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348 KLINISCHE Vr Zusammen/assung: Es wird untersucht, ob durch die Einwirkung yon Milzstoffen eine Steigerung der Abwehr- vorgange im K6rper stattfindet. Als Indicator dient die Speicherungsfahigkeit des IRES. flit Trypanblau, die am histologischen Prapara.t nachgewiesen wird. Bet IO Ratten und 8 Meerschweinchen ergab sich fiber- einstimmend nach Milzzufuhr eine ganz bedeutende Er- h6hung der Speicherung mit grobscholligen Zelleinschlfissen, wghrend bet den nicht mit Milz behandelten Fallen nur eine feink6rnige oder diffuse Speicherung vorhanden war. Diese Erscheinung zeigte sieh sowohl nach peroraler Zufuhr frischer Milz, als auch nach Einspritzung des gereinig- ten standardisierbaren PrXparates nach MAURER und SCHLIEP- HAKE. Zum Schlul3 m6chten wir noch Herrn Prof. VEIL ifir sein freundliches Interesse, Herrn Prof. BERBLINGER ffir die [;ber- lassung der I.iilfsmittel seines Instituts und seine liebens- wfirdige ]3eratung bestens danken. Ganz besonders danken wir Herrn Privatdozent Dr. KIESEWALTER fiir die Aufnahme der Mikrophotogramme. Literatur: ~ P~EIFF~R u. MARX, Z. Hyg. 27 (1898). -- 2 SCHRO- DER, I~.~-UFMANIg, KOGEL, Beitr. Klin, Tbk. 23, 3 (1912). -- z LEWlS- MAYOT, J. of exper, Med. I9, 187 (I9r4). -- ~ Handbuch der Organo- therapie 1914, -- 5 LAUDAU. HAAM, Z. exper. IVied, 6o, 385 (1928). -- S SOEWANDI,Geneesk. Tijdschr. Nederl. Indie 69, 1 I49_ -- 7 VASILIN, C. r. Soc. Biol. Paris Io2, 173 (1929). - - s HIRSCm~ELD_TII~OZZI, Z. Krebsforschg 26, 3o4 (1928). -- ~ REGEXDA~Z, Z. Bakter. I Orig. ~o9, 321 (1928). -- z0 J~z, Wien. klin. Wschr. 1899. -- 11 EIGHHORST, Ther. Gegenw. 1901. -- 12 RUTTGERS II. I~AMSLER, Beitr. Klin. Tbk. 72, I (I929). -- la j, I~[AYR, ~rztl. Verein Mfinchen I926. -- ~ PFEIFFER, Z. exper. IVied. I0, I (I929). -- is BRLTDA, Z. Krebsforschg 27, 4 (1928) -- Wien. klin, \u I, 27 (1928). -- ~s SeI~LIEPHAXZ, Z. exper. Ned. 7 o, 5~ (193o). Preisarbeit ffir den akademischen Kossenhaschenpreis, Jena, M~rz 1929. -- ~v Arch. f. exper. Path. 148, i (193o). -- is Klin. Wschr. 8, 2o98 (1929). -- 1~ MARK, Verb. dtsch. Ges. inn. Med. I929; 193o. -- ~0 SI~CKE, Z. exper. Med. 63, 223 (1928). -- e~ Its U. MANET, Virchows Arch. e73, 127 (I929).- ~ GOLDZlEHER, Verb. dtsch.path. Ges., 24. Tagg, 1929, 286. -- aa JAFFE, Z. exper. Med. 6e, 538 (t928). DER EINFLUSS DES SCHWANGERENBLUTES AUF DIE METAMORPHOSE DER FROSCHLARVE. Von Privatdozent Dr. H. E~INGeR, Dr. H. WIESBADE~, Dr. N. SNILOVITS. Aus der Universit~ts-Fraueaklinik Frankfurt a. M. (Direktor: Geh. Rat Prof. Dr, L, SEITZ). Auch auf dem Gebiete der Schilddriisenforschung haben die Verfahren der experimentellen Biologie zur Kennzeich- Hung der innersekretorisch aktiven Prinzipien dieser Drfise immer gr6Bere Bedeutung gewonnen. Besonders hat die yon GUDERNATSCH im Jahre 1912 gemachte Entdeckung einer durch Verffitterung yon Schilddrfisensubstanz typisch und regelmaf3ig bet Froschlarven zu erzeugenden Wachstums- hemmung und Entwicklungssteigerung der Schilddrfisen- forschung nach jeder Richtung weite Perspektiven er6ffnet. Da die typische Einwirkung -- wie im Laufe der Zeit yon zahlreichen Antoren bestatigt (RoMEIS, 1ROGOFF, KAH~, fikBELIN, WEGELIN, ABDERHALI)EN, ZARISCH, DE QIJERVAIN, BRANOVACKY, ])UBOIS, BLUM u, a.) -- in einer sehr frfihen Entwicklungssiufe auf die Larven s• kann, erlaubt die groBe Zahl der schon yon vornherein nicht den Einfliissen des mfitterlichen Organismus ausgesetzten und besonders auf innersekretorische Einflfisse mit individueIler Reaktions- weise antwortenden Versuchstiere eine einheiiliche und rein unterscheidbare Deutung der 1Resultate. Wahrend die aus- gebaute Gudernatschsche Methode eine Oualifizierung und Standardisierung der einzelnen im Handel befindlichen Schilddrfisenpraparate wohl gestattet, waren Blutuntersuchun- gen im Froschlarvenversuch bisher kaum erfolgreich (ABELIN, ROGOEF und. GOLDBLATT, RONLEIS, BRAHOVACKY). \u R I F T. IO. J A H R G A N G. N r. $ 21. FEBRUAR x932 Richtlinien zur Anwendung des ~'roschlarvenversuches ffir die ]31utuntersuchung wurden erst in der yon ROMEIS fest- gestellten und yon BLUM eingehend untersuchten Tatsache gegeben, dab das dem Thyroxin in das Lebewasser der Kaul- quappen zugefiihrte Normalblut die Fahig!~eit besitzt, die Thyroxinwirkung sehr abzuschwachen, ja v611ig aufzuheben. Unter Berficksichtigung der in der Literatur Iestgelegten Tatsache, dab ffir das Basedowblut im Biaulquappenversuch eine verminderte Schutzwirkung nachgewiesen wurde, legte uns gerade diese M6glichkeit einer Charakterisierung der Blutqualitat durch die Eeststeilung der antithyreoidalen Schutzwirkung im Gudernatschschen Versuch den Gedanken nahe, auch ffir die Schwangerschaft das biologische Experi- ment des Froschlarvenversuches in Anwendung zu bringen.. Bekanntlich ergeben die neueren Untersuchungen bezfiglich der Schilddriisenfunktion bet der Schwangeren eine Stoff- wechselsteigerung in der Grundum~atzbestimmung und eine Erh6hung des Jodspiegels im Blute (W. SCHERINGER}. Wit selbst haben das Schwangerenserum auch hn biologischen Experiment der Reid-Huntschen Reaktion untersucht und fanden bet weiBen Mausen nach Vorbehandlung mit Schwan- gerenserum eine mit fortschreitender Schwangerschaft sich steigernde Erh6hung der Acetonitrilresistenz. Da diese Resistenzsteigerung jedoch nach unseren weiteren Unter- suchungen nicht mit Sicherheit auf eine erh6hte Thyreoidea- wirkung bezogen werden kann, haben wit in Weiterverfolgung dieser Fragestellungen nunmehr auch den Kaulquappen- versuch herangezogen*. Unsere Versuchsanordnung hatte den Zweck, folgende Fragen zu kl/iren: I. L~gt sich ein Unterschied zwischen Normalblut, dem Brute von Menstruierenden, sowie gesunden und toxisch erkrankten Schwangeren bezfigiich der Beemflussung der Froschlarvenmetamorphose feststellen ? 2. Ist bet diesen verschiedenen Blutarten ein Unterschied beziiglich der Schutzkraft gegenfiber der Thyroxinwirkung im iKaulquappenversuch nachweisbar ? Methodiseh haben wit bet der Behandlung der Tiere das nach der Erfahrung in der Literatur (ABDERHALDEN, ABELIN, BRANO- VACKY, GUDERNATSCH, ROMEIS) am genauesten befundene Ver- fahren angewandt. Die IRana temporaria-Larven der einzelnen Versuche stamnlten aus demselben Latch. Die die Entwicklnng st6renden ~uBeren Temperatureinilflsse wurden im gleichmgBig temperierten Zimm4r ausgeschaltet und die Stellung der Gl~ser mehrmals t~glich geweehselt. Die ZuchtgI~ser der einzelnen Grup- pen enthielten bet 30o cem Wasser~ das tgglich gewechselt wurde, je IO Tiere. Die Verffitterung der verschiedenen Substanzen der einzelnen Versuchsgruppen erfolgte t~glich. Es wurden jeweils an Substanzmenge zugefflhrt 3 ccm Blut oder Serum bzw. 3 7 = 0,0o3 mg T h y r o x i n (HOFFMANN-LA ROCHE). Zur Beantwortung der ersten Fragestellung wurden 8 Gruppen yon Rana-temporaria-Larven in den Versuch ge- nommen. Es erhielt: Gruppe I Kontrolle. Gruppe 2 t~gtich 3 ccm Normalblut. Gruppe 3 t~iglich 3 ccm Blut einer Menstruierenden. Gruppe 4 t~glich 3 ccm Blur einer Hochschwangeren. Gruppe 5 t~glich 3 ccm Blut einer Eklamptischen. Gruppe 6 taglich 3 ccm Normalserum. Gruppe 7 taglich 3 ccm Serum ether Hochschwangeren. Gruppe 8 t~glich 3 ccm Serum einer Eklamptischen. Bei dieser Versuchsanordnung wurden die Tiere t~glich genau mit der Lupe besichtigt und alle zur Beobachtung ge- langenden Ver~nderungen protokolliert. Aus Grtinden der l~aumersparnis soll hier nnr das Ergebnis bei AbachluB des Versuches nach 36 Tagen Besprechung linden und beziiglich weiterer Einzelheiten auf die demn~tchst im Archiv flit Gyn/i- kologie erscheinende Arbeit verwiesen werden, Wit mfissen aus unseren Protokollen folgende Ver~nderungen ~eststellen, wie sie durch die beigeffigten photographischen Aufnahmen (Abb. i--8) belegt werden: Die Entwicklung der Tiere, ins- besondere die der Extremit/iten, erfahrt durch Normalblut * Die genaue lVlethodik, Wfirdigung der Sympmme der Schilddi~senwirkung, sowie zeitliche Beobachtung und protokollarische Besprechung der auftretenden Ver/inde- rungea erfolgt in einer ausfiihrlichen Arbeit im Arch. Gyn~k.

Der Einfluss des Schwangerenblutes auf die Metamorphose der Froschlarve

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348 K L I N I S C H E V r

Zusammen/assung: Es w i r d untersucht , ob d u r c h die E i n w i r k u n g yon Milzstoffen eine Ste igerung d e r Abwehr- vorgange im K6rper s ta t t f inde t .

Als Ind ica to r d ien t die Speicherungsfahigkei t des IRES. f l i t T rypanb lau , die am his tologischen Prapara. t nachgewiesen wird.

Bet IO R a t t e n und 8 Meerschweinchen ergab sich fiber- e ins t immend nach Milzzufuhr eine g a n z bedeu tende Er - h6hung der Speicherung m i t grobscholl igen Zelleinschlfissen, wghrend bet den n ich t mi t Milz behande l t en Fa l len nur eine fe ink6rnige oder diffuse Speicherung v o r h a n d e n war.

Diese E r sche inung zeigte sieh sowohl nach peroraler Zufuhr fr ischer Milz, als auch nach E inspr i t zung des gereinig- ten s tandard i s ie rbaren PrXparates nach MAURER und SCHLIEP- HAKE.

Zum Schlul3 m6ch ten wir noch Her rn Prof. VEIL ifir sein freundliches Interesse, Her rn Prof. BERBLINGER ffir die [ ;ber- lassung der I . i i lfsmittel seines Ins t i tu t s und seine liebens- wfirdige ]3eratung bestens danken. Ganz besonders danken wir H e r r n P r i v a t d o z e n t Dr. KIESEWALTER fiir die Aufnahme der Mik ropho tog ramme .

L i t e r a t u r : ~ P~EIFF~R u. MARX, Z. Hyg. 27 (1898). -- 2 SCHRO- DER, I~.~-UFMANIg, KOGEL, Beitr. Klin, Tbk. 23, 3 (1912). -- z LEWlS- MAYOT, J. of exper, Med. I9, 187 (I9r4). -- ~ Handbuch der Organo- therapie 1914, -- 5 LAUDA U. HAAM, Z. exper. IVied, 6o, 385 (1928). --

�9 S SOEWANDI, Geneesk. Tijdschr. Nederl. Indie 69, 1 I49_ -- 7 VASILIN, C. r. Soc. Biol. Paris Io2, 173 (1929). -- s HIRSCm~ELD_TII~OZZI, Z. Krebsforschg 26, 3o4 (1928). -- ~ REGEXDA~Z, Z. Bakter. I Orig. ~o9, 321 (1928). -- z0 J~z, Wien. klin. Wschr. 1899. -- 11 EIGHHORST, Ther. Gegenw. 1901. -- 12 RUTTGERS II. I~AMSLER, Beitr. Klin. Tbk. 72, I (I929). -- la j , I~[AYR, ~rztl . Verein Mfinchen I926. -- ~ PFEIFFER, Z. exper. IVied. I0, I (I929). -- is BRLTDA, Z. Krebsforschg 27, 4 (1928) -- Wien. klin, \u I, 27 (1928). -- ~s SeI~LIEPHAXZ, Z. exper. Ned. 7 o, 5~ (193o). Preisarbeit ffir den akademischen Kossenhaschenpreis, Jena, M~rz 1929. -- ~v Arch. f. exper. Path. 148, i (193o). -- is Klin. Wschr. 8, 2o98 (1929). -- 1~ MARK, Verb. dtsch. Ges. inn. Med. I929; 193o. -- ~0 SI~CKE, Z. exper. Med. 63, 223 (1928). -- e~ Its U. MANET, Virchows Arch. e73, 127 ( I929) . - ~ GOLDZlEHER, Verb. dtsch.path. Ges., 24. Tagg, 1929, 286. -- aa JAFFE, Z. exper. Med. 6e, 538 (t928).

DER EINFLUSS DES SCHWANGERENBLUTES AUF DIE METAMORPHOSE DER FROSCHLARVE.

Von

Privatdozent Dr. H. E~INGeR, Dr. H. WIESBADE~, Dr. N. SNILOVITS.

Aus der Universit~ts-Fraueaklinik Frankfurt a. M. (Direktor: Geh. Rat Prof. Dr, L, SEITZ).

Auch auf dem Gebiete der Schi lddr i isenforschung haben die Ver fahren der exper imente l len Biologie zur Kennzeich- Hung der innersekre tor i sch ak t i ven Pr inzip ien dieser Drfise i m m e r gr6Bere B e d e u t u n g gewonnen. Besonders h a t die yon GUDERNATSCH im J a h r e 1912 gemachte E n t d e c k u n g einer du rch Verf f i t t e rung yon Schi lddrf isensubstanz typ i sch und rege lmaf3ig bet F rosch la rven zu erzeugenden Wachs tums- h e m m u n g und Entwick lungss te ige rung d e r Schilddrfisen- forschung nach jeder R ich tung weite Pe r spek t iven er6ffnet . Da die typ ische E inwi rkung - - wie im Laufe der Zeit yon zahlre ichen An to ren bes ta t ig t (RoMEIS, 1ROGOFF, KAH~, fikBELIN, WEGELIN, ABDERHALI)EN, ZARISCH, DE QIJERVAIN,

BRANOVACKY, ])UBOIS, BLUM u, a.) -- in einer sehr frfihen En twick lungss iu fe auf die L a r v e n s• kann, e r l aub t die groBe Zahl der schon yon vornhere in n ich t den Einfl i issen des mf i t te r l ichen Organismus ausgesetz ten und besonders auf innersekre tor ische Einflfisse mi t individueI ler Reakt ions- weise an twor t enden Versuchst iere eine e inhei i l iche und rein un te rsche idbare D e u t u n g der 1Resultate. W a h r e n d die aus- gebaute Guderna t schsche Methode eine Oual i f iz ierung und S tandard i s ie rung der einzelnen im Hande l bef indl ichen Schi lddrf i senprapara te wohl ges ta t te t , waren B lu tun te r suchun- gen im Frosch la rvenve r such bisher k a u m erfolgreich (ABELIN, ROGOEF und. GOLDBLATT, RONLEIS, BRAHOVACKY). \ u

R I F T. IO. J A H R G A N G. N r. $ 21. FEBRUAR x932

Richt l in ien zur Anwendung des ~ ' roschlarvenversuches ffir die ]31utuntersuchung wurden erst in der yon ROMEIS fest- gestel l ten und yon BLUM eingehend un te r such ten Tatsache gegeben, dab das dem T h y r o x i n in das Lebewasser der Kaul- quappen zugefi ihr te Norma lb lu t die Fahig!~eit besitzt , die Thy rox inwi rkung sehr abzuschwachen, ja v611ig aufzuheben. U n t e r Berf icksicht igung der in der L i t e ra tu r Iestgelegten Tatsache, dab ffir das Basedowblu t im Biaulquappenversuch eine v e r m i n d e r t e Schutzwi rkung nachgewiesen wurde, legte uns gerade diese M6glichkeit einer Charakter i s ie rung der B lu tqua l i t a t du rch die Ees ts te i lung der an t i thyreo ida len Schutzwi rkung im Guderna t schschen Versuch den Gedanken nahe, auch ffir die Schwangerschaf t das biologische Exper i - m e n t des Frosch la rvenversuches in Anwendung zu bringen.. Bekann t l i ch ergeben die neueren Un te r suchungen bezfiglich der Schi lddr i isenfunkt ion bet der Schwangeren eine Stoff- wechsels te igerung in der Grundum~a tzbes t immung und eine E rh6hung des Jodspiegels im Blu te (W. SCHERINGER}. W i t selbst haben das Schwangerenserum auch hn biologischen E x p e r i m e n t der Re id -Hun t schen Reak t ion un te r such t und fanden bet weiBen Mausen nach Vorbehand lung mi t Schwan- gerenserum eine mi t for t schre i tender Schwangerschaf t sich s teigernde E rh6hung der Acetoni t r i l res is tenz. Da diese Res is tenzs te igerung jedoch nach unseren wei te ren Unte r - suchungen n ich t mi t Sicherhei t auf eine erh6hte Thyreoidea- w i rkung bezogen werden kann, haben wi t in Wei te rve r fo lgung dieser Frages te l lungen nunmehr auch den Kau lquappen- versuch herangezogen*. Unsere Versuchsanordnung ha t te den Zweck, folgende Fragen zu kl/ iren:

I. L~gt sich ein Unterschied zwischen Normalb lu t , dem Brute von Menst ru ierenden, sowie gesunden und toxisch e rk rank ten Schwangeren bezfigiich der Beemflussung der F rosch l a rvenme tamorphose feststel len ?

2. I s t bet diesen verschiedenen B lu t a r t en ein Unterschied beziiglich der Schu tzkra f t gegenfiber der T h y r o x i n w i r k u n g im iKaulquappenversuch nachweisbar ?

Methodiseh haben wit bet der Behandlung der Tiere das nach der Erfahrung in der Literatur (ABDERHALDEN, ABELIN, BRANO- VACKY, GUDERNATSCH, ROMEIS) am genauesten befundene Ver- fahren angewandt. Die IRana temporaria-Larven der einzelnen Versuche stamnlten aus demselben Latch. Die die Entwicklnng st6renden ~uBeren Temperatureinilflsse wurden im gleichmgBig temperierten Zimm4r ausgeschaltet und die Stellung der Gl~ser mehrmals t~glich geweehselt. Die ZuchtgI~ser der einzelnen Grup- pen enthielten bet 30o cem Wasser~ das tgglich gewechselt wurde, je IO Tiere. Die Verffitterung der verschiedenen Substanzen der einzelnen Versuchsgruppen erfolgte t~glich. Es wurden jeweils an Substanzmenge zugefflhrt 3 ccm Blut oder Serum bzw. 3 7 = 0,0o3 mg T h y r o x i n (HOFFMANN-LA ROCHE).

Zur B e a n t w o r t u n g der ersten Frages te l lung wurden 8 Gruppen yon R a n a - t e m p o r a r i a - L a r v e n in den Versuch ge- nommen . Es erhie l t :

Gruppe I Kontrol le . Gruppe 2 t~gtich 3 ccm Normalb lu t . Gruppe 3 t~iglich 3 ccm Blu t einer Menst ru ierenden. Gruppe 4 t~glich 3 ccm Blur einer Hochschwangeren . Gruppe 5 t~glich 3 ccm Blu t einer Ek lampt i schen . Gruppe 6 tagl ich 3 ccm Normalse rum. Gruppe 7 tagl ich 3 ccm Serum ether Hochschwangeren . Gruppe 8 t~glich 3 ccm Serum einer Ek lampt i schen .

Bei dieser Versuchsanordnung wurden die Tiere t~glich genau mi t der Lupe besicht igt und alle zur Beobach tung ge- l angenden Ver~nderungen protokol l ier t . Aus Grt inden der l~aumersparnis soll hier nnr das Ergebnis bei AbachluB des Versuches nach 36 Tagen Besprechung l inden und beziiglich wei terer Einze lhe i ten auf die demn~tchst im Arch iv flit Gyn/i- kologie erscheinende Arbe i t verwiesen werden, W i t mfissen aus unseren Pro tokol len folgende Ver~nderungen ~eststellen, wie sie durch die beigeffigten photographischen A u f n a h m e n (Abb. i - - 8 ) belegt werden: Die En twick lung der Tiere, ins- besondere die der Ex t remi t / i t en , e r fahr t durch Norma lb lu t

* Die genaue lVlethodik, Wfirdigung der Sympmme der Schilddi~senwirkung, sowie zeitliche Beobachtung und protokollarische Besprechung der auftretenden Ver/inde- rungea erfolgt in einer ausfiihrlichen Arbeit im Arch. Gyn~k.

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l~elne Blut]ftfterung. Einwirkung yon 36 Tagen.

Abb. L I~on- Abb. 2. Normal- Abb. 3- Blut einer trolle, bluL Menstnfierenden.

Abb. 5. Eklampsie- Abb. 5. Normal- Abb. 7. Serum Nut . serum, einer Hochsehwangeren.

Abb. 4. Blur einer Hoch- schwangeren.

Abb. 8. Eklampsieserum.

und Normalserum keine F6rderung (Abb. 2 und 6). Die Ein- wirkung yon Blut der Menstruierenden (Abb. 3) und noch stXrker abet der Einflul3 yon Schwangerenblut und -serum (Abb. 4 und 7) tuf t auf das W'achstum und die Entwicklung der Hinterbeine eine deutliche 13eschleunigung hervor. Ganz besonders ausgeprggt ist diese F6rderung der Extremitgten- entwicklung durch Eklampsieblut und Serum (Abb. 5 und 8), wo nach 36 Tagen bei den Larven s0gar die Vorderbeine durchgebrochen sind, zu einer Zeit also, wo die Kontrollarven noch keinerlei Zeichen des Vorderbeindurchbruches aufweisen. Was die \u im ganzen betrifft, so ist festzustellen, dab die Einwirkung yon Normatblut und Serum keine Unterschiede vom Kontrolltier erkennen l~igt. Ebenso verhglt sich das Blur einer Menstruierenden. Eine deutliche Wachstumshemmnng miissen wir dagegen bei der Einwirkung des Schwangerenblutes und besonders des Eklampsieblutes der Kontrolle gegenfiber feststellen. Eine quanti tat ive Abstufung der biologischen Wirksamkeit geht also aus dem Gesagten hervor, denn es zeigt sich eine geringe Wirknng ffir das Blur der Menstruierenden, steigende Linie ffir d i e Wirksamkeit des Schwangerenblutes und h6chste Wirkung ffir das Eklampsiehlut. Das Serum aller dieser Blut- arten ist, sich in der F6rderung der Entwicklung, besonders abet in der Wachstumshemmung kundgebend, wirksamer als das Blut.

Znr Kl~rung der zweiten Fragestellung wurden folgende Gruppen in den Versuch genommen:

Gruppe I Kontrolle. Gruppe 2 tgglich 3 )' Thyroxin. Gruppe 3 tgglich 3 ccm Normalblut + 3 ,~ Thyroxin. Gruppe 4 t~iglich 3 ccm Blur einer Menstruierenden + 3 7

Thyroxin. Gruppe 5 t~glich 3 ccm Blut einer Hochschwangeren + 3

Thyroxin. Gruppe 6 t~iglich 3 ccm Blur einer Eklamptischen -l- 3 :~

Thyroxin. Auch fiir diese Versuchsgruppe soll nu t das Endergebnis

aus unseren ausfiihrlichen Versuchsprotokollen angeffihrt

werden. Wit k6nnen n~mlich folgende Fest- stellungen erheben, wie sie dutch die photo- graphischen Aufnahmen (Abb. 9 his 2o) belegt werden. W~ihrend die Tiere bei reiner Thyroxin- fiitterung in io- -15 Tagen unter den charakte- ristischen Merkmalen und VerS~nderungen ab- starben (Abb. IO und 16), zeigen die Tiere, bei denen der Normalblutzusatz die Thyroxin- wirkung abschw~cht, auBer einer sehr geringen Wachstumshemmung und sch~achen Beschleu- nigung der Extremit~ttenentwicklung keine Ab- weichung von den 14ontrollarven (Abb. i i und 17). Die mit Normalblut und Thyroxin ge- ffitterten Tiere zeigen auch nach 23 Versuchs- tagen eine noch kaum wahrnehmbare Ver- ~nderung ihrer ursprfinglichen eii6rmigen Rumpfkontur. Die Zeichen der Entwicklung, die Gewebseinschmelzung, Umwandlung des Kopfes, sind noch nicht zu sehen. Die Abb. I I lX13t eine der Kontrolle entsprechende teller- artige Darmspirale unter der Haut durch- schimmern. Auch die Gr613e und Diiferen- zierung der Hinterbeine ist der Kontrolle gegentiber kaum Iortgeschritten. Die anderen in den Versuch genommenen Blutar ten weisen im deutlichen Gegensatz dazu qualitative und quanti tat ive Abweichungen in der Wirkung auI und lassen die Thyroxinwirkung der vor- handenen Schutzkraft entsprechend in ver- schiedenen Abstufungen durchbrechen. Es kommen im Laufe der Versuche die typischen Symptome der Wachstumshemmung und Ent- wicklungsbeschleunigung zum Durchbruch (Abb. 12, 13, 14, 1 8 , 1 9 , 2 0 ) : geigenf6rmige Rumpfkontur, Umwandlung des Kopfes, Frosch- mauI und dyspnoische Mundbodenatmung.

Die Hinterbeine zeigen Differenzierung und Pigmentierung zu einer Zeit, wo die mit Normalblut und Thyroxin gefiitterten Tiere nur stummelf6rmige Hinterbeinanlagen aufweisen.

3 ~ Thyroxin + Blutzusatz. Einwirkung yon 19 Tagen.

Abb. 9. Kontrolle. Abb. IO. Thyroxin- tier, ~ naeh i2 Tagen.

Abb. I L Normalblut + Thyroxin.

Abb. x2. Blur einer Men- struierenden + Thyroxin.

Abb. ~3. Blur einer Abb. I4. Eklampsie- Hochschwangeren blut + Thyroxin.

+ Thyroxin.

WMlrend die ersten Vorderbeine bei den letzteren erst nach Einwirkung yon 35 Tagen durchbrechen und die Tiere nach 36 Tagen absterben, sind die Tiere der mit Menstruations- und Schwangerenblut + Thyroxin geffitterten Gruppe nach 19 bis 23 Tagen tot, und die ersten Vorderbeine zeigen sich schon

35 ~ K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . IO. J A H R G A N G . Nr. 8 21. F E B R U A R ::[93]:

3 ~ Thyroxin + Blutzusatz. Einwirl~ung yon 23 Tagen.

Abb. 15. Kontrolle. Abb. i6. Thyroxintier, Abb. fT. Normalblut t nach IO Tagem + J h y r o x i n .

Abb..I8. Blut einer Menstruierenden + Thyroxin.

Abb. 19. Blur ether Hochschwangeren + Thyroxin.

Abb. 2o. Eklampsieblnt + Thyroxin.

nach I9 Versuchstagen. Neben diesen ~ul3erlich sichtbaren Zeichen guBert sich eine beschIeunigte Rfick- und Umbitdung auch in den inneren Organen. Besonders sind die Ver/inde- rungen des Verdauungstractus nach Ent- fernung der Bauchdecken schon frtih und deutlich wahrzunehmen (Abb. 21--24). W~hrend das Kontrollt ier eine teller- artig aufgerollte Darmspirale ohne deut- lich sichtbaren Magen zeigt (Abb. 2t), treffen wir bet den mit Schwangerenblut geschiitzten Thyroxintieren (Abb. 23 und 24) ebenso wie beim Thyroxintier selbst (Abb. 22) eine groge, yon dem kurzen, nur aus wenig Windungen be- stehenden Darmrohr wohl zu unter- scheidende Magenblase nnd eine kleine dunkle Leber. Die quant i ta t ive Ab- s tufung der Verminderung der Schutz- kraft gegenttber Thyroxin dieser Ver- suchsreihe entspricht der quanti taf iven Wirkung der einzelnen Blutarten bet der reinen Blutfi i t terungunserer ersten, oben geschilderten Versuchsreihe. Am wenig- Abb. 2L Kon- sten vermindert ist n~mlich die Schutz- trolle.

k r a f t im Blur der Menstruierenden, an- steigend im Schwangerenblut, am meisten im Eklampsieblut.

Uberblicken wit die Gesamtheit dieser Ergebnisse, so sind ganz ausgesprochene Ver~tnderungen aufgetreten, die die eingangs formulierten FragestelIungen pr~zise zu beantworten gestatten. Demnach ist zun~lchst erwiesen, dab dutch die Zuffitternng yon NormMblut eine merMiche Beeinflussung der Froschlarvenmetamorphose nicht bewirkt werden kann. Im auff~lligen Gegensatz dazu verh~lt sich das Blut men-

struierender F r a u e n sowie das v o n gesunden sowie toxisch erkrankten Graviden. Dutch die Verffitterung dieser Blui- arten wird eine v611ig eindeutige l /er~nderung in Wachstum und Metamorphose der Froschlarve hervorgerufen, die, wenn auch in quant i ta t iv viel geringerem AusmaBe, den durch die Schilddriisenftitterung hervorgerufenen Symptomen ent- spricht. Diese Wirkung l inden wir am schw~tchsten beim Blute Menstruierender, st~irker beim Schwangerenblut und am ausgeprXgtesten beim Eklampsieblut. Das Serum dieser Blutar ten besitzt diese Wirkung in noch hSherem Grade als das Gesamtblut. Noch viel deutlicher als durch die reine Blutfti t terung pr~sentiert sich die biologische Reaktion beim Vergleich der Schutzkraft beider Blutarten. Es erweist sich ngmlich ein quant i ta t iver , scharf abstufbarer Verlust der Sehutzwirkung des Menstruierenden-, Schwangeren- und Eklampsieblutes gegeniiber Thyroxin im Vergleich zum Nor- malblut. Ffir das Blut und Serum der gesunden Schwangeren ergab sich fernerhin eine sich deutlich mit fortschreitender Schwangerschaft steigernde Wirkung. Wir haben nNmlich in ~hnlichen Versuchsreihen Blur und Serum aus der Friih- schwangerschaft, dem Schwangerschaftsende und dem achten Wochenbettstage untersucht. Wir fanden in der Frfih- schwangerschaft quant i ta t iv die gleichen Beeinflussungen, wie sie in stark gesteigerter Form yon uns fiir das Schwanger- schaftsende beschrieben und photographisch festgehalten wurde. Das am 8. Wochenbettstage entnommene Blut lieB im Gegensatz dazu keine deutliche Beeinflussung mehr erkennen, sondern verhielt sich genau wie Normal- btut.

Alle diese besprochenen Ergebnisse sprechen daffir, dab w~thrend der Menstruation und vor allem wghrend der Gesta- tionsperiode eine mit fortschreitender Sehwangersehaft sich steigernde und im Wochenbett rasch abnehmende Hyper- sekretion der Schilddrtise stattfindet. Da "Basedowkranke dutch das Eintreten einer Gravidit~t keineswegs regelm~Big eine Verschlechterung zu erfahren pflegen, kann die Hyper- sekretion der Schilddrfise w~hrend der Schwangerschaft in ihrem Wesen mit der beim Morbus Basedow nicht identisch seth. Die Tatsache aber, dab wXhrend der Schwangerschaft die Schutzkraft des Blutes gegenfiber Schilddrfisenstoffen, wie auch beim Basedow (BLuM), in abstufbarem MaBe ver- lorengeht, kSnnte dafiir sprechen, dab der Verlust der Schutz- kraft nicht ein primer pathotogisch bedingter, sondern erst ein sekund~rer, nach Erscheinen der vermehrten Schild-

Eingeweideau]nahmen. Einwirkung van 25 Tagen.

Abb. 22. Ths~oxin- Abb. ~3. Blut einer Hochschwangeren Abb. 24. Eklampsie- tier. + Thyroxin. blu~ + Thyroxin.

drfisenstoffe oder einen mit ihnen parallel auftretenden Prozel3 darstellt.

L i t e r a t u r : GU~ER~ATSCH, Arch. Entw. mechan. 35,457 (I913). - - F. BLUM, Mitt. Grenzgeb. Med. u. Chir. 41 , 569 (I929). -- EUFING~R, WtI~SBAD]~R I1. FOCSANNEANU, Arch. Gyn~k. I36, H. (1929). -- EU~NGER, WIESBADE~ U. SmILOVITS, Arch. Gyn~k. x93o (dort ausfflhrliche Literaturangaben). -- \V. SC~RI.WOER, Arch. Gyn~k. x93o.