2
Check-up für den Mittelstand Die Kundenorientierung Nur begeisterte Mitarbeiter können auch die Kunden begeistern. Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit hängen somit sehr eng zusammen und sind die Basis dafür, die Potenziale eines Geschäftes besser zu nutzen als die Mitbewerber. Kundenorientierung bedeutet, aus zufriedenen Kunden überzeug- te Kunden zu machen. Die Kundenerwartung soll nicht nur erfüllt, sondern übertroffen werden. Nicht das Normale begeistert, sondern das Außergewöhnliche. Außergewöhnliche Serviceleistungen übertreffen den erwarteten Standard. • »Sehr zufriedene« Kunden haben eine dreimal so hohe Widerkaufwahr- scheinlichkeit als »zufriedene« Kunden. • »Sehr zufriedene« Kunden sind mit fast hundertprozentigerWahrschein- lichkeit Aktivreferenzen. • Niedrige Kundenzufriedenheit lockert die Kundenbindung, senkt Um- satz und Gewinn. • 75 % aller Kunden wechseln wegen mangelnder Servicequalität zum 36 DNZ 05.2006 Wettbewerber, nur 25 % wegen schlechter Produktqualität oder we- gen der Preise. • Neue Kunden zu gewinnen ist fünfmal teurer, als bestehende Kunden zu halten. • Positive Erfahrungen werden in Durchschnitt drei Mal weiter getragen, negative hingegen bis zu 15 Mal. • Nur eine Minderheit der unzufriedenen Kunden beschwert sich, der Rest wechselt still und leise zum Wettbewerber. Daher ist eine Reklamations- statistik als Informationsmedium über die Kundenzufriedenheit nicht aussagefähig und führt eher zu Trugschlüssen. Permanente Steigerung der Kundenzufriedenheit: • sichert dauerhafte Wettbewerbsvorteile. • verstärkt die Kundenbindung. • erhöht den Umsatz pro Kunde und die Zusatzverkäufe. • fördert positive Weiterempfehlung. • schirmt zumindest teilweise vom Preiswettbewerb ab. Führen Sie deshalb Kundenzufriedenheitsanalysen durch! In vielen Fäl- len wird die Kundenzufriedenheit zu einem wesentlichen Teil an der Wei- terempfehlungsquote gemessen. Dabei werden die Anzahl von vollkom- men zufriedenen und die von zufriedenen Kunden addiert und jeweils relativ hohe Weiterempfehlungsquoten erreicht. Neue wissenschaftliche Untersuchungen haben aber gezeigt, dass ein wesentlich besserer Maß- stab für die Kundenzufriedenheit und somit für das potenzielle Wachstum eines Unternehmens die Netto-Empfehler-Quote (Net-Promotor-Score) darstellt. Diese lässt sich wie folgt erklären: Stellt man die Weiterempfeh- lungsrate auf einer Skala von 1- 10 dar, dann bezeichnet man die Kun- den, die 1 - 6 ankreuzen, als Kritiker, diejenigen, welche 7 und 8 ankreu- zen passiv zufriedene Kunden und nur die Kunden, die 9 und 10 angeben, begeisterte Kunden bzw. sog. Promotoren. Nur die ger und 1Oer sind für das Wachstum und das Image eines Unternehmens hilfreich. Die wissen- schaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema haben ergeben, dass die höchsten Korrelationen zwischen Unternehmenserfolg und Image einer- seits und Empfehlungsquote andererseits eben dieser Netto-Empfehler- Quote (Net-Promotor-Score) darstellt. Sie wird ermittelt, indem man von den Promotoren (9 + 10) die Kritiker (1 - 6) abzieht und diese Zahl dann als Prozentwert von der Gesamtheit darstellt. Ein hoher Prozentwert drückt eine hohe Kundenzufriedenheit aus. Wie auch immer die Ergebnisse der Befragung ausfallen, sollten die Er- gebnisse nicht persönlich aufgefasst werden, sondern als objektive Ansatz- punkte zurVerbesserung der verschiedenen Unternehmensbereiche, des eigenen Führungsverhaltens, der Mitarbeitermotivation und des Betriebs- klimas. Eswird niemals »das optimale Unternehmen« oder den »optimalen Chef« geben. Jeder Betrieb und auch jede Führungskraft hat Stärken und Schwächen. Die Ergebnisse sollten dazu dienen, die vorhandenen Stärken zu stärken und zu versuchen, die bestehenden Schwächen weiter abzubauen. Finden sich im Bereich Mitarbeiter, Beratung und Service Abweichungen vom Durchschnitt, sollten Sie diesem Thema durch eine gezielte Mitarbei- terzufriedenheitsanalyse besondere Aufmerksamkeit widmen. Zu beach- ten ist jedoch, dass eine solche Befragung bei den Mitarbeitern nicht nur ein geschärftes Problembewusstsein erzeugt, sondern auch die Erwar- tung, dass sich etwas ändert. Eine Befragung nur zu dem Zweck, Interesse

Die Kundenorientierung - BBE...zen passiv zufriedene Kunden und nur die Kunden, die 9 und 10 angeben, begeisterte Kunden bzw. sog. Promotoren. Nur die ger und 1 Oer sind für das Wachstum

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Kundenorientierung - BBE...zen passiv zufriedene Kunden und nur die Kunden, die 9 und 10 angeben, begeisterte Kunden bzw. sog. Promotoren. Nur die ger und 1 Oer sind für das Wachstum

Check-up für den Mittelstand

Die KundenorientierungNur begeisterte Mitarbeiter können auch die Kunden begeistern. Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit

hängen somit sehr eng zusammen und sind die Basis dafür, die Potenziale eines Geschäftes besser zu nutzen

als die Mitbewerber.

Kundenorientierung bedeutet, aus zufriedenen Kunden überzeug­te Kunden zu machen. Die Kundenerwartung soll nicht nur erfüllt,

sondern übertroffen werden. Nicht das Normale begeistert, sondern

das Außergewöhnliche. Außergewöhnliche Serviceleistungen übertreffen

den erwarteten Standard.

• »Sehr zufriedene« Kunden haben eine dreimal so hohe Widerkaufwahr­

scheinlichkeit als »zufriedene« Kunden.

• »Sehr zufriedene« Kunden sind mit fast hundertprozentigerWahrschein­

lichkeit Aktivreferenzen.

• Niedrige Kundenzufriedenheit lockert die Kundenbindung, senkt Um­satz und Gewinn.

• 75 % aller Kunden wechseln wegen mangelnder Servicequalität zum

36 DNZ 05.2006

Wettbewerber, nur 25 % wegen schlechter Produktqualität oder we­

gen der Preise.

• Neue Kunden zu gewinnen ist fünfmal teurer, als bestehende Kundenzu halten.

• Positive Erfahrungen werden in Durchschnitt drei Mal weiter getragen,

negative hingegen bis zu 15 Mal.

• Nur eine Minderheit der unzufriedenen Kunden beschwert sich, der Rest

wechselt still und leise zum Wettbewerber. Daher ist eine Reklamations­

statistik als Informationsmedium über die Kundenzufriedenheit nicht

aussagefähig und führt eher zu Trugschlüssen.

Permanente Steigerung der Kundenzufriedenheit:• sichert dauerhafte Wettbewerbsvorteile.

• verstärkt die Kundenbindung.

• erhöht den Umsatz pro Kunde und die Zusatzverkäufe.

• fördert positive Weiterempfehlung.

• schirmt zumindest teilweise vom Preiswettbewerb ab.

Führen Sie deshalb Kundenzufriedenheitsanalysen durch! In vielen Fäl­

len wird die Kundenzufriedenheit zu einem wesentlichen Teil an der Wei­

terempfehlungsquote gemessen. Dabei werden die Anzahl von vollkom­

men zufriedenen und die von zufriedenen Kunden addiert und jeweils

relativ hohe Weiterempfehlungsquoten erreicht. Neue wissenschaftliche

Untersuchungen haben aber gezeigt, dass ein wesentlich besserer Maß­

stab für die Kundenzufriedenheit und somit für das potenzielle Wachstum

eines Unternehmens die Netto-Empfehler-Quote (Net-Promotor-Score)

darstellt. Diese lässt sich wie folgt erklären: Stellt man die Weiterempfeh­

lungsrate auf einer Skala von 1 - 10 dar, dann bezeichnet man die Kun­

den, die 1 - 6 ankreuzen, als Kritiker, diejenigen, welche 7 und 8 ankreu­

zen passiv zufriedene Kunden und nur die Kunden, die 9 und 10 angeben,

begeisterte Kunden bzw. sog. Promotoren. Nur die ger und 1Oer sind für

das Wachstum und das Image eines Unternehmens hilfreich. Die wissen­

schaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema haben ergeben, dass die

höchsten Korrelationen zwischen Unternehmenserfolg und Image einer­

seits und Empfehlungsquote andererseits eben dieser Netto-Empfehler­

Quote (Net-Promotor-Score) darstellt. Sie wird ermittelt, indem man von

den Promotoren (9 + 10) die Kritiker (1 - 6) abzieht und diese Zahl dann

als Prozentwert von der Gesamtheit darstellt. Ein hoher Prozentwert drückt

eine hohe Kundenzufriedenheit aus.

Wie auch immer die Ergebnisse der Befragung ausfallen, sollten die Er­

gebnisse nicht persönlich aufgefasst werden, sondern als objektive Ansatz­

punkte zurVerbesserung der verschiedenen Unternehmensbereiche, des

eigenen Führungsverhaltens, der Mitarbeitermotivation und des Betriebs­

klimas. Eswird niemals »das optimale Unternehmen« oder den »optimalen

Chef« geben. Jeder Betrieb und auch jede Führungskraft hat Stärken und

Schwächen. Die Ergebnisse sollten dazu dienen, die vorhandenen Stärken zu

stärken und zu versuchen, die bestehenden Schwächen weiter abzubauen.

Finden sich im Bereich Mitarbeiter, Beratung und Service Abweichungen

vom Durchschnitt, sollten Sie diesem Thema durch eine gezielte Mitarbei­

terzufriedenheitsanalyse besondere Aufmerksamkeit widmen. Zu beach­

ten ist jedoch, dass eine solche Befragung bei den Mitarbeitern nicht nur

ein geschärftes Problembewusstsein erzeugt, sondern auch die Erwar­

tung, dass sich etwas ändert. Eine Befragung nur zu dem Zweck, Interesse

Page 2: Die Kundenorientierung - BBE...zen passiv zufriedene Kunden und nur die Kunden, die 9 und 10 angeben, begeisterte Kunden bzw. sog. Promotoren. Nur die ger und 1 Oer sind für das Wachstum

Check-up für den Mittelstand

Wie wichtig sind für Ihre Arbeitszufriedenheit die folgenden Faktoren?

Wichtigkeit der Faktoren (Mittelwert aller Befragungen)

Gemeinsame Aktivitäten (Ausflüge. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII~"Feiern etc.)

• Wichtig ist bei allen Mitarbeiterbesprechungen, dass konkrete Maßnah­

men und Regelkataloge erarbeitet werden, die immer wieder kontrol­

liert und weiterbearbeitet werden.

• Da fachkundige Beratung und gute Produktkenntnis äußerst wichtig

sind, ist eine regelmäßige externe und interne Schulung im Betrieb zu

forcieren. Gut geschultes Personal stellt einen wesentlichen Profilie­

rungsfaktor dar.

• Fast genauso wichtig wie die Fachkenntnis sind all die Bereiche, die mit

der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu tun haben (Unaufdringlich­

keit, Zeit für den Kunden, Hilfestellung, offen und ansprechbar, Freund­

lichkeit). Ein offenes und freundliches Lächeln ohne große Worte ist

wichtiger als man gemeinhin denkt.

• Vergessen Sie nicht, auch das Telefonverhalten all Ihrer Mitarbeiter zu

schulen. Klare Anweisungen, wie mit Anrufern umzugehen ist, solltenallen Mitarbeitern bekannt sein.

• Das gesamte Spektrum der Personalmotivation kommt in diesem Zu­

sammenhang zum Tragen. (Siehe dazu auch »Mitarbeiterführung und

Motivation« in DNZ 2/2006 und 3/2006 von Thomas Wege) I

---

Martin von Poschinger

---

..••

1,86

Spaß an der Arbeit ••••• ,.41

Abgestimmte und faire •••••••••••Um~ 1$

F&denJng der Fo<tbildung ••••••••• '."

Angenehme _urne .111111111111111111111111111111. 2.60

Kein "Reinreden'" in eigenen .1111111111111111111111111111. ::1',«Veran'-lungsbereich

Koordinierte PausenregeIung .1111111111111111111111111111111112.66

Leistungen werden anerkannt

Kompetenzen sind kIar_ ••••••••••• 12.••

leis\1Jngsgerechte Enllohnung •••••••••. ,.

Regelmäßiger_Ober •••••••••••betriebtThemen 2.03

Mitarbei~n~Z.des •••••••••• 1,91

Freundliches. offenes Verhältnis ••••••••zum Vorgesetzten 1.12

guter Name der Firma in der ••••••••OffentIichkeit 1,72

B8E Handelsberatmg

Mitarbeiter können Verantwortung •••••••••• , .••übernehmen

V~~_1111l1lil1li11111111l1li111112.08

__ bei ••••••••••••Entscheid.-.gen einbezogen W

_sind_und •••••••••••••nactwoIJziehbar 2,15

Mitspfachernöglichkeit bei der ••••••••••• 111Arbeitsmiteinteilung

AnlOrderungenund Aufgaben sindklar definiert

Teamgedanke steht im Vordergrund ••••••••••• ,.97

Gutes Verhältnis der Kollegen ••••••.•••untereinander

Keine Rivafitäten und Neid unter den •••••• 156Kollegen •

Fachinformationen zum eigenen ••••••• 164- .

vorzutäuschen, also eine Art Placebo, würde sich

in ihrer Wirkung unweigerlich umkehren und der

Motivation Schaden zufügen.

Um die aus der Befragung gewonnenen Erkennt­

nisse produktiv zu nützen, empfiehlt es sich, die-

se gemeinsam mit den Mitarbeitern zu bespre­

chen und Verbesserungsvorschläge zu diskutie­

ren. Die wichtigste Voraussetzung hierbei ist die

Bereitschaft zur Veränderung und zum Gespräch.

Ihr Personal hat sich mit der Beurteilung bemüht,

die Zusammenarbeit weiter zu verbessern. Durch

die Besprechung der Auswertung vermitteln Sie

den Mitarbeitern Ihr Interesse an Veränderung.

Die Ergebnisse Ihres Unternehmens sollten Sie

mit den Durchschnittswerten aller Befragungen

vergleichen. Selbst gute Werte stellen kein Ruhe­

polster dar, denn ein bekanntes Sprichwort sagt:

»Wer meint, ganz oben zu sein, ist schon auf dem

Weg nach unten.« Sicherlich wird es in jedem Un­

ternehmen Verbesserungsmöglichkeiten auf dem

Gebiet der Personalführung, Personalmotivation,

der Mitarbeiterzusammenarbeit und des Betriebs­

klimas geben.

Beachten Sie die Übersicht über das »Ranking«

der Mitarbeitererwartungen aus allen von der BBE

Handelsberatung München durchgeführten Mitar­

beiterbefragungen. Überdenken Sie ruhig einmal,

ob Sie so eine Bewertung erwartet hätten. Oder

hätten Sie eventuell anderen Punkten eine höhere

Priorität gegeben? Eine leistungsgerechte Entloh­

nung wurde erst an 7. Stelle genannt! Sechs andere

Kriterien werden wichtiger beurteilt.

Die Ergebnisse der Analysen sollten sowohl

nach innen (Personal) als auch nach außen (Kun­

den und Konsumenten) kommuniziert werden.

Dabei kommt derWeitervermittlung und Weiter­

bearbeitung der Punkte durch das Personal eine

zentrale Bedeutung zu, da letztlich das Personaldie »Schnittstelle« zum Kunden darstellt und Kun-

denzufriedenheit am POS (Point of Sale) »produ-

ziert« wird. Hierzu empfehlen wir folgende Vorgehensweise:

• Zunächst sind in einer ein- bis zweistündigen Erstbesprechung die wich­

tigsten Gesamtergebnisse aus der Befragung den Mitarbeitern zu präsen­

tieren. Folgende Tabellen sind für den Einführungsvortrag geeignet:

- Die Gesamtzufriedenheit (eigener Betrieb im Vergleich zum Gesamt­

ergebnis)

- Empfehlungsquote/Netto-Empfehlungsquote (Zufriedene Kunden zu

begeisterten Kunden machen)

• Mit den Mitarbeitern sollten unbedingt folgende Teil-Ergebnisse be­

sprochen werden:

- Abteilungszufriedenheit

- Detailzufriedenheit:

Zufriedenheit mit Laden/AtmosphäreZufriedenheit mit Mitarbeiter

Zufriedenheit mit Sortiment und Preisen

Zufriedenheit mit Service und Abwicklung

• Bei der gesamten Bearbeitung der Themen ist darauf zu achten, dass

die Mitarbeiter in die Umsetzung der Ergebnisse mit einbezogen wer­

den und vor allem auch selbstVorschläge machen können. Damit steigt

die Umsetzungswahrscheinlichkeit sehr stark an.

05.2006 DNZ 37