2
364 LINK, Marfanilwirkung. Klinische Wochenschrift sind ffir beide Mittel die gleichen, es darf daher angenommen werdell, dab die toxische Kompollellte des Perubalsams in erster Linie auf dell Gehalt all Benzoes/iure-Benzylester zu- rtickzuftihren ist. Zusammenfassung: Das synthetische Benzylbellzoat wirkt auf der gesunden oder auch entztindlich alterierten mensch- lichen Haut nicht lokal reizelld llnd dringt im Tierversuch durch die intakte Haut nicht oder nur in gerillgell, llicht- toxischell Mengen hindurch. Durch die oberfl/ichlich ver- letzte Haut wird Bellzylbellzoat leicht resorbiert und kann bei gell/igender Menge zu schweren zelltralell St6rullgell, Narkose und schlieBlich zum Tod unter Lfihmullg des Atem- zentrums ftihren. Im Tierexperiment liegt die Grenze der Vertr~tglichkeit ftir synthetisches Benzylbenzoat zwischen o, 5 und I,O g/kg, w/ihrend sie ffir Perubalsam bei 5 g/kg gefunden wurde. Die Giftigkeit des synthetischen Benzylbenzoats ist also mehr als doppelt so stark wie sein ~qllivalent im Perubalsam. Reines Benzylbenzoat ist daher keill illdifferentes Mittel. /3ei thera- peutischer Anwendullg an Stelle yon Perubalsam ist darauf zu achten, ob die Art der zu behandelnden Erkrankung (z. ]3. Scabies mit zahlreichen Ifratzeffekten) die M6glichkeit einer gr6Beren Resorption in sich birgt. Ftir eille Gesamtbehand- lung diirfte eille Menge yon o, 5 g/kg nicht fiberschrittell werden, daher empfiehlt sich eine Verdtillnullg in geeigneteI1 Mitteln, wie sie Itir manche Handelspr~parate zur IZr/~tze- bekgmpfung bereits tiblich ist. Literatur: ~ MAC~T, J. of Pharmacol. ii (1918). -- ~ K~EI~- MAIR, Arch. f. exper. Path. x64 (1932). -- a LEHMANN u. ]~LURY, Toxikologie und Hygiene der technischen L6sungsmittel. 1938. --- VOm~EN~EL, Dtsch. Arztebl. I942, 321. DIE MARFANILWIRKUNG IM KULTUR- UND TIERVERSUCH. Von TH. LINK. Aus der Universit/its-Hautklinik Jelm (Leiter: Prof. J. I-IAMEL) und dem tlygienischen Institut der Universitat (Leiter: Prof. H. SCHLOSSBERGER). Die Sulfonalnide zeichnen sich dadurch aus, dab eine Aminogruppe (NHe) in Parastellung zur Sulfollamidgruppe (SOe--Ntt--R) steht. Nur das Marfanil, das yon I(LARER syllthetisiert worden ist, hat eine andere Zusammensetzung. ]3ei dieser Verbindung steht zwischen der Aminogruppe und dem ]3enzolring eine Methylgruppe (NH2--CH2--Benzolring). Die Para-aminobenzoes/~ure, die bekanntlich die durch die Sulfonamide hervorgerufene Wachstumshemmung aufzuheben vermag, hat llach I)OMAGK und SCHREUS auf die Marfanil- wirkung keinen EinfluB. ~)OMAGK verwendete zu diesell tZulturversuchen Pneumokokken und Streptokokken und SCHREUS Welch-Fr~tnkel-Bacillen. Diese Befunde wurdell yon J~NS~N, SCI~MID'r und BRA~D'I" best/itigt. Auch diese Forscher arbeiteten mit Pneumokokken und anaeroben Bakteriell. Eill in der I(ultur gegen Sulfonamide gefestigter Pneumokokkell- stature zeigte gegen Marfanil keine erh6hte Resistellz. In Kulturversuchell mit h~molytischen Staphylokokken konnte ich zun/ichst diese ]3efunde durchaus best~tigen. Die Staphylo- kokken verlierell bei Zusatz yon Marfanil oder Sulfathiazol zu Agarplatten ihre F/ihigkeit zur Pigmentbildung, es wachsen nur kleine farblose Kolonien. Um eine erh6hte Resistellz gegen Sulfonamide zu erzielell, werden diese Keime mehrmals auf Agarplatten iiberimpft, die das betreffende Sulfonamid in ge- ringen I~ollzentrationen enthaltell. Eine wesentliche I3eein- trichtigullg des Wachstums ist bei den verwendeten Kon- zentrationen yon IO rag% Cibazol und 80 rag% Marfanil meist nicht zu beobachten. Auf diese Weise festigte ich 2 StaphylokokkenstS.mme gegen Marfanil und Cibazol. Hierzu waren etwa 20 Passagen auf Agarplatten notwendig, denen 80 rag% Marfallil bzw. io rag% Cibazol zugesetzt waren. Zu den weiteren Versuchen nahm ich start Agarplatten Caseinagarplattell. An Stelle der Peptonbouillon wird zu diesen Platten eine von IVs angegebene Caseinl6sung zugesetzt, die frei yon Peptoll ulld Para-amillobenzoes~ture ist. Hierbei ergaben sich folgende Verh~ltllisse: S~mtliche Sta- phylokokkenstXmme wuchsen auf diesem N~Lhrboden schlech- ter als auf dell gew6hlllichen Agarplatten. Nur die gegen Cibazol gefestigten Stgmme zeigten bei Zusatz yon Cibazol (8 rag%) eine deutliche Pigmentbildung. Marfanil in I~on- zentratiollen von lO--8o rag% hob das Wachstum der Sta- phylokokken fast v611ig auf. Nut die gegen Marfanil gefestig- ten St/imme lieBen je nach der Keimzahl, die zu dem Versuch verwendet wurde, ein mehr oder weniger gutes Wachstum erkenllen. Gab ich zu dem N~thrboden 1% Pepton hinzu, so wurde sowohl das Wachstum auf den normalen Platten als auch bei Zusatz von Cibazol und Marfanil erheblich gebessert. Zusatz yon Para-aminobenzoesS, ure (IO mg %) zu den Casein- platten verbesserte das Wachstum nicht wesentlich. Auf N/ihrb6den, die lleben Para-amillobellzoes/iure Cibazol ent- hielten, war kein Unterschied zwischen dell gegen Cibazol gefestigten und den normalen St/~mmen mehr festzustellen. Beide wuchsen gleich gut. Wurde aul3er der Para-amino- benzoes/iure Marfanil zugegeben, so zeigten die normMen und gegen Cibazol gefestigten StOrm/me keill oder nur sp~tr- liches Wachstum, w~hrend die gegen Marfanil Iesten St/imme gut wuchsen. In der Tabelle i sind diese 13efunde nochmals Tabelle i. Wirkung der Para-aminobenzoes~ture im Kul- turversuch. Caseinagarplatten. Normaler Stamm .... Cibazol-fester Stamm . . Marfanil-fester Stamm Caseinagarplatten ohne mit Zusatz Cibazol mit Cibazol +Para- amino- benzoe- s~ure ++ + mit Marfanil mit Marfanil + Para- amino - benzoe- s~ure + iibersichtlich zusammengefal3t. Ein gegen Cibazol gefestigter Stamm ist nur gegen Cibazol, aber llicht gegen Marfallil lest, ein gegell Marfallil fester Stature zeigt keille erh6hte Resistenz gegen Cibazol. Der Wachstumsullterschied zwischen nor- malem und gegen Cibazol festem Stamm wird durch Zusatz yon Para-aminobenzoes/~ure aufgehoben, der gegen Marfanil resistellte Stamm wird dadurch nicht beeillfluBt. Durch diese Ergebnisse werden die bisher bekannten ]3efunde fiber die Marfanilwirkullg in vitro best~ttigt und erg/inzt. Danach liegt also der Marfanilwirkullg in vitro anscheinend ein anderer Mechanismus zugrunde als dell iibrigell in der Chemotherapie verwendeten Sulfonamiden. Die Aufhebung der Sulfonamidwirkung durch Para- aminobenzoes~ure l~tl3t sich aber nicht nur im Kulturversuch, sondern auch in vivo nachweisen, wie SELBIE, I?ELDT und I~IMMIG berichten. Demgem~B konnte man erwarten, dab zwischen der Para-aminobellzoes~ture und Marfanil auch im Tierversuch keille Beziehungen bestehen, dab also die Schutz- wirkung des Marfanils durch Para-aminobenzoesXure nicht beeinfluBt werdell wtirde. Zur Prtifung, ob diese Ausnahme zu Recht besteht, habe ich Untersuchungen mit Hilfe der Pararallschbrandinfektion beim Meerschweillchen durch- geftihrt?* Zur Kontrolle wurde aul3erdem lloch die BeeiI1- flussung der Pararauschbrandinfektion durch Globucid mit und ohne Para-aminobenzoesgure geprtift. Es ergaben sich somit 5 Versuchsreihen: I. die Kontrolltiere, denen i,o ccm einer gut gewachsenen 48 Stunden bei 37 ~ bebrfiteten Pararauschbrandkultur sub- cutan eingespritzt wurde. 2. Tiere, die auBer der Kultur Marfanil (5 ccm auf I kg) oder 3. Globucid (5 ccm auf I kg) erhielten. In den beiden letzten Reihell wurde zu Kultur und Mar- fanil (4. Reihe) und zu Kultur und Globucid (5. Reihe) je Para-aminobenzoes/~ure (IO ccm auf I kg) gegeben. Alle Mit- tel wurden in der Kollzentration 1/2 molar angewandt, die * Der technischen Assistentin Frl. KIEFER bin ich ffir ihre Mithilfe bei der Durch- ftihrung der Untersuchungen zu grol3em Dank verpflichtet.

Die Marfanilwirkung im Kultur-und Tierversuch

  • Upload
    th-link

  • View
    214

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

364 LINK, Marfanilwirkung. Klinische Wochenschrift

s ind ffir be ide M i t t e l die gleichen, es da r f d a h e r a n g e n o m m e n werdell , d a b die tox i sche Kompol l e l l t e des P e r u b a l s a m s in e r s t e r L in ie au f dell G e h a l t all Benzoes / iu re -Benzy les t e r zu- r t i ckzuf t ih ren ist .

Z u s a m m e n f a s s u n g : Das s y n t h e t i s c h e B e n z y l b e l l z o a t w i r k t au f de r g e s u n d e n oder auch en t z t i nd l i ch a l t e r i e r t e n m e n s c h - l ichen H a u t n i c h t lokal reizel ld l lnd d r i n g t im T i e r v e r s u c h d u r c h die i n t a k t e H a u t n i c h t ode r n u r in gerillgell, l l icht- toxischel l M e n g e n h i n d u r c h . D u r c h die oberf l / ichl ich ver- l e tz te H a u t wi rd Be l lzy lbe l l zoa t l e ich t r e s o r b i e r t u n d k a n n bei gel l / igender Menge zu schweren zel l t ralel l St6rul lgel l , Narkose u n d schlieBlich z u m Tod u n t e r Lf ihmul lg des A t e m - z e n t r u m s f t ihren.

I m T i e r e x p e r i m e n t l iegt die Grenze der Vertr~tgl ichkei t ftir s y n t h e t i s c h e s B e n z y l b e n z o a t zwischen o, 5 u n d I,O g/kg, w/ ihrend sie ffir P e r u b a l s a m bei 5 g /kg g e f u n d e n wurde . Die Gi f t i gke i t des s y n t h e t i s c h e n B e n z y l b e n z o a t s i s t also m e h r als d o p p e l t so s t a r k wie sein ~ q l l i v a l e n t im P e r u b a l s a m . Re ines B e n z y l b e n z o a t i s t d a h e r keil l i l ld i f ferentes Mi t te l . /3ei t h e r a - p e u t i s c h e r A n w e n d u l l g a n Stel le yon P e r u b a l s a m is t d a r a u f zu ach ten , ob die A r t de r zu b e h a n d e l n d e n E r k r a n k u n g (z. ]3. Scabies m i t zah l r e i chen I f r a t z e f f e k t e n ) die M6gl i chke i t e iner gr6Beren R e s o r p t i o n in sich b i rg t . F t i r eille G e s a m t b e h a n d - l ung d i i r f te eille Menge yon o, 5 g / k g n i c h t f ibe rschr i t t e l l werden , d a h e r e m p f i e h l t s ich eine Verdt i l lnul lg in geeigneteI1 Mi t te ln , wie sie Itir m a n c h e H a n d e l s p r ~ p a r a t e zur IZr/~tze- b e k g m p f u n g b e r e i t s t ibl ich ist .

L i t e r a t u r : ~ MAC~T, J. of Pharmacol. i i (1918). -- ~ K~EI~- MAIR, Arch. f. exper. Path. x64 (1932). -- a LEHMANN u. ]~LURY, Toxikologie und Hygiene der technischen L6sungsmittel. 1938. ---

VOm~EN~EL, Dtsch. Arztebl. I942, 321.

DIE M A R F A N I L W I R K U N G IM K U L T U R - UND TIERVERSUCH.

V o n

TH. LINK. Aus der Universit/i ts-Hautklinik Jelm (Leiter: Prof. J. I-IAMEL) und dem tlygienischen

Inst i tut der Universi tat (Leiter: Prof. H. SCHLOSSBERGER).

Die Su l fona ln ide ze i chnen sich d a d u r c h aus, d a b eine A m i n o g r u p p e (NHe) in P a r a s t e l l u n g zur Su l fo l l amidgruppe ( S O e - - N t t - - R ) s t eh t . N u r das Marfani l , das yon I(LARER sy l l t he t i s i e r t w o r d e n ist, h a t eine a n d e r e Z u s a m m e n s e t z u n g . ]3ei d ieser V e r b i n d u n g s t e h t zwischen de r A m i n o g r u p p e u n d d e m ]3enzolr ing eine M e t h y l g r u p p e ( N H 2 - - C H 2 - - B e n z o l r i n g ) . Die Para-aminobenzoes /~ure , die b e k a n n t l i c h die d u r c h die Su l fonamide h e r v o r g e r u f e n e W a c h s t u m s h e m m u n g a u f z u h e b e n ve rmag , h a t l lach I)OMAGK u n d SCHREUS auf die Mar fan i l - w i r k u n g k e i n e n EinfluB. ~)OMAGK v e r w e n d e t e zu diesell t Z u l t u r v e r s u c h e n P n e u m o k o k k e n u n d S t r e p t o k o k k e n u n d SCHREUS Welch-Fr~tnkel -Baci l len . Diese B e f u n d e wurde l l yon J~NS~N, SCI~MID'r u n d BRA~D'I" bes t / i t ig t . A u c h diese Fo r sche r a r b e i t e t e n m i t P n e u m o k o k k e n u n d a n a e r o b e n Bakte r ie l l . Eil l in de r I ( u l t u r gegen Su l fonamide gefes t ig te r P n e u m o k o k k e l l - s t a tu re zeigte gegen Mar fan i l ke ine e r h 6 h t e Resistel lz . I n K u l t u r v e r s u c h e l l m i t h ~ m o l y t i s c h e n S t a p h y l o k o k k e n k o n n t e ich zun / ichs t diese ]3efunde d u r c h a u s bes t~ t igen . Die S t aphy lo - k o k k e n ver l iere l l bei Zusa t z yon Mar fan i l ode r Su l fa th iazo l zu A g a r p l a t t e n ih re F / ih igke i t zur P i g m e n t b i l d u n g , es wachsen n u r k le ine farblose Kolonien . U m eine e r h 6 h t e Resis te l lz gegen Su l fonamide zu erzielell, w e r d e n diese K e i m e m e h r m a l s au f A g a r p l a t t e n i iber impf t , die das be t r e f f ende Su l fonamid in ge- r i ngen I~o l l zen t ra t ionen en tha l t e l l . E ine wesen t l i che I3eein- t r i c h t i g u l l g des W a c h s t u m s i s t bei den v e r w e n d e t e n Kon- z e n t r a t i o n e n yon IO r ag% Cibazol u n d 80 r ag% Mar fan i l m e i s t n i c h t zu b e o b a c h t e n . Auf diese Weise fes t ig te ich 2 S t aphy lokokkens tS .mme gegen Mar fan i l u n d Cibazol. H ie rzu w a r e n e t w a 20 P a s s a g e n au f A g a r p l a t t e n no twend ig , d e n e n 80 rag% Marfal l i l bzw. io r ag% Cibazol zugese t z t waren .

Zu den w e i t e r e n V e r s u c h e n n a h m ich s t a r t A g a r p l a t t e n Case inagarp la t t e l l . A n Stelle der P e p t o n b o u i l l o n wird zu diesen P l a t t e n eine von IVs a n g e g e b e n e Case in l6sung

zugesetz t , die frei yon Pep to l l ul ld Para-ami l lobenzoes~ture ist . H i e rbe i e r g a b e n s ich folgende Verh~l t l l i sse : S~mt l iche S ta - p h y l o k o k k e n s t X m m e wuchsen au f d iesem N~Lhrboden schlech- t e r als au f dell gew6hl l l i chen A g a r p l a t t e n . N u r die gegen Cibazol gefes t ig ten S t g m m e ze ig ten bei Zusa tz yon Cibazol (8 r ag%) eine deu t l i che P i g m e n t b i l d u n g . Mar fan i l in I~on- zen t r a t i o l l en v o n l O - - 8 o rag% h o b das W a c h s t u m der S ta - p h y l o k o k k e n fas t v611ig auf. N u t die gegen Mar fan i l gefest ig- t e n S t / imme lieBen je n a c h de r Ke imzah l , die zu d e m Versuch v e r w e n d e t wurde , e in m e h r oder wen ige r gutes W a c h s t u m erkenl len . G a b ich zu d e m N~thrboden 1% P e p t o n h inzu , so wurde sowohl das W a c h s t u m auf den n o r m a l e n P l a t t e n als auch bei Zusa t z v o n Cibazol u n d Mar fan i l e rheb l ich gebesser t . Zusa tz yon Para -aminobenzoesS , ure (IO m g %) zu den Casein- p l a t t e n ve rbe s se r t e das W a c h s t u m n i c h t wesent l ich . Auf N/ ihrb6den , die l l eben Para-ami l lobe l lzoes / iure Cibazol en t - h ie l ten , war ke in U n t e r s c h i e d zwischen dell gegen Cibazol ge fes t ig ten u n d den n o r m a l e n St /~mmen m e h r fes tzus te l len . Beide wuchsen gleich gut . W u r d e aul3er der P a r a - a m i n o - benzoes/ iure Mar fan i l zugegeben, so ze ig ten die n o r m M e n u n d gegen Cibazol ge fes t ig ten StOrm/me keill ode r n u r sp~tr- l iches W a c h s t u m , w ~ h r e n d die gegen Mar fan i l Ies ten S t / imme g u t wuchsen . I n de r Tabel le i s ind diese 13efunde n o c h m a l s

Tabelle i. W i r k u n g d e r P a r a - a m i n o b e n z o e s ~ t u r e im K u l - t u r v e r s u c h . C a s e i n a g a r p l a t t e n .

Normaler S tamm . . . . Cibazol-fester S tamm . . Marfanil-fester S tamm

Caseinagarplatten

ohne mit Zusatz Cibazol

mit Cibazol + P a r a - amino- benzoe-

s~ure

++ +

mit Marfanil

mi t Marfanil + Para- amino - benzoe- s~ure

+

i ibers ich t l ich zusammengefa l3 t . E i n gegen Cibazol gefes t ig te r S t a m m is t n u r gegen Cibazol, abe r l l i ch t gegen Marfa l l i l lest , e in gegell Marfal l i l fes te r S ta tu re ze ig t keille e r h 6 h t e Res i s t enz gegen Cibazol. Der W a c h s t u m s u l l t e r s c h i e d zwischen nor- m a l e m u n d gegen Cibazol fes tem S t a m m wird d u r c h Z u s a t z yon Para -aminobenzoes /~ure au fgehoben , der gegen Mar fan i l res is te l l te S t a m m wird d a d u r c h n i c h t beei l l f luBt. D u r c h diese E rgebn i s se w e r d e n die b i she r b e k a n n t e n ]3efunde f iber die Mar fan i lwi rku l lg in v i t ro best~t t igt u n d erg/ inzt . D a n a c h l ieg t also de r Mar fan i lw i rku l lg in v i t ro a n s c h e i n e n d ein a n d e r e r M e c h a n i s m u s zug runde als dell i ibrigell in der C h e m o t h e r a p i e v e r w e n d e t e n Su l fonamiden .

Die A u f h e b u n g de r S u l f o n a m i d w i r k u n g d u r c h P a r a - aminobenzoes~u re l~tl3t sich abe r n i c h t n u r im Ku l tu rve r such , s o n d e r n auch in v ivo nachweisen , wie S E L B I E , I ? E L D T u n d I~IMMIG be r i ch t en . Demgem~B k o n n t e m a n e rwar t en , d a b zwischen de r Para-aminobel lzoes~ture u n d Mar fan i l auch i m T ie rve r such keille B e z i e h u n g e n bes t ehen , dab also die Schu tz - w i r k u n g des Mar fan i l s d u r c h Pa ra -aminobenzoesXure n i c h t bee inf luBt werdel l wtirde. Zur Pr t i fung, ob diese A u s n a h m e zu R e c h t be s t eh t , h a b e ich U n t e r s u c h u n g e n m i t Hilfe de r P a r a r a l l s c h b r a n d i n f e k t i o n be im Meerschwei l lchen d u r c h - gef t ihr t?* Zu r Kont ro l l e wurde aul3erdem lloch die BeeiI1- f lussung der P a r a r a u s c h b r a n d i n f e k t i o n d u r c h Globucid m i t u n d ohne P a r a - a m i n o b e n z o e s g u r e geprt i f t .

Es e r g a b e n sich s o m i t 5 Ve r suchs r e ihen : I. die Kon t ro l l t i e re , d e n e n i ,o ccm e iner gu t g e w a c h s e n e n

48 S t u n d e n bei 37 ~ beb r f i t e t en P a r a r a u s c h b r a n d k u l t u r sub- c u t a n e ingesp r i t z t wurde .

2. Tiere, die auBer der K u l t u r Mar fan i l (5 ccm auf I kg) oder

3. Globuc id (5 ccm auf I kg) e rh ie l ten . I n den b e i d e n l e t z t e n Reihel l wurde zu K u l t u r u n d Mar-

fani l (4. Reihe) u n d zu K u l t u r u n d Globuc id (5. Reihe) je Para -aminobenzoes /~ure (IO ccm auf I kg) gegeben. Alle Mi t - te l w u r d e n in der K o l l z e n t r a t i o n 1/2 mo la r a n g e w a n d t , die

* Der technischen Assistentin Frl. K I E F E R bin ich ffir ihre Mithilfe bei der Durch- ftihrung der Untersuchungen zu grol3em Dank verpflichtet.

Jg. ~e, Heft 2o/~x STR6DER, Parenterate Verwendung yon menschlichem Serum. 365 15. Mal 1943

K u l t u r e n wurden in den Reihen 4 und 5 z u s a m m e n m i t de r Pa ra -aminobenzoes~ure e ingespr i tz t .

AuBer den Kon t ro l l t i e ren s t a r b e n in diesen Versuehen n a c h 24--48 S t u n d e n aueh d ie jenigen Meersehweinehen , die zu Globucid Para-aminobenzoes / iu re e rha l t en ha t t en , w/~hrend die ande ren Tiere durch Globucid ge r e t t e t wurden . Dieser Be- fund war zu e r w a r t e n und s t e h t m i t den bisher b e k a n n t e n Ta t sachen in l~bere ins t immung. Auch Marfani l schf i tz t vor de r t6dl ichen "Wirkung der P a r a r a u s c h b r a n d i n f e k t i o n . "Wur- den a b e t die Ke ime zusammen m i t Para-aminobenzoes~ture verabfolgt , so s t a rben aueh hier die Tiere. Die Marfani l - wi rkung wird also d u t c h Pa ra -aminobenzoes~ure aufgehoben . I n Tabelle 2 s ind diese Befunde nochmals zusammengefaBt .

Tabelle2. W i r k u n g d e r P a r a - a m i n o b e n z o e s x u r e i m . T i e r - v e r s u c h .

Reihe i : Kultur . . . . . . . . . . . . Reihe 2: Kultur + Globucid . . . . . . Reihe 3: IKultur + Marfanil . . . . . . . Reihe 4: Kultur + Globucid + Para-amino-

benzoes~ure . . . . . . . . . Reihe 5: Kultur + Marfanil + Para-amino-

benzoes~ure . . . . . . . . . .

Gesamt- Davon Davon zaht der ge- ilber-

Tiere storben lebend

o"

5 5

E ine Reihe yon Versuchen l iefer te atlerdiiigs kein ktares Ergebnis . In ei i izelnen F/illen b e o b a c h t e t e n wir, dab die Meerschweinchen auf die P a r a r a u s c h b r a n d i n f e k t i o n nu r k a u m merkba re In f i l t r a t e zeigteii. ~Vie wir uns nachtr / igl ich fiber- zeugen konntei i , b e s t a n d bei diesen Tieren eine angeborene oder vie l le icht auch du tch frfihere natf ir l iche In f ek t i on er- worbene I m m u n i t i t gegen diesen Er rege r ; eine nach wenigen Tagen wiederhol te In fek t ion der gleichen Menge Pa ra r ausch - b r a n d k u l t u r wurde von den be t r e f f enden Tieren ebenfat ls ohne Reak t i on ve r t ragen . Ffir die B e w e r t u n g der oben an- gef i ihr ten Versuehe spiel t dieser Befund aber keine Rolle. Die- j en igen Tiere, die Marfani l mid Para-aminobenzoes/~ure be- k o m m e n haben , s ind ges torben , bei i hnen b e s t a n d also keine I m m u n i t ~ t . Man m u g abe r d a m i t reehnen , dab diese Tier- versuche n i c h t alle ein Mares E rgebn i s l iefern und mehr fache Wiede rho lungen erforder l ich machen . Die in v i t ro f iber die Mar fan i lwi rkung e r h o b e n e n Befunde lassen sich also durch die Tierversuehe n i eh t bes t~t igen. H ie r wird die W i r k u n g des Marfani ls durch Pa ra -aminobenzoes~ure ebenso auf- gehoben wie die des Globucids. Das Marfani lmolekfi l wird also im TierkSrper in i rgende iner Weise umgebau t , so d a b es der Ant isu l fonamidwirkm~g der Para -ami i iobenzoes~ure ebenso un te r l i eg t wie die i ibr igen Sulfonamide. Die Folgerungen, die sich aus den IZul turversuchen e rgeben h a b e n und die eine ai idere ~q rkungsw e i se des Marfani ls zu beweisen scheinen, ge l ten nu r f fir Ku l tu rve r suche , abe r n i ch t ffir die l e t z t en E n d e s en t sche iden t l en Verh~tltnisse im K6rper .

L i t e r a t u r : G. DOMAGK, Klin. Wschr. 1942 I, 448. -- DOMAGK- HEALER, Chemotherapie bakterieller Infektioneii. Leipzig: Hirzel i942. - - A. FELDT, Klin. \u I94Z II, 946. - - K. A. JENSEN, K. SCI~MIDT U. P. BRANDT, Ktin. Wschr. 1942 II, lO42. - - IVANO- VlCS, Z. Immunforsch. IoI, 58 (1941). - - J. KIMMIG, I(lin. Wschr. 1943 I, 31 . -- J. KLA~EI~, Klin. Wschr. 1941 II, ~25o. -- H. TH. SCHREIJS, Klin. Wschr. 1942 II, 67I. -- F. R. SELmE, Brit. J. exper. Path. 21, 90 (194o).

I~BER DIE P A R E N T E R A L E V E R W E N D U N G VON MENSCHLICHEM SERUM.

Erg/inzende Bemerkungen zu der gleiehnamigen Arbeit von Karl Nissler Jg. 1942 , S. lO75 dieser Wochensehrift.

Von J . STRODER,

zllr 7mit Unterarzt der Luftwaffe.

Aus der Akademlsehen Kinderklinik Dfisseldorf (Direktor: ProL Dr. F. GOEBEL).

Als bisher bekannte Indikationsgebie%e ffir die parenterale Serum- anwendnng gibt der Verfasser an:

x. Das Blutserum ist Ms Blntersatzmittel bei Verblutung gedacht;

2. es soil verwendet werden ,,zur BekAmpfung der verschieden- artigsten SehockzustAnde, die mit Verminderung der zirkulieren- den Blutmenge einhergehen".

Reichliche experimentelte Beweise und Erfahrungen aus der �9 rztlichen Praxis werden zum Beweis fiir die Richtigkeit dieser Anwendungsgebiete genannt. Der Verfasser hat sich nun die neue Aufgabe gestellt, eine weitere Anwendung filr die parenterale Serumtherapie im SAuglingsalter herauszuarbeiten, n~mlich die, ,,wieweit es m6glich ist, das Serum zur paxenteralen Ern~hrung verwenden zu k6nnen". Dabei kommt NISSLER ZU dem erfreulichen Ergebnis, dab sich bei ,,chronisch ern~thrungsgest6rten S~uglingen . . . die Serumanwendung mit bestem Erfolg bew/~hrt hat" . Es ist nicht der Zweck dieser Zeilen, die absolut klaren theoretischen Erw~gungen des Verfassers, die einwandfrei ausgewerteten I(rank- heitsberichte und schlieBlich die daraus gezogenen absolufi bereeh- tigten SchluBfolgerungen fiir eine Indikationserweiterung der parenteralen Serumtherapie angre i fenzu wollen. Die Ergebnisse des Verfassers verpflichten vielmehr zur unbedingten Nachprfifung. Es sei abet gestattet, an dieser Stelte bez/igtich des Ve~irkungs - mechanismus der paxenteralen Serumtherapie einige prinzipieHe Ausfilhrungen zu maehen. Der gfinstige Einflul3 der parenteralen Serumtherapie auf die ZustAnde Schock und Kollaps (Verbren- nungs-, Verblutungs-, postoperativer Schock, bakteriotoxiseher I(ollaps, I~ollaps der aliraent~ren Sauglingsintoxikation) wird heute atlgemein zugegeben (Literatur bei NISSLER). Dieser grin- stige Einflul3 der Serumtherapie mug zweifellos als ein komplexes, therapeutisches Geschehen aufgefal3t werden, yon dem wir zwar Teilvorg~nge sehr gut kennen, yon anderen Heilfaktoren a b e r n u r wenig oder gar nichts wissen. ,,Eine Theorie der Plasma~drkung zu geben, scheint uns heute verfrflht" (BEssAu). Von ErkI~trungs- m6glichkeiten fflr den gtinstigen therapeutischen Erfolg der Serum- therapie - - dasselbe gilt ftir die Plasmatibertragungen - - sind diskutiert und anerkannt worden: die parenterale Serumtherapie wirkt wie jede parenterale Zufuhr eines gr6Beren Flfissigkeits- angebotes, ,,stimulierend auf den darniederliegenden KreislauI" (BEssAu), und zwar zunXchst auf den peripheren Kreislauf nnd hierdurch sekundAr auf das Herz. Die beinl Schoek leergetaufenen peripheren Gef~13e werden mit Elfissigkeit erneut angeffillt. Dem Herzen wird yon der Venenseite her ein gr6Beres Angebot zuge- ffihrt. Dabei braucht man sich selbst in den F~llen, in denen man ein leistungsschwaehes Herz vermutet und sogar hierffir bestimmte Zeichen finder - - vorausgesetzt natiirlich, dab diese nicht zu aus- gesprochen sind -- (wobei die ~rzfBche Erfahrung den Ausschlag gibt), vor einem Herzversagen nicht zu ffirchten. Im Gegenteit pflegt aueh in diesem Falle noah innerhalb best immter Grenzen die Herzleistung nach dem zweiten Frankschen tIerzgesetz abzu- laufen; ,,bei starkerer diastolischer Ffillung wird der vermehrte Ventrikelinhatt dutch starke Verkfirzung der Mnsketfasern in vollem Umfange in die Aorta bef6rdert" (REIsr). Den ausgezeich- neten EinfluB einer Fltissigkeitsaufftillung auf den Kreislauf zeigt auch folgender, ftir jeden leicht reproduzierbarer Tierversuch: betrachtet man unter einem Mikroskop den Capillarkreislauf der Froschzunge des urethanisierten Frosches und er6ffnet dana einen gr6Beren GefgA3bezirk, so verblutet das Tier. Naeh dem tterzsfill- stand h6rt zwangslAufig aueh die Blutzirkulation fin Capillar- bereich auf. Noah lange Zeit nach dem ,,Tode" des Kaltbliiters gelingt es, durch i.v. Infusion reIativ grol3er Fliissigkeitsmengen das Iterz wieder zum Schlagen und den Kreislauf erneut in Gang zu bringen. Als eindrucksvolter klinisaher Beweis ftir die h~mo- dynamische Plasmawirkung mul3 auch die Feststellung yon BESSAU genannt werden, dab beim intoxizierten S~ugling nach einer Plasmafibertragung die beim Kollaps der Intoxikation verkleinerte H e r z s i l h o u e t t e (CZERNY) wieder gr613er wird.

Der Bedeutung der Plasmatransfusion fflr die Stickstoffbilanz hat bereits LINNEWEH unter BESSAU hinreichend Erwahnung getan, worauf NlSSLER sich bezieht.

Zur Wirkung der Plasma- oder Seruminfusion fiber , ,Fermente, Puffersysteme und evtl. Antik6rper" (LINNEWEH) ist zur Zeit noah wenig zu sagen.

Sehr bemerkenswert ist der EinfluB auf den Wasserwechsel, der nach BESSAU ira Vordergrund der V~Tirkungsweise stehen dfirfte. Er besteht darin, dab die beiden so wichtigen intracapill~ren Druckkr~fte, onkotischerer Quellungsdruck der Bluteiweil3k6rper und hydrostatischer Wanddruek, in ein solches gegenseitiges Gr6BenverhAltnis gebracht werden, dab ein ,,normaler Wasser- strom'" (BEssA~J) gararttiert und 0dembildung vermieden wird. In der Bedeutung dieser physikalisch chemischen ~Virkung der Plasmatherapie stehen wir ganz auf dem Standpunkt ]3ESSAUS und haben nnsere Auffassung bereits 194 ~ in einer Diskussion bei der 114. Tagung der rheiniseh-westf~Iischen Kinder~rzte dar- gelegt. Wir sind davon fiberzeugt, dab die Plasmatransfusion yon den beiden so wichfigen Syndromen, Exsiceation und Intoxikation, die Exsiccation yon der "Wurzel her bek~mpft.