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Die Halle Chemie und Kunststoffe auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1961 In diesem Bericht werden nur die neueren Entwicklungen besprochen, die in der Halle 6 ,,Chemie und Kunststoffe" der Hannover-Messe zu sehen waren: Kunststoffe und Kunststofferzeugnisse, Lacke und Anstrichstoffe, Klebstoffe und Chemikalien. Nicht behandelt werden dagegen die in den Hallen des Maschinenbaues ausgestellten Apparate fur die chemische Industrie, da alle wichtigeri Neuentwicklungen des chemischen Apparatebaues auf der Achema 1961 gezeigt wurden, uber die ein besonders umfong- reicher Bericht vorbereitet wird. In der Zeit vom 30. April bis 9. Mai 1961 fand auf dem Ausstellungsgelande Hannover-Laatzen zum 15. Male die Deutsche Industrie-Messe statt. Wiederum war die Aus- stellungsflache gegenuber dem Vorjahr vergroRert, und zwar um insgesamt 72000 m2 auf 519000 m?. Davon um- fassen die Hallen 312 000 m2 und das Freigelande 207 000 m2. Die Erweiterungen seit dem letzten Jahr kamen fast ausschlieDlich dem Maschinenbau zugute. Der Raumman- gel in Halle 6 ,,Chemie und Kunststoffe" war also durch die Vergroaerung nicht gemildert worden. Die Ausstellungsflache der chemischen und der Kunststoff-Industrie betrug wiederum nur etwa 4000mL, wobei wie im vergangenen Jahr die beiden Uber- gange zur Halle 5 zur Ausstellungsflache die- ser Industriegruppen gehorten. Mit der Zunahme der Gesamt - AussteI- lungsflache ist auch die Zahl der Ausstel- ler um 347 auf 5129 gestiegen. 1015 Aus- steller (1960: 836) ka- Presse- und Besprechungsraume untergebracht. Ein Frei- gelande fur die Chemie sol1 sich direkt an die Halle an- schlieaen. Abb. 1 zeigt ein Modell der neuen Halle, deren Finanzierungsgrundlage mehrjahrige Vorvertrage mit den Ausstellern bilden. AnlaiRlich des traditionellen Presseempfanges der chemi- schen Industrie wurden Zahlen aus dem Chemie- und Kunststoffbereich bekanntgegeben, Tab. 1. Sie lassen die Bedeutung des Exportes besonders deutlich erkennen. Verstandlicherweise stand daher auch die Diskussion uber die DM - Aufwertung im Mittelpunkt vieler Messegesprache. Nach Ansicht von Dr. W. Ku- fuss (Cassella, Frank- furt a. M.-Fechenheim) wird sich die DM- Aufwertung auf die einzelnen Chemie- sparten unterschied- lich auswirken. Wahr- scheinlich wird sie kei- ne Exportminderung, sondern sogar eine Steigerung bringen. Der Chemie-Export ist -,. --a namlich auf die Ver- kaufsoraanisationen in men aus demAusland. Abb. 1. Modell der neuen. zweiqeschossiqen Halle ,.Chemie und ., Wie in den vergange- Kunststoffe". Ausstellungsflache- rd. 10 600 d. Vor der Halle den Absatzlandern an- nen Jahren fuhrte Eingangstrakt rnit Gaststatte, Konferenz- und Kinoraum. gewiesen,welche nur in Frankreich mit 260 Fir- men die Liste der auslandischen Aussteller an. Auch pro- zentual ist hier die starkste Steigerung eingetreten. An zweiter Stelle stand die USA mit 127 Ausstellern, an drit- ter Stelle Usterreich mit 124 Firmen. Insgesamt waren 25 europaische und uberseeische Staaten an der Hanno- ver-Messe beteiligt. In Halle 6 ist die Zahl der Aussteller-Firmen um 16 auf 107 gestiegen; 19 Aussteller kamen aus dem Ausland. Un- ter den Ausstellern waren 6 Verlagsunternehmen vertre- ten, darunter auch die Verlag Chemie GmbH, Weinheiml Bergstr., auf ihrem traditionellen Stand im Obergeschoa der Halle. Im Jahre 1962 wird die Gruppe Chemie und Kunststoffe aus der Halle 6 in die rd. 10000 m2 Ausstellungsflache um- fassende neue Chemie-Halle uberwechseln, die in expo- nierter Lage des Nord-Bereiches errichtet wird und bei deren Bau weitgehend Kunststoffe verwendet werden sollen. Die Ausstellungsflache wird dabei in zwei Geschos- sen untergebracht. Zwei Baukorper von jeweils 60 X 60 m Grundflache finden in einer durchgehenden Mittelhalle ihr verbindendes Element. Die Geschohflachen bleiben so iiberschaubar, und es ergeben sich relativ kurze Ver- kehrswege. In der Mittelhalle wird fur den Besucher ein groRziigig angelegtes Informationszentrum errichtet, in dem er fachliche Auskiinfte erhalt. Auf Tageslicht wird ver- zichtet, und die klimatisierte Halle wird kunstlich beleuch- tet. Modernste ausstellungstechnische Gesichtspunkte wer- den also beim Bau berucksichtigt. In einem Eingangstrakt werden eine Gaststatte, ein Vortrags- und Kinoraum sowie jahrzehntelanger Ar- beit aufgebaut werden konnten. Jede Minderung des Exportgeschaftes wurde also eine Minderung der Wirt- schaftlichkeit bedeuten. Man musse also versuchen, durch Erhohung des Umsatzes die groDe Belastung aus der DM- Aufwertung auszugleichen. Nach Ansicht von Kufuss wird fur den Chemiebereich durch die DM-Aufwertung keine Preisermainigung auf dem Inlandsmarkt zu erwarten sein. Denn die Kapazitaten der chemischen Fabriken sind auf eine hohe Exportquote (bei einzelnen Firmen und in ein- zelnen Sparten bis uber 50°/o des Umsatzes) ausgelegt. Auch das Thema E n t w i c k l u n g s h i l f e wurde diskutiert. Nach den Erfahrungen von Dr. Kufuss ist es un- wirtschaftlich, komplizierte Chemiefertigungen in einem Land aufzunehmen, in dem die breite Basis der Roh-, Tabelle 1. Umsatzzahlen der westdeutschen c h e m i s c h e n In d u s t r i e Chemische Industrie Umsatz (in Mrd. DM) Export (in Mrd. DM) Import (in Mrd. DM) 1959 1960 2032 23,17 5,45 6,19 2,111 2,7a Kunststofferzeugende Industrie Export (cinschl. Folien) (in Mill. DM) 703 837 Import (in Mill. DM) 229 275 Produktionswert (in Mrd. DM) 2,43 3,05 Export (in Mill. DM) 310 369 Umsatz [in Mrd. DM) 2,4 2,7 Kunststoffverarb. Industrie 498 Chemie-Ing. -Tecnn. 33. Jahrg. 1961 / Nr. 7

Die Halle Chemie und Kunststoffe auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1961

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Page 1: Die Halle Chemie und Kunststoffe auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1961

Die Halle Chemie und Kunststoffe auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1961

In diesem Bericht werden n u r die neueren Entwicklungen besprochen, die i n der Halle 6 ,,Chemie und Kunststoffe" der Hannover-Messe zu sehen waren: Kunststoffe und Kunststofferzeugnisse, Lacke und Anstrichstoffe, Klebstoffe und Chemikalien. Nicht behandelt werden dagegen die in den Hallen des Maschinenbaues ausgestellten Apparate f u r die chemische Industrie, da alle wichtigeri Neuentwicklungen des chemischen Apparatebaues auf der Achema 1961 gezeigt wurden, uber die ein besonders umfong-

reicher Bericht vorbereitet wird.

In der Zeit vom 30. April bis 9. Mai 1961 fand auf dem Ausstellungsgelande Hannover-Laatzen zum 15. Male die Deutsche Industrie-Messe statt. Wiederum war die Aus- stellungsflache gegenuber dem Vorjahr vergroRert, und zwar um insgesamt 72000 m2 auf 519000 m?. Davon um- fassen die Hallen 312 000 m2 und das Freigelande 207 000 m2. Die Erweiterungen seit dem letzten Jahr kamen fast ausschlieDlich dem Maschinenbau zugute. Der Raumman- gel in Halle 6 ,,Chemie und Kunststoffe" war also durch die Vergroaerung nicht gemildert worden. Die Ausstellungsflache der chemischen und der

Kunststoff-Industrie betrug wiederum nur etwa 4000mL, wobei wie im vergangenen Jahr die beiden Uber- gange zur Halle 5 zur Ausstellungsflache die- ser Industriegruppen gehorten.

Mit der Zunahme der Gesamt - AussteI- lungsflache ist auch die Zahl der Ausstel- ler um 347 auf 5129 gestiegen. 1015 Aus- steller (1960: 836) ka-

Presse- und Besprechungsraume untergebracht. Ein Frei- gelande fur die Chemie sol1 sich direkt an die Halle an- schlieaen. Abb. 1 zeigt ein Modell der neuen Halle, deren Finanzierungsgrundlage mehrjahrige Vorvertrage mit den Ausstellern bilden.

AnlaiRlich des traditionellen Presseempfanges der chemi- schen Industrie wurden Zahlen aus dem Chemie- und Kunststoffbereich bekanntgegeben, Tab. 1. Sie lassen die Bedeutung des Exportes besonders deutlich erkennen.

Verstandlicherweise stand daher auch die Diskussion uber die DM - Aufwertung im

Mittelpunkt vieler Messegesprache. Nach Ansicht von Dr. W. K u - fuss (Cassella, Frank- furt a. M.-Fechenheim) wird sich die DM- A u f w e r t u n g auf die einzelnen Chemie- sparten unterschied- lich auswirken. Wahr- scheinlich wird sie kei- ne Exportminderung, sondern sogar eine Steigerung bringen. Der Chemie-Export ist

-,. --a namlich auf die Ver- kaufsoraanisationen in men aus demAusland. Abb. 1. Modell der neuen. zweiqeschossiqen Halle ,.Chemie und .,

Wie in den vergange- Kunststoffe". Ausstellungsflache- rd. 10 600 d. Vor der Halle den Absatzlandern an- nen Jahren fuhrte Eingangstrakt rnit Gaststatte, Konferenz- und Kinoraum. gewiesen,welche nur in Frankreich mit 260 Fir- men die Liste der auslandischen Aussteller an. Auch pro- zentual ist hier die starkste Steigerung eingetreten. An zweiter Stelle stand die USA mit 127 Ausstellern, an drit- ter Stelle Usterreich mit 124 Firmen. Insgesamt waren 25 europaische und uberseeische Staaten a n der Hanno- ver-Messe beteiligt.

In Halle 6 ist die Zahl der Aussteller-Firmen um 16 auf 107 gestiegen; 19 Aussteller kamen aus dem Ausland. Un- ter den Ausstellern waren 6 Verlagsunternehmen vertre- ten, darunter auch die Verlag Chemie GmbH, Weinheiml Bergstr., auf ihrem traditionellen Stand im Obergeschoa der Halle.

Im Jahre 1962 wird die Gruppe Chemie und Kunststoffe aus der Halle 6 in die rd. 10000 m2 Ausstellungsflache um- fassende neue Chemie-Halle uberwechseln, die in expo- nierter Lage des Nord-Bereiches errichtet wird und bei deren Bau weitgehend Kunststoffe verwendet werden sollen. Die Ausstellungsflache wird dabei in zwei Geschos- sen untergebracht. Zwei Baukorper von jeweils 60 X 60 m Grundflache finden in einer durchgehenden Mittelhalle ihr verbindendes Element. Die Geschohflachen bleiben so iiberschaubar, und es ergeben sich relativ kurze Ver- kehrswege. In der Mittelhalle wird fur den Besucher ein groRziigig angelegtes Informationszentrum errichtet, in dem er fachliche Auskiinfte erhalt. Auf Tageslicht wird ver- zichtet, und die klimatisierte Halle wird kunstlich beleuch- tet. Modernste ausstellungstechnische Gesichtspunkte wer- den also beim Bau berucksichtigt. In einem Eingangstrakt werden eine Gaststatte, ein Vortrags- und Kinoraum sowie

jahrzehntelanger Ar- beit aufgebaut werden konnten. Jede Minderung des Exportgeschaftes wurde also eine Minderung der Wirt- schaftlichkeit bedeuten. Man musse also versuchen, durch Erhohung des Umsatzes die groDe Belastung aus der DM- Aufwertung auszugleichen. Nach Ansicht von Kufuss wird fur den Chemiebereich durch die DM-Aufwertung keine Preisermainigung auf dem Inlandsmarkt zu erwarten sein. Denn die Kapazitaten der chemischen Fabriken sind auf eine hohe Exportquote (bei einzelnen Firmen und in ein- zelnen Sparten bis uber 50°/o des Umsatzes) ausgelegt.

Auch das Thema E n t w i c k l u n g s h i l f e wurde diskutiert. Nach den Erfahrungen von Dr. Kufuss ist es un- wirtschaftlich, komplizierte Chemiefertigungen in einem Land aufzunehmen, in dem die breite Basis der Roh-,

T a b e l l e 1. U m s a t z z a h l e n d e r w e s t d e u t s c h e n c h e m i s c h e n I n d u s t r i e

Chemische Industrie Umsatz (in Mrd. DM) Export (in Mrd. DM) Import (in Mrd. DM)

1959 1960 2032 23,17 5,45 6,19 2,111 2,7a

Kunststofferzeugende Industrie

Export (cinschl. Folien) (in Mill. DM) 703 837

Import (in Mill. DM) 229 275

Produktionswert (in Mrd. DM) 2,43 3,05 Export (in Mill. DM) 310 369

Umsatz [in Mrd. DM) 2,4 2,7

Kunststoffverarb. Industrie

498 Chemie-Ing. -Tecnn. 33. Jahrg. 1961 / Nr. 7

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Hilfs- und Zwischenprodukte chemischer Art und die Viel- zahl der Betriebe fur technische Hilfsmittel nicht vorhan- den sind. So muRte z. B. eine der gronten Fabriken der indischen Farbstoffindustrie fur Monate stillgelegt wer- den, weil es an Vor- und Hilfsprodukten fehlte, die im Land selbst nicht beschafft werden konnten. Eine wirkliche Hilfe ist auf die Dauer nur dann moglich, wenn die Auf- wachsrate der Bevolkerung und die Zuwachsrate der In- vestitionen einander entsprechen. So ist z. 3. in Indien trotz der hohen Wirtschaftshilfen der Lebensstandard in den letzten Jahren nicht gestiegen, sondern gesunken, weil dort die Bevolkerung von rd. 360 Mill. auf rd. 440 Mill. zugenommen hat. Bei allen Investitionen sollte so- mit die Arbeitsbeschaffung bis auf weiteres den Ausschlag geben.

Kunststoff-Rohstoffe T h e r m o p l a s t i s c h e K u n s t s t o f f e

Die Farbenfabriken Buyer AG, Leverkusen, zeigten zwei neuc Sorten ihres ungesattigten Polyesterharzes ,,Le- guval" mit hervorragender HeiRwasser- und Chemikalien- bestandigkeit, das kalt-hartende ,,Leguval K 41" und das warm-hartende Harz ,,Leguval W 41".

Eine neue Sorte Niederdruckpolyathylen ,,Hostalen GUR" haben die Farbwerke Hoechst AG, FrankfurtiMain-

peraturen von - 50 "C auf. Die guten mechanischen Eigen- schaften bleiben in einem Temperaturbereich von - 50 "C bis + 100 "C und daruber weitgehend erhalten. Die Dau- erwarmebestandigkeit liegt uber 120 "C, kurzzeitig kon- nen Formteile auf 250 bis 300°C erwarmt werden, ohne daR sie ihre Form verandern oder daR eine Beschadigung des Materials eintritt. Gegen alle gebrduchlichen Chemi- kalien, Sauren, Laugen, Losungsmittel, auch gegenOle und Renzin/Benzol-Gemische ist Trolen DUR bestandig. Bei der Anwendung ist zu beachten, da8 ein VerschweiRen nicht moglich ist und Verkleben Schwierigkeiten bereitet. Da jedoch das Material eine sehr gute Kerbschlagzahigkeit aufweist, ist eine sichere mechanische Verbindung durch Schrauben, Nieten usw. moglich.

D u r o p l a s t e Die Internationale Galalith-Gesellschaft mbH, Ham-

burg-Harburg, bringt jetzt vier verschiedene Sorten trok- kener Polyester-PreRmasse auf den Markt, bei denen Glas bzw. Textilien als Fullstoffe verwendet werden. Eine Sorte ist flammfest.

Auch die Sudwestdeutsche Kunstharz-Werk GmbH, FrankfurtiMain, liefert Polyester-PreRmassen rnit unter- schiedlich langer Glasfaser bzw. mineralischen Fullstoffen. Ein wesentlicher Vorteil dieser Materialien besteht darin, daR sie keine Nachschwindung aufweisen.

Hochst, entwickelt. Dieses Material mit einem Molekular- H a l b z e u g e u n d F e r t i g e r z e u g n i s s e gewimt von uber einer Million zeichnet sich durch eine

sehr hohe Schlag- und Kerbschlagzahigl<eit selbst bei Ein vielseitiges Angebot unterbreiteten in Hannover Temperaturen unter - 100 OC sowie durch cine hohe Wi- die Hersteller von Die derstandsfahigkeit gegen aggressive Materialien aus. Das Kalle AG, Wiesbaden-Biebrich, zeigte als Europas groRter als Pulver gelieferte Material kann nur im PreRverfahren Folienhersteller allein 40 verschiedene Folien-Sorten mit verarbeitet werden. GepreBte Blijcke werden dann weiter Hinweis aUf die entsprechenden Anwendungen. In ZUSam- spanabhebend verarbeitet. Als Einsatzgebiete werden u. a. nlenarbeit mit der Firma GroflPeter-Ljndemann GmbHl genannt: Picker und ahnliche hochbeanspruchte ~ ~ i l ~ in GroR KonigsdorfiBez. Koln, wird nunmehr die Hart-PVC- der Textilindustrie; Dichtungen fiir pumpen fu r sehr tiefe Folie Genotherm in 0,1 mm Dicke im BetonstraRenbau an Temperaturen; Apparateteile fur korrosive Beanspru- Stelle der bisher verwendeten UnterlagSpapiere eillge- chung insbesondere in der Galvanotechnik. setzt. RiRbildung und vorzeitige Zerstorung der Beton-

decken durch Frostaufbruche sollen auf diese Weise ver- ,,Vitalon" ist ein von der Rheinische Gummi- & Cellu- mindert werden,

loid-Fabrik, Mannheim-Neckarau, herausgebrachter Ther- Eine Sehenswurdigkeit der Messe war die Krupp- T r a g 1 u f t h a 1 1 e , die aus einem Spezialnylon der moplast, der aus ,,Penton", einem chlorierten Polyather

K u n s t s t o f f - F 0 1 i e n .

Du mit einem Molekulargewicht 250 Oo0 Verejnjgten Glanzstoff-Fabrjken AG, Wuppertal-Elber- 350 Oo0 und einem Chlor-Gehalt etwa 46"/0 herge- feld gefertigt war. Die Halle ist GO lang, 26,8 breit und 13,2 m hoch sowie vollig freitragend und ohne Zelt- stangen und Streben errichtet. Sie besitzt keine doppelten Wtinde und wird nur vom Innen-Uberdruck der Luft

stellt wird. Das Material, das zunachst nur in Form von Folien in Dicken zwischen 0,?5 und 1 mm geliefert wird, ist bis 125 "C beanspruchbar. Bei Temperaturen um 100 "C ist es gegen fast alle anorganischen Reagentien resistent und gegen die meisten aggressiven organischen Losungs- mittel bestandig. Die Verarbeitungstechnik durch Ver- schweifien und .Verkleben schlieRt sich weitgehend an die beim PVC geiibte an. Das Material ist zum Ausklei- den von Rohren und Behaltern bestimmt, ferner fur Dichtungen an Ventilen, Pumpen und tihnlichen Aggrega- ten, die bei hohen Temperaturen einem starken Angriff aggressiver Medien ausgesetzt sind.

Die Firma Rijhm & Haas GmbH, Darmstadt, hat den hochsiedenden Methacrylester ,,PIex 7776" entwickelt, mit dem PVC nach der Pastentechnik verarbeitet werden kann. Da das Material polymerisiert, lassen sich damit z. B. Rohre nach dem Schleuderverfahren herstellen.

.Trolen DUR" ist eine Neuentwicklung der Dynamit Nobel AG, Troisdorf. Das neue Material, das die gun- stigen Eigenschaften der Thermo- und Duroplaste in sich vereinigt, ist der Struktur nach ein Thermoplast, der wah- rend des Verpressens durch Vernetzung zu einem Duro- plast wird. Es besteht im wesentlichen aus einem rnit RuR gefullten Polyolefin. Das Material wird bei etwa 200 "C verureRt. J e nach Art und Menae des Polvolefins, des Fullstoffs llnd des Vernetzers lassen sich die Mate- Abb. 2. Luftgetragene Halle der Fried . K r u p p , Essen, aus Nylon rialeigenschaften der Fertigteile in Weiten GrenZen vari- ieren. So ist z. B. jede Einstellung zwischen hart und weich moglich. PreRteile aus diesem Material weisen eine auDerordentlich hohe Kerbschlagzahigkeit, selbst bei Tem-

der vereiniglen Glanzstoff-Fabriken AG, Wuppertal-Elberfeld. ein st;indiger leichter ~ ~ f ~ - ~ b ~ ~ d ~ ~ ~ k 10 bis 30 mm ws tragt die ~ ~ 1 1 ~ . Tiirschleusen fbr das und Austreten verhindern

ein Entweichen der Luft.

Chemie-1ng.-Techn. 33. Jahrg. 1961 / Nr. 7 499

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(10 bis 30 mm WS) gehalten. Drei Luftverdichter rnit au- tomatischer Steuerung fur den Innendruck liefern die erforderliche Luftmenge. Das mit Neoprene gummierte Nylon weist eine ReiRfestigkeit von etwa 300 kg je 5 cm Streifenbreite in Kette und SchuR auf. Die AuRenhaut wird durch Zuganker mit dem Erdboden verbunden. Da- bei ist darauf zu achten, daR die Belastung auf die Gesamt- flache gleichmaRig verteilt wird. Die Montage der Halle, die eine Flache von etwa 1500 m2 bedeckt und die ein Volumen von rd. 150003 hat, dauert etwa 11/2 Tage, das Aufblasen 1 Stunde. Zur Erleichterung der Aufstellung wurde die Halle in 3 Teilen angeliefert. Die einzelnen Bah- nen sind miteinander verklebt. Vor dem Aufstellen wur- den die drei Teile dicht miteinander verbunden. Die Halle, Abb. 2, ist in Zusammenarbeit mit der Firma Fried. Krupp, Essen, entwickeIt worden und bietrt Platz fur zwei Reihenhauser mit je zwei Stockwerken und Steildach, SO

daD sie u. a. fur den Winterbau verwendet werden kann. Weiterhin sind solche Hallen als Ausstellungs- und Sport- hallen, als Versammlungsraume, als Lagerhallen und Wa- renspeicher verwendbar.

Die Dynamit Nobel AG liefert jetzt auch Tafeln und Folien aus Cellulose-Acetobutyrat, die sich durch erhohte Witterungsbestandigkeit auszeichnen. Ferner wurde ein Phenolharz zur Herstellung eines feinporigen, harten Schaumstoffes entwickelt, der wegen seiner Warmebestan- digkeit und Schwerentflammbarkeit vor allem fur den Bausektor interessant sein durfte.

Es wurde ein neues Verfahren zur Weiterverarbeitung von Polyurethan-Schaumstoff fur die Textil-Industrie aus- gearbeitet, wobei Moltopren-Meterware der Farbenfabri- ken Bayer AG mit Fasern durchschossen wird, so daR ein sehr leichtes flauschiges Material entsteht.

Die von der Dr. A. Stankiewicz GmbH, Celle/Hannover, neuentwickelte S c h a 1 1 / W a r m e i s o 1 a t i o n s m a s - s e K 130 hat in trockenem Zustand nur ein spez. Gewicht von 0,24 kg/cm3, da als Schalldampfstoff Schaumstoff- Flocken verwendet werden. In einer Mindestschichtdicke von 3 bis 4 mm kann die Masse, die spritz- und spachtel- fahig ist, Temperaturen bis 120 "C ausgesetzt werden. Die Warmeleitzahl wird rnit 0,053 kcal!m h grd bei 0°C angegeben.

Die Farbwerke Hoechst AG zeigte Planen und Gewebe aus Trevira-Hochfest, die mit Gummi oder Kunststoff be- schichtet vollig wasserundurchlassig sind. Sie sollen vor allem beim Winterbau sowie fur Kuppel- und Zelthallen verwendet werden. Zur Abstutzung dienen freitragende Konstruktionen, wie sie z. B. von der Mannesmann-Leicht- bau-GmbH., Munchen, in Zusammenarbeit mit den Farb- werken Hoechst entwickelt wurden. Aus Hostalen-Platten-

Abb. 3. Kiiilturm aus glasfascrverstarktem Polyesterharz von 3, l m Dmr.

Baurrihe WE der Ideal-Standard GmbH, Bonn. Leistungsbereicb dieser Baureihen 77 000 bis 8 850 000 k c a l h

material war ein Ventilator ausgestellt, dessen Einzelteile stumpf-geschweiRt waren.

Von weiteren neueren Anwendungen von Kunststoffen konnen hier nur einige erwahnt werden:

Die Kautex-Werke, Reinold Hagen, Hangelar uber Siegburg, stellen jetzt F a s s e r aus Polyathylen im Blasverfahren bis zu 200 1 Inhalt her. Nach dem Engel- Verfahren fertigt die Varta-Plastic-GmbH., Wachtersbach (Hessen), nahtlose G r o I3 b e h a 1 t e r aus Polyathylen bis etwa 3 m3 Inhalt. Teflon-Kolbenringe mit besonderen Zusatzen haben sich bis 600 mm Dmr. uber 10000 h bei T r o c k e n 1 a u f k o m p r e s s o r e n bewahrt (CarlHuth & Sohne, BietigheimIWurtt., Pampus, Deutsche Gummi- und Asbestgesellschaft, Buderich bei Dusseldorf, und Neue Argusgesellschaft mbH., EttlingedBaden). Huth zeigte auch ein interessantes 3"-Kreuzstuck, das vollstandig nahtlos mit Teflon ausgekleidet war. Der Firma Pampus ist es gelungen, porendichte Teflon-Folien durch eine Langsnaht zu einem Schlauch zu verschweiRen und damit fur chemisch bestandige Auskleidungen zu verwenden, wobei die Flanschen angebogen werden. Bisher brauchte man extrudierte Rohre oder gewickelte Schlauche fur solche Auskleidungen; bei letzteren bestand die Gefahr, daR wahrend der Anwendung die Uberlappungsstellen aufgingen und dadurch die Auskleidung undicht wurde. Die neuen Auskleidungen konnen in allen Abmessungen imd in Langen bis zu 2 m ausgefuhrt werden. Die Firma liefert auch ein Teflon-Band, mit dem Gewinde umwickelt werden. Dadurch wird ein Korrosionsschutz bei gleich- zeitiger Abdichtung erreicht. Fest aufeinander geschraubte Gewinde mit dazwischen liegendem Band lassen sich spa- ter auch wieder losen, selbst wenn das Gewinde aggressi- ven Medien ausgesetzt war.

Die Firma Aachen-Gerresheimer-Texfilglas-GmbH. - Gevetex, Dusseldorf, zeigte auf dem Freigelande einen R a d a r t u r m von 6 m Hohe und etwa 3 m unterem Dmr. aus glasfaserverstarkten Polyesterharzen, der fur den Flug- sicherungsdienst auf dem Rhein-Main-Flughafen bestimmt ist. Zum Zusammenbau der einzelnen Elemente wurden Schrauben und Muttern aus dem gleichen Material ver- wendet. Ein weiteres interessantes Schaustuck auf dem Stand der Gevetex in Halle 6 war ein V e n t i 1 a t o r - f 1 u g e 1 aus glasfaserverstarktem Polyesterharz fur Kuhlturme von Gebrauchs- und Industriewasser. Durch die Verwendung von Polyesterharzen an Stelle von Al~i - miniumguR gelang es, bei einem Flugel von 2 m Dmr. das Gewicht von 270 kg auf 175 kg zu vermindern. Solche Ventilatorflugel werden jetzt bis zu 3,2 m Dmr. herge- stellt. Die Drehzahl betragt 400 U/min.

Auf dem Stand der Ideal-Standard GmbH., Bonn, war der zugehorige Kuhlturm in Polyesterausfuhrung zu se- hen, Abb. 3.

Der Schaumstoff Vion der Porous Plastic Ltd., London, wird aus Niederdruckpolyathylen gefertigt. Das Material 1dRt sich fur die Luft- und Fliissigkeitsfiltration, fur elek- trolytische Membranen sowie schliefilich fur orthopadische Stutzverbande verwenden.

Lacke und Anstriche Fur den Oberflachenschutz und die Oberflachenverede-

lung zeigten die Lackfabriken und Chemische Werke Dr. Kurt Herberts 6; Co., Wuppertal-Barmen, aus ihrem reich- haltigen Produktionsprogramm einen H a r t e 1 a c k fur die Autolackierung, der nur eine Einbrennzeit von 30 min bei 80°C erfordert. - Ferner waren E i n s c h i c h t - E i n b r e n n 1 a c k e auf Acrylharz-Basis zu sehen, die bei einer sehr groRen Harte und hohen Elastizitat eine aus- gezeichnete Deckkraft und hohen Glanz haben. Sie durften sich vor allem fur Haushaltsgerate, wie z. B. Wasch- maschinen, Kuhlschranke oder ahnliches eignen und las- sen sich leicht im Spritzverfahren aufbringen. - Fur die Elektroindustrie wurde ein Drahtlack auf Terephthal- saurepolyester-Basis, der bis 150 "C temperaturbestandig ist, entwickelt.

500 Chemie-Ing .-Tcchn. 33. Jahig. 1961 J Nr. 7

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Von ihren Lackrohstoffen hat die Rohm & Haas GmbH, Darmstadt, ihre warmehartbaren Plexisol-Sorten um P 1 e x i s o 1 4660, ein hochpigmentierbdres, wirmeharten- des Acrylharz, erweitert. Das mit den meisten Lacklose- mitteln verdunnbare Produkt hat einen Festkorpergehalt von 5Oo/o und wird bei minimal 150 ', mdxinial 210 "C, ein- gebrannt. Es haftet auf blanken oder vorbehdndelten Me- tallen ebenso wie auf PhenolharzpreRmassen und kann im Streich-, Spritz- oder Tauchverfahren aufgebracht werden (Anwendungsbereich: Haushaltsgegenstande).

Fur die Herstellung hochwertiger Anstriche zeigte die Scherjng AG, Berlin, niedrig-viscose Versamid-Typen und GMI 250/Epoxyharzkombinationen, die sich 1 o s u n g s - m i t t e 1 f r e i aufbringen lassen. Dies hat den Vorteil, daR sich auch dicke Schichten in einem Arbeitsgang auf- tragen lassen und eine Wartezeit entfallt. Die Poren iind Unebenheiten des Untergrundes werden dusgeglichen, und der Anstrich schwindet nicht. ~ Es wurde auch'bereits ein Verfahren entwickelt, um solche Schichten in Didcen von 200 bis 300 p im Spritzverfahren aufzubringen.

Die Fa. Hermann Wiederhold Lackfabriken, Hilden (Rheinl.), zeigte als Neuheit Wiederhold-Narbenplastik flussig, mit der sich die verschiedensten Struktureffekte in Kunststoffbeschichtungen erzielen lassen. Der Effekt wird durch ein Zweischichtverfahren erreicht, bei dem die Schichten naR in naD gespritzt werden. J e nach Einstel- lung der Verarbeitungsviscositat und Wahl der Spritz- duse wird eine grobere oder feinere Struktur erzielt. - AuBerdem zeigte die Firma als Neuheit ihre Wiedokoll B r a n d s c h u t z f a r b e weiR, eine leicht thixotrope Anstrichfarbe, die sich nur fur geschlossene Raume emp- fiehlt. Durch Einwirkung von offenem Feuer bildet sich ein feuerhemmender Schaum. Die Farbe kann nach ent- sprechender Vorbehandlung auf Holz, Eisen, Leichtmetall usw. aufgetragen werden. - Fur Platten aus geschaum- tem Polystyrol wurde durch eine besondere Oberflachen- behandlung der Wiedolastic-Flammschutz entwickelt. Bei einem Brand schmelzen zwar die Polystyrol-Platten, je- doch entflammen sie nicht.

Die Riedel-de Haen A.G., Seelze-Hannover, zeigte als neuentwickeltes Lackhilfsmittel Antiskin 363, das die un- erwunschte Hautbildung bei oxydativ trocknenden An- strichmaterialien verhindert. - AuBerdem wurden Poly- merisationsinhibitoren fur die Verarbeitung von unge- sattigten Polyesterharzen entwickelt, die die Lagerbe- standigkeit und die Topfzeit verlangern. - SchlieRlich ist der UV-Absorber HMB Riedel zu nennen, der als Zusatz zu Kunststoffen und Lacken Verfarbungen durch die Ein- wirkungen von ultraviolettern Licht verhindert. Er ist reines 2-Hydroxy-4-methoxybenzophenon. Die Zusatz- menge hangt ab von der Art und der jeweiligen Verwen- dung des zu schutzenden Materials. Im allgemeinen wer- den 0,l bis 0,5O/o genugen.

Klebstoffe

Die Degussa, Frankfurt/M., hat ihre bereits bekannten Agomet-Klebstoffe, die bei Raumtemperatur ohne PreR- druck in kurzer Zeit ausharten um den Typ A g o m e t M erweitert, der Zugscherfestigkeiten bis zu 4,75 kg/mm2 und hohe Schalfestigkeiten bis 7 kglcm2 erreicht. Es han- delt sich auch hier wieder um einen Klebstoff, der auf der Polymerisation von Monomeren, und zwar Polymethyl- methacrylat und Polyamid beruht. Die Lagerfahigkeit be- tragt 6 Monate. Vor dem Kleben mussen etwa 2 bis 5'10 Harter beigemischt werden. Die Topfzeit eines 50-g-An- satzes mit 3'/0 Harter betragt bei 20 "C 60 min. 100a/0 der Festigkeit sind bei 20 "C nach 24 h erreicht, bei 30°C nach 3 h.

Eine waBrige K 1 e b e r - D i s p e r s i o n , speziell fur die Verlegung von PVC-Fliesen, hat die Firma Dr. Kurt Herberts & Co., Wuppertal-Barmen, entwickelt, Der Kle- ber wird einseitig auf moglichst saugfahigen Unterboden

aufgebracht, die Fliesen konnen sofort daraufgelegt wer- den. Da das Material losungsmittelfrei ist, entfallt eine Abluftezeit, und es sind keine besonderen VorsichtsmaR- nahmen notwendig.

Einen neuen Folienkleber, Kleiberit F 2475, hat die Klebchemie GmbH, Ingolstadt-Ebenhausen, auf Basis von synthetischen Elastomeren entwickelt. Er verklebt PVC- Hart- und Weichfolien und andere Kunststoffe auf Holz, Holzwerkstoffe oder Metall (Warmefestigkeit bis zu 7O"C, bei der Verwendung von 5 bis lP1o Harter bis zu 130 "C) .

Die Firma P. Beiersdorf AG, Hamburg, zeigte ihr neues Weich-PVC-Isolierband Tesaflex 161, das fur Installa- tions- und Reparaturarbeiten entwickelt wurde. Bei nur 0,2 mm Dicke hat es eine hohe Durchschlagsfestigkeit. Die glatte, schmiegsame Weich-PVC-Folie ist einseitig mit einem alterungsbestandigen Kleber beschichtet, der weit- gehend 61- und witterungsbestandig ist.

Die Ciba AG, Basel, hat ein hochtemperaturbestandiges Metallbindemittel ,,Hidux" fur die Flugzeugindustrie ent- wickelt. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung von Redux.

Chemikalien

Fur die Behandlung von Trinkwasser und die Ver- nichtung ubler Geruche hat die Degussa, FrankfurtiM., ein Verfahren ausgearbeitet, mit dem man unmittelbar am Ort der Verwendung aus Natriumchlorit und Chlor oder aus Natriumchlorit und Saure Chlordioxyd herstel- len kann. Die Gerate wurden in Zusammenarbeit rnit Apparatebaufirnien entwickelt. - Um die Algen-, Pllz- und Schleimbildung in Rohrleitungen von Fabrikations- anlagen zu vermeiden, empfiehlt die Degussa die Zugabe geringer Mengen Wasserstoffperoxyd oder Natriumper- oxyd. Diese MaBnahme ist wirtschaftlicher als eine dau- ernde mechanische Reinigung.

Die Kalle A.G., Wiesbaden-Biebrich, zeigte ihr Dissol- van-Sortiment. Das sind E m u 1 s i o n s s p a 1 t e r fur die Erdolindustrie. Sie dienen zur Entwasserung von NaR- olen. Da sie chemisch zu den Polyalkylenglykolen geho- ren, die eine hydrophobe und hydrophile Molekulgruppe tragen, beruht die Spalterwirkung auf der Oberflachen- aktivitat. Die Chemikalien werden dem NaDo1 in waRri- ger Losung oder in 0 1 dispergiert moglichst unmittelbar nach dem Austritt aus der Sonde bei der Dlforderung zu- gesetzt.

Aus ihrem reichhaltigen Chemikalienproduktionspro- gramm zeigte die Kali-Chemie AG, Hannover, den Perl- katalysator Neu HA, der eine wesentlich hohere Dichte als die bisherigen Katalysatoren hat, so daR die Crackanlagen mit einem hoheren Dnrchsatz betrieben werden konnen.- Die Kalj-Chemie-Engelhardt-Katajysatoren GrnbH, Han- nover, zeigte einen Platin-Katalysator, den Octafining Ca- lalyst, fur die Herstellung von p-Xylol.

Die Abteilung Galvanotechnik der Schering AG, Ber- lin, zeigte Musterteile, die mit den neuen Hochleistungs- elektrolyten, Hochleistungsglanzkupferbad Gloriol und Hochleistungsglanznickelbad Splendid 60, galvanisch ver- edelt worden waren.

Fertenol wird fur die rasche und intensive Entfernung von Rost- und Zunderschichten sowie zur Entfernung der Walzhaut unter gleichzeitiger Entfettung von der Firma Althaus & Vogt GmbH, Bochum-Harpen, geliefert. Die Losung ist stark salzsauer und vermag erhebliche Mengen an Metalloxyden zu losen. Um das blankgelegte Metall weitgehend gegen den Saureangriff zu schutzen, werden der Losung auRerdem Saureinhibitoren zugegeben, die auf dem blanken Metall einen Schutzfilm bilden. Man behandelt die Metalle mit der Losung durch Tauchen oder Fluten bei Raumtemperatur wahrend 5 bis 45 min oder nach Aufheizen auf 40 bis 60 "C wahrend 1 bis 15 min.

Chemie-1ng.-Techn. 33 .Jahl-g. 1961 I N r . 7 50 1

Page 5: Die Halle Chemie und Kunststoffe auf der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1961

Farben und Farbsfoffe Ein licht- und wetterechtes Gelbpigment, Lichtgelb 100,

haben die Farbenfabriken Buyer AG, Leverkusen, ent- wickelt. Es ist ein Mischkristall aus Nickeloxyd, Antimon- oxyd und Titandioxyd mit Rutil-Struktur. Seine Hitze- bestandigkeit liegt uber 1000 "C. Bei hervorragender Lo- sungsmittelechtheit, absoluter Wanderungsbestandigkeit in weichmacherhaltigen Kunststoffen und ausgezeichneter Chemikalienechtheit eignet es sich vor allem zum Farben von Kunststoffen. Einer gewissen Sorgfalt bedarf aller- dings die Auswahl der Stabilisatoren, da z. B. Bleistabili- satoren den Farbton stark aufhellen oder bei langerer Hitzebeanspruchung verbraunen.

Fur das Farben und Bedrucken von Polyester und Poly- ester/Cellulose-Mischgeweben hat die Cassella-Farb- werke Mainkur AG, Frankfurt/M.-Fechenheim, ihre Pa- lette der Polyestren-Farbstoffe um Typen in Turkis, Vio- lett, Brilliantgrun, Brilliantblau sowie Druckgelb, Druck- blau, Druckturkis undDruckbraun erweitert. Die Farbstoffe haben eine gute Lichtedtheit, N a b , Reib- und Sublimier- festigkeit. - Indanthrenbrilliantscharlach FGC Suprafix- teig, ein Farbstoff, der sich gut fixiert und leicht reoxy- dierbar ist, wurde fur die Druckerei herausgebracht. - Neu entwickelt wurden auch die Klotzhilfsmittel Casservol RW konz. und Solidokoll K. Letzteres ist eine Spezialverdik- kung fiir den Klotz von Polyestren-Farbstoffen. [B 1327)

Mechanische Verfahrenstechnik als wissenschaftliche Disziplin im Rahmen der Hochschulausbildung *)

Von Prof. Dr.-lng. HANS RUMPF Technische Hochschule Karlsruhe

Nach einer abgrenzenden Beschreibung der thermischen und rnechanischen Verfahren werden die vier Houptgruppen der mechanischen Stoffumwandlung besprochen und deren wissenschaftlicher Stand aus- fuhrlich dargelegt. Die Einrichtungen der rnechanischen Verfahrenstechnik sind bisher uberwiegend empi- risch entwickelt worden, wie a m Beispiel der Walzrnuhlen gezeigt wird. Aus einer solchen Darstellung werden schlieOlich die Gesichtspunkte fur die Hochschulausbildung abgeleitet, die sich in Vorlesungen,

Praktika und Konstruktionsubungen gliedert.

In der Verfahrenstechnik ist, jedenfalls in Deutsch- land, die Lehre noch in der Entwicklung und im Aufbau'). Zwar hat sich der vor mehr als 30 Jahren von Kirsch- baum2) konzipierte und in Karlsruhe eingefuhrte Studien- plan fur Apparatebau und Verfahrenstechnik als eine Art Standardplan durchaus bewahrt, und in der gleichen Weise haben sich a n anderen Hochschulen bestimmte Ordnungen der verfahrenstechnischen Ausbildung dls zweckmaDig er- wiesen. Das Gebiet der Verfahrenstechnik ist aber bei seiner vielseitigen Verflechtung mit anderen Wissens- gebieten sowohl in der Vertiefung und Verbreiterung der wissenschaftlichen Grundlagen als auch in der industriel- ]en Realisation so sehr in Entwicklung und Bewegung, daD es gerechtfertigt erscheint, die Ausbildungsfrage im- mer wieder zu erortern.

Im folgenden sol1 weniger von der zeitlichen Einord- nung der mechanischen Verfahrenstechnik in einen Stu- dienplan die Rede sein, sondern es sollen die grundsatz- lichen Probleme besprochen werden, die sich aus der Na- tur des Fachgebietes und dem Grade seiner Wissenschaft- lichkeit ergeben.

Die mechanische Verfahrenstechnik ist primar nicht eine Wissenschaft, sondern ein Zweig der Technik. Ihre Anwendung streut, wie alle verfahrenstechnischen Opera- tionen, uber einen groDen Bereich der Industrie. Aus einer Analyse der Umsatzstatistiks) erfiihrt man in grober -4nnaherung, daD etwa 25Q/u der westdeutschen Industrie Ingenieurkonstruktionen liefern. Das sind die Zweige Schiffbau, Maschinenbau, Fahrzeugbau, Feinmechanik und Optik und die Elektroindustrie. Die restlichen 75'/0 ent- fallen etwa zur Halfte auf Industrien, die Stoffe liefern, also ausgesprochen verfahrenstechnische Fertigung ha- ben, und auf Industrien, wie die Bekleidungs-, Schuh-, Metallwarenindustrie, die Stoffe verarbeiten und formen, wobei verfahrenstechnische Operationen mehr am Rande vorkommen. Die Fertigung des Maschinenbaus ist schat-

*) Vortrag, gehalten auf der Mitgliederversammlung der Ver- fahrenstechnischen GeselIschaft (VTG) im Verein Deutscher Ingenieure am 2. Oktober 1960 in Mannheim.

Auf eine Angabe van Literaturstellen fur die erwahnten Theorien wird verzichtet, da dann ejne sehr umfangreiche Biblio- graphie beigefugt werden muate, die iiber den Rahmen des zur Diskussion gestellten Themas der Hochschulausbildung hinaus- ginge.

zungsweise zu einem Viertel auf verfahrenstechnische Maschinen und Apparate gerichtet. Bei der Erzeugung der Produkte der stoffliefernden Industrien sind mechanische Verfahren nahezu immer beteiligt.

Die verfahrenstechnische Wissenschaft sucht in dieser Vielfalt der Anwendungen nach dem Allgemeingultigen. Dies gilt auch fur die Lehre von den mechanischen Grund- verfahren. Es sei aber bemerkt, daD diese im Rahmen der bergbaulichen Wissenschaften eine spezielle Forderung gefunden hat und dort lange Zeit weitgehend unabhangig von der allgemeinen verfahrenstechnischen Wissenschaft betrieben wurde.

Der EinfluR der mechanishen Verfahren auf die Wirtschaft- lichkeit der Produktionen ist groR. Beispielsweise betragt der Energiebedarf der Zerkleinerung bei der Zementherstellung des Bundesgebietes schatzungsweise 8 his 100/0 des Energieverbrau- ches der chemischen Industrie. Die Welterzeugung van Zement henotigt schatzungsweise 90 bis 1 1O0/o des Energieverbrauches der westdeutschen chemischen Industrie allein fur Zerkleinerung, wobei niehr als 990/0 Verlustarbeit sind, also zur nutzlosen Warmeerzeugung dienen. Ris jetzt. ist es noch nicht moglich, den Anteil dieser enormen Verlustenergie anzugeben, der sich bei Verbesserung der Maschinen giinstigstenfalls theoretisch ein- sparen lafit. Es kaiin sein, daR die unablassigen Bemuhungen der Empirie, Optinialliisungen zu finden, uns allmahlich in die Nahe der tatsahlichen optimalen technischen Moglichkeiten ge- bracht haben. Dies ist ein besonders krasses Beispiel fur den heutigen Stand und den praktischen Nutzen der Wissenschaft in der mechanischen Verfahrenstedmik. Aber gerade hieriiber, Ober das Verhaltnis der industriellen technischen Wirklichkeit zu der zugehorigen Wissenschaft, sollte man Klarheit haben, wenn die Ausbildung der Ingenieure an der Technischen Hochschule er- iirtert wird.

Wenn wir versuchen, die gegenseitige Position der Technik und technischen Wissenschaft zu beschreiben, gehen wir am besten von der Wissenschaft aus. Ihr Aspekt erlaubt eine eindeutig gegliederte Darstellung, da sie die Erscheinungen in Einzelprobleme zerlegt, wahrend die Technik in Verfahren und Apparaten fast immer meh- rere, oft heterogene Phanomene zu gemeinsamer Funk- tion zusammenfaDt.

Thermische und mechanische Verfahren Man kann die thermischen von den mechanischenverfah-

ren nach physikalischen Kriterien abgrenzen. Beide sind physikalische Methoden der Stoffumwandlung. Bei den

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