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Aus dem Veterinar-Anatomischen Institut der Justus Liebig-Universitat in Gieflen Direktor: Professor Dr. A. Schummer Die Blutgefafiversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege Von Abd el HAMID HEGAZI Mit I1 Abbildungen (Eingegangen am 5. Mar2 1958) I n h a 1 t s v e r z e i c h n i s : I. Einleitung und Literatur. 11. Mzterial, Technik und Nomenklatur. 111. Blutgefafle des Rinderherzens. A. Arterien. a) A. coronaria sinistra. 1. R. circumflexus sinister rnit Asten. 2. R. descendens subsinuosus mit Asren. 3. R. descen- dens paraconalis mit Asten. b) A. coronaria dextra rnit Asten. c) Art der Aufzweigung und des Verlaufes der Arterien. B. Venen. a) Sinus coronarius. b) V. cordis rnagna. 1. R. circum- flexus sinister rnit Wsten. 2. R. descendens paraconalis mit Asten. c) V. cordis caudalis mit Asten. d) V. cordis media s. V. descendens subsinuosa mit Asten. e) Vv. cordis parvae. f) Vv. cordis minimae. g) Venenklappen. C. Anastomosen. a) arterio-arterielle Anastomosen. b) veno-venose Anastomosen. c) arterio-venose Anastornosen. D. Zusammenfassung der Be- funde am Rinderherzen. IV. Blutgefafie des Schafherzens. A. Arterien. a) A. coronaria sinistra. 1. R. circurnflexus sinister rnit Asten. 2. R. descendens subsinuosus rnit Asten. 3. R. descendens paraconalis mit Wsten. b) A. coronaria dextra mit Asten. c) Art der Aufzweigung und des Verlaufes der Arterien. B. Venen. a) Sinus coronarius. b) V. cordis rnagna. c) V. cordis caudalis mit Asten. d) V. cordis media mit Asten. e) Vv. cordis parvae. f) Vv. cordis rnmrnae. g) Venenklappen. C. Anastomosen. a) arterio-arterielle Anastomosen. b) veno- venose Anastomosen. c) arterio-venose Anastomosen. D. Zusamrnenfassung der Befunde am Schafherzen. V. Blutgefafle des Ziegenherzens. A. Arterien. a) A. coronaria sinistra. 1. R. circumflexus sinister mit Asten. 2. R. descendens subsinuosus rnit Asten. 3. R. descendens paraconalis rnit Asten. b) A. coronaria dextra rnit Wsten. c) Art der Aufzweigung und des Verlaufes der Arterien. B. Venen. a) Sinus coronarius. b) V. cordis rnagna. c) V. cordis caudalis mit Wsten. d) V. cordis media rnit Asten. e) Vv. cordis parvae. f) Vv. cordis minirnae. g) Venenklappen. C. Anastornosen. a) arterio-arterielle Anastomosen. b) veno- venose Anastornosen. c) arterio-venose Anastornosen. D. Zusarnrnenfassung der Befunde am Ziegenherzen. VI. Vergleichende Zusarnmenfassung. Zusarnrnenfassung. Literaturverzeichnis. I. Einleitung und Literatur Oberpriift man die in den Lehrbuchern der Veterinaranatomie und in dem einschlagigen Schrifttum gemachten Angaben iiber die Herzeigengefafie, so mui3 man feststellen, dai3 diese sehr allgemein gehalten sirid und sich vor- wiegend auf die Hauptgefai3stamme beziehen. So beschreibt ZIETZSCHMANN (38) in der 18. Auflage des Handbuches der vergleichenden Anatomie der Haus- tiere von Ellenberger-Baum nur den groben Verlauf der bei den Kranzarterien

Die Blutgefäßversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege

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Page 1: Die Blutgefäßversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege

Aus dem Veterinar-Anatomischen Institut der Justus Liebig-Universitat in Gieflen

Direktor: Professor Dr. A. Schummer

Die Blutgefafiversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege

Von

Abd el HAMID HEGAZI

Mit I 1 Abbildungen

(Eingegangen am 5 . Mar2 1958)

I n h a 1 t s v e r z e i c h n i s : I. Einleitung und Literatur. 11. Mzterial, Technik und Nomenklatur. 111. Blutgefafle des Rinderherzens. A. Arterien. a) A. coronaria sinistra. 1. R. circumflexus sinister rnit Asten. 2. R. descendens subsinuosus mit Asren. 3. R. descen- dens paraconalis mit Asten. b) A. coronaria dextra rnit Asten. c) Art der Aufzweigung und des Verlaufes der Arterien. B. Venen. a) Sinus coronarius. b) V. cordis rnagna. 1. R. circum- flexus sinister rnit Wsten. 2. R. descendens paraconalis mit Asten. c) V. cordis caudalis mit Asten. d) V. cordis media s. V. descendens subsinuosa mit Asten. e) Vv. cordis parvae. f ) Vv. cordis minimae. g) Venenklappen. C. Anastomosen. a) arterio-arterielle Anastomosen. b) veno-venose Anastomosen. c) arterio-venose Anastornosen. D. Zusammenfassung der Be- funde am Rinderherzen. IV. Blutgefafie des Schafherzens. A. Arterien. a) A. coronaria sinistra. 1. R. circurnflexus sinister rnit Asten. 2. R. descendens subsinuosus rnit Asten. 3. R. descendens paraconalis mit Wsten. b) A. coronaria dextra mit Asten. c) Art der Aufzweigung und des Verlaufes der Arterien. B. Venen. a) Sinus coronarius. b) V. cordis rnagna. c) V. cordis caudalis mit Asten. d) V. cordis media mit Asten. e) Vv. cordis parvae. f ) Vv. cordis rnmrnae. g) Venenklappen. C. Anastomosen. a) arterio-arterielle Anastomosen. b) veno- venose Anastomosen. c) arterio-venose Anastomosen. D. Zusamrnenfassung der Befunde am Schafherzen. V. Blutgefafle des Ziegenherzens. A. Arterien. a) A. coronaria sinistra. 1. R. circumflexus sinister mit Asten. 2. R. descendens subsinuosus rnit Asten. 3. R. descendens paraconalis rnit Asten. b) A. coronaria dextra rnit Wsten. c) Art der Aufzweigung und des Verlaufes der Arterien. B. Venen. a) Sinus coronarius. b) V. cordis rnagna. c) V. cordis caudalis mit Wsten. d) V. cordis media rnit Asten. e) Vv. cordis parvae. f ) Vv. cordis minirnae. g) Venenklappen. C. Anastornosen. a) arterio-arterielle Anastomosen. b) veno- venose Anastornosen. c) arterio-venose Anastornosen. D. Zusarnrnenfassung der Befunde am Ziegenherzen. VI. Vergleichende Zusarnmenfassung. Zusarnrnenfassung. Literaturverzeichnis.

I. Einleitung und Literatur Oberpriift man die in den Lehrbuchern der Veterinaranatomie und in

dem einschlagigen Schrifttum gemachten Angaben iiber die Herzeigengefafie, so mui3 man feststellen, dai3 diese sehr allgemein gehalten sirid und sich vor- wiegend auf die Hauptgefai3stamme beziehen. So beschreibt ZIETZSCHMANN (38) in der 18. Auflage des Handbuches der vergleichenden Anatomie der Haus- tiere von Ellenberger-Baum nur den groben Verlauf der bei den Kranzarterien

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des Herzens der Haussaugetiere von ihrem Ursprung aus der Aortenwurzel entlang dem Sulcus coronarius und ihre Aufteilung in einen Ramus circum- flexus und Ramus descendens (A. coronaria sinistra) bzw. nur die direkte Fort- setzung in den Ramus descendens (A. coronaria dextra) genauer. Fur das R i n d gibt er an, daf3 die A, coronaria sinistra wesentlich starker als die A. coronaria dextra ist und aus ihrem Ramus circumflexus einen Ast an die kaudale und den Ramus descendens an die rechte Langsfurche abzweigt. Die sehr schwa+e A. coronaria dextra versorgt nach seinen Angaben mit einigen schwachen idisten nur die Wand der rechten Herzkammer. Der Blutabflui3 erfolgt nach d m gleichen Autor durch 2 Venen, namlich durch die V. cordis magna, die aus dem Gebiet um die linke Langsfurche herkommt, und durch die V. cordis parva s. media, dem Gefaf3 der rechten Langsfurche des Herzens. Hinzu kommen die Vv. cordis minimae (Thebesii) als selbstandige Gefafichen der Wand der rechten Vorkammer und benachbarter Teile der rechten Kammer. Entsprechende Angaben uber die Arterien des Rinderherzens machen auch MARTIN-SCHAUDER (14), wobei sie zudem erwahnen, dai3 die A. coronaria sinistra bei der 2 i e g e einen starken Ast in das Septum ventriculorum abgibt. AhnliAes Verhalten der Herzarterien des Rindes beschreiben SISSON-GROSS- MANN (28) und MONTANB-BOURDELLE (17), wobei letztere besonders auf eine Anastomose zwischen A. coronaria sinistra und A. coronaria dextra am An- fang der rechten Langsfurche hinweisen. Angaben iiber die Gefai3versorgung des Herzens bei S c h a f u n d Z i e g e werden von ihnen nicht gemacht. Hin- gegen berichtet MAY (15) in seiner Anatomie des Schafes uber die oberflach- lichen Eigengefai3e des Herzens und deren grobe Aufteilung. Spezialarbeiten uber die Herzgefai3e der Wiederkauer konnten n i h t ermittelt werden. Nach- dem in jungerer Zeit LUCKE (1 3) die Blutgefai3versorgung des Hundeherzens und RICKERT (23) die des Schweineherzens mit Hilfe des Plastoidkorrosions- verfahrens nach SCHUMMER (26, 27) genauer untersucht haben, wurde mir von Herrn Professor Dr. SCHUMMER die Aufgabe gestellt, mit Hilfe von Plastoid- und Gummiinjektionen die gefafitopographischen Verhaltnisse im makro- skopisch-praparatorisch darstellbaren Bereich am Herzen von R i n d , S c h a f und Z i e g e zu untersuchen.

11. Material, Technik und Nomenklatur

Insgesamt standen mir fur meiue Untersuchungen 22 Rinderherzen, 15 Schafherzen und 13 Ziegenherzen zur Verfiigung. Zur einwandfreien Be- arbeitung des Materials war Voraussetzung, dai3 die Herzen vollkommen unbeschadigt und die groi3en Gefii3stamme moglichst bis zur Lungenwurzel erhalten waren. Die Herzen kamen entweder sofort oder nach kurzfristiger Aufbewahrung in der Kuhlzelle oder in fliei3endem Wasser unfixiert zur Ver- arbeitung.

Die Injektion der beiden Koronararterien geschah durch Einbinden ent- sprechend groi3er Knopfkaniilen in deren Ursprung aus der Aorta, wobei sich fur die spatere Entfernung der Kanulen das Anlegen nur e i n e s Knotens als vorteilhaft envies.

Zur Fullung der Herzvenen wurde versuchsweise zunachst je eine Kanule sowohl in die V. cordis magna als auch in die V. cordis media von der eroffneten rechten Vorkammer aus eingefuhrt. Da sich jedoch nach den ersten Injektionen herausstellte, dai3 die Injektionsmasse durch Anastomosen von der V. cordis magna in die V. cordis media und umgekehrt iibertrat, wurde zur Vereinfachung des Verfahrens letztere in der Nahe ihres Ursprunges aus dem

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Sinus coronarius unterbunden und die Fiillung der Herzvenen allein von der V. cordis magna aus vorgenommen. Die V. hemiazygos mui3te in jedem Fall unterbunden werden, um ein Ausweichen der Injektionsmasse aus der V. cordis magna nach dahin zu verhindern. Das Einbinden der durch den Sinus coro- narius in den kurzen Stamm der V. cordis magna eingefuhrten Kaniile bereitete einige Schwierigkeiten.

A h Injektionsmasse wurde sowohl das von SCHUMMER (26, 27) bereits 1937 in die Korrosionsanatomie eingefuhrte P 1 a s t o i d ') als auch das Gummiinjektionsmittel L a t e x 2) verwandt. Die Herstellung des gebrauchs- fertigen Plastoids wurde nach den Angaben SCHUMMER'S (26,27) durchgefiihrt. Es kam in den Farben rot und blau zur Anwendung. Das farblose Latex wurde durch Einruhren von gewohnlichen roten und blauen Farbpulvern, die n i h t saurehaltig sein diirfen, ebenfalls gefarbt. Um ein Ausflocken oder Ver- klumpen des diinnfliissigen Latex zu verhindern, wurden die Farbpulver zu- nachst mit Ammoniak angeriihrt und dann das Latex unter Riihren zugesetzt. Die Menge des Farbpulvers richtet sich nach der gewiinschten Farbintensitat. Die Herstellung und Eindickung der Latex-Injektionsmasse erfolgte nach den Angaben von NEUMAYER (19). Fur die Injektion des Latex wurden Injektions- spritzen mit Gummikolben verwandt, die sich leicht durch Ausspiilen mit Leitungswasser reinigen lassen. Die Injektion mit Latex gelang sehr leicht, WO- bei geringgradige Gefai3massage in der Injektionsrichtung den Vorgang be- schleunigte. Durch Defekte in der Gefai3wand austretendes Latex liei3 sich durch Aufdriicken eines mit Eisessig getrankten Tupfers sofort in eine gummi- ahnliche Masse umwandeln, wodurch der Defekt gewohnlich geschlossen war. Nach der Injektion wurden die Herzen in 3 %igem Formalin, dem eine geringe Menge Eisessig zugesetzt war, eingelegt. Nach wenigen Tagen war das Latex verfestigt und die Herzen zur praparatorischen Bearbeitung geniigend fixiert.

Fur die Plastoidinjektionen wurden nur Recordspritzen mit Metallkolben und weitem ,,Veterinarkonus" verwandt. Am geeignetsten erwiesen sich Spritzen von 5 und 10 ccm Inhalt, da bei ihnen Zylinderweite und Ausflui3- offnung in einem optimalen Verhaltnis zueinander stehen. Nach Gebrauch wurden die Spritzen in Benzol gereinigt und auch darin aufbewahrt. Das Harten des Plastoids und die Korrosion der Praparate geschah nach den von SCHUMMER (26, 27) angegebenen Richtlinien. Der Vorteil der Plastoidinjektion besteht darin, dai3 der Arbeitsgang des Praparierens fortfallt und auch die Kapillaren dargestellt werden. Zur Darstehng der groberen Gefaflverhalt- nisse geniigt jedoch die Latexinjektion, wobei allerdings die miihevolle Arbeit der Gefaflpraparation in Kauf genommen werden mufl. Bei den hier durch- gefuhrten Untersuchungen erganzten sich beide Verfahren sehr sinnvoll.

An den meisten Herzen wurden sowohl Arterien als auch Venen, an einigen nur die Arterien, an anderen nur die Venen injiziert.

Beziiglich der Nomenklatur wurden die Bezeichnungen von PREUSS (21) angewandt, wie dies auch in den Arbeiten von LUCKE (13) und RICKERT (23) schon geschehen ist. Nach diesem Vorgehen erfolgt die Benennung der Gefai3e ihrer Verlaufsrichtung entsprechend nach Abschnitten und Teilorganen des Herzens, wobei die Links-Rechtsbezeichnungen sich nur auf die beiden Herz- halften beziehen. Die Kennzeichnung der Venen richtet sich nach den Namen der gleichlaufenden Arterien bzw. nach dem gemeinsamen Versorgungsbereich. Nahere Einzelheiten betr. der Nomenklatur am Herzen sind den Arbeiten von PREUSS (21, 22) zu entnehmen.

l) Hersteller: Riihm u. Haas, Chemische Fabrik, Darmstadt. *) Hersteller: Klentte & Co., Export-Importges., Hamburg.

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Die Blutgefafiversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege

F o l g e n d e A b k i i r z u n g f e n f i n d e n in d i e s e r A r b e i t V e r w e n d u n g :

A. = Arteria V. = Vena R. = Ramus A. coron. sin. = A. coronaria sinistra A. coron. dext. = A. coronaria dextra R. circumfl. sin. = R. circumflexus sinister R. ventric. sin. prox. = R. ventricularis sinister proximalis R. marg. obt. = R. marginis obtusi R. ventric. sin. dist. = R. ventricularis sinister distalis R. atr. sin. prox. = R. atrialis sinister proximalis R. atr. sin. intermed. = R. atrialis sinister intermedius R. atr. sin. dist. = R. atrialis sinister distalis R. desc. subsin. = R. descendens subsinuosus R. ventric. dexr. = R. ventricularis dexter R. desc. paracon. = R. descendens paraconalis R. collat. prox. = R. collateralis proximalis R. collat. dist. = R. collateralis distalis R. ventric. dext. prox. = R. ventricularis dexter proximalis R. marg. acuti = R. marginis acuti R. ventric. dext. dist. = R. ventricularis dexter distalis R. atr. dext. prox. = R. atrialis dexter proximalis R. atr. dext. interned. = R. atrialis dexter intermedius R. atr. dext. dist. = R. atrialis dexter distalis R. sept. ventric. = R. septi ventriculorum

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111. BlutgefHBe des Rinderherzens

Wie bekannt, hat das R i n d e r h e r z die Form eines scitlich zusammen- gedriickten Kegels mit breiter dorsaler Basis und ventraler Spitze. Seine Hohe vom Sulcus coronarius bis zur Herzspitze gemessen betragt im Mittel 17,O cm, seine Basisbreite 12,O cm, sein Umfang unterhalb der Kranzfurche etwa 38,O cm. Fs besitzt eine rechte Flache = Facies dextra s. atrialis, eine linke Flache = Facies sinistra s. auricularis, einen kraniaIen Rand = Margo acutus und einen kaudalen Rand = Margo obtusus. Auger der linken Langsfurche = Sulcus longitudinalis sinister s. Sulcus interventricularis paraconalis und der rechten Langsfurche = Sulcus longitudinalis dexter s. Sulcus interventricu- laris subsinuosus ist am Rinderhcrzen eine dritte Langsfiirche = Sulcus inter- medius s. Sulcus cordis caudalis ausgebildet. In dem fibrosen Aortenring sind zwei Herzknochen = Ossa cordis eingelagert, von denen der rechte 3,0--6,0 cm, der linke etwa 2,O cm lang ist. In den Kranz- und Langsfurchen verlaufen die grofien Blutgefafie des Herzens. Sie sind in umfangreiche Lager subepikar- dialen Fettgewebes eingebettet. Dariiber hinaus kommt am Rinderherz in reichlicher Menge subepikardiales Fettgewebe am Herzteil der Aorta und der A. pulmonalis und an der rechten Seite beider Vorkammern vor.

A. ARTERIEN

Die arterielle Vaskularisation des Rinderherzens geschieht durch die A. coronaria sinistra und die A . coronaria dextra, die in Hohe der Semilunar- klappentaschen aus der Aortenwurzel hervorgehen. Im Gegensatz zum Schwein und an,deren Haussaugetieren ist beim Rind die A. coron. sin. grijf3er als die A. coron. dext.

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a) D i e A r t e r i a c o r o n a r i a s i n i s t r a Die A. coron. sin. (Abb. 1/1; 2/1) entspringt mit einer weiten 23ffnung aus

der Aortenwurzel im Bereiche der linken Semilunarklappe. Ihr kurzer starker Starnm verlauft zunachst zwischen der linken Vorkammer und der Wurzel der A. pulmonalis, dieser dicht benachbart. Sie teilt sich nach 1-2,O cm Verlauf, u n t e r dem Bogen der V. cordis magna gelegen, rechtwinklig in zwei Kste, den R. circumflexus sinister und den R. descendens paraconalis. Nur in einem Falle verlief die Arterie ii b e r der V. cordis magna.

Abb. 1. Basis eines Rinderherzens nach Abtragung der Vorkammern. a? b, c Valvulae aortae (a Velum semilunare sinistrum, b Velum semilunare dextrum, c Velum sendunare septale), d, e, f Valvulae arteriae pulmonalis (d Velum semilunare sinistrum, e Velum semilunare dextrum, f Velum semilunare intermedium), g, h Valvula biscuspidalis ( g Cuspis septalis, h Cuspis parietalis), i, k, 1 Valvula tricuspidalis (i Cuspis septalis, k Cuspis parietalis, 1 Cuspis angularis), m Septum atriorum, n Conus arteriosus, o Margo acutus, p Margo obtusus, q Sulcus interventricularis paraconalis, r Sulcus interventricularis subsinuosus. 1 A. coron sin., 2 ihr R. desc. paracon., 3, 3 ihr R. circumfl. sin., 4 R. ventric. sin. prox. des R. circumfl. sin. bzw. der V. cordis magna, 5 R. marg. obt. des R. circumfl. sin. bzw. der V. cordis magna, 6 R. ventric. sin. dist. des R. circumfl. sin. bzw. der V. cordis caudalis, 7 R. atr. sin. prox. des R. circumfl. sin., 8 A. coron. dext., 8' ihr R. circumfl. dext., 9 V. coni arteriosi, 10 A. adiposa der A. coron. dext. bzw. V. adiposa, 11 R. ventric. dext. prox. der A. coron. dext. bzw. V. ventric. dext. prox., 12 R. marg. acuti der A. coron. dext. bzw. V. marg. acuti, 13 R. ventric. dext. dist. des R. circumfl. dext., 14 R. atr. dext. prox. der A. coron. dext., 15 Uffnung des Sinus coronarius, 16 Sinus coronarius, 17 Stelle der Ein- miindung der V. hemiazygos in den Sinus coron., 18 V. cordis caudalis, 19 V. cordis magna, 20 ihr R. desc. paracon., 21 V. cordis media, 22 V. ventric. dext. dist., 23 R. atr. sin.

intermed. des R. circumfl. sin., 24 R. atr. sin. dist. des R. circumfl. sin.

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Die BlutgefaBversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 781

1. D e r R a m u s c i r c u m f l e x u s s i n i s t e r (Abb.1/3; 2/3; 3/1) ist kraftiger als der R. desc. paracon. (Abb. 2 4 . Er verlauft geschlangelt kaudal und etwas distal im Sulcus coronarius sinister direkt unter der V. cordis magna um die linke Herzkammer herum, von deren Herzohr er z. T. verdeckt wird. Am Margo obtusus uberkreuzt die Arterie den Kaudalrand des Herzens unter

I<

Abb. 2. Arterien und Venen der Facies auricularis eines Rinderherzens. A rechtes Herzohr, l3 linkes Herzohr, C Margo acutus, D Margo obtusus, E Ventriculus drxter, F Ventriculus sinister, G Sulcus interventricularis paraconalis, H Conus arteriosus, I Sukus coronarius sinister, K Apex cordis, L Incisura apicis. a Arcus aortae, b Truncus brashiocephalicus com- munis, c A. pulmonalis, d Lig. arteriosum Botalli, e V. hemiazygos, f linke Lungenvene, g V. cava cranialis, h V. costocervicalis. 1 A. coron. sin., 2, 2 ihr R. desc. paracon. mit Asten zu beiden Ventrikeln, 3 ihr R. circumfl. sin., 4 R. ventric. sin. prox. des R. circumfl. sin. bzw. der V. cordis magna, 5 R. marg. obt. des R. circumfl. sin. bzw. der V. cordis magna, 6 A. adiposa der A. coron. sin. und V. adiposa, 7 R. collat. prox. des R. desc. paracon. der A. coron. sin. bzw. der V. cordis magna, 8 R. collat. dist. des R. desc. paracon. der A. coron. sin. bzw. der V. cordis magna, 9 A. adiposa der A. coron. dext. bzw. V. adi- posa, 10 R. ventric. dext. prox. der A. coron dext., 11 V. cordis magna, 12 ihr R. desc. paracon. mit &ten zu beiden Ventrikeln, 13 V. cordis caudalis trit ihren Asten zum linken

der V. cordis caudalis zur Facies atrialis des Herzens hin. Am Sulcus inter- ventricularis subsinuosus angelangt, biegt der R. circumfl. sin. herzspitzenwarts ab und lauft nunmehr als R. descendens subsinuosus (Abb.3f2) in dieser Furche bis zur Herzspitze. Die Arterie, in Fettgewebe eingebettet, liegt, wie

Ventrikel, 14 R. septi ventriculorum d. V. cordis magna

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Abb. 2a (links). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria sinistra eines Rinder- hertens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. sin.; 2 R. circumfl. sin.; 3 R. desc. paracon.; 4 R. ventric. sin. prox.; 5 R. inarg. obt.; 6 R. ventric. sin. dist.; 7 R. desc. subsin.; 8 R. ventric. dext.; 9 R. atr. sin. prox.; 10 R. atr. sin. intermed.; 11 R. atr. sin. dist.; 12 R. collat. prox.; 13 R. collat. dist.; 14 A. adiposa der A. coron. sin.; 15 R. septi ventri- culorum. Der R. circumfl. sin. (2) und der R. desc. paracon. (3) geben nur wenige unbenmnte Seitenaste ab. Aus dem Teilungswinkel der A. coron. sin. (1) nimmt eine zusatzliche un- benannte Arterie ihren Ursprung. Der R. ventric. sin. dist. ( 6 ) und der R. collat dist. (13) sind sehr stark, der R. ventric. dext. (8) hingegen nur sehr schwach ausgebildet. Der

R. circumfl. sin. (2) und der R. desc. paracon. (3) sind sehr stark geschlangelt

Abb. 2 b (rechts). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria sinistra eines Rinder- herzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. sin.; 2 R. circumfl. sin.; 3 R. desc. paracon.; 4 R. ventric. sin. prox.; 5 R. marg. obt.; 6 R. ventric. sin. dist.; 7 R. desc. subsin.; 8 R. ventric. dext.; 9 R. atr. sin. prox.; 10 R. atr. sin. intermed.; 11 R. atr. sin. dist.; 12 R. collat. prox.; 13 R. collat. dist.; 14 A. adiposa der A. coron. sin.; 15 R. septi ventri- culorurn. Der R. circumfl. sin. (Z), der R. desc. paracon. (3) und der R. drsc. subsin (7) sind nur geringgradig geschlangelt, geben aber mehr unbenannte Seitenaste ab, als dies in der RegeI der Fa11 ist. Der R. collat. prox. (12) ist sehr lang, der R. collat. dist. (13) sehr kurz. Der R. marg. obt. (5) und der R. ventric. sin. dist. (6) entspringen mit einem gemein- samen Stamm. Der R. ventric. sin. prox. (4) und der R. ventric. dext. (8) sind sehr stark

verastelt

schon erwahnt, mit ihrem Anfangsteil direkt unter der V. cordis magna, um dann aber allmahlich bis zum Sinus coronarius von ihr distal abzuweichen. Der R. circumfl. sin. entlai3t zwischen seinem Ursprung und dem Ubergang in den R. desc. subsin. bis zu 10 fur die Wand der linken Kammer und Vorkammer bestimmte Gefai3e, von denen drei gewohnlich starker ausgebildet sind. Die kleineren Zweige verlieren sich mit ihren Endaufteilungen alsbald in der Muskulatur. Die drei groi3eren hingegen erstrecken sich mehr oder weniger weit an und in der Wand des linken Ventrikels in Richtung auf die Herz- spitze zu.

der R. marginis obtusus und der R. ventricularis sinister distalis.

R. atrialis sinister intermedius und der R. atrialis sinister distalis.

Vom Ramus circumflexus sinister gehen ab: Zur Wand der linken Kammer der R. ventricularis sinister proximalis,

Zur Wand der linken Vorkammer der R. atrialis sinister proximalis, der

Xste zur Wand der linken Kammer

Der R. ventricularis sinister proximalis (Abb. 114; 214) ist der erste be- nannte Ast des R. circumfl. sin. fur die linke Kammer. Er entspringt kurz n a h dessen Beginn und ist starker und groi3er als die folgenden beiden benannten Xste. Er verlauft geschlangelt schrag distal und ein wenig kaudal in Richtung zur Herzspitze, gabelt sich meistens spitzwinklig in zwei nahezu gleichgroi3e

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Die Blutgefai3versorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 783

Xste und wird in seinem ganzen Verlauf von zwei Venen begleitet. Die Arterie gibt zu lbeiden Seiten zahlreiche kleinere Aste fur die Versorgung der kaudalen Wandabschnitte der linken Kammer ab.

Der Ramus marginis obtusi (Abb. 115; 215) entspringt etwas vor dem Margo obtusus aus dem R. circumfl. sin. Er ist der kleinste der benannten Xste und wird an seinem Ursprung oberflachlich von der gleichnamigen Vene ge- kreuzt. Er verlauft distal und ,ein wenig kranial etwa parallel zum hinteren

Abb. 3. Arterien und Venen der Facies atrialis eines Rinderherzens. A Atrium dextrum, B, B Atrium sinistrum, C Margo acutus, D Margo obtusus, E Ventriculus dexter, F Ven- triculus sinister, G Sulcus interventricularis subsinuosus, H Sinus venarum cavarum, I Sulcus coronarius dexter, K Apex cordis, L Incisura apicis. a Arcus aortae, b Truncus brachiocephalicus communis, c, c, c, c Aste der A. pulmonalis, d, d, d, d Vv. pulmonales, e V. hemiazygos, f V. cava caudalis, g V. cava cranialis, h V. costocervicalis. 1 R. circumfl. sin. der A. coron. sin., 2 R. desc. subsin. der A. coron. sin. mit seinen Asten zum rechten Ventrikel, 3 Endaste des R. desc. paracon. der A. coron. sin. bzw. der V. cordis magna, 4 R. ventric. sin. dist. des R. circumfl. sin., 5 R. atr. sin. intermed. des R. circumfl. sin., 6 R. atr. sin. dist. des R. circumfl. sin., 7 R. ventric. dext. des R. desc. subsin., 8 R. circumfl. dext. der A. coron. dext., 9 sein R. marg. acuti, 10 sein R. ventric. dext. dist. bzw. V. vent+. dext. dist., 11 sein R. atr. dext. intermed., 12 sein R. atr. dext. dist., 13 Sinus coronarius, 14 V. cordis media mit ihren Asten zu beiden Ventrikeln, 15 ihr R. ventric. sin. dist., 16 V. cordis magna, 17, 17 V. cordis caudalis, 18, 18 ihr R. ventric. sin. dist., 19 Endaste der V. cordis caudalis bzw. des R. collat. prox. des R. desc. paracon. der

A. coron. sin.

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Herzrand. Nach kurzem Verlauf gabelt er sich in zwei gleichstarke Aste und versorgt den Margo obtusus sowie den kaudalen Teil der Wand der linken Kammer.

Der R a m u s ventricularis sinister distalis (Abb. 116; 314) besitzt meistens den gleichen Verlauf wie die vorhergenannten h e , ist aber etwas gro8er und

Abb. 3 a (links). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria dextra eines Rinderherzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. dext.; 2 R. circumfl. dext.; 3 A. adiposa der A. coron. dext.; 4 R. ventric. dext. prox.; 5 R. rnarg. acuti; 6 R. ventric. dext. dist.; 7 R. atr. dext. prox.; 8 R. atr. dext. intermed.; 9 R. atr. dext. dist. Der K. circumfl. dext. (2) ist an seinem Ende sehr stark verastelt. Der R. ventric. dext. dist. ( 6 ) ist nur sehr schwach. Zwischen der sehr groflen A. adiposa (3) und dem R. ventric.

dext. prox. (4) ist eine zusatzliche unbenannte Arterie ausgebildet

Abb. 3 b (rechts). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria dextra eines Rinderherzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. drxt.; 2 R. circumfl. dext.; 3 A. adiposa der A. coron. dext.; 4 R. ventric. dext. prox.; 5 R. mug . acuti; 6. R. ventric. dext. dist.; 7 R. atr. dext. prox.; 8 R. atr. dext. intermed.; 9 R. atr. dext. dist. Der R. ventric. dext prox. (4) und der R. marg. acuti (5), die beide sehr stark verastelt sind, entspringen mit einem gerneinsamen Stamm. Zwischcn dem R. marg. acuti (5) und dem R. ventric. dext. dist. ( 6 ) ist eine zusatzlichc unbenannte Arteric ausgebildet. Der R. atr.

dext. dist. (9) ist nur sehr schwach

Ianger und entspringt etwa 1,0 cm nach dem Abgang des R. marginis obtusi. In zwei Fallen hatten beide einen gemeinsamen Stamm. In schiefer Richtung verlauft der R. ventr. sin. dist. etwas kranio-distal zwischen dem R. marg. obt. und dem R. desc. subsin. In den meisten Fallen gabelt er sich spitzwinklig in zwei ungleiche Aste, endet ein wenig proximal der Herzspitze und versorgt einen Teil der Facies atrialis der linken Kammer. Kleinere Aste bilden Anastomosen mit Asten des R. desc. subsin.

Die drei vorgenannten Arterien sind eine kurze Strecke von ihrem Ursprung aus zunachst von Fettgewebe bedeckt, um sich dann in die Musku- latur einzubetten.

Xste zur Wand der linken Vorkammer

Der R a m u s atrialis sinister proximalis (Abb. 117) verlai3t den R. circumfl. sin. 0,5-1,O cm nach dessen Ursprung aus der A. coron. sin. Er verlauft kaudal ansteigend zwischen der linken Vorkammer und der A. pulmonalis und ist zum Teil von dem linken Herzohr iiberdeckt. Nach kurzem Verlauf gabelt er sich in zwei ungleiche Aste; d e r k 1 e i n e r e A s t lauft kranial zur rechten Seite in den Raum zwischen der Aortenwurzel und der A. pulmonalis und

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Die Blutgefafiversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 785

endet unter Anastomosenbildung mit einem Ast der A. coron. dext. D e r g r o 13 'e r e A s t zieht, badeckt von dem linken Herzohr, zwischen der linken Vorkammer und der Aortenwurzel zur Wand der re&ten Vorkammer und zum rechten Herzohr, wo er sich aufgabelt. Aus seinem Anfangsabsdmitt gibt er einen Ast ab, der im Sulcus coronarius sinister verlauft und mit einem Ast des R. atr. sin. intermed. anastomosiert. Ein weiterer Ast verlauft in der

4

E f

Abb. 4. Arterielle Versorgung des Septum ventriculorum vom Rind, linke Seite. Das Septum ventriculorum ist in der Bildmitte noch nicht freigelegt, sondern no& von Endokard bedeckt. A Atrium dextrum, B linkes Herzohr, C septaler Papillarmuskel, D, D Septum ventricu- lorum, E Apex cordis. a A. pulmonalis, b, b rechte Lungenvenen, c V. hemiazygos. 1 A. coron. sin., 2 ihr R. circumfl. sin., 3 ihr R. desc. paracon., 4, 4, 4 dessen Hste zum Kammerseptum, 5 R. desc. subsin. der A. coron. sin., 6, 6, 6 dessen Aste zum Kammer- septum, 7 R. collat. prox. des R. desc. paracon., 8 K. collat. dist. des R. desc. paracon., 9 A. adiposa der A. coron.'sin., 10 R. ventric. sin. prox. des R. circurnfl. sin., 11 R. marg. obt. des R. circumfl. sin., 12 R. ventric. sin. dist. des R. circumfl. sin., 13 Sinus coronarius,

Abb. 5. Arterielle Versorgung des Septum ventriculorum vom Rind, rechte Seite. A Atrium dextrum, B rechtes Herzohr, C unterer septaler Papillarmuskel, D, D Septum ventriculorum, E Apex cordis, F oberer septaler Papillarmuskel. a Arcus aortae, b V. cava caudalis, c V. cava cranialis. 1 R. circumfl. sin. der A. coron. sin., 2 R. desc. subsin. der A. coron. sin., 3 R. desc. paracon. der A. coron. sin., 4,4 Aste des R. desc. subsin. an Septum und Papillarmuskel, 5 R. septi ventric. des R. desc. paracon. mit seinen Hsten fur Septum und Papillarmuskel,

6 A. adiposa der A. coron. sin., 7 R. ventric. dext. des R. desc. subsin.

Zentralblatt fur Veterini'rmedizin, Band V, Heft 8 53

14 V. cordis magna, 15 V. cordis caudalis

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786 HAMID HEGAZI

Furche zwischen linker und rechter Vorkammer in Rihtung auf die Einmun- dungsstelle der V. hemiazygos in den Sinus coronarius (Abb. 1/17) und anasto- mosiert ebenfalls mit Asten des R. atr. sin. intermed. (Abb. 117). Der R. atr. sin. prox. versorgt mit seinen Asten die Aortenwurzel, die A. pulmonalis, die Wand der linken Vorkammer und deren Herzohr, die Vv. pulmonales, die vordere Hohlvene, die hintere Hohlvene und die Wand und das Herzohr der rehten Vorkammer. I n seinem Falle entsprangen sein groi3er und sein kleiner Ast selbstandig aus dem R. circumfl. sin.; letzterer gab Astchen an die Ossa cordis und die Aortenwurzel ab.

Der Ramus atrialis sinister indermedius (Abb. 3/5; 1/23) ist kleiner als der vorgenannte Ast. Er entspringt etwa am Margo obtusus aus dem R. circumfl. sin., lauft aufsteigend kaudal, ist z. T. voni linken Herzohr und von der V. cordis magna bedeckt und tritt im weiteren Verlauf zwischen V. hemiazygos und V. cordis magna. Bedeckt vom linken Herzohr bildet er, wie schon erwahnt, Anastomosen mit dem R. atr. sin. prox., nachdem er vorher einen Ast kranial in die Koronarfurche entsandt hat. Dieser anastomosiert mit einem anderen Ast des R. atr. sin. prox. Der R. atr. sin. intermed. versorgt die Umgebung der linken Kranzfurche, die Wand der linken Vorkammer mit ihrem Herzohr und jene der Venae pulmonales.

Nur in einem Falle verlief die Arterie ni&t wie sonst unter, sondern iiber der V. cordis magna.

Der Ramus atrialis sinister distalis (Abb. 316; 1/24). Als letzter benannter Vorkammerast geht der R. atr. sin. dist. in Hohe der Einmundung dRr V. cordis magna in den Sinus coronarius aus dem R. circumfl. sin. hervor. Er ist wesentlich kleiner als die beiden vorgenannten, lauft kranial aufsteigend zur Wurzel der hinteren Hohlvene und verzweigt sich in zahlreiche Wstchen, die sich an der Versorgung des Sinus coronarius, der Umgebung der linken Kranzfurche, der Wand der linken und rechten Vorkammer, ider Wurzel der hinteren Hohlvene sowie des Sept. atriorum beteiligten. Manchmal sind die Astchen zum Sept. atriorum selbstandig, indem sie unmittelbar vom R. circumfl. sin. entspringen. Nur in einem Fall'e entsprangen der R. atr. sin. dist. und der R. atr. sin. intermed. gemeinsam vom R. circumfl. sin.

2. D e r R a m u s d e s c e n d e n s s u b s i n u o s u s (Abb.3/2; 415; 5/21 ist, wie schon fruher erwahnt, die direkte Fortsetzung des R. circumfl. sin. im Sulcus interventricularis subsinuosus und verlauft in dieser Furche bis zur Herzspitze. Anfangs ist die Arterie eine kurz,e Strecke von der V. cordis media iiberlagert und zieht dann neben der Vene herzspitzenwarts. Nur in einem Falle war die Arterie in ihrem ganzen Verlauf von der Vene bedeckt. Sie endet kurz vor der Herzspitze, mit Asten des R. descend. parac. - dem anderen absteigenden Ast der A. coron. sin. - anastomosierend (Abb. 313).

In seinem Verlauf gibt der R. desc. subsin. eine groi3ere Zahl zum Teil benannter, zum Teil unbenannter Aste ab.

Unbenannte Aste

Zur Wand der rechten Kammer werden 5-8 starkere, parallel zuein- ander kranio-distal verlaufende Kste abgegeben, von denen die ersten beiden mit Asten der A. coron. dext. anastomosieren. Die Kste versorgen die Um- gebung des Sulcus interventricularis subsinuosus und einen grof3en Teil der rechten Kammerwand. Zur Wand der linken Kammer verlaufen 4-5 s e h r k 1 e i n e Zweige. Sie versorgen den an die rechte Langsfurche grenzenden Wandstreifen des linken Ventrikels und einen kleinen Teil der linken Kammerwand.

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Die Blutgefaflversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 787

Benannte Xste

Als erster benannter Ast ist hier der Ramus ventricularis dexter zu be- zeichnen (Abb. 317). Er geht, bedeckt von der V. cordis media, am Ubergang des R. circumfl. sin. der A. coron. sin. in den R. desc. subsin. hervor. Nach kurzem Verlauf in Richtung der hinteren Hohlvenenwurzel gabelt er sich in zahlreiche Zweige, welche mit Asten der A. coron. dext. anastomosieren. Der R. ventric. dext. versorgt in seinem Bereich die Wand des Sulcus coronarius dexter und einen Teil der rechten Kamrnerwand. Ferner gibt er einen oder zwei Aste fur die Versorgung des Septum atriorum unld einen bis zwei Aste fur die Versorgung des !Septum ventriculorum ab.

Die Rami septi ventriculorum (Abb. 416; 514) sind ungefahr 5-8 Aste, die uber den ganzen R. desc. subsin. verteilt, rechtwinklig aus diesem ent- springen und in die Kammershleidewand cindringen; sie entsprechen in Ver- lauf und Lange etwa den septalen Asten des R. desc. paracon. Sie versorgen ihrem Ursprung gemai3 den ganzen an den Sulcus interventricularis sub- sinuosus angrenzenden peripheren Scheidewandstreifen.

3. D e r R a m u s d e s c e n l d e n s p a r a c o n a l i s (Abb. 112; 212; 413; 513). Der R. desc. paracon. ist die direkte Fortsetzung der A. coron. sin., nach- dem diese ihren R. circumfl. sin. abgegeben hat. Er durchlauft gesdangelt den Sulcus interventricularis paraconalis und endet an der Incisura apicis, wo er si& gabelt und mit Asten des R. desc. subsin. anastomosiert. Die Arterie wird zunachst von der V. cordis magna bedeckt und begleitet diese dann kranial, anschlieaend kaudal.

Die Arterie gibt u n b e n a n n t e Kste und nur e i n e n b e n a n n t e n Ast zur Wand der rechten und linken Kammer und ebenso auch Zweige an das Septum ventriculorum ab.

Xste zur Wand der techten Kammer

Auf die ganze Lange des absteigenden Astes der A. coron. sin. verteilt, zweigen die 6-8 klcinen u n b e n a n n t e n Aste zur Wand der rechten Kammer ab. Sie versorgen den Waltdteil des rechten Ventrikels in unmittel- barer Nahe des Sulcus interventricularis paraconalis.

Als einziges b e n a n n t e s Gefai3 gibt der R. desc. paracon. unmittelbar nach seinem Beginn die A . adiposa (Abb. 216) ab. Die* wird von BANCHI (1,2) A. adiposa sinistra genannt, weil sie aus einem Ast der 1 i n k e n Kranzarterie hervorgeht. Nach PREUSS (22), der die Herzgefai3e nach den Herzabschnitten, zu denen sie hinziehen, benennt, miii3te diem Gefai3 A. adiposa dextra heii3en. Urn Verwechslungen vorzubeugen, m a h t PREUSS den Vorschlag, unter Hinzu- fiigung des Stammgefai3es nur die Bezeichnung A . adiposa anzuwenden, dem hier entsprochen werden soll.

Die Arteria adiposa (Abb. 216) verlauft kranial in Richtung auf den Conus arteriosus zu. Nach kurzem Verlauf gabelt sie s i h in zwei Aste, die wiederum kleine Zweige nach beiden Seiten zur Versorgung des Conus arteriosus, des umgebenden Fettgewebes und des Sulcus coronarius dexter ab- geben. Ferner sind Aste vorhanden, die mit dem entsprechenden, von der A. coron. dext. stammenden Gefai3 der anderen Seite auf dem Conus arteriosus anastomositeren (Abb. 2).

Xste zur Wand der linken Kammer

Die u n b e n a n n t e n A s t e zur Wand der linken Kammer variieren hinsichtlich Zahl, Groi3e und Verlauf. Nur den grofieren, mehr apikal ge-

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legenen ist gemeinsam, dai3 sie konvergierend der Herzspitze zustreben und diese in der Mehrzahl der Falle auch erreichen.

Zwei Aste werden als Ramus collateralis proximalis (Abb. 2 / 7 ) und R. collateralis distalis (Abb. 2 / 8 ) benannt. Der sehr kraftige R. collateralis proximalis entspringt nicht weit von dem Ursprung des Hauptgefai3es entfernt. Er lauft kaudo-ventral zum Margo obtusus des Herzens, wo er ein wenig proximal der Herzspitze mit mehreren Asten endet, die mit dem R. ventric. sin. prox., R. desc. subsin. und anderen Asten des R. desc. paracon. anastomo- sieren. In seinem Verlauf gibt dieser Ast zahlreiche kleinere Zweige nach beiden Seiten fur die Versorgung der Wand der linken Kammer ab. In zwei Fallen ging er aus dem Winkel zwischen den beiden Hauptasten der A. coron. sin. hervor.

Der Ramus collateralis distalis (Abb. 2 / 8 ) ist kleiner als die vorgenannte Arterie. Er entspringt ungefahr von der Mitte des Hauptgefafles. Wie das vor- genannte Gefai3 lauft auch er nach distal gerichtet zum Margo obtusus des Herzens, wo er an der Herzspitze endet und mit Asten des R. collat. prox. anastomosiert. In seinem Verlauf gibt er wenige grof3ere und zahlreiche kleinere Zweige ab, welche den entsprechenden Abschnitt der linken Kammer- wand und die Herzspitze versorgen. Er anastomosiert auch mit anderen Asten des R. desc. paracon.

Aste zum Septum ventriculorum

U n b e n a n n t e A s t e (Abb. 44) . Der R. desc. paracon. entsendet zahlreiche, etwa gleich starke Aste in die

Herzkammerscheidewand. Ihre Zahl betragt etwa 13-16, und sie gehen in Abstanden von 1,0-1,5 cm aus dem R. desc. paracon. hervor. Von ihnen wird ein etwa 3-5 cm breiter, dem Sulcus interventricularis paraconalis benach- barter Streifen des Septums versorgt.

Als benanntes Gefai3 der Kammerscheidewand geht unmittelbar aus dem Anfangsteil des R. desc. paracon. der R. septi ventriculorum hervor (Abb. 5/5). Er zweigt vom Hauptgefafl kurz nach dessen Ursprung aus der A. coron. sin. ab und tritt unmittelbar in das Septum in Richtung auf die rechte Herzkammer ein. Nach kurzem Verlauf gabelt er sich in drei Zweige. Der proximale ver- lauft kranial aufsteigend, tritt in den M. pap. subarteriosus ein und gibt hier zahlreiche Aste ab. Ein zweiter kleinerer Ast lauft unmittelbar in das Septum, um sich hier zu verzweigen. Der dritte groi3ene Ast ist als Fortsetzung des Hauptgefafies anzusehen. Mit geschlangeltem Verlauf zieht er distal und kranial in Richtung auf die Herzspitze und endet unter Abgabe zahlreicher Aste in den Mm. papillares parvi. Wahrend seines Verlaufes gibt er nach beiden Seiten etwa 10 Astchen ab, die unter Abgabe zahlreicher kleinerer Zweige miteinander anastomosieren und das Septum versorgen.

In einem Fall waren an Stelle des R. septi ventriculorum zwei selbstan- dige septale Arterien vorhanden. Der proximale der Aste versorgte den M. pap. subarteriosus. Der distale verzweigte sich im Septum ventriculorum, ohne sich jedoch an der Versorgung der Mm. papillares parvi zu beteiligen.

b) D i e A. c o r o n a r i a d e x t r a (Abb.l/8; 3 / 8 ) Die A . coronaria dextra besteht bei Mensch und Pferd (SCHUBERT [25])

und Schwein (RICKERT [ 2 3 ] ) aus zwei Abschnitten, und zwar einem entlang der rechten Koronarfurche verlaufenden Teilabschnitt und einem in dem Sulcus interventricularis subsinuosus weiterziehenden Ast. Somit setzt sich beim Menschen und den vorgenannten Haussaugetieren die A. coronaria dextra

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Die Blutgefaflversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 789

aus dem Ramus circumflexus dexter und dem Ramus descendens subsinuosus zusammen. Nach LUCKE (13) ist beim Hund der distale Abschnitt nicht aus- gebil'det, so dai3 die rechte Herzarterie nur aus dem Ramus circumflexus dexter besteht. Ein ahnliches Verhalten konnte i& auch beim Rind feststellen. Hior ist die A. coronaria dextra vie1 kleiner als die A. coronaria sinistra. Sie er- reicht den Sulcus interventricularis subsinuosus nicht, sondern beschrankt sich nur auf den Sulcus coronarius dexter und liefert damit auch hier nur den Ramus circumflexus dexter.

Die Arterie entspringt aus dem Sinus aortae im Bereich der rechten Klappentasche, etwas in Richtung auf das Velum semilunare sinistrum ver- schoben. Sie verlauft zunachst kraniodistal in Richtung auf den Margo acutus, biegt nach rechts ein und erreicht so die rechte Kranzfurche. In dieser umlauft sie die rechte Vorkammer, wird zum Teil vom rechten Herzohr bedeckt und gibt kurz vor dem Sulcus interventricularis subsinuosus ihre Endzweige ab, die Anastomosen mit ksten des R. ventric. dext. und jenen des R. desc. subsin. der A. coron. sin. bilden.

In ihrem Verlauf gibt die A. coronaria dextra ab:

Unbenannte Xste

Nur wenige kleine unbenannte Hste versorgen die Umgebung des Sulcus coronarius dexter und die Wand der rechten Vorkammer, zahlreihe groi3ere Kste hingegen die Wand der rechten 'Kammer.

Benannte Xste zur Wand der rechten Kammer

Die A. adiposa (Abb. 1/10; 2 /9 ) ist das erste aus der A. coron. dext. stammende, in Richtung lauf die Wand der rechten Kammer ziehende Gefak Diese Arterie ist starker und groi3er als die A. adiposa der A. coron. sin. In den meisten Fallen besitzt sie einen gemeinsamen Stamm mit zwei groi3eren ksten. Der proximabe Ast ist kleiner als der Idistale. Beide gabeln sich in zwei Zweige auf. Von ihrem Ursprung lauft sie kranial und distal zur linken S i t e auf den Conus arteriosus, wo sie regelmai3ig mit der A. adiposa der A. coro- naria sinistra anastomosiert. Sie gibt zahlreiche kleinere kste fur die Ver- sorgung der Umgebung der rechten Kranzfurche zwishen rechter Kammer und Conus arteriosus ab.

Der Ramus ventricularis dexter proximalis (Abb. 1/11 ; 2/10) entspringt unter Idem rechten H'erzohr in der Mitte zwischen den Urspriingen der soeben genannten A. adiposa (Abb. 1/10) und des nachfolgend beschriebenen R. mar- ginis acuti (Abb. 1/12). Er lauft der Mitte der Kranialflache des Herzens ent- lang nach distal und links. Nach verschieden langem Verlauf gabelt er sich in zwei h e , welche nach beiden Seiten sich verzweigend neben dem Sulcus inter- ventricularis paraconalis enden und mit ksten des R. desc. paracon. anastomo- sieren. Die Ausdehnung seines zwischen rechtem Herzohr und Sulcus inter- ventricularis paraconalis gelegenen Versorgungsbeneiches ist apikal von der jeweiligen Lange der Seitenzwcige ,des R. desc. paracon. abhangig.

In einigen Fallen entspringen 'dieser Ramus und der R. marginis acuti mit einem gemeinsamen Stamm.

Der Ramus marginis acuti (Abb. 1/12; 3/9) entstammt wie die vor- genannte Arterie d'er A. coron. dextra. Er entspringt unterhalb der Mitte des rechten Herzohres und zwischen den Urspriingen des R. ventric. dext. prox. und dem nachfolgend beschriebenen R. ventric. dext. dist., lauft geschlangelt dem Margo acutus entlang und endet vor Erreichung der Herzspitze. Er ist in zwei oder mehr Aste gegabelt und anastomosiert mit ksten des R. desc.

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paracon. und R. desc. subsin. wenig proximal der Herzspitze. Seine Aste dienen der Versorgung der rechten Kammer im Bereich des Margo acutus.

Der Ramus ventricutaris dexter distalis (Abb. 1/13; 3/10) ist gewohnlich etwas kurzer als die zuletzt genannten drei Gefai3e. Er geht in kurzem Abstand von den genannten Asten aus dem R. circumfl. dext. hervor und gabelt sich, in Richtung auf die Herzspitze hinziehend, ungefahr in der Mitte der rechten Kammer in zwei oder mehrere kleinere Kste. Sein Versorgungsgebiet ist jener Wandabschnitt der rechten Kammer, der von den Zweigen des R. desc. subsin. (Abb. 3/2) und des R. marg. acuti (Abb. 3/9) nicht erreicht wird.

Xste zur Wand der rechten Vorkammer Zum rechten Atrium entlai3t der Ramus circumflexus dexter drei be-

nannte, feine Aste. Es sind dies: Der Ramus atrialis dexter proximalis, der Ramus atrialis dexter intermedius und der Ramus atrialis dexter distalis.

Der Ramus atrialis dexter proximalis (Abb. 1/14) besitzt einen wechsel- haften Ursprung. Er kommt entweder aus dem Anfang der A. coron. dextra oder zwischen der A. adiposa und dem R. ventric. dext. prox. hervor und lauft unmittelbar zur Wand der rechten Vorkammer, wo er sich in zwei Aste gabelt. Der g r o 13 e r e d i e s e r A s t e lauft nach kandal aufsteigend zwischen der rechten Vorkammer und der Aortenwurzel und ist vom rechten Herzohr bedeckt. Er anastomosiert mit einem Ast des R. atr. sin. prox. des R. circumfl. sin. und gibt Aste zur Wand der rechtrn Vorkammer, zu der ihres Herzohres und an den an die Aorta angrenzenden Wandabschnitt des rechten Atriums ab. D e r k 1 e i n e r'e A s t lauft bedeckt von dem rechten Herzohr kranial durch die rechte Kranzfurche, wo er mit einem Ast des R. atr. dext. intermed. anastomosiert. Seine Aste versorgen die Umgebung der rechten Kranzfurche, die Wand der rechten Vorkammer und die ihres Herzohres.

Der Ramus atrialis dexter intermedius (Abb. 3/11) verlai3t kurz nach dem Abgang des R. ventric. dext. prox. den R. circumfl. dext. in proximaler Richtung. Er ist kleiner als die vorgenannten Aste, steigt kaudal zur Kranial- wand der rechten Vorkammer auf und gabelt sich nach kurzem Verlauf in zwei Aste, welche die rechte Vorkammer einkreisen. Der kraniale Ast anasto- mosiert, bedeckt vom rechten Herzohr, mit einem Ast des R. atr. dext. prox., wahrrend der kaudale Ast zum Ursprung der vorderen Hohlvene lauft, wo er mit Asten des R. atrialis sinister proximalis der A. coron. sin. anastomosiert.

In einem Fall entsprangen beide Aste selbstandig. Diese Arterie gibt in ihrem Bereich Aste fur die Versorgung der Um-

gebung der rechten Kranzfurche, fur die Wand lder rechten Vorkammer, ihr Herzohr und fur die vordere Hohlvene ab.

Der Ramus atrialis dexter distalis (Abb. 3/12) geht aus dem Endabschnitt des R. circumfl. dext. hervor. Er ist sehr klein und steigt etwas kaudal an der Wand der rechten Vorkammer zur vorderen Hohlvene auf, wo er mit Asten des R. atr. dext. intermed. und des R. atr. sin. prox. anastomosiert. Daruber hinaus gibt er auch kaudal verlaufende Zweige ab, welche mit Asten des R. ventric. dext. des R. desc. subsin. anastomosieren. Er versorgt in seinem Gebiet die Wand der r'echten Vorkammer und die vordere Hohlvene.

Die Versorgung der Vorkammer-Scheidewand

Bezuglich der Versorgung der Vorkammerscheidewand kann zusammen- fassend festgestellt werden, dai3 sie von kleinen Arterien vollzogen wird, (die zum Stammgebiet sowohl der A. coron. dext. wie auch der A. coron. sin. ge- horen. Diese kleinen Zweige zeigen sowohl nach Groi3e, Anzahl und Verlauf als auch in bezug auf ihr Versorgungsgebiet im Septum recht uiiterschiedliches

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Die Blutgefafiversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 79 1

Verhalten. Sie entstammen den Rami atr. sin. prox. et dist., den Rami atr. dext. prox. e t dist., dem R. ventric. dext. des R. desc. subsin. sowie einem Ast des R. circurnfl. sin.

Die Versorgung der Papillarmuskeln

erfolgt durch Aste beider Koronargefafie. Von den beiden Papillarmuskeln der linken Herzkammer des Rindes erhalt der w a n d s t a n d i g e sein Blut von:

Asten des R. collat. prox. des R. desc. paracon., Asten des R. ventric. sin. prox. des R. circumfl. sin., Asten des R. ventric. sin. dist. des R. circumfl. sin. und unbenannten Asten des R. circumfl. sin.

Asten des R. ,desc. paracon. der A. coron. sin., Asten des R. desc. subsin. des R. circumfl. sin. und Asten des R. marg. obt. des R. circumfl. sin.

D e r s e p t a l e P a p i l l a r m u s k e l w i r d v a s k u l a r i s i e r t v o n

V o n d e n d r e i P a p i l l a r m u s k e l n d e r r e c h t e n H e r z - k a rn m e r ist der w a n'd s t a n d i g e P a p i I1 a r m u s k e I ausgestattet mit

Asten des R. ventric. dext. prox. des R. circumfl. ,dext. und Asten des R. marg. acuti des R. circumfl. dext.

Aufier der Versorgung dieses Papillarmuskels entsendet die A. coron. dext. keine speziellen Gefai3e zur Kammerscheidewand.

Der obiere s e p t a l e P a p i l l a r m u s k e l erhalt sein Blut vom R. septi ventriculorum des R. desc. paracon.

Der u n t e r e s e p t a l e P a p i l l a r m u s k e l wird von Asten des R. septi ventriculorum des R. desc. paracon. und von %sten des R. desc. subsin. versorgt.

Die Versorgung der Ossa cordis

Von den beiden an der Aortenwurzel gelegenen Herzknochen wird

Asten Ides R. ventric. sin. prox., Asten \des R. atr. sin. prox. des R. circumfl. sin. und von Asten Ides R. septi ventriculorum des R. desc. paracon. versorgt.

der l i n k e von

Zum rechten Herzknochen gelangt das Blut durch Aste des R. ventric. dext. des R. desc. subsin.

c) A r t d e r A u f z w e i g u n g u n d d e s V e r l a u f e s d e r A r t e r i e n Der Arbeit von RICKERT (23) ist zu entnehmen, dafi der geschlangelte

Verlauf der Herzarterien von verschiedenen Forschern zu deuten versucht worden ist. So fuhrt TANDLER (33, 34) ldiese Schlangelung auf den Kontrak- tionszustand des Herzens und des Alters des Individuums zuriick. KOPSCH (12) und BENNINGHOFF (3) halten einen Einflui3 von Systole und Diastole auf den unterschiedlichen Schlangelungsgrad fur gegeben. Wahrend nach FENEIS (8) die Systole der rechten Kammer bei Schwein und Katze eine Schlangelung der langsverlaufenden Gefai3e bewirkt, bleiben die Arterien am linken Ventrikel auch wahrend der Systole gestreckt.

SCHAFER (24) nimmt als Ursache der Arterienschlangelung eine Zer- reil3ung ihrer Tunica elastica oder Schrvmpfungsvorgange bei Atrophie des Herzens an.

RICKERT (23) selbst fand am Herzen des Schweines eine gewisse Schlange- lung der Arterien, die jedoh an den Hauptasten nur sehr geringgradig war.

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Am rechten Ventrikel zeigten die Gefafle keine Schlangelung, da sich dieser Ventrikel bei der Injektion in der Diastole befand. Hingegen waren am systo- lischen linken Ventrikel die in Muskelfaserrichtung verlaufenden Gefai3e haufig geschlangelt.

Meine eigenen Untersuchungen lassen sich, wie folgt, zusammenfassen: Die Abzweigung der Arterien von den HauptgefaBen geschieht meist

spitzwinklig und nur selten in rechwm Winkel. So zweigen der R. desc. paracon. und der R. circumfl. sin. von der A. coron. sin. in rechtem Winkel ab. Alle Wste des R. desc. paracon. der A. coron. sin. zur Wand der linken Kammer ver- laufen in spitzem Winkel, jene zur rechten Kammer jedoch annahernd in rechtem Winkel (Abb. 2). Der Ahgang der Aste des R. circumfl. sin. der A. coron. sin. zur Wand der linken Kammler erfolgt weniger spitzwinklig. Der R. desc. subsin. jedoch biegt bei Eintritt in seinen Sulcus rechtwinklig ab, entlaBt jedoch seine Zweige ebenfalls unter spitzem Winkel.

Im Gegensatz zu den vorher geschilderten Asten gehen jene der A. coron. dext. in fast rechtem Winkel ab. Desgleichen entlassen die Rami desc. paracon. et subsin. alle ihre Wste zur Kammerscheidewand in rechtem Winkel. Nur der R. septi ventriculorum verlaBt den R. desc. paracon. unter spitzem Winkel und entsendfet zahlreiche Zweige spitzwinklig apikal (Abb. 5/5).

Auch konnte ich bei meinen Praparaten eine geringgradige Schlangelung der Koronararterien, besonders der A. coron. dext. beobachten. Hinsichtlich &r Deutung dieses Befundes mochte ich mich der oben angefuhrten Auslgung von FENEIS (8) anschlieflen.

B. VENEN Bei den Venen des Rinderherzens kann man drei Venengmppen unter-

Die groi3en Venen: V. cordis magna, V. cordis media und V. cordis caudalis, die dem Sinus coronarius der rechten Vorkamm,er entstammen sowie deren Wste und Zweige, die kleinen Venen: Vv. cordis parvae, die direkt aus der rechten Vor- kammer entspringen, und schliei3lich die kleinsten Venen: Vv. cordis minimae s. Thebesii, die an verschie- denen Stellen direkt die Kammern und Vorkammern des Herzens verlassen.

Die GefaBstamme der ersten beiden Gruppen verlaufen subepikardial, die der letzten Gruppe subendokardial und intramural.

Die Beschreibung der Venen lerfolgt in der oben angegebenen Reihenfolge und wegen der besseren Vergleichsmoglichkeit mit dem Verlauf der Arterien in zentrifugaler Richtung. Wie die Abbildungen erkennen lassen, werden die Arterien in der Regel von 2 Venen begleitet, was bei der Beschreibung nicht immer erwahnt werden wird.

Die Benennung der Venen wurde allgemein der der Arterien angepaBt, jedoch sind die alten, nicht von topographischen Gesichtspunkten ausgehen- den Namen einiger Venen, z. B. Vena cordis magna, Vena cordis media, Vena cordis caudalis und Venae cordis parvae beibehalten worden.

scheiden:

a) D e r S i n u s c o r o n a r i u s Der Sinus coronarius (Abb. 1/16; 3/13), aus welchem die oben genannten

Venen sowie die den Wiederkauern eigentumliche V. azygos sinistra s. V. hemiazygos entspringen, ist unter der Mundung der hinteren HohIvene gelegen und stellt cine Nebenbucht des rechten Atriums dar, deren Wand von

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Die Blutgefailversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 793

einer , diinnen Lage Vorhofsmuskulatur bedeckt ist. Er erstreckt sich von der ZCrffnung der V. cordis media bis zur gemeinsamen Uffnung der V. cordis magna und V. cordis caudalis nahe dem Margo obtusus, wobei seine Lange ungefahr 5,O cm, seine groi3te Breite etwa 2,O cm betragt. Der Sinus coronarius stellt einen der rechten Vorkammer vorgeschalteten Sammelraum dar, in welchen das Blut aus der V. cordis magna, V. cordis caudalis und der V. cordis media einstromt. Gelegentlich kann die V. cordis media selbstandig unter Um- gehung des Sinus direkt in den rechten Vorhof munden.

Zwischen der Uffnung der hinteren Hohlvene uod dem Sinus coronarius ist auch beim Rind di'e bekannte Valvula venae cavae caudalis ausgebildet. Eine weitere Klappe befindet sich an dem gemeinsamen Ursprung der V. cordis magna und V. cordis caudalis aus dem Sinus coronarius.

Die V. azy,gos sinistra s. hemiazygos (Abb. 1/17; 2 u. 3/e), die von GRAU (9) eingehend untersucht wurde, entspringt aus dem Sinus coronarius, steigt kaudal von der linken Vorkammer unter der Wurzel der linken Lungen- venen hindurch nach links auf, um hier an der Lungenarterie vorbeiziehend iiber ,der Aorta die Wirbelsaule zu erreichen. Wahrend die Vv. cordis magna et caudalis in der Regel dem Sinus coronarius entstammen, entspringen sie gelegentlih gemeinsam aus der V. hemiazygos kurz nach ideren Austritt aus dem Sinus coronarius. In diesen Fallen findet sich eine halbmondformige Klappe zwischen der gemeinsamen Ursprungsoffnung der Vv. cordis magna et caudalis und jenler der V. hemiazygos im Sinus coronarius (Abb. 1/17), In ganz seltenen Fallen verlai3t die V. hemiazygos unmittelbar die rechte Vor- kammer unter der hinteren Hohlvene.

b) D i e V e n a c o r d i s m a g n a

Die V . cordis magna (Abb. 1/19; 2/11; 3/16) stellt als groi3te Vene am Rinderherzen dle direkte Fortsetzung des Sinus coronarius dar. Sie zieht, von Fettgewebe eingehullt, im Sinus coronarius bis zum Sulcus interventricularis paraconalis und wird auf ,diesem Weg vom linken Herzohr bedeckt. Sie tritt in den Sulcus interventricularis paraconalis ein und folgt ihm bis zur Apex cordis. In Anlehnung an die Benennung der Arterien sol1 der Teil der V. cordis magna, der in der Kranzfurche verlauft, als R. circumfl. sin. und jener Teil, der sich im Sulcus interventricularis paraconalis €ortsetzt, als Ramus ?desc. paracon. bezeichnet wlerden (Abb. 1/20).

1 . D e r R a m u s c i r c u m f l e x u s s i n i s t e r (Abb. 1/19; 2/11) kommt niemals doppelt vor und ist, wie schon erwahnt, die direkte Fort- setzung ,des Sinus coronarius in der linken Kranzfurche. Er verlauft ge- schlangelt in ein dickes Fettpolster cingehullt, vom linken Herzohr verdeckt oberhalb des arteriellen R. circumfl. sin. in der linken Kranzfurche, um nahe dem Ursprung des arteriellen R. desc. paracon. in die paraconale Langsfurche uberzugehen. Er gibt wahrend seines Verlaufes in der Kranzfurche unbenannte Kste zur Wand der linken K a m m r und Vorkammer und benannte Kste zur Wand der linken Kammer und Vorkammer ab.

Unbenannte Xste

Hiferbei handelt es sich um verschieden groi3e und zahlenmai3ig variierende Kste, die ebenfalls kleine unbenannte Begleitarterien besitzen und zur linken Kammer unid Vorkammer hinziehen.

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794 HAMID HEGAZI

Benannte Aste

Die benannten Aste sind der R. ventric. sin. prox. (Abb. 1/4; 2/4) und der R. marg. obt. (Abb. 1/5; 2/5). Sie stellen die Begleitvenen fur die gleich- namigen Aste des R. circumfl. sin. der A. coron. sin. dar, mit denen sie, wie es den Abb. 1/4, 5 ; 2/4, 5 zu entnlehmen ist, parallel verlaufen und das gleiche Versorgungsgebiet besitzen.

2. D e r R a m u s d e s c e n d e n s p a r a c o n a l i s (Abb.I/20; 2/12) stellt die unmittelbare Fortsetzung des R. circumfl. sin. in der parakonalen Langsfurche dar. Wahrend der Obergang des arteriellen R. circumfl. sin. in den R. desc. paracon. in fast rechtem Winkel erfolgt, geschieht diescs zwischen dem venosen R. circumfl. sin. und dem R. desc. paracon. in Form eines sanften Bogens. In den meisten Fallen lauft #die Vene kaudal der Arterie, diese zum Teil bedeckend. In einigen Fallen iiberkrezlzt sie im unteren Drittel die Arterie, verlauft kranial vor ihr und endet an der Incisura apicis. Ihre Endaste anasto- mosieren im Herzspitzenbereich mit solchen der V. desc. subsin. und der V. cordis caudalis.

Aus dem R. desc. paracon. der V. cordis magna gehen neben kleineren und grogeren unbenannten Asten einige benannte meist paarige Aste hervor, welche die entsprechenden arteriellen Gefai3e begleiten. Es sind dies der R. septi ventriculorum (Abb. 2/14), der R. collat. prox. (Abb. 2/7), der R. collat. dist. (Abb. 2/8) und die V. adiposa (Abb. 2/6), die mit der A. adiposa der A. coron. sin. verlauft und das Blut aus diesem Versorgungsbereich ab- fiihrt. Der venose Ramus septi ventriculorum reicht nicht so w'eit herzspitzen- warts wie der entsprechende arterielle Ast. Vermutlich wird das Blut aus diesen apckalen Herzabschnitten z. T. durch Thebesische Venen abgefuhrt.

c) D i c V e n a c o r d i s c a u d a l i s Die V. cordis caudalis (Abb. 1/18; 2/13; 3/17) ist die shwachste der drei

Hauptvenen des Rinderherzens und findet sich unter den Haustieren nur beim Wiederkauer. Sie entspringt wie die V. cordis magna aus der Endbucht des Koronarsinus und uberkreuzt unweit des Ursprunges der V. hemiazygos die Koronarfurche und den R. circumfl. sin. der A. coron. sinistra. Sie zieht ent- lang dem Margo obtusus in der seichten Mittelfurche zur Herzspitae, wo sie einige Aste abgibt, die mit solchen des R. desc. paracon. der V. cordis magna und der V. cordis media ,anastomosieren.

In ihrem Verlauf entsendet die Vene zudem beiderseits unbenannte Wste, welche rnit Zweigen dies R. circumfl. sin., des R. ventric. sin. prox., des R. marg. obt. und des R. desc. paracon. der V. cordis magna sowie mit Ksten der V. cordis media anastomosieren. Dariiber hinaus geht aus der V. cordis caudalis der R. ventricularis sinister distalis (Abb. 3/18) hervor. Stets anastomosiert der R. ventric. sin. dist. der V. cordis caudalis mit dem R. ventric. sin. dist. der V. cordis media (Abb. 3/18).

d) D i e V e n a c o r d i s m e d i a Die Vena cordis media s. descendens subsinuosa (Abb. 1/21; 3/14), von

TANDLER (33, 34) V. interventricularis posterior und von BENN~NGHOFF (3) V. interventricularis dorsalis benannt, verlai3t den Sinus coronarius als dessen erstes Gefai3. Sie verlauft im Sulcus interventricularis subsinuosus herzspitzen- warts, einen flachen Doppelbogen bildend, so dai3 sie in einigen Fallen die Arterie zweimal iiberkreuzt. Herzspitzenwarts teilt sie sich oft in zwei h e , voii denen der kraniale sich nochmals gabelt und mit Asten des R. desc.

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Die Blutgefiiflversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 795

paracon. der V. cordis magna anastomosiert, wahrend der kaudale Ast rnit Zweigen der V. cordis caudalis Anastomosen bildet. Sie ist das Begleitgefafl des R. desc. subsin. der A. coron. sin. und aus diesem Grunde auch als V. des- cendens subsinuosa zu bezeichnen. Als solche besitzt sie auch das gleiche Ver- sorgungsgebiet wie die gleichlaufende Arterie und gibt auch entsprechende benannte und unbenannte Aste ab. Nur in einem Falle gabelte sich die V. cordis media im apikzlen Drittel des Sulcus interventricularis sinuosus in zwei gleich- starke Endaste, von denen der eine in der genannten Furche bis zur Incisura apicis 'des Margo acutus zog und dort mit den1 entgegenkommenden R. desc. paracon. der V. cordis magna (s. u.) anastomosierte. Der andere Endast jedoch verlief in Richtung auf den Margo obtusus, um dann mit einem entsprechenden Ast des R. desc. paracon. der V. cordis magna zusammenzufliei3en. Ein Zweig dieses Endastes anastomosierte zudem mit einem solchen der V. cordis caudalis.

D i e v o n d e r V. desc . s u b s i n . a b g e h e n d e n G e f a i 3 e s i n d : U n b e n a n n t e Z w e i g e fur die Wand beider Kammern ihrer Seite und fur die Kammerscheidewand, dleren Blutabflui3 sie besorgen. Hier- bei ziehen die starkeren venosen Aste zur Wand der rechten, die schwaheren zu jener der linken Kammer. Sie bilden Anastomosen mit einem Teil der Vv. cordis parvae und Asten der V. cordis caudalis. Z w e i b e n a n n t e A s t e , der R. ventric. sin. dist. und die Rr. septi ventriculorum. Der Rcmus ventricularis sinister distalis (Abb. 3/15). In der Nahe des Ursprungs der V. desc. subsin. kommt aus dieser ein konstanter star- kerer Ast zur Wand der linken Herzkammer hervor und endet im Verzweigungsbereich des arteriellen R. ventric. sin. dist. (Abb. 3/18). Seine Bexichnung als R. ventricularis sinister distalis wird durch diese gleichartige Endaufteilung gerechtfertigt. Ein R. ventric. dext. dist. (RICKERT [23]) bzw. tine V. ventric. dext. dist. (LUCKE [13]) konnte h i m Rind nicht regelmai3ig beobachtet werden. Die Rami septi ventriculorum begleiten die gleihnamigen Aste des Ramus descendens subsinuosus der A. coronaria sinistra.

e) D i e Vv. c o r d i s p a r v a e Die Vv. cordis parvae nehmen ihren Ursprung in den Nischen unter den

Trabeculae carneae der rechten Vorkammer und durchbrechen deren Wand. (MARTIN [14] nennt sie Vv. cordis minores). Infolge ihres Ursprunges obar- halb der Kranzfurche miissen sie zunachst diese und den hier verlaufenden arteriellen R. circumfl. dext. uberqueren. Sie werden zum Teil vom rechten Herzohr verdeckt, sind in Fettgewebe eingehullt und begleiten die entsprechen- den benannten und unbenannten Aste der A. coron. dext. Es sind folgende Vv. cordis parvae zu unterscheiden: Die Vena coni arteriosi (Abb. 1/9), die Vena adiposa (Abb. 1/10), dieVena ventricularis dextra proximalis (Abb. 1/1 l), die Vena marginis acuti (Abb. 1/12), die Vena ventricularis dextra distalis (Abb. 1/22) und 2-3 unbenannte kleinere Venen.

Die V . coni arteriosi zieht uber dem Anfangsteil der A. coron. dext. zum Conus arteriosus der A. pulmonalis.

Die V. adiposa und die V . ventricularis dextra proximalis entspringen gemeinsam mit einem kurzen Stamm, vom rechten Herzohr verdeckt, aus der Vorkammer. Im ubrigen verlaufen die Vv. cordis parvae mit den gleich- namigen Arterien.

Ein Teil der Vv. cordis parvae anastomosiert mit Asten der V. desc. paracon. zur rechten Herzkammer.

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796 HAMID HEGAZI

f) D i e V v . c o r d i s m i n i m a e Als Vv. cordis minimae (THEBESII [35]) werden bekanntlich kleinste

Venen benannt, die direkt aus der Wand in die Kammern und Vorkammern des Herzens eintreten. Eine ausfuhrliche Zusammenstellung des vorhandenen Schrifttums uber die Thebesischen Venen bringt RICKERT (23) in seiner Arbeit uber die Blutgefaflversorgung des Schweineherzens, auf die hiermit verwiesen werden soll. Aus dieser Zusammenstellung ist zu entnehmen, dafl ein Teil der Forscher das Vorhandensein dieser kleinsten Venen bejahte, ein anderer Teil aber verneinte. Durch die Verfeinerung der Untersuchungsmethoden und die Vervollkommnung der Injektionstechnilr und des Injektionsmaterials gilt aber heute das Vorkommen der Vv. cordis minimae als gesichert, wie RICKERT (23) auf Grund seines Literaturstudiums nachgewiesen hat. Besonders sei hier auf die Arbeit von UNGER (36) verwiesen. RICKERT (23), der die Thebesischen Venen durch Plastoidfullung der Herzkammern und Herzvorkammern dar- gestellt hat, fand im Atrium dextruin zahlreiche, im Atrium sinistrum weniger zahlreiche Vv. cordis minimae. Mit der gleichen Methode koniite er Thebesische Venen verstreut und etwa gleich zahlreich in beiden Kamniern ermitteln. Auch LUCKE (13) hat in allen Abschiiitten des Hundeherzens Vv. cordis minimae nachgewiesen.

Auch ich habe an meinen Praparaten die Vv. cordis minimae in Form kleiner und kleinster Gefai3e gefunden. Sie entspringen aus der linken, beson- ders zahlreich aus der rechten Vorkammer und nur selten direkt aus den Herz- kammern. Ich habe die Vv. cordis minimae durch Injektion von Plastoid in die Kammern und Vorkammern des Herzens nachzuweisen versucht. Die Injektion geschah von der V. cava cranialis und dem Arcus aortae aus. D u r h entsprechenden Injektionsdruck sowie manuelle Massage der Herzwand kann die Fullung der Thebesischen Venen erreicht werden. Als Vv. cordis minimae wurden von mir 3-5 mm lange, kleine Stammchen in der Wand der beiden Vorkammern ermittelt. Sie entspringen aus den Nischen zwischen den Mm. pectinati. An den Herzkammern konnte ich Vv. cordis minimae mit Sicherheit nicht nachweisen.

g) V e n e n k l a p p e n Der Arbeit von RICKERT (23) ist zu entnehmen, dai3 schon VIEUSSEN (37)

und MORGAGNI (1 8) auf das Vorkommen von Klappen in den Herzvenen hin- gewiesen haben. In neuerer Zeit hat sich besonders BUCHER (4,5) mit dem Vor- kommen von Klappen in den Herzvenen beim Menschen beschaftigt. Nach seinen Feststellungen kommen Klappen nur an den Einmundungen der Venen in den Sinus coronarius vor, wahrend sie an den Venenstammen selbst fehlen. Derselben Auffassung sind SPALTEHOLZ (29, 30) und BENNINGHOFF (3). Von KOPSCH (12) werden fur den Menschen und von MARTIN (14) und ZIETZSCH- MANN (38) fur dime Haustiere keine Angaben uber das Vorkommen von Klappen in Herzvenen gemacht.

DZIALLAS (7), der in jungster Zeit die kleinsten Venen des Herzens mikroskopisch untersuchte, konnte in ihnen keine Klappen nachweisen.

An Hand von Plastoid-Korrosionspraparaten fand RICKERT (23) beim Schwein in samtlichen Venen, die direkt unter dem Epikard verlaufen oder nur von dunnen Myokardstrangen uberzogen sind, Klappen in groi3er Anzahl. Ihrer Form nach sind es zwei- und dreiteilige, sichelformige Klappen, die SO- wohl als Astklappen an den Einmundungen kleiner in groflere Venen als a u h im freien Gefai3verlauf vorkommen. Die Venen, die in der Tiefe des Myokards verlaufen, sind nach RICKERT (23) beim Schwein klappenfrei.

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Die Blutgefaflversorgung des Herzens von Rind, SQaf und Ziege 797

Zu ahnlichen Ergebnissen kam LUCKE (13), der entsprechende Unter- suchungen am Hundeherzen anstellte.

Aus meinen eigenen Untersuchungen ergibt sich fur das Rind, dai3 in samtlichen oberflachlich vlerlaufenden Venen, die entweder direkt unter dem Epikard oder nur von dunnen Muskellamellen uberzogen sind, Happen in groi3er Anzahl vorkommen. Am Ursprung aller benannten Venen und Venen- aste unid am Abgang zahlreicher unbenannter Seitenzweige sind Venenklappen vorhanden, und sie sind auch im freien Verlauf der Venen zu finden.

C. ANASTOMOSEN Abgesehen von den k a p i l l a r e n V e r b i n d u n g e n zwischen

arteriellem und venosem Kreislauf kann man folgende drei Arten von Gefii3- verbindungen unterscheiden:

a) Arterio-arterielle Anastomosen, b) veno-venose Anastomosen, c) arterio-venose Anastomosen. Ober die a r t e r i o - a r t e r i e l l e n A n a s t o r n o s e n im allgemeinen

liegen zahlreiche Arbeiten und Veroffentlichungen vor, die hier nicht angefuhrt werden konnen und in den Spezialwerken (v. MOLLENDORF [16], CLARA [6], SPALTEHOLZ [29, 30, 311 u. a.) nachgelesen werden konnen. An dem Vor- kommen von arterio-arteriellen Anastomosen am Herzen durfte nach den Arbeiten von SPALTEHOLZ (29), JAMIN und MERKEL (1 I), HIRSCH (lo), ZINK (39, 40), BUCHER (4, 5) und anderen Autoren nicht zu zweifeln sein.

Auch v e n o - v e n o s e Anastomosen sind von zahlreichen Untersuchern unter anlderem auch am Herzen nachgewiesen worden. Ober deren Bau und Funktion im allgemeinen berichten SPANNER (32) und andere.

Sehr umstritten hingegen ist das vorkommen von a r t e r i o - v e n o s e n A n a s t o m o s e n am Herzen von Mlensch und Saugetier.

Nach CLARA (6) 'durfen als arterio-veniise Anastornosen nur bezeichnet werden ,regelmai3ig vorhandene unmittelbare Verbindungen zwischen &r arteriellen Hochdruck- und der venosen Niederdruckleitung, weldw durch die Verstellbarkeit ihrer Lichtung eine zeitweilige Umgehung des nachgeschalteten Kapillarsystems ermoglichen; sie stellen neben den Sperrarterien und den Drosselvenen, mit denen sie haufig zu einem funktionell aufeinander ab- gestimmten System kombiniert sind, die wichtigsten Sondereinrichtungen fur die Blutstromregulation in der Kreislaufperipherie dar."

Da der groi3te Teil der beschriebenen direkten Verbindungen zwismen Arterien und Venen am Herzen an Hand von Injektionspraparaten auf- gefunden wurde, ohne ,dai3 der Bau der Gefai3wand durch histologis& Serien- schnitte nachgepriift worden ist, halt es CLARA (6) fur zweifelhaft, ob es sich hier wirklich um echte arterio-venose Anastomosen handelt; dies um so mehr, als sehr oft d i r e k t e k a p i l l a r e V e r b i n d u n g e n zwischen Arteriolen und Venenwurzeln ( = Stromkapiliaren) oder andere ,,Kurzschlusse" zwischen Arterien und Venen als ,echte" arteriovenose Anastomosen bezeichnet wor- den sind.

Im Gegensatz zu NUSSBAUM (20), der im Bereich des Epikardes neben zahlreichen arterio-arteriellen Verbindungen und groi3en veno-venosen Anastomosen auch arterio-venose Anastomosen beschrieben hat, haben RICKERT (23) und LUCKE (13) bei ihren Untersuchungen am Schweine- bzw. Hunde- herzen, die sich ebenfalls auf (die Auswertung von 1njektionspr;dparaten be- schrankten, k e i n e arterio-venosen Anastomosen nachweisen konnen.

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a) A r t e r i o - a r t e r i e 11 e A n a s t o m o s e n Meine eigenen Befunde lassen erkennen, dai3 auch am Rinderherzen zahl-

reiche arterio-arterielle Anastomosen vorkommen. Diese befinden sich sowohl unter dem Epikard als auch im Myokard:

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Zwischen dem R. desc. paracon. und dem R. desc. subsin. der A. coron. sin. an der Herzspitze. Zwischen dem R. circumfl. sin. der A. coron. sin. und dem R. circumfl. dext. der A. coron. dext. unter der rechten Vorkammer. Zwischen der A. adiposa des R. desc. paracon. und der A. adiposa der A. coron. dext. auf dem Conus arteriosus. Zwischen dem R. desc. paracon. und seinen Ksten (R. collat. prox., R. collat. dist.) cinerseits und dem R. ventric. sin. prox., R. marg. obt., R. ventric. sin. dist. und R. desc. subsin. des R. circumfl. sin. andererseits auf der Wand des linken Ventrikels, besonders im Herzspitzenbereich. Zwischen dem R. desc. paracon. und R. ventric. dext. prox., R. marg. acuti und dem R. ventric. dext. dist. des R. circumfl. dext. auf der rechten Kammer. Zwischen dem R. atr. sin. prox., R. atr. sin. intermed. und dem R. atr. sin. dist. auf der Herzbasis zwischen den Lungenvenen. Zwischen dem R. atr. sin. prox. und dem R. atr. dext. prox., R. atr. dext. intermed. und R. atr. dext. dist. auf der rechten Vorkammer und dem rechten Herzohr. Zwischen Asten des R. septi ventriculorum des R. desc. paracon. und den Asten des R. desc. subsin. auf den Mm. papillares parvi des Septum ven- triculorum der rechten Kammer. Zwischen einem Ast des R. collat. prox. des R. desc. paracon. und einem Ast des R. ventric. sin. prox. des R. circumfl. sin. auf den Papillarmuskeln der Wand der linken Kammer. Zwischen Asten des R. desc. paracon. und den Asten des R. desc. subsin. auf dem Septum ventriculorum der linken Kammer und ihren Papillar- muskeln.

b) V e n o - v le n o s e A n a s t o m o s e n Diese Art der Anastomosen findet sich in groi3er Zahl iiber das ganze

Herz verteilt. Stellenweise bilden die veno-venosen Anastomosen aus- gesprochene Geflechte.

Groi3e und wichtige Anastomosen sind am Herzen des Rindes vorhanden: 1. Zwischen dem R. desc. paracon. der V. cordis magna und fast allen

Vv. cordis parvae (V. adiposa, V. ventric. dext. prox., V. marg. acuti, V. ventric. dext. dist.) entlang der rechten Langsfurche.

2. Zwischen dem R. desc. paracon. der V. cordis magna, der V. cordis caudalis sowie der V. cordis media, die an der Herzspitze einen Plexus venosus bilden.

3. Zwischen der V. cordis caudalis und dem R. collat. prox. und dem R. collat. dist. Ides R. desc. paracon. der V. cordis magna an der Herz- spitze.

4. Zwischen den Seitenasten der V. cordis caudalis und den Seitenasten der V. cordis media auf der Wand der linken Kammer, die einen Plexus venosus bilden.

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Die Blutgefafiversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 799

5 . Zwischen den Seitenasten der V. cordis media und den Vv. cordis parvae. 6. Zwischen dem R. ventric. sin. prox. der V. cordis magna und dem

R. collat. prox. des R. desc. paracon. auf der linken Kammer. 7. Zwischen der V. cordis caudalis, dem R. marg. obt. und dem R. ventric.

sin. prox. der V. cordis magna.

c) A r t e r i o - v e n o s e A n a s t o m o s e n

Arterio-venose Anastomosen habe ich in keinem Fall mit den von mir angewandten Methoden nachweisen konnen.

D. ZUSAMMENFASSUNG DER BEFUNDE AM RINDERHERZEN

Die arterielle Versorgung des Rinderherzens geschieht durch die groi3ere A. coronaria sinistra und die kleinere A. coronaria dextra. Beim Rind reiht die A. coronaria sinistra bis zum Sulcus interventricularis subsinuosus, in welchem sie sich als R. desc. subsinuosus fortsetzt.

Die A. coronaria sinistra besitzt drei Hauptaste, den R. circumflexus sinister, den R. descendens paraconalis und den R. descendens subsinurnus, und versorgt die Wand der linken Kammer und Vorkammer, das Septum ventriculorum, das Septum atriorum und die Papillarmuskeln. Dariiber hin- aus vaskularisiert sie auch einen Teil der rechten Kammer durch Seitenaste des R. desc. paracon. und R. desc. subsin. und Teile der rechten Vorkammer durch besondere Wste des R. circumfl. sin. Hieraus ist zu ersehen, dai3 das Ver- sorgungsgebiet der A. coron. sin. auffallend umfangreich ist.

Die A. coronaria dextra setzt sich in den R. circumfl. dext. fort und ver- sorgt nur einen kleinen Teil der Wand der rechten Kammer und Vorkammer und die Papillarmuskeln an der Wand der rechten Kammer. Ihr Versorgungs- gebiet ist damit auffallend klein.

Die v e n o s e V e r s o r g u n g des Rinderherzens ubernehmen drei groi3e Venen: Die V. cordis magna, die V. cordis media und die V. cordis caudalis, die aus dem Sinus coronarius entspringen; kleine Venen, Vv. cordis parvae, die ,direkt aus der rechten Vorkammer kommen, und kleinste Venen, Vv. cordis minimae. Ihre irste werden allgemein nach den arteriellen Partnern benannt, mit idenen sie verlaufen oder aus deren Versorgungsbereich sie kommen. Die Vv. cordis minimae haben keine arteriellen Partner. Sie entspringen als kleine und kleinste Herzvenen (Thebaische Venen) selbstandig aus den Vor- und Hauptkammern des Herzens. Auf die V. cordis caudalis als zusatzliche groi3ere Vene des Rinderherzens sei hier nochmals hingewiesen.

V e n e n k 1 a p p e n wurden in allen subepikardialen Venen und in Venen, welche mit einer diinnen Muskellage bedeckt sind, nicht aber in intra- muskular verlaufenden Venen gefunden.

A r t e r i o - a r t e r i e 11 e A n a s t o m o s e n kommen am Rinderherzen in groi3er Zahl besonders an der Wand der beiden Kammern in Nahe der Herzspitze vor. Weniger zahlreich wurden sie im Bereich der Vorkammer beobachtet.

V e n o - v e n o s e A n a s t o r n o s e n konnten in groi3er Zahl festgestellt werden. Sie kommen im Bereich der rechten Kammer zwischen Seitenasten des R. descendens paraconalis und den Vv. cordis parvae, auf der linken Kammer zwischen Seitenasten der V. cordis media und der V. cordis caudalis und auch

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im Bereich der Herzspitze vor. Alle drei erwahnten Anastomosenbezirke bilden Geflechte.

A r t e r i o - v e n o s e A n a s t o m o s e n liei3en sich mit den von mir an- gewandten Methoden am Rinderherzen nicht nachweisen.

IV. BlutgefiBe des Schafherzens

Das Schafherz ist stumpfkegelforinig, seine Furchen sind von reichlichen Mengen subepikardialen Fettgewebes ausgefullt. Seine Flachen, Furchen und Rander tragen dieselben Bezeichnungen wie am Rinderherzen.

A. DIE ARTERIEN DES SCHAFHERZENS Die arterielle Versorgung erfolgt auch am Schafherzen durch die A. coro-

naria sinistra und die A. coronaria dextra. Die A. coron. sin. ist groi3er als die A. coron. dext. und erstreckt sich bis zum Sulcus interventricularis sub- sinuosus, in welchem sie als R. descendens subsinuosus weiterlauft.

a) D i e A. c o r o n a r i a s i n i s t r a Die A. coron. sin. (Abb. 6/1) entspringt wie am Rinderherzen aus dem

Sinus der linken Semilunarklappe. Ihr kurzer Stamm teilt sich in zwei gleich- starke Aste, den R. circumfl. sin. und den R. desc. paracon., die fast recht- winklig voneinander abzweigen.

1. Der R. c i r c urn f 1 e x u s s i n i s t e r (Abb. 6!3; 7/1) verlauft schrager als am Rinderherzen apikal und kaudal unterhalb der Kranzfurche und gibt den R. ventric. sin. prox., den R. marg. obt. und den R. ventric. sin. dist. zur Wand der linken Kammer und den R. atr. sin. prox., den R. atr. sin. intermed. und den R. atr. sin. dist. zur Wand der linken Vorkammer ab. Der R. ventri- cularis sinister proximalis (Abb. 6/4) entspringt naher zum Margo obtusus und verlauft schiefer als beim Rind. In der Regel teilt er sich in zwei Hauptaste. Der R. marginis obtusi (Abb. 6/5) entlai3t aus einem kurzen gemeinsamen Stamm zwei Hauptaste. Nur in einem Fall verlief er als einfaches langes Gefai3 bis zur Herzspitze, Der R. ventricularis sinister distalis (Abb. 7!4) verhalt sich wie beim Rind, desgleichen die Vorkammeraste.

2. Der R. d e s c e n d e n s s u b s i n u o s u s (Abb.7/2) ist kurz und geht im Bogen aus dem R. circumfl. sin. hervor. Er verlauft kauldal vom Sulcus inter- ventricularis subsinuosus und uberkreuzt diesen, ohne die Herzspitze zu er- reichen. Er bildet k e i n e Anastomosen mit dem R. desc. paracon. Der R. ven- tricularis dexter (Abb. 716) als erster Ast des R. desc. subsin. ist im Verhaltnis groi3er als beim Rind und anastomosiert mit den Endauslaufern des R. circum- flexus dexter.

3. Der R a m u s d e s c e n d e n s p a r a c o n a l i s (Abb.6/2) wird in seinem ganzen Verlauf von dter gleichnamigen Vene begleitet und zum Teil von ihr verdeckt, zieht uber die Incisura apicis am Margo acutus und endet im Bereich der Herzspitze auf der Facies atrialis, ohne jedoch mit dem R. idesc. subsin. zu anastomosieren (Abb. 7/3). Seine Hauptaste zur 1 i n k e n Kammer, der R. collateralis proximalis (Abb. 6/7) und der R. collateralis distalis (Abb. 6/8) entspringen naher beieinander als am Rinderherzen und sind in den meisten Fallen verhaltnismai3ig lang. Ferner gibt er zur r e c h t e n Kammer die sogenannte A. adiposa (Abb. 6/6) ab, die verhaltnisniai3ig groi3 ist und sich in mehrere Aste aufzweigt, von denen einer parallel zum R. desc. paracon. herzspitaenwarts zieht. Sie geht keine Anastoinosen mit dem gleichnzmigen Gefai3 der A. coron. dext. ein, versorgt jedoch einen betrachtlichen Teil der

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Die Blutgefaflversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 801

rechten Kammerwand auf 'der Facies auricularis. Ein weiterer Ast des R. desc. paracon. ist der R. septi ventriculorum, ,der sich beim Schaf nur in zwei Aste aufteilt, von denen der proximale kleinere sich in Idem subarteriellen Papillar- muskel der rechten Kammer verzweigt. Der distale Ast ist groi3er und langer.

K

Abb. 6. Arterien und Venen der Facies auricularis eines Schafherzens. A rechtes Herzohr, B linkes Herzohr, C Margo acutus, D Margo obtusus, E Ventriculus dexter, F Ventriculus sinister, G Sulcus interventricularis paraconalis, H Conus arteriosus, I Sulcus coronarius sinister, K Apex cordis, L Insicura apiiis. a Arcus aortae, b Truncus brachiocephalicus communis, c A. pulmonalis, d Lig. arteriosum Botalli, e V. hemiazygos, f linke Lungen- venen, g V. cava cranialis, h V. costocervicalis. 1 A. coron. sin., 2 ihr R. desc. paracon. mit ksten zu beiden Ventrikeln, 3 ihr R. circumfl. sin., 4 R. ventric. sin. prox. des R. circumfl. sin. bzw. der V. cordis magna, 5 R. marg. obt. des R. circumfl. sin., 6 A. adiposa der A. coron. sin. bzw. V. adiposa der V. cordis magna, 7 R. collat. prox. des R. desc. paracon. der A. coron. sin. bzw. der V. cordis magna, 8 R. collat. dist. des R. desc. paracon. der A. coron. sin. bzw. der V cordis magna, 9 A. adiposa der A. coron. dext., 10 R. ventric. dext. prox. der A. coron. dext. bzw. V. ventric. dext. prox., 11 V. cordis magna, 12 ihr R. desc. paracon. mit Asten zu beiden Ventrikeln, 13 V. cordis caudalis mit listen zum

linken Ventrikel

Er lauft herzspitzenwfrts uad kranial zu den Mm. papillares parvi. Aui3er durch die weniger zahlreichen Seitenzweige .des R. septi ventric. wird die Kammerscheidewand direkt von wenigen kleinen Asten des R. desc. paracon. versorgt.

Zentralblatt Iiir Veterinarmedizin, Band V, Heft 8 54

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802 HAMID HEGAZI

b) D i e A. c o r o n a r i a d e x t r a Die A. coronaria dextra verlauft im Sulcus coronarius ihrer Seite und

wird von hier ab als R. circumfl. dext. (Abb. 7/7) bezeichnet. Dieser erreicht mit seinen Endzweigen den Sulcus interventricularis subsinuosus, wo er, wie bereits erwahnt, mit dem R. ventricularis dexter anastomosiert. Wie beim Rind gibt die A. coron. dext. die A. adiposa (Abb. 6/9), den R. ventric. dext. prox. (Abb. 6/10), den R. marg. acuti (Abb. 7/8) und den R. ventric. dext. dist. (Abb.7/9) zur Wand der rechten Kammer ab. Zur Wand der rechten Vor- kammer entlafit sie den R. atr. dext. prox., den R. atr. dext. intermed. (Abb. 7/10) und den R. atr. dext. dist. (Abb. 7/11).

Von 'diesen benannten Asten ist die A . adiposa verhaltnismafiig klein und bildet mit der A. adiposa der A. coronaria sinistra nur selten Anastomosen. Andererseits ist der R. wentriculctris dexter distalis bedeutend kraftiger als beim Rind und verlauft parallel zum Margo acutus weiter distal und teilt sich jeweils in zwei oder drei Endaste auf. In der Regel geht er mit dem R. marginis acuti aus einem gemeinsamen Stamm hervor.

c) A r t d e r A u f z w e i g u n g un ,d d e s V e r l a u f e s d e r H e r z a r t e r i e n b e i n ; S c h a f

Die Aufzweigung der A. coronaria sinistra in ihre zwei Hauptaste erfolgt wie beim Rind annahernd in rechtem Winkel. Der R. desc. paracon. ist nicht so stark geshlangelt wie beim Rind und hat weniger zahlreiche Seitenaste.

Abb. 6 a (links). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria sinistra eines Schaf- herzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. sin.; 2 R. circumfl. sin.; 3 R. desc. paracon.; 4 R. ventric. sin. prox.; 5 R. marg. obt.; 6 R. ventric. sin. dist.; 7 R. desc. subsin.; 8 R. ventric. dext.; 9 R. atr. sin. prox.; 10 R. atr. sin. intermed.; 11 R. atr. sin. dist.; 12 R. collat. prox.; 13 R. collat. dist.; 14 A. adiposa der A. coron. sin.; 15 R. septi ventri- culorum. Der R. desc. paracon. (3) ist nur schwach, seine Seitenaste hingegen sind kraftig entwickelt. Die A. adiposa (14), der R. marg. obt. (5) und der R. ventric. dext. (8) sind bedeutend grofier aIs dies in der Regel der Fall ist. Die A. adiposa (14) entspringt weiter

herzspitzenwarts aus dem R. desc. paracon. (3) als ublich

Abb. 6 b (rechts). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria sinistra eines Schaf- herzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. sin.; 2 R. circumfl. sin.; 3 R. desc. paracon.; 4 R. ventric. sin. prox.; 5 R. marg. obt.; 6 R. ventric. sin. dist.; 7 R. desc. subsin.; 8 R. ventric. dext.; 9 R, atr. sin. prox.; 10 R. atr. sin. intermed.; 11 R. atr. sin. dist.; 12 R. collat. prox.; 1 3 R. collat. dist.; 14 A. adiposa der A. coron. sin.; 15 R. septi ventri- culorum. Der R. ventric. sin. prox. (4) ist sehr stark entwickelt und zum Margo obtusus hin ausgebogen. Der R, desc. paracon. (3) ist sehr stark, seine Seitenaste hingegen sind nur schwa& entwickelt. Aus dem R. circumfl. sin. (2) und dem R. desc. paracon. (3) nehmen rnehr unbenannte Aste ihren Ursprung als dies in der Regel der Fall ist. Der R. venrric.

dext. (8) und die A. adiposa (14) sind nur sehr schwach

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Die Blutgefai3versorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 803

D

K

Abb. 7. Arterien und Venen der Facies atrialis eines Schafherzens. A Atrium dextrum, B, B Atrium sinistrum, C Margo acutus, D Margo obtusus, E Ventriculus dexter, P Ventri- culus sinister, G Sulcus interventricularis subsinuosus, H Sinus venarum cavarum, I Sulcus coronarius dexter, K Apex cordis, L Incisura apicis. a Arcus aortae, b Truncus brahio- cephalicus communis, c, c, c Hste der A. pulmonalis, d, d Vv. pulmonales, e V. hemiazygos, f V. cava caudalis, g V. cava cranialis, h V. costoverticalis. 1 R. circumfl. sin. der A. coron. sin., 2 R. desc. subsin. der A. coron. sin. mit seinen Hsten zum rechten Ventrikel, 3 Endast des R. desc. paracon. der A. coron. sin., 4 R. ventric. sin. dist. des R. circumfl. sin., 5 R. atr. sin. dist. des R. circumfl. sin., 6 R. ventric. dext. des R. desc. subsin., 7 R. circumfl. dext. der A. coron. dext., 8 sein R. marg. acuti, 9 sein R. ventric. dext. dist. bzw. V. ventric. dext. disc., 10 sein R. atr. dext. intermed., 11 sein R. atr. dext. dist., 12 Sinus coronarius, 13 V. cordis media s. V. desc. subsin. mit ihren Hsten zu beiden Ventrikeln, 14 ihr R. ventric. sin. dist.,

15 V. cordis magna, 16 V. cordis caudalis, 17 V. ventric. sin. dist.

Der R. circmfl. sin. folgt beim Rind der linken Kranzfurche, zum Teil vom linken Herzohr verdeckt. Beim Schaf hingegen verlauft er vom Herzohr nicht verdeckt neben der Kranzfurche schrag zum Margo obtusus und ist nur schwach geschlangelt. Der R. desc. subsin. geht in flachem Bogen von dem R. circumfl. sin. ab, wahrenld der R. ventric. dext. mit dem R. desc. subsin. einen spitzen Winkel bildet. Der R. circumfl. dext. verliiuft leicht geschlangelt entlang dem Sulcus coronarius dexter, jedoch etwas distal davon.

B. DIE VENEN DES SCHAFHERZENS

Den venijsen Blutabflui3 am Schafherzen ubernehmen wie beim Rind die grof3en V. cordis magna, V. cordis media und V. cordis caudalis, die Vv. cordis parvae und die Vv. cordis minimae.

54

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804 HAMID HEGAZI

a) D e r S i n u s c o r o n a r i u s (Abb. 7/12) des Schafherzens ist ver- haltnismaflig kurz, jedoch geraumig. Er mist in der Lange ungefahr 2,5 cm, im Durchmesser etwa 1,0 cm. Als Anhang der rechten Vorkammer entlaflt cr die V. hemiazygos (Abb. 7/e), die ihrerseits die V . cordis magna (Abb. 6/11; 7/15) und die V. cordis caudalis (Abb. 6/13; 7/16) in der Regel mit einem kurzen gemeinsamen Stamm oder a k r getrennt abgibt. Sie konnen jedoch auch aus dem Sinus coronarius direkt hervorgehen.

b) D i e V . c o r d i s m a g n a Die V. cordis magna (Abb. 6/11; 7/18) ist auch beim Schaf die groflte

Herzvene. Sie verlauft als R. circumflexus sinister im Sulcus coronarius sinister bis zum Sulcus interventricularis paraconalis. Von dort ab zieht sie als R. des- cendens paraconalis leicht geschlangelt im Sulcus interventricularis para- conalis, den gleichnamigen Ast der A. coron. sin. stellenweise iiberkreuzend, herzspitzenwarts. Sie gibt wie beim Rind die Begleitaste an die entsprechenden Arterien ab.

Abb. 7 a (links). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria dextra eines Schaf- herzens, in die Flache projizi-rt. Halbschema. 1 A. coron. dext., 2 R. circumfl. dext., 3 A. adiposa der A. coronaria dext., 4 R. ventric. dext. prox., 5 R. marg. acuti, 6 R. ventric. dext. dist., 7 R. atr. dext. prox., 8 R. atr. dext. intermed., 9 R. atr. dext. dist. Der R. marg. acuti (5) und der R. ventric. dext. dist. (6) gehen getrennt aus dem R. circumfl. dext. (2 ) hervor. Die A. adiposa (3) ist nur sehr schwach, der R. ventric. dext. prox. (4) hingegen sehr stark. Der

R. marg. acuti (5) besitzt keine groden Seitenaste

Abb. 7 b (recfits). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria dextra eines Schaf- herzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. dext., 2 R. circumfl. dext., 3 A. adiposa der A.coron. dext., 4 R. ventric. dext.prox., 5 R. marg. acuti, 6 R.ventric. dext. dist., 7 R. atr. dext. prox., 8 R. atr. dext. intermed., 9 R. atr. dext. dist. Bei kraftiger Ausbildung der A. adiposa (3) ist der R. ventric. dext. prox. (4) nur sehr schwach entwickelt. Der R. marg. acuti (5) gabelt sich bald nach seinem Ursprung in zwei starke Hauptaste. Der R. marg. acuti (5) und der R. ventric. dext. dist. ( 6 ) besitzen entgegen der Regel keinen gemeinsamen Stamm

c) D i e V . c o r d i s c a u d a l i s Die V. cordis caudalis (Abb. 6/13; 7/16) verlauft geschlangelt, folgt dem

Margo obtusus und wendet sich herzspitzenwarts nach links zur Facies auricu- laris. In den Fallen, in denen 'die V. cordis caudalis nur schwach ausgebildet ist, wird ihr Versorgungsgebiet von dem dann sehr langen R. ventric. sin. dist. der V. cordis magna iibernommen.

d) D i e V. c o r d i s m e d i a s. V. d e s c e n d e n s s u b s i n u o s a Die V. cordis media s. V. d'escendens subsinuosa (Abb. 7/ 13) entspringt

immer selbstandig aus der rechten Vorkammer am Ursprung des Sinus coro-

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Die Blutgefaflversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 805

narius. Aui3er einigen unbenannten Asten zur iinken und rechten Kammer gibt sie wie beim Rind einen unbedeutenden R. ventric. sin. dist. (Abb. 7/14) ab.

Zudem finlden sich aus dem Sinus coronarius austretende 3-4 kleine Venen, welche zur Wand der linken Kammer ziehen. Auch entlai3t der Sinus coronarius einige sehr kleine Venen in Richtung auf die Wand der linken Vor- kammer.

e) D i e V v . c o r d i s p a r v a e Die Vv. cordis parvae verhalten sich ahnlich wie beim Rind. Es sind dies

die V . adiposa, die V . ventricularis dextra proximalis, die V . marginis acuti und idife V . ventricularis dextra distalis (Abb. 7/9), von denen nur die Jetzt- genannte Anastomosen mit Seitenasten der V. cordis media bildet (Abb. 7/9).

f) D i e Vv. c o r d i s m i n i m a e Die Vv. cordis minimae konnten an Hand von Korrosionspraparaten an

denselben Stellen und in der gleichen Anordnung wie beim Rind nachgewiesen werden.

g) V e n e n k l a p p e n Auch am Schafherzen liei3en sich sowohl an konserviertem Material als

auch an Plastoidkorrosionspraparaten in den oberflachlich verlaufenden Venen und besonders an den Abgangsstellen ihrer Seitenaste Venenklappen in groi3er Zahl nachweisen.

C. ANASTOMOSEN

a) A r t e r i o - a r t e r i e l 1 e A n a s t o m o s e n Arterio-arterielle Anastomosen sind nicht so zahlreich wie am Rinder-

herzen. Im Gegensatz zu diesem sind sie lediglich an folgenden Stellen ge- funden worden: I

1. Zwischen dem R. atr. sin. prox., dem R. atr. sin. intermed. und dem R. atr. sin. dist. im Bcreich der Lungenvenen auf der Herzbasis.

2. Zwischen dem R. atr. sin. prox. und dem R. atr. dext. prox., dem R. atr. dext. intermed. und dem R. atr. dext. dist. auf der rechten Vorkammer.

3. Zwischen (dem R. septi ventriculorum des R. desc. paracon. einerseits und dem R. desc. subsin. an'dererseits. Hingegen kommen zwischen den un- benannten septalen %ten des R. desc. paracon. und denen des R. desc, subsin. keine Verbindungen vor.

b) V e n o - v e n o s e A n a s t o m o s e n Veno-venose Anastomosen sind am Schafherzen ebenfalls seltener als am

1. Zwischen ider V. ventric. dext. dist. und Seitenasten der V. cordis media. 2. Zwischen dem R. (desc. paracon. der V. cordis magna und der V. cordis

caudalis sowie ,der V. cordis media, jedoh zwischen V. cordis magna und V. cordis media seltener.

3. Zwischen der V. cordis caudalis und dem R. collat. prox. sowie dem R. collat. dist. ides R. desc. paracon. im Bereich der Herzspitze.

4. In einem Fall zwischen Idem R. ventr. sin. prox. der V. cordis magna und dem R. collat. prox. des R. desc. paracon. auf der Facies atrialis.

Rinderherzen. Folgende Anastomosen konnten festgestellt werden:

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806 HAMID HEGAZI

c) A r t e r i o - v e n o s e A n a s t o m o s e n An Hand der von mir durchgefuhrten Untersuchungsmethoden war es

nicht moglich, arterio-venose Anastomosen nachzuweisen.

D. ZUSAMMENFASSUNG DER BEFUNDE AM SCHAFHERZEN

Die A. coronaria sinistra versorgt mit ihren drei Asten R . circumflexus sinister, R. descendens paraconalis und R . descendens subsinuosus die Wand der linken Kammer und Vorkammer, die Kammer- und Vorkammerscheide- wande und die den beiden Langsfurchen benachbarten Teile der rechten Kammer.

Die A . coronaria dextra vaskularisiert den restlichen kleineren Teil der Wand lder rechten Kammer und rechten Vorkammer.

Der uber das Vorkommen und den Verlauf der V e n e n des Schaf- herzens erhobene Befund stimmt weitgehend mit jenem beim Rind uberein. Sie werden daher auch mit den gleichen Namen belegt. Das gleiche gilt auch fur die Ausbildung der Anastomosen.

Folgende Besonderheiten in der Gefaflanordnung erscheinen erwahnens- wert:

Wie beim Rind finden sich regelmai3ig Anastomosen zwischen der linken und rechten Koronararterie.

Der R. descendens paraconalis und der R. circumflexus sinister verlassen in rechtem Winkel zueinander die A. coronaria sinistra, wahrend der Abgang des R. descendens subsinuosus aus dem R. circumflexus sinister in flachem Bogen erfolgt. Infolgedessen erreicht er den Sulcus interventricularis sub- sinuosus erst in dessen apikaler Halfte.

Der von dem R. descendens subsinuosus abgehende R. ventricularis dexter versorgt gemeinsam mit den Endasten des R. circumflexus dexter die Herz- wand im Bereich des proximalen Abschnittes des Sulcus interventricularis sub- sinuosus.

Die A. adiposa der A. coronaria sinistra ist bedeutend starker als beim Rind, reicht weiter herzspitzenwarts. geht aber keine Anastomosen mit dem gleichnamigen Gefafl der A. coronaria dextra ein.

Der R. circumflexus dexter der A. coronaria dextra verlauft immer distal der Kranzfurche.

Der R. ventricularis dexter distalis und der Ramus marginis acuti der A. coronaria dextra besitzen sehr oft einen gemeinsamen Stamm.

Anastomosen zwischen der V. cordis magna und der V. cordis media kommen beim Schaf im Gegensatz zum Rind nur selten vor. Der gemeinsame Stamm der V. cordis magna und der V. cordis caudalis entspringt in der Regel aus der V. hemiazygos.

Die V. cordis media geht direkt aus der rechten Vorkammer hervor. Am Schafherzen sind weniger arterio-arterielle und veno-venose Anasto-

mosen festgestellt worden als am Rinderherzen.

V. BlutgefiOe des Ziegenherzens

Das Ziegenherz ist im Unterschied zu jenem des Schafes spitzkegelformig. Der kaudale Herzrand verlauft gerade und ist in der Regel in seinem apikalen Teil etwas konkav eingezogen, wahrend der kraniale Herzrand gut konvex ausgebogen ist. Die Ossa cordis sind nur klein. Die nur schwach entwickelte Kaudalfurche ist sehr flach. Im ubrigen gilt das fur das Rinderherz Gesagte auch fur das Ziegenherz.

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Die Blutgefaflversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 807

A. DIE ARTERIEN DES ZIEGENHERZENS

Auch bei der Ziege besitzt die A. coronaria sinistra das groaere, die A. coronaria dextra das kleinere Versorgungsgebiet.

a) D i e A. c o r o n a r i a s i n i s t r a

Die A. coron. sin. (Abb. 8/1; 9/1) entspringt wie bei Rind und Schaf und teilt sich in die etwa gleichstarken R. circumflexus sinister und R. descendens paraconalis. Ihr gemeinsamer Ursprung ist bei der Ziege kurzer, der Winkel, unter dem sich #die beiden Aste trennen, spitzer als bei Rind und Schaf. Zu- weilen gehen jedoch beide Aste selbstandig aus der Aortenwurzel hervor.

Abb. 8. Basis eines Ziegenherzens nach Abtragung der Vorkammern. a, b, c Valvulae aortae (a Velum semilunare sinistrum, b Velum semilunare dextrum, c Velum semilunare septale), d, e, f Valvulae arteriae pulmonalis (d Velum semilunare sinistrum, e Velum semilunare dextrum, f Velum semilunare intermedium), g, h Valvula bicuspidalis [g Cuspis septalis, h Cuspis parietalis), i, k, 1 ValvuIa tricuspidalis (i Cuspis septalis, k Cuspis parietalis, 1 Cuspis angularis), m Septum atriorum, n Conus arteriosus, o Margo acutus, p Margo obtusus, q Sulcus interventricularis paraconalis, r Sulcus interventricularis subsinuosus. 1 A. coron. sin., 2 ihr R. desc. paracon., 3 , 3 ihr R. circumfl. sin., 4 R. ventric. sin. prox. des R. circumfl. sin. bzw. der V. cordis magna, 5 gemeinsamer Stamm des R. marg, obt. und des R. ventric. sin. dist. des R. circumfl. sin., 6 R. atr. sin. dist. des R. circumfl. sin., 7 R. ventr. dext. des R. desc. subsin., 8 R. atr. sin. prox. des R. circumfl. sin., 9 A. coron. dext., 10 A. adiposa der A. coron. dext. bzw. V. adiposa, 11 R. ventric. dext. prox. der A. coron. dext. bzw. V. ventric. dext. prox., 12 R. circumfl. dext. der A. coron. dext. bzw. V. marg. acuti, 13 R. atr. dext. intermed. der A. coron. dext., 14 R. atr. dext. prox. der A. coron. dext., 15 Uffnung des Sinus coronarius, 16 Sinus coronarius, 17 Stelle der Einmiindung der V. hemiazygos in den Sinus coronarius, 18 V. cordis caudaIis, 19 V. cordis magna, 20 ihr R. desc. paracon.,

21 V. cordis media s. V. desc. subsin., 22 V. ventric. dext. dist.

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808 HAMID HEGAZI

K

Abb. 9. Arterien und Venen der Facies auricularis eines Ziezenherzens. A rechtes Herzohr. B linkes Herzohr, C Margo acutus, D Margo obtusus, E Ve-ntriculus dexter, F Ventriculus sinister, G Sulcus interventricularis paraconalis, H Conus arteriosus, I Sulcus coronarius sinister, K Apex cordis, L Incisura apicis. a Arcus aortae, b Truncus brachiocephalicus communis, c A. pulmonalis, d Lig. arteriosum Botalli, e V. hemiazygos, f , f linke Lungenvenen, g V. cava cranialis, h V. costocervicalis. 1 A. coron. sin., 2 ihr R. desc. paracon. mit Pisten zu beiden Ventrikeln, 3 ihr R. circumfl. sin., 4 R. ventric. sin. prox. des R. circumfl. sin. bzw. der V. cordis magna, 5 R. marg. obt. des R. circumfl. sin., 6 A. adiposa der A. coron. sin., 7 R. collat. prox. des R. desc. paracon. der A. coron. sin. bzw. der V. cordis magna, 8 R. collat. dist. des R. desc. paracon. der A. coron. sin. bzw. der V. cordis magna, 9 A. adiposa der A. coron. dext. bzw. V. adiposa, 10 R. ventric. dext. prox. der A. coron. dext., 11 V. cordis magna, 12 ihr R. desc. paracon. mit Asten zu beiden Ventrikeln, 13 V. cordis caudalis mit

ihren Asten zum linken Ventrikel

1. Der R. c i r c u m f l e x u s s i n i s t e r (Abb.8/3; 9/3 ; 10/1) ist weniger stark geschlangelt als h i m Rind und verlauft z. T. vom linken Herzohr bedeckt im Sulcus coronarius. Sein R. ventric. sin. prox. (Abb. 8/4; 9/4) entspringt mit einem langen starken Stamm, der sich immer in zwei Hauptaste aufteilt. Ferner entlaat der R. circumfl. sin. den R. rnnrg. obt. (Abb. 8/5; 9/5; 10/5) und den R. ventric. sin. dist. (Abb. 8/5; 10/4) in Form eines gemeinsamen Stammes, deren Versorgungsgebiet jenem der anderen Hauswiedcrkauer entspricht.

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Die Blutgefai3versorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 809

Seine Vorkamnieraste, der R. atrialis sinister proximalis, der R. atrialis sinister intermedius und ,der R. atrialis sinister distalis verhalten sich ahn- lich wie beim Rind.

2. Der R. d e s c e n d e n s s u b s i n u o s u s (Abb.10/2) ist langer als beim Schaf, verlauft in seiner ganzen Lange im Sulcus interventricularis sub- sinuosus und erreicht die Herzspitze ebenfalls nicht. In einigen Fallen verhielt sich dieser Ast wie der gleichnamige beim Schaf, indem er den Sulcus interventricularis subsinuosus erst in dessen halber Hohe erreichte und ihm von da ab distal folgte. Der R. wentricularis dexter (Abb. 8/7; 10/7) ist im allgemeinen nur schwach. Sdbst in den Fallen, wo er starker war, besaf3 er keine Anasto- mosen mit dem R. circumfl. dexter.

3. Der R. d e s c e n d e n s p a r a c o n a l i s (Abb.8/2; 9/2; 10/3) verlauft in der entsprechenden Langsfurche und wird von ,dem R. desc. paracon. der V. cordis magna beglcitet, die ihn zum Teil bedeckt. Sein Endast zieht

Abb. 9 a (links). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria sinistra eines Ziegen- herzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. sin., 2 R. circumfl. sin., 3 R. desc. paracon., 4 R. ventr. sin. prox., 5 R. marg. obt., 6 R. ventric. sin. dist., 7 R. desc. subsin., 8 R. ventr. dext., 9 R. atr. sin. prox., 10 R. atr. sin. intermed., 11 R. atr. sin. dist., 12 R. collat. prox., 13 R. collat. dist., 14 A. adiposa der A. coron. sin., 15 R. septi ventri- culorum. Samtliche Kammeraste des R. circumfl. sin. (2) gehen etwa in rehtem Winkel ab. Der R. collat. dist. (13) ist starker als der R. collat. prox. (12), der in diesem Fall auffallend schwach ist. Der R. septi ventriculorum (15) entspringt weiter herzspitzenwarts als dies in

in der Regel der Fall ist

Abb. 9 b (rechts). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria sinistra eines Ziegen- herzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. sin., 2 R. circumfl. sin. 3 R. desc. paracon., 4 R. ventric. sin. prox., 5 R. marg. obt., 6 R. ventric. sin. dist., 7 R. desc. subsin., 8 R. ventric. dext., 9 R. atr. sin. prox., 10 R. atr. sin. intermed., 11 R. atr. sin. dist., 12 R. collat. prox., 13 R. collat. dist., 14 A. adiposa der A. coron. sin., 15 R. septi ventriculorum. Samtliche Kammeraste mit Ausnahme des R. desc. subsin. (7) gehen in spitzem Winkel aus dem R. circumfl. sin. (2) hervor. Der R. ventric. dext. (8) entspringt in diesem Fall aus dem R. circumfl. sin. (2). Der R. marg. obt. (5) ist nur sehr schwach entwidrelt. Der R. collat. prox. (12) nimmt seinee Ursprung naher an der Aufspaltung der A. coron. sin. (l), als dies

gewohnlich der Fall ist

(durch die Incisura apicis und erreicht rechts die Herzspitze. Wie am Schafherzen anastomisiert er auch hier n i c h t mit R. desc. subsin. Seine Aste, der R. collateralis proximalis (Abb. 9/7) und der R. collateralis distalis (Abb. 9/8) entspringen wie am Schafherzen mit geringem Ab- stand, sind hier aber lfnger und erreichen b i d e in den meisten Fallen die Herzspitze. Im Gegensatz zu Rind und Schaf ist bei der Ziege der

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810 HAMID HEGAZI

R. collat. idist. ofters starker als der R. collat. prox. .Die A . adiposa (Abb. 9 / 6 ) der A. coron. sin. ist vie1 kleiner als bei Schaf und Rind und anastomosiert durch kleinere Aste mit der A. adiposa der A. coron. dext. (Abb. 9D). Der R. septi ventricwlorurn entspringt wie am Rinderherzen von dem R. desc. paracon. kurz nach dessen Ursprung aus der A. coron. sin. Anders als bei dieslem gabelt er sich jedoch nur in z w e i Aste, einen proximalen, der zum M. papillaris subarteriosus verlauft und einen groceren distalen Ast, >der wie beim Rind als die Fortsetzung des Haupt- gefai3es anzusehen ist und wie beim Schaf die Mm. papillares parvi ver-

K

Abb. 10. Arterien und Venen der Facies atrialis eines Ziegenherzens. A Atrium dextrum, B,B Atrium sinistrum, C Margo acutus, D Margo obtusus, E Ventriculus dexter, F Ventri- culus sinister, G Sulcus interventricularis subsinuosus, H Sinus venarum cavaruni, I Sulcus coronarius dexter, K Apex cordis, L Incisura apicis. a Arcus aortae, b Truncus brachio- cephalicus communis, c, c, c h e der A. pulmorralis, d, d, d Vv. pulmonales, e V. hemiazygos, f V. cava caudalis, g V. cava cranialis, h V. costocervicalis. 1 R. circumfl. sin. der A. coron. sin., 2 R. desc. subsin. der A. coron. sin. mit seinen Asten zuin rechten Ventrikel, 3 Endaste des R. desc. paracon. der A. coron. sin. bzw. der V. cordis magna, 4 R. ventric. sin. dist. des R. circumfl. sin., 5 R. marg. obt. des R. circumfl. sin., 6 R. atr. sin. dist. des R. circumfl. sin., 7 R. ventric. dext. des R. desc. subsin., 8, 8 R. circumfl. dext. der A. coron. dext., 9 sein R. marg. acuti, 10 sein R. ventric. dext. dist. bzw. V. ventric. dext. dist., 11 R. atr. dext. intermed. der A. coron. dext., 12 R. atr. dext. dist. des R. circumfl. dext., 13 Sinus coronarius, 14 V. cordis media s. V. desc. subsin. mit ihren Asten zu beiden Ventrikeln, 15 ihr R. ventric. sin. dist., 16 V. cordis magna, 17 V. cordis caudalis, 18 ihr R. ventric. sin. dist., 19 Endaste

des R. collat. dist. des R. desc. paracon. der A. coron. sin.

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Die Blutgefiflversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 81 1

7

Abb. 10a (links). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria dextra eines Ziegen- herzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. dext., 2 R. circumfl. dext., 3 A. adi- posa der A. coron. dext., 4 R. ventric. dext. prox., 5 R. marg. acuti, 6 R. ventric. dext. dist., 7 R. atr. dext. prox., 8 R. atr. dext. intermed., 9 R. atr. dext. dist. Die A. adiposa (3) ist kleiner, der R. ventric. dext. dist. (6) wesentlich grofler als dies in der Regel der Fall ist. Der R. circumfl. dext. (2) ist nur sehr shwach. Die eigentliche Fortsetzung der A. coron.

dext. (1) ist in diesem Fall der R. ventric. dext. dist. (6)

Abb. 10b (rechts). Art des Verlaufes und der Aufzweigung der A. coronaria dextra eines Ziegen- herzens, in die Flache projiziert. Halbschema. 1 A. coron. dext., 2 R. circumfl. dext., 3 A. adiposa der A. coronaria dextra, 4 R. ventric. dext. prox., 5 R. marg. acuti, 6 R. ventric. dext. dist., 7 R. atr. dext. prox., 8 R. atr. dext. intermed., 9 R. atr. dext. dist. Die A. adi- posa (3) und der R. atr. dext. intermed. (8) sind sehr grofl. Der R. ventric. dext. dist (6)

ist nur schwach entwickelt

sorgt. Ferner werden zahlreiche Seitenzweige zur Versorgung des Septum abgegeben. In einem Falle waren an Stelle des R. septi ventriculorum wie in dem beim Rind crwahnten Ausnahmefall zwei septale Aste, die beide selbstandig aus dem R. desc. paraconalis abgingen, vorhanden, von denen der proximale den M. papillaris subarteriosus, der distale die Mm. papil- lares parvi versorgte.

b) D i e A. c o r o n a r i a d e x t r a

(Abb. 8/9; 10/8) zieht, von der Aorta herkommend, zwischen Conus arteriosus und rechter Vorkammer zum Margo acutus und tritt nach rechts verlaufend leicht geschlangelt als R. circumfl. dexter distal des SuIcus coronarius auf die nechte Herzflache. Sie bildet mit den Asten der A. coron. sin. keine Anasto- mosen und gibt wie bei Rind und Schaf auch hier folgende Kste ab: Die A. adiposa, den R. ventricularis dexter proximalis, den R. marginis acuti und den R. ventricularis dexter distalis zur Wanmd der rechten Kammer. Zur Wand der rechten Vorkammer entlaflt sie den R. atrialis dexter proximalis (Abb. 8/14), den R. atrialis dexter intermedius (Abb. 8/13; 10/11) und den R. atrialis dexter distalis (Abb. 10/12). Von ihren Asten ist die A. adiposa (Abb, 8/10; 9i9) wie beim Schaf verhaltnismaflig klein und bildet mit der A. adiposa der A. coron. sin. gelegentlich Anastomosen (Abb. 9/9).

Der R. ventricularis dexter proximalis (Abb. 8/11; 9/10) verhalt sich wie beim Rind. Bei allen untersuchten Ziegenherzen ist der R. ventricularis dextet distalis (Abb. 10/10) bedeutend grofler als bei Rind und Schaf. Er verlauft schrzg nach distal auf die Facies atrialis des rechten Ventrikels und teilt sich in zwei ader drei groi3ere Aste auf (Abb. 10/10).

Der R. marginis acuti (Abb. 10/9) erreicht wie beim Rind die Herzspitze, wo er mit dem R. desc. paracon. anastomosiert.

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812 HAMID HEGAZI

c) A r t d e r A u f z w e i g u n g u n d d e s V e r l a u f e s d e r A r t e r i e n d e s Z i e g e n h e r z e n s

Beim Ziegenherzen ist der Abgang der Arterien ahnlich wie bei Rind und Schaf. Ein Unterschied besteht unter anderem darin, dai3 die Aufzweigung der A. coronaria sinistra in den R. desc. paracon. und den R. circumfl. sin. bei der Ziege in spitzem Winkel erfolgt, wahrend das bei Schaf und Rind in rechtem Winkel geschieht. Ferner vollzieht sich der Obergang des R. circumfl. sin. in den R. desc. subsin. am Ziegenherzen in rechtem Winkel. Der R. ventric. dext. hingegen bildet hier mit Clem R. desc. subsin. einen stumpfen Winkel.

Die Schlangelung der A. coronaria sin. und ihrer Aste ist nicht so auf- fallend wie beim Rind, wie dies auch fur die ubrigen Arterien des Ziegen- herzens zutrif ft.

B. DIE VENEN DES ZIEGENHERZENS Am Ziegenherzen konnten dieselben Venengruppen wie bei den anderen

Hauswiederkauern festgestellt werden.

a) D e r S i n u s c o r o n a r i u s Der Sinus coronarius der Ziege gleicht in Form und Lage jenern bei Rind

und Schaf, ist jedoch verhaltnismafiig langer (Abb. 8/16; 10113). Er entlai3t die V. hemiazygos, in der Regel mit einem gemeinsamen Stamm die V. cordis magna und V. cordis caudalis und selbstandig die V. cordis media.

b) D i e V. c o r d i s m a g n a Die V. cordis magna (Abb. 8/19; 9/11; 10/16) geht meistens gemeinsam

mit der V. cordis caudalis aus dem Sinus coronarius hervor. \?as ihre Auf- teilung und Verastelung anbelangt, verhalt sie sich wie beim Rind. Der bogen- formige Obergang des R. circumfl. sin. zum R. desc. paracon. der V. cordis magna liegt bei der Ziege k a u d a 1, brim Schaf jedoch a u f der Aufteilung der A. coron. sin. in ihre groi3en Stamme (Abb. 6 und 9).

c) D i e V. c o r d i s c a u d a l i s Die V. cordis caudalis (Abb. 8/18; 9/13; 10/17) verlauft geschlangelt ent-

lang dem Margo obtusus. In den wie erwahnt meisten Fallen verlai3t sie rnit der V. cordis magna durch einen gemeinsamen Stamm den Sinus coronarius. Nur in einem Fall entsprangen beide Venen getrennt aus dem Sinus coronarius.

d) D i e V. c o r d i s m e d i a Die V. cordis media s. V. descendens subsinuosa (Abb. 8/21; 10/14) ent-

springt im Gegensatz zum Rinder- und Schafherzen immer aus dem Sinus coronarius. Ihre Aste fuhren das Blut aus den Kammerwanden zu beiden Seiten des Sulcus interventricularis subsinuosus ab und bilden Anastomosen mit Asten der V. cordis magna im Bereich der linken und rechten Kammer.

Die kleinen Venen zur Wand der linken Kammer und Vorkammer, die direkt aus dem Sinus coronarius hervorgehen, sind bei der Ziege haufig in der Dreizahl vorhanden, jedoch nicht SO groi3 wie am Schafherzen (Abb. 10).

le) D i e Vv . c o r d i s p a r v a e Aus der Gruppe der Vv. cordis parvae entspringen die A . adiposa

(Abb. 8/10> und die V. ventricularis dextra proximalis (Abb. 8/11) gewohn- lich mit einem gemeinsamen kraftigen Stamm aus der rechten Vorkammer.

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Die Blutgefaflversorgung des Herzens von Rind, S&af und Ziege 813

Eine V. rnarginis acuti ist nicht immer ausgebildet, wahrend die V . ventricu- Zaris dextra distalis (Abb. 8/22; 10/10) im allgemeinen sehr lang ist und den gleichnamigen Ast der A. coron. dext. begleitet. Die ubrigen unbenannten Vv. cordis parvae fiihren (das Blut aus [den basalen Abschnitten der rechten Kammerwamd ab.

f) D i e Vv. c o r d i s m i n i m a e verhalten sich wie bei den anderen Haus wiederkauern.

g) V e n e n k l a p p e n Das Vorkommen von Venenklappen am Ziegenherzen entspricht jenem

am Rinder- und Schafherzen.

C. ANASTOMOSEN

a) A r t e r i o - a r t e r i e 1 1 e A n a s t o m o s e n Arterio-arterielle Anastomosen sind nicht so haufig wie am Rinder- und

1. Auf tder Herzbasis zwischen dem R. atr. sin. prox., dem R. atr. sin. intermed. und dem R. atr. sin. dist.

2. Des weiteren zwischen dem R. atr. sin. prox., dem R. atr. dext. prox. und dem R. atr. dext. dist. auf der rechten Vorkammer und dern rechten Herzohr.

3. Zwischen der A. adiposa der A. coron. sin. und dem gleichnamigen Gefafl der A. coron. dextra. Alle anderen beim Rind beschriebenen arterio-arteriellen Anastomosen am Herzen konnten bei d(er Ziege nicht nachgewiesen werden.

Schafherzen. Folgeade interarteriellen Verbindungen wurden gefunden:

b) V e n o - v e n o s e A n a s t o m o s e n Veno-venose Anastornosen sind am Ziegenherzen in groi3erer Zahl als am

1. Sie bestehen in grofierer Anzahl und guter Ausbildung zwischen dem R. desc. paracon. der V. cordis magna und allen Vv. cordis parvae ent- lang 'dem Margo acutus.

2. Im allgemeinen sind die Anastomosen zwischen Zweigen des R. desc. paracon. der V. cordis magna uod den Xsten (der V. cordis caudalis sowie solchen der V. cordis madia zahlreicher als am Schafherzen. Xhnlich wie am Rinderherzen bilden sie an der Herzspitze Geflechte.

3. Am Ziegenherzen sind Anastomosen zwischen der V. cordis caudalis (einerseits und dem R. collat. prox. und R. collat. dist. des R. desc. paracon. der V. cordis magna andererseits an der Herzspitze vorhanden.

4. Hingegen sind die Anastornosen zwischen den Seitenasten der V. cordis caudalis einerseits und jenen der V. cordis media andererseits auf der Wand sder linken Kammer nur sparlih.

5. Aui3erdem wurden Anastomosen zwischen den Seitenasten der V. cordis media, den Vv. condis parvae und dem R. desc. paracon. der V. cordis magna auf der rechten Kammer gefunden.

6. Ferner habe ich Anastomosen zwischen dem R. ventric. sin. prox. der V. cordis magna und <dem R. collat. prox. des R. desc. paracon. der V. cordis magna sowie Xsten der V. cordis caudalis gefunden.

7. Auch zwischen einem unbenannten Ast des Sinus coronarius und dern R. ventric. sin. dist. der V. cordis modia besteht eine Anastomose.

Schafherzen festgestellt wonden.

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814 HAMID HEGAZI

c) A r t e r i o - v e n o s e A n a s t o m o s e n

V i e beim Rinder- und Schafherzen war es auch am Ziegenherzen nicht moglich, an Hand der angewandten Methoden arterio-venose Anastomosen nachzuweisen.

An dieser Stelle sei ein eigentumlicher Befund mitgeteilt, der sich bei der Injektion zweier Ziegenherzen ergab. In diesen beiden Fallen wurde eine direkte Verbindung in Form einer G e f a 13 b r u c k e zwischen der A. coron. sin. und der V. covdis magna ermittelt. Diese Gefai3briicke war in dem einen

6

Abb. 11. Gefafibrucke zwischen der A. coronaria sinistra und der V. cordis magna an einem Ziegenherzen. Halbschema. 1 A. coron. sin., 2 R. circumfl. sin. der A. coron. sin., 3. R. desc. paracon. der A. coron. sin., 4 R. circumfl. sin. der V. cordis magna, 5 R. desc. paracon. der V. cordis magna, 6 V. adiposa

der V. cordis magna, G Gefafibrudte

Fall 10,O mm lang und 1,0 mm dick, in dem anderen Fall 5,O mm lang und 0,5 mm dick und verband #den kurzen Stamm der A. coron. sin. an dessen Auf- spaltung in den R. desc. paracon. und .den R. circumfl. sin. unmittelbar mit dem R. circumfl. sin. der V. cordis magna an dessen Wbergang in den R. desc. paracon. (Abb. 11).

D. ZUSAMMENFASSUNG DER BEFUNDE AM ZIEGENHERZEN

Am Ziegenherzen kommen dbeselben Arterien und Venen wie bei Rind und Schaf vor.

F o l g e n d e B e s o n d e r h e i t e n k o n n t e n f e s t g e s t e l l t w e r - d e n :

Zwischen dem R. circumfl. sinister der A. coron. sinistra und dem R, circumflexus dexter der A. coronaria dextra bestehen k e i n e A n a s t o - m o s e n .

Der R. ventricularis sinister distalis und der R. marginis obtusi des R. circumflexus sinister der A. coronaria sinistra entspringen immer mit einem gemeinsamen Stamm.

Der Ramus circumflexus dexter der A. coronaria dextra verlauft im Gegensatz zum Rind, aber wie beim Schaf immer etwas distal von der rechten Kranzfurche und gibt einen sehr langen und starken R. ventricularis dexter distalis ab, so dai3 von diesem ein grof3erer Bezirk der Wand der rechten Kammer versorgt wird als es beim Rind der Fall ist.

Im Gegensatz zum Schaf zieht der R. descendens subsinuosus in der Regel durch die ganze Lange des Sulcus interventricularis subsinuosus, indem er in rechtem Winkel aus dem R. circumflexus sinister der A. coronaria sinistra hervorgeht. Er endet gewohnlich etwa 2,O cm oberhalb der Herzspitze und bildet keine Anastomosen mit d)em R. descendens paraconalis der A. coronaria sinistra.

Die A. adiposa der A. coronaria sinistra ist wesentlich kleiner als beim Schaf, bildet aber in seltenen Fallen Anastomosen mit der gleichnamigen Arterie der A. coronaria dextra.

Der R. ventricularis dexter ist als erster Ast des R. descendens sub- sinuosus immer sehr schwach ausgebildet und zeigt keine Anastomosen mit

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Die Blutgefafiversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 815

dem R. circumfl. dexter der A. coronaria dextra. Der Teilungswinkel zwischen dem R. circumflexus sinister und dem

R. descendens paraconalis der A. coronaria sinistra ist immer spitz. Der bogenformige Ubergang zwischen dem R. circumflexus sinister und

dem R. descendens paraconalis der V. cordis magna liegt hier im Gegensatz zum Schaf kaudal von der Aufteilung der entsprechenden Arterien.

Die V. condis magna and die V. cordis caudalis entspringen gewohnlich mit gemeinsamem Stamm direkt aus dem Sinus coronarius.

Die V. cordis media entstammt bei der Ziege dem Sinus coronarius, wahrend sie beim Schaf aus der rechten Vorkammer hervorgeht.

Die ermittelten arterio-arteriellen und veno-venosen Anastornosen werden beschrieben. Arterio-venose Anastornosen wurden nicht gefunden.

In zwei Fallen wurde eine Gefai3brucke zwischen der A. coronaria sinistra und der V. cordis magna festgestellt.

VI. Vergleihende Zusammenfassung

Ausgehend von der bekannten Tatsache, dai3 R i n d , S c h a f und Z i e g e Angehorige der Familie dcr Bovidae (Cavicorniae) sind, mui3te angenommen werden, dai3 dies auch in der Art der Gefaflversorgung ihrer Herzen zum Aus- druck kommt. Berucksichtigt man ferner, dai3 S c h a f und Z i e g e der Unter- familie tdcr Caprinae, das R i n d aber der Unterfamilie der Bovinae angehoren, so konnte in der Gefai3versorgung des Schaf- und Ziegenherzens weitgehende Ahnlichkeit erwartet werden. Mit groi3eren Unterschieden mui3te hingegen zwischen Schaf und Ziege einerseits und dem Rind andererseits gerechnet werden. Durch die hier (durchgefuhrten Untersuchungen sollte daher festgestellt werden, ob und inwiew'eit 1 . die Blutgefaflversorgung Bdes Herzens bei Rind, Schaf und Ziege grundsatzlich ubereinstimmt, 2. welche auffalligen Unter- schiede und Besonderheiten in fder Gefaganordnung gegebenenfalls zwischen Schaf und Ziege vorliegen und 3. welche Unterschicde in der Gefafitopographie des Herzens bei den kleinen Wiederkauern einerseits und dem Rinde anderer- seits bestehen.

Zu Punkt 1 : An Hand der zahlreichen Injektionspraparate konnte fest- gestellt werden, dai3 bei Rind, Schaf und Ziege die Blutgeffi3versorgung des Herzens weitgehend ubereinstimmt und dai3 bei allen drei untersuchten Tier- arten die A. coronaria sinistra einen wesentlich groi3eren Teil des Herzens ver- sorgt als die A. coronaria dextra.

Zu Punkt 2: Wahrend beim S c h a f regelmai3ig Anastornosen zwischen dem hier sehr groi3en R. ventricularis ldexter des R. circumflexus sinister und den Endasten des R. circumflexus dexter vorkommen, fehlen diese bei der Ziege.

Im Gegensatz zur Ziege entspringen beim S c h a f der R. ventricularis dexter distalis und der R. marginis acuti des R. circumflexus dexter sehr oft mit einem gemeinsamen Stamm. Bei der Z i e g e hingegen kommen der R. ven- tricularis sinister distalis und der R. marginis obtusi des R. circumflexus sinister in der Regel aus einem gemeinsamen Stamm, wahrend beim S c h a f beide Ge- fai3e getrennt ihren Ursprung nehmen.

Wahrend beim S c h a f der R. descendens subsinuosus den Sulcus inter- ventricularis subsinuosus erst in dessen apikaler Halfte erreicht, durchzieht er bei der Z i e g e dessen ganze Lange.

Im Gegensatz zu der Z i e g e , bei der die nur schwache A. adiposa der A. coronaria sinistra vereinzdt Anastomosen mit der A. adiposa der A. coro- naria dextra bildet, geht die A. adiposa der A. coronaria sinistra beim S c h a f

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816 HAMID HECAZI

trotz bedeutender Groi3e und reichlicher Verastelung keine Anastomosen mit dem gleichnamigen Gefaf3 lder A. coronaria dextra ein.

Das Versorgungsgebiet des R. ventricularis dexter distalis des R. circum- flexus dexter ist bei der Z i e g e groi3er als beim S c h a f . Am Z i e g e n - h e r z e n entspringt ofters eine unbenannte Arterie aus dem Teilungswinkel der A. coronaria sinistra, die beim S c h a f h e r z e n in keinem Fall beobachtet wurde. Sie versorgt einen Abschnitt der Wand des linken Ventrikels.

Wahrend beim S c h a f der R. descendens paraconalis und der R. circumfl. sin. in rechtem Winkel zueinander die A. coronaria sinistra verlassen, ist dieser Winkel bei der Z i e g e immer spitz.

Beim S c h a f entspringen die V. cordis magna und die V. cordis cau'dalis in der Regel mit einem gemeinsamen Stamm aus der V. hemiazygos, bei der Z i e g e hingegen unmittelbar aus dem Sinus coronarius.

Im Gegensatz zum S c h a f , bei dem die V. cordis media s. V. descendens subsinuosa regelmai3ig unmittelbar aus der rechten Vorkammer ihren Ursprung nimmt, entstammt sie bei der Z i e g e in der Regel dem Sinus coronarius.

Der bogenformige Ubergang zwischen dem R. circumflexus sinister und dem R. descendens paraconalis der V. cordis magna liegt beim S c h a f auf dem Teilungswinkel der entsprechenden Arterien, bei der Z i e g e kaudal zu diesem.

Am Z i e g e n h e r z e n sind weniger arterio-arterielle und mehr veno- venose Anastomosen nachgewiesen worden als am S c h a f h e r z e n.

Im Gegensatz zum S c h a f ist bei der 2 i e g e in zwei Fallen eine Gefai3- brucke zwischen der Arteria coronaria sinistra und der Vena cordis magna festgestellt worden.

Aus der hier gegebenen Darstellung ist zu ersehen, dai3 beachtliche Unter- schiede in Ursprung und Verlauf der Herzeigengefafie zwischen Schaf und Ziege bestehen.

Zu Punkt 3: Dime oben bereits erwahnten Besonderheiten im Verhalten der Blutgefai3e 'des Herzens von Schaf und Ziege gestalten eine vergleichende Be- trachtung der gefai3topographischen Verhaltnisse des Herzens zwischen )den kleinen Wiederkauern auf der einen und dem Rind auf der anderen Seite sehr schwierig. Es sol1 deshalb versucht werden, im folgenden einige charakteristische Unterschiede im Verhalten der Herzeigengefaae sowohl zwischen dem Schaf und dem Rind, als auch zwischen der Ziege und dem Rind aufzuzeigen.

Im Gegensatz zu S c h a f u n d 2 i e g e bestehen beim Rind in der Regel kraftige Anastomosen zwischen den Endasten des R. descendens paraconalis und ,den entsprechenden Zweigen des R. descendens subsinuosus im Bcreihe der Herzspitze.

Wahrend beim S c h a f zwischen der A. adiposa der A. coronaria sinistra und der gleichnamigen Arterie der A. coronaria dextra keine, bei der 2 i e g e vereinzelt Anastomosen bestehen, kommen diese beim R i n d in (der Regel in guter Ausbildung vor.

Der R. descendens subsinuosus ist beim R i n d sehr kraftig, reicht bis zur Herzspitze und gibt zahlreiche lange Aste an die Wand der rechten Herz- kammer ab, was in diesem Ausmai3 bei S c h a f u n d Z i e g e nicht der Fall ist. Wie beim S c h a f , aber im Gegensatz zur 2 i e g e kommen beim Rind regelmai3ig Anastomosen zwischen dem R. ventricularis dexter 'des R. descen- dens subsinuosus und dem R. circumflexus dexter der A. coronaria dextra vor. Daruber hinaus bestehen beim Rind in der Regel Anastomosen zwischen dem letztgenannten Gefai3 und dem ersten unbenannten Seitenast des R. descendens subsinuosus. Allen drei Hauswiederkauern ist jedoch gemeinsam, dai3 der

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Die BlutgefZBversorgung des Herzens von Rind, Schaf und Ziege 817

R. descendens subsinuosus keine Aste zur Versorgung der Wand der linken Kammer entsendet.

Beim R i n d ist der Abstand zwischen R. collateralis proximalis und R. collateralis distalis des R. descendens paraconalis immer sehr groi3, bei S c h a f u n d 2 i e g e hingegen sehr klein.

Der R. septi ventriculorum des R. descendens paraconalis teilt sich beim R i n d in der Regel in drei, bei S c h a f u n d Z i e g e in zwei Hauptaste auf.

Beim R i n d verlauft der R. circumflexus dexter der A. coronaria dextra regelmagig im Sulcus coronarius, bei S c h a f u n d 2 i e g e distal von diesem.

Wahrend beim S c h a f der R. ventricularis dexter distalis und der R. margini acuti des R. circumflexus dexter sehr oft, bei der Z i e g e der R. ventricularis sinister distalis und der R. marginis obtusi des R. circumflexus sinister immer mit e i n e m g e m e i n s a m e n S t a m m entspringen, be- s i t zn die= vier Gefai3e beim R i n d in der Regel g e t r e n n t e n Ursprung.

Die V. cordis magna und die V. cordis caudalis entspringen beim R i n d in den meisten Fallen wie bei der Z i e g e aus dem Sinus coronarius, in einigen Fallen wie beim S c h a f aus der V. hemiazygos.

Beim R i n d nimmt die V. cordis media s. V. descendens subsinuosa in der Regel wie bei der 2 i e g e ihren Ursprung aus dem Sinus coronarius. In einigen Ausnahmefallen entsprang sie wie beim S c h a f direkt aus der rechten Vorkammer.

Im Gegensatz zu S c h a f u n d Z i e g e sind die Arterien und Venen des R i n d e r h e r z e n s sehr stark verastelt und gehen zahlreiche arterio-arterielle und veno-venose Anastomosen ein, von denen letztere haufig Venengeflechte bilden.

Abschliei3end kann festgestellt werden, dai3 eine g r u n d s a t z 1 i c h e Obereinstimmung in der Blutgefafiversorgung des Herzens bei Rind, Schaf und Ziege besteht. Entgegen den Erwartungen zeigt jedoch jeder Hauswieder- kauer fur sich ein besonderes Gefaflverhalten, so daf3 Besonderheiten und Unterschiede in der GefaGanordnung zwischen Schaf und Ziege fast ebenso haufig sind wie zwischen den beiden kleinen Wiederkauern und dem Rind.

Zusammenfassung

An einem Material von 22 Rinder-, 15 Schaf- und 13 Ziegenherzen sind Ursprung, Verlauf, Aufzweigung und Versorgungsgebiet der Herzeigengefah untersucht worden. Die Untersuchungen wurden mit Hilfe von Plastoid- und Gummiinjektionen durchgefuhrt.

Eine grundsatzliche Obereinstimmung im Vorkommen der Hauptarterien und -venen am Herzen der Hauswiederkauer ist festgestellt worden.

Erstmalig wird eine genauere Beschreibung der Blutgefai3versorgung der Kammerscheidmewande und lder Papillarmuskeln am Wiederkauerherzen ge- geben.

Die Blutgefaflversorgung des Herzens und die Untershiede in Ursprung, Verlauf und Aufzweigung der Herzeigengefafle sind in besonderen Zusammen- fassungen fur jeden der drei Hauswiederkauer und in einer vergleichenden Zu- sammenfassung dargestellt.

Auf Besonderheiten in der Ausbildung der arterio-arteriellen und veno- venosen Anastomosen wird hingewiesen.

Sogenannte Gefaflbrucken zwischen Arterien und Venen sind nur am Ziegenherzen gefunden worden.

Zentralblatt flir Vererinhrmedizrn, Band V, Heft 8 55

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818 HAMID H E G A Z I

Summary

The blood sypply to the heart in the ox, sheep and goat

Using material comprising the hearts of 22 cattle, 15 sheep and 13 goats, the author has studied the origin, course and the ramifications of the blood vessels which supply the heart as well as the areas which they supply. The studies were carried out by injecting Plastoid and rubber.

The main arteries and veins of the 3 species were very similar. For the first time a precise description is given of the blood supply of the

septa and the papillary muscles in ruminants. The blood supply to the heart and the differences in the origin, course and

ramifications of the vessels are indicated in special tables for each of the 3 species and in a general comparative table.

The author points out the features of the inter-arterial and inter-venous anastomoses.

So called ‘vascular bridges’ between arteries and veins are found only in the heart of the goat.

RCsumC

La vascularisation du coeur h e z le boeuf, le mouton et la &&re

En s’appuyant sur un matkriel comprenant 22 coeurs de boeuf, 15 de mouton et 13 de chkvre, I’auteur ktudie l’origine, le trajet et les ramifications des vaisseaux sanguins du coeur, ainsi que le territoire qu’ils irriguent. Les recherches furent effectukes 21 l’aide d’injections de matikres Plastoid et de caoutchouc.

Un parallklisme de principe a ktk constatk entre les artkres et les veines principales du coeur chez les ruminants domestiques.

Pour la premihre fois une description exacte de I’irrigation des cloisons et des muscles papillaires est prksentke pour le coeur drs ruminants.

L’irrigation sanguine du coeur et les diffkrences dans l’origine, le trajet et les ramifications des vaisseaux sont indiqukes dans des tableaux particuliers pour chacune des trois esphces de ruminants domestiques et dans un tableau gknkral comparatif.

L’auteur signale des particularitks dans la formation &anastomoses artkrio-artkrielles et veino-veineuses.

Des “ponts vasculaires” entre les artkres et les veines n’ont k t k trouvks que dans le coeur de la chkvre.

Resumen La irrigaci6n vascular del coraz6n de la vaca, oveja y cabra

En un material de 22 corazones de ganado vacuno, 15 de ovejas y 13 de cabras se han estudiado el origen, curso, ramificaci6n y zona de riego de 10s vasos propios del coraz6n. Las investigaciones sc realizaron con ayuda de inyecciones de Plastoid y goma.

Se ha comprobado una coincidencia fundamental en la presencia de las arterias y venas principales en el corazbn de 10s rumiantes.

Por vez primera se presenta una descripci6n exacta de la irrigaci6n vascular de 10s tabiques interventriculares y del m6sculo papilar en el coraz6n de 10s animales rumiantes.

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Die BlutgefaDversorgung des Herzens von Rind, Schai und Ziege 819

La irrigaci6n vascular del coraz6n y las diferencias en el origen, curso y ramificaci6n de 10s vasos propios del coraz6n se han recopilado en reshmenes especiales para cada uno de 10s tres rumiantles domksticos y de manera compa- rativa en un cuadro sin6ptico.

Se seiialan las peculiaridades en el d'esarrollo de las anast6mosis arterio- arteriales y veno-venosas.

Los llamados puentes vasculares entre arterias y venas s610 se han hallado en el coraz6n de la cabra.

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