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24 2|2007 Der neue Audi TT – Von der ersten Skizze bis zur Markteinführung Die Designentwicklung für Serienfahrzeuge ist ein komplexer Ablauf. Die verschiedenen Designdisziplinen leisten ihren Beitrag innerhalb eines umfassenden Teamprozesses, als Teil des Simultaneous-Engineering-Prozesses. Der neue Audi TT steht im Folgenden als Beispiel für diesen Ablauf. Das Coupé ist eine Symbiose aus den Genen des Vorgängers und dem skulpturalen Ansatz der aktuellen Modellpalette bei Audi. Er hat nachhaltig positiven Einfluss auf das Image der Marke Audi genommen, mit seiner sportlich pro- gressiven Positionierung. Schlüssig nachvollziehbar werden die Abläufe für die Gestal- tung in der Automobilbranche dargestellt, von der ersten Skizze bis zur Markteinführung. Dipl.-Designer Christian Labonte Verantwortlich für die Designstrategie bei der AUDI AG, Ingolstadt (D) 1. Designentstehung bei Audi Der Produkt-Entstehungs-Prozess be- ginnt ca. 4,5 Jahre vor dem Start der Pro- duktion (SOP). Die Designentstehung als Teil dieses Prozesses lässt sich in vier Pha- sen unterteilen. Der Ausgangspunkt eines jeden neuen Projektes stellt die „Konzep- tionsphase“ dar. Gefolgt von der „Ent- wurfsphase“, die für die Designabteilung die Hauptphase ist. Der in ihr entschie- dene Entwurf wird in der darauf fol- genden „Realisierungsphase“ quasi ver- feinert, mit dem Ziel der Serienfertigung. Abschließend wird in der „Markteinfüh- rungsphase“ das Produkt bis zur Veröf- fentlichung begleitet. 1.1 Konzeptionsphase Die so genannte Konzeptionsphase dient der strategischen, inhaltlichen und quali- tativen Design-Vorentwicklung. Es geht darum eine intern abgestimmte Meinung und Projektausrichtung zu erhalten. Die Ergebnisse der Konzeptionsphase sind Grundlage für das auf ihr basierende Se- riendesignprojekt. Die Produktgestaltung der Fahrzeuge, im Sinne von Styling, fin- det zu diesem Zeitpunkt noch keine Be- rücksichtigung. Der Kick-Off dieser Phase besteht aus den Elementen Trendinspiration und Kon- sumenteninteraktion. In kleinen interdis- ziplinären Teams aus Designern, Marktfor- schern und Trendscouts werden Workshops in den unterschiedlichsten Trendmetropo- len durchgeführt. Ziel dieser Workshops ist es primär, Sen- sibilität für den jeweiligen Zielmarkt zu entwickeln und die entsprechende Kun- denklientel und deren Umfeld kennen zu lernen. So genannte „Home Interviews“ zeigen fahrzeugbezogene Wünsche und Einstel- lungen sowie Lebenswelt und Wertesystem der potenziellen Kunden auf. In einem wei- teren Schritt werden, basierend auf den er- lebten und recherchierten Trends, konkrete Produktansätze abgeleitet. Die auf diese Weise generierten Ideen und Leitmotive werden grundlegender Bestandteil des De- signbriefings. Ebenso die strategische Aus- einandersetzung mit den zu planenden Fahrzeuggattungen auf der Architekturebe- ne. Es geht um die konzernweite Betrach- tung, die Differenzierung der Produktfami- lien innerhalb des Marken-Produktportfolios und um die Differenzierung der Fahr- zeugderivate innerhalb der zu planenden Produktfamilie, wie beispielsweise Limou- sine, Kombi, Cabrio, Coupé etc. Natürlich immer mit dem Fokus Design. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt gilt es, die Mar- ken- und Produktfamilien DNA sicherzu- stellen und diese gezielt weiterzuentwickeln, in einer zur Projektausrichtung stimmigen Balance. Noch während der Konzeptionsphase vi- sualisieren die beteiligten Designer die ers- ten visionären Designthemen. Mittels Skiz- zen, Mood-Boards und Image-Movies TT – Scouting in Trendmetropolen Labonte Der neue Audi TT Seite 24-27

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Der neue Audi TT – Von der ersten Skizze bis zur Markteinführung

Die Designentwicklung für Serienfahrzeuge ist ein komplexer Ablauf. Die verschiedenen Designdisziplinen leisten ihren Beitrag innerhalb eines umfassenden Teamprozesses, als Teil des Simultaneous-Engineering-Prozesses. Der neue Audi TT steht im Folgenden als Beispiel für diesen Ablauf. Das Coupé ist eine Symbiose aus den Genen des Vorgängers und dem skulpturalen Ansatz der aktuellen Modellpalette bei Audi. Er hat nachhaltig positiven Einfluss auf das Image der Marke Audi genommen, mit seiner sportlich pro-gressiven Positionierung. Schlüssig nachvollziehbar werden die Abläufe für die Gestal-tung in der Automobilbranche dargestellt, von der ersten Skizze bis zur Markteinführung.

Dipl.-Designer Christian LabonteVerantwortlich für die Designstrategie bei der AUDI AG, Ingolstadt (D)

1. Designentstehung bei Audi

Der Produkt-Entstehungs-Prozess be-ginnt ca. 4,5 Jahre vor dem Start der Pro-duktion (SOP). Die Designentstehung als Teil dieses Prozesses lässt sich in vier Pha-sen unterteilen. Der Ausgangspunkt eines jeden neuen Projektes stellt die „Konzep-tionsphase“ dar. Gefolgt von der „Ent-wurfsphase“, die für die Designabteilung die Hauptphase ist. Der in ihr entschie-dene Entwurf wird in der darauf fol-genden „Realisierungsphase“ quasi ver-feinert, mit dem Ziel der Serienfertigung. Abschließend wird in der „Markteinfüh-rungsphase“ das Produkt bis zur Veröf-fentlichung begleitet.

1.1 KonzeptionsphaseDie so genannte Konzeptionsphase dient der strategischen, inhaltlichen und quali-tativen Design-Vorentwicklung. Es geht darum eine intern abgestimmte Meinung und Projektausrichtung zu erhalten. Die Ergebnisse der Konzeptionsphase sind Grundlage für das auf ihr basierende Se-riendesignprojekt. Die Produktgestaltung der Fahrzeuge, im Sinne von Styling, fin-det zu diesem Zeitpunkt noch keine Be-rücksichtigung.

Der Kick-Off dieser Phase besteht aus den Elementen Trendinspiration und Kon-sumenteninteraktion. In kleinen interdis-ziplinären Teams aus Designern, Marktfor-schern und Trendscouts werden Workshops in den unterschiedlichsten Trendmetropo-len durchgeführt.

Ziel dieser Workshops ist es primär, Sen-sibilität für den jeweiligen Zielmarkt zu entwickeln und die entsprechende Kun-denklientel und deren Umfeld kennen zu lernen.

So genannte „Home Interviews“ zeigen fahrzeugbezogene Wünsche und Einstel-lungen sowie Lebenswelt und Wertesystem der potenziellen Kunden auf. In einem wei-teren Schritt werden, basierend auf den er-lebten und recherchierten Trends, konkrete Produktansätze abgeleitet. Die auf diese Weise generierten Ideen und Leitmotive werden grundlegender Bestandteil des De-signbriefings. Ebenso die strategische Aus-einandersetzung mit den zu planenden Fahrzeuggattungen auf der Architekturebe-

ne. Es geht um die konzernweite Betrach-tung, die Differenzierung der Produktfami-lien innerhalb des Marken-Produktportfolios und um die Differenzierung der Fahr-zeugderivate innerhalb der zu planenden Produktfamilie, wie beispielsweise Limou-sine, Kombi, Cabrio, Coupé etc. Natürlich immer mit dem Fokus Design. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt gilt es, die Mar-ken- und Produktfamilien DNA sicherzu-stellen und diese gezielt weiterzuentwickeln, in einer zur Projektausrichtung stimmigen Balance.

Noch während der Konzeptionsphase vi-sualisieren die beteiligten Designer die ers-ten visionären Designthemen. Mittels Skiz-zen, Mood-Boards und Image-Movies

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werden projektorientiert Emotionen er-zeugt. Unkonventionell zu handeln, ist den Designern in dieser Phase nicht nur erlaubt, sondern es wird von ihnen erwartet. Es geht um das Sicherstellen von Innovation.

1.2 EntwurfsphaseDie Entwurfsphase beginnt mit einem umfangreichen Briefing: den abgestimm-ten Resultaten der Konzeptionsphase, sowie den technik- und marketingspezi-fischen Vorgaben. Auf Basis des tech-nischen Packages werden nun im ersten Schritt der Entwurfsphase zahlreiche Grobskizzen angefertigt.

Jede erdenkliche Darstellungstechnik ist erlaubt und willkommen, um Ideen kom-munizierbar zu machen. Der Fokus liegt bereits in diesem frühen Stadium darauf, Gedankengänge und Zusammenhänge re-flektieren zu können. Die Illustrationen werden Stück für Stück präzisiert.

Während die Grobskizzen noch relativ oberflächlich sind, bilden die Feinskizzen bereits ausgearbeitete Details ab. In einem nächsten Schritt werden präsentationsfä-hige Visualisierungen – die so genannten Renderings – angefertigt. Als erste Ver-dichtungsstufe wird eine variierende An-zahl der besten Entwürfe präsentiert, selek-tiert und in die nächste Runde geschickt.

Der nächste Schritt ist das Tape-Ren-dering im Maßstab 1:4. Das Tape-Rende-ring ist eine präzise zweidimensionale Darstellung der Seitenansicht, Vorder- und Rückansicht und ggf. der Draufsicht. Die übliche Abwicklung einer tech-nischen Zeichnung ist hierfür die Grund-lage. Mit schwarzem, flexiblem Klebe-band werden die Linien auf skalierte technische Packagepläne aufgebracht. Die seitens der Technischen Entwicklung vor-gegebenen Packagedaten wie beispiels-weise Achsstand, Mindestkopfhöhe, Sitz-position usw. sind ein Teil der Vorgaben in diesem Schritt. Mit dieser Methode wird die Umsetzbarkeit eines Design- ansatzes überprüft und ggf. modifiziert.

Dieser Schritt ist von hoher Wichtigkeit, da Designskizzen oftmals optisch richtig wirken, aber im Sinne der Realisierbarkeit noch Unstimmigkeiten aufweisen. An die-ser Arbeitsweise hat sich trotz des zuneh-menden Einflusses der elektronischen Da-tenverarbeitung nicht viel geändert, weil sie häufig zeitlich noch immer effizient ist.

In jedem Arbeitsabschnitt reift das De-

sign Stück für Stück. Nach jedem gelegten Tape und jeder gezeichneten Linie kann es sein, dass der Designer seine Arbeit wieder überdenkt und wiederum zu besseren De-taillösungen gelangt. Designprozesse sind insofern empirische Abläufe. Dem so ge-nannten „großen Wurf “ geht meist harte Arbeit voraus. Erarbeitete Zwischenstände werden immer wieder kritisch hinterfragt, weiteren Alternativen gegenübergestellt, verworfen, weiterentwickelt usw. Das Ent-scheidende ist die hinreichende intellek-tuelle Auseinandersetzung, ohne die kei-ne Designqualität entstehen kann. Ist das Tape-Rendering vollständig, dient es als Vorlage für die dreidimensionale Modell-erstellung – physisch und virtuell.

Die physische Modellrealisierung be-ginnt direkt im Maßstab 1:1. Auf einen Un-terbau aus technischem Schaum tragen die Modelleure ein Industrieplastilin auf. Mit Werkzeugen, die meist der Keramikbear-beitung entliehen sind, wird in vielfachen Durchgängen ein dreidimensionales Mo-dell erzeugt, das sich an den Vorgaben des Tape-Renderings ausrichtet.

Der Designprozess ist durch mehrstufige Verdichtungen geprägt und wird durch den Verantwortlichen begleitet. Im Rah-

men von Meilenstein-Terminen werden die Verdichtungsstufen eingeleitet. Im Nor-malfall qualifizieren sich bis zu fünf ver-schiedene Entwürfe zum Wettbewerb in-nerhalb einer Präsentation vor der so genannten „PSK“, der Produkt-Strategie-Kommission, unter Leitung des Vorstands-vorsitzenden Prof. Dr. Martin Winterkorn.

Auch die Interieurkonzepte werden zeitgleich im Maßstab 1:1 umgesetzt. So genannte „Sitzkisten“ entstehen. An die-sen Modellen kontrolliert man nicht nur ästhetische, sondern auch funktionale Aspekte, sowie die Integration aller tech-nischen Komponenten, wie z.B. Displays für Infotainment-Systeme. Jedes noch so kleine Detail wird durch die Designer de-finiert und im Modell dargestellt. Die Re-sultate dieser Designpräsentationen sind klare Handlungsempfehlungen für wei-tere Designoptimierungen im Interieur und Exterieur.

Das verbliebene Designmodell, hat in-zwischen die Anmutungsqualität eines zu-künftigen Serienfahrzeugs. Es ist ein Durchsichtmodell, das sich durch seine klar verglaste Kabine auszeichnet, bis hin zur Darstellung von Details. Die Verab-schiedung des Designs für die Serienferti-

TT – Packagezeichnung

Tape-Rendering – Seitenansicht

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gung – der „Design-Freeze“ – stellt den Abschluss des kreativen Teils der Design-entstehung, als Teil des Simultaneous Engi-neering (SE)-Prozesses, dar.

1.3 RealisierungsphaseDie nächste Stufe im Design-Entste-hungs-Prozess ist die Betreuung der so genannten Strak-Arbeit. Diese CAD-ge-stützte, geometrische Erstellung aller sichtbaren Oberflächen im Exterieur und Interieur berücksichtigt sämtliche forma-len und technischen Ansprüche. Nur noch die für das Projekt verantwortlichen Designer aus den Bereichen Interieur, Ex-terieur und Feasibility begleiten diesen Schritt. Es folgen nun mehrere Modell-stände im Maßstab 1:1: Das Referenzmo-dell und die Datenkontrollmodelle, die ebenfalls durch das PSK abgenommen werden. Hintergrund ist die notwendige Qualitätssicherung.

Aus den Serien-Strakdaten wird nun das Referenzmodell (RFM) erstellt. Dieses phy-sische 1:1-Hartmodell dient der Qualitäts-sicherung für die weitere technische Ent-wicklung.

Weiterhin werden auf der Grundlage des Referenzmodells zwei Datenkontrollmo-delle (DKM), jeweils eines für das Interieur und eines für das Exterieur, erstellt. Eine weitere Abnahme durch die PSK erfolgt. Die zwei Datenkontrollmodelle bilden die verbindlichen Originale im Maßstab 1:1 für die Außenhaut und den Innenraum physisch ab. Sie visualisieren den kom-pletten CAD-Datensatz.

Oberflächenqualität, Strak-Verlauf, Anmutungsqualität, Funktionalität, Teile-passung (Fugenverläufe außen/innen), Abstimmung, Verbaubarkeit von Teileumfängen der Derivate sowie Über-gänge werden an der plastisch dargestell-ten Form überprüft und freigegeben. Das Datenkontrollmodell dient der plasti-schen Dokumentation der finalen Form

und gilt als verbindliche Grundlage für die Herstellung der Serienwerkzeuge durch die externen Lieferanten. Die end-gültige Freigabe von CAD-Daten zur Se-rienwerkzeug- und Betriebsmittelerstel-lung kann erfolgen.

1.4 MarkteinführungsphaseKurz vor der Launchphase des Fahrzeugs beginnt die Designkommunikation mit der Vermittlung der wesentlichen Design-merkmale des neuen Fahrzeugs in das Unternehmen. Alle mit dem Launch be-trauten Abteilungen und externen Agen-turen werden hinsichtlich der innovativen Merkmale informiert. Es geht darum, für das neue Produkt zu sensibilisieren, bevor Kommunikationsstrategien und Kampag-nen entstehen, Messestände gebaut wer-den und Pressemappen gedruckt sind.

Auch während der Launchphase selbst sind die Designer an Presse- und Händler-veranstaltungen inhaltlich und persönlich beteiligt.

2. Das neue Familienmitglied

Das Ergebnis dieses Ablaufs ist das neue TT Coupé. Sowohl der erste TT als auch sein Nachfolger sind nach dem gleichen genetischen Code entwickelt worden. Je-doch ist neben den weiterhin bestehen-den evolutionären Themen der Flächen-gestaltung ein deutlich revolutionärer Anteil erkennbar, mit einem ’shift’ hin zu mehr Sportlichkeit und Dynamik. Das heißt, dass die ehrliche und schnörkel-lose Anmutung des Vorgängermodells durch eine dynamischere Linienführung weiterentwickelt wurde, ohne etwas an der reduzierten TT-Silhouette verändert zu haben. Der typische TT-Charakter bleibt sofort erkennbar, ist jedoch durch einige markante und neue Details ergänzt worden.

2.1 Exterieur DesignSchon ein erster Blick macht klar: Bei dem neuen Audi TT Coupé hat man es mit einem ausgereiften Sportwagen zu tun. Die gesamte Architektur symbolisiert sei-ne Kraft und Dynamik. Der Grundkörper wirkt in Kombination mit dem sehr flach gehaltenen Glashaus wie eine kompakte, in sich geschlossene Skulptur. Die Fahr-zeugarchitektur erscheint in ihrer Ge-samtheit gestreckt.

Das charakteristischste Merkmal, das für den Weiterentwicklungsprozess des TT herangezogen werden kann, ist die Frontpartie des Fahrzeuges. Das integra-tive, glattflächige Design, das im Vorgän-germodell prägend war, hat nun progres-sive Züge.

Bestechendes Merkmal hierfür ist der Singleframe-Grill in der Frontpartie. Die tiefe Position des Grills unterstützt das sportliche Auftreten des Fahrzeugs.

Während die Scheinwerfer und der Grill beim Vorgängermodell noch eine horizon-tale Einheit bildeten, zeigt sich nun eine klare Trennung der Funktionseinheiten Scheinwerfer und Grill. Die Scheinwerfer sind nicht mehr als plane Fläche Bestand-teil der Karosserie, sondern setzen sich ei-genständig von ihr ab. Die Verwendung einer Chromleiste in der Leuchteneinheit führt die Karosserieflächen auch im Inne-ren fort. Die Leuchtenform ist durch ihre spitzen Winkel richtungsbezogen und trägt zur dynamischen Erscheinung der Front bei.

Ein weiteres prägendes Element der Frontgestaltung ist die V-Sicke der Motor-haube. Sie umschließt den Singleframe und erstreckt sich fortlaufend über die gesamte Fahrzeugarchitektur. Dabei wurden, in für Audi typischer Weise, einzelne Elemente durch eine logische Linienführung mitein-ander in Beziehung gesetzt.

Die Volumina haben an ihrer Oberfläche eine sehnige Spannung. Um diesen An-spruch zu realisieren, ist handwerkliche Qualität gefragt, denn diese Spannung ent-steht durch das lebendige Spiel zwischen skulptural ausbalancierten konkaven und konvexen Flächen. Für den Betrachter er-öffnet sich ein Wechselspiel zwischen einer dynamischen Flächengestaltung und einer stringenten Linienführung.

Ein neues gestalterisches und prägnantes Element ist die im hinteren Bereich nach oben geschwungene Schwellerlinie. Die so Rendering TT

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genannte ’Dynamic-Line’ sorgt für die Emotionalisierung des TT. Zusammen mit der typischen Audi-Schulter, lässt es die Flanke flach und gestreckt erscheinen. Das Fahrzeug wirkt geduckt und assoziiert die Beschleunigung bereits im stehenden Zu-stand. Die kuppelhafte Dachline von der Seite betrachtet, unterstützt diesen Effekt und ist eindeutig auf die Genetik des Vor-gängers zurückzuführen.

2.2 Interieur Design Die Formthemen des Exterieurs sind auch in der Gestaltung des Innenraums wieder zu finden. Die markante Schulterlinie des Audi TT findet ihre Fortführung im dyna-mischen Korpus der Schalttafel. Das TT-Interieur bekommt daher eine beschleu-nigte Wirkung. Alle Details sind in Bewegung geraten und verdeutlichen dies mit einer für Audi neuen Dynamik, die eine höhere Emotionalisierung des Pro-duktes zulässt.

Während im Bereich des Exterieurs die neue Frontpartie als Symbol für die Pro-duktinnovation des neuen TT steht, ist das fahrerorientierte Cockpit das Symbol für das Interieur. Den Sportwagencharakter erlangt der TT durch eine Architektur, die eindeutig auf den Fahrerplatz hin ausge-richtet ist. Wir sprechen in diesem Zusam-menhang von der ’Cockpit-Architektur’.

Bei der Konzeptionierung des TT-Interi-eurs wurde der Fokus auf eine intuitive und benutzerorientierte Bedienung gelegt. Das neu gestaltete Herzstück des Audi TT stellt dabei das Kombiinstrument dar. Alle rele-vanten Informationen sind dem Fahrer auf einen Blick ersichtlich.

Der für Audi-Interieurs typische ’Wrap-Around’, der fließende Übergang des Schalttafeldachs in die Türbrüstung, wurde weiterentwickelt. Die Mittelkonsole ist im Bereich der Schaltkulisse und des Multi-Media-Interfacees (MMI) als dreidimensi-onales Volumen nach ergonomischen Ge-sichtspunkten positioniert. Sie nimmt gleichsam eine stützende Funktion in der Fahrzeug-Innenarchitektur ein. Unter dem Bildschirm des MMI-Bediensystem glie-dert sich das Klimabedienteil an. Die Aus-gestaltung des Lenkrades steht für die Sportlichkeit des Innenraums. Im unteren Teil ist das Lenkrad stark abgeflacht. Da-durch wird dem Fahrer ein Höchstmaß an Beinfreiheit geboten. Im mittleren Teil ist die Radgeometrie mit Einschnürungen

versehen, sodass ausreichend Griffigkeit gewährleistet wird.

2.3 Farbe und AusstattungDas Exterieur- und Interieur-Design des TT beschreibt die sportliche Architektur des Fahrzeugs. Die Kreativarbeit der Spe-zialisten für Farbe und Ausstattung wirkt gewissermaßen als „Geschmacksverstär-ker“. Die dreidimensional realisierten Neuerungen, wie z. B. der Kühlergrill und auch der Innenraum, erfahren durch ih-ren ausbalancierten Einsatz von Material und Farbe eine klare ’Innovations-Ver-stärkung’. Es wurden neue, progressive Außenfarben entwickelt. Das variable Farbkonzept des Innenraums ermöglicht einen hohen Differenzierungsgrad – es lassen sich damit unterschiedliche Innen-raumatmosphären erzielen.

Das Sitzdesign lässt durch seine neuar-tige Aufteilung eine Vielzahl an Variationen zu. Sowohl in Farbe als auch in Material sind unterschiedlichste Kombinationen möglich. Ein Thema, welches auch schon beim TT-Vorgängermodell positive Reso-nanz fand, ist der Manufakturansatz. Hier-bei liegt der Fokus auf der Verwendung von ursprünglichen Materialien bzw. ar-chaischen Handwerkstechniken.

Bei der Materialwahl wird gerade auf die haptische Beschaffenheit besonderer Wert gelegt. Die Oberflächenstruktur einzelner Bedienelemente zeichnet sich durch einen Matt-Glanz-Kontrast aus, der auch hap-tisch erfahrbar ist. So werden über die Oberflächenstruktur funktionale Aspekte der Bedienung vermittelt.

3. Ausblick

Die Abläufe der Designentwicklung, als Teil der Produktentstehung, verkürzen sich weiterhin, was mit dem generellen Trend zur Derivatisierung seitens der OEM’s zusammenhängt. Das unterstützt zum einen die zunehmende Spezialisie-rung der Kreativen in der Automobilbran-che. Ihr Know-how wächst stetig. Zum anderen werden die Designprozesse stär-ker vorgeplant und durch ein konse-quentes Designprojektmanagement beglei-tet. Innerhalb dieser Vorplanung entstehen strategisch übergreifende Grundlagen als Vorgabe der Seriengestaltung für die Krea-tivteams.

Aus diesem Grund erhält das strate-gische Design zunehmende Bedeutung, mit der steigenden Komplexität der Pro-dukte, ihren vielfältigen Ausprägungen und den differenzierten marktspezifischen Anforderungen. Es ist im Designbereich Schnittstelle zu den strategischen Diszipli-nen im Konzern, wie der Unternehmens-strategie, der Marken- und Produktstrate-gie, sowie der Markt- und Trendforschung.

Die Designstrategie sorgt in diesem Zu-sammenhang für Übersicht, schafft Struk-turen und Ordnungsprinzipien, stellt Inno-vation sicher und schafft somit die Grundlage für sichere, ergebnisorientierte Designprojekte. Denn das Ziel ist das durch unsere Kunden akzeptierte und damit in den Märkten erfolgreiche Produkt.

Skizze – TT-Innenraumarchitektur