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358 KLINISCHE WOCHENSCH ihrem 2t. Jal£re ebeRf~lLs an sehr he£tigen AnfAllen mit objektiv nachwelsbaren Ersche~nungen. n.a. mit Eosin0pbilie bis zu 24%, litt. Die Mutter der Pat. staxb zgo3 im Alter yon 39 Jahren a_n einer chronischen Krankl~eit, wie es ~cheintan einem Unterleibs- leiden. W~hrend der lctzten 3 Jahre ihres Leben3 lit~ sie anch an Asthma. Die Pat. pflegte ihre Mutter his zu dezen Tode nnd dachte angesichts ihrer .Leiden oft, hoffeat£ich miisse sie nicht auch e~nmal so schwer leiden. Die FamilienverhMtaisse waren sehr ~nglfw&tiche und die Pat. erlebte eine Reihe schwerster ]~-ychischer Traumen schou in zarter Kindheit. " ~9o6 hatt'e sie beim Be~such eines Onkels eLu unangenehmes Erlebnis. In arteser Zeit trat der erste leichte &sthmaao/all auL Der Onkel, der dies bemerkte, fief: ,,Kind, du hast j ~ dasselbe Leiden wie deino Mutter!" mud als sic eimgeMonate sp'Ater eLne Tanzgesellschaft bes~chen woIlte, babe n~n ihr gesagt: ,,Du d~[st dir das Asthm~ &be~ nicht anmerken lassen, sonst glauben die. Leute0 du h~ttest die Schwindsucht." Von dieser Zeit an verlie~ sie das Asthn~ nicht mehr, doch blieb es in den ersten Jahreu in leidilchen Greuzen, you t9zt an verst~rkte es sich, wie sich auch die Schwierigkeiten ihres Lebens vermehrten. Jede symptomatische Beh~udIu~g war erfolglos. Hvpn~e hatte, ~o- lange der Rapport mit dem Arzt bestand, vor~bergehenden Erfolg. Erst als in der Analyse ihre Lebensgeschichte in alien Einzelheiten bekannt wurde und der Pat. die psychologische~n Zusammenhfmge k3ar geraacht wet'den konnten, h6rten die AnfMle at~ und sind in den l e ~ 2 Jahren Richt mehr aufgetreten, obwohl die Pat., die eine sehr nerv6se Pers6ntichkeit ist, mancherlei Anfechtungen und Au/regungen durehzumachen hatte. -- Auch die ob]ektiv nachweisbaren Ver~aderungen sind verschwunden. D/e Pat. tat die bezeichnende Au~3erung: ,,Asthma bekomme ich aber nicht mehr, Iieber b~13e ich mir ~ne Zehe ab!" und die noch. bezeicbnendere: ,,Ich tu' dem Arzt me mehr den Gefallen, da~ ich Asthma krlege!" In dieser letzten Bemerkung kommt eine g~wi.~e. Konflila~ a~r~mung zwischeu der P~t. end dem Arzt zum Ausdruck, die am so v~rw~nderlieher ist, als man meinen sollte, die Pat. wfirde ein: sehen, dab mit der Be~eitigung des Asthmas ibr selbst der gr6gte ~en exwiesen wurde. In solchen F~len h~ndelt es sich nach FR~-D um eine fJ/m~affun~ yon GefRhlen auI den Arzt, die eine Erschwevang der Anab/se bedeutet, einerlei, ob die Gefilhle h'enndlich oder feindlichsind. 0~ertragungkommt~reilich Uuch ohneAnalyse vor, immerhin ist nicht zu leugnen, dab sie biereine besondere Rolle spielt, .und gr6flte Vorsicht in dcr Wahl der Pers6u- lichkeit,, in deren Ha~ die Behandlung gelegt werden soil, ist heutzutage, wo die Psy~:hoanalyse in immer weitere Kreise dringt, sehr zuempfe~en. Unter allenUmst~nden ist darauI zu achten, dab die Austtbung der Psychoanalyse nicht in die H~nde Unbe4ug~er fAUt, da dies zu einer deT gef~arlichsteu Arten yon Kurpfuscherei ffihren wftrde. Insbesondere mfissen die sexueDen Dinge au£s Disk~eteste behandelt werden. Ob und inwieweit diese tiberh~upt zurEr6rterunggelangensollen0 h~tngt yon verschiedenva Faktoren,-wie Alter, Char-~kter, Lebensauffassung des Patienten, ab. Ma~gebendist, da~ der Axzt nach vorsichtigstem Abw'Agen des Fiir und Wider zu der sicheren I~)erzeugung gelang~, dab eine Besprechung intimer sexueller Dinge ffir die Heilung des Patienten wirk- lich unumg~nglich n6tig ist. SoP,st genfigt es, dab der Ar~ sich ein Bild yon den sexuellen Zusammenh~ngen mache~ kann; er kann dann unbemerkt einen g6nstigen Einflu.l] au.f den P~tienten aus~tben und zur Sublimierung anregen. Ich ziehe auch h~ufig meine ~e~-_~tentin zu~ Behandlung weib- licher Personen heraa und gebrauche im Gespr~ch mit dicsen lieber den Ausdruck ,°Temperament". als ,,Sexualit/~t". Abet atich der Psychoanzdyse sind Grenzen gesetzt. Es liegt uicht in unserer Macht, nile die vielen Krankheit ver- ursachenden Momente aus dem Wege zu r~umen oder der Vergessenheit anheimfaDen zu lassen..Wir k6nnen auch nicht die oft so komplizierten Charaktere, s¢Ibst bei Aufbietung yon noch so vielMfihe und Geduld,. ummodeln. Vide Neu- rotiker haben auch gar nicht die Absicht, so wenig wie ge~ sunde Menschen, sich wesentlich beeinflussen zu 'lassen; sit woUen ihre Nervosit/it nicht einmal wahr haben und siud er{reut, wenn ihnen der Arzt bezeugt, daflihre Herz-, Magen- oder sonstige Neurose von ~berarbeitu.ng. einem Di~tfehler, Rheuma, Gicht oder -- dem:.Wetter abh~nge oder sie be- ruhigen sichdamit, dab fhr Symptom eben ein Familienerb- RIFT. 3- JAHRGANG. Nr. @ .'6. ~EBRUAR t9z¢ stflck sei. FAn ehrgeiziger Charakter wird liebersein Symptom behalten, als daraui verzichten, denn geht ibm etwas schiei, so entschuldigt die Krankheit aUes. In einer nicht, un- bedeuteuden ZahJ .von FAllen abet fallt dem Arzt doch die AufgRbe zu, nach den wirklichen Krankheitsursachen suchen zu mitsseu, und dabei k6nnen w£rdie Psychoanalyse nicht entbehrcn. Mancher gewinnt ~-ieIleicht denFAndruck, wenn expsycho- analytische Krankengeschichten zu h6ren, bekommt, als sei die ganze Sache h0chst ein/ach: entweder man l~Bt den Patienten sagen, was er will, oder man fr~gt ilm aus, wenn er nicht sprechen will. Dem ist aber nicht so. Es muff un- endlich viel hingebende Arbeit geleistet werden, ehe man das Ziel erreicht; da~iir ist aber auch die Behandiung der Psychoneurosen eine viel befried~gendere geworden, well, durch die Freudschen Anregd~ngen begiinstigt, an Stelle der bisher vorwiegend symptomatischen die vorwiegend kausaie Behandlung getreten ist, wodurch oft in Fallen, die den sonst iiblichen psychotherapeutischen MaBnahmen hartnttckig widerstreben, noch giinstige Resultate erzielt werden k6nnen. Man mull sich immer vor Augen haJten, dab die Bea~iti~.~j e/ne.s 8ymVwms uoch nicht Hd/~ bedeutet, sondern dab die Prognose davon abh~ngt, inwieweit es dem Patienten gelingt, die Ursachen seiner Kr~nkheit verstandesm~tlig zu eriassen und damit die richtige Einstellung auf seine jeweilige Lebenslage zu gewinnen. Auch bei den oben "nut kurz ge- schflderten F~dlen lag der Kernpurdrt der Krankheit nickt im ~ p t o m , sondern im ~disehe.n Konfli~, der sich ~ingst- lich dahinter verbarg0 und dies trifft sicher fiir die meisten rein funktioneUen St6rungea auf psych/schem wie auf physi- schem Gebiete zu. Wenn es auch vielen nicht mSglich seir~ wird, dis hypo- thetischen KonstruktJonen dcr .~m.ud,se.h~ 8ehul,e bis zum Ende zu gehen0 so kann man doch trotz aller Zur~ckbaltung sagen, dab die PsFchoanalyse zu einem wichtigen Instrument des ~rztlichen IRttstzeugs mit R~cht geworden ist und sich einendauerndenPlatz bei der Behandlung der Psychoneu~osen sichern wird. DIE AUSSCI'IALTUNG DES ANDEREN OHRES BEI DER MONAURALEN HORPROFUNGI). votx Dr. VCZLI~IEL~t MAUSS, ~ed~naIpr~ktit'~t der L~alv~it~kli~ u. P o t ~ k f~r I~M~, N~-n- und Ohr~n- kr~k~ in i ~ o u ~ g (D~ktor: Prof. Dr. ~ O P , . D E ) , Das Ergebnis der in der Praxis gewShr.lich gefibten H6r- prQfungen, bei denen das andere Ohr dutch Eir, ffihren des trockenen oder feuchten Firgers in den Geb6rgarg ver- schlossen wird, ist um so ufizuverlRssiger, je schltchter das z u prfifende Ohr h6rt, und ~e besser das Geh6r des verscblosse- hen Ohres ist; das um so mehr, als man meistens dem Kxan- ken den VerschluB s~lbst fiberl~[3t.. Wiederholt ist ~o sclbst bei amflichen PrE~urgen eine einseilJge schwere H6rsl6rung ganz verk.~nnt und normalcs Geh6r festgestcllt. Oft genug erschweren und verwirren andererseits, wie das ~amentlich die zahlreichen und verschicdenarligen H6rs16rurgen des Krieges be~AR, derartig festgestcIlte H6rergebnisse die Beurteilu~g bei der sp~teren ~ gutachtung. At~ch di~ maderen Arten, die dmrch Erzeugung yon Ger~uscheu •m nnd im Ohr der anderen Seite eLue Ausschaltung herbeif6hren sollen, erhRllen ihren" Zweck z. T. xzur unvolllwmmen, oder abet wirken dergestalt, daI]si~auch das 1-16rverm6gen des z~ prafenden Ohres herabsetzem Das gilt z. B. besonders fitrdie yon :BARANZ angegebene IMtrmtrommeL Die umst~tndlichen Methoden, wio elektriscber Massage~pparst. Wasserstmhlpumpe (Voss) u. dgl. lassen sichin der aUgemeinen Pra~is, abgesehen davon, dab sie auch in ihrer Wirkung nicht als zweckn~fqg erscheinen k6maen, kaum durchffzhrem Argesichts der ~cht~gkeit des Ausschlusses des zweiten Ohres bcider H~pr~furg m~chte ich daherdie Aulmerk- ~) Au.~u$ aus din" gleichlautt-~te~ I~ug~r~dj~tm~. Marburg 19z3.

Die Ausschaltung des Anderen Ohres Bei der Monauralen Hörprüfung

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Page 1: Die Ausschaltung des Anderen Ohres Bei der Monauralen Hörprüfung

358 KLINISCHE WOCHENSCH

ihrem 2 t . Jal£re ebeRf~lLs an sehr he£tigen AnfAllen mit objektivnachwelsbaren Ersche~nungen. n.a. mit Eosin0pbilie bis zu 24%,l i t t . Die Mutter der Pa t . staxb zgo3 im Alter yon 39 Jahren a_neiner chronischen Krankl~eit, wie es ~cheint an einem Unterleibs-leiden. W~hrend der lctzten 3 J a h r e ihres Leben3 lit~ sie anch anAsthma. Die Pa t . pflegte ihre Mutter his zu dezen Tode n n ddachte angesichts ihrer .Leiden oft, hoffeat£ich miisse sie nichtauch e~nmal so schwer leiden.

Die FamilienverhMtaisse waren sehr ~nglfw&tiche und die Pat.erlebte eine Reihe schwerster ]~-ychischer Traumen schou in zarterKindheit. "

~9o6 hatt 'e sie beim Be~such eines Onkels eLu unangenehmesErlebnis. In arteser Zeit trat der erste leichte &sthmaao/all auLDer Onkel, der dies bemerkte, fief: ,,Kind, du hast j ~ dasselbeLeiden wie deino Mutter!" mud als sic eimge Monate sp'Ater eLneTanzgesellschaft bes~chen woIlte, babe n ~ n ihr gesagt: ,,Dud~[st dir das Asthm~ &be~ nicht anmerken lassen, sonst glaubendie. Leute0 du h~ttest die Schwindsucht." Von dieser Zeit anverlie~ sie das Asthn~ nicht mehr, doch blieb es in den erstenJ a h r e u in leidilchen Greuzen, you t9zt a n verst~rkte es sich, wiesich auch die Schwierigkeiten ihres Lebens vermehrten. Jedesymptomatische Beh~udIu~g war erfolglos. Hvpn~e hatte, ~o-lange d e r Rapport mit dem Arzt bestand, vor~bergehenden Erfolg.Erst als in d e r Analyse ihre Lebensgeschichte in alien Einzelheitenbekannt wurde u n d der Pa t . die psychologische~n Zusammenhfmgek3ar geraacht wet'den konnten, h6rten die AnfMle at~ und sind inden l e ~ 2 Jahren Richt mehr aufgetreten, obwohl die Pat.,die eine sehr nerv6se Pers6ntichkeit ist, mancherlei Anfechtungenund Au/regungen durehzumachen hatte. -- Auch die ob]ektivnachweisbaren Ver~aderungen sind verschwunden.

D/e Pa t . tat die bezeichnende Au~3erung: , ,Asthma bekommeich aber nicht mehr, Iieber b~13e ich mir ~ n e Zehe ab!" u n d dienoch. bezeicbnendere: ,,Ich t u ' dem Arzt m e mehr d e n Gefallen,da~ ich Asthma krlege!"

In dieser letzten Bemerkung kommt eine g~wi.~e. Konflila~a~r~mung zwischeu der P~ t . end dem Arzt zum Ausdruck, die a mso v~rw~nderlieher ist, als man meinen sollte, die Pa t . wfirde ein:sehen, d a b mit der Be~eitigung des Asthmas ibr selbst der gr6gte~ e n exwiesen wurde.

I n solchen F ~ l e n h~ndelt es sich n a c h F R ~ - D um einefJ/m~affun~ yon GefRhlen auI den Arzt, die eine Erschwevangder Anab/se bedeutet, einerlei, ob die Gefilhle h'enndlich oderfeindlich sind. 0~ertragung k o m m t ~reilich Uuch ohne Analysevor, immerhin ist nicht zu leugnen, dab sie bier eine besondereRolle spielt, .und gr6flte Vorsicht in dcr W a h l der Pers6u-lichkeit,, in d e r e n H a ~ die Behandlung gelegt w e r d e n soil,i s t heutzutage, wo die Psy~:hoanalyse in i m m e r weitere Kreised r i n g t , sehr z u e m p f e ~ e n . U n t e r a l l e n U m s t ~ n d e n ist d a r a u Iz u achten, d a b die Austtbung d e r Psychoanalyse n i c h t in d i eH ~ n d e Unbe4ug~er fAUt, da dies z u e i n e r deT gef~arlichsteuA r t e n yon Kurpfuscherei ffihren wftrde. Insbesondere mfissend i e sexueDen D i n g e au£s Disk~eteste b e h a n d e l t w e r d e n . O bu n d inwieweit d i e s e tiberh~upt zur E r 6 r t e r u n gg e l a n g e n sollen0h~tngt yon verschiedenva F a k t o r e n , - w i e Alter, Char-~kter,Lebensauffassung des Patienten, a b . M a ~ g e b e n d ist, d a ~ d e rAxzt nach vorsichtigstem Abw'Agen des F i i r u n d W i d e r z uder s i c h e r e n I~)erzeugung gelang~, d a b eine Besprechungintimer sexueller D i n g e ffir d i e H e i l u n g des Patienten w i r k -lich unumg~nglich n 6 t i g ist. SoP,s t genfigt es, d a b d e r A r ~sich ein Bild yon d e n sexuellen Zusammenh~ngen mache~k a n n ; e r kann d a n n u n b e m e r k t e i n e n g6nstigen Einflu.l] au.fden P~tienten aus~tben und zur Sublimierung anregen. Ichziehe auch h~ufig meine ~e~-_~tentin zu~ Behandlung weib-licher Personen heraa und gebrauche im Gespr~ch mit dicsenlieber den Ausdruck ,°Temperament". als ,,Sexualit/~t".

Abet atich der Psychoanzdyse sind Grenzen gesetzt. Esliegt uicht in unserer Macht, nile die vielen Krankheit ver-ursachenden M o m e n t e aus d e m W e g e zu r ~ u m e n oder derVergessenheit anheimfaDen zu lassen.. Wir k6nnen auch nichtdie oft so komplizierten Charaktere, s¢Ibst bei Aufbietungyon noch so viel Mfihe und Geduld,. ummodeln. Vide Neu-rotiker haben auch gar nicht die Absicht, so wenig wie ge~sunde Menschen, sich wesentlich beeinflussen zu 'lassen; sitw o U e n ihre Nervosit/it nicht einmal wahr h a b e n und siuder{reut, wenn ihnen der Arzt bezeugt, dafl ihre Herz-, Magen-oder sonstige Neurose von ~berarbeitu.ng. einem Di~tfehler,R h e u m a , Gicht oder -- dem:. Wetter abh~nge oder sie be-ruhigen sich damit, dab fhr S y m p t o m eben ein Familienerb-

R I F T . 3- J A H R G A N G . Nr. @ .'6. ~ E B R U A R t9z¢

stflck sei. FAn ehrgeiziger Charakter wird lieber sein S y m p t o mbehalten, als daraui verzichten, denn geht ibm etwas schiei,so entschuldigt die Krankheit aUes. In einer nicht, un-bedeuteuden ZahJ .von FAllen abet fallt d e m Arzt doch dieAufgRbe zu, nach den wirklichen Krankheitsursachen suchenzu mitsseu, und dabei k6nnen w £ r d i e Psychoanalyse nichtentbehrcn.

Mancher gewinnt ~-ieIleicht den FAndruck, wenn ex psycho-analytische Krankengeschichten zu h6ren, bekommt, als seidie ganze Sache h0chst ein/ach: entweder m a n l~Bt denPatienten sagen, was er will, oder m a n fr~gt ilm aus, wenner nicht sprechen will. D e m ist aber nicht so. Es muff un-endlich viel hingebende Arbeit geleistet werden, ehe m a ndas Ziel erreicht; da~iir ist aber auch die Behandiung derPsychoneurosen eine viel befried~gendere geworden, well,d u r c h d i e Freudschen Anregd~ngen begiinstigt, a n S t e l l e d e rb i s h e r v o r w i e g e n d symptomatischen d i e vorwiegend k a u s a i eB e h a n d l u n g getreten ist, w o d u r c h oft in F a l l e n , die d e n sonstiiblichen psychotherapeutischen MaBnahmen hartnttckigwiderstreben, noch giinstige R e s u l t a t e erzielt w e r d e n k6nnen.Man m u l l sich i m m e r v o r A u g e n haJten, d a b d i e Bea~iti~.~je/ne.s 8ymVwms uoch nicht H d / ~ b e d e u t e t , s o n d e r n d a bd i e Prognose d a v o n abh~ngt, i n w i e w e i t e s d e m Patientengelingt, d i e U r s a c h e n s e i n e r K r ~ n k h e i t verstandesm~tlig z ueriassen u n d d a m i t d i e richtige E i n s t e l l u n g auf seine jeweiligeLebenslage z u gewinnen. Auch b e i d e n oben "nut k u r z ge-schflderten F~dlen l a g d e r K e r n p u r d r t d e r K r a n k h e i t nicktim ~ p t o m , sondern im ~disehe.n Konfli~, der sich ~ingst-lich dahinter verbarg0 und dies trifft sicher fiir die meistenrein funktioneUen St6rungea auf psych/schem wie auf physi-s c h e m Gebiete zu.

W e n n es auch vielen nicht mSglich seir~ wird, dis hypo-thetischen KonstruktJonen d c r .~m.ud,se.h~ 8ehul,e bis z u mE n d e z u gehen0 so kann m a n d o c h t ro tz a l l e r Z u r ~ c k b a l t u n gs a g e n , d a b d i e PsFchoanalyse zu e i n e m wichtigen Instrumentdes ~rztlichen IRttstzeugs mit R ~ c h t g e w o r d e n i s t u n d siche i n e n d a u e r n d e n P l a t z bei d e r B e h a n d l u n g d e r Psychoneu~osensichern wi rd .

D I E A U S S C I ' I A L T U N G D E S A N D E R E N O H R E SB E I D E R M O N A U R A L E N H O R P R O F U N G I ) .

votxD r . VCZLI~IEL~t MAUSS,

~ed~naIpr~ktit'~t der L~alv~it~kli~ u. P o t ~ k f~r I~M~, N~-n- und Ohr~n-kr~k~ in i ~ o u ~ g (D~ktor: Prof. Dr. ~ O P , . D E ) ,

D a s E r g e b n i s d e r in d e r P r a x i s gewShr.lich gefibten H 6 r -prQfungen, bei d e n e n das a n d e r e O h r d u t c h Eir, ffihren destrockenen oder feuchten F i r g e r s in den G e b 6 r g a r g ver-schlossen wi rd , i s t um so ufizuverlRssiger, j e schltchter dasz u prfifende Ohr h6r t , u n d ~e b e s s e r das G e h 6 r des verscblosse-hen O h r e s i s t ; da s um so mehr, a l s man meistens d e m Kxan-ken d e n VerschluB s~ lbs t fiberl~[3t.. Wiederholt ist ~o sc lbs tb e i amflichen PrE~urgen eine einseilJge s c h w e r e H 6 r s l 6 r u n gg a n z verk.~nnt u n d normalcs G e h 6 r festgestcllt. Oft g e n u gerschweren u n d verwirren andererseits, wie das ~amentlichd i e zahlreichen u n d verschicdenarligen H6rs16rurgen desK r i e g e s b e ~ A R , d e r a r t i g festgestcIlte H6rergebnisse d i eB e u r t e i l u ~ g bei d e r sp~teren ~ g u t a c h t u n g .

At~ch di~ maderen Arten, die dmrch Erzeugung yon Ger~uscheu• m nnd im Ohr d e r anderen Seite eLue Ausschaltung herbeif6hrensollen, erhRllen ihren" Zweck z. T . xzur unvolllwmmen, oder abetwirken dergestalt, daI] si~ auch das 1-16rverm6gen des z~ prafendenOhres herabsetzem Das gilt z. B. besonders fitrdie yon :BARANZangegebene IMtrmtrommeL Die umst~tndlichen Methoden, wioelektriscber Massage~pparst. Wasserstmhlpumpe (Voss) u. dgl.lassen sichin der aUgemeinen Pra~is, abgesehen davon, dab sie auchin ihrer Wirkung nicht als zweckn~fqg erscheinen k6maen, kaumdurchffzhrem

Argesichts der ~cht~gkeit des Ausschlusses des zweitenOhres bcider H ~ p r ~ f u r g m ~ c h t e ich daher die Aulmerk-

~) Au.~u$ aus din" gleichlautt-~te~ I ~ u g ~ r ~ d j ~ t m ~ . Marburg 19z3.

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a6. FEBRUAR t9z4 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3 - J A H R G A N G . Nr. 9 359

s a m k e i t auf eine Methode lenken, d i e in i h r c r Ausffihrungsehr e i n f a c h i s t und dennoch als d i e bes te von al l2n bekann-ten angcsehen w e r d e n muB. Sie i s t von W h ~ e ~ r ~ ~9zz a bSehfi t t ' . lprobe angegeben warden. W~G~.~Ea hat al1~rdi~ffain seiner Ver6ffentlichuvg mi t i h r e r H i l f e nut t~r S t i m m -g a b e l n einse~tige Tanbhei t fest~tellen wol len . D a m i t isfaber ihxe Bedeutung noch keineswegs ersch6pft. Wenn suchd i e P r f i ~ n g mi t St immg~beln d i e empfindlichere i s t und esinfolgedessen ~ehr wer~voU w/ire, eine Ausschaltuzg auch fi irT6ue herbeizuf/ihren, u m z. B. bei e i n e r Labyrinthentzfindungnich~ nut ffir FIfister- und Umgazgssprache, sondern auch ffirTongeh6r d i e sich entwickelnde Taubhei t sicher verfolgen zuk6anen, so wird dies doch wohl ffir aI le Methoden nur unvo l l -k o m m e n bl2iben mi issen , jedenfalls n i c h t f/it s£mtl iche T6nem6gl ich se in .

Sz i t l a , g e m w e n d e t ProL U ~ O R O ~ deshalb mi t wenigena ~ d e r e n diese Scl~fit telprobe fast b : i sgmtl ichen H~rprfifun-gee, namentl ich ab~ r bei den wicht igen, an, da nur so schwereI r r t f i m e r zu vermeiden s led .

D i e Ausschal tung durch Sch~Vceln geschieht in der Weise, dabder Zeige- oder MAtteHingex mi t seiner Beexe ~e~ in den Geh6rgangeingedrack~ -- eine Anfeuchtung hat sich dabei als tlberfl~ssigerwie~u -- und dann der Finger in schi~t~elnde Bewegung versetztwird . Die Augeu des Kramken sollet~ mit der anderen Hand ver-sehlo~sen werden. Die MaBnahme ahnelt der zu gleichem Zweckyon KAVS~R empfohlenen, bei der d i e Ohrmuschel mit der finchaufgelegten Hand gerieben wird . Die Schttttelausschaltung kannaber s i s sicherer und far Axzt und Kranken als ei~facher unitweniger unangenehm gel ten. Ntrr bei sorgfAltiger Aus~ilhrungdieser Probe darf adlerdings der ange~trebfe Erfolg erwartet werden,Gew6hnllch bedarf man dazu einer Hilfsperson, d i e mit der leichterlernbgren Mal]nahme vextrant gemacht werden mut3. Im all-gemeinen, namentl ich in der Klinik, dt~rfte eine solche s te ts zurVerf~gung"stehen.

Ich habe nun verghichsweise an e i n e r gr613eren R e i h eyon Pzrsonen u n t e r Mathilfe eines Ass/s tenten der MarburgerOhrenldinlk d i e verschiedenen Methoden. au~ ihre Verl~lich-kei t nochmals , nachgeRrfift.

F a s s e ich d i e Ergebmsse m e i n e r Untersuchungen kurzzusammen, so i s t bei t ier H6rprfi~ung:

d u r c h f e s t e s Einffihren d e s ' t r o c k e n e n oder feuchteriFi~g.~rs in den Geh6rgam, g des a n d e r e n Ohres ein genfigenderAusschluBdesselb~a yore H 6 r a k t nut beschrfinkt zu erziden.Ausreichend i s t er nur bei geringen G r a d e n yon Schwe'r-h6rigkei t ffir Prfffung mi t Flfistersprache und such bei doppel -se i t ig Schwerh6rigen, wo j a yon vornherein des zweite Ohr<lurch das Leiden s t a r k in seiner H6rffihigkeit beschr~nkti s t und inIolgedessen der einiache FingerabschluB viel wixk-s a m e r seha kann.

Mi t der Schi i t tc lprobe i s t s te ts eine volls tf indige Au~sehal tung des O h r e s sowohl h i t Flfister- wie f/ ir d i e zur P r f i -hmg b e u u t z t e mi t*d lau te lJmga~gssprache herbeizufffhren,.S i c versagt bei den h 6 h e r e n T6nen , won etwa ct (5x2 D. S.) an.

Aueh mi t der BARA.'~Yschen L~rmtromm¢I l ~ t sich nurif ir d i e S p r a e h e eine siehere Ausschal tung herbeifiihren.Ff~r d i e h6heren T6ne etwa ~on cs an i s t Sie-selbstdabeinich£ sicher, w e n n diese T6ne such infolge dex stfixkerenLArmerzeugung naturgem~fl ~del kfirzer vernommen werden,s i s es z. B. b~im Schfit teln tier Fa l l ist. Bzi Benutzung derBARANYschen IArmtrommel zur Ausschaltm~.g des a ~ d e r e nOhxes wixd such da~ zu prfifende so stark . in Mit l~idenschat tgezogen, dab seine g e n a u e H6rf~higkeit nicht festzustelleni s t . . Des Instrument kann nut fi i r besondere Z ~ ¢ k e in F r a g ekommen.

B H der Schii t telprobe/indet demgegenfiher k e i n e wesent-fiche B~'ein21ussung des zu prfifenden O h r e s s tar t , oder dochh6chstens ' in so geringem MaBe, dab s i e praIetlsch n i c h t inF r a g e kommt . Wenn such bef einigen K r a n k e n eine solcheim ersten Augenblick einzutreten scAaeint, so f~llt d iese "dochn i c h t ins Gewicht , d a sich d i e K r a n k e n sehr schnell au dasSchi i t t e la gew6hnen, besonders wenn ale vorher angew~es~werden, nur a u f d i e Pr/ i fungsworte und n i c h t auf das ~chfittehazu achten. Es e r g i b t s ich also; dab nn~er den augenbli~klichbestehenden Mit te ln d i e Sch~ttelprobe des bes te ist, wenn

bei ihx auch n i c h t gel ingt und n i c h t gel ingen kann, d i e

h o h e n T6ne auszuschalten. B ~ d e r P r ~ u n g mi t einfachemFingerverschlurl wird oft t in b e r ~ e r e s H6rverm6ge~l var-getfiuscht, d u t c h d i e L~rm~ommel kann ein aUf dem anderexiOhre bestehendes H6rverm6gen, n~mentl ich abet ein Ideine~,~ b ~ d e c k t und so der H 6 r b e f u n d kfmstl ich hexabgesetztwerden.

If2usichtl icl i der Feats te i lung d e r einsei t lgen Taubhei td ~ f t e es ffir d i e Praxis genfigen, wenn bei Ausschal tung desa n d e r e n O h r e s d u r c h Schfit teln T a u b h e i t ffir Flfister- undUmga~gssprache und such f/Jr c und c~ nachzuweisen ist,Derm d i e in der gew6hnlichen W e i ~ e e r r e g ~ c - u n d cLSt imm-gabel wixd nach meinen Versuchen in der Regel gar n i c h toder nut in seltenen Ffil len eben a l~ Anschlag gehSr~ ; dagegen~ird sie beim VersehluB b d d e r normalh6render O h r e n mi ttrockenem oder feuchtem Finger noeh etwa 4 Sek . (normal35 , S e k . ) w a h r g e n o m m e u ,

DIE AUFFASSUNG DER SCHIZOPHRENIEN ALSPSYCHISCHE SYSTEMERKRANKUNGEN

(H EREDO-DEGENERATIONEN)Bemerkungen zu der Mit te i lung won Kleis t in Jg . z, Nr. 2x,

S. 96z dieser Woc,henschr.

YonDr. ,~[OLLWEIDE, Konst ignz

Saaa~'ium Dr. B(J'DINGEN.

AIs Erg~mzung der Ausfiihrunge-n yon Pro / . KI~LST, die m i reast jetzt bekarmt geworden s ind , h a l t e ich rrdch ffir berechtigt,auf einige Punk te hinzuweisen, d i e in jeuen nicht genfigend znmAusdruck kommen. Die Beziehungen d'er Dement ia praecox zuder Gruppe d~r heredo-famfli~ren Erkranlrungen sind bereits Irfiherwon-ADLER, GHIRARDINI sowie yon ] B Z S C U O F F betont worden. Inmeiner x91a erschienen ArbeitI) . , D i e Dementia, praeco.x im Lichteder neneren Kor~stitutionspathologto" t~be ich soda.an in Ver-foIgtmg yon Gedankeng~mgen yon EDINOER, COWERS, M^R~USu. a. die ]3edeutung des konstitutionelleu Momentes ffur die En t -s tehnng der Dement ia praecox eingehend erSrtert (ein auf heredi-t~rer Vexanlagung beruhendes vorzeitiges Versagen bei der De-ment ia praecox nahmen sehon S c ~ L g , DA~qNEMAIqN, BERT-~ an)und msbesondere auf d i e weitgehenden Analogien mh den heredo-tamiligren Erkra.nkungen des Ner,zextsystems hingewieaen. In einer"x914 erschienenen Arbeit~) , ,Zur Pathogenese der Dement ia Free-cox", d i e ProL KLEIST ofIenbax entgangen ist, suchte ich dieseAnsch~umag noch weiter ~uszubauen durch Heran~ehung der•Kriterien, welehe Bu,~o ffir d i e Zugeh6rigkeit einer Erkra,nkungzttr hezedo-faznili~ren Gruppe gefordert hatte.

Im C_,egens~.xtze zu ProL KLEIST m6~hte ich am der Anseha, uungfesttralte~, dab es sich bei der Schizopluenie nlcht um eine:verschiedener Krankheiten, sondern um eine grank.Aeit~i~Jei~ im~tiologisch-pathogenetischen Sirme ha.ndelt. Des wird also am sowahrscheinlicher zu gelten haben, "aenn die Dement ia praecoxtatskchl.ich der Gruppe der heredo-ffamilifixen Erkra.aktmgen zu-zu'rechnen :int. Die: Hebephrenie, d i e Katatoni¢, d i e paxanoidenuud anderen Formen wfn'dea d~nn nur in dem Sinne als ver-sc~iedene Krankheiten bezeichnet werden k6maea, in. dem -~-ir 7.. B.d i e progressive Ophthalmoptegie, d i e progressive Bulbgrparalyseund die sp ina le Mu.skelatrophie als zwar vea'schieden lokalisierte,aber pathoge~aetisch einheitlic.tfe Erkrankangen desselben Sys temsauffasSen mfissen. Ff i r des Entstehen der einzel~en Unter~ormender Dement ia praecox ~ e i l s verschiedelxe endot0xische Seb-stanzen vorau.szusetzen, die in ele~tiver Wmse w~ch~lnde nerv~s~TeiLsysteme befallen soUteo, wiirde meines Erachteas viel mehrBedenken tmterliegen, a~ die Annahme, dab des jeweits konst i tu-tioneLI minderwerttg amgelegte TeiL~st:em die eigentliche Ursacheder Erkrankung in sich seibs t trggtt). ~ wird doch bei den andexenheredo-fami2ifi.ren Er-kr~lamgen yon der Mehrza2fl dex Autorenangenommen. Es w~re dabei natfirlich mcht ausgeschl~sem, dabinnersekretoriache Stoffe der ~ i e c h t . ~ d r f i s e n oder a~derer"Drfisen, welche innerha.lb best immter Lebensperioden den Gehir-n-stoHwechsel'maBgebend beeinfluSSen, schon in normaler Quantit'gtund QuahtAt konstitutioneli minderwerdg angelegte Rindenpa.rtienzn schgdigen trod zn vorzeitigem Aufla'avch zn bringen v~rm6gen.Dam.it wgre so ,oh1 der heredit~Lren wie tier AutointoxikatloustheorieRechnung getragen.

~) Zoit.s~hr. L d. g¢$. Nettrol. u. Ps.*e.hiatxitt ~ 9. zgzz.:) Zeit~mhr. f. d. S~i. N~rol.;u. l:~yr.hiatrit ~d. *it. tqt4~•} MOLLWEIDE. Syw~ptomtmkomplm¢~ mad K~an~he.lttifilrt-r in det l~ychhttrie inihfen Bezieh~m~a za p~ychomotorischeo trodps~hosen.~xi~ Grtm~tntw.~han~m~.Z~itsehr. f. d. gt,s. N*xtroi. und Psych~atrie $9. x-~o.