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[24] [UMWELT & ENERGIE] »Frankfurt Hochbauamt« Kinder und Familienzentrum, Frankfurt-Griesheim/Foto: © Lumen photo Im umfangreichen Liegenschaftsbe- stand der Stadt Frankfurt am Main wer- den jedes Jahr zahlreiche Neubau- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Wichtig ist, dass bei diesen Maßnahmen auch die künftigen Betriebskosten be- rücksichtigt werden und jeweils das wirt- schaftliche Optimum eingebaut wird. Deshalb hat das Frankfurter Hochbau- amt Leitlinien zum wirtschaftlichen Bauen aufgestellt, die die wichtigsten Standards zusammenfassen. Diese Leit- linien liegen allen städtischen Bauvor- haben zugrunde. Sie wurden vom Ma- gistrat der Stadt Frankfurt beschlossen und werden jährlich fortgeschrieben. Dort ist unter anderem festgelegt, dass neue städtische Gebäude dem Passiv- hausstandard genügen sollen. Dieser umfasst im Wesentlichen eine hervorra- gende Wärmedämmung und eine auf den hygienischen Frischluftbedarf aus- gelegte Lüftungsanlage mit hocheffi- Die Frankfurter Leitlinien für wirtschaftliches Bauen als Instrument zur Umsetzung des Passivhausstandards zienter Wärmerückgewinnung. Zur Qua- litätssicherung wird die Einhaltung der Leitlinien an vier Meilensteinen (zum Abschluss der Vorplanung, zur Bau- und Finanzierungsvorlage, bei der Abnahme und nach 2 Jahren Betrieb) mit einer Checkliste überprüft. Abweichungen von den Leitlinien zum wirtschaftlichen Bauen sind möglich. Al- lerdings muss mit dem von der Abtei- lung Energiemanagement entwickelten Verfahren zur Gesamtkostenberechnung nachgewiesen werden, dass durch die Abweichung ein wirtschaftlicheres Er- gebnis erzielt wird. Das Excel-Tool zur Gesamtkostenberechnung steht ebenso wie die Leitlinien unter www.hochbau- amt.stadt-frankfurt.de zur Verfügung. Als Mindeststandard ist die Energiespar- verordnung (EnEV 2009) um 30 % zu un- terschreiten. Das Bauen der Stadt Frankfurt am Main im Passivhausstandard ist eine Erfolgs- bilanz: Bislang hat die Stadt Frankfurt 2 Feuer- wachen, 5 Jugendhäuser, 10 Kinderta- gesstätten, 10 Schulen bzw. Schuler- weiterungen, 12 Schulmensen, 5 Sport- funktionsgebäude und 6 Turnhallen im Passivhausstandard fertiggestellt. Wei- tere 65 Projekte befinden sich in Pla- nung oder im Bau.

Die Frankfurter Leitlinien des Passivhausstandards · klang aus Werthaltigkeit, Nachhaltigkeit und Wertschätzung den Nutzern gegen-über soll so das engagierte pädagogi-sche Konzept

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Page 1: Die Frankfurter Leitlinien des Passivhausstandards · klang aus Werthaltigkeit, Nachhaltigkeit und Wertschätzung den Nutzern gegen-über soll so das engagierte pädagogi-sche Konzept

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[UMWELT & ENERGIE]»Frankfurt Hochbauamt«

Kinder und Familienzentrum, Frankfurt-Griesheim/Foto: © Lumen photo

� Im umfangreichen Liegenschaftsbe-stand der Stadt Frankfurt am Main wer-den jedes Jahr zahlreiche Neubau- undSanierungsmaßnahmen durchgeführt.Wichtig ist, dass bei diesen Maßnahmenauch die künftigen Betriebskosten be-rücksichtigt werden und jeweils das wirt-schaftliche Optimum eingebaut wird.Deshalb hat das Frankfurter Hochbau-amt Leitlinien zum wirtschaftlichenBauen aufgestellt, die die wichtigstenStandards zusammenfassen. Diese Leit-linien liegen allen städtischen Bauvor-haben zugrunde. Sie wurden vom Ma-gistrat der Stadt Frankfurt beschlossenund werden jährlich fortgeschrieben.Dort ist unter anderem festgelegt, dassneue städtische Gebäude dem Passiv-hausstandard genügen sollen. Dieserumfasst im Wesentlichen eine hervorra-gende Wärmedämmung und eine aufden hygienischen Frischluftbedarf aus-gelegte Lüftungsanlage mit hocheffi-

Die Frankfurter Leitlinien für wirtschaftliches Bauen als Instrument zur Umsetzung des Passivhausstandards

zienter Wärmerückgewinnung. Zur Qua-litätssicherung wird die Einhaltung derLeitlinien an vier Meilensteinen (zumAbschluss der Vorplanung, zur Bau- undFinanzierungsvorlage, bei der Abnahmeund nach 2 Jahren Betrieb) mit einerCheckliste überprüft.

Abweichungen von den Leitlinien zumwirtschaftlichen Bauen sind möglich. Al-lerdings muss mit dem von der Abtei-lung Energiemanagement entwickeltenVerfahren zur Gesamtkostenberechnungnachgewiesen werden, dass durch dieAbweichung ein wirtschaftlicheres Er-gebnis erzielt wird. Das Excel-Tool zurGesamtkostenberechnung steht ebensowie die Leitlinien unter www.hochbau-amt.stadt-frankfurt.de zur Verfügung.Als Mindeststandard ist die Energiespar-verordnung (EnEV 2009) um 30 % zu un-terschreiten.

Das Bauen der Stadt Frankfurt am Mainim Passivhausstandard ist eine Erfolgs-bilanz:

Bislang hat die Stadt Frankfurt 2 Feuer-wachen, 5 Jugendhäuser, 10 Kinderta-gesstätten, 10 Schulen bzw. Schuler-weiterungen, 12 Schulmensen, 5 Sport-funktionsgebäude und 6 Turnhallen imPassivhausstandard fertiggestellt. Wei-tere 65 Projekte befinden sich in Pla-nung oder im Bau.

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[UMWELT & ENERGIE] »Frankfurt Hochbauamt«

Kinder und Familienzentrum, Frankfurt-Griesheim/Foto: © Lumen photo

1. NEUBAU EINES KINDER- UND FAMILIENZENTRUMS Frankfurt am Main - Griesheim

Projektbeschreibung

Der individuelle, eingeschossige Entwurfdes Neubaus ist eine gezielte Antwort aufdie besondere städtebauliche Situationund den schwierigen Zuschnitt desGrundstücks. Der Baukörper schließt dieFigur des Blockrandes und nimmt dieFluchten der Nachbargebäude auf. Es ent-steht ein durch das Gebäude geschützterInnenbereich, eine „Insel für die Kinder“.Das Erscheinungsbild der Kindertages-stätte ist nach Außen durch einen einfa-chen, eingeschossigen, weiß verputztenBaukörper geprägt, der sich nach Südenüber große Fensterflächen in die Grup-penhöfe öffnet. Darüber erzeugen die dreiaufgesattelten Boxen eine Rhythmisie-rung des Baukörpers und seiner Fassadeentlang der Lärchenstraße. Zum Innenhofhin ist der Baukörper gefaltet; weist 'Ein-schnitte und Spalte' auf. Der Raum des In-nenhofes wird dadurch gegliedert und zueinem Gesamten mit dem Außenbereichder bereits bestehenden Kindertagestätte

Gebäudekonzept

Die fünf Gruppenbereiche werden übereinen Spielflur erschlossen, der von einerrhythmisierten Abfolge von Garderoben,

Rampen und Zugängen zu den Gruppenund zum Innenhof geprägt ist. Die Grup-penräume liegen - um jeweils 15 cm gestaf-felt - tiefer als das Eingangsniveau. DerHöhenunterschied wird durch 3 Rampenhergestellt. Die Hauptgruppenräume erwei-tern sich durch eine Galerie entlang derSüdfassade in die dritte Dimension. Vonhier haben die Kinder einen Ausblickspunktauf die Lärchenstraße. Den Gruppen ist je-weils ein eigener Gruppenhof zugeordnet,der gegenüber der Straße durch eine dasGrundstück einfassende ca. 1,70 m hoheMauer geschützt ist. Über den Spielflur hatjede Gruppe einen eigenen Zugang zumgemeinschaftlichen Innenhof. Material-räume und WCs zu den Gruppenbereichensind zwischen Spielflur und Innenhof ange-ordnet. Die gemeinschaftlichen Nutzungenwie Mehrzweckraum, Küche, Personal undVerwaltung befinden sich im nördlichenGebäudeschenkel.

Passivhauskonzept

Der eingeschossige Baukörper ist entspre-chend den Leitlinien zum wirtschaftlichenBauen im Passivhausstandard konzipiert.Die Außenwand ist mit 300 mm Polystyrol,der Boden gegen Erdreich mit 300 mm ex-trudiertem Polystyrol und das Dach mit 500mm Gefälledämmung gedämmt. Wie inallen Passivhäusern kommen Fenster mit3-fach-Verglasung sowie eine Lüftungsan-lage mit einem Wärmebereitstellungsgrad

BauherrStadtschulamt Frankfurt am Main

Projektleitung und ProjektsteuerungHochbauamt Stadt Frankfurt am Main

Gebäudeplanung und Bauleitungarge raum-z architekten gmbh, Darmstadtklaus leber architekten bda, Darmstadt

Bauzeit03/2009 - 01/2011

RaumprogrammNutzfläche 798 m2

Netto-Grundfläche 1.077 m2

Brutto-Grundfläche 1.298 m2

Bruttorauminhalt 5.613 m3

Heizwärmebedarf nach PHPP 15 kWh/m²aPrimärenergiebedarf nach PHPP 116 kWh/m²aDrucktest (n50) 0,477 (1/h)

von 75 % zum Einsatz. Zusätzlich zum au-ßenliegenden Sonnenschutz werden ein-bruchsichere Lüftungsklappen zur Nacht-auskühlung im Sommer eingesetzt.

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� 2. IGS NORDEND NEUBAU CAFETE-RIA, UMBAU BIBLIOTHEK, SANIERUNG AUSSENANLAGENFrankfurt am Main - Nordend

Projektbeschreibung

Die Gebäude der Günthersburg- und derComeniusschule stammen aus dem Jahr1906 und wurden 1989 zur IntegriertenGesamtschule (IGS) Nordend in Frankfurtam Main zusammengefasst. Ähnlich einerbarocken Schlossanlage bildet das histo-rische Gebäudeensemble eine symmetri-sche breite Hufeisenform, die denSchulhof umschließt und sich nur zurHartmann-Ibach-Straße hin öffnet. EinMensaneubau, errichtet im Passivhaus-standard, sorgt nun für den warmen Mit-tagstisch. Um den Blick auf das denk-malgeschützte historische Gebäudeen-semble nicht zu beeinträchtigen, griffendie Architekten zu einer außergewöhn-lichen „unterirdischen“ Entwurfslösung,die einen spektakulären Eindruck machtund zum zentralen Mittelpunkt und Stolzder Schule wurde. Die Anordnung derRäume um einen quadratischen Lichthofherum versorgt die Mensa mit Tageslicht.Bis auf drei Lüftungstürme und die mas-sive Brüstung um den Hof herum, sindkeinerlei Bauteile oberirdisch sichtbar undder Schulhof konnte in seiner bisherigenvollen Größe erhalten bleiben.

Gebäudekonzept

Die Räume der Mensa sind um einen 12 x 9,6 Meter breiten Lichthof herumangeordnet. Dabei orientiert sich derSpeisesaal in Richtung Süden und Wes-ten. So wird eine ausreichende natürli-che Belichtung garantiert. Die für dieErreichung der Passivhausqualität erfor-derliche Dreifachverglasung ist mitraumhohen doppelflügeligen Türen zumInnenhof ausgestattet. Diese ermögli-chen die optimale Verzahnung von Au-ßenraum zu Innenraum an schönenSommertagen. Der Lift im Bereich derFreitreppe sorgt für den erforderlichenbarrierefreien Zugang. Ein ebenerdigerLastenaufzug im Bereich des Grünstrei-fens beliefert die Mensa. Die großzügigangelegte Freitreppe und der vorgela-gerte Lichthof erschließen die Mensa:Sitzstufen in der Mitte laden zum Essenund Verweilen im Freien ein und verlei-hen der neuen Cafeteria den Eindruckeines Amphitheaters.

Passivhauskonzept

Der eingeschossige Baukörper ist ent-sprechend den Leitlinien zum wirtschaft-lichen Bauen im Passivhausstandardkonzipiert. Die erdberührten Bereicheder Außenwand sowie die Dachdeckesind mit 300 mm XPS, alle weiteren Be-reiche mit 200 mm EPS gedämmt. Wie

in allen Passivhäusern kommen Fenstermit 3-fach-Verglasung sowie eine Lüf-tungsanlage mit einem Wärmebereitstel-lungsgrad von mindestens 75 % zumEinsatz.

3. UMBAU UND ERWEITERUNG DER LUDWIG-BÖRNE-SCHULE, Frankfurt-Innenstadt

Projektbeschreibung

Der Neubau der Ludwig-Börne-Schulebeherbergt eine aus dem Zusammen-schluss zweier Schulen entstandeneHaupt- und Realschule für ca. 400 Schü-

[UMWELT & ENERGIE]»Frankfurt Hochbauamt«

IGS Nordend/Fotos: © Uwe Dettmar

BauherrStadtschulamt Frankfurt am Main

Projektleitung und ProjektsteuerungHochbauamt Frankfurt am Main

Gebäudeplanung und Bauleitungschneider + schumacherArchitektengesellschaft mbH, Frankfurt

Bauzeit 12/ 2009 - 01/2012

Raumprogramm Cafeteria und BibliothekNutzfläche 550 m2

Netto-Grundfläche 400 m2

Brutto-Grundfläche 1.000 m2

Bruttorauminhalt 3.350 m3

Heizwärmebedarf nach PHPP 15 kWh/m²a Primärenergiebedarf nach PHPP 237 kWh/ m²aDrucktest (n50) 0,5 (1/h)

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[UMWELT & ENERGIE] »Frankfurt Hochbauamt«

Ludwig-Börne-Schule/Fotos: © Jörg Hempel

Bauherr Stadtschulamt Frankfurt am Main

Projektleitung und Projektsteuerung Hochbauamt Frankfurt am Main

Gebäudeplanung und BauleitungDierks Blume Nasedy Architekten BDA Darmstadt / Frankfurt

Bauzeit 04/2009-09/2011

RaumprogrammNutzfläche 3.796 m2

Netto-Grundfläche 5.760 m2

Brutto-Grundfläche 6.237 m2

Bruttorauminhalt 21.430 m3

Heizwärmebedarf nach PHPP 15 kWh/m²aPrimärenergiebedarf nach PHPP 98 kWh/m²aDrucktest (n50) 0,35 (1/h)

ler. Sie nimmt 36 Klassen, Fachräume fürArbeitslehre und Naturwissenschaften,EDV-Räume, Schulbibliothek und eineKantine mit angegliederter Lehrkücheauf. Bei der Neukonzeption des Gebäu-dekomplexes wurden Teile des in denfrühen 60er Jahren errichteten vierge-schossigen Vorgängerbaus erhalten undso in die Neubaumaßnahme integriert,dass ein einheitliches Erscheinungsbildvon Neu- und Altbauteilen erreichtwurde. Außen wirkt die neue Schuledank einheitlicher Fassade wie auseinem Guss.

Gebäudekonzept

Stilprägend und für den urbanen Charak-ter des Gebäudes maßgeblich ist die Na-tursteinfassade aus sandfarbenem Kalk-stein, eine im Vergleich zur ursprünglichgeplanten Betonfassade preisgleichehochwertige Natursteinlösung.

Variierende gekippte Fensterleibungensorgen für die Plastizität der Fassade, diebesonders bei Sonnenlicht ein interes-santes Licht- und Schattenspiel erzeugtund zudem den Sonneneinfall in dieKlassenräume lenkt. Die für den Neubaueiner Schule ungewöhnlichen stehendenFormate der Fenster tragen den umge-benden Gründerzeitgebäuden Rech-nung. Die hinter den Fassadenplattengeführte Entwässerungsebene verhin-

dert die innerstädtisch typischen ver-schmutzten Regenwasserspuren von denFensterbänken der Gebäudehülle undsorgt für eine dauerhafte, wartungsfreieund vor allem über Jahre werthaltigeOptik.

Strapazierfähiges Industrieparkett, Sicht-beton und die für die Optimierung derRaumakustik wesentlichen massivenWände aus Schallschutzziegeln gebendem Inneren eine besondere Wertigkeitund Langlebigkeit. Die Vorgabe derNachhaltigkeit beschränkt sich bei die-sem Gebäude also nicht allein auf denEnergieverbrauch.

Eine Besonderheit ist die farbliche Kon-zeption der Innenräume durch das Ate-lier des Schweizer Farbkünstlers JörgNiederberger, nach der Farbgestaltungmehrerer Schulbauten in der Schweiz,seine erste Arbeit in Deutschland. Unge-wöhnliche und leuchtende Farbkompo-sitionen ziehen sich durch Eingangs-halle, Treppenhäuser, Flure bis zu denVerkleidungen der Wände der Klassen-räume, prägen mit den Naturmaterialiendas innere Erscheinungsbild und schaf-fen die angenehme Raumatmosphäre.Dieser architektonisch umgesetzte Drei-klang aus Werthaltigkeit, Nachhaltigkeitund Wertschätzung den Nutzern gegen-über soll so das engagierte pädagogi-sche Konzept der Schule unterstützen.

Passivhauskonzept

Der kompakte Baukörper in Massivbau-weise ist entsprechend den Leitlinienzum wirtschaftlichen Bauen im Passiv-hausstandard konzipiert. Die Außen-wand ist mit 300 mm, der Boden gegenErdreich mit 270 mm und das Dach mit300 mm gedämmt. Wie in allen Passiv-häusern kommen Fenster mit 3-fach-Verglasung sowie eine Lüftungsanlagemit einem Wärmebereitstellungsgradvon mindestens 75 % zum Einsatz. DieWärmeversorgung erfolgt über Fern-wärme.

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� 4. ERWEITERUNG DER ZIEHENSCHULE, Frankfurt-Eschersheim

Projektbeschreibung

Der konzeptionelle Ansatz für den erstenBauabschnitt der Schulerweiterung ist dieAnbindung des Neubaus an vorhandeneGrünstrukturen. Aus dieser Idee ist der Pla-nungsgrundsatz „Grünes Gebäude“ entwik-kelt. Durch die Raumkomprimierung nachAbbruch der Holzbaracken konnte in Ab-schnitten der gesamte Freiraum neu geglie-dert und die heterogenen Gebäudestruk-turen an die angeschlossenen Wege undPlätze sinnvoll angebunden werden.

Gebäudekonzept

Der Erweiterungsneubau erhielt elf Klassen-räume, einen Sammlungsraum, einen mul-tifunktional nutzbaren Speiseraum (530Essen in drei Schichten), eine Küche mit Ne-benräumen sowie erforderliche Technik- undSanitärräume. Der dreigeschossige Haupt-baukörper nimmt in den Obergeschossen dieKlassenräume auf, ein zweiter, eingeschossi-ger Baukörper integriert sich in den Haupt-baukörper. Hier befindet sich die Cafeteria. Die Nordfassade ist aus energetischen Grün-den bis auf erforderliche Ausgänge komplettgeschlossen. Aus Brandschutzgründen er-hielt die Schule einen umlaufenden Flucht-balkon aus Stahl, der mit einer sommer-grünen Kletterpflanze begrünt wird. Die Ve-

getation unterstützt das energetische Ge-samtkonzept: Im Sommer bietet das Laubeinen effektiven Sonnenschutz und kühltden Baukörper, im Winter gelangt die Solar-strahlung direkt an die Fenster und wird dortin nutzbare Wärmestrahlung umgewandelt.

Passivhauskonzept

Die Außenwand ist mit 300 mm, der Bodengegen Erdreich mit 500 mm Schaumglas-schotter und das Dach mit 350 mm ge-dämmt. Wie in allen Passivhäusern kommenFenster mit 3-fach-Verglasung sowie eineLüftungsanlage mit einem Wärmebereitstel-lungsgrad von 80 % zum Einsatz.

5. NEUBAU EINER EINFELD-TYPENSPORTHALLE, LIEBIGSCHULEFrankfurt-Rödelheim

Projektbeschreibung

Die Entwicklung des Baukastensystems fürden Bau neuer Schulsporthallen geht aufeinen europaweiten Wettbewerb Ende2006 zurück. Wettbewerbsziel war dieBauwerksplanung für eine Ein-Feld-Sporthalle im Baukastensystem mit ho-hem Vorfertigungsgrad und in Passivhaus-standard. Gemäß den Planungsvorgabendes Hochbauamtes war ein Ge-bäude-Grundtypus in günstiger und öko-logischer Modulbauweise zu entwickeln,der möglichst flexibel auf vielen verschie-denen Grundstücken und Grundstückszu-schnitten zum Einsatz kommen kann. Zielist, dass in jedem einzelnen Schulstandorteine individuelle Ausprägung in Fassaden-material und Raumschnitt realisiert wer-den kann.

Das Schulsporthallen-Konzept des Hoch-bauamtes im Baukastensystem, umgesetztdurch das Architekturbüro D`Inka ScheibleHoffmann, ist bereits mehrfach preisaus-gezeichnet worden, so zuletzt mit einer"besonderen Anerkennung" im Architek-turwettbewerb Vorbildliche Bauten inHessen 2011. Außerdem wurde im Mai2010 der Sonderpreis im Architekturwett-

[UMWELT & ENERGIE]»Frankfurt Hochbauamt«

Ziehenschule/Fotos: © Chr. Kraneburg

BauherrStadtschulamt Frankfurt am Main

Projektleitung und ProjektsteuerungHochbauamt

GebäudeplanungMarcus Schmitt Architekten, Frankfurt

BauleitungBraun & Schlockermann und Partner GbR,Frankfurt

Bauzeit - 10/2009-08/2011

RaumprogrammNutzfläche 1.600 m2

Netto-Grundfläche 3.348 m2

Brutto-Grundfläche 3.008 m2

Bruttorauminhalt 13.015 m3

Heizwärmebedarf nach PHPP 15 kWh/m²aPrimärenergiebedarf nach PHPP 93 kWh/m²aDrucktest (n50) 0,4 (1/h)

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[UMWELT & ENERGIE] »Frankfurt Hochbauamt«

bewerb 2010 Passivhaus des Bundesmini-steriums für Verkehr, Bau und Stadtent-wicklung (BMVBS) für Nichtwohngebäudeverliehen. Der Wettbewerb zeichneteunter rund sechzig eingegangenen Bewer-bungen besonders gelungene Passivhäu-ser aus der ganzen Welt aus, die ar-chitektonische Qualität mit hoher Ener-gieeffizienz verbinden. Die Preisverlei-hung unterstreicht Frankfurts beispiel-hafte und wegweisende Position beimPassivhausbau.

Gebäudekonzept

An diesem Standort bestehen die Stirnsei-ten der Sporthalle aus Stahlbeton. Dieverklinkerten Stirnseiten korrespondierenmit dem vorhandenen Gebäudeensemble.Sämtliche anderen Außenwand- und Dek-kenflächen sind aus Holz (Rippenträgerund Stützen aus Kerto-Holz, dazwischeneine Wärmedämmung, luftdicht abge-klebt). Die Innenwände und Decken beste-hen aus Massivholz, die Außenhaut ausdurchscheinenden, satinierten VSG-Glas-scheiben, die in zwei Richtungen ge-schuppt sind und mittels einzelnerGlashalter aus Edelstahl an der Unterkon-struktion befestigt sind. Die Pergola aufschlanken Holzstützen markiert den Ein-gangsbereich. Die zweigeschossige Ne-benraumspange beherbergt im Erd-geschoss u.a. die Geräteräume und Behin-derten-WCs und im Obergeschoss die

Technikräume, die Lehrer-Umkleiden unddie Umkleiden/Duschen für Mädchen undJungen. Der Zugang zur Halle und zu denNebenräumen im EG ist barrierefrei er-schlossen.

Passivhauskonzept

Der kompakte Baukörper weist eine mini-mierte Hüllfläche auf, wobei die hohenDämmstoffstärken und wenigen Wärme-brücken für einen optimalen Wärmeschutzsorgen und eine effiziente Energieeinspa-rung ermöglichen. Die Räume mit höhe-ren Raumtemperaturen (Umkleiden undNassräume) liegen zusammengefasst. DieBelichtung des Hallenraumes erfolgt übereine vierseitig umlaufende Fensterbank,so dass eine gleichmäßige Ausleuchtungmit Tageslicht erreicht wird. Die Flachdä-cher erhalten eine extensive Begrünungbzw. eine Bekiesung, falls sie in Zukunftmit Photovoltaik-Elementen bestückt wer-den sollen.

Liebigschule/Foto: © Uwe Dettmar

Stadt Frankfurt am Main

Der Magistrat - Hochbauamt -

Gerbermühlstraße 48

60594 Frankfurt am Main

Tel. 069 - 212 33269

Fax 069 - 212 46547

[email protected]

www.hochbauamt.stadt-frankfurt.de

Partner am Bau:

• Grontmij GmbH

• Ing-.Büro Karl-Heinz Martin GmbH• Glaserei K.H Bischofer

• Schreinerei Thomas Zeschich

• Warning

Garten + Landschaftsbau GmbH

• Büsing Ing. GmbH

BauherrStadtschulamt Frankfurt am Main

Projektleitung und ProjektsteuerungHochbauamt Frankfurt am Main

Gebäudeplanung und BauleitungDinko Scheible Hoffmann Architekten BDA, Fellbach

Bauzeit 04/2010-08/2011

RaumprogrammNutzfläche 800 m2

Netto-Grundfläche 893 m2

Brutto-Grundfläche 991 m2

Bruttorauminhalt 6.016 m3

Heizwärmebedarf nach PHPP 15 kWh/m²aPrimärenergiebedarf nach PHPP 106 kWh/m²aDrucktest (n50) 0,25 (1/h)