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Deutsches Institut für Stadtbaukunst

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Deutsches Institut für Stadtbaukunst

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03 Über uns

04 Veranstaltungen

08 Ausstellung

12 Über die Ästhetik der Städte

18 Positionspapiere

26 Publikationen

28 Forschung

42 Presse

46 Vorstand / Wissenschaftlicher Beirat

48 Impressum

Inhalt

„... Institut, das für die Schön-heit der Stadt kämpft ...“

Bauwelt

„... Seit einigen Jahren hat die-se Denkschule nun ein neues Kraftzentrum an der TU Dort-mund, ... das Deutsche Insti-tut für Stadtbaukunst, das sich der Frage verschrieben hat, wie man schöne Städte baut.“

Die Welt

„... Speerspitze einer Bewegung für ‚dauerhaftes und schönes Bauen’ ...“

WirtschaftsWoche

„... hat jüngst der Bauhistori-ker Wolfgang Sonne vorgelegt, der am wichtigsten Thinktank für traditionelle Architektur und Stadtplanung hierzulande lehrt, dem Deutschen Institut für Stadtbaukunst an der Universi-tät Dortmund ...“

Die Welt

„... einer der wichtigsten Prota-gonisten der Debatte ...“

Neue Zürcher Zeitung

„... Die Ziele des Deutschen In-stituts für Stadtbaukunst an der TU Dortmund sind ehrenhaft und richtig. Ja, unsere Städte sollen lebensfähig sein, schön am besten auch, und sie sollen Raum für alle bieten, sozial und funktional durchmischt. Dafür wurde 2010 ein Diskussionsfo-rum ins Leben gerufen, das in dieser Form einzigartig ist ...“

Bauwelt

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fentlich sind. Das Deutsche Institut für Stadtbaukunst hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Zustand zu ändern. Ziel des Instituts ist es, das Leitbild eines nachhaltigen, dauerhaften und schönen Bauens für jegliche städte-bauliche Planung in Deutschland zu etablieren.

Das Institut widmet sich deshalb der Erforschung und Lehre der Stadt-baukunst. Diese bringt einen künstle-rischen Charakter und eine ästhetisch-gestalterische Seite der Stadt mit sozialen, ökonomischen, politischen, ökologischen, technischen und kultu-rellen Anforderungen zusammen. Seit seiner Gründung 2008 hat das Institut zahlreiche Forschungsprojekte zum Thema durchgeführt und die Ergebnis-se in mehreren Buchreihen und einzel-

Liebe Leser,in Deutschland entstehen kaum

Stadträume, die wie die sogenannten Altbauquartiere von einem Großteil der Bevölkerung als alltagstauglich, lebendig, wertvoll und schön empfun-den werden. Die Kunst eines solchen Städtebaus ging mit den reduktionisti-schen Auffassungen einer funktionalis-tischen, soziologischen oder verkehrs-technischen Stadtplanung weitgehend verloren. Täglich entstehen in unseren Städten aus diesem Grund ungestalte-te Stadträume, Häuser ohne Adresse und ohne anschauliche Straßenfassa-den, Wegwerfarchitektur aus Wegwerf-stoffen, Abstellplätze für Müllcontainer an der Straßenecke, Autoschneisen in der Innenstadt, Supermärkte im Ge-werbegebiet statt im Wohnviertel und Resträume, die weder privat noch öf-

Über uns

nen Schriften publiziert. Darüber hinaus handelt das Institut konkret: Es erarbei-tet auf Fachtagungen und Konferenzen zusammen mit führenden Experten aus ganz Deutschland Maßnahmenkatalo-ge, um positive Veränderungen in der Stadtentwicklungspraxis zu bewirken. Die in den letzten Jahrzehnten ausei-nander gedrifteten Disziplinen Archi-tektur, Stadtplanung, Raumplanung, Grünplanung, Verkehrsplanung und Tiefbau sollen mit dem Masterstudi-engang Stadtbaukunst wieder zusam-menführt werden.

Unterstützen Sie unsere Arbeit und werden Sie Mitglied im Förderverein! Informationen auf www.stadtbaukunst/foerdern.de

Christoph Mäckler, Direktor

Prof. Christoph Mäckler, Direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst

Deutsches Institut für Stadtbaukunst

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Die Ergebnisse städtebaulicher und architektonischer Planungen der letzten Jahrzehnte sind zu einem gro-ßen Teil unbefriedigend. Dies gilt trotz der seit einer Generation weit verbrei-teten Kritik an den funktionstrennen-den, verkehrszentrierten und stadt-auflösenden Planungsmodellen der Avantgardemoderne und trotz einer historisch beispiellos umfangreichen Planungsgesetzgebung mit Bürgerbe-teiligung. Um die Ursachen für dieses Defizit herauszuarbeiten und eine Pla-nungs- und Baukultur zu befördern, die in Zukunft die Erhaltung, Verbesserung und Errichtung von städtischen Quar-tieren mit einer hohen Gestalt- und Lebensqualität ermöglicht, treffen sich seit 2010 jährlich Vertreter der Fach-

Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt

Veranstaltungen

Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt im Rheingoldsaal der Düsseldorfer Rheinterrasse

disziplinen, der Wissenschaft, der Po-litik, der Verwaltung, des Kulturlebens, der Medien und der Öffentlichkeit zur Konferenz zur Schönheit und Lebens-fähigkeit der Stadt in der Düsseldorfer Rheinterrasse.

2010 Konferenz No.1: 10 Grundsätze zur Stadtbaukunst heute2011 Konferenz No.2: Stadt und Handel - Stadt und Energie 2012 Konferenz No.3: Stadt und Architektur - Stadt und Pla-nung2013 Konferenz No.4: Die normale Stadt und ihre Häuser2014 Konferenz No.5: Stadtleben statt Wohnen2015 Konferenz No.6: Die Stadtmacher und ihre Ausbildung2016 Konferenz No.7: Die Architektur der Stadt2017 Konferenz No.8: Wie wird aus Wohnhäusern Stadt?

Übersicht bisheriger Konferenzen:

„...Dazu gehört die jährliche Kon-ferenz zur Schönheit und Lebens-faähigkeit der Stadt in Düsseldorf, bei der es immer wieder gelingt, die Spitzen der Architektenschaft, der Stadtplaner, der Forschung und der Fachpublizistik zusam-menzubringen, und sich über die Grundlagen erfolgreicher Städte auszutauschen ...“

Die Welt

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Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst

Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst im Ratssaal im Dortmunder Rathaus

Veranstaltungen

In der Reihe der Dortmunder Vor-träge zur Stadtbaukunst werden die zentralen Fragen der heutigen Stadt-baukunst behandelt. Dabei geht es darum, die unterschiedlichen Aspekte der am Stadtbau beteilichten Fach-disziplinen wieder in der Gestaltge-bung der Stadt zusammenzuführen, um eine dauerhafte, lebenswerte und schöne urbane Umwelt zu schaffen. Die Reihe kann sich auf ein berühmtes Vorbild berufen: Vor genau 100 Jahren begründeten Joseph Brix und Felix Genzmer, beide Professoren für Städ-tebau an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg – der eine an der Abteilung Bauingenieurwesen, der an-dere an der Abteilung Architektur – das weltweit erste Seminar für Städtebau,

Siedlungs- und Wohnungswesen. Im selben Jahr starteten sie die Reihe der „Städtebaulichen Vorträge“, die sie in zahlreichen Bänden von 1908 bis 1920 publizierten. In diesen Vorträgen steckten sie vorbildlich das Feld des Städtebaus als multidisziplinäre Ge-staltungsaufgabe ab und vermittelten es zwischen Fachwelt und Öffentlich-keit. Genau dies ist auch das Anliegen der Vortragsreihe.

2008 Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst No. 12009 Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst No. 2 2010 Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst No. 32011 Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst No. 4 - New Civic Art2014 Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst No. 5 - Großstadt gestalten. Stadtbaumeister in Deutschland2015 Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst No. 6 - Großstadt gestalten. Stadtbaumeister an Rhein und Ruhr2016 Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst No. 7 - Großstadt gestalten. Stadtbaumeister in Europa

Übersicht der bisherigen Vorträge:

Architekten, Ingenieure, Ökonomen, Soziologen, Politologen, Verkehrs-techniker, Juristen, Historiker und Vertreter anderer mit der Stadt be-fasster Disziplinen sprechen in die-ser Reihe darüber, woran es unse-ren Städten heute fehlt und was die Stadtbaukunst leisten sollte. Veran-stalter ist wie immer das Deutsche Institut für Stadtbaukunst der TU Dortmund, das wieder eine Reihe internationaler Referenten eingela-den hat.

Baunetz

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Vorträge, Diskussion, Moderation: 1 Harald Herrmann, BBSR, 2 Ni-colette Baumeister, Büro Baumeis-ter, 3 Prof. Anna Jessen, jessenvol-lenweider, 4 Dr. Dieter Salomon, OB Freiburg i. Br., 5 Dr. Markus Eltges, BBSR, 6 Barbara Ettinger-Brinckmann, Bundesarchitektenkammer, 7 Monika Thomas, Ministerialdirektorin BMUB, 8 Prof. Dr. Martin Haag, Baubür-germeister Freiburg i. Br., 9 Prof. Dr. Wolfgang Sonne, Deutsches Institut für Stadtbaukunst, 10 Hilmar von Lo-jewski, Deutscher Städtetag, 11 Prof. Dr. Elisabeth Merk, Stadtbaurätin Landeshauptstadt München, 12 Prof. Christoph Mäckler, Deutsches Insti-tut für Stadtbaukunst, 13 Prof. Peter Zlonicky, Büro für Stadtplanung und Stadtforschung, München, 14 Reiner Nagel, Bundesstiftung Baukultur,

Mitwirkende der Fachkonferenz Stadtquartier 2020

Fachkonferenz StaDtquartIer 2020

Das gemischte Stadtquartier

Veranstaltungen

Eine Veranstaltung des Bundesin-stituts für Bau-, Stadt- und Raum-forschung (BBSR), des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst an der TU Dortmund (DIS) und der Stadt Freiburg i. Br.

„Die Stadt, in der wir leben, braucht eine neue Formel! Nach 100 Jahren funktionaler Trennung müssen Wohnen und Arbeiten wieder zusam-menrücken. Doch die Stadt, wie wir sie bauen, zerfällt weiter in ihre Bestand-teile. Die städtische und die archi-tektonische Mischung kommen nicht zustande. Was wir brauchen, ist eine neue Architektur für integrative Kon-zepte…“ So kündigten die Veranstalter den Bauwelt-Kongress 2016 an. Das Forschungsprojekt STADTQUARTIER 2020 wird genau darauf Antworten su-chen. Wie muss diese neue Architek-tur aussehen? Wie wird daraus Stadt? Welche Strategien und Gebäudetypo-logien unterstützen dieses Ziel?

STADTQUARTIER 2020 erarbeitet mit bis zu sieben deutschen Städten gemischtgenutzte Quartiere und wird sie in ihrer Ausführung begleiten. Die Bildung gestalteter öffentlicher Räu-me sowie die Gewährleistung von bezahlbarem Wohnraum und sozia-ler Mischung werden gleichermaßen zugrunde gelegt. In den konkreten Projekten werden die rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen untersucht, und es wird um die Frage gehen, wie sich Mischung und Dichte im Modellversuch tatsächlich auswir-ken. Ziel ist es, durch die Erfahrungen aus der Praxis Leitlinien und Hand-lungsempfehlungen für gemischtge-nutzte Quartiere zu entwickeln. Diese sollen helfen, den künftigen Städtebau tragfähig und unsere Städte für das 21. Jahrhundert attraktiv zu machen.

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15 Tim Rieniets, Stadtbaukultur NRW, 16 Roland Jerusalem, Stadt-planungsamt Freiburg i. Br, 17 Prof. Dr. Jürg Sulzer, Neue Urbane Qua-lität, Zürich, 18 Frank Junker, ABG Frankfurt Holding

„…Gesucht wird, was Zeit und Geld spart: Die Stadt der kurzen Wege. Aber die ist noch immer in Deutschland Mangelware…“

Die Welt

„Mehr Stadt wagen! Endstation Vorstadt? Das ginge auch anders: Ein Dortmunder Modellversuch sucht nach der Harmonie von Woh-nen und Arbeiten.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Dortmunder architekturtage und Dortmunder architekturausstellung

Dortmunder Architekturtage und Ausstellung 2011 auf Zeche Zollern

Veranstaltungen

Übersicht Dortmunder Architekturtage:

2005 DAT No. 7 Stadtbaukunst – Das Ensemble2006 DAT No. 8 Stadtbaukunst – Das Straßenfenster2007 DAT No. 9 Stadtbaukunst – Das Dach2008 DAT No.10 Stadtbaukunst – Der Hauseingang2009 DAT No.11 Stadtbaukunst – Die Treppe2010 DAT No.12 Stadtbaukunst – Die Fassade2011 DAT No.13 Stadtbaukunst – Ornament und Detail2012 DAT No.14 Stadtbaukunst – Der städtische Hof2013 DAT No.15 Stadtbaukunst – Das Sockelgeschoss2014 DAT No.16 Stadtbaukunst – Der Stein in der Fassade2015 DAT No.17 Stadtbaukunst – Balkon - Loggia - Erker 10 Jahre DAT Sonderausstellung zum Jubiläum2016 10 Jahre DAT Sonderausstellung Stadtbausteine, Elemente der Architektur

Ausstellung Stadtbausteine Die ersten Dortmunder Architektur-

tage wurden vor 40 Jahren, am 12. Juni 1975, von Joseph Paul Kleihues eröff-net. Kleihues, der in den 1980er Jahren Direktor der internationalen Bauaus-stellung 1984/87 (IBA) in Berlin war, rief damit eines der einflussreichsten Diskussionsforen für Städtebau ins Le-ben, das mit seiner Emeritierung an der TU Dortmund zunächst endete. 2005 rief das Deutsche Institut für Stadtbau-kunst die Dortmunder Architekturtage erneut ins Leben. Sie finden jährlich statt. Unter dem Titel Stadtbaukunst werden Elemente des Hauses - das Dach, der Eingang, Ornament und De-tail, die Treppe, das Fenster, die Fassa-de, das Sockelgeschoss, etc. - in Bei-trägen von renommierten Architekten, Kunsthistorikern und Künstlern aus

unterschiedlichen Blickrichtungen be-leuchtet. Zum jeweils gleichen Thema findet parallel die Dortmunder Architek-turausstellung statt.

10 Jahre Dortmunder Architektur-ausstellung

Die seit 2006 bis 2015 jährlich stattgefundene Dortmunder Architek-turausstellung widmete sich im Rah-men der Reihe Stadtbaukunst den Themen: Straßenfenster, Dach, Haus-eingang, Treppe, Fassade, Ornament und Detail, Hof, Sockelgeschoss, Stein in der Fassade sowie Balkon-Erker-Loggia. Gezeigt wurden jeweils ca. 30 realisierte Werke von nationalen und internationalen Architekten, denen ein vom Architekten selbst ausgesuchtes, aber nicht selbst entworfenes Bauwerk gegenübergestellt wurde. Diese Aus-

stellung zeigt eine Auswahl der besten Beiträge aus den vergangenen 10 Jah-ren. Die Ausstellung wurde erstmalig am 20.11.2015 im ehemaligen Museum am Ostwall anlässlich des Festaktes: 40 Jahre Dortmunder Architekturtage 1975–2015 gezeigt.

Gezeigt wurden Arbeiten u.a. von:Diener und Diener, Max Dudler, Gigon Guyer, Andreas Hild, Jan Kleihues, Hans Kollhoff, Arno Lederer, Josep Lluis Mateo, Christoph Mäckler, Valerio Olgiati, Rapp + Rapp, Alvaro Siza, Edu-ardo Souto de Moura, Luigi Snozzi und Oswald Mathias Ungers

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Konzeption: Prof. Christoph Mäck-ler, Birgit Roth, Projektleitung: Birgit Roth, Förderung: Deutsche Städte, Fördergesellschaft Deutsches Insti-tut für Stadtbaukunst

Eine Ausstellung des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst an der TU Dortmund in Zusammenarbeit mit Dr. Rolf-E. Breuer.

Stadträume sind Ausdruck unserer Kultur. Sie prägen unser tägliches Leben. Ihre Schönheit und Le-bensfähigkeit zu fördern, muss ein grundlegendes Ziel unseres gesell-schaftlichen Handelns werden!

Unter diesem Motto stellt die Aus-stellung des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst an der TU Dortmund Photographien deutscher Plätze aus

Plätze in Deutschland 1950 und heute

 Bonn, Bahnhofsvorplatz 1955

den 1950er Jahren aktuellen Auf-nahmen vom gleichen Standort aus gegenüber. Die Wanderausstellung, die seit 2013 in bereits 18 deutschen Städten zu sehen war, wächst mit jeder Station um ein weiteres Bildpaar und zeigt Fehlentwicklungen innerhalb der Stadträume auf.

Plätze sind mehr als unbebau-te Stellen in der Stadt. Seit Jahrhun-derten spielen sie eine wichtige Rolle als Treffpunkt der Stadtbewohner, sind Handelsräume und repräsentati-ve stadträumliche Zentren, an denen bedeutende Bauwerke liegen. Schon immer waren Plätze auch Knotenpunk-te im Verkehrsgefüge der Stadt. Die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer waren weitgehend gleichberechtigt. Zugleich blieb der Platz ein nach äs-thetischen Gesichtspunkten gestalte-

ter Ort des Verweilens. In den 1950er bis 1970er Jahren jedoch sorgte das Leitbild der „verkehrsgerechten Stadt“ für massive Eingriffe in die Struktur vie-ler deutscher Plätze. Dem motorisier-ten Verkehr wurde die führende Rolle zugestanden. Stadtautobahnen, breite Straßendurchbrüche, sowie komplexe Systeme aus Hochstraßen, Tunneln und Rampen waren die Folge. Viele Plätze wurden zu reinen Verkehrskno-tenpunkten ohne jegliche Aufenthalts-qualität. Auch Plätze, die den Krieg unbeschadet überstanden hatten, wurden nun Opfer einer rigiden Stadt-planung, die sich an den funktionalen Ansprüchen des Automobilverkehrs orientierte und die historischen Struk-turen und Maßstäbe unberücksichtigt ließ.

Ausstellung

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Die Ausstellung unterstützen mit ih-rem Namen: Dr. Paul Achleitner, Vorsitzender des Aufsichtsrats Deutsche Bank AG, Prof. Dr. Jean-Christophe Ammann †, ehem. Direktor des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt am Main, Paul Bauwens-Adenauer, Geschäfts-führender Gesellschafter der Bauwens Unternehmensgruppe und Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Köln, Christian Boehringer, Vorsit-zender des Gesellschafterausschus-ses C.H. Boehringer Sohn, Dr. Rolf-E. Breuer, ehem. Vorsitzender des Auf-sichtsrats Deutsche Bank AG, Prof. Dr. Harald Bodenschatz, ehem. Leiter Fachgebiet Architektursoziologie der TU Berlin, Dr.-Ing. E.h. Heinz Dürr, Vorsitzender des Aufsichtsrats Dürr AG, Prof. Dr. Georg Franck, Lehrstuhlinha-

 Bonn, Bahnhofsvorplatz 2011

Ausstellung

ber für digitale Methoden in Architektur und Raumplanung an der Techni-schen Universität Wien, Dr. Susanne Gaens-heimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, Dr. Dr. h.c. Man-fred Gentz, ehem. Präsident des Ver-waltungsrats Zurich Financial Services, Jörg Hartmann, Schauspieler, Ulrich Hartmann †, ehem. Vorsitzender des Aufsichtsrats E.ON AG, Dr. Jürgen He-raeus, Vorsitzender des Aufsichtsrats Heraeus Holding, Jens-Daniel Her-zog, Intendant der Oper Dortmund, Dr. Jochen Hückmann †, Chairman und Vorsitzender des Gesellschafterrats Merz GmbH & Co. KGaA, Prof. Dr.-Ing. Vittorio Magnago Lampugnani, Pro-fessor für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich, Prof. Dr.-Ing. E.h. Berthold Leibinger, ehem. Vorsitzen-der des Aufsichtsrats TRUMPF GmbH

& Co. KG, Friedrich Merz, Vorsitzen-der Atlantik-Brücke e.V., Prof. Dr. Fritz Neumeyer, ehem. Leiter Fachgebiet Architekturtheorie an der TU Berlin, Oliver Reese, Intendant des Berliner Ensembles, Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Riesenhuber, Bundesminister a.D Dr. h.c. Wolfgang Thierse, Vizepräsident des Deutschen Bundestages a.D., Prof. Dr. h.c. mult. Reinhold Würth, Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats Würth-Gruppe

„Eine Stadt soll so gebaut sein, um die Menschen sicher und zugleich glücklich zu machen.“

Aristoteles nach Camillo Sitte

„... die Ausstellung ist simpel, ja mitunter simplizistisch, jedenfalls von unaufgeregtem Gestus - und doch liegt gewaltiger Zündstoff darin. Die Detonation müsste eigentlich in ganz Deutschland zu hören sein ...“

Süddeutsche Zeitung

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Die bisherigen Stationen und Partner der ausstellung:

Halle (Saale), Franckeplatz 1950

Mainz, 07.10. - 04.11.2016, Institut Français Mainz, Schillerstraße 11in Kooperation mit dem Zentrum Bau-kultur Rheinland-Pfalz und dem Institut Français Mainz

Bremen, 08.06. - 24.06.2016, SCHOOL OF ARCHITECTURE, Neu-stadtswall 3in Kooperation mit der Hochschule Bremen und der Heinrich-Böll Stiftung Bremen

Frankfurt am Main, 13.04. - 16.05.2016, Foyer IG-Farben-Haus, Goethe Universität, Norbert Woll-heim-Platz 1in Kooperation mit der Goethe-Univer-sität und der Stadt Frankfurt am Main

Halle (Saale), 15.11.2017 - 08.12.2017, Ratshof, Marktplatz 1in Kooperation mit der Konrad-Ade-nauer-Stiftung und mit der Bürgerini-tiative Hochstraße Halle an der Saale e.V.

Bonn, 10.10.2017 - 27.10.2017, Volksbank-Haus, Heinemannstraße 15in Kooperation mit der KommunalAka-demie Konrad-Adenauer-Stiftung und der Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG

Schwerin, 06.09.2017 - 24.09.2017, Marienplatz-Galerie, Marienplatz 11in Kooperation mit der Konrad-Ade-nauer-Stiftung und dem politischen Bildungsforum Schwerin

Osnabrück, 21.06.2017 - 14.07.2017, Martinistraße 50in Kooperation mit der Stadt Osna-brück und martini|50 forum für archi-tektur & design

Erfurt, 11.05.2017 - 26.05.2017, Foy-er der Stadtwerkein Kooperation mit der Konrad-Ade-nauer-Stiftung und SuRban e.V.,

Trier, 15.03. - 17.04.2017, Viehmarkt-halle Trier, Viehmarktplatzin Kooperation mit baukulturtrier e.V.

Nordhorn, 18.01. - 24.02.2017, Städ-tische Galerie Nordhorn, Vechteau 2in Kooperation mit der Stadt Nordhorn und der Städtischen Galerie Nordhorn

Ausstellung

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Halle (Saale), Franckeplatz 2012

Ausstellung

Dresden, 14.10. - 20.11.2015, World Trade Center Dresden, Freiberger Straße 39in Kooperation mit der Stadt Dresden

München, 02.07. - 14.09.2015, Ser-vicezentrum Lokalbaukommission, Blumstraße 19in Kooperation mit der Stiftung des BDA Bayern und der Stadt München

Hamburg, 28.05. - 26.06.2015, Le-vantehaus, Mönckebergstraße 7in Kooperation mit dem Levantehaus Hamburg

Hannover, 17.04. - 20.05.2015, La-veshaus, Friedrichswall 5in Kooperation mit der Architekten-kammer Niedersachsen und der Stadt Hannover

Mannheim, 03.03. - 10.04.2015, Mannheimer Abendakademie, Qua-drat U1in Kooperation mit der Stadt Mannheim

Laupheim, 25.10. - 07.12.2014, Schloß Laupheim, Claus-Graf-Stauf-fenberg-Straße 15in Kooperation mit der Stadt Laupheim und dem Museum zur Geschichte von Christen und Juden

Schwäbisch Gmünd, 17.09. - 10.10.2014, Gmünder VHS, Münster-platz 15 in Kooperation mit der Stadt Schwä-bisch Gmünd

Stuttgart, 02.07.-18.07.2014, Haus der Architekten, Danneckerstraße 54 in Kooperation mit der Architektenkam-mer Baden-Württemberg

Gütersloh, 29.04. - 22.05.2014, Volksbank Gütersloh, Friedrich-Ebert-Straße 73-75in Kooperation mit dem Stadtplanungs-amt Gütersloh

Berlin, 05.04. - 24.04.2014, Stiftung Brandenburger Tor, Pariser Platz 7 in Kooperation mit der Stiftung Bran-denburger Tor

Freiburg, 22.02. - 23.03.2014, Muse-um für Stadtgeschichte, Münster-platz 30in Kooperation mit dem Stadtplanungs-amt Freiburg und der Stadt Freiburg

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Über die Ästhetik der Städte

Christoph Mäckler

enn wir von Florenz als schöner Stadt spre-chen, meinen wir in der Regel nicht die Neubau-viertel der vergange-

nen 50 Jahre, sondern ausschließlich das Zentrum der Stadt mit der Piazza della Signoria. Wer Barcelona als die schönste Stadt am Meer nennt, denkt an die alte Rasterstadt mit dem präch-tigen Boulevard, den Ramblas, und nicht an die Erweiterung der Stadt, die im Rahmen der Olympiade 1992 mit einem Etat von 5,5 Milliarden Euro an-gelegt wurde. Und wenn wir von Paris schwärmen, haben wir das Paris Haus-smanns vor Augen und nicht das ab 1963 entstandene Viertel La-Defense hinter dem Arc de Triomphe oder gar die Banlieues, jene Neubauviertel au-ßerhalb des Stadtzentrums, die zum Inbegriff sozialen Abstiegs mutierten.

Warum scheinen unsere alten Städte in Europa schöner als alles zu sein, was Planer und Architekten in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg an Neuem entwickelt haben? Sind Städte, wie der eine oder andere Kritiker im Brustton der Überzeugung öffentlich vertritt, heute unplanbar? Oder beruht der desolate Zustand der neuen Stadtviertel mit ihren traurig tris-ten Straßen, denen jede Anmutung und Aufenthaltsqualität fehlt, einfach nur auf einem fatalen Unwissen der Fach-leute, Straßen und Plätze als städtische Aufenthaltsräume zu planen? Die Feh-ler der Nachkriegsjahrzehnte glauben wir erkannt zu haben. Wenn wir heute aber durch die von Planern angeprie-senen neuen Stadtviertel unserer Zeit hinter den Bahnhöfen von Stuttgart, Zürich oder Frankfurt am Main gehen, die glauben, ihre Urbanität und Zu-

kunftsfähigkeit schon mit dem Namen „Europaviertel“ nachweisen zu kön-nen, fröstelt es uns angesichts der ab-stoßenden Kälte und Langeweile, die uns in den ungefassten Stadträumen entgegen schlägt. Vergleicht man die-se Europaviertel mit vormodernen, also mehr als hundert Jahre alten Stadtzen-tren, hat jedes einzelne Haus dort eine Qualität, an die die heutigen Neubau-ten nicht heranreichen.

Warum entstehen heute Neubau-viertel aus neben- und hintereinander gestellten Häusern, die keinerlei räumli-chen Bezug zueinander haben und jeg-lichen gestalteten öffentlichen Straßen - oder Platzraum vermissen lassen? Ist es richtig, dass der alte Stadtraum mit seinen geordneten öffentlichen Plätzen und Straßen prinzipiell eine höhere Le-bensqualität hat, als alles, was wir in den vergangenen Jahrzehnten errich-tet haben? Oder stimmt das vielleicht gar nicht und man ist einfach nur ewig-gestrig, wenn man es wagt, das Nicht-vorhandensein des öffentlichen Rau-mes und städtebaulicher Qualität in unseren Neubauvierteln anzumahnen? Wenn wir über „schön“ und „häss-lich“, „gut“ und „schlecht“ sprechen, so muss vorausgeschickt werden: Die Ethik in der Architektur und im Städte-bau, also die normative Vorstellung von einer guten und richtigen Architektur, einer Architektur, die auf Gewohnhei-ten und Bräuchen beruht, haben wir spätestens mit der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgegeben. Zu-vor galt über weite Perioden der euro-päischen Architekturgeschichte, dass ein Gebäude nur gut sein konnte, wenn es auch schön war. Firmitas (Festig-keit), utilitas (Nützlichkeit) und venus-tas (Schönheit) sind die Grundbegriffe

des römischen Architekten und Archi-tekturtheoretikers Vitruv, dessen Werk („De architectura libri decem“) im ge-samten Mittelalter bekannt war und das seit der Renaissance und bis zur Moderne nahezu alle architekturthe-oretischen Überlegungen maßgeblich beeinflusste. Festigkeit, Nützlichkeit und Schönheit waren in dieser Zeit die grundlegenden Maßstäbe für die Be-wertung von Architektur, und sie muss-ten alle drei gleichermaßen erfüllt sein.

Während wir heute versuchen, un-sere Städte allein auf der Grundlage scheinbar objektiver mathematischer Kennzahlen zu planen und uns die Me-thoden der Naturwissenschaftler zum Vorbild nehmen, sind es ausgerechnet diese Naturwissenschaftler, die ganz selbstverständlich von Schönheit re-den. „In meiner Arbeit habe ich stets das Schöne mit dem Wahren zu ver-einbaren versucht, aber im Konfliktfall habe ich mich normalerweise für das Schöne entschieden“, sagte der be-rühmte Mathematiker und Physiker Hermann Weyl. Inwiefern ein mathe-matischer Beweis nicht nur die Rich-tigkeit einer Formel belegt, sondern dabei auch noch schön und elegant ist, wird keineswegs berechnet. Viel-mehr verlassen sich die Naturwis-senschaftler auf ihr Gefühl, also ihre ästhetische Wahrnehmung. Darauf verzichten wir heute, wenn es darum geht, unsere Städte zu planen, weil wir meinen, die sinnliche Wahrnehmung von Schönheit oder Harmonie sei eine derart subjektive und rein individuelle Empfindung, dass wir sie besser igno-rieren und erst recht nicht verallgemei-nern sollten. Doch es gibt Hoffnung: Tatsächlich „besteht im Hinblick auf ihr Schönheitsempfinden zwischen den

W

Über die Ästhetik der Städte

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Angehörigen verschiedener Bevölke-rungsgruppen ein hohes Maß an Über-einstimmung“, schreibt Nicole Küster in ihrer Dissertation „Schönheit und der Wert von Immobilien“. Sie belegt durch handfeste Zahlen aus einer breit angelegten Befragung, dass Schönheit eben nicht so sehr im Auge des einzel-nen Betrachters liegt, wie uns Planer und Architekten weismachen wollen. Die Zerstörung der Schönheit der Stadt ist auch das Ergebnis unserer aufwän-digen und bürokratischen Stadtpla-nungspolitik, die durch die Trennung der Planungsdisziplinen und ihrer iso-lierten Vermittlung an unseren Univer-sitäten geprägt ist. Diese Trennung der Fachdisziplinen, die sich in den 1970er Jahren vollzogen hat, entspricht der

Aufsplitterung der Planungsprozesse in zweidimensionale Funktionspläne, isolierte Fachplanungen und eine auf sich selbst bezogene Architektur. Ob-wohl die Planungssysteme noch nie so ausgefeilt waren wie heute, ist gleich-zeitig noch nie so wenig städtebauliche Qualität entstanden.

Heute planen die Hauptverant-wortlichen zumeist aneinander vor-bei. Während sich die Architektur auf das Kunstschaffen konzentriert und den gesellschaftlichen Auftrag, Bau-werke zu errichten, mit vermeintlichen Kunstwerken beantwortet, trennte sich der Planer in den 1970er Jahren von der Aufgabe, den städtischen Raum als ästhetisch bewertbare Größe zu formulieren. Der Baukörper Stadt war

nicht mehr länger Gegenstand der Stadt- und Raumplanung, sondern wurde durch eine soziale, ökologische und organisatorische Strukturplanung ersetzt. Auch entstanden von den Ar-chitekturfakultäten getrennte Raumpla-nungsfakultäten, deren Name von der Notwendigkeit (Stadt-)Raum zu pla-nen, meilenweit entfernt ist. An diesen Fakultäten wird den Studierenden bis heute Stadtplanung ohne die Fächer Architektur und Baugeschichte gelehrt! Wie aber kann man in unseren Stadt-planungsämtern Wohnquartiere pla-nen, ohne zuwissen, wie der Grundriss

Europaviertel, Frankfurt am Main, 2016Eine stadträumlich völlig ungelöste Anbindung eines neuen Viertels an ein al-tes. Statt eines Gebäudes trennt ein Zaun Alt von Neu. Der städtische Raum bleibt damit unbeholfen zerstückelt. Das Alte bildet mit dem Neuen keine har-monische Einheit. Rechts und links von dem Weg, der eine Straße sein soll, be-finden sich Tiefgarageneinfahrten. Die Erdgeschosse sind zu niedrig, und die vergitterten Fenster wirken abweisend. Der Ort bildet keine Adresse und kann

kaum Identität unter den Bewohnern stiften. Die Trennung des Vorgartenbe-reichs mit Findlingen ergänzt das trostlose Bild. Es gibt im Grunde genommen keinen städtischen Raum, es gibt keine Wohnstraße, wie man sie von einem Neubaugebiet erwarten könnte. Der Raum, obwohl eine öffentlich zugängliche Straße, wirkt abweisend und privat.Quelle: Christoph Mäcker, Deutsches Ins-titut für Stadtbaukunst.

01 Nicole Küster, Schönheit und der Wert von Immobilien. Analyse des in Wohn-quartieren bestehenden Zusammenhangs, Chemnitz 2014, S. 224.

Über die Ästhetik der Städte

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eines Wohnhauses funktioniert? Heu-te plant also niemand den konkreten Stadtraum. Deshalb entstehen tagtäg-lich in unseren Städten ungestaltete Stadträume, Häuser ohne Adresse und ohne anschauliche Straßenfassade, Resträume, die weder privat noch öf-fentlich sind, Verkehrsschneisen und Abstellplätze für Müllcontainer an jeder Straßenecke.

entwurf des öffentlichen Stadtraums

Mit Rückwärtsgewandtheit hat es wenig zu tun, wenn heute wieder ver-sucht wird, lebenswerte Stadtquartiere zu entwerfen. Der derzeit landesweit

zu beobachtende Wiederaufbau von alten Häusern und Quartieren scheint eine Art Hilfeschrei einer Gesellschaft zu sein, die von Planern und Architek-ten andere Qualitäten erwartet, als das, was wir ihr in den vergangenen Jahr-zehnten angeboten haben. Während die hohe Nutzungsmischung und die Dichte der Stadt in der Fachwelt mitt-lerweile eine weitgehend anerkannte Grundregel für die Planung eines neu-en Quartiers ist, findet der architekto-nische Teil der Planung, der Entwurf des öffentlichen Raumes, des Stra-ßen- und Platzraumes in Planer- und Architektenkreisen noch immer keine Anerkennung oder ist zumindest um-stritten. Dabei ist der öffentliche Raum der Stadt der Gemeinschaftsbesitz

unserer Gesellschaft schlechthin. Er ist eine der größten Errungenschaften der alten europäischen Stadt. Hier traf man sich, um Ideen, Meinungen und Informationen auszutauschen. Vor al-lem aber kann dieser öffentliche Raum, im Gegensatz zu den bewachtensoge-nannten Gated Communities, von je-dem Stadtbürger als Aufenthaltsraum genutzt werden,unabhängig von Her-kunft, Position und sozialem Status.

Anders als der private Wohnraum des Hauses, in dem wir die Wandfar-be, den Teppich, das Parkett und den Sessel sorgfältig auswählen, um uns wohlzufühlen, bleibt die Gestalt des Straßen- und Platzraumes in unseren Stadtplanungsämtern ungeplant. Sie wird der Willkür und dem Unwissen

Borstei, München 1924–1929So schön kann eine Wohnstraße stattdessen sein. Aus der Dreiteilung, der Straße, die von zwei Gehwegen flankiert wird, kann sogar eine architekto-nische Form resultieren. Hier erhält die Serliana (Rundbogen zwischen zwei Rechtecköffnungen) einen stadträumlichen Sinn. Durch die große Öffnung in der Mitte fahren die Autos, während rechts und links die Fußgänger hindurch-

gehen können. Diese Straße vermittelt trotz abgestellter Kraftwagen nicht den Eindruck eines Parkplatzes, eines Abstellbereichs oder eines privaten Hin-terhofes, in dem man nicht sein dürfte und sich deshalb unwohl fühlt. Diese Straße stellt einen öffentlichen Raum mit einer hohen Aufenthaltsqualität dar. Quelle: Anton Schedlbauer, München

Über die Ästhetik der Städte

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einer privatwirtschaftlich orientierten Bauherrenschaft überlassen, die ihrer-seits aber durchaus an der Schönheit des Quartiers interessiert ist, um damit die jeweilige Immobilie besser zu ver-markten. Denn der öffentliche Raum ist, wie schon der Architekt und Kunst-historiker Cornelius Gurlitt 1920 sagte, als erweiterter Wohnraum zu sehen. Die von Städtebauern wie Josef Stüb-ben in Köln, Theodor Fischer in Mün-chen oder Fritz Schumacher in Ham-burg zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschaffenen Quartiere stehen bei-spielhaft für gelungene Stadträume, in denen sich die Bewohner noch heute, nach über hundert Jahren, wohlfühlen und die zu den begehrtesten Wohnla-gen in Deutschland gehören.

Die sogenannte Gentrifizierung, also der Aufkauf von Mietshäusern, deren Entmietung und Luxussanierung durch die Immobilienwirtschaft, findet nicht etwa in Neubauvierteln oder in den Siedlungsgebieten der 1980er und 1990er Jahre, sondern in erster Linie in den alten Stadtquartieren des 19. Jahrhunderts statt. Der Immobilien-markt macht deutlich, dass die belieb-testen und damit auch wirtschaftlich wertvollsten Stadtquartiere 150 Jahre alt sind. Dies liegt nicht an einer wie-dererwachten Vorliebe unserer Gesell-schaft für Fassadenstuckaturen des 19. Jahrhunderts, sondern an der Tat-sache, dass diese Häuser in sozial und funktional gemischten Stadtquartieren mit architektonisch gefassten öffentli-chen Räumen, an Straßen und Plätzen dieser Zeit, stehen. Diese Häuser sind Teil eines Stadtraumes mit hoher Dich-te, der von Architekten als öffentlicher Lebensraum für den Stadtbewohner geplant und entworfen wurde.

Die Qualität alter Stadträume ist nicht „irgendwie gewachsen“, son-dern dem städtebaulichen Entwurf der damaligen Zeit geschuldet. Wenn wir davon ausgehen, dass der Städtebau

in Deutschland ausschließlich gesamt-gesellschaftlichen Bedürfnissen zu dienen hat und uns gleichzeitig verge-genwärtigen, dass die auf dem Immo-bilienmarkt begehrtesten Stadtgebiete nicht etwa unsere heutigen Neubau-viertel sind, sondern vor mehr als hun-dert Jahren realisierte Stadtentwürfe, so wird deutlich, dass der öffentliche Raum eine architektonisch-städtebau-liche Dimension hat, die es in unseren Stadtplanungsämtern wieder aktiv zu bearbeiten gilt, um der Schönheit der Stadt und damit einem in den vergan-genen Jahren offensichtlich geworde-nen Mangel entgegenzutreten.

Der Grundriss der Städtischen Strasse formt den öffentlichen

raum

Wenn in diesem Zusammenhang von Schönheit die Rede ist, so geht es in erster Linie um das, was wir in seinem Nichtvorhandensein als Haupt-mangel der heutigen Stadtplanung ausmachen: um den architektonisch gefassten, gut proportionierten öffent-lichen Raum, den Raum der Straße, der Gasse, der Allee, des städtischen Parks oder den von Häusern umstan-denen Plat raum.

Heute stehen am Beginn einer jeden Quartiersplanung technische Planungen. Man beginnt mit der Ver-kehrstechnik, der Trassenbreite von Straßen, ihren Abbiegespuren und weißen Verkehrsmarkierungen, statt den architektonisch stadträumlichen Charakter der Straße an den Anfang des Entwurfs eines Stadtquartiers zu stellen.Man beginnt mit theoretischen Planungenvon städtischer Dichte statt mit dem Entwurf von konkretem städ-tischem Raum. Man stellt Häuser in mathematischen Verhältniszahlen von Gebäude- zu Grundstücksgröße zu-sammen, ohne Straßen und Plätze mit

räumlich erlebbaren Proportionen als öffentliche Stadträume zu entwerfen. Und so zeigt der heutige Plan zur Er-richtung eines neuen Stadtquartiers, der sogenannte Bebauungsplan, mit seinem Zahlenwerk dem Betrachter nicht, wie die Häuser zueinander ste-hen, um miteinander einen gemein-samen Raum, einen Straßen- oder Platzraum zu bilden. Er ist kein Inst-rument, mit dem der uns gewohnte, gesellschaftlich anerkannte öffentliche Raum der europäischen Stadt vergan-gener Jahrhunderte geplant werden könnte. Und dies gilt auch dann, wenn der Aufstellung des Bebauungsplans ein städtebaulicher Wettbewerb vor-angegangen ist, weil auch dieser sich nicht mit Straßen- und Platzräumen auseinandersetzt, sondern sich viel-mehr in zweidimensionalen Planungen mit modisch mäandrierenden Baukör-pern, gewürfelten Häuschen und vor allem viel „Grün“ beschäftigt.

Besonders deutlich wird dieser Mangel auch dort, wo in einem Neu-baugebiet öffentliche Gebäude, bei-spielsweise Schulen oder Kindergär-ten, vorgesehen sind. Man nutzt diese in der Planung nicht als besondere Bauwerke im öffentlichen Raum, um diesen auch als besonderen Ort eines Quartiers herauszuarbeiten. So könnte man ein solches öffentliches Gebäude seiner gesellschaftlichen Bedeutung entsprechend beispielsweise von ei-nem Platz umgeben, in der zentralen Mitte eines Quartiers anordnen, so wie dies Ernst May mit der Pestaloz-zischule von Martin Elsässer in seiner Siedlung Bornheimer Hang in Frankfurt am Main von 1925 plante. Derartige stadträumliche Höhepunkte, die städ-tischen Raum erlebbar machen, sehen heutige Planungen nicht vor.

Durchforstet man dagegen die Li-teratur zum europäischen Städtebau um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts, so findet man Texte und

Über die Ästhetik der Städte

17 Über die Ästhetik der Städte

praxisnahe Handlungsanweisungen, die sich auf der Grundlage funktional technischer Gegebenheiten der dama-ligen Zeit so gut wie ausschließlich mit dem Entwurf des öffentlichen Raumes, seiner Proportion, seiner Enge und Wei-te und der Anordnung von Häusern an Straßen und Plätzen beschäftigen. Ar-chitekten wie Josef Stübben, Raymond Unwin, aber auch Cornelius Gurlitt be-schreiben, wie architektonisch gefass-te öffentliche Räume der Stadt zu ent-werfen sind und verdeutlichen dies mit gebauten Beispielen der europäischen Stadt, die ihnen damals und uns noch heute lebendiges Vorbild sind.

Der Grundriss des Städtischen Hauses folgt dem Grundriss der

Stadt

Grundelement des Entwurfs schö-ner städtischer Räume ist das städti-sche Wohn- und Geschäftshaus. Es ist eines der kleinsten Elemente, ein Stadtbaustein, mit dem städtischer Raum gebildet wird. „Die Außenwände des Wohnraumes sind die Innenwände des öffentlichen Stadtraumes“, formu-lierte der Architekt und Stadtplaner Ge-org Franck auf der fünften „Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt“ des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst und definierte damit, dass der Entwurf der Straßen- und Platzräume mit und durch die Fassa-den der Wohn- und Geschäftshäuser geformt wird. Folgerichtig muss sich die Grundform des Einzelhauses der Grundform der Straße und des Platzes unterordnen und nicht einfach nur, wie heute üblich, der einfachen Rechteck-form folgen.

Aber auch schon die Höhe eines Hauses, ins richtige Verhältnis zur Breite der Straße und ihren Gehstei-gen gesetzt, bestimmt die Proportion und damit den Charakter des öffent-lichen Raumes der Stadt. Grundrisse

des Wohnhauses und die Ausrichtung ihrer Funktionen (Treppe, Küche, Bad, Schlafraum, Wohnraum) zur Straße sind bestimmend für die Anteilnahme des Hauses und seiner Bewohner am städtischen Straßenleben. Der Grund-riss eines Mietshauses, an dessen Straßenfassade aus vermeintlich funk-tionalen Gründen ausschließlich Trep-penhäuser, Bäder und Küchen gelegt sind, weil man glaubt, alle Wohnräu-me zur Sonne ausrichten zu müssen, verschließt sich der Straße. Das Haus wendet der Straße förmlich den Rü-cken zu. Die Schönheit der Fassade im städtischen Straßenraum wird also erst einmal durch die Grundrissorga-nisation des Hauses bestimmt. Dabei formuliert sich der Begriff „Schönheit“ nur durch die Lebendigkeit, die sich mit Fensteröffnungen von Wohnräumen in den Straßenraum hinein entwickelt. Die Stadthäuser Amsterdams, deren Wohnräume am Abend den öffentlichen Raum wie eine Theaterkulisse beleben, sind vielleicht das beste Beispiel, um das Verhältnis der Funktion von Wohn-hausgrundrissen und ihren Einfluss auf den Straßenraum zu erläutern. Vor-aussetzung für die Formulierung einer räumlich gefassten Straße ist also die Orientierung der Hausfassaden, ihrer „Straßenfenster“ und Hauseingänge in den städtischen Raum.

Aus dieser Orientierung, der Ma-terialität, Farbigkeit und Proportion der Hausfassaden wird die Schönheit des Straßenraumes entwickelt. Architekto-nisch kam der Hausfassade, auch als Straßenfassade bezeichnet, zu allen Zeiten eine besondere Bedeutung zu, weil sie das Haus für seinen Besitzer in den öffentlichen Raum hinein re-präsentierte. Dies hat sich erst mit der Moderne und der Idee des Hauses als solitärem Kunstwerk verändert.

ausblick

Die viel zu oft ungenügenden Qua-litäten heutiger Stadtquartiere sind nicht vom Himmel gefallen, sie sind nicht unabänderbar, sondern das Er-gebnis einer historischen Entwicklung. Die Fehler der Vergangenheit und der Gegenwart lassen sich klar analysie-ren, benennen und korrigieren. Wenn bestimmte Grundsätze beachtet wer-den, ist es auch heute noch möglich, lebenswerte und schöne Viertel zu bau-en.

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10 Grundsätze zur Stadtbaukunst heute

Diskutiert auf der ersten Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt

Düsseldorf, 11./12. März 2010Herausgegeben vom Deutschen Ins-titut für Stadtbaukunst

Präambel

In Deutschland entstehen kaum Stadtquartiere, die wie die sogenann-ten Altbauquartiere von einem Großteil der Bevölkerung als alltagstauglich, wertvoll und schön empfunden wer-den. Dies geschieht trotz der seit einer Generation weit verbreiteten Kritik an den funktionstrennenden, verkehrs-zentrierten und stadtauflösenden Pla-nungsmodellen der Avantgardemoder-ne und trotz einer historisch beispiellos

Ziel

Das Leitbild jeglicher städtebauli-chen Planungen in Deutschland muss das eines nachhaltigen, dauerhaften und schönen Bauens sein. Für die ländlichen Bereiche bedeutet dies, durch Baumaßnahmen den Charak-ter der jeweiligen Kulturlandschaft zu stärken. Für die Stadt aber muss eine umfassende, dem jeweiligen Ort ange-messene Urbanität das Ziel sein. Eine solche Urbanität ist in der Notwen-digkeit begründet, aus ökologischen Gründen jegliche Bautätigkeit vor der Stadt zu minimieren. Jedes innerstäd-tische Bauwerk muss als Baustein der Stadt dauerhaft und schön sein, um

umfangreichen Planungsgesetzge-bung mit Bürgerbeteiligung. Um die Ursachen für dieses Defizit herauszu-arbeiten und eine Planungs- und Bau-kultur zu befördern, die in Zukunft die Erhaltung, Verbesserung und Errich-tung von städtischen Quartieren mit ei-ner hohen Gestalt- und Lebensqualität ermöglicht, haben sich in Düsseldorf Vertreter der Fachdisziplinen, der Wis-senschaft, der Politik, der Verwaltung, des Kulturlebens, der Medien und der Öffentlichkeit getroffen und 10 Grund-sätze zur Stadtbaukunst diskutiert. Das Deutsche Institut für Stadtbau-kunst wird zu den einzelnen Themen-bereichen Fachkonferenzen durchfüh-

auf diese Weise eine qualitätvolle und zukunftsfähige städtische Umwelt zu schaffen.Städte in Deutschland müs-sen in Zukunft umfassend urban sein. Dies bedeutet: Sie müssen architekto-nisch wohl gestaltete öffentliche Räu-me aufweisen, aus kontextbezogenen Häusern mit ansprechenden Fassaden bestehen, von einer quartiersangemes-senen Dichte und Funktionsmischung geprägt sein, durch Fußläufigkeit eine hohe Lebensqualität gewährleisten, für breite soziale Schichten unterschiedli-cher Herkunft offen stehen, von einer engagierten Bürgerschaft gefördert werden, von einer vielfältigen und

Positionspapiere

ren und konkrete Maßnahmenkataloge in Expertengruppen erarbeiten, um Veränderungen in der Stadtentwick-lungspraxis in Deutschland zu bewir-ken. Wir laden alle Interessierten ein, an den Fachkonferenzen teilzunehmen und die Umsetzung dieser Grundsätze zu befördern.

ortsbezogenen Wirtschaft getragen werden, sich durch ein reichhaltiges Kulturleben auszeichnen und in einer kontrastreichen Beziehung zur umge-benden Landschaft stehen.

19 Positionspapiere

1. StaDttHeOrIe. Komplexität statt reduktion

Stadtbaukunst muss alle Aspekte der Stadt umfassen und ihnen Gestalt geben. Städte lassen sich nicht auf einzelne Aspekte und deren Bewältigung durch einzelne Disziplinen reduzieren.

2. StaDtBILD. Städtebau statt Fachplanung

Das Stadtbild entsteht aus der bewussten Anordnung und Gestaltung städtischer Bauwerke und bedarf eines auf dau-erhafte Schönheit bedachten Städtebaus. Die Vernachlässi-gung des überkommenen Stadtbildes in der Stadtplanung, die durch die Trennung der unterschiedlichen Planungsbe-reiche verursacht wird, verhindert die Entwicklung umfas-send qualitätvoller Lebensorte.

3. StaDtarCHIteKtur. Gebautes ensemble statt individualistischer eventarchitektur

Städtische Architektur muss Ensembles mit ausdrucks-reichen Fassaden bilden und ein gegliedertes Ganzes von zusammenhängender Textur und Substanz schaffen. Aus-schließlich individualistische Eventarchitektur löst den städ-tischen Zusammenhang und die Verständlichkeit des öffent-lichen Raums auf.

4. StaDtGeSCHICHte. Langfristige Stadtkultur statt kurzfristiger Funktionserfüllung

Städtebau ist eine kulturelle Tätigkeit, die auf historischer Er-fahrung und Bildung aufbaut. Vorgeblich wissenschaftliche Modelle und spontan verfasste Leitbilder wie beispielsweise die „verkehrsgerechte Stadt“ verkennen den langfristigen und umfassenden Charakter der Stadt.

5. StaDtIDeNtItÄt. Denkmalpflege statt Branding

Die Identität der Stadt entsteht durch ihre langfristige Ge-schichte sowie die Pflege ihrer Denkmäler, ihres Stadtgrund-risses und ihrer Baukultur. Individualistisches Branding ver-leugnet die bestehenden Eigenheiten des Ortes und leistet dem Identitätsverlust im Zeitalter der Globalisierung Vor-schub.

6. StaDtGeSeLLSCHaFt. Stadtquartier statt Wohnsiedlung und Gewerbepark

Das Stadtquartier mit Funktionsmischung und architekto-nisch gefassten Räumen bildet das Grundelement der auf vielfältigen Lebensweisen beruhenden Stadt. Monofunktio-nale Siedlungen sowie Einkaufs- und Gewerbeparks vor der Stadt zerstören die Urbanität und verhindern die Identifikati-on der Stadtgesellschaft mit ihrer Stadt.

7. StaDtPOLItIK. Stadtbürger als Gestalter statt anonymer Immobilienwirtschaft

Städtisches Bauen soll vor allem von verantwortungsbe-wussten Bürgern als künftigen Nutzern getragen werden und auf einem gleichberechtigten Zugang zu einem auf der Parzelle gegründeten Bodenmarkt beruhen. Institutionelle Bauträger wie öffentliche Wohnungsbaugesellschaften oder Immobilienfonds ohne langfristiges Interesse an der Qualität des Ortes schaffen keine guten Stadtbauten.

8. StaDtÖKONOMIe. einzelhandel statt Ketten

Die Stadtökonomie sollte stärker vom diversifizierten inner-städtischen Einzelhandel und Gewerbe getragen werden. Al-lein Großketten und ausgelagerte Großbetriebe machen die Stadtökonomie krisenanfälliger und vernichten urbane und selbstbestimmte Arbeitsplätze.

9. StaDtVerKeHr. Stadtstraßen statt autoschneisen

Stadtstraßen sind vielfältige und wohlgestaltete Aufenthalts-räume, die neben den verschiedenen Arten des Verkehrs auch dem Einkaufen, dem Spazieren, dem sozialen Kontakt, der politischen Manifestation und dem Vergnügen dienen. Monofunktionale Autoschneisen und Fußgängerzonen zer-stören die Stadt.

10. StÄDtISCHe uMWeLt. Nachhaltig bauen statt schnell verpacken

Die Nachhaltigkeit der städtischen Umwelt entsteht durch umfassende und solide Dauerhaftigkeit und Urbanität. Die Reduktion der notwendigen Energieeinsparungsmaßnah-men auf ölbasierte Wärmedämmverpackungen und solitäre Energiehäuser schafft die Umweltprobleme von morgen.

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Wenn in Deutschland Stadt gebaut wird, planen die Haupt-verantwortlichen zumeist aneinander vorbei:

• Architekten planen solitäre Einzelbauten statt den Stadtraum zu ergänzen, in den sie sich einzufügen haben.• Stadtplaner planen die Organisation von Prozessen, statt Stadträume zu entwerfen.• Verkehrsplaner planen Verkehrs-Trassen, statt Stadtstra- ßen zu entwerfen.

Niemand also plant den konkreten Stadtraum: Die Stadt kommt zuletzt.

Positionspapiere

Kölner erklärung zur Städtebau - ausbildung

Die Stadt zuerst!

Tagtäglich entstehen in unseren Städten:

• Ungestaltete Stadträume• Häuser ohne Adresse und ohne anschauliche Straßenfassade,• Resträume, die weder privat noch öffentlich sind• Abstellplätze für Müllcontainer an der Straßenecke, • Autoschneisen in der Innenstadt,• Supermärkte im Gewerbegebiet statt im Wohnviertel

Lebenswerte Stadträume aber entstehen so nicht.

Deutschland war noch nie so wohlhabend, seine Stadträume aber noch nie so armselig. Die Pla-nungssysteme waren noch nie so ausgefeilt, die Bürger aber erhielten noch nie so wenig städtebau-liche Qualität.

Der heute üblichen Aufsplitterung der Planungsprozesse in zweidimensionale Funktionspläne, isolierte Fachplanun-gen und eine auf sich bezogene Architektur entspricht die Trennung der Fachgebiete in der Ausbildung: Im Zuge der Aufspaltung der Disziplinen hat sich das städtebauliche Wis-sen auf die unterschiedlichsten Fächer verteilt und wird heu-te an den Hochschulen nicht mehr in der nötigen integrieren-den Weise gelehrt. Auf Seiten der kommunalen Verwaltung aber besteht ein dringender Bedarf an städtebaulich befä-higtem Personal, der momentan nicht erfüllt wird! Städtebau muss wieder in einer angemessen umfassenden Weise in den entsprechenden Ausbildungsgängen an den Hochschu-len in Deutschland gelehrt werden. Übergreifendes Ziel der Städtebau-Ausbildung ist die Gestaltung des Stadtraums:

Alle Anforderungen der Praxis und alle Disziplinen müssen im Hinblick auf den guten Stadtraum zu-sammen gedacht werden.

Um lebenswerte Stadträume, wie sie die europäischen Städ-te seit Jahrhunderten auszeichnen, auchzukünftig planen zu können, müssen die Studiengänge zu Architektur, Stadtpla-nung, Raumplanung sowie des Verkehrswesens in Zukunft wieder die folgenden Kernkompetenzen vermitteln:

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1. Städtebauliches Gestalten

Das „Einmaleins des Städtebaus“ bildet den Sockel der Ausbildung. Es umfasst städtebauliches Gestalten vom ge-samtstädtischen Maßstab bis zum konkreten Stadtraum aus Straße, Platz, Block und Haus. Es beachtet die Trennung und Beziehung von Öffentlichkeit und Privatheit als eine Grund-bedingung des Städtischen. Es vermittelt urbane Straßen-, Platz und Parktypologien ebenso wie städtische Haus- und Fassadentypologien.

2. architektur

Städtebau erfordert architektonisches Grundwissen: Not-wendig ist eine Gebäudelehre mit einer Ausrichtung auf städtische Gebäudetypologien und einem Schwerpunkt auf urbanen Wohnhaustypologien sowie praktischem Nutzungs-wissen. Architektur ist Teil des urbanen Kontextes mit seinen vielfältigen und langfristigen Anforderungen – und nicht die Folge fantastischer subjektiver Einfälle.

3. Städtebaugeschichte

Städtebau gründet auf historischem Wissen, denn keine menschliche Kulturleistung ist so langlebig wie die Stadt. Relevant ist dabei die gesamte Städtebaugeschichte: Sie bietet vielfältiges Erfahrungswissen über unterschiedlichste Stadtformen. Gerade der langfristige Erfolg und die Alltags-tauglichkeit bestehender städtebaulicher Konfigurationen prädestiniert diese für den zukünftigen Städtebau.

Positionspapiere

4. Lebendige Stadt

Städtebau benötigt den Austausch mit Gesellschafts-, Wirt-schafts-, Politik- und Umweltwissenschaften, die für das Verständnis des Städtischen unerlässlich sind und die in di-rektem Bezug zur städtebaulichen Gestalt stehen. Denn die Stadtgestalt ist nicht autonom und lässt sich nicht unabhän-gig von diesen Aspekten der Stadt denken.

5. Verkehr

Städtebau braucht Kenntnisse der Verkehrsplanung, des Bauingenieurwesens und der Mobilitätskultur. Auch die ver-kehrstechnischen Anforderungen müssen in die Ansprüche an eine gute städtebauliche Gestalt eingebunden werden, denn die Bewegungsräume der Stadt – ihre Gassen, Straßen und Boulevards – tragen wesentlich zur Qualität und Atmo-sphäre der Stadt bei.

Fazit:

Nur wenn die Akteure der Stadtentwicklung auch über das erforderliche städtebauliche Wissen verfügen, können wir hoffen, dass die städtebauliche Qualität der Städte in Deutschland gesichert und weiterentwickelt wird. Nicht ein-zelne Teildisziplinen, sondern umfassender Städtebau muss an den Hochschulen gelehrt werden:

Die Stadt zuerst!

Dipl.-Ing. Franz-Josef Höing, Baudezernent Stadt Köln Prof. Christoph Mäckler, TU Dortmund Prof. Markus Neppl, KIT/Universität Karlsruhe Prof. Dr. Franz Pesch, Universität Stuttgart Prof. Dr. Wolfgang Sonne, TU Dort-mund Prof. Ingemar Vollenweider, TU Kaiserslautern Prof. Kunibert Wachten, RWTH Aachen Prof. Jörn Walter, Ober-baudirektor Freie und Hansestadt Hamburg Prof. em. Peter Zlonicky, TU Dortmund Köln im Mai 2014

Die Stadt zuerst!

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Städtisches Eckhaus: Dortmund

Haus an der Ecke: Frankfurt am Main, Riedberg

Das eckhaus 1952

Das eckhaus 2012

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Städtischer Straßenraum: Bremen, Neustadt

Ungestaltete Straße ohne Raum: Frankfurt am Main, Riedberg

Die Straße 1890

Die Straße 2012

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Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt im Rheingoldsaal der Düsseldorfer Rheinterasse

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Bestellungen bitte per Email an: [email protected]

Großstadt gestalten Stadtbaumeister in EuropaHg.: Markus Jager, Wolf-gang SonneDOM publishers,Berlin, 2018 38,00 €

25 Jahre Intern. Bauausstellung Berlin 1987. Hg.: H.Bodenschatz, V.M. Lampugnani, W. Sonne,Niggli Verlag,Sulgen, 2012, 22,50 €

Martin Elsaesser - SchriftenHg.: M. Elsaesser,J. Schilling, W. SonneNiggli VerlagSulgen. 201422,50€

Der Eckgrundriss.Hg.: Georg Ebbing, Christoph MäcklerNiggli Verlag,Sulgen, 2013 22,50 €

O. M. Ungers:Die Thematisierung der Architektur.Hg.: Walter A. NoebelNiggli Verlag,Sulgen, 2011 Hardcover 34,00 € Softcover 22,50 €

Christoph MäCkler · Wolfgang sonne (hg.) DeutsChes institut für staDtbaukunst

niggli

Konferenz zur Schönheit und LebenSfähigKeit der Stadt 1

STADTTHEORIE Komplexität statt Reduktion STADTGESELLSCHAFT Stadtquartier statt Wohnsiedlung und Gewerbepark STADTPOLITIK Stadtbürger als Gestalter statt anonymer Immobilienwirtschaft STADTBILD Städtebau statt Fach planung STADTVERKEHR Stadtstraßen statt Autoschneisen STADTARCHITEKTUR Gebautes Ensemble statt individualistischer Event architekturSTADTÖKONOMIE Einzelhandel statt Ketten STADTGESCHICHTE Langfristige Stadtkultur statt kurzfristiger Funktionserfüllung STADTIDENTITÄT Denkmalpflege statt Branding STÄDTISCHE UMWELT Nachhaltig bauen statt schnell verpacken

StadtbaukunSt

KONFERENZ ZUR SCHÖNHEIT UND LEBENSFÄHIGKEIT DER STADT 3

CHRISTOPH MÄCKLER WOLFGANG SONNE (HG.) DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST

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ARCHITEKTUR UND ZEIT Konvention versus InnovationARCHITEKTUR UND STADT Ensemble versus ObjektARCHITEKTUR UND HAUS Fassade versus SkulpturARCHITEKTUR UND ORT Regionalität versus GlobalitätPLANUNG UND POLITIK Gestaltung versus ProzessPLANUNG UND BODEN Parzelle versus StrukturPLANUNG UND STADTRAUM Fluchtlinie versus BaufeldPLANUNG UND STADTFORM Städtebau versus Stadtplanung

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ISBN 978-3-7212-0871-9

MÄCKLER SONNE (HG.)

KONFERENZ ZUR SCHÖNHEIT UNDLEBENSFÄHIGKEIT DER STADT

Stadt und architektur – Stadt und Planung

Was läuft schief, wenn heute mehr Menschen eher den rekonstruktionen von alt-städten trauen als den innovativen konzepten von architekten und Planern? könnte es nicht sein, dass architekten und Planer seit langem das Falsche anbieten – etwas, das nicht die Bedürfnisse nach Zusammengehörigkeit, geborgenheit, Vertrautheit, Wertschätzung, kurz: nach heimat in unseren Städten vermittelt?

Zu seiner dritten konferenz zur Schönheit und lebensfähigkeit der Stadt versam-melte das deutsche institut für Stadtbaukunst im März 2012 erneut Vertreter zahlreicher deutscher Städte und Fachverbände, die wichtigsten deutschsprachi-gen architekturkritiker sowie namhafte architekten und Wissenschaftler, um über architektur und Stadtplanung zu diskutieren. Vertreter gegensätzlicher haltungen stritten über die these, dass es eigentlich keine Stadtplanung geben dürfte ohne architektonisch-gestalterische Fähigkeiten, und dass es eigentlich keine städtische architektur geben dürfte, ohne die kenntnis und Wertschätzung des gebauten und historischen sowie des sozialen, politischen und ökologischen kontextes. das Buch

sammelt die kurzvorträge und diskussionsbeiträge von rund sechzig teilnehmern.

deutScheS inStitut Für StadtBaukunSt iM niggli-Verlag

Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der StadtBand 1, 2011Band 2, 2012Band 3, 2013

Dortmunder Vorträge zur StadtbaukunstBand 1, 2009Band 2, 2010Band 3, 2010Band 4, 2013

Bücher zur StadtbaukunstBand 1: Oswald Mathias ungers: die thematisierung der architektur, 2011Band 2: der eckgrundriss, 2013Band 3: 25 Jahre internationale Bauausstellung in Berlin 1987, 2012 Band 4: die moderne großstadt. Schriften von Martin elsaesser, 2013

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DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST· DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST ·

das deutsche institut für Stadtbaukunst widmet sich der erforschung und leh-reder kunst des Städtebaus. unter dieser kunst wird zweierlei verstanden: Zum einen wird der künstlerische charakter des Städtebaus betont, die ästhe-tischgestalterische Seite der Stadt, zum anderen ist damit die kunst gemeint, im Städtebau unterschiedliche aspekte wie soziale, ökonomische, politische, ökologische technische und kulturelle anforderungen in der gestaltgebung der Stadt zusammenzubringen.

diese kunst, ein multidisziplinäres Verständnis von Stadt in der Stadtgestalt-zusammenzuführen, ging mit den reduktionistischen auffassungen einer funk-tionalistischen, soziologischen oder verkehrstechnischen Stadtplanung weitge-hend verloren, prägte aber den jungen urbanismus des frühen 20. Jahrhunderts, der dafür den Begriff der Stadtbaukunst verwendete. daran knüpft das deutscheinstitut für Stadtbaukunst an.

das institut will die in den letzten Jahrzehnten auseinandergedrifteten diszi-plinen architektur, Stadtplanung, raumplanung, Verkehrsplanung und tiefbau wieder zusammenführen.

das institut ist an der Fakultät architektur und Bauingenieurwesen der techni-schen universität dortmund angesiedelt.

institutsleitungdirektor: univ.-Prof. dipl.-ing. christoph MäcklerStellvertretender direktor: univ.-Prof. dr. Wolfgang Sonne

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No. 1: Zehn Grundsätze zur StadtbaukunstHg.: Christoph Mäckler, Wolfgang SonneNiggli Verlag,Sulgen, 2011 38,00 €

No. 2: Stadt und Energie – Stadt und HandelHg.: Christoph Mäckler, Wolfgang SonneNiggli Verlag,Sulgen, 2012 38,00 €

KONFERENZ ZUR SCHÖNHEIT UND LEBENSFÄHIGKEIT DER STADT

DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST IM NIGGLI-VERLAG

Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der StadtBand 1: Zehn Grundsätze zur Stadtbaukunst, 2011Band 2: Stadt und Handel, Stadt und Energie, 2012Band 3: Stadt und Architektur, Stadt und Planung, 2013

Dortmunder Vorträge zur StadtbaukunstBand 1, 2009Band 2, 2010Band 3, 2010Band 4, New Civic Art 2014

Bücher zur StadtbaukunstBand 1: Oswald Mathias Ungers: Die Thematisierung der Architektur, 2011Band 2: Der Eckgrundriss, 2013Band 3: 25 Jahre Internationale Bauausstellung in Berlin 1987, 2012 Band 4: Martin Elsaesser. Schriften, 2014

Das Deutsche Institut für Stadtbaukunst widmet sich der Erforschung und Lehre der Kunst des Städtebaus. Unter dieser Kunst wird zweierlei verstanden: Zum einen wird der künstlerische Charakter des Städtebaus betont, die ästhetisch-gestalterische Seite der Stadt, zum anderen ist damit die Kunst gemeint, im Städtebau unterschiedliche Aspekte wie soziale, ökonomische, politische, ökologische, technische und kulturelle Anforderungen in der Gestaltgebung der Stadt zusammenzubringen.

Diese Kunst, ein multidisziplinäres Verständnis von Stadt in der Stadt-gestalt zusammenzuführen, ging mit den reduktionistischen Auffassungen einer funktionalistischen, soziologischen oder verkehrstechnischen Stadtplanung weitgehend verloren, prägte aber den jungen Urbanismus des frühen 20. Jahrhunderts, der dafür den Begriff der Stadtbaukunst verwendete. Daran knüpft das Deutsche Institut für Stadtbaukunst an.

Das Institut will die in den letzten Jahrzehnten auseinandergedrifteten Disziplinen Architektur, Stadtplanung, Raumplanung, Verkehrsplanung und Tiefbau wieder zusammenführen.

Das Institut ist an der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dortmund angesiedelt.

InstitutsleitungDirektor: Univ.-Prof. Dipl.- Ing. Christoph MäcklerStellvertretender Direktor: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang SonneWissenschaftlicher Leiter: Dipl. Ing. Daniel Korthaus

ISBN 978-3-7212-0894-8

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STADTBAUKUNST

4KONFERENZ ZUR SCHÖNHEIT UND LEBENSFÄHIGKEIT DER STADT

NIGGLI

DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST

DIE

NORMALE STADT UND IHRE

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CHRISTOPH MÄCKLER · WOLFGANG SONNE (HG.) CHRISTOPH MÄCKLER · WOLFGANG SONNE (HG.) DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST

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PRESSESPIEGEL

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. 03. 2013»Um nicht weniger als die Grundregeln des Städtebaus geht es auf der vom Deutschen Institut für Stadtbaukunst veranstalteten ›Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt‹.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. 03. 2013»Attraktiv (…) seien Statdtviertel, die der Eventgesellschaft trotzen und ›Zeit lassen zum Wohnen, Lesen, Nachdenken, Liebe, Leben‹.«

Die Welt, 20. 03. 2013»Jedes Quartier brauche einen Platz, es brauche geschlossene Baublöcke, gegliederte Fassaden direkt an der Straße, die den öffentlichen Raum bildet, und einen provaten, grünen Raum zum rückwärtigen Innenhof.«

Bauwelt, 17. 05. 2013»Da gilt es (…) sich einzumischen – um zu zeigen, dass es andere Wege gibt, die ›schöne‹, durchmischte Stadt weiterzu-bauen. Weiterzubauen in einer Weise, die unsere Gesellschaft in ihrer Entwicklung und Innovationskraft widerspiegelt und genau für diese Entwicklung und Innovationskraft Raum und Stadt gibt!«

TUDO_Cover_09RZ.indd Alle Seiten 04.03.14 15:40

No. 4: Die normale Stadt und ihre HäuserHg.: Christoph Mäckler, Wolfgang SonneNiggli VerlagSulgen, 2014 38,00 €

No. 5: Stadtlebenstatt WohnenHg.: Christoph Mäckler, Wolfgang SonneNiggli VerlagSulgen, 2015 38,00 €

No. 3 Hg.: Christoph Mäckler, Wolfgang SonneNiggli Verlag,Sulgen, 2011 22,50 €

No. 1Hg.: Christoph Mäckler, Wolfgang SonneNiggli Verlag,Sulgen, 2009 22,50 €

No. 2 Hg.: Christoph Mäckler, Wolfgang SonneNiggli Verlag,Sulgen, 2010 22,50 €

DortmunDer Vorträge zur StaDtbaukunSt 4

Christoph MäCkler · Wolfgang sonne (hg.)

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Harald BodenscHatz Missverständnisse über den New Urbanism in EuropaBen Bolgar Community Capital: Learning about sustainability from the historic city sergio Porta Plot Based Urbanism MattHew carMona Urban Design Codes MicHael HeBBert Street Atmosphere

StadtbaukunSt

DeutsChes institut für staDtbaukunst

No. 4Hg.: Christoph Mäckler, Wolfgang SonneNiggli Verlag,Sulgen, 2013 22,50 €

Dortmunder Vorträge

KONFERENZ ZUR SCHÖNHEIT UND LEBENSFÄHIGKEIT DER STADT 5

CHRISTOPH MÄCKLER WOLFGANG SONNE (HG.) DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST

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ISBN 978-3-7212-0938-9

KONFERENZ ZUR SCHÖNHEIT UNDLEBENSFÄHIGKEIT DER STADT

PRESSESPIEGEL

Die Welt, 31.03.2014„In Düsseldorf war es die Blockrandbebauung der Gründerzeit, die vielen Teil-nehmern als weitaus zukunftsfähiger als der Zeilenbau erschien. Hinwendung der Häuser zur Straße, Abgrenzung interner Innenhöfe, Vielfalt und Dichte, Multifunktionalität und Mischung wurden als Ingredenzien jener Stadtquar-tiere indentifiziert, die sich gegenwärtig der größten Beliebtheit erfreuen.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.03.2014„Verdichtung statt Zersiedlung schlug er vor und eine Strafsteuer für Häss-liches [...] Es setzt sich für ein neues urbanes Bewusstsein ein: für Dichte, für Funktionsmischung, für Blockrandbebauung, für anspruchsvolle, historisch informierte Fassadengestaltung, für einen qualitätvollen öffentlichen Raum.“ Architektenkammer NRW, 16.04.2014 „Zentral für die behutsame Entwicklung der europäischen Stadt sei der Um-gang mit der Parzelle [...] Eine kleinteilige Parzellenstruktur ermögliche nicht nur eine Nutzungsmischung in der Stadt, sondern auch - bei kommunaler Len-

kung - eine soziale Mischung, die unverzichtbar sei.“

DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST IM NIGGLI-VERLAG

Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der StadtBand 1: Zehn Grundsätze zur Stadtbaukunst, 2011Band 2: Stadt und Handel, Stadt und Energie, 2012Band 3: Stadt und Architektur, Stadt und Planung, 2013Band 4: Die normale Stadt und ihre Häuser, 2014

Dortmunder Vorträge zur StadtbaukunstBand 1, 2009Band 2, 2010Band 3, 2010Band 4, New Civic Art 2014

Bücher zur StadtbaukunstBand 1: Oswald Mathias Ungers: Die Thematisierung der Architektur, 2011Band 2: Der Eckgrundriss, 2013Band 3: 25 Jahre Internationale Bauausstellung in Berlin 1987, 2012 Band 4: Martin Elsaesser. Schriften, 2013

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Das Deutsche Institut für Stadtbaukunst widmet sich der Erforschung und Lehre der Kunst des Städtebaus. Unter dieser Kunst wird zweierlei verstan-den: Zum einen wird der künstlerische Charakter des Städtebaus betont, die ästhetisch-gestalterische Seite der Stadt, zum anderen ist damit die Kunst gemeint, im Städtebau unterschiedliche Aspekte wie soziale, ökono-mische, politische, ökologische, technische und kulturelle Anforderungen in der Gestaltgebung der Stadt zusammenzubringen.

Diese Kunst, ein multidisziplinäres Verständnis von Stadt in der Stadtge-stalt zusammenzuführen, ging mit den reduktionistischen Auffassungen einer funktionalistischen, soziologischen oder verkehrstechnischen Stadt-planung weitgehend verloren, prägte aber den jungen Urbanismus des frü-hen 20. Jahrhunderts, der dafür den Begriff der Stadtbaukunst verwendete. Daran knüpft das Deutsche Institut für Stadtbaukunst an.

Das Institut will die in den letzten Jahrzehnten auseinandergedrifteten Disziplinen Architektur, Stadtplanung, Raumplanung, Verkehrsplanung und Tiefbau wieder zusammenführen.

Das Institut ist an der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dortmund angesiedelt.

InstitutsleitungDirektor: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Christoph MäcklerStellvertretender Direktor: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang SonneWissenschaftlicher Leiter: Dipl.-Ing. Daniel Korthaus

StadtlebenStattWOHnen

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5 DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNSTCHRISTOPH MÄCKLER WOLFGANG SONNE (HG.)·

ISBN 978-3-7212-0938-9

Plätze in Deutsch-land - 1950 und heuteHg.: Christoph Mäckler, Birgit RothDOM publishers,Berlin, 2016 38,00 €

Großstadt gestalten Stadtbaumeister an Rhein und RuhrHg.: Markus Jager, Wolfgang SonneDOM publishers,Berlin, 2016 38,00 €

ISBN 978-3-86922-447-3

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Bücher zur Stadtbaukunst

In vielen Großstädten ist das frühe 20. Jahrhundert mit den Namen bekannter Stadtbaumeister verbunden. Ob Fritz Schumacher in Hamburg, Ludwig Hoffmann und Martin Wagner in Berlin, Theodor Fischer in München oder Ernst May und Martin Elsaesser in Frankfurt: Sie alle haben das Stadtbild entscheidend mitgeprägt und sind zu heraus ragenden Personen der jeweiligen Stadt geschichte geworden.

Die Voraussetzungen dazu waren keineswegs einfach, denn diese Städte befanden sich in einer Phase ein ­schneidender Veränderungen. Das rasante Bevölkerungs­wachstum kata pultierte sie in die Liga der Großstädte und Metropolen. Städte und Kommunen, die sich von dieser Entwicklung nicht einfach überrollen lassen wollten, sahen sich in der Verantwortung, diesen Prozess nicht nur zu begleiten, sondern aktiv zu steuern – indem sie eine konkrete städte bauliche Vision als Leitbild entwarfen. Neben der infrastrukturellen Daseinsfürsorge wurden Städtebau und Stadtentwicklung um 1900 wieder verstärkt als ästhetische und baukulturelle Heraus forderung diskutiert.

Dieser Band bietet erstmals einen Überblick über die Auf gaben und Vorstellungen der Stadtbaumeister dieser Zeit und befragt ihre Leistungen auf Anregungen für die heutige kommunale Stadtplanung. Die historischen Beiträge untersuchen die Rolle der kommunalen Baumeister, deren Alltagspraxis um 1900 kaum noch etwas mit der früherer Ratsbaumeister gemein hatte. Und die gegenwärtigen Akteure diskutieren, welche An regungen und Empfehlungen sich für die heutige Praxis aus dieser als vorbildlich empfundenen Epoche ergeben können.

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Großstadt gestalten. Stadtbaumeister in DeutschlandHg.: Markus Jager, Wolfgang SonneDOM publishers,Berlin, 2015 38,00 €

Stadtbausteine - Elemente der ArchitekturHg.: Christoph Mäckler, Frank Paul Fietz, Saskia Göke DOM publishers,Berlin, 2016 38,00 €9 783869 225517

ISBN 978-3-86922-551-7

Bücher zur Stadtbaukunst

ELEMENTE DER ARCHITEKTUR

Temporehendus es autentiur sitia quo dello to te eaquo qui in corepta tiumquu ntiscietur? Quiditendae nemqui bea etur, sum se con re voluptia que con consequis dit ut doluptatem imod est porrorrum et ullatem quid estotatin conserum se nes eatempor rae nimendi vent es diciis accae qui doluptae num et aut volorum asimendae delicim agnist, necate eaque veruntius dolupienihil is aut et at.

None laut est, totat faccullatent ulpa et fugiat pores endio. Ucienducium dolupta se doloreseque dolore, ut unto incil idel-labor am quideni enimus nonsequi sitatem. Et veratemperum et acillorrum quatemquo cor sam aut ute voleste mporere ndernat atiur? Ovit, que maionet mil modite simus magnis prem aliquis earum inturectem nitisse nihictasse pe parchil illabor atquibus aut estint ipient quis pra saped estrum et rem nonse explicium esti aut hillist lam, et rate nos nate mos es suntinus adipic te cusciatius denist, eruntiasimil et estrumquibus et haris dolorem poresti onsequi duntest, omnihitenime consequo velendunto quid uta soluptus vel id evel inusam voluptatur molorrovit lant Corrum fuga. Nemporr ovitasperum, comnienis veritis eliqui aut ipsunte nusae volenis expero ipiciat.

Obitatque rendae volorep eliquo eum quiderior reprovition et optusda none comniatem eaquata turiosanis explabo. Edit eos con nimpos quia non et quam et explabo. Met, serores dolore ducitae ssunt, ilitibus consedi gendit, quatum harum ab idis excepel icaborro ea non ratiunte dollatetur sit labo. Itatae diciet modia ipid quatio. Pudaest utem dundae. Et officiduciis sunt aditaeresed estia nobis sa vendaep ersperi tenducient alit et, officium non pelestin con plictum eium accus ex earchillabor aute conestrum veliquo omniatquatur alique et quam re volo aut re voluptaerro vitat.

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STADTBAUKUNST

Bernd Albers Gunther Bayer Stephen Bates Nikolaus Bienefeld Mario Botta Klaus Theo Brenner Kees  Christiaanse Roger  Diener Bernd  Echtermeyer Johannes  Götz Francesco  Collotti Andrea Deplazes Max Dudler Paulus Eckerle Marc Falke Frank Paul Fietz Charlotte Frank Jo Franzke Antje  Freiesleben Oskar  Spital-Frenking Paolo  Fusi Anette    Gigon Jeroen  Geurst Saskia  Göke Mike  Guyer Ferdinand  Heide Andreas  Hild Louisa  Hutton Anna  Jessen Petra  und  Paul  Kahlfeldt Jan Kleihues Rob Krier Hans Kollhoff Johannes Kuehn Michael Landes Arno Lederer Guido Lohmann Wolfgang  Lorch Christoph    Mäckler Josep  Lluis  Mateo Johannes  Modersohn Meinrad  Morger Jonathan Sergison Eduardo Souto de Moura Peter Strobel Walter A. Noebel Tobias Nöfer Valerio Olgiati Laurids  und  Manfred  Ortner Christian  und  Birgit  Rapp Ivan  Reimann Christine  Remensperger Helmut  Riemann Christoph  Sattler Matthias    Sauerbruch Karl-Josef  Schattner Uwe  Schröder Axel  Schultes Ansgar und Benedikt Schulz Gernot Schulz Rens Schulze Michael  Schwarz Alvaro Siza Luigi Snozzi Axel Steudel Wouter Suselbeek Manuel und Sabine Thesing Oswald Matthias Ungers Thomas van den Valentyn Ingemar Vollenweider Gesine Weinmiller Bernhard Winking Paolo Zermani

Publikationen

No. 7: Die Architektur der Stadt und ihre FassadenHg.: Christoph Mäckler, Wolfgang Sonne DOM publis-hers Berlin 2017 38,00 €

Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt

Bücher zur Stadtbaukunst

No. 3: Stadt und Archi-tektur – Stadt und PlanungHg.: Christoph Mäckler, Wolfgang Sonne,Niggli Verlag, Sulgen, 2013 38,00 €

No. 6: Die Stadtmacherund ihre Ausbil-dungHg.: Christoph Mäckler, Wolfgang Sonne, DOM pub-lishers Berlin 2016 38,00 € 9 783869 226934

ISBN 978-3-86922-693-4

KONFERENZ ZUR SCHÖNHEIT UND LEBENSFÄHIGKEIT DER STADT

DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST

CHRISTOPH MÄCKLER / WOLFGANG SONNE (HG.)

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VORNE – HINTENWIE WIRD AUS WOHNHÄUSERN STADT?architektur.aktuell, 28. Mai 2017»Gäbe es diese 2010 ins Leben gerufenen Konferenzen nicht, man müsste sie erfinden. Es gibt in Deutschland mittlerweile kein prominenter besetztes Forum zur Diskussion von wechselnden Themen der Stadtentwicklung. (…) Trotz unterschiedlicher Ansichten war man sich in einem Punkt einig: Im Unterschied zur bloßen Siedlung zeichnet sich ein lebendiges Stadtquartier durch gemischte Nutzung aus.«

Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 8. Mai 2017»Wenn mit den neuen Wohnhäusern tatsächlich lebendige städtische Quartiere entstehen sollen, dann gehören auch der Laden an der Ecke, das kleine Start-up-Unternehmen oder die Werkstatt im Hinterhof dazu, ebenso wie der Spielplatz und Garten. (…) Was heißt das aber für den städtebaulichen und architektonischen Entwurf? (…) Anders als im Siedlungs-bau, wo alle Seiten gleich sind, gibt es im Städtebau Vorder-seiten, die den öffentlichen Raum definieren, und eine private Rückseite. Vorne die Fassade trägt Schlips, hinten der Hof Pyjama oder Jogginghose.«

Bauwelt, 13. Juni 2017»Wie wird aus Wohnhäusern Stadt? (…) Christoph Mäckler und Wolfgang Sonne als Gastgeber treibt dieses Problem um, nämlich die Abkehr von der anti-städtischen, aber immer noch auch in Wettbewerben präferierten Siedlungsideologie der 60er und 70er Jahre. (…) Die oft geforderte Dichte ist dabei noch keine Qualität an sich, wohl aber die Unter-scheidung zwischen öffentlicher und privater Funktion des einzelnen Hauses.«

PUBLIKATIONEN DES DEUTSCHEN INSTITUTS FÜR STADTBAUKUNST

Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der StadtBand 1 Zehn Grundsätze zur Stadtbaukunst, 2011Band 2 Stadt und Handel, Stadt und Energie, 2012Band 3 Stadt und Architektur, Stadt und Planung, 2013Band 4 Die normale Stadt und ihre Häuser, 2014Band 5 Stadtleben statt Wohnen, 2015Band 6 Die Stadtmacher und ihre Ausbildung, 2016Band 7 Die Architektur der Stadt und ihre Fassaden, 2017Band 8 Vorne – Hinten. Wie wird aus Wohnhäusern Stadt?, 2018

Dortmunder Vorträge zur StadtbaukunstBand 1 2009Band 2 2010Band 3 2010Band 4 New Civic Art, 2014

Bücher zur StadtbaukunstBand 1 Oswald Mathias Ungers: Die Thematisierung der Architektur, 2011Band 2 Der Eckgrundriss, 2 2013Band 3 25 Jahre Internationale Bauausstellung in Berlin 1987, 2012Band 4 Martin Elsaesser. Schriften, 2014Band 5 Großstadt gestalten. Stadtbaumeister in Deutschland, 2015Band 6 Plätze in Deutschland 1950 und heute, 2016Band 7 Großstadt gestalten. Stadtbaumeister an Rhein und Ruhr, 2016Band 8 Stadtbausteine. Elemente der Architektur, 2017Band 9 Stadtbausteine. Elemente der Architektur. Texte, 2018Band 10 Großstadt gestalten. Stadtbaumeister in Europa, 2018

VORNE – HINTENWIE WIRD AUS WOHNHÄUSERN STADT?

Das Institut für Stadtbaukunst an der Technischen Universität Dortmund widmet sich der Erforschung und Lehre der Kunst des Städtebaus. Unter dieser Kunst wird zweierlei verstanden: Zum einen wird der künstlerische Charakter des Städtebaus betont, die ästhetisch-gestalterische Seite der Stadt. Zum anderen wird damit die Kunst gemeint, im Städtebau unter-schiedliche Aspekte wie soziale, ökonomische, politische, ökologische, technische und kulturelle Anforderungen in der Gestaltgebung der Stadt zusammenzubringen.

Diese Kunst, ein multidisziplinäres Verständnis der Stadt in der Stadtgestalt zusammenzuführen, ging mit den reduktionis-tischen Auffassungen einer funktionalistischen, soziologischen oder verkehrstechnischen Stadtplanung weitgehend verloren, prägte aber den jungen Urbanismus des frühen 20. Jahrhun-derts, der dafür den Begriff der Stadtbaukunst verwendete. Daran knüpft das Institut für Stadtbaukunst an.

Das Institut will die in den vergangenen Jahrzehnten aus-einander gedrifteten Disziplinen Architektur, Stadtplanung, Raumplanung, Grünplanung, Verkehrsplanung und Tiefbau wieder zusammenführen.

Das Institut für Stadtbaukunst ist an der Fakultät Architek-tur und Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dortmund angesiedelt.

VORNE – HINTENWIE WIRD AUS WOHNHÄUSERN STADT?.

STADTBAUKUNST

No. 8: Vorne - Hinten. Wie wird aus Wohnhäu-sern StadtHg.: Christoph Mäckler, Wolfgang Sonne DOM publis-hers Berlin 2018 38,00 €

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ISBN 978-3-86922-624-8

Bücher zur Stadtbaukunst

Der Textband zu den Elementen der Architektur spiegelt die Bandbreite von zehn Jahren Dortmunder Architekturtage anhand exemplarisch ausgewählter Vorträge wider und ergänzt den bereits erschienenen Bildband. Basierend auf der Grundidee des Ensembles werden die Elemente der Architektur, wie das Straßen­fenster, das Dach, der Hauseingang, die Treppe, die Fassade, das  Ornament und Detail, der städtische Hof, das Sockelgeschoss, der Stein in der Fassade sowie der Balkon, der Erker und die Loggia in verschiedenen Beiträgen architek-turhistorisch, philosophisch, baukonstruktiv oder auch künstlerisch unter sucht. Neue  Bezüge oder bereits bekannte Zusammenhänge werden heraus gearbeitet und in einen neuen Kontext gestellt oder aus ungewohntem Blickwinkel betrachtet. Texte, die eigene Standpunkte und Sichtweisen in Frage stellen oder bestätigen, können in jedem Fall aber zu eigenen Überlegungen anregen.

Viel interessanter als die Frage, wie man Stein heute einsetzen und verarbeiten kann, erscheint mir die Frage, aus welchen Gründen man ihn überhaupt ein­setzen sollte, wofür seine Verwendung steht und ob die oft heftigen Auseinander­setzungen, welche die steinerne Architektur begleiten, nicht das Zeichen eines tiefer liegenden, möglicherweise unlösbaren Widerspruchs sind, der mit dem Selbstverständnis und der Produktionsweise von modernen Bauwerken zu tun hat.Wenn wir von der Vorläufigkeit von etwas sprechen, sagen wir, dass es noch »nicht in Stein gemeißelt« ist. Etwas in Stein zu meißeln heißt Dauer, vielleicht gar Ewigkeit anzustreben. Eine bewusste Entscheidung in Stein zu bauen, zielt in die gleiche Richtung. Sie verweist zugleich auf eine der zentralen Eigenschaften von Architektur: Dauer und Architektur sind miteinander untrennbar verbunden. Dauer ist etwas, was Architektur auszeichnet und sie von anderen menschlichen Erzeugnissen unterscheidet, hier muss ich eine Einschränkung machen, bis vor kurzem unterschieden hat.Diese Erkenntnis ist in unserer Zeit alles andere als unumstritten. Die Qualität von Bauwerken wird heute anhand von vielen Kriterien bewertet, die Dauer ist aber so gut wie nie dabei. In einer Veranstaltung zur Nachhaltigkeit ging es um den Gleichklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Kultur als Begriff tauchte nicht auf und der Begriff von Schönheit erst recht nicht. Dass architektonische Ideen und Formen nachhaltig sein können und dass es Bauwerke sind, die das Überleben dieser Formen und Ideen sichern, scheint die Grenzen der Vor­stellungs kraft von Nachhaltigkeitsexperten zu übersteigen. Auf meinen Einwand, dass ihre Kriterien möglicherweise etwas unvollständig seien, bekam ich die Antwort, Schönheit könne man nicht messen und daher auch nicht zertifizieren.

Ivan ReimannAuszug aus: Ein Schein von DauerhaftigkeitDortmunder Architekturtage 2015

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ELEMENTE DER ARCHITEKTUR

TEXTE

DAS ENSEMBLE ZUR MUSIKALISCH-THEATRALISCHEN GRUNDIERUNG EINES ARCHITEKTONISCHEN BEGRIFFS Fritz

Neumeyer DAS STRASSENFENSTER DIE AUGEN DER HÄUSER. FENSTER IN DEUTSCHEN ARCHITEKTURHAND BÜCHERN

DER ZWANZIGER- UND DREISSIGERJAHRE Hartmut Frank DIE VERTREIBUNG DES VERBORGENEN Arno Lederer

DAS DACH HÄUSER OHNE DACH? Martin Tschanz DER ZWEITE PUNKT: LE TOIT-JARDIN. LE CORBUSIERS BEWOHNBARE

DÄCHER Jan Pieper DER HAUSEINGANG TÜREN, HAUSTÜREN, EINGÄNGE Jean-Christophe Ammann DER EINGANG ALS OU-

VERTURE DESCRIPTIVE Jan Pieper DIE TREPPE AUF- UND ABSTIEG. ZUR ARCHITEKTURSYMBOLIK DER TREPPE Fritz Neumeyer

STADTBAUKUNST: DIE TREPPE Christoph Mäckler DIE FASSADE REIHENHAUS-FASSADEN. EIN VERGESSENES THEMA

DER MODERNEN STADT Wolfgang Sonne WAS IST EINE FASSADE? LERNEN VON LEON BATTISTA ALBERTI Fritz Neumeyer

ORNAMENT UND DETAIL STADTBAUKUNST: ORNAMENT UND DETAIL Christoph Mäckler ORNAMENT IST KEIN DETAIL

Jasper Cepl DER STÄDTISCHE HOF UNIVERSALE ARCHITEKTUR. HOF UND PLATZ, ATRIUM UND FORUM Fritz Neumeyer

VON DER HÖLLE ZUR IDYLLE. ZUR KARRIERE DES BERLINER HINTERHOFS Harald Bodenschatz DAS SOCKELGESCHOSS

WORAUF DIE ARCHITEKTUR STEHT … Arno Lederer BAUKUNST AUF AUGENHÖHE. DER SOCKEL ALS ARCHITEKTONI-

SCHE HERAUSFORDERUNG Fritz Neumeyer DER STEIN IN DER FASSADE WAS HAT DER STEIN MIT DEM BENEHMEN ZU

TUN? Arno Lederer EIN SCHEIN VON DAUERHAFTIGKEIT Ivan Reinmann BALKON – ERKER – LOGGIA DAS BAY WINDOW.

DIE STADT UND ICH Wolfgang Sonne BALKON, ERKER, LOGGIA ODER DIE BEWOHNBARE WAND Ingemar Vollenweider

Stadtbausteine.Elemente der Archi-tektur. TexteHg.: Markus Jager, Wolfgang SonneDOM publishers,Berlin, 2018 38,00 €

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Die Dortmunder Schule10,00 €

17: Mülheim an der Ruhr 16,00 €

20: Schwäbisch Gmünd 16,00 €

15: Fassaden und Plätze im Veneto 26,00 €

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Stadtbaukunst:

Das Dach

DortmunderArchitekturtage

2007

Dortmunder Architekturheft

No.

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Stadtbaukunst:

Das Sockelgeschoss

DortmunderArchitekturtage2013

Dortmunder ArchitekturheftNo. 26

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Dortmunder Architekturtage No. 15 „Das Sockelgeschoss“ mit Beiträgen von:Jean-Christophe Ammann, Cornelia Dörries, Arno Lederer, Niklas Maak,

Christoph Mäckler, Fritz Neumeyer, Peter L. Wilson

Dortmunder Architekturausstellung No. 15 „Der Lieblingssockel und der eigene Sockel“ mit Bildbeiträgen von:

Bernd Albers, Thomas Albrecht, Julia B. Bolles-Wilson, Klaus Theo Brenner, Francesco Collotti, Max Dudler, Bernd Echtermeyer, Paulus Eckerle, Peter Eingartner, Frank Paul Fietz, Jo. Franzke, Antje Freiesle-ben, Martin Froh, Johannes Götz, Anna Jessen, Marc Jordi, Petra und Paul Kahlfeldt, Susanne Keller, Alexander Khorrami, Jan Kleihues, Rob Krier, Michael Landes, Arno Lederer, Guido Lohmann, Christoph Mäckler, Jürgen Mayer H, Michaela Mensing-Schmidt, Johannes Modersohn, Meinrad Morger, Helmut Rie-mann, Axel Rüdiger, Christoph Sattler, Susanne Schamp, Richard Schmalöer, Olaf Schmidt, Till Schneider, Uwe Schröder, Ansgar und Benedikt Schulz, Michael Schumacher, Michael Schwarz, Karen Seiler, Oskar Spital-Frenking, Axel Steudel, Wouter Suselbeek, Manuel Thesing, Ingemar Vollenweider, Peter L. Wilson, Bernhard Winking

Stadtbaukunst:

Die Fassade

DortmunderArchitekturtage

2010

Dortmunder ArchitekturheftNo.23

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No. 24 Stadtbau-kunst. Ornament und Detail.Hg.: Christoph Mäckler, Dortmund, 201222,00 €

No. 18 Stadt-baukunst. Das EnsembleHg.: Christoph Mäckler Dortmund, 200522,00 €

No. 19 Stadtbau-kunst. Das Straßen-fensterHg.: Christoph Mäckler Dortmund, 2006 22,00 €

No. 26 Stadtbau-kunst. Das Sockelge-schoss.Hg.: Christoph Mäckler Dortmund, 2014 22,00 €

No. 27 Stadtbaukunst.Der Stein in der Fassade.Hg.: Christoph Mäckler Dortmund, 2014 24,00 €

No. 20 Stadtbau-kunst. Das DachHg.: Christoph Mäckler Dortmund, 200822,00 €

No. 23 Stadtbau-kunst. Die Fassade. Hg.: Christoph Mäckler Dortmund, 2011 22,00 €

No. 25 Stadt-baukunst - Der städtische Hof.Hg.: Christoph Mäckler, Dortmund, 2013 22,00 €

Dortmunder architekturhefte

Werkhefte (auswahl)

Stadtbild und EnergieHg.: Christoph Mäckler, Michael Kaune, Markus Motz Verlag KettlerDortmund, 2014 28,00 €

Auf den zweiten Blick Hg.: Sonja Hnilica, Markus Jager,Wolfgang Sonne transcript Verlag Bielefeld, 201029,80 €

Wolfgang Sonne: Urbanität und Dichte im Städ-tebau des 20. Jahrhunderts DOM publishersBerlin, 2014 98,00 €

Stadtbaukunst:

Balkon Erker Loggia

DortmunderArchitekturtage2015

Dortmunder ArchitekturheftNo. 28

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Dortmunder Architekturtage No. 17 „Balkon - Erker - Loggia“ mit Beiträgen von:Klaus Theo Brenner, Andreas Hild, Arno Lederer, Claudia Meixner, Gottfried Müller,

Wolfgang Sonne und Ingemar Vollenweider

Dortmunder Architekturausstellung No. 17 „Balkon - Erker - Loggia, Eigenes und Lieblingsmotiv“ mit Bildbeiträgen von:

Bernd Albers, Gunther Bayer und Peter Strobel, Klaus Theo Brenner, Francesco Collotti, Max Dudler, Paulus Eckerle, Peter Eingartner und Alexander Khorrami, Jo. Franzke, Antje Freiesleben und Johannes Modersohn, Paolo Fusi, Jeroen Geurst und Rens Schulze, Saskia Göke und Marc Falke, Hansjörg Göritz, Johannes Götz und Guido Lohmann, Susanne Gross, Ferdinand Heide, Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch, Anna Jes-sen und Ingemar Vollenweider, Susanne Keller und Marc Jordi mit Hans Günther, Jan Kleihues, Arno Lede-rer, Christoph Mäckler, Tobias Nöfer, Herbert Pfeiffer, Birgit und Christian Rapp, Helmut Riemann, Chri-stoph Sattler, Susanne Schamp und Richard Schmalöer, Uwe Schröder, Ansgar und Benedikt Schulz, Gernot Schulz, Karen Seiler und Axel Rüdiger, Axel Steudel, Andrea Uhrig und Dirk Bayer Bernhard Winking

DEUTSCHES INSTITUT FÜR STADTBAUKUNST

Das Deutsche Institut für Stadtbaukunst widmet sich der Erforschung und Lehre der Kunst des Städtebaus. Unter dieser Kunst wird zweierlei verstanden: Zum einen wird der künstlerische Charakter des Städtebaus betont, die ästhetisch-ge-stalterische Seite der Stadt, zum anderen ist damit die Kunst gemeint, im Städte-bau unterschiedliche Aspekte wie soziale, ökonomische, politische, ökologische, technische und kulturelle Anforderungen in der Gestaltgebung der Stadt zusam-menzubringen.

Diese Kunst, ein multidisziplinäres Verständnis von Stadt in der Stadtgestalt zu-sammenzuführen, ging mit den reduktionistischen Auffassungen einer funktio-nalistischen, soziologischen oder verkehrstechnischen Stadtplanung weitgehend verloren, prägte aber den jungen Urbanismus des frühen 20. Jahrhunderts, der da-für den Begriff der Stadtbaukunst verwendete. Daran knüpft das Deutsche Institut für Stadtbaukunst an.

Das Institut will die in den letzten Jahrzehnten auseinandergedrifteten Disziplinen Architektur, Stadtplanung, Raumplanung, Verkehrsplanung und Tiefbau wieder zusammenführen.

Das Institut ist an der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen der Tech-nischen Universität Dortmund angesiedelt.

InstitutsleitungDirektor: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Christoph MäcklerStellvertretender Direktor: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang SonneWissenschaftliche Leitung: Birgit Roth

No. 28 Stadtbaukunst.Balkon, Erker, Loggia.Hg.: Christoph Mäckler Dortmund, 2015 24,00 €

Sonderbände

Publikationen

Bestellungen bitte per Email an: [email protected]

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Stadtbaukunst:

Der Hauseingang

DortmunderArchitekturtage

2008

Dortmunder Architekturheft

No.

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Stadtbaukunst:

Die Treppe

DortmunderArchitekturtage

2009

Dortmunder Architekturheft

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No. 21 Stadt-baukunst. Der Hauseingang Hg.: Christoph Mäckler Dort-mund, 2009 22,00 €

No. 22 Stadtbau-kunst. Die Treppe.Hg.: Christoph Mäckler Dortmund, 2010 22,00 €

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Stadt

Forschung

Projektleitung: Birgit Roth, Förde-rung: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR); Städte: Dresden, Heidelberg, Karls-ruhe, Lübeck, Ludwigsburg, Regens-burg, Warendorf, Ansbach, HannoverFördergesellschaft Deutsches Insti-tut für Stadtbaukunst

Die europäische Stadt ist ein seit Jahrhunderten bewährter Raum ge-sellschaftlichen Zusammenlebens und ein kulturelles, ökonomisches und öko-logisches Bollwerk in einer sich glo-balisierenden Welt. Um die Idee der europäischen Stadt zu verstehen und weiterentwickeln zu können, werden die Prinzipien des Stadtraumes, seine Größe und Gestalt, sein architektoni-sches Bild und seine Dichte anhand exemplarischer Stadtanlagen analy-siert. Die zeichnerische Dokumentation

Handbuch der Stadtbaukunst

Typen und Formen deutscher Stadträume

von Stadtgrundrissen, Blocksystemen, Plätzen, Straßen und Arkadenanlagen in einheitlichem Maßstab erfolgt auf der Basis exakter Vermessungsdaten und erlaubt den Vergleich typologi-scher, chronologischer und regionaler Charakteristiken in Deutschland. Das “Handbuch der Stadtbaukunst” ist als Standardwerk für alle am Städte-bau beteiligten Professionen wie Ar-chitekten, Stadtplaner, Raumplaner, Verkehrsplaner, Baudezernenten und Bauherren geplant und soll als Nach-lagewerk für Neukonzeptionen oder Ergänzungen von Stadträumen dienen.

Das Handbuch erscheint voraussicht-lich 2019.

Auszug aus Handbuch der StadtbaukunstMünchen

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Görlitz Hamburg Auszug aus Handbuch der Stadtbaukunst

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Auszug aus Handbuch der Stadtbaukunst

Heilig-Geist-Straße

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Forschung

Bremen

Rosenheim

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eine nachhaltige Lösung müssen die energietechnischen Fragen mit städ-tebaulichen Fragen zusammen be-handelt werden, um reduktionistische Fehlleistungen wie etwa die Prädomi-nanz der Verkehrsplanung in der ver-kehrsgerechten Stadt der Sechziger-jahre zu vermeiden.

Einpacken von Außenfasaden: Verlust stadtbildprägender Gestalt durch erdölbasierte Wärmedämmverbundsysteme

Nachhaltige Stadtentwicklung durch energetische Optimierung, dauer-haftes Bauen und identitätsfähige Stadtbilder Projektleitung: Michael Kaune, För-derung: Bundesministerium für Ver-kehr, Bauen und Stadtentwicklung Deutsche Poroton

Eine der größten und bislang un-gelösten Herausforderungen in der aktuellen Stadtentwicklung bildet die Frage, wie die Gebäude unserer Städ-te in ihrer Energiebilanz optimiert und an die geplante EnEV 2012 angepasst werden können, ohne die tradierten und von der Breite der Bevölkerung geschätzten Stadtbilder zu zerstören.

Die heute gängige Methode, vorhan-dene Bausubstanz mit Dämmschich-ten einzupacken, die oftmals aus erdölbasierten Materialien hergestellt sind, kann ökologisch, bautechnisch, ästhetisch, ökonomisch, sozial und politisch nicht überzeugen. Hier ist ein grundsätzlich anderer Ansatz gefragt. Es geht darum, mit dauerhaft haltbaren Materialien, die auch in der Langzeit-perspektive mit Herstellung, Instand-haltung und Entsorgung eine günstige Energiebilanz aufweisen, vorhandene bauliche Situationen energetisch zu verbessern und gleichzeitig die städte-baulichen Situationen in ihrer Qualität zu bewahren oder zu optimieren. Für

Forschung

Stadtbild und energie

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Mülheim a. d. Ruhr, Siedlung Salierstraße

Forschung

Stadtbild und energie

Sanierungsprojekte

Mittelalterliches Stadtquartier, Lü-beck, Große Burgstraße 53Projektleitung: Markus Motz, Micha-el Kaune, Förderung: Hansestadt Lü-beck

Das Gebäude Große Burgstra-ße 53 ist ein typisches Beispiel für ein Kaufmannshaus in der Lübecker Altstadt. Begleitend zu der erforderli-chen Sanierung wurden innerhalb des Forschungsprojekts die energetischen Potentiale des historischen Gebäudes, sowie die Potentiale der städtebauli-chen Struktur der Altsatdt untersucht.

Gründerzeitblock, Berlin, Alt-Tem-pelhof Projektleitung: Martin Cors, Micha-el Kaune, Energieberatung: Markus Motz, Förderung: Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG

Die Blockrandbebauung an den Straßen Alt-Tempelhof, Stolbergstra-ße und Borussiastraße wurde durch einzelne gezielte bauliche Eingriffe energetisch ertüchtigt. Für die ener-getischen Maßnahmen wurden die In-nenseiten der Außenwände, die Fens-terflächen, die zu den unbeheizten Bereichen Dach und Keller abgrenzen-den Flächen, sowie die technische Ge-bäudeausrüstung herangezogen

Siedlung der 20-er Jahre, Mülheim an der Ruhr, Siedlung Salierstraße Projektleitung: Markus Motz, Mit-arbeit: Michael Kaune, Förderung: Mülheimer Wohnungsbau eG

Für die unter Denkmalschutz ste-hende Siedlung Salierstraße in Mülheim an der Ruhr wurde ein umfassendes Sanierungskonzept erstellt, basierend auf einer baulichen, energetischen und städtebaulichen Analyse. Neben dem Austausch der bestehenden Fens-ter und der Sanierung der Fassaden waren die Schaffung von attraktivem Wohnraum durch Nachverdichtung und Gebäudeergänzungen Handlungs-schwerpunkte der gesamthaften Sa-nierungsmaßnahmen. Eine sorgfältige Außenraumgestaltung trug zur Aufwer-tung der gestalterisch in sich geschlos-senen Siedlung in hohem Maße bei.

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Frankfurt am Main, Riederwald: Straßenansicht

Stadtbild und energie

Sanierungsprojekte

Siedlung der 20-er Jahre, Frankfurt am Main, RiederwaldProjektleitung: Michael Kaune, Mar-kus Motz, Energieberatung: Markus Motz, Förderung: ABG Frankfurt Holding

Der südöstliche Teil der Siedlung Riederwald in Frankfurt erhielt durch gezielte Umbaumaßnahmen und eine Neustrukturierung der Wohnungs-grundrisse ein vielfältiges Wohnungs-angebot. Die bisherigen 3-Zimmer-Wohnungen mit nur 53 m2 Wohnfläche entsprach nicht mehr dem Komfortbe-darf des Mietmarktes. Die Wohnungen sollten auf wirtschaftlich vertretbare Weise vergrößert werden, um so auch junge Familien in der Siedlung halten zu können, die bisher aufgrund der zu kleinen Wohnungen die Siedlung ver-lassen. Mit dieser, der Vermarktung des Wohnraumes geschuldeten Um-

baumaßnahmen, soll gleichzeitig eine deutliche Verbesserung des energe-tischen Gebäudezustandes erreicht werden. Während einzelne Bereiche der Siedlung bereits durch den Eigen-tümer aus rein energetischer Sicht sa-niert worden sind, wurde für die sechs langen Gebäude in der südlichen Friedrich-List-Straße ein umfassen-des Konzept erarbeitet, das sowohl die energetischen, wie auch die woh-nungswirtschaftlichen Verbesserungen des Wohnraumes umfasste.

Die energetische Sanierung sollte dabei nachhaltig und dauerhaft durch-geführt werden. Auf den Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen wurde bewusst zugunsten einer dauerhaften Konstruktion verzichtet. Die Gasther-men der einzelnen Wohnungen wurden gegen eine effiziente zentrale Heizan-lagen- und Lüftungstechnik ausge-

tauscht. Gleichzeitig wurden die Sied-lungsgebäude, die als einfache, reine Zeilenbauten ausgeführt sind, durch architektonische und städtebauliche Eingriffe im Sinne eines Ensembles zu einem neuen Stadtquartier weiter-entwickelt, Defizite der bestehenden Siedlung durch klare Raumfolgen von öffentlichen, halböffentlichen und pri-vaten Bereichen behoben. Mit unter-schiedlichen architektonischen Ele-menten wurden ansprechende und auch individuell nutzbare Räume ge-schaffen. An Stelle der monotonen und gleichförmigen Siedlungszeilen wurde ein urbanes Ensemble geschaffen, das die Zeilen zu Häusern individuell ge-staltet und damit Identifikation ermög-licht. Das Projekt wurde 2016 mit dem Baukulturpreis Hessen ausgezeichnet.

Forschung

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Dortmunder Stadthäuser: Straßenansicht

Stadtbild und energie

Sanierungsprojekte

Siedlung der 60-er Jahre, Dortmund-Wambel, Dortmunder StadthäuserProjektleitung: Martin Cors, Markus Motz, Förderung: DOGEWO

Im Zentrum des Projekts steht die Planung und Errichtung von städti-schen Musterhäusern. Drei baugleiche Reihenhäuser mit unterschiedlichen Außenwandkonstruktionen sollen in einer Langzeitstudie in bewohntem Zustand erforscht werden. Die Häuser sind nach der EnEv 2009 im KfW 55 Standard errichtet und werden wäh-rend ihrer Bau- und Nutzungsphase durch Messungen und Beobachtungen erforscht, um neben dem theoretischen Wissen Praxiswissen zum dauerhaften energiesparenden Bauen zu gewinnen. Vor allem der Vergleich einer monolithi-schen Wandkonstruktion zu einer mit WDVS spielt bei der Bewertung der Energieeffizienz und Alterungsfähigkeit über einen Betrachtungszeitraum von 50 Jahren eine zentrale Rolle. Städte-baulich wurde die Zeilensiedlung der 1950er und 60er Jahre durch Umbau und Nachverdichtung räumlich und ar-chitektonisch aufgewertet.

Großsiedlung der 60er-Jahre, Frank-furt-Nordweststadt, Gerhard-Haupt-mann-Ring 15Projektleitung: Michael Kaune, Mar-kus Motz, Förderung: Wohnbauge-nossenschaft in Frankfurt am Main eG

Ein Wohnturm mit 8 Geschossen wurde exemplarisch hinsichtlich seiner energetischen Potentiale analysiert. Das Sanierunsgkonzept umfasste ener-getische Verbesserungen der Gebäu-dehülle, Maßnahmen in der Anlagen-technik, sowie grundrisstypologische und gestalterische Verbesserungen auf Gebäudeebene.

Großsiedlung der 60er-Jahre, Frank-furt-Nordweststadt, Heilmannstraße 36-38-40Projektleitung: Michael Kaune, Mar-kus Motz, Förderung: Wohnbauge-nossenschaft in Frankfurt am Main eG

Mit dem 4-geschossigen Zeilen-bau in vorgefertigter Großtafelbauwei-se wurde ein weiterer Gebäudetyp in der Nordweststadt analysiert. Das Sa-nierungskonzept umfasste, wie schon bei dem Wohnturm, energetische Ver-besserungen der Gebäudehülle, Maß-nahmen in der Anlagentechnik, sowie grundrisstypologische und gestalte-rische Verbesserungen auf Gebäude-ebene.

Forschung

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Energieeffiziente Musterhäuser, Frankfurt am Main, Siedlung Rieder-wald, Schlettweinstraße Monitoring: Markus Motz, Förderung: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), ABG Frankfurt Holding

Im Mittelpunkt der Forschungs-kooperation zwischen der ABG Frank-furt Holding und dem Institut für Stadt-baukunst an der TU Dortmund steht die Errichtung von Musterhäusern in Frankfurt am Main als Grundlage für eine bau- und nutzungsbegleiten-de Forschung zum nachhaltigen und dauerhaften Bauen. Anhand der zu errichtenden Musterhäuser werden verschiedene zeitgemäße Baukons-truktionen und die energetische Er-tüchtigung von unterschiedlichen Be-standskonstruktionen erforscht. Dabei

Lage Musterhäuser

Schemaansicht einer Zeile von Süden, Farben geben die unterschiedlichen Au-ßenwandkonstruktionen an

Richtfest Musterhäuser

Forschung

Frankfurt am Main – Musterhäuser

steht nicht nur die Energieeffizienz in der Nutzungsphase im Vordergrund, sondern darüber hinaus auch die di-rekt und indirekt für den Bau und die Nutzung des Gebäudes notwendigen Energieaufwendungen. Durch die Er-richtung der Gebäude in verschiedener baukonstruktiver Ausführung der Au-ßenwand und verschiedenen technolo-gischen Ansätzen bei der Haustechnik sollen die Häuser über den gesamten Prozess hinweg energetisch, ökolo-gisch und wirtschaftlich ausgewer-tet und verglichen werden. Im Vorfeld werden verschiedene Gebäudesze-narien theoretisch erarbeitet und ge-samtheitlich bewertet. Die insgesamt 16 Musterhäuser mit unterschiedlichen Wandaufbauten wurden durch die ABG Frankfurt Holding bis Ende 2016

errichtet. Nach Einzug der Mieter An-fang 2017 wird sich eine zweijährige Monitoring- und Auswertungsphase anschließen.

37

13Dächer

Dachneigung

Die typische Bauweise der Dächer im Alt-

stadtbereich weist eine steile Dachneigung

auf. Vorherrschend sind Neigungen von 35

bis 45 Grad. Die Festlegung der auszuführen-

den Dachneigung von mindestens 40 Grad

(wenn Dachstühle geändert oder neu ge-

baut werden) hat folgenden Grundgedanken

(§ 4 Abs. 1 Altstadtschutzsatzung):

Das Vorhaben muss sich auch mit sei-1.

nem Dachabschluss in die Umgebung

einfügen.

Das zu verwendende Dachmaterial (Zie-2.

gel) und die Ziegelform (Biberschwanz-

eindeckung) erfordern konstruktiv eine

entsprechende Mindestdachneigung.

Die Ausnutzung der Dachstühle zum 3.

Beispiel für Aufenthaltsräume ist für den

Bauherrn günstiger bei einer steileren

Dachneigung.

Die Belichtung der Dachräume erfordert 4.

historisch die Ausbildung von Dachgau-

ben. Die Errichtung von Dachgauben ist

erst bei einer Dachneigung von mehr als

30 Grad gestalterisch befriedigend zu lö-

sen. Die steilere Dachneigung führt auch

zu einer ruhigeren Dachfl äche, da die

Dachaufbauten nicht so massiv wirken.

Dachlandschaft der Regensburger Altstadt

Gestaltungssatzungen

Chancen und Risiken von Gestaltungssatzungen in deutschen Innenstädten

Forschung

Projektleitung: Prof. Dr. Alexander Pellnitz, Förderung: Bundesministe-rium für Verkehr, Bauen und Stadt-entwicklung

Ziel des Forschungsprojektes ist eine kritische Analyse der Gestaltungs-satzungen in deutschen Innenstädten. Es wurden ihre jeweiligen bauhistori-schen Grundlagen und ihre städtebauli-chen, architektonischen und baurecht-lichen Auswirkungen untersucht und soll eine Basis für eine differenzierte Diskussion liefern. Die zentrale Frage-stellung war, inwieweit Gestaltungssat-zungen einen Beitrag zu einer Stärkung der Identität einer Stadt leisten können und in welchen Fällen sie eine zeitge-mäße Weiterentwicklung eben dieser Identität behindern. Anhand zahlrei-cher und repräsentativer Beispiele wur-

13Dächer

Dachneigung

Die typische Bauweise der Dächer im Alt-

stadtbereich weist eine steile Dachneigung

auf. Vorherrschend sind Neigungen von 35

bis 45 Grad. Die Festlegung der auszuführen-

den Dachneigung von mindestens 40 Grad

(wenn Dachstühle geändert oder neu ge-

baut werden) hat folgenden Grundgedanken

(§ 4 Abs. 1 Altstadtschutzsatzung):

Das Vorhaben muss sich auch mit sei-1.

nem Dachabschluss in die Umgebung

einfügen.

Das zu verwendende Dachmaterial (Zie-2.

gel) und die Ziegelform (Biberschwanz-

eindeckung) erfordern konstruktiv eine

entsprechende Mindestdachneigung.

Die Ausnutzung der Dachstühle zum 3.

Beispiel für Aufenthaltsräume ist für den

Bauherrn günstiger bei einer steileren

Dachneigung.

Die Belichtung der Dachräume erfordert 4.

historisch die Ausbildung von Dachgau-

ben. Die Errichtung von Dachgauben ist

erst bei einer Dachneigung von mehr als

30 Grad gestalterisch befriedigend zu lö-

sen. Die steilere Dachneigung führt auch

zu einer ruhigeren Dachfl äche, da die

Dachaufbauten nicht so massiv wirken.

de gezeigt, ob und wie eine zeitgemäße und herausragende Architektur inner-halb einer Gestaltungssatzung möglich ist. Der Vergleich mit Satzungen aus Österreich und der Schweiz hat die Er-gebnisse in den europäischen Kontext eingebunden.

Dachneigung (Auszug aus der Alt-stadtschutzsatzung Stadt Regensburg)

Die typische Bauweise der Dä-cher im Altstadtbereich weist eine stele Dachneigung von 35 bis 45 Grad. Die Festlegung der auszuführenden Dachn-eigung von mindestens 40 Grad (wenn Dachstühle geändert oder neu gebaut werden) hat folgenden Grundgedanken (§ 4 Abs. 1 Altstadtschutzsatzung):1. Das Vorhaben muss sich auch mit seinem Dachabschluss in die Umge-

bung einfügen.2. Das zu verwendende Dachmate-rial (Ziegel) und die Ziegellform (Bi-berschwanzeindeckung) erfordern konstruktiv eine entsprechenede Min-destdachneigung.3. Die Ausnutzung der Dachstühle zum Beispiel für Aufenthaltsräume ist für den Bauherrn günstig bei einer steile-ren Dachneigung.4. Die Belichtung der Dachräume er-fordert historisch die Ausbildung von Dachgauben. Die Errichtung von Dach-gauben ist erst bei einer Dachneigung von mehr als 30 Grad gestalterisch be-friedigend zu lösen. Die steilere Dachn-eigung führt auch zu einer ruhigeren Dachfläche, da die Dachaufbauten nicht so massiv wirken.

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Martin Elsaesser. Schriften

Forschung

ausgewählte Schriften von Martin elsaesser

Herausgeber: Prof. Christoph Mäck-ler, Dr. Jörg Schilling, Prof. Dr. Wolf-gang Sonne, Bearbeiter: Dr. Sonja Hnilica, Dr. Markus Jager, Koopera-tionspartner: Martin Elsaesser Stif-tung, Frankfurt am Main

Martin Elsaesser war einer der prägenden Architekten der modernen Großstadt, vor allem im Frankfurt am Main der 1920er Jahre. Seine Bauten waren zeitgemäße Antworten auf neu-artige Fragestellungen; er behandel-te im Laufe seines Berufslebens alle wichtigen Bauaufgaben der modernen

Großstadt. Sein berühmtester Bau, die Frankfurter Großmarkthalle, dient nun der EZB als Repräsentationsraum. We-niger bekannt ist heute, dass Elsaes-ser seine Tätigkeit als Baumeister der Großstadt kontinuierlich reflektierte und in Reden und Aufsätzen darstellte. Diese hier erstmals zusammengestell-ten Texte bilden ein Kaleidoskop des Nachdenkens über den angemessenen Entwurf der vielfältigen Bauaufgaben der Großstadt vom Kaiserreich bis in die Bundesrepublik Deutschland. Elsa-esser zeigt sich dabei nicht nur als pa-

ckender Formulierer, sondern auch als vielschichtiger Theoretiker, der kom-plexe Ansichten zur modernen Archi-tektur vertritt. Architektonischer Aus-druck ist ihm dabei ebenso wichtig wie konstruktive Klarheit, Funktionalität ebenso wie Schönheit, künstlerischer Eigensinn ebenso wie gesellschaftli-che Verantwortung, Respekt vor der Tradition ebenso wie unverrückbare Gegenwärtigkeit. „Fruchtbare Polari-tät“ hat er einst dieses nicht-redukti-onistische Konzept genannt, mit dem er sich von den meisten Avantgardis-ten seiner Zeit unterschied. In dieser reichhaltigen Konzeption wie in seinen beispielhaften architektonischen und städtebaulichen Lösungen liegt seine unmittelbare Aktualität.Unter dem Titel „Martin Elsaesser. Schriften“ wurden als kritische Ausga-be ausgewählte Schriften ediert. Hinzu kommen als Apparat einführende und erläuternde Kommentare sowie ein umfassendes Schriftenverzeichnis. Das Buch ist 2013 in der Reihe Bücher zur Stadtbaukunst erschienen.

39

Urbanität und Dichte im Städtebau des 20. Jahrhunderts

Forschung

Autor: Prof. Dr. Wolfgang Sonne, Mitarbeit: Christine Beese, Anja Ziebarth, Förderung: Deutsche For-schungsgemeinschaft (DFG)

In der Geschichtsschreibung über den Städtebau im 20. Jahrhundert dominieren funktionalistische bzw. avantgardistische Modelle der Stadt-auflösung von der Gardencity bis zur Zwischenstadt und dem Sprawl. Im Forschungsprojekt „Kultur der Urba-nität – Die dichte Stadt im 20. Jahr-hundert“ wurden dagegen Projekte untersucht, die das Ideal einer dichten und urbanen Stadt zum Ziel hatten. Dichte und Urbanität fungierten hierbei als Stichwörter, um einen Städtebau zu beschreiben, der nach geformten Stadträumen strebte, der programma-tisch städtische Architekturen forder-te, der an bestehende Stadtstrukturen und – kulturen anknüpfte und der ein umfassendes Verständnis von Städ-tebau als kultureller Aufgabe hatte. In thematischen Gruppen behandelte das Forschungsprojekt einzelne städte-bauliche Projekte – zumeist realisierte, um ihre historische Relevanz besser belegen zu können –, die zunächst auf Grund des Kriterienkatalogs für Urbanität und Dichte aus der Masse der historischen Beispiele ausgesucht wurden. Die Gruppierung nach Themen wie „Formung des öffentlichen Stadt-raums“, „Großstädtische Wohnformen im Reformblock“ oder „Hochhäuser als Generatoren des öffentlichen Raums“ ergaben sich dabei zwanglos aus his-torischen Zusammenhängen, in denen die Projekte entstanden waren. Zwei Ergebnisse des Forschungsprojekts sind durchaus überraschend: Zum einen ließen sich durch die Breiten-forschung erheblich mehr Beispiele eines dichten und urbanen Städte-

baus im 20. Jahrhundert auffinden, als zunächst erwartet. Zum anderen ließ sich durch die Tiefenforschung zu den einzelnen Beispielen aufzeigen, dass die zunächst vereinzelt erscheinenden Beispiele durchaus in vielfältigen Be-ziehungen zueinander standen, die als partielle Traditionslinien, z.T. durch das ganze Jahrhundert hindurch zu werten sind – so etwa von der Stadtbaukunst des frühen 20. Jahrhunderts zum Sozi-alistischen Realismus der Jahrhundert-mitte oder der städtebaulichen Denk-malpflege der 1970er Jahre, oder von

der Civic Art des frühen 20. Jahrhun-derts zur Townscape Bewegung. Aus dieser Neubewertung der Städtebau-geschichte im 20. Jahrhundert ergibt sich – neben der gewandelten Histori-ographie – auch für aktuelle Planungen und Projekte die Möglichkeit, anders auf historische Beispiele zurückzu-greifen und andere, den heutigen Be-strebungen nach Urbanität und Dichte besser entsprechende Beispiele als „best practice“-Modelle zur Verfügung zu haben.

Kultur der urbanität

Die dichte Stadt im 20. Jahrhundert

40

Städtebau der Normalität: Eckhaus in Dortmund, Wiederaufbau aus dem Jahre 1952

Forschung

Projektleitung: Prof. Dr. Wolfgang Sonne, Koordination: Regina Witt-mann Förderung: Deutsche For-schungsgemeinschaft (DFG)

Von der Geschichtsschreibung der Ruhrgebietsstädte wurden bislang vor allem die städtebaulichen Besonder-heiten herausgestellt. Insbesondere die Phase des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg wird allgemein als Phase der innovativen Stadtmodel-le beschrieben, obgleich auch in dieser Zeit zahlreiche urbane Stadtquartiere wiederaufgebaut und in konventionel-ler Weise entwickelt wurden. Mit einer Untersuchung von Plänen und Anlagen dieser dichten Stadtviertel, die sich durch Nutzungsmischung und kon-

ventionelle stadträumliche Strukturen auszeichnen, werden daher Beispiele des Städtebaus analysiert, die bislang weitgehend unbeachtet geblieben und in keinen konsistenten Zusammen-hang gebracht worden sind. Das For-schungsprojekt will mit dieser Grund-lagenforschung die Historiographie des Nachkriegsstädtebaus um eine entscheidende Facette erweitern und die Diskussion um aktuelle Leitbilder des Städtebaus bereichern. Die an-schließende Publikation der Ergebnis-se soll eine wissenschaftliche Grund-lage für den zukünftigen Umgang mit solchen Mischquartieren schaffen. Mit der Bandbreite an vorgestellten

Beispielquartieren und der Definition ihrer Qualitäten soll sie als Anregung zur denkmalpflegerischen Erhaltung und zur Aufwertung des explizit Städ-tischen beitragen, um somit auch die weitere Entwicklung der Region mit exemplarischen Lösungen positiv zu beeinflussen.

Städtebau der Normalität

Zum Wiederaufbau urbaner Stadtquartiere im Ruhrgebiet

41 Forschung

Großstadt gestalten

Stadtbaumeister

ISBN 978-3-86922-447-3

9 7 8 3 8 6 9 2 2 4 4 7 3

Bücher zur Stadtbaukunst

In vielen Großstädten ist das frühe 20. Jahrhundert mit den Namen bekannter Stadtbaumeister verbunden. Ob Fritz Schumacher in Hamburg, Ludwig Hoffmann und Martin Wagner in Berlin, Theodor Fischer in München oder Ernst May und Martin Elsaesser in Frankfurt: Sie alle haben das Stadtbild entscheidend mitgeprägt und sind zu heraus ragenden Personen der jeweiligen Stadt geschichte geworden.

Die Voraussetzungen dazu waren keineswegs einfach, denn diese Städte befanden sich in einer Phase ein ­schneidender Veränderungen. Das rasante Bevölkerungs­wachstum kata pultierte sie in die Liga der Großstädte und Metropolen. Städte und Kommunen, die sich von dieser Entwicklung nicht einfach überrollen lassen wollten, sahen sich in der Verantwortung, diesen Prozess nicht nur zu begleiten, sondern aktiv zu steuern – indem sie eine konkrete städte bauliche Vision als Leitbild entwarfen. Neben der infrastrukturellen Daseinsfürsorge wurden Städtebau und Stadtentwicklung um 1900 wieder verstärkt als ästhetische und baukulturelle Heraus forderung diskutiert.

Dieser Band bietet erstmals einen Überblick über die Auf gaben und Vorstellungen der Stadtbaumeister dieser Zeit und befragt ihre Leistungen auf Anregungen für die heutige kommunale Stadtplanung. Die historischen Beiträge untersuchen die Rolle der kommunalen Baumeister, deren Alltagspraxis um 1900 kaum noch etwas mit der früherer Ratsbaumeister gemein hatte. Und die gegenwärtigen Akteure diskutieren, welche An regungen und Empfehlungen sich für die heutige Praxis aus dieser als vorbildlich empfundenen Epoche ergeben können.

GroSSStadt GeStalteN

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StadtbaukunSt

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Band 1: Großstadt gestalten - Stadbaumeister in Deutschland

Band 2: Großstadt gestalten - Stadt-baumeister an Rhein und Ruhr

Band 3: Großstadt gestalten - Stadtbaumeister in Europa

sie in die Liga der Großstädte und Me-tropolen. Städte und Kommunen, die sich von dieser Entwicklung nicht ein-fach überrollen lassen wollten, sahen sich in der Verantwortung, diesen Pro-zess nicht nur zu begleiten, sondern aktiv zu steuern - indem sie eine kon-krete städtebauliche Vision als Leitbild entwarfen. Neben der infrastrukturellen Daseinsfürsorge wurden Städtebau und Stadtentwicklung um 1900 wieder verstärkt als ästhetische und baukul-turelle Herausforderung diskutiert. Die historischen Beiträge untersuchen die Rolle der kommunalen Baumeister, de-ren Alltagspraxis um 1900 kaum noch etwas mit der früherer Ratsbaumeister gemein hatte. Die Trilogie Großstadt

Projektleitung: Prof. Dr. Markus Ja-ger

In vielen Großstädten ist das frühe 20. Jahrhundert mit den Namen be-kannter Stadtbaumeister verbunden. Ob Fritz Schumacher in Hamburg, Ludwig Hoffmann und Martin Wagner in Berlin, Theodor Fischer in München oder Ernst May und Martin Elsaesser in Frankfurt: Sie alle haben das Stadtbild entscheidend mitgeprägt und sind zu herausragenden Personen der jewei-ligen Stadtgeschichte geworden. Die Vorraussetzungen dazu waren keines-wegs einfach, denn diese Städte be-fanden sich in einer Phase einschnei-dender Veränderungen. Das rasante Bevölkerungswachstum katapultierte

bietet erstmals einen Überblick über die Aufgaben und Vorstellungen der Stadtbaumeister dieser Zeit und be-fragt ihre Leistungen auf Anregungen für die heutige kommunale Stadtpla-nung.

42(Auswahl)

01.12.2017 Deutsches Ingenieurblatt: Energiebilanzhäuser Riederwaldsiedlung: Nachverdichtung mit wissenschaftlicher Begleitung30.11.2017 DAB: Schöne alte Zeit „Schönheit durch Alter?“16.11.2017 KAS: Plätze in Deutschland12.10.2017 General-Anzeiger: Rainer Schmidt: 1950 und heute Ausstellung über Plätze in Deutschland05.09.2017 TV Schwerin Kanal: Bausünden in der Ausstellung22.08.2017 BAUWELT: 17. Ausgabe Crone, Benedikt: Zehn Jahre Leipzig-Charta19.07.2017 Die Welt: Wolfgang Sonne: “Wie man Stadt baut”07.07.2017 Saarbrücker Zeitung: Silva Buss: “Baukultur beginnt im Privaten — Ein Loblied auf die Privatheit von Höfen”06.07.2017 SR2 Kulturradio: Gabi Szarvas: “Stadtquartier statt Siedlung?” Interview mit Architekt Christoph Mäckler30.06.2017 FAZ: “Das Nordend als Vorbild Planer und Architekten diskutieren über Ideen für die Stadt von morgen”23.06.2017 Frankfurter Neue Presse: Mark Obert: “Rundgang durch Frankfurt: Hier lässt’s sich leben”30.05.2017 Journal Frankfurt: Christoph Mäckler zum Rundschau-Areal: “Hier wurde politisch ein riesiger Fehler gemacht”16.05.2017 Thueringer Allgemeine: Krämpferstraße 1950 und heute10.04.2017 Frankfurter Rundschau: Claus-Jürgen Göpfert: Eine Stadt soll glücklich machen05.04.2017 Die Welt: Dankwart Guratzsch: Die Stadt ist tot, es lebe die Stadt03.04.2017 Frankfurter Allgemeine Zeitung: Hans Stimmann: Stellt endlich die Bodenfrage23.03.2017 Frankfurter Allgemeine Zeitung: Theresa Weiß und Rainer Schulze: Kann der Blockrand glücklich machen?17.03.2017 Trierischer Volksfreund: Verein Baukultur Trier: Katastrophen, Unräume, Unverschämtheiten15.03.2017 Allgemeine Zeitung: Rhein Main Presse: Thibault de Champris: Baukultur: Die Zukunft von Mainz heißt Stadtreparatur01.03.2017 Frankfurter Allgemeine Zeitung: Rainer Schulze: Mehr Stadt wagen! Endstation Vorstadt?03.02.2017 Badische Zeitung: Uwe Mauch: Wie könnte ein „Stadtquartier der Zukunft“ im Stühlinger aussehen?16.12.2016 Süddeutsche Zeitung: Gerhard Matzig: Sounds of Silence20.10.2016 Frankfurter Allgemeine Zeitung: ABG kann 2500 Wohnungen bauen, soll es aber nicht19.10.2016 Frankfurter Allgemeine Zeitung: Baukultur-Preis für Mäcklers Riederwald-Projekt Frankfurter neue Presse: Zukunftsweisend Wohnen Frankfurter Rundschau: Ausgezeichnetes Wohnen11.10.2016 Frankfurter Allgemeine Zeitung: Marianne Hoffmann: Der Blickwinkel ist stets derselbe01.09.2016 Frankfurter Allgemeine Zeitung: Christoph Mäckler: Von Haus aus missglückt

Presse

Pressespiegel

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16.06.2016 WDR 3: Stadtplanung früher und heute. Die Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst31.05.2016 green city magazine: Michael Brüggemann, Platz da20.05.2016 Frankfurter Allgemeine Zeitung: Du sollst nicht falsch gegen deinen nächsten planen14.05.2016 Die Welt: Alles Fassade10.05.2016 Baunetz: Sophie Jung: Mäcklers harte Runde08.05.2016 Frankfurter Rundschau: Christian Thomas: Sanieriungsbedürftige Begriffe24.04.2016 Frankfurter Allgemeine Zeitung: Rainer Schulze: Tunnelmünder, Krater, Stadtautobahnen19.04.2016 Frankfurter Rundschau: Lukas Gedziorowski: Die Bausünden der 70er13.04.2016 Frankfurter neue Presse: Günter Murr: Frankfurts Plätze werden immer hässlicher21.12.2015 Deutsches Architektenblatt online: Frank Maier- Solgk: Was Erker und Balkone über das Verhältnis von Öffentlich und Privat verraten08.12.2015 Bauwelt: Peter Rumpf: Balkon, Erker, Loggia30.06.2015 Süddeutsche Zeitung: Alfred Dürr: Platzwunden06.02.2015 Kultursport: Dirk Meyhöfer: „Plätze in Deutschland 1950 und heute“ - Schocktherapie für das kollektive Gedächtnis03.05.2015 Weser Kurier: Joachim Göres: Vom Marktplatz zum Parkplatz01.05.2015 Süddeutsche Zeitung: Joachim Göres: Erst Prachtbauten, dann Parkhäuser21.04.2015 Neue Presse: Christian Bohnenkamp: Königsworther Platz vor der großen Blechlawine20.04.2015 Hannoversche Allgemeine Zeitung: Conrad von Meding: Rückblick 14.04.2015 Bauwelt: Peter Rumpf: Hut auf - Hut ab30.03.2015 Frankfurter Allgemeine Zeitung: Andreas Rossmann: Wer will nur hier wohnen?27.03.2015 Stadt Bauwelt: Kaye Geipel: Städtebau! - Eine Debatte um die Gestalt der Stadt01.12.2014 Süddeutsche Zeitung: Michael Brüggemann: Verdämmt noch mal!29.11.2014 Dortmunder Zeitung: Oliver Volmerich: Baukunst und ihre Vorbilder27.11.2014 Die Welt: Dankwart Guratzsch: Verpackte Stadt07.11.2014 Die Welt: Rainer Haubrich: Der wahre Grund für die Misere moderner Architektur04.11.2014 Bauwelt: Kaye Geipel: Debatte zur Kölner Erklärung04.11.2014 Die Welt: Dankwart Guratzsch: Eine Stadt sucht ihre Mörder29.10.2014 Die Welt Kompakt: Rainer Haubrich: In Ideen wohnt sich‘s schlecht24.10.2014 Schwäbische Zeitung Laupheim: Diana Hofmann: Schönheit gewinnt wieder an Bedeutung29.09.2014 polis: Jörg Hartmann: Komposition urbaner Räume22.09.2014 Gmünder Tagespost: Brigitte Düppe: Das Stadtbild braucht den Bürgerstolz18.09.2014 Gmünder Tagespost: Patricia Müller: Absurde Architektur abgebildet

Presse

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ZEITUNG FÜR DEUT SC H LAND

Donnerstag, 1. September 2016 · Nr. 204 / 35 D 2 HERAUSGEGEBEN VON WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER, HOLGER STELTZNER 2,60 € D 2954 A F. A. Z. im Internet: faz.net

Heimatserie, siebter Teil: DieFrankfurter Nordweststadt war ein-mal eine Utopie. Geblieben ist nurMelancholie. Reiseblatt, Seite R 1

Ganz Oberbayern fällt vomGlauben ab: Warum nur fällt einMann mit einer Axt Gipfelkreuze?Deutschland und die Welt, Seite 6

Die Filmfestspiele von Venedigzeigen zum Auftakt einMusical mit Emma Stone undRyan Gosling. Feuilleton, Seite 9

Serge Gnabry wird in Bremen wieein Spieler empfangen, der dieDüsternis des Saisonstartsvertreiben kann. Sport, Seite 28

Im Hongkonger Wahlkampf wirderstmals die Unabhängigkeit vonChina gefordert. Die Stimmung istangespannt. Politik, Seite 3

Neben der gemütlichen WeltstadtWien sind es die österreichischenBergregionen, die Araber anzie-hen. Wirtschaft, Seite 21

Das soll urban sein?

Zukunft von gestern

E s klingt harmlos, was das Bundes-kabinett beschlossen hat: „erwei-

terte Medienöffentlichkeit“. Wer woll-te auch etwas dagegen haben, dass Ge-richtsverhandlungen in einen Neben-raum übertragen werden können. Daskann uns in der Tat peinliche Lotterie-verfahren wie im NSU-Prozess erspa-ren. Die Welt geht außerdem gewissnicht unter, wenn die Urteilsverkün-dungen oberster Bundesgerichte imFernsehen zu sehen sind. Beim Bun-desverfassungsgericht ist das schonjetzt der Fall. Und hier zeigt sich auch:So spannend und wichtig die Fällesind – die ausführlichen Begründun-gen der Urteile sind nicht gerade Quo-tenrenner.

Also kein Grund zur Aufregung?Die vorgesehene Öffnung der Gerichts-öffentlichkeit liegt im Zug der Zeit.Nicht nur die klassischen elektroni-schen Medien, Fernsehen und Radio,haben ein starkes Interesse daran, di-rekt aus Gerichtssälen zu senden.Heutzutage ist ja jeder sein eigenes Me-dium. Der „Liveticker“ hat Konjunk-tur. Doch nicht nur vor Gericht gilt:Man muss auch verstehen, was mansieht. Vor allem aber geht es nicht zu-letzt um Werte von Verfassungsrang,

um Grundrechte der Betroffenen –und damit ist nicht nur die Freiheit derMedien gemeint. Zwar ist es nach jetzi-gem Stand ausgeschlossen, dass hierzu-lande Strafverfahren live im Fernse-hen übertragen werden. Aber schonjetzt ist es unerträglich, wie Angeklag-te vorgeführt werden, deren Schuldnoch gar nicht erwiesen ist. Mit gutemGrund verdecken sie ihre Gesichter –und stehen so recht gedemütigt da.

Eine Übertragung verändert denProzess, weil sie neue, eigene Gesetzeaufstellt. Schon die nun zulässigen Ur-teilsverkündungen dürften künftig mitlaunigen Bonmots gewürzt werden;Richter werden nicht nur über Recht,sondern auch darüber nachdenken:Wie war ich? Es mag in manchen Fäl-len höchste Zeit sein, dass die Justizihr Bild in der Öffentlichkeit über-denkt. Aber sie darf sich nicht Regelnunterwerfen, die ihre Funktion beein-trächtigen könnten. Der Bundesjustiz-minister will die Justiz der Öffentlich-keit näher bringen. Aber sie entschei-det schon jetzt ja keineswegs geheim.Sie steht unter öffentlicher Kontrolle.Man kann ihr nur nicht jederzeit mühe-los vom Sofa aus scheinbar folgen.Eine Live-Justiz wird in einer Manegemit Showmastern, Clowns und Opfernspielen. Die Gerichtssendungen, dieviele jetzt schon für wirklich halten, ge-ben einen Vorgeschmack auf diesenNiedergang des Rechtsstaats.

Überall Rasterstädte – Was für ein Europa soll das sein, demdie Europaviertel huldigen, wie sie in Zürich, Stuttgart undhier in Frankfurt aus dem Boden schießen? Ein Europa, indem alles bis ins kleinste Detail geregelt ist, Straßenbreite,Traufhöhe, Energiebilanz und auch möglichst hohe soziale

Durchmischung. Und das dann am Ende überall gleichaussieht: Lochfassaden starren dich an. Warum können wirkeine lebenswerten Städte mehr bauen? Weil wir den Sinnfür einen öffentlichen Raum verloren haben, der nichttechnokratisch gedacht ist. Seite 11 Foto Frank Röth

wvp./theu. WASHINGTON/LONDON,31. August. Die Vereinigten Staaten ha-ben scharf gegen die Entscheidung derEU-Kommission protestiert, dass IrlandSteuern in Milliardenhöhe vom Technik-konzern Apple einziehen soll. Das ameri-kanische Finanzministerium und führen-de Politiker beider Parteien im Parlamentkritisierten den Vorstoß. Kevin Brady,wichtiger Republikaner im Repräsentan-tenhaus, sprach von Raubrittertum. In Ir-land gerät unterdessen die Minderheitsre-gierung von Ministerpräsident Enda Ken-ny durch die Apple-Entscheidung unterDruck. Offenbar ist das Kabinett gespal-ten, ob es gegen den Bescheid aus Brüsselvor Gericht ziehen soll. (Siehe Wirt-schaft, Seite 22.)

Freiheitsdrang

Tanz am Lido

Araber in Österreich

Einer mit Rückenwind

Kritik aus Amerika anApple-Entscheidung

W er diese Entscheidung historischnennt, übertreibt nicht. Noch nie

musste ein Unternehmen auf BrüsselerAnweisung Subventionen in zweistelli-ger Milliardenhöhe zurückzahlen. Ja,Subventionen: Die Steuervorteile, dieIrland dem Technologiekonzern Apple– und nur ihm – gewährt hat, warennichts anderes als das. Die EU-Kommis-sion hat sie als rechtswidrige Beihilfeeingestuft. Apple muss die Steuervortei-le an den irischen Staat zurückzahlen.

Weil es sich um einen Präzedenzfallhandelt und weil in jeder Hinsicht vielauf dem Spiel steht, wird es Jahre dau-ern, bis die Kommissionsentscheidungabschließend juristisch geklärt ist. Dieirische Regierung, die auf die zusätzli-chen Steuereinnahmen offenbar gernverzichtet, will die Entscheidung genau-so vor Gericht anfechten wie Appleselbst. Die Vereinigten Staaten werfender EU-Kommission vor, kurzfristigihre Kriterien in der Anwendung derBeihilferegeln geändert und damit ge-gen das Rückwirkungsverbot verstoßenzu haben.

Der Fall hat aber nicht nur eine juris-tische, sondern auch eine politische Di-mension. Die Regierung in Washingtonäußert den Verdacht, die Ermittlungender Kommission richteten sich einsei-tig gegen amerikanische Unterneh-men. Sie behauptet ferner, die Entschei-dung schrecke ausländische (also ame-rikanische) Investoren in Europa ab.Und sie argumentiert, die Kommissiondrohe den globalen Kampf gegen Steu-erflucht und -vermeidung, der erst inden vergangenen Jahren ernsthaftFahrt aufgenommen hat, zu unterlau-fen. Noch ist der Protest aus Washing-ton in diplomatische Sprache gekleidet.Das kann sich schnell ändern. DerStreit birgt allemal das Potential, daswegen der TTIP-Verhandlungen ohne-hin angespannte transatlantische Kli-ma in der Wirtschaftspolitik weiter ab-zukühlen.

Die Brüsseler Entscheidung leuchtetein – schon angesichts der lächerlich ge-ringen Steuerschuld des Unterneh-mens, die sich aus den Spezialarrange-ments der irischen Steuerbehörden mitApple ergibt. Wenn die Angaben derKommission stimmen, betrug der effek-tive Körperschaftsteuersatz 2011 gera-de einmal 0,05 Prozent, 2014 gar nur0,005 Prozent. Jenseits aller juristi-schen Überlegungen ist das einfachnicht in Ordnung. Das gilt umso mehr,als nur ein international operierenderKonzern von solchen Vorabsprachenüber die Steuerlast profitieren kann.Ein Mittelständler kann das nicht. Hin-zu kommt, dass Apple seine sämtlichenin Europa erwirtschafteten Erträge zuden irischen Konditionen versteuerthat. In Deutschland oder Frankreichhat der Konzern keine Steuern bezahlt.Deshalb geht das Argument fehl, es seisinnvoll, wenn eine Steuerbehörde undein Unternehmen dessen Steuerlastquasi frei aushandelten.

Aber weder die Steuerhöhe an sichnoch die Tatsache, dass Apple seine ge-

samten europäischen Aktivitäten an ei-nem irischen Firmensitz konzentriertund nur dort Steuern bezahlt hat, warfür die Brüsseler Wettbewerbsbehördeein Stein des Anstoßes. Insofern richtetsich die Kommissionsentscheidungnicht gegen einen über die Steuersätzegeführten Wettbewerb. Rechtswidrigwar die irische Praxis vielmehr, weil dieBehörden Steuervorteile selektiv nur ei-nem einzelnen Unternehmen gewährthaben. Das hat den Wettbewerb ver-fälscht.

Die Brisanz des Falles ergibt sichnicht nur aus der Höhe der Summe, diezurückgezahlt werden muss. Vielmehrstellt sich die Frage, ob das dafür nichtin erster Linie geschaffene Beihilfe-recht ein geeignetes und schlagkräfti-ges Instrument im Kampf gegen Steuer-

flucht und -vermeidung sein kann. Seit2014 ermittelt die Kommission beihilfe-rechtlich gegen selektive Vorabspra-chen („tax rulings“) verschiedener Steu-erbehörden mit einzelnen Unterneh-men, darunter Starbucks in den Nieder-landen sowie Amazon und McDonald’sin Luxemburg. Weitere Absprachenwerden noch geprüft.

Es ist dennoch zu bezweifeln, dassder Apple-Fall als Modell im weiterenKampf gegen Steuervermeidung inter-nationaler Konzerne dienen kann. So-weit ersichtlich, waren die Steuerver-günstigungen in diesem Fall nach Höheund Dauer wenn nicht einmalig, sodoch äußerst ungewöhnlich. Hinzukommt, dass jedes neue Beihilfeverfah-ren einen langen Rechtsstreit nach sichziehen dürfte.

Wettbewerbskommissarin Margre-the Vestager betont deshalb zu Recht,dass ihre Ermittlungen ein möglichstglobal abgestimmtes Vorgehen gegenSteuerflucht und -vermeidung nicht er-setzen können. In den vergangenen Jah-ren haben die OECD- und dieG-20-Staaten auf diesem Feld erhebli-che Fortschritte erzielt, denen weiterefolgen müssen. Diese Fortschritte wa-ren indes nur möglich, weil Steuerver-meidung oder gar -hinterziehung fastnirgendwo mehr als Kavaliersdeliktoder als Ausweis besonderer Pfiffigkeitgilt. Die EU muss daran Interesse ha-ben, diesen weitreichenden globalenKonsens nicht zu zerstören.

An diesem Punkt kommt der ameri-kanische Einwand ins Spiel, die EU-Verfahren gefährdeten die einschlägigeinternationale Kooperation. Eine direk-te inhaltliche Begründung dieses Ein-wands ist zwar nicht ersichtlich. Realpo-litisch relevant ist er aber allemal. Willdie EU die Steuervermeidung wirksambekämpfen, kann sie ihn deshalb nichteinfach ignorieren.

gb./ham. FRANKFURT, 31. August. Aufdem deutschen Bankenmarkt kommt esmöglicherweise zu einer großen Verände-rung. Nach Informationen dieser Zeitunghaben die Vorstandsvorsitzenden derDeutschen Bank und der Commerzbankin den vergangenen Wochen über einenZusammenschluss der beiden Häuser ge-sprochen. Wie zu hören ist, sollen durch-aus ernsthafte Gespräche in einer aufge-schlossenen Atmosphäre geführt wordensein, die weit über eine erste Kontaktauf-nahme hinausgegangen sind. Zu regel-rechten Verhandlungen ist es nicht gekom-men. Man sei zu dem Ergebnis gelangt,dass die konkrete Umsetzung eines Zu-sammenschlusses gegenwärtig schwierigsei. (Siehe Wirtschaft, Seite 15.)

ahan./mü. FRANKFURT/KASSEL, 31.August. Wichtige Urteilsverkündungender obersten Gerichtshöfe des Bundes sol-len in Zukunft auch im Fernsehen über-tragen werden können. Das sieht ein Ge-setzentwurf von BundesjustizministerHeiko Maas (SPD) vor, der am Mittwochim Kabinett beschlossen wurde. Damitwill die Bundesregierung die strengenVorgaben lockern, die seit 1964 für Fern-sehübertragungen in Gerichtssälen gel-ten. Unter anderem soll es auch möglichwerden, große Verfahren in einen Arbeits-raum für Journalisten zu übertragen undzeitgeschichtlich bedeutende Prozesse au-diovisuell zu dokumentieren.

Bisher sind Gerichtsverfahren – mit we-nigen Ausnahmen etwa im Jugendstraf-oder Familienrecht – zwar öffentlich,

Ton- und Filmaufnahmen sind aber nurvor und nach der Verhandlung erlaubt. Al-lein für das Bundesverfassungsgericht gel-ten Ausnahmen. Der Umgang mit moder-nen Kommunikationsformen lasse ein ge-nerelles Verbot nicht mehr zeitgemäß er-scheinen, heißt es nun aus dem Ministeri-um. Zugleich versicherte JustizministerMaas: „Wir werden aus dem Gerichtssaalkeine Showbühne machen.“ Die Übertra-gung soll in jedem Einzelfall von der Zu-stimmung des jeweiligen Gerichts abhän-gen. „Die Rechte von allen Verfahrensbe-teiligten müssen immer gewahrt bleiben.“

Der Deutsche Anwaltsverein begrüßtedas Vorhaben grundsätzlich. „Es bestehenallerdings Zweifel, ob der Gesetzentwurfdie Interessen der Beteiligten ausreichendschützt“, sagte dessen Präsident Ulrich

Schellenberg. Widerstand gibt es weiter-hin in der Justiz. So hob der scheidendePräsident des Bundessozialgerichts, PeterMasuch, auf dem Festakt zum Amtswech-sel in Kassel hervor, mediale Öffentlich-keit sei eben nur eine mittelbare Öffent-lichkeit. „Wo ist der Mehrwert der Infor-mation?“, fragte Masuch. „Möchte ein Klä-ger auch vor dem Bundessozialgericht“,so fragte Masuch mit Blick auf heikle Ver-fahren, „dass er im Fernsehen präsentiertwerde?“ Nicht nur die Präsidentin desBundesgerichtshofs, Bettina Limperg,auch die Präsidenten der übrigen oberstenBundesgerichte sind dem Vernehmennach sehr skeptisch gegenüber einer „er-weiterten Medienöffentlichkeit“. Sie ge-hen damit auch auf Distanz zum Deut-schen Richterbund. (Siehe auch Seite 4.)

Heute

Das Gipfelkreuzmusste fallen

rüb. SÃO PAULO, 31. August. Diebrasilianische Präsidentin Dilma Rous-seff von der linken Arbeiterpartei (PT)ist am Mittwoch vom Senat in Brasíliaihres Amtes enthoben worden. Für dievorzeitige Absetzung Rousseffs, die imJanuar 2011 ihr Amt angetreten hatteund im Oktober 2014 für eine zweiteAmtszeit von vier Jahren wiederge-wählt worden war, stimmten 61 der 81Senatoren, 20 waren dagegen. Damitwurde die erforderliche Zweidrittel-mehrheit deutlich übertroffen. Rous-seff war schon im Mai wegen des Vor-wurfs der illegalen Umschichtung vonBudgetmitteln von ihrem Amt suspen-diert worden. Mit ihrer Absetzung en-det nach 13 Jahren die Ära von Regie-rungen unter Führung der PT, zu-nächst unter Präsident Luiz InácioLula da Silva und dann unter Rousseff,die Lula zu seiner Nachfolgerin be-stimmt hatte. Rousseffs einstiger Vize-präsident Michel Temer von der Zen-trumspartei PMDB wird nun bis Ende2018 das höchste Staatsamt bekleiden.Temer wollte noch am Mittwoch zumG20-Gipfel in China abreisen. Nach ih-rer Absetzung darf sich die 68 Jahrealte Rousseff acht Jahre lang nicht umein öffentliches Amt bewerben. Siekündigte an, nach ihrem Auszug ausder Präsidentenresidenz in Brasília inihre Heimatstadt Porto Alegre im Sü-den Brasiliens zurückzukehren.

Das Apple-PuzzleVon Werner Mussler

tens. ATHEN, 31. August. Die Türkei hatdementiert, dass es eine Waffenruhe mitkurdischen Milizen im Norden Syriensgebe. Ministerpräsident Binali Yildirimsagte laut der Nachrichtenagentur Reu-ters, der Einsatz werde vorangetrieben,bis „alle Bedrohungen beseitigt“ seien unddie „nationale Sicherheit“ gewährleistet.Am Dienstagabend war nach kurdischenund amerikanischen Angaben eine Waf-fenruhe im Norden Syriens ausgehandeltworden, wo die türkische Armee seit mehrals einer Woche operiert. (Siehe Seite 5.)

Deutsche Bank könnteCommerzbank kaufen

Berlin will Übertragungsverbot in Gerichten lockernMaas: Gerichtssaal wird nicht zur Showbühne / Kabinett beschließt Gesetzentwurf

weth./isk. FRANKFURT, 31. August. EinSicherheitsalarm am Frankfurter Flug-hafen hat am Mittwoch zu massiven Verzö-gerungen im Flugverkehr geführt. AmMorgen war der Alarm auf dem größtendeutschen Flughafen ausgelöst worden,nachdem eine Frau in den Sicherheitsbe-reich von Terminal 1 gelangt war, obwohlihre Kontrolle noch nicht abgeschlossenwar. Daraufhin wurde die Flughalle A ge-räumt, alle Passagiere mussten sich nocheinmal überprüfen lassen. Die Frau wurdeidentifiziert und befragt. Seit Mittag liefder Betrieb an Flugsteig A und A+ zwarwieder an. Laut Fraport wurden aber etwa100 Flüge annulliert; Beeinträchtigungengab es bis zum Abend. (Siehe Deutschlandund die Welt.)

hw./mawy. BERLIN/FRANKFURT, 31. Au-gust. Die Union hat Bundeswirtschaftsmi-nister und Vizekanzler Sigmar Gabriel(SPD) wegen seiner Äußerung zum Frei-handelsabkommen TTIP fehlende Weit-sicht vorgeworfen. „Ein weitblickenderdeutscher Wirtschaftsminister sollte sichmit aller Kraft für TTIP einsetzen“, sagteder Vorsitzende der Unionsfraktion, Vol-ker Kauder (CDU), am Mittwoch. „DassSigmar Gabriel dies nicht tut, ist eine Ent-täuschung.“ Gabriel hatte gesagt, die Ver-handlungen mit Amerika über TTIP seien„de facto gescheitert“. Kauder sagte derDeutschen Presse-Agentur: „Nach denAussagen aus den Vereinigten Staatenund von der EU-Kommission gibt es mo-mentan keinen Grund, das Abkommen inden Wind zu schreiben.“

Scharfe Kritik an Gabriel äußerte auchArbeitgeberpräsident Ingo Kramer. DerBundeswirtschaftsminister hätte so etwasnicht sagen dürfen, sagte Kramer. Es seiein „Desaster für die Wirtschaftspolitik“.Kramer warf dem Minister vor, Gabrielhabe sich „in die Büsche geschlagen“. DieBundesregierung müsse hinter der deut-schen Wirtschaft und den hiesigen Arbeits-plätzen stehen. Das Freihandelsabkom-men habe existentielle Bedeutung.

Für Irritation sorgte Gabriels Äuße-rung auch außerhalb Deutschlands. So sag-te die schwedische HandelsministerinAnn Linde, selbst Sozialdemokratin, amMittwoch, sie sei „überrascht“ gewesenüber Gabriels Äußerung. Diese sei nichtgedeckt von neuen Entwicklungen oderVeränderungen in den Verhandlungen.

„Das Ziel der schwedischen Regierung istes noch immer, so schnell wie möglich zueiner Einigung zu kommen“, sagte Lindedieser Zeitung. Die EU-Kommission gibtsich ebenfalls optimistisch. Ein Sprechervon Kommissionspräsident Jean-ClaudeJuncker äußerte die Hoffnung, eineGrundsatzeinigung bis zum Jahresende er-zielen zu können. Nach Abschluss der 14.Verhandlungsrunde liegen Washingtonund Brüssel in vielen Punkten noch weitauseinander.

Derweil sind am Bundesverfassungsge-richt mehr als 125 000 Verfassungsbe-schwerden gegen das Freihandelsabkom-men Ceta zwischen der EU und Kanadaeingegangen. Das Abkommen gilt als Vor-bild für TTIP. (Siehe Seiten 2 und 8, Feuil-leton, Seite 9, sowie Wirtschaft, Seite 17.)

Türkische Armee greiftKurden weiter an

Rousseffihres Amtesenthoben

Sicherheitsalarm amFrankfurter Flughafen

Briefe an die Herausgeber Seite 25

Scharfe Kritik an Gabrielwegen Äußerungen zu TTIPKauder wirft Wirtschaftsminister fehlende Weitsicht vor / Arbeitgeberverband: Desaster

Brüssel hat gegenüberApple richtig entschieden.Aber hilft das im Streitmit Washington?

Recht im ZirkusVon Reinhard Müller

4<BUACUQ=eacgag>:p;V;V;o;qFrankfurter Allgemeine Zeitung GmbH; Abonnenten-Service: 0180 - 2 34 46 77 (6 Cent pro Anruf aus dem dt. Festnetz, aus Mobilfunknetzen max. 42 Cent pro Minute). Briefe an die Herausgeber: [email protected], Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kanaren, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal (Cont.), Slowenien, Spanien 3,40 € / Dänemark 26 dkr / Großbritannien 3,20 £ / Schweiz 4,80 sfrs / Türkei 17,00 TL / Ungarn 920 Ft

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG DONNERSTAG, 1. SEPTEMBER 2016 · NR. 204 · SEITE 11Feuilleton

Bevor er nach Deutschland kam, um alsGastregisseur in Stuttgart, Münchenoder Braunschweig zu inszenieren undals Intendant zunächst die feinenMünchner Kammerspiele und dann dieurwüchsigen ehemaligen Industrieanla-gen im Ruhrgebiet bespielen zu lassen,zog Johan Simons durch die Niederlan-de und spielte unter Brücken, in Stäl-len, Zelten und leerstehenden Fabrik-hallen. Er wollte das Theater dorthinbringen, wo es nie Fuß gefasst hatte: indie tiefste Provinz. Simons, der zu-nächst Tänzer hatte werden wollen, be-vor er Schauspieler, Regisseur und In-tendant wurde, kehrte in den achtzigerund neunziger Jahren mit Schauspieler-kollektiven und Theatertruppen wie„Wespetheater“ und „Theatergroep Hol-landia“ dorthin zurück, wo er herge-kommen war: aufs platte Land. Fünf-zehn Jahre lang hat „Hollandia“ in kei-nem normalen Theater gespielt. KeinVorhang, keine Lichteffekte, keine Mu-sik, die statt der Schauspieler die Emo-tionen ausdrücken soll, und nie die Ge-schichte vergessen, die der Ort zu erzäh-len hat, an dem man gerade arbeitet –so lauteten einige der Gebote, denen Si-mons damals seine Arbeit unterwarf.

Geboren wurde er 1946, als die Welt„in Asche lag“, wie er im soeben er-schienenen Jahrbuch von „Theater heu-te“ schreibt. Die Sehnsucht nach Grenz-überschreitung, die ihn künstlerischvorantreibt, führt er auf die Grenzen zu-rück, auf die er als Heranwachsenderunentwegt stoßen musste: Die Welt sei-ner Kindheit war eng und klein, ge-prägt von den Verheerungen, die derKrieg hinterlassen hatte. Diese Engewollte Simons überwinden, ohne seineHerkunft zu verleugnen. Im Gegenteil:„Wer sein Dorf nicht kennt, der kenntdie Welt nicht“, so lautete das Motto,das er ausgab, als er 2010 Nachfolgervon Frank Baumbauer als Intendantder Münchner Kammerspiele wurde.

Mit „Hollandia“ hatte er Kroetz, Ach-ternbusch und die alten Griechen imZelt inszeniert, als international gefrag-ter Gastregisseur feierte er Erfolge mitHeiner Müllers „Anatomie Titus“ inMünchen und Houellebecqs „Elemen-tarteilchen“ in Zürich, wurde aber auchschon mal mit „Kasimir und Karoline“in Avignon kräftig ausgebuht. Die Listeder Auszeichnungen und Ehrungen,die ihm zuteilwurden, ist außergewöhn-lich lang: er war Regisseur des Jahres(2004), hat den „Nestroy“, den „Faust“,den Berliner Theaterpreis und die Eh-rendoktorwürde der Universität Gent,wo er von 2005 bis 2010 das flämischeStadttheater leitete. Aus Königinnen-hand wurde ihm 2014 im Theater Ams-terdam der mit 150 000 Euro dotiertePreis des Prinz-Bernhard-Kulturfondsüberreicht. Die Hälfte des Preisgeldesbestimmte Simons zur Förderung desTheaternachwuchses.

Das Publikum, das er als jungerKünstler gewinnen wollte, die Bauern,Dörfler und Kleinstadtbewohner, hater wohl nur selten erreicht, seinen poli-tischen Anspruch, mit dem Theater ge-rade auch soziale Grenzen zu überwin-den, gleichwohl nie aufgegeben. DieRuhrtriennale übernahm er 2015 mit ei-nem vieldeutigen „Seid umschlungen!“auf den Lippen, und man darf gespanntsein, welches Motto er 2018 ausgibt,wenn seine Intendanz am Schauspiel-haus Bochum beginnt. Heute wird Jo-han Simons siebzig Jahre alt. Morgenhat seine jüngste Inszenierung Premie-re: „Die Fremden“ nach Kemal DaoudsRoman „Der Fall Meursault“. Ort derAufführung: die ehemalige Kohlen-mischhalle in Marl. HUBERT SPIEGEL

Warum eigentlich sind unse-re alten Städte in Europaschöner als alles, was Pla-ner und Architekten je inden vergangenen Jahr-

zehnten nach dem Zweiten Weltkrieg anNeuem entwickelt haben? Ist das nor-mal? Sind Städte, wie der eine oder ande-re Kritiker im Brustton der Überzeugungöffentlich vertritt, unplanbar? Oder be-ruht der desolate Zustand der neuenStadtviertel mit ihren traurig-tristen Stra-ßen, denen jede Anmutung und Aufent-haltsqualität fehlt, einfach nur auf einemfatalen Unwissen der Fachleute, Straßenund Plätze als städtische Aufenthaltsräu-me zu planen?

Offenbar haben wir uns daran ge-wöhnt, dass wir, wenn von Florenz alsschöner Stadt die Rede ist, nicht die Neu-bauviertel der vergangenen fünfzig Jahre,sondern ausschließlich vom Zentrum derStadt mit der Piazza della Signoria spre-chen. Wer Barcelona als die schönsteStadt am Meer benennt, meint die alteRasterstadt mit dem prächtigen Boule-vard, den Ramblas und nicht die Erweite-rung der Stadt, wie sie von Planern fürOlympia 1992 mit einem Etat von 5,5 Mil-liarden Euro angelegt wurde.

Und wenn wir von Paris schwärmen, ha-ben wir das Paris Haussmanns vor Augenund nicht das von 1963 an entstandeneViertel La Défense hinter dem Arc de Tri-omphe oder gar die Banlieues, jene Neu-bauviertel außerhalb des Stadtzentrums,die zum Inbegriff sozialen Abstiegs mu-tierten. Und natürlich haben die Demons-trationen gegen die Anschläge auf das Sati-remagazin „Charlie Hebdo“ auch nicht indiesen neuen Vierteln, sondern auf demPlace de la République stattgefunden.

Und wenn wir durch die von Planernangepriesenen neuen Stadtviertel hinterden Bahnhöfen von Stuttgart, Zürich,oder Frankfurt gehen, die ihre Urbanitätund Zukunftsfähigkeit glauben schon mitihrem Namen „Europaviertel“ nachwei-sen zu können, fröstelt es uns angesichtsder abstoßenden Kälte und Langeweile,die uns in den ungefassten Stadträumenentgegenschlägt. Genaugenommen sindes auch keine Stadträume, sondern Rest-räume, die zwischen den von Architektengeplanten und neuerrichteten Häusern er-halten bleiben, und von Landschaftspla-nern mit gepflasterten Wegen, Kinder-spielgeräten, Bänken, Büschen und Bäu-men aufgefüllt werden, damit sie gegen-über dem Bürger in ihrer räumlichen Be-langlosigkeit noch irgendwie zu rechtferti-gen sind. Diese Europaviertel reichen qua-litativ nicht im mindesten an die vormo-dernen, mehr als hundert Jahre altenStadtzentren heran.

Ist das normal? Müssen Neubauviertelaus neben- und hintereinandergestelltenBehausungen ohne jeden räumlichen Be-zug zueinander, ohne einen von Architek-ten entworfenen öffentlichen Stadtraumentstehen? Oder sind wir einfach nurEwiggestrige, die wir es wagen, das Nicht-vorhandensein des öffentlichen Raumesin städtebaulicher Qualität in unserenNeubauvierteln anzumahnen? Der derzeitlandauf, landab zu beobachtende Wieder-aufbau von alten Häusern und Quartierenjedenfalls scheint eigentlich nur der Hilfe-schrei einer Gesellschaft zu sein, die vonPlanern und Architekten andere Qualitä-ten erwartet als das, was wir ihr in denletzten Jahrzehnten angeboten haben.

Während die hohe Nutzungsmischungund die Dichte der Stadt, wie wir sie in den

Vierteln des neunzehnten Jahrhunderts fin-den, in der Fachwelt mittlerweile eine weit-gehend anerkannte Grundregel für die Pla-nung eines neuen Quartiers darstellen, fin-det der architektonische Teil der Planung,der Entwurf des öffentlichen Raumes, desStraßen- und Platzraumes in Planer- undArchitektenkreisen noch immer keine An-erkennung oder ist zumindest umstritten.

Dabei ist der öffentliche Raum derStadt schlechthin der Gemeinschaftsbe-sitz unserer Gesellschaft. Der öffentlicheRaum ist eine der größten Errungenschaf-ten der alten europäischen Stadt. Hiertraf man sich, um Ideen, Meinungen undInformationen auszutauschen. Vor allemaber kann dieser öffentliche Raum, im Ge-gensatz zu den bewachten sogenanntenGated Communities, von jedem Stadtbür-ger als Aufenthaltsraum genutzt werden,unabhängig von Herkunft, Position undsozialem Status.

Anders als der private Wohnraum desHauses aber, in dem wir die Wandfarbe,den Teppich, das Parkett und den Sesselsorgfältig aussuchen, um uns wohl zu füh-len, bleibt die Gestalt des Straßen- undPlatzraumes in unseren Stadtplanungsäm-tern ungeplant. Sie wird der Willkür unddem Unwissen einer privatwirtschaftlichorientierten Bauherrenschaft überlassen,die ihrerseits aber an der Schönheit desQuartiers interessiert ist, um damit einebessere Vermarktung der jeweiligen Im-mobilie herbeiführen zu können. Dennder öffentliche Raum ist – mit einem Wortdes Architekten und Kunsthistorikers Cor-nelius Gurlitt von 1920 – als erweiterterWohnraum zu sehen.

Fakt ist, dass die Moderne euro-paweit nicht einen einzigenPlatzraum hervorgebracht hat,der in seiner stadträumlichenQualität mit dem Place des Vos-

ges, der Piazza Navona oder auch nur mitdem unter dem damaligen Oberbürger-meister Walter Wallmann schon 1983 wie-dererrichteten Rathausplatz der StadtFrankfurt, dem Römerberg mit seinen gie-belständigen Fachwerkhäusern, vergleich-bar wäre. Noch im neunzehnten Jahrhun-dert aber finden sich diese stadträumli-chen Qualitäten im Städtebau. Namenvon Städtebauern wie Josef Stübben inKöln, Theodor Fischer in München oderFritz Schumacher in Hamburg stehen bei-spielhaft für gelungene Stadträume, in de-nen sich die Bewohner noch wohl fühlen.

Wenn wir davon ausgehen, dass derStädtebau in Deutschland ausschließlich

gesamtgesellschaftlichen Bedürfnissen zudienen hat, und uns gleichzeitig vergegen-wärtigen, dass die auf dem Immobilien-markt begehrtesten Stadtgebiete nichtetwa unsere heutigen Neubauviertel sind,sondern vor mehr als hundert Jahren rea-lisierte Stadtentwürfe, wird deutlich, dassder öffentliche Raum eine architekto-nisch-städtebauliche Dimension hat, diees in unseren Stadtplanungsämtern wie-der aktiv zu bearbeiten gilt.

Die Immobilienpreise zeigen, welchenMehrwert ein altes Stadtquartier gegen-über einem Neubaugebiet hat. Ein Miets-haus aus dem Jahre 1886 stellt in einerStadt wie Köln, Frankfurt, München oderBerlin einen weit wertvolleren Besitz dar,als ein vergleichbares Haus des Jahrgangs1986. Das liegt aber nicht an der wiederer-wachten Vorliebe unserer Gesellschaft fürdie Fassadenstuckaturen des neunzehntenJahrhunderts, sondern ist vor allem derTatsache geschuldet, dass dieses Haus in ei-nem Stadtquartier mit architektonisch ge-fassten öffentlichen Räumen, an Straßenund Plätzen dieser Zeit steht. Die Qualitätalter Stadträume ist nicht irgendwie ge-wachsen, sondern dem städtebaulichenEntwurf der damaligen Zeit geschuldet.

Und natürlich findet die sogenannteGentrifizierung nicht in Neubauviertelnoder in den Siedlungsgebieten der achtzi-ger und neunziger Jahre des zwanzigstenJahrhunderts, sondern in erster Linie inden alten Stadtquartieren des neunzehn-ten Jahrhunderts statt. Der Immobilien-markt macht uns also deutlich, dass diebeliebtesten Stadtquartiere aus der Zeitder Erfindung des Automobils stammen.Würden wir heute aber mit einem Auto-mobil dieser Zeit von München nachHamburg fahren? Weder funktional nochästhetisch entspricht es unseren heutigenAnsprüchen. Anders verhält es sich mitder Schönheit des städtischen Raumesdieser Zeit, die wir nicht als museal, son-dern als zeitgemäße Wohnumgebung vonhöchster Qualität empfinden.

Wenn wir Architekten und Planer unsselbst in alten Stadtquartieren wohler füh-len als in den von uns konzipierten Neu-bauvierteln, warum suchen wir diesestadträumlichen Qualitäten nicht in unse-re Zeit zu transferieren? Warum lösenwir die Gentrifizierung statt mit politischverordnetem Mietpreisstopp nicht mit derErrichtung von neuen Stadtquartierender gleichen Qualität?

Heute stehen am Beginn einer Quartiers-planung technische Planungen. Man be-ginnt mit der Verkehrstechnik, der Trassen-

breite von Straßen, ihren Abbiegespurenund weißen Verkehrsmarkierungen, stattden architektonisch stadträumlichen Cha-rakter der Straße an den Anfang des Ent-wurfes eines Stadtquartiers zu stellen. Manbeginnt mit theoretischen Planungen vonstädtischer Dichte statt mit dem konkretenEntwurf von städtischem Raum. Man stelltHäuser in mathematischen Verhältniszah-len von Gebäude- zu Grundstücksgröße zu-sammen, ohne Straßen und Plätze miträumlich erlebbaren Proportionen als öf-fentliche Stadträume zu entwerfen.

Der zeitgenössische Bebauungsplanzeigt mit seinem Zahlenwerk dem Be-trachter nicht, wie die Häuser zueinanderstehen, um miteinander einen gemeinsa-men Raum, einen Straßen- oder Platz-raum zu bilden. Er ist kein Instrument,mit dem der öffentliche Raum der euro-päischen Stadt vergangener Jahrhundertegeplant werden könnte. Er hat die Quali-tät des Kochrezeptes einer köstlichenSpeise, in dem zwar alle Zutaten aufge-zählt werden, in dem aber der Kochvor-gang nicht erläutert wird: Er ist ein Instru-ment planungstheoretischen Handelns,ohne dass daraus ein Stück europäischenStadtraumes erwüchse.

Dies gilt auch, wenn der Aufstellungdieser Bebauungspläne ein städtebauli-cher Wettbewerb vorangegangen ist, weilauch dieser sich nicht mit Straßen- undPlatzräumen auseinandersetzt, sondernsich vielmehr in zweidimensionalen Pla-nungen mit modisch mäandrierendenBaukörpern, gewürfelten Häuschen undvor allem viel Grün beschäftigt.

Besonders deutlich wird dieserMangel, wo in einem Neubau-gebiet öffentliche Gebäude,Schulen oder Kindergärten vor-gesehen sind. Man nutzt diese

in der Planung nicht, um diese Bauwerkeals besonderen Ort eines Quartiers her-auszuarbeiten. So könnte man ein solchesöffentliches Gebäude seiner gesellschaftli-chen Bedeutung entsprechend beispiels-weise, von einem Platz umgeben, in derzentralen Mitte eines Quartiers anord-nen, so wie dies Ernst May mit der Pesta-lozzischule von Martin Elsässer in seinerSiedlung Bornheimer Hang in Frankfurtam Main von 1925 plante.

Derartige stadträumliche Höhepunktesehen heutige Planungen nicht vor. Durch-forstet man dagegen die Literatur zum eu-ropäischen Städtebau um die vorletzteJahrhundertwende, liest man Josef Stüb-ben, Raymond Unwin oder Cornelius Gur-litt, findet man praxisnahe Handlungsan-weisungen, die sich auf der Grundlagefunktional-technischer Gegebenheitender damaligen Zeit so gut wie ausschließ-lich mit dem Entwurf des öffentlichenRaumes, seiner Proportion, seiner Engeund Weite und der Anordnung von Häu-sern an Straßen und Plätzen beschäftigen.

Grundelement des Entwurfs schönerstädtischer Räume ist das städtischeWohn- und Geschäftshaus. Es ist einesder kleinsten Elemente, ein Stadtbaustein,mit dem städtischer Raum gebildet wird.„Die Außenwände des Wohnraumes sinddie Innenwände des öffentlichen Stadtrau-mes“, definiert der Wiener Architekt undStadtplaner Georg Franck treffend – dieFassaden der Wohn- und Geschäftshäuserformen die Straßen- und Platzräume. Fol-gerichtig muss sich die Grundform desEinzelhauses der Grundform der Straßeund des Platzes unterordnen und nicht ein-fach nur, wie heute üblich, der einfachenRechteckform folgen. Aber auch schon die

Höhe eines Hauses, ins richtige Verhältniszur Breite der Straße und ihrer Gehsteigegesetzt, bestimmt die Proportion und denCharakter des öffentlichen Raumes.

Die Ausrichtung des Grundrisses zurStraße hin ist bestimmend für die Anteil-nahme der Bewohner am städtischen Stra-ßenleben. Der Grundriss eines Mietshau-ses, an dessen Straßenfassade aus ver-meintlich funktionalen Gründen aus-schließlich Treppenhäuser, Bäder und Kü-chen gelegt sind, weil man glaubt, alleWohnräume zur Sonne ausrichten zu müs-sen, verschließt sich der Straße. Das Hauswendet der Straße den Rücken zu. DieSchönheit der Fassade im städtischen Stra-ßenraum wird also erst einmal durch dieGrundrissorganisation des Hauses be-stimmt. Die Stadthäuser Amsterdams, de-ren Wohnräume am Abend den öffentli-chen Raum wie eine Theaterkulisse bele-ben, sind vielleicht das beste Beispiel, umdas Verhältnis der Funktion von Wohn-hausgrundrissen und ihren Einfluss aufden Straßenraum zu erläutern.

Voraussetzung für eine räumlich gefass-te Straße ist die Orientierung der Hausfas-saden, ihrer „Straßenfenster“ und Haus-eingänge in den städtischen Raum. Ausdieser Orientierung, der Materialität, Far-bigkeit und Proportion der Hausfassaden,wird die Schönheit des Straßenraumesentwickelt. Architektonisch kam derHausfassade, auch als Straßenfassade be-zeichnet, zu allen Zeiten eine besondereBedeutung zu, weil sie das Haus für sei-nen Besitzer in den öffentlichen Raumhinein repräsentierte. Dies hat sich erstmit der Moderne und der Idee des Hausesals solitärem Kunstwerk verändert.

Kern der Misere: Die Verantwortlichenplanen zumeist aneinander vorbei. Archi-tekten entwerfen Einzelbauten in Form,Farbe und Material, so als gäbe es keinenStadtraum, in den sie sich einzufügen hät-ten. Stadtplaner setzen vor allem Pla-nungsprozesse auf, statt Stadträume zuentwickeln und zu zeichnen. Verkehrspla-ner errechnen Verkehrsströme und legenVerkehrstrassen fest, statt Stadtstraßen zuplanen. Tatsache ist, dass wir den Stadt-und Raumplaner seit den siebziger Jahrenan vielen unserer Universitäten ohne stadt-räumliches Gestalten, also ohne den Ent-wurf von Straße und Platz und damit ohnedie Lehre des Entwurfes von Stadtraum,ausbilden. An einigen Fakultäten wird inder Ausbildung zum Stadtplaner sogarganz auf das Fach Architektur und Stadt-baugeschichte verzichtet. Ein Kuriosum –wie will man ein Stadtquartier planen,ohne zu wissen, wie ein Wohn- oder einBürohaus entworfen wird?

1908 schrieb der Kunsthistoriker A. E.Brinckmann den Architekten ins Stamm-buch: „Es ist notwendig, dass Architektund Publikum aufhören, den einzelnenBau als ein in sich abgeschlossenes Gebil-de zu betrachten. Jeder Bau hat eine Ver-pflichtung gegen seine Umgebung, gegendie gesamte Stadt, wie der Einzelne gegenseine Familie. Nicht Einzelnes allein zu se-hen, sondern Relationen zu geben, dies istdas erste Bemühen des Stadtbaues. UnterRelationen verstehen wir das optisch auf-genommene, plastisch und räumlich emp-fundene Verhältnis der einzelnen Teile ei-ner architektonischen Situation unterein-ander und zum Ganzen.“ – Wir sollten dieAusbildung der Architekten wieder an die-sem Ganzen ausrichten.Christoph Mäckler leitet das Büro Prof. ChristophMäckler Architekten in Frankfurt und ist Gründungs-direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunstan der Technischen Universität Dortmund.

Belladonna of Sadness – JapanischerZeichentrickblick aufs europäischeMittelalter. (F.A.Z. von gestern.)Ben Hur – Aktueller Hollywoodblickauf einen römischen Klassiker.Fado – Deutscher Dramenblick aufeine Liebe in Lissabon.Mahana: Eine Maori-Saga – EpischerBreitwandblick auf Neuseeland.Von Trauben und Menschen – Nüch-terner Dokumentarblick auf Wein.

Von Haus ausmissglückt

Seidumschlungen!Der Regisseur JohanSimons wird siebzig

Wenn hier nur immer so schön wie in dieser Woche die Sonne schiene: Szene aus dem neuen Frankfurter Europaviertel, das wie viele andere Neubauviertel den öffentlichen Raum einer Straßenschneise überlässt. Foto Frank Röth

Neu im Kino

Grenzgänger: Johan Simons Foto dpa

Bauherren und Architekten im Würgegriff desBebauungsplans: Warum nur ist uns die Fähigkeitabhandengekommen, schöne und bewohnbare Städtezu bauen? Ein Denkanstoß. Von Christoph Mäckler

ZEITUNG FÜR DEUT SC H LAND

Donnerstag, 1. September 2016 · Nr. 204 / 35 D 2 HERAUSGEGEBEN VON WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER, HOLGER STELTZNER 2,60 € D 2954 A F. A. Z. im Internet: faz.net

Heimatserie, siebter Teil: DieFrankfurter Nordweststadt war ein-mal eine Utopie. Geblieben ist nurMelancholie. Reiseblatt, Seite R 1

Ganz Oberbayern fällt vomGlauben ab: Warum nur fällt einMann mit einer Axt Gipfelkreuze?Deutschland und die Welt, Seite 6

Die Filmfestspiele von Venedigzeigen zum Auftakt einMusical mit Emma Stone undRyan Gosling. Feuilleton, Seite 9

Serge Gnabry wird in Bremen wieein Spieler empfangen, der dieDüsternis des Saisonstartsvertreiben kann. Sport, Seite 28

Im Hongkonger Wahlkampf wirderstmals die Unabhängigkeit vonChina gefordert. Die Stimmung istangespannt. Politik, Seite 3

Neben der gemütlichen WeltstadtWien sind es die österreichischenBergregionen, die Araber anzie-hen. Wirtschaft, Seite 21

Das soll urban sein?

Zukunft von gestern

E s klingt harmlos, was das Bundes-kabinett beschlossen hat: „erwei-

terte Medienöffentlichkeit“. Wer woll-te auch etwas dagegen haben, dass Ge-richtsverhandlungen in einen Neben-raum übertragen werden können. Daskann uns in der Tat peinliche Lotterie-verfahren wie im NSU-Prozess erspa-ren. Die Welt geht außerdem gewissnicht unter, wenn die Urteilsverkün-dungen oberster Bundesgerichte imFernsehen zu sehen sind. Beim Bun-desverfassungsgericht ist das schonjetzt der Fall. Und hier zeigt sich auch:So spannend und wichtig die Fällesind – die ausführlichen Begründun-gen der Urteile sind nicht gerade Quo-tenrenner.

Also kein Grund zur Aufregung?Die vorgesehene Öffnung der Gerichts-öffentlichkeit liegt im Zug der Zeit.Nicht nur die klassischen elektroni-schen Medien, Fernsehen und Radio,haben ein starkes Interesse daran, di-rekt aus Gerichtssälen zu senden.Heutzutage ist ja jeder sein eigenes Me-dium. Der „Liveticker“ hat Konjunk-tur. Doch nicht nur vor Gericht gilt:Man muss auch verstehen, was mansieht. Vor allem aber geht es nicht zu-letzt um Werte von Verfassungsrang,

um Grundrechte der Betroffenen –und damit ist nicht nur die Freiheit derMedien gemeint. Zwar ist es nach jetzi-gem Stand ausgeschlossen, dass hierzu-lande Strafverfahren live im Fernse-hen übertragen werden. Aber schonjetzt ist es unerträglich, wie Angeklag-te vorgeführt werden, deren Schuldnoch gar nicht erwiesen ist. Mit gutemGrund verdecken sie ihre Gesichter –und stehen so recht gedemütigt da.

Eine Übertragung verändert denProzess, weil sie neue, eigene Gesetzeaufstellt. Schon die nun zulässigen Ur-teilsverkündungen dürften künftig mitlaunigen Bonmots gewürzt werden;Richter werden nicht nur über Recht,sondern auch darüber nachdenken:Wie war ich? Es mag in manchen Fäl-len höchste Zeit sein, dass die Justizihr Bild in der Öffentlichkeit über-denkt. Aber sie darf sich nicht Regelnunterwerfen, die ihre Funktion beein-trächtigen könnten. Der Bundesjustiz-minister will die Justiz der Öffentlich-keit näher bringen. Aber sie entschei-det schon jetzt ja keineswegs geheim.Sie steht unter öffentlicher Kontrolle.Man kann ihr nur nicht jederzeit mühe-los vom Sofa aus scheinbar folgen.Eine Live-Justiz wird in einer Manegemit Showmastern, Clowns und Opfernspielen. Die Gerichtssendungen, dieviele jetzt schon für wirklich halten, ge-ben einen Vorgeschmack auf diesenNiedergang des Rechtsstaats.

Überall Rasterstädte – Was für ein Europa soll das sein, demdie Europaviertel huldigen, wie sie in Zürich, Stuttgart undhier in Frankfurt aus dem Boden schießen? Ein Europa, indem alles bis ins kleinste Detail geregelt ist, Straßenbreite,Traufhöhe, Energiebilanz und auch möglichst hohe soziale

Durchmischung. Und das dann am Ende überall gleichaussieht: Lochfassaden starren dich an. Warum können wirkeine lebenswerten Städte mehr bauen? Weil wir den Sinnfür einen öffentlichen Raum verloren haben, der nichttechnokratisch gedacht ist. Seite 11 Foto Frank Röth

wvp./theu. WASHINGTON/LONDON,31. August. Die Vereinigten Staaten ha-ben scharf gegen die Entscheidung derEU-Kommission protestiert, dass IrlandSteuern in Milliardenhöhe vom Technik-konzern Apple einziehen soll. Das ameri-kanische Finanzministerium und führen-de Politiker beider Parteien im Parlamentkritisierten den Vorstoß. Kevin Brady,wichtiger Republikaner im Repräsentan-tenhaus, sprach von Raubrittertum. In Ir-land gerät unterdessen die Minderheitsre-gierung von Ministerpräsident Enda Ken-ny durch die Apple-Entscheidung unterDruck. Offenbar ist das Kabinett gespal-ten, ob es gegen den Bescheid aus Brüsselvor Gericht ziehen soll. (Siehe Wirt-schaft, Seite 22.)

Freiheitsdrang

Tanz am Lido

Araber in Österreich

Einer mit Rückenwind

Kritik aus Amerika anApple-Entscheidung

W er diese Entscheidung historischnennt, übertreibt nicht. Noch nie

musste ein Unternehmen auf BrüsselerAnweisung Subventionen in zweistelli-ger Milliardenhöhe zurückzahlen. Ja,Subventionen: Die Steuervorteile, dieIrland dem Technologiekonzern Apple– und nur ihm – gewährt hat, warennichts anderes als das. Die EU-Kommis-sion hat sie als rechtswidrige Beihilfeeingestuft. Apple muss die Steuervortei-le an den irischen Staat zurückzahlen.

Weil es sich um einen Präzedenzfallhandelt und weil in jeder Hinsicht vielauf dem Spiel steht, wird es Jahre dau-ern, bis die Kommissionsentscheidungabschließend juristisch geklärt ist. Dieirische Regierung, die auf die zusätzli-chen Steuereinnahmen offenbar gernverzichtet, will die Entscheidung genau-so vor Gericht anfechten wie Appleselbst. Die Vereinigten Staaten werfender EU-Kommission vor, kurzfristigihre Kriterien in der Anwendung derBeihilferegeln geändert und damit ge-gen das Rückwirkungsverbot verstoßenzu haben.

Der Fall hat aber nicht nur eine juris-tische, sondern auch eine politische Di-mension. Die Regierung in Washingtonäußert den Verdacht, die Ermittlungender Kommission richteten sich einsei-tig gegen amerikanische Unterneh-men. Sie behauptet ferner, die Entschei-dung schrecke ausländische (also ame-rikanische) Investoren in Europa ab.Und sie argumentiert, die Kommissiondrohe den globalen Kampf gegen Steu-erflucht und -vermeidung, der erst inden vergangenen Jahren ernsthaftFahrt aufgenommen hat, zu unterlau-fen. Noch ist der Protest aus Washing-ton in diplomatische Sprache gekleidet.Das kann sich schnell ändern. DerStreit birgt allemal das Potential, daswegen der TTIP-Verhandlungen ohne-hin angespannte transatlantische Kli-ma in der Wirtschaftspolitik weiter ab-zukühlen.

Die Brüsseler Entscheidung leuchtetein – schon angesichts der lächerlich ge-ringen Steuerschuld des Unterneh-mens, die sich aus den Spezialarrange-ments der irischen Steuerbehörden mitApple ergibt. Wenn die Angaben derKommission stimmen, betrug der effek-tive Körperschaftsteuersatz 2011 gera-de einmal 0,05 Prozent, 2014 gar nur0,005 Prozent. Jenseits aller juristi-schen Überlegungen ist das einfachnicht in Ordnung. Das gilt umso mehr,als nur ein international operierenderKonzern von solchen Vorabsprachenüber die Steuerlast profitieren kann.Ein Mittelständler kann das nicht. Hin-zu kommt, dass Apple seine sämtlichenin Europa erwirtschafteten Erträge zuden irischen Konditionen versteuerthat. In Deutschland oder Frankreichhat der Konzern keine Steuern bezahlt.Deshalb geht das Argument fehl, es seisinnvoll, wenn eine Steuerbehörde undein Unternehmen dessen Steuerlastquasi frei aushandelten.

Aber weder die Steuerhöhe an sichnoch die Tatsache, dass Apple seine ge-

samten europäischen Aktivitäten an ei-nem irischen Firmensitz konzentriertund nur dort Steuern bezahlt hat, warfür die Brüsseler Wettbewerbsbehördeein Stein des Anstoßes. Insofern richtetsich die Kommissionsentscheidungnicht gegen einen über die Steuersätzegeführten Wettbewerb. Rechtswidrigwar die irische Praxis vielmehr, weil dieBehörden Steuervorteile selektiv nur ei-nem einzelnen Unternehmen gewährthaben. Das hat den Wettbewerb ver-fälscht.

Die Brisanz des Falles ergibt sichnicht nur aus der Höhe der Summe, diezurückgezahlt werden muss. Vielmehrstellt sich die Frage, ob das dafür nichtin erster Linie geschaffene Beihilfe-recht ein geeignetes und schlagkräfti-ges Instrument im Kampf gegen Steuer-

flucht und -vermeidung sein kann. Seit2014 ermittelt die Kommission beihilfe-rechtlich gegen selektive Vorabspra-chen („tax rulings“) verschiedener Steu-erbehörden mit einzelnen Unterneh-men, darunter Starbucks in den Nieder-landen sowie Amazon und McDonald’sin Luxemburg. Weitere Absprachenwerden noch geprüft.

Es ist dennoch zu bezweifeln, dassder Apple-Fall als Modell im weiterenKampf gegen Steuervermeidung inter-nationaler Konzerne dienen kann. So-weit ersichtlich, waren die Steuerver-günstigungen in diesem Fall nach Höheund Dauer wenn nicht einmalig, sodoch äußerst ungewöhnlich. Hinzukommt, dass jedes neue Beihilfeverfah-ren einen langen Rechtsstreit nach sichziehen dürfte.

Wettbewerbskommissarin Margre-the Vestager betont deshalb zu Recht,dass ihre Ermittlungen ein möglichstglobal abgestimmtes Vorgehen gegenSteuerflucht und -vermeidung nicht er-setzen können. In den vergangenen Jah-ren haben die OECD- und dieG-20-Staaten auf diesem Feld erhebli-che Fortschritte erzielt, denen weiterefolgen müssen. Diese Fortschritte wa-ren indes nur möglich, weil Steuerver-meidung oder gar -hinterziehung fastnirgendwo mehr als Kavaliersdeliktoder als Ausweis besonderer Pfiffigkeitgilt. Die EU muss daran Interesse ha-ben, diesen weitreichenden globalenKonsens nicht zu zerstören.

An diesem Punkt kommt der ameri-kanische Einwand ins Spiel, die EU-Verfahren gefährdeten die einschlägigeinternationale Kooperation. Eine direk-te inhaltliche Begründung dieses Ein-wands ist zwar nicht ersichtlich. Realpo-litisch relevant ist er aber allemal. Willdie EU die Steuervermeidung wirksambekämpfen, kann sie ihn deshalb nichteinfach ignorieren.

gb./ham. FRANKFURT, 31. August. Aufdem deutschen Bankenmarkt kommt esmöglicherweise zu einer großen Verände-rung. Nach Informationen dieser Zeitunghaben die Vorstandsvorsitzenden derDeutschen Bank und der Commerzbankin den vergangenen Wochen über einenZusammenschluss der beiden Häuser ge-sprochen. Wie zu hören ist, sollen durch-aus ernsthafte Gespräche in einer aufge-schlossenen Atmosphäre geführt wordensein, die weit über eine erste Kontaktauf-nahme hinausgegangen sind. Zu regel-rechten Verhandlungen ist es nicht gekom-men. Man sei zu dem Ergebnis gelangt,dass die konkrete Umsetzung eines Zu-sammenschlusses gegenwärtig schwierigsei. (Siehe Wirtschaft, Seite 15.)

ahan./mü. FRANKFURT/KASSEL, 31.August. Wichtige Urteilsverkündungender obersten Gerichtshöfe des Bundes sol-len in Zukunft auch im Fernsehen über-tragen werden können. Das sieht ein Ge-setzentwurf von BundesjustizministerHeiko Maas (SPD) vor, der am Mittwochim Kabinett beschlossen wurde. Damitwill die Bundesregierung die strengenVorgaben lockern, die seit 1964 für Fern-sehübertragungen in Gerichtssälen gel-ten. Unter anderem soll es auch möglichwerden, große Verfahren in einen Arbeits-raum für Journalisten zu übertragen undzeitgeschichtlich bedeutende Prozesse au-diovisuell zu dokumentieren.

Bisher sind Gerichtsverfahren – mit we-nigen Ausnahmen etwa im Jugendstraf-oder Familienrecht – zwar öffentlich,

Ton- und Filmaufnahmen sind aber nurvor und nach der Verhandlung erlaubt. Al-lein für das Bundesverfassungsgericht gel-ten Ausnahmen. Der Umgang mit moder-nen Kommunikationsformen lasse ein ge-nerelles Verbot nicht mehr zeitgemäß er-scheinen, heißt es nun aus dem Ministeri-um. Zugleich versicherte JustizministerMaas: „Wir werden aus dem Gerichtssaalkeine Showbühne machen.“ Die Übertra-gung soll in jedem Einzelfall von der Zu-stimmung des jeweiligen Gerichts abhän-gen. „Die Rechte von allen Verfahrensbe-teiligten müssen immer gewahrt bleiben.“

Der Deutsche Anwaltsverein begrüßtedas Vorhaben grundsätzlich. „Es bestehenallerdings Zweifel, ob der Gesetzentwurfdie Interessen der Beteiligten ausreichendschützt“, sagte dessen Präsident Ulrich

Schellenberg. Widerstand gibt es weiter-hin in der Justiz. So hob der scheidendePräsident des Bundessozialgerichts, PeterMasuch, auf dem Festakt zum Amtswech-sel in Kassel hervor, mediale Öffentlich-keit sei eben nur eine mittelbare Öffent-lichkeit. „Wo ist der Mehrwert der Infor-mation?“, fragte Masuch. „Möchte ein Klä-ger auch vor dem Bundessozialgericht“,so fragte Masuch mit Blick auf heikle Ver-fahren, „dass er im Fernsehen präsentiertwerde?“ Nicht nur die Präsidentin desBundesgerichtshofs, Bettina Limperg,auch die Präsidenten der übrigen oberstenBundesgerichte sind dem Vernehmennach sehr skeptisch gegenüber einer „er-weiterten Medienöffentlichkeit“. Sie ge-hen damit auch auf Distanz zum Deut-schen Richterbund. (Siehe auch Seite 4.)

Heute

Das Gipfelkreuzmusste fallen

rüb. SÃO PAULO, 31. August. Diebrasilianische Präsidentin Dilma Rous-seff von der linken Arbeiterpartei (PT)ist am Mittwoch vom Senat in Brasíliaihres Amtes enthoben worden. Für dievorzeitige Absetzung Rousseffs, die imJanuar 2011 ihr Amt angetreten hatteund im Oktober 2014 für eine zweiteAmtszeit von vier Jahren wiederge-wählt worden war, stimmten 61 der 81Senatoren, 20 waren dagegen. Damitwurde die erforderliche Zweidrittel-mehrheit deutlich übertroffen. Rous-seff war schon im Mai wegen des Vor-wurfs der illegalen Umschichtung vonBudgetmitteln von ihrem Amt suspen-diert worden. Mit ihrer Absetzung en-det nach 13 Jahren die Ära von Regie-rungen unter Führung der PT, zu-nächst unter Präsident Luiz InácioLula da Silva und dann unter Rousseff,die Lula zu seiner Nachfolgerin be-stimmt hatte. Rousseffs einstiger Vize-präsident Michel Temer von der Zen-trumspartei PMDB wird nun bis Ende2018 das höchste Staatsamt bekleiden.Temer wollte noch am Mittwoch zumG20-Gipfel in China abreisen. Nach ih-rer Absetzung darf sich die 68 Jahrealte Rousseff acht Jahre lang nicht umein öffentliches Amt bewerben. Siekündigte an, nach ihrem Auszug ausder Präsidentenresidenz in Brasília inihre Heimatstadt Porto Alegre im Sü-den Brasiliens zurückzukehren.

Das Apple-PuzzleVon Werner Mussler

tens. ATHEN, 31. August. Die Türkei hatdementiert, dass es eine Waffenruhe mitkurdischen Milizen im Norden Syriensgebe. Ministerpräsident Binali Yildirimsagte laut der Nachrichtenagentur Reu-ters, der Einsatz werde vorangetrieben,bis „alle Bedrohungen beseitigt“ seien unddie „nationale Sicherheit“ gewährleistet.Am Dienstagabend war nach kurdischenund amerikanischen Angaben eine Waf-fenruhe im Norden Syriens ausgehandeltworden, wo die türkische Armee seit mehrals einer Woche operiert. (Siehe Seite 5.)

Deutsche Bank könnteCommerzbank kaufen

Berlin will Übertragungsverbot in Gerichten lockernMaas: Gerichtssaal wird nicht zur Showbühne / Kabinett beschließt Gesetzentwurf

weth./isk. FRANKFURT, 31. August. EinSicherheitsalarm am Frankfurter Flug-hafen hat am Mittwoch zu massiven Verzö-gerungen im Flugverkehr geführt. AmMorgen war der Alarm auf dem größtendeutschen Flughafen ausgelöst worden,nachdem eine Frau in den Sicherheitsbe-reich von Terminal 1 gelangt war, obwohlihre Kontrolle noch nicht abgeschlossenwar. Daraufhin wurde die Flughalle A ge-räumt, alle Passagiere mussten sich nocheinmal überprüfen lassen. Die Frau wurdeidentifiziert und befragt. Seit Mittag liefder Betrieb an Flugsteig A und A+ zwarwieder an. Laut Fraport wurden aber etwa100 Flüge annulliert; Beeinträchtigungengab es bis zum Abend. (Siehe Deutschlandund die Welt.)

hw./mawy. BERLIN/FRANKFURT, 31. Au-gust. Die Union hat Bundeswirtschaftsmi-nister und Vizekanzler Sigmar Gabriel(SPD) wegen seiner Äußerung zum Frei-handelsabkommen TTIP fehlende Weit-sicht vorgeworfen. „Ein weitblickenderdeutscher Wirtschaftsminister sollte sichmit aller Kraft für TTIP einsetzen“, sagteder Vorsitzende der Unionsfraktion, Vol-ker Kauder (CDU), am Mittwoch. „DassSigmar Gabriel dies nicht tut, ist eine Ent-täuschung.“ Gabriel hatte gesagt, die Ver-handlungen mit Amerika über TTIP seien„de facto gescheitert“. Kauder sagte derDeutschen Presse-Agentur: „Nach denAussagen aus den Vereinigten Staatenund von der EU-Kommission gibt es mo-mentan keinen Grund, das Abkommen inden Wind zu schreiben.“

Scharfe Kritik an Gabriel äußerte auchArbeitgeberpräsident Ingo Kramer. DerBundeswirtschaftsminister hätte so etwasnicht sagen dürfen, sagte Kramer. Es seiein „Desaster für die Wirtschaftspolitik“.Kramer warf dem Minister vor, Gabrielhabe sich „in die Büsche geschlagen“. DieBundesregierung müsse hinter der deut-schen Wirtschaft und den hiesigen Arbeits-plätzen stehen. Das Freihandelsabkom-men habe existentielle Bedeutung.

Für Irritation sorgte Gabriels Äuße-rung auch außerhalb Deutschlands. So sag-te die schwedische HandelsministerinAnn Linde, selbst Sozialdemokratin, amMittwoch, sie sei „überrascht“ gewesenüber Gabriels Äußerung. Diese sei nichtgedeckt von neuen Entwicklungen oderVeränderungen in den Verhandlungen.

„Das Ziel der schwedischen Regierung istes noch immer, so schnell wie möglich zueiner Einigung zu kommen“, sagte Lindedieser Zeitung. Die EU-Kommission gibtsich ebenfalls optimistisch. Ein Sprechervon Kommissionspräsident Jean-ClaudeJuncker äußerte die Hoffnung, eineGrundsatzeinigung bis zum Jahresende er-zielen zu können. Nach Abschluss der 14.Verhandlungsrunde liegen Washingtonund Brüssel in vielen Punkten noch weitauseinander.

Derweil sind am Bundesverfassungsge-richt mehr als 125 000 Verfassungsbe-schwerden gegen das Freihandelsabkom-men Ceta zwischen der EU und Kanadaeingegangen. Das Abkommen gilt als Vor-bild für TTIP. (Siehe Seiten 2 und 8, Feuil-leton, Seite 9, sowie Wirtschaft, Seite 17.)

Türkische Armee greiftKurden weiter an

Rousseffihres Amtesenthoben

Sicherheitsalarm amFrankfurter Flughafen

Briefe an die Herausgeber Seite 25

Scharfe Kritik an Gabrielwegen Äußerungen zu TTIPKauder wirft Wirtschaftsminister fehlende Weitsicht vor / Arbeitgeberverband: Desaster

Brüssel hat gegenüberApple richtig entschieden.Aber hilft das im Streitmit Washington?

Recht im ZirkusVon Reinhard Müller

4<BUACUQ=eacgag>:p;V;V;o;qFrankfurter Allgemeine Zeitung GmbH; Abonnenten-Service: 0180 - 2 34 46 77 (6 Cent pro Anruf aus dem dt. Festnetz, aus Mobilfunknetzen max. 42 Cent pro Minute). Briefe an die Herausgeber: [email protected], Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kanaren, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal (Cont.), Slowenien, Spanien 3,40 € / Dänemark 26 dkr / Großbritannien 3,20 £ / Schweiz 4,80 sfrs / Türkei 17,00 TL / Ungarn 920 Ft

Presse

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG DONNERSTAG, 1. SEPTEMBER 2016 · NR. 204 · SEITE 11Feuilleton

Bevor er nach Deutschland kam, um alsGastregisseur in Stuttgart, Münchenoder Braunschweig zu inszenieren undals Intendant zunächst die feinenMünchner Kammerspiele und dann dieurwüchsigen ehemaligen Industrieanla-gen im Ruhrgebiet bespielen zu lassen,zog Johan Simons durch die Niederlan-de und spielte unter Brücken, in Stäl-len, Zelten und leerstehenden Fabrik-hallen. Er wollte das Theater dorthinbringen, wo es nie Fuß gefasst hatte: indie tiefste Provinz. Simons, der zu-nächst Tänzer hatte werden wollen, be-vor er Schauspieler, Regisseur und In-tendant wurde, kehrte in den achtzigerund neunziger Jahren mit Schauspieler-kollektiven und Theatertruppen wie„Wespetheater“ und „Theatergroep Hol-landia“ dorthin zurück, wo er herge-kommen war: aufs platte Land. Fünf-zehn Jahre lang hat „Hollandia“ in kei-nem normalen Theater gespielt. KeinVorhang, keine Lichteffekte, keine Mu-sik, die statt der Schauspieler die Emo-tionen ausdrücken soll, und nie die Ge-schichte vergessen, die der Ort zu erzäh-len hat, an dem man gerade arbeitet –so lauteten einige der Gebote, denen Si-mons damals seine Arbeit unterwarf.

Geboren wurde er 1946, als die Welt„in Asche lag“, wie er im soeben er-schienenen Jahrbuch von „Theater heu-te“ schreibt. Die Sehnsucht nach Grenz-überschreitung, die ihn künstlerischvorantreibt, führt er auf die Grenzen zu-rück, auf die er als Heranwachsenderunentwegt stoßen musste: Die Welt sei-ner Kindheit war eng und klein, ge-prägt von den Verheerungen, die derKrieg hinterlassen hatte. Diese Engewollte Simons überwinden, ohne seineHerkunft zu verleugnen. Im Gegenteil:„Wer sein Dorf nicht kennt, der kenntdie Welt nicht“, so lautete das Motto,das er ausgab, als er 2010 Nachfolgervon Frank Baumbauer als Intendantder Münchner Kammerspiele wurde.

Mit „Hollandia“ hatte er Kroetz, Ach-ternbusch und die alten Griechen imZelt inszeniert, als international gefrag-ter Gastregisseur feierte er Erfolge mitHeiner Müllers „Anatomie Titus“ inMünchen und Houellebecqs „Elemen-tarteilchen“ in Zürich, wurde aber auchschon mal mit „Kasimir und Karoline“in Avignon kräftig ausgebuht. Die Listeder Auszeichnungen und Ehrungen,die ihm zuteilwurden, ist außergewöhn-lich lang: er war Regisseur des Jahres(2004), hat den „Nestroy“, den „Faust“,den Berliner Theaterpreis und die Eh-rendoktorwürde der Universität Gent,wo er von 2005 bis 2010 das flämischeStadttheater leitete. Aus Königinnen-hand wurde ihm 2014 im Theater Ams-terdam der mit 150 000 Euro dotiertePreis des Prinz-Bernhard-Kulturfondsüberreicht. Die Hälfte des Preisgeldesbestimmte Simons zur Förderung desTheaternachwuchses.

Das Publikum, das er als jungerKünstler gewinnen wollte, die Bauern,Dörfler und Kleinstadtbewohner, hater wohl nur selten erreicht, seinen poli-tischen Anspruch, mit dem Theater ge-rade auch soziale Grenzen zu überwin-den, gleichwohl nie aufgegeben. DieRuhrtriennale übernahm er 2015 mit ei-nem vieldeutigen „Seid umschlungen!“auf den Lippen, und man darf gespanntsein, welches Motto er 2018 ausgibt,wenn seine Intendanz am Schauspiel-haus Bochum beginnt. Heute wird Jo-han Simons siebzig Jahre alt. Morgenhat seine jüngste Inszenierung Premie-re: „Die Fremden“ nach Kemal DaoudsRoman „Der Fall Meursault“. Ort derAufführung: die ehemalige Kohlen-mischhalle in Marl. HUBERT SPIEGEL

Warum eigentlich sind unse-re alten Städte in Europaschöner als alles, was Pla-ner und Architekten je inden vergangenen Jahr-

zehnten nach dem Zweiten Weltkrieg anNeuem entwickelt haben? Ist das nor-mal? Sind Städte, wie der eine oder ande-re Kritiker im Brustton der Überzeugungöffentlich vertritt, unplanbar? Oder be-ruht der desolate Zustand der neuenStadtviertel mit ihren traurig-tristen Stra-ßen, denen jede Anmutung und Aufent-haltsqualität fehlt, einfach nur auf einemfatalen Unwissen der Fachleute, Straßenund Plätze als städtische Aufenthaltsräu-me zu planen?

Offenbar haben wir uns daran ge-wöhnt, dass wir, wenn von Florenz alsschöner Stadt die Rede ist, nicht die Neu-bauviertel der vergangenen fünfzig Jahre,sondern ausschließlich vom Zentrum derStadt mit der Piazza della Signoria spre-chen. Wer Barcelona als die schönsteStadt am Meer benennt, meint die alteRasterstadt mit dem prächtigen Boule-vard, den Ramblas und nicht die Erweite-rung der Stadt, wie sie von Planern fürOlympia 1992 mit einem Etat von 5,5 Mil-liarden Euro angelegt wurde.

Und wenn wir von Paris schwärmen, ha-ben wir das Paris Haussmanns vor Augenund nicht das von 1963 an entstandeneViertel La Défense hinter dem Arc de Tri-omphe oder gar die Banlieues, jene Neu-bauviertel außerhalb des Stadtzentrums,die zum Inbegriff sozialen Abstiegs mu-tierten. Und natürlich haben die Demons-trationen gegen die Anschläge auf das Sati-remagazin „Charlie Hebdo“ auch nicht indiesen neuen Vierteln, sondern auf demPlace de la République stattgefunden.

Und wenn wir durch die von Planernangepriesenen neuen Stadtviertel hinterden Bahnhöfen von Stuttgart, Zürich,oder Frankfurt gehen, die ihre Urbanitätund Zukunftsfähigkeit glauben schon mitihrem Namen „Europaviertel“ nachwei-sen zu können, fröstelt es uns angesichtsder abstoßenden Kälte und Langeweile,die uns in den ungefassten Stadträumenentgegenschlägt. Genaugenommen sindes auch keine Stadträume, sondern Rest-räume, die zwischen den von Architektengeplanten und neuerrichteten Häusern er-halten bleiben, und von Landschaftspla-nern mit gepflasterten Wegen, Kinder-spielgeräten, Bänken, Büschen und Bäu-men aufgefüllt werden, damit sie gegen-über dem Bürger in ihrer räumlichen Be-langlosigkeit noch irgendwie zu rechtferti-gen sind. Diese Europaviertel reichen qua-litativ nicht im mindesten an die vormo-dernen, mehr als hundert Jahre altenStadtzentren heran.

Ist das normal? Müssen Neubauviertelaus neben- und hintereinandergestelltenBehausungen ohne jeden räumlichen Be-zug zueinander, ohne einen von Architek-ten entworfenen öffentlichen Stadtraumentstehen? Oder sind wir einfach nurEwiggestrige, die wir es wagen, das Nicht-vorhandensein des öffentlichen Raumesin städtebaulicher Qualität in unserenNeubauvierteln anzumahnen? Der derzeitlandauf, landab zu beobachtende Wieder-aufbau von alten Häusern und Quartierenjedenfalls scheint eigentlich nur der Hilfe-schrei einer Gesellschaft zu sein, die vonPlanern und Architekten andere Qualitä-ten erwartet als das, was wir ihr in denletzten Jahrzehnten angeboten haben.

Während die hohe Nutzungsmischungund die Dichte der Stadt, wie wir sie in den

Vierteln des neunzehnten Jahrhunderts fin-den, in der Fachwelt mittlerweile eine weit-gehend anerkannte Grundregel für die Pla-nung eines neuen Quartiers darstellen, fin-det der architektonische Teil der Planung,der Entwurf des öffentlichen Raumes, desStraßen- und Platzraumes in Planer- undArchitektenkreisen noch immer keine An-erkennung oder ist zumindest umstritten.

Dabei ist der öffentliche Raum derStadt schlechthin der Gemeinschaftsbe-sitz unserer Gesellschaft. Der öffentlicheRaum ist eine der größten Errungenschaf-ten der alten europäischen Stadt. Hiertraf man sich, um Ideen, Meinungen undInformationen auszutauschen. Vor allemaber kann dieser öffentliche Raum, im Ge-gensatz zu den bewachten sogenanntenGated Communities, von jedem Stadtbür-ger als Aufenthaltsraum genutzt werden,unabhängig von Herkunft, Position undsozialem Status.

Anders als der private Wohnraum desHauses aber, in dem wir die Wandfarbe,den Teppich, das Parkett und den Sesselsorgfältig aussuchen, um uns wohl zu füh-len, bleibt die Gestalt des Straßen- undPlatzraumes in unseren Stadtplanungsäm-tern ungeplant. Sie wird der Willkür unddem Unwissen einer privatwirtschaftlichorientierten Bauherrenschaft überlassen,die ihrerseits aber an der Schönheit desQuartiers interessiert ist, um damit einebessere Vermarktung der jeweiligen Im-mobilie herbeiführen zu können. Dennder öffentliche Raum ist – mit einem Wortdes Architekten und Kunsthistorikers Cor-nelius Gurlitt von 1920 – als erweiterterWohnraum zu sehen.

Fakt ist, dass die Moderne euro-paweit nicht einen einzigenPlatzraum hervorgebracht hat,der in seiner stadträumlichenQualität mit dem Place des Vos-

ges, der Piazza Navona oder auch nur mitdem unter dem damaligen Oberbürger-meister Walter Wallmann schon 1983 wie-dererrichteten Rathausplatz der StadtFrankfurt, dem Römerberg mit seinen gie-belständigen Fachwerkhäusern, vergleich-bar wäre. Noch im neunzehnten Jahrhun-dert aber finden sich diese stadträumli-chen Qualitäten im Städtebau. Namenvon Städtebauern wie Josef Stübben inKöln, Theodor Fischer in München oderFritz Schumacher in Hamburg stehen bei-spielhaft für gelungene Stadträume, in de-nen sich die Bewohner noch wohl fühlen.

Wenn wir davon ausgehen, dass derStädtebau in Deutschland ausschließlich

gesamtgesellschaftlichen Bedürfnissen zudienen hat, und uns gleichzeitig vergegen-wärtigen, dass die auf dem Immobilien-markt begehrtesten Stadtgebiete nichtetwa unsere heutigen Neubauviertel sind,sondern vor mehr als hundert Jahren rea-lisierte Stadtentwürfe, wird deutlich, dassder öffentliche Raum eine architekto-nisch-städtebauliche Dimension hat, diees in unseren Stadtplanungsämtern wie-der aktiv zu bearbeiten gilt.

Die Immobilienpreise zeigen, welchenMehrwert ein altes Stadtquartier gegen-über einem Neubaugebiet hat. Ein Miets-haus aus dem Jahre 1886 stellt in einerStadt wie Köln, Frankfurt, München oderBerlin einen weit wertvolleren Besitz dar,als ein vergleichbares Haus des Jahrgangs1986. Das liegt aber nicht an der wiederer-wachten Vorliebe unserer Gesellschaft fürdie Fassadenstuckaturen des neunzehntenJahrhunderts, sondern ist vor allem derTatsache geschuldet, dass dieses Haus in ei-nem Stadtquartier mit architektonisch ge-fassten öffentlichen Räumen, an Straßenund Plätzen dieser Zeit steht. Die Qualitätalter Stadträume ist nicht irgendwie ge-wachsen, sondern dem städtebaulichenEntwurf der damaligen Zeit geschuldet.

Und natürlich findet die sogenannteGentrifizierung nicht in Neubauviertelnoder in den Siedlungsgebieten der achtzi-ger und neunziger Jahre des zwanzigstenJahrhunderts, sondern in erster Linie inden alten Stadtquartieren des neunzehn-ten Jahrhunderts statt. Der Immobilien-markt macht uns also deutlich, dass diebeliebtesten Stadtquartiere aus der Zeitder Erfindung des Automobils stammen.Würden wir heute aber mit einem Auto-mobil dieser Zeit von München nachHamburg fahren? Weder funktional nochästhetisch entspricht es unseren heutigenAnsprüchen. Anders verhält es sich mitder Schönheit des städtischen Raumesdieser Zeit, die wir nicht als museal, son-dern als zeitgemäße Wohnumgebung vonhöchster Qualität empfinden.

Wenn wir Architekten und Planer unsselbst in alten Stadtquartieren wohler füh-len als in den von uns konzipierten Neu-bauvierteln, warum suchen wir diesestadträumlichen Qualitäten nicht in unse-re Zeit zu transferieren? Warum lösenwir die Gentrifizierung statt mit politischverordnetem Mietpreisstopp nicht mit derErrichtung von neuen Stadtquartierender gleichen Qualität?

Heute stehen am Beginn einer Quartiers-planung technische Planungen. Man be-ginnt mit der Verkehrstechnik, der Trassen-

breite von Straßen, ihren Abbiegespurenund weißen Verkehrsmarkierungen, stattden architektonisch stadträumlichen Cha-rakter der Straße an den Anfang des Ent-wurfes eines Stadtquartiers zu stellen. Manbeginnt mit theoretischen Planungen vonstädtischer Dichte statt mit dem konkretenEntwurf von städtischem Raum. Man stelltHäuser in mathematischen Verhältniszah-len von Gebäude- zu Grundstücksgröße zu-sammen, ohne Straßen und Plätze miträumlich erlebbaren Proportionen als öf-fentliche Stadträume zu entwerfen.

Der zeitgenössische Bebauungsplanzeigt mit seinem Zahlenwerk dem Be-trachter nicht, wie die Häuser zueinanderstehen, um miteinander einen gemeinsa-men Raum, einen Straßen- oder Platz-raum zu bilden. Er ist kein Instrument,mit dem der öffentliche Raum der euro-päischen Stadt vergangener Jahrhundertegeplant werden könnte. Er hat die Quali-tät des Kochrezeptes einer köstlichenSpeise, in dem zwar alle Zutaten aufge-zählt werden, in dem aber der Kochvor-gang nicht erläutert wird: Er ist ein Instru-ment planungstheoretischen Handelns,ohne dass daraus ein Stück europäischenStadtraumes erwüchse.

Dies gilt auch, wenn der Aufstellungdieser Bebauungspläne ein städtebauli-cher Wettbewerb vorangegangen ist, weilauch dieser sich nicht mit Straßen- undPlatzräumen auseinandersetzt, sondernsich vielmehr in zweidimensionalen Pla-nungen mit modisch mäandrierendenBaukörpern, gewürfelten Häuschen undvor allem viel Grün beschäftigt.

Besonders deutlich wird dieserMangel, wo in einem Neubau-gebiet öffentliche Gebäude,Schulen oder Kindergärten vor-gesehen sind. Man nutzt diese

in der Planung nicht, um diese Bauwerkeals besonderen Ort eines Quartiers her-auszuarbeiten. So könnte man ein solchesöffentliches Gebäude seiner gesellschaftli-chen Bedeutung entsprechend beispiels-weise, von einem Platz umgeben, in derzentralen Mitte eines Quartiers anord-nen, so wie dies Ernst May mit der Pesta-lozzischule von Martin Elsässer in seinerSiedlung Bornheimer Hang in Frankfurtam Main von 1925 plante.

Derartige stadträumliche Höhepunktesehen heutige Planungen nicht vor. Durch-forstet man dagegen die Literatur zum eu-ropäischen Städtebau um die vorletzteJahrhundertwende, liest man Josef Stüb-ben, Raymond Unwin oder Cornelius Gur-litt, findet man praxisnahe Handlungsan-weisungen, die sich auf der Grundlagefunktional-technischer Gegebenheitender damaligen Zeit so gut wie ausschließ-lich mit dem Entwurf des öffentlichenRaumes, seiner Proportion, seiner Engeund Weite und der Anordnung von Häu-sern an Straßen und Plätzen beschäftigen.

Grundelement des Entwurfs schönerstädtischer Räume ist das städtischeWohn- und Geschäftshaus. Es ist einesder kleinsten Elemente, ein Stadtbaustein,mit dem städtischer Raum gebildet wird.„Die Außenwände des Wohnraumes sinddie Innenwände des öffentlichen Stadtrau-mes“, definiert der Wiener Architekt undStadtplaner Georg Franck treffend – dieFassaden der Wohn- und Geschäftshäuserformen die Straßen- und Platzräume. Fol-gerichtig muss sich die Grundform desEinzelhauses der Grundform der Straßeund des Platzes unterordnen und nicht ein-fach nur, wie heute üblich, der einfachenRechteckform folgen. Aber auch schon die

Höhe eines Hauses, ins richtige Verhältniszur Breite der Straße und ihrer Gehsteigegesetzt, bestimmt die Proportion und denCharakter des öffentlichen Raumes.

Die Ausrichtung des Grundrisses zurStraße hin ist bestimmend für die Anteil-nahme der Bewohner am städtischen Stra-ßenleben. Der Grundriss eines Mietshau-ses, an dessen Straßenfassade aus ver-meintlich funktionalen Gründen aus-schließlich Treppenhäuser, Bäder und Kü-chen gelegt sind, weil man glaubt, alleWohnräume zur Sonne ausrichten zu müs-sen, verschließt sich der Straße. Das Hauswendet der Straße den Rücken zu. DieSchönheit der Fassade im städtischen Stra-ßenraum wird also erst einmal durch dieGrundrissorganisation des Hauses be-stimmt. Die Stadthäuser Amsterdams, de-ren Wohnräume am Abend den öffentli-chen Raum wie eine Theaterkulisse bele-ben, sind vielleicht das beste Beispiel, umdas Verhältnis der Funktion von Wohn-hausgrundrissen und ihren Einfluss aufden Straßenraum zu erläutern.

Voraussetzung für eine räumlich gefass-te Straße ist die Orientierung der Hausfas-saden, ihrer „Straßenfenster“ und Haus-eingänge in den städtischen Raum. Ausdieser Orientierung, der Materialität, Far-bigkeit und Proportion der Hausfassaden,wird die Schönheit des Straßenraumesentwickelt. Architektonisch kam derHausfassade, auch als Straßenfassade be-zeichnet, zu allen Zeiten eine besondereBedeutung zu, weil sie das Haus für sei-nen Besitzer in den öffentlichen Raumhinein repräsentierte. Dies hat sich erstmit der Moderne und der Idee des Hausesals solitärem Kunstwerk verändert.

Kern der Misere: Die Verantwortlichenplanen zumeist aneinander vorbei. Archi-tekten entwerfen Einzelbauten in Form,Farbe und Material, so als gäbe es keinenStadtraum, in den sie sich einzufügen hät-ten. Stadtplaner setzen vor allem Pla-nungsprozesse auf, statt Stadträume zuentwickeln und zu zeichnen. Verkehrspla-ner errechnen Verkehrsströme und legenVerkehrstrassen fest, statt Stadtstraßen zuplanen. Tatsache ist, dass wir den Stadt-und Raumplaner seit den siebziger Jahrenan vielen unserer Universitäten ohne stadt-räumliches Gestalten, also ohne den Ent-wurf von Straße und Platz und damit ohnedie Lehre des Entwurfes von Stadtraum,ausbilden. An einigen Fakultäten wird inder Ausbildung zum Stadtplaner sogarganz auf das Fach Architektur und Stadt-baugeschichte verzichtet. Ein Kuriosum –wie will man ein Stadtquartier planen,ohne zu wissen, wie ein Wohn- oder einBürohaus entworfen wird?

1908 schrieb der Kunsthistoriker A. E.Brinckmann den Architekten ins Stamm-buch: „Es ist notwendig, dass Architektund Publikum aufhören, den einzelnenBau als ein in sich abgeschlossenes Gebil-de zu betrachten. Jeder Bau hat eine Ver-pflichtung gegen seine Umgebung, gegendie gesamte Stadt, wie der Einzelne gegenseine Familie. Nicht Einzelnes allein zu se-hen, sondern Relationen zu geben, dies istdas erste Bemühen des Stadtbaues. UnterRelationen verstehen wir das optisch auf-genommene, plastisch und räumlich emp-fundene Verhältnis der einzelnen Teile ei-ner architektonischen Situation unterein-ander und zum Ganzen.“ – Wir sollten dieAusbildung der Architekten wieder an die-sem Ganzen ausrichten.Christoph Mäckler leitet das Büro Prof. ChristophMäckler Architekten in Frankfurt und ist Gründungs-direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunstan der Technischen Universität Dortmund.

Belladonna of Sadness – JapanischerZeichentrickblick aufs europäischeMittelalter. (F.A.Z. von gestern.)Ben Hur – Aktueller Hollywoodblickauf einen römischen Klassiker.Fado – Deutscher Dramenblick aufeine Liebe in Lissabon.Mahana: Eine Maori-Saga – EpischerBreitwandblick auf Neuseeland.Von Trauben und Menschen – Nüch-terner Dokumentarblick auf Wein.

Von Haus ausmissglückt

Seidumschlungen!Der Regisseur JohanSimons wird siebzig

Wenn hier nur immer so schön wie in dieser Woche die Sonne schiene: Szene aus dem neuen Frankfurter Europaviertel, das wie viele andere Neubauviertel den öffentlichen Raum einer Straßenschneise überlässt. Foto Frank Röth

Neu im Kino

Grenzgänger: Johan Simons Foto dpa

Bauherren und Architekten im Würgegriff desBebauungsplans: Warum nur ist uns die Fähigkeitabhandengekommen, schöne und bewohnbare Städtezu bauen? Ein Denkanstoß. Von Christoph Mäckler

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG DONNERSTAG, 1. SEPTEMBER 2016 · NR. 204 · SEITE 11Feuilleton

Bevor er nach Deutschland kam, um alsGastregisseur in Stuttgart, Münchenoder Braunschweig zu inszenieren undals Intendant zunächst die feinenMünchner Kammerspiele und dann dieurwüchsigen ehemaligen Industrieanla-gen im Ruhrgebiet bespielen zu lassen,zog Johan Simons durch die Niederlan-de und spielte unter Brücken, in Stäl-len, Zelten und leerstehenden Fabrik-hallen. Er wollte das Theater dorthinbringen, wo es nie Fuß gefasst hatte: indie tiefste Provinz. Simons, der zu-nächst Tänzer hatte werden wollen, be-vor er Schauspieler, Regisseur und In-tendant wurde, kehrte in den achtzigerund neunziger Jahren mit Schauspieler-kollektiven und Theatertruppen wie„Wespetheater“ und „Theatergroep Hol-landia“ dorthin zurück, wo er herge-kommen war: aufs platte Land. Fünf-zehn Jahre lang hat „Hollandia“ in kei-nem normalen Theater gespielt. KeinVorhang, keine Lichteffekte, keine Mu-sik, die statt der Schauspieler die Emo-tionen ausdrücken soll, und nie die Ge-schichte vergessen, die der Ort zu erzäh-len hat, an dem man gerade arbeitet –so lauteten einige der Gebote, denen Si-mons damals seine Arbeit unterwarf.

Geboren wurde er 1946, als die Welt„in Asche lag“, wie er im soeben er-schienenen Jahrbuch von „Theater heu-te“ schreibt. Die Sehnsucht nach Grenz-überschreitung, die ihn künstlerischvorantreibt, führt er auf die Grenzen zu-rück, auf die er als Heranwachsenderunentwegt stoßen musste: Die Welt sei-ner Kindheit war eng und klein, ge-prägt von den Verheerungen, die derKrieg hinterlassen hatte. Diese Engewollte Simons überwinden, ohne seineHerkunft zu verleugnen. Im Gegenteil:„Wer sein Dorf nicht kennt, der kenntdie Welt nicht“, so lautete das Motto,das er ausgab, als er 2010 Nachfolgervon Frank Baumbauer als Intendantder Münchner Kammerspiele wurde.

Mit „Hollandia“ hatte er Kroetz, Ach-ternbusch und die alten Griechen imZelt inszeniert, als international gefrag-ter Gastregisseur feierte er Erfolge mitHeiner Müllers „Anatomie Titus“ inMünchen und Houellebecqs „Elemen-tarteilchen“ in Zürich, wurde aber auchschon mal mit „Kasimir und Karoline“in Avignon kräftig ausgebuht. Die Listeder Auszeichnungen und Ehrungen,die ihm zuteilwurden, ist außergewöhn-lich lang: er war Regisseur des Jahres(2004), hat den „Nestroy“, den „Faust“,den Berliner Theaterpreis und die Eh-rendoktorwürde der Universität Gent,wo er von 2005 bis 2010 das flämischeStadttheater leitete. Aus Königinnen-hand wurde ihm 2014 im Theater Ams-terdam der mit 150 000 Euro dotiertePreis des Prinz-Bernhard-Kulturfondsüberreicht. Die Hälfte des Preisgeldesbestimmte Simons zur Förderung desTheaternachwuchses.

Das Publikum, das er als jungerKünstler gewinnen wollte, die Bauern,Dörfler und Kleinstadtbewohner, hater wohl nur selten erreicht, seinen poli-tischen Anspruch, mit dem Theater ge-rade auch soziale Grenzen zu überwin-den, gleichwohl nie aufgegeben. DieRuhrtriennale übernahm er 2015 mit ei-nem vieldeutigen „Seid umschlungen!“auf den Lippen, und man darf gespanntsein, welches Motto er 2018 ausgibt,wenn seine Intendanz am Schauspiel-haus Bochum beginnt. Heute wird Jo-han Simons siebzig Jahre alt. Morgenhat seine jüngste Inszenierung Premie-re: „Die Fremden“ nach Kemal DaoudsRoman „Der Fall Meursault“. Ort derAufführung: die ehemalige Kohlen-mischhalle in Marl. HUBERT SPIEGEL

Warum eigentlich sind unse-re alten Städte in Europaschöner als alles, was Pla-ner und Architekten je inden vergangenen Jahr-

zehnten nach dem Zweiten Weltkrieg anNeuem entwickelt haben? Ist das nor-mal? Sind Städte, wie der eine oder ande-re Kritiker im Brustton der Überzeugungöffentlich vertritt, unplanbar? Oder be-ruht der desolate Zustand der neuenStadtviertel mit ihren traurig-tristen Stra-ßen, denen jede Anmutung und Aufent-haltsqualität fehlt, einfach nur auf einemfatalen Unwissen der Fachleute, Straßenund Plätze als städtische Aufenthaltsräu-me zu planen?

Offenbar haben wir uns daran ge-wöhnt, dass wir, wenn von Florenz alsschöner Stadt die Rede ist, nicht die Neu-bauviertel der vergangenen fünfzig Jahre,sondern ausschließlich vom Zentrum derStadt mit der Piazza della Signoria spre-chen. Wer Barcelona als die schönsteStadt am Meer benennt, meint die alteRasterstadt mit dem prächtigen Boule-vard, den Ramblas und nicht die Erweite-rung der Stadt, wie sie von Planern fürOlympia 1992 mit einem Etat von 5,5 Mil-liarden Euro angelegt wurde.

Und wenn wir von Paris schwärmen, ha-ben wir das Paris Haussmanns vor Augenund nicht das von 1963 an entstandeneViertel La Défense hinter dem Arc de Tri-omphe oder gar die Banlieues, jene Neu-bauviertel außerhalb des Stadtzentrums,die zum Inbegriff sozialen Abstiegs mu-tierten. Und natürlich haben die Demons-trationen gegen die Anschläge auf das Sati-remagazin „Charlie Hebdo“ auch nicht indiesen neuen Vierteln, sondern auf demPlace de la République stattgefunden.

Und wenn wir durch die von Planernangepriesenen neuen Stadtviertel hinterden Bahnhöfen von Stuttgart, Zürich,oder Frankfurt gehen, die ihre Urbanitätund Zukunftsfähigkeit glauben schon mitihrem Namen „Europaviertel“ nachwei-sen zu können, fröstelt es uns angesichtsder abstoßenden Kälte und Langeweile,die uns in den ungefassten Stadträumenentgegenschlägt. Genaugenommen sindes auch keine Stadträume, sondern Rest-räume, die zwischen den von Architektengeplanten und neuerrichteten Häusern er-halten bleiben, und von Landschaftspla-nern mit gepflasterten Wegen, Kinder-spielgeräten, Bänken, Büschen und Bäu-men aufgefüllt werden, damit sie gegen-über dem Bürger in ihrer räumlichen Be-langlosigkeit noch irgendwie zu rechtferti-gen sind. Diese Europaviertel reichen qua-litativ nicht im mindesten an die vormo-dernen, mehr als hundert Jahre altenStadtzentren heran.

Ist das normal? Müssen Neubauviertelaus neben- und hintereinandergestelltenBehausungen ohne jeden räumlichen Be-zug zueinander, ohne einen von Architek-ten entworfenen öffentlichen Stadtraumentstehen? Oder sind wir einfach nurEwiggestrige, die wir es wagen, das Nicht-vorhandensein des öffentlichen Raumesin städtebaulicher Qualität in unserenNeubauvierteln anzumahnen? Der derzeitlandauf, landab zu beobachtende Wieder-aufbau von alten Häusern und Quartierenjedenfalls scheint eigentlich nur der Hilfe-schrei einer Gesellschaft zu sein, die vonPlanern und Architekten andere Qualitä-ten erwartet als das, was wir ihr in denletzten Jahrzehnten angeboten haben.

Während die hohe Nutzungsmischungund die Dichte der Stadt, wie wir sie in den

Vierteln des neunzehnten Jahrhunderts fin-den, in der Fachwelt mittlerweile eine weit-gehend anerkannte Grundregel für die Pla-nung eines neuen Quartiers darstellen, fin-det der architektonische Teil der Planung,der Entwurf des öffentlichen Raumes, desStraßen- und Platzraumes in Planer- undArchitektenkreisen noch immer keine An-erkennung oder ist zumindest umstritten.

Dabei ist der öffentliche Raum derStadt schlechthin der Gemeinschaftsbe-sitz unserer Gesellschaft. Der öffentlicheRaum ist eine der größten Errungenschaf-ten der alten europäischen Stadt. Hiertraf man sich, um Ideen, Meinungen undInformationen auszutauschen. Vor allemaber kann dieser öffentliche Raum, im Ge-gensatz zu den bewachten sogenanntenGated Communities, von jedem Stadtbür-ger als Aufenthaltsraum genutzt werden,unabhängig von Herkunft, Position undsozialem Status.

Anders als der private Wohnraum desHauses aber, in dem wir die Wandfarbe,den Teppich, das Parkett und den Sesselsorgfältig aussuchen, um uns wohl zu füh-len, bleibt die Gestalt des Straßen- undPlatzraumes in unseren Stadtplanungsäm-tern ungeplant. Sie wird der Willkür unddem Unwissen einer privatwirtschaftlichorientierten Bauherrenschaft überlassen,die ihrerseits aber an der Schönheit desQuartiers interessiert ist, um damit einebessere Vermarktung der jeweiligen Im-mobilie herbeiführen zu können. Dennder öffentliche Raum ist – mit einem Wortdes Architekten und Kunsthistorikers Cor-nelius Gurlitt von 1920 – als erweiterterWohnraum zu sehen.

Fakt ist, dass die Moderne euro-paweit nicht einen einzigenPlatzraum hervorgebracht hat,der in seiner stadträumlichenQualität mit dem Place des Vos-

ges, der Piazza Navona oder auch nur mitdem unter dem damaligen Oberbürger-meister Walter Wallmann schon 1983 wie-dererrichteten Rathausplatz der StadtFrankfurt, dem Römerberg mit seinen gie-belständigen Fachwerkhäusern, vergleich-bar wäre. Noch im neunzehnten Jahrhun-dert aber finden sich diese stadträumli-chen Qualitäten im Städtebau. Namenvon Städtebauern wie Josef Stübben inKöln, Theodor Fischer in München oderFritz Schumacher in Hamburg stehen bei-spielhaft für gelungene Stadträume, in de-nen sich die Bewohner noch wohl fühlen.

Wenn wir davon ausgehen, dass derStädtebau in Deutschland ausschließlich

gesamtgesellschaftlichen Bedürfnissen zudienen hat, und uns gleichzeitig vergegen-wärtigen, dass die auf dem Immobilien-markt begehrtesten Stadtgebiete nichtetwa unsere heutigen Neubauviertel sind,sondern vor mehr als hundert Jahren rea-lisierte Stadtentwürfe, wird deutlich, dassder öffentliche Raum eine architekto-nisch-städtebauliche Dimension hat, diees in unseren Stadtplanungsämtern wie-der aktiv zu bearbeiten gilt.

Die Immobilienpreise zeigen, welchenMehrwert ein altes Stadtquartier gegen-über einem Neubaugebiet hat. Ein Miets-haus aus dem Jahre 1886 stellt in einerStadt wie Köln, Frankfurt, München oderBerlin einen weit wertvolleren Besitz dar,als ein vergleichbares Haus des Jahrgangs1986. Das liegt aber nicht an der wiederer-wachten Vorliebe unserer Gesellschaft fürdie Fassadenstuckaturen des neunzehntenJahrhunderts, sondern ist vor allem derTatsache geschuldet, dass dieses Haus in ei-nem Stadtquartier mit architektonisch ge-fassten öffentlichen Räumen, an Straßenund Plätzen dieser Zeit steht. Die Qualitätalter Stadträume ist nicht irgendwie ge-wachsen, sondern dem städtebaulichenEntwurf der damaligen Zeit geschuldet.

Und natürlich findet die sogenannteGentrifizierung nicht in Neubauviertelnoder in den Siedlungsgebieten der achtzi-ger und neunziger Jahre des zwanzigstenJahrhunderts, sondern in erster Linie inden alten Stadtquartieren des neunzehn-ten Jahrhunderts statt. Der Immobilien-markt macht uns also deutlich, dass diebeliebtesten Stadtquartiere aus der Zeitder Erfindung des Automobils stammen.Würden wir heute aber mit einem Auto-mobil dieser Zeit von München nachHamburg fahren? Weder funktional nochästhetisch entspricht es unseren heutigenAnsprüchen. Anders verhält es sich mitder Schönheit des städtischen Raumesdieser Zeit, die wir nicht als museal, son-dern als zeitgemäße Wohnumgebung vonhöchster Qualität empfinden.

Wenn wir Architekten und Planer unsselbst in alten Stadtquartieren wohler füh-len als in den von uns konzipierten Neu-bauvierteln, warum suchen wir diesestadträumlichen Qualitäten nicht in unse-re Zeit zu transferieren? Warum lösenwir die Gentrifizierung statt mit politischverordnetem Mietpreisstopp nicht mit derErrichtung von neuen Stadtquartierender gleichen Qualität?

Heute stehen am Beginn einer Quartiers-planung technische Planungen. Man be-ginnt mit der Verkehrstechnik, der Trassen-

breite von Straßen, ihren Abbiegespurenund weißen Verkehrsmarkierungen, stattden architektonisch stadträumlichen Cha-rakter der Straße an den Anfang des Ent-wurfes eines Stadtquartiers zu stellen. Manbeginnt mit theoretischen Planungen vonstädtischer Dichte statt mit dem konkretenEntwurf von städtischem Raum. Man stelltHäuser in mathematischen Verhältniszah-len von Gebäude- zu Grundstücksgröße zu-sammen, ohne Straßen und Plätze miträumlich erlebbaren Proportionen als öf-fentliche Stadträume zu entwerfen.

Der zeitgenössische Bebauungsplanzeigt mit seinem Zahlenwerk dem Be-trachter nicht, wie die Häuser zueinanderstehen, um miteinander einen gemeinsa-men Raum, einen Straßen- oder Platz-raum zu bilden. Er ist kein Instrument,mit dem der öffentliche Raum der euro-päischen Stadt vergangener Jahrhundertegeplant werden könnte. Er hat die Quali-tät des Kochrezeptes einer köstlichenSpeise, in dem zwar alle Zutaten aufge-zählt werden, in dem aber der Kochvor-gang nicht erläutert wird: Er ist ein Instru-ment planungstheoretischen Handelns,ohne dass daraus ein Stück europäischenStadtraumes erwüchse.

Dies gilt auch, wenn der Aufstellungdieser Bebauungspläne ein städtebauli-cher Wettbewerb vorangegangen ist, weilauch dieser sich nicht mit Straßen- undPlatzräumen auseinandersetzt, sondernsich vielmehr in zweidimensionalen Pla-nungen mit modisch mäandrierendenBaukörpern, gewürfelten Häuschen undvor allem viel Grün beschäftigt.

Besonders deutlich wird dieserMangel, wo in einem Neubau-gebiet öffentliche Gebäude,Schulen oder Kindergärten vor-gesehen sind. Man nutzt diese

in der Planung nicht, um diese Bauwerkeals besonderen Ort eines Quartiers her-auszuarbeiten. So könnte man ein solchesöffentliches Gebäude seiner gesellschaftli-chen Bedeutung entsprechend beispiels-weise, von einem Platz umgeben, in derzentralen Mitte eines Quartiers anord-nen, so wie dies Ernst May mit der Pesta-lozzischule von Martin Elsässer in seinerSiedlung Bornheimer Hang in Frankfurtam Main von 1925 plante.

Derartige stadträumliche Höhepunktesehen heutige Planungen nicht vor. Durch-forstet man dagegen die Literatur zum eu-ropäischen Städtebau um die vorletzteJahrhundertwende, liest man Josef Stüb-ben, Raymond Unwin oder Cornelius Gur-litt, findet man praxisnahe Handlungsan-weisungen, die sich auf der Grundlagefunktional-technischer Gegebenheitender damaligen Zeit so gut wie ausschließ-lich mit dem Entwurf des öffentlichenRaumes, seiner Proportion, seiner Engeund Weite und der Anordnung von Häu-sern an Straßen und Plätzen beschäftigen.

Grundelement des Entwurfs schönerstädtischer Räume ist das städtischeWohn- und Geschäftshaus. Es ist einesder kleinsten Elemente, ein Stadtbaustein,mit dem städtischer Raum gebildet wird.„Die Außenwände des Wohnraumes sinddie Innenwände des öffentlichen Stadtrau-mes“, definiert der Wiener Architekt undStadtplaner Georg Franck treffend – dieFassaden der Wohn- und Geschäftshäuserformen die Straßen- und Platzräume. Fol-gerichtig muss sich die Grundform desEinzelhauses der Grundform der Straßeund des Platzes unterordnen und nicht ein-fach nur, wie heute üblich, der einfachenRechteckform folgen. Aber auch schon die

Höhe eines Hauses, ins richtige Verhältniszur Breite der Straße und ihrer Gehsteigegesetzt, bestimmt die Proportion und denCharakter des öffentlichen Raumes.

Die Ausrichtung des Grundrisses zurStraße hin ist bestimmend für die Anteil-nahme der Bewohner am städtischen Stra-ßenleben. Der Grundriss eines Mietshau-ses, an dessen Straßenfassade aus ver-meintlich funktionalen Gründen aus-schließlich Treppenhäuser, Bäder und Kü-chen gelegt sind, weil man glaubt, alleWohnräume zur Sonne ausrichten zu müs-sen, verschließt sich der Straße. Das Hauswendet der Straße den Rücken zu. DieSchönheit der Fassade im städtischen Stra-ßenraum wird also erst einmal durch dieGrundrissorganisation des Hauses be-stimmt. Die Stadthäuser Amsterdams, de-ren Wohnräume am Abend den öffentli-chen Raum wie eine Theaterkulisse bele-ben, sind vielleicht das beste Beispiel, umdas Verhältnis der Funktion von Wohn-hausgrundrissen und ihren Einfluss aufden Straßenraum zu erläutern.

Voraussetzung für eine räumlich gefass-te Straße ist die Orientierung der Hausfas-saden, ihrer „Straßenfenster“ und Haus-eingänge in den städtischen Raum. Ausdieser Orientierung, der Materialität, Far-bigkeit und Proportion der Hausfassaden,wird die Schönheit des Straßenraumesentwickelt. Architektonisch kam derHausfassade, auch als Straßenfassade be-zeichnet, zu allen Zeiten eine besondereBedeutung zu, weil sie das Haus für sei-nen Besitzer in den öffentlichen Raumhinein repräsentierte. Dies hat sich erstmit der Moderne und der Idee des Hausesals solitärem Kunstwerk verändert.

Kern der Misere: Die Verantwortlichenplanen zumeist aneinander vorbei. Archi-tekten entwerfen Einzelbauten in Form,Farbe und Material, so als gäbe es keinenStadtraum, in den sie sich einzufügen hät-ten. Stadtplaner setzen vor allem Pla-nungsprozesse auf, statt Stadträume zuentwickeln und zu zeichnen. Verkehrspla-ner errechnen Verkehrsströme und legenVerkehrstrassen fest, statt Stadtstraßen zuplanen. Tatsache ist, dass wir den Stadt-und Raumplaner seit den siebziger Jahrenan vielen unserer Universitäten ohne stadt-räumliches Gestalten, also ohne den Ent-wurf von Straße und Platz und damit ohnedie Lehre des Entwurfes von Stadtraum,ausbilden. An einigen Fakultäten wird inder Ausbildung zum Stadtplaner sogarganz auf das Fach Architektur und Stadt-baugeschichte verzichtet. Ein Kuriosum –wie will man ein Stadtquartier planen,ohne zu wissen, wie ein Wohn- oder einBürohaus entworfen wird?

1908 schrieb der Kunsthistoriker A. E.Brinckmann den Architekten ins Stamm-buch: „Es ist notwendig, dass Architektund Publikum aufhören, den einzelnenBau als ein in sich abgeschlossenes Gebil-de zu betrachten. Jeder Bau hat eine Ver-pflichtung gegen seine Umgebung, gegendie gesamte Stadt, wie der Einzelne gegenseine Familie. Nicht Einzelnes allein zu se-hen, sondern Relationen zu geben, dies istdas erste Bemühen des Stadtbaues. UnterRelationen verstehen wir das optisch auf-genommene, plastisch und räumlich emp-fundene Verhältnis der einzelnen Teile ei-ner architektonischen Situation unterein-ander und zum Ganzen.“ – Wir sollten dieAusbildung der Architekten wieder an die-sem Ganzen ausrichten.Christoph Mäckler leitet das Büro Prof. ChristophMäckler Architekten in Frankfurt und ist Gründungs-direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunstan der Technischen Universität Dortmund.

Belladonna of Sadness – JapanischerZeichentrickblick aufs europäischeMittelalter. (F.A.Z. von gestern.)Ben Hur – Aktueller Hollywoodblickauf einen römischen Klassiker.Fado – Deutscher Dramenblick aufeine Liebe in Lissabon.Mahana: Eine Maori-Saga – EpischerBreitwandblick auf Neuseeland.Von Trauben und Menschen – Nüch-terner Dokumentarblick auf Wein.

Von Haus ausmissglückt

Seidumschlungen!Der Regisseur JohanSimons wird siebzig

Wenn hier nur immer so schön wie in dieser Woche die Sonne schiene: Szene aus dem neuen Frankfurter Europaviertel, das wie viele andere Neubauviertel den öffentlichen Raum einer Straßenschneise überlässt. Foto Frank Röth

Neu im Kino

Grenzgänger: Johan Simons Foto dpa

Bauherren und Architekten im Würgegriff desBebauungsplans: Warum nur ist uns die Fähigkeitabhandengekommen, schöne und bewohnbare Städtezu bauen? Ein Denkanstoß. Von Christoph Mäckler

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG DONNERSTAG, 1. SEPTEMBER 2016 · NR. 204 · SEITE 11Feuilleton

Bevor er nach Deutschland kam, um alsGastregisseur in Stuttgart, Münchenoder Braunschweig zu inszenieren undals Intendant zunächst die feinenMünchner Kammerspiele und dann dieurwüchsigen ehemaligen Industrieanla-gen im Ruhrgebiet bespielen zu lassen,zog Johan Simons durch die Niederlan-de und spielte unter Brücken, in Stäl-len, Zelten und leerstehenden Fabrik-hallen. Er wollte das Theater dorthinbringen, wo es nie Fuß gefasst hatte: indie tiefste Provinz. Simons, der zu-nächst Tänzer hatte werden wollen, be-vor er Schauspieler, Regisseur und In-tendant wurde, kehrte in den achtzigerund neunziger Jahren mit Schauspieler-kollektiven und Theatertruppen wie„Wespetheater“ und „Theatergroep Hol-landia“ dorthin zurück, wo er herge-kommen war: aufs platte Land. Fünf-zehn Jahre lang hat „Hollandia“ in kei-nem normalen Theater gespielt. KeinVorhang, keine Lichteffekte, keine Mu-sik, die statt der Schauspieler die Emo-tionen ausdrücken soll, und nie die Ge-schichte vergessen, die der Ort zu erzäh-len hat, an dem man gerade arbeitet –so lauteten einige der Gebote, denen Si-mons damals seine Arbeit unterwarf.

Geboren wurde er 1946, als die Welt„in Asche lag“, wie er im soeben er-schienenen Jahrbuch von „Theater heu-te“ schreibt. Die Sehnsucht nach Grenz-überschreitung, die ihn künstlerischvorantreibt, führt er auf die Grenzen zu-rück, auf die er als Heranwachsenderunentwegt stoßen musste: Die Welt sei-ner Kindheit war eng und klein, ge-prägt von den Verheerungen, die derKrieg hinterlassen hatte. Diese Engewollte Simons überwinden, ohne seineHerkunft zu verleugnen. Im Gegenteil:„Wer sein Dorf nicht kennt, der kenntdie Welt nicht“, so lautete das Motto,das er ausgab, als er 2010 Nachfolgervon Frank Baumbauer als Intendantder Münchner Kammerspiele wurde.

Mit „Hollandia“ hatte er Kroetz, Ach-ternbusch und die alten Griechen imZelt inszeniert, als international gefrag-ter Gastregisseur feierte er Erfolge mitHeiner Müllers „Anatomie Titus“ inMünchen und Houellebecqs „Elemen-tarteilchen“ in Zürich, wurde aber auchschon mal mit „Kasimir und Karoline“in Avignon kräftig ausgebuht. Die Listeder Auszeichnungen und Ehrungen,die ihm zuteilwurden, ist außergewöhn-lich lang: er war Regisseur des Jahres(2004), hat den „Nestroy“, den „Faust“,den Berliner Theaterpreis und die Eh-rendoktorwürde der Universität Gent,wo er von 2005 bis 2010 das flämischeStadttheater leitete. Aus Königinnen-hand wurde ihm 2014 im Theater Ams-terdam der mit 150 000 Euro dotiertePreis des Prinz-Bernhard-Kulturfondsüberreicht. Die Hälfte des Preisgeldesbestimmte Simons zur Förderung desTheaternachwuchses.

Das Publikum, das er als jungerKünstler gewinnen wollte, die Bauern,Dörfler und Kleinstadtbewohner, hater wohl nur selten erreicht, seinen poli-tischen Anspruch, mit dem Theater ge-rade auch soziale Grenzen zu überwin-den, gleichwohl nie aufgegeben. DieRuhrtriennale übernahm er 2015 mit ei-nem vieldeutigen „Seid umschlungen!“auf den Lippen, und man darf gespanntsein, welches Motto er 2018 ausgibt,wenn seine Intendanz am Schauspiel-haus Bochum beginnt. Heute wird Jo-han Simons siebzig Jahre alt. Morgenhat seine jüngste Inszenierung Premie-re: „Die Fremden“ nach Kemal DaoudsRoman „Der Fall Meursault“. Ort derAufführung: die ehemalige Kohlen-mischhalle in Marl. HUBERT SPIEGEL

Warum eigentlich sind unse-re alten Städte in Europaschöner als alles, was Pla-ner und Architekten je inden vergangenen Jahr-

zehnten nach dem Zweiten Weltkrieg anNeuem entwickelt haben? Ist das nor-mal? Sind Städte, wie der eine oder ande-re Kritiker im Brustton der Überzeugungöffentlich vertritt, unplanbar? Oder be-ruht der desolate Zustand der neuenStadtviertel mit ihren traurig-tristen Stra-ßen, denen jede Anmutung und Aufent-haltsqualität fehlt, einfach nur auf einemfatalen Unwissen der Fachleute, Straßenund Plätze als städtische Aufenthaltsräu-me zu planen?

Offenbar haben wir uns daran ge-wöhnt, dass wir, wenn von Florenz alsschöner Stadt die Rede ist, nicht die Neu-bauviertel der vergangenen fünfzig Jahre,sondern ausschließlich vom Zentrum derStadt mit der Piazza della Signoria spre-chen. Wer Barcelona als die schönsteStadt am Meer benennt, meint die alteRasterstadt mit dem prächtigen Boule-vard, den Ramblas und nicht die Erweite-rung der Stadt, wie sie von Planern fürOlympia 1992 mit einem Etat von 5,5 Mil-liarden Euro angelegt wurde.

Und wenn wir von Paris schwärmen, ha-ben wir das Paris Haussmanns vor Augenund nicht das von 1963 an entstandeneViertel La Défense hinter dem Arc de Tri-omphe oder gar die Banlieues, jene Neu-bauviertel außerhalb des Stadtzentrums,die zum Inbegriff sozialen Abstiegs mu-tierten. Und natürlich haben die Demons-trationen gegen die Anschläge auf das Sati-remagazin „Charlie Hebdo“ auch nicht indiesen neuen Vierteln, sondern auf demPlace de la République stattgefunden.

Und wenn wir durch die von Planernangepriesenen neuen Stadtviertel hinterden Bahnhöfen von Stuttgart, Zürich,oder Frankfurt gehen, die ihre Urbanitätund Zukunftsfähigkeit glauben schon mitihrem Namen „Europaviertel“ nachwei-sen zu können, fröstelt es uns angesichtsder abstoßenden Kälte und Langeweile,die uns in den ungefassten Stadträumenentgegenschlägt. Genaugenommen sindes auch keine Stadträume, sondern Rest-räume, die zwischen den von Architektengeplanten und neuerrichteten Häusern er-halten bleiben, und von Landschaftspla-nern mit gepflasterten Wegen, Kinder-spielgeräten, Bänken, Büschen und Bäu-men aufgefüllt werden, damit sie gegen-über dem Bürger in ihrer räumlichen Be-langlosigkeit noch irgendwie zu rechtferti-gen sind. Diese Europaviertel reichen qua-litativ nicht im mindesten an die vormo-dernen, mehr als hundert Jahre altenStadtzentren heran.

Ist das normal? Müssen Neubauviertelaus neben- und hintereinandergestelltenBehausungen ohne jeden räumlichen Be-zug zueinander, ohne einen von Architek-ten entworfenen öffentlichen Stadtraumentstehen? Oder sind wir einfach nurEwiggestrige, die wir es wagen, das Nicht-vorhandensein des öffentlichen Raumesin städtebaulicher Qualität in unserenNeubauvierteln anzumahnen? Der derzeitlandauf, landab zu beobachtende Wieder-aufbau von alten Häusern und Quartierenjedenfalls scheint eigentlich nur der Hilfe-schrei einer Gesellschaft zu sein, die vonPlanern und Architekten andere Qualitä-ten erwartet als das, was wir ihr in denletzten Jahrzehnten angeboten haben.

Während die hohe Nutzungsmischungund die Dichte der Stadt, wie wir sie in den

Vierteln des neunzehnten Jahrhunderts fin-den, in der Fachwelt mittlerweile eine weit-gehend anerkannte Grundregel für die Pla-nung eines neuen Quartiers darstellen, fin-det der architektonische Teil der Planung,der Entwurf des öffentlichen Raumes, desStraßen- und Platzraumes in Planer- undArchitektenkreisen noch immer keine An-erkennung oder ist zumindest umstritten.

Dabei ist der öffentliche Raum derStadt schlechthin der Gemeinschaftsbe-sitz unserer Gesellschaft. Der öffentlicheRaum ist eine der größten Errungenschaf-ten der alten europäischen Stadt. Hiertraf man sich, um Ideen, Meinungen undInformationen auszutauschen. Vor allemaber kann dieser öffentliche Raum, im Ge-gensatz zu den bewachten sogenanntenGated Communities, von jedem Stadtbür-ger als Aufenthaltsraum genutzt werden,unabhängig von Herkunft, Position undsozialem Status.

Anders als der private Wohnraum desHauses aber, in dem wir die Wandfarbe,den Teppich, das Parkett und den Sesselsorgfältig aussuchen, um uns wohl zu füh-len, bleibt die Gestalt des Straßen- undPlatzraumes in unseren Stadtplanungsäm-tern ungeplant. Sie wird der Willkür unddem Unwissen einer privatwirtschaftlichorientierten Bauherrenschaft überlassen,die ihrerseits aber an der Schönheit desQuartiers interessiert ist, um damit einebessere Vermarktung der jeweiligen Im-mobilie herbeiführen zu können. Dennder öffentliche Raum ist – mit einem Wortdes Architekten und Kunsthistorikers Cor-nelius Gurlitt von 1920 – als erweiterterWohnraum zu sehen.

Fakt ist, dass die Moderne euro-paweit nicht einen einzigenPlatzraum hervorgebracht hat,der in seiner stadträumlichenQualität mit dem Place des Vos-

ges, der Piazza Navona oder auch nur mitdem unter dem damaligen Oberbürger-meister Walter Wallmann schon 1983 wie-dererrichteten Rathausplatz der StadtFrankfurt, dem Römerberg mit seinen gie-belständigen Fachwerkhäusern, vergleich-bar wäre. Noch im neunzehnten Jahrhun-dert aber finden sich diese stadträumli-chen Qualitäten im Städtebau. Namenvon Städtebauern wie Josef Stübben inKöln, Theodor Fischer in München oderFritz Schumacher in Hamburg stehen bei-spielhaft für gelungene Stadträume, in de-nen sich die Bewohner noch wohl fühlen.

Wenn wir davon ausgehen, dass derStädtebau in Deutschland ausschließlich

gesamtgesellschaftlichen Bedürfnissen zudienen hat, und uns gleichzeitig vergegen-wärtigen, dass die auf dem Immobilien-markt begehrtesten Stadtgebiete nichtetwa unsere heutigen Neubauviertel sind,sondern vor mehr als hundert Jahren rea-lisierte Stadtentwürfe, wird deutlich, dassder öffentliche Raum eine architekto-nisch-städtebauliche Dimension hat, diees in unseren Stadtplanungsämtern wie-der aktiv zu bearbeiten gilt.

Die Immobilienpreise zeigen, welchenMehrwert ein altes Stadtquartier gegen-über einem Neubaugebiet hat. Ein Miets-haus aus dem Jahre 1886 stellt in einerStadt wie Köln, Frankfurt, München oderBerlin einen weit wertvolleren Besitz dar,als ein vergleichbares Haus des Jahrgangs1986. Das liegt aber nicht an der wiederer-wachten Vorliebe unserer Gesellschaft fürdie Fassadenstuckaturen des neunzehntenJahrhunderts, sondern ist vor allem derTatsache geschuldet, dass dieses Haus in ei-nem Stadtquartier mit architektonisch ge-fassten öffentlichen Räumen, an Straßenund Plätzen dieser Zeit steht. Die Qualitätalter Stadträume ist nicht irgendwie ge-wachsen, sondern dem städtebaulichenEntwurf der damaligen Zeit geschuldet.

Und natürlich findet die sogenannteGentrifizierung nicht in Neubauviertelnoder in den Siedlungsgebieten der achtzi-ger und neunziger Jahre des zwanzigstenJahrhunderts, sondern in erster Linie inden alten Stadtquartieren des neunzehn-ten Jahrhunderts statt. Der Immobilien-markt macht uns also deutlich, dass diebeliebtesten Stadtquartiere aus der Zeitder Erfindung des Automobils stammen.Würden wir heute aber mit einem Auto-mobil dieser Zeit von München nachHamburg fahren? Weder funktional nochästhetisch entspricht es unseren heutigenAnsprüchen. Anders verhält es sich mitder Schönheit des städtischen Raumesdieser Zeit, die wir nicht als museal, son-dern als zeitgemäße Wohnumgebung vonhöchster Qualität empfinden.

Wenn wir Architekten und Planer unsselbst in alten Stadtquartieren wohler füh-len als in den von uns konzipierten Neu-bauvierteln, warum suchen wir diesestadträumlichen Qualitäten nicht in unse-re Zeit zu transferieren? Warum lösenwir die Gentrifizierung statt mit politischverordnetem Mietpreisstopp nicht mit derErrichtung von neuen Stadtquartierender gleichen Qualität?

Heute stehen am Beginn einer Quartiers-planung technische Planungen. Man be-ginnt mit der Verkehrstechnik, der Trassen-

breite von Straßen, ihren Abbiegespurenund weißen Verkehrsmarkierungen, stattden architektonisch stadträumlichen Cha-rakter der Straße an den Anfang des Ent-wurfes eines Stadtquartiers zu stellen. Manbeginnt mit theoretischen Planungen vonstädtischer Dichte statt mit dem konkretenEntwurf von städtischem Raum. Man stelltHäuser in mathematischen Verhältniszah-len von Gebäude- zu Grundstücksgröße zu-sammen, ohne Straßen und Plätze miträumlich erlebbaren Proportionen als öf-fentliche Stadträume zu entwerfen.

Der zeitgenössische Bebauungsplanzeigt mit seinem Zahlenwerk dem Be-trachter nicht, wie die Häuser zueinanderstehen, um miteinander einen gemeinsa-men Raum, einen Straßen- oder Platz-raum zu bilden. Er ist kein Instrument,mit dem der öffentliche Raum der euro-päischen Stadt vergangener Jahrhundertegeplant werden könnte. Er hat die Quali-tät des Kochrezeptes einer köstlichenSpeise, in dem zwar alle Zutaten aufge-zählt werden, in dem aber der Kochvor-gang nicht erläutert wird: Er ist ein Instru-ment planungstheoretischen Handelns,ohne dass daraus ein Stück europäischenStadtraumes erwüchse.

Dies gilt auch, wenn der Aufstellungdieser Bebauungspläne ein städtebauli-cher Wettbewerb vorangegangen ist, weilauch dieser sich nicht mit Straßen- undPlatzräumen auseinandersetzt, sondernsich vielmehr in zweidimensionalen Pla-nungen mit modisch mäandrierendenBaukörpern, gewürfelten Häuschen undvor allem viel Grün beschäftigt.

Besonders deutlich wird dieserMangel, wo in einem Neubau-gebiet öffentliche Gebäude,Schulen oder Kindergärten vor-gesehen sind. Man nutzt diese

in der Planung nicht, um diese Bauwerkeals besonderen Ort eines Quartiers her-auszuarbeiten. So könnte man ein solchesöffentliches Gebäude seiner gesellschaftli-chen Bedeutung entsprechend beispiels-weise, von einem Platz umgeben, in derzentralen Mitte eines Quartiers anord-nen, so wie dies Ernst May mit der Pesta-lozzischule von Martin Elsässer in seinerSiedlung Bornheimer Hang in Frankfurtam Main von 1925 plante.

Derartige stadträumliche Höhepunktesehen heutige Planungen nicht vor. Durch-forstet man dagegen die Literatur zum eu-ropäischen Städtebau um die vorletzteJahrhundertwende, liest man Josef Stüb-ben, Raymond Unwin oder Cornelius Gur-litt, findet man praxisnahe Handlungsan-weisungen, die sich auf der Grundlagefunktional-technischer Gegebenheitender damaligen Zeit so gut wie ausschließ-lich mit dem Entwurf des öffentlichenRaumes, seiner Proportion, seiner Engeund Weite und der Anordnung von Häu-sern an Straßen und Plätzen beschäftigen.

Grundelement des Entwurfs schönerstädtischer Räume ist das städtischeWohn- und Geschäftshaus. Es ist einesder kleinsten Elemente, ein Stadtbaustein,mit dem städtischer Raum gebildet wird.„Die Außenwände des Wohnraumes sinddie Innenwände des öffentlichen Stadtrau-mes“, definiert der Wiener Architekt undStadtplaner Georg Franck treffend – dieFassaden der Wohn- und Geschäftshäuserformen die Straßen- und Platzräume. Fol-gerichtig muss sich die Grundform desEinzelhauses der Grundform der Straßeund des Platzes unterordnen und nicht ein-fach nur, wie heute üblich, der einfachenRechteckform folgen. Aber auch schon die

Höhe eines Hauses, ins richtige Verhältniszur Breite der Straße und ihrer Gehsteigegesetzt, bestimmt die Proportion und denCharakter des öffentlichen Raumes.

Die Ausrichtung des Grundrisses zurStraße hin ist bestimmend für die Anteil-nahme der Bewohner am städtischen Stra-ßenleben. Der Grundriss eines Mietshau-ses, an dessen Straßenfassade aus ver-meintlich funktionalen Gründen aus-schließlich Treppenhäuser, Bäder und Kü-chen gelegt sind, weil man glaubt, alleWohnräume zur Sonne ausrichten zu müs-sen, verschließt sich der Straße. Das Hauswendet der Straße den Rücken zu. DieSchönheit der Fassade im städtischen Stra-ßenraum wird also erst einmal durch dieGrundrissorganisation des Hauses be-stimmt. Die Stadthäuser Amsterdams, de-ren Wohnräume am Abend den öffentli-chen Raum wie eine Theaterkulisse bele-ben, sind vielleicht das beste Beispiel, umdas Verhältnis der Funktion von Wohn-hausgrundrissen und ihren Einfluss aufden Straßenraum zu erläutern.

Voraussetzung für eine räumlich gefass-te Straße ist die Orientierung der Hausfas-saden, ihrer „Straßenfenster“ und Haus-eingänge in den städtischen Raum. Ausdieser Orientierung, der Materialität, Far-bigkeit und Proportion der Hausfassaden,wird die Schönheit des Straßenraumesentwickelt. Architektonisch kam derHausfassade, auch als Straßenfassade be-zeichnet, zu allen Zeiten eine besondereBedeutung zu, weil sie das Haus für sei-nen Besitzer in den öffentlichen Raumhinein repräsentierte. Dies hat sich erstmit der Moderne und der Idee des Hausesals solitärem Kunstwerk verändert.

Kern der Misere: Die Verantwortlichenplanen zumeist aneinander vorbei. Archi-tekten entwerfen Einzelbauten in Form,Farbe und Material, so als gäbe es keinenStadtraum, in den sie sich einzufügen hät-ten. Stadtplaner setzen vor allem Pla-nungsprozesse auf, statt Stadträume zuentwickeln und zu zeichnen. Verkehrspla-ner errechnen Verkehrsströme und legenVerkehrstrassen fest, statt Stadtstraßen zuplanen. Tatsache ist, dass wir den Stadt-und Raumplaner seit den siebziger Jahrenan vielen unserer Universitäten ohne stadt-räumliches Gestalten, also ohne den Ent-wurf von Straße und Platz und damit ohnedie Lehre des Entwurfes von Stadtraum,ausbilden. An einigen Fakultäten wird inder Ausbildung zum Stadtplaner sogarganz auf das Fach Architektur und Stadt-baugeschichte verzichtet. Ein Kuriosum –wie will man ein Stadtquartier planen,ohne zu wissen, wie ein Wohn- oder einBürohaus entworfen wird?

1908 schrieb der Kunsthistoriker A. E.Brinckmann den Architekten ins Stamm-buch: „Es ist notwendig, dass Architektund Publikum aufhören, den einzelnenBau als ein in sich abgeschlossenes Gebil-de zu betrachten. Jeder Bau hat eine Ver-pflichtung gegen seine Umgebung, gegendie gesamte Stadt, wie der Einzelne gegenseine Familie. Nicht Einzelnes allein zu se-hen, sondern Relationen zu geben, dies istdas erste Bemühen des Stadtbaues. UnterRelationen verstehen wir das optisch auf-genommene, plastisch und räumlich emp-fundene Verhältnis der einzelnen Teile ei-ner architektonischen Situation unterein-ander und zum Ganzen.“ – Wir sollten dieAusbildung der Architekten wieder an die-sem Ganzen ausrichten.Christoph Mäckler leitet das Büro Prof. ChristophMäckler Architekten in Frankfurt und ist Gründungs-direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunstan der Technischen Universität Dortmund.

Belladonna of Sadness – JapanischerZeichentrickblick aufs europäischeMittelalter. (F.A.Z. von gestern.)Ben Hur – Aktueller Hollywoodblickauf einen römischen Klassiker.Fado – Deutscher Dramenblick aufeine Liebe in Lissabon.Mahana: Eine Maori-Saga – EpischerBreitwandblick auf Neuseeland.Von Trauben und Menschen – Nüch-terner Dokumentarblick auf Wein.

Von Haus ausmissglückt

Seidumschlungen!Der Regisseur JohanSimons wird siebzig

Wenn hier nur immer so schön wie in dieser Woche die Sonne schiene: Szene aus dem neuen Frankfurter Europaviertel, das wie viele andere Neubauviertel den öffentlichen Raum einer Straßenschneise überlässt. Foto Frank Röth

Neu im Kino

Grenzgänger: Johan Simons Foto dpa

Bauherren und Architekten im Würgegriff desBebauungsplans: Warum nur ist uns die Fähigkeitabhandengekommen, schöne und bewohnbare Städtezu bauen? Ein Denkanstoß. Von Christoph Mäckler

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Deutsches Institut für Stadtbaukunst

Prof. Dipl.-Ing. Christoph MäcklerDirektor

Prof. Dr. Wolfgang Sonnestellvertretender Direktor

Dipl.-Ing. Birgit RothInstitutsleiterin

Dipl.-Ing. Theresa Lang Leitung Finanzen

Hendrik Gödecker M.A.Leitung Forschung

Vorstand

Hon.-Prof. Bernd Reiffehem. Planungsdezernent Stadt Dortmund

Hon.-Prof. Dr. Hans Stimmannehem. SenatsbaudirektorBundeshauptstadt Berlin

Kommunikation und Projekte

Mirjam Schmidt M.A.Leitung Kommunikation

Dipl.-Ing. Karen SeilerKonferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt

Dipl.-Ing. Frank FietzDortmunder Architekturtage

Vorstand

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Wissenschaftlicher Beirat

Dr. Matthias AlexanderJournalist und Ressortleiter Frankfurter Allgemeine Zeitung

Prof. Dr. Arnold BartezkyKunsthistoriker und Architekturkritiker, Universität Leipzig

Uwe BodemannStadtbaurat Landeshauptstadt Hanno-ver

Prof. Dr. Harald BodenschatzProfessor em. für Planungs- und Archi-tektursoziologie an der TU Berlin und Assoziierter Professor am Center für Metropolitan Studies an der TU Berlin

Prof. Klaus Theo BrennerArchitekturbüro Klaus Theo Brenner – Stadtarchitektur (Berlin) und Professor für Struktureller Entwurf – Stadt an der Potsdam School of Architecture

Prof. Dr. Jörn DüwelProfessor für Theorie und Geschichte der Architektur an der HafenCity Uni-versität Hamburg

Prof. Thomas WillProfessor für Baugeschichte, Architek-turtheorie und Denkmalpflege an der TU Dresden

Prof. Peter ZlonickyBüro für Stadtplanung und Stadtfor-schung, München und Professor em. für Städtebau und Bauleitung an der TU Dortmund, bzw. Städtebau und Quartiersplanung an der TU Hamburg-Harburg

Barbara Ettinger-BrinkmannPräsidentin der Bundesarchitekten-kammer

Dr. Dankwart GuratzschPublizist

Hilmar von LojewskiDeutscher Städtetag, Leiter des Dezer-nats Stadtentwicklung, Bauen, Woh-nen und Verkehr

Prof. Ansgar Schulz Architekturbüro Schulz und Schulz, Leipzig und Professur für Baukonstruk-tion an der TU-Dortmund

Prof. Dr. Jürg SulzerStadtumbau und Stadtentwicklung Zürich Professor em. für Stadtumbau und Stadtforschung an der TU Dresden und ehem. Direktor für Stadtplanung in Bern

Prof. Ingemar VollenweiderArchitekturbüro jessenvollenweider, Basel und Professor für Entwrfen und Stadtbaukunst an der TU Kaiserslau-tern

Das Kuratorium befindet sich im Aufbau

Wissenschaftlicher Beirat

Kuratorium

Deutsches Institut für Stadtbaukunst An-Institut der TU Dortmund Prof. Christoph Mäckler Prof. Dr. Wolfgang Sonne 60596 Frankfurt am Main Schaumainkai 101 T +49 69 87001440 44227 Dortmund Postfach 520104 [email protected]