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Der Weg ist das

Der Weg ist das - aikido-siegen.de · Periode, die sich alle bezüglich ihrer Tech-niken und philosophischen Ausprägungen unterschieden. Um 1600 trafen der legendäre Schwert-kämpfer

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Der Weg ist das

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s Ziel

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Die Wurzeln

Im kriegerischen Japan war der Jo für dieunbewaffnete Bevölkerung das einzig le-gale Mittel um sich vor den Übergriffenbewaffneter Samurai zu schützen. Er wur-de zur Nahkampfwaffe der unterprivilegier-ten Bevölkerungsschicht, da er leicht zubeschaffen und relativ preiswert war. ImLaufe der Zeit setzte sich der Jo auch un-ter den Samurai als zusätzliche Waffe miteiner hohen Variantenvielfalt durch.Die Tradition der Stockfechtkunst liegt inden buddhistischen und shintoistischenKlöstern, in denen Übungen der Stock-techniken sowohl zum Schutz der Klösterals auch ihrer Bewohner auf deren lan-gen Reisen dienten. Während der Heian-Periode gingen daraus die sogenanntenMönchskrieger, auch Sohei genannt,hervor, die als große Könner innerhalb desJo Jutsu gelten.Okinawa als Insel stand unter den stän-dig wechselnden Einflüssen von Chinaund Japan - dort entwickelte die unter-drückte Bevölkerung Waffenkampfkünste,die unter dem Begriff Kobudo zusammen-gefasst wurden. Nach 1609 besaß Japandie Oberhoheit dort, und im Zuge der Wei-terentwicklung wurden auch ganz norma-

le Gebrauchsgegenstände aus Haushaltund Landwirtschaft in das Kobudo Trai-ning einbezogen. So entwickelte sich einegroße Vielzahl an Geräten und damit kom-binierten Techniken, die den Vorteil hat-ten, nicht unter das Waffentrageverbot zufallen.Der Obrigkeit gelang es nicht, das 1429vom einheimischen Herrscher KönigShahashi und später von den Japanerndiktierte Verbot wirksam durchzusetzen.So wurde die Insel Okinawa zum Mekkader Kobudo-Schulen, die aus der Not eineTugend machten.Im Jahre 1588 galt in ganz Japan das Ver-bot, Waffen zu besitzen oder gar zu tragen- die unter dem Begriff Katanagari (DieJagd nach den Schwertern) in die Ge-schichte eingegangene Aktion führte zurvölligen Entwaffnung der Zivilbevölkerungund zu einem natürlichen Aufschwung desJo.Fast 300 Bo- und Jo Jutsu-Schulen zählteman in der anschließenden Togugawa-Periode, die sich alle bezüglich ihrer Tech-niken und philosophischen Ausprägungenunterschieden.Um 1600 trafen der legendäre Schwert-kämpfer Myamoto Musahi und Muso Gon-nosuke, einer der großen Stockfechter

seiner Zeit, aufeinander. Bei der erstenBegegnung war Muso Gonnosuke, der zudieser Zeit einen Stock von 1,80 m Längebenutzte, unterlegen. Gunnosuke zog sichdaraufhin auf die Insel Kyushu zurück, aufder er seine legendären Stock-technikenentwickelte. Er verkürzte den Stock auf dieLänge von 1,28 m und vereinte damit dieBeweglichkeit und Längenvorteile zumjapanischen Schwert. Als sie sich wiedergegenüberstanden besiegte er Musahiund schenkte ihm, wie sein Gegner zuvor,großzügig das Leben.Gonnosuke prägte die Entwicklung des JoJutsu im frühen 17. Jahrhundert, indem erdie Bewegungsabläufe des Bo Jutsu mitdenen des Ken Jutsu mischte und darausGrundübungen entwickelte, die den zwölfTierkreiszeichen zugeordnet waren.Die Gründung und Entstehung der Shin-do-Musoryu-Schule mit ihren 64 Techni-ken soll auf Muso Gonnosuke zurückge-hen, was bedeutet, dass noch heute sei-ne Techniken leicht modifiziert angewen-det werden.Die Trennung der Bo Jutsu und Jo JutsuSchulen aus der Kendo-Föderation erfolg-te 1955; in dem Jahr wurde ein eigenstän-diger Verband gegründet. Die Richtungwurde in Jodo umbenannt.

Verknüpfung von Aikidound Aiki-Jo

Ein weiterer Einfluss auf die Kunst des Jokam durch den Unterricht von MoriheiUeshiba, dem Begründer des Aikido.Ueshibas Aiki-Jo ist eine ausgewählteForm der Anwendung des Stabes. Es istdie bekannteste gelehrte Form mit demJo, die von vielen Aikidoka geübt wird.Ueshiba wurde im Jahr 15 Meiji (1883)geboren. Ein großer Teil seiner Ausbildungfand in den Kampfkünsten unter der Lei-tung verschiedener Lehrer der Kriegsküns-te (bugeisha) statt, die noch Gelegenheitgehabt hatten, ihre Fähigkeiten als Samu-rai lebensnah einzusetzen.Obwohl er als Kind oft krank war, entwi-ckelte Ueshiba ein leidenschaftliches In-teresse an den klassischen Kampfküns-ten. In jungen Jahren ging er bei einigenJuJutsu- und Schwertmeistern in die Leh-re und übte sich daneben auch im Um-gang mit Speer und Hellebarde.Er war ein Mensch mit tiefer religiöserÜberzeugung und integrierte die Lehrendes Buddhismus und Shintoisms, um dieStrategie und Philosophie seiner neuenArt des Budo zu erklären. Sein Verständ-nis von Budo, dessen moralischer An-

AIKI - JODer Weg ist das Ziel

Wer lange Zeit Aikido erlernt und selber lehrt, wirdauf die Elemente von Bokken und Jo aufmerksam.Wie lassen sich diese Bewegungsabläufe in das Ai-kido-Training integrieren und wie können die Grund-lagen in speziellen Stunden erlernt werden? Andiesem Punkt standen wir, als der Gedanke auf-kam: Wo kann man die Grundlagen in schriftlicherForm nachschlagen und lesen? Ein kleines Lehr-buch kam uns in den Sinn, in dem kurz und präg-nant die wichtigsten japanischen Grundbegriffe,aber auch Anschauungsmaterial in Form von Bil-dern und Text enthalten sein sollten.Wenn es uns gelingt, dass dieses Buch nicht nur inder Trainingstasche mitgeführt sondern oft zu Rategezogen wird, weil man die gewünschten Informa-tionen schnell erhält, dann haben wir unser Zielerreicht. R. Brauhardt

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spruch sich auf der Basis seiner Erfah-rungen begründet, schließt einen Zugangzum Kampf (wenn auch nur um diesen zuverhindern) mit ein. Er betont sowohl einkörperliches als auch ein geistiges Zen-trum, das zur Selbstkontrolle oder zur Kon-trolle des Gegners eingesetzt werdenkann. Dieses Aikido war vom Ursprungher im Wesentlichen nicht etwa daraufausgerichtet, einem Angriff auszuweichen,wie von manchen angenommen wird,sondern vielmehr um direkt dagegen ein-zutreten (“Irimi“) und dem Uke mit kreis-förmigen Würfen zu begegnen.

Ueshibas Denkweise bezüglich desKampfes war, dass die Prinzipien seinesAikido universal gültige Wahrheiten dar-stellten. Sie sollten zur körperlichenSelbstverteidigung ebenso angewandtwerden wie im Umgang mit anderen, mitdem Ziel, eine harmonischere Gesell-schaft zu schaffen.In seinen Augen unterschied sich die Neu-tralisierung eines einzelnen Gegners nichtvon der Überwältigung mehrerer Gegner.Viele Angreifer sollten wie einer behan-delt werden. Die von ihm mit leeren Hän-den ausgeführten Techniken konntenauch mit Waffen durchgeführt werden.Prinzipien wie Bewegung der Hüfte, Stär-ke aus dem Zentrum usw. waren ohneWaffe genau die gleichen wie mit Schwertoder Stab. Um die Fähigkeiten seinerSchüler zu fördern, verlangte Ueshiba kon-tinuierliche Übung mit Holzschwert (Bok-ken) und Stab (Jo).Ueshibas Aiki-Jo Formen gehören

genauso wie die von ihm unterrichtetenÜbungen mit dem Bokken nicht einer be-stimmten Schule (Stilrichtung) an. DieTechniken mit dem Stab, wie sie in Aikido-Dojos gelehrt werden, sind eine Ver-schmelzung, die keinen strengen Stil re-präsentiert, sondern sie bewahren dieTradition der Kampfkunst und veranschau-lichen die Prinzipien des Aikido. So wirdder Schüler dazu angehalten, den Jo alsVerlängerung seiner Arme und seines Kör-pers zu sehen; nicht als Fremdkörper,sondern als eine Verlängerung der nor-malen Bewegung mit dem Körper. Es gibt

keinen Gesichtspunkt im Aikido,der nicht mit dem Jo vorgeführtwerden könnte. Durch den kon-sequenten Einsatz des Jo kön-nen wichtige Aspekte und einGrundverständnis des Aikidostärker betont und verinnerlichtwerden.Wenn Ueshiba sah, dass ein Ai-kidoka Schwierigkeiten mit Tai-Jutsu (Form der leeren Hand)hatte, gab er diesem Bokken oderJo zum Üben, um so dem Schü-ler eine andere Sicht zu ermögli-chen.Er bezog seine Kenntnisse vonSo-Jutsu (Speerkampfkunst) insein Aiki-Jo mit ein, wies aberdarauf hin, dass die Länge derStabwaffe nicht wichtig war. AufPhotos ist zu sehen, wie er die-selben Techniken mit ganz un-terschiedlichen stabähnlichen

Waffen ausführt.Für Ueshibas Aikido zählten nur die Prin-zipien der Bewegung und das Gleichge-wicht des Zentrums. Heutzutage wird derUmgang mit dem Jo erhalten und gepflegt- im Jodo des Shindo-Musoryu, im Jo-Jut-su verschiedener Waffenschulen in Japanund in Ueshibas Aiki-Jo. Er hat be-trächtli-che und weitreichende gesellschaftlicheVeränderungen in Japan überlebt undwurde sogar in andere Länder übernom-men. Darüber hinaus ist der Jo die einzi-ge Waffe, die ohne Änderung in Form undAussehen in allen drei Versionen derKampfkünste praktiziert wird: dem klassi-schen Budo, dem modernen “Shin budo”und dem klassischen Stockkampf (Bo Jut-su).

Timing - die Wahl desrichtigen Zeitpunktes

Als Timing bezeichnet man die Koordina-tion zweier oder mehrerer Bewegungenum einen maximalen Effekt zu erzielen.Es gibt ein inneres Timing zwischen denBewegungen des eigenen Körpers undein äußeres Timing, welches die Verknüp-fung von Uke und Nage beschreibt. Das richtige Timing ist ein wichtiges Prin-zip der Kampfkünste, es ist die Vorraus-setzung für Präzision und daraus resul-tierend einer guten Technik. Timing ist derfeine Unterschied zwischen den dynami-schen, fließenden Bewegungen des Leh-rers und den gelernten, mechanischenBewegung des Lernenden. Dies ist sehrschwierig zu entwickeln, da nur ständiges

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konzentriertes Üben zu seiner Entwicklungbeiträgt.

Inneres Timing

Eine effektive Technik hängt nicht nur vonder korrekt ausgeführten Bewegung, son-dern auch vom Timing der Bewegung ab,so dass beides zusammen die optimaleWirkung entfalten kann.Das bedeutet, dass sich all deine Bewe-gungen auf den Punkt konzentrieren, indem du das Ziel triffst. Endet die Bewe-gung zu früh oder zu spät, verringert sichdie Wirkung der ganzen Aktion.Inneres Timing befasst sich mit dem Um-stand, dass sich die verschiedenen Kör-perteile mit unterschiedlichen Geschwin-digkeiten in variablen Abständen bewe-gen. Eine gute Technik koordiniert dieseGeschwindigkeiten und Abstände undlässt sie eins werden.Am Anfang sind wir mit der Koordinationvon Armen und Beinen beschäftigt. DieArme können den Jo in einem Kreisbo-gen nach vorne fegen oder schlagen, sodass er am Ziel ist bevor die Füße das Zielerreichen.Beginnen sich Körper und Jo gleichzeitigzu bewegen, wird der Jo das Ziel treffen,bevor der vordere Fuß des Körpers diePosition erreicht hat.Um das Timing zu verbessern, muss dieGeschwindigkeit des Jo an die Bewegungder Füße angepasst werden. Man kannsich selbst helfen, indem man den linkenArm etwas streckt und so den Jo aufspannt,während man beginnt sich zu bewegen.So bekommen die Füße einen kleinen Vor-sprung und sie treffen gleichzeitig mit demJo auf ihr Ziel.Übt man an einem realen Ziel, z.B. einemMakiwara, so erhält man ein Gefühl für dasinnere Timing, da man das Ziel vor Augenhat und den Schlag oder Stich spürt. DasÜben ohne ein Makiwara scheint wenigereffektiv, da der Angriffspunkt weder gese-hen noch gespürt wird, aber es bietet dieMöglichkeit, sich auf einen Punkt im Un-endlichen zu konzentrieren und so einenkontrollierten Angriff durchzuführen, dernotfalls auch wieder gestoppt werdenkann.Ein guter Angriff sollte nicht durch einenGegenangriff, sondern durch die Positionund Entspannung der Arme und des Kör-pers gestoppt werden.Das unbewusste Kompensieren einesschlechten Timings kann auf verschie-dene Weise passieren:Eine Möglichkeit ist es, alle Muskeln an-zuspannen und zu verkrampfen, bevorman das Ziel trifft. Wenn das bei einemMakiwara gemacht wird, wird der Jo zu-

rückprallen und der Körper wird dieEnergie negativ spüren. Wenn derAngriff stark ist, der Körper ent-spannt und nicht verkrampft ist,wenn er das Ziel trifft, so bewegt ersich gleichmäßig.Eine andere Möglichkeit ist es, denJo in der zweiten Hälfte des Angriffsabzubremsen was ein Verzögerndes Angriffs erlaubt, aber die Wuchtdes Angriffs unterdrückt. So wirddas Ziel nur getroffen aber nicht mitder entsprechenden Kraft.Als dritte Möglichkeit sieht man dieausdrückliche Konzentration aufdas Ziel und keine Gedanken dar-auf, was nach dem Angriff passiert,ob und wie man elegant zur nächs-ten Technik kommt.Zum Schluss ist das Timing zwi-schen zwei oder mehreren Abläu-fen zu beachten – jeder Teil solltebis zum Schluss durchgeführt wer-den und erst dann wird das Augen-merk auf den nächsten Punkt ge-lenkt. Bewegt man sich korrekt, sowirkt jede Technik stark und kon-zentriert für sich abgeschlossen,aber immer mit der davor und derdanach verknüpft - es ergibt sicheine dynamische Verkettung.

Äußeres Timing

Hier kommt als zweite Komponente einPartner oder Angreifer mit ins Spiel. Of-fensive und defensive Techniken sind mitdem Beginnen und dem Angreifen desGegners verbunden.Übt man allein, ergibt sich aus der Re-gelmäßigkeit der Bewegung ein eigenerRhythmus, was zu Beginn für den Anfän-ger sehr hilfreich ist.Im Kampf aber versucht der Angreifer die-sen Rhythmus zu durchbrechen und sei-nen eigenen aufzuzwingen, was ein ho-hes Maß an Konzentration und Gelassen-heit nötig macht. Das frühzeitige Erahnenund Reagieren mit dem entsprechendenTiming setzt langes und kontinuierlichesÜben voraus.

Der Einsatz des Jo

Ein Vorteil des Jo liegt darin, dass er imGegensatz zu vielen anderen Waffen beid-seitig verwendbar ist, da er keine Spitzeoder Klinge besitzt. Da es kein Griff- oderSchlagteil gibt, kann jede Übung oderKombination links oder rechts ausgeführtwerden. Auch kann der Jo beliebig umseinen Mittelteil gedreht werden und er-möglicht eine Vielzahl verschiedenerKombinationen. Wichtig ist es, beide Sei-

AIKI - JO

ten gleichmäßig zu üben, denn nur sokann man die Flexibilität des Stockes voll-ständig ausnutzen.Generell gilt, dass bei Schlag- und Stoss-techniken das eine Ende des Jo festge-halten wird, während die zweite Hand dieFührung übernimmt. Trotzdem sollte derJo so locker als möglich geführt werdenum höchste Effizienz zu erreichen. In derUmsetzung führt dies zu einem „kontrol-lierten Gleitenlassen“ des Stabes.Die Bewegung des Stockes, sein Gleiten,bündelt die Energie, bringt den Jo in dieRichtung, steigert die Wirksamkeit derTechnik und beeinflusst die Kamae (Stel-lung, Körperhaltung) positiv.Ist dies nicht der Fall, so kommt es zu ei-nem Energiestau über den Jo zurück zumKörper, was zu Rückenschmerzen, Abbeu-gen des Oberkörpers und Hebung derFerse des hinteren Fußes führt, zusam-mengefasst: Der Übende verliert die Sta-bilität.Auszug aus dem Buch „AIKI-JO“ von R.Brauhardt. Zu bestellen überwww.aikido-aci.de