2

Click here to load reader

Die Pleuritis Fibrinosa Adhaesiva Beim Künstlichen Pneumothorax

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Pleuritis Fibrinosa Adhaesiva Beim Künstlichen Pneumothorax

5. FEBRUAR I926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr. 6 227

es aber m6glich, aus der Kompositioil and dem Verlauf des Blutbildes prognostische Schltisse zu ziehen and therapeutische Hinweise zu erhalten.

W~ire nun umgekehrt zu prfilen; wie sich ein HeilmitteI gegeniiber dem Organismus und seiner Reaktionsart verhlilt, so w~ire etwa folgender Weg einzuschlagen.

Es werden 2 Kaninchen verwendet, die ungefiihr gleiche Nfichternschwankungswerte aufweisen und unter physio- logischen Tagesreizen ~ihnlich reagieren. Diese werden in un- gef~hr gleichen Infektionszustand versetzt, gemessen an den Xhnlichen Blutbildvefiinderungen. Bei dem eiileil Tier wird daszu priifende Mittel in Anwendung gebracht, bei dem ande- ren wird kein weiterer Eingriff vorgenommen. Es wird nun fortlaufend bei beiden Tieren das weiBe Blutbil d ausgewertet, wobei man alle Einzelheiten beriicksichtigt, die wir aufgeffihrt haben. Es wird darauf geachtet, welches Tier am schnellsten ein an die Norm reichendes Blutbild aufweist. Die individuelle Quote eines jeden Tieres kann wenigstens zum Tell durch die ]3erechnung der absoluten Schwankungswerte ailsgeschaltet werden.

DaB es Mittel gibt, die nicht ohne weiteres den eben ge- nannten t~eizeil gleichgestellt werden k6nnen in Beziehuilg auf die Einwirkung auf das Knochenmark, beweist der Yatren- versuch. Das Yatren ist ein Mittel, das besoilders aui die Lymphocyten wirkt und das das Gewebe verh~Itnism~Ll3ig wenig sch~idigt.

Es l~Bt sich denken, dab Krankheiten, die besonders ein System lXhmen, durch systemspezifisch wirkende Reizmittel zweckmM3ig angegangen werden k6nnteil.

Es steht die gauze vorgezeichnete Methodik noch im Ver- suchsstadium and weitere Untersuchungen miissen erweisen, ob das Blutbild mit seinen Ver~nderungen wirklich eindeutige Resultate liefern kann. Durch mannigfaltige I~ombination und Variation der Versuchsbedingunge'n wird es aber m6glich sein, in die Verh~iltnisse einen klaren Einblick zu bekommen und sich ein Urteil fiber die Leistungsfiihigkeit eines VVund- antisepticums zu bilden. Es dfirfte so gelingen, den bio- logischen GesetzmiiBigkeiten in der Wundbehandlung wieder einen Schritt n~iher zu kommen.

Von dieser sich an Exsudate ailschlieBenden Adh~sions- bildung unterscheidet sich die yon m{r 0ben benannte fibrin6s' adh~isive Form dadurch, dab sie yon vornherein mit Adh~isions-: bildung vergeseIlschaftet ist. Die Fibrinausscheidung and Adh~isionsbildung beherrschen das klinische Bild, w~hrend die Exsudation ganz in den Hintergrund tritt. Sic kommt fast ausschlieglich beim partiellen Pneumothorax zur Beobach- tung. Meist bildet sich erst eine kleine Menge Exsudat, doch schon in den ersten Tagen treten gew6hnlich am Unter- lappen, der sich zwischen 2 Nachffillungen wieder ausgedehnt hat, Striinge and Membranen auI, zwischen denen oft etwas Flfissigkeit sichtbar wird. Ein gr613eres Exsudat entwickelt sich in alien diesen F~illen meist nicht. I)er ProzeB spielt sich meistens, besonders aber in Anfangsf~llen in den unteren Lungenpartien ab, wie wit wiederholt in thorakoskopischen Bildern beobachtet haben: Die Pleura, besonders die viscerale, ist hyper~misch, erscheint auigelockert and zeigt grauweiBe Auflagerungen, Ist der Unterlappen eine Zeitlang nur wenig

DIE PLEURITIS FIBRINOSA ADHAESIVA BEIM KONSTLICHEN PNEUMOTHORAX.

V o n

Priv.-Doz. Dr. W. UNVERRICHT. Aus der III . Medizinischen Universit/itsklinik in Berlin

(Direktor: Geheimrat GOLDSCHEIDERL

Neben der allgemein bekannten und gew6hnlichen Art der Pleuritis beim Pneumothorax, der Pleurifis exsudativa, gibt es eine Form, bei der sich die pleuritische ~;rkrankung dutch Fibrinausscheidung und Bildung yon Verwachsuilgen entweder ganz ohile Entwicklung yon Flfissigkeit oder mit Ausscheidung nut geringer Mengen bemerkbar macht. Diese adhesive Form der Pleuritis gibt ein charakteristisches klini- sches ]gild ab, dal3 noch zu wenig beachtet zu sein scheint und in jtingster Zeit auch yon iranz6sischen Ailtoren beschrieben wird (BERNARD und BARON).

Im Verlauf der gew6hnlichen Pneumoexsudate kommt es bekanntlich h~tufig zur fibrin6sen Umwandlung des Exsudates. Die fibrin6se Masse wird organisiert, vascularisiert, und kommf es zur Berfihrung der durch Granulationsgewebe ver- dickten Pleurabl~itter, so ist die Verwachsung da. Manchmal bilden sich iilnerhalb der Flfissigkeit Fibrinf~den, die durch Anlagerung dicker werdeil und bei ihrer Schrumpfung die Kollapslunge an die Thoraxwand ziehen. Solche F~den in Exsudaten habe ich bereits frfiher bei Besprechung thorako- skopischer t3ilder beschrieben (Kongrel3 ffir innere Medizin 1922, Zeitschr. f. Tuberkul. 36, H. 4). Sind erst Verwachsungen zwischen Pleura visceralis und costalis vorhanden, so kommt es zu starker Schrumpfung innerhalb des Thorax und am Tho- rax selbst, Verh~iltnissen, die wir nach WlNKLER als plastische Pleuritis bezeichnen k6nnen, ailalog der bekannten Pleuritis deformans bei der gewShnlichen exsudativen Pleuritis.

Abb. I.

komprimiert gewesen und bei den Inspirationsbewegungen mit der Thoraxwand in Berfihrung gekommen, so haben sich bald feine Fibrinf~den und Netze zwischen Thoraxwand und I~ollapslunge gebildet. Auch schleierartige, membranartige Fibrinmassen werden sichtbar, w~hrend Fltissigkeit gar n icht oder nur unbedeutend vorhanden ist. In diesem Stadium ist der Rand der Kollapslunge r6ntgenologisch schlecht abgrenz- bar; an Stelle der Luft ist zonenweise nur ein grailer Schleier sichtbar. Die evtl. vorhandenen geringen Mengen Exsudat erscheinen aui dem R6ntgenbilde oft in der Anordnung yon Schwalbennestern als opale, spgter als kompaktere Schatten, mit ten im Pleuraraum hgngend. Diese kleinei1 Exsildate geben zuweilen, wenn sic der Brustwand Ilaheliegen, mit den dazwischen befindlichen Gastaschen charakteristische Per- kussionsergebnisse. Tympanie und D~impfung wechseln: zonenartig ab. Bewegt der Patient seinen Oberk6rper ruck- artig nach vorn oder seitw~rts, so ist zuweilen geringe Succussio h6rbar. In sp~teren Stadien werden die zwischen Thorax- wand und Kollapslunge ausgespannten StrXnge und Membra- nen dicker und sind dann auch r6ntgenologisch gut sichtbar, ja werden oft dutch die dazwischenliegenden Gasblaseil be- sonders deutlich abgrenzbar. Diese Adh~sionen ziehen kr~iftig die I(ollapslunge an die Thoraxwand, so dab bald die beiden Pleurabl~itter verkleben und eine Fortsetzung der Pneumo- thoraxtherapie selbst bei hohen Druckwerten nicht mehr m6glich ist. Herz, Trachea and Mediastinum zeigen allm~khlich st~irker werdende Verziehuilg.

Klinisch zeigt diese adhesive Pleuritis in ihrem Begiiln ann/ihernd die Symptome wie die exsudative Pleuritis. Doch

17"

Page 2: Die Pleuritis Fibrinosa Adhaesiva Beim Künstlichen Pneumothorax

228 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr. 6 5. FEBRUAR 1926

ist der Temperaturanstieg kleiner, die Schmerzen geringer, die Dyspn6e fehlt. Die Folgen dieser adh~siven Entzfindung sind dieselben, wie bei der fiblichen Schwartenbildung: die

Abb. 2.

eine Thoraxh~lfte wird abgeflacht, Schulter gesenkt, oft ent- wickelt sich eine leichte Skoliose; die eine Lungenseite bleibt bei der Atmung deutlich zurfick. Auscultatorisch t r i t t an den Stellen, an die sich die Lunge angelegt hat, wieder Atmen auf, ebenfaI1s Nebenger~usche, die in vielen F~llen anfangs zahl-

reicher sind als vor der Pneumothoraxtherapie. Wenn der Pneumothorax noch nicht genfigend lange Zeit bestanden hat, erfordern diese F~lle, um zu einem therapeutischen Effekt zu gelangen, die Anwendung weiterer Methoden der Kollaps- therapie.

R6ntgenbild 1: Seit 8 Wochen bestehender Pneumoth. (an- fangs mit breiter Spitzen- und diaphragmaler Adhesion, mitt- lerer Kollaps), 3 V~ochen vor der R6ntgenaufnahme leichte Tem- peratursteigerungen und ]3ildung der jetzt sichtbaren 3 Adh~tsionen, deren beide untere eine geringe 3genge Exsudat tragen. Das t3ild (Patient ist nach rechts geneigt) zeigt 2 fibereinanderliegende Exsu- datspiegel nnd dart~ber noch eine Adhesion ohne Flflssigkeit.

Im thorakoskopischen Bild stellten sich die Verwachsungen als breite, weiBe, zum Teil noch durchscheinende Membranen dar. Die Pleura in der Umgebung war aufgelockert und hyper- /imisch. Die beiden unteren Membranen waren dutch die geringe Flfissigkeitsmenge muldenf6rmig nach unten ge- dehnt.

t?6ntgenbild 2:4 Monate alter Pneumoth. (anfangs nur laterale Adhesion, sonst mittlerer Kollaps). Nach 3 monatiger Therapie wird der laterale Rand des Unterlappens r6ntgenologisch nicht mehr abgrenzbar, start der Gasblase ist ein diffuser Schatten sicht- bar, in dessen Mitre sich allrnXhlich ein horizontaler Flfissigkeits- spiegel zeigte. Welter oben entwickelten sich nach einiger Zeit die gleichen Yerh~ltnisse.

Das thorakoskopische Bild ergibt dicke Balken und Netze im Bereich des Unterlappens zwischen Kollapslunge und Thoraxwand. Zwischen vorderer Thoraxwand und Kollaps- lunge ist eine muldenf6rmige breite, bis in die Axillarlinie herangehende Adh~tsion ausgespannt mit kleiner Menge Flfissigkeit. Welter oberhalb ist der Raum zwischen Kollaps- lunge und hinterer Thoraxwand ebenfalls mit dicken Mem- branen und Netzen ausgeffillt. In der Mitte sieht man ein axillarw~rts ziehendes breites Band, das etwas Exsudat tr~gt.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

IJBER DIE ALKALIRESERVE BEI SPORTLEUTEN. V o n

FULL und H E R X H E I M E R .

Der eine von uns (I-t.) hat kfirzlich dar/iber berichtetl), dab die alveolare CO2-Spannung bei Sportleuten im Laufe des Trainings ansteige. Die Beobachtung hat sich in weiteren, noch nicht ver6ffentlichten Untersuchungen best~tigt. Nun wird die CO2-Spannung im arteriellen Blut einerseits indirekt yon tier Menge der im Blut gebundenen CO2; n~mlich der Menge tier Bicarbonate beeinfluBt. Diese sind es aber andererseits, die neben den Phosphaten und Alkaliproteinen als Puffersubstan- zen dazu bestimms sind, den Anprall saurer Valenzen (Milch- s~ure), die bei harter Muskelarbeit ins Blur tibergehen, ab- zud~mpfen. Da nun unter Umst~nden die Menge der ffir den KSrper ertr~glichen Milchs~ure und damit die Gr6Be der Arbeit yon der Menge der Puffer abh~ngig sein k6nnte, haben wir die Alkalireserve (das Kohlens~urebindungsverm6gen) nach VAN SLYKE ~) untersucht, die einen Gradmesser ffir die Pufferung darstellt.

Zu diesem Zweck untersuchten wit zun~chst eine Reihe m~Big trainierter Sportleute. Bei ihnen fanden wir keine wesentlichen Abweichungen yon der Norm. Wir hatten dann Gelegenheit, eine Anzaht (13) ganz ausgezeichnet trainierter Sportleute zu untersuchen. Dies waren 5 Sportlehrer der Reichswehr aus Wfinsdorf, 2 /~ltere Studenten der Deutschen ttochschule ftir Leibesfibungen und 6 l~ennruderer, die mit ten im Training waren und den besten 1Rennmannschaften Berlins entstammten. Diese wiesen durchschnittlich eine h6here Alkalireserve Ms die Norm ant, n(imlieh 72, I2 ccm CO2 (max. 78,7, rain. 64,4). Der Durchschnitt betrXgt nach VAN SLYKZ 65 (max. 77, rain. 53). In gleicbzeitig angestellten Kontroll- untersuchungen an Untrainierten (18 Arzten und chirurgisch

Kranken der Klinik), die ebenfalls nach der yon vAx SLYKE angegebenen Methodik ausgeftihrt wurden, land sich ein Durchschnitt y o n 6 5 , 1 5 . Dies Resultat weiss darauf bin, dab ebenso wie die alveolare CO2-Spannung aueh die Alkalireserve im Training erh6ht ist, was auf eine verst~rkte Pufferung des Blutes schlieBen 1/~Bt. Diese ist schon friiher yon HILL und LUPTON a) vermutet worden*). (Aus der I I . reed. Kl in ik der Charitd [Dir.: Geheimrat Pro]. Dr. Kraus] und dem Sport- g'rztlichen Laboratorium bei den Lehrgdngen zur Ausbildung yon Lehrern in den Leibesigbungen in Wiinsdor] [Leiter: Stabsarzt Dr. Full].)

L i t e r a t u r : 1) Zeitschr. f. klin. Med. 98 . i924 . _2) Journ. of biol. chem. 3o. 1919. -- a) Quart. journ, of reed. I 6. 1923 .

OSTITIS FIBROSAGENERALISATA UND OSTEOMALACIE- RACHITIS IN IHREN GEGENSEITIGEN BEZIEHUNGEN.

V o n

F. J. LAN~, derzeit New York.

Durch zahlreiche, z .T . eingehende und beweisende, histologische Untersuchungen (LuBARSC~, POMMER, KON- JETZNY, L~Na, LOOSER U.a.) ist festgelegt, dab 6rtliche, schleimgewebige und faserige Abfinderungen des Knochen- markes unter den verschiedensten Bedingungen anzutreffen und nachweisbar sind, und dab diesen Befunden sog. 6rtlicher Ostitis fibrosa -- die heutzutage so gem und so hgufig zur Erklgrung verschiedener, nach Wesenheit und ursAchlieher Bedingung noch fraglicher, 6rtlicher Knochenst6rungen herangezogen wird -- keine spezifische, das Wesen des Pro-

*) Inzwischen hat WALINSKI (Ver6ff. a. d. Geb. d. Milit~r-Sanit~tswesens 78. x925) ahnliche Ergebnisse verOffe~tlicht.)