest,das begleitend zum medienforum.nrw am20. und 21. Juni im Mediapark Kölnstattfindet. Dort diskutiert u.a. Su Ni-cholls-Gärtner, Leiterin des ifs-Studien-gangs Editing Bild und Ton, über „Die Weltim Bild“ und Sonja Weber, Leiterin derifs-Weiterbildungsprogramme MobileAnimation Content und Digitale Bildgestal-tung, über die crossmediale Zukunft. Aufdem Medienfest läuft im Filmhaus Ki-no Köln außerdem ein ifs-Kurzfilmpro-gramm in Anwesenheit der Filmemacher.

ifs, Tel. (0221) 9201880; [email protected]

Partner inBabelsbergDas Kölner Filmhaus weitet sein Bil-dungsangebot auf Berlin-Brandenburgaus. Ab Oktober werden die berufsbeglei-tenden Lehrgänge Fiction-Producer/in IHKund Produktionsleiter/in IHK auch imFilmhaus Babelsberg angeboten. Da-bei werden die Kölner vom Medienbo-ard Berlin-Brandenburg und derMedienanstalt Berlin-Branden-burg unterstützt. Franziska Schleus-singer und Sandra Weiß koordinie-ren das Projekt von Köln aus und sindauch Ansprechpartnerinnen für die Teil-nehmer. Mehr Infos unter www.koel-ner-filmhaus.de.

WAM sucht Filme für Dortmund Noch bis zum 24. August sind Einreichungen für das Dortmunder Kurzfilmfestival XXS2009 möglich. Es wird von Studenten aus dem Fachbereich Kulturmanagement derWAM Medienakademie organisiert und soll im November im Cinestar Dortmundwieder für ein volles Haus sorgen. Mehr Infos unter www.xxs-filmfestival.de.

„Gerade die jungen, kreativen Köpfe, reich an Ideen und voller Tatendrang, sind enormwichtig für die Zukunft des Medienstandortes Nordrhein-Westfalen“, betonte Medien-minister Andreas Krautscheid bei der Staffelübergabe der AV-Gründerzentrum NRWGmbH. Das Gründerzentrum fördert in diesem Jahr erstmals vierzehn statt der bishe-rigen zehn nordrhein-westfälischen jungen Unternehmen aus den Bereichen Film- undFernsehproduktion sowie Neue Medien und Games mit finanzieller Unterstützung undeinem Beratungs- und Coaching-Programm zur Vermittlung von unternehmerischemWissen. Mehr Infos unter www.av-gruenderzentrum.de.

KHM: offene Türen im Juli Vom 16. bis 19. Juli lädt die Kunsthochschule fürMedien Köln (KHM) zu ihren schon traditionellenTagen der offenen Tür und bietet dabei die Gelegen-heit, zahlreiche preisgekrönte Studentenfilme (wie-der) zu sehen. Neu dabei sind die Preisträger der Ober-hausener Kurzfilmtage Gonzalo H. Rodríguez mitseinem Diplomfilm „Rebeca“ (3sat-Förderpreis imDeutschen Wettbewerb), Simon Rittmeier mitdem in Schwarzweiß gedrehten Kurzfilm „A Taste ofHoney“ (Erster Preis des NRW-Wettbewerbs) und EliCortiñas Hidalgo mit „Dial M for Mother“ (Zwei-

ter Preis des NRW-Wettbewerbs). Bei der Verleihungder Murnau Kurzfilmpreise Anfang Mai in Wies-baden konnte sich KHM-Absolvent Michael Esterüber einen der Preise für seinen Film „Il Giardino“ freu-en, der von der Kölner Coin Film produziert wur-de (siehe auch Porträt Newsletter 1/2009).Passend dazu ist schon im Juni im Rahmen der Rei-he „Best of KHM“ „PereSTROIKA“ von ChristianeBüchner zu sehen. Über ihren Dokumentarfilmspricht die Filmemacherin mit Professor Dietrich Le-der am 3. Juni in der Aula der KHM. Zwei Wochenspäter folgt am selben Ort „Was Du willst“ von Bet-tina Braun. Der Eintritt ist frei.

KHM, Tel. (0221) 20189-0; [email protected]

newsletter 3/2009 – Auf dem Sprung – Die Seite für den Filmnachwuchs12

Dortmunder Studenten sahen sich für „Down in the Valley“ in Pittsburgh um. Jetzt filmen Amerikaner das Ruhrgebiet. Foto: Fachhochschule Dortmund

Tom DiCillo, Foto: ifs

Besuch aus PittsburghNoch bis Mitte Juni drehen zwei Studen-ten des Center for DocumentaryProduction & Study an der RobertMorris University Pittsburgh Materi-al für einen Dokumentarfilm übers Ruhr-gebiet – die amerikanische Antwort aufein ähnliches Projekt, das Professor JörgLensing mit vier Kamerastudenten desFachbereichs Design der Fach-hochschule Dortmund vor zwei Jah-ren in Pittsburgh startete. Die dabei ent-standene 45-minütige Videodokumenta-tion „Down in the Valley“ wird gerade inder Sound-Postproduktion im Tonstudiodes Fachbereichs nachbearbeitet. Ihr The-ma: der industrielle Niedergang von Brad-dock, einem besonders betroffenen Vor-ort von Pittsburgh. Der Film wurde bereitsvon einer Reihe von Festivals (auch in denUSA) eingeladen und erscheint auch aufDVD.

FH Dortmund, Tel. (0231) 9112-469; [email protected]

Erfolgreich im NRW-Wettbewerb von Oberhausen: „Dial M for Mother“, Foto: Eli Cortiñas Hidalgo

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ATriangle Dialogue“ ist ein 2007 vonder Filmstiftung NRW initiiertes Do-

kumentarfilmprojekt der Sam Spiegel Film& Television School Jerusalem, der AndrzejWajda Master School of Film Directing inWarschau und der ifs internationale film-schule köln. Matthias vom Schemm ist ei-ner von sieben Teilnehmern des Projekts.In seinem Beitrag „Private Party“ doku-mentiert der ifs-Absolvent die Liebe einesschwulen Paares in Polen, das sich unterdem Druck der katholischen Gesellschaftins Private zurückzieht.

Auf das Thema Homosexualität in Po-len wurde der 31-Jährige durch die Schwu-lenorganisation „Warschauer Pakt“ auf-merksam, die die Rechte der Homosexu-ellen in Osteuropa stärken will. Auf dem er-sten Workshop in Jerusalem des „TriangleDialogue“ erarbeitete vom Schemm dasGrundgerüst seines Films, der weit schwie-riger zu realisieren war als gedacht. Alleinfür die Recherche verbrachte der ifs-Absol-vent drei Monate in Warschau.

Und als die anderen Regisseure beimzweiten Workshop ihre Rohschnitte prä-sentierten, hatte er noch nicht gedreht.Schwule und Lesben erzählten ihm zwaroffen von ihren Lieben und ihren Ängsten,aber niemand wollte sich filmen lassen.In „Privat Party“ wird klar, warum: Homo-sexualität ist im katholischen Polen zwarnicht verboten, aber auch nicht gerne ge-sehen. Schwulenparaden werden vonGegnern lautstark niedergeschrien und dieFamilien der Homosexuellen haben Angstum ihren Ruf. „Dem Film sieht man dieSchwierigkeiten der Recherche leider nichtan“, findet vom Schemm.

Am Anfang seiner Nachforschungenkannte er nicht einen Menschen in Polen,das Land und die Sprache waren ihm völ-lig fremd. Es war für ihn ein Sprung ins kal-te Wasser. Mit Hilfe einer Dolmetscherin,die sich für das Projekt begeisterte, knüpf-te er langsam Kontakte. „Am Anfang wares sehr schwierig, aber nach drei Mona-ten war das Eis gebrochen“, erzählt vomSchemm. Jetzt kenne er in Warschau soviele Leute, dass er sich vorstellen könne,einen weiteren Film dort zu drehen.

In „Private Party“ setzt sich vomSchemm zum zweiten Mal mit dem The-ma Homosexualität auseinander. SeinKurzfilm „My Little Boy“ (2006) spielt 1934und erzählt von der tragischen Liebe ei-nes SA-Manns und eines Fotografen. Da-mit greift vom Schemm die Geschichtedes Röhm-Putsches auf. Die Vorgabe war,

dass die Regie-studenten ei-nen starkenKonflikt schil-dern sollen, dersich in einemRaum abspielt.„ D a s a n -spruchsvol leThema war einWagnis“, resü-

miert vom Schemm. „My Little Boy“ warein Erfolg, er lief auf mehr als 40 Festivals,so auch beim Festival Max Ophüls Preis,und wurde wiederholt im Fernsehen ge-zeigt.

Regisseur zu sein ist ein Kindheits-traum für Matthias vom Schemm. Dochlange Zeit hatte er keinen Mut, dieses Zielzu verfolgen. So studierte er zunächst Ger-manistik und Geschichte, bevor er sich an

der ifs bewarb. „Das klingt vielleicht et-was kitschig, aber letztlich haben dieKrankheit und der Tod meines Vaters mirden Anstoß gegeben, mich an einer Film-hochschule zu bewerben“, erinnert sichvom Schemm. Bei seiner Bewerbung ha-be er nach eigenen Angaben viel Begei-sterung und wenig Ahnung gehabt: „Dahatte ich Mut zur Lücke.“

Sein Geschichtsstudium war trotzdemnicht umsonst. Vom Schemm sieht Filmals ideale Form für historische Stoffe an.In „Als Hedwig in den Rhein fiel“ befrag-te er seine über 80-jährige Oma und ih-re Geschwister nach ihren Erinnerungenan ihre Kindheit in Duisburg. Der Kurzfilmist eine charmante Darstellung persönli-cher Geschichte. Er lief auf der Duisbur-ger Filmwoche und kam so gut an, dassder Leiter des Festivals Werner Ruzicka aufdie Idee kam, ihn Senioren zu zeigen. Undso tourte vom Schemm mit seiner stolzenOma und dem Film durch Duisburger Al-tenheime. Die betagten Zuschauer warenbegeistert.

2007 drehte vom Schemm seinen Ab-schlussfilm. „Pietas“ spielt in der 20er Jah-ren im Bergischen Land und erzählt inSchwarzweiß von einer Liebe, die zwi-schen Protestantismus, Strenge, Sehn-sucht und Begierde aufgerieben wird.

In seinen aktuellen Dokumentationenbeschäftigt sich vom Schemm mit histo-rischen Themen: über die Anfänge derBRD und den Mythos der Deutschen Ro-mantik. Der ifs bleibt er auch nach seinemAbschluss im Jahre 2007 als Regieassistentbei Workshops und als Drehbuchautor fürStudentenfilme verbunden.

Auf dem Sprung – Die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 3/2009 13

Im vergangenen Jahr war ifs-Absolvent Matthias vom Schemm mit seinem Beitrag zu „A Triangle Dialogue“ beschäftigt. Am 22. Juni wird NRW-

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers das Dokumentarfilmprojekt im Rahmenprogramm des Internationalen Filmkongresses in Köln vorstellen.

„Private Party“ von Matthias vom Schemm ist Teil der Doku-Kompilation „A Triangle Dialogue“Foto: ifs

Matthias vom Schemm Foto: ifs

Porträt: Matthias vom Schemm

Hang zum HistorischenVON TATJANA KIMMEL

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Der oberste Kulturarbeiter des Landes NRW gab sich ah-nungslos. Nie habe er verstanden, so bekannte Hans-

Heinrich Grosse-Brockhoff in seiner Laudatio bei der Grim-me-Preis-Verleihung 2009 in Marl, nie habe er begriffen, wasden Schriftsteller Rolf-Dieter Brinkmann umgetrieben habe.Ihm den Lyriker endlich verständlich gemacht zu haben, al-lein schon für diese Leistung gebühre dem Film „BrinkmannsZorn“ der Sonderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.Grosse-Brockhoff, seines Zeichens Kulturstaatssekretär imDüsseldorfer Kabinett von Jürgen Rüttgers, legte sich rhe-torisch stark ins Zeug: „Kultur lebt von solchen Künstlerty-pen mit der Verve eines Rolf-Dieter Brinkmann. Das hat unsHarald Bergmann mit seinem Film noch einmal eindrucks-voll vor Augen geführt“.

Was von einem solchen Politikerbekenntnis zu Kultur undzu einem sperrigen Film, der drei Jahre nach seinem Kino-start von einer Grimme-Jury noch einmal als preiswürdig ent-deckt worden ist, wirklich zu halten ist, demonstrierte dieim nächsten Atemzug verkündete Umwidmung zu einemPreis für Kinder- und Jugendfernsehen. Damit geht ein seitJahren währendes Gerangel um die Zukunft dieses Preiseszu Ende. 2007 klangen die Meldungen noch etwas anders.Grosse-Brockhoff konnte sich mit seinem Wunsch nach För-derung „qualitätvoller medialer Bildung von Kindern und Ju-gendlichen“ gegen die Traditionalisten nur zur Hälfte durch-setzen. Im jährlichen Wechsel sollte der Preis Sendungen zu-gesprochen werden, die der Kulturvermittlung dienen, oder„einer Produktion, die zur kulturellen Bildung von Kindern bei-trägt“. Prompt ging der Preis 2008 an die Astrid-Lindgren-Ad-aption „Tomte Tummetot und der Fuchs“. Mit der Auszeich-nung für den auf vielen Festivals gepriesenen Brinkmann-Filmvon Harald Bergmann wird nun Schluss sein mit dieser Ko-existenz von Künsten und Kindern. Auffällig, wie schnörkel-los diesmal die Ankündigung vom Ende des Preises in seinergerade reformierten Form lautet: „Der Preis wird künftig aus-schließlich für herausragendes Kinderfernsehen vergeben“,heißt es in einer Presseerklärung der Staatskanzlei NRW.

Der Grimme-Sonderpreis des Landes NRW wird künftig als Preis für „herausragendes Kinderfernse-

hen“ vergeben. Für den Newsletter kommentiert WDR-Redakteur Michael André die Entscheidung.

Nun wäre es unfair, Kunstfilm gegen Kinderfilm auszu-spielen und das eine Genre hochwertiger als das andere ein-zustufen. Töricht, wer die Prägung kindlicher Handlungs- undWertemuster durch Fernsehen in Abrede stellen würde. Aberes entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass eben je-ne Politik, die Fluten von trashigen Programmen für Kids inHaushalte hat einbrechen lassen, jetzt über Preise und Aus-zeichnungen die Programmmacher symbolisch an ihre Ver-antwortung erinnern will. Das erinnert ein wenig an den Si-cherheitsbeauftragten, der erst selbst Brandsätze untermDachstuhl legt und in dem Moment, da die Flammen au-ßer Kontrolle geraten, nach einem Vorsorgeprogramm ge-gen Feuersbrünste ruft. Jetzt, da jugendliche Amokläufer dasLand in Angst und Schrecken versetzen und die Zeichen ei-ner geistigen Wohlstandsverwahrlosung unübersehbar wer-den, jetzt soll wieder Qualität im Unterhaltungsangebot fürKinder ausgezeichnet werden. Fernsehen mal als Sünden-bock, dann wieder als Reparaturbetrieb.

So fragwürdig wie der Zeitpunkt der Beschwörung vonwertvollem Kinderfernsehen ist, so verheerend ist die Um-orientierung der Stifter des Sonderpreises für eine Sparte,die im Fernsehangebot ohnehin marginal geworden ist. Pro-gramme, die „in besonderer Weise das Verständnis für Wer-ke der Kultur, von der Literatur bis zur Architektur, weckeoder vertiefen“, wie es so schön in der alten Satzung heißt,sind rar geworden in der Fernsehlandschaft. An diesen Fil-men haftet die schlecht beleumdete Vokabel „Bildungsfern-sehen“. Sie stehen unter Verdacht, sich nur an kleine Elitenzu wenden und die Masse insgeheim zu verachten. So wieFernsehen und Kunst sich entfremdet haben, so sind auchFilme, die sich jenseits von Reportage und Kolportage umdie Vermittlung beider Sphären bemühen, unter den Gene-ralverdacht von Intellektualität und Sonderlichkeit geraten.

„Brinkmanns Zorn“ ist ein künstlerischer Dokumentar-film, der ganz klassisch mehr an seinen Gegenstand und dieihm angemessene Form denn ans Format denkt. Für die Dar-stellung des Schriftstellers und seines Werks hat Autor Berg-mann eine originelle, ja originäre Form von Reenactment ge-funden. Bergmann lässt einen Schauspieler durch ein nächt-lich-graues Köln stapfen und ihn synchron zu Brinkmannsradiophon überlieferten Worten seine Wut auf Gott und dieWelt heraus schreien. Wobei, wie Bergmann in seiner Dan-kesrede in Marl treffend bemerkte, ein wenig von diesemBrinkmann in uns allen steckt. Die unaufhörlichen, stummenSelbstgespräche, dieser endlose innere Monolog, den jederMensch tagtäglich mit sich selbst führt, wird durch das Aus-sprechen in das umgehängte Mikrofon deutlich und fähigzur Aufzeichnung. Erst in der Literatur Brinkmanns, viel spä-ter im Film Bergmanns. Nicht schmeichelhaft, nicht schön,was da aus diesem Kopf heraus quillt, was in unreinen, un-reifen Gedankenfetzen geäußert wird. Ressentiments schlim-mer Art, die vor scheinbar unschuldigen Bäumen nicht haltmachen. Kölner Bäume, die neben vielem anderen auch „ver-recken“ sollen.

Eine unerhörte Vorstellung, dass diese sprachliche Dau-er-Diarrhöe Kunst sein soll. So haben es wohl viele der Brink-mann-Zeitgenossen in den frühen 1970er Jahren empfun-den. Ein wenig unheimlich scheint diese filmische Darstel-lung eines wilden, manischen Schriftstellerlebens auch fürheutiges Kulturverständnis zu sein. In Marl wurde subtil Zen-sur geübt. Statt den in Kölns Maastrichter Straße pinkeln-den Brinkmann zu zeigen, lag über den ersten Frames derDemo-Szene gnädig ein schwarzer Cache. Einen Dichter beider Notdurft zu zeigen in einem Film, der vom Land ein Preis-geld von 10.000 Euro erhält, das geht denn doch zu weit,mag sich der Veranstalter gesagt haben. Nur dumm, dassder Moderatorin Barbara Schöneberger von diesem Eingriffoffenbar nichts gesagt worden war. Deren Einleitung, diezielsicher mit der Brinkmannschen Pinkelpause endete, fehl-te die Bildpointe.

Was lernen wir daraus? Dass derart künstlerische Filmenicht nur vom Aussterben bedroht sind, sondern immer nochOpfer von Zensur werden können. Ein kleines Indiz für un-ser großes Neo-Biedermeier. Da darf Kunst nicht mal mehrstören.

Die Zukunft des Sonderpreises NRW

Kunst oder Kinder oder beides?

newsletter 3/2009 – Meldungen14

„Brinkmanns Zorn“ erhielt den letzten Sonderpreis des Landes NRW für Kulturvermittlung. Künftig wird

ausschließlich Kinderfernsehen gekürt. Foto: Neue Visionen

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Die Stimmung war extrem aufgeladen nachder ersten Pressevorführung in Cannes –

selten hatte ein Film derartig heftige Reaktio-nen provoziert. Wobei die Spannweite der Re-aktionen von lautem Lachen bis noch lauteremSchimpfen reichte. Der Moderator des Festival-TVs fühlte sich inspiriert und meinte gleichmehrfach: „Hoffen wir, dass sie nicht umge-bracht werden.“ Auch wenn die Vorgeschich-te des Films mit einer Depression, die ihn einJahr lang zur Tatenlosigkeit verdammte, einenachdenkliche Pressekonferenz über die heilen-den Kräfte des Films erwarten ließen, überrasch-te der Däne wieder mit sarkastischen und schar-fen Bemerkungen, aber vor allem mit dem Ver-mögen, aggressive Fragesteller dank geschick-ter Inszenierung zu ausgelassen lachenden Fanszu machen. Das nahm die Reaktionen auf „An-tichrist“ vorweg: Erst heftige Abwehr, die sichin Cannes langsam in Begeisterung über einenFilm verwandelte, für den Charlotte Gainsbourgals beste Schauspielerin geehrt wurde.

Sie müssen sich rechtfertigen.Das ist das Cannes-Filmfestival, Siehaben Ihren Film hier hin gebrachtund Sie müssen erklären, weshalbSie ihn gemacht haben!Lars von Trier: Ich kann den Film nicht

erklären. Ich mache Filme, und ich genieße essehr. Es ist eine sehr seltsame Frage. Ihr seid al-le meine Gäste, nicht anders herum. Ich arbei-te für mich und habe diesen kleinen Film ge-macht, auf den ich nun schon stolz bin, aberich habe ihn nicht für jemanden anders ge-macht. Ich will nichts sagen mit dem Film. Ichmag solche Filme. Ich war schon mal sehr vielklarer, mathematischer bei anderen Filmen, beidenen die Vernunft eine größere Rolle gespielthat. Dies ist mehr ein Traum, der zum Film wur-de.

Hatten Sie vorher die Wahl zwi-schen verschiedenen Projekten,oder weshalb haben Sie sich für die-sen entschieden?Ich hatte nie eine Wahl, es ist die Hand

Gottes, glaube ich. Und ich bin der beste Re-gisseur der Welt. Ich weiß allerdings nicht, obGott der beste Gott der Welt ist.

Können Sie etwas zu anderenRegisseuren sagen, die dann wohlüberschätzt sind?Alle anderen Regisseure sind überbewer-

tet! Das ist ganz einfach. Im Hotel habe ich ge-rade Scorsese getroffen. Für Sie, die Sie alle ge-bildet sind, ist es einfach zu sehen, wo die mei-sten meiner Dinge herkommen. Mein Wissen,dass ich der Beste bin, ist ein Werkzeug. Ichglaube, alle denken das, aber sie sagen es viel-leicht nicht. Ok, ich bin mir da nicht sicher, aberich habe ganz stark den Eindruck.

Wieso widmen Sie den Filmdem verstorbenen russischen Filme-macher Andrej Tarkowski?

Tarkowski ist ein richtiger Gott. Als ich daserste Mal „Spiegel“ auf einem kleinen Fernse-her gesehen habe, war ich exstatisch. Ich ha-be eine religiöse Beziehung zu ihm. Ich habe sei-ne Filme sehr, sehr oft gesehen.

Ist Tarkowski Ihr Lehrer? Aufwelchem Gebiet?Tarkowski sah meinen ersten Film und

hasste ihn. Aber das ist ok, wir sind eine ande-re Generation. Das ist auch bei Bergman so,dem ich mich auch sehr verbunden fühle. Erfühlte sich mir nicht verbunden. Ich fühle michTarkowski wirklich verbunden, ganz ehrlich.Wenn man jemandem einen Film widmet, kannkeiner behaupten, dass man klaut. So hab ichmich da raus gewunden.

Wie sehen Sie Ihren Blick aufFrauen verglichen mit dem vonStrindberg?Ich fühle mich auch Strindberg sehr na-

he. Er liebte Frauen sehr, erforschte die Bezie-hungen zwischen Männern und Frauen. Ich binein großer Fan von Strindberg. Für mich istStrindberg sehr ernsthaft, aber auch sehr lustig.

Ihr Film war für Sie eine ArtTherapie. Haben Sie eine Form vonHarmonie nach dem Film gefunden?Die Routine des Filmemachens war für

mich eher die Therapie: Jeden Morgen aufste-hen und arbeiten, hilft einem. Es ist nicht dasThema, das einem hilft. Ich glaube nicht dar-an, dass man dadurch diese hässlichen Dingelos wird.

Ist der schwarze Humor mitAbsicht in „Antichrist“?Wenn ich arbeite, kommen Humor und

Drama aus der gleichen Quelle. Auch in Filmen,in denen man es nicht als Humor erkennt, gibtes ihn.

Es gibt sehr schöne und auchverstörende Bilder in „Antichrist“.Vielleicht am meisten verstört diegenitale Verstümmelung der Figurvon Charlotte Gainsbourg. Was wardie Absicht dahinter?Wir konnten es nur einmal drehen. Char-

lotte musste sich richtig drauf vorbereiten. Abersie hat es überstanden. Es nicht zu zeigen, wä-re für mich eine Lüge. Da dies ein sehr dunk-

ler Traum über Schuld und Sex und solche Sa-chen ist, war es ganz natürlich.

Ist das Kino nicht immer eineLüge? Wenn wir einen Toten sehen,ist das Fake.Das ist vielleicht schade ... (Lachen im Saal).

Nein, da denke ich anders drüber. Es gibt eineForm der Ehrlichkeit beim Filmemachen, diewichtig für mich ist. Ich habe auch Filme ohneHäuser gedreht, nur mit Kalkstrichen auf demBoden. Das ist Lüge, aber diese Lüge ist offen-sichtlich.

Wieso gab es eigentlich nichtdie entsprechende Nahaufnahmevon Willem Dafoes Genitalien, diezerschmettert wurden?Ja, das hätten wir mehr als einmal machen

können, aber Willem war aus irgendeinemGrund dagegen (Lachen).

Der Schauspieler Bardem hatgesagt, ein Regisseur ist fast einGott...Es ist sehr wichtig für mich, mit den Schau-

spielern zusammen zu arbeiten. Ich hoffe, ichgebe keine Befehle ... (Pause, Lars von Triergrinst) ... Falls ich das tun sollte, ist das völligfalsch. Ich war unzufrieden, dass ich die Kame-ra nicht bedienen konnte, wie ich es bei mei-nen anderen Filmen gemacht habe. Meine psy-chische Verfassung erlaubte dies nicht. Aber ichversuchte, so nah wie möglich bei meinenSchauspielern zu sein – nicht indem ich Befeh-le gab, sondern durch intensive Gespräche. Wirhatten sehr intensive Gespräche beim Dreh.

Es gab feindliche Reaktionenbei der Presse. Denken Sie, IhreKunst ist der Zeit und dem Publikumvoraus?Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich

denke nicht ans Publikum, wenn ich einen Filmdrehe. Vielleicht wird es eine Katastrophe. Aberich bin schon früher durch die Presse schlechtbehandelt worden, das mag ich auch irgend-wie. Es ist ein guter Start für eine Diskussion.Es ist wichtig, dass man etwas fühlt, bei demFilm.

Schwerpunkt – newsletter 3/2009 15

Lars von Trier in Cannes

Ein Traum, der zum Film wurdeVON GÜNTER JEKUBZIK

Lars von Trier ist regelmäßig Gast im Wettbewerb von Cannes. Doch

so viel Aufsehen wie mit seinem neuen Film „Antichrist“ erregte er

an der Croisette noch nie, wie die Auszüge aus der Pressekonferenz in

Cannes belegen.

Lars von Trier über „Antichrist“: „Wenn ich arbeite,kommen Humor und Drama aus der gleichen Quelle“.Foto: MFA+ FilmDistribution e.K.

• letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 15

Page 16: Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW · Auf der ganzen Welt gibt es keinen einsa-meren Ort als das Bergfest einer Filmpro-duktion. Zumindest für den, der nur als Gast

Regisseur Sönke Wortmann und Kameramann Tom Fährmann bilden seit dem 1996 entstandenen Film

„Das Superweib“ ein kreatives Team und stecken zur Zeit mitten in der Postproduktion der internationalen

Koproduktion „Die Päpstin“, die Ende Oktober ins Kino kommt. Warum die Chemie zwischen den beiden

gebürtigen Ruhrgebietlern stimmt, verraten sie im Interview mit Oliver Baumgarten.

Interview Sönke Wortmann und Tom Fährmann

Rücken an RückenVON OLIVER BAUMGARTEN

Sie beide studierten inden 80ern an der HFF Mün-chen. Warum haben Sienicht bereits damals zu-sammen gearbeitet?Sönke Wortmann: Wir wa-

ren zwei Jahre auseinander, das be-deutet auf der Hochschule schon ei-ne halbe Generation. Somit hatten wirdamals kaum Kontakt, soweit ichmich erinnere. Ich habe Toms Übungs-filme natürlich gesehen, und die hat-ten mir auch gut gefallen, gerade fo-tografisch. Aber es hat dann noch ei-ne Weile gedauert, bis wir beruflichzusammen gekommen sind, nämlichungefähr… Wie lange?

Tom Fährmann: Na ja, denersten direkten Kontakt hatten wirbeim „Superweib“.

SW: Wir hatten damals im ge-wissen Sinne ein „Double Feature“ vor.„Das Superweib“ war ein Film, derweniger künstlerisch als von vorneherein ausschließlich als Bestseller-Mainstream angelegt war. Ich habedamals gesagt, wenn du den für michfotografierst, dann machen wir auchden nächsten zusammen. Das war„Der Campus“. Seither haben wir bisauf eine Ausnahme immer zusam-

men gearbeitet.TF: Wir sind beides Typen,

die gerne sehr gut präpariert inden Dreh hineingehen. Ich selbst

bin eher ein vorsichtiger Mensch.Einen Plan zu haben, gefällt mir

grundsätzlich, denn dann fühle ichmich auch viel sicherer, später vielleichtvon ihm abzuweichen.

SW: Das sehe ich genauso.TF: In dieser intensiven Vorbe-

reitung arbeitet man dann ein Buchnoch einmal anders durch, als wennman es einfach nur liest. Wir spielenuns die Szenen oft vor und merkendann sehr deutlich, was z.B. schwerzu erzählen ist und wo es hakt. Die-se gemeinsame Strategie, uns vorzu-bereiten, funktioniert mittlerweileziemlich gut. Und geht es dann in denDreh, sind wir wie zwei Ritter, die Rük-ken an Rücken in die Schlacht ziehen.Sönke ist mit den Schauspielern, derDramaturgie beschäftigt und ich mitder Umsetzung in Bilder und Licht. Daskönnen wir so gut aufteilen, weil wiruns vorher so gut vorbereitet haben.

SW: „Ritter“ und „Schlacht“klingt allerdings, als würde es gegenjemanden gehen. Das ist natürlichnicht der Fall, sondern wir begreifennicht nur unsere Zusammenarbeit alsTeamwork, sondern die des gesamtenStabs. Und bisher war es immer so,dass wir nicht gegen jemanden kämp-fen mussten, sondern alle stets als Mit-streiter auf unserer Seite hatten.

Was genau in der Be-ziehung zwischen Regieund Kamera muss dennwirklich gut funktionieren?SW: Ich glaube, die Kommuni-

kation ist besonders wichtig. Wennwir einen Film vorbereiten, dann er-zählen wir uns gegenseitig, was wirauf der Leinwand sehen wollen undschreiben das dann auf. Auch Ent-

scheidungenüber den Lookvon Bildern – hell,dunkel, kontrastreich, far-bentsättigt: Da haben wir oft den glei-chen Geschmack, was die Sache na-türlich einfacher macht. Und was ichnatürlich noch wichtig finde, ist derpersönliche Umgang miteinander. Wirkennen uns lange genug, dass Tomweiß, was ich meine und keine unnö-tigen Fragen stellt, und dass er außer-dem auch mit meiner Kauzigkeit erst-klassig umgehen kann.

TF: Andrej Tarkowski hat malgesagt: „Der Regisseur hält ein großesNetz auf, in das alle ihre Gaben tun.Was durchfällt und was drinbleibt,entscheidet er.“

SW: Echt, das hat Tarkowski ge-sagt?

TF: Doch, da bin ich ziemlich si-cher.

SW: Entspricht ja eigentlich garnicht seiner Arbeitsweise…

TF: Was man eben so manch-mal dahinsagt… Jedenfalls ist das inunserer Zusammenarbeit eine klareSache: Am Ende entscheidet der Re-gisseur, also Sönke, was von all demVorgeschlagenen im Film bleibt. Manbraucht eine Person, die den roten Fa-den erzeugt. Trotzdem hat Sönke ei-ne sehr große Fähigkeit, kreative Köp-fe um sich zu scharen und ihnen auchdiesen Raum zu geben, mitzudenkenund mitzuagieren.

Noch mal zur Kommu-nikation, vielleicht am Bei-spiel „Die Päpstin“: Es gä-be ja sicher zahllose Mög-lichkeiten, die Figur der Jo-

newsletter 3/2009 – Schwerpunkt16

Johanna Wokalek als „Die Päpstin“: „Die Idee war, mit der Ausbildung von Johannas Intellekt auch die Bildsprache zu verändern.“ Foto: Constantin

• letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 16

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hanna von Ingelheim durchdie Art, wie sie fotografiertwird, näher zu charakteri-sieren. Wie einigen Sie sichda auf etwas, wie geht dasvor sich?SW: Es ist so, dass mal der ei-

ne, mal der andere einen Vorschlagmacht, den wir diskutieren. Wir sindbei diesem Beispiel etwa sehr schnellmit einer Lösung überein gekommen.Wir erzählen die ganze Lebensge-schichte der Johanna von der Geburtbis zum Tod. Sie hat viel erlebt, auchviel Schlechtes, besonders in der Kind-heit, die sie in der germanischen Pro-vinz verlebt hat, und dementspre-chend dunkel ist es dann auch. Undje weiter ihr Leben voran schreitet, de-sto heller wird es. Das zum Beispielwar ein Konzept, auf das wir uns sehrschnell im Vorfeld geeinigt hatten.

TF: Die Idee war, mit der Aus-bildung von Johannas Intel-

lekt, ihres Geistes auch dieBildsprache zu verän-

dern. Ist es in der Kindheit düster, eherzufällig kadriert, handkamerabewegt,so entwickelt sich sowohl die Kadra-ge der Bilder als auch die Beleuchtungim Laufe des Films stilistisch zu einerfesteren Struktur aus. Wir dachten,dass dies im Bild noch einmal spürbarmacht, wie sich dieser Mensch zu ei-ner solch besonderen Person entwik-kelt. Das Ganze darf natürlich nichtmanieriert daherkommen, dass es je-dem sofort ins Auge sticht. Bloß spür-bar muss es sein.

Damit so etwas dannam Ende auch wirklich ge-lingt, braucht es vor allemVertrauen?SW: Vertrauen ist natürlich das

Wichtigste. Als wir anfingen, da gabes noch keine Videoausspielung amSet, da musste der Regisseur dann abund zu mal durch die Kamera schau-en. Das ist heute natürlich einfacher,kontrollierbarer geworden. Aber ehr-lich gesagt, das Vertrauen zu Tom istso groß, dass ich eigentlich gar nichthinschauen muss – was ich natürlichtrotzdem tue, aus reiner Gewohnheit.

TF: Je länger man in dem Berufist, umso mehr vertraut man ja seinerIntuition. Es entwickelt sich ein Rie-cher. Hat aber der andere einen ganzanderen Rhythmus oder Stil, etwas zuerzählen, dann bekommt man ein

Das Problem ist, dass man am Ende einesDrehs von 180 Prozent auf 0 abfällt“, er-

klärt Maskenbildnerin Heike Merker. Sie selbstkennt das Gefühl noch gut aus ihren Anfangs-jahren beim Film. Doch es relativiere sich mitder Zeit. „Mittlerweile genieße ich es, so zuarbeiten, frei zu sein und wieder Freizeit fürmich zu haben.“ Die 41-Jährige, die mit „JohnRabe“ wochenlang in China war, meint, dassbesonders Drehs im Ausland Kollegen insSchwarze Loch fallen lassen: Die Umstellungauf zu Hause ist dann noch krasser, weil derVerbund vor Ort noch enger war. Merker, diegerade die Dreharbeiten mit Matti Geschon-neck zu dem Kinofilm „Boxhagener Platz“ ab-geschlossen hat, weiß aus Erfahrung, dass al-le Filmschaffenden von dem Phänomen be-troffen sein können, „egal ob Regisseur, Bü-rokraft oder Beleuchter“.

Dem Regieassistenten Till Martinsenmacht vor allem das unterschiedliche Tempozu schaffen: das des Filmdrehs und das desAlltags. „Ich muss zu Hause erst wieder ler-nen, mit einer anderen Geschwindigkeit zu le-ben“, gesteht der 36-Jährige. Für den Kölnerist es ein großer Unterschied, ob er in Kölndreht oder woanders. Wenn er in seiner Hei-matstadt arbeitet, dann stellt sich kein Schwar-zes Loch ein, weil er abends in seiner vertrau-ten Umgebung ist. Generell kennt er das Phä-nomen jedoch gut. „Man hat dann immer dasGefühl, man würde Zeit verplempern.“ Oft seies jedoch schwierig, in einer unbestimmt lan-gen Zwischenzeit zwischen zwei Drehs sichanderen Projekten zu widmen wie etwa ei-ner Fortbildung oder dem Drehbuch schrei-ben. Produktiver könne man sein, wenn manwüsste, wann der nächste Job kommt. „Sonstwartet man auf den Anruf.“ Da er viel fürsFernsehen arbeitet („Tatort“), kommen dieAufträge häufig sehr kurzfristig. „Wenn ichzwei Wochen vorher Bescheid weiß, ist dasschon Luxus.“

Ausstatter Tim Pannen („Madonnen“,„Gegenüber“), der zuletzt Lars von Triers „An-tichrist“ als Art Director betreut hat, kennt dasTief danach auch aus den Zeiten, als er nocham Theater gearbeitet hat: Es stellte sich meistschon direkt am Premierenabend ein. BeimFilm dauert es länger. „Bei mir hält die Eupho-rie häufig noch zwei Wochen an, und dannfällt der Energiepegel ab“, erzählt der 38-Jäh-rige. Da es fast jedem so gehe, akzeptiere er

Dreharbeiten sind stressig und lassen keine Zeit fürs Privatleben.

Aber was kommt danach? Viele ereilt das „Schwarze Loch“:

ein Gefühl zwischen Verlorensein, Depression und Panik. Anna

Koskoda hat sich für den Newsletter umgehört, wie Filmleute mit

diesem Gefühl umgehen.

diese Form der Depression – „ich finde sienicht schlimm“. Und wenn das nächste Pro-jekt direkt vor der Tür steht, dann gebe esauch kein Schwarzes Loch.

Bei Innenrequisiteurin Ulrike Gojowczykhält die Energie meist noch ein oder zwei Ta-ge an, in denen sie dann ganz viel erledigenwill, „und dann sackt sie ganz plötzlich ab“.Sie findet vor allem den Kontrast zwischen derFremdbestimmtheit und der hohen Konzen-tration am Set und der freien Zeiteinteilung da-nach immer wieder gewöhnungsbedürftig.„Ich habe dann das Bedürfnis nach kontem-plativen Dingen, wie etwa Gartenarbeit“, sagtGojowczyk, die zuletzt bei „Der Vorleser“ undbei „Sturm“ mitgearbeitet hat. Da die sozia-len Kontakte während eines Drehs ruhen, ver-sucht sie, an diese danach wieder anzuknüp-fen. „Gute Freunde verstehen das, wenn mandrei Monate von der Bildfläche verschwundenist“, sagt die Innenrequisiteurin, die bereits seit20 Jahren vor allem für Kinofilme arbeitet.

Bei Produktionsleiterin Elke Sasserath(„Das Wunder von Bern“) hängt die Größe desSchwarzen Lochs davon ab, wie intensiv undemotional die Dreharbeiten waren. Wenn diezwischenmenschlichen Beziehungen gut wa-ren, wird der Frust anschließend umso grö-ßer. „Man wird wehmütig und fragt sich,wann man die Leute wieder trifft“, erzählt die46-Jährige. Früher seien bei der Kölnerin, dieseit 1990 als Produktionsleiterin arbeitet, auchschon mal Tränen geflossen. Doch auch siestellt bei sich fest, dass mit zunehmender Be-rufserfahrung das Gefühl nachlässt. „Jetztweiß ich, dass ich viele wieder treffe. Außer-dem bewahrt man mehr Abstand, weil manweiß: Danach kommt das nächste Projekt mitneuen Leuten.“ Denn wenn man gut sei imJob, folgen weitere Aufträge. Selbstbewusst-sein hilft gegen das Schwarze Loch. Über Auf-tragsmangel kann Elke Sasserath sich momen-tan jedenfalls nicht beklagen. Das vergange-ne Jahr hat sie fast komplett an „Unter Bau-ern“ gearbeitet. Im Herbst folgt „Hochzeits-polka“ mit Regisseur Lars Jessen.

Und womit tut sie sich etwas Gutes nachabgeschlossenen Dreharbeiten? Elke Sasserathbraucht häufig erst einmal Abstand und gönntsich etwas: „Ich verreise gerne im Winter, daist in der Branche sowieso wenig los.“ Ein biszwei Monate in Thailand bringen sie wieder„auf den Boden der Tatsachen“.

Problem. Und es ist ein seltenes Glück,dass sich zwei Menschen ganz nahekommen, und man sagt: Das hätte ichjetzt auch so gesagt. Wir segeln par-allel, was die Einschätzungen und Um-setzungen anbetrifft – ein sehr beglük-kendes Gefühl.

Wie hat Ihnen eigent-lich Herrn Wortmanns Ka-mera in „Deutschland – einSommermärchen“ gefallen?TF: Ach ja, da wollte ich nicht

mitmachen, weil ich mich für Fußballnicht interessiere. Das hätte ich mirtodpeinlich vorgestellt, dort mit denFachleuten zusammen zu sitzen undkeine Ahnung zu haben.

SW: Achtzig Prozent der Bildersind ja nun von mir, weil es Bereichegab, in die nur einer mitgehen durf-te. Und der andere Kameramann, dereher die äußere Perspektive einge-nommen hat, ist dann Frank Griebegeworden, weil der sich deutlich mehrfür Fußball interessiert. Aber du bist jajetzt geschickt dieser Frage ausgewi-

chen …TF: Ach so, nein,

wollte ich gar nicht …SW: Ich den-

ke, das spricht fürdie heutigen Ka-meras, dass je-mand wie ich,

der im erstenDurchgang durch

jede Technikprüfungin der Filmhochschule

durchgefallen ist, tatsächlich inder Lage ist, das Gerät soweit zu ver-stehen, dass ein richtiger Kinofilm da-bei heraus gekommen ist. Da bin ichdoch ein bisschen stolz …

TF: Nein, da gibt es gar nichtsgegen zu sagen. Das ist eine gänzlichandere Art von Kameraarbeit als wirsonst in den Spielfilmen machen, dageht es um Vitalität und Zugriff. DerErfolg dieses Films hängt mit Sicher-heit damit zusammen, dass Sönkewirklich nah an diesen Leuten war. Daspielt auch seine Qualität wieder ei-ne Rolle, Leuten das Gefühl zu geben,sicher aufgehoben zu sein und nie-mals beschädigt zu werden.

Tom Fährmann hat jaan der Hochschule mit demKurzfilm „Zoe“ auch malRegie geführt…SW: Als Regisseur fand ich ihn

damals noch nicht so überzeugend –wir waren natürlich wesentlich jünger,und an meine ganz frühen Arbeitenwerde ich auch ungern erinnert. Aberman entwickelt sich ja weiter. Tomwar immer ein Kameramann, derauch zu Dramaturgie und Schauspie-lern eine eigene Meinung hat, die erauch äußert und selten falsch damitliegt, wie ich finde. Was dazu führt,dass ich tatsächlich gerne mal einenFilm produzieren würde, bei dem erRegie macht. Und tatsächlich sind wirja auch in konkreten Gesprächen …

Schwerpunkt – newsletter 3/2009 17

Das Schwarze Loch am Ende der Dreharbeiten

Von 180 auf 0VON ANNA KOSKODA

Tom Fähr-mann (links) und Sönke Wortmann, Foto: Constantin

• letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 17

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Im Normalfall ist das Set ein mehr oder we-niger spannender Arbeitsplatz, an dem 30 bis

40 Fachleute alles daran setzen, als professio-nelles Team gute Arbeit abzuliefern. Aber selbstwenn alles funktioniert, bleiben Konflikte nichtaus – da unterscheidet sich der Alltag einer Film-crew nicht von dem in einem Büro.

Bei der Filmarbeit plädiert Gerd Haag, Mit-gesellschafter der Kölner Tag/Traum und Pro-fessor für Kreatives Produzieren an der ifs, stetsfür „klare, nachvollziehbare Entscheidungen“und im Falle von Konflikten für eine „präzise Be-stimmung der Konfliktursachen“ und für dasEinbeziehen der Heads of Departments, umWiederholungen vorzubeugen. Auf jeden Fallaber gelte: „Ruhe bewahren, gut vorbereitet indas Konfliktgespräch hineingehen und allen be-teiligten Personen genau zuhören.“

Grundsätzlich sind die Ansprüche an die Re-gie besonders hoch, egal ob es um Konfliktprä-vention oder -bewältigung geht, weiß AnneGrobe: „Regiearbeit im Spannungsfeld von Hier-archie und Kooperation verlangt, dass der Fil-memacher im Einzelfall stimmig, das heißt sei-ner inneren Verfassung, seinem Gegenüber undder Situation entsprechend reagieren kann“, sodie freie Unternehmensberaterin und studier-te Psychologin. Schon bei der Recherche zu ih-rer Diplomarbeit mit dem Titel „Krisenmanage-ment am Set“, für die sie 1997 19 Regisseurenach ihrer Arbeit und möglichen Konfliktherdenbeim Dreh befragte, fiel ihr auf, dass ein Groß-teil der Filmemacher „so von ihrer künstlerisch-handwerklichen Arbeit eingenommen und soauf sie konzentriert waren, dass sie Konflikte zuspät wahrnehmen, um diese noch mildernd be-einflussen zu können“. Als Strategie empfahlGrobe damals kooperative statt autoritäre Füh-rung. Inzwischen hält sie ein gut funktionieren-des Team für wichtiger denn je. Der Trend ge-he weg vom Autorenfilm und Regisseuren, diealles mitbringen. Der Regelfall sei heute der „in-dustriell hergestellte TV-Film“. Im Vergleich zuanderen Wirtschaftsbereichen hält Grobe dieFilmbranche zugleich für „nahezu beratungsre-sistent“. Favorisiert werde das Einzel-Coaching, um individuelle Ziele zu erreichen.Obwohl es bei Teamkonflikten meist um vielGeld gehe und Konfliktmediation von außensinnvoll sein könne, engagiere man dafür kaumFachleute. Dabei lassen sich typische Konflikt-herde schnell benennen. Etwa der „heimlicheRegisseur im Team“, der stets gute Tipps auf La-ger hat. Schauspieler, die eifersüchtig um Auf-merksamkeit buhlen oder bei einer vermeint-lichen Zurücksetzung zickig werden. Oder dieAbreaktion nach dem Dreh – wenn es dort nichtläuft, kriegt es die Garderobe oder die Maskeab. Kameraleute, die sich unterfordert fühlen.Auch das Verhältnis zwischen Regisseur undProduzent bleibt nicht konfliktfrei, wenn letz-terer mit Hinweis auf den Auftrag gebendenSender trotz detaillierter Absprachen immer wie-der auf eine andere Ästhetik drängt.

Frank Döhmann, Produzent bei BadlandsFilm in Berlin und Professor für Kreatives Pro-duzieren an der Kunsthochschule für MedienKöln, sieht Konflikte zwischen Regisseuren undProduzenten ganz unaufgeregt als Alltag.Grundsätzlich sollten sich beide als Partner ver-stehen und ein möglichst gutes Produkt anstre-ben.Im Konfliktfall aber gelte die Devise: „Werdie wirtschaftliche Verantwortung trägt, darf be-stimmen. Andere dürfen mitbestimmen.“ EineEinschätzung, die auch den immer schwierige-ren Rahmenbedingungen der Dreharbeiten ge-

Konflikte am Set können den Dreh behindern und teuer für den Produzen-

ten werden. Deswegen sollte man es gar nicht soweit kommen lassen.

Über Konflikte am Set und Bewältigungsstrategien

Prima Klima!?VON PETER HANEMANN

schuldet ist, so Döhmann. Nach dem Willen derAuftrag gebenden oder koproduzierenden Sen-der solle ein Film zwar stets im modernsten Lookdaher kommen, doch zugleich erhöhe man imBudget gerade die Positionen nicht, die für dieUmsetzung dieses Looks unabdingbar seien.Döhmann: „Früher waren es z.B. 800 Schnit-te pro Film, heute sind es 1.800. Insgesamt istder visuelle Aufwand in den letzten Jahren we-sentlich größer geworden.“

Unabhängig von diesen ökonomischenZwängen hat man in der Ausbildung inzwischenden Stellenwert der Teamkommunikation er-kannt. An der ifs werden neben den Drehwerk-stätten, in denen die Produktions-Studenten er-ste praktische Erfahrungen sammeln, auchTeamcoaching-Seminare angeboten, die sichmit Kommunikation und Konflikten am Set aus-einandersetzen. Henrik Greisner (Acting Media)unterrichtet hier seit 2007. „Unsere Studentenlernen im ersten Schritt, wie man sich tatsäch-lich auch ohne SMS oder E-Mail verständlichmachen kann“, erklärt er. Ein Konflikt entste-he oft durch mangelnde Information und zuwenig Zeit. Deshalb müsse man sich manchmaleben Zeit nehmen. Für alle Konflikte am undüber das Set hinaus gelte im Übrigen die For-mel „It´s all about communication“. Ein zentra-les Problem seien jedoch die extrem langenStandzeiten: „Das klassische Bild von Filmleu-ten, alle stehen rum, trinken Kaffee, stimmt janicht. Alle Kollegen müssen über die gesamteDrehzeit auf dem Sprung sein.“ Dieses Stand-by sei anstrengend, auch wenn es nicht so aus-sieht. Konfliktträchtig sei auch der Umgang mitden meist schlecht bezahlten Praktikanten. Dabeklage ein berühmter und schlecht gelaunterGripper schon mal das viele „ungelernte Grob-zeug“ am Set. Zugleich glaube man in Deutsch-land unglücklicherweise, man könne Drehtagestreichen und dies mit billiger „Manpower“ aus-gleichen.

Ähnliche Rollenspiele machen Döh-mann und der WDR-Fernsehspiel-Chef Gebhard Henke auch ander KHM. Hier diskutierenund verhandeln bei-spielsweise Studentenals Auftraggeber undProduzenten Fallbei-spiele aus der Praxis undlernen so die Konfliktebenender Vertragspartner kennen.

Viel hängt von der Vorbereitung desDrehs ab, weiß Gernod Valendzik, der u.a. bei„Solino“ und „Die Päpstin“ als 1. Aufnahmelei-ter fungierte: „Der Vorlauf ist entscheidend.“

Dazu gehört auch die Ansprache der Motivpart-ner, ebenso der kontinuierliche Kontakt zu denjeweiligen Städten und vor allem zu den Anwoh-nern, ergänzt seine Fachkollegin Ricarda Goray(u.a. „Anonyma – eine Frau in Berlin“): „Zum Setgehören nicht nur die Filmschaffenden.“ Regieund Kamera sollten in der Vorproduktionspha-se gemeinsam auf Motiv-Tour gehen, um sichauf die jeweilige Location vorzubereiten. Für spä-tere Verstimmungen kann es dann immer nochgenügend Gründe geben. Stefan Odenthal, deru.a. bei der Produktion von „Mein Freund ausFaro“ die 1. Kamerabühne betreute, sieht im„fehlenden Respekt“ untereinander einen derwichtigsten Klima-Killer. Er erwartet insbeson-dere von der Regie gelegentlich ein „positivesFeedback, auch an Kostüm und Maske.“

Neben Respekt und Kommunikation gehörtVertrauen zu einer der wichtigsten Vorausset-zungen für ein positives Klima, das Konflikte ein-dämmen kann. Viele treue Filmpaare könnensich bei der Vorbereitung, am Set oder in derPostproduktion blind aufeinander verlassen. Soarbeiten Dreamteams wie Matthias Glasner undKamerafrau Sonja Rom, Christian Petzold undNina Hoss, Hermine Huntgeburth und EvaSchnare, Adolf Winkelmann und David Slamaoder auch Tom Tykwer und Frank Griebe zumTeil seit Jahren erfolgreich und vertrauensvollmiteinander. Horst Königstein, der gemeinsammit Heinrich Breloer u.a. die Bücher zu „DieManns“ und „Speer und Er“ geschrieben hat,beschreibt das Miteinander seit 1975 so: „In här-testen Exempeln haben wir unsere Arbeiten(auch die individuellen) abgeprüft. Wenn derText und das andere die Härtetests bestand –wenn also das Einfühlende und Distanzieren-de im Film, Stück, Improvisation immer wiederzum Überraschenden wurden, hatten wir (wie-der einmal) das Leben zu packen gekriegt. Ichliebe Team-Arbeit.“

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„Ich arbeite gerne mit Patricia Rommel zusammen, weil sie michmit meinen ganzen Unsicherheiten, Launen und Verzweiflungsattacke

aushält, weil wir eine ähnliche Vorstellung davon haben, worauf es in einer Sze-ne ankommt, weil sie so verdammt viel von Musik versteht, weil sie ein sicherer Rat-geber ist, eine leidenschaftliche Tüftlerin und ein teekochender Sonnenschein!“

Caroline Link Regisseurin

Patricia Rommel Editorin

„Ich arbeite gerne mit Caroline Link zusammen, weil wir unsauf Augenhöhe begegnen. Es ist ein offener und warmherziger

Austausch, bei dem Stärken und Schwächen längst abgesteckt worden sind. Ich lie-be Carolines wachen, blitzschnellen Geist und ihren Humor, ihre unbeirrte aber uneit-

le, respektvolle aber nie demütige Art. Diese in meinen Augen besten ‚Zuta-ten’ machen sie und ihre Filme so menschlich.“

newsletter 3/2009 – Schwerpunkt

• letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 18

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Ein traumhaftes Duo Inferna-le“ nennt der Online-Medien-

dienst Teleschau die beidenSchauspieler Axel Prahl undJürgen Vogel in „Zwölf Win-

ter“, und auch Willi Winklerglaubt in der Süddeutschen vom

30. April, dass der Film ohne diese bei-den an Unterhaltungswert einbüßte und

schreibt weiter: „Jürgen Vogel strahlt wie immer sei-nen kaum gebändigten Zorn auf die Welt aus, […] AxelPrahl spielt mit wahrer Freude die Wonnen der Ge-wöhnlichkeit.“ Wenn zwei Schauspieler vor der Kame-ra gut harmonieren und gemeinsam herausragende Lei-stungen bringen, wie bei „Zwölf Winter“ offensicht-lich der Fall, dann hat das viele Gründe. Doch es kön-nen noch so begabte Darsteller sein, sie können nochso brillant geführt, fotografiert und geschnitten sein:Stimmt die Chemie zwischen ihnen nicht, dann ist derFilm erledigt. „Das ist ähnlich wie beim Tennis“, sagtIris Baumüller, „je besser der Spielpartner, desto bes-ser spielt man selbst.“

Iris Baumüller ist Casting Director, Mitglied im Bun-desverband Casting und gemeinsam mit ihrem Kolle-gen Marc Schötteldreier Geschäftsführerin der KölnerFirma Die Besetzer. Beauftragt von den Produzenten Bet-tina Brokemper und Martin Zimmermann (20:15 Film-und Fernsehproduktion), besetzte sie die rund 30 Rol-len in „Zwölf Winter“. Basierend auf einer wahren Be-gebenheit bestand die Aufgabe darin, zwei opponie-rende Paarungen – zwei Serien-Bankräuber und zweiPolizisten – überzeugend zu besetzen. Hier also muss-te die Chemie doppelt stimmen: innerhalb der Paarun-gen und zwischen ihnen.

Eine stimmige Besetzung ist keine Kleinigkeit, ange-sichts der Bedingungen und Anforderungen, die zu be-achten sind: Gagengefüge, Wohnort, Verfügbarkeit, be-sondere Fähigkeiten, dazu die individuellen Präferenzen.In „Zwölf Winter“ gab es vor allem zwei konkrete Vor-gaben: Zum einen wünschte Regisseur Thomas Stillerfür diese Gangsterballade eine eher „amerikanische Be-setzung“. Gemeint sind damit Schauspieler, die emotio-nal und körperlich ihre Rollen auf den Punkt bringen kön-nen – im Gegensatz zur „englischen Besetzung“, die sichihre Charaktere erst erspielt. Und zum anderen war dieBesetzung des eher spießigen Bankräubers, der mit Tup-perdose zum Überfall kommt, seitens der Produktion be-reits vorgegeben: Axel Prahl sollte ihn spielen.

„Es ist durchaus üblich mit einer Rolle zu beginnen,um dann das restliche Ensemble zu bilden“, so Baumül-ler. Für sie ging es als erstes darum, den Partner von AxelPrahl zu besetzen. Ein Teamplayer war gefragt, einer,der Prahl ein gleichwertiges Gegenüber zu bieten im-stande ist, ohne, dass einer den anderen in den Schat-ten stellt. Gleichsam musste er etwas Kerniges haben,ein Typ mit Körperspannung, dem man das etwas Ab-gerockte der Figur ohne zu zweifeln abnimmt. Und sosetzte die Phase des „Name Droppings“ ein. Man über-legt, diskutiert, wägt ab. Als sich in diesem Fall JürgenVogel als Wunschkandidat heraus kristallisierte, bestä-tigte ein Gespräch mit Vogels und Prahls Agentinnendie Besetzungsidee: Beide haben zwar noch nie zusam-men gespielt, schätzen sich aber gegenseitig sehr undwürden gerne einmal zusammen arbeiten – keineschlechte Voraussetzung. Als nächsten Schritt also muss-te man beide zusammen bringen, ein Treffen arrangie-ren und sie gemeinsam erleben.

Doch zunächst galt es nun, zwei mögliche Coun-terparts zu finden. „Das Gefälle, das erzählt werden soll,ist nur so hoch, wie die Besetzung es zulässt“, sagt IrisBaumüller. In ihrem Büro füllen sich die Regale mit rund8.000 DVDs von Schauspielern, und das Archiv wächsttäglich. „Der Casting Director ist wie ein guter DJ“, er-klärt Iris Baumüller. „Der Produzent gibt die Rahmen-veranstaltung vor, und wir legen mit Know-how undGespür die passende Musik auf.“

Im Falle von „Zwölf Winter“ galt es, Polizistenfigu-ren zu finden, die gegen zwei starke Akteure wie AxelPrahl und Jürgen Vogel nicht abfallen und die man ernstnimmt. Die Wahl fiel mit Wotan Wilke Möhring undMatthias Koeberlin schließlich auf zwei Schauspieler, de-nen man dieses nötige Gegengewicht zutraute. Ein gu-tes Gespür für ein spannungsvolles Ensemble – späte-stens in diesem Moment ist diese essenzielle Eigenschaftguter Casting Directors gefragt. Iris Baumüller, die mitihrer Firma für das Ensemble von „Stromberg“ und Fil-me wie „Beautiful Bitch“ verantwortlich zeichnet, nenntes schlicht „psychologisches Gespür“ oder auch gleich:„Bauchgefühl“.

Und so wurde ein Treffen arrangiert mit allen vierDarstellern, man verstand sich bestens, und nachdemauch alle Eventualitäten zwischen Produktion und Agen-ten geklärt waren, blieb es am Ende bei diesen Paarun-gen, um die herum Iris Baumüller das Ensemble arran-gierte. „Es geht auch darum“, sagt Iris Baumüller, „gu-te Bedingungen am Set zu schaffen, damit sich alle wohlfühlen und effektiv arbeiten können“. Man muss ebenkein Alchimist sein, um für gute Chemie zu sorgen.

Dass die Chemie innerhalb des Filmteams stimmen muss, das ist die eine Sache

– was aber ist vor der Kamera? Wer garantiert, dass die Schauspieler mit

einander auskommen und – viel wichtiger – auch in den Rollen harmonieren?

Eine Casting-Fallstudie zu Thomas Stillers Film „Zwölf Winter“.

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Casting für „Zwölf Winter“

Mittlerin der HarmonieVON OLIVER BAUMGARTEN

„Ich arbeite gerne mit Horst Königstein zusam-men, weil er für mich der kompetenteste Spiegel ist, in den ich

hineinschauen kann.“

Heinrich Breloer Regisseur

Horst Königstein Drehbuchautor

„Für mich gibt es keinen liebenswerteren, tapfereren, sensibleren, ehrgeizi-geren Freund als Heinrich Breloer. Schon zu Beginn unserer dokumen-

tarischen Arbeit haben wir alle posierenden und eitlen Gestenin den Sud des Lebens zurückgekippt.“

Schwerpunkt – newsletter 3/2009

Starke Teamplayer in „Zwölf Winter“: Jürgen Vogel und Axel Prahl (rechts), Foto: WDR/Tom Trambow

Fotos:WDR/NDR

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newsletter 3/2009 – Schwerpunkt20

Als bekannt wurde, dass Kate Winslet undLeonardo DiCaprio zehn Jahre nach „Tita-

nic“ wieder gemeinsam vor der Kamera stehenwürden, fieberte nicht nur die weltweite Bou-levardpresse begeistert der Wiedervereinigungdes Hollywood-Traumpaares entgegen. Auchdie internationale Fangemeinde sah erwar-tungsvoll einer Neuauflage der romantischenZweisamkeit im Kino entgegen. „Revolutiona-ry Road“ bot dann nichts weniger als eine De-montage dieser Rollenerwartung. Winslet/Di-Caprio gaben jetzt ein Liebespaar jenseits desHappy-Ends. Ihre Beziehung hatte sich irgend-wo in Suburbia verloren, die Ehe funktionier-te nicht, die Protagonisten drifteten auseinan-der und trauerten ihren Jugendträumen nach.Die Geschichte erinnert von Ferne an die hef-tigen Auseinandersetzungen, die einige Jahr-zehnte zuvor Elizabeth Taylor und Richard Bur-ton auf und vor der Leinwand zelebrierten.Doch die waren auch im wirklichen Leben einPaar und lieferten mit ihren Eskapaden undSkandälchen ausreichend reale Belege für ihrmediales Image. Winslet/DiCaprio dagegen lie-ßen verbreiten, ihr Verhältnis ähnele eher demvon Geschwistern. Passend dazu wurde Wins-let-Ehemann und Regisseur Sam Mendes zitiert:„Sie kichern die ganze Zeit, sie haben die sel-be Art von Humor, und sie haben die selbe Ein-stellung zur Arbeit.“ Immerhin bewegt sich dieBeziehung der beiden Stars damit noch im fa-miliären Rahmen. Doch im Kino, wie im wirk-lichen Leben, ist es mit der zwischenmensch-lichen Chemie nicht mehr so einfach bestellt.In Deutschland besteht in größeren Städtenmindestens die Hälfte der Haushalte aus Sin-gles, mittlerweile wird bundesweit jede dritteEhe geschieden. Dabei geht deutlich mehr alsdie Hälfte der Scheidungsanträge von den Frau-en aus. Sogar der Bundesgerichtshof hat ebenmit alten Vorstellungen aufgeräumt: Das Mo-dell „Hausfrauenehe“, das in „RevolutionaryRoad“ scheitert, ist nun auch hierzulande keinoffizielles Leitbild mehr. Für ihren Unterhalt mussdie geschiedene Gattin – auch mit Kind –schneller als bisher selbst aufkommen und sicheinen Job suchen. Die Zeiten haben sich geän-dert. Egal, ob mit oder ohne Trauschein, manschuldet die Beziehung heute mehr sich selbstals dem oder der anderen. Die eigene Sehn-sucht zielt eher auf Selbstverwirklichung als aufdas Gegenüber. Wahrhaft prophetisch sang derSchlagersänger Chris Roberts schon 1970: „Ichbin verliebt in die Liebe, und manchmal auchin Dich.“

Früher war oft das Paar der Star. Heute zählen eher Professionalität und wechselnde Partner.

Woran liegt es, dass es die großen Traumpaare des Kinos, wie man sie früher liebte, so schon lange nicht

mehr gibt? Am veränderten Beziehungsverhalten oder dem Verschwinden des klassischen Liebesfilmes?

Über das Verschwinden der Traumpaare von der Leinwand

Sag mir, wo die Paare sindVON WOLFGANG HIPPE

Gute alte Zeiten

Früher war nicht nur die Scheidungsrate nied-riger, auch auf der Leinwand war nicht seltendas Paar der Star. Bis in die frühen 1960er hin-ein setzte sich „das“ Traumpaar des deutschenFilms allerdings aus einem Quartett zusammen.Maria Schell, Ruth Leuwerik, O.W. Fischer undDieter Borsche spielten mal mit dem einen, malmit der anderen in herzzerreißenden Dramenum Liebe und Schmerz. Dem Wirtschaftswun-der zum Trotz prägten die schicksalsschwerenFolgen des Zweiten Weltkriegs noch die Erin-nerung. Dann folgte die heile Welt der „Sissi“-Filme, dieRomy Schneider und Karlheinz Böhm zu ewi-gem Starruhm verhalfen, auch wenn die Bezie-hung der Protagonisten schon bröckelte. Als Ro-my sich im wirklichen Leben Alain Delon zu-wandte und in Frankreich Karriere machte, fühl-te sich das deutsche Publikum um seine Illusio-nen betrogen und mochte diese ungehörige Le-bensführung nicht verzeihen. Als Skandal galtauch, dass Eisprinzessin Marika Kilius eben nichtihren Prinzen Hans-Jürgen Bäumler heiratete,sondern einen Herrn Zahn. Das eigentliche deut-sche Traumpaar dieser Zeit aber kam mit Do-ris Day und Rock Hudson aus Hollywood. Day

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als weibliche „Screen’s Top Moneymaker“ undHudson gaben über mehrere Filme hinweg im-mer wieder die Geschichte von der biederen,aber lebenstüchtigen Blondine, die es irgend-wie schafft, den Macho-Man aus der Business-Welt vor den Altar zu ziehen. Dass Hudson sichspäter offen zu seiner Homosexualität bekann-te, verleiht den bunten Bildern von damals ei-nen gewissen ironischen Charme. Die Illusionwird flüchtig – Day bleibt mit ihrer Fixierung aufdie Vorstadtehe alleine zurück, wie in ihremwirklichen Leben. Fast in Vergessenheit gera-ten ist, dass der Star auch bei Alfred Hitchcockmitmachte.

Eher als Paar denn als Traumpaar haben ei-gentlich nur Walter Giller und Nadja Tiller dieZeiten überdauert. Vielleicht auch deshalb, weilsie beruflich oft getrennte Wege gingen und ihrLeinwand-Image wenig mit ihrem Privatlebenzu tun hatte. Damit kann man sie fast schon alsTrendsetter für die aktuelle Single-Generationund ihre Paare bezeichnen. Man pocht eher aufProfessionalität und die Wertschätzung entspre-chender Qualitäten – wie sonst auch könnteman sich selbst verwirklichen?

Heute fehlt es außerdem an Stoffen, dieden Traum vom Glück auf der Leinwand zulas-sen und damit überhaupt die Projektion der ei-

genen Wünsche auf die Schauspieler erlauben.Statt Liebesfilme mit Happy-End dominieren Be-ziehungsfilme, die nur selten in trauter Zwei-samkeit enden.

Natürlich gibt es sie noch im Kino, die gro-ßen romantischen Gefühle, die Hoffnung aufdie große Liebe. Aber sie sind selten gewordenund Paare auf der Leinwand die Ausnahme.Selbst Angelina Jolie und Brad Pitt, „das“ Traum-paar der internationalen Klatschpresse, verdan-ken ihren Status nicht dem gemeinsamen Auf-tritt im Film. Jeder der beiden hat seine Erfol-ge alleine erzielt – und mit wechselnden Part-nern. Ob sie ein Traumpaar bleiben, hängt vorallem von ihrem medial interessanten Privatle-ben und Beigaben wie ihrem sozialen Engage-ment ab.

Winslet/DiCaprio mögen dem Publikum von„Titanic“ immer wieder und wieder die Illusioneines Traumpaares schenken. Tatsächlich sindsie es nicht erst seit der „Revolutionary Road“-Reunion nicht mehr. DiCaprio spielt Underco-ver-Polizisten, die zwischendurch nicht mehr ge-nau wissen, wer sie denn sind und für was siestehen. Winslet hat den Oscar für ihre Rolle in„Der Vorleser“ bekommen. Dort spielt sie eineSingle-Frau.

Frau Schrade, was ist besonderswichtig bei der Arbeit am Set? Es geht um angstfreies Drehen. Dafür muss je-

der seinen Job machen können, und wenn man ihnnicht machen kann, muss man es sagen. Für persön-liche Befindlichkeiten ist am Set kein Platz.

Wann läuft es gut?Im günstigen Fall sind Teile des Teams mit-

einander vertraut. Wenn Regie und Kame-ra sich mögen, ist das schon die halbe

Miete. Im Idealfall sind sie ein „Traum-paar“. Die Auswahl des Teams sollteauch die gute Chemie im Team berück-sichtigen und nicht nur die Gagen. Und

es gilt: „Never change a winning team“.

Kann die Regieassistenz retten,was andere falsch machen?

Bedingt. Man kann heiße Kohlen aus demFeuer holen, damit die Produktion nicht ganz den Bachrunter geht. Retten ist aber eigentlich nicht der Job derRegieassistenz. Wenn der Fisch vom Kopf stinkt, hilftauch die beste Soße nicht.

Wie kann die Regie mögli-chen Konflikten die Spitze neh-men?

Indem sie ehrlich mit ihren Fähig-keiten umgeht, sich traut zu sagen:Das kann ich, das kann ich nicht, hierbrauche ich Hilfe. Die Regie kannWind aus den Segeln nehmen und ei-

nen neuen Kurs einschlagen, um Konflikte umzulen-ken. Normalerweise sollte es aber so sein, dass die Re-gie Konflikte gar nicht erst mitkriegt, dafür ist ja eigent-lich der Regieassistent da.

Welche Rolle spielen die materiellenRahmenbedingungen?Eine Crew ist – leider – wie eine All Inclusive-Rei-

segruppe. Ein gutes Klima entsteht auch dann, wenndie Rahmenbedingungen wie etwa das Catering stim-men. Wenn ein Team Lust hat zu arbeiten, arbeitet esauch besser und schneller. Und das kommt der Pro-duktion wieder zu Gute, auch finanziell.

Surk-Ki Schrade arbeitet seit 1996 als

Regieassistentin. Ihr Spektrum reicht

von Serien bis zu Kinofilmen. Sie war

u.a. an „Stromberg“, „Tatort“-Filmen

und Fatih Akins „Auf der anderen

Seite“ beteiligt. Wie definiert sie die

gute Chemie am Set?

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Interview Surk-Ki Schrade

Angstfrei Drehen

„Ich arbeite gerne mit Dominik Grafzusammen, weil er mit seinem außergewöhnlichen

Lese- und Vorstellungsvermögen aus meinen Büchern Filmemacht, die mich nie enttäuschen, sondern die das treffen, was ich

meine – und weil er einfach ein guter Typ ist.“

Markus Busch Drehbuchautor

Dominik Graf RegisseurIch arbeite gerne mit Markus Busch, weil ich

seine Ideen und auch seine Arbeits- und Denkweise schon auf derKHM damals sehr mochte, weil seine Bücher immer tolle Überraschun-gen bergen, die mich als Regisseur herausfordern, weil wir uns fabel-haft beim Arbeiten unterhalten können, und weil er hundertpro-

zentig loyal ist, weil wir eine ähnliche Meinung über den Zu-stand der deutschen Filmbranche haben und daher die-

selben Ziele verfolgen, und weil er seine Zie-le nie verraten würde.“

Schwerpunkt – newsletter 3/2009

Traumpaar Nadja Tiller und WalterGiller 1957 in „Drei Mann auf ei-nem Pferd" Foto: NDR/BR/Degeto

Surk-Ki SchradeFoto: privat

Foto: Gernot Schander

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ACE (Ateliers du Cinéma Européen) istheute eines der wichtigsten europä-

ischen Produzentennetzwerke. Seit seinerGründung im Jahr 1993 haben über 200Spielfilmproduzenten aus 23 europä-ischen Ländern an dem Weiterbildungs-programm teilgenommen.

Bei ACE steht der Produzent im Mit-telpunkt; dabei konzentriert sich das Wei-terbildungsprogramm auf sämtlicheAspekte der Projektentwicklung – von derDrehbuchanalyse, der Vorbereitung vonFinanzierungsplänen bis zur Suche nachgeeigneten Partnern und der Erarbeitungvon Vermarktungs- und Vertriebsstrate-gien.

2008 wurden 16 Spielfilmproduzen-ten aus elf Ländern für das Programm aus-gewählt, darunter Titus Kreyenberg vonder Kölner unafilm. Die Produzenten nah-men zuerst an einem Pre-Workshop imNovember teil, gefolgt von einem einwö-chigen Intensiv-Workshop im Dezemberund einem weiteren Seminar im März. Fürdie MEDIA-Seite fragte der Newsletter denunafilm-Produzenten nach seinen Erfah-rungen bei ACE.

Warum haben Sie sich fürdie Teilnahme am ACE-Pro-gramm entschieden?Ich hatte seit geraumer Zeit Wege

gesucht, um auf dem europäischen MarktFuß zu fassen. ACE schien für mich maß-geschneidert. Ich hatte einProjekt und war meiner Mei-nung nach erfahren genug,um den Anforderungen we-nigstens auf dem Papier zugenügen.

Mit welchemProjekt haben Sieteilgenommen? Ich habe mich mit einer

deutsch-schweizerischen Ko-produktion beworben, dieich seit 2005 mit der Regis-seurin Sophie Heldman entwickelt habe,und die seit April diesen Jahres in Produk-tion ist: „Satte Farben vor Schwarz“ – einLiebesfilm mit Bruno Ganz und Senta Ber-ger (siehe auch den Setbericht rechts).

Warum gerade diesesProjekt?Es war das internationale Projekt,

das am weitesten entwickelt war, undBruno Ganz hatte schon zugesagt – einattraktives Paket, wie ich fand.

Wie verlief dann die Aus-wahl bei ACE?Nach einer eingehenden schrift-

lichen Vorstellung des Projekts und einerpersönlichen Begründung, in der ich dar-legen sollte, warum ich der Meinung war,genau der Richtige zu sein, hörte ich lan-ge nichts. Dann wurde ich nach Paris ein-geladen und musste mich einer Jury stel-len, die mir unendlich groß schien. SimonPerry habe ich erkannt, aber ansonstenwaren die Menschen hinter dem langenTisch fremd für mich.

Wie brach das Eis? Es entwickelte sich sofort ein ausge-

sprochen lebhaftes und sehr lustiges Ge-spräch über Alter und Tod, in dessen Ver-lauf der Ehrenvorsitzende und Gründervon ACE, Colin Young, den anderen Mit-gliedern das Recht absprach, meinen Stoffzu beurteilen, weil sie alle noch nicht altwären. Er ist weit über achtzig. Mir kames so vor, als sei das Gespräch nach fünfMinuten vorbei gewesen – in Wirklichkeit

hat es, glaube ich, eine Stun-de gedauert. Ich wurde in dieSonne vor der Pariser Operentlassen und wusste nicht,was ich denken sollte. EineWoche später kam die Zusa-ge.

Welche Tipps wür-den Sie ACE-Interessen-ten für die Bewerbunggeben?

Auf sich selbst zu hö-ren. Offen sein. Ein gutesProjekt haben.

Was bietet das Programmdenen, die eingeladen werden?Bei mir hat es in erster Linie das

Selbstvertrauen gestärkt: Die anderen ko-chen alle auch nur mit Wasser und wis-sen genauso wenig oder so viel wie ichauch. Das zu wissen, ist schon mal nichtschlecht.

Die Basis bilden zwei ausgedehnteWorkshops, bei denen man das Projektder Gruppe und einem Auditorium vonExperten vorstellt. Im Grunde genommenwerden dann das Buch und die Finanzie-rung komplett hinterfragt, um nicht zu sa-gen auseinander genommen. Das ge-schieht in einer total kollegialen Atmo-sphäre, und es hilft, zu erkennen, ob einFilm etwas werden kann oder nicht, undzwar dann, wenn man noch nicht beson-ders viel investiert hat.

Das war für manche si-cherlich erstmal keine schöneErfahrung…Es geht dabei nicht darum, etwas

schlecht zu reden, sondern Schwachstel-len aufzuzeigen und Alternativen zu ent-wickeln. Nach und nach bekommt manso auch einen Überblick über die europä-ische Koproduktionslandschaft, weil dieMitglieder aus vielen verschiedenen Mit-gliedsstaaten der EU kommen und jedersein Land vorstellen muss.

Der erste Workshop fand noch in Pa-ris statt, und wir alle dachten: „Oh, Paris– das wird schön“. Das Programm er-streckte sich aber von morgens neun bisabends neun, und dann war der Tag nochnicht rum, sondern setzte sich fort bei ei-nem ausgedehnten Essen, bei dem manmit Sales Agents, Finanziers, Kollegen usw.zusammengebracht wurde.

Welche Experten habenSie betreut?Man hat bei ACE zwei Betreuer, an

die man sich immer wenden kann. Bei mirwaren das Colin Young und Ronan Girre(ACE). Darüber hinaus hat es mir aber ex-trem geholfen, mit erfahrenen Vertreternvon Weltvertrieben wie Sébastien Beffa(Films Distribution), Carl Clifton (Hand Ma-de Films International), Charlotte Micki(Celluloid Dreams) und Philippe Bober (TheCoproduction Office) eingehend zu spre-chen und Menschen wie Jérome Paillard(Cannes Film Markt), Jean-Luc Ormières(Produzent & Berater) und Roberto Olla(Eurimages) kennen zu lernen.

Was hat Ihnen an ACE be-sonders gefallen?Dass die Welt kleiner geworden ist

und dass zu jeder Zeit eine vollkommenoffene Atmosphäre herrschte. Alles wirdgesagt, nichts verlässt den Raum. DasGanze hat ein bisschen was von einer ver-schworenen Gemeinschaft.

Ich hatte durch die Teilnahme an ACEdie Gelegenheit, mein Projekt noch einmalkomplett zu überdenken. Außerdem habeich angefangen über Filme nachzudenken,die ich mit Irland, Kroatien, Ungarn, Spa-nien und und und machen könnte.

newsletter 3/2009 – MEDIA22

ACE - Ateliers du Cinéma Européen

Eine verschworeneGemeinschaft

Was ist der größte Nut-zen, den das ACE-Netzwerkbietet?Es hat meinen Horizont ungemein

erweitert, und ich habe das Gefühl, dassich in ganz Europa im Nu einen ACE-Kol-legen ans Telefon kriege und eine verläss-liche Antwort auf meine Fragen erhalte.Außerdem bin ich durch die Mitglied-schaft im ACE-Netzwerk für andere Pro-duzenten in Europa wahrnehmbar. Dashat sich schon während des Workshopsgezeigt und fängt bereits an, Früchte zutragen. ACE hat begriffen, dass die Zu-kunft des Kinos in Europa nur gemeinsamgesichert werden kann, dass unsere Un-terschiede unser großer Vorteil sind. Manteilt und kommt reich beschenkt nachHause.

Wem würden Sie ACEempfehlen?Ich würde ACE allen empfehlen, die

bereits zwei oder drei Kinoproduktionengestemmt haben und in Europa Fuß fas-sen wollen.

Die Anmeldefrist für das nächsteACE-Programm endet am 22. Juni.Weitere Informationen unterwww.ace-producers.com.

Senta Berger und Bruno Granz am Set von „Satte Farben vor Schwarz“, Foto: Christian Schulz/unafilm

Titus Kreyenberg,Foto: unafilm

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Schattierungen von Grün wohin man schaut. Hügellandschaft

bis zum Horizont, Wiesen, teils frisch gemäht, dazwischen locker

verstreute Baumgruppen. Einsam am Wegrand steht eine kleine,

leuchtend weiße Kapelle, direkt davor ein imposanter Lindenbaum.

An diesem fast wolkenlosen Maitag zeigt sich das Bergische

Land östlich von Köln von seiner schönsten Seite. Hochzeitswetter

für Sophie Heldmans Debütfilm „Satte Farben vor Schwarz“.

Setbesuch „Satte Farben vor Schwarz“

Freie Entscheidung VON CHRISTIAN SEEBAUM

BUbububububub, Foto: XXXXXX

Gleich wird hier eine Filmhochzeit stattfin-den. Die Eltern der Braut, Anita und Fred,

gespielt von Senta Berger und Bruno Ganz,werden mit einer schwarzen Limousine vorfah-ren, auf einem Feldweg parken, die letzten Me-ter zur Kapelle zu Fuß zurücklegen, auf halbemWeg der entgegen eilenden Tochter in die Ar-me fallen. Das nach Jahrzehnten Ehe lebens-und liebeserfahrene Paar steht im Zentrum von„Satte Farben vor Schwarz“ (Arbeitstitel), demErstlingsfilm der jungen Regisseurin SophieHeldman. Anita und Fred haben ein Geheim-nis: Fred hat Krebs. Die Diagnose hat ihrer Be-ziehung, die so lange unmerklich gewachsenist und scheinbar immer einfach so weiter ging,eine neue, bisher ignorierte Dimension gege-ben: Endlichkeit.

Ausgangspunkt für die Geschichte, sagt dieFilmemacherin Sophie Heldman, sei ein Ehepaargewesen, das sie als Teenagerin kannte. „Es hatmich immer sehr beeindruckt, wie gut die bei-den miteinander umgingen.“ Vier Jahre hat sieam Drehbuch gearbeitet, zunächst für beide Fi-guren 40 Jahre Lebensgeschichte aufgeschrie-ben. Dann den letzten Tag der Geschichte – derim Film etwa zehn Minuten umfassen wird – alseigenständigen Prosatext ausgearbeitet. Anitaund Fred treffen dort eine Entscheidung, sagtHeldman, „weil sie wollen, nicht weil sie müs-sen.“ Darin sieht sie den zentralen Punkt desStoffs, in der Frage nach Eigenverantwortungund individuellem Mut, Konsequenzen zu tra-gen. Von diesem letzten Tag an „rückwärts“ istdas Drehbuch geschrieben worden. Und des-sen Qualität dürfte nicht unwesentlich dazu bei-getragen haben, dass Bruno Ganz und Senta

Berger für das Projekt gewonnenwerden konnten.

P roduz i e r twird „Satte

Farben

vor Schwarz“ von Titus Kreyenbergs unafilm.Das Gesamtbudget beträgt knapp zwei Millio-nen Euro. Es sei ihm sehr wichtig, sagt Kreyen-berg, dass das eingesetzte Geld später so weitwie möglich auch wirklich auf der Leinwand zusehen sein wird. Er spricht von „Kino“-Qualitätund von seinem Anspruch, mit jedem Projektweiter zu wachsen. Titus Kreyenberg hat seinenBerufsweg als Produzent der legendärenFernsehserie „DerFahnder“ begon-nen – als

kleine Reminiszenz beginnen die Auto-Num-mernschilder in „Satte Farben“, der „irgendwoin Deutschland“ spielen soll, mit den Buchsta-ben GX für Gleixen, jener fiktiven Stadt, in dereinst der Fahnder ermittelte. Auch beim „Fahn-der“ habe er schon gerne mit Nachwuchsregis-seuren zusammen gearbeitet, sagt Kreyenberg.Insofern will er den Debütcharakter von „Sat-

te Farben“ auch nicht als be-sonderes Risiko gelten

lassen. Mit demVerlauf

der Dreharbeiten bis zu diesem 21. von insge-samt 30 Drehtagen ist er hoch zufrieden. Wasdem Produzenten jedoch Stress macht, ist dieFinanzierung, die eine lange Liste von deutschenund schweizer Partnern zusammenbringt: DieFilmstiftung NRW ist mit 450.000 Euro dabei,dazu BKM, DFFF, die Zürcher Filmstiftung, Eu-rimage, WDR, Arte und das Schweizer Fernse-hen. „Wegen der Finanzkrise ist die Zwischen-finanzierung durch die Sparkassen viel proble-matischer geworden“, berichtet Kreyenberg,„die wollen jetzt immer zunächst alle unter-schriebenen Verträge sehen. Doch Film ist einschnelles Geschäft, da ist es ganz üblich, dassbei Drehstart noch nicht alles vorliegt.“

An der Kapelle neben der Linde, unweit ei-nes Örtchens namens Linde im VerwaltungskreisLindweiler geht es am Nachmittag dieses 21.Drehtages fast so entspannt zu wie bei einemLandausflug. Bruno Ganz sitzt im Schatten hin-ter einer großen Zeitung und studiert die Vor-berichterstattung zum UEFA-Pokal-Endspiel, dasam Abend in der Türkei stattfinden wird. „Wiesprechen die Türken noch mal Istanbul aus?“ –„Ischtanbül“, sekundiert Barnaby Metschurat,der im Film Freds Sohn verkörpert. Dann kommtein weiterer Wagen vom wenige Fahrminutenentfernt gelegenen Basiscamp herüber. Es ent-steigt – richtiger müsste man sagen: entschwebt– Senta Berger in der Aufmachung als Braut-mutter auf der gediegenen Hochzeitsfeier einerFamilie aus besseren Kreisen. Sie trägt schöneSchuhe mit schmalem Absatz, Ton in Ton miteinem eleganten, sommerlich-leichten Kleid undumgehängtem Tuch, alles in einer geschmack-voll-dezenten Mischfarbe, für die es außerhalbder Modewelt keinen Namen gibt. Ihre zierli-che Gestalt bekommt in der bäuerlichen Wald-und-Wiesen-Kulisse einen Hauch von Unwirk-lichkeit.

Kurz darauf sind auch die festlich heraus-geputzten Statisten, die die Hochzeitsgesell-schaft im Bildhintergrund darstellen, sowie derals Pfarrer posierende echte örtliche Gemein-dereferent („Ich bin Laie, das ist wichtig“) amDrehort eingetroffen. Aufgenommen wird ei-ne Totale: Die Limousine hält im Vordergrund,

es entsteigen zunächst Anita und FilmsohnPatrick, Fred stellt den Wagen ab und folgt

ihnen in Richtung Kapelle. Eine lange Ein-stellung ohne Dialog. Aber erst mal

heißt es, warten bis alles bereit ist.Weil die Sonne brennt, werden

für die Darsteller Schirme alsSchutz bereit gehalten. Wäh-

rend Senta Berger freundlich ab-lehnt („Ich werde höchstens braun, nicht

rot“), entwickelt Bruno Ganz in seinemschwarzen Anzug mit dem Schirm in der

Hand plötzlich erstaunliche Ähnlichkeit mitPan Tau, einer frühen Größe des tschechi-schen Kinderfernsehens, es fehlt nur dieMelone. Dann gibt die Regisseurin das Si-gnal für einen weiteren Take, und derSchirm verschwindet. Auf die Frage, ob

es als Debütantin nicht schwierig seinkönne, mit solchen Leinwandgrößenwie Bruno Ganz und Senta Berger zu-sammenzuarbeiten, antwortet SophieHeldman selbstbewusst: Das sei esdoch, was Filmemachen ausmache, die

Kombination von Erfahrung und Auspro-bieren. „Egal, wie viel man zuvor schon gemachthat, jeder neue Film bedeutet einen gemeinsa-men Aufbruch ins Unbekannte.“ Wohin derdiesmal führt, sehen wir Anfang 2010 im Kino.

Setbericht – newsletter 6/2009

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Fliegende BilderSeit Oktober letzten Jahres arbeitet FilmemacherAdolf Winkelmann („Contergan“) an seinemneuen Projekt „Fliegende Bilder“, in dem esum die filmische Inszenierung des Industriege-bäudes Dortmunder U (Unionbrauerei)geht, dasbis 2010 zu einem Kunst- und Kreativzentrumumgebaut wird. Adolf Winkelmann wird des-sen Einweihung im Mai 2010 mit einer Filmin-stallation krönen: Die „Fliegenden Bilder“ sol-len ein Porträt des Ruhrgebietes werden, skur-

ril und exakt, kritisch und empathisch. Zurzeiterarbeitet Winkelmann mit prominenten Schau-spielern wie Peter Lohmeyer, August Zir-ner, Benjamin Sadler, Dietmar Bär, Ka-tharina Wackernagel, Caroline Peters,Stephan Kampwirth und mit Originaldar-stellern in seinem Studio im TechnologiezentrumDortmund die Installation „9 Fenster“ für die Ver-tikale im Dortmunder U.

Winkelmann Filmproduktion, Tel. (0231) 97425550; [email protected]

Die Teufelskicker„Die Teufelskicker“ nach den gleichnami-gen Hörbuch-Bestsellern von Frauke Nahr-gang werden noch in diesem Jahr an 36 Dreh-tagen auch in NRW verfilmt. „Die Teufelskickersind eine Kinoproduktion der UFA Cinema inZusammenarbeit mit Phoenix Film. Die Pro-duzenten sind Markus Brunnemann, Tho-mas Peter Friedl und Dr. Jürgen Schu-ster. Regie führt Granz Henman, das Dreh-buch schrieb Christoph Silber. Held der „Teu-felskicker“ ist Moritz. Er liebt Fußball, und derSV Hulstorf, den sein Vater trainiert, ist sein Zu-hause. Deswegen trifft es ihn hart, als sich sei-ne Eltern trennen und er mit seiner etwas schrul-ligen Mutter zum grummeligen Opa Rudi zie-hen muss ... Im Frühjahr 2010 sollen „Die Teu-felskicker“ ins Kino kommen.

UFA Cinema, Tel. (0331) 70600 [email protected]

Work Hard – Play HardMit dem Dokumentarfilm „Work Hard –Play Hard“ unternimmt Regisseurin CarmenLosmann eine Reise durch die postindustriel-len Werkstätten der Wissens- und Dienstlei-stungsarbeit und untersucht die Utopie einerneuen, freien Arbeit. Das dokumentarischeRoadmovie sucht episodische Portraits von Men-schen, die auf unterschiedliche Weise damit zutun haben, andere Menschen „zukunftsfähig“und „hochleistungstauglich“ zu machen. ErikWinker produziert „Work Hard – Play Hard“für die Kölner HUPE Film- und Fernseh-produktion.

HUPE, Tel. (0221) 20533700; [email protected] [email protected]

Unter Dir die StadtRegisseur Christoph Hochhäusler schriebzusammen mit Ulrich Peltzer das Buch für„Unter Dir die Stadt“, der in der zweitenJahreshälfte an über 20 von 35 Drehtagen imGroßraum Köln realisiert wird. Nach „FalscherBekenner” produziert Heimatfilm damitauch den neuesten Kinofilm von Hochhäusler:In dem Drama verliebt sich der BankmanagerCordes in Svenja, die Frau eines Angestellten.Eine heimliche Beziehung entwickelt sich, dievon Treffen zu Treffen existenziellere Züge an-nimmt. Roland benutzt seine Macht, um Sven-jas Mann durch eine Versetzung aus dem Spielzu halten. Als sie davon erfährt, fühlt sie sich ma-nipuliert und beendet die Affäre.

Als Kameramann ist Bernhard Keller da-bei, die Redaktion für den WDR hat Micha-el André.

Heimatfilm, Tel. (0221) 977799-0; [email protected]

SchilfSchilf muss vor seinem Tod einen letzten Fall lö-sen und trifft auf die Welt der beiden PhysikerSebastian und Oskar. Die Aufklärung eines Mor-des wird zu einer Reise in ein Universum, in demalle feststellen müssen, dass die Realität etwasanderes sein kann als das, wofür man sie ge-halten hat. „Schilf“ ist ein philosophisches Dra-ma mit physikalischen Elementen nach demgleichnamigen Roman von Juli Zeh.

Passend zum Thema des Krimis konnte Pro-duzentin Manuela Stehr die RegisseurinClaudia Lehmann gewinnen. Es wird der er-ste Film der promovierten Physikerin. Das Dreh-buch schrieb Claudia Lehmann zusammen mitLeonie Terfort. Wenn im Herbst dieses Jah-res der Film komplett in Köln, Aachen und Um-gebung gedreht wird, steht Benedict Neu-enfels hinter der Kamera. „Schilf“ ist eine Pro-duktion von X Filme Creative Pool, derWDR ist als Sender dabei. X Verleih wird denFilm ins Kino bringen.

X Filme Creative Pool, Tel. (030) 23083311; [email protected]

Marie Brand unddas mörderischeVergessen (AT)Mariele Millowitsch ermittelt wieder alsKommissarin „Marie Brand“: Im Pathologi-schen Institut der Uniklinik Köln wird der cho-lerische Dr. Jens Bergengruen vergiftet aufge-funden. Während seine Sekretärin, die unter ihmzu leiden hatte, und Steffen Schmieder, der we-gen Bergengruen unschuldig im Gefängnis saß,ins Zentrum der Ermittlungen der KommissareMarie und Simmel geraten, entdeckt Marie,dass auch der Vorgesetzte Professor Jacobseneinen guten Grund hatte, Bergengruen zu be-seitigen.

Cologne Film (Produzenten: Micha Ter-jung/Sabine de Mardt) realisiert die neueFolge des TV-Krimis für das ZDF (Redaktion:Klaus Bassiner, Wolfgang Feindt). Regis-seur Florian Kern setzt das Buch von Wolf-gang Stauch vom 5. Mai bis zum 9. Juni inKöln und Umgebung in Szene. Neben Marie-le Millowitsch stehen Hinnerk Schöne-mann, Stefan Reck, Thomas Heinze, Ul-rich Noethen, Esther Zimmering undFlorian Panzner vor der Kamera von BerndFischer.

Cologne Film, Tel. (0221) 934708-0;[email protected]

Mit Glanz & GloriaDie letzte Klappe für Dieter Wedels ,,MitGlanz & Gloria“ fiel am 24. Mai in Nordrhein-Westfalen. Für den Fernsehfilm wurden von En-de April an in Köln, Bonn, Bergisch-Gladbach,Bensberg und Düsseldorf an zwölf der insge-samt 60 Drehtage Aufnahmen gemacht. „MitGlanz & Gloria“ ist ein Film über die Gier nachMacht und Geld, die Sucht nach Luxus, Liebe,Freundschaft in einer vom Profit bestimmtenWelt. In den Hauptrollen sind Ulrich Tukur,Devid Striesow, Uwe Ochsenknecht,

Heinz Hoenig, Harald Krassnitzer, KaiWiesinger, Jeanette Hain, Sibel Kekil-li, Katharina Wackernagel und MarionMitterhammer zu sehen. Der Fernsehzwei-teiler ist eine Gemeinschaftsproduktion vonARD Degeto, WDR, NDR, MDR, RadioBremen, ARTE und ORF in Koproduktion mitder Bavaria Fernsehproduktion, Colonia Me-dia und Bremedia. Produzenten sind Mat-thias Esche und Jan S. Kaiser, die Redak-tion hat Jörn Klamroth.

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;[email protected]

Rennschwein RudiRüsselEr rennt, und rennt und rennt. Für nächsten 13Folgenn der TV-Serie „Rennschwein RudiRüssel“ wird vom 9. Juni bis zum 13. Okto-ber komplett in Overath und Umgebung ge-dreht. Relevant Film (Produzentin: HeikeWiehle-Timm) produziert für die ARD im Auf-trag des WDR (Redaktion: Brigitta Mühlen-beck). Rolf Wellingerhof und Wolfgang

Groos inszenieren die Folgen, für die Gabrie-le Kob, David Ungureit, Manfred Kos-mann und Katharina Reschke das Dreh-buch schrieben.

Vor der Kamera von Chris Rowe und Ha-rald Cremer spielen Martin Lindow, Il-knur Boyraz, Peter Franke, Regine Ver-geen, Lukas Karlsch, Aylin Yelda Sen-gül und Imge Ünlü.

Relevant Film, Tel. (040) 4132710, [email protected]

Vorstadtkrokodile Nach dem erfolgreichen Remake inszeniertChristian Dittert auch „Vorstadtkroko-dile 2: Das Abenteuer geht weiter”. Ge-dreht wird das Sequel der Krefelder Westsidemit Rat Pack (Produzent: Christian BeckerAusführende Produzentin: Lena Olbrich) undConstantin Film (Martin Moszkowicz)vom 30. Juni bis zum 31. August in Köln, Dort-mund und Porta Westfalica. Christian Ditter

schrieb das Buch für die Fortsetzung zusammenmit Neil Ennever. Zu den Darstellern gehö-ren unter anderem Nick Romeo Reimann,Fabian Halbig, Leonie Tepe, ManuelSteitz, Nora Tschirner, Smudo, MariaSchrader und Dietmar Bär. Die Kameraführt Christian Rein. Der Constantin FilmVerleih wird den Jugend- und Kinderfilm wie-der ins Kino bringen.

Westside, Tel. (02151) 6266620; [email protected]

SaschaRund um den Kölner Eigelstein spielt die Migran-ten-Tragikomödie um den jungen Titelhelden Sa-scha und sein kompliziertes Leben: Mutter Stan-ka möchte aus ihm einen Starpianisten machen,Vater Vlado würde ihn am liebsten nach Mon-tenegro zurückschicken – und Sascha träumt in-dessen heimlich von seinem Klavierlehrer. Be-gonnen haben die Dreharbeiten zum Kinofilm„Sascha“ (AT) am 19. Mai. Die Debütproduk-tion der jungen Kölner Firma eastart pictu-res wird an 25 Tagen noch bis Juli komplett inKöln und Umgebung gedreht. ProduzentinEwa Borowski und Filmemacher DennisTodorovic haben sich im allerersten Jahrgangder ifs kennen gelernt. Verstärkt wird das Film-team von Kameramann Andreas Köhler. Re-gisseur und Autor Dennis Todorovic, selbst zur

Hälfte Tscheche, zur Hälfte Montenegriner, hatdas Drehbuch beim Berlinale Talent Campus ent-wickelt. Die Hauptrollen spielen der NewcomerSascha Kekez, Tim Bergmann („Echte Ker-le”) und Pedja Bjelac („Harry Potter und derFeuerkelch”). „Sascha“ entsteht ohne Sender-beteiligung.

Eastart Pictures, Tel. (0221) 16908976;[email protected]

Die kommendenTageJohanna Wokalek wird nach „Der BaaderMeinhof Komplex“ und Sönke Wortmanns„Die Päpstin“ die Reihe ihrer spannenden Rol-len im neuen Film von Lars Kraume („KeineLieder über Liebe“) fortsetzen. „Die kommen-den Tage“ erzählt vor dem Hintergrund derinstabilen Weltlage am Anfang des 21. Jahrhun-derts die Lebensgeschichte der ProtagonistinLaura Kuper. Ihre Biografie und die Geschich-te ihrer Familie führt den Zuschauer über die na-he Zukunft des nächsten Jahrzehnts in eine Uto-pie unserer Welt in zwanzig Jahren.Die Produktion von Badlands wird im Som-mer 2009 an 20 von 55 Drehtagen in NRW rea-lisiert. Produzenten für Badlands sind Matthi-as Glasner, Lars Kraume, Jürgen Vo-gel, Katrin Schlösser und Frank Döh-mann. Als Darsteller sind neben Johanna Wo-kalek, Bernadette Heerwagen („Ich bin dieAndere“), Daniel Brühl und August Diehldabei. „Die kommenden Tage“ ist nach „Thisis Love“ das zweite Projekt der Badlands Film.UFA Cinema wird den Film ins Kino bringen.

Badlands Büro Köln, Tel. (0221) 27096945;[email protected]

newsletter 3/2009 – Dreharbeiten24

Am „Sascha“-Set (v.l.): Luiz Melo Paiva e Silva (Ton-Assi), Pierre Pasler (2nd Unit Kamera), Martin Neuse (Oberbeleuchter), Andreas Köhler (Kameramann), Foto: Richard Böhringer

• letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 24

Page 25: Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW · Auf der ganzen Welt gibt es keinen einsa-meren Ort als das Bergfest einer Filmpro-duktion. Zumindest für den, der nur als Gast

Jud Süß! – Sympa-thie für den Teufel„Jud Süß! – Sympathie für den Teufel“heißt der neue Film von Oskar Roehler, dener nach einem Drehbuch von Klaus Richternoch in diesem Sommer auch in Nordrhein-Westfalen inszeniert. Roehler verfilmt mit Mar-tina Gedeck, Tobias Moretti und Justusvon Dohnanyi die Lebensgeschichte desSchauspielers Ferdinand Marian. Der spiel-te in Veit Harlans antisemitischem Hetzfilm„Jud Süß“ die Hauptrolle und erhielt wegen sei-nes Mitwirkens nach Ende des Krieges Auftritts-verbot. 1946 starb Ferdinand Marian bei einemAutounfall.

Produziert wird „Jud Süß! – Sympathie fürden Teufel“ von der Clasart Film- und Fern-sehproduktion in Koproduktion mit der öster-reichischen Novotny & Novotny und der un-garischen Budapest Film Productions. DenVerleih übernimmt Concorde.

Tele München Gruppe, Tel. (089) 290 930; [email protected]

Pina Bausch in 3D „Die zweidimensionale Kinoleinwand war bis-lang nicht in der Lage, weder emotional nochästhetisch, Pina Bauschs Arbeit gerecht zu wer-den. 3D wird uns die Möglichkeit geben, denZuschauer direkt mit auf die Bühne zu nehmen,mitten hinein ins Zentrum des Geschehens“,sagt Wim Wenders, der seine lang geplan-te Zusammenarbeit mit Pina Bausch Dank derneuen Technik nun endlich starten kann. Im Sep-tember sollen die Dreharbeiten für den 3D-Tanz-film „Pina“ beginnen, der als Koproduktion der

Neue Road Movies mit dem TanztheaterWuppertal Pina Bausch entsteht. „Bishergibt es in 3D noch kein Programm abseits desMainstreams. 3D-Produktionen werden nochausschließlich nach kommerziellen Gesichts-punkten entwickelt“, erklärt Produzent Gian-Piero Ringel, der mit dem Film aus PinaBauschs Tanzstücken „Café Müller“, „Das Früh-lingsopfer“ und „Vollmond“ neue Maßstäbe set-zen will.

Mehr Infos unter www.pina-bausch.de.

Elsani Film Der in multikulturellen Gesellschaften einer glo-balisierten Welt immer dringenderen Fragennach „Heimat“ geht die emotionale Komödie„Anduni“ nach, die esani film (Produzentin:Anita Elsani) für das Kino produziert: Belin-da (28) ist vor der Enge ihrer armenisch-türki-schen Familie geflüchtet und verliert sich jetztin der Weite ihres deutschen Lebens. Doch alsihr Vater stirbt, muss sie sich mit einer Hinter-bliebenenrente, einer Änderungsschneiderei undihrer Herkunft auseinandersetzen. Je mehr Haltsie darin findet, desto mehr entfremdet sie sichvon ihrem Freund. Samira Radsi inszeniert das Drehbuch vonKarin Kaci im Herbst in Köln und Armenien.Das Casting besorgt die Agentur „Die Beset-zer“. Redakteurin für den WDR ist Andrea

Hanke, den Verleih übernimmt Filmlichter.Um seine schwangere Freundin zu retten,

verrät sich der illegal nach Deutschland einge-reiste Agron an die Polizei. Doch sein großes Op-fer führt in eine fatale Tragödie.

Dies ist die Handlung des Kurzfilms „DerSchübling“, den Regisseur Visar Morina alsAbschlussfilm für die KHM realisiert. elsanifilm produziert den Film zusammen mit derKHM (Katrin Schlösser). Gedreht wird aus-schließlich in NRW, voraussichtlich vom 26. Maibis 5. Juni. Die Hauptrollen spielen Gresa Pal-laska und Astrit Kabashi aus Pristina. DieKamera wird Rolf Rosendahl führen, Produ-zentin ist Anita Elsani.

elsani film, Tel. (0221) 5108585

Pandora Film „Im Alter von Ellen“ erzählt von der Sehnsucht nach Intimität und Zuge-hörigkeit. In ihrem zweiten Kinofilm nach dem preisgekrönten „Die Unerzo-genen“ erzählt Pia Marais die Geschichte von Ellen, einer Stewardess in denVierzigern, deren Leben eine ungeahnte Wendung in das Unbekannte nimmt. Jeanne Balibar spielt in der deutsch-französischen Koproduktion nach einemBuch von Horst Markgraf und Pia Marais die Hauptrolle. Das Drama wirdvon Claudia Steffen und Christoph Friedel für die Pandora Film produ-ziert und von Juli bis September an 25 von 35 Tagen in Köln gedreht. Als Ko-produzent engagiert sich die niederländische Elzevir Films, als Sender sindder WDR (Redaktion: Andrea Hanke) und ARTE (Redaktion: Georg Stei-nert) dabei.

Für das Kino realisiert Pandora Film (Produzent Raimond Goebel, Pro-duktionsleitung Elke Sasserath) den Puppenfilm „Rumpe & Tuli“, für denSamy Challah, Stefan Silies und Till Nachtmann das Buch schreibenund auch die Regie übernehmen. Die Story: Die Puppen Rumpe & Tuli müssenin Köln ihren Zug verlassen und orientieren sich in der großen Stadt, ohne zuwissen, dass sie hier auf ein dunkles Geheimnis ihrer Vergangenheit treffen wer-den. Im Juni und Juli wird der Film komplett in Köln und Umgebung gedreht.Als Sender ist der WDR beteiligt.

Pandora Film, Tel. (0221) 973320; [email protected]

Liebe ist alles ... ist der Titel einer neuen Doku-Serie, die dieKölner Caligari Entertainment (Produzen-tin: Gabriele Walther) für den WDR (Redak-tion: Philipp Bitterling) von Mai bis Augustin NRW realisiert. In dem neuen Format erin-nern sich Menschen an ihre erste Jugendliebe.Als Moderatorin führt Marlene Lufen durchdie Folgen, in denen die Geschichten der Paa-re mit Bildern aus der Zeit illustriert werden.

Caligari Entertainment, Tel. (0221) 88816402; [email protected]

MMC Independent Mit Hilfe modernster 3D-Technologie wird der1987 im Kino erschienene Fantasy-Film „TheGate“ neu verfilmt. Der Kultfilm spielte mehrals das 10-fache seiner Herstellungskosten einund war der profitabelste kanadische Film imJahr 1988. Basierend auf dem Originalbuch vonMichael Nankin („Kampfstern Galactica“),hat Autor Kerric Macdonald das Drehbuchfür das 3D-Remake verfasst: Als die beiden be-sten Freunde Glen und Terry über einen myste-riösen Kristall in Glens Garten stolpern, wird ih-re Neugierde geweckt. Auf der Suche nach wei-teren Kristallen stoßen sie dabei auf „The Ga-te“, eine unterirdische Kammer gefüllt mitAngst einflößenden Gestalten. H2Omotion-pictures / MMC Independent (AndrasHamori, Bastie Griese) produzieren denFantasy-Kinofilm als Family Entertainment imHerbst / Winter in den Kölner MMC Studios.Insgesamt sind 45 Drehtage geplant, davon 40in NRW. Regie wird Alex Winter führen.

Mit dem französischen Regisseur Jean-Paul Rappeneau („Cyrano de Bergerac“) rea-lisiert die Kölner MMC Independent (Produ-zent: Bruno Pesery, Koproduzent: BastieGriese) im Winter die deutsch-französische Ko-produktion „Foreign Affairs”. An 31 von 104Drehtagen geht es in den Kölner MMC Stu-dios um die französische Diplomatin Louise. Siewird in einen Spionagekomplott verwickelt, dereinem führenden globalen Wirtschaftsunterneh-men Schaden in Milliardenhöhe zufügt. Der Ki-no-Thriller wird neben Köln und Umgebungauch in Berlin realisiert und von KameramannThierry Arbogast aufgenommen.

MMC, Tel. (02233) 517510;[email protected]

Freche Mädchen 2Wieder geht es für „Freche Mädchen“, aufBasis der Mila-Hanna-Kati-Bücher der AutorinBianka Minte-König, um die Irrungen undWirrungen von Teenagern. Nach dem Erfolg desersten Films, den über eine Million Besucher ge-sehen haben, folgen im Sommer in Nordrhein-Westfalen (21 von 39 Drehtage) die Dreharbei-ten für das Sequel. „Freche Mädchen 2“ in-szeniert Regisseurin Ute Wieland nach einemDrehbuch von Maggie Peren und BiankaMinte-König für die collina filmprodukti-on in Koproduktion mit der Constantin Film.Im Juni sollen die Dreharbeiten abgeschlossenwerden. Constantin bringt den Film ins Kino.

collina Filmproduktion, Tel. (089) 550618-0; [email protected]

PollDas Drama „Poll“, das Chris Kraus („Vier Mi-nuten“) nach seinem eigenen Drehbuch reali-siert, spielt im Baltikum und wird von der Kor-des & Kordes Film (Produzenten: Alexan-dra und Meike Kordes) als internationaleKoproduktion im Sommer vor allem in Estlandund an drei Tagen im Oktober auch in Köln rea-lisiert. Federführend ist Dor Film aus Österreich(Produzenten: Danny Krausz und KurtStocker). In „Poll“ geht es um die dreizehn-jährige Oda, die noch zu jung für die Liebe ist.Der estnische Revolutionär Schnaps ist zu jungfür den Krieg. Beide jedoch altern so schnell auf-einander zu, als sie sich am Vorabend des Er-sten Weltkrieges begegnen, dass sie fast in derGegenwart ankommen, so wild, modern, un-denkbar ist ihre Liebe.

Als Darsteller konnten Jeanette Hain undEdgar Selge gewonnen werden, die Kame-ra führt Judith Kaufmann. Den Schnitt wirdUta Schmidt übernehmen. Der BR, SWRund ARTE unterstützen die Produktion.

Kordes & Kordes Film, Tel. (0211) 649 71 83; [email protected]

Dreharbeiten – newsletter 3/2009 25

Pina Bausch und Wim Wenders. Im September starten die Dreharbeiten zum 3D-Tanzfilm „Pina“, Foto: Donata Wenders

Puppenfilm „Rumpe und Tuli“: Zwei Socken irren durch Köln, Foto: Till Nachtmann

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SpielverderberKinostart: 11. Juni Verleih: Zorro Filmverleih

Schwarze Sau! – Das ist eine der ältesten Be-schimpfungen dieses Berufsstands, und es

ist beileibe nicht die schlimmste. Fußballschieds-richter brauchen ein dickes Fell, gute Konditi-on, ein sicheres Auge, unerschütterliches Selbst-bewusstsein und – Mut zur Fehlentscheidung.Mit einem absolut treffsicheren Plakatmotivrückt nun endlich ein Dokumentarfilm an, des-sen Untersuchungsgegenstand so nahe liegt,dass es schon wieder originell ist. Tatsächlichgibt es bislang noch keinen abendfüllenden Filmüber Fußball-Schiedsrichter. Diese Lücke wirdnun geschlossen mit einem sachkundigen Bei-trag, der mit drei Protagonisten von den Hö-hen der internationalen Fußballschauplätze(Herbert Fandel) über jahrzehntelange Erfah-rung im Amateursport des Ruhrgebiets (Ore-ste Steiner) bis zum 14-jährigen Nachwuchs imAnwärterlehrgang (Kevin Prösdorf) ein beacht-liches Spektrum höchst unterhaltsam absteckt.Zu Recht gab es für diese gelungene Arbeit denHessischen Filmpreis für den Dokumentarfilm.

Deutschland 2007Regie: Georg Nonnenmacher, Henning Drechsler;Drehbuch: Georg Nonnenmacher, Henning Drechs-ler; Produktion: Busse & Halberschmidt in Kopro-duktion mit Sehstern Filmproduktion; www.spielverderber-der-film.de

Jakobs BruderKinostart: 4. Juni Verleih: Alpha Medien Kontor

Auf den ersten Blick mag man kaum glau-ben, dass es sich um Brüder handelt. Zu un-

terschiedlich sind Jakob und der jüngere Lorenzin Aussehen, Auftreten und Temperament. AlsKinder waren sie unzertrennlich, später zerbra-chen die Bande, weil Lorenz einmal zu oft demBruder ein Schlamassel bereitete. Jetzt aber stehtLorenz vor Jakobs Tür und bittet um Hilfe, weilbei der Mutter Alzheimer diagnostiziert wurde.Gemeinsam begeben sie sich auf die Reise, neh-men die junge Tramperin Lara (Nachwuchsta-lent Sophie Rogall) mit, bleiben nach einer Pan-ne stecken, streiten sich endlos und wachsendoch wieder zusammen.

Ein Kumpelfilm unter Brüdern, ein Road Mo-

vie durch die norddeutschen Tiefebenen: DanielWaltas Regiedebüt schafft einen schillerndenRahmen für zwei gut aufgelegte Stars. Klaus J.Behrendt und Christoph Maria Herbst zeigen indieser sensiblen, amüsanten Tragikomödie fern-ab von ihren angestammten Erfolgsrollen als„Tatort“-Kommissar und Büroschreck „Strom-berg“, dass sie als Schauspieler viel zu bieten ha-ben, wenn man sie nur lässt. „Jakobs Bruder“war der Gewinnerfilm des 18. Filmfests Lünen2007. Gedreht wurde 2007 u.a in Freuden-berg/Westfalen, Siegen, Littfeld, Reichhof Wild-berg/Bergerhof und Drolshagen.

Deutschland 2007Regie: Daniel Walta; Drehbuch: Daniel Walta, Oliver Pautsch; Darsteller: Klaus J. Behrendt, Christoph Maria Herbst, Sophie Rogall, HanneloreElsner, Julia Maria Köhler, Wolfgang Packhäuser ;Produktion: Thomas Schmidt Film- und TV-Produktions in Koproduktion mit dem NDR; www.jakobsbruder.de

Herr Dr. Kandel, Sie sollen ge-sagt haben „you never use the sa-me brain twice“. Ändert jede Dis-kussion, jeder Dialog unser Gehirnund unseren Verstand?Ich habe das so nicht formuliert. Ich sag-

te, wenn jemand ein Gespräch geführt hat,und er erinnert sich an das, womit sich dasGespräch befasst hat, hat sich sein Gehirn teil-weise verändert. Ihr Gehirn verändert sichstrukturell, weil Sie im Laufe Ihres Lebens un-terschiedliche Erfahrungen machen und je-de dieser Erfahrungen Ihr Gehirn beeinflusst.

Stellt sich dieser Effekt auchein, wenn man einen Film sieht?Sicher. Wenn Sie sich an einen Film er-

innern, dann deshalb, weil er einen lebhaf-ten Eindruck bei Ihnen hinterlassen hat. WennSie das Kino verlassen, sind Sie ein bisscheneine andere Person geworden.

Warum erinnern wir uns anmanchen Film intensiver als an einEreignis aus unserem wirklichenLeben?Viele Dinge, die im wirklichen Leben

passieren, sind einfach langweilig. Filme ver-suchen dagegen, das Interesse der Zuschau-er zu wecken und sie zu verzaubern. Gute Fil-

Nobelpreisträger und Gehirnforscher Eric Kandel ist die Haupt-

figur in Petra Seegers Dokumentarfilm „Auf der Suche nach dem

Gedächtnis“, den W-film am 25. Juni in die Kinos bringt. Zur

Vorführung des Films auf dem Int. Filmkongress wird Kandel

nach Köln kommen. Wolfgang Hippe sprach mit dem „Rockstar

der Neurowissenschaften“.

Interview Eric Kandel

Kino verändert

me sind erfolgreich, weil sie Ihre Aufmerksam-keit auf sich ziehen. Sie bleiben in Ihrem Ge-dächtnis haften, weil sie Sie beeindruckt ha-ben.

Erinnern Sie sich an Filme, dieeine gewisse Bedeutung für Siehatten oder haben?Insbesondere erinnere ich mich an „Auf

der Suche nach dem Gedächtnis”, weil es fürmich sehr sonderbar ist, einen Film über michselbst zu sehen. Wenn man sich selbst beob-achtet, unterscheidet sich das Ergebnis sehrvon dem, was auf der Leinwand zu sehen ist.

Wie haben Sie sich bei denDreharbeiten gefühlt ? War dieKamera Ihr Freund oder fühltenSie sich eher bei der Arbeit ge-stört?Die Dreharbeiten waren ganz unange-

strengt und angenehm. Petra Seeger ist ei-ne wundervolle Filmemacherin. Man kannsich ihr vollkommen anvertrauen, sie war nieaufdringlich. Es gab kein Skript, es gab kei-ne Proben, es gab kein Make up. Sie filmteeinfach, wenn ich redete und mich mit mei-nen Kollegen und meiner Familie austausch-te. Alles war ganz normal, als wenn Petra garnicht dabei gewesen wäre.

newsletter 3/2009 – Kinovorschau26

Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW

Mit besten Empfehlu

Eric Kandel in seinem Labor, Foto: FilmForm Köln

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Maria, ihmschmeckt’s nicht!Kinostart: 6. August Verleih: Constantin Film

2003 erklomm das Buch „Maria, ihmschmeckt’s nicht“ die Bestsellerlisten. Der

Autor Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geborenund in Meerbusch aufgewachsen, Stern-Kolum-nist und ehemaliger Chefredakteur des Maga-zins der Süddeutschen Zeitung, verarbeitete dar-in seine eigenen Erfahrungen: Weiler heirate-te eine Italienerin. Die Erlebnisse mit der Fami-lie seiner Frau sowie die Erzählungen seinesSchwiegervaters, der einst als italienischer Gast-arbeiter in Deutschland arbeitete, bilden denKern der Handlung. Ergänzt wird das Ganze mitEpisoden rund um einen Besuch in Italien.

Aus diesen Motiven hat die Regisseurin Nee-le Leana Vollmar („Urlaub vom Leben“, „Fried-

liche Zeiten“) eine Komödie über den Clash derKulturen inszeniert. Der im Buch namenlose Ich-Erzähler wird in der Verfilmung zu Jan (Christi-an Ulmen), der die Deutsch-Italienerin Sara (Mi-na Tander) heiraten will. Er möchte es ohne gro-ßes Tamtam, nur standesamtlich tun. Der Va-ter der Braut, Antonio Marcipane (Lino Banfi),besteht aber auf einer Heirat in der Kirche, miteiner großen Familienfeier in Süditalien. In Cam-pobello tauchen für Jan schon bald neueSchwierigkeiten mit der südländischen Lebens-art und den Essgewohnheiten auf.

Neben den Dreharbeiten in Italien wurdenTeile des Films in Krefeld und Duisburg realisiert.

Deutschland / Italien 2009Regie: Neele Leana Vollmar; Drehbuch: DanielSpeck, Jan Weiler nach Jan Weilers gleichnamigemBuch; Darsteller: Christian Ulmen, Lino Banfi, MinaTander, Maren Kroymann, Sergio Rubini, Peter Pra-ger, Gundi Ellert; Produktion: Claussen & WöbkeFilmproduktion, Orisa Produzioni;www.maria.film.de

Salami AleikumKinostart: 23. Juli Verleih: Zorro Filmverleih

Mohsen ist der Sohn persischer Migranten in Köln. Erwohnt auch mit 30 noch zu Hause, arbeitet in Vaters

Schlachterei, kann aber kein Blut sehen und kompensiert dasHandicap mit Stricken. Als Vaters Betrieb das Aus droht, willMohsen mit einem Schafekauf in Polen die Rettung erzwin-gen. Auf dem Weg dorthin strandet er im ostdeutschen Ober-niederwalde und trifft Ana – die groß ist, blond und stark,Automechanikerin, Ex-Kugelstoßerin, Vegetarierin. Für Moh-sen ist es die Frau seines Lebens, und deshalb gibt er sich alsTextilhändler aus. Damit ist er plötzlich für die Dörfler inter-essant, denn die hoffen nun, dass der reiche Muselmann denheimatlichen VEB-Betrieb „Textile Freuden“ kauft und wie-der flott macht. Nicht nur das bringt Mohsen ins Schwitzen.

Nach der dramatischen Dokumentation „Lost Children“über Kinderschicksale in Ugandas Bürgerkrieg wagt Ali Sa-madi Ahadi mit seinem Spielfilmdebüt eine drastische Image-wende ins komische Fach – und triumphiert auf ganzer Li-nie. Mit einer originellen Geschichte, spielfreudig auftrump-fenden Darstellern und entwaffnendem Witz gelang ein mit-reißendes modernes Märchen, das auch in den nachdenkli-cheren Momenten seinen Auftrag nicht vergisst – gute Kino-unterhaltung.

Deutschland 2009Regie: Ali Samadi Ahadi; Drehbuch: Arne Nolting, Ali Samadi Aha-di; Darsteller: Navid Akhavan, Anna Böger, Michael Niavarani,Proschat Madani, Wolfgang Stumph, Caroline Schreiber, StephanGrossmann; Produktion: Dreamer Joint Venture Filmproduktion inKoproduktion mit ZDF; www.salami-aleikum.de

Mullewapp – das große Kinoabenteuer der FreundeKinostart: 23. JuliVerleih: Kinowelt

Johnny Mauser, Franz von Hahn und der dik-ke Waldemar sind die besten Freunde. Das ha-ben sie in den erfolgreichen Kinderbüchern vonHelme Heine bewiesen. Jetzt erobern sie vonihrem Bauernhof Mullewapp aus auch die Ki-noleinwand.

Der Film erzählt, wie ausden Dreien, die sich zuerstgar nicht leiden konnten, diebesten Freunde wurden.Denn als Johnny Mauser ei-nes Tages auf dem BauernhofMullewapp auftaucht, gibt erfürchterlich an, was für eintapferer Held er doch ist.Dann aber wird das Lämm-chen Wolke entführt, undJohnny muss beweisen,dass er tatsächlich ein wah-rer Held ist und Wolke ge-meinsam mit Franz und Wal-demar retten kann ...

Benno Fürmann, Chri-

stoph Maria Herbst und Joachim Król leihen dendrei Freunden ihre Stimmen für das Kinoaben-teuer, das in prächtigen Aquarellfarben einenkurzweiligen und intelligenten Filmspaß für dieganze Familie bietet. Genau hinhören sollte man,wenn die Henne Marylin spricht, den deren Parthat Eislaufstar Katarina Witt übernommen.

Deuschland 2009Regie: Tony Loeser und Jesper Møller; Vorlage: Hel-me Heine und Gisela von Radowitz; Drehbuch: Bet-tine von Borries und Achim von Borries; Sprecher:Benno Fürmann, Christoph Maria Herbst, JoachimKról, Katarina Witt u.a.; Produktion: MotionWorksin Koproduktion mit Jugendfilm, WDR, 2d3D Ani-mations und Enanimation; www.mullewapp.kino-welt.de

Die Kinder der SeidenstraßeKinostart: 30. Juli Verleih: 3 Rosen

Der englische Reporter George Hogg erlebt1938 den Terror japanischer Besatzertrup-

pen in Chinas Hauptstadt Nanking am eigenenLeibe. Als er die Massaker fotografiert, wird erunter den Säbel des Henkers geführt – und inletzter Sekunde von chinesischen Truppen un-ter dem Kommando des Widerständlers Chengerettet. Hogg wird zu einem Dorf im Hinter-land geführt, das ebenfalls vom Einmarsch derBesatzer bedroht ist. Die über 60 Kinder im dor-tigen Waisenhaus entfachen in ihm mehr als be-rufliches Interesse. Zusammen mit der ameri-

kanischen Krankenschwester Lee organisiert ereine Massenflucht – quer durch die winterlicheWüste. Nach einer wahren Begebenheit insze-nierte Bond-Regisseur und SpannungsspezialistRoger Spottiswoode ein prominent besetztesepisches Abenteuer mit melodramatischen Un-tertönen. Die wuchtigen Landschaftspanoramendes chinesischen Kameramanns Zhao Xiaoding(„Hero“) sorgen auch visuell für einen würdigenNachfolger des thematisch ähnlich gelagertenFilmklassikers „Die Herberge zur sechsten Glück-seligkeit“.

Australien/China/Deutschland 2008Regie: Roger Spottiswoode; Drehbuch: JaneHawksley, James MacManus; Darsteller: JonathanRhys Meyers, Radha Mitchell, Chow Yun-Fat, Michelle Yeoh, Guang Li, Anastasia Kolpakova;Produktion: Bluewater Pictures und Ming Production in Koproduktion mit zero west Filmproduktion und zero fiction film

Kinovorschau – newsletter 3/2009 27

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ehlungen

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Page 28: Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW · Auf der ganzen Welt gibt es keinen einsa-meren Ort als das Bergfest einer Filmpro-duktion. Zumindest für den, der nur als Gast

BEST PERFORMANCE BY AN ACTRESS CANNES 2009

GRATULIEREN

CHARLOTTE GAINSBOURG

FÜR IHRE ROLLE IN

LARS VON TRIERS „ANTICHRIST”

Wir bedanken uns bei der FILMSTIFTUNG NRW und bei ZDF/ARTE für die Unterstützung.

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