9
I. Aul~s~tze und Mitteilungen. 455 Die Entwickelung und das Auftreten des Paliiozoikums in Griechenland. Von Dr. phil. Carl Renz, Privatdozent an der Universit~tt Breslau. (Auszug aus einem auf dem XI. internationalen Geologenkongress zu Stockholm gehaltenen Vortrag mit Ergiinzungen auf Grund neuerer Untersnchungen.) Der Nachueis yon DYas, KaR~o~ und D~vox in Griechenland ist yon doppelter Bedeutung. Erstens waren die weit verbreiteten pal~;ozoisehen Bildungen friiher fiir Kreide gehalten worden, und zweitens bietet die Feststellung der pal~tozoisehen Formationen. wiehtige Anhaltspunkte zur Altersbestimmung der metamorphen Ge- steine der Xgi~is. Die Besehaffenheit und das Alter der kristallinen Gesteine Grie- chenlands, besonders jener herrliehen Marmore, die das Material zu den antiken Skulpturen und Bauten, wie der Akropolis, geliefert haben, hat sehon seit langem die @eologen besehaftigt. Die petrographisehe Untersuehung dtirfte dutch die Studien yon R. LEPSIus im allgemeinen erledigt sein; die Ansehau- ungen tiber das Alter der kristallinen @esteine Grieehen- lands waren jedoeh im Laufe der Zeit betriiehtliehen Wandhmgen unterworfen. Die 5sterreiehisehen Forseher NnUMAYn und B~T~ER hatten be- obaehtet~ dass die kristallinen Sehiefer und Kalke Attikas und des 6stliehen Othrysgebirges an der Grenze allm~thlieh in die normalen Gesteine tibergehen und zwar sowohl in petrographiseher, wie in stratigraphischer ttinsieht. Da NEUS~AYR und BLTT~ER jedoeh die gesamten pr~neogenen Ab- lagerungen Ostgrieehenlands der Kreide zuteilten, so hielten sie aueh die daraus hervorgegangenen kristallinen Gesteine fiir kretaziseh. ~)iese Ansieht hatte seinerzeit bereehtigtes Aufsehen hervorgerufen and wurde yon mehreren Forsehern, wie yon BfL'CKINC. und NASSF, angefoehten. Die Akademie der Wissensehaften in Berlin betraute daher RICHARD Lnrs~us zur Feststellung dieser Frage mit einer Detailunter- suehung Attikas. Die Auffassung NEuMaY~'S und BITTNER'S wurde yon LEPSIUS auf Grund eingehender Untersuehungen dahin modifiziert, dass er die kristallinen Gesteine tells als kristallin umgewandelte Kreide- sehiefer und Xreidekalke, tells als arehNseh bezeiehnete. Im laurisehen Berglande mad im r 0thrys sollen die Kreidekalke und Kreidesehiefer einer ahhliehen regionalen Metamor- phose unterworfen sein, wie die Sehichten des kristallinen Grund- gebirges, und zwar wurden die Tonsehiefer in Glimmersehiefer, die Kalksteine in grobkSrnige Marmore umkristallisiert.

Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

I. Aul~s~tze und Mitteilungen. 455

Die Entwickelung und das Auftreten des Paliiozoikums in Griechenland.

Von Dr. phil. Carl Renz, Privatdozent an der Universit~tt Breslau.

(Auszug aus einem auf dem XI. internationalen Geologenkongress zu Stockholm gehaltenen Vortrag mit Ergiinzungen auf Grund neuerer

Untersnchungen.)

Der Nachueis yon DYas, KaR~o~ und D~vox in Griechenland ist yon doppelter Bedeutung. Erstens waren die weit verbreiteten pal~;ozoisehen Bildungen friiher fiir Kreide gehalten worden, und zweitens bietet die Feststellung der pal~tozoisehen Formationen. wiehtige Anhaltspunkte zur Altersbestimmung der metamorphen Ge- steine der Xgi~is.

Die Besehaffenheit und das Alter der kristallinen Gesteine Grie- chenlands, besonders jener herrliehen Marmore, die das Material zu den antiken Skulpturen und Bauten, wie der Akropolis, geliefert haben, hat sehon seit langem die @eologen besehaftigt.

Die p e t r o g r a p h i s e h e U n t e r s u e h u n g dtirfte dutch die Studien yon R. LEPSIus im allgemeinen erledigt sein; die Ansehau- ungen tiber das A l t e r d e r k r i s t a l l i n e n @ e s t e i n e Grieehen- lands waren jedoeh im Laufe d e r Zeit betriiehtliehen Wandhmgen unterworfen.

Die 5sterreiehisehen Forseher NnUMAYn und B~T~ER hatten be- obaehtet~ dass die kristallinen Sehiefer und Kalke A t t i k a s und des 6 s t l i e h e n O t h r y s g e b i r g e s an der Grenze allm~thlieh in die normalen Gesteine tibergehen und zwar sowohl in petrographiseher, wie in stratigraphischer ttinsieht.

Da NEUS~AYR und BLTT~ER jedoeh die gesamten pr~neogenen Ab- lagerungen Ostgrieehenlands der Kreide zuteilten, so hielten sie aueh die daraus hervorgegangenen kristallinen Gesteine fiir kretaziseh.

~)iese Ansieht hatte seinerzeit bereehtigtes Aufsehen hervorgerufen and wurde yon mehreren Forsehern, wie yon BfL'CKINC. und NASSF, angefoehten.

Die Akademie der Wissensehaften in Berlin betraute daher RICHARD Lnrs~us zur Feststellung dieser Frage mit einer Detailunter- suehung Attikas.

Die Auffassung NEuMaY~'S und BITTNER'S wurde yon LEPSIUS auf Grund eingehender Untersuehungen dahin modifiziert, dass er die kristallinen Gesteine tells als kristallin umgewandelte Kreide- sehiefer und Xreidekalke, tells als arehNseh bezeiehnete.

Im laurisehen Berglande mad im r 0 thrys sollen die Kreidekalke und Kreidesehiefer einer ahhliehen regionalen Metamor- phose unterworfen sein, wie die Sehichten des kristallinen Grund- gebirges, und zwar wurden die Tonsehiefer in Glimmersehiefer, die Kalksteine in grobkSrnige Marmore umkristallisiert.

Page 2: Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

~56 I. Aufstttze und Mitteihngen.

NEU~IAYU, BITTNER und LEPSIUS sind jedoeh yon der irrtihnlichen Voraussetzung ausgegangen, dass s~tmttiehe pr~neogenen Sedimente des 0stlichen Hellas der Kreideformation angeh0ren.

Dank mehrerer gltieklieher Fossilfunde konnte jetzt zur Auf- 10sung der normal entwiekelten Kreideablagerungen der frttheren Autoren in eine ganze Reihe versehiedener Formationen gesehritten werden.

Abgesehen veto Neogen sind nun vom Devon ab bis hinauf zmn Eoe~n s~tmtliehe Formationen in Hellas bekannt.

CA~Bmt,~ und SrLUR wurden in Griechenland noch nicht naeh- gewiesen; ebensowenig steht fest, ob und inwieweit diese Formationen "in den metamorphen hellenisehen Bildungen enthalten sind.

Ebenso ist die Existenz der D e v o n f o r m a t i o n noeh nieht voll- kommen einwandfrei festgestellt.

Von attischen Sedimenten wurden hierzu rote Knollenkalke mit fragliehen C l y m e n i e n gereehnet; auf Euboea glaubte DEPRAT sehwarze Sehiefer mit Bruehsttteken yon Lingzda und Leperditia dem Devon zuteilen zu kSnnen.

Devonisehes Alter dt~rfte aueh den in Attika, a uf der Insel Hydra und in der Argolis nnter dem Karbon auftretenden Quarzkerato- phyren zukommen, die in petrographiseher Itinsieht mit den devo- nisehen Lennekeratophyren Westfalens ~ibereinstimmen.

Das Vorkommen yon Devon in Attika, in des Argolis und auf Euboea wgre aueh insofern nieht auff~llig, als devonisehe Ab- lagerungen bekanntermassen aueh in St~ditalien, am Bosporus und im Taurus auftreten.

Sieher erwiesen ist dagegen in Ostgrieehenland die weite Ver- breitung des m a r i n e n K a r b o n s .

Das aus Quarzkonglomeraten, Sehiefern und @rauwaeken mit eingelagerten Kalken zusammengesetzte U n t e r k a r b o n ist bis jetzt yon des kleinasiatisehen Insel Kos bekannt. F. P ~ E ~ C , E ~ gibt yon bier arts dieser Sehiehtenserie einige unterkarbonisehe Korallen an. Unterkarbonisehe Ablagerungen werden ausserdem auf der Insel Amorgos, in Attika, im 6stliehen Othrys und auf einigen der n0rdliehen Sporaden vermntet.

Auf Hydra treten sehwarze Kalke mit P~'oductus longispinus Sow. vat lobata Sow., Productus semire~iculatus MARTIN und Ort/~o- thetes crenistria PH~LL. auf, unter denen die letztere Art ebenfalls auf Unterkarbon hindeutet. Daneben fanden sieh noeh einige weitere, leider nur generiseh bestimmbare Arten, u. a. Discites s2ec.

Das h e l l e n i s e h e O b e r k a r b o n wird besonders dureh die reiehe Entwiekelung and weite Verbreitung seiner mit Sehiefern und Grauwaeken in Verbindung stehenden F u s u 1 i n e n- und S c h w a g e r- i n e n k a l k e (u. a. mit Schw. princeps E h r . ) gekennzeiehnet. In den obersten Partien des Sebieferzoue wurden aueh Einlagerungen

Page 3: Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

I. Aufs~tze und Mitteilungen. 657

sehw~rzer F u s u I i n e 11 e n k ~ 1 k e beobachtet, die vernmtlieh bereits der unteren Dyas angehSren.

Braehiopoden-, Cephalopoden- and Koral lenkalke sind ebenfalls vorhanden, abe t auf wenige, enger lokalisierte Vorkommen besehr~nkt.

Unter den Korallen sind AngehSrige der Gattungen Chaetetes~ Cyatho_phyllum trod Lonsdaleia bemerkenswert , ujater den Cephalo- poden eine neue Art yon Paralegoceras~ (Paralegoceras [Pericleites] atticum RF~Z), die den Ubergang zwisehen den Gattungen Paralego- ceras und Agathiceras vermittelt.

O g e r k a r b o n i s c h e A b l a g e r u n g e n sind naehmeinen Unter- suehungen reeht verbrei tet in A t t i k a, ni~mlieh im Beletsi-Parnes- Kithgronzug und dessen Ausl~ufern, im 5 s t l i e h e n O t h r y s , sowie vermutlich aueh auf den nSrdliehen Sporaden.

Die bisher einzigen pal~ontologisch fixierten Karbonvorkommen des P e l o p o n n es finden sieh auf den der Argolis vorgelagerten Ktisteninseln.

Die erhebliehe Verbreitung des racist in der Facies tier Fusulinen- und Sehwagerinenkalke entwiekelten Oberkarbons auf t t y d r a und den benaehbarten Eilanden Stavronisi, Trikeri, Pettas, Platonisi etc. deutet au[ ein grSsstenteils unterseeisehes, jungpalgozoisehes Gebiet yon .erheblieher Ausdehnung hin, das sich im Siidwesten an die Ar- golis ansehliesst.

Ausserdem tritt das Oberkarbon naeh DEPRAT auf E u b (5 a auf. Die ersten oberkarbonisehen Vorkommen im Bereiehe des Xg~t-

isehen Neeres wurden yon der Insel C h i o s bekannt, wo F. TSI_LER Fusulinenkalke aufgefunden hatte.

Spgter haben dann BUKOWSKI bei Balia 5laden and PttILI:PPSON im Sttden des m.ysisehen Zentralnmssivs karbonisehe Sehiehten naeh- gewiesen.

Hierdureh war eine seheinbare auffi~llige Versehiedenheit zwisehen den beiden Ufern der Xgaeis konstatiert, da man ja ftir Grieehenland naeh den Untersuehungen frtiherer hervorragender Forseher immer noeh mit einem verh~ltnism~tssig jugendliehen Alter seiner Gebirge reehnen musste.

Die dutch dankle Kalke und Sehiefergesteine reprasentierten D y a s a b l a g e r u n g e n sind bis jetzt nur auf der argolischen Ktisten- insel t t y d r a sieher erwiesen und enthalten in einem schwarzen oder dunkelgrauen Kalk reiehlieh die eharakteristisehen Oldhaminen und Lyttonien, wie Lyttonia Richthofeni KAYSER, die sonst nur in der mitt- leren Dyas yon Japan, China, des Himalaya, der indisehen Salzkette und in den Sosiokalken Siziliens auftreten. Neben den Lyttonien sind Angeh~rige der Gattungen Productus, Orthothete6 Enteletes etc. verh~tltnism~ssig h~tufig.

Meine Funde auf Hydra tiberbrticken somit die Lticke zwisehen den indischen und sizilianisehen Vorkommen and sprechen ffir ein

Page 4: Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

45S I. Aufs~tze und Mitteilungen.

weites Mittelmeer, das sich zur Dyaszeit yon Japan und China tiber den Himalaya und Pe]oponnes naeh Sizilien erstreckte.

In A t t i k a treten, wie schon erw~hnt, in den obersten Teilen der oberkarbonischen Schieferzonen schwarze Kalkeinlagerungen auf, die total mit F u s u l i n e l l e n erftillt sind. Gleiche Fusuline]len- schiehten sind ferner auf der Insel H y d r a entwiekelt; hier allerdings in Verbindung mit dunke]n, gebankten Do]omiten (bezw. dolomitisehen Kalken), die in gleicher petrographischer Ausbildung aueh auf Amorgos wiederkehren.

Genau dieselben Fusulinellen, wie yon Attika und Hydra , kennt man (nach einer freundlichen Angabe yon Herrn Dr. DYtIRENFUI~TH) auch aus der Dyas yon Japan.

Ob freilieh die Gattung Fusulinella lediglieh anf die 'Dyas be- sehr~inkt bleibt, l~isst sich vorerst noch nicht mit Sieherheit be- haupten.

Vom stratigraphisehen Gesiehtspunkt aus sprieht indessen niehts dagegen, die heilenischen Fusulinellenkalke der unteren Dyas zu- zuweisen.

Aus den sehwarzen Fusulinellenkalken kenne ich bis jetzt nur noeh spezifiseh nieht n~iher best immbare Bellerophonten, mit denen sieh aber fttr genauere t torizontbest immungen niehts anfangen ~ss t .

Nit der Dyas yon Attika und Hydra habe ieh diese Formation ttberhaupt zum erstenmal auf der stidliehen Balkanhalbinsel naeh- gewiesen; ihre n~there Horizontierung konnte allerdings vorerst nieht vorgenommen werden.

Es fr~tgt sieh nun, welehen Einfluss der Naehweis des weitver- breiteten, normal entwiekelten Palgozoikums auf die Altersbestim- mung der metamorphisehen Gesteine austibt.

In Anbetraeht der Existenz yon unver~nderten D i p ] o p o r en- k a 1 k e n in Attika (mit D. annulata, D. porosa, D. herculea etc.} war ich anfangs der 3leinung, dass die metamorphen Gesteine dieser Landschaft teilweise der Trias angeh6ren dtirften und babe diese Ansieht aueh in einem auf dem internationalen Geologenkongress zu Mexiko gehaltenen Vortrag ausgesproehen.

Naehdem ieh jetzt aueh noeh in Attika und im 5stliehen Othrys v6]lig unver~indertes Karbon nachgewiesen habe, ist es natiirlieh erst reeht ausgesehlossen, dass die daneben vorkommende viel jfingere Kreide in das kristalline Stadium der Marmore und kristal l inea Sehiefer ttbergeftthrt sein sollte.

Da demnaeh die normalen Gesteine, aus deren Umwandlung die metamorphen kristallinen Gesteine hervorgegangen, numnehr ein kar- bonisehes oder noeh h6heres Alter besitzen, nehme ieh an, dass die yon N~:UMAYR, B~T'rSER und L~ss~us als metamorphe Kreide gedeu- teten kristallinen G-esteine Attikas und des 6stliehen 0thrys zmn mindesten mittelpal~tozoiseh sein d[trften.

Page 5: Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

1. Aufs~tze und Mitteilungen. 459

An manehen Stellen im Parnesgebirge habe ieh bereits den Beginn einer allmghliehen Umwandlung yon normalen Fustllinen- kalken in das kristalline Stadimu wahrnehmen k6nnen.

Es sei hierbei noeh' darauf hingewiesen, dass in ganz geringer Entfernung yon den kristallinen Gesteinen, so z .B. in der Bueht yon Salamis, aueh unter- und oberkretazisehe Ablagerungen anstehen, die trotz ihrer steilen Aufriehtung keine Spur yon Umwandlung zeigen. Die versehiedenen Narmorvorkommen und halbkristallinen Kalke Attikas sind dagegen abgesehen yon ihrer kristallknen Be- sehaffenheit aueh dureh abweiehendes Gebirgsstreichen yon den nieht kristallinen Kreidekalken seharf gesehieden. Eine Umwandlung der grauen oder meist dunkelgef~trbten Rudistenkalke in die weissen Marmore ist an sieh sehon wegen der l~arbendifferenz nieht denkbar. II ierzu wgren eher die liehten Diploporenkalke des Parnesgebietes (wie ieh fraher einmal annahm), noeh mehr aber die weissen oder hellen, massigen Fusulinenkalke pr~disponiert, wie ieh sie auf den Inseln im Stidwesten der Argolis kennengelernt habe.

Die kristalline Umwandlung ist daher in alteren PMtungsperioden erfolgt, und zwar hat eine vermutlieh sehon pr~karbonisehe Pal tung die Gebirgsmassen in kristallinem Sinne beeinflusst.

J. DEPRAT nimmt auf EubOa eine zwisehen Karbon und Trias gelegene Faltung an.

Dieser ~lteren Gebirgsbildung entsprieht voraussiehtlieh aueh die Ubersehiebung der halbkristallinen Kalke der Akropolis und tier tibrigen Athener Httgel, die fr[iher eine zusammenh~ngende Deeke bildeten, tiber die teilweise sehon reeht metamorphen Sehiefer yon Athen.

Hierzu kommen dann noeh die Wirkungen der tiberall bekannten terti~tren Faltungen, sowie der jungterti~tren bis quart~ren Brueh- periode, die im wesentliehen das heutige Relief des Landes heraus- modellierten.

Aus der Beriehtigung der stratigraphisehen Stellung ergibt sieh aueh, dass die Ausdehnung und Bedeutung der dutch Dynamometa- morphose entstandenen kristallinen Sehiefer und Narmore Ostgrieehen- lands nieht yon den in anderen Gebieten der Erde gemaehten Er- fahrungen abweieht.

Ieh mSehte noeh beifiigen, dass die neueren stratigraphisehen Ergebnisse den Weft der LEPS~:Js'sehen Untersuehungen keineswegs sehmNern; die Bedeutung dieser Untersuehungen lJegt eben u allem darin, dass R. LEPsius in Attika den sukzessiven Ubergang yon den normalen zu den metamorphen Sedimenten festgestellt hatte.

Teilweise diirfte an den metamorphisehen Sehiehten Grieehen- lands aueh dis Trias betei]igt sein, wie die triadisehen Fossilfunde yon L. CAYEUX in den metamorphisehen Gesteinen der Insel Kre ta beweisen.

Page 6: Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

46() I. Aufsfttze und Mitteitungen.

Die palaozoisehen Ablagerungen Ostgrieehenlands gehSren nun z u den s e d i m e n t ~ t r e n l ~ a n d z o n e n der im Gebiete des ggNsehen ~[eeres hervortretenden kristallinen Gebirgsrtimpfe.

Die skizzierten jungpal~toz0isehen und mannigfaehe, die gesamte Trias~umfassende Bildungen besitzen in diesen Randzonen eine grosse Bedeutung. Ju ra ist versteinerungsftihrend in der Argolis und in der Porm yon Serpentin und Sehiefer-Hornstein allgemeiner nach- gewiesen. Ober- und Unterkreide sind ebenfalls vorhanden, treten aber gegen die glteren Gesteine zurtiek.

Die kristallinen Gesteine des r u m e 1 i s eh e n S e h o 11 e n 1 a n d e s, die den Nordosten der sfidosteuropgisehen }talbinsel einnehmen, dringen in Grieehenland im O l y m p m a s s i v fiber den Olymp bis naeh Nordeub0a vor, wobei naeh DEPRAT allerdings das eigentliehe Olympmass iv yon einem besonderen nordeubNsehen Massiv zu trennen w~tre.

In engerer Verbindung mit der rumelisehen Seholle, der sieh im Osten die devonisehen Sehiefer des Bosporus angliedern, steht ferner das mysisehe Zentralmassiv.

In siidlieher und stidSstlieher Riehtung treten die alien Gesteine des rmnelischen Schollenlandes wieder in dem k y k l a d i s e h e n Z e n t r a l m a s s i v hervor.

Das gr6sstenteils untergetauehte, kristalline Grundgebirge tier Kykladen greift naeh Norden auf Eub~a und das mittelgrieehisehe Fest land tiber und umfasst das stid0stliehe Drittel dieser Insel, sowie die arcl~gisehen Gesteine Attikas.

D~PmkT trennt die kristalline Masse der Kykladen dureh eine tiber Andros verfolgbare Sedimentzone yon dem stideubOisehen Zentral- massiv ab.

Die diese alte kristalline Xermnasse umgebenden Randzonen sind nurmehr in Pragmenten erhalten.

Im Westen der Kykladen llegt ein weiteres Gebiet kristalliner Gestein% das ieh als das I a k o n i s eh e bezeiehnen mSehte.

I-Iierzu geh(Sren die l~[ani, grSssere Teile des Parnons und Kytheras.

Im Bereiehe dieser letzteren Region wurden bisher noeh keine paliiozoisehen Formationen festgestellt, d .h. wenigstens nieht auf palL- ontologiseher Grundlage.

Unter einer m~ehtigen Kalkmasse lagern indessen am Taygetos nsw. tmver~nderte Sehiefergesteine und metamorph umgewandelte kristalline Gesteine.

Diese Deekkalke werden yon PHILIPPSON mit den Nummuliten, ftihrenden sehwarzen Eoe~nkalken des zentralen Peloponnes unter der Bezeiehnung , ,TripolitzakaIke" zu einer einheit l iehen Kalkmasse vereinigt nnd als Kreide-Eoe~n betraehtet.

Die unteren hellen und dolomitisehen Partien der PHILIPPSON'- sehen Tripoli tzakalke enthalten vielerorts Gyroporellen und gehtSren

Page 7: Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

I. Aufsatze und Mitteilungen. 461

der Trias an. Die Tripolitzakalke sind demnach wohl keine strati- graphisch einheitliche Bildung, u n d e s ist mtiglich, dass in den nnter der Trias liegenden Schiefergesteinen auch noch das Pal~ozoikum pal~ontologisch nachgewiesen werden wird.

Uber den schw~rzen nummulitenfiihrenden Partien, den eigent- lichen Tripolitzakalken, folgen der Flysch und hiertiber anseheinend ausgedehnte Decken ~tlterer mesozoischer Gesteine.

Im Vergleich zum zentralen Peloponnes (d. h. dem Gebiete der Tripolitzakalk-Entwickelung) stellen die Hochgebirge des zentralen Nittclgriechenlands, d. h. der P ~ r n a s s - u n d K i o n a z o n e , einen weiteren, in fazieller und tektonischer Hinsicht abweiehenden Typus dar.

Diese vom geographischenStandpunkte aus heute zentral gelegene, mittelgriechische Hochgebirgszone wird yon den Schollen- und Flexur- gebirgen des Parnass und der Kiona eingenommen.

Kretazische Ablagerungen zeigen hier einc hervorragende Ent- wiekelung, daneben bilden aber aueh Cassianer Korallenkalkc, sowie obertriadisehe und rhiitisehe Korallen- und Megalodonten- kalke im Verein mit rh~tisehen BrachiopodenkMken der karpathischen Fazies wiehtige gebirgsbildende Elemente.

M~tchtige Serpentinmassen vertreten voraussiehtlieh zum Teil den Jura. Die Serpentine dtirften dieselbe stratigraphische Position wie in Nordalbanien einnehmen, wie denn tiberhaupt erst die Kiona- Parnasszone eine Fortsetzung der nordalbanisehen Hoehgebirge dar- stellen dtirfte.

Der Raum zwisehen dem nach W. zun~chst gelegenen Gebirgs- abschnitt der O l o n o s - P i n d o s z o n e ist noch nicht hinreiehend untersucht. MOglieherweise bildet die steile, naeh Westen tiber- geneigte Falte der Vardussia den Ubergang zwisehen den beiden ver- schiedenen Oebirg'sgliedern.

Die Olonos-Pindoszone erstreckt sich in langgezogenem Bande yore Kap Gallo, der Siidspitze Messeniens, bis zum Tsumerka- und Prosgoligebirge, den nSrdlichsten Teilen des Pindos. Diese Zone entsprieht der Tiefsee-Entwickelung der 0bertrias, d .h . dem Hervor- treten kieseliger Gesteine neben untergeordneten Plattenkalken. Auch Oberkreide ist in ~thnlieher Fazies vorhanden; die Vertretung des Ju ra ist pal~ontologiseh noch nicht einwandfrei festgestellt.

In der Olonos-Pindoszone, wic in der nach W. zun~ehst folgen- den Ionisehen Zone dominieren Faltungen und z. T., wie in der Olonos-Pindoszone, auch m~tchtige Ubersehiebungen.

Die Olonos-Pindosdeeken beginnen mit den karnisch-unternorischen ]-Ialobien- und Daonellensehichten, die ieh 1904 entdeckte und in- zwischen in gleicher Entwiekelung tiberall in dieser langgestreckten Oebirgszone nachwies, und zwar yore Sttden Messeniens tiber das westmessenisehe Gebirgsland, die Gebirge yon Andrits~tna, Olonos- Voidio~sgebirge, die iitolisehen Kalkalpen, den Tsumerka bis zur

Geologische Ilundschau. II. 32

Page 8: Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

462 1. Aufs~ttze und I~[itteilungen.

tfirkisehen @renze. Von hier ziehen sie im Prosgoligebirge welter naeh Albanien hinein.

Ferner wurden in diesen Deeken, wie sehon erw~thnt, aueh kretazisehe 24quivatente angetroffen.

Weitere Untersuehungen und Fossilfunde mfissen zeigen, wie hoeh die Sehiefer-tIornstein-Plattenkalkfazies, die die Halobien und Daonellen enthiilt, hinaufgeht, ob diese Entwiekelung w~hrend einiger Formationen andauerte oder ob mehrere Deeken anzunehmen sind.

Die Olonos-Pindosdeeken sind aus ether im allgemeinen Ostliehen Riehtung, d. h. also yon der Seite des ~tggisehen Meeres her atlf das ~itolisehe Flysehband und seine peloponnesisehe Portsetznng fibersehoben.

Die Wurzelregion der mgehtigen Olonos-Pindosdeeken ist daher im Osten zu suehen.

L . CaY~rx war tier erste, der auf Ortmd seiner Untersuehungen auf Kreta die Vermutung ausgesproehen hatte, dass die mesozoisehen Oesteine der Olonos-Pindoszone fibersehoben seien.

Naehdem A. PHILIPt'SOX seine Ansieht fiber das Alter der meso- zoisehen Ablagerungen der Olonoszone entspreehend seinen Unter- suehungsergebnissen in Nordgrieehenland modifiziert und die ,,Olonos- kalke" bezw. die Sehiefer-Ilornsteingruppe unter den jfingeren eoeiinen Plyseh, bezw. die Kreide-Eoeiinkatke stellte, liessen seine zahlreiehen Profile aus dem Bereiehe tier Olonoszone die fiber den Flyseh fiber- sehobenen, mesozoisehen Deeken deutlieh hervortreten. Auf die strittigen Detailpunkte gehe ieh hierbei nieht ein; jedenfalls gebtihrt diesen beiden Porsehern gemeinsam das Verdienst, das ftir die Auf- fassung des ganzen grieehisehen Oebirgsbaues so wiehtige Problem der Deeken angesehnitten zu haben.

An diesen tektonisehen Fragen wurde dann yon anderen Oeologen, darunter yore Verfasser, weiter gearbeitet. Die }1einungen divergieren noeh betrgehtlieh; hier wurden die gegenw~irtigen Ansiehten des Ver- fassers in grossen Zttgen wiederg'egeben.

Im Westen des langgezogenen, breiten gtolisehen Plysehbandes, auf dem die mesozoisehen Deeken der Olonos-Pindoszone sehwimmen, treten die eoegnen und mesozoisehen Oesteine der I o ni s eh e n Z o n e heraus.

Das Ionisehe Faziesgebiet umfasst in der I tauptsaehe die Inseln Korfu, Paxos, Leukas, I thaka, die Oebirge yon Samos im 6stliehen Kephallenia, das westliehe Akarnanien (Xeromeros) und Epirus und reieht hinauf bis zum akrokeraunisehen Vorgebirge.

Die Kalke yon Pylos (Pyloskalke Pml.lePsoNs), d. h. die Nmnmu- liten-Rndistenkalke der westliehen messenisehen Halbinsel geh0ren noeh zum Ionisehen Faziesgebiet.

Sie bilden das Substratnm der sfidliehen Fortsetznng des gto- lisehen Flysehbandes, das sieh, allerdings unterbroehen dureh Neogen, dnreh den westliehen Peloponnes fortsetzt.

Page 9: Die Entwickelung und das Auftreten des Paläozoikums in Griechenland

I. AufsMze und Mitteilungen. ~63

Die ~iltesten Gebirgsglieder der Ionisehen Zone gehSren der Obertrias aM, die hier rein kalkig ausgebildet ist (Karnisehe Car- ditakalke, Dolomite, obertriadiseh-rh~itisehe Gyroporellen-, Korallen- und Megalodontenkalke). Zusammen hiermit baut der m~iehtige, vollst~indig entwiekelte Jura die Hauptmasse der Gebirgszfige auf. Als weitere Glieder erseheinen Rudisten- and Nummulitenkalke, nebst Terti~irflyseh und Neogen.

Ieh halte die Bildungen der Ionisehen Zone, abgesehen yon lokalen Sehiebungen, vorl[tufig ffir autoehthon und nehme an, dass ihre nSrdliehe Verl~ngerung wieder im lV[onte Gargano hervortritt.

Naeh den Aufnahlnen yon J. PA~TSC~ seheint im Hauptk~irper yon Kephallenia indessen eine Fazies zu herrsehen, die yon den zeitlieh iiquivalenten, mesozoisehen Bildungen der Ionisehen Zone erheblieh abweieht. Sollte es sieh bewahrheiten, dass das kephalle- nisehe t tauptgebirge einem anderen Paziesgebiet angehSrt, so l~ge der Gedanke nahe, in ihm die Fortsetzung Apuliens, d.h. der Halb- insel yon Otranto zu erblieken. Zante und die kleinen Strophaden wiirden gleiehfalls iln Bereiehe dieses westliehsten Faziesgebietes liegen.

Die neueren Untersuehungen haben daher ergeben, dass die Gebirge der sfidliehen Balkanhalbinsel in eine ganze Reihe versehie- dener Paziesgebiete nnd Gebirgszonen zerfallen. -

Die mannigfaehe Ausbildung der versehiedenen Gebirgszonen enthiint sieh erst bei sorgf~ltigen Einzelaufnahmen und tritt in den Versehiedenheiten der iiusseren Landsehaftsformen wenig zutage. Hier zeigt ein pal~tozoiseher, alt- oder mittelmesozoiseher Kalk in gleieher HShe stets die gleiehen Oberfl~ehenformen, und ebenso sehen sigh Flyseh-, Werfener- und Oberkarbonsehiefer ~tusserlieh oft zum Verweehseln ghnlieh, desgleiehen die karnisehen Daonellen-ttornsteine und die Posidonien-Hornsteine des Doggers.

Die Vel:sehiedenheiten des Antlitzes der grieehisehen Gebirge beruhen, wie bereits erwahnt, besonders auf den der jtingsten Terti~irs bis Quart~irepoehe angeh~rigen Einbrfiehen, die bald L5ngs-, bald Quergr~iben, Meerengen nnd Inseln, Binnenseen oder Binnenebenen gesehaffen haben.

Die jtingere Brueh- and Erdbebenbildung hat samtliehe in tier ursprfingliehen Altersstellnng der Gebirgszonen vorhandenen HOhen- untersehiede umgestaltet. Die hSehsten fiber 2000 m emporragenden Gipfel sind niemals kristallin wie in den Alpen, sondern meist nle- sozoiseh, h~ufig sogar der obersten Kreide angehOrig, w~thrend andererseits, wie wir bei den vorwiegend karbonisehen Randinseln der Argolis sehen, sieh alte palSozoisehe Gesteine als Spitzen eines untergetauehten Gebirges nut wenig mehr fiber den leeressp iege l erheben.

32*