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Die Akzeptanz von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika
durch die lokale Bevölkerung
- eine vergleichende Analyse von 17 Fallstudien
Diplomarbeit im Studiengang Umweltwissenschaften
an der Universität Lüneburg
Fakultät III: Umwelt und Technik
Vorgelegt von
Clara Buer
Lüner Weg 17, 21337 Lüneburg [email protected]
Martikelnummer: 2170015
August 2008
Zweitprüferin: Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann Institut für Geographie und Geologie Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät [email protected] Universität Greifswald Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 16 17487 Greifswald
Erstprüfer: Prof. Dr. Thomas Saretzki Zentrum für Demokratieforschung Fakultät I: Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften [email protected] Universität Lüneburg Scharhorststraße 1 21335 Lüneburg
1
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis..............................................................................4 Tabellenverzeichnis..................................................................................4 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................5 Zusammenfassung...................................................................................6 Abstract ....................................................................................................7 1 Einleitung ...........................................................................................8 2 Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung ................13
2.1 Begriffsklärung ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellung’ ..............................................13 2.2 Methoden zur Erfassung von ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellungen’ ....................14 2.3 Verhältnis von Einstellung und Verhalten....................................................15 2.4 Möglichkeiten der Einstellungsänderung.....................................................18 2.5 Erkenntnisse zur Akzeptanz von Schutzgebieten .......................................20
3 Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement...............................27
3.1 Begriffsklärung ‚Schutzgebiet’ und ‚Schutzgebietsmanagement’ ................27 3.2 Klassifizierungsmöglichkeiten von Schutzgebieten .....................................28
3.2.1 Schutzgebietskategorien ................................................................................28 3.2.2 Governance Typen .........................................................................................31
3.3 Schutzgebiete und lokale Bevölkerung .......................................................34 3.4 Schutzgebiete und verschiedene Managementansätze..............................36 3.5 Schutzgebiete im sozialen und politischen Prozess....................................41
4 Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen ..............................44
4.1 Handlungsstrategien für Schutzgebietsmanagement nach Sauer...............44 4.2 Die Tragik der Allmende und der Institutionenansatz..................................48
5 Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika.........51
5.1 Geschichte der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika ....................................51 5.2 Spezielle Aspekte des nationalen Naturschutzes aus den Fallstudienländern ....................................................................................................................54 5.3 Charakterisierung der Fallstudienländer nach internationalen
Vergleichsdaten.......................................................................................... 56 6 Methodik...........................................................................................58
6.1 Qualitative Metaanalyse in der empirischen Sozialforschung .....................58 6.2 Computergestützte, qualitative Datenauswertungen mit ALTAS.ti ..............60 6.3 Auswahl der Fallstudien und Darstellung der Ergebnisse ...........................61 6.4 Reflexion des Forschungsprozesses ..........................................................64
2
7 Ergebnisse .......................................................................................66 7.1 Charakterisierung der Fallstudien nach Forschungskontext und –methoden.. ....................................................................................................................66
7.1.1 Charakterisierung anhand des Forschungskontextes ....................................66 7.1.2 Charakterisierung anhand der Forschungsfragen und -methoden .................68
7.2 Die Akzeptanzobjekte: die lokalen Schutzgebiete.......................................72 7.2.1 Ökosystemtypen der Schutzgebiete ...............................................................73 7.2.2 Schutzgebietsausweisung und Umsiedlungsmaßnahmen .............................74 7.2.3 Internationale Schutzgebietskategorien, Governance Typen und lokale
Entwicklungsprojekte ......................................................................................76 7.3 Die Akzeptanzsubjekte: die lokale Bevölkerung..........................................78
7.3.1 soziodemographische Merkmale der lokalen Bevölkerung ............................79 7.3.2 sozioökonomische Merkmale der lokalen Bevölkerung..................................80
7.4 Materielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung ........................................82 7.4.1 Wildtierschäden und Beeinträchtigungen der Landnutzung ...........................82 7.4.2 Nutzungsrechte natürlicher Ressourcen im Schutzgebiet ..............................83 7.4.3 Tourismus als Finanzierungsmöglichkeit für Schutzgebiete...........................84 7.4.4 Beschäftigung beim Schutzgebietsmanagement als Einkommensquelle.......85 7.4.5 Der Einfluss materieller Vor- und Nachteile auf die Akzeptanz zum
Schutzgebiet ...................................................................................................85 7.5 Immaterielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung ....................................86
7.5.1 Der Wert der Natur und die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen ..................................................................................................87
7.5.2 Ownership und Vertrauen der Bewohner zum lokalen Schutzgebiet..............88 7.5.3 Die Wahrnehmung des Naturschutzes ...........................................................89
7.6 Akzeptanz und Einstellungen ......................................................................90 7.6.1 … der lokalen Bevölkerung zu den Schutzgebieten .......................................90 7.6.2 … der lokalen Bevölkerung zu den Entwicklungsprojekten ............................92 7.6.3 … der lokalen Bevölkerung zu den Schutzgebietsmitarbeitern ......................93 7.6.4 … der Schutzgebietsmitarbeiter zu der lokalen Bevölkerung .........................94 7.6.5 … der lokalen Bevölkerung zu den Managementmaßnahmen: Partizipation
und Regelvollzug.............................................................................................95 7.7 Illegale Aktivitäten und Konflikte im Schutzgebiet .......................................98
7.7.1 Illegale Aktivitäten im Schutzgebiet ................................................................98 7.7.2 Konflikte der lokalen Bevölkerung ................................................................100
7.8 Externe Einflüsse ......................................................................................102 7.9 Wissen von und Verhalten gegenüber den lokalen Schutzgebieten .........103 7.10 Haupteinflussfaktoren für eine höhere Akzeptanz.....................................104
3
8 Diskussion......................................................................................107 8.1 Methodische Diskussion............................................................................107 8.2 Inhaltliche Diskussion................................................................................109
8.2.1 Diskussion der Einflussfaktoren .....................................................................110 8.2.2 Vorschläge zur Einstellungs- und Verhaltensänderung .................................115 8.2.3 Die Akzeptanzchance der Schutzgebiete im Rahmen des Akzeptanzkontext ..... ......................................................................................................................117
9 Fazit und Handlungsempfehlungen ...............................................122 Glossar .................................................................................................125 Danksagung .........................................................................................126 Literaturverzeichnis ..............................................................................127 Anhang
• Anhang 1: Bildschirmoberfläche von ALTAS.ti • Anhang 2: Die Kodeliste der GoBi-Forschungsgruppe • Anhang 3: Übersicht der Faktoren, die die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die
lokale Bevölkerung beeinflussen können • Anhang 4: Erklärung der selbständigen Verfassung
digitaler Anhang
• veröffentliche Fallstudien • kodierte Fallstudien • Hermeneutic Unit der Metaanalyse im Dateiformat ‚.html’ • Hermeneutic Unit der Metaanalyse im Dateiformat ‚.acb’ • Diplomarbeit im Dateiformat ‚.pdf’
4
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Einflussschema für umweltbewusstes Verhalten, auch Fietkau-Kessel-Modell
genannt (Fietkau & Kessel 1981: 10) 17 Abbildung 2: Einstellungsbereiche der Assimilations-Kontrast-Theorie (Güttler 2003: 109) 19 Abbildung 3: Erklärungsmodell des Wahrnehmungsprozesses der einheimischen
Bevölkerung 21 Abbildung 4: Funktionsmodell der Naturschutz-Akzeptanz (Stoll 1999: 44) 23 Abbildung 5: Konzeptionelles Modell zur Darstellung der Wechselwirkungen von
verschiedenen Faktoren, die den lokalen Widerstand gegen Schutzgebiete in Deutschland beeinflussen (übersetzt nach Stoll-Kleemann 2001: 7) 24
Abbildung 6: Interaktionsorientierung der Umsetzungsstrategien nach Sauer (2006: 216) 47 Abbildung 7: geographische Verteilung der Schutzgebiete und Biosphärenreservate 73 Abbildung 8: Einflussschema der Faktoren, die die Wahrnehmung des Parks beeinflussen
(Ormsby & Kaplin 2005: 159) 106 Abbildung 9: Erklärungsmodell des Wahrnehmungsprozesses der lokalen Bevölkerung 115
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht über die IUCN Schutzgebietskategorien mit entsprechender Definition
(nach Mörschel 2004) 30 Tabelle 2: Matrix zur Charakterisierung von Schutzgebieten anhand des Managementziels
und Governance Typs 33 Tabelle 3: Darstellung der Fallstudienländer mit dem Jahr der Unabhängigkeit und den
untersuchten Schutzgebieten mit dem Jahr der ersten Schutzgebietsausweisung 53 Tabelle 4: Charakterisierungen der Fallstudienländer nach internationalen Vergleichsdaten 56 Tabelle 5: Alphabetische Auflistung der untersuchten Schutzgebiete mit Angabe des Landes
und Autoren der Fallstudien 63 Tabelle 6: Übersicht der verwendeten Methoden in den Fallstudien 70 Tabelle 7: Übersicht über die untersuchten Schutzgebiete mit Angaben zu ihrer Größe, dem
Datum ihrer Ausweisung, den entsprechenden IUCN Management Kategorien, UNESCO-Biosphärenreservate und UNESCO-Weltnaturerbestätten (UNESCO 2008c; WCPA 2008) 75
Tabelle 8: Eine Matrix, um Schutzgebiete nach ihrem Managementziel und Governance Typ zu charakterisieren (Unterstrichene Schutzgebiete tendieren zum Governance Typ B; Quelle: http://www.unesco.org/mab/wnbrs.shtml [Zugriff: 16. Mai 2008]) 77
5
Abkürzungsverzeichnis
CAMPFIRE Communal Areas Management Programme for Indigenous Resources
CBC Community-based Conservation
CBD Konvention über die biologische Vielfalt (Convention on Biological
Diversity)
CBNRM Community-based Natural Resource Management
CCA Community Conserved Area
CITES Washingtoner Artenschutzabkommen (Convention on International
Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora)
CPR Common-Pool Resource
CWM Community-based Wildlife Management
GEF Globale Umweltfazilität (Global Environmental Facility)
GoBi Governance of Biodiversity-Forschungsgruppe
HDI Human Development Index
ICDP Intregrated Conservation and Development Project
IUCN Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature)
NGO Nichtregierungsorganisation (Non Governmental Organisation)
NP National Park
PA Protected Area
SCP Selous Conservation Programme
SRCP Serengeti Regional Conservation Project
UNESCO Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und
Kultur (United Nations Educational, Scientific and Cultural
Organization)
WCPA World Commission on Protected Areas
6
Zusammenfassung
Damit die biologische Vielfalt in Schutzgebieten Subsahara-Afrikas erhalten werden kann, ist
die lokale Akzeptanz dieser Gebiete ein wichtiger Erfolgsfaktor. Ziel dieser Diplomarbeit ist
deswegen die Identifizierung der Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von Schutzgebieten
durch die lokale Bevölkerung in Subsahara-Afrika. Weiterführend werden auf der Grundlage
von sozialpsychologischen und soziologischen Erkenntnissen Möglichkeiten zur
Akzeptanzverbesserung und Verhaltensänderung entwickelt. Dazu wurde eine qualitative
Metaanalyse von 17 Fallstudien, die sich auf 19 Schutzgebiete beziehen, mit Hilfe der
Datenanalyse-Software ATLAS.ti durchgeführt. Die Fallstudien sind weitestgehend peer-
reviewed Artikel, die in internationalen, englischsprachigen Zeitschriften veröffentlicht
wurden.
Die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung wird von materiellen und
immateriellen Auswirkungen des Schutzgebiets und dessen Management auf die lokale
Bevölkerung beeinflusst. Materielle Einbußen bestehen hauptsächlich durch
Umsiedlungsmaßnahmen, Beeinträchtigungen der Landnutzung und Schäden von
Wildtieren. Materielle Vorteile hat die lokale Bevölkerung durch Nutzungsrechte und
Jagdkonzessionen im Schutzgebiet und möglicherweise durch Ökotourismus und einer
Beschäftigung beim Schutzgebiet. Auf den qualitativen empirischen Daten der Fallstudien
basierend wurden auch immaterielle Einflussfaktoren auf die Akzeptanz identifiziert. So
wurden die Erwartungen der lokalen Bevölkerung an das Schutzgebiet enttäuscht. Skepsis
und Misstrauen gegenüber dem Schutzgebietsmanagement und mangelndes Gefühl von
Ownership für das Schutzgebiet beeinträchtigen die Schutzgebietsakzeptanz. Auch
Korruption und Konflikte der lokalen Bevölkerung mit dem Schutzgebietsmanagement und
dem lokalen Entwicklungsprojekt behindern zusätzlich die Akzeptanz.
Aufgrund der schwierigen sozialen, ökonomischen und politischen Situation in den
untersuchten Ländern ist die Sicherung des Lebensunterhalts der lokalen Bevölkerung die
zentrale Vorraussetzung für eine hohe Schutzgebietsakzeptanz. Zusätzlich sollte das
Schutzgebietsmanagement jedoch die immateriellen Auswirkungen nicht unterschätzen und
durch ein adaptives und adäquates Vorgehen die lokalen informellen Institutionen
berücksichtigen. Mit fachlicher, politischer und finanzieller Unterstützung der internationalen
Naturschutzgemeinschaft könnte ein interdisziplinäres Team aus lokalen und internationalen
Fachkräften das Schutzgebietsmanagement fallsspezifisch beraten, damit diese befähigt
werden, Dialoge und Verhandlungen mit der lokalen Bevölkerung auf gleicher Augenhöhe zu
führen.
7
Abstract
Local acceptance of protected areas in Sub-Saharan Africa
- a comparative analysis of 17 case studies
To protect biological diversity in protected areas, the local acceptance of these areas is an
important success factor. Therefore, the aim of this diploma thesis is the identification of
influencing factors on the acceptance of protected areas by local people in sub-Saharan
Africa. Ways for greater acceptance and changes in behavior are developed on the basis of
sociopsychological und sociological findings. A qualitative metaanalysis of 17 case studies
which deals with 19 protected areas is carried out with the help of the data evaluation-
software ALTAS.ti. These case studies are mainly peer-reviewed Engllish articles of
international journals.
The acceptance of protected areas by local people is influenced by material and immaterial
impacts of protected areas and their management on local people. Material deprivations
contain mainly evictions, restrictions in land use and animals causing damage. Material
benefits are preceived by local people through user rights and hunting concessions in these
areas and potentially through ecotourism and employments at protected areas’ management.
Immaterial influencing factors are identified in qualitative empirical data of the case studies.
The acceptance of protected areas is influenced by disappointed expectations towards
protected areas, scepticism and mistrust in the management of protected areas and lacking
ownership of protected areas. Corruption and conflicts between local people and protected
area management or local development projects additionaly limit the acceptance.
Because of difficult social, economic and political situations in sub-Saharan Africa only stable
livilihoods of local people are the central precondition for a high acceptance of protected
areas. Additionaly, immaterial impacts should not be underestimated by protected area
managements. An adequate and adaptive Management should rather consider the local
informal instutitions. Together with a professional, political and financial support of the
international conservation community an interdisciplinary team of local and international
specialists could provide advice for a protected area management to enable them to have
dialogues and negotiations with local people on eye level.
Einleitung
8
1 Einleitung
Der Schutz der biologischen Vielfalt ist das Ziel der Konvention über die biologische Vielfalt
(CBD), der inzwischen 190 Vertragsstaaten weltweit zugestimmt haben (UNEP 2007b). Für
den Erhalt der Biodiversität sprechen neben der intrinsischen, kulturellen und spirituellen
Wertschätzung auch ökonomische Vorteile, z.B. Ökotourismus. Ebenfalls sind bisher die
Möglichkeiten des kommerziellen Profits für die Pharmaindustrie, die die Heilwirkung
pflanzlicher Inhaltsstoffe nutzen möchte, unausgeschöpft. Und „der monetäre Wert der
Ökosystemleistungen […], die eng mit dem Erhalt der Biodiversität verknüpft sind, [wird] von
einigen Experten auf 33 Billionen US Dollar pro Jahr geschätzt“ (Stoll-Kleemann & Bertzky
2008: 352).
Um den insitu-Schutz1 der Biodiversität zu erreichen, sind Schutzgebiete2 das
Hauptinstrument (Ormsby & Kaplin 2005: 156). Weltweit sind zurzeit ungefähr zwölf Prozent
der Landfläche und weniger als ein Prozent der Meeresfläche unter Schutz gestellt (UNEP
2007a). Jedoch wird das Ziel, die Biodiversität auf genetischer, artspezifischer und
ökosystemarer Ebene zu schützen, nicht automatisch durch die Einrichtung eines
Schutzgebiets erreicht. Entscheidend für die Erreichung des Biodiversitätsschutzes
(Kideghesho et al. 2007: 2215) ist vor allem die öffentliche Akzeptanz des Schutzgebiets. Zu
den Aufgaben eines Schutzgebietsmanagements gehört es deswegen auch, die Akzeptanz
der Schutzgebiete in der Region zu fördern und zu erhalten. Denn ohne die Einbeziehung
der lokalen Akteure bei der Festlegung der Schutzgebietsgrenzen, bei den Entscheidungen,
welche Ressourcen von wem genutzt werden dürfen, und bei dem Monitoring des
Biodiversitätsschutzes, sind Schutzgebiete nicht viel mehr als Paper Parks3. Schließlich kann
es aufgrund lokaler Unzufriedenheit passieren, dass ausgewiesene Schutzgebiete, dessen
Existenz und Grenzen nicht toleriert werden, verstärkt übernutzt werden (Agrawal & Ostrom
2006: 682). Somit wird die These vertreten, dass Schutzgebiete, in denen die lokale
Bevölkerung4 miteinbezogen wird, erfolgreicher sind, weil die lokale Bevölkerung durch die
Teilhabe das Schutzgebiet und dessen Regeln achtet.
Stoll-Kleemann (2001: 370) bemerkt, dass sich die mangelnde Akzeptanz der lokalen
Bevölkerung meist auf Nutzungskonflikte zurückführen lässt. Denn diese Konflikte sind bei
der Einrichtung von fast allen Schutzgebieten zu finden, da Schutzgebiete auch immer eine
1 Insitu-Schutz bezeichnet die Unterschutzstellung an Ort und Stelle im Gegensatz zum exsitu-Schutz, z.B. in Zoos. 2 Zur besseren Lesbarkeit wird hier und im Weiteren der Begriff Schutzgebiet verwendet. Damit sind sowohl IUCN-Schutzgebiete als auch UNESCO-Biosphärenreservate gemeint (3.2.1). Wenn nur Nationalparke genannt werden, bezieht sich die Aussage nur auf diese Schutzgebietskategorie. 3 s. Glossar 4 Die lokale Bevölkerung bezeichnet in dieser Arbeit die Bewohner, die in oder in der Nähe von einem Schutzgebiet wohnen und die durch die Nähe ihres Wohnortes zum Schutzgebiet von diesem betroffen sind.
Einleitung
9
Einschränkung der bisherigen Nutzungen bedeutet. Aufgrund dessen wurden seit über zwei
Jahrzehnten vermehrt lokale Entwicklungsprojekte um Schutzgebiete initiiert, die den Schutz
der Biodiversität mit Entwicklungsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung kombiniert
(Spinage 2002: 16). Dabei ist zu beachten, dass die lokale Bevölkerung im Vergleich zu
anderen Akteuren über eine schwache Machtbasis verfügt und somit von vornherein wenig
Mitsprache bei den Entscheidungsprozessen über Ressourcennutzung und
Schutzgebietsmanagement hat (Ghimire & Pimbert 1997: 9). Die Identifizierung der
Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung und die Überprüfung dieser
These ist Gegenstand dieser Arbeit.
Eingeschränkt wird die Analyse der Akzeptanz der lokalen Bevölkerung in dieser Arbeit
geographisch auf Subsahara-Afrika5. Auf der einen Seite versucht die internationale
Naturschutzgemeinschaft weltweit durch die Einrichtung von Schutzgebieten den rapiden
Verlust der Biodiversität zu stoppen (Mbile et al. 2005: 1). Auf der anderen Seite ist
Biodiversität für die Afrikaner essentiell für ihr Überleben, weil die biologische Vielfalt ihnen
Nahrung, Schutz, Kleidung, Medizin usw. bietet (Gbadegesin & Ayileka 2000: 89). Diese
gegensätzlichen Interessen reichen zurück in die Kolonialgeschichte. Denn in den meisten
Ländern wurden die ersten Schutzgebiete von den Kolonialmächten ohne Rücksprache mit
der lokalen Bevölkerung eingerichtet (Maddox 2006: 265) und es kam zu zahlreichen
Zwangsumsiedlungen (Cernea & Schmidt-Soltau 2006). Auch heute hat die Einrichtung von
Schutzgebieten starke Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung,
die von den natürlichen Ressourcen abhängig sind (Mbile et al. 2005: 1).
Damit lautet die leitende Forschungsfrage dieser Diplomarbeit:
Welche Faktoren beeinflussen die Akzeptanz eines Schutzgebiets und dessen
Managements durch die lokale Bevölkerung in Subsahara-Afrika?
Neben der Identifizierung der Einflussfaktoren wird versucht, die Bedeutung der einzelnen
Faktoren einzuschätzen. Folgende Teilfragen werden im Kontext der leitenden
Forschungsfrage bearbeitet:
a) In welchem Umfang akzeptiert die lokale Bevölkerung das Schutzgebiet in ihrer
Region?
b) In welchem Umfang akzeptiert die lokale Bevölkerung die Entwicklungsprojekte des
Schutzgebiets?
c) In welchem Umfang akzeptiert die lokale Bevölkerung die Schutzgebietsmitarbeiter?
Und wie sehen die Schutzgebietsmitarbeiter die lokale Bevölkerung?
5 Subsahara-Afrika bezeichnet den sich südlich der Sahara befindenden Teil des afrikanischen Kontinents und ist „eine Begriffsumwandlung des ursprünglichen Begriffs ‚Schwarzafrika’ während der Kolonialzeit, dessen Ursprung unter anderem in der Hautfarbe der Bewohner dieser Region der ‚Schwarzafrikaner’ liegt“ (Wikipedia 2008).
Einleitung
10
d) In welchem Umfang akzeptiert die lokale Bevölkerung die Maßnahmen des
Schutzgebietsmanagements? Welche Erfahrungen haben sie mit
Partizipationsmöglichkeiten und Regelvollzug6 gemacht?
Die Beantwortung dieser Fragen bildet die Grundlage dafür, die lokale Akzeptanz der
Schutzgebiete einschätzen und Handlungsempfehlungen für das Schutzgebietsmanagement
und an andere Entscheidungsträger formulieren zu können. Dabei berücksichtige ich
sozialpsychologische Erkenntnisse, um am Ende Empfehlungen geben zu können, wie die
Einstellung und das Verhalten der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet positiv verändert
und ihre Unterstützung für den Naturschutz gestärkt werden kann (Mkanda & Munthali 1994:
29).
Um diese Forschungsfragen zu beantworten, wurde eine vergleichende Analyse von 17
Fallstudien im Rahmen der GoBi-Forschungsgruppe7 (Governance8 of Biodiversity)
durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine qualitative Metaanalyse, die als ein Teil der
GoBi-Metaanalyse zu verstehen ist. Ziel des GoBi-Forschungsprojekts ist es, mit Hilfe
verschiedener qualitativer und quantitativer Datenerhebungen Erfolgs- und
Misserfolgsfaktoren von Schutzgebieten zu identifizieren. „Auf diesem Weg [soll] ein Beitrag
zum besseren Verständnis von Schutzgebieten in verschiedenen Kontextsituationen
geleistet werden, um anhand der gewonnenen Erkenntnisse die Umwandlung von Paper
Parks in erfolgreiche Schutzgebiete zu fördern“ (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008: 355). Um
die Gültigkeit der einzelnen Forschungsergebnisse zu prüfen, werden die empirischen
Erhebungen mit unterschiedlichen Methoden erhoben, die sogenannte methodische
Triangulation (Gutscher et al. 1996: 58). So wurden u. a. semi-strukturierte qualitative
Experteninterviews auf dem Weltnaturschutzkongress der IUCN in Bangkok 2004, eine
quantitative Telefonbefragung von möglichst allen Biosphärenreservatsmanagern weltweit,
mehrere detaillierte Fallstudien von Biosphärenreservaten und eben diese Metaanalyse
durchgeführt (Stoll-Kleemann et al. 2006: 5f; Stoll-Kleemann & Bertzky 2008: 359f). Die
Metaanalyse der GoBi-Forschungsgruppe besteht aus einer qualitativen und quantitativen
Analyse von inzwischen 173 Fallstudien. Die Auswertung dieser Fallstudien erfolgt durch
mehrere Mitarbeiter der Forschungsgruppe. Dazu gehören diese Diplomarbeit und die
Magisterarbeit von Uwe Richter mit dem Titel ‚Die Akzeptanz von Schutzgebieten durch die
lokale Bevölkerung in Südostasien’.
Systematische Analysen, wie diese Metaanalyse, werden in der Naturschutzliteratur
benötigt, da bereits eine Fülle von Fallstudien existiert, die jeweils nach eigenen Erfolgs- und
Misserfolgsfaktoren analysiert wurden. Es fehlt jedoch ein systematischer Überblick über das
6 Regelvollzug wird in dieser Arbeit als deutsche Übersetzung des Begriffs law enforcement verwendet, der in der internationalen, englischsprachigen Naturschutzdiskussion üblich ist. 7 www.biodiversitygovernance.de 8 s. Glossar
Einleitung
11
existierende Wissen von people and parks (Brechin et al. 2002: 56). Auch Agrawal (2001:
1650) konstatiert, dass explizite Vergleiche von Studien anhand nachvollziehbarer
Parameter mit einer großen Fallstudienanzahl aufschlussreicher sind als Fallstudien. So sind
17 Fallstudien der Forschungsgegenstand dieser Metaanalyse. Um die Aussagekraft der
Studien miteinander vergleichen zu können, werden die Forschungskontexte, -fragen und
-methoden miteinander in Beziehung gesetzt.
Insgesamt setzt sich die internationale Forschung über Schutzgebiete aus unterschiedlichen
Forschungsdisziplinen, wie Ökologie, Geographie oder Politikwissenschaften, zusammen
und wird in der Entwicklung von Schutzgebietsmanagementansätzen integriert. Damit
handelt es sich um ein interdisziplinäres Forschungsfeld. Auch in dieser Diplomarbeit werden
die Erkenntnisse aus verschiedenen Forschungsdisziplinen integriert, wobei die
naturwissenschaftlichen Aspekte von Schutzgebieten aufgrund der Fragestellung nicht
berücksichtigt werden.
Kapitel 2, 3 und 4 dienen der Vorstellung theoretischer Ansätze und der Literaturanalyse zur
Verortung des Themas. So werden zunächst in Kapitel 2 Erkenntnisse der Akzeptanz- und
Einstellungsforschung dargestellt. Nach einer Begriffsklärung von ‚Akzeptanz’ und
‚Einstellung’ (2.1) werden Methoden zur Erfassung von ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellungen’ (2.2)
vorgestellt, um darauf auf das Verhältnis von Einstellung und Verhalten (2.3) und die
Möglichkeiten der Einstellungsänderungen (2.4) basierend auf der Sozialpsychologie
einzugehen. Im letzten Teilkapitel 2.5 werden Erkenntnisse zur Akzeptanz von
Schutzgebieten von Rentsch, Stoll-Kleemann und Bonaiuto et al. vorgestellt.
Das dritte Kapitel ist den Schutzgebieten und dem Schutzgebietsmanagement gewidmet, um
einen Überblick über die internationale Diskussion zu geben. So werden nach der
Begriffsklärung von ‚Schutzgebiet’ und ‚Schutzgebietsmanagement’ (3.1) zwei
Klassifizierungsmöglichkeiten von Schutzgebieten (3.2) vorgestellt: die
Schutzgebietskategorien der Weltnaturschutzunion (IUCN) und die Governance Typen nach
Borrini-Feyerabend. Darauf erfolgt ein kurzer Einblick in den Forschungsstand zum Thema
‚Schutzgebiete und lokale Bevölkerung’ (3.3), ‚Schutzgebiete und verschiedene
Managementansätze’ (3.4) und ‚Schutzgebiete im sozialen und politischen Prozess’ (3.5).
Im vierten Kapitel werden zwei Ansätze aus anderen Forschungsbereichen auf die
internationale Schutzgebietsdiskussion bezogen. Zum einen die Handlungsstrategien nach
Sauer für Schutzgebietsmanagement (4.1) und zum anderen der Institutionenansatz (4.2),
der in der Tragik der Allmende begründet ist.
Nach der Akzeptanztriade von Lucke (1995: 88-91) teilt sich Akzeptanz in den
Akzeptanzkontext, das Akzeptanzobjekt und das Akzeptanzsubjekt (s. 2.1). Deswegen wird
in Kapitel 5 der Akzeptanzkontext für die Schutzgebiete in Subsahara-Afrika skizziert, indem
auf die Geschichte der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika (5.1) und auf spezielle Aspekte
Einleitung
12
des nationalen Naturschutzes in den Fallstudienländern (5.2) eingegangen wird. Zusätzlich
werden die Fallstudienländer anhand von internationalen Vergleichsdaten charakterisiert
(5.3), um mögliche nationale Unterschiede beachten zu können.
Im Methodikkapitel wird zum einen die qualitative Metaanalyse charakterisiert und in der
empirischen Sozialforschung (6.1) verortet und zum anderen die computergestützte,
qualitative Datenauswertung mit ALTAS.ti (6.2) vorgestellt. Weiterhin werden die
Auswahlkriterien der Fallstudien transparent gemacht und Hinweise zu der Darstellung der
Ergebnisse gegeben (6.3). In Kapitel 6.4 wird der Forschungsprozess reflektiert.
Das Ergebniskapitel teilt sich in zehn Unterkapitel, die sich aus den Analysekriterien
ergeben. Zunächst werden die Fallstudien nach Forschungskontext und -methoden
charakterisiert (7.1), um dann die Akzeptanzobjekte, die Schutzgebiete (7.2), und die
Akzeptanzsubjekte, die lokale Bevölkerung (7.3), vorzustellen. Daraufhin erfolgt die
Ergebnisdarstellung der materiellen (7.4) und immateriellen (7.5) Betroffenheit der lokalen
Bevölkerung und deren Akzeptanz und Einstellung zu verschiedenen Aspekten der
Schutzgebiete (7.6). Um alle Einflussfaktoren, die in den Fallstudien genannt werden, zu
berücksichtigen, erfolgt die Beschreibung der eindeutig negativen Einflussfaktoren (7.7) und
die externen Einflüsse auf die Akzeptanz (7.8). Nachdem auf das Wissen und Verhalten
gegenüber der lokalen Schutzgebiete (7.9) eingegangen wird, werden im Teilkapitel 7.10 die
Haupteinflussfaktoren auf die lokale Akzeptanz zusammengefasst.
Die methodische (8.1) und inhaltliche (8.2) Diskussion erfolgt in Kapitel 8. Dabei werden in
der inhaltlichen Diskussion zunächst die Einflussfaktoren erörtert (8.2.1) und Vorschläge zur
Einstellungs- und Verhaltensänderung entwickelt (8.2.2), um darauf aufbauend die
Akzeptanzchance für die Schutzgebiete im Rahmen des Akzeptanzkontext (8.2.3) zu
formulieren. Abschließend werden in Kapitel 9 Schlussfolgerungen gezogen und
Handlungsempfehlungen an unterschiedliche Adressaten formuliert.
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
13
2 Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
In diesem Kapitel wird zunächst eine Begriffsklärung von ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellung’
diskutiert und die Akzeptanz in den sozialpsychologischen Kontext von Einstellungen
eingeordnet (2.1). Zu der Analyse der Akzeptanz von Schutzgebieten gehört die Annahme,
dass sich bei positiver Akzeptanz auch das Verhalten der Akteure positiv gegenüber dem
Schutzgebiet auswirkt. Somit wird in Kapitel 2.2 auf das Verhältnis von Einstellungen und
Verhalten eingegangen und mit Erkenntnissen aus Sozial- und Umweltpsychologie ergänzt.
Um die Akzeptanz von Schutzgebieten durch die lokale Bevölkerung in den Fallstudien
angemessen zu vergleichen, ist es nötig, sich der unterschiedliche Methoden zur Erfassung
von Akzeptanz und Einstellungen bewusst zu sein (2.3), damit die Ergebnisse der Studien
adäquat interpretiert werden können. Kapitel 2.4 stellt einen Exkurs über
sozialpsychologische Modelle zur Veränderung von Einstellungen dar, damit aufbauend auf
den Ergebnissen der Metaanalyse adäquate Handlungsempfehlungen benannt werden
können. Bezüglich der Akzeptanz von Schutzgebieten wird in Kapitel 2.5 ein Überblick über
bisherige Untersuchungen gegeben und damit ein Kontext für die Betrachtung der
Fallstudien geschaffen.
2.1 Begriffsklärung ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellung’ Im Lexikon zur Soziologie (Meulemann 2007: 27) wird ‚Akzeptanz’ definiert als die
„Zustimmungsbereitschaft zu einer politischen Maßnahme in der Bevölkerung, z.B. dem Bau
von Kernkraftwerken“. Dabei ist die Einrichtung von Schutzgebieten als politische
Maßnahme zu verstehen. Also geht es bei der Akzeptanz eines Schutzgebiets, um die
Zustimmungsbereitschaft in der Bevölkerung zu dieser Maßnahme. Lucke (1995: 104)
differenziert Akzeptanz stärker, indem sie den Begriff wie folgt definiert: Die Chance, für bestimmte Meinungen, Maßnahmen, Vorschläge und Entscheidungen bei einer identifizierbaren Personengruppe ausdrückliche oder stillschweigende Zustimmung zu finden und unter angebbaren Bedingungen aussichtsreich auf deren Einverständnis rechnen zu können.
Damit stellt die lokale Bevölkerung, die in oder in der Nähe von einem Schutzgebiet lebt, die
identifizierbare Personengruppe dar, die entweder ausdrücklich oder stillschweigend das
Schutzgebiet akzeptiert. Die Fragestellung dieser Arbeit wiederum bezieht sich auf die
Identifizierung der Einflussfaktoren auf die Akzeptanz, so dass ein möglichst hohes
Einverständnis der lokalen Bevölkerung erreicht werden kann. Lucke (1995: 88-91) formuliert
weiterhin eine Akzeptanztriade, die aus dem Akzeptanzsubjekt, dem Akzeptanzobjekt und
dem Akzeptanzkontext besteht. Dabei beeinflussen sich die drei Komponenten gegenseitig:
das Akzeptanzsubjekt, die lokale Bevölkerung (s. 7.3), das Akzeptanzobjekt, die einzelnen
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
14
Schutzgebiete (s. 7.2), und der Akzeptanzkontext, der durch Fokussierung auf Schutzgebiete
in Subsahara-Afrika bestimmt ist (s. 5).
Rentsch (1988: 10) definiert Akzeptanz allgemein als „Ausdruck einer positiven Einstellung
eines Individuums einem Objekt gegenüber“ und stellt so die Verknüpfung zu dem
sozialpsychologischen Begriff der Einstellung her. Für den Begriff ‚Einstellung’, der in der
englischen Sprache attitude entspricht, existieren eine Reihe von Definitionen. Das Drei-
Komponenten-Modell gibt den Begriffskern vieler Definitionen wieder und beschreibt drei
Einstellungskomponenten: die affektive, die kognitive und die konative Komponente. Die
affektive Komponente umfasst „die gefühlsmäßigen, emotionalen Regungen gegenüber dem
Objekt“ (Klima 2007: 156). „Das subjektive Wissen über ein Einstellungsobjekt“ (Güttler
2003: 103) beschreibt die kognitive Komponente und die konative Komponente bezeichnet
die Verhaltenstendenzen gegenüber dem Objekt. Die affektive Komponente wird
überwiegend als zentral betrachtet, wobei hingegen die Einbeziehung der konativen
Komponente in den Einstellungsbegriff umstritten ist (Klima 2007: 156).
2.2 Methoden zur Erfassung von ‚Akzeptanz’ und ‚Einstellungen’ Um Studien über die Akzeptanz von Schutzgebieten durch die lokale Bevölkerung
vergleichen zu können, ist es wichtig, die unterschiedlichen Methoden der einzelnen Studien
zu reflektieren. Zwei unterschiedliche umweltpsychologische Forschungstraditionen über die
Wahrnehmung der Umweltthematik lassen sich hier aufgrund ihrer Annahmen und Methoden
auf die Erfassung der Akzeptanz von Schutzgebieten übertragen. Dabei handelt es sich
erstens um die Forschung zur kognitiven Struktur des Umweltbewusstseins und zweitens um
die Forschung zur subjektiven Repräsentation der Umweltthematik (Matthies & Homburg
2001: 99-104).
Die erste Forschungstradition versteht Umweltbewusstsein als ein Einstellungskonstrukt, das
aus der affektiven, kognitiven und Verhaltensbezogenen Komponente besteht (s. 2.1), und
versucht Umweltbewusstsein anhand der drei Komponenten quantitativ zu erfassen
(Matthies & Homburg 2001: 100f). Auch allgemein werden Einstellungen in der
Sozialpsychologie am häufigsten quantitativ anhand von Skalen erhoben. Dabei muss bei
jeder einzelnen Studie überprüft werden, ob alle drei Komponenten von Einstellung
abgefragt werden oder nicht. „’Klassische’ Einstellungsskalen wie z.B. die ‚Thurstone-Skala’
oder die ‚Likertskala’ bestehen in der Regel aus 20 - 25 Statements, die unterschiedliche
Grade der zu messenden Einstellung repräsentieren und das gesamte
Einstellungskontinuum abdecken“ (Güttler 2003: 106). Wegen der Einfachheit und der
praktischen Brauchbarkeit ist die Likertskala, auch „Technik der summierten
Einschätzungen“ genannt, in der Sozialforschung recht beliebt (Diekmann 1997: 209). Dabei
wird der Grad der Zustimmung bezüglich einzelner Statements, auch Items genannt, anhand
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
15
von folgender 5-Punkte-Antwortskala abgefragt: ‚stimme überhaupt nicht zu’, ‚stimme nicht
zu’, ‚teils/ teils’, ‚stimme zu’ und ‚stimme voll zu’. Ziel ist es, auf der Basis der Items jeder
befragten Person einen Skalenwert zuzuweisen, um so die Einstellung zu dem befragten
Thema abzulesen (Diekmann 1997: 109f). Die Herausforderung bei der Entwicklung einer
Likertskala ist die Identifizierung der 20 - 25 Items, die möglichst die gesamte Spannbreite
der Einstellungsaspekte abdecken. Dies erfordert eine umfangreiche Voruntersuchung, um
aus vielen Itemmöglichkeiten die aussagekräftigsten Items auszuwählen.
Die andere Forschungstradition in der Umweltpsychologie zur subjektiven Repräsentation
der Umweltthematik versucht die Alltagsvorstellung, z.B. zum Klimawandel, durch Leitfaden
gestützte Interviews zu erkunden. Dabei ist es von Interesse von den Befragten
herauszufinden, welche Aspekte der Thematik von Bedeutung sind (Matthies & Homburg
2001: 101f). Dieser qualitative Ansatz stellt eine weitere Möglichkeit dar, die Akzeptanz von
Schutzgebieten durch die lokale Bevölkerung zu erfassen und weitergehend die
Einflussfaktoren zu identifizieren (s. Fragestellung dieser Arbeit). Leitfaden gestützte
Interviews stellen dabei die üblichste qualitative Methode dar, weil erwartet wird, „dass in der
relativ offenen Gestaltung der Interviewsituation die Sichtweisen des befragten Subjekts eher
zur Geltung kommen als in standardisierten Interviews oder Fragebögen“ (Flick 2007: 194).
Andere qualitative Methoden sind die Gruppendiskussionen oder Focus-Group
Diskussionen9, die teilnehmende Beobachtung oder die aus der
Entwicklungszusammenarbeit stammende Participatory Rural Appraisals10 (PRA).
Trotz dieser Methodenvielfalt zur Erfassung von Einstellungen und damit von Akzeptanz
muss dabei beachtet werden, dass nur die Aussagen von den untersuchten Akteuren
analysiert werden können, die preisgegeben werden. Denn Lucke (2006: 13) bemerkt, dass
mit den Methoden der herkömmlichen Einstellungsforschung latente Akzeptanz noch
schwerer zu erfassen ist als manifeste Akzeptanz. Somit gilt es erhobene Daten sensibel
auszuwerten.
2.3 Verhältnis von Einstellung und Verhalten Das Ziel bei der Einrichtung eines Schutzgebiets ist aber nicht nur eine hohe Akzeptanz zu
erreichen, sondern dass die lokale Bevölkerung sich auch positiv oder zumindest neutral
gegenüber dem Schutzgebiet verhält, indem sie z.B. in dem Schutzgebiet nicht mehr wildert.
Somit ist es wichtig, das Verhältnis von Einstellungen und Verhalten zu thematisieren, da
Studien festgestellt haben, dass nicht unbedingt von einer Einstellung direkt auf das
entsprechende Verhalten geschlossen werden kann (de Haan & Kuckartz 1996; Güttler
2003: 192 f). Deswegen werden zwei Erklärungsansätze vorgestellt: das Einflussschema für
9 s. Glossar 10 s. Glossar
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
16
umweltbewusstes Verhalten von Fietkau und Kessel (1981) und die Low Cost-These von
Preisendörfer (1999).
Zunächst sind ein paar Aspekte bei der Datenerhebung zu beachten, um methodische
Fehler identifizieren zu können. So hat das Spezifitätsniveau bei der Verhaltens- bzw.
Einstellungsmessung einen wichtigen Einfluss auf den gemessenen Zusammenhang. „Wird
[beispielsweise] Umweltbewusstsein als relativ abstrakte Werthaltung abgefragt, […] dann
ergeben sich eher geringere Zusammenhänge zum konkreten Verhalten. Wenn dagegen
Umweltbewusstsein als konkrete Einstellung gegenüber spezifischen umweltschonenden
Verhaltensweisen erfasst wird, zeigen sich weitaus engere Zusammenhänge“ (Matthies &
Homburg 2001: 111). Auch kann eine ‚Beobachter-Akteur-Diskrepanz’ die Einstellungs-
Verhalten-Relation überlagern, indem der Beobachter dem Akteur andere Ursachen für seine
Handlungen attestiert, als dieser selbst nennt. Beispielsweise sieht der Beobachter
fehlendes Umweltbewusstsein als Grund für das Handeln des Akteurs, wobei dieser allein
aus der konkreten Situation heraus handelt (Schahn 1993: 31). Weiterhin wird manchmal bei
der Erhebung von Umweltverhalten auch nicht ausreichend darauf geachtet, zwischen
verbalisierten und tatsächlichen Verhalten zu differenzieren, so dass die Ergebnisse
ungenau interpretiert werden. Abschließend ist mit einer hohen Konsistenz zu rechnen, wenn
sich Einstellung und Verhalten auf die gleichen exemplarischen Fälle beziehen. Dies ist in
den Fallstudien mit dem Einstellungsobjekt ‚Schutzgebiet in der Umgebung’ gegeben.
Das Einflussschema für umweltbewusstes Verhalten, auch Fietkau-Kessel-Modell genannt
(s. Abb. 1), versucht, Strategien zur Veränderung umweltrelevanten Verhaltens aufzuzeigen
und bezieht sich dabei auf den Umweltbereich. Neu bei dem Modell ist, dass die bisherige
Einflusskette Umweltwissen – Umwelteinstellungen – Umweltverhalten aufgebrochen wird
und weitere Wirkungskomponenten genannt werden. Dabei wirken in dem Einflussschema
für umweltrelevantes Verhalten Verhaltensangebote und Handlungsanreize als
Verhaltensdeterminanten genauso wie auch Umwelt bezogene Einstellungen und Werte, die
jedoch in direkten Wirkungsaustausch mit dem umweltrelevanten Wissen stehen. Das
daraus resultierende umweltrelevante Verhalten bestimmt nun das selbst wahrgenommene
Verhalten und die Konsequenzen. Und dies wiederum führt zu einer Rückkoppelung mit den
Umwelt bezogenen Einstellungen und Werten. Daraus ergeben sich fünf Ansatzpunkte zur
Veränderung des Umweltbewusstseins: die Vermittlung umweltrelevanten Wissen, die
Vermittlung umweltrelevanter Werte, die Schaffung von Möglichkeiten zu umweltbewusstem
Verhalten (Verhaltensangebote), die Schaffung von Rückkopplungsmöglichkeiten
(Sichtbarmachen der Handlungskonsequenzen) und die Schaffung von Handlungsanreizen
(Schahn 1993: 31-33). Dieses Modell bezieht sich zwar auf Umweltbewusstsein. Jedoch
kann der Hinweis auf die Bedeutung von Verhaltensangeboten und Handlungsanreizen, die
indirekt auch auf die Einstellung und Werte wirken (s. Abb. 1), hilfreich sein, um Schutzgebiet
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
17
freundliches Verhalten bei der lokalen Bevölkerung zu fördern. Zusätzlich beeinflussen
soziale und auch personale Bedingungen die Verhaltensintention beispielsweise durch
Gewohnheiten oder einschränkende Bedingungen wie Geldmangel (Schahn 1997: 38f).
Abbildung 1: Einflussschema für umweltbewusstes Verhalten, auch Fietkau-Kessel-Modell genannt (Fietkau & Kessel 1981: 10)
Zuletzt soll an dieser Stelle die Low Cost-These von Preisendörfer (1999: 79-91) vorgestellt
werden, weil diese die Betrachtung von Einstellung und Verhalten erweitert. Der zunächst sehr einfache Grundgedanke der Low Cost-Hypothese des Umweltverhaltens ist, dass Umwelteinstellungen das Umweltverhalten am ehesten und bevorzugt in Situationen beeinflussen, die mit geringen Kosten bzw. Verhaltensanforderungen verknüpft sind. Je geringer der Kostendruck in einer Situation, um so leichter fällt es den Akteuren, ihre Umwelteinstellungen auch in ein entsprechendes Verhalten umzusetzen (Preisendörfer 1999: 79).
Steigt jedoch der Kostendruck nimmt die Bedeutung von Umwelteinstellungen ab. Bei der
Kostencharakterisierung handelt es sich um eine graduelle Variable und der Kostenbegriff ist
in einem weiten Sinne und nicht auf finanzielle Kosten beschränkt zu verstehen
(Preisendörfer 1999: 80). So vergleicht Preisendörfer beispielsweise Recycling als ein
Verhalten mit geringen Kosten mit der Verkehrsmittelwahl als ein Verhalten mit hohen
Kosten.
Übertragen auf die Thematik dieser Arbeit bedeutet dies, dass sich die lokale Bevölkerung
umso positiver gegenüber dem Schutzgebiet verhält, desto geringer die Kosten für ein
solches Verhalten sind.
Verhaltens-angebote
umwelt-relevantes Wissen
umwelt-bezogene Einstellung / Werte
umwelt-relevantes Verhalten
Handlungs-anreize
wahrgenom. Verhalten / Konsequenzen
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
18
2.4 Möglichkeiten der Einstellungsänderung Anhand der drei folgenden Ansätze werden Möglichkeiten aufzeigt, wie
Einstellungsänderungen bewirkt werden können: mit Hilfe des Drei-Komponenten-Modells,
der Assimilations-Kontrast-Theorie oder dem Elaborations-Wahrscheinlichkeits-Modell (engl.
elaboration likelihood model, ELM).
Bei der Anwendung des Drei-Komponenten-Modells kann durch mehr Information auf den
kognitiven Aspekt der Einstellung eingewirkt werden. Wenn positive Emotionen gegenüber
dem Einstellungsobjekt erlebt werden, kann die affektive Komponente verändert werden. Die
konative Komponente kann dadurch beeinflusst werden, wenn jemand zu einem
einstellungsdiskrepanten Verhalten veranlasst wird und danach seine Einstellung dem
Verhalten anpasst (Güttler 2003: 222f).
Anhand von Skalen haben Sherif und Hovland 1961 die Assimilations-Kontrast-Theorie
entwickelt, um Möglichkeiten aufzuzeigen, wie eine Änderung von Einstellungen auf
kommunikativem Weg erreicht werden kann. Nach dieser Theorie wird die Antwortskala
einer Einstellung in drei Subbereiche aufgeteilt (s. Abb. 2). Der Akzeptanzbereich enthält alle
Behauptungen und Aussagen, denen eine Person zustimmt oder noch zustimmen kann. Der
Indifferenzbereich umfasst alle Aussagen, die weder abgelehnt noch akzeptiert werden, und
zu denen die Person noch keine feste Meinung hat. Der Ablehnungsbereich beinhaltet „alle
Meinungen und Formulierungen über ein Einstellungsobjekt, die von der Person
zurückgewiesen und abgelehnt werden“ (Güttler 2003: 107). Der Indifferenzbereich liegt
zwischen dem Akzeptanz- und Ablehnungsbereich. Die Größe des Akzeptanzbereichs ist
von dem Grad der Ich-Beteiligung (engl. ego-involvement) abhängig, „d. h. mit zunehmender
persönlicher Wichtigkeit, Bedeutung, Engagement, Betroffenheit oder funktionaler Relevanz
einer Einstellung wird dieser enger und die betreffende Person somit intoleranter gegenüber
abweichenden Meinungen“ (Güttler 2003: 107). Gleichzeitig existiert bei hoher Ich-
Beteiligung ein weiter Ablehnungs- und relativ kleiner Indifferenzbereich.
Um nun eine Änderung der Einstellung zu bewirken, können verschiedene Effekte auftreten,
je nachdem, wie die Positionen, auch Anker genannt, vom Kommunikator und Empfänger
auf der Einstellungsskala platziert sind. Bei einem Kontrasteffekt ist der Anker des
Kommunikators im Ablehnungsbereich und der des Empfängers im Akzeptanzbereich,
dadurch wird die Einstellung des Kommunikators von dem Empfänger weiter weg von seiner
Position eingeordnet als zuvor. Bei einem Assimilationseffekt liegen beide Urteile im
Akzeptanzbereich und die Distanz der beiden Standpunkte wird subjektiv verringert. Der
Bumerang-Effekt beschreibt die Polarisierung der Positionen von Kommunikator und
Empfänger, indem durch den Beeinflussungsversuch die Einstellungsänderung des
Empfängers sich in die entgegen gesetzte Richtung verändert.
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
19
Abbildung 2: Einstellungsbereiche der Assimilations-Kontrast-Theorie (Güttler 2003: 109)
(P1 = Empfänger und P2 = Kommunikator)
Nach den Thesen von Sherif und Howland haben die zum Empfänger nicht allzu sehr
diskrepanten Kommunikationsinhalte die größte Chance auf Akzeptanz. Ein Kommunikator
sollte zuerst nur gering vom bevorzugten Standpunkt des Empfängers abweichende
Informationen und daraufhin etwas diskrepanteres Material, das noch in den
Indifferenzbereich fällt, verwenden, um jemanden zu überzeugen. Bei zunehmender
persönlicher Relevanz wird die Überredung jedoch mehr und mehr zurückgewiesen.
Problematisch bei der praktischen Anwendung ist die Identifizierung der Subbereiche
(Akzeptanz, Indifferenz und Ablehnung) und eine effiziente Platzierung und Dosierung der
persuasiven Informationen. Insgesamt ist die empirische Evidenz der Assimilations-Kontrast-
Theorie dürftig, da die Einflussgrößen des Sender, der kommunizierten Botschaft und der
Kommunikationssituation vernachlässigt werden (Güttler 2003: 107-111).
„Eine differenziertere und integrative Sichtweise des Einstellungsänderungsprozesses“
(Güttler 2003: 111) umfasst das Elaborations-Wahrscheinlichkeits-Modell (engl. ‚elaboration
likelihood model’, ELM), bei dem zwischen peripheren und zentralen
Einstellungsänderungen unterschieden wird. Elaboration ist zu verstehen als das Ausmaß, in
dem eine Person über themenspezifische Argumente nachdenkt. Damit besagt das Modell: Wenn die Wahrscheinlichkeit der Elaboration hoch ist, sollte eine intensive Auseinandersetzung mit den Argumenten folgen, sodass sich die Qualität der Argumente auf die Einstellungsänderung auswirkt (zentraler Weg der Einstellungsänderung). […] Ist die Wahrscheinlichkeit gering (z.B. bei geringem Interesse, geringer Relevanz oder geringer Betroffenheit), sollten sich periphere Hinweisreize wie die Berühmtheit der Quelle der Kommunikation (z.B. Sportler, die in der Werbung auftreten) auf die Einstellungsänderung auswirken (peripherer Weg der Einstellungsänderung) (Bierhoff 2000: 279).
Unabhängig von der Elaboration nimmt die Einstellungsstärke zu, „je häufiger die Bewertung
mit dem Einstellungsobjekt verbunden wurde, desto zugänglicher sollte die Einstellung sein
Akzeptanz Indifferenz Ablehnung pro (+)
anti (-) P1 P2
Kontrasteffekt
Bumerangeffekt
A
Akzeptanz Indifferenz Ablehnung pro (+)
anti (-) P1 P2
B
Assimilationseffekt
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
20
und desto schneller sollte sie abrufbar sein“ (Bierhoff 2000: 269). Damit hängt die
Einstellungsstärke von der Stärke der Objekt-Einstellungs-Assoziation ab.
2.5 Erkenntnisse zur Akzeptanz von Schutzgebieten An dieser Stelle kann kein kompletter Überblick über die internationale Forschung zu
Akzeptanzfragestellungen bezüglich von Schutzgebieten gegeben werden, da dazu keine
Publikationen gefunden wurden. Es soll vielmehr darauf hingewiesen werden, welche
Studien diese Arbeit beeinflussen. Im deutschsprachigen Raum erschienen vermehrt in den
neunziger Jahren Publikationen zu dieser Thematik, jedoch sind Veröffentlichungen in den
letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Die Dissertationen von Rentsch (1988) und Stoll
(1999) wurden ausgesucht, da Rentsch ein Erklärungsmodell für Wahrnehmungsprozesse
der einheimischen Bevölkerung formuliert und Stoll ein Funktionsmodell der Naturschutz-
Akzeptanz zur Erhöhung der Akzeptanzchance von Großschutzgebieten entwickelt. In einer
späteren Publikation führt Stoll-Kleemann (2001) die Ergebnisse der Dissertation weiter zu
einem konzeptionellen Modell, um den Widerstand gegen Schutzgebiete in Deutschland zu
erklären. Die Erkenntnisse der drei Publikationen dienen als Orientierungshilfe für die
Auswertung der Fallstudien in Kapitel 7. Ergänzt werden diese mit einer Veröffentlichung von
Bonaiuto et al. (2002), in der die sozialpsychologische Einstellungsforschung zur Natur und
Naturschutz mit regionaler Identität und Ortsverbundenheit verbunden wird.
Die Promotion von Rentsch (1988) mit dem Titel ‚Die Akzeptanz eines Schutzgebiets
untersucht am Beispiel der Einstellung der lokalen Bevölkerung zum Nationalpark
Bayerischer Wald’ ist als Orientierung für diese Arbeit geeignet, weil hier wie in den zu
untersuchenden Fallstudien die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung bezüglich eines
Großschutzgebiets untersucht wird. Forschungsziel ist die „Klärung der Ursachen des
gespannten Verhältnisses zwischen Nationalparkverwaltung und lokaler Bevölkerung“
(Rentsch 1988: 7). Rentsch (1988: 10) definiert Akzeptanz dabei als einen „Ausdruck einer
positiven Einstellung eines Individuums einem Objekt gegenüber“ und bezieht sich damit auf
die psychologische Größe ‚Einstellung’, die in die drei Komponenten kognitiv, affektiv und
konativ unterteilt wird (s. 2.1). Anhand des Bildes von einem ‚Teufelkreis’ beschreibt sie die
gegenseitige Verstärkung der Komponenten in eine positive bzw. negative Richtung
(Rentsch 1988: 11f). Zusätzlich erstellt Rentsch (1988: 29f) ein Erklärungsmodell, um die
Wahrnehmungsprozesse der einheimischen Bevölkerung systematisch erklären zu können
(s. Abb. 3). Dabei ist das Ergebnis dieses Prozesses die Akzeptanz oder Ablehnung des
Nationalparks, die durch die Bewertung unterschiedlicher Komponenten beeinflusst wird.
Zum einen beeinflussen die Veränderungen im Territorium, die durch die
Naturschutzmaßnahmen im Nationalpark entstanden sind, die Wahrnehmung der lokalen
Bevölkerung.
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
21
Je nachdem, ob die Wahrnehmung dieser Veränderungen im emotionalen Bereich [immaterielle Betroffenheit] oder auch über die persönliche wirtschaftliche Situation [materielle Betroffenheit] abläuft, wird durch diese persönliche Erfahrung bei der ansässigen Bevölkerung eine Bewertung initiiert (Rentsch 1988: 29).
Zum anderen fließt die Kommunikation mit der Nationalparkverwaltung in die Bewertung zur
Akzeptanz mit ein. Die Distanz zum Nationalpark und die soziodemographischen Daten
wirken als externe Faktoren auf die Bewertung der Einheimischen ein. Dieses
Erklärungsmodell dient als Grundlage zur Identifizierung der Faktoren, die die Akzeptanz der
lokalen Bevölkerung in den untersuchten Fallstudien beeinflussen.
Abbildung 3: Erklärungsmodell des Wahrnehmungsprozesses der einheimischen Bevölkerung
(Bereich der lokalen Bevölkerung ist blau unterlegt (nach Rentsch 1988: 30))
Die wichtigsten Ergebnisse sind nicht die durch die Befragung gemessenen
Akzeptanzprozente, „sondern die Aufklärung der dahinterliegenden Tendenzen, weil sie
Hinweise geben können auf Möglichkeiten, die künftigen Interaktionen von
Nationalparkverwaltung und Nationalparkbewohnern harmonischer zu gestalten“ (Rentsch
1988: 63). Beispielsweise identifiziert Rentsch einen sogenannten ‚Akzeptanzkrater’, da die
Bürger in den unmittelbaren Nachbargemeinden des Nationalparks eine negativere
Einstellung zu dem Schutzgebiet haben als Bürger in nationalparkferneren Gemeinden
Veränderungen im Territorium
Wirtschaftliche Situation
Lebensraum
Immaterielle Betroffenheit:Heimat
Soziodemograph. Merkmale
Distanz zum Nationalpark
Materielle Betroffenheit:Lebensrevier
Bewertung
Akzeptanz
Nationalpark Massnahmen
Nationalpark
Kommunikation
Gemeindeverw. Filter
Information
Wahrnehmung
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
22
(Rentsch 1988: 57)11. Eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation der Befragten und
ihrer Familie verneinen 90% (Rentsch 1988: 33f), so dass nicht der wirtschaftliche, sondern
eher der emotionale Aspekt des Nationalparks auf die Einstellungen der Bevölkerung
einwirkt. Weiterhin ist die Ablehnung des Nationalparks „mehr emotional denn rational“
begründet, denn 63,7% beurteilen die Naturschutzfunktion des Nationalparks als positiv
(Rentsch 1988: 42). Jedoch wird der Anblick von Windwurf im Nationalpark weitestgehend
abgelehnt: 40% empfanden den Anblick als nicht schön, 30% forderten, „das muss
aufgeräumt werden“ oder 31% bedauerten diese Verschwendung (Rentsch 1988: 37).
Weiterhin beklagten die Bewohner Informationsdefizite und mangelnde Offenheit der
Nationalparkverwaltung (Rentsch 1988: 48). Somit hat Rentsch zu einer Sensibilisierung für
die Zusammenhänge der emotionalen Befindlichkeiten der Bewohner von Schutzgebieten
beigetragen und auf die Relevanz von subjektiven Bewertungsprozessen hingewiesen (Stoll
1999: 28).
Stoll hingegen versucht in ihrer Promotion mit dem Titel ‚Akzeptanzprobleme bei der
Ausweisung von Großschutzgebieten – Ursachenanalyse und Ansätze zu
Handlungsstrategien’ (1999) Ursachen und Erklärungsansätze von Akzeptanzproblemen zu
identifizieren, da „Naturschutz […] nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein kulturelle
Phänomen“ ist (Stoll-Kleemann 2003: 273). Dabei bieten ökonomische Faktoren keine
ausreichende Erklärung für die Ablehnung von Naturschutzmaßnahmen. Eher können
psychologische Erkenntnisse zur Aufklärung beitragen (ebd.).
So baut Stoll auf die Akzeptanzdefinition und die Akzeptanztriade von Lucke auf und
formuliert ein Funktionsmodell der Naturschutz-Akzeptanz. Zunächst erkennt sie in der
Akzeptanz-Definition von Lucke (s. 2.1) einen kommunikativen und interaktiven Charakter
bei dem Akzeptanzbegriff durch die „Chance […] Zustimmung zu finden“ (Lucke 1995: 104)
und zusätzlich, dass „Akzeptanz keine gleich bleibende Verhaltenseigenschaft […], sondern
abhängig […] von gesellschaftlichen Rollen, konkreten Situationen oder Themen“ ist (Stoll
1999: 43). So besteht das Funktionsmodell der Naturschutz-Akzeptanz im Kern aus der
Akzeptanztriade und wird ergänzt durch die Akzeptanzchance, die durch die
Akzeptanzsubjekte, -objekte und -kontexte entsteht (s. Abb. 4).
Neben Schlüsselpersonen wie im Fallbeispiel Naturpark Uckermärkische Seen nennt Stoll
den Einsatz von Kommunikationsberatern als eine Handlungsstrategie mit dem Ziel, die
Handlungsfähigkeit der Akteure zu stärken (Stoll 1999: 201). Weil die Akteure die
Wirklichkeit unterschiedlich beurteilen, bewerten und gewichten, ist eine Zusammenarbeit
der beteiligten Akteure unerlässlich, um verengte Sichtweisen zu überwinden. Damit spricht
Stoll sich für die Berücksichtigung der lokalen Bevölkerung, ihrer Fähigkeiten und materiellen
11 Dieses Phänomen wird gemeinhin als NIMBY-Prinzip bezeichnet („Not In My Backyard!“).
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
23
und immateriellen Bedürfnissen aus, um eine verbesserte Akzeptanz von
Großschutzgebieten zu erreichen (Stoll 1999: 202).
Abbildung 4: Funktionsmodell der Naturschutz-Akzeptanz (Stoll 1999: 44)
Insgesamt identifizierte Stoll vier Ursachenebenen von Akzeptanzproblemen bei
Großschutzgebieten: emotionale Aspekte, kulturelle Aspekte, Wahrnehmungsbarrieren und
Kommunikationsbarrieren. Emotionale Aspekte umfassen „vor allem [als negative Faktoren]
die Angst vor Einschränkungen und dem Verlust der individuellen Entscheidungsfreiheit“
(Stoll 1999: 193). So wurde bemängelt, dass kein kontinuierlicher Dialog zwischen den
Beteiligten stattfand und die betroffene Bevölkerung sich in den Planungs- und
Ausweisungsprozess nicht ausreichend miteinbezogen fühlte. Auch ist die Akzeptanz
abhängig davon, ob Verfahren der Entscheidungsfindung als gerecht oder ungerecht
wahrgenommen werden. Somit sind Partizipationsdefizite ein Hemmnis von Akzeptanz der
Großschutzgebiete (Stoll 1999: 194). Kulturelle Aspekte beinhalten beispielsweise die
Veränderung des gewohnten Landschaftsbildes und Veränderungen in der Art und Weise
der gewohnten Landnutzung. Werden solche Aspekte nicht beachtet, kann dies zu einer
Reaktanz der lokalen Bevölkerung führen (Stoll 1999: 195f). Wahrnehmungsbarrieren
entstehen u. a. durch eine selektive Aufnahme und Verarbeitung von Informationen über
Großschutzgebiete. Ein Mangel von sozialen Kontakten und Wissen über die
Lebenswirklichkeit der jeweils anderen Gruppe, z.B. Naturschützer und lokale Bevölkerung,
kann durch falsche Interpretationen zu Störungen auf der Beziehungsebene führen. Auch
können existierende subkulturelle Normen in Gruppen gegenüber dem Naturschutz durch
Konformitätsdruck und Zwang zu Gruppenkonsens eine pauschale Ablehnung hervorrufen.
Akzeptanzsubjekte Individuelle/kulturelle Einstellungs- und Handlungsdeterminaten der beteiligten Akteure in den Großschutzgebieten
Akzeptanzkontexte regionale, politische, ökonomische Gegebenheiten
Akzeptanzobjekt Großschutzgebiete/ Naturschutz
Akzeptanzchance in Großschutzgebieten
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
24
Somit sind die genannten Kommunikationsbarrieren mit den
Wahrnehmungseinschränkungen eng verknüpft (Stoll-Kleemann 2003: 276f).
Diese vier Ursachenebenen der Dissertation entwickelte Stoll-Kleemann (2001: 372) später
mit Hilfe der Theorie der sozialen Identität und der Theorie der Reaktanz nach Brehm weiter
zu einem konzeptionellen Modell, um den Widerstand gegen Schutzgebiete in Deutschland
zu erklären. In dem Modell (Abb. 5), das mehr als ein hypothetisches ist, aber noch nicht
komplett empirisch überprüft ist, werden die vier Ursachenebenen um die Gruppenprozesse,
die die soziale Identität beeinflussen, ergänzt und die Wahrnehmungsbarrieren und
Kommunikationsbarrieren zusammengefasst (Stoll-Kleemann 2001: 375). Die soziale
Identität von Gruppen, wie z.B. von Naturschützern, Förstern oder Bauern, wird besonders
durch die Abgrenzung zu anderen Gruppen gestärkt, indem dem Stereotyp der anderen
Gruppe negative Eigenschaften zugeschrieben werden und zur eigenen Identität nur die
positiven Eigenschaften wahrgenommen werden. Damit kann der Widerstand gegenüber
Schutzgebieten verstärkt werden, weil die Akzeptanz einer anderen Gruppe zugeschrieben
wird und der Widerstand somit sogar zu einem Identitätsbildenden Element werden kann
(Stoll-Kleemann 2001: 378-380). So beeinflussen einmal die emotionalen und kulturellen
Aspekte sowohl die Wahrnehmungs- und Kommunikationsbarrieren als auch die
Identitätsbildenden Gruppenprozesse und andersrum werden die emotionalen und
kulturellen Aspekte entsprechend verändert.
Abbildung 5: Konzeptionelles Modell zur Darstellung der Wechselwirkungen von verschiedenen Faktoren, die den lokalen Widerstand gegen Schutzgebiete in Deutschland
beeinflussen (übersetzt nach Stoll-Kleemann 2001: 7)
Wahrnehmungs- & Kommunikations-barrieren
Kulturelle Aspekte
Emotionale Aspekte
Identitätsbildende Gruppenprozesse
Widerstand gegen Schutzgebiete
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
25
Auch hat Stoll-Kleemann (2001: 379) festgestellt, „when people act as individuals who are
interacting with other individuals, they are far more cooperative that when they form groups
that interact with other groups”. Aufgrund der schwierigen Kooperationsbereitschaft von
sozialen Gruppen haben Sozialpsychologen drei Möglichkeiten benannt, wie Vorurteile und
Diskriminierung abgebaut werden können: einmal können übergeordnete Ziele gesetzt
werden, zweitens können die Grenzen der Gruppe neu gesteckt werden und drittens kann
ein regelmäßiger Kontakt aufgebaut werden (Stoll-Kleemann 2001: 381). Stoll-Kleemann
schlägt vor, gemeinsame Interessen zu entwickeln und informelle Kontakte aufzubauen, um
die Kommunikationsbarrieren zwischen den Naturschützern und den von
Naturschutzmaßnahmen Betroffenen abzubauen (Stoll-Kleemann 2001: 382).
Bonaiuto et al. (2002) verbinden in ihrem Aufsatz ‚Local identity processes and
environmental attitudes in land use changes: The case of natural protected areas’ die
sozialpsychologische Forschung über Einstellungen zur Natur und zum Naturschutz mit den
Konzepten der regionalen Identität (engl. regional identity) und der Ortsverbundenheit (engl.
place attachment). Dabei untersuchten sie in zwei italienischen Nationalparken
(Gennargentu National Park auf Sardinien und Tuscan Archipelago National Park auf Elba)
anhand von Befragungen die Einstellungen der lokalen Bevölkerung im Vergleich zu der
nicht-lokalen Bevölkerung. Für den Nationalpark auf Sardinien bestätigten sich die
Hypothesen, dass die lokale Bevölkerung im Vergleich zu der nicht-lokalen Bevölkerung über
eine höhere regionale Identität und Ortsverbundenheit verfügt und gleichzeitig negativer zu
dem Schutzgebiet vor Ort und generell zu Schutzgebieten eingestellt ist (Bonaiuto et al.
2002: 640f, 646). Bei der zweiten Untersuchung im Nationalpark auf Elba wurde die lokale
Bevölkerung in die ‚Ökologischen’, die ‚Ökonomischen’ und in die Kontrollgruppe der
‚Nichtzugehörigen’ unterteilt, da die Autoren die Vermutung hatten, dass die ‚Ökonomischen’
im Vergleich zu den ‚Ökologischen’ über eine höhere regionale Identität und
Ortsverbundenheit verfügen und gleichzeitig negativer zu dem Schutzgebiet vor Ort und
generell zu Schutzgebieten eingestellt sind. Zu den ‚Ökonomischen’ zählten Menschen, die
z.B. ein Restaurant oder Hotel betrieben, und Menschen in der Gruppe der ‚Ökologischen’
waren beispielsweise Mitglieder bei Naturschutzorganisationen (Bonaiuto et al. 2002: 643).
Auch diese Hypothesen ließen sich bestätigen, wobei weibliche, junge und gut gebildete
Menschen häufiger zu den ‚Ökologischen’ zählten als zu den ‚Ökonomischen’. Damit
bestätigen Bonaiuto et al. die Vermutung, dass eine signifikante Verbindung zwischen
Umwelteinstellungen, Identitätsprozessen und Verbindungen mit einem bestimmten Ort
existieren (Bonaiuto et al. 2002: 647).
Die Ursachen für diese Verbindung sind jedoch nicht so eindeutig wie die Ergebnisse der
Befragungen. Zum einen könnten die Identitätsprozesse die Verbindung von Wohnort und
Einstellungen beeinflusst haben. Zum anderen könnte die lokale Bevölkerung aus
Erkenntnisse der Einstellungs- und Akzeptanzforschung
26
historischen oder geographischen Gründen bereits a priori eine starke regionale Identität und
Ortsverbundenheit besitzen und dadurch die negativen Einstellungen zum Naturschutz
hervorrufen (Bonaiuto et al. 2002: 648). Zumindest scheint eine Verbindung zwischen den
Identitätsprozessen, der regionalen Identität bzw. Ortsverbundenheit und der
Wahrnehmungen der knappen Gemeinschaftsgüter (hier: die Institution von
Naturschutzgebieten) zu existieren. Durch die Unterteilung der lokalen Bevölkerung zeigt
sich, dass ökonomische und politische Dimensionen für die individuellen
Umwelteinstellungen von Bedeutung sind. So plädieren Bonaiuto et al. (2002: 650) dafür,
dass ein Mediationsmodell entwickelt werden soll, das alle Forschungserkenntnisse integriert
und die spezifischen und unterschiedlichen Eingriffe für die lokale Bevölkerung durch die
Ausweisung von Schutzgebieten genau beachtet.
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
27
3 Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
Verschiedene Aspekte des Managements von Schutzgebieten sind Gegenstand dieses
Kapitels, damit die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung auch im
Kontext von Managementfragestellungen qualifiziert diskutiert werden kann. Zunächst wird
die IUCN-Definition für Schutzgebiete eingeführt und der Begriff ‚Schutzgebietsmanagement’
erklärt (3.1). Um die untersuchten Schutzgebiete zu klassifizieren, wird eine Kombination aus
den IUCN-Schutzgebietskategorien und den Governance Typen nach Borrini-Feyerabend
vorgestellt (3.2). Im Weiteren werden unterschiedliche Betrachtungsperspektiven von
Schutzgebieten dargestellt. Zunächst wird das Verhältnis von Schutzgebieten und der
lokalen Bevölkerung aus anthropologischer Sicht beleuchtet (3.3), um die verschiedenen
Problematiken hervorzuheben. Danach werden die Hauptdiskussionsstränge der
internationalen Naturschutzgemeinschaft zur Umsetzung von Schutzgebietsmanagement
wiedergegeben (3.4), indem zum einen die Argumente für und gegen eine partizipative
Managementausrichtung dargelegt werden und zum anderen bereits existierende Ansätze
vorgestellt werden, die versuchen Naturschutz und Entwicklung der lokalen Bevölkerung zu
verbinden. Abschließend werden Schutzgebiete in den sozialen und politischen Prozess
eingeordnet und wichtige Kernelemente dafür ausgeführt (3.5).
3.1 Begriffsklärung ‚Schutzgebiet’ und ‚Schutzgebietsmanagement’ Allein in Europa existieren mehr als neunzig verschiedene Schutzgebietskategorien
(Mörschel 2004: 1). Aus diesem Grund hat die Weltnaturschutzunion (International Union for
Conservation of Nature, IUCN) ein System zur Einteilung von Schutzgebieten mit weltweit
vergleichbaren Kriterien entwickelt. Diesem System liegt die allgemeine Definition der IUCN
für den Begriff Schutzgebiet zugrunde: Ein Schutzgebiet ist ein Areal von Land und/oder Meer, das vor allem dem Schutz und Erhalt der biologischen Diversität gewidmet ist, sowie natürlicher und damit verbundener kultureller Ressourcen, und das durch gesetzliche oder andere effektive Maßnahmen verwaltet wird (Mörschel 2004: 1).
Das System von Schutzgebieten umfasst sechs Kategorien, die sich anhand der
Managementziele, die mit dem Schutzgebiet erreicht werden sollen, unterscheiden (s. 3.2.1).
Damit trägt IUCN zu einem standardisierten Verständnis von Schutzgebieten weltweit bei.
Das moderne Konzept der Schutzgebiete ist in der heutigen Form in den USA mit dem
Yellowstone National Park (1872) als Vorbild (Ghimire & Pimbert 1997: 6f) entstanden und
hat sich unterdessen weltweit als wichtigstes Instrument zum Schutz von Natur, Kultur und
nachhaltiger Ressourcennutzung durchgesetzt (Ormsby & Kaplin 2005: 156). Schutzgebiete
sind damit oft der wesentliche und diskursive Aufhänger für Naturschutz- und
Entwicklungsdiskussionen, -praktiken und -institutionen, um das Verständnis in der Welt zu
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
28
erneuern (West et al. 2006: 256). Ein erfolgreiches Schutzgebiet definieren Stoll-Kleemann &
Bertzky (2008: 360) wie folgt: „Ein Schutzgebiet ist erfolgreich, wenn die definierten Ziele
erreicht sind und der Status der erreichten Ziele auch in der vorhersehbaren Zukunft erhalten
werden kann.“ Welche Ziele in einem Schutzgebiet verfolgt werden, wird bei der Einrichtung
festgelegt und mit der Schutzgebietskategorie transparent gemacht (s. 3.2.1).
Das Management von Schutzgebieten kann als eine Institution verstanden werden, die die
Angelegenheiten in einem Schutzgebiet regelt. Die Aufgabe des Schutzgebietsmanagement
ist es somit, festgelegte Managementziele zu erreichen (Stoll-Kleemann 2005: 34). Dabei
verfolgt das Management nach der World Commission on Protected Areas (WCPA 1994) die
folgenden Hauptziele: den Schutz der Wildnis, die Erhaltung der artspezifischen und
genetischen Vielfalt, die Aufrechterhaltung der Ökosystemleistungen, den Schutz der
spezifischen natürlichen und kulturellen Besonderheiten, die Förderung von
wissenschaftlicher Forschung, Bildung und Tourismus, die nachhaltige Ressourcennutzung
der Ökosysteme und den Erhalt der kulturellen und traditionellen Merkmale. Die Gewichtung
der Hauptziele unterscheidet sich je nach Schutzgebietskategorie und Schwerpunktsetzung
des Managements.
Die Unterstützung des Schutzgebiets durch die lokale Bevölkerung landete bei einer
quantitativen Umfrage von der Forschungsgruppe GoBi auf Platz 1, der als kritisch
erachteten Faktoren für ein Schutzgebietsmanagement. Denn offensichtlich wurde von den
im Schutzgebietsmanagement tätigen Personen erkannt, dass „ohne die Akzeptanz der
Bevölkerung die Regeln noch weniger eingehalten werden“ (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008:
363).
3.2 Klassifizierungsmöglichkeiten von Schutzgebieten Schutzgebiete können anhand verschiedener Merkmale unterschieden werden. Hier werden
zunächst die Schutzgebietskategorien der IUCN von 1994 vorgestellt, die sich an den Zielen,
die das Management in dem Schutzgebiet erreichen will (3.2.1), orientiert. Als eine andere
Unterscheidungsdimension werden seit einigen Jahren vier verschiedene Typen von
Governance12 diskutiert. Dabei lassen sich vier Typen anhand der Akteure, die das
Schutzgebiet primär verwalten (3.2.2), unterscheiden. Beide Klassifikationen können dann in
einer Matrix gegeneinander aufgestellt werden.
3.2.1 Schutzgebietskategorien Seit 1994 existieren sechs IUCN-Schutzgebietskategorien (Ravenel & Redford 2005: 381)
und unterscheiden sich durch ihre Managementziele, wobei keine bestimmte Mindestgröße
vorgegeben ist (s. Tab. 1). Auch dienen die unterschiedlichen Kategorien „nicht als Wertung
12 s. Glossar
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
29
der Effizienz verschiedener Management-Maßnahmen“, sondern sind alle für den
Naturschutz wichtig (Mörschel 2004: 1).
In Schutzgebieten der Kategorie Ia, strengen Naturreservaten, soll die Natur in einem
möglichst ungestörten Zustand ohne direkte menschliche Eingriffe erhalten werden. So ist
kein aktives Management vorgesehen. Der Zugang für die Öffentlichkeit ist nur beschränkt
möglich, wobei wissenschaftliche Forschung und Umweltmonitoring erlaubt sind.
In einem Wildnisgebiet mit der Kategorie Ib sind permanente oder erhebliche Besiedlungen
verboten. Jedoch sollen indigene Völker „die Möglichkeit erhalten, hier in kleinen Gruppen zu
siedeln und ihre traditionelle Lebensweise zu pflegen“ (Mörschel 2004: 2). Ein öffentlicher
Zugang ist „so zu regulieren, dass die charakteristischen Besonderheiten dieser Gebiete
nicht gefährdet werden“ (ebd.), denn eine anthropogene Beeinflussung soll möglichst
vermieden werden.
Ein Nationalpark nach der IUCN Kategorie II „sollte so groß sein, dass es ein oder mehrere
vollständige Ökosysteme umfasst, die sich noch weitestgehend in einem natürlichen Zustand
befinden“ (Mörschel 2004: 3). „Und die Bedürfnisse der indigenen Bevölkerung sollen mit
einbezogen werden, wenn sie den Management-Zielen nicht zuwiderlaufen“ (ebd.). Auch
sind Besucher „so weit zu erlauben, dass das Gebiet noch in seinem natürlichen oder
zumindest fast natürlichen Zustand erhalten werden kann“ (ebd.).
Ein Naturmonument der Kategorie III soll „ein oder mehrere Besonderheiten von
herausragender Bedeutung umfassen“ (ebd.), wie z.B. Wasserfälle, Höhlen oder
Fossilienfundstellen. Dabei sollen „möglichst Gelegenheiten zur Forschung, Ausbildung und
für den Tourismus geboten werden“ (ebd.).
Mit der Kategorie IV, Biotop- bzw. Artenschutzgebiete mit Management, sollen bedeutsame
Arten, Artengruppen und biotische Gemeinschaften geschützt werden, deren Erhalt von
aktiven Eingriffen durch die Management-Behörden abhängen. „Begrenzte Abschnitte dieser
Schutzgebiete sollen der Öffentlichkeit zugänglich sein, damit diese ein Verständnis für die
natürlichen Prozesse entwickeln kann“ (ebd.).
Geschütze Landschaften bzw. geschützte marine Gebiete (Kategorie V) sollen
„Landschaften und/oder Küsten- sowie Inselpanoramen mit hohem landschaftlichen Reiz und
einzigartigen landschaftlichen Mustern“ (Mörschel 2004: 4) umfassen. Dabei sollen der
Tourismus, die Forschung und Lebensarten, die die nachhaltige Nutzung der Natur
gewährleisten, gleich gefördert werden.
Die letzte Kategorie VI, Ressourcenschutzgebiet mit Management, „liegt von seinen
Management-Ansätzen zwischen den Kategorien III und IV“ (ebd.). Dabei ist der langfristige
Schutz und Erhalt der biologischen Diversität und anderer natürlicher Werte das
Managementziel. Nachhaltige Nutzungspraktiken sind erlaubt, soweit sie keine negativen
Auswirkungen auf das Ökosystem haben.
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
30
Tabelle 1: Übersicht über die IUCN Schutzgebietskategorien mit entsprechender Definition (nach Mörschel 2004)
Schutzgebietskategorie Definition
Ia: Strenges Naturreservat (Strict Nature Reserve)
Ein Areal von Land und/oder Meer, das einige herausragende oder repräsentative Ökosysteme, geologische oder physiologische Merkmale und/oder Arten besitzt, und vorrangig der wissenschaftlichen Forschung und/oder dem Umweltmonitoring zugänglich ist.
Ib: Wildnisgebiet (Wilderness Area)
Großes Areal von nicht oder nur geringfügig verändertem Land und/oder Meer, das seine natürlichen Charakteristika und Einflüsse beibehalten hat, ohne permanente oder erhebliche Besiedlung ist und das geschützt und bewirtschaftet wird, um seine natürlichen Gegebenheiten zu erhalten.
II: Nationalpark (National Park)
Natürliches Gebiet von Land und/oder Meer, das dazu bestimmt ist, a) die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme für die jetzige sowie zukünftige Generationen zu schützen, b) Ausbeutung oder Besiedlung auszuschließen, die schädlich für das beabsichtigte Ziel sind, und c) eine Grundlage zu liefern für geistige, wissenschaftliche, pädagogische, Erholungs- und Besucher-Möglichkeiten, die alle umweltverträglich und kulturell vereinbar sein müssen.
III: Naturmonument (Natural Monument)
Ein Gebiet, das ein oder mehrere eigentümliche natürliche oder natürlich/kulturelle Merkmale enthält, die von besonderem oder einmaligem Wert sind aufgrund ihrer innewohnenden Seltenheit, repräsentativen oder ästhetischen Qualitäten oder kulturellen Bedeutung.
IV: Biotop/Artenschutz-gebiet mit Management (Habitat/Species Management Area)
Gebiet von Land und/oder Meer, das Gegenstand aktiver Eingriffe für Management- Ziele ist, um so den Erhalt von Lebensräumen zu sichern und/oder die Bedürfnisse bestimmter Arten zu befriedigen.
V: Geschützte Landschaft/ Geschütztes marines Gebiet (Protected Landscape/ Seascape)
Eine Landfläche, soweit geeignet auch mit Küsten- und Meeresabschnitt, wo die Interaktion zwischen Bevölkerung und Natur über die Zeit ein Gebiet geschaffen hat mit einem bestimmten Charakter und bedeutender Ästhetik, ökologischem und/oder kulturellem Wert und oft mit hoher biologischer Diversität. Die Absicherung der Unversehrtheit dieser traditionellen Wechselwirkungen ist unerlässlich für Schutz, Erhalt und Weiterentwicklung solcher Gebiete.
VI: Ressourcenschutzgebiet mit Management (Managed Resource Protected Area)
Ein Gebiet, das in erster Linie unveränderte natürliche Systeme enthält und das bewirtschaftet wird, um den langzeitlichen Schutz und den Erhalt der biologischen Diversität zu gewährleisten, während gleichzeitig ein umweltverträglicher Strom an natürlichen Produkten und Diensten angeboten wird, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen.
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
31
Insgesamt erlauben alle Kategorien außer Kategorie Ia ein gewisses Maß an
Ressourcennutzung durch die lokale Bevölkerung. Für die Kategorien Ia, Ib, V und VI wird
die menschliche Nutzung klar definiert im Gegensatz zu Kategorie II-IV. Die wagen
Formulierungen zeigen zum einen, dass in der Realität die meisten Schutzgebiete mit der
Anwesenheit von Menschen innerhalb oder angrenzend von den Gebieten umgehen
müssen. Zum anderen zeigt sich ein Trend weg von absoluten Regeln und hin zu
Managementzielen (Ravenel & Redford 2005: 384).
Die etablierten IUCN-Schutzgebietskategorien werden von einer zunehmenden Zahl an
Ländern benutzt, um ihre eigenen Schutzgebietsgesetze umzuschreiben und diesen
anzupassen. West et al. (2006: 255) weisen dabei daraufhin, dass vielerorts die
Schutzgebietskategorien dazu benutzt werden, um bestimmte Aktivitäten in dem Gebiet
durchzusetzen oder zu verbieten.
Neben den IUCN-Schutzgebietskategorien sind die UNESCO-Kategorien
‚Biosphärenreservate’ und ‚Welterbestätten’ zu erwähnen. Biosphärenreservate sind von
dem UNESCO-Programm ‚Der Mensch und die Biosphäre’ anerkannte Modellregionen, in
denen innovativ Ansätze des Naturschutzes und der nachhaltigen Entwicklung umgesetzt
werden. Weltweit existieren 531 Biosphärenreservate in 105 Ländern (UNESCO 2008a).
Welterbestätten sind wie die Biosphärenreservate ein internationaler Schutzstatus der
UNESCO. Dieser Titel wird von der UNSECO an Schutzgebiete verliehen, die aufgrund ihrer
„herausragenden, universalen Werte“ zum Welterbe beitragen. Dabei wird unterschieden
zwischen Natur- und Kulturerbe (UNESCO 2008b).
3.2.2 Governance Typen 2003 widmete sich auf dem fünften Weltpark Kongress in Durban, Südafrika, eine
Arbeitsgruppe dem Thema ‚Governance of Protected Areas’, wodurch das Thema
Governance in der internationalen Naturschutzgemeinschaft einen eigenen Stellenwert
erlangte. Governance muss dabei klar von Management unterschieden werden. Während
Management beschreibt, was in einem Gebiet oder in einer Situation getan wird, beschreibt
Governance, wer diese Entscheidungen auf welche Weise trifft. Der Begriff Governance
umfasst Macht, Beziehungen, Verantwortung und Haftung (Borrini-Feyerabend et al. 2006:
116). So wird Goernance im Kontext von Schutzgebieten definiert als “the interactions
among structures, processes and traditions that determine how power and responsibilities
are exercised, how decisions are taken, and how citizens or other stakeholders have their
say” (Graham et al. 2003: 2f).
Damit unterscheidet sich Governance von Government dadurch, dass Government sich
ausschließlich auf staatliche Akteure bezieht. Innerhalb des Begriffs Governance sind
staatliche Akteure zwar potentiell Hauptakteure, aber auch andere Entscheidungsträger
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
32
können auftreten, da Governance das Zusammenspiel der drei Bereiche, Staat, Privatsektor
und Zivilgesellschaft, umfasst (Borrini-Feyerabend et al. 2006: 116).
Auf Grund der schnellen und grundlegenden sozialen, technologischen, kulturellen,
demographischen und ökologischen Veränderungen schaffen die Regierungen dieser Welt
es allein nicht, die Biodiversität adäquat zu schützen. Und „die Implementierung der
entsprechenden Richtlinien und das Management vor Ort zur Erreichung der
Schutzgebietsziele werden stark vernachlässigt“ (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008: 353f), so
dass viele Schutzgebiete lediglich Paper Parks13 sind. Weiterhin verfügen indigene, mobile
und lokale Gemeinschaften, lokale Regierungen, NGOs und der private Sektor über eine
beeindruckende Vielfalt an Naturschutz relevantem Wissen, Fähigkeiten, Ressourcen und
Institutionen. Diese existierenden verschiedenen Formen von Governance werden mehr und
mehr von den Regierungen wahrgenommen und anerkannt. Dabei können unterschiedliche
Governance Typen am besten danach unterschieden werden, wo die
Entscheidungskompetenz, Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht liegt (Borrini-
Feyerabend 2003: 93f).
Entsprechend werden vier Governance Typen unterschieden, die jedoch nicht hermetisch
getrennt sein müssen: Schutzgebiete, die (a) durch die Regierung, (b) durch verschiedene
soziale Akteure gemeinsam (Collaborative Management14), (c) durch private Landbesitzer
(Individuen oder NGOs) oder (d) durch lokale Gemeinschaften mit traditionellen und/oder
legalen Rechten kontrolliert werden (Borrini-Feyerabend 2003: 93).
Staatlich gemanagte Schutzgebiete werden von einem Ministerium oder einer staatlichen
Behörde auf nationaler oder lokaler Ebene verwaltet. Dabei kann die Regierung das
Management des Schutzgebiets auch an andere Körperschaften, wie halbstaatliche
Organisationen, NGOs, private Betreiber oder Gemeinden, übertragen. Der Landbesitz und
die Kontrolle verbleiben jedoch beim Staat, auch wenn manche Managementaufgaben an
andere Akteure delegiert werden.
Bei den gemeinschaftlich gemanagten Schutzgebieten teilen sich verschiedene Akteure, wie
Behörden, lokale Gemeinschaften, private Landbesitzer und andere Stakeholder, auf
unterschiedliche Art und Weise die Verantwortung für das Management. Dabei können
unterschiedliche Untertypen unterschieden werden. Gemeinschaftliches Management kann
bedeuten, dass die Autorität bei einem Akteur verbleibt, meist dem Staat, der jedoch
verpflichtet ist, andere Stakeholder zu informieren und zu konsultieren. Bei der stärksten
Form von Collaborative Management entwickelt hingegen ein Multi-Stakeholder Komitee im
Konsens Vorschläge für Schutzgebietsregelungen, die später von der Entscheidungsautorität
nur noch verabschiedet werden.
13 s. Glossar 14 s. Glossar
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
33
Private Schutzgebiete werden von einem oder mehreren Landbesitzern, die auch NGOs,
Stiftungen oder Forschungsinstitute sein können, verwaltet. Dabei sind die Besitzer
gegenüber den nationalen Gesetzen und ggf. gegenüber einer internationalen
Schutzgebietskategorie verantwortlich. Gegenüber der allgemeinen Zivilgesellschaft müssen
sie jedoch keine Rechenschaft ablegen.
Der vierte Governance Typ Community Conserved Areas (CCA) bedeutet wörtlich übersetzt
‚durch die Gemeinschaft erhaltene Gebiete’. Diese natürlichen Ökosysteme, die bedeutsame
Biodiversität und ökologische und kulturelle Werte beinhalten, werden freiwillig von indigenen
Völkern oder lokalen Gemeinschaften mit ihren traditionellen und/oder legalen Landrechten
und Nutzungsrechten natürlicher Ressourcen geschützt. Das Management wird durch eine
lokal abgestimmte Form von Governance realisiert, die meist auf traditionelle oder ethnische
Wurzeln zurückgeht (Borrini-Feyerabend 2003: 94-96; Borrini-Feyerabend et al. 2006: 219f).
Diese vier Governance Typen liegen quer zu den IUCN-Schutzgebietskategorien. So kann
aus beiden Klassifizierungsmöglichkeiten eine Matrix für Schutzgebiete aufgestellt werden
(Borrini-Feyerabend 2003: 93) (s. Tab. 2), die im Ergebnisteil für die Klassifizierung der
untersuchten Schutzgebieten benutzt wird.
Tabelle 2: Matrix zur Charakterisierung von Schutzgebieten anhand des Managementziels und Governance Typs
Staatlich gemanagte Schutzgebiete
Gemeinschaft-lich gemanagte Schutzgebiete
Private Schutzgebiete
Community Conserved Areas
I. Strenges Naturreservat/ Wildnisgebiet
II. Nationalpark
III. Naturmonument
IV. Biotop/Artenschutzgebiet mit Management
V. Geschützte Landschaft/ Geschütztes marines Gebiet
VI. Ressourcenschutzgebiet mit Management
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
34
3.3 Schutzgebiete und lokale Bevölkerung Bevor spezifische Fragestellungen bezüglich der Rolle der lokalen Bevölkerung im
Schutzgebietsmanagement diskutiert werden (s. 3.5), soll in diesem Abschnitt das
grundsätzliche Verhältnis der lokalen Bevölkerung zu Schutzgebieten beleuchtet und auf
Probleme hingewiesen werden.
Zunächst ist auf die Dichotomie von Natur und Kultur einzugehen, die starke Auswirkungen
auf das Verhältnis von Schutzgebieten und der lokalen Bevölkerung hat. Die Konstruktion
von der vom Menschen unberührten Natur, die sogenannte Wildnis, ist hauptsächlich eine
urbane Vorstellung von Menschen, die weit entfernt und entfremdet von der natürlichen
Umwelt leben (Ghimire & Pimbert 1997: 5f). Auch sind Schutzgebiete insgesamt ein
Konstrukt der westlichen Welt zur Sicherung der natürlichen Umwelt (West et al. 2006: 251).
So wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert die Vorstellung von Wildnis in dem US-
amerikanischen Konzept von Schutzgebieten, den Nationalparken, umgesetzt, die eine
menschliche Besiedlung der Gebiete nicht vorsieht. Die Trennung von Natur und Kultur
findet sich heute in den IUCN-Kriterien für Schutzgebiete wieder, da das akzeptierbare Maß
von menschlicher Nutzung und Veränderung der natürlichen Umwelt als
Unterscheidungsmerkmal der unterschiedlichen IUCN-Kriterien festgeschrieben wurde
(Brechin et al. 1991: 7). Mit dieser Standardisierung von Schutzgebietskategorien sind
Schutzgebiete zwar international vergleichbarer geworden, jedoch wurde damit auch die
künstliche Dichotomie von Natur und Kultur der westlichen Welt auf die restliche Welt
übertragen (West et al. 2006: 256). Denn z.B. waren die Bedingungen in Subsahara-Afrika
anders als in Nordamerika, da die afrikanische Bevölkerung fast ausschließlich von einer
Subsistenzwirtschaft lebte (West 1991: XV). Trotzdem war die Einrichtung von
Nationalparken in Subsahara-Afrika weit verbreitet (Gbadegesin & Ayileka 2000: 91), weil
viele Schutzgebiete vor der Einführung der IUCN-Kategorien entstanden sind, als man sich
am US-amerikanischen Schutzgebietssystems orientierte (Brechin et al. 1991: 10). Die
künstliche Dichotomie von Natur und Kultur hat sich signifikant auf materiellen und
immateriellen Verhältnisse der lokalen Bevölkerung ausgewirkt (West et al. 2006: 256).
Sogar der Durban Aktionsplan, das wichtigste Ergebnis des fünften IUCN-Weltpark
Kongresses in Durban, Südafrika, 2003, weist auf die Verbindung zwischen Enteignung und
Armut, kultureller Veränderung und sozialen bzw. substanziellen Verlusten bei den
Menschen hin, die in oder in der Nähe von Schutzgebieten leben (West et al. 2006: 257).
Jedoch sind die aktuellen Schutzgebietsanstrengungen meist weit entfernt von einer
Konfliktlösung zwischen Biodiversitätsschutz und Armutsbekämpfung (Cernea & Schmidt-
Soltau 2006: 1809). So reichen die Veränderungen für die lokale Bevölkerung durch die
Einrichtung von Schutzgebieten von Umsiedlungs- und Vertreibungsmaßnahmen über
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
35
Verbote von Nutzungsrechten von Land und natürlicher Ressourcen hin zu einer
Entfremdung von lokalen traditionellen Lebensweisen (West et al. 2006: 256).
Cernea und Schmidt-Soltau (2003: 44-46; 2006: 1818-1823) untersuchten die Vertreibung
der lokalen Bevölkerung für zwölf Schutzgebiete in sechs Ländern Zentral-Afrikas und
identifizierten acht spezifische Verarmungsrisiken bzw. -prozesse: Landlosigkeit,
Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Marginalisierung, Unsicherheit der Nahrungsversorgung,
erhöhtes Krankheits- und Sterblichkeitsrisiko, Zugangsverlust zu Allgemeingütern und
soziale Ausgrenzung. Des Weiteren errechneten sie, dass bereits 120 000 Menschen in den
sechs untersuchten Ländern (Äquatorial-Guinea, Gabun, Kamerun, Nigeria, Republik Kongo
Zentralafrikanische Republik) zwangsweise umgesiedelt wurden. Weitere 170 000 Menschen
werden in diesen Ländern zusätzlich umgesiedelt, wenn das Ziel, 30% der Landesfläche
unter Schutz zu stellen, ohne eine Veränderung der Politik umgesetzt wird (Cernea &
Schmidt-Soltau 2006: 1818). Insgesamt stellen Cernea und Schmidt-Soltau (2006: 1825)
fest, dass die gewaltsame Vertreibung der lokalen Bevölkerung eine weit verbreitete
Methode ist und die Verarmungsrisiken den Vertreibungsmerkmalen wirtschaftlicher
Vertriebener ähneln. Weiterhin werden neben den zwangsweisen Umsiedlungen
Kompensationen und eine gerechte Planung von nachhaltigen Wiederansiedlungen meist
weder unterstützt noch durchgeführt. Die Umsiedlungen und Verarmungen geschehen
hauptsächlich aufgrund eines entsprechenden Politikvakuums in den betroffenen Ländern
und bei den internationalen Naturschutz NGOs (Cernea & Schmidt-Soltau 2006: 1825).
Insgesamt sind Vertreibungen schwerer erfassbar und komplexer, als es oft den Anschein
hat, weil historische Jagdgebiete und Weideflächen unter Schutz gestellt werden, die lokalen
Nutzungen verboten werden und die Vertreibung damit indirekt erfolgt (West et al. 2006:
259).
Neben den Umsiedlungen wird durch die Schutzgebietsausweisung der Zugang und die
Nutzung der Gebiete für die ländliche Bevölkerung durch Gesetze und deren Durchsetzung
stark eingeschränkt. Eine elitäre Kontrolle über Ressourcen und fremde Land- und
Meeresnutzungsformen in angrenzenden Gebieten nimmt zu. Auch wird die lokale
Bevölkerung stärker kriminalisiert, wenn ihre traditionellen Landnutzungsformen verboten
wurden (West et al. 2006: 257).
Eine weniger materielle als vielmehr immaterielle Auswirkung von Schutzgebieten auf die
lokale Bevölkerung ist die Entfremdung von traditionellen Lebensweisen durch verstärkten
Einfluss von außen. So kann Tourismus zum einen dazu führen, dass Menschen ihre
Umgebung anders wahrnehmen und bewerten, wie z.B. die Sprache des Naturschutzes in
den lokalen Sprachgebrauch übernehmen (West et al. 2006: 261). Und zum anderen steigt
der Druck auf die Ressourcennutzung, indem beispielsweise der Brennholzbedarf durch die
gestiegene Anzahl von Touristen steigt. Auch führt das Geld aus den Tourismusgeschäften
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
36
oft zu einer Abhängigkeit des Parks und des Parkmanagements von dem Tourismus. Dieses
Verhältnis ist vielfach angespannt, weil Tourismus zu Konflikten über und Veränderungen
von Landnutzungsrechten führt, die Gewinnerwartungen der lokalen Bevölkerung nicht erfüllt
werden und der Umwelt geschadet wird (West et al. 2006: 262f).
So lässt sich abschließend zusammenfassen, dass das Verhältnis der lokalen Bevölkerung
zu den Schutzgebieten durch die künstliche Dichotomie von Natur und Kultur geprägt ist und
es deswegen zu konfliktreichen Zwangsumsiedlungen und Nutzungsverboten kommt.
3.4 Schutzgebiete und verschiedene Managementansätze Insgesamt besteht ein Schutzgebietsmanagement aus unterschiedlichen
Verantwortlichkeiten und Arbeitsfeldern. Schutzgebietsmanager müssen mit einem hohen
Maß an Unsicherheiten und Vieldeutigkeiten von Managementergebnissen und -
auswirkungen umgehen und gleichzeitig sollen sie ökologische und entwicklungsspezifische
Bedürfnisse erfüllen, wissenschaftliche Nachweise erbringen und gegensätzliche Interessen
ausgleichen (Stoll-Kleemann 2005: 26f).
Bei diesen Anforderungen muss bedacht werden, dass die Entscheidung über die
Einrichtung von Schutzgebieten meist auf Regierungsebene gefällt wird, ohne dass die
möglichen lokalen Veränderungen detailliert bedacht werden (West et al. 2006: 260). Dieser
protektionistische Ansatz des reinen Biodiversitätsschutzes, auch top-down oder fence and
fines-Ansatz genannt, war und ist in Afrika weit verbreitet (Gbadegesin & Ayileka 2000: 91).
Jedoch mangelt es an der Umsetzung der Regelungen vor Ort (Stoll-Kleemann & Bertzky
2008: 353f). Und zugleich werden die politischen Stimmen lauter, die den Ausschluss der
lokalen Bevölkerung aus den Schutzgebieten als unfair, unbegründet und illegal ansehen
(Adams & Hulme 2001: 193).
So beschreibt Stoll-Kleemann (2005: 27) zusammenfassend den Wechsel in der Diskussion
über ein effektives Schutzgebietsmanagement wie folgt: Biodiversity literature describes a management shift, evolving from a top-down, conservation-by-fences concept implemented by law enforcement to a collaborative, flexible, stakeholder-oriented process. The former suggests that rules and corresponding enforcement arrangements are indespensable; the latter proposes that protected-area management should consider local concerns and seek local ownership and support.
Philips (2003: 1-10) beschreibt diesen Paradigmenwechsel in den letzten Jahrzehnten
anhand der Veränderungen bzl. der Ziele, deren Wahrnehmung, der Managementmethoden
und -fähigkeiten, der Finanzierung und des Verhältnisses zur lokalen Bevölkerung. So haben
sich beispielsweise die Ziele vom Erhalt der Wildtiere und Landschaften hinzu
Biodiversitätsschutz aus wissenschaftlichen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Motiven
erweitert. Früher wurden Schutzgebiete als Inseln betrachtet im Gegensatz zur heutigen
Vorstellung eines Netzwerks, das aus Schutzgebieten, Pufferzonen und grünen Korridoren
besteht. Und bezogen auf die Rolle der lokalen Bevölkerung hebt Philips hervor, dass die
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
37
Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung im Schutzgebietsmanagement stärker berücksichtigt
und diese als aktive Partner in das Management miteinbezogen werden.
Insgesamt besteht bei dem neuen Paradigma der Anspruch an die Schutzgebietsmanager,
möglichst viele Stakeholder in die Managementprozesse zu integrieren, damit jeder seine
unterschiedlichen Interessen berücksichtigt sieht. Für die Manager ist es dabei besonders
schwierig, die folgenden zwei konträren Positionen miteinander zu vereinbaren. Auf der
einen Seite existieren die Forderungen nach Einbindung der lokalen Bevölkerung und nach
Gewinnen für diese Gemeinschaften, weil darin die Möglichkeit liegt, einige frühere
Schädigungen wieder gut zu machen bzw. in Zukunft zu vermeiden. Auf der anderen Seite
stellt dies auch ein Problem dar, weil die lokale Bevölkerung vielleicht eine ökonomische
Nutzung der Ressourcen fordert, die über die ökologische Tragfähigkeit hinausgeht. Dies
erfordert genaue wissenschaftliche Erkenntnisse über die ökologischen Kapazitäten, ein
sensibles Verhandlungsgeschick des Managements und ein hohes Maß an gegenseitigem
Verständnis zwischen dem Management und den Nutzern, besonders weil das Wissen über
die ökologischen Kapazitäten oft ungenau und/oder unvollständig ist (Stoll-Kleemann 2005:
29).
Diese Beachtung der unterschiedlichen Bedürfnisse der Stakeholder und deren
Einbeziehung in das Schutzgebietsmanagement spiegelt sich in der aktuellen Diskussion
über die Governance Typen (s. 3.2.2) wieder (Borrini-Feyerabend et al. 2006). Und bezogen
auf die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung wird dies überwiegend in der Literatur unter
Community-based Conservation (CBC) diskutiert (Adams & Hulme 2001: 193). Insgesamt
verbergen sich hinter dem Ansatz von CBC jedoch verschiedene Ausprägungen, die auf
einer Skala, die die unterschiedliche Gewichtung der Naturschutzinteressen und der
Interessen der lokalen Bevölkerung widerspiegelt, angeordnet werden können. An einem
Ende der Skala sind Initiativen angesiedelt, die dazu ins Leben gerufen wurden,
Nationalparke und ihre Schutzziele zu unterstützen. Sie wurden meist erst eine ganze Weile
nach Ausweisung des Schutzgebiets entwickelt und sollen langfristig Streitfragen über
Zugangs- und Nutzungsrechte lösen. In der Mitte sind Projekte angesiedelt, die ein
Collaborative Management15 zwischen Staat und lokaler Bevölkerung anstreben und eher
pluralistische, partnerschaftliche oder interorganisationelle Ansätze verfolgen. Am anderen
Ende der Skala sind ländliche Entwicklungsprogramme angesiedelt, die die Nutzung von
Wildtieren und anderen Ressourcen regeln und nicht im Kontext von Schutzgebieten stehen.
Hier ist Biodiversitätsschutz ein Nebeneffekt (Adams & Hulme 2001: 194).
Neben dieser Einteilung von Adams und Hulme (2001) existieren bereits verschiedene
Schutzgebietsmanagementansätze, die versuchen den Schutz der biologischen Vielfalt mit
den sozialen und ökonomischen Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung zu verbinden. Die
15 s. Glossar
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
38
Ursache für diesen Kurswechsel ist auf die Dürre im nördlichen Afrika in den 1970ern und
80ern zurückzuführen und zeigt sich in der World Conservation Strategy der IUCN von 1980,
auf die das Integrated Conservation and Development Project (ICDP) zurückgeht (Spinage
2002: 16). ICDPs können zum Beispiel in der Kombination von Nationalparken oder
Biosphärenreservaten umgesetzt werden, um alternative Einkommensmöglichkeiten für die
lokale Bevölkerung zu schaffen und ihnen Partizipationsmöglichkeiten im Management zu
geben (Marcus 2001: 383). Andere Ansätze wie das Community-based Natural Resource
Management (CBNRM) oder auch Community-based Wildlife Management (CWM) werden
auch die zweite Generation der ICDPs genannt, weil diese neuartiger sind und eher ein
adaptives Management anstreben als ein unflexible, steife Managementpläne (Hughes &
Flintan 2001: 5). Eine der ersten Umsetzungen erfolgte in Simbabwe unter dem Namen
CAMPFIRE (Communal Areas Management Programme for Indigenous Resources) in den
1970ern (Child 1996: 359f). Dabei wurde der lokalen Bevölkerung beispielsweise eine
Jagdquote für Wildtiere zugeteilt, die sie gut an ausländische Touristen verkaufen können.
Durch derartige Übertragung von ökonomisch wertvollen und sicheren Rechten in
Schutzgebieten auf die lokale Bevölkerung, können Anreize für den Naturschutz geschaffen
werden und die Effektivität von CBC wird gestärkt. Eine konzeptionelle Verbindung von CBC
und Nationalparken existiert bisher jedoch nicht (Hess 2001: 168).
Kritiker des CBNRM führen an, dass die CBNRM Performanz nicht entscheidend zur
Verbesserung der lokalen Lebensbedingungen beiträgt, da das Einkommen aus CBNRM
Aktivitäten pro Haushalt sehr gering ist (Jones 2006: 83). Jones (2006: 84) plädiert jedoch
dafür, mit CBNRM nicht nur ein materielles und ökonomisches Wohlergehen anzustreben,
sondern auch ein Empowerment16 der ländlichen Bevölkerung (Kothari 2001: 204), eine
Stärkung der lokalen Verwaltungsstrukturen für Allgemeingüter (s. 4.1) und eine
Unterstützung für nicht landwirtschaftliche Einkommensmöglichkeiten. Gerade im südlichen
ländlichen Afrika wurde CBNRM als eine erfolgsversprechende Strategie beworben, weil
aufgrund des semi-ariden Klimas außer extensiver Viehhaltung Landbewirtschaftung kaum
möglich ist (Jones 2006: 84). Die beste Aussicht auf Erfolg hat CBNRM somit in Regionen, in
denen nur wenig andere Entwicklungsoptionen existieren und die Vermarktung von wild
lebenden Tieren eine geeignete Landnutzungsform ist. So kann CBNRM neben anderen
Strategien zur Unterstützung des Lebensunterhalts in marginalisierten ländlichen Gebieten
beitragen (Jones 2006: 86). Insgesamt hat es ein größeres Interesse an diesen Ansätzen17
seit den 1990ern gegeben, weil die Politiker ein verstärktes Interesse an utilitaristischen,
Ressourcen orientierten und gewinnbringenden Strategien zeigen und manifeste Konflikte
mit der lokalen Bevölkerung vermieden werden sollen (Adams & Hulme 2001: 194).
16 s. Glossar 17 Im Weiteren werden die Ansätze, ICDP, CBNRM, CWM und CAMPFIRE, zusammengefasst unter dem Begriff ‚lokale Entwicklungsprojekte’.
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
39
Allgemein kann der lokale Prozess zur Regelung der Nutzung natürlicher Ressourcen in drei
Phasen eingeteilt werden. Zunächst verhandeln die Individuen über die Nutzung der
Ressourcen, dann versuchen sie die gemeinsamen Regeln umzusetzen und zum Schluss
wird versucht, die Konflikte, die aus der Umsetzung der Regeln entstehen, zu lösen.
Typischerweise wird bei CBC-Programmen den lokalen Akteuren nur das Recht
zugesprochen, die Regeln zu implementieren. Das Recht der Regelsetzung und der
Konfliktschlichtung obliegt weiterhin dem Staat (Agrawal & Gibson 1999: 638). Um CBC-
Programme jedoch effektiv zu institutionalisieren, müssen die lokalen Gemeinschaften
ausreichend Zugang zu Geldern haben, um die Nutzungsregeln selbst zu entwickeln und
durch die Implementation entstandene Konflikte zu lösen. Die Gelder sollten nicht von der
Regierung gestellt werden, sondern möglichst lokal von den Nutzern der Ressourcen
kommen. Langfristig bedeutet das, dass die Regierung nicht nur Autorität abgibt, sondern
auch den Gemeinschaften die Kontrolle über die Ressourcen überlässt (Agrawal & Gibson
1999: 641). Durch diese verstärkte Einbindung der betroffenen lokalen Bevölkerung
genießen gemeinsam verabschiedete Nutzungsvereinbarungen mehr Legitimation (Brechin
et al. 2002: 58) und damit mehr Akzeptanz. Und die Entscheidung über die Akzeptanz oder
Ablehnung der Schutzgebiete kann auf eine sachlich-inhaltliche Ebene gestützt werden.
Auch können durch Partizipation lokale Besonderheiten besser berücksichtigt oder
überhaupt erst bewusst werden (Stoll-Kleemann 2003: 278).
Eine Einschätzung, ob CBC insgesamt erfolgreich ist oder nicht, ist jedoch nicht möglich,
weil die Ziele bisher nicht einheitlich formuliert sind (Adams & Hulme 2001: 198). Auch ohne
eine solche strukturierte Evaluation werden verschiedene Aspekte an CBC kritisiert. Die
Kosten würden die Gewinne übersteigen, die Kosten könnten zu Lasten nur einer sozialen
Gruppe, wie z.B. der lokalen Bevölkerung, gehen und manche Projekte würden ohne
Konsultation mit der lokalen Bevölkerung geplant und umgesetzt (Adams & Hulme 2001:
198). Zusätzlich bleiben Zweifel an der Effizienz des neuen partizipativen Ansatzes (Stoll-
Kleemann 2005: 27). Denn eine Schwierigkeit bei partizipativen Strategien ist, dass die
Vielfalt an Meinungen und Interessen anerkannt wird, und die Bereitschaft vorhanden ist,
den schwer vorhersehbaren Weg des Collaborative Managements mitzugehen. Dabei muss
sich jeder Teilnehmer überlegen, ob sich der Aufwand der Teilnahme zur Erreichung seiner
Interessen lohnt (Stoll-Kleemann 2005: 29). Insgesamt ist die Institutionalisierung und
Operationalisierung von partizipativen Ansätzen in Schutzgebietsverwaltungen eine enorme
Aufgabe bei der trial and error, selbstkritische Reflektion, Experimente und Innovationen
elementare Bestandteile für den Erfolg sind (Ghimire & Pimbert 1997: 35f).
Eine starke Minderheit, hauptsächlich Ökologen, betrachten hingegen eine strenge
Regelumsetzung weiterhin als die einzig effiziente und erfolgreiche Strategie, Biodiversität zu
schützen (Stoll-Kleemann 2005: 29). Ihrer Meinung nach erfordern auf der einen Seite die
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
40
schwachen finanziellen Mittel, die hohe Korruption und die mangelnde Anerkennung von
Bürgerrechten (s. 5.3) in den Staaten der meisten tropischen Schutzgebiete und auf der
anderen Seite die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Biodiversitätsverlustes eine
restriktive Durchsetzung der Naturschutzgesetze im Schutzgebietsmanagement. Denn alle
Versuche, Ressourcennutzung mit Naturschutz zu verbinden, haben nach ihrer
Einschätzung immer zu einem Nachteil für die Schutzgebiete geführt (Stoll-Kleemann 2005:
29).
Gibson et al. (2005) analysierten mögliche Bedingungen für ein erfolgreiches
Ressourcenmanagement in Waldschutzgebieten. Danach sind die Überwachung und die
Umsetzung von Nutzungsregelungen von größerer Bedeutung für ein funktionierendes
Schutzgebiet, als der Einfluss des Sozialkapitals18 der lokalen Bevölkerung, deren formaler
Organisationsgrad und dessen Abhängigkeit von Waldprodukten. Auch Fischer (2008)
plädiert für eine strikte Überwachung und Umsetzung der Nutzungsregelungen in
Kombination mit direkten Anreizen, z.B. Kompensationszahlungen, um die biologische
Vielfalt in Entwicklungsländern besser zu schützen (Ferraro & Kiss 2002). Die Durchsetzung
von Schutzgebietsregeln ist jedoch immer eine komplizierte Angelegenheit und schädigt oft
die Beziehungen zur lokalen Bevölkerung. Meist ist die Umsetzung nicht transparent, d.h.
dass die lokale Bevölkerung beispielsweise die Zonierung, die Nutzungsbeschränkungen
oder die möglichen Strafen nicht kennt. Dies führt dann zu weiteren Spannungen und
verhindert eine lokale Akzeptanz (Stoll-Kleemann 2005: 30). Dabei bezieht sich die
Durchsetzung von Gesetzen nicht nur auf illegale Siedler und lokale Ressourcennutzung,
sondern auch auf Holzfirmen, Bergwerke, Tourismusunternehmen und Infrastrukturprojekte,
die oft die Schutzgebietsgesetze verletzen. Korruption verschlimmert solche Konflikte weiter
und verhindert somit eine öffentliche Deliberation und passende effektive
Managementprioritäten (Stoll-Kleemann 2005: 30).
Somit warnt Spinage (2002: 16) davor, CBC-Initiativen als Allheilmittel für ganz Afrika zu
sehen und weist daraufhin, dass negative Entwicklungen in Nationalparken oft auf die
Instabilität im Land zurückzuführen sind und nicht auf die Nationalparke selbst. So existieren
immer noch alle 23 Schutzgebiete in Afrika, die älter als fünfzig Jahre sind, und in denen
heute eine höhere Dichte an Tieren lebt als zur Zeit der Einrichtung der Nationalparke. In
angrenzenden Gebieten der Schutzgebiete könnten CBC-Methoden aber angewandt
werden, um die Vitalität der Nationalparke zu erhalten.
Insgesamt stehen sich die beiden Positionen in dieser Debatte unnötig polarisiert gegenüber
und führen jeweils allein nicht zu effektiven Schutzgebietsmanagementkonzepten. So ist
dieser Streit vielmehr ein Zeichen dafür, wie dringend eine pragmatische Integration nötig ist,
da sich die Positionen nicht unbedingt gegenseitig ausschließen. Vielmehr ist für ein
18 s. Glossar
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
41
angemessenes Management ein Mix von effektiver Gesetzesimplementation und einer
Anpassung an die lokale Bevölkerung erforderlich (Stoll-Kleemann 2005: 30).
Biosphärenreservate könnten diesen Anforderungen gerecht werden, da deren Konzept die
Verbindung von Biodiversitätsschutz und nachhaltiger Entwicklung, ein Collaborative
Management und eine Zonierung in Kern- und Pufferzonen vorsieht (Stoll-Kleemann 2005:
31f; Stoll-Kleemann et al. 2006: 2-4). Diese Zonierung ermöglicht darin eine unterschiedliche
Gewichtung von Biodiversitätsschutz, nachhaltiger Nutzung von natürlichen Ressourcen,
Forschung und Weiterbildung. Wichtig bei der Zonierung ist die klare Kennzeichnung von
Kernzonen, in denen Betreten oder Nutzung untersagt ist, und Pufferzonen, in denen die
lokale Bevölkerung bestimmte Nutzungsrechte hat. Denn für die lokale Bevölkerung ist es
wichtig, dass sie in das Zonierungssystem miteinbezogen werden und ihre Nutzung nicht
ausgeschlossen wird (Stoll-Kleemann 2005: 32).
Abschließend kann festgestellt werden, dass keine Musterlösung für ein lokales
Managementregime existiert, weil die Variablen sehr unterschiedlich und kontextabhängig
sind. Somit müssen in jedem Schutzgebiet eigene Erfahrungen gesammelt werden (Ghimire
& Pimbert 1997: 25) und je nach Einzelfall über die akute Bedrohung von Arten oder
Ökosystemen gegenüber Partizipationsmöglichkeiten abgewogen werden (Stoll-Kleemann
2003: 276).
3.5 Schutzgebiete im sozialen und politischen Prozess Heute können Schutzgebiete nicht weiter als abgrenzbare Räume verstanden werden,
sondern müssen mehr als ein offenes komplexes System gesehen werden (Western 2001:
202). Denn das Verständnis von Ökosystemen, die ein statisches Gleichgewicht anstreben,
wurde ersetzt durch das Verständnis, dass Ökosysteme ständigen Prozessen unterworfen
sind, die durch Störungen, Chaos und spontanen Änderungen bedingt sind. Somit sind
Schutzgebietsgrenzen nur künstliche Produkte menschlicher Konstruktionen (Hess 2001:
166). Darüber hinaus können Schutzgebiete durchaus auch dann erfolgreich sein, wenn sie
keine absoluten Grenzen haben, sondern diese den verändernden ökologischen, politischen,
sozialen und kulturellen Kontextbedingungen kontinuierlich angepasst und von den
menschlichen Siedlungen nicht getrennt betrachtet werden. Tatsächlich herrscht in den
meisten Gegenden mit hoher Biodiversität meist auch sozial und politisch eine angespannte
Situation, wie ein hohes Maß an Armut, unsichere Besitzverhältnisse und Landlosigkeit,
unsichere und/oder undemokratische politisches Systeme und eine Geschichte von staatlich
finanzierten Repressionen (Brechin et al. 2002: 42f). Schutzgebiete sind standardmäßig in
diese hoch komplizierten sozialen und politischen Kontexte eingebettet. Doch trotz dieser
Rahmenbedingungen muss versucht werden, die Schutzgebiete möglichst effektiv
umzusetzen. Deswegen favorisieren Brechin et al. (2002) eine nach den Bedürfnissen der
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
42
Menschen orientierte Strategie, die sozialer Gerechtigkeit genauso viel Bedeutung beimisst
wie dem Biodiversitätsschutz und die sich den spezifischen Kontextbedingungen anpasst im
Gegensatz zu einer standardisierten Patentlösung (Brechin et al. 2002: 44).
Um einen ökologisch ernsthaften, pragmatisch realisierbaren und sozial gerechten Ansatz zu
konzipieren, benennen Brechin et al. (2002: 45-51) sechs Kernelemente des sozialen und
politischen Prozess, die für den Naturschutz als einen menschlichen Organisationsprozess
essentiell sind. Damit gemeint sind Menschenwürde, Legitimation, Governance, Übernahme
von Verantwortung, Adaption und Lernen sowie nichtlokale Kräfte:
• Die Menschenwürde umfasst hier drei grundsätzliche Prinzipien: das Recht auf allen
Ebenen des politischen Entscheidungsprozesses als gleichberechtigter Partner zu
partizipieren, das Recht auf Selbstrepräsentation und Autonomie und das Recht auf eine
politisch, ökonomisch und kulturelle Selbstbestimmung. Dieses deliberative Verständnis
hat das größte Potential, einen legitimierten Prozess anzustoßen, der soziale
Unterschiede und ökologisch und politisch sich ändernde Rahmenbedingungen
berücksichtigt und konstruktive Diskussion, Kompromisse und Machtaufteilungen fördert.
• Die Legitimation des Naturschutzansatzes soll erreicht werden durch ein praktisch
orientiertes, langfristiges Konzept, bei dem die getroffenen Entscheidungen von allen
Akteuren als legitim und realisierbar anerkannt werden. Schließlich wird der Staat allein
nie genug Ressourcen zur Verfügung haben, um die existierenden Regeln und Gesetze
im vollen Umfang umsetzen zu können, und so können Missverständnisse und mögliche
Konflikte bei der Implementation vermieden werden.
• Governance als drittes Kernelement umfasst die Art und Weise der
Entscheidungsfindung und der Machtverteilung, wobei dies stark durch den spezifischen
Kontext bestimmt wird. Oft sind soziale Konflikte und Umweltzerstörende Handlungen
selten, wenn starke Governance-Institutionen, sowie strenge Mechanismen zur
selbstregulierten Regelumsetzung, starke lokale Organisationen und ein unterstützender
Politikkontext existieren.
• Die Übernahme von Verantwortung umfasst zum einen, dass Zusagen von
verschiedenen Akteuren eingehalten werden. Und zum anderen wird die Performanz der
Programme anhand von sozialen und politischen Aspekten wie auch anderer Indikatoren
bewertet, so dass Implementationsprobleme behoben werden können.
• Adaption und Lernen ist erforderlich für die stetige Verbesserung von
Naturschutzprogrammen und umfasst die Institutionalisierung von Reflektion und
Selbstkorrektur.
• Das letzte Kernelement des sozialen und politischen Prozesses umfasst die politische
Ökonomie und den Einfluss von nichtlokalen Kräften auf die zu schützenden Gebiete, wie
beispielsweise die ökonomischen Interessen der internationalen Holzwirtschaft.
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanagement
43
Mit Hilfe dieser sechs Kernelemente erweitern Brechin et al. (2002: 57) die
Schutzgebietsmanagementdiskussion um den politischen und sozialen Kontext, der in vielen
Managementansätzen bisher kaum beachtet wurde. Um die Leistung von konkreten
Biodiversitätsprogrammen zu beurteilen, kann auf dieser Basis nun begonnen werden,
genaue Bewertungsparameter für soziale Prozesse zu entwickeln (Brechin et al. 2002: 56).
Damit langfristige Erfolge erreicht werden können, ist es nötig, eine Kultur des offenen
Dialoges und des gemeinsamen Argumentierens und Verhandelns mit einem weiten
Spektrum an Akteuren aufzubauen. Denn die Zivilgesellschaft entscheidet über die Zukunft
der Biodiversität und eine breite Koalition aus internationalen Organisationen, Regierungen
und der Zivilgesellschaft entscheidet über den Prozess, den Verhandlungsmodus und
Entscheidungsmodus (Western 2001: 203).
So ähneln sich weltweit die Politics-Probleme der Schutzgebiete. Oft arbeiten die
Politikfelder kontraproduktiv. Es fehlt an politischer Unterstützung auf der lokalen und
nationalen Ebene. Es stehen zu wenig finanzielle Mittel für das Schutzgebietsmangement
zur Verfügung und politische Korruption verhindert ein effektives Management (Stoll-
Kleemann 2005: 33f). Um sich durchzusetzen, zählt das politische Gewicht des
Schutzgebiets. Das setzt sich nach Stoll-Kleemann (2005: 34f) zusammen aus dem
Leadership, der finanziellen Situation, den unterstützenden Akteuren, effektiven Netzwerken,
Prestige, konträren Interessen (z.B. Pipelinebau), dem nationalen Naturschutzdiskurs, den
Akteurskonstellationen und der generellen politischen Situation. Inwiefern die Akzeptanz der
lokalen Bevölkerung in den untersuchten Schutzgebieten durch den politischen und sozialen
Kontext beeinflusst wird, wird versucht mit den Ländercharakteristika einzuschätzen (s. 5.3).
Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen
44
4 Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen
In diesem Kapitel werden zwei Ansätze vorgestellt, die originär nicht aus der internationalen
Schutzgebietsdiskussion stammen. Jedoch können beide diese bereichern, indem die
Erkenntnisse auf das Schutzgebietsmanagement angewendet werden. Die
Handlungsstrategien für Schutzgebietsmanagement hat Sauer mit Hilfe einer empirischen
Rekonstruktion der Handlungsmuster verantwortlicher deutscher Behörden für die
Umsetzung der FFH-Richtlinie19 beschrieben (4.1) und erweitern die typischen Ansätze des
Schutzgebietsmanagements. Der Institutionenansatz von Ostrom ist für den Umgang mit der
Allmendeklemme (4.2) entwickelt worden und wurde von Agrawal weiterentwickelt, um
anhand der Komponenten von Gemeinschaftsgütern deren Zusammenhänge und
Bedeutungen zu identifizieren. Da die natürlichen Ressourcen der Schutzgebiete
Gemeinschaftsgüter sind und die Kernaufgabe jedes Schutzgebietsmanagement ist, diese
adäquat zu schützen, ist der Institutionenansatz bereichernd für die Schutzgebietsdebatte.
4.1 Handlungsstrategien für Schutzgebietsmanagement nach Sauer Die fünf Handlungsstrategien für Schutzgebietsmanagement, die nachfolgend vorgestellt
werden, hat Sauer (2006) in ihrer Promotion beschrieben, indem sie die Umsetzung der
FFH-Richtlinie anhand der Akteure der Naturschutzverwaltungen in Deutschland untersucht
hat. Dabei sind die Strategien aus einer empirischen Rekonstruktion der beobachteten
Handlungsmuster entwickelt worden und sind somit keine Strategien im klassischen
Wortsinn, die von den Akteuren absichtlich gewählt werden (Sauer 2006: 214). Sauer
bezeichnet die Handlungsstrategien auch als Umsetzung- oder Argumentationsstrategien
der Naturschutzbehörden, weil sie untersucht, welche Strategien die Akteure der
Naturschutzverwaltungen wählen, „um dem doppelten Anspruch nach richtlinienkonformer
Umsetzung und Berücksichtigung der lokalen Belange gerecht zu werden“ (Sauer 2006: 14).
Da Sauer die Gebietsausweisung und dessen Akzeptanz und nicht die dauerhafte Akzeptanz
der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung, wie in den Fallstudien dieser Arbeit,
untersucht, ist die Übertragbarkeit auf allgemeine Akzeptanzphänomene genau zu prüfen.
Die fünf Handlungsstrategien sind die ökonomische Strategie, die kooperativ-kooptative
Strategie, die fachlich-rechtlich persuasive Strategie, die Strategie der Delegation und die
hierarchische bzw. ordnungsrechtliche Strategie.
Damit die ökonomische Strategie von allen notwendigen Akteuren unterstützt wird, müssen
die Akteure sich auf einen rationalen Diskurs einlassen, ein ausreichendes Budget
vorhanden und die Finanzierungsinstrumente effizient und flexibel gestaltet sein. Die
ökonomische Strategie lässt sich in drei Säulen untergliedern. Die erste Säule ist die 19 Flora-Fauna-Habitat Richtlinie der Europäischen Union
Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen
45
Betonung der ökonomischen Chancen, weil durch die Einrichtung von Schutzgebieten
weitere finanzielle Förderung in die Region geholt werden kann. „Die Mitarbeiter der
Naturschutzverwaltungen sehen in einer ökonomischen Argumentationsstrategie die
Chance, die Betroffenen zur Mitwirkung zu gewinnen oder deren Widerstände zumindest auf
ein Maß der Duldung beziehungsweise der konditionalen Akzeptanz, die an finanzielle
Anreize gebunden ist, zu reduzieren“ (Sauer 2006: 166). Die zweite Säule umfasst die
ökonomischen Restriktionen, d.h. die schlechte finanzielle Ausstattung der
Naturschutzbehörden wird als begrenzender Faktor für die eigene Arbeit wahrgenommen.
Das kann zu einer gefühlten Handlungsohnmacht der Behörden führen. Und mit der dritten
Säule ist die Umgestaltung der ökonomischen Rahmenbedingungen gemeint, z.B. können
bekannte Förderinstrumente an die Anforderungen des FFH-Gebietsmanagements
angepasst werden. Oft wurden finanzielle Aspekte als Ursache für die Unterstützung oder
Ablehnung der Schutzgebiete durch die Betroffenen angeführt, da finanziell nachteilige
Auswirkungen auf die Landnutzung befürchtet wurden. Jedoch ist ein ökonomischer Diskurs
für die Akteure auch attraktiv, weil „tiefer liegende Ängste und Werte, die häufig als
Ablehnungsgründe für Naturschutzvorhaben erkannt wurden, […] [hier] nicht artikuliert und
verhandelt werden“ (Sauer 2006: 173). Denn oft sind nicht direkt die ökonomischen Aspekte
entscheidend, diese dürften aber als ‚symbolisches Instrument’ (Sauer 2006: 174) nicht
unterschätzt werden (Sauer 2006: 164-175).
Bei der kooperativ-kooptativen Strategie wird von der These ausgegangen, dass durch die
Zusammenarbeit mit den Betroffenen die Akzeptanz der Schutzgebiete erhöht und die
Umsetzung beschleunigt wird. Drei Formen von kommunikativen und kooperativen
Instrumenten können unterschieden werden: Information, Konsultationsverfahren sowie
bilaterale Abstimmung und Zusammenarbeit. Informationen können nicht nur durch
Informationsbroschüren, Faltblätter und Internetauftritte, sondern auch durch
Informationsveranstaltungen, Gebietsbegehungen oder Großveranstaltungen verbreitet
werden. Dabei kann sich der Tonfall zum Teil erheblich unterscheiden. Konsultations- bzw.
Dialogverfahren, die z.B. durch die öffentliche Bekanntmachung der Gebietsvorschläge
eingeleitet werden, dienen als vertrauensbildende Maßnahmen und können konkrete
Hinweise auf mögliche Konfliktpunkte geben. Bilaterale Abstimmungen und Zusammenarbeit
sind zur Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Handlungsstrategien bestimmt und sind
meist nicht öffentlich. Werden Interessen der Akteure zu wenig beachtet, erscheinen die
Konsultations- und Kooperationsversuche eher als Kooptationsversuche
(‚Vereinnahmungsversuche’) und werden mit stärkerem Widerstand quittiert (Sauer 2006:
185), das in der Praxis öfter geschieht. Die Aussicht, die Rangordnung und auch die Rollenverteilung im Akteursfeld durch partizipative Prozesse zu beeinflussen, macht die kooperativ-kooptative Strategie für das gesamte Akteursfeld attraktiv. Unmittelbarer als über die ökonomische Strategie können
Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen
46
Aufgaben- und Ressourcenverteilungen und Verantwortlichkeiten geregelt und spezifische Machtressourcen ausgebaut werden (Sauer 2006: 188).
Damit ist die Strategie erfolgsversprechend, wenn ein Verhandlungsspielraum besteht,
mittelfristig positive Umsetzungseffekte ausreichend sind und die Strategie in andere
Entwicklungsprozesse integriert wird (Sauer 2006: 175-190). Die kooperative
Handlungsstrategie geniest insgesamt eine hohe Akzeptanz bei allen Akteuren, weil hier alle
eigene Ressourcen einbringen können (Sauer 2006: 235).
Mit der fachlich-rechtlich persuasiven Strategie versuchen die Naturschutzbehörden, „andere
Akteure rational von der Notwendigkeit des Gebietsmanagements zu überzeugen“ (Sauer
2006: 191). Dabei bieten sich zwei Ansatzpunkte an: entweder kann auf die rechtliche
Verpflichtung zu Auswahl, Meldung und Erhalt der Gebiete verwiesen werden oder es
können fachliche Argumente entwickelt werden, die andere Akteure überzeugen sollen.
Gleichzeitig grenzen fachliche und rechtliche Argumente den Verhandlungsspielraum in
kooperativen Verfahren ab und dienen der Objektivierung des Vorgehens und der
Nachvollziehbarkeit des Schutzansatzes. So wird dem Bedürfnis der Betroffenen nach
Planungssicherheit und nach klaren Rahmenbedingungen entsprochen. Gleichzeitig sichern
sich die Behörden durch diese Strategie ihre Kompetenzen und versuchen ihre
Vorstellungen durchzusetzen. Um diese Strategie erfolgsversprechender zu gestalten, sollte
die Fachkompetenz der Betroffenen mehr einbezogen werden und das sogenannte
Fachwissen um soziologisches und ökonomisches Wissen erweitert werden. Denn den
„Interessen, Wertvorstellungen und Wahrnehmungsmustern der Betroffenen [muss]
ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt werden […], um sie zur Übernahme von
Verantwortung für die Schutzgüter zu motivieren“ (Sauer 2006: 195).
Bei der Strategie der Delegation wird aber die Verantwortung selten an andere
Akteursgruppen übergeben, sondern meist innerhalb der Verwaltung auf eine höhere Ebene
verlagert. Dann dient die untere Naturschutzbehörde oft als direkter Ansprechpartner für die
Betroffenen. Die Entscheidungskompetenz liegt aber bei der oberen Naturschutzbehörde.
Damit verfolgen die Naturschutzbehörden zwei Ziele. Zum einen kann die Delegation zur
Optimierung des Umsetzungsprozesses dienen. Zum anderen kann durch die Delegation
eine kurzfristige Beruhigung des möglichen Konflikts erzielt werden. Betroffene Akteure
fassen allerdings die Verlagerung auf eine höhere Verwaltungsebene als Trick auf und
sehen es lieber, wenn die Entscheidungskompetenz auf ihrer eigenen Handlungsebene liegt.
Um die damit möglicherweise verbundene Verschlechterung des Verhältnisses von
Betroffenen und Verwaltung zu vermeiden, kann die Einrichtung von Ressort übergreifenden
Projektgruppen mit ausreichender Entscheidungskompetenz nützlich sein (Sauer 2006: 197-
208).
Mit Hilfe der hierarchischen bzw. ordnungsrechtlichen Strategie scheint es auf den ersten
Blick möglich zu sein, den Anforderungen an fachlicher Qualität und Rechtsverbindlichkeit in
Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen
47
ressourceneffizienter Weise gerecht zu werden. Damit diese Strategie erfolgreich sein kann,
müssten aber die Sanktionsmechanismen als angemessen empfunden werden und
ausreichend abschreckend sein. Auch müsste dieser Zwang von den Betroffenen als legitim
angesehen werden. Betroffene begegnen dieser Strategie aber mit großer Ablehnung und
Widerstand, weil ihre Selbstbestimmung dadurch eingeschränkt wird. So macht diese
Strategie meist nur in Verbindung mit kooperativen Verfahren Sinn (Sauer 2006: 208-214).
Bei dieser Kombination können die Nachteile beider Verfahren reduziert werden: Zum einen wird der drohenden Umsetzungsschwäche der getroffenen Vereinbarungen und der Aufweichung naturschutzfachlicher Zielsetzungen vorgebeugt, zum anderen wird ein gemeinsames Problemverständnis erarbeitet und die Kompetenzen aller Akteure können in die Erarbeitung von Lösungsstrategien eingebracht werden (Sauer 2006: 213)
Für alle fünf Handlungsstrategien gilt: Die Naturschutzverwaltungen versuchen, ihre
Aufgaben formal-korrekt zu erfüllen und ihre Fachkompetenz zu wahren. Dabei sind sie
bemüht, Konflikte zu vermeiden oder zu deeskalieren und reagieren so auf Impulse anderer
Akteure. Im Interesse der Betroffenen liegt es, ihre Verfügungsgewalt über das Eigentum zu
erhalten, die Landbewirtschaftung langfristig zu sichern und damit ihre sozialen und
institutionellen Bindungen zu wahren.
Die fünf vorgestellten Handlungsstrategien lassen sich im Bezug auf ihre
Interaktionsorientierung und ihre Interaktionsrichtung schematisch darstellen. Mit der
Interaktionsorientierung ist gemeint, ob die Interaktion der Akteure verständigungsorientiert
oder persuasiv gestaltet ist. Die Interaktionsrichtung kann einseitig oder wechselseitig sein
(s. Abb. 6).
Abbildung 6: Interaktionsorientierung der Umsetzungsstrategien nach Sauer (2006: 216)
Delegation
kooperativ-kooptativ
hierarchisch
verständigungs-orientiert
persuasiv
wechselseitig einseitig
INTERAKTIONS-RICHTUNG
INTERAKTIONS-ORIENTIERUNG
ökonomisch
fachlich-rechtlich persuasiv
Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen
48
Um eine angemessene Handlungsstrategie für einen bestimmten Fall zu entwickeln, ist die
Identifizierung der Interessen- und Ressourcenprofile aller Akteure hilfreich. Die
Interessenprofile der Akteure werden durch eine materielle, kognitive und normative
Orientierung geprägt. Zu den Kerninteressen gehören die Wahrung und Erweiterung der
Handlungsautonomie, der Einflussgewinn bzw. -erhalt und die Steigerung der
Allgemeinwohls (Sauer 2006: 227). Zu den Machtressourcen der Akteure gehört
Landeigentum, Geldmittel und Arbeitskraft, aber auch das Einflusspotential auf einen Teil der
öffentlichen Meinung und die Legitimation im Akteursfeld (Sauer 2006: 226). Elementar für
den Erfolg einer Handlungsstrategie ist es auch, die Kommunikationsprobleme und
ökonomischen Aspekte zu berücksichtigen (Sauer 2006: 225).
Da die Handlungsstrategien von Sauer auf der Analyse von zehn deutschen Fallstudien
beruhen, können die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf die Fallstudien in Subsahara-Afrika
übertragen werden. Zum einen lassen sich die persönlichen Profile der Akteure nicht einfach
verallgemeinern und zum anderen sind die typischen Eigenheiten der verschiedenen
Verwaltungsebenen primär für Deutschland charakteristisch. Trotzdem bieten die
Handlungsstrategien mit ihren detaillierten Beschreibungen einen interessanten Horizont, um
das Management der untersuchten Schutzgebiete zu analysieren.
4.2 Die Tragik der Allmende und der Institutionenansatz Der Kern von Interessen- und Nutzungskonflikten in Schutzgebieten lässt sich nach Garrett
Hardin auf das von ihm 1968 beschriebene Phänomen Tradegy of the Commons
zurückführen. Danach führt das Verhalten rationaler Menschen bei freiem Zutritt zu einer
knappen Ressource zu einer Übernutzung und damit zu Umweltschäden (Frey & Bohnet
1996: 292), wie bei der Übernutzung der Gemeindeweiden im späten Mittelalter, den
sogenannten Allmenden. Nach diesen Weiden ist das Phänomen der rücksichtslosen
Übernutzung von öffentlichen Gütern (engl. common-pool resources, CPR) im Deutschen
benannt: die Allmendeklemme. In Schutzgebieten kommt hinzu, dass die öffentlichen Güter
für verschiedene Akteure einen unterschiedlichen Wert haben, sogenannte multiple-value
commons (Sauer 2006: 227). So kann beispielsweise die Vielfalt von Pflanzenarten für die
lokale Bevölkerung eine abwechslungsreiche Ernährung darstellen, für Naturschützer von
intrinsischem Wert sein und für Pharmakonzerne möglicherweise eine hohe finanzielle
Bedeutung haben.
Die meisten Interpretatoren von Hardin versuchen durch eine verstärkte staatliche
Regulierung oder eine verstärkte Privatisierung von Ressourcen eine Überwindung der
Allmendeklemme zu erreichen. Die hierarchische Einrichtung von Schutzgebieten ist
offensichtlich Ergebnis einer Denkweise, die staatliche Regulierung befürwortet (Agrawal &
Gibson 1999: 631). Hardin selbst schlägt aber sozial verantwortungsvolle Vereinbarungen
Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen
49
vor, die die einzelnen Akteure durch einen Prozess der Deliberation und Zustimmung
gemeinschaftlich akzeptieren (Bryan 2004: 884). In diesem Sinne hebt Bryan die Möglichkeit
der Collaboration hervor, um die Allmendeklemme nach Hardin zu überwinden. Denn
Collaboration verspricht die Entwicklung eines Verständnisses für gemeinschaftliches
Eigentum (engl. shared ownership). While rules, policies, and procedures can induce behavioral change, they seldom lead to a change in underlying attitudes and beliefs about the resource, or to a deeper unterstanding of the inherent complexities of environmental problems (Bryan 2004: 884).
Folglich bietet eine Collaboration im Gegensatz zu rein staatlichen oder ökonomischen
Regelungen die Möglichkeit, die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung hinsichtlich der
Nutzungskonflikte zu verändern. Ziel ist es, verbindliche soziale Vereinbarungen unter den
Ressourcennutzern durch Collaboration zu entwickeln, damit Empathie und
Rücksichtsnahme für die anderen Nutzer entstehen kann und die Ressourcen damit nicht
rücksichtslos ausgebeutet werden (Bryan 2004: 885f). Durch eine gemeinsame
Nutzeridentität kann das gemeinschaftliche Eigentum gestärkt werden und damit die
Allmendeklemme überwunden werden (Bryan 2004: 892).
Um die Einflussfaktoren für eine solche gemeinsame Identität in den Fallstudien bestimmen
zu können, rückt die Betrachtung der Interessen der unterschiedlicher Akteure innerhalb von
Gemeinschaften und die Betrachtung der Institutionen in den Fokus (Agrawal & Gibson
1999: 636-638). Der Institutionenansatz bietet deswegen für das Schutzgebietsmanagement
nach James (2001: 22) einen Rahmen und eine Sprache, um die zahlreichen Variablen, die
das Verhalten der Akteure beeinflussen, zu analysieren und das Verhältnis dieser Variablen
untereinander und zu den Managementergebnissen und -auswirkungen zu verstehen.
Institutionen können definiert werden als ein Set von formellen und informellen Regeln und
Normen, die die menschliche Interaktion untereinander und zur Natur prägen (Agrawal &
Gibson 1999: 637). Formale Institutionen sind geschriebene Instrumente, die den legalen
Rahmen für ökonomische, politische und soziale Aktivitäten einer Gesellschaft bestimmen,
z.B. Gesetze. Und informelle Institutionen sind ein System aus ungeschriebenen Regeln, die
das tägliche menschliche Verhalten im ökonomischen, politischen und sozialen Austausch
bestimmen, z.B. kulturelle Normen. Sie spiegeln das kulturspezifische Glaubenssystem einer
Gesellschaft wieder (James 2001: 4f).
Die meisten Konflikte in Entwicklungsländern entstehen zwischen nationalen formellen
Eigentumsregelungen, die Wildtiere und Schutzgebiete betreffen, und lokalen informellen
Institutionen, die sich auf dieselben Ressourcen beziehen (James 2001: 12). Denn meist
erfolgt die Umsetzung von Schutzgebietsgesetzen durch eine entsprechende landesweite
Behörde. Doch wird diese stark von den relevanten informellen Institutionen und von dem
Verhalten der Mitarbeiter beeinflusst (James 2001: 13). Um beispielsweise zwei Länder mit
den gleichen formalen Institutionen, aber sehr unterschiedlicher Naturschutzperformanz
Adaptionen aus anderen Forschungsbereichen
50
verstehen zu können, ist es hilfreich, die Zusammensetzung der nationalen institutionellen
Anreize und deren Verhältnis zum Stakeholderverhalten und zur Naturschutzperformanz zu
untersuchen. Denn kultureller Glaube und soziale Normen führen in jedem Land zu einem
unterschiedlichen Maß an formaler Umsetzung und freiwilliger Regeleinhaltung (James
2001: 15).
Viele ausländische Naturschutzprojekte funktionieren deshalb oft nicht, weil ihnen ein
genaues Verständnis von dem institutionellen Kontext des Schutzgebietsmanagements fehlt.
Eine verbesserte Kenntnis des landestypischen institutionellen Umfelds und der Dynamik
institutioneller Veränderung kann ausländischen Naturschutzakteuren helfen, effektiver zu
handeln. Aus Erfahrung kann jedoch in den meisten Fällen eine langfristige Veränderung in
der Performanz des Schutzgebietsmanagements nur graduell und inkrementell erwartet
werden (James 2001: 21). Insgesamt können informelle Institutionen, die eine persönliche
Rechenschaft, eine persönliche Initiative und eine dezentralisierte Entscheidungsfindung
unterstützen, erfolgreich die Managementperformanz stärken (James 2001: 17).
Agrawal (2001) benennt vier Komponenten für ein erfolgreiches Management von common-
pool resources: die Eigenschaften der Ressource, die Charakteristika der Nutzergruppe, die
Eigenheiten des institutionellen Regimes und das Verhältnis der lokalern Nutzer zu den
externen Faktoren und Autoritäten. So plädiert er für eine Prüfung der kausalen
Zusammenhänge der einzelnen Bedingungen. Dies erfordert jedoch methodisches Geschick,
weil zunächst theoretisch die wichtigsten einzelnen Kausalzusammenhänge zu identifizieren
sind, um dann anhand von existierenden Studien die Stärke der Kausalzusammenhänge zu
bestimmen. In den Studien, die für eine solche Prüfung geeignet sind, sollten alle zu
betrachtenden Parameter berücksichtigt worden sein (Agrawal 2001: 1664). Die Fallstudien
dieser Arbeit eignen sich für die Analyse der Akzeptanz von Schutzgebieten durch die lokale
Bevölkerung und deren möglichen Einflussfaktoren, nicht jedoch für eine umfassende
Prüfung der Bedingungen für ein erfolgreiches Management von öffentlichen Gütern.
Die vier Komponenten von Agrawal können weiterentwickelt werden. Denn Institutionen
regeln die Verbindungen zwischen dem Ressourcensystem, der Nutzergruppe und den
Kontextfaktoren. Institutionen sind damit als unmittelbare Ursache besonders verantwortlich
für die Dauerhaftigkeit dieser Verbindungen. Drei Faktoren sind dabei von großer
Bedeutung: die Aufrechterhaltung passender Regeldurchsetzung, die Einbeziehung lokaler
Werte und die Sicherstellung der Konsistenz der Regeln. Denn eine entscheidende
Eigenschaft von erfolgreichen common-pool resource Arrangements ist, dass alle Nutzer
gegenseitig ihre Mitwirkung anerkennen und so Trittbrettfahrer effektiv abhalten (Stoll-
Kleemann 2005: 30f).
Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika
51
5 Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika
Der Akzeptanzkontext für die Schutzgebiete in Subsahara-Afrika setzt sich zusammen aus
dem sozialen und politischen Prozess, in dem Schutzgebiete eingerichtet und gemanagt
werden (s. 3.5), der Geschichte der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika (5.1) und speziellen
nationalen Besonderheiten, die die Schutzgebiete beeinflussen (5.2). Um die soziale und
politische Situation einschätzen zu können, werden im Unterkapitel 5.3 verschiedene
internationale Vergleichsdaten für die zehn untersuchten Länder (s. 6.3) zusammengetragen.
5.1 Geschichte der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika Gbadegesin und Ayileka (2000: 91) teilen die Geschichte der Schutzgebiete in Afrika und
deren Management in drei Phasen ein:
a) Die präkolonialer Phase “during which the African tribal communities lived in a
symbiotic relationship with nature and people made use of natural resources under
the control of traditional authorities mainly as a subsistence resource and to a lesser
extent for trade”.
b) Die koloniale und frühe post-koloniale Phase zeichnet sich durch die Einrichtung von
Schutzgebieten aus, die sowohl menschliche Besiedlung als auch die Nutzung
natürlicher Ressourcen aus den geschützten Gebieten ausschlossen (s. 3.4
protektionistischer Ansatz).
c) Die postkoloniale Phase Ende des 20. Jahrhunderts ist durch eine
Naturschutzstrategie gekennzeichnet, die aus einer Kombination von staatlicher
Kontrolle und Community-based Natural Resource Management Initiativen besteht.
Zur Zeit der Einrichtung der Schutzgebiete in der zweiten Phase bestanden große
Unterschiede in der Wahrnehmung der afrikanischen Natur zwischen den Kolonisten und der
lokalen Bevölkerung. Auf der einen Seite nahmen die Kolonisten die Natur als unberührte
Wildnis mit sogenannter charismatischer Megafauna wahr, wie Löwe, Elefant und Giraffe
(Beinart 1987: 17). Auf der anderen Seite ist die Natur für die Afrikaner ihre
Lebensgrundlage, die ihnen Nahrung, Schutz, Kleidung, Medizin etc. bietet (Gbadegesin &
Ayileka 2000: 89).
Tatsächlich war die Wildnis Subsahara-Afrikas Ende des 19. Jahrhunderts, als die
Kolonisten das Landsinnere entdeckten, gekennzeichnet durch eine dünne menschliche
Besiedlung und eine geringe Wildtierdichte. Denn aufgrund des Scramble for Africa20 in den
1870ern sind viele Afrikaner und Tiere aufgrund einschleppter Krankheiten gestorben 20 Scramble of Africa ist die englische Bezeichnung für die Aufteilung Afrikas unter den europäischen Kolonialmächten am Ende des 19. Jahrhunderts (Marx 2004: 115). Die Eroberung führt zu zwei Jahrzehnten Krieg, sehr schneller Verbreitung von Krankheiten und starke Bevölkerungseinbrüche in Zentral-, Ost- und Südafrika (Maddox 2006: 263).
Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika
52
(Maddox 2006: 263, 289). Zusätzlich verbreitete sich im südlichen Afrika während dieser Zeit
die Schlafkrankheit übertragen durch die Tsetse Fliege (Adams & McShane 1992: 175). Und
so kam es zu starken Bevölkerungseinbrüchen bei Mensch und Tier.
Motiviert durch die Faszination der Wildnis wurden Safaris zur Jagd von Elefanten und
anderer Megafauna besonders in Ostafrika ab 1900 unter reichen Touristen populär.
Weltweit bekannt wurden die Safaris durch den ehemaligen US-Präsidenten Theodore
Roosevelt, der im Jahre 1909 in Kenia auf Safari war, um reihenweise Elefanten zu schießen
(Maddox 2006: 140).
Durch die Popularität der Safaris und der zunehmenden Sorge über den Rückgang der
Wildtiere und Wälder begannen in den 1930ern verstärkt Anstrengungen, Reservate in den
Kolonien einzurichten. So wurden u. a. elf der 19 untersuchten Schutzgebiete unter
kolonialer Herrschaft eingerichtet (s. Tab. 3).
Im östlichen und südlichen Afrika haben die Engländer und in West- und Zentral-Afrika die
Franzosen Schutzgebiete nach dem protektionistischen Ansatz eingerichtet (Ghimire &
Pimbert 1997: 7; Hess 2001: 160). Denn zu der Zeit herrschte die Vorstellung vor, dass
Nationalparke in dieser Form den besten Schutz bieten (Gbadegesin & Ayileka 2000: 89).
Doch dieses protektionistische Managementmodell (s. 3.3) beinhaltet auch den Ausschluss
der Menschen als Bewohner und die Verhinderung von Subsistenznutzung und andere
menschliche Eingriffe (Gbadegesin & Ayileka 2000: 91). Unter den Kolonisten war das
Vorurteil verbreitet: „every African in a National Park is a poacher” (Adams & McShane 1992:
229). Man war der Meinung, dass die Afrikaner die Wildnis und die Wildtiere nicht
angemessen schützen könnten (Adams & McShane 1992: 243). So führten
Zwangsumsiedlungen von Indigenen aus Schutzgebieten und die Kriminalisierung ihrer
Nutzungstechniken, die auf ökologische Tragfähigkeit ausgerichtet sind, zu Hass und
Abneigung gegenüber der Naturschutzpolitik (Kideghesho et al. 2007: 2215). Dabei ist die
afrikanische Einstellung zur Natur tief verwurzelt in dem traditionellen Glauben, dass “all
things were created by the supreme-being for a harmonious continuity and there must be a
relationship of mutual obligations between all created things” (Gbadegesin & Ayileka 2000:
89).
So erstarkte in den 1950ern der afrikanische Widerstand gegen die kolonialen
Naturschutzprogramme und stärkte den antikolonialen Nationalismus (Maddox 2006: 265).
Die Jagd in den Schutzgebieten wurde in den 1960ern beschränkt und es entstand statt der
Jagdsafaris der Ökotourismus, bei dem die Nationalparke und Game Reserves von
wohlhabenden Touristen besucht werden, um die Wildtiere und außerordentlichen
Landschaften zu sehen und zu photographieren (Maddox 2006: 273f).
Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika
53
Tabelle 3: Darstellung der Fallstudienländer mit dem Jahr der Unabhängigkeit und den untersuchten Schutzgebieten mit dem Jahr der ersten Schutzgebietsausweisung
Länder Jahr der Unabhängigkeit
Schutzgebiete Datum der ersten Schutzgebiets-Ausweisung21
Botsuana 1966 Chobe National Park 196022
Gabon 1960 Ivindo National Park 1971
Bénoué Wildlife Conservation Area 193222; 24
Korup National Park 193722 Kamerun 1960/6123
Waza National Park 1934
Andohahela National Park 1939
Masoala National Park 1997 Madagaskar 1960
Ranomafana National Park 1991
Malawi 1964 Kasungu National Park 1970
Nigeria 1960 Proposed National Park in Abuja -
Sambia 1964 South Luangwa National Park 193824
Greater St Lucia Wetland Park 189524
Kruger National Park 1926 Südafrika
196125
Richtersveld National Park 1991
Katavi National Park 1974
Selous Game Reserve 1922 Tansania 1962
Serengeti National Park 1921
Bwindi Impenetrable National Park 193222 Uganda 1963
Mt Elgon National Park 19682
Nach der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten (s. Tab. 3) kam es in den 1970ern
jedoch zu einem starken Rückgang der Wildpopulationen, besonders von Nashörnern und
Elefanten. Im Zeitraum von 1979 bis 1989 wurde die Elefantenpopulation von 1,3 Mio. auf
625 000 dezimiert (Adams & McShane 1992: IV). In Tansania wurde Wilderei in den 1980ern
sogar zu einem so großen Problem, dass im Juni 1989 eine landsweite spezielle Anti-
Wilderei Operation mit Einbeziehung des Militärs, der Polizei und den
Schutzgebietsmitarbeitern von der Regierung initiiert wurde (Songorwa 1999: 2063). Im
selben Jahr wurde ein internationales Handelsverbot für Elfenbein und die Hörner vom
Nashorn von den Mitgliedsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) 21 Die Angaben wurden teilweise ergänzt aus den jeweiligen Fallstudien. 22 Das Schutzgebiet wurde zunächst als Wildtierschutzgebiet (Game Reserve) ausgewiesen. 23 Ab 1946 war Kamerun als Treuhandgebiet der UN unter französischer bzw. britischer Verwaltung. Unabhängigkeit erlangten die beiden Gebiete 1960 bzw. 1961 und schlossen sich zur Bundesrepublik Kamerun zusammen (Lexiographisches Institut 1991: 2559). 24 Schutzgebiet wurde zunächst als Waldschutzgebiet (Forest Reserve) ausgewiesen. 25 1994 fanden die ersten unabhängigen Wahlen nach dem Apartheitsregime statt (Krennerich 2002: 750f).
Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika
54
beschlossen. Es folgten erneute Naturschutzanstrengungen und eine Wende im Naturschutz
hin zur Integration der sozioökonomischen Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung (s. 3.4). So
forschten Naturschützer seit den späten 1970ern und den frühen 1980ern nach
realisierbaren und nachhaltigen Alternativen: The most appealing alternative approach was for the conservationists to retrace their own footsteps-to go to rural communities (their perceived ‘enemies’), ask for forgiveness and promise cooperation, partnership and equitable distribution of wildlife costs and benefits [...]. They named the new approach Community-based Wildlife Management (CWM). The underlying theory is that the rural communities have been alienated from a resource they should rightfully control, manage and benefit from (Songorwa 1999: 2061).
Heutzutage besteht die Herausforderung, den Schutz der biologischen Vielfalt mit der
Verbesserung der Lebensbedingungen von der ländlichen Bevölkerung Subsahara-Afrikas
zu verbinden. Dabei ist zu beachten, dass die Maßnahmen zum Schutz der biologischen
Vielfalt in Subsahara-Afrika primär von internationalen und ausländischen Geldgebern und
durch Einnahmen des Ökotourismus finanziert werden (Adams & McShane 1992: 141f).
Trotz der intensiven Managementdiskussionen in den letzten beiden Jahrzehnten fördern die
internationalen Naturschutzorganisationen und auch die Programme der Globalen
Umweltfazilität26 weiterhin die großen Yellowstone ähnliche Nationalparke (Ghimire &
Pimbert 1997: 7). Und es scheint, dass “Africa is seen to provide wilderness for the world at
large – especially in developed countries where land and natural resources have been
exploited more intensively for longer periods and conservation programmes have been seen
initiated from a less ‘natural’ baseline” (Beinart 1987: 17). Diese Wildnis wird auch
heutzutage zur Kommunikation der Naturschutzanstrengungen bemüht, wie z.B. in der TV-
Dokumentation ‚Grzimeks Erben in Afrika’ (ZGF 2007).
Aus der anderen Perspektive gesprochen müssen die Afrikaner eine Balance zwischen ihren
Bedürfnissen und den Ansprüchen der ausländischen Regierungen und internationalen
Naturschutzgemeinschaft finden (Adams & McShane 1992: 141).
5.2 Spezielle Aspekte des nationalen Naturschutzes aus den Fallstudienländern
Für vier Fallstudienländer werden nun besondere Aspekte des nationalen Naturschutzes
dargestellt, die von den Autoren der Fallstudien hervorgehoben wurden.
Da in Tansania 28% der Landesfläche unter Schutz steht und Tansania gleichzeitig eins der
ärmsten Länder der Welt ist, sind die Schutzgebiete extrem unterfinanziert, schlecht
ausgestattet und verfügen über wenig Mitarbeiter. So wurde auf einem Workshop 1994
festgestellt, dass ein Mitarbeiter der Naturschutzbehörde ein Gebiet von 110 km2 zu
kontrollieren hat. Daraufhin rieten internationale Naturschutzorganisationen und Geldgeber
26 Globale Umweltfazilität (engl. Global Environmental Facility, GEF) der Weltbank zur Förderung von Entwicklungsprojekten mit globalem Umweltbezug (Nohlen 2002: 311).
Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika
55
der Regierung, ein Community-based Wildlife Management (CWM) einzuführen (Songorwa
1999: 2063).
Bezogen auf die Kameruner Naturschutzpolitik weisen Weladji et al. (2003: 335) daraufhin,
dass die Naturschutzgesetze regelmäßig abgeändert wurden, um die internationalen
Gesetzesanforderungen zu erfüllen. Die nationale Gesetzgebung beinhaltet “issues of
community participation in natural resource management and local communities may elect to
take ownership of community hunting areas” (ebd.). Das Problem der Wildtierschäden wurde
jedoch nicht gelöst und das Gesetz kaum implementiert.
Beck (2000: 2) nennt Uganda als Vorreiter in Afrika für Versuche von Collaborative
Management. Dabei wird dies in staatlichen Schutzgebieten umgesetzt und geht auf die
Initiative der Behörden zurück, nicht auf die der lokalen Bevölkerung. Besonders schwierig
sind collaborative Anstrengungen, wenn die Akteure vorher verfeindet waren und starke
Machtunterschiede existierten, wie in Uganda zwischen Staat und lokaler Bevölkerung. Unter
diesen Bedingungen sei zum einen ein Zustimmungsmechanismus der lokalen Bevölkerung
wichtig für erfolgreiche collaborative Anstrengungen. Und zum anderen sollte zu Beginn nur
über einen einzelnen verhandelbaren Aspekt gesprochen werden, wie hier die Nutzung
medizinischer Pflanzen im Wald (Beck 2000: 4f). Denn es muss folgendes beachtet werden: Many African states have suffered from regimes that have employed state power in authoritarian, corrupt and predatory manners. Under these conditions, communities have often tried to evade, rather than engage, state authorities [...]. Therefore, simply revising policies or promoting potential incentives will not be effective unless communities can be convinced that the government’s commitment to reform is credible. As the power to withdraw consent is an important ‘weapon of the weak,’ (Scott, 1976), analyzing the impacts of participation requires identifying the motivations of local community members (Beck 2000: 4).
Ein besonderer historischer Kontext ist für die Schutzgebiete in Südafrika aufgrund des
Apartheitsregimes gegeben. Denn mit zunehmender Gewalt wurden Schutzgebiete immer
mehr als Institutionen des unterdrückenden Apartheitsregimes gesehen und bis Anfang der
1980er war es den schwarzen Südafrikanern verboten, die meisten Schutz- und Jagdgebiete
zu betreten. Nach den ersten freien Wahlen 1994 wurde eine neue Behörde eingerichtet, die
nun sowohl für die Schutzgebiete als auch für die sozioökonomische Entwicklung der früher
benachteiligten Bevölkerung zuständig ist. Trotz dieses Policy-Wandel verbleibt “the
authoritarian and punitive model of conservation [...] embedded in the minds of many black
South Africans” (Picard 2003: 183). Somit besteht die Herausforderung besonders an die
südafrikanischen Schutzgebiete, diese historisch verankerten Wahrnehmungen zu ändern
und gleichzeitig Vorteile des Naturschutzes an die lokale Bevölkerung zu vermitteln (Picard
2003: 182f).
Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika
56
5.3 Charakterisierung der Fallstudienländer nach internationalen Vergleichsdaten
In Tabelle 4 werden internationale Vergleichsdaten der zehn Länder, in denen die neunzehn
untersuchten Schutzgebiete liegen (s. 6.3), und Daten aus Deutschland zum Vergleich
dargestellt. Ausgesucht wurden folgende Parameter aufgrund der These, dass ökonomische
Vorteile des Schutzgebiets die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung verbessert, Korruption die
Akzeptanz negativ beeinflusst und dass Empowerment27 und das Recht auf
Selbstbestimmung sich positiv auf die Akzeptanz auswirkt. Der prozentuale Anteil der
geschützten Landsfläche dient als Indikator für das Ausmaß und die Relevanz des
Naturschutzes in den Ländern.
Tabelle 4: Charakterisierungen der Fallstudienländer nach internationalen Vergleichsdaten28
Länder HDI 2005
Bevölkerung mit weniger als 1 US-$ pro Tag (%)
Index für Korruption 200729
Index für Bürgerrechte200630
%-Anteil der geschützten Fläche 2007
1 Botsuana mittel 28,0% 5,4 frei 30,19%
2 Gabun mittel - 3,3 teilweise frei 14,43%
3 Kamerun mittel 17,1% 2,4 nicht frei 8,93%
4 Madagaskar mittel 61,0% 3,2 teilweise frei 2,59%
5 Malawi gering 20,8% 2,7 teilweise frei 1,64%
6 Nigeria gering 70,8% 2,2 teilweise frei 6,48%
7 Sambia gering 63,8% 2,6 teilweise frei 41,46%
8 Südafrika mittel 10,7% 5,1 frei 6,13%
9 Tansania gering 57,8% 3,2 teilweise frei 38,36%
10 Uganda mittel - 2,8 teilweise frei 26,29%
vgl. Deutschland hoch - 7,8 frei 29,95%
Um den Stand der menschlichen Entwicklung der Länder vergleichen zu können, wird der
Human Development Index (HDI) anstelle des Bruttoinlandsprodukt benutzt, weil der HDI
27 s. Glossar 28 Folgende internationale Vergleichsdaten wurden verwandt: Jahr der Souveränität (Lexiographisches Institut 1991), Human Development Index (HDI) 2005, prozentuale Anteil der Bevölkerung, die mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag leben (beide UNDP 2007), Korruptionswahrnehmungsindex 2007 (Transparency International 2007b), Index für Bürgerrechte 2006 (Freedom House 2006) und der prozentuale Anteil der geschützten Fläche 2007 (WCPA 2008) 29 Der Punktwert eines Landes liegt auf einer Skala von 0 bis 10. Ein Wert von 0 bedeutet das höchste Maß an Korruption und ein Wert von 10 die geringste Maß an Korruption. 30 Die Kategorisierung der Länder in „frei“, „teilweise frei“ und „nicht frei“ basiert auf der Erhebung der politischen Rechte und den Bürgerrechten. Deren Bewertung erfolgt in einer Skala von 0 - 7. Wenn der durchschnittliche Wert aus beiden Parametern eines Landes zwischen 3,0 und 5,0 fällt, wird das Land „teilweise frei“ eingestuft, und zwischen 5,5 und 7,0 als „nicht frei“.
Der Akzeptanzkontext für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika
57
nicht nur das Pro-Kopf-Einkommen berücksichtigt, sondern sich aus Lebenserwartung,
Wissen und Lebensstandard zusammensetzt (Barrios & Leininger 2002: 366). Ergänzt wird
dieser mit dem prozentualen Anteil der Bevölkerung, der mit weniger als einem US-Dollar am
Tag auskommen muss. Da bekannt ist, dass gerade die ländliche Bevölkerung in
Subsahara-Afrika in Armut lebt, und die Subsistenzwirtschaft der Landbevölkerung vielerorts
die einzige Überlebensmöglichkeit darstellt. Der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption
Perceptions Index, CPI) „von Transparency International listet Länder nach dem Grad der bei
Amtsträgern und Politikern wahrgenommenen Korruption auf“ (Transparency
International2007a). Und der Index für Bürgerrechte wird von der
Nichtregierungsorganisation Freedom House jährlich erstellt und errechnet sich aus der
Bewertung der Bürgerrechte (Freedom House 2006). Der prozentuale Anteil der geschützten
Fläche beinhaltet nach den Berechnungen der World Commission on Protected Areas
(WCPA 2008) neben den terrestrischen Schutzgebieten auch marine Schutzgebiete. So
umfassen die terrestrischen Schutzgebiete nach der FFH-Richtlinie in Deutschland nur
14,1% der Landesfläche anstelle von 29,95% (BfN 2008: 6). Deswegen sind die
Prozentangaben nur als Tendenz zu verstehen.
Methodik
58
6 Methodik
In diesem Methodikkapitel wird zunächst die qualitative Metaanalyse charakterisiert und in
der empirischen Sozialforschung verortet (6.1). Dann werden die Möglichkeiten von
computergestützter, qualitativer Datenauswertung und speziell die qualitative Datenanalyse-
Software ATALS.ti vorgestellt (6.2). In Kapitel 6.3 werden die Auswahlkriterien für die
Fallstudien und einige Anmerkungen zur der Ergebnisdarstellung genannt und abschließend
wird der Forschungsprozess dieser Diplomarbeit reflektiert (6.4).
6.1 Qualitative Metaanalyse in der empirischen Sozialforschung Glass (1976: 3) unterscheidet drei Ebenen der Datenanalyse: die Primäranalyse, die
Sekundäranalyse und die Metaanalyse. Bei der Primäranalyse handelt es sich um die
originale Datenanalyse in einem Forschungsprojekt. Die Sekundäranalyse ist die Re-Analyse
der Daten, um die ursprüngliche Forschungsfrage mit besseren statistischen Verfahren
auszuwerten oder um neue Fragen mit alten Daten zu beantworten. Die Metaanalyse bezieht
sich auf die Analyse von Analysen und umfasst die statistische Analyse von einer großen
Anzahl an Analyseergebnissen von einzelnen Studien, um die Erkenntnisse zu integrieren
(ebd.). Eine Metaanalyse nach Glass (1976: 7) ist somit der Einsatz von systematischen
Forschungstechniken, um offensichtliche Widersprüche in den Forschungsergebnissen
aufzulösen oder die Ergebnisse aus verschiedenen Studien zu verknüpfen.
Dies erfolgt in dieser Metaanalyse. Da die Datenbasis veröffentlichte Studien und nicht
dessen Rohdaten sind, werden die publizierten Ergebnisse anhand einer umfassenden
Kategorienliste möglichst nachvollziehbar, transparent und systematisch verglichen (s. u.).
Dazu dient die Metaanalyse von Geist und Lambin (2001) als Vorlage. Eine quantitative
Auswertung erfolgt jedoch nicht, da die Fallzahl von 19 Schutzgebieten für quantitative
Verfahren zu wenig ist. Dies ist für die Metaanalyse aller 173 Fallstudien der GoBi-
Forschungsgruppe vorgesehen.
Allgemein ist die Aufgabe der empirischen Sozialforschung, „verschiedene, methodisch
kontrollierbare Ansätze zur empirischen Analyse gesellschaftlicher Sachverhalte“ (Hülst
1990: 328) zu entwickeln und anzuwenden. Dabei haben sich „im Wesentlichen vier
Methodenarten in unterschiedlicher Differenzierung herauskristallisiert: Befragungsmethoden
[…], Beobachtungsverfahren […], Inhaltsanalysen […] und Gruppendiskussionsverfahren“
(Hülst 1990: 331). Die qualitative Metaanalyse ist den Inhaltsanalysen zuzuordnen, weil der
Gegenstand der Inhaltsanalysen die „Untersuchung aufgezeichneter geistiger Produkte“
(Hülst 1990: 331), wie Filme, Musik oder Texte, ist. Die Inhaltsanalyse wurde entwickelt, um
die Forschungsgegenstände „nach einem, durch das Untersuchungsziel bestimmten
Kategorienschema systematisch zu erfassen, auszuzählen und damit zu objektivieren“ (Hülst
Methodik
59
1990: 333). Somit ist diese Methodenart bisher eher quantitativ geprägt. Jedoch spricht sich
Früh (2004: 67) gegen die dichotomisierenden Bezeichnungen von quantitativer und
qualitativer Inhaltsanalyse aus und definiert übergreifend: „Die Inhaltsanalyse ist eine
empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung
inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen“ (Früh 2004: 25).
Die Leitlinien dieser Diplomarbeit orientieren sich an den drei Kennzeichen qualitativer
Sozialforschung nach Flick (2007: 26): „die Gegenstandsangemessenheit von Methoden und
Theorien, die Berücksichtigung und Analyse unterschiedlicher Perspektiven sowie [die] […]
Reflexion des Forschers über die Forschung als Teil der Erkenntnis“.
Die Gegenstandsangemessenheit bedeutet zunächst, dass die gewählten Methoden und
Theorien zu dem Forschungsgegenstand, hier den Fallstudien, und der Forschungsfrage
passen. Bei der Methodenwahl gilt es weiterhin abzuwägen, ob und wie die „Komplexität von
Realität und Phänomenen“ erfasst werden soll. Durch ein qualitatives Forschungsdesign
werden die Methoden so offen gestaltet, „dass sie der Komplexität im untersuchten
Gegenstand gerecht werden können“ (Flick 2007: 27). Da Ziel dieser Arbeit die
Identifizierung der Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale
Bevölkerung in Subsahara-Afrika ist, entspricht diese Arbeit dem explorativen Anspruch,
„Neues zu entdecken und empirisch begründete Theorien zu entwickeln“ (ebd.). So müssen
qualitative Forschungen die Validität (Gültigkeit) der Untersuchung im Bezug auf ihren
Gegenstand nachweisen. Dabei sollten folgende zentrale Kriterien erfüllt werden:
- die Erkenntnisse sollen im empirischen Material begründet sein,
- die Methoden angemessen ausgewählt und angewendet werden,
- die Relevanz der gefundenen Ergebnisse nachvollziehbar sein und
- die Reflexivität des Vorgehens nachweisen (Flick 2007: 28).
Zweites Kennzeichen qualitativer Sozialforschung ist, die Unterschiedlichkeit der
Perspektiven auf den Forschungsgegenstand zu verdeutlichen. Damit werden subjektive und
soziale Bedeutungen gegenüber dem Forschungsgegenstand expliziert. Auch werden
„Zusammenhänge […] im konkreten Kontext des Falls beschrieben und aus ihm erklärt“
(Flick 2007: 29). So liegt der Fokus dieser Arbeit auf der Sicht der lokalen Bevölkerung, aber
auch die Wahrnehmungen der Schutzgebietsmitarbeiter werden berücksichtigt.
Die Reflexion des Forschers über seine Beteiligung am Forschungsprozess ist das dritte
Kennzeichen qualitativer Sozialforschung. Denn die Beobachtungen, Eindrücke, Irritationen
usw. des Forschers fließen in die Interpretation der Ergebnisse ein (Flick 2007: 29) und
werden entsprechend dokumentiert. Dies dient der Reliabilität (Zuverlässigkeit) der
Datenerhebungsmethoden. Die „Reliabilität der Auswertung (Inhaltsanalysen) kann
[hingegen] dadurch absichert werden, dass verschiedene Personen das Material auswerten
und ihre Auswertungen im Diskurs zur Übereinstimmung bringen“ (Gutscher et al. 1996: 58).
Methodik
60
Mit der Einhaltung der drei Kennzeichen und der beiden Gütekriterien wird versucht, die
intersubjektive Nachvollziehbarkeit und Transparenz bei der Entstehung der Ergebnisse zu
erhöhen. Die computergestützte Datenauswertung kann dafür hilfreich sein (s. 6.2).
Neben der Beachtung der Validität und Reliabilität weisen Geist und Lambin (2001) in der
Metaanalyse ‚What drives tropical deforestation?’ auf zwei Bias hin, die bei einer
Metaanalyse beachtet werden sollten: der Autorenbias der untersuchten Studien und der
eigene Bias. Der Autorenbias bedeutet, dass die Vorurteile, Voreingenommenheit und
Befangenheit der Autoren sich auf die Auswahl und Interpretation der Analysedaten auswirkt
(Geist & Lambin 2001: 2). Um diesen möglichen Autorenbias besser einschätzen zu können,
wird in Kapitel 7.1 der Forschungskontext der Fallstudien analysiert. Der eigene Bias
bedeutet, dass die Autoren der Metaanalyse von ihren Vorurteilen beeinflusst die Studien
auswählen, deren Daten auswerten und interpretieren (Geist & Lambin 2001: 2). Bei der
Auswahl der Fallstudien in dieser Arbeit wurden deswegen eindeutige Auswahlkriterien
definiert (s. 6.3). Um die Datenauswertung und -interpretation möglichst nachvollziehbar zu
gestalten, wurde die qualitative Datenanalyse-Software ALTAS.ti benutzt (s. 6.2). Trotzdem
ist darauf hinzuweisen, dass diese Arbeit von einer deutschen Studentin der
Umweltwissenschaften geschrieben wurde, die keinen direkten Kontakt zu Schutzgebieten in
Subsahara-Afrika hat.
6.2 Computergestützte, qualitative Datenauswertungen mit ALTAS.ti Die Datenauswertung erfolgte mit Hilfe des Softwareprogramms ATLAS.ti, das in den Jahren
1989 bis 1992 an der Technischen Universität Berlin im Rahmen des interdisziplinären
Forschungsprojekts ATLAS entwickelt wurde (Muhr 1996: 245). ATLAS.ti gehört zu der
Gruppe von qualitativer Datenanalyse-Software (QDA-Software) und unterstützt ein
induktives, Hypothesen generierendes Vorgehen. Dabei ist die QDA-Software immer nur „ein
Werkzeug zur Erleichterung von Analyse und Interpretation“ (Flick 2007: 470) und nicht als
eine eigene Auswertungsmethode zu verstehen.
Zu Beginn von jedem Datenanalyseprojekt wird bei ATLAS.ti eine hermeneutische Einheit,
die sogenannte Hermeneutic Unit, eingerichtet, in der dann die Primärtexte aber auch alle
Kodes, Kodierungen, Kommentare und Memos abgelegt werden (s. Anhang 1). Die Arbeit
mit ATLAS.ti ist unterteilt in eine textuelle und eine konzeptuelle Bearbeitungsebene. „Die
textuelle Ebene umfasst alle direkt auf die untersuchten Texte (Primärtexte) bezogenen
Tätigkeiten“ (Muhr 1996: 248), wie das Kodieren der Primärtexte oder das Schreiben von
Kommentaren. „Die konzeptuelle Ebene ist charakterisiert durch theoriebezogene
Aktivitäten“ (ebd.), wie Abfrage von Kodekombinationen mit Hilfe des Query Tool (s. u.) oder
das Verbinden von Kodes und Kommentaren zu konzeptuellen Netzwerken. „Das
Abwechseln zwischen der textuellen und konzeptuellen Arbeit entspricht methodisch einem
Methodik
61
Wechsel zwischen einem eher induktiven (Bottom-Up) und deduktiven (Top-Down)
Vorgehen“ (Muhr 1996: 249).
Bei dieser Metaanalyse wurden die Fallstudien zunächst anhand der Kodeliste der GoBi-
Forschungsgruppe deduktiv kodiert (s. Anhang 2). Die Kodeliste wurde bereits von der GoBi-
Forschungsgruppe induktiv bei der Auswertung von qualitativen Experteninterviews
erarbeitet. Die Interviews wurden auf dem Weltnaturschutzkongress der IUCN in Bangkok im
Jahr 2004 durchgeführt, um Erfolgsdefinitionen und aktuelle Herausforderungen für
Schutzgebiete und Schutzgebietsmanager zu identifizieren (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008:
359f). Da die Fallstudien für die gesamte GoBi-Metaanalyse von verschiedenen Personen
kodiert werden, wurde die Reliabilität der Auswertung erhöht, indem zunächst mehrere
Personen dieselben Fallstudien kodiert haben (s. 6.1). Über die unterschiedlichen
Verständnisse der Kodes und der verschiedenen Kodierweise, z.B. lange oder kurze
Textabschnitte, wurde dann im direkten Vergleich der Kodierungen miteinander diskutiert.
Durch diese gemeinsame Eichung der Kodierweise wurde die innere Kongruenz der
Kodierung erhöht.
Die Auswertung der Primärtexte erfolgt mit Hilfe des Query Tools (s. Anhang 1), mit dem
verschiedene Kodekombinationen abgefragt werden können. Dabei stehen dem Nutzer die
Bool’sche Operatoren, semantische Operatoren und Näherungsoperatoren zur Verfügung.
Die Bool’schen Operatoren umfassen ‚und auch’, ‚entweder oder’, ‚sowohl als auch’ und
‚nicht’. Die semantischen Operatoren beziehen sich auf Netzwerkstrukturen von Kodes. Und
die Näherungsoperatoren werden benutzt, um die räumliche Relation der vergebenen Kodes
im Text zueinander zu analysieren, z.B. ein Kode folgt dem anderen (Muhr 2004: 162-167).
Zusätzlich existiert der Operator co-occurence, der vier Näherungsoperatoren miteinander
vereint: Kode A innerhalb Kode B, A umfasst B, A wird überlappt von B und A überlappt B.
Die Auswertungsergebnisse können daraufhin in Memos zusammengefasst und wichtige
Zitate mit den Memos verknüpft werden. Denn insgesamt ist die genaue Dokumentation des
Forschungsprozesses in der qualitativen Sozialforschung notwendig, um die Ergebnisse
möglichst systematisch und intersubjektiv nachvollziehbar darzustellen.
6.3 Auswahl der Fallstudien und Darstellung der Ergebnisse Forschungsgegenstand der Metaanalyse sind 17 wissenschaftliche Aufsätze. Fünf
Fallstudien31 stammen aus der Fallstudiensammlung der GoBi-Forschungsgruppe und die
anderen zwölf wurden anhand üblicher Literaturrecherchemethoden entdeckt. Es wurden
drei Kataloge (der gemeinsame Verbundkatalog (GVK), Web of Science und Google
Scholar), drei Online-Zeitschriftenverlage (ScienceDirect, SpringerLink und Cambridge
31 Beck 2000, Gbadegesin & Ayileka 2000, Mbile et al. 2005, Sassen & Wan 2006 und Songorwa 1999
Methodik
62
Journals) und die Inhaltsverzeichnisse von zwei Zeitschriften (World Development (2000 -
2007) und Environmental Management (2006-2007)) durchsucht. Dabei wurden die Begriffe
protected area, biosphere reserve und national park im Wechsel kombiniert mit attitude,
perception oder auch case stud*.
Folgende Auswahlkriterien mussten die Fallstudien erfüllen:
• Die Fallstudie bezieht sich auf ein oder mehrere Schutzgebiete.
• Die Schutzgebiete liegen in Subsahara-Afrika inklusive Madagaskar.
• Die Fallstudie wurde in einer internationalen, englischsprachigen Zeitschrift
veröffentlicht32, in der die Artikel vor der Veröffentlichung von Experten begutachtet
wurden (sogenannte peer-reviewed Artikel).
• Die Publikation ist nicht älter als 15 Jahre. Sie sollte möglichst nach 2000 veröffentlicht
worden sein.
• Der Forschungsgegenstand der Studie ist eine empirische Datenerhebung bei der
lokalen Bevölkerung, die in und/oder in der Nähe des Schutzgebiets leben. Dabei wird
die Akzeptanz, die Wahrnehmung oder die Einstellung der lokalen Bevölkerung u. a.
untersucht.
• Die Methode der empirischen Datenerhebung war für die Auswahl nicht entscheidend.
17 Studien erfüllen diese Kriterien und sind Gegenstand der Metaanalyse. Dabei war in der
Regel ein Schutzgebiet der Forschungsgegenstand von einer Fallstudie mit folgenden
Ausnahmen:
• Das Selous Game Reserve wurde sowohl in der Studie von Gillingham und Lee (1999)
als auch von Songorwa (1999) untersucht.
• Beck (2000) vergleicht in seiner Untersuchung zwei ugandische Nationalparke, Bwindi
Impenetrable National Park und Mount Elgon National Park.
• Musumali et al. (2007) stellen den Chobe National Park in Botsuana dem South Luangwa
National Park in Sambia gegenüber.
• Marcus (2001) hinterfragt in seinem Aufsatz die Wirkung von ICDP in drei
madagassischen Nationalparken, Andohahela, Masoala und Ranomafana. Auch der
Forschungsgegenstand von Ormsby und Kaplin (2005) ist der Masoala National Park.
So ergeben sich 17 Fallstudien, die sich auf 19 Schutzgebiete beziehen (s. Tab. 5).
Nach der Darstellung des Forschungsgegenstandes werden an dieser Stelle einige Hinweise
zur Darstellung der Ergebnisse aus den Fallstudien gegeben. Die Fundorte von Zitaten aus
den Fallstudien werden im Ergebniskapitel nicht in herkömmlicher Weise mit der
Seitenangabe zitiert, sondern mit der Angabe der Fallstudien- und Absatznummern. So
bedeutet z.B. die Angabe (P7: 35), dass das vorangegangene Zitat aus der Studie von
32 Zwei Fallstudien, die zur Gruppe der grauen Literatur zählen, stammen aus Fallstudiensammlung der GoBi-Forschungsgruppe.
Methodik
63
Holmes (s. Tab. 5) und aus dem 35. Absatz stammt. Die Absatznummerierung wird von
ATLAS.ti automatisch angegeben und die kodierten Fallstudien sind mit Absatznummer im
digitalen Anhang nachlesbar. Wird jedoch in anderen Kapiteln etwas aus einer Fallstudie
zitiert, geschieht dies auf die übliche Art und Weise.
Tabelle 5: Alphabetische Auflistung der untersuchten Schutzgebiete mit Angabe des Landes und Autoren der Fallstudien
P33 Schutzgebiet Land Autoren der Fallstudien
9 Andohahela National Park Madagaskar Marcus 2001
17 Bénoué Wildlife Conservation Area Kamerun Weladji et al. 2003
3 Bwindi Impenetrable National Park Uganda Beck 2000
12 Chobe National Park Botswana Musumali et al. 2007
5 geplanter National Park in Abuja Nigeria Gbadegesin & Ayileka 2000
14 Greater St Lucia Wetland Park Südafrika Picard 2003
15 Ivindo National Park Gabon Sassen & Wan 2006
11 Kasungu National Park Malawi Mkanda & Munthali 1994
7 Katavi National Park Tansania Holmes 2003
10 Korup National Park Kamerun Mbile 2005
1 Kruger National Park Südafrika Anthony 2007 9 13
Masoala National Park MadagaskarMarcus 2001; Ormsby & Kaplin 2005
3 Mt Elgon National Park Uganda Beck 2000
9 Ranomafana National Park Madagaskar Marcus 2001
4 Richtersveld National Park Südafrika Boonzaier 1996 6 16
Selous Game Reserve Tansania Gillingham & Lee 1999; Songorwa 1999
8 Serengeti National Park Tansania Kideghesho et al. 2007
12 South Luangwa National Park Sambia Musumali et al. 2007 2 Waza National Park Kamerun Bauer 2003
Weiterhin werden in dieser Arbeit durchgehend die Bezeichnungen für die Schutzgebiete
genannt, die in den Fallstudien benutzt wurden. In manchen Fällen existieren verschiedene
Schutzgebietskategorien und damit Bezeichnungen für eine geschützte Region.
Beispielsweise besteht bei der Bénoué Wildlife Conservation Area die Kernzone des
Schutzgebiets aus dem Bénoué National Park.
Die Ergebnisdarstellung aus dem Vergleich der einzelnen Schutzgebiete erfolgt im Kern auf
zwei Arten. Zum einen wird zusammengefasst, in wie vielen Schutzgebieten ein bestimmter
33 In der ersten Spalte P ist die Nummerierung der Fallstudien anhand der alphabetischen Reihenfolge der Autoren angeben.
Methodik
64
Aspekt erwähnt wird. Jedoch kann aufgrund der Aussage, dass z.B. ein Aspekt für zehn von
19 Schutzgebieten genannt wird, nicht darauf geschlossen werden, dass dies nur für 52,6 %
der Schutzgebiete zu trifft. Denn in den anderen neun Schutzgebieten wurde zu diesem
Aspekt keine Angabe gemacht. So können nur Positiv-Aussagen getroffen werden und keine
Aussage über ein Aspekt, der in der Studie nicht betrachtet wird. Für welches Schutzgebiet
jedoch der Aspekt zutrifft, wird in einer Fußnote angegeben. Zum anderen werden einzelne
Beispiele für besondere Sachverhalte hervorgehoben und so umfangreich wie nötig und so
knapp wie möglich dargestellt.
6.4 Reflexion des Forschungsprozesses Insgesamt kann der Forschungsprozess dieser Arbeit als abduktiv und zirkulär beschrieben
werden. Die Entwicklung der Forschungsfrage entstand zum einen induktiv aus der
Kodierung von Fallstudien für die GoBi-Forschungsgruppe und zum anderen deduktiv durch
die Literaturanalyse über Schutzgebietsmanagement. Dieser sich immer wieder
abwechselnde Forschungsprozess von Induktion und Deduktion wird Abduktion genannt
(Reichertz 2007). Auch die Strukturierung des Ergebniskapitels ist abduktiv und sukzessiv
entstanden.
Besonders die Reflexion des Auswertungsprozesses ist für die Nachvollziehbarkeit und
Transparenz wichtig zu reflektieren. Während der Kodierung der Fallstudien wurden neben
der Kodes von der Kodeliste der GoBi-Forschungsgruppe eigene freie Kodes angelegt, da
die bisherige Kodeliste für die Forschungsfrage dieser Arbeit nicht immer differenziert genug
war, wie z.B. der neue Code attitude and behaviour connection. Denn für die
Verhaltensänderung der lokalen Bevölkerung gegenüber dem Schutzgebiet ist es
interessant, die Textstellen, in denen Einstellung und Verhalten verknüpft wird, zu
analysieren.
Die geplante Auswertung der Fallstudien mit Hilfe des Query Tools war nur bedingt
erfolgreich, da die Kodeabfrage oft nur mit dem Operator co-occurence Sinn ergab. Damit
können Textstellen identifiziert werden, für die mehrere Kodes vergeben wurden. Die
vergleichsweise hohe Trefferquote von teilweise über 100 Treffern erschwerte jedoch eine
effektive Auswertung und Zusammenfassung in Memos, so dass deduktiv Analysekriterien
zusammengestellt wurden und dann in einer Excel-Tabelle zusammengetragen wurden. Die
Tabellendarstellung in den Memos von ATLAS.ti ist nicht dynamisch und deswegen
unübersichtlich und ungeeignet. Wobei der Masoala National Park und das Selous Game
Reserve je zwei Zeilen füllt, pro Studie eine Zeile (s. Tab. 5). So konnten zu jedem
Auswertungszeitpunkt bestimmte Aspekte genau den Schutzgebieten zu geordnet werden
und der Überblick erhalten bleiben. Zur Kontrolle, ob alle Aspekte erfasst wurden, wurden mit
Methodik
65
Hilfe der Wortsuche bestimmter Schlüsselbegriffe in ALTAS.ti gesucht, wie z.B. poach*,
corrup*, illegal*, conflict*, intrin*, futur*.
Insgesamt ist eine solche detaillierte, qualitative Metaanalyse sehr komplex und erfordert
höchste Konzentration, um die Schutzgebiete nicht zu verwechseln.
Ergebnisse
66
7 Ergebnisse
Der Ergebnisteil gliedert sich in unterschiedliche Unterkapitel, die sich aus der bisherigen
Forschung zur Akzeptanz von Schutzgebieten ergeben. Zunächst werden die Fallstudien
nach Forschungskontext und -methoden charakterisiert, um in der Diskussion die
Aussagekraft der Fallstudienergebnisse vergleichen und bewerten zu können (7.1).
Anknüpfend an die Akzeptanztriade von Lucke werden die Akzeptanzobjekte, die
Schutzgebiete, und die Akzeptanzsubjekte, die lokale Bevölkerung, in Kapitel 7.2 und 7.3
dargestellt. Rentsch (1988) unterteilte weiterführend die Betroffenheit der lokalen
Bevölkerung durch das Schutzgebiet in eine materielle und eine immaterielle. Diese
Untergliederung wird in der Darstellung der Auswertungsergebnisse in Kapitel 7.4 und 7.5
übernommen. Nach der Darstellung der Akzeptanz und Einstellung der lokalen Bevölkerung
zu unterschiedlichen Aspekten des Schutzgebiets in Unterkapitel 7.6, werden im Unterkapitel
7.7. die illegalen Aktivitäten im Schutzgebiet (7.7.1) und die Konflikte der lokalen
Bevölkerung (7.7.2) zusammengefasst. Die externen Einflüsse, wie Distanz zum und Besuch
vom Schutzgebiet, sind Gegenstand von Unterkapitel 7.8. Das Wissen und das Verhalten
gegenüber den lokalen Schutzgebieten werden in Unterkapitel 7.9 im Zusammenhang mit
den Einstellungen dargestellt. Abschließend werden die identifizierten Einflussfaktoren auf
die Akzeptanz übersichtlich zusammengetragen (7.10).
7.1 Charakterisierung der Fallstudien nach Forschungskontext und -methoden
Zunächst wird ein Überblick über die siebzehn Fallstudien gegeben bezüglich ihrer
Publikationsform, dem beruflichen und nationalen Hintergrund der Autoren (7.1.1), um
danach auf die unterschiedlichen Forschungsfragen und -methoden der Fallstudien
einzugehen (7.1.2). Denn Stoll-Kleemann und Bertzky (2008: 361f) haben einen
Zusammenhang zwischen den angewendeten wissenschaftlichen Methoden und der
Positionierung zum effektiven Schutzgebietsmanagement, Regelvollzug oder Partizipation,
festgestellt. So verweisen „quantitativ orientierte Studien (u. a. Bruner et al. 2001) […] auf
Regelvollzug als die richtige Strategie, während eher qualitativ orientierte Studien, die sich
vor allem auf einzelne Fallstudien beziehen (u. a. Stoll-Kleemann & O´Riordan 2002; West &
Brechin 1991), partizipative Ansätze favorisieren“.
7.1.1 Charakterisierung anhand des Forschungskontextes 15 von den 17 wissenschaftlichen Aufsätzen wurden in einer englischsprachigen
internationalen Zeitschrift veröffentlicht. Davon stammen sechs Studien aus Environmental
Ergebnisse
67
Conservation34, drei aus Biodiversity and Conservation35, zwei aus Orxy36 und je eine aus
Human Ecology37, Journal of Environmental Management38, Land Use Policy39 und World
Development40. Die Studie von Beck (2000) wurde geschrieben für das Treffen der
International Association for the Society of Common Property und dafür im Internet
veröffentlicht41. Die siebzehnte Studie von Sassen und Wan (2006) ist der Abschlussbericht
von einem Forschungsprojekt im Ivindo National Park42, das von der Europäischen Union
und CIFOR (Center for International Forestry Research) finanziert wurde.
13 Studien43 wurden von Wissenschaftlern von Universitäten oder Forschungsinstituten
geschrieben, eine44 in Kooperation mit einer Universität und einer staatlichen Behörde und
jeweils eine Studie wurde allein von einer staatliche Behörde45 und einer Stiftung46 verfasst.
Die Studie von Mbile et al. (2005) wurde von sieben Autoren verfasst, die entweder an einem
Forschungsinstitut oder einer staatlichen Behörde oder beim Nationalparkprojekt beschäftigt
sind.
Insgesamt stammen 15 Autoren aus dem universitären Kontext und gehörten zum Zeitpunkt
der Publikation zu Instituten, Zentren oder Fachbereichen unterschiedlicher
Forschungsdisziplinen: drei lassen sich der Anthropologie zu ordnen, drei der Biologie bzw.
Ökologie, zwei zu den Umweltwissenschaften, zwei zu einem umwelt- und
politikwissenschaftlichen Kontext, zwei zu einem umwelt- und entwicklungspolitischen
Kontext und je einer der Geographie und der Politikwissenschaften. So lässt sich keine
dominierende Forschungsdisziplin erkennen. Die Vielfalt der Forschungsdisziplinen spiegelt
vielmehr den interdisziplinären Charakter der internationalen Schutzgebietsforschung wieder.
In nur einer Studie wurden naturwissenschaftliche Daten (Sassen & Wan 2006) erhoben. In
der Studie von Mbile et al. (2005: 3) wird sogar explizit auf die Interdisziplinarität des
Forschungsteams hingewiesen.
Dabei stammen fünf Studien47 von Autoren, die in den USA beschäftigt sind, vier aus
Europa48 (Großbritannien, Niederlande, Norwegen und Ungarn), eine aus Neuseeland49 und
34 Anthony 2007, Bauer 2003, Gillingham & Lee 1999, Ormsby & Kaplin 2005, Picard 2003 und Weladji et al. 2003 35 Boonzaier 1996, Kideghesho et al. 2007 und Mkanda & Munthali 1994 36 Holmes 2003, Musumali et al. 2007 37 Marcus 2001 38 Mbile et al. 2005 39 Gbadegesin & Ayileka 2000 40 Songorwa 1999 41 http://dlc.dlib.indiana.edu/archive/00001010/00/beckp041800.pdf [Zugriff 5. Mai 2008] 42 http://www.cifor.cgiar.org/mla/download/publication/MLA_Gabon_Report%20FINAL3.pdf [Zugriff 5. Mai 2008] 43 Anthony 2007, Bauer 2003, Beck 2000, Boonzaier 1996, Gillingham & Lee 1999, Holmes 2003, Kideghesho et al. 2007, Marcus 2001, Musumali et al. 2007, Ormsby & Kaplin 2005, Sassen & Wan 2006, Songorwa 1999 und Weladji et al. 2003 44 Gbadegesin & Ayileka 2000 45 Mkanda & Munthali 1994 46 Picard 2003 47 Beck 2000, Holmes 2003, Marcus 2001, Ormsby & Kaplin 2005 und Picard 2003
Ergebnisse
68
eine aus Indonesien50. Vier Studien51 wurden von Autoren verfasst, die im untersuchten Land
auch beschäftigt sind, und zwar je eine in Kamerun, Malawi, Nigeria und Südafrika. Zwei
Studien52 entstanden aus der Kooperation norwegischer Wissenschaftler einmal mit einem
tansanischen Wissenschaftler und einmal mit einem aus Sambia. So stammt der
überwiegende Teil der Studien von Autoren, die nicht auf dem afrikanischen Kontinent
beschäftigt sind.
7.1.2 Charakterisierung anhand der Forschungsfragen und -methoden Im Weiteren sollen die Forschungsansätze der Fallstudien vorgestellt werden, damit die
Qualität der Ergebnisse eingeschätzt werden kann. Dabei wird zunächst auf die
Fragestellung der Studien eingegangen, um dann die unterschiedlichen methodischen
Ansätze zu erläutern.
Alle Studien befassen sich mit den Wahrnehmungen, Einstellungen und der Akzeptanz der
lokalen Bevölkerung zu dem Schutzgebiet, in dem oder in dessen Nähe sie leben. Die
Forschungsfragen unterscheiden sich jedoch nach Präzisionsgrad und danach, inwiefern
bestimmte Aspekte, die das Verhältnis der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet
beeinflussen können, bereits in der Fragestellung formuliert werden. In vier Studien53 wird
allgemein nach den Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung gefragt. Und
wiederum wird in vier Studien54 das Verhältnis zu den Mitarbeitern des
Schutzgebietsmanagements untersucht. Auch allgemeine Wahrnehmungen wie die der
Natur oder des Naturschutzes werden erfragt, wie auch die Meinung zur nationalen Politik.
Manche Fragestellungen der Studien betrachten den Einfluss von staatlichen
Managementprogrammen auf die lokale Bevölkerung oder eine andere55 untersucht die
Wirkung von Collaborative Agreements. Ebenfalls wird die Wahrnehmung jener
Managementansätze und lokaler Entwicklungsprojekte, die Naturschutz und wirtschaftliche
Entwicklung verbinden wie ICDP, CBNRM und CAMPFIRE, untersucht. Häufiger steht die
allgemeine Ressourcennutzung im Schutzgebiet als eine wichtige wirtschaftliche
Komponente der lokalen Bevölkerung im Fokus der Fragestellung. Dabei können deren
allgemeine Gewinne betrachtet werden, die Wildtier bezogenen Gewinne, aber auch die
Schäden der Wildtiere. In einer Studie56 werden sogar explizit die unterschiedlichen
Holznutzungstechniken untersucht. Inwiefern die Wahrnehmung und die Einstellungen der
48 Anthony 2007, Bauer 2003, Gillingham & Lee 1999 und Weladji et al. 2003 49 Songorwa 1999 50 Sassen & Wan 2006 51 Boonzaier 1996, Gbadegesin & Ayileka 2000, Mbile et al. 2005 und Mkanda & Munthali 1994 52 Kideghesho et al. 2007 und Musumali et al. 2007 53 Anthony 2007, Kideghesho et al. 2007, Marcus 2001 und Ormsby & Kaplin 2005 54 Holmes 2003, Ormsby & Kaplin 2005, Picard 2003 und Weladji et al. 2003 55 Beck 2000 56 Holmes 2003
Ergebnisse
69
lokalen Bevölkerung mit deren Verhalten in Verbindung gebracht werden kann, thematisieren
nur zwei Studien57 in ihren Fragestellungen. Oft werden aber soziodemographische und
sozioökonomische Daten der lokalen Bevölkerung erfasst, um mögliche positive
Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Schutzgebiete zu identifizieren.
Bei der methodischen Herangehensweise stimmen viele Fallstudien überein, da der Kern
ihrer Untersuchung standardisierte Interviews mit der lokalen Bevölkerung sind. 13 Studien58
beinhalten eine solche Befragung, wovon vier59 sich nur auf eine Befragung der lokalen
Bevölkerung beziehen. Dies bestätigt die Aussage, dass Einstellungen meist quantitativ
erfasst werden (s. 2.3). Bei den anderen sieben Studien wurden die Daten durch andere
Methoden ergänzt: Focus-Group Diskussionen60, Interviews mit Schlüsselpersonen wie
Schutzgebietsmitarbeitern oder lokalen Regierungsvertretern, teilnehmende Beobachtung
und andere (s. Tab. 6).
Die Befragung der lokalen Bevölkerung erfolgte meist durch eine zufallsgenerierte
Stichprobenauswahl von Haushalten in Dörfern in oder in der Nähe des Schutzgebiets. Oft
wurde die Stichprobe stratifiziert nach unterschiedlichen Kriterien, wie Alter, Geschlecht,
Beruf, Ethnie, Besitz, Mitgliedschaft in lokalen Organisationen, nähe zum Schutzgebiet, der
Zugänglichkeit zum Schutzgebiet oder einfach durch Rücksprache mit Dorfältesten,
Schutzgebietsmitarbeitern oder lokalen NGOs. Durch die Haushaltsbefragung wurde der
anwesende meist männliche Familienvorstand befragt, wodurch ein Genderungleichgewicht
entstand (Gillingham & Lee 1999; Kideghesho et al. 2007). Bei Musumali et al. (2007) führte
dies zu einem umgekehrten Genderungleichgewicht, weil die Befragung während der
landwirtschaftlichen Saison durchgeführt wurde und die Männer auf den Feldern waren. Die
meisten Fragebögen für die Interviews bestanden aus einer Kombination von offenen und
geschlossenen Fragen, wobei die geschlossenen Fragen je nach Fragetyp eine Ja-Nein
Antwort oder eine Antwortskala nach Likert anbot.
Nach den standardisierten Interviews der lokalen Bevölkerung findet die Befragung von
Schlüsselpersonen aus dem Gebiet für zehn Schutzgebiete die zweithäufigste Anwendung
(s. Tab. 6). Dabei werden Schutzgebietsmitarbeiter, lokale Regierungsvertreter, lokale NGOs
usw. mit dem gleichen Fragebogen befragt, oder es werden halbstandardisierte oder offene
Interviews durchgeführt, die zur Sondierung der Problematik vor Ort dienen.
57 Beck 2000 und Holmes 2003 58 Anthony 2007, Bauer 2003, Beck 2000, Gbadegesin & Ayileka 2000, Gillingham & Lee 1999, Holmes 2003, Kideghesho et al. 2007, Marcus 2001, Mkanda & Munthali 1994, Musumali et al. 2007, Ormsby & Kaplin 2005, Picard 2003, Songorwa 1999 und Weladji et al. 2003 59 Anthony 2007, Bauer 2003, Kideghesho et al. 2007 und Mkanda & Munthali 1994 60 s. Glossar
Ergebnisse
70
Tabelle 6: Übersicht der verwendeten Methoden in den Fallstudien
Nr. Autor
Interviews mit der lokalen
Bevölkerung
Interviews mit
Schlüssel-personen
Focus-Group
Diskussion Andere Methoden
P1 Anthony 2007 X
P2 Bauer 2003 X
P3 Beck 2000 X - teilnehmende Beobachtung - Fernerkundung
P4 Boonzaier 1996 - Tiefeninterviews
P5 Gbadegesin & Ayileka 2000
X X
P6 Gillingham & Lee 1999
X X
P7 Holmes 2003 X
- Verhaltensbeobachtung nach einem Jahr - Erneute Befragung nach zwei Jahren
P8 Kideghesho et al. 2007
X
P9 Marcus 2001 X X X
P10 Mbile et al. 2005
X X - partizipative Kartierung mit GPS Unterstützung
P11 Mkanda & Munthali 1994
X
P12 Musumali et al. 2007
X X
P13 Ormsby & Kaplin 2005
X X - teilnehmende Beobachtung - Archivrecherche
P14 Picard 2003 X X - Teilnahme an über zwölf Naturschutztreffen
P15 Sassen & Wan 2006
X X X - partizipative Landschaftskarte - Felduntersuchungen
P16 Songorwa 1999 X X - teilnehmende Beobachtung - Sekundärdaten (z.B. Berichte)
P17 Weladji et al. 2003
X X
Die Renaissance der Focus-Group Diskussionen (Flick 2007: 259) zeigt sich in dieser
Fallstudienauswahl wieder, weil diese Technik in fünf Studien verwendet wird (s. Tab. 6).
Damit knüpft diese qualitative Methode an die zweite Forschungstradition in der
Umweltpsychologie an, die durch eine offene Kommunikation mit den Probanden versucht,
Ergebnisse
71
relevante Aspekte einer Thematik zu identifizieren (s. 2.3). Damit sind die Focus-Group
Diskussionen geeignet, die Problematik bezüglich der Schutzgebietsakzeptanz durch die
lokale Bevölkerung in vielen Facetten zu erfassen. Focus-Group Diskussionen können so
eine Befragung der lokalen Bevölkerung vorbereiten oder auch die Ergebnisse zur
Diskussion stellen.
Die teilnehmende Beobachtung wurde in fünf Fallstudien als ergänzende Methode
angewandt (s. Tab. 6).
Vier Studien haben keine standardisierte Befragung der lokalen Bevölkerung durchgeführt,
sondern andere Methoden gewählt. Beck (2000) beispielsweise untersuchte collaborative
agreements in zwei Gemeinden, die an ugandische Nationalparke angrenzen, mit der
Forschungsfrage, inwiefern sich dadurch die Einstellungen und das Verhalten der lokalen
Bevölkerung verändert haben. Um die illegale Nutzung der Ressourcen im Nationalpark zu
messen, wurden Interviews mit den Nationalparkrangern durchgeführt, die sowohl in den
Gemeinden mit den collaborative agreements als auch in den Kontrollgemeinden arbeiten.
Ergänzt wurden diese Interviews mit teilnehmenden Beobachtungen des Autors und
Ergebnissen der Fernerkundung über illegale Abholzungsflächen in den Nationalparken.
Boonzaier (1996) hingegen erläutert die Anwendung von Tiefeninterviews nicht genauer,
geht aber auf die Schwierigkeit von Einstellungsmessung ein: The assessment of attitudes (of any kind) remains a thorny issue in the social sciences. Simplistic questionnaires (‘attitudinal surveys’) are imperfect tools to gain insight into what are often very complex and nuanced values and beliefs. To some extent, in-depth interviews can be used to overcome this problem, but (in the context of the Richtersveld) these simply served to highlight two further dilemmas: (i) local attitudes to conservation are undergoing constant modification, and (ii) the local population is not a like-minded ‘community’ whose members all share the same attitude to conservation. (P4: 45)
Diese Schwierigkeiten bei der Erfassung von Einstellungen durch Fragebögen werden in den
sogenannten Fragebogen-Studien nicht thematisiert.
Die letzten beiden Studien (Mbile et al. 2005; Sassen & Wan 2006) weisen ein ganzes
Methodenset auf. So handelt es sich bei Mbile et al. (2005) um eine partizipative und sozio-
ökologische Studie, bei der versucht wird, Lösungsvorschläge für die Verbindung der lokalen
Bedürfnisse für einen sicheren Lebensunterhalt mit den langfristigen Zielen des
Nationalparks zu erarbeiten. Dafür wurden die Landnutzungsformen durch eine partizipative
Kartierung mit GPS Unterstützung61 erfasst und halbstrukturierte Interviews sowie Focus-
Group Diskussionen durchgeführt. Bei der Studie von Sassen und Wan (2006) handelt es
sich um eine explorative Studie, die die lokalen Wahrnehmungen und Prioritäten untersucht,
um mögliche Verbindungen zwischen Entwicklungs- und Naturschutzaspekten zu
identifizieren. So wurden Landschaftskarten mit den Männern und Frauen getrennt 61 Bei einer partizipativen Kartierung mit GPS Unterstützung gehen die Forscher mit Freiwilligen der lokalen Bevölkerung die genutzten Länderein ab und die beobachteten und berichteten Landnutzungsformen werden zusammen mit georeferenzierten Daten aufgenommen (Mbile et al. 2005: 3f)
Ergebnisse
72
gezeichnet, um verschiedene lokale Biotoptypen zu identifizieren, die dann durch
partizipative Felduntersuchungen beschrieben wurden (Sassen & Wan 2006: 5-8).
Außerdem führten Sassen und Wan Focus-Group Diskussionen, strukturierte Interviews mit
Schlüsselpersonen und eine Haushaltsbefragung durch.
Damit deckt die Fallstudienauswahl eine große Spannbreite an methodischen
Herangehensweisen ab. Eine klare Einteilung der Fallstudien nach qualitativer oder
quantitativer Methoden ist nur für sieben Fallstudien möglich, da bei den anderen zehn
Studien entweder mehrere Methoden angewandt werden oder die Befragung der lokalen
Bevölkerung aus quantitativen und qualitativen Elementen besteht. Fünf Studien62 haben
jedoch nur qualitative Methoden angewandt, um die Einflussfaktoren auf die
Schutzgebietsakzeptanz zu ermitteln und zwei Studien63 haben nur eine quantitative
Befragung der lokalen Bevölkerung durchgeführt.
Für den Masoala National Park und für den Selous Game Reserve liegen je zwei
Forschungsergebnisse vor (s. Tab. 5). Um später die Ergebnisse bewerten zu können, wird
hier auf die unterschiedliche Datenaufnahme in denselben Schutzgebieten hingewiesen. Für
den madagassischen Nationalpark Masoala ist auf die unterschiedliche Stichprobenauswahl
der Studien von Marcus (2001) und Ormsby und Kaplin (2005) hinzuweisen. Marcus hat
insgesamt in den drei madagassischen Nationalparken Andohahela, Masoala und
Ranomafana Bewohner von 26 Dörfern befragt, wobei ICDP teilnehmende Dörfer mit
Kontrolldörfern verglichen wurden. Ormsby und Kaplin (2005) hingegen hat zwei Dörfer in
der Nähe des Masoala National Parks verglichen, wobei Mahalevona fünf Kilometer vom
Nationalpark entfernt ist und Ambohitralanana 15 Kilometer.
Beim Selous Game Reserve hat Songorwa (1999) drei Pufferzonenprojekte des Selous
Conservation Programme (SCP) verglichen. Zwei Pufferzonenprojekte befinden sich im
Süden des Selous Game Reserve und das Dritte im Morogoro District, im Norden des
Schutzgebiets. In diesem Distrikt befindet sich u. a. die Mgeta River Pufferzone, in der
Gillingham und Lee (1999) vier von elf Dörfern der Bwakira Chini Division von August bis
September 1995 befragt hat. Songorwas Datenaufnahme erfolgte von August bis November
1996.
7.2 Die Akzeptanzobjekte: die lokalen Schutzgebiete In diesem Abschnitt werden die lokalen Schutzgebiete anhand unterschiedlicher Parameter
charakterisiert. Zunächst werden die Schutzgebiete Ökosystemtypen zu geordnet (7.2.1),
dann wird der historische Kontext der einzelnen Schutzgebiete skizziert, indem auf die
Umsiedlungsmaßnahmen hingewiesen wird. Und zuletzt werden die Schutzgebiete den
62 Beck 2000, Boonzaier 1996, Mbile et al. 2005, Ormsby & Kaplin 2005 und Sassen & Wan 2006 63 Anthony 2007 und Kideghesho et al. 2007
Ergebnisse
73
internationalen Schutzgebietskategorien und Governance Typen zugeordnet, um das
Management der Schutzgebiete einschätzen zu können, und die lokalen Entwicklungs- und
Naturschutzprojekte genannt.
7.2.1 Ökosystemtypen der Schutzgebiete In Abbildung 7 wird die geographische Verteilung der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika
dargestellt, wobei jeweils drei Schutzgebiete in Kamerun, Madagaskar, Südafrika und
Tansania gelegen sind.
Abbildung 7: geographische Verteilung der Schutzgebiete und Biosphärenreservate
Ganz grob lassen sich die Schutzgebiete in vier unterschiedliche Ökosystemtypen einteilen:
Regenwald, Waldsavanne, Savanne und Ästuar. Von den neunzehn Fallstudien sind sieben
Nationalparke64 hauptsächlich immergrüne Regenwälder mit teilweise montanen Wäldern.
64 Andohahela NP, Bwindi Impenetrable NP, Ivindo NP, Korup NP, Masoala NP, Mt Elgon NP und Ranomafana NP
geplanter National Park in Abuja
Waza National Park
Bénoué Wildlife Conservation
Korup National Park
Ivindo National Park
South Luangwa National Park
Kasungu National Park
Kruger National Park Richtersveld National Park
Greater St Lucia Wetland Park
Mount Elgon National Park
Bwindi Impenetrable National
Serengeti National Park
Katavi National Park
Selous Game Reserve
Masoala National Park
Ranomafana National
Andohahela National Park
Chobe National Park
Ergebnisse
74
Vier Schutzgebiete65 umfassen Laub abwerfende Trockenwälder (Miombowälder) und
Grasland. Zu dem Savannenökosystem können sieben Schutzgebiete66 gezählt werden.
Diese sind bedeckt von Grasland, Laubholzsavannen, baumarme Savannen, Akazienwälder
und gebirgige Wüstenlandschaften. Der Greater St Lucia Wetland Park besteht aus einem
der größten afrikanischen Ästuargebiete mit Mangrovenwäldern und indigenem Küstenwald.
Eine genauere Klassifizierung der Vegetation ist an dieser Stelle nicht nötig, da diese grobe
Einteilung nur die unterschiedliche Verfügbarkeit der natürlichen Ressourcen für die lokale
Bevölkerung verdeutlichen soll (s. 6.3.2). Die Größe der untersuchten Schutzgebiete variiert
sehr stark (s. Tab. 7), von dem kleinsten Schutzgebiet, dem Bwindi Impenetrable National
Park, mit einer Größe etwa so groß wie das Bundesland Bremen (404km2) und dem größten
Schutzgebiet, dem Selous Game Reserve, das fast die Ausmaße von Niedersachsen (47
348km2) erreicht. Zum Selous Game Reserve zählen jedoch sowohl die Kern- als auch die
Pufferzonen und bei anderen Schutzgebieten wird nur die Kernzone, d.h. der Nationalpark,
genannt. Die Hälfte der Schutzgebiete ist jedoch eher so groß wie das Saarland (2 570km2)
(Bundesrat 2008).
7.2.2 Schutzgebietsausweisung und Umsiedlungsmaßnahmen Wie bereits in Kapitel 5.1 dargestellt, wurden elf der 19 Schutzgebiete bereits vor der
Unabhängigkeit von den Kolonialmächten eingerichtet. Bei diesen frühen Reservaten ist zu
beachten, dass diese in der Regel Wald- und/oder Wildschutzgebiete waren und nicht das
komplette Ökosystem geschützt haben. Oft wurde erst durch die Erhöhung des
Schutzstatus, z.B. zum Nationalpark, die Nutzung natürlicher Ressourcen in dem Gebiet
stark eingeschränkt und im Zuge dessen die lokale Bevölkerung aus dem Schutzgebiet
umgesiedelt. So wurde z.B. im Serengeti National Park der lokalen Bevölkerung in den
angrenzenden Regionen die Nutzung natürlicher Ressourcen weitestgehend verboten, da
diese zu Game Reserves ausgewiesen wurden.
Für neun Schutzgebiete67 wird von Zwangsumsiedlungen oder zumindest von
Ankündigungen und Versuchen für Umsiedlungsmaßnahmen der lokalen Bevölkerung
berichtet. Im Greater St Lucia Wetland Park ist es beispielsweise bisher nicht zu
Zwangsumsiedlungen gekommen, jedoch: Despite its protected status, there are an estimated 12 000 to 30 000 individuals residing illegally in the Dukuduku Forest (Everard 1992; Sapa News Agency 2000). Attempts to evict the Forest residents have been met with fierce armed resistance, in one instance leaving two people dead and several wounded (Carnie 1998). Despite their illegal status, the residents of Dukuduku have, to date, not been relocated from the Forest (P14: 50).
65 Kasungu NP, Katavi NP, Selous Game Reserve und South Luangwa NP 66 Bénoué Wildlife Conservation Area, Chobe NP, Kruger NP, Richtersveld NP, Serengeti NP, Waza NP und der geplante NP in Abuja 67 Bwindi Impenetrable NP, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Korup NP, Mt Elgon NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP
Ergebnisse
75
Auch im Bwindi Impenetrable National Park, Korup National Park und Mt Elgon National Park
ist es aufgrund des Protestes nicht zu Umsiedlungen gekommen. Aber der Zugang zu den
natürlichen Ressourcen wurde verboten. Trotz des Verbots werden in allen drei
Nationalparken die natürlichen Ressourcen von der lokalen Bevölkerung weiter genutzt. Im
Waza National Park hingegen erfolgte die Umsiedlung ohne Rücksprache oder
Kompensationen. Die lokale Bevölkerung siedelte danach in unmittelbarer Nähe zu der
Schutzgebietsgrenze, da keine Pufferzone zum Nationalpark existiert. Im Richtersveld
National Park wurde das Vertrauen der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebietsmanagement
grundlegend gestört, weil die Absicht des Park Boards bestand, die lokalen Kleinbauern
umzusiedeln. Geschehen ist dies jedoch nicht.
Tabelle 7: Übersicht über die untersuchten Schutzgebiete mit Angaben zu ihrer Größe, dem Datum ihrer Ausweisung, den entsprechenden IUCN Management Kategorien, UNESCO-Biosphärenreservate und UNESCO-Weltnaturerbestätten (UNESCO 2008c; WCPA 2008)
Land Schutzgebiet Größe IUCN Schutzgebietskategorie und anderer internationaler Schutzstatus
Botsuana Chobe National Park 1 057 000 ha II
Gabun Ivindo National Park 300 211 ha Unset
Bénoué Wildlife Conservation Area 180 000 ha Biosphärenreservat
Korup National Park 129 481 ha II Kamerun
Waza National Park 170 000 ha Biosphärenreservat
Andohahela National Park 76 020 ha Ia
Masoala National Park 220 477 ha II Madagaskar
Ranomafana National Park 40 519 ha II
Malawi Kasungu National Park 231 600 ha II
Nigeria Proposed National Park in Abuja
Sambia South Luangwa National Park 905 000 ha II
Greater St Lucia Wetland Park 239 566 ha Weltnaturerbestätte, II, III & IV
Kruger National Park 915 053 ha Biosphärenreservat Südafrika
Richtersveld National Park 160 962 ha Weltnaturerbestätte, II
Katavi National Park 447 100 ha II
Selous Game Reserve 4 480 000 ha Weltnaturerbestätte, II & IV Tansania
Serengeti National Park 1 476 300 ha Weltnaturerbestätte, Biosphärenreservat, III & IV
Bwindi Impenetrable National Park 32 092 ha Weltnaturerbestätte, II Uganda
Mt Elgon National Park ?68 Biosphärenreservat
68 Größe unbekannt. Größe des Mount Elgon Nature Reserve (national) beträgt 111 000 ha.
Ergebnisse
76
7.2.3 Internationale Schutzgebietskategorien, Governance Typen und lokale Entwicklungsprojekte
Die aktuellen internationalen Schutzgebietskategorien der einzelnen Gebiete sind in Tabelle
7 aufgelistet, wobei die Daten aus der World Database on Protected Areas stammen. Fünf
Schutzgebiete sind als UNESCO-Biosphärenreservate anerkannt und weitere fünf als
Weltnaturerbestätten. In Tabelle 8 sind die Schutzgebiete bezüglich ihrer höchsten IUCN-
Kategorie aufgelistet und anhand der Matrix von Borrini-Feyerabend (s. 3.2.2) den
Governance Typen zugeordnet worden. Dabei ist es sehr auffällig, dass 15 Schutzgebiete
staatlich gemanagt werden (Governance Typ A) und davon neun Nationalparke zur IUCN-
Kategorie II zählen. Vier Schutzgebiete werden gemeinschaftlich gemanagt, wobei in den
beiden ugandischen Nationalparken (Bwindi Impenetrable und Mt Elgon) ein Collaborative
Agreement mit der lokalen Bevölkerung abgeschlossen wurde. Diese Vereinbarung regelt
verschiedene Nutzungsrechte der lokalen Bevölkerung und im Gegenzug helfen diese bei
der Kontrolle der Schutzgebietsregeln. Bei dem Richtersveld National Park handelt es sich
um ein Vertragsschutzgebiet. D.h. die lokale Bevölkerung hat mit dem Staat gemeinsam das
Schutzgebiet und dessen Ausgestaltung beschlossen. Dabei werden der lokalen
Bevölkerung Nutzungsrechte zu gebilligt und Kompensationszahlungen geleistet.
Gbadegesin und Ayileka (2000) plädieren für den geplanten Nationalpark in Abuja, Nigeria,
ein gemeinschaftliches Management aufzubauen. Kasungu, Korup und Kruger National Park
sind im Grunde staatlich gemanagte Schutzgebiete, in denen jedoch partizipative
Managementansätze ausprobiert werden oder ausprobiert werden sollen. So wird im
Kasungu National Park ein lokales Projekt angeboten, um Raupen zu sammeln und Honig zu
gewinnen. Mit den angrenzenden Gemeinden des Kruger National Park hingegen wurden
partizipative Kommunikationsstrukturen aufgebaut, um in monatlichen Treffen das Verhältnis
der lokalen Bevölkerung zu Schutzgebiet zu verbessern. Auffällig ist, dass kein Schutzgebiet
privat oder von der lokalen Bevölkerung allein verwaltet wird und die Mehrheit der
Schutzgebiete staatlich gemanagt ist.
Weiterhin werden in vier Schutzgebieten69 International Conservation und Development
Projects (ICDP) durchgeführt und in dreien70 ein Community-Based Natural Ressource
Management (CBNRM). In den drei madagassischen Nationalparken sind die ICDPs aus
dem nationalen Umweltaktionsplan von 1988 entstanden und wurden in Zusammenarbeit mit
internationalen Umweltorganisationen eingerichtet. In einer zweiten Phase wurden diese
Projekte dem nationalen Nationalparkservice (Association National pour la Gestion des Aires
Prot´ees, ANGAP) übertragen. Angrenzend zum Waza National Park in Kamerun wurde
1993 ein ICDP initiiert, auf das der Bau touristischer Unterbringungen,
Gesundheitseinrichtungen und einer Trinkwasserversorgung zurückgeht. Zusätzlich wurde 69 Andohahela NP, Masoala NP, Ranomafana NP und Waza NP 70 Chobe NP, Selous Game Reserve und South Luangwa NP
Ergebnisse
77
1997 ein Multi-Stakeholder Management Komitee gegründet und Verträge mit der lokalen
Bevölkerung über die Nutzung von natürlichen Ressourcen abgeschlossen.
Tabelle 8: Eine Matrix, um Schutzgebiete nach ihrem Managementziel und Governance Typ zu charakterisieren (Unterstrichene Schutzgebiete tendieren zum Governance Typ B; Quelle: http://www.unesco.org/mab/wnbrs.shtml [Zugriff: 16. Mai 2008])
Governance i Typen
IUCN Schutzgebiets-kategorien
A. Staatlich gemanagte Schutzgebiete
B. Gemein-schaftlich gemanagte Schutzgebiete
C. Private Schutz-gebiete
D. Community Conserved Areas
I: Strenges Naturreservat/ Wildnisgebiet
Andohahela National Park
II: Nationalpark
Chobe National Park Greater St Lucia Wetland Park Kasungu National Park Katavi National Park Korup National Park Masoala National Park Ranomafana National Park Selous Game Reserve South Luangwa National Park
Bwindi Impenetrable National Park Richtersveld National Park
III: Naturmonument
Serengeti National Park
IV: Biotop/Artenschutz-gebiet mit Management
V: Geschützte Landschaft/ Geschütztes marines Gebiet
VI: Ressourcen-schutzgebiet mit Management
Biosphärenreservat
Bénoué Wildlife Conservation Area Kruger National Park Waza National Park
Mt Elgon National Park
Keine internationale Schutzgebiets-kategorie
Ivindo National Park
Geplanter National Park in Abuja
Ergebnisse
78
Bei den CBNRM im Chobe National Park in Botsuana und im South Luangwa National Park
in Sambia werden der lokalen Bevölkerung Jagdkonzessionen und die Nutzung von
sogenannten non-timber forest products71 zu gebilligt. Das Selous Conservation Programme
(SCP) in Tansania bezieht sich wiederum mehr auf lokale Entwicklungsprojekte, wie
Wasserpumpen, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, und bietet Kredite für kleine
Selbsthilfeprojekte, die jedoch aufgrund der finanziellen Eigenbeteilungen der lokalen
Bevölkerung nicht genutzt werden. Auch sind viele Gewinne aufgrund der hohen Korruption
an Regierungsmitglieder gegangen und nicht an die lokale Bevölkerung (s. 7.7). In der
Bénoué Wildlife Conservation Area in Kamerun werden Jagdkonzessionen an die lokale
Bevölkerung und internationale Safarianbieter vergeben. Im Serengeti National Park in
Tansania hingegen werden im Rahmen des Serengeti Regional Conservation Project
(SRCP) Jagdrechte an die lokalen Gemeinden vergeben. Im Greater St Lucia Wetland Park
in Südafrika sind nicht Jagdrechte von besonderem Interesse für die lokale Bevölkerung,
sondern die Nutzung des Incemagras (Juncus kraussi), das eine hohe kulturelle und
ökonomische Bedeutung für die Zulu hat. Alleinerziehende Frauen, Witwen oder Frauen,
deren Männer arbeitslos sind, weben daraus Hochzeitsmatten, die ein traditionelles
Hochzeitsgeschenk sind. Und im Kasungu National Park in Malawi wird ein Nutzungsprojekt
von Honig und Raupen aufgebaut, an dem sogar 90% der Subsistenzbauern teilnehmen
möchten.
Somit existieren zusätzlich zu den Schutzgebieten elf unterschiedliche Entwicklungsprojekte,
die versuchen die materiellen Vorteile der Schutzgebiete für die lokale Bevölkerung zu
stärken.
7.3 Die Akzeptanzsubjekte: die lokale Bevölkerung Für die Analyse der materiellen und immateriellen Betroffenheit der lokalen Bevölkerung in
den unterschiedlichen Schutzgebieten ist es von Bedeutung, die soziodemographische und
sozioökonomische Situation der lokalen Bevölkerung zu skizzieren und identifizierte
Einflussfaktoren darzustellen. Die Informationen über die lokale Bevölkerung unterscheiden
sich in den einzelnen Fallstudien stark. Die Extreme reichen von keinerlei Informationen bei
Musumali et al. (2007) für Chobe National Park und South Luangwa National Park bis zu
einer detaillierten Fragenbogenerhebung von Gbadegesin und Ayileka (2000) an die lokale
Bevölkerung in Abjua, Nigeria, oder einer genauen Analyse der Dorfstruktur im Korup
National Park von Mbile et al. (2005).
71 Mit non-timber forest products sind natürliche Ressourcen im Wald gemeint, die nicht aus Holz bestehen und von der lokalen Bevölkerung genutzt werden, z.B. Honig (s. 7.3.2).
Ergebnisse
79
7.3.1 soziodemographische Merkmale der lokalen Bevölkerung In diesem Abschnitt wird die Bedeutung des Geschlechts, des Alters, der Bildung, der
ethnischen und religiösen Zugehörigkeit und der Wohndauer in der Region für die Akzeptanz
der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung dargestellt.
Für vier Schutzgebiete72 wurde die Akzeptanz der Schutzgebiete geschlechtsspezifisch
ausgewertet. Davon unterschied sich die Akzeptanz in zwei Schutzgebieten nicht signifikant
und im Waza National Park und im Selous Game Reserve waren die Männer signifikant
positiver zum Schutzgebiet eingestellt als die Frauen. Die Ursache für diesen Unterschied
lässt sich aus der muslimischen Gesellschaftsstruktur erklären, da die Frauen für die
Haushalts- und Landwirtschaftsarbeit zuständig sind und deswegen die Ernteschäden durch
Wildtiere direkter erleben. Die Vorteile des Selous Conservation Programme jedoch erfahren
die Männer, die das öffentliche Leben prägen.
Ob das Alter der lokalen Bevölkerung die Akzeptanz beeinflusst, wird in fünf Schutzgebieten
untersucht, dabei ist das Alter zweimal73 als nicht entscheidend dargestellt. Drei
Schutzgebiete74 wurde festgestellt, dass Jüngere positiver zum Schutzgebiet eingestellt sind
als Ältere. Anthony (2007: 241) nennt für den Kruger National Park als mögliche Ursache,
dass die ältere Bevölkerung die Ungerechtigkeiten im Park unter dem Apartheitsregime
miterlebt haben und die Schulkinder heute durch Parkexkursionen die positive Rolle des
Schutzgebiets für die Region erklärt bekommen.
Das Bildungsniveau wurde insgesamt in neun Schutzgebieten75 explizit beachtet, wobei nicht
in jeder Studie das Bildungsniveau als Einflussfaktor auf die Akzeptanz geprüft wurde. Für
fünf Schutzgebiete76 wurde festgestellt, dass Bewohner mit einer höheren Bildung positiver
zum Schutzgebiet eingestellt sind als Bewohner mit geringerer Bildung, zum einen, weil
Menschen mit höherer Bildung ein größeres Verständnis für den Wert von Wildtieren haben,
und zum anderen, weil „the role of education […] a key to better opportunities for
employment and, therefore, a route for alternative livelihood strategies“ ist (P8: 155).
Die Bedeutung der ethnischen und religiösen Zugehörigkeit wurde für 13 Schutzgebiete77
thematisiert. Dabei variiert die ethnische Zusammensetzung der Region zwischen nur einer
indigenen Bevölkerungsgruppe, wie den Zulu im Greater St Lucia Wetland Park in Südafrika,
und über 20 verschiedenen ethnischen Gruppen, wie im Selous Game Reserve oder im
Serengeti National Park, beide in Tansania. Mbile et al. (2005) untersuchten im Korup
72 Andohahela NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP 73 Andohahela NP und Serengeti NP 74 Bénoué Wildlife Conservation Area, Kruger NP und Masoala NP 75 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Kasungu NP, Kruger NP, Masoala NP, Ranomafana NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP 76 Andohahela NP, Kasungu NP, Masoala NP, Ranomafana NP und Serengeti NP 77 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Katavi NP, Korup NP, Masoala NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP
Ergebnisse
80
National Park in Kamerun sehr detailliert die traditionelle Organisationsstruktur der Batanga,
die über eine starke ethnische Identität verfügen und durch eine flache Hierarchie
gekennzeichnet sind. Weil die Batanga über die de facto Autorität des Nationalparks
verfügen und illegale Wilderer aus Nigeria decken, entwickelten die Autoren aus dieser
Analyse einen Vorschlag, wie das Vertrauen der lokalen Bevölkerung zum
Schutzgebietsmanagement aufgebaut werden könnte. Einige Batanga sind aufgrund der
geringen Einkommensmöglichkeiten auf dem Land in die Stadt gezogen. These relatives regularly send in money, kerosene, soap and other valuables not easily acquired in the village. When we include the ‘external elite’ community, the educational level of the Park villages would cover most levels, from primary to post university. Such make-up within and without, but linked to these small resident communities can be tapped-into, in human organisational capacity development for adaptive management of the PA (P10: 135).
Somit erhoffen sich die Autoren durch die Einbeziehung der externen Elite, die Akzeptanz
des Schutzgebiets bei der lokalen Bevölkerung zu verbessern. Holmes (2003: 313) stellte für
den Katavi National Park signifikante Unterschiede bei der Akzeptanz des Schutzgebiets
zwischen den beiden ethnischen Gruppen Pimbwe und Sukuma fest. Erklären lässt sich dies
durch die unterschiedliche Siedlungsstruktur und die kulturellen Unterschiede. Die Pimbwe
leben im Dorf und nehmen deswegen die Besuche der Schutzgebietsmitarbeiter mehr wahr
als die Sukuma, die meist ungefähr fünf Kilometer außerhalb des Dorfes leben. Zusätzlich
sind die Sukuma ökonomisch autonomer als die Pimbwe und handeln mehr untereinander,
so dass sie die ökonomischen Vorteile des Nationalparks weniger wahrnehmen. Deswegen
wollen die Sukuma den Nationalpark lieber aufgelöst sehen als die Pimbwe.
Die Einstellung der lokalen Bevölkerung zum jeweiligen Schutzgebiet wurde in zwei
Schutzgebieten untersucht in Abhängigkeit zu der Anzahl der Jahre, die die lokale
Bevölkerung in der Region lebt. In der Bénoué Wildlife Conservation Area geben die
Menschen, die kürzer in der Region leben, eine höhere Akzeptanz des Schutzgebiets an,
weil sie sich bisher nicht trauten, eine gegenteilige Meinung zu äußern als diejenigen, die
dort schon länger leben. Die Menschen in der Nähe des Katavi National Parks sind umso
mehr für den Erhalt des Nationalparks, je länger sie bereits in der Region leben.
7.3.2 sozioökonomische Merkmale der lokalen Bevölkerung Das Einkommen der lokalen Bevölkerung in der Nähe der 19 Schutzgebiete setzt sich aus
einer Subsistenz sichernden Landwirtschaft, dem Anbau von Cash Crops, der Viehhaltung
und der Nutzung von natürlichen Ressourcen aus den Schutzgebieten zusammen. Andere
Einkommensquellen sind in den ländlichen Regionen eher selten und die gesamte
sozioökonomische Situation der ländlichen Bevölkerung ist in den untersuchten Ländern
sehr schlecht (s. 5.3).
Den größten Teil ihrer Grundnahrungsmittel und ihres Einkommens stellen Menschen durch
eigenen Anbau und Viehhaltung her. So baut die lokale Bevölkerung der untersuchten
Ergebnisse
81
Schutzgebiete folgende Nutzpflanzen zur Selbstversorgung an: Süßkartoffeln, Mais, Hirse,
Reis, Maniok, Erdnuss, Bohnen und andere Früchte und Gemüse. Ergänzt wird der Anbau
von Grundnahrungsmitteln durch den Anbau von Cash Crops, das für sechs Schutzgebiete78
erwähnt wird. Baumwolle, Kaffee, Kakao, Nelken, Ölpalmen, Sesam, Tabak, Tee und Vanille
werden als für den Verkauf bestimmte Anbaufrüchte angeführt, wobei meist nur ein oder
zwei Anbaufrüchte in einer Region angebaut werden. Viehhaltung ist in den meisten
Regionen Subsahara-Afrikas ein Zeichen des Wohlstandes, wobei die meisten
Landbewohner zumindest etwas Geflügel zur Selbstversorgung halten. Für 14
Schutzgebiete79 wird erwähnt, dass die lokale Bevölkerung Vieh halten: Geflügel, Ziegen,
Schafe, Schweine und/oder Rinder.
Für elf Schutzgebiete80 wird in den Studien angegeben, dass natürliche Ressourcen aus dem
Schutzgebiet genutzt werden, wobei große Bedeutung das Sammeln von Feuerholz und das
Jagen von Wildtieren bzw. das Fischen hat. Das Sammeln von sogenannten non-timber
forest products, wie Früchte, Gemüse, Pilze, Honig, Harz und Pflanzen mit medizinischer
Wirkung, sind gerade für Nachbarn von Waldschutzgebieten wichtig.
Außer der Subsistenzwirtschaft, dem Anbau von Cash Crops und der Nutzung der
Schutzgebiete mangelt es der lokalen Bevölkerung an Einkommensmöglichkeiten. Formale
Einkommensmöglichkeiten, wie durch eine Beschäftigung beim Staat, bei lokalen
Entwicklungsprojekten oder beim Schutzgebietsmanagement (s. 7.4.4), sind zwar beliebt,
aber sehr selten. Manche Bewohner in der Nähe des Kasungu National Parks in Malawi
versuchen ihr Einkommen beispielsweise mit Bier brauen, tischlern oder töpfern zu
ergänzen. In der Nähe des Richtersveld National Parks in Südafrika existieren einige Minen,
die der lokalen Bevölkerung Arbeit geben. Oder die Stadt St Lucia ist weitestgehend auf den
Wildnis- und Angeltourismus im Greater St Lucia Wetland Park ausgerichtet. Die Bewohner
in der Nähe des Ivindo National Parks und des Korup National Parks verdienen sich ein
Nebeneinkommen durch den Verkauf von gewilderten Tieren oder durch die Duldung von
Wilderei (s. 7.7.1).
Insgesamt wurde der Wohlstand der lokalen Bevölkerung als Einflussfaktor auf die
Akzeptanz des Schutzgebiets in sieben Schutzgebieten81 geprüft, dabei wurde für sechs
Gebiete kein direkter signifikanter Zusammenhang zur Schutzgebietsakzeptanz festgestellt.
Nur im Serengeti National Park wurde ein Zusammenhang zwischen den wohlhabenden 78 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Kasungu NP, Korup NP, Masoala NP und Selous Game Reserve 79 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, Chobe NP, geplanter NP in Abuja, Ivindo NP, Kasungu NP, Katavi NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP 80 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Katavi NP, Korup NP, Mt Elgon NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve und Waza NP 81 Andohahela NP, Katavi NP, Kruger NP, Masoala NP, Ranomafana NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP
Ergebnisse
82
Bewohnern, deren Wohlstand durch die Anzahl ihres Viehs gemessen wurde, und einer
negativeren Einstellung zum Schutzgebiet festgestellt, weil diese Bewohner mehr Arbeit
durch die strikten Weidebeschränkungen des Nationalparks haben.
7.4 Materielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung Um die materiellen Vor- und Nachteile der Schutzgebiete und der lokalen
Entwicklungsprojekte einschätzen zu können, werden zunächst Aspekte hervorgehoben, die
in den Fallstudien oft und intensiv thematisiert wurden. Mit meist negativem Einfluss auf die
Akzeptanz werden die Wildtierschäden und die dadurch entstehenden Beeinträchtigungen
der Landnutzung eingeschätzt (7.4.1). Danach werden die Nutzungsrechte der lokalen
Bevölkerung von natürlichen Ressourcen der Schutzgebiete vorgestellt (7.4.2), um darauf
jeweils kurz die Bedeutung des Tourismus (7.4.5) und der Anstellung beim
Schutzgebietsmanagement als Einkommensquelle (7.4.4) darzustellen. Abschließend wird
der Einfluss der materiellen Vor- und Nachteile auf die Akzeptanz der Schutzgebiete
zusammengefasst.
7.4.1 Wildtierschäden und Beeinträchtigungen der Landnutzung Dass Wildtiere aus den Schutzgebieten einen ökonomischen Schaden für die lokale
Bevölkerung verursachen, wird für elf Schutzgebiete82 berichtet, dabei werden für sechs
Schutzgebiete83 Elefanten als Verursacher von Ernteschäden angeführt. Aber auch Büffel
und Nilpferde verursachen landwirtschaftliche Schäden im Kruger National Park und im
Selous Game Reserve. Löwe, Hyäne und karnivore Vögel sind für Viehrisse verantwortlich,
wie z.B. im Waza National Park. In den zwei tansanischen Nationalparken Katavi und Selous
sind jedoch auch Tiere, die außerhalb des Schutzgebiets verbreitet sind, für Ernteschäden
verantwortlich, wie Warzenschweine, Buschschweine, Affen, Vögel und Nagetiere.
Der Greater St Lucia Wetland Park und der Kruger National Park sind eingezäunt. Trotzdem
gab fast jeder fünfte befragte Haushalt, der weniger als drei Kilometer vom Kruger National
Park entfernt wohnte, an, dass ihnen in den letzten zwei Jahren Wildtierschäden widerfahren
seien. Denn durch Löcher in dem Nationalparkzaun kommen immer wieder Büffel, Löwe und
Elefanten in die Gegend. So erläuterte eine 58 Jahre alte Frau: “..two weeks ago my cow
was killed by a lion and last week I had to run for my life from elephants” (P1: 130).
Bewohner in der Nähe des Ivindo National Parks in Gabun gaben sogar an, dass es durch
die Ernteverwüstung von den Elefanten zeitweise zu Nahrungsknappheit komme. Am
stärksten sind die Auswirkungen im Selous Game Reserve, da über ein Drittel der Befragten
angaben, in den letzten zwei Jahren durch Wildtierrisse Vieh verloren zu haben und es in
82 Bénoué Wildlife Conservation Area, Chobe NP, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Kasungu NP, Katavi NP, Kruger NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP, South Luangwa NP und Waza NP 83 Ivindo NP, Katavi NP, Kruger NP, Selous Game Reserve, South Luangwa NP und Waza
Ergebnisse
83
den Jahren 1995-1998 jährlich zu zwölf toten und neun verletzten Menschen durch
Löwenangriffe gekommen sei. Außerdem „women had trouble fetching water because of fear
of being attacked by buffaloes“ (P16: 86).
Für nur zwei von Wildtierschäden betroffene Schutzgebiete84 existieren
Kompensationszahlungen. Dabei gaben 80 % der Befragten beim Chobe National Park an,
dass die Ausgleichszahlungen nicht ausreichen. Und im Waza National Park hat die
Kompensationsregelung bereits dazu geführt, dass mehr Menschen in die Region ziehen.
Die Einstellung der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet wurde für vier Schutzgebiete85 mit
den Wildtierschäden in Verbindung gebracht, wobei für den Kruger National Park und den
Serengeti National Park eine negativere Einstellung zum Schutzgebiet aufgrund der
Wildtierschäden festgestellt wurde. Für die beiden anderen Schutzgebiete bestand jedoch
kein Zusammenhang.
Insgesamt unterscheiden sich die Auswirkungen der Wildtierschäden zwischen den
Schutzgebieten stark und beeinflussen dementsprechend die Wahrnehmung des
Schutzgebiets durch die lokale Bevölkerung unterschiedlich.
7.4.2 Nutzungsrechte natürlicher Ressourcen im Schutzgebiet Neben den selbst berichteten Nutzungen natürlicher Ressourcen im Schutzgebiet (7.3.2) und
den illegalen Nutzungen (s. 7.7.1), werden an dieser Stelle die vom
Schutzgebietsmanagement erlaubten Nutzungen vorgestellt. Insgesamt existieren für die
lokale Bevölkerung in 13 Schutzgebieten86 Nutzungsrechte natürlicher Ressourcen. In sechs
Schutzgebieten87 existieren keine Regelungen, wobei im Waza National Park über die
Einführung solcher Nutzungsrechte verhandelt wird. Die Nutzungsrechte in den
Schutzgebieten beziehen sich hauptsächlich auf Wildfleisch und non-timber forest products.
In vier Schutzgebieten88 wird der lokalen Bevölkerung ermöglicht, Wildfleisch aus dem
Schutzgebiet zu bekommen. Im Ivindo National Park ist den Bewohnern erlaubt, nicht
geschützte Tiere mit traditionellen Werkzeugen zur Selbstversorgung zu jagen. Jedoch weiß
der größte Teil der lokalen Bevölkerungen nichts von den Gewohnheitsrechten. In den
anderen drei Schutzgebieten werden die Jagdkonzessionen von regionalen Gremien
verwaltet und verteilt. Das führt beispielsweise im Selous Game Reserve durch stark
korrupte Strukturen zu einer extremen Ungleichverteilung (s. 7.7.1). Trotzdem wurde bei den
Untersuchungen im Selous Game Reserve und Serengeti National Park herausgefunden,
84 Chobe NP und Waza NP 85 Bénoué Wildlife Conservation Area, Katavi NP, Kruger NP und Serengeti NP 86 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Chobe NP, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Kasungu NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und South Luangwa NP 87 Andohahela NP, Katavi NP, Korup NP, Kruger NP, Waza NP und Ranomafana NP 88 Chobe NP, Ivindo NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP
Ergebnisse
84
dass die lokale Bevölkerung mit Zugang zu Wildfleisch positiver zum Schutzgebiet eingestellt
ist.
Die Nutzung der bereits in Kapitel 7.3.2 erwähnten non-timber forest products ist in neun
Schutzgebieten89 erlaubt. In jeweils vier Schutzgebieten ist die Nutzung von medizinischen
Pflanzen90, Feuerholz91 und Honig92 erlaubt. Weiterhin wird die Nutzung von Palmblättern als
Dachdeckung, das Sammeln von Korbmaterialen, Raupen oder Futter für das Vieh erwähnt.
Zusätzlich ist in drei Schutzgebieten93 der lokalen Bevölkerung erlaubt, ihr Vieh zu einem
bestimmten Ausmaß weiden zu lassen. Bewohner in der Nähe des Richtersveld National
Parks bekommen sogar Ausgleichzahlungen für ehemalige Weideflächen. Die
Nutzungsrechte des Incemagras im Greater St Lucia Wetland Park sind an dieser Stelle
nicht zu vergessen (s. 7.2.3).
In den beiden ugandischen Nationalparken ist zwar die Nutzung bestimmter non-timber
forest products erlaubt und bekannt, jedoch handelt es sich dabei nicht um die erwünschten
Ressourcen. Im Bwindi Impenetrable National Park ist z.B. die Nutzung von nur 12% der
erwünschten Ressourcen erlaubt. Die Bewohner beim Mt Elgon National Park sind jedoch
zufriedener mit den Nutzungsrechten, weil sie durch Lobbying und kontinuierlicher illegaler
Beweidung eine Beweidungserlaubnis erreicht haben. Sie haben somit erlebt, dass sie
Einfluss auf die Gestaltung der Nutzungsrechte nehmen können (s. 7.6.6).
Für den Korup National Park existieren auch keine Nutzungsrechte, obwohl die lokale
Bevölkerung in dem Schutzgebiet lebt und von den Ressourcen abhängig ist: This combination of closeness to and dependence on the resources, customary proprietorship and indigenous knowledge, gives to the villager greater intrinsic moral and de facto authority over the resources of the Park. This de facto use of the Park is demonstrated by the extent to which the communities not only collect products and continue to hunt in the Park, but farm crops and even permanent crops like oil palm and cocoa (P10: 121).
Somit beinhaltet das Verbot der Nutzung natürlicher Ressourcen keinesfalls deren
Einhaltung.
7.4.3 Tourismus als Finanzierungsmöglichkeit für Schutzgebiete Von den zehn Schutzgebieten94, bei denen der Tourismus thematisiert wird, spielt dieser bei
acht eine bedeutende Rolle. Besonders wenn die Einnahmen direkt in das
Schutzgebietsmanagement fließen, hat der Tourismus positive Auswirkungen. So können
z.B. im Bwindi Impenetrable National Park dadurch die Schutzgebietsangestellten pünktlich
89 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Chobe NP, geplanter NP in Abuja, Kasungu NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Richtersveld NP und South Luangwa NP 90 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Masoala NP und Richtersveld NP 91 Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Mt Elgon NP und Richtersveld NP 92 geplanter NP in Abuja, Masoala NP, Mt Elgon NP und Richtersveld NP 93 Bénoué Wildlife Conservation Area, Mt Elgon NP und Richtersveld NP 94 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Kasungu NP, Kruger NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP und Waza NP
Ergebnisse
85
bezahlt werden und sind somit motivierter und verlässlicher bei der Arbeit als im Mt Elgon
National Park. Besonders der internationale Tourismus für Safaris und die Beobachtung von
Wildtieren ist eine bedeutende Einkommensquelle der Schutzgebietsländer. Aber auch der
nationale Tourismus, wie im Greater St Lucia Wetland Park, ist nicht zu unterschätzen,
wobei dort weitestgehend die weiße Bevölkerung in St Lucia Stadt vom Tourismus profitiert
und die indigene Zulu Bevölkerung kaum.
7.4.4 Beschäftigung beim Schutzgebietsmanagement als Einkommensquelle Die Beschäftigung beim Schutzgebietsmanagement stellt für die lokale Bevölkerung in
Schutzgebieten eine Möglichkeit dar, einen formellen Job zu finden, besonders weil
Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen der Schutzgebiete selten sind, wie z.B. im Ivindo
National Park in Gabun. Bei der Einrichtung des Richtersveld National Park hatte die
nationale Schutzgebietsbehörde die Einrichtung von neuen Arbeitsplätzen versprochen: although the Parks Board has fulfilled its undertaking to provide jobs to local residents, these appointments have resulted in much dissatisfaction. Many residents argue that while indivi-duals might have been given jobs, this has not meant that the problem of unemployment at community level (i.e. development) has been correctly addressed. To illustrate their point they focus on the one instance where the Parks Board appointed someone who was already employed at one of the local mines. The job he vacated was not reserved for local applicants, so effectively no additional local job was created by the park (P4: 77).
Daher sind die Hoffnungen auf neue Arbeitsplätze oft mit Enttäuschungen verbunden. So
auch im Selous Game Reserve, da die Arbeitsplätze des Schutzgebiets nicht von lokalen
Bewohnern besetzt worden sind, sondern mit Bewerbern von außerhalb.
7.4.5 Der Einfluss materieller Vor- und Nachteile auf die Akzeptanz zum Schutzgebiet Die Wahrnehmung der materiellen Vorteile wurde in manchen Studien zwischen der
persönlichen bzw. Haushaltsebene und der lokalen bzw. Gemeindeebene unterschieden.
Im Kruger National Park beantworteten 77,9% der Befragten die Frage, ob die Haushalte von
dem Schutzgebiet profitieren, negativ und 43,3% waren der Meinung, „that KNP [Kruger
National Park] does not care about village interests“ (P1: 99). Jedoch meinten 59,6%, “that
KNP [Kruger National Park] exists for the betterment of the community” (P1: 99). Somit
bestehen zwar Erwartungen von der lokalen Bevölkerung an Kruger National Park, davon zu
profitieren, materielle Verbesserungen sind bisher jedoch stark begrenzt. Für den Chobe
National Park in Botsuana und den South Luangwa National Park in Sambia haben
Musumali et al. (2007: 310) explizit nach der Wahrnehmungen der materiellen Vorteile
sowohl auf der Haushaltsebene als auch auf der Gemeindeebene gefragt. So nahmen die
Befragten beim Chobe National Park sowohl auf der Haushaltsebene95 als auch auf der
95 Chobe National Park: 23% positiv, 52% negativ, 25% „weiß nicht“, South Luangwa National Park: 2% positiv, 51% negativ, 47% „weiß nicht“
Ergebnisse
86
Gemeindeebene96 materielle Vorteile häufiger wahr, wobei die negative Wahrnehmung auf
der Haushaltsebene bei beiden Nationalparken dominierte. Die positivere Wahrnehmung im
Chobe National Park begründen Musumali et al. (2007) mit einer anderen Implementation
des CBNRM, besonders durch das stärkere Engagement bei der Einbeziehung der lokalen
Bevölkerung.
Neben diesen Vorteilen werden manche andere Vorteile kaum erwähnt. Beispielsweise
werden die Ökosystemleistungen der Schutzgebiete kaum von der lokalen Bevölkerung
gewürdigt, wie im Kasungu National Park, in dem die Wasserscheide liegt und damit das
Wassereinzugsgebiet für die Region darstellt.
Für acht Schutzgebiete97 kann festgestellt werden, dass Menschen, die materielle Vorteile
wahrnehmen, das Schutzgebiet positiver sehen als Menschen, die nicht profitieren. So
nahmen vom Schutzgebiet profitierende Befragte im Waza National Park das Schutzgebiet
und die Mitarbeiter positiver wahr als nicht profitierende. 89% der profitierenden Befragten
und 58% der nicht profitierenden erkannten das Schutzgebiet an und 60% zu 20% der
Befragten schätzten die Arbeit der Schutzgebietsmitarbeiter.
Weiterhin unterscheiden sich die Menschen mit und ohne materiellen Vorteil, ob sie in einem
Komitee Mitglied waren oder nicht98, ob sie Gewinne aus den Jagdkonzessionen
wahrnahmen oder nicht99 und, ob sie Teilnehmer der ICDP waren oder nicht100. Für den
Masoala National Park konkretisierten Ormsby und Kaplin (2005), dass Bewohner mit
Zugang zu Entwicklungsprojekten, zu Waldressourcen und Gewinnen aus dem
Ökotourismus positiv zum Schutzgebiet eingestellt waren.
Für diese acht Schutzgebiete wurde damit festgestellt, dass die materiellen Vorteile, die die
lokale Bevölkerung durch das Schutzgebiet bekommt, die Akzeptanz des Schutzgebiets
erhöhen. Die materiellen Vorteile eines Schutzgebiets stellen somit einen starken
Einflussfaktor für die Akzeptanz eines Schutzgebiets in Subsahara-Afrika dar.
7.5 Immaterielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung Die immaterielle Betroffenheit der lokalen Bevölkerung lässt sich nicht so einfach nach
Objekten gliedern wie die materielle Betroffenheit, z.B. durch Wildtierschäden, sondern sie
setzt sich vielmehr aus unterschiedlichen Komponenten zusammen. Die intrinsischen und
religiösen Werte der Natur und die gefühlte Verantwortung gegenüber zukünftigen
Generationen bestimmen die grundlegende Einstellung der lokalen Bevölkerung (7.5.1). Das
96 Chobe National Park: 48% positiv, 25% negativ, 27% „weiß nicht“, South Luangwa National Park: 15% positiv, 35% negativ, 50% „weiß nicht“ 97 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Katavi NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP und Waza NP 98 Bwindi Impenetrable NP und Mt Elgon NP 99 Bénoué Wildlife Conservation Area 100 Andohahela NP, Masoala NP und Ranomafana NP
Ergebnisse
87
Ownership101 und das Vertrauen der Bewohner zum lokalen Schutzgebiet prägt weiterhin
maßgeblich die Akzeptanz des Schutzgebiets (7.5.2). Und wie der Naturschutz, die Wildtiere
und die Naturschutzmaßnahmen wahrgenommen werden (7.5.3) bestimmen das Vertrauen
der lokalen Bevölkerung und damit deren Akzeptanz.
7.5.1 Der Wert der Natur und die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen
Die Beachtung der unterschiedlichen Werte der Natur ist nach Beck (2000) wichtig,
besonders wenn mehr aktive lokale Partizipation angeregt werden soll. Denn „if locals value
the forest, they will work to protect it. But if they value it primarily for exploitation” (P3: 157),
dann werden sie Regeln aufstellen, um die Ressourcen besser nutzen zu können. So konnte
der Einfluss intrinsischer und religiöser Werte der Natur auf die Akzeptanz der Schutzgebiete
für sechs Schutzgebiete102 festgestellt werden. Dabei bezogen sich alle Bewohner auf die
intrinsischen Werte, außer den Bewohnern des geplanten Nationalparks in Abuja. Deren
animistischer Glaube beinhaltet, seltene Bäumen und Wildtiere in der Region als heilige Orte
zu verehren, und damit fühlen sie sich für deren Schutz verantwortlich.
Der intrinsische Wert der Natur beeinflusst in den anderen fünf Schutzgebieten deren
Anerkennung, wobei davon für die Bewohner um drei Schutzgebiete103 herum die
ökonomischen Auswirkungen einen größeren Einfluss ausüben. So sind die Zulu im Greater
St Lucia Wetland Park trotz starker ökonomischer Einbußen aufgrund der intrinsischen
Werte der Natur weiterhin starke Unterstützer des Schutzgebiets. „The perception that poor
rural residents are not concerned with biodiversity conservation [...] is therefore simplistic and
inaccurate” (P14: 144). Die Bewohner des Korup National Park verfügen sogar aufgrund
ihrer “closeness to and dependence on the resources, customary proprietorship and
indigenous knowledge” (P10: 121) über die de facto Autorität des Schutzgebiets (s. 7.4.2).
Diese de facto Autorität wird zusätzlich gestärkt durch die Enttäuschung von dem
Schutzgebietsmanagement und der Nichtanerkennung ihrer “legitimacy and the contribution
that such inhabitants can make towards the management of the Park” (P10: 54).
Unterschiede bei der Bedeutungszuschreibung der Natur konnten zwischen
unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen im Greater St Lucia Wetland Park festgestellt
werden. So war die Natur für die weißen Stadtbewohner von St. Lucia einzigartig und „one of
the only ‘wild places left in South Africa’ “ (P14: 140). Die indigenen Zulus hingegen sehen in
dem Schutzgebiet den Nutzen und den Naturschutz, da das Gebiet für die Wildtiere,
101 s. Glossar 102 Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Korup NP und Waza NP 103 Bénoué Wildlife Conservation Area, Greater St Lucia Wetland Park und Waza NP
Ergebnisse
88
indigenen Bäume etc. traumhaft ist und ihnen aber auch die Nutzung des Incemagras
erlaubt.
Die Verantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen wird für vier Schutzgebiete104
genannt. So haben die Nama im Richtersveld National Park den Schutzgebietsvertrag nur
über 30 anstatt über die vorgeschlagenen 99 Jahre mit der südafrikanischen Regierung
abgeschlossen, weil sie ihren Nachfahren die Entscheidung darüber überlassen, wie diese
die gemeinsamen Ländereien in Zukunft nutzen. Die Bewohner um den Ivindo National Park
haben eine konkretere Vorstellung: People’s main concern/wish for the future generations is education that will help them find a job and earn a better living [...]. People would like to see their village grow and become more modern, with electricity, employment and a paved road. Lack of infrastructure and unemployment are high in the list of threats (P15 :248).
Und im Kruger National Park übernimmt das Management bereits die Aufgabe “to educate
neighbouring school children through in-Park educational excursions highlighting the positive
role that KNP plays in conserving biodiversity for future generations” (P1: 118).
7.5.2 Ownership und Vertrauen der Bewohner zum lokalen Schutzgebiet Das wahrgenommene Ownership105 der lokalen Bevölkerung für das Schutzgebiet wurde für
acht Schutzgebiete106 festgestellt. Gerade die Übernahme von Aufgaben und Verantwortung
im Schutzgebiet stärkt das Gefühl für ein shared ownership (s. 4.2). So wurde im Bwindi und
Mt Elgon National Park der lokalen Bevölkerung die Verantwortung für die Patrouille zur
Einhaltung der Nutzungsrechte übertragen. Im Selous Game Reserve hat z.B. die lokale
Bevölkerung bei der Zonierung und Markierung der kommunalen Länderein mitgeholfen.
Jedoch fehlt beim Selous Game Reserve Management der Wille, der lokalen Bevölkerung
tatsächlich Ownership für die Wildtiere zu übertragen. Für den Chobe und Ivindo National
Park wird hingegen ein fehlendes Ownership konstatiert und dies führt zu Desinteresse am
Schutzgebiet und zu Resignation. Gerade weil das Gefühl für ein shared ownership die
Einstellung zum Schutzgebiet deutlich beeinflusst, ist es wichtig, lokale Werte in den
Schutzgebietsregeln zu beachten. Denn dies kann die Kooperationsbereitschaft der lokalen
Bevölkerung verbessern: „people will cooperate if they perceive it to be in their best interest“
(P3: 153).
Ein weiterer immaterieller Einflussfaktor ist das Vertrauen der lokalen Bevölkerung in das
Schutzgebiet und zu den Angestellten. Insgesamt weisen die Studien für sechs
Schutzgebiete107 auf mangelndes Vertrauen als negativen Einflussfaktor hin. Denn Vertrauen
wird beeinflusst durch “any history of hostility or misunderstanding between park
104 Ivindo NP, Kruger NP, Richtersveld NP und Waza NP 105 s. Glossar 106 Andohahela NP, Bwindi Impenetrable NP, Chobe NP, Ivindo NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP und Selous Game Reserve 107 Chobe NP, Ivindo NP, Kruger NP, Masoala NP, Selous Game Reserve und South Luangwa NP
Ergebnisse
89
representatives and local residents, and the background of park staff, including ethnicity,
birthplace, socioeconomic status and appropriate training for interactions with communities”
(P13: 150). Auch fehlende und verfehlte Kommunikation, unerfüllte Versprechen von
Kompensationszahlungen, Nachteile durch Wildtierschäden oder sogar Missverständnisse
über Uniformen können zu Verwirrung und Vertrauensverlust führen.
Beim Chobe und South Luangwa National Park mangelt es generell an Vertrauen in die
lokalen CBNRM Institutionen, denn “significant confusion about roles and responsibilities [of
the community institutions] appears to translate into unfulfilled expectations and frustrations”
(P12: 102). Und im Selous Game Reserve spekulierten die angrenzenden Bewohner, dass
das Selous Conservation Programme (SCP) eine Regierungsstrategie ist, um die
Bevölkerung zu vertreiben. So glauben sie “that after the zoning and demarcating of village
wildlife management areas, they were not going to be allowed to utilize natural resources in
those areas. Thus many villagers believed they were being cheated” (P16: 102). Insgesamt
identifiziert Songorwa (1999) fünf unterschiedliche Lager, in denen Widerstand gegen das
SCP entstanden ist oder sich verstärkt hat: aus dem Lager (a) der Wilderer, (b) der Bauern
und Rinderzüchter, die keine Kompensationen erhalten, (c) der lokalen leader, Beamten und
Opportunisten, die eher durch Wilderei und Korruption Macht verloren haben, (d) der
gewöhnlichen Dorfbewohner, die sehr starke landwirtschaftliche Einbußen haben, und aus
dem Lager (e) der wohl gesonnenen Dorfbewohner, die über den Abbruch der
Entwicklungsprojekte enttäuscht sind. So äußerte z.B. im Masoala National Park ein
Beteiligter der Focus-Group Diskussionen die Enttäuschung über nicht eingehaltene
Versprechen des Schutzgebietsmanagements: They tell us you may not plant in the forest. We’ll give you medicine that will help your plants grow quickly, but you can only plant near your village. ...The Project Masoala, since it began to work, has promised many things, but nothing is given. They promised to make our school better-fishing material, boats, but until now nothing (P9: 90f).
Durch diese zahlreichen Vertrauensbrüche ist die lokale Bevölkerung vielerorts sehr
skeptisch gegenüber dem Schutzgebietsmanagement und deren Maßnahmen geworden und
eine gegenseitiges Vertrauen für ein gemeinschaftliches Handeln oft nicht vorhanden.
7.5.3 Die Wahrnehmung des Naturschutzes Für fünf Schutzgebiete108 wurde die Wahrnehmung der Naturschutzanstrengungen erfragt
mit unterschiedlichen Ergebnissen.
Die lokale Bevölkerung der drei madagassischen Nationalparke nimmt Naturschutz zwar als
ein wertvolles Ziel wahr, aber für sie ist es ein Luxus, den sie sich nicht leisten können. Denn
ihre Lebensgrundlage ist stark von dem Zugang zu landwirtschaftlicher Fläche und den
natürlichen Ressourcen abhängig (s. 7.3.2). Außerdem wird der Naturschutz als fremd 108 Andohahela NP, Greater St Lucia Wetland Park, Masoala NP, Ranomafana NP und Selous Game Reserve
Ergebnisse
90
wahrgenommen, weil dieser von Menschen von außerhalb, meist Ausländern, an sie
herangetragen wurde, die jedoch keine alternativen Landnutzungsmöglichkeiten für sie
bedacht haben. Besonders deutlich wird dies bei der Nennung der Schutzgebietsinitiatoren.
So nannten 79% der Befragten ausländische Personen oder Institutionen als Initiatoren, nur
12% nannten die madagassische Regierung und 4% die Madagassen selbst. Auch im
Selous Game Reserve wird das Selous Conservation Programme als fremde Initiative
wahrgenommen, weil die Dorfelite und die Projektmitarbeiter, die das Projekt durchführen,
sich nicht für die Sorgen der lokalen Bevölkerung „at the grassroots level“ (P6: 111)
interessieren. So sagte ein Interviewter (Gillingham & Lee 1999): “the people who know
about those [programme] matters are the village leadership; we small people don’t get to
know anything“ (P6: 111).
Die Zulu im Greater St Lucia Wetland Park haben sogar das Gefühl, dass “wildlife having
more privileges and benefits than their own community” (P14: 80) und that the conservation authorities placed the priorities of flora and fauna above human needs. In the words of one woman, ‘They [KZN Wildlife] only think of themselves and the animals. They do not understand that we grow our crops here. This is how we make money. This is how we feed our children.’ (P14: 128).
Dieses Gefühl der Minderwertigkeit erschwert es den Zulu, zum Schutzgebiet positiv
eingestellt zu sein.
7.6 Akzeptanz und Einstellungen Bei der lokalen Bevölkerung lässt sich die Akzeptanz zu den Schutzgebieten (7.6.1), zu den
Entwicklungsprojekten (7.6.2) und zu den Schutzgebietsmitarbeitern (7.6.3) unterscheiden.
Des Weiteren wird zusammengefasst, wie die Schutzgebietsmitarbeiter die lokale
Bevölkerung wahrnehmen (7.6.4). Und aufgrund der kontroversen Diskussion über die Art
und Weise, ein Schutzgebiet zu managen, werden in Kapitel 7.6.5 Erfahrungen mit
Partizipation und Regelvollzug in den untersuchten Fallstudien dargestellt und
Verknüpfungen mit der Schutzgebietsakzeptanz hergestellt.
7.6.1 … der lokalen Bevölkerung zu den Schutzgebieten Für 13 Schutzgebiete109 wurden konkrete Angaben zur Akzeptanz der Schutzgebiete durch
die lokale Bevölkerung erhoben. In sieben Schutzgebieten110 davon sind über drei Viertel der
Befragten positiv zu den lokalen Schutzgebieten eingestellt. Im Kruger National Park wurden
beispielsweise verschiedene abhängige Variablen zur Akzeptanz des Schutzgebiets getestet 109 Andohahela NP, Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Korup NP, Kruger NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP, Serengeti NP und Waza NP 110 über 90% der Befragten im Andohahela NP sind zufrieden mit dem Schutzgebiet, 93% von denen, die vom Schutzgebiet wussten (90%), in der Bénoué Wildlife Conservation Area, 88,7% im Kruger NP, 93% im Masoala NP (Ormsby et al. 2005), über 80% im Ranomafana NP, 86% im Serengeti NP und 82% im Waza NP
Ergebnisse
91
und am stärksten positiv wirkt auf die Schutzgebietsakzeptanz, wenn ein Haushaltsmitglied
beim Management angestellt war oder die Befragten innerhalb der Mtititi Traditional Authority
lebten. Dies kann daran liegen, dass entweder in dieser Region der Anteil der Angestellten
beim Schutzgebiet höher war als in anderen Regionen (26,7% im Vergleich zu 16,7%) oder
aufgrund der guten Beziehung zwischen der lokalen Bevölkerung und den
Schutzgebietsmitarbeitern. Denn in der Mtititi Traditional Authority liegt ein Eingang des
Nationalparks und somit existiert dort mehr Kontakt zwischen der lokalen Bevölkerung und
den Schutzgebietsmitarbeitern. Auch im Selous Game Reserve äußerten sich Mitglieder des
kommunalen Regierungskomitees, die durch ihr Engagement mehr Kontakt mit den
Schutzgebietsmitarbeitern haben, positiver zum Schutzgebiet als die lokale Bevölkerung.
Bei Marcus (2001) in den drei madagassischen Nationalparken waren durchschnittlich 78%
der Befragten zufrieden, dass der Park eingerichtet wurde, aber im Masoala National Park
befürworteten diesen nur rund 60%. Denn dort wurde im Gegensatz zu den anderen beiden
erst das ICDP eingerichtet und dann das Schutzgebiet. So werden die strikteren
Landnutzungsbeschränkungen mit dem Schutzgebiet und nicht mit dem ICDP assoziiert.
Die lokalen Nama im Richtersveld National Park akzeptieren den Nationalpark
weitestgehend, da sie selbst den Schutzgebietsvertrag abgeschlossen haben. Jedoch liegen
keine genauen Zahlen vor, wie auch für den Korup und Ivindo National Park. Dort scheint die
Akzeptanz aber gering zu sein. Die Bewohner in der Nähe des Ivindo National Parks
nehmen diesen als Gefahr wahr, da sie eine starke Nutzungsbeschränkung für den Wald
befürchten, der ihre Grundversorgung sichert. Und die Bewohner im Korup National Park
achten und akzeptieren diesen bisher nicht, da sie aufgrund fehlender Kontrolle weiterhin
Landwirtschaft innerhalb des Parks betreiben und Wilderei von außerhalb decken. Auch die
Mehrheit der Befragten in der Nähe des Serengeti National Park „rated the relationship with
protected areas as poor while a minority rated it as good or fair” (P8: 91).
Die Akzeptanz der beiden ugandischen Nationalparke, Bwindi Impenetrable und Mt Elgon,
hat sich innerhalb eines Jahres deutlich verbessert. Wobei im Bwindi Impenetrable National
Park das Dorf mit dem Collaborative Agreement weniger positiv (29%) eingestellt ist als das
Kontrolldorf (40%), da diese Bewohner seit 1991 Tee als Cash Crop anbauen und damit
weniger von den natürlichen Ressourcen des Nationalparks abhängig sind. Beim Mt Elgon
National Park hingegen war im Dorf mit dem Collaborative Agreement die Akzeptanz deutlich
höher (47%) als im Kontrolldorf (20%).
In drei Schutzgebieten wurde die lokale Bevölkerung nach ihrer Meinung zur Erhaltung bzw.
Abschaffung des Schutzgebiets gefragt. In der Bénoué Wildlife Conservation Area und im
Greater St Lucia Wetland Park wollten jeweils weniger als 8% der lokalen Bevölkerung, dass
das Schutzgebiet aufgelöst wird. Im Katavi National Park waren die Meinungen jedoch
gespalten. 50% der Befragten waren gegen die Abschaffung des Schutzgebiets und 44%
Ergebnisse
92
dafür. Dabei unterschieden sich die Meinungen signifikant zwischen den beiden ethnischen
Gruppen: 69% der Pimbwe waren gegen die Abschaffung des Schutzgebiets, verglichen mit
29% der Sukuma.
Weiterhin wurde bei den Befragungen zur Akzeptanz des lokalen Schutzgebiets in der
Bénoué Wildlife Conservation Area und im Serengeti National Park zwischen den
Schutzgebietskategorien Nationalpark und Hunting Concession Areas111 bzw. Game
Reserve112 unterschieden und bei beiden Untersuchungen war die Einstellung zum
Nationalpark deutlich positiver. Durch die Nähe der Hunting Concession Areas zu den
Siedlungen wurde die Akzeptanz in der Bénoué Wildlife Conservation Area beeinträchtigt
sowohl durch die Ernteschäden wie durch die Risse durch Wildtiere als auch durch den
generellen Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die niedrige Akzeptanz der Game
Reserves angrenzend zum Serengeti National Park lässt sich auf die Erhöhung des
Schutzstatus´ im Jahre 1994 zurückführen. Dadurch wurde der lokalen Bevölkerung die
Nutzung von „the only land which was important in sustaining their livelihoods” (P8: 139)
verboten.
7.6.2 … der lokalen Bevölkerung zu den Entwicklungsprojekten Für sieben Schutzgebiete113 wurde die Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung von lokalen
Entwicklungsprojekten, CBRNM, CWM, ICDP, SRCP und SCP, erfasst. Dabei fällt auf, dass
vielen Befragten das lokale Entwicklungsprojekt nicht bekannt war. 43% der Befragten des
Chobe bzw. 38% der Befragten South Luangwa National Park konnten keine Antwort zum
CBRNM geben, weil sie entweder davon nichts wussten oder den Zweck nicht verstanden
hatten. Die positiveren Wahrnehmungen der Bewohner des Chobe National Park „may
indicate better communication and information flow” (P12: 76). Auch viele Befragte des
Selous Game Reserves „were either unaware or held negative views of the activities of the
wildlife management institutions“ (P6: 16). Jedoch unterstützten die meisten Dörfer während
der Datenaufnahme von Songorwa (1999) das Programm (s. 7.5.2). Positiver war die
Wahrnehmung beim Waza National Park. Dort befürwortete die Hälfte der Befragten das
ICDP, ein Viertel lehnte es ab und ein Viertel enthielt sich. In den drei madagassischen
Nationalparken hat die lokale Bevölkerung hingegen nicht die Verbindungen von
wirtschaftlicher Förderung und Naturschutz bekannt, so dass das ICDP nicht als erfolgreich
wahrgenommen wurde.
111 Hunting Concession Areas sind Pufferzonen zwischen dem Bénoué National Park und landwirtschaftlichen Flächen (Weladji et al. 2003:335). 112 Vier Game Reserves dienen als Pufferzonen um den Serengeti National Park und für drei wurde erst 1994 der Schutzstatus angehoben, so dass nun keine landwirtschaftliche Nutzung erlaubt ist (Kideghesho et al. 2007:2216, 2225). 113Andohahela NP, Chobe NP, Masoala NP, Ranomafana NP, Selous Game Reserve, South Luangwa NP und Waza NP
Ergebnisse
93
7.6.3 … der lokalen Bevölkerung zu den Schutzgebietsmitarbeitern Zwar kann nicht automatisch von der Akzeptanz der Schutzgebietsmitarbeiter auf die
Akzeptanz des Schutzgebiets geschlossen werden. Jedoch ist es wichtig, das Verhältnis der
lokalen Bevölkerung und der Schutzgebietsmitarbeiter zu betrachten, weil die gegenseitigen
positiven und negativen Erfahrungen diese Akzeptanz prägen.
So wird in zehn Schutzgebieten114 von negativen Erfahrungen mit den
Schutzgebietsmitarbeitern berichtet. Das reicht von Korruption (s. 7.7.1) im Selous Game
Reserve über starke Imageverluste im Richtersveld National Park hin zu keinerlei Respekt
gegenüber den Schutzgebietsmitarbeitern im Korup National Park. Starke Imageverluste
erlitt das Schutzgebietsmanagement des Richtersveld National Park, weil dieses ohne
Rücksprache mit der lokalen Bevölkerung kurz nach der Schutzgebietsausweisung eine
Publicity-Fahrt für Toyota Südafrika organisiert hat und die Abdrücke der Reifen im Boden
noch für Jahre zu sehen sein werden. Und die de jure Autorität der Nationalparkranger im
Korup National Park wird von der lokalen Bevölkerung nicht ernst genommen, weil die kaum
ausgebildeten und schlecht bezahlten Ranger mit der moralischen, technischen,
traditionellen und damit de facto Autorität der lokalen Bevölkerung nicht mithalten können.
So nutzt die lokale Bevölkerung die natürlichen Ressourcen weiter wie bisher (s. 7.3.2) und
toleriert die Wilderer von außerhalb. Neben diesen eindeutigen negativen Erfahrungen
führen oft auch Missverständnisse von Verantwortlichkeiten und fehlende Kommunikation zu
Enttäuschungen und fehlendem Vertrauen der lokalen Bevölkerung, wie in fünf
Schutzgebieten115 festgestellt wurde. Dies geschieht leicht dadurch, dass “staff not being at
their posts, lack of interaction with community residents, socioeconomic imbalance, lack of
staff training and unclear job expectations.” (P13: 150). So äußerte sich ein Befragter im
Waza National Park: “game scouts don’t do their duty honestly, they just want to eat out of
our pockets” (P2: 53). Zusätzlich kann ein Mitarbeiterwechsel oder eine Veränderung der
Managementprioritäten Verwirrung bei der lokalen Bevölkerung auslösen und unrealistische
Erwartungen wecken, wie im Masoala National Park. Durch diese negativen Erfahrungen
fehlt es an gegenseitigem Vertrauen (s. 7.5.2) und damit an einer Basis für eine erfolgreiche
Zusammenarbeit.
Positive Auswirkungen durch den Kontakt von Schutzgebietsmitarbeitern und der lokalen
Bevölkerung wurden in vier Schutzgebieten116 festgestellt. So waren im Kasungu National
Park die Schutzgebietsmitarbeiter die Hauptinformationsquelle für die lokale Bevölkerung,
um von dem lokalen Projekt zum Honig und Raupen sammeln im Park zu erfahren. Oder im
Katavi National Park konnten sich 73% der Befragten an einen eher informellen Besuch von
114 Chobe NP, Greater St Lucia Wetland Park, Ivindo NP, Korup NP, Kruger NP, Masoala NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und South Luangwa NP 115 Chobe NP, Ivindo NP, Kruger NP, Masoala NP und South Luangwa NP 116 Kasungu NP, Kruger NP, Masoala NP und Serengeti NP
Ergebnisse
94
Schutzgebietsangestellten in ihrem Dorf erinnern und waren so eher für den Erhalt des
Schutzgebiets. So kommt Holmes (2003) zu folgender Einschätzung: “visits by protected
area staff do not always have to be in an official capacity in order to be influential, and that
even informal visits can have positive impacts on community perceptions about protected
areas and their staff” (P7: 52). Auch im Serengeti National Park bewirkte der regelmäßige
Kontakt mit den Schutzgebietsangestellten eine positive Einstellung zum Nationalpark.
7.6.4 … der Schutzgebietsmitarbeiter zu der lokalen Bevölkerung Die Betrachtung der Wahrnehmungen aus der anderen Perspektive wird in den untersuchten
Fallstudien deutlich weniger beleuchtet. Für nur fünf Schutzgebiete117 wurden Informationen,
die auf die Wahrnehmungen der lokalen Bevölkerung durch die Schutzgebietsmitarbeiter
schließen lassen, erwähnt. Jedoch wurden in keiner Studie die Schutzgebietsmitarbeiter
direkt gefragt, wie sie die lokale Bevölkerung wahrnehmen. Beim Richtersveld National Park
lässt sich nur indirekt auf eine geringe Bedeutung der lokalen Bevölkerung für das National
Parks Board, der nationalen Nationalparkbehörde, schließen: “The Parks Board's official
book on the Richtersveld (Williamson, 1995) devotes less than a page to the local human
population - the remainder deals with the flora and fauna” (P4: 91). Oder beim Korup
National Park wurde die lokale Bevölkerung in einem Bericht für die Managementbehörde
mit der soziologischen Bezeichnung ‚im Prinzip anführerlos’ („basically acephalous“ (P16:
63)) beschrieben. Dies wurde von den Naturschutzpraktikern interpretiert, dass es der
lokalen Bevölkerung an Befehlen und Ordnung mangelt. Diese Ignoranz der traditionellen
Strukturen trägt auch zu der gescheiterten Kommunikation und Zusammenarbeit der
Schutzgebietsranger mit der lokalen Bevölkerung bei. Im Selous Game Reserve hingegen
stellen die Schutzgebietsmitarbeiter vielmehr ein Desinteresse der lokalen Bevölkerung an
dem Selous Conservation Programme (SCP) fest. “The Wildlife Officer believed there were
villagers who saw the program as a sort of a game, ‘[local people] [...] who say ‘let them do
whatever they want but in the end they will leave and when they leave I will continue with my
[business as usual].' ’ ” (P16: 62). Überraschend sagte einer der höheren
Programmmitarbeiter, dass es nicht seine Absicht sei, eine mehrheitliche Unterstützung für
das SCP zu bekommen und dass dies nicht erstrebenswert sei. Dies kann eine Ausnahme
sein, aber insgesamt scheint die Wertschätzung der lokalen Bevölkerung durch die
Schutzgebietsangestellten nicht besonders hoch zu sein.
117 Bénoué Wildlife Conservation Area, Greater St Lucia Wetland Park, Korup NP, Richtersveld NP und Selous Game Reserve
Ergebnisse
95
7.6.5 … der lokalen Bevölkerung zu den Managementmaßnahmen: Partizipation und Regelvollzug
Die Erfahrungen der lokalen Bevölkerung mit Partizipationsmöglichkeiten und Regelvollzug
des Schutzgebietsmanagements werden zusammengefasst und Einflussfaktoren auf die
Akzeptanz benannt, um herauszufinden, ob ein Zusammenhang zwischen der Partizipation
der lokalen Bevölkerung und der Akzeptanz besteht.
Erfahrungen mit Partizipationsangeboten werden für neun Schutzgebiete118 berichtet und
reichen von einfacher Konsultation im Waza National Park über die aktive Übernahme von
Managementaufgaben im Bwindi Impenetrable und Mt Elgon National Park bis hin zur
Entscheidungsmehrheit der lokalen Bevölkerung im Managementkomitee im Richtersveld
National Park. Im Serengeti National Park konnte sogar festgestellt werden, dass die
Bewohner der Dörfer, die am SRCP teilnahmen, positiver zu Schutzgebieten eingestellt
waren als die Nichtteilnehmenden. Im Weiteren werden drei Beispiele ausgeführt: zum einen
die Schwierigkeit der Beteiligung im Selous Game Reserve, zum anderen der Einfluss der
Partizipation auf die Akzeptanz im Masoala National Park und als drittes die Umsetzung der
Collaborative Agreements in den beiden ugandischen Nationalparken.
Im Selous Game Reserve (Songorwa 1999) war es schwierig, überhaupt die ersten Dörfer zu
überreden, am Selous Conservation Programme (SCP) teilzunehmen, „because they thought
it was just another government strategy to identify those who were still involved in poaching
and who had illegal guns“ (P16: 44). Zur Zeit der Datenaufnahme nahmen die Dorfbewohner
oft nicht an den monatlichen Treffen des SCP teil, oder Regierungsvertreter und
Ratsmitglieder wiesen die Bevölkerung sogar an, nicht zu den Programmtreffen zu gehen
und sie zu sabotieren. Drei Hauptgründe werden für dieses Verhalten genannt. Zum einen
wurden geweckte Erwartungen nicht gehalten, so dass 50,5% der Befragten keinen
materiellen Vorteil vom SCP hatten und kaum Wildfleisch aus den Jagdkonzessionen bei der
lokalen Bevölkerung ankam. Zum zweiten hat das SCP mehr Kosten als Gewinne
verursacht, weil das Ausmaß durch Wildtierschäden (s. 7.4.1) enorm war, der Zugang zu
Land und Wildtieren strikt reglementiert war und freiwillige Game Scouts nicht für ihre
Programmmitarbeit entschädigt wurden. Und zum dritten konnte das Misstrauen nicht
abgebaut werden, weil widersprüchliche Entscheidungen von verschiedenen
Schutzgebietsmitarbeitern getroffen oder persönliche Selbstbereicherungen bekannt wurden.
In den drei madagassischen National Parken wurde der lokalen Bevölkerung hingegen die
Möglichkeit gegeben, an Gruppenaktivitäten teilzunehmen, die vom ICDP initiiert wurden.
Bewohner um den Masoala National Park waren zufriedener mit dem National Park, wenn
sie an Gruppenaktivitäten teilnahmen, egal ob diese vom ICDP oder von anderen organisiert
waren. Für den Andohahela und Ranomafana National Park konnte ein solcher 118 Andohahela NP, Bwindi Impenetrable NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Ranomafana NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP und Waza NP
Ergebnisse
96
Zusammenhang nicht festgestellt werden (Marcus 2001). Zusätzlich wurden im Masoala
National Park (Ormsby & Kaplin 2005) Participatory Rural Appraisals119 durchgeführt, um die
Parkgrenzen und Pufferzonen in Abstimmung mit der lokalen Bevölkerung festzulegen.
Die Umsetzung der Collaborative Agreements und deren Outcome werden in den beiden
ugandischen Nationalparken von Beck (2000) genau analysiert. Zunächst ist die geringe
aktive Partizipation der lokalen Gemeinden darauf zurückzuführen, dass die lokale
Bevölkerung nicht von den Gemeindetreffen wusste, die Komiteeteilnehmer keine weiteren
Treffen angeregt haben oder, dass die Bewohner das Gefühl hatten, an den
Nutzungsrechten nichts ändern zu können. So konnten in dem Dorf mit Collaborative
Agreement des Bwindi Impenetrable National Park zwar durch Participatory Rural Appraisals
Korbmaterialen und medizinische Pflanzen als bevorzugte Ressourcen identifiziert werden.
Jedoch führte die Nutzungserlaubnis dieser Ressourcen zu einer stärkeren Fokussierung auf
die Waldressourcen als im Kontrolldorf, das aufgrund der kompletten Nutzungsverbote sich
auf den Anbau von Cash Crops wie Tee spezialisiert hat (s. 7.6.1). So resümiert Beck (2000)
“people most dependent on the forest are most likely to participate” (P3: 119) und “allowing
user rights may be counterproductive towards conservation” (P3: 139). Die Mitglieder des
Gemeindekomitees haben zusätzlich die Aufgabe, im Nationalpark zu patrouillieren, um
illegale Nutzungen zu entdecken und zu verhindern. Dafür haben sie keine
Sanktionsmöglichkeiten, sondern sollen vielmehr die illegalen Nutzer aufklären, überzeugen
und verwarnen. Motiviert sind die Komiteemitglieder dabei, weil sie sich eine Bezahlung, eine
bessere Ausstattung, wie Stiefel oder Jacken, oder eine Anstellung beim Schutzgebiet
erhoffen. Auch stärkt diese Arbeit den Stolz und das Ownership für den Wald.
Die Aufgabe aller Gemeindemitglieder ist, illegale Nutzer zu melden, und 75% der Befragten
gaben an, dass sie illegale Nutzer melden würden. Jedoch haben dies tatsächlich erst 8%
getan, weil sie eine soziale Ausgrenzung fürchten oder sich gerade selbst illegal im Wald
aufhielten. Diese Diskrepanz zwischen beabsichtigten und tatsächlichen Verhalten
unterstützt die Vermutung, dass direkte persönliche Vorteile nötig sind, damit illegale
Nutzungen gemeldet werden. Auch unterscheiden sich die Meldungen illegaler Nutzer nicht
in den Dörfern mit und ohne Collaborative Agreement, so dass dieser Einfluss
ausgeschlossen werden kann. Die Einbeziehung der Komiteemitglieder in die Aufgaben des
Schutzgebietsmanagements hat nicht zu einer stärkeren Beteiligung der Gemeinde geführt.
So identifiziert Beck drei Faktoren, die vermutlich das Outcome von partizipativen Projekten
verbessern: „maintaining adequate enforcement, incorporating local values and maintaining
the consistency of rules“ (P3: 135). Deswegen sei eine allgemeingültige partizipative
Institution, die in allen Situationen effektiv ist, kaum möglich. Denn die gleichen Regeln
können je nach den Werten der lokalen Bevölkerung als Anreize oder Hindernisse gelten.
119 s. Glossar
Ergebnisse
97
Aber “collaboration is likely to be more effective when local community members value the
collective good being produced” (P3: 167).
Für fünf Schutzgebiete120 existierten bisher keine Partizipationsmöglichkeiten, jedoch werden
diese von den Autoren empfohlen. So soll beispielsweise im Kasungu National Park mit der
lokalen Bevölkerung beraten werden, welche der natürlichen Ressourcen nutzen möchten.
Ebenso sollte das sehr umfangreiche ökologische Wissen der lokalen Bevölkerung des
Ivindo National Park vom Schutzgebietsmanagement anerkannt und als Basis für
Beteiligungen der Gemeinschaften in demokratische Entscheidungsprozessen benutzt
werden. Auch plädieren Mbile et al. (2005) beim Korup National Park für ein adaptive
management framework121, um das Vertrauen der lokalen Bevölkerung zu gewinnen.
Weiterhin “the Park management [...] needs to ‘link with these local communities’, such as
providing information on policies and environmental problems, providing support to their
decision-making institutions and instruments, and to small income generation problems”
(P10: 147). Die Implementation einer solchen Managementstrategie erfordert jedoch die
Unterstützung des Staates und gegenseitigen Respekt von lokaler Bevölkerung und
Schutzgebietsmanagement. Entsprechend stellen sich Gbadegesin und Ayileka (2000) ein
Management für den geplanten Nationalpark in Abuja, Nigeria, vor.
Konkrete Beispiele für den Regelvollzug, die durch das Schutzgebietsmanagement
durchgeführt wurden, werden für neun Schutzgebiete122 berichtet. Beispielsweise wird für die
Bénoué Wildlife Conservation Area von fehlerhaftem Regelvollzug berichtet. Denn dort
nehmen 75% der Mitarbeiter verdächtige illegale Nutzer nur während ihrer Patrouillen fest.
Oder im Selous Game Reserve wird die Ausübung von Sanktionsmöglichkeiten erwähnt.
Denn dort wurden ab und zu Jagdkonzessionen ausgesetzt, um die lokale Bevölkerung unter
Druck zu setzen. Im Kasungu National Park wurde weiterhin das lokale Projekt zur Nutzung
von Honig und Raupen ohne einer vorherigen explorativen Studie hierarchisch umgesetzt.
Und trotzdem sind keine negativen Auswirkungen feststellbar und sogar 90% der lokalen
Bevölkerung möchten daran teilnehmen.
Weiterhin funktioniert der Regelvollzug im Bwindi Impenetrable National Park deutlich besser
als im Mt Elgon National Park, weil mit dem durch den Tourismus eingenommene Geld die
Gehälter der Ranger bezahlt werden können (s. 7.4.3), 80% mehr Ranger pro Fläche
eingestellt sind, die Ausstattung besser ist und die Entwicklungen im Park durch die
Besucher und durch ein großes Medieninteresse international beobachtet werden. Auch ist
der Regelvollzug nötig, um mögliche Trittbrettfahrer zu verhindern und Beck (2000) misst
120 Bénoué Wildlife Conservation Area, geplanter NP in Abuja, Ivindo NP, Kasungu NP und Korup NP 121 Diese adaptive management framework bedeutet für Mbile et al. (2005), die staatlichen Managementstrategien an den lokalen Kontext mit einem „system of valorisation, integration of knowledge and their adaptation to solving common problems“ (P10: 127) anzupassen. 122 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Ivindo NP, Kasungu NP, Kruger NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP
Ergebnisse
98
den Erfolg des Regelvollzuges daran, wie stark die lokale Bevölkerung sich fürchtet, illegal
im Nationalpark erwischt zu werden. So fürchteten sich die Bewohner um den Bwindi
Impenetrable National Park mehr, entdeckt zu werden als im Mt Elgon National Park. Denn
16 Befragte beim Bwindi Impenetrable National Park gaben an, “that you would be beaten or
killed, as compared to only one person from Mt Elgon” (P3: 148). Wobei zusätzlich im Dorf
mit Collaborative Agreement um den Et. Elgon National Park viermal weniger als im
Kontrolldorf befürchtet wurde, erwischt zu werden, weil die lokale Bevölkerung dort genau
weiß, wann und wo wer kontrolliert und sie keine Angst vor den Verwarnungen der
Komiteemitglieder haben.
7.7 Illegale Aktivitäten und Konflikte im Schutzgebiet Illegale Aktivitäten im Schutzgebiet (7.7.1), besonders wenn sie von der lokalen Bevölkerung
ausgeübt werden, wie auch Konflikte der lokalen Bevölkerung mit dem
Schutzgebietsmanagement und dem lokalen Entwicklungsprojekt (7.7.2) wirken sich
eindeutig negativ auf die Akzeptanz des Schutzgebiets.
7.7.1 Illegale Aktivitäten im Schutzgebiet Die illegalen Aktivitäten in den Schutzgebieten umfassen zum einen Wilderei und andere
illegalen Nutzungen natürlicher Ressourcen und zum anderen Korruption auf verschiedenen
Ebenen.
Die häufigste illegale Aktivität in den untersuchten Schutzgebieten ist dabei die Wilderei, die
für acht Schutzgebiete123 genannt wird. Dabei geht die Wilderei in den Schutzgebieten
entweder auf professionelle und Profit orientierte Jäger oder auf die lokale Bevölkerung
zurück, die damit ihren Lebensunterhalt sichern. So werden beispielsweise professionelle
Wilderer meist aus Nigeria im Korup National Park in Kamerun von der lokalen Bevölkerung
toleriert, da sie daran mitverdienen. So gaben 97% der befragten Schutzgebietsmitarbeiter
der Bénoué Wildlife Conservation Area an, „that the professional hunter guides were
responsible for illegal activities“ (P17: 102).
Öfter ist es jedoch die lokale Bevölkerung selbst, die Wildtiere im Schutzgebiet jagt, weil sie
aufgrund von Armut darauf angewiesen sind, dadurch den Lebensunterhalt ihrer Familien zu
sichern, wie beispielsweise im Norden des Kasungu National Parks in Malawi, wo die meiste
Wilderei stattfindet und das Einkommensniveau der Subsistenzbauern gering ist. Dies wurde
auch für fünf weitere Schutzgebiete124 festgestellt. Im Selous Game Reserve ist die Situation
noch komplizierter, weil “some key people in the newly created community-level institutions
123 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Kasungu NP, Korup NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP 124 Bwindi Impenetrable NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Selous Game Reserve und Serengeti NP
Ergebnisse
99
were involved in poaching - the very problem they were supposed to control” (P16: 120)
(s.u.).
Neben der Wilderei ist die illegale Nutzung anderer natürlicher Ressourcen der
Schutzgebiete, wie Feuerholz, in mindestens vier Schutzgebieten125 von Bedeutung, wie z.B.
die Lemurjagd (Varecia variegata rubra) und der Einschlag von Rosenholz (Dalbergia
maritima) für die Bevölkerung um den Masoala National Park (Ormsby & Kaplin 2005). Für
die beiden ugandischen Nationalparke stellte Beck (2000) jedoch fest, dass die illegalen
Nutzungen nicht im direktem Zusammenhang mit den negativen Parkeinstellungen stehen.
Jedoch sind im Mt Elgon National Park zumindest nach der Einrichtung von Nutzungsrechten
illegale Nutzungen zurückgegangen.
Die Wilderei und andere illegale Aktivitäten im Schutzgebiet können nicht allein durch
Maßnahmen der Ranger und der freiwilligen Helfer besiegt werden, sondern es bedarf der
Unterstützung der gesamten Gemeinde oder zumindest der Mehrheit „to reveal whatever
information they have regarding poaching activities in their areas“ (P16: 121). So wurde
beispielsweise im Bwindi Impenetrable und Mt Elgon National Park versucht, die lokale
Bevölkerung zu motivieren, illegale Nutzer zu melden (s. 7.6.5). Auch für den Korup National
Park wird die Beteiligung der lokalen Bevölkerung zur Wildereibekämpfung empfohlen, da
diese bisher die Wilderer decken und davon profitieren (s. 7.3.1).
Ferner existieren illegale Siedlungen im Greater St Lucia Wetland Park und im Korup
National Park, die beide umgesiedelt werden sollten, aber aufgrund des Widerstandes
weiterhin geduldet werden.
Korruption ist ein weiterer Faktor, der ein effektives Schutzgebietsmanagement und lokale
Entwicklungsprojekte behindert; er wurde für drei Schutzgebiete126 genannt. Am
ausführlichsten beschreibt Songorwa (1999) die Korruption im Selous Game Reserve sowohl
innerhalb des Selous Conservation Programme (SCP) als auch auf der lokalen Ebene
verbunden mit Wilderei. Denn von der Förderung des SCP sind in den lokalen Gemeinden
nur 115080,95 Deutsche Mark “from the total of DM 8.6 million donated by the German
government for the first three program phases (October 1988-September 1995)” (P16: 74)
angekommen. Das sind nur ca. 1,34%. Es wurden jedoch 45 Seminare und Workshops und
zusätzlich Fortbildungsreisen im Ausland für die Programmmitarbeiter und Wildtierhüter
finanziert, dessen Kosten die Ausgaben für die lokalen Gemeinden klar übersteigen. Auch
erhielten die Mitarbeiter des Selous Conservation Programme, die von außerhalb stammen,
mehr Wildfleisch aus den Konzessionen als die lokale Bevölkerung. Und wegen der Konflikte
zwischen dem Wildlife Management Committee und der Dorfverwaltung sind ganze Dörfer
gespalten, da einzelne auch wegen Korruption und Selbstbereicherung vor Gericht gestellt
125 Bwindi Impenetrable NP, Masoala NP, Mt Elgon NP und Waza NP 126 Korup NP, Selous Game Reserve und South Luangwa NP
Ergebnisse
100
wurden. So ist das Vertrauen in ein transparentes, ehrliches Management, das ernsthaft die
Korruption bekämpfen möchte, nicht vorhanden.
Gleichzeitig existiert Korruption und Vetternwirtschaft innerhalb der lokalen Institutionen, die
die Wildtierkonzessionen vergeben und somit die gemeinschaftlichen Ziele unterwandern: For instance, a resident hunter went to Kilimasera village [...] with a permit to hunt small game. When he reported to the wildlife management committee, some corrupt members of the committee and Village Scouts asked him to give them ‘something’ so that they would allow him to hunt a buffalo instead. The hunter did so and they assisted him in getting a buffalo. After he had hunted, he unlawfully left his rifle with the committee's chairperson. Some time later he came back and was again given permission to hunt but other Village Scouts discovered the scandal and reported it (but they may have done so only because they were not included in the deal). In addition, the first committee chairperson at Twendembele (Program Area Three) attempted to turn the village project into his private business (P16: 113).
Diese Vetternwirtschaft und Selbstbereicherung ist nur eine Form, um die eigene Armut zu
mildern. Denn insgesamt ist in der Umgebung des Selous Game Reserve aufgrund der
steigenden Armut die Wilderei enorm angestiegen. Im SCP hat dies zu diesen korrupten
Strukturen geführt. Damit waren „The villagers [...] not the true beneficiaries of the program
but they were unwilling to expose corrupt individuals among them. They would expose those
offenders only if they knew they were going to benefit as individuals” (P16: 74). So resümiert
Songorwa (1999), dass Armutsbekämpfung das langfristige Hauptziel des SCP sein sollte.
In der Fallstudie von Gillingham und Lee (1999), die ihre Fallstudie auch im Selous Game
Reserve durchgeführt haben, sind jedoch keinerlei Bemerkungen über Schwierigkeiten mit
Korruption zu finden. Und in den anderen beiden Fallstudien, in denen korrupte Strukturen
erwähnt werden, ist dies sehr knapp gehalten. So beeinflusste im South Luangwa National
Park „Suspected corruption, mismanagement, irresponsibility and unrealized expectations
also negatively [...] community interest” (P12: 112). Und die Verwaltung von drei Dörfern
verfehlte “to account for its funds, and had subsequent allocations suspended by the Ministry
of Environment” (P12: 112).
Auch im Korup National Park sind die Schutzgebietsranger aufgrund ihrer fehlenden de facto
Autorität ihrer Verantwortung nicht gewachsen und dies „can create an ideal atmosphere for
corruption in the form of collusion, collaboration and even bribery involving guards“ (P10:
125). So kann die Entwicklung von korrupten Strukturen die Effektivität eines Schutzgebiets
komplett zerstören. Andere Autoren gehen in ihren Fallstudien nicht auf Korruption und
Wilderei ein. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Phänomene dort nicht vorhanden sind.
7.7.2 Konflikte der lokalen Bevölkerung Ein weiterer negativer Einflussfaktor sind Konflikte der lokalen Bevölkerung mit dem
Schutzgebietsmanagement oder dem lokalen Entwicklungsprojekt. Dabei lassen sich drei
Hauptkonfliktthemen feststellen: Konflikte wegen geforderter Kompensationszahlungen für
Ergebnisse
101
Wildtierschäden (für sieben Schutzgebiete127), Konflikte bezüglich Nutzungsregelungen und
Konflikte aufgrund von Wilderei (s. 7.7.1). Exemplarisch wird der Konflikt über
Kompensationsforderungen im Selous Game Reserve und der Konflikt über
Nutzungsverbote im Serengeti National Park skizziert.
Im Selous Game Reserve (Gillingham & Lee 1999) gestaltet sich der Interessenkonflikt über
Kompensationsforderungen an das Management schwierig, weil die Haupternteschäden
durch Tiere entstehen, die nicht nur im Schutzgebiet vorkommen, wie Affen, Buschschweine,
Vögel und Nagetiere. Deswegen ist das Schutzgebiet nicht unbedingt für die Ernteschäden
verantwortlich. Insgesamt bewerten Gillingham und Lee (1999) die Konfliktwahrnehmung
jedoch als nicht schwerwiegend, weil die Betroffenen von den Ressourcennutzungskonflikten
sonst ihre Meinung stärker vertreten würden.
Um den Serengeti National Park herum unterscheiden sich hingegen die Konflikte über
Nutzungsverbote geographisch. Im Osten des Parks, wo den Massai Weideflächen ohne
Ausgleich genommen wurden, sind die Konflikte besonders stark. Ein anderes Dorf in der
Nähe des Serengeti National Park hat kaum Konflikte, weil die Bewohner ihr Einkommen aus
den Fischgründen des Victoria Sees beziehen und nicht ökonomisch von dem Nationalpark
abhängig sind. Im Ganzen haben die Konflikte seit dem stärkeren Regelvollzug 2000 deutlich
zugenommen, aber die Dorfbewohner mit den wenigsten Schutzgebietskonflikten sind
signifikant positiver zum Schutzgebiet eingestellt, als lokale Bewohner mit manifesten
Konflikten. Außerdem stellten Kideghesho et al. (2007) fest, dass 95,2% der Befragten, die
aufgrund von Wildtierschäden ernsthafte Konflikte mit dem Schutzgebiet hatten, die
Beziehung zum Schutzgebiet negativ bewerteten.
Der Grundkonflikt zwischen den Interessen des Waldschutzes, der wirtschaftlichen Nutzung
der Waldressourcen und der Notwendigkeit, die Armut der vom waldabhängigen Menschen
zu begegnen, wird in der Studie über den Ivindo National Park thematisiert. Konkret für den
Ivindo National Park ist jedoch die Skepsis der Bewohner gegenüber dem staatlichen
Schutzgebietsmanagement manifest und zusätzlich sind die Bewohner untereinander
zerstritten. So haben die Befragten versucht, die Forscher auf ihre Seite zu ziehen, um im
nächsten Moment darzustellen, dass sie als „poor and illiterate“ (P15: 246) nur ausgenutzt
wurden. Sassen und Wan (2006) haben auf der anderen Seite bei manchen Dorfbewohnern
ein Alkoholproblem festgestellt, da diese u. a. nur zu Treffen erschienen, wenn alkoholische
Getränke angeboten wurden.
127 Chobe NP, Korup NP, Richtersveld NP, Selous Game Reserve, Serengeti NP, South Luangwa NP und Waza NP
Ergebnisse
102
7.8 Externe Einflüsse An dieser Stelle wird auf zwei mögliche weitere Einflussfaktoren hingewiesen, die
unabhängig von den bisherigen Faktoren zu betrachten sind. Zum einen kann der Besuch
des Schutzgebiets von der lokalen Bevölkerung sich positiv auf die Akzeptanz auswirken und
zum anderen besagt die These des Akzeptanzkraters, dass die Bewohner, die näher am
Schutzgebiet wohnen, negativer dazu eingestellt sind als weiter entfernt lebende (s. 2.5).
In den untersuchten Fallstudien konnte kein Zusammenhang zwischen dem Besuch des
Schutzgebiets von der lokalen Bevölkerung und der Akzeptanz zum Schutzgebiet festgestellt
werden, z.B. hat dies Anthony (2007) für den Kruger National Park untersucht und keinen
signifikanten Unterschied festgestellt. Interessant ist trotzdem, dass erstaunlich wenige der
lokalen Bevölkerung das Schutzgebiet bisher besucht haben. So hatten 72,9% der Befragten
im Kruger National Park diesen noch nie besucht. Und auch nur fünf Prozent der Zulu hatten
den Greater St Lucia Wetland Park besucht. Die Befragten aus der Stadt St. Lucia hatten
jedoch alle das Schutzgebiet besucht. Diese leben aber auch hauptsächlich vom Tourismus
(s. 7.3.2). Der Besuch des Kasungu National Park ist für die lokalen Bauern uninteressant,
da sie dafür weder Geld noch ein Auto besitzen. Die Bewohner, die es sich leisten könnten,
bevorzugen es, Verwandte und Freunde zu besuchen als Erholung in der Natur zu suchen.
Bei neun Schutzgebieten128 wurde der Einfluss der Distanz lokaler Siedlungen zum
Schutzgebiet betrachtet und beim Waza National Park und bei der Bénoué Wildlife
Conservation Area, beide in Kamerun, kann der Akzeptanzkrater nach Rentsch (1988), bzw.
das NIMBY Phänomen festgestellt (s. 2.5). Bewohner der Bénoué Wildlife Conservation
Area, die näher am Nationalparkbüro lebten, waren negativer zum Schutzgebiet eingestellt,
wahrscheinlich weil dort die Kontrollen häufiger waren. Und auch Bewohner um den Waza
National Park, die näher am Nationalpark lebten, hatten eine negativere Meinung vom ICDP.
Neben der Wirkung auf die Akzeptanz wurde auch der Einfluss der Distanz zum
Schutzgebiet auf das Wissen über das Schutzgebiet und deren Grenzen und das Maß an
Partizipation betrachtet. So wussten nach Ormsby und Kaplin (2005) 65 von 70 (93%) der
Befragten im Masoala National Park, die näher am Schutzgebiet wohnten, vom Nationalpark
und äußerten positive Meinungen und 26 von 39 (67%) Befragten aus dem weiter entfernten
Dorf kannten den Park nicht. Deswegen “residents living closer to the boundary were more
aware of the Park and more concerned about the boundary location” (P13: 95). Beck (2000)
hingegen bezieht die Distanz zum Schutzgebiet auf das Maß an Partizipation der lokalen
Bevölkerung. So haben Bewohner beider ugandischen Nationalparke, die näher am
Nationalpark wohnten, öfter an Gemeindetreffen teilgenommen und eher illegale Nutzungen
128 Bénoué Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Ivindo NP, Kasungu NP, Kruger NP, Masoala NP, Mt Elgon NP, Serengeti NP und Waza NP
Ergebnisse
103
gemeldet als weiter entfernt lebende Bewohner. Daraus schließt Beck (2000) je abhängiger
die Bewohner vom Schutzgebiet sind, desto eher nehmen sie an lokalen Projekten teil.
7.9 Wissen von und Verhalten gegenüber den lokalen Schutzgebieten Das Wissen von und das Verhalten gegenüber den lokalen Schutzgebieten kann neben den
anderen Einflussfaktoren die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung beeinflussen. Jedoch
wurde in den untersuchten Fallstudien kein direkter Zusammenhang zwischen dem Wissen
und der Akzeptanz festgestellt. Allerdings berichten Ormsby und Kaplin (2005) für Masoala
National Park, dass „generally, residents who expressed greater Park awareness also
expressed positive sentiments toward the Park, and residents with minimal or no knowledge
of the Park expressed ambivalent, but not necessarily negative, attitudes toward the Park”
(P13: 91). Außerdem mangelte es der lokalen Bevölkerung an Wissen über die
Naturschutzziele des Masoala National Parks und deren Dauerhaftigkeit, weil die lokale
Bevölkerung überzeugt war, dass sich die Schutzgebietsgrenzen und Nutzungsregeln nach
ihren Bedürfnissen anpassen lassen. Weiterhin wurde in sechs Schutzgebieten129 die lokale
Bevölkerung nach den Aufgaben und Zielen der lokalen Schutzgebiete gefragt. Dabei
wurden am häufigsten zum einen der Schutz der natürlichen Ressourcen130 und der
Wildtiere131 und zum anderen die Finanzeinnahmen für den Staat132 genannt. Im Waza
National Park kannten hingegen 54% der Befragten die Aufgaben und Ziele des
Nationalparks nicht.
Das Verhalten gegenüber den lokalen Schutzgebieten wurde für vier Schutzgebiete133
untersucht. So vertritt Beck (2000) die These, dass „The measuring of attitudes at best is an
imperfect indicator of policy success. [...] Rather than simply measuring attitudes, a more
useful indicator for analyzing policy outcomes is identifying the extent to which attitudes are
translated into action” (P3: 142). Deswegen vergleicht Beck für die beiden ugandischen
Nationalparke die Einstellung der lokalen Bevölkerung mit dem Maß an illegaler Nutzung des
Schutzgebiets. Das Ausmaß an illegaler Nutzung der beiden Schutzgebiete wurde anhand
von Berichten der Ranger, die in beiden Gebieten patrouillieren, gemessen. Und Beck stellte
fest, dass in dem Dorf mit einer überwiegend geringen Akzeptanz illegale Nutzungen nicht
weit verbreitet waren. Jedoch in dem Dorf mit überwiegend starker Akzeptanz illegale
Nutzungen weiterhin sehr häufig waren. Damit konnte Beck keinen direkten Zusammenhang
feststellen.
129 Bénoué Wildlife Conservation Area, Greater St Lucia Wetland Park, Kasungu NP, Katavi NP, Selous Game Reserve und Waza NP 130 "Die natürlichen Ressourcen schützen und erhalten" nannten z.B. 79% der Befragten des Greater St Lucia Wetland Parks. 131 Bénoué Wildlife Conservation Area, Katavi NP und Selous Game Reserve 132 Katavi NP, Kasungu NP und Selous Game Reserve 133 Bwindi Impenetrable NP, Katavi NP, Masoala NP und Mt Elgon NP
Ergebnisse
104
Marcus (2001) hingegen hat bei einigen Befragten der drei madagassischen Nationalparke
herausgefunden, dass „they will change their land use to conform with the projects if the park
provides alternatives“ (P9: 154). Damit konnte zwar kein direkter Zusammenhang zwischen
Verhaltensänderung und einer positiveren Einstellung nachgewiesen werden, “but it does
demonstrate that a positive perception of the park is a necessary precondition for behavioral
change and that at least in some cases the ICDP premise of offering viable economic
alternatives to destructive land use practices may work” (P9: 154).
Holmes (2003) geht in seiner Studie im Katavi National Park sogar einen Schritt weiter und
vergleicht die im Interview angegebene Feuerholznutzung mit einer Verhaltensbeobachtung
im darauf folgenden Jahr. Dabei wird zwar die Auswirkung der Naturschutzeinstellungen auf
das Verhalten der Holznutzung reduziert. Jedoch erachtet Holmes (2003) dieses Maß für die
lokale Bevölkerung in Afrika als angemessen, weil sie von der Nutzung von Feuerholz
abhängig sind und frei zwischen Lebend- und Totholz entscheiden können. Die Ergebnisse
unterstützen die These “that positive conservation attitudes are reflected in more
conservation oriented behaviours” (P7: 50). Denn Befragte aus Haushalten, in denen eher
Totholz gesammelt wurde, haben eher die Leistungen des Schutzgebietmanagement
wahrgenommen und waren auch öfter für den Erhalt des Schutzgebiets.
7.10 Haupteinflussfaktoren für eine höhere Akzeptanz Im letzten Unterkapitel des Ergebnisteils werden zum einen die verschiedenen Faktoren, die
aus den Fallstudien ausgewertet wurden, tabellarisch dargestellt und zum anderen die
Einflussfaktoren zusammengefasst, die die Akzeptanz zum Schutzgebiet signifikant positiv
oder negativ beeinflussen.
Die Tabelle in Anhang 3 fasst alle Faktoren zusammen, die die Schutzgebietsakzeptanz der
lokalen Bevölkerung beeinflussen oder beeinflussen können, und sind je Schutzgebiet
aufgeschlüsselt. Alle Faktoren sind aus den Fallstudien extrahiert und im bisherigen
Ergebnissteil bereits besprochen worden. Da in den Studien qualitative und quantitative
Methoden angewandt wurden, sind in der Tabelle alle abgebildet. Hier werden jedoch nur die
signifikanten Einflussfaktoren (p < 0,05), die aus quantitativen Daten gewonnen wurden,
noch einmal kompakt zusammengefasst. Einflussfaktoren, die getestet wurden, aber keinen
signifikanten Zusammenhang zu der Schutzgebietsakzeptanz anzeigen, werden hier nicht
aufgelistet. Damit beeinflussen folgende Faktoren die Akzeptanz vom Schutzgebiet durch die
lokale Bevölkerung:
Soziodemographische Einflussfaktoren:
- Männer sind signifikant positiver zum Schutzgebiet eingestellt als Frauen (Selous
Game Reserve und Waza NP).
Ergebnisse
105
- Jüngere sind signifikant positiver zum Schutzgebiet eingestellt als Ältere (Bénoué
Wildlife Conservation Area, Kruger NP und Masoala NP).
- Befragte mit einer höheren Bildung sind positiver zum Schutzgebiet eingestellt als
Befragte mit geringerer Bildung (Andohahela NP, Kasungu NP, Masoala NP,
Ranomafana NP und Serengeti NP).
- Beim Katavi National Park ist die ethnische Gruppe Pimbwe signifikant positiver zum
Schutzgebiet eingestellt als Sukuma.
- Befragte, die kürzer in der Region leben, sind signifikant positiver zum Schutzgebiet
eingestellt als Befragte, die länger in der Region leben (Bénoué Wildlife Conservation
Area). Und andersherum Befragte, die länger in der Region leben, sind signifikant
positiver zum Schutzgebiet eingestellt als Befragte, die kürzer in der Region leben
(Katavi NP).
Materielle Einflussfaktoren:
- Weniger wohlhabende Befragte sind positiver zum Schutzgebiet eingestellt als
wohlhabendere Bewohner (Serengeti NP).
- Befragte, die weniger Einbußen durch Wildtierschäden haben, sind positiver zum
Schutzgebiet eingestellt als Befragte mit starken Einbußen (Kruger NP und Serengeti
NP).
- Befragte mit Zugang zu Wildfleisch sind positiver zum Schutzgebiet eingestellt als
Befragte ohne Zugang zu Wildfleisch (Selous Game Reserve und Serengeti NP).
- Befragte, die materielle Vorteile von Schutzgebieten wahrnehmen, sind positiver zum
Schutzgebiet eingestellt als Befragte, die nicht profitieren (Andohahela NP, Bénoué
Wildlife Conservation Area, Bwindi Impenetrable NP, Katavi NP, Masoala NP, Mt
Elgon NP, Ranomafana NP und Waza NP).
- Befragte, von denen einer aus dem Haushalt beim Schutzgebiet gearbeitet hat,
waren positiver zum Schutzgebiet eingestellt als andere (Kruger NP).
- Befragte, die für das Schutzgebiet gearbeitet hatten, waren positiver zum
Schutzgebiet eingestellt als Befragte, die noch nie im Nationalpark waren oder aus
einem anderen Grund als zu Arbeitszwecken (Kruger NP).
Aspekte des Schutzgebietsmanagements als Einflussfaktoren:
- Befragte, die die Leistungen des Nationalparks anerkannt haben, waren positiver
zum Schutzgebiet eingestellt (Katavi National Park)
- Befragte waren positiver zum Nationalpark eingestellt als zu den Game Reserves
oder Hunting Concession Areas (Bénoué Wildlife Conservation Area und Serengeti
NP).
- Befragte, die am lokalen Entwicklungsprojekt teilgenommen haben, waren positiver
zum Schutzgebiet eingestellt als Nichtteilnehmer (Serengeti NP)
Ergebnisse
106
- Befragte mit den wenig Schutzgebietskonflikten sind signifikant positiver zum
Schutzgebiet eingestellt, als Befragte mit manifesten Konflikten (Serengeti NP).
Geographische Lage und Distanz zum Schutzgebiet als Einflussfaktor:
- Befragte, die in einer Region um das Schutzgebiet lebten, waren positiver zum
Schutzgebiet eingestellt als Befragte einer anderen Region um das Schutzgebiet
(Kruger NP).
- Befragte, die weiter vom Schutzgebiet entfernt lebten, waren positiver zum
Schutzgebiet eingestellt als Befragte, die näher am Schutzgebiet lebten (Bénoué
Wildlife Conservation Area, Waza NP).
Neben diesen direkten Einflussfaktoren wurde für den Serengeti National Park eine
schrittweise lineare Regression gerechnet. Und „59% of the variation in people’s attitudes on
the relationship with protected areas were explained by three significant variables: (1) conflict
levels with protected areas; (2) lack of water; and (3) participation in SRCP” (P8: 123).
Ormsby und Kaplin (2005) haben hingegen statt einer quantitativen Befragung der lokalen
Bevölkerung aus offenen Interviews und Focus-Group Diskussionen Haupteinflussfaktoren,
die die Wahrnehmung des Parks beeinflussen, identifiziert und die Beziehungen zu einander
in einem framework dargestellt (s. Abb. 8).
Abbildung 8: Einflussschema der Faktoren, die die Wahrnehmung des Parks beeinflussen (Ormsby & Kaplin 2005: 159)
Die vier Haupteinflussfaktoren, die Geschichte des Parkmanagement, das Bewusstsein der
Gemeinde von dem Park, die Vorteile der Gemeinde aus dem Park und das Bewusstsein der
Gemeinde von den Schutzgebietsmitarbeitern, und die Interaktion dieser untereinander
beeinflussen die Wahrnehmung der Bewohner von dem Masoala National Park. So bietet
das framework “a systematic way to conceptualize the factors that Park managers need to
address in order to foster positive Park perceptions” (P13: 123).
Bewusstsein der Gemeinde von den
Schutzgebietsmitarb.
Geschichte des Schutzgebiet-managements
Bewusstsein der Gemeinde vom Schutzgebiet
Vorteile der Gemeinde von dem
Schutzgebiet
Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung vom Schutzgebiet
Diskussion
107
8 Diskussion
Die Diskussion gliedert sich in zwei Teile: die methodische und die inhaltliche Diskussion.
Bei der methodischen Diskussion wird die Aussagekraft der Ergebnisse aus der Metaanalyse
beurteilt und versucht, ein Zusammenhang zwischen den Erkenntnissen über die
Einflussfaktoren und den gewählten Forschungsmethoden der Fallstudien herzustellen (8.1).
Bei der inhaltlichen Diskussion (8.2) werden die identifizierten Einflussfaktoren auf die
Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung abgewogen, um deren
Einzelbedeutungen und die Zusammenhänge untereinander zu beurteilen (8.2.1). Auf der
Grundlage von Kapitel 2 werden dann Vorschläge erarbeitet, wie die Akzeptanz und das
Verhalten zum lokalen Schutzgebiet verbessert werden könnte (8.2.2). Auf beidem
aufbauend wird zum Schluss die Akzeptanzchance formuliert, die im Rahmen des
Akzeptanzkontextes für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika zu beachten ist (8.2.3).
8.1 Methodische Diskussion Da in der vorliegenden Arbeit die Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von Schutzgebieten
durch die lokale Bevölkerung anhand einer Metaanalyse von wissenschaftlichen Fallstudien
bestimmt wurden, können nur die Einflussfaktoren identifiziert werden, die in den Fallstudien
genannt werden. Die peer-reviewed Zeitschriftenartikel werden zwar durch einen
Projektbericht (Sassen & Wan 2006) und eine unveröffentlichte Fallstudie (Beck 2000)
ergänzt und erweitern damit das Spektrum der Analyse. Jedoch werden keine weiteren
Informationsquellen oder Informanten in die Analyse miteinbezogen. Die Beschränkung
dieser Arbeit auf die Fallstudien geht also von einer begrenzten Datenbasis aus. Sie
ermöglicht jedoch durch diese klare Begrenzung eine strukturierte und dadurch
nachvollziehbare Analyse.
Der Autorenbias (s. 6.1), d. h. die Vorurteile und Befangenheit der Fallstudienautoren, wurde
im Ergebnisteil einzuschätzen versucht, indem der Forschungskontext der jeweiligen
Fallstudien hergestellt wurde. So wurden 13 Fallstudien allein von Wissenschaftlern ohne
Co-Autorenschaft von Behörden, NGOs oder Schutzgebietsmitarbeitern veröffentlicht. Weil
diese Wissenschaftler nicht direkt finanziell vom Erfolg des Schutzgebiets abhängig sind,
kann unterstellt werden, dass diese den Ergebnissen und deren Darstellung neutral
gegenüber stehen. Weiterhin ist die große disziplinäre Spannbreite der wissenschaftlichen
Zugänge charakteristisch für das internationale Forschungsfeld über Schutzgebiete. Auffällig
ist jedoch, dass nur vier Fallstudien allein von afrikanischen Autoren geschrieben wurden
und nur zwei in Kooperation von afrikanischen und anderen (hier: norwegischen)
Wissenschaftlern entstanden sind (s. 7.1.1). Dies spiegelt die Tatsache wieder, dass die
internationale Naturschutzgemeinschaft dominiert wird von Wissenschaftlern und
Diskussion
108
Fachkräften der Industrieländer, die die Forschung über Schutzgebiete und deren
Management voranbringen (Ghimire & Pimbert 1997: 1f). Die Kooperationen von
afrikanischen und nicht-afrikanischen Autoren, wie bei den Fallstudien von Kideghesho et al.
(2007) und Musumali et al. (2007), sind weiterhin selten, obwohl diese eine gute Möglichkeit
darstellen, den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen der internationalen
Naturschutzgemeinschaft und regionalen Besonderheiten zu verbessern. Denn bei der
Implementation der internationalen Richtlinien ist in Subsahara-Afrika zu beachten, dass
bereits die Einrichtung der Schutzgebiete auf die Kolonialmächte zurückgeht (s. 5.1) und
deswegen die Schutzgebiete von der lokalen Bevölkerung als fremd wahrgenommen werden
(s. 7.5.3). Außerdem können Besonderheiten bei der Wahrnehmung der Schutzgebiete von
Wissenschaftlern, die die kulturellen und sozialen Besonderheiten besser kennen,
möglicherweise mehr berücksichtigt werden.
Bei fünf Fallstudien wurden partizipative Managementangebote von den Autoren empfohlen,
davon wurden drei von afrikanischen Autoren verfasst. Da insgesamt nur vier von den 17
Fallstudien von afrikanischen Autoren stammen (s. 7.1.1) und sich die vierte Studie von
Boonzaier (1996) mit Richtersveld National Park und dessen Naturschutzvertrag der lokalen
Bevölkerung und des südafrikanischen Staates befasst, scheint es, dass die afrikanischen
Autoren partizipative Managementansätze favorisieren.
Um die Forschungsdesigns der Fallstudien zu vergleichen, können die Fallstudien anhand
der zwei umweltpsychologische Forschungstraditionen nach Matthies und Homburg (2001:
99-104) eingeteilt werden. Dabei handelt es sich entweder um die quantitativen Erhebungen
orientiert an dem Drei-Komponenten-Modell für Einstellungen oder um die qualitativen
Erhebungen der subjektiven Repräsentation (s. 2.2). Von den empirischen Erhebungen der
17 Fallstudien basieren die Ergebnisse von zwei Studien auf quantitativen Daten, von fünf
auf qualitativen und bei zehn Studien wurden beide Methoden angewendet (s. 7.1.2). Dies
zeigt, dass keine der beiden Forschungstraditionen dominiert, sondern vielmehr die
Kombination beider bevorzugt wird. So kann die These von Stoll-Kleemann und Bertzky
(2008: 361f) über qualitative und quantitative Studien, die partizipatives Management bzw.
Management mit Regelvollzug bevorzugen, nicht bestätigt werden (s. 7.1), da sich bei den
sieben Fallstudien mit einer Methodik kein klarer Trend erkennbar ist.
Aussagekräftiger ist der Vergleich der Ergebnisse, die auf quantitative oder qualitative
Erhebungen zurückgehen. Dabei ist auffällig, dass durch quantitative Erhebungen keine
immateriellen Einflussfaktoren identifiziert wurden (s. 7.10). Denn statistisch signifikante
Einflussfaktoren wurden über soziodemographische und -ökonomische Aspekte als auch zu
Aspekten des Schutzgebietsmanagement, der geographischen Lage und der Distanz zum
Schutzgebiet festgestellt, nicht aber zu immateriellen Aspekten, wie Vertrauen oder
Ownership (s. 8.2).
Diskussion
109
Insgesamt erscheint die Vielfalt der angewendeten Methoden (s. 7.1.2) zunächst
überraschend. Jedoch gehören die in der Einstellungsforschung unüblicheren Methoden zum
Spektrum der participatory rural appraisals und sind in der Entwicklungszusammenarbeit
weit verbreitet, wie z.B. die Erstellung von Landschaftskarten durch Beteiligung bestimmter
Fokusgruppen. Da nach Lucke (2006: 13) mit den Methoden der herkömmlichen
Einstellungsforschung nur die manifeste Akzeptanz gemessen wird, ist die Anwendung von
participatory rural appraisals, Focus-Group Diskussionen und teilnehmender Beobachtung
eine gute Erweiterung der Methoden, um auch die latente Akzeptanz zu den Schutzgebieten
weitestgehend zu erfassen. Auffällig ist nämlich, dass nicht nur die immateriellen
Einflussfaktoren, sondern auch bestimmte Themen wie Korruption und illegale Siedlungen
nur in Fallstudien angesprochen wurden, die qualitative Daten beinhalten. Dies ist am
auffälligsten bei den beiden Studien über das Selous Game Reserve. Songorwa (1999)
beschreibt detailliert verschiedene Ausprägungen von korrupten Strukturen und Gillingham
und Lee (1999) erwähnen Korruption mit keinem Wort, obwohl die Studien im demselben
Jahr veröffentlicht wurden und die Untersuchungsgebiete sich überschneiden (s. 8.2).
Weiterhin wurde die lokale Bevölkerung in 13 Fallstudien anhand von Fragebögen zu ihren
Einstellungen zum Schutzgebiet direkt befragt. Jedoch bezieht sich nur die Fallstudie von
Kideghesho et al. (2007: 2219) auf das Drei-Komponenten-Modell für Einstellungen (s. 2.1),
indem darauf hingewiesen wird, dass die Studie die affektive und konative Komponente
erfasst und die kognitive Komponente nicht berücksichtigt wird. Keine andere Studie bezieht
sich auf das Drei-Komponenten-Modell oder andere sozialpsychologische, soziologische
oder andere Definitionen von Einstellung oder Akzeptanz. Somit wird eine nachvollziehbare
Operationalisierung der Begrifflichkeiten vernachlässigt. Vielmehr wird ein allgemeines
Verständnis von Einstellung, Akzeptanz und/oder Wahrnehmung vorausgesetzt. Die
Schwierigkeiten, die Einstellungsergebnisse auf das Verhalten der lokalen Bevölkerung zu
beziehen, werden in nur zwei Fallstudien thematisiert (Beck 2000; Holmes 2003).
8.2 Inhaltliche Diskussion Im Folgenden werden die identifizierten Einflussfaktoren diskutiert, um darauf aufbauend im
Rahmen des Akzeptanzkontextes die Akzeptanzchance für die Schutzgebiete in Subsahara-
Afrika zu formulieren. Die Beantwortung der Teilfragen der Forschungsfrage (s. 1) zur
Akzeptanz zum Schutzgebiet, zu den lokalen Entwicklungsprojekten, zu den
Schutzgebietsmitarbeitern und zu den Schutzgebietsmanagementmaßnahmen, Partizipation
und Regelvollzug, wurde im Unterkapitel 7.6. des Ergebnisteils ausführlich beantwortet.
Gegenstand dieser inhaltlichen Diskussion ist deswegen weniger die Darstellung der
Akzeptanzprozente, sondern „die Aufklärung der dahinter liegenden Tendenzen, weil sie
Hinweise geben können auf die Möglichkeiten, die künftigen Interaktionen von
Diskussion
110
Nationalparkverwaltung und Nationalparkbewohnern harmonischer zu gestalten“, wie
Rentsch (1988: 63) in ihrer Promotion geschrieben hat.
8.2.1 Diskussion der Einflussfaktoren Von den identifizierten Einflussfaktoren auf die lokale Akzeptanz der Schutzgebiete werden
zunächst die materiellen und immateriellen Einflussfaktoren diskutiert, dann die
soziodemographischen und externen Faktoren und zum Schluss die eindeutig negativen
Einflussfaktoren auf die lokale Akzeptanz der untersuchten Schutzgebieten Subsahara-
Afrikas, wie illegale Aktivitäten und Konflikte. Den häufigsten134 signifikanten und positiven Einfluss auf die Akzeptanz des Schutzgebiets
hat die Wahrnehmung von materiellen Vorteilen des Schutzgebiets für die lokale
Bevölkerung. Diese außerordentliche Bedeutung der materiellen Vorteile für die lokale
Akzeptanz ist verständlich aufgrund der allgemeinen schwierigen sozioökonomischen
Situation der Bevölkerung in den untersuchten Ländern (s. 8.2.2). So hat Stoll-Kleemann
(2005: 33) positiv formuliert: „Stable livelihoods around a protected area are the best pre-
conditions for local acceptance of use restrictions inside the park”. Dieser stabile
Lebensunterhalt ist für die lokale Bevölkerung der untersuchten Schutzgebiete ebenfalls
essentiell für die allgemeine Akzeptanz der Schutzgebiete. Denn Schutzgebiete bedeuten
meist auch Nutzungseinschränkungen der lokalen natürlichen Ressourcen und vermehrte
Schäden durch Wildtiere. So wurden z.B. für elf Schutzgebiete Wildtierschäden berichtet, die
meist Ernteschäden durch Elefantenherden oder Viehrisse von Großprädatoren waren.
Diese Wildtierschäden führten im Kruger und Serengeti National Park sogar zu einem
signifikant negativen Einfluss auf die Schutzgebietsakzeptanz. Kompensationszahlungen
existierten nur für zwei Schutzgebiete, deren Erfolg sehr umstritten ist. Denn auf der einen
Seite stellten Bruner et al. (2001: 26) für Schutzgebiete in tropischen Ländern fest, dass
direkte Kompensationsprogramme für die lokale Bevölkerung die Schutzgebietseffektivität
positiv beeinflusst. Auf der anderen Seite können durch die Zahlungen weitere Menschen in
die Region gelockt werden, wie dies beim Waza National Park geschehen ist (s. 7.4.1). Und
zusätzlich stellte Tchamba (1996: 40) für den Waza National Park fest, dass die finanziellen
Kompensationen zum Ausgleich von Ernteschäden durch Elefantenherden ineffektiv und
ineffizient sind. Deswegen bevorzugen Ghimire und Pimbert (1997: 23) alternative
Einkommensformen, wie durch den Tourismus oder mit Hilfe neuer Anbautechniken,
gegenüber Ausgleichszahlungen, da finanzielle Kompensationen zu Abhängigkeit, Konflikten
und Korruption führen können.
Weniger umstritten ist die Nutzungserlaubnis bestimmter natürlicher Ressourcen im
Schutzgebiet für die lokale Bevölkerung. So wurden für 13 Schutzgebiete Nutzungsrechte für
134 Für acht Schutzgebiete wurde ein signifikanter Zusammenhang festgestellt (s. 7.4.5).
Diskussion
111
die lokale Bevölkerung berichtet. Meist handelte es sich dabei um Wildfleisch oder Non-
timber forest products (s. 7.4.2). Zwar wurde kein direkter signifikanter Einfluss der
Wahrnehmung der Nutzungsrechte auf eine höhere Akzeptanz in einem Schutzgebiet
gemessen. Jedoch dienen diese Nutzungsrechte in den meisten Schutzgebieten der lokalen
Bevölkerung, um ihr Einkommen aufzubessern, und sind damit eine zentrale
sozioökonomische Maßnahme der lokalen Entwicklungsprojekte, wie ICDP oder CBNRM
(Jones 2006: 83).
Diese Nutzungsrechte einzelner natürlicher Ressourcen sind jedoch nur ein Aspekt, um die
Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung zu verbessern. Erhebliche Verbesserungen für
die lokale Bevölkerung sind nach Ghimire und Pimbert (1997: 27f) nur durch umfassende
Reformen möglich, wie Landreformen oder die Dezentralisierung von Macht und damit die
Stärkung von lokalen Institutionen. Zwar tauchen diese Reformvorschläge in
Managementplänen nicht auf, weil die Entscheidungskompetenz meist beim Nationalstaat
liegt. Jedoch können sie die Lebensbedingungen und die Schutzgebietsakzeptanz der
lokalen Bevölkerung erheblich verbessern. So waren im Serengeti National Park
wohlhabendere Befragte negativer zum Schutzgebiet eingestellt, weil sie mehr Verluste ihrer
Viehherden durch Wildtierrisse zu melden hatten. Kideghesho et al. (2007: 2228) empfehlen
deswegen, alternative Einkommensanreize anzubieten, die das Schutzgebiet mehr
unterstützen und weniger Auswirkungen auf die Umwelt haben.
Als eine aussichtsreiche Alternative für die lokale Bevölkerung gilt der Ökotourismus, der für
zehn Schutzgebiete thematisiert wurde (s. 7.4.3). Zwar ist der Ökotourismus eine recht
aussichtsreiche Einkommensquelle. Dieser wird aber nach Ghimire und Pimbert (1997: 27)
meist nicht in andere wirtschaftliche Sektoren integriert und nur ein Bruchteil der Einnahmen
erreichen die ländlichen Gebiete. So profitiert im Greater St Lucia Wetland Park die weiße
Bevölkerung in St. Lucia Stadt vom Tourismus, die indigenen Zulus haben aber kaum
Vorteile. Im Selous Game Reserve nennen die meisten Befragten den Nationalstaat
Tansania als Hauptgewinner des Schutzgebiets aufgrund der hohen Deviseneinnahmen aus
dem Tourismus. Dies ist verständlich, da fast 40% von Tansania unter Schutz steht, und
damit der Ökotourismus eine wichtige Einkommensquelle des Staates ist.
Wenn jedoch die Einnahmen aus dem Tourismus an den Staat abgeben werden und nicht in
das Schutzgebiet reinvestiert werden, dann fehlen finanzielle Mittel, um das Schutzgebiet zu
managen. Ein positives Beispiel ist der Bwindi Impenetrable National Park. Dort haben die
internationale Aufmerksamkeit und der Tourismus für die Berggorillas dazu geführt, dass die
finanzielle Situation des Schutzgebiets sich deutlich verbessert hat und damit die Gehälter
der Mitarbeiter pünktlich gezahlt werden konnten. Deswegen sind die Mitarbeiter dort
motivierter bei der Arbeit als im Mt Elgon National Park, in dem die Gehälter, wenn
überhaupt, nur verspätet gezahlt werden (s. 7.6.5). Neben den Einnahmen ist beim
Diskussion
112
Ökotourismus darauf zu achten, dass die touristischen Nutzungen nicht die Kapazitäten des
Schutzgebiets übersteigen. Deswegen sind im Richtersveld National Park die
Besucherzahlen stark beschränkt und der Tourismus ist somit nur eine beschränkte
Einnahmequelle.
Die Anstellung beim Schutzgebiet ist eine weitere Einkommensmöglichkeit für die lokale
Bevölkerung und bietet durch die Sicherung des Lebensunterhalts eine Möglichkeit, die
Akzeptanz zum Schutzgebiet zu verbessern. In den untersuchten Schutzgebieten hat diese
Einflussmöglichkeit nicht zum Erfolg geführt, weil entweder die versprochenen Arbeitsplätze
nicht geschaffen wurden, diese mit anderen Leuten besetzt wurden (s. 7.4.4) oder die lokale
Bevölkerung nur ehrenamtlich in das Management miteinbezogen wurde, wie in den beiden
ugandischen Nationalparken.
Insgesamt ist die Sicherung des Lebensunterhalts der lokalen Bevölkerung in Subsahara-
Afrika die zentrale Vorraussetzung, um die lokale Akzeptanz der Schutzgebiete zu
verbessern. So weisen die Autoren der Fallstudien mehr auf die Berücksichtigung der
sozioökonomischen Situation der lokalen Bevölkerung hin und favorisieren ein adaptives
Management, als das sie sich für bestimmte Ausgestaltungen von Managementansätzen,
wie Partizipationsmöglichkeiten oder Regelvollzug, aussprechen.
An zweiter Stelle und auf qualitative Datenerhebungen basierend werden die immateriellen
Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Schutzgebiete in den Fallstudien genannt. So wurde
für drei Schutzgebiete festgestellt, dass die ökonomischen Auswirkungen des Schutzgebiets
einen größeren Einfluss auf die Akzeptanz ausüben als der intrinsische Wert der Natur.
Trotzdem dürfen die immateriellen Einflussfaktoren nicht unterschätzt werden, weil in
Studien, die Schutzgebiete in Industrieländern untersucht haben (s. 2.5), die Akzeptanz
zentral durch immaterielle Faktoren beeinflusst wurde (Bonaiuto et al. 2002; Rentsch 1988;
Stoll 1999; Stoll-Kleemann 2001). Und somit werden die immateriellen Aspekte
möglicherweise bedeutender, wenn ein Mindestmaß der sozioökonomischen
Lebensbedingungen für die lokale Bevölkerung erfüllt ist.
Die induktiv identifizierten immateriellen Einflussfaktoren auf die Schutzgebietsakzeptanz der
lokalen Bevölkerung in Subsahara-Afrika (s. 7.5) werden nun mit dem konzeptionellen
Modell von Stoll-Kleemann (2001: 7) zur Erklärung des Widerstandes gegen Schutzgebiete
in Deutschland (s. 2.5) diskutiert, weil dieses Modell die Wirkungsmechanismen einleuchtend
darstellt. Die kulturellen Aspekte bei den untersuchten Schutzgebieten Subsahara-Afrikas
umfassen zum einen den intrinsischen Wert der Natur, die Wahrnehmung der
Naturschutzanstrengungen und die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen und
zum anderen die kulturell verwurzelten Landnutzungstechniken (s. 7.3.2), die durch die
Einrichtung der Schutzgebiete dort beschränkt oder verboten wurden. Die emotionalen
Aspekte beziehen sich auf das Gefühl von Ownership und Vertrauen, die die lokale
Diskussion
113
Bevölkerung zum Schutzgebiet empfindet (s. 7.5.2). So wurde gerade mangelndes
Vertrauen der lokalen Bevölkerung zu dem Schutzgebiet und deren Mitarbeiter als negativer
Einfluss auf die Schutzgebietsakzeptanz beschrieben. Genauso hat ein mangelhaftes Gefühl
für ein shared ownership negative Auswirkungen.
Aus der Wechselwirkung mit den kulturellen und emotionalen Aspekten entstehen die
Wahrnehmungs- und Kommunikationsbarrieren (s. Abb. 5). Diese sind in den Fallstudien,
z.B. dadurch entstanden, dass Naturschutz als fremd und als Luxusgut wahrgenommen
wurde, und die lokale Bevölkerung den Eindruck hat, dass sie für das Management
minderwertiger als die Tiere im Schutzgebiet sind. Weiterhin sind durch fehlende
Kommunikation, Missverständnisse in der Kommunikation und
Verantwortungsmissverständnisse mit den Schutzgebietsmitarbeitern die Wahrnehmungs-
und Kommunikationsbarrieren verstärkt worden.
Die Identitätsbildenden Gruppenprozesse, die nach Stoll-Kleemann (2001: 7) aus den
genannten drei Aspekten den Widerstand zum Schutzgebiet direkt beeinflussen, können für
diese Analyse nicht genau identifiziert werden, weil die lokale Bevölkerung in den Studien
nur anhand soziodemographischer Merkmale differenziert wurden. So bestehen zwar im
Katavi National Park klare Akzeptanzunterschiede zwischen den beiden Ethnien Pimbwe
und Sukuma. Und im Greater St Lucia Wetland Park unterscheidet sich die Akzeptanz des
Schutzgebiets von den weißen Stadtbewohnern von St. Lucia deutlich von den indigenen
Zulus. Aber in welcher Weise die lokale Bevölkerung untereinander interagiert und daraus
gemeinsame und untereinander differenzierende Identitäten bilden, kann auf der Basis
dieser Fallstudien nicht beantwortet werden.
Auch über die Einflussfaktoren, die Bonaiuto et al. (2002) untersucht haben, regionale
Identität und Ortsverbundenheit sowie die Unterschiede zwischen ‚Ökonomischen’ und
‚Ökologischen’ (s. 2.5), kann keine klare Aussage getroffen werden, weil die lokale
Bevölkerung in den Fallstudien als ein Kollektivakteur mit einheitlichen Interessen untersucht
wurde und die unterschiedlichen Interessen kaum beachtet wurden.
Die identifizierten signifikanten soziodemographischen Merkmale der lokalen Bevölkerung für
eine höhere Schutzgebietsakzeptanz deuten zwar daraufhin, dass junge, gut ausgebildete
Männer positiver zum Schutzgebiet eingestellt sind als alte, wenig gebildete Frauen (s.
7.3.1). Diese Aussage ist aber nur als Tendenz zu verstehen. Die positivere Einstellung der
Männer wird mit der Aufgabenverteilung der Geschlechter erklärt, da die Männer eher mit
den positiven Auswirkungen des Schutzgebiets, wie z.B. den Jagdkonzessionen, in Kontakt
kommen. Interessanter ist vielmehr, dass jüngere Menschen positiver zum Schutzgebiet
eingestellt sind als ältere Bewohner. Als mögliche Ursache nennt Anthony (2007: 241) für
den Kruger National Park, dass die ältere Bevölkerung die Ungerechtigkeiten im
Schutzgebiet miterlebt habe und die jüngere Generation hingegen durch
Diskussion
114
Umweltbildungsmaßnahmen des Schutzgebietsmanagement das Schutzgebiet stärker
akzeptiert. So sind jüngere Bewohner möglicherweise offener für neue Managementansätze
als ältere. Der dritte soziodemographische Einflussfaktor, die Bildung, wurde am häufigsten
für die Akzeptanz förderlich festgestellt, da besser gebildete z.B. ein größeres Verständnis
für den Schutz der Wildtiere und der Natur nachgesagt wird (Kideghesho et al. 2007: 2226).
Bonaiuto et al. (2002: 647) identifizierten, dass weibliche, junge, gut gebildete Menschen
positiver zum Schutzgebiet eingestellt sind (s. 2.5). Dies kann hier für das Alter und die
Bildung bestätigt werden. Die Unterschiede bei den Geschlechtern können an den
unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen liegen.
Weiterhin ist der Akzeptanzkrater, der für zwei Schutzgebiete festgestellt wurde zu
erwähnen. Denn deswegen sollte bei der Kommunikation des Schutzgebietsmanagement die
lokale Bevölkerung, die näher am Schutzgebiet lebt und negativer dazu eingestellt ist,
verstärkt zu beachtet werden. Eindeutig hinderlich für die Akzeptanzchance sind
zweifelsohne die illegalen Aktivitäten im Schutzgebiet, vor allem die Korruption (s. u.) und die
manifesten Konflikte. Gerade bei den illegalen Aktivitäten, wie der Wilderei, wird die
Armutsbekämpfung als das wirksamste Mittel von Songorwa (1999: 2076) genannt.
So wurden die Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika in
das Erklärungsmodell von Rentsch integriert und dieses damit modifiziert (s. Abb. 9). Zum
ersten wurde die Einflusskette des Schutzgebiets auf die Bewertung verändert, indem die
Schutzgebietsmitarbeiter als Filter des Schutzgebietsmanagement fungieren und durch
Kommunikation und Collaboration mit der lokalen Bevölkerung auf deren Bewertung des
Schutzgebiets einwirken. Zweitens wurde die immaterielle und materielle Betroffenheit
entsprechend der Ergebnisse aus der Metaanalyse angepasst. Dabei ist die immaterielle
Betroffenheit hier durch das Maß an Vertrauen, Ownership und Selbstbestimmung
kennzeichnet. Drittens wird auch der Einfluss der Konflikte und der Korruption auf die
Bewertung des Schutzgebiets hervorgehoben. Mit diesen Veränderungen kann das
Einflussschema, das Rentsch (1988: 30) für den Bayrischen Wald entwickelt hat, für die
Schutzgebiete in Subsahara-Afrika bestätigt werden.
Diskussion
115
Abbildung 9: Erklärungsmodell des Wahrnehmungsprozesses der lokalen Bevölkerung
(verändert für Schutzgebiete in Subsahara-Afrika nach der Vorlage von Rentsch (1988: 30))
8.2.2 Vorschläge zur Einstellungs- und Verhaltensänderung Die Vorschläge zur Einstellungsänderung der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet
beziehen sich auf die sozialpsychologischen Erkenntnisse zu den Möglichkeiten der
Einstellungsänderung (s. 2.4). Danach kann sich das Schutzgebietsmanagement beim
Umgang mit der lokalen Bevölkerung der Differenzierung des Drei-Komponenten-Modells
bedienen. Denn die Unterscheidung von Informationen (kognitive Komponenten), Emotionen
(affektive Komponente) und Verhaltensabsichten (konative Komponente), die die Einstellung
beeinflussen, ist hilfreich bei der Entwicklung eines Ansatzes, die Akzeptanz des
Schutzgebiets zu erhöhen. So ist es wichtig, dass die lokale Bevölkerung über das
Schutzgebiet und die geplanten Maßnahmen und Entscheidungen informiert ist. Essentiell ist
jedoch, dass die lokale Bevölkerung auch positive Gefühle und Emotionen mit dem
Schutzgebiet verbindet. Deswegen sollte darauf geachtet werden, dass dafür Gelegenheiten
geschaffen werden. Beispielsweise können gemeinsame Besuche des Schutzgebiets der
lokalen Bevölkerung und dem Management oder auch gemeinsam mit Touristen dazu
beitragen, sich und über die verschiedenen Sichtweisen zum Schutzgebiet auszutauschen.
Dies bedeutet, dass es ein Austausch über die unterschiedlichen Werte des Schutzgebiets,
der sogenannten multiple-value commons (s. 4.2), stattfindet.
Kommunikation & Collaboration
sozio-ökonomische
Situation
Vertrauen, Ownership,
Selbstbestimmung
Immaterielle Betroffenheit
Distanz zum Nationalpark
Materielle Betroffenheit
Bewertung
Akzeptanz
Schutzgebiets-management
Schutzgebiet
Schutzgebiets-mitarbeiter
Wahrnehmung
Soziodemograph. Merkmale
Konflikte Korruption
Veränderungen im Gebiet
Schutzgebiet Massnahmen
Diskussion
116
Nach der Assimilations-Kontrast-Theorie sollte bei hoher ‚Ich-Beteiligung’ (s. 2.4), die durch
die direkte Betroffenheit der lokalen Bevölkerung durch das Schutzgebiet gegeben ist,
versucht werden, den Assimilationseffekt zu erreichen. Dabei wird die lokale Bevölkerung
möglichst nicht mit kontrastierenden Einstellungen konfrontiert. Es wird vielmehr versucht,
durch Informationen, die die Einstellung der lokalen Bevölkerung unterstützen, das Vertrauen
zu gewinnen. Erst danach sollen die Bewohner mit ihren Einstellungen zum
Indifferenzbereich, zu dem die bisher keine Meinung gebildet haben, konfrontiert werden.
Dieser Ansatz kann beispielsweise bei der Kommunikation über Nutzungsrechte im
Schutzgebiet angewandt werden. So können bei der Identifizierung natürlicher Ressourcen
zur lokalen Nutzung zunächst Informationen über deren Zustand gegenseitig ausgetauscht
werden. Dann können die Ressourcen, die der lokalen Bevölkerung nützlich sein können und
die sie bisher nicht genutzt haben, im Fokus der Diskussion stehen. Die Diskussion über
Jagdkonzessionen von Großwild sollte im Gegensatz dazu vermieden werden, weil sie stark
umstritten sind.
Im zweiten Schritt kann herausgefunden werden, wie hoch die Elaboration nach dem
Elaborations-Wahrscheinlichkeits-Modell (s. 2.4) im konkreten Fall einzuschätzen ist. Ist die
Elaboration hoch, dann beschäftigt sich die lokale Bevölkerung intensiv z.B. mit Argumenten
für Nutzungsrechte. Dann sollte im gemeinsamen Dialog stark auf die Qualität der
Argumente geachtet werden. Damit wird der Weg der zentralen Einstellungsänderung
verfolgt. Die periphere Einstellungsänderung kann hingegen nur bei niedriger Elaboration
anvisiert werden, da sich dann die lokale Bevölkerung inhaltlich nicht so stark mit
Nutzungsrechten auseinandersetzt oder sie ihnen nicht so wichtig sind. Für die periphere
Einstellungsänderung würde z.B. eine berühmte Persönlichkeit, die für die Nutzungsrechte
wirbt, ausreichen, um die lokale Bevölkerung zu überzeugen. Insgesamt kann bei den
meisten Themen der Schutzgebiete, z.B. Nutzungsbeschränkungen und -rechte,
Umsiedlungen oder Bekämpfung illegaler Aktivitäten im Gebiet, davon ausgegangen werden,
dass die Elaboration hoch ist und somit eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung nötig
ist, um die lokale Bevölkerung zu überzeugen.
Nachdem die Möglichkeiten ausgeführt wurden, die Einstellungen der lokalen Bevölkerung
zum Schutzgebiet zu verbessern, ist für eine Verhaltensänderung die Bewältigung anderer
Herausforderungen erforderlich. Allein die Verhaltensänderung zu messen, ist schwierig wie
Beck (2000) und Holmes (2003) es in ihren Fallstudien thematisiert haben. Auch der
Zusammenhang zwischen den Einstellungen und dem Verhalten zum Schutzgebiet ist
kompliziert nachzuweisen (Anthony 2007: 243; Holmes 2003: 305). Und wie Beck (2000: 17)
festgestellt hat, besteht häufig eine Diskrepanz zwischen dem verbalisierten und dem
tatsächlichen Verhalten. Trotz dieser methodischen Herausforderungen sollte es das Ziel
jedes Schutzgebietsmanagements sein, nicht nur die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung zu
Diskussion
117
gewinnen, sondern diese auch dazu zu bewegen, sich gegenüber dem Schutzgebiet neutral
oder positiv zu verhalten. Dafür bietet die Low Cost-These und das Fietkau-Kessel-Modell
beachtenswerte Ansätze (s. 2.3).
Nach der Low Cost-These kann versucht werden, schutzgebietsschädliche Aktivitäten zu
identifizieren, die nur geringe Kosten bei einer Verhaltensänderung verursachen.
Beispielsweise kann darauf insistiert werden, dass keine Feuer in dem Schutzgebiet
gemacht werden. Die Unterbindung von Brandrodung auf umliegenden landwirtschaftlichen
Flächen kann wiederum nur mit einem wesentlich höheren Aufwand erreicht werden.
Die Hauptbeeinträchtigungen des Schutzgebiets durch Aktivitäten der lokalen Bevölkerung,
wie Wilderei oder andere illegale Nutzungen, sind eher bei den Aktivitäten mit hohen Kosten
zu verorten, so dass weniger die Low Cost-These als vielmehr das Fietkau-Kessel-Modell (s.
Abb. 1) weiterhelfen kann. Dabei kann das Schutzgebietsmanagement gerade die
Verhaltensangebote und die Handlungsanreize verbessern, um ein
schutzgebietsfreundliches Verhalten zu erzeugen. Die Schaffung von Verhaltensangeboten
bedeutet, dass der lokalen Bevölkerung die Möglichkeit geboten wird, ihr Verhalten zu
ändern. Und die Handlungsanreize bedeuten, dass die Menschen, die ihr Verhalten geändert
haben, dadurch materielle oder immaterielle Vorteile erfahren haben. So ist es z.B. der
lokalen Bevölkerung in den beiden ugandischen Nationalparken möglich, illegale Nutzer des
Schutzgebiets zu melden. Da sie jedoch keinen persönlichen Vorteil daraus erkennen,
melden sie die illegalen Aktivitäten nicht (s. 7.6.5). Um das Verhalten der lokalen
Bevölkerung langfristig zu ändern, ist es also nötig, nicht nur Alternativen zu bieten, sondern
diese müssen auch attraktiv sein. Beispielsweise ist der Anbau von Cash Crops für die lokale
Bevölkerung nur interessant, wenn sie über den nötigen Marktzugang verfügen, um diese zu
verkaufen. Wie z.B. die Bewohner im Masoala National Park aufgrund eines besseren
Marktzugangs Vanille besser verkaufen können als die Bewohner in den anderen beiden
madagassischen Schutzgebieten (Marcus 2001: 387).
Der dritte interessante Ansatzpunkt des Fietkau-Kessel-Modell ist, das wahrgenommene
Verhalten und die daraus resultierenden Konsequenzen der lokalen Bevölkerung zu
kommunizieren und visualisieren. Das bezieht sich sowohl auf negative als auch positive
Auswirkungen, z.B. Erosion durch Brandrodung oder weniger Wilderei im Schutzgebiet.
Konkrete Verhaltensangebote, Handlungsanreize und Rückkoppelungsmöglichkeiten sind im
konkreten Schutzgebiet zu entwickeln.
8.2.3 Die Akzeptanzchance der Schutzgebiete im Rahmen des Akzeptanzkontext Nach Stoll (1999: 44) entsteht die Akzeptanzchance aus dem Zusammenwirken von
Akzeptanzkontext, Akzeptanzobjekt und Akzeptanzsubjekt (s. Abb. 4). Um die
Akzeptanzchance für die Schutzgebiete in Subsahara-Afrika zu formulieren, soll hier auf
Diskussion
118
Kapitel 5 aufbauend der Akzeptanzkontext genauer benannt werden, weil dieser die
Möglichkeiten des Schutzgebietsmanagement für ein adaptives und adäquates Management
bestimmt. Daher wird der Akzeptanzkontext für die untersuchten Schutzgebiete in
Subsahara-Afrika nicht nur auf den sozialen und politischen Prozess (s. 3.5) bezogen,
sondern auch auf die oftmals sehr ungünstige soziale, politische und ökonomische Situation
in den Ländern.
So ist der Stand der menschlichen Entwicklung nach dem Human Development Index in vier
Ländern als gering und in sechs Ländern als mittel einzustufen (s. 5.3). Und anhand des
prozentualen Anteils der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag ist eine
extreme Armut der Bevölkerung offensichtlich. In Nigeria mit dem höchsten prozentualen
Anteil der untersuchten Länder haben über 70% der Bevölkerung nur einen US-Dollar pro
Tag zum Leben, wobei in Südafrika mit dem niedrigsten prozentualen Anteil rund 10% der
Bevölkerung unter die extreme Armutsgrenze fallen (s. 5.3). Neben der materiellen Armut
sind sieben der zehn untersuchten Länder nach dem Index für Bürgerrechte teilweise frei,
Botsuana und Südafrika frei und Kamerun nicht frei. Weiterhin wird Korruption zwar nur für
drei Schutzgebiete berichtet (s. 7.7.1), jedoch ist es sehr unwahrscheinlich, dass Korruption
nur dort ein Problem des Schutzgebietsmanagement ist. Denn der Korruptionsindex für die
Länder Kamerun, Sambia und Tansania, in denen die drei Schutzgebiete liegen, ist ähnlich
zu den anderen Ländern. Nur in Botsuana und Südafrika ist die Korruption nicht ganz so
hoch (s. 5.3).
Unter den Bedingungen von korrupten Staatsstrukturen, begrenzten Bürgerrechten und
extremer Armut ist es sehr schwierig, einen ökologisch ernsthaften, pragmatisch
realisierbaren und sozial gerechten Ansatz nach Brechin et al. (2002) für die Schutzgebiete
zu entwickeln. Denn die sechs Kernelemente des sozialen und politischen Prozess
(Menschenwürde, Legitimation, Governance, Übernahme von Verantwortung, Adaption und
Lernen sowie die Wirkung von nichtlokalen Kräften) sind extrem ungünstig in den
untersuchten Ländern. Beispielsweise ist die Menschenwürde, wie Brechin et al. (2002: 45f)
sie definieren, in vielen untersuchten Schutzgebieten nicht gewährleistet. Denn das Recht
auf Partizipation, Selbstrepräsentation und Selbstbestimmung wurde bzw. wird der lokalen
Bevölkerung oftmals nicht gewährt. Von zahlreichen unfreiwilligen Umsiedlungsmaßnahmen
in der Vergangenheit (s. 7.2.2) und fehlender, fehlerhafter oder nur stark begrenzter
Partizipation der lokalen Bevölkerung bei der Entscheidung über das Schutzgebiet (s. 7.6.5)
wurde berichtet. Auch starke Governance-Institutionen, die gewährleisten, dass die lokale
Bevölkerung selbstreguliert die Schutzgebietsregeln einhält, sind kaum gegeben. Vielmehr
wird von Schwierigkeiten der Zusammenarbeit in lokalen Komitees mit der lokalen
Bevölkerung berichtet, etwa in den beiden ugandischen Nationalparken oder im Selous
Game Reserve. Zusätzlich wurde offensichtlich in keinem untersuchten Schutzgebiet die
Diskussion
119
Reflexion und die Selbstkontrolle des Managements institutionalisiert, so dass die
Bedingungen, aus früheren Managementfehlern zu lernen, ungünstig sind.
Zuletzt weisen Brechin et al. (2002: 50f) auf die Wirkungen von nicht lokalen Kräften auf die
Schutzgebiete hin. Diese erscheinen zunächst vielleicht unvorteilhaft, weil z.B. die nationalen
Regierungen mit Ökotourismus scheinbar nur ihre internationalen Devisen aufbessern
möchten oder weil nationale und internationale wirtschaftliche Interessen bestehen, die
natürlichen Ressourcen der Gebiete zu erschließen, wie z.B. die Abholzung von Edelhölzern.
Auf den zweiten Blick bieten jedoch die nicht lokalen und politisch internationalen Kräfte der
Naturschutzgemeinschaft eine einmalige Chance für die Schutzgebiete, die negativen
Kontextbedingungen zu überwinden und die biodiversitätsreichen Schutzgebiete zu
Modellregionen für ihre Länder umzuwandeln.
Die biodiversitätsreichen Regenwälder und die Savannen und Trockenwälder, die der
Vorstellung von unberührter Wildnis der Menschen in den Industrieländern entsprechen, sind
von hohem internationalem Naturschutzinteresse. Der politische Wille spiegelt sich in den
internationalen Naturschutzregimen, wie der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD)
oder auch dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) wieder. Gleichzeitig
finanzieren große internationale Naturschutz-NGOs, wie Nature Conservancy oder WWF,
zahlreiche Schutzprojekte. Und durch die jüngste LifeWeb Initiative der deutschen
Bundesregierung auf der neunten Vertragsstaatenkonferenz der CBD in Bonn im Mai 2008
werden die staatlichen Finanzmittel, um die Biodiversität weltweit besser zu schützen, erhöht
(Bundesumweltministerium 2008).
Diese politische und finanzielle Unterstützung kann als Chance für Schutzgebiete in
Subsahara-Afrika ergriffen werden, um ein lokal angepasstes Management zu
implementieren, das die lokale Bevölkerung einbezieht. Diese Modellregionen um die
Schutzgebiete lassen sich gut mit Hilfe des Biosphärenreservatkonzepts realisieren (s.
3.2.1), um verschiedene Zonierungen einzuführen, wie sie bereits z.B. in der Bénoué Wildlife
Conservation Area und im Serengeti National Park existieren (s. 7.6.1).
Die zentrale Vorraussetzung, um die lokale Akzeptanz langfristig zu stärken, ist die
Armutsbekämpfung in den Gebieten um die Schutzgebiete. Auch die Verbesserung der
sozialen und politischen Situation in den Ländern, wie die Korruptionsbekämpfung oder
Landreformen, sind für ein effektives Schutzgebietsmanagement wichtig. Diese Maßnahmen
können jedoch nicht vom Schutzgebietsmanagement allein realisiert werden, sondern sind
vor allem nationale Aufgaben. Die lokalen Entwicklungsprojekte sind aber die entsprechende
Antwort auf die Anforderung, die sozioökonomische Situation der lokalen Bevölkerung zu
stärken.
Um jedoch langfristig den Widerstand und die Skepsis der lokalen Bevölkerung gegenüber
dem Schutzgebiet abzubauen, sollten besonders die Wahrnehmungs- und
Diskussion
120
Kommunikationsbarrieren (s. o.) aufgebrochen werden. Dafür ist zunächst die
Glaubwürdigkeit des Schutzgebietsmanagements wiederherzustellen, die durch die
zahlreichen Vertrauensbrüche stark geschädigt ist. Für eine aufrichtige Kommunikation des
Managements mit der lokalen Bevölkerung ist zusätzlich die Transparenz der geplanten
Maßnahmen und der dahinter stehenden Interessen genauso wichtig, wie die Beteiligung in
den Entscheidungsprozessen. Deswegen bietet sich für das Schutzgebietsmanagement die
kooperativ-kooptative Handlungsstrategie nach Sauer (2006: 216) an, weil diese auf eine
wechselseitige Interaktion ausgerichtet ist (s. Abb. 6). Die ökonomische Handlungsstrategie,
die auch wechselseitig orientiert ist, ist jedoch zu persuasiv ausgerichtet. Denn die adäquate
Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung erfordert vielmehr
eine verständigungsorientierte Interaktionsrichtung.
Die in der Managementdiskussion vielfach geforderte Partizipation der lokalen Bevölkerung
und die sozialen verantwortungsvollen Vereinbarungen über die Nutzung der Allgemeingüter
nach Hardin, denen die einzelnen Akteure durch einen Prozess der Collaboration
zustimmen, sind jedoch für die untersuchten Schutzgebiete begrenzt. Denn die
Schutzgebiete, außer der Richtersveld National Park, wurden alle vom Staat eingerichtet und
gemanagt (s. 7.2.3) und damit ist nur ein solches Maß an Partizipation möglich, wie der Staat
dies gewährt. Um jedoch langfristig die Akzeptanz des Schutzgebiets zu erhalten, reichen
participatory rural appraisals für die Identifizierung von natürlichen Ressourcen für
Nutzungsrechte und die beschränkte Nutzungserlaubnis als Beteiligung nicht aus. Erst wenn
die lokale Bevölkerung die Nutzungsregeln selbst entwickeln und die Implementation mit
selbstverwalteten Geldern umsetzen darf (Agrawal & Gibson 1999: 638-641), kann durch
das gestärkte Gefühl von Ownership mehr Legitimation des Schutzgebiets und damit eine
höhere Akzeptanz erreicht werden (Brechin et al. 2002: 58). Dafür ist es erforderlich, nicht
nur die formellen Institutionen, wie die Gesetze zur Einrichtung der Schutzgebiete, zu
beachten, sondern gerade die lokalen informellen Institutionen (s. 4.2). Denn erst die
Kenntnisse der lokalen Bräuche, Normen und Verhaltensgewohnheiten ermöglichen ein
spezifisch angepasstes Management. Beispielsweise sollten die Verantwortlichen für das
Schutzgebiet passend zu den informellen Institutionen ausgewählt werden. Bei der Auswahl
der Mitarbeiter ist auf deren Geburtsort, ihre ethnische Zugehörigkeit, ihren
sozioökonomischer Status und ihre Ausbildung zu achten, damit die Angestellten möglichst
in die Region passen und Missverständnisse im Vorfeld vermieden werden.
So weist Stoll-Kleemann (2005: 33) bereits daraufhin, dass Schutzgebietsmanager häufig
nicht für die verschiedenen Aufgaben ausgebildet sind und besonders die Fähigkeiten der
Verhandlungsführung, der Einkommensgenerierung und der Besucherbetreuung fehlen.
Auch die Fähigkeiten der lokalen Bevölkerung sollten gestärkt werden, damit sie die Vorteile
des Schutzgebiets besser nutzen können. Stoll-Kleemann (ebd.) nennt beispielsweise die
Diskussion
121
Ausbildung, um touristische Angebote anzubieten, Fremdsprachenkenntnisse oder auch
nachhaltige Landnutzungstechniken, die die natürlichen Ressourcen des Schutzgebiets
schonen.
Um jedoch ein solches adäquates und adaptives Management für ein spezifisches
Schutzgebiet in Subsahara-Afrika zu realisieren, reichen Kommunikationsberatung (Stoll
1999: 201) oder ein Mediationsmodell nach Bonaiuto et al. (2002: 650) nicht aus (s. 2.5).
Vielmehr ist eine externe, neutrale schutzgebietsspezifische Beratung nötig, die von den
verantwortlichen Behörden autorisiert und unabhängig ist. Ihre Aufgabe ist es unter
Berücksichtigung der Geschichte des Schutzgebietsmanagements gemeinsam mit den
verschiedenen Stakeholdern, die Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken des
Schutzgebiets zu identifizieren und dann entsprechend der informellen und formellen
Institutionen gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Dabei sind die drei Vorraussetzungen für
eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung nach Beck (2000: 17-23) zu
beachten: ein adäquater Regelvollzug, die Einbeziehung der lokalen Werte und die
Gewährleistung der Regelkonsistenz.
Diese schutzgebietsspezifische Beratung kann durch die internationale
Naturschutzgemeinde finanziell und fachlich unterstützt werden, sollte jedoch auf alle Fälle
aus einem interdisziplinären Team von lokalen und internationalen Fachkräften bestehen.
Diese Fachkräfte benötigen sicher hervorragendes Wissen über die ökologische
Besonderheit und den adäquaten Schutz von Biodiversität. Wichtiger jedoch sind das
Vermögen, sich in die verschiedenen Stakeholder einfühlen zu können, und die Kompetenz,
Dialoge und Verhandlungen auf gleicher Augenhöhe mit der lokalen Bevölkerung gestalten
zu können.
Fazit und Handlungsempfehlungen
122
9 Fazit und Handlungsempfehlungen
Abschließend werden zunächst die Teilfragen und die leitende Forschungsfrage beantwortet,
um auf den Ergebnissen der Metaanalyse aufbauend Handlungsempfehlungen an die
internationale Naturschutzgemeinschaft, an die nationalen Naturschutzverwaltungen, an das
Management von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika und an die lokale Bevölkerung zu
formulieren.
Insgesamt ist die Akzeptanz in einigen Schutzgebieten trotz des schwierigen
Akzeptanzkontextes überraschend positiv. Denn obwohl die sozialen, politischen und
ökonomischen Bedingungen in und um die Schutzgebiete in Subsahara-Afrika für die lokale
Bevölkerung sehr schlecht sind, sind in sieben Schutzgebieten mindestens drei Viertel der
lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet positiv eingestellt. Die lokalen Entwicklungsprojekte
sind hingegen oft nicht bekannt oder ihre Ziele sind den Bewohnern unklar. Weiterhin ist die
Beziehung zwischen der lokalen Bevölkerung und den Schutzgebietsmitarbeitern in vielen
Schutzgebieten gestört. Die Erfahrungen zu den Maßnahmen des
Schutzgebietsmanagements sind vielfältig. So wurden viele Erfahrungen mit Partizipation
und/oder Regelvollzug berichtet, ein signifikanter Einfluss auf die Akzeptanz des
Schutzgebiets basierend auf Korrelationsrechnungen wurde aber nicht herausgefunden.
Vielmehr empfehlen die Autoren, besonders die afrikanischen, aufgrund der Geschichte der
Schutzgebiete und deren Managementmaßnahmen, die Beteiligung der Bevölkerung zu
verbessern.
Die in den einzelnen Schutzgebieten identifizierten Einflussfaktoren auf die lokale Akzeptanz
der Schutzgebiete in Subsahara-Afrika sind untereinander vergleichbar. So wird die
Akzeptanz des Schutzgebiets durch materielle und immaterielle Betroffenheit der lokalen
Bevölkerung beeinflusst. Die materiellen Einflussfaktoren umfassen finanzielle Einbußen
durch Wildtierschäden und Nutzungsverbote. Materielle Chancen bestehen durch
Nutzungsrechte, Tourismus und/oder einer Beschäftigung beim Schutzgebietsmangement.
Die immateriellen Einflussfaktoren bestehen im Kern aus dem Vertrauen in das
Schutzgebietsmanagement, das Gefühl von shared ownership für das Schutzgebiet und dem
Maß an Selbstbestimmung. Aufgrund negativer Erfahrungen ist jedoch vielerorts mehr
Misstrauen als Vertrauen verbreitet und auch Konflikte, Korruption und illegale Nutzungen im
Schutzgebiet, wie Wilderei, wirken sich negativ auf die Akzeptanz aus.
Die Kombination von quantitativen und qualitativen Elementen bei der Datenerhebung wurde
bei über der Hälfte der Studien angewendet und hat sich als erfolgreich herausgestellt. Denn
aus den quantitativen Ergebnissen konnten genaue Einflussfaktoren signifikant bestimmt
werden und aus den qualitativen Ergebnissen wurden immaterielle Einflussfaktoren
identifiziert, die in den quantitativen Erhebungen nicht in Erscheinung getreten sind.
Fazit und Handlungsempfehlungen
123
So können abschließend folgende Handlungsempfehlungen gegeben werden:
… für die internationale Naturschutzgemeinschaft
• Die im Diskussionsteil beschriebene Akzeptanzchance, indem gemeinsam mit der
nationalen Expertise eine externe, neutrale und schutzgebietsspezifische Beratung
angeboten wird, sollte von internationalen Organisation, wie IUCN und/oder
UNESCO, aufgegriffen und konkret entwickelt werden.
• Die Ergebnisse der Schutzgebietsforschung sollten international zusammengefasst
werden und für die Anwendung in den Schutzgebieten zugänglich sein. Für
Biosphärenreservate plant die GoBi-Forschungsgruppe ein sogenanntes
Entscheidungshilfesystem (decision-support-system).
• Um in Zukunft Schutzgebiete und deren Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren
systematischer vergleichen zu können, sind einheitliche Methoden und
Untersuchungskategorien für Fallstudien nötig. Dies ist in Ansätzen vergleichbar mit
standardisierten Messverfahren in der Ökologie. Nur sollten hier neben einheitlichen
Untersuchungskriterien quantitative und qualitative Methoden kombiniert werden. Die
in dieser Arbeit identifizierten Einflussfaktoren (s. Abb. 9) können eine Grundlage
bilden, um Untersuchungskategorien für den Bereich der lokalen Akzeptanz zu
formulieren.
• Auch sollte die Anzahl an Studien erhöht werden, die in Kooperation von nationalen
und internationalen Wissenschaftlern entstehen. Da in diesen Studien das Wissen
von nationalen und regionalen informellen Institutionen und das Fachwissen der
internationalen Naturschutzgemeinschaft symbiotisch verbunden werden kann.
… für die nationalen Naturschutzverwaltungen in Subsahara-Afrika
• Die Armutsbekämpfung und die Verbesserung der sozialen und politischen Situation,
wie Korruptionsbekämpfung oder Landreformen, sollten auch von den
Naturschutzverwaltungen aktiv angestrebt werden, auch wenn andere Politikfelder
primär verantwortlich sind.
• Die im Diskussionskapitel beschriebene externe Beratung sollte von den nationalen
Naturschutzverwaltungen angenommen und gemeinschaftlich organisiert und
umgesetzt werden.
• Bei der Einrichtung und Weiterentwicklung der Nationalparke und anderer
Schutzgebiete sollten die Interessen der lokalen Bevölkerung stärker berücksichtigt
werden und verstärkt das UNSECO-Biosphärenreservatskonzept umgesetzt werden.
• Die Schutzgebietsmanager sollten nicht nur aufgrund ihrer naturschutzfachlichen
Fähigkeiten eingestellt werden, sondern es sollte auf deren Dialog- und
Fazit und Handlungsempfehlungen
124
Verhandlungsfähigkeit geachtet werden. Weiterhin sind auch der Geburtsort, die
ethnische Zugehörigkeit und der sozioökonomische Status zu beachten, damit die
Angestellten gut mit den Bewohnern auskommen.
... für das Management von Schutzgebieten in Subsahara-Afrika
• Um den sich selbst verstärkenden Teufelskreis der negativen Einflussfaktoren
aufzubrechen, sollte die Verbesserung der sozioökonomischen Situation von der
lokalen Bevölkerung in Managementplänen berücksichtigt werden. Auch die
immateriellen Auswirkungen sollten beachtet werden.
• Die lokale Bevölkerung sollte mit ihren lokalen Realitäten, Kapazitäten, Erfahrungen,
Wissen und Vorstellungen bei der Entwicklung einer langfristigen Vision für ein
Ressourcenmanagement beteiligt werden (Mbile et al. 2005: 12).
• Um die Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung zu verbessern, sollten die
Wahrnehmungs- und Kommunikationsbarrieren abgebaut werden, indem die
Interessen transparent gemacht werden und die Kommunikation aufrichtig erfolgt, um
so Glaubwürdigkeit und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.
• Das Schutzgebietsmanagement sollte bei der Kommunikation mit der lokalen
Bevölkerung zunächst auf die gemeinsamen Interessen und Meinungen hinweisen,
um darauf erst neue gemeinsame Übereinkommen zu treffen (Assimilationseffekt).
• Die Interessen der lokalen Bevölkerung sollten ernst genommen werden und durch
eine gemeinsame intensive inhaltliche Auseinandersetzung ausgetauscht und
angeglichen werden.
• Direkte Kontakte und Treffen, aber auch informelle Begegnungen der lokalen
Bevölkerung mit den Schutzgebietsmitarbeitern, sollten häufiger stattfinden, weil
diese die Beziehung zueinander deutlich verbessern kann und Sympathien
untereinander entstehen können.
• Verhaltensangebote und Handlungsanreize für die lokale Bevölkerung sollten
geschaffen werden, damit sie sich schutzgebietsfreundlicher verhalten können. Und
Auswirkungen aufgrund der Verhaltensänderungen sollten direkt an die lokale
Bevölkerung zurückkommuniziert werden.
… für die lokale Bevölkerung
• Die lokale Bevölkerung sollte den Schutzgebieten und dessen Management eine
zweite Chance geben, damit neue Managementansätze aufrichtig und
gemeinschaftlich entwickelt werden können. Dann kann nicht nur die Biodiversität in
der Region erhalten werden, sondern auch eine lebenswerte und Lebensunterhalt
sichernde Region für die lokale Bevölkerung gesichert werden.
Glossar
125
Glossar
Collaborative Management Der Begriff bezeichnet in der englischsprachigen Schutzgebietsforschung einen Managementansatz, bei dem das Management versucht, die unterschiedlichen Interessen der Akteure in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit zu berücksichtigen. Unter Collaborative Management werden hier auch die Bezeichnungen Co-Management und Joint Management gefasst und Collaborative Management ist ein feststehende Begrifflichkeit, die nicht adäquat in die deutsche Sprache übersetzt werden kann. Empowerment Der Begriff bezeichnet allgemein „die Befähigung gesellschaftlich benachteiligter Gruppen zu selbst bestimmtem Handeln zwecks aktiver Teilnahme an Entscheidungsprozessen und Maßnahmen, die sie selbst betreffen, sowie gleichberechtigter Teilhabe an Wirtschaft, Gesellschaft und Politik“ (Nohlen 2005: 190). Im Kontext von Schutzgebieten bedeutet Empowerment, die lokale Bevölkerung aktiv und gleichberechtigt an den Entscheidungsprozessen und Maßnahmen des Schutzgebietsmanagement teilhaben zu lassen. Focus-Group Diskussionen Bei den Focus-Group Diskussionen werden unterschiedliche Untersuchungsgruppen getrennt gebeten, sich zu bestimmten Themen auszutauschen. Dadurch bekommen die Forschenden einen Einblick, welche Bedeutung dem Forschungsgegenstand zugeschrieben wird, und, welche unterschiedlichen Meinungen darüber existieren (Flick 2007: 260-262). Governance Governance im Kontext von Schutzgebieten wird definiert als “the interactions among structures, processes and traditions that determine how power and responsibilities are exercised, how decisions are taken, and how citizens or other stakeholders have their say” (Graham et al. 2003: 2f). Ownership Ownership meint Eigenverantwortung und Selbstbestimmung (Nuscheler 2006: 630) und wird im Kontext von Schutzgebieten verstanden als ein Gefühl von Teilhabe an dem Schutzgebiet, das immaterieller und nicht materieller Natur ist. Paper Park Paper Park ist eine gängige Bezeichnung in der internationalen Naturschutzgemeinschaft und bezeichnet Schutzgebiete, die nur auf dem Papier existieren, aber nicht real funktionieren. Aufgrund der fehlenden Implementation der internationalen Richtlinien, eines fehlenden oder ineffektiven Schutzgebietsmanagement oder aufgrund des Widerstandes der lokalen Bevölkerung sind viele der Schutzgebiete weltweit nur Paper Parks (Stoll-Kleemann & Bertzky 2008: 353f). Participatory Rural Appraisal Participatory Rural Appraisal (PRA) ist ein Sammelbegriff aus der Entwicklungszusammenarbeit für die Erfassung von lokalem Wissen und Erfahrungen. Dabei wird dieser Ansatz getragen von den Leitideen des learning by doing und der Teamarbeit und kennzeichnet sich durch ein offenes und transparentes Verfahren aus (World Bank 2008).
Danksagung
126
Danksagung
Da der empirische Gegenstand dieser Arbeit veröffentlichte Studien sind, kann an dieser
Stelle sich weder bei Interviewpartnern noch bei Personen, die mich bei einer Fallstudie vor
Ort unterstützt haben, bedankt werden. Vielmehr gilt mein Dank der GoBi-Forschungsgruppe
unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann, die mich in die Welt der
internationalen Diskussion über Schutzgebiete und der qualitativen, computergestützten
Sozialforschung eingeführt haben.
Ganz herzlich möchte ich auch Ulrike Müller und Uwe Richter für die gemeinsame Zeit in
Berlin im Sommer 2007 danken, als wir gemeinsam gelernt haben, die Fallstudien
intersubjektiv und nachvollziehbar zu kodieren. Nadine Fritz-Vietta, Marion Mehring und
Susanne Stoll-Kleemann haben uns dabei bei allen Fragen hilfreich zur Seite gestanden. Ein
herzlicher Dank geht an Rainer Schliep für die Governance Impulse, an Monika Bertzky für
die Literaturtipps und das Korrekturlesen und an Martin Hirschnitz für die unermüdlichen,
aufheiternden und unterstützenden Mails.
Besonders danke ich meinen Eltern, Mechthild und Ferdinand Buer, für ihre immaterielle und
materielle Unterstützung während des Jahres der Diplomarbeit. Tido Fresemann danke ich
für seine Geduld und Rücksichtnahme.
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Anhang 2: Die Kodeliste der GoBi-Forschungsgruppe (Nicht nummerierte Kode sind für diese Arbeit ergänzt worden.) *A Success factor *B Failure factor *C Driving Force *D Pressure *E State: geo-ecological *F State: socio-economic *G Impact *H Response 1.01 Africa 1.02 Asia 1.03 Latin America & the Caribbean 1.04 North America 1.05 Europe 1.06 Australia and Oceania 2.01 PA success definition 2.02 Scientific research background 2.021 Qualitative methods 2.022 Quantitative methods 2.023 Participatory methods 2.024 Natural scientific approach 2.025 Socio-economic approach 2.026 Interdisciplinary approach 2.027 Gender-sensitive approach 2.03 Attitude towards conservation 2.031 Acceptance of PA/BR 3.01 Actor: IUCN 3.02 Actor: International Organisations 3.03 Actor: GO 3.04 Actor: NGO 3.05 Actor: local/regional authorities 3.06 Actor: local communities 3.07 Actor: profit organisation 3.08 Actor: others 3.09 Actor: PA/BR mgmt 3.10 Actor: Women 4.01 Leadership 4.02 Staff/skills 4.03 Access, equipment, communication 4.04 Practical conservation measures 4.05 Rural development/income generating activities/incentives/benefits 4.051 Tourism 4.06 Capacity building/environmental education 4.07 Rule enforcement and existence/control 4.08 Economic compensation 4.09 Stakeholder participation
4.091 Stakeholder participation: gender 4.10 Collaboration/communication 4.11 Mechanism for conflict management 4.12 Research activities / monitoring 4.13 Monitoring and evaluation for adaptive management 4.14 Cultural dimension including traditional knowledge 4.15 Gender roles 4.16 Gender mainstreaming strategy 5.01 Changes in the past: geo-ecological 5.02 Changes in the past: socio-economic 5.03 Perspectives: geo-ecological 5.04 Perspectives: socio-economic 5.05 Protected area/species category 6.01 Decision-making/politics: national 6.02 Decision-making/politics: local/regional 6.03 Decision-making/politics: international/multilateral environmental agreement 6.04 Decision-making/politics: PA/BR mgmt level 6.05 Funding/Finances 6.06 Boundary demarcation 6.07 Corruption 6.08 Land tenure situation and property rights 6.081 Protected area size 6.09 Decision-making/politics: gender 6.10 Decision-making/politics: multi 7.01 Conflicts 7.02 Over exploitation and habitat transformation 7.03 Migration/Urbanisation and land use change 7.04 Illegal activities 7.05 Climate change 7.06 Invasive alien species 7.07 Pollution 7.08 Population dynamics: gender 7.09 Power relations: gender attitude and behaviour connections benefits of PA/BR for LP factors influencing attitude knowledge of PA/BR by LP Social capital wildlife damage
Anhang 3: Übersicht der Faktoren, die die Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung beeinflussen können
soziodemograph. Faktoren
sozioökon. Faktoren
materielle Faktoren immaterielle Faktoren Schutzgebietsmanagementaspekte illegale Aktivitäten sonstiges
P Schutzgebiet Akz
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9 Andohahela National Park
+ R 0 + X X X X ICDP X X
17 Bénoué Wildlife Conservation Area
+ S + X X X X X 0 X X X X X X 0 X X + X
3 Bwindi Impenetrable National Park
X R X X X X X X Colla. Agr.
X X X X X X X X
12 Chobe National Park S X X X X X X CBNRM X X X
5 geplanter National Park in Abuja
S X X X X X X X 0
14 Greater St Lucia Wetland Park
Ä X X X X X X X X X X X X
15 Ivindo National Park - R X X X X X X X X X X 0 X X X X
11 Kasungu National Park T + X X X X X X 0 X X X X
7 Katavi National Park T + X X 0 X X X
10 Korup National Park - R X X X X X X 0 X X X X X
1 Kruger National Park + S + X + X X X X X X X
9 13
Masoala National Park + R + + X X X X X X X ICDP X X X X X X X X X X
3 Mt. Elgon National Park
X R X X X X X X Colla. Agr.
X X X X X X X X
9 Ranomafana National Park
+ R + X X X X X ICDP X
4 Richtersveld National Park
X S X X X X X X X X X X X X
6 16
Selous Game Reserve X T X X X X X X X X X CBNRM X X X X X X X X X X X
8 Serengeti National Park
+ S 0 + X X + X X X X X X X X X X
12 South Luangwa National Park
T X X X CBNRM X X X X
2 Waza National Park + S X X X X X X X X X X ICDP X X X X X + X
insgesamt 13 5 9 13 6 14 13 11 2 13 10 8 6 3 4 8 6 7 10 4 5 14 9 9 8 5 4 2 3 8 9 6 4
Erläuterungen: 1 + = ¾ der Befragten sind positiv zum Schutzgebiet eingestellt, - = die Akzeptanz erscheint sehr gering, jedoch liegen keine konkreten Angaben vor; 2 Ä = Ästruar, R = Regenwald, S = Savanne, T = Trockenwälder; 3 jüngere positiver als ältere; 4 + = mit höherer Bildung positiver; 5 + = signifikanter Unterschied; 6 0 = Wildtierschäden, aber kein Einfluss auf Akzeptanz, + = negativer Einfluss von Wildtierschäden auf die Akzeptanz; 7 0 = Partizipationsangebote wurden von den Fallstudienautoren empfohlen; 8 + = Akzeptanzkrater festgestellt;
Anhang 4: Erklärung der selbständigen Verfassung
Ich erkläre:
1. Die Arbeit wurde selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen
Hilfsmittel angefertigt.
2. Alle Stellen, die wortwörtlich oder nur geringfügig verändert aus Veröffentlichungen oder
anderen Quellen entnommen sind, enthalten die notwendige Kennzeichnung, d.h. sie sind
einzurücken und in Anführungszeichen zu setzen. Die Belegstelle ist in
unmittelbarem Zusammenhang mit dem Zitat anzugeben.
3. Die vorliegende Arbeit wurde bisher noch keiner Prüfungsbehörde in gleicher oder
ähnlicher Form vorgelegt.
Datum:…………………. .........................................................
Unterschrift