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Archly Ohren- usw. tfeilk, u. Z. I-Ials- usw. Heilk., Bd. 172, S. 286--298 (1958) Aus der Universit~tsklinik f'fir I-Ials-, N~sen- und Ohrenkranke, Basel (Vorsteher: Prof. Dr. E. LiiSC~Eg) Die psychogalvanische Itautreflexaudiometrie Von E. Lt~SCHERUnd E. KUSE~ ~ Mit 5 Textabbildungen (Eingegangen am 5. Oktober 1957) Die Audiometrie st/itzt sieh in ihrer gewShnliehen Ausffihrung, wie jede der fiblichen HSrpriifungen, auf die Angaben des Untersuehten und gibt nur dann richtige Werte, wenn der Patient versteht, was man yon ibm verlangt, bereit ist, an der Untersuchung willig teilzunehmen und seine Sinneseindriicke richtig anzugeben. Sie hat daher den Naehteil der Subjektivit/it, was unter versehiedenen Umst/inden zu falschen Schlfissen fiihrt oder die Methode fiberhaupt unbrauehbar macht. Diese subjektive Audiometrie versagt vor allem bei den Kleinkindern, denen Zweek und Ziel einer HSrpriifung noch nicht klar gemacht werden kann, die sieh daffir nicht interessieren und deren Angaben, sofern solche fiberhaupt erfolgen, nieht zuverl/issig und brauehbar sind. Im allgemeinen wird die Andiometrie erst im Alter yon 6--7 Jahren mSglich, wenn auch einzelne Kinder bereits im fiinften Altersjahr zu andiometrieren sind. Besondere Schwierigkeiten erheben sich bei hochgradig schwerhSrigen oder fraglich tauben Kindern, denen die H6rprfifUngnieht erkl/~rt.werden kann. Gerade in diesen F/~llen ist aber eine mSglichst frfihzeitige, wenn aueh nut ann/~hernde Bestimmnng der HSrreste fiir ihre Erziehung yon groBer "Vu well die Ausnutzung der HSrreste bereits im Klein- kindesalter einsetzen sollte. F/Jr das tanbstumme Kind ist daher eine einfaehe, yon seinen Angaben unabh/ingige objektive Methode der H6r- priifung yon besonderer Bedeutung. Hier versagen 5fters anch die halb- objektiven Methoden, wozu z. B. die Peep-show bzw. die Guekkasten- hSrpr/ifung geh6rt, oder sie erfordern einen unverh/iltnism/tBig groBen Zeitaufwand mit vorhergehender Abkl/~rung der psychisehen Entwiek- lung des Kindes. Auch haftet solehen Methoden immer tier Nachteil einer mehr oder minder groBen Subjektivit/~t an. Bei s Kindern und Erwaehsenen stSBt die gewShnliehe Audio- metrie auf Schwierigkeiten, wenn psychogene Faktoren sich einmisehen und: die Angaben des Untersuehten deshalb seiner HSrempfindung nicht entspreehen. Das ist der Fall bei den psychogenen Sehwerh6rigkeiten und den kombiniert organiseh-funktionellen Leiden, ganz besonders aber * GastassisSent.

Die psychogalvanische Hautreflexaudiometrie

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Page 1: Die psychogalvanische Hautreflexaudiometrie

Archly Ohren- usw. tfeilk, u. Z. I-Ials- usw. Heilk., Bd. 172, S. 286--298 (1958)

Aus der Universit~tsklinik f'fir I-Ials-, N~sen- und Ohrenkranke, Basel (Vorsteher: Prof. Dr. E. LiiSC~Eg)

Die psychogalvanische Itautreflexaudiometrie Von

E. Lt~SCHER Und E. KUSE~ ~

Mit 5 Textabbildungen

(Eingegangen am 5. Oktober 1957)

Die Audiometrie st/itzt sieh in ihrer gewShnliehen Ausffihrung, wie jede der fiblichen HSrpriifungen, auf die Angaben des Untersuehten und gibt nur dann richtige Werte, wenn der Patient versteht, was man yon ibm verlangt, bereit ist, an der Untersuchung willig teilzunehmen und seine Sinneseindriicke richtig anzugeben. Sie hat daher den Naehteil der Subjektivit/it, was unter versehiedenen Umst/inden zu falschen Schlfissen fiihrt oder die Methode fiberhaupt unbrauehbar macht.

Diese subjektive Audiometrie versagt vor allem bei den Kleinkindern, denen Zweek und Ziel einer HSrpriifung noch nicht klar gemacht werden kann, die sieh daffir nicht interessieren und deren Angaben, sofern solche fiberhaupt erfolgen, nieht zuverl/issig und brauehbar sind. Im allgemeinen wird die Andiometrie erst im Alter yon 6--7 Jahren mSglich, wenn auch einzelne Kinder bereits im fiinften Altersjahr zu andiometrieren sind. Besondere Schwierigkeiten erheben sich bei hochgradig schwerhSrigen oder fraglich tauben Kindern, denen die H6rprfifUngnieht erkl/~rt.werden kann. Gerade in diesen F/~llen ist aber eine mSglichst frfihzeitige, wenn aueh nut ann/~hernde Bestimmnng der HSrreste fiir ihre Erziehung yon groBer "Vu well die Ausnutzung der HSrreste bereits im Klein- kindesalter einsetzen sollte. F/Jr das tanbstumme Kind ist daher eine einfaehe, yon seinen Angaben unabh/ingige objektive Methode der H6r- priifung yon besonderer Bedeutung. Hier versagen 5fters anch die halb- objektiven Methoden, wozu z. B. die Peep-show bzw. die Guekkasten- hSrpr/ifung geh6rt, oder sie erfordern einen unverh/iltnism/tBig groBen Zeitaufwand mit vorhergehender Abkl/~rung der psychisehen Entwiek- lung des Kindes. Auch haftet solehen Methoden immer tier Nachteil einer mehr oder minder groBen Subjektivit/~t an.

Bei s Kindern und Erwaehsenen stSBt die gewShnliehe Audio- metrie auf Schwierigkeiten, wenn psychogene Faktoren sich einmisehen und: die Angaben des Untersuehten deshalb seiner HSrempfindung nicht entspreehen. Das ist der Fall bei den psychogenen Sehwerh6rigkeiten und den kombiniert organiseh-funktionellen Leiden, ganz besonders aber

* GastassisSent.

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Die psychogalvanische Hautreflexaudiometrie 287

beim bewul~ten Aggravanten oder Simulanten. Eine objektive Methode der HSrprtifung erspart in solehen F~illen oft eine Unmenge Arbeit und Zeit, die sonst nStig ist, um den Zustand des GehSrs festzustellen.

Die Suche naeh einer objektiven, yon den Angaben des Untersuehten unabh~ngigen Audiometrie bzw. HSrprfifung ist daher verst~ndlich. Unter den wenigen solchen Methoden ist in den letzten Jahrzehnten namentlich die Ausnutzung des psychogalvanischen Hautreflexes in den Vordergrnnd getreten. Wir werden im folgenden fiber unsere Erfahrungen mit dieser losychogalvanischen Re]lexaudiometrie in kontrollierbaren Fallen von Schwerh6rigkeit berichten.

Die Methode wird in engliseher Spraehe u. a. als "Obieetive audio- metry with the use of psychogalvanometrie skin response" (BoR])LEY u. H)a~I)Y), in franzSsischer Spraehe als ,,psychogalvanom6trie en audiologie" bezeichnet.

1888 hat F ~ als erster darauf hingewiesen, dal~ der Hautwiderstand des Menschen sich i~ndert, wenn er aus psyehisehen Griinden oder durch einen i~uBeren Reiz in Emotion ger~t. In dieser Weise kSnnen sieh akustische oder optisehe Eindr~eke oder auch ein elektriseher Reiz aus- wirken. ARSO~VAL zeigte im gleiehen Jahr, dal~ es sieh um einen vom Zentralnervensystem fiber den Sympathieus verlaufenden Reflex auf die SchweiBdriisen handelt, der eine vermehrte Schweil3produktion und damit eine Herabsetzung des elektrisehen Widerstandes der Haut durch die vermehrte Feuehtigkeit znr Folge hat. Insbesondere weisen die Hand- fl~ehen und die Ful3sohlen einen kurzdauernden raseh eintretenden der- artigen Hautreflex auf.

Das Phi~nomen wurde als r@flexe 6lectrodermal (D~Po~-TE~s~N) oder als psyehogalvaniseher Hautreflex zuniichst yon Physiologen, Psyehologen und I~eurologen erforseht. In der Neurologie kann damit eine Anhydrosis bzw. eine Unterbreehung der peripheren Nervenbahnen nachgewiesen werden, womit sich namentlieh VERXGgT~4 und GEOI~GI

befaBten. In den letzten Jahrzehnten haben zuerst BORDLEY U. H~a~I)Y den Hautreflex zur HSrpr/ifung gebraucht unter Ausnfitzung der Wir- kung akustiseher Reize und haben die Methodik eingehend bearbeitet, die heute yon einer Reihe yon Klinikern, wie MIC~]~LS u. RANDT,

MASP]~TIOL, GOUGEROT U. KORINE, ~FAuItE, PORTMANN U. PORTMANiV U. a., verwendet wird.

Der Hautwiderstan4 laBt sich auf elektrisehem Wege verhiiltnismal3ig leicht messen, entweder, wie as FkR~ getan hat, durch Messung des Potentialunterschiedes yon zwei Hautstellen mittels eines empfindlichen Galvanometers oder, wie PARCH~NOFF, durch Messung eines zugeleiteten elektrischen Stromes zwischen zwei Hautstellen, dessen ~mderung ein Mal~ fiir den Hautwiderstand darstellt. Die letztere Methode wird heute zur HSrpriifung herangezogen.

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288 E. L~se~R und E. KusE~:

Prinzip der Methode Wie bereits erw/~hnt, t r i t t eine SehweiBabsonderung der Hau t und

damit deren Widerstandsherabsetzung nur auf, wenn der zugeffihrte Reiz eine Emotion auslSst. Es bedarf daher bei akustischen Reizen eines gewissen l~berraschungseffektes, der im allgemeJnen nur bei hohen Schallintensit/~ten erfolgt, nicht dagegen schon an der HSrsehwelle. In- folgedessen l~Bt sich die HSrschwelle nur bei einzelnen besonders sen- siblen Pat ienten direkt bestimmen. Ein elektrischer Reiz einer gewissen St~rke bedeutet im Gegensatz dazu immer eine ,,unangenehme 1]ber- rasehung" und hat deshalb in don meisten Fs eine kr~ftige Reakt ion zur Folge.

Nach dem Prinzip der bedingten Reflexe nach PAVLOV ist es bei der groBen Mehrzahl der Mensehen mSglieh, den akustischen Reiz mi t einem elektrischen Reiz derar t reflektoriseh zu koppeln, dab schon auf schw/~chste akustische Reize die Reaktion des elektrischen Sehocks erfolgt. Zu diesem Zweek wird der untersuchten Person kurz nach dem Sehallreiz ein kr/~ftiger elektrischer Schoek verabreieht und diese Auf- einanderfolge einige Male hintereinander wiederholt. Es braueht in- dividuell verschieden viele derartige akustiseh-elektrische Doppelreize, bis der Untersuehte den akustisehen Reiz mit der Reaktion des elek- trisehen Reizes beantwortet . Dieses Vorgehen wird als Konditionierung bezeichnet und ein derartig konditionierter Pat ient reagiert bereits auf schwellennahe Reize mit einem gut meBbaren Reflex. Es 1/~t~t sieh daher dessen tt6rsehwelle in dieser Weise mehr oder weniger genau bestimmen, ohne dab der Pat ient Angaben fiber seine HSrempfindung zu maehen braucht. DaB allerdings in der Regel der nStige Reiz zur AuslSsung des bedingten l~eflexes etwas fiber der HSrschwelle liegt, werden wir noch zeigen.

Apparatur und Ausfiihrung der Messungen Es stehen verschiedene Apparate, sogenannte Psychogalvanometer,

zur Verffigung, die sich grunds/~tzlich nieht voneinander unterseheiden und sich aus folgenden Teilen zusammensetzen.

1. Brficke naeh W~EATSTONE zur Widerstandsmessung mit Gal- vanometer und Einstellschaltern.

2. Galvanometer mit angeschlossenem Tintenschreiber zur fort- laufenden Registrierung des Hautwiderstandes auf einem abrollenden Papierstreifen.

3. Elektrisehe Reizvorriehtung mit ReizauslSser, Intensit~tsschalter und Tintenschreiber zur Registrierung des Reizeinsatzes und der Reiz- dauer.

4. Angesehlossenes Audiometer mit Doppelkopfh6rer ffir die Ton- reize mit Tintenschreiber zur Registrierung des Einsetzens und tier Dauer des Tonreizes.

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Die psychogalvanische Hautreflexaudiometrie 289

5. Zwei Doppelelektroden, wovon das eine Paar zur Zuleitung des elektrisehen Reizes, das andere Paar zur Widerstandsmessung dient. Beide werden in noch zu beschreibender Weise am Patienten angelegt.

Wir benutzen an der Klinik die Apparatur yon GOVOE~OT, I~ASPgTIOL U. KO~]NE, hergestellt yon der Eleetronique M6dieale & Industrielle, Paris.

Abb. 1. Psychogalvanometer nach GOVGEI~OT, -~IaSP~IOI~ u. KOI~INE (Enregistreur) du reflexe psychogalvanique, ]tersteller: Electronique ~I6clicale & Industrielle, Paris

Anlegestellen der Elektroden. Es sind im Schrift tum verschiedene M6glichkeiten er6rtert. Die beiden Elektrodenpaare d/irfen auf alle Fiille nicht an derselben Ext remi t~ t angelegt werden, well sonst der Elektro- reiz a uf die StelIe der Mel~elektroden ausstrahlen kann.

Ffir die Me6elektroden sind die Handinnenfi~che oder die Ful3sohle geeignet, da andere Hautstellen zu wenig krs reagieren. Beim Klein- kind ist in der Regel die FuBsohle vorzuziehen, well sich dabei das Kind weniger angebunden f/ihlt und sich w~hrend der Untersuchung gegebenen- falls mit seinem Spielzeug beseh/~ftigen kann. Beim Erwaehsenen wird die Handfl~ehe gebraucht. Die linke Hand ergibt infolge ihrer diinneren Hornsehicht im allgemeinen grSSere Aussehl/~ge als die rechte Hand.

Die l%eizelektroden werden beim Kind am anderen Bein oder am Riicken befestigt, beim Erwachsenen an tier anderen Hand oder am anderen Arm. Es empfiehlt sieh, die MeBelektroden nicht zu trennen

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und z. B. die eine an der FaBsohle, die andere am Fui]rfieken anzu- bringen. Die Ausschli~ge werden dadureh zu klein.

AufsteIlung der Apparatur. Wie bei jeder Audiometrie sell der Patient die Apparatur und die Manipulationen des Untersuchers nieht sehen, um psyehogene Einfliisse auszuschalten. Es empfiehlt sich daher, sie in einem anderen Raum bzw. auBerhalb der Prfifkammer aufzustellen. Beim Kleinkind ist die Apparatur zudem be~ngstigend. Der Li~rmpegel im Priifraum richtet sich nach den iibliehen l~egeln der Audiometrie. Gergusche stSren namentlich das Kleinkind.

Lagerung und Umgang mit dem Patienten. Mit l~iicksicht auf die ziemlich lange Dauer der Prfifung sell der Patient bequem liegen oder sitzen. Die MSglichkeit genauer Untersuchung yon Kleinkindern ist weitgehend davon abhgngig, ob die Priifnng das Kind gngstigt oder nieht. Der Grundsatz, die Prfifnng spielerisch zu gestalten, gilt daher beim Kleinkind aueh ffir die Reflexaudiometrie. Der Pr/ifraum sell mSg- lichst einem Spielzimmer gleiehen, die Untersueher tragen keine weiIlen Mgntel und derjenige, tier sieh mit dem Kind besehgftigt, hat dessen Vertrauen durch einffihrendes Spielen zu gewinnen. Kleinkinder werden yon den Eltern oder einem Assistenten bzw. einer Assistentin auf den Schol] genommen und die Elektroden mit aller Sorgfalt befestigt. Ha t das Kind vor dem KopfhSrer Angst, so bauen wir den KopfhSrer in eine mit lustigen Figuren bemalte Schaehtel ein und lassen ihn yon einem Assistenten an das Ohr des Kindes halten. Fiihrt auch dieses Vorgehen nicht zum Ziel, so kann eine doppelseitige Prfifung auch mit einem Laut- sprecher vorgenommen werden. Der Intensitiitsverlust an Tonstiirke ist selbstverst~ndlich gegenfiber dem lest angelegten KopfhSrer in Rech- hung zu setzen. Ein weinendes oder sonst unruhiges Kind kann nicht untersncht werden. Erst wenn sieh das Kind ruhig verhi~lt, was zuweilen eine li~ngere Einffihrungszeit oder eine mehrfache Wiederholnng der Prfi- lung erfordert, lohnt es sich, mit den Messungen zu beginnen.

Die EinsteIlnng der Apparatur. Vor jeder Prfifnng ist das einwand- freie Funktionieren der ganzen Apparatur festzustellen. Die Wider- standsbrficke mul~ sich vor jedem l~eiz aknstischer oder elektrischer Art im Gleichgewicht befinden, d .h . die Galvanometernadel sell auf Null oder mSglichst nahe dem Nullpunkt stehen. Die Einstellung bereitet bei st~rken spontanen Schwankungen des Widerstandes der Haut oder des- jenigen zwisehen I-Iaut und Elektroden erhebliche Sehwierigkeiten.

Die Sti~rke des elektrischen Reizes wird zun~ehst klein gew/ihlt (3--6 Teilstriche an der Skala des Sehockreglers) und anschliel~end lang- sam gesteigert, bis der Patient mit einem eindeutigen sicheren Ausschlag reagiert. W/ihrend der Untersuehung kann eine gewisse GewShnung ein- treten, die eine weitere l~eizverstarkung erfordert. Elektrische Schl/~ge

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Die psychogalvanische Hautreflexandiometrie 29t

sind, wie-jeder im Selbstversuch erf~hrt, stets mehr oder weniger un- angenehm und ersehreekend. Das gilt namentlieh ffir das Kind, das durch derartige noch ganz fremde und unerkl/~rliehe Erlebnisse besonders iiber- rascht wird.

Gang der Untersuehung. Es sind die Konditionierung und die an- schlieBende Bestimmung der H6rsehwelle auseinanderzuhalten.

Die Konditionierung beruht auf der Verabfolgung yon Doppelreizen, einem vorangehenden Tonreiz und einem naehfolgenden elektrisehen

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i ir , - Abb. 2. Kondi t ion ie rung m i t 80 db bei 1000 t tz . T t~eakt ion a u f Ton. E l~eaktion a u f elektr ischen l%eiz

Reizl Das Intervall yon 1/2 sec hat sich als am giinstigsten erwiesen und soll mSglichst innegehalten werden (WHITE U. SC~LOSSBERO).

Als Frequenz eignen sich 250 Hz und 1000 ttz am besten. Die Ton. intensitiit ist so zu w/ihlen, dal~ der Patient sieher hSrt und zwar mit einer gewissen Intensits die ihm Eindruek macht. Es ist allerdings ein eigen- tfimliches psyehologisches Ph~nomen, dal~ die Sicherheit der Kon- ditionierung nicht yon der TonstBrke abh~ngt, sofern der Ton iiberhaup~ gehSrt wird, jedoeh halten wires ffir sicherer, eine verh/~ltnism/~Big hohe Intensiti~t zu w/~hlen. Dazu geniigen im allgemeinen 80 db, auBer bei hochgradiger SehwerhSrigkeit, die unter Umst~nden die maximale Ton- stBrke des Audiometers erfordert. Dies gilt besonders ffir vermutlich praktiseh taube Kinder. Die Dauer des Tonreizes soll ungef~hr 2--3 see betragen.

Im iibrigen kann auf zwei Arten verfahren werden. Zun~chst ist das Vorgehen bei beiden Arten dasselbe. In Abst/~nden yon 15--20 sec werden 10--12 Doppel- reize gegeben. In der Regel geniigt diese Zahl zur Konditionierung, deren Eintreten daran zu erkennen ist, dab der Patient konstant und rege]m~l~ig schon auf den Ton- reiz reagiert. Bei dem ersten Ver/ahren wird damit die Konditionierung Ms geniigend erachtet und nut noch gelegentlich ein Doppelreiz zum Nachweis der noch bestehen- den Konditionierung eingeschaltet.

Zur Bestimmung der H6rschwelle werden nur noch Tonreize erteilt und deren Intensit~t jedesmal in Stufen yon 10 db und dann yon 5 db

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herabgesetzt, bis der Patient nieht mehr reagiert: Nach einer Rekon- ditionierung mit einem Doppelreiz hoher Tonintensiti~t wird noch ein- real die Intensit~t eingestellt, bei weIcher der Patient nieht mehr reagierte. Fehlt aueh jetzt eine Reaktion, so gilt die sehws Ton- intensit~t, bei weleher der Patient noeh reagierte, als H6rschwelle.

Der l~bergang zu einer anderen Priiffrequenz erfordert in der Regel keine vollst~ndige neue Konditionierung. Es ist aber doch zweekmi~Big, dem Beginn der HSrsehwellenbestimmung einige Doppelreize mit der neuen Frequenz voranzuschicken.

Ein zweites Verfahren vermeidet die besehriebene teilweise Re- konditionierung im Laufe der Untersuehung dadureh, dab nach erfolgter Reaktion auf den Tonreiz ein elektriseher Reiz gegeben wird. Dadurch bleibt die Konditionierung auch bei ]i~ngeren Untersuchungen dauernd und, soweit fiberhaupt mSglich, sieher aufreehterhMten. Im fibrigen erfolgt die Bestimmung der HSrschwelle mit absteigenden Tonreizen in derselben Weise wie oben besehrieben. Unsere Untersuehungen wurden nach dieser offensiehtlleh vorzuziehenden Methodik ausgefiihrt.

Die Konditionierung ]~Bt sieh ffir all~ Frequenzen durehfiihren. Spezielle Untersfiehungen ausgenommen, empfiehlt es sich aber die Be- stimmungen auf die t tauptfrequenzen des Sprachgebietes zu besehr~n- ken, deren HSrschwelle ve t allem wichtig ist. Die Messung zu vieler Fre- quenzen dauert unter Umsti~nden so lang, dab der Patient, insbesondere im Kleinkindesalter, zu stark ermfidet.

Fehlerquellen Abgesehen yon der Konditionierung, die der Refiexaudiometrie als

Voraussetzung zugrunde liegt, sind eine l~eihe yon FehlermSglichkeiten zu berfieksichtigen, auf welehe unter anderem MAS~TIOL u. Mitarb. hin- weisen. Weinen ~nd Unruhe yon Kleinkindern stSrt die Untersuchung, wie bereits erw~hnt, derart, dab die Resultate unsicher oder iiberhaupt nieht verwertbar erseheinen. Es ist dies tells unkontrollierbaren psyehi- schen Emotionen, tells der Versehiebung der MeBelektroden auf der t Iau t zuzuschreiben. Der Zustand der Haut spielt auch sonst eine wesentliche Rolle. Schmutzige t t au t hemmt die Aussehliige, weshalb die Haut an der Stelle der MeBelektroden vor deren Anlegen mit J~ther gereinigt werden sell. Die Abkfihlung der Handfl~ehe oder der Ful3sohle wirkt sich im gleichen Sinn aus und ist zuweilen die Ursache der Abnahme der GrS~e der Anssehliige wiihrend der Untersuchung.

Steht die Wheatstonsche Briieke nicht im Gleiehgewieht mit der Galvanometernadel auf dem Nullpunkt oder in dessen N~he, k6nnen die Ansschli~ge ausbleiben.

Die optimale Intensit~t des elektrisehen Reizes ist yon ~erschiedenen Umst~nden abh~ngig: Vor allem bestehen erhebliche individuelle Schwan-

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Die psychogalvanische Hau~reflexaudiometrie 293

kungen in der Empfindliehkeit, die teilweise schon durch die Hau t / beschaffenheit bedingt sind. Ruhige Pat ienten reagieren im allgemeinen weniger als nerv6se Individuen und die Berufsarbeit eines Elektrikers mit der Gew6hnung an elektrisehe Schlgge kann die Reaktion ganz aus- blelben lassen. Tri t t zungehst keine Reaktion ein, so wird der elektrische Reiz gesteigert, ~ber eine zu groBe Intensi tgt kann die Konditionierung hemmen. Ebenso bleibt die Konditionierung aus, wenn zu frequent elektriseh gereizt wird (Phdnom~ne d'inhibition interne progressif). Es ist daher ratsam, bei der zweiten Art tier Konditionierung den elektrischen Reiz naeh erfolgter Reaktion auf den Ton zuweilen auszulassen.

Aueh auf den Tonreiz k6nnen die Reaktionen trotz Konditionierung ausbleiben. Das wird zuweilen bei zu ruhigen oder zu lebhaften Kindern beobachtet. Eine zu rasche Folge yon Tonreizen, wie aueh yon elektrisehen Schlggen, kann die SchweiBdrfisen in ihrer Refmktgrzei t treffen, wghrend welcher sie nicht reagieren. Auch der St6rl~rm kann eine Reaktion auf den Testton unterdriieken.

Trotz B~riieksichtigung der erwghnten Faktoren und aller Miihe gelingt die Konditionierung nicht immer, aus Grfinden, die oft nieht ersiehtlich sind (GoLDSTEIX, LI:DWm u. NAIY~TOX).

Aueh die Deutung der Kurven ist durchaus nicht immer einfach. Spontane Aussehtgge k6nnen dabei Reaktionen auf Tonreize vortguschen, sofern sie in best immten Interval len erfolgen. Jedenfalls ist in der Be- urteilung der Kurven alle Vorsicht geboten.

Eigene Untersuehungen U m uns fiber den Wert der Reflexaudiometrie ein eigenes Urteil zu

versehaffen, haben wir unsere Untersuchungen, die dieser Arbeit zu- grunde liegen, auf gltere Kinder und Erwachsene beschrgnkt, bei denen es m6glich war, die Ergebnisse der l~eflexaudiometrie mit der gew5hn- lichen Tonaudiometrie zu vergldehen.

Die linke Handflgche diente zum Anlegen der MeBelektroden, die Reizelektroden legten wir an den rechten Daumenballen. Untersucht wurde mit dem Kopfh6rer jedes Ohr ffir sieh, ohne Vertgubung d e s Gegenohres mit moduliertem und mit einem Dauerton. Zur Konditio- nierung verwendeten wir die als fortlaufende Konditionierung besehrie- bene zweite Art. Wghrend der Untersuehung steigerten wir die Intensitg~ der elektrisehen Schlgge. Untersueht wurden vor ~llem die I-Iaupt- frequenzen des Sprachgebietes, was fiir beide Ohren nie mehr Ms 3/4 Std beanspruchte. Die Versuehe erstreekten sieh ~uf 3 Gruppen yon Per- s o n e n .

Gruppe 1. Wir benutzten diese erste Gruppe yon 15 Personen ver- sehiedenen Alters mit normalem GehSr, um mit der nieht einfaehen

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Methodik vertraut zu werden und deren Schwierigkeiten und Fehler- quellen kennen zu lernen.

Es zeigte sich, dab die Form der Ausschl/~ge auf einen Tonreiz sich yon interkurrenten Aussehl/~gen nieht oder nur so wenig unterseheidet, dab eine siehere Erkennung einer Tonreaktion als solcher nieht mSglich ist. Bei sehr nerv6sen Personen mit zahlreichen spontanen interkurrenten Aussehlagen kann die Kurve derart sprunghaft sein, dab sie nieht zu

Abb. 3. Psychogalvanische Reflexaudiometrie. Subjeki~ive ItSrschwelle: 0 db bei 4000 Hz. Reflex- hSrschwelIe: 0 db. T l~eaktion auf Ton. E Reaktion auf elektrischen Reiz. I Interkurrenter Aussehlag

verwerten ist. Dabei ist es schon sehwer, die Br/icke vor jedem Reiz in ein geniigendes Gleichgewicht zu bringen.

Um die Tonreaktionen als solehe zu erkennen, spielt daher die Be- rficksichtigung der l~eaktionszeit, d. h. der Latenzzeit zwischen Tonreiz und Tonreaktion, eine wichtige Rolle. Im Schrifttum wird diese mit tl/2 see bis 4 see angegeben. Unser.e speziell darauf gerichteten Bestim- mungen fanden einen Durchschnittswert yon 2,5 bis 3,5 sec, wobei wir unter Reaktionszeit die Zeitdauer zwischen Beginn des Tonreizes und Beginn der Tonreaktion verstehen und entsprechend gemessen haben. Die Extreme dieser Reaktions- bzw. L ~enzzeit betrugen 1,1 see und 5 sec. Sofern nach einem Tonreiz der Ausschlag nicht innerhalb dieser Zeit erfolgt, ist dieser nicht als Tonreaktion zu betrachten. Dabei sind

sehon extreme Werte mit Vorsicht aufzunehmen. Unsere Untersuchungen best~itigten die Angaben im Schrifttum fiber

die Abnahme der GrSBe der Ausschlgge r~it abnehmender Tonintensit/it und einer gleichzeitigen gewissen Verl/in~erung der Latenzzeit. Bei Um- schMtung auf eine andere Frequenz nehmen die Aussehl/ige wieder zu.

Gruppe 2 bestand aus 26 Patienten im Alter von 6--60 Jahren, woven 9 nicht zu konditionieren waren. In 8 F/illen lag ein normales Geh6r vor, in den anderen F/~llen handelte es sieh um eine Mittelohr- sehwerh6rigkeit oder StSrungen im nerv6sen Apparat des Ohres. Im ganzen wurde 110 Sehwellenwerte ermittelt.

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Die psyehogalvanische ttautreflexaudiometrie 295

Verwertet wurden nut Kurven mit einer kleineren l%eaktionszeit als 3,6 see. Im Zweifelsfall wurden die Messungen wiederholt.

Die Abweiehungen der t{eflexaudiometrie yon der subjektiven I-I6r- sehwelle sind in der folgenden Tab. 1 zusammengestellt, die auch die Werte der 15 Personen der ersten Gruppe einsehliel3t und alle 110 psyehogMganisch er- mittelten H6rsehwellen umfagt.

Unter den 110 Werten be- trug die Abweichung nur 3mal mehr als 30 db. Nach der obigen Tabelle kann demnach in fiber 90~o mit einer Genauigkeit yon 0--20 db gereehnet werden,

Tabelle 1 Abweichung der re]lexaudiometrischen

H6rschwdle vonder sub]ektiven H6rschwelle

Abweichung SchwerhSrige Normales GehOr Dezibel % der Werte % der Werte

0--10 0--15 0--20 0--25

72 84 93 96

60 83 92 96

wobei die reflexaudiometrisch bestimmte I{Srsehwelle stets h6her liegt als die snbjektive, und zwar in der l~egel um 10 db. Eine Uber- einstimmung zwisehen 0--10 db ist prozentual beim Sehwerh6rigen

Abb. 4. I)sychogalvanische l%eflexaudiometrie. Subjektive ItSrschwelle: 0 db, Reflexh6rschwelle: 25 db bei 4000 ]Iz

i F,~ etwas grSBer als beim Normalh6renden. Die Untersehiede zwisehen den beiden Sehwellen seheinen namentlich individuell bedingt, h~ngen aber auch yon der Frequenz 'ab. Die Frequenzen yon 1000 Hz und 2000 IIz stimmen am besten iiberein.

Gruppe 3. Bei der systemgtisehen Untersuehung yon 23 Z6glingen der Taubstummenanstalt t{ie2~,e~ (Basel) wurde neben den /ibliehen tt6rprfifungen aneh die Reflexaudiometrie herangezogen. Es gelangten damit 18 Z6glinge zur Untersuchnng, wovon sieh 10 Kinder konditio- nieren lieBen. Bei 6 yon den 8 Kindern, die nicht konditioniert werden konnten, waren die HSrreste sehr gering, was das Ausbleiben der Kion- ditionierung erklgren dfirfte. 2 davon hatten abet einen wesentliehen tI6rrest.

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296 E. Li~seHsa und E. t~USEI~:

Die Mi~telwerte der Re~ktionszeit lagen zwischen 2,5 und 3,5 sec mi t Ext remwer ten von 2 see und 5 sec.

Zur Ermit t lung der Zuverlassigkeit der reflex~udiometriseh be- s t immten Sehwelle diente der Vergleieh mi t der subjektiven HSrschwe]le der normalen Audiometrie. D~ die Kinder im Alter von 7--16 Jahren

/g5 ~50 ,~00 1000 ZOO0 3000 qO00 ~000 ~ROOO 125 250 ,TOO 7000 gO00 3000 qO00 6"000 o~

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r Abb. 5. Snbjek~ive und psychogalvanisch-ref tek tor i sche Schwel lenwer tkm'~en bei t a u b s t u m m e n

Xinde~'n. - - sub jek t ive ] tSrschwel le , - - - psychogalvanische JgSrschwelle

bereits eine entsprechende Erziehung hinter sieh hat ten und dureh Ab- lesen eine gute Verstandigung mSglich war, gel~ng die Audiometrie mehr oder weniger leicht, wobei wiederholte Kontrollnntersuchungen eine geniigende Ubereinst immung ergaben.

Es wurden reflexaudiometrisch 65 Schwellenwerte ermittelt. Davon deekten sich 92% innerhalb 0- -10 db mit der subjektiven tlSrschwelle nnd nur 2mal betrug der Unterschied 25 db. Die ~3bereinstimmung und damit die Zuverlassigkeit der Reflexaudiometrie ist demnaeh in diesen Fallen erheblich grS~er ~ls bei den NormMhSrenden, aber aueh den in der Gruppe 2 gesehilderten nicht so hochgradig Schwerh5rigen ver- sehiedener Art. Die gr58ere Genauigkeit dt~rfte ~uf den in diesen Fallen

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Die psychogalvanische Hautreflexaudiometrie 297

wohl immer und volls~/indig vorhandenen Lautsts zuriick- zuffihren sein, da es sich bei den Kindern um angeborene oder kurz nach der Geburt entstandene Sehgden des Innenohres gehandelt hat. In einigen F/~llen gelang uns der direkte Naehweis des Lautst/~rkeausgleiehs an Hand der abnorm kleinen Intensitatsuntersehiedssehwelle. Unsere Feststellungen best/~tigen damit die im Schrifttum erw/~hnte Tatsaehe, dab die Reflexaudiometrie dureh das Vorhandensein des Lautsti~rke- ausgleiehs erleichtert und zuverl~ssiger wird.

Brauehbarkeit und Zuverl~issigkeit der Reflexaudiometrie Unsere Erfahrungen decken sieh im ganzen mit den Angaben im

Schrifttum. Die Methode scheitert in einem gewissen Prozentsatz, der yon ver-

schiedenen Faktoren abhiingt, daran, dab eine Konditionierung nicht m6glich ist. So versagte die Konditionierung bei einer Gruppe yon 26 nicht ausgew~hlten Patienten mit verschiedenen Arten yon Schwer- h6rigkeiten und teilweise normalem Geh6r aus nicht ersichtlichen Grfinden in 9 Fi~llen, ebenso lieBen sich yon 18 taubstummen Kindern 8 nicht konditionieren, wobei in 6 Fallen der zu geringe H6rrest verant- wortlieh sein dfirfte.

Psychogene H6rst6rungen standen uns nicht zur Verffigung, aber in 3 F~tllen lag Verdacht auf Aggravation vor. In diesen F/illen war eine Konditionierung nicht m6glich, wogegen wir allerdings bei auBerhalb des dieser Arbeit zugrunde liegendem Krankengut einzelne Simulanten konditionieren konnten. In IJbereinstimmung damit wird im Schrifttum darauf hingewiesen, daB psychogene St6rungen oder bewufite Simulation die Konditionierung erschweren k6nnen. GEORGI stellt lest, dab der Reflex dureh Suggestion in der Hypnose unterdrfickt werden kann und es ist m6glich, dab der Simulant durch Autosuggestion zum selben Ziel gelangt. DaB bei psychogen unbewuBten H6rst6rungen der Reflex fehlen kann, ist in Anbetracht der Auswirkungen yon Neurosen auf die Sinnesempfindungen nieht verwunderlich.

Zur Entlarvung von Aggravanten und Simulanten li~Bt sieh besser als die Tonaudiometrie die Sprechaudiometrie in Verbindung mit dem Psychogalvanometer heranziehen. An Stelle der T6ne sind dabei emotio- nell wirksame Ss anzuwenden, die ohne Konditionierung einen reflektorischen Ausschlag zur Folge haben k6nnen und dem Patienten, wie bei der Spreehaudiometrie, in verschiedener Intensit/it zugeleitet werden. Versuche darfiber liegen vor, aber eine auswertende Zusammen: stellnng soleher Ergebnisse ist uns im Sehrifttum nicht bekannt.

Sofern die Konditionierung gelingt, liegen die Abweichungen der reflexaudiometrisch ermittelten H6rschwelle yon der subjektiven H6r- schwelte nach unseren Erfahrungen bei einer nicht ausgewEhlten Gruppe

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von SchwerhSrigen in fiber 90~o zwischen 0 und 20 db, wobei mi~ wenigen Ausnahmen die subjektive ItSrsebwelle fiber der reflektorischen verl/~uft. Es scheint, dab bei vo rhsndenem Lauts tarkeausgteich die ~lberein- s t immung etwas besser ist, wie bei unseren t a u b s t u m m e n Kindern, wo fiber 90O/o zwischen 0 - -10 db lagen. Unsere Er fahrungen s t immen fiber- ein mi t denjenigen yon FAURE, PORTMANN U. PORT~_aNN, die ebenfalls mi t einem Unterschied yon 0 - - 2 0 d b rechnen. Iqach BO~DLEu U. H~da])u liegt die Abweichung zwischen 0 - - 1 0 db, MASP~TIOL U. Mitarb. machen Altersunterschiede und rechnen im Alter yon unter 3 Jahren mi t einer 30- -40 db unter der subjekt iven t t6rschwelle ]iegenden Reflexschwelle, zwischen 3 - - 4 Jah ren mi t 20 - -30 db, zwischen 4 - - 8 Jah ren mi t 15 bis 20 db, fiber 8 Jah re mi t 20 - -30 db. Da wir keine Kleinkinder un te rsuch t haben, kSnnen wir zu diesen Angaben keine Stellung nehmen. Neben diesen mit t leren Abweichungen finden sich nach unseren Untersuehungen aber auch einzelne grSl]ere Unterschiede, die bis 30 db gehen, ohne dal3 daffir eine Erldi~rung besteht.

Zusammenfassung

Die Reflexaudiometrie kann daher auch nach unseren Untersuchungen eine Bes t immung der H6rschwelle ohne subjektive Angaben des Pa- t ienten er lauben und dami t die gew6hnliche Audiometr ie ersetzen, sofern diese sich nicht durchffihren ]iil3t. Sie gelingt jedoch nur in einem ge- wissen Prozentsa tz der Falle und ist nur zu verwerten, wenn es sich um einwandfreie und mehrfach besti~tigte Kurven handel t mi t eindeutig gelungener Kondi t ionierung und Tonreakt ionen innerhalb der bekannten Reaktionszeit . Bei negat ivem Ausfall sind. dara.us keine Schlfisse zu ziehen, jedenfalls k a n n dami t ein HSren nicht ausgeschlossen werden. Die ermittel te HSrschwelle liegt mi t wenigen Ausnahmen unterha lb der subjekt iven Schwellenwerte und es ist mi t Abweichungen bis 20 db, in Ausnahmefi~llen bis 30 db zu rechnen.

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Prof. Dr. E. LffSCH~R, Universit~tsklinik ffir Hals-, Nasen- und Ohrenkranke, Basel