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Arch. Kreislaufforschg. 66, 130-142 (1971 [ Aus der Chirurgischen Universil~itsklinik Df~sseldorf (Direktoren: Prof. Dr. med. W. B i r c k s und Prof. Dr. med. K. K r e m e r) und dem Institul fiir Anaesthesioloffie (Direktor" Prof. Dr. reed. M. Z i n d I e r) Die Revaskularisation des Herzmuskels durch Myokardioterebratlon' im Tierexperiment *) Von E. HoItmann, Ch. Gebhardt, J. Pr[ickner, Ch. Opperrnann und R. Purschke Mit 6 Abbildungen (Eingegangen am 13. Oktober 1971) Die in den letzten Jahren zu beobachtende starke Zunahrne yon isch~irni- schen Myokarderkrankungen rechtfertigte Versuche, chirurgische MaBnah- men in die Therapie der Angina pectoris einzuf6hren (May und Mitarb., 1969, Meier und Senning, 1969, Yates, 1969, Vineberg und Mitarb. 1965, 1966, 1967, Favaloro und Mitarb., 1968, Gorlin und Mitarb. 1969). Neben der Implantation der A. mamrnaria interna in isch~irnische Myo- kardbezirke wird in neuerer Zeit in zunehrnendern MaBe die direkte Koro- narchirurgie durchgef6hrt. Neuere rnorphologische Untersuchungen der ventrikulo-koronaren Ana- stornosen (Hoffmann und Mitarb., 1971) zeigen, dal~ diese Komrnunikationen zwischen Ventrikellumen und Koronargef~iBsystem bei der stenosierenden und okkludierenden Koronarsklerose in Form der ventrikulo-kapill~iren, ventrikulo-ven6sen und -ar teriellen Anastomosen stark verrnehrt sind, so dab teilweise sogar groBe Myokardbezirke nur fiber sie eine Ern~ihrungsrn6glich- keit haben. Die offensichtliche Bedeutung ventrikulo-koronarer Anastorno- sen fiir das isch~irnische Myokard 16Bt den Gedanken zu, die Ausbildung dieser Gef~iBe durch chirurgische MaBnahmen zu f6rdern. Zu diesem Zwecke wurden experimentell Untersuchungen an Hunden und Schweinen durchgefiihrt **). Methodik Wit ffihrten drei verschiedene Langzeit-Versuchsserien durch, wobei in der ersten Serie 8, in der zweiten Serie 10 Hunde und in der dritten Serie 10 Schweine verwertbar waren. Die Tiere, die intraoperativ oder kurze Zeit postoperativ (zumeist aufgrund einer ausgedehnten Infektion, eines Platz- thorax usw.) verstarben, wurden bei der Untersuchung nicht berticksichtigt. Bei den Hunden wurde die Narkose mit der i. v.-Injektion yon 0,5 ml pro kg K6r- pergewicht eines kombinierten Methadon-Pr~iparates (L-Polamivet| eingeleitet. AnschlieBend folgte die intraven6se Applikation yon durchschnittlich l0 mg Hexo- barbital (Evipan| pro kg K6rpergewicht. Nach Einsetzen der Narkose wurden die Tiere intubiert und die Narkose mit einem Lachgas-Sauerstoffgemisch (2:1 1 pro Minute) unter Beigabe yon 1,0 bis 0,3 Vol.~ Halothan aufrechterhalten. Bei offe- nero Thorax wurde die Lachgas-Sauerstoffzufuhr in einem Verh~iltnis yon 2:3 1/Min. angeboten. Bei den Schweinen wurde eine andere Narkosetechnik angewandt. Nach Schmitz und Mitarb. (1964) wurde die PrSmedikation dutch eine intramusku- *) Mit Unterstfitzung des Landesamtes ffir Forschung **) Die Schweine wurden uns im Rahmen des Gemeinschaftsvorhabens ,Miniatur- schwein" yon der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Verffigung gestellt.

Die Revaskularisation des Herzmuskels durch Myokardioterebration im Tierexperiment

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Page 1: Die Revaskularisation des Herzmuskels durch Myokardioterebration im Tierexperiment

Arch. Kreislaufforschg. 66, 130-142 (1971 [

A u s der Chirurgischen Universi l~i tskl inik Df~sseldorf (Direktoren: Prof. Dr. med. W . B i r c k s und Prof. Dr. med. K. K r e m e r)

und dem Ins t i tu l fiir Anaes thes io lo f f i e (Direktor" Prof. Dr. reed. M. Z i n d I e r)

Die Revaskularisation des Herzmuskels durch Myokardioterebratlon' im Tierexperiment *)

Von E. H o I t m a n n , Ch. G e b h a r d t , J. Pr[ ickner , Ch. O p p e r r n a n n und R. P u r s c h k e

Mit 6 Abbildungen

(Eingegangen am 13. Oktober 1971)

Die in den le tz ten J a h r e n zu b e o b a c h t e n d e s ta rke Zunahrne y o n isch~irni- schen M y o k a r d e r k r a n k u n g e n rechtfer t igte Versuche, ch i rurg ische MaBnah- m e n in die Therap ie der A n g i n a pector is e inzuf6hren ( M a y und Mitarb. , 1969, M e i e r und S e n n i n g , 1969, Y a t e s , 1969, V i n e b e r g und Mitarb. 1965, 1966, 1967, F a v a l o r o u n d Mitarb. , 1968, G o r l i n und Mitarb. 1969).

N e b e n der I m p l a n t a t i o n der A. mamrnar ia i n t e r na in isch~irnische Myo- ka rdbez i rke wi rd in n e u e r e r Zeit in zunehrnendern MaBe die d i rekte Koro- na rch i ru rg ie durchgef6hr t .

Neuere rnorphologische Un te r suchungen der v e n t r i k u l o - k o r o n a r e n Ana - s tornosen ( H o f f m a n n u n d Mitarb. , 1971) zeigen, dal~ diese K o m r n u n i k a t i o n e n zwischen V e n t r i k e l l u m e n und Koronargef~iBsystem bei der s t e n o s i e r e n d e n und o k k l u d i e r e n d e n Koronarsk le rose in Form der ventr ikulo-kapi l l~iren, v e n t r i k u l o - v e n 6 s e n u n d -ar ter ie l len A n a s t o m o s e n s tark ver rnehr t sind, so dab te i lweise sogar groBe Myoka rdbez i rke nu r fiber sie e ine Ern~ihrungsrn6glich- kei t haben . Die offensicht l iche Bedeu tung v e n t r i k u l o - k o r o n a r e r Anastorno- sen fiir das isch~irnische Myoka rd 16Bt den G e d a n k e n zu, die A u s b i l d u n g dieser Gef~iBe durch chi rurg ische MaBna hme n zu f6rdern. Zu d iesem Zwecke w u r d e n expe r imen te l l U n t e r s u c h u n g e n an H u n d e n und Schwe inen durchgefi ihr t **).

Methodik

W i t ffihrten drei ve r sch iedene Langze i t -Versuchsse r i en durch, wobe i in der e r s ten Serie 8, in der zwei ten Serie 10 H u n d e u n d in der dr i t ten Serie 10 Schweine v e r w e r t b a r waren . Die Tiere, die i n t r aope ra t i v oder kurze Zei t pos tope ra t iv (zumeist au fg rund e iner a u s g e d e h n t e n Infekt ion, e ines Platz- thorax usw.) ve r s t a rben , w u r d e n bei der Un te r suchung nicht berticksichtigt.

Bei den Hunden wurde die Narkose mit der i. v.-Injektion yon 0,5 ml pro kg K6r- pergewicht eines kombinierten Methadon-Pr~iparates (L-Polamivet | eingeleitet. AnschlieBend folgte die intraven6se Applikation yon durchschnittlich l0 mg Hexo- barbital (Evipan | pro kg K6rpergewicht. Nach Einsetzen der Narkose wurden die Tiere intubiert und die Narkose mit einem Lachgas-Sauerstoffgemisch (2:1 1 pro Minute) unter Beigabe yon 1,0 bis 0,3 Vol.~ Halothan aufrechterhalten. Bei offe- nero Thorax wurde die Lachgas-Sauerstoffzufuhr in einem Verh~iltnis yon 2:3 1/Min. angeboten. Bei den Schweinen wurde eine andere Narkosetechnik angewandt. Nach Schmitz und Mitarb. (1964) wurde die PrSmedikation dutch eine intramusku-

*) Mit Unterstfitzung des Landesamtes ffir Forschung **) Die Schweine wurden uns im Rahmen des Gemeinschaftsvorhabens ,Miniatur-

schwein" yon der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Verffigung gestellt.

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E. H o f f m ann u. a., Die Revasku lar i sa t ion des H e r z m u s k e l s 131

l~re Gabe yon 1 ml pro kg K6rpergewicht Promethazin (Atosil | vorgenommen. Etwa 1-11/~ Std. sp~iter folgte die in t raper i tonea le Injekt ion yon durchschnittlich 10 mg pro kg K6rpergewicht Hexobarbi ta l (Evipan| Die ln tubat ion wurde nach einer in t raven6sen Gabe yon durchschnittlich 50 mg Succinu durchgeffihrt. Beatmet wurden die Tiere mit 2,5 his 0,5 Vol .% Halothan in Sauerstoff als Trager- s ubstanz. W~hrend der Manipula t ion am I-Ierzen wurde nur re iner Sauerstoff an- geboten.

In der ers ten Versuchsser ie wurde versucht, bet Hunde-Bastarden die koronare St rombahn vom linken Ventr ike l aus zu er6ffnen. Gletchzeitig wurde ein Myokard- infarkt gesetzt. Nach Thorakotomie und Er6ffnung des Per ikards wurde am Uber- gang der V o r d e r w a n d zur Sei tenwand des l inken Vent r ike ls fiber eine durch eine Tabaksbeu te lnah t ges id le r te Vent r ikulo tomie eine leicht abgewinke l te Biopsie- zange in die l inke Herzkammer eingeffihrt. Es wurden aus dem als Infarktbereich vo rgesehenen Areal durchschnittlich l0 Biopsien yon Endokard und darunter ge- legenem Myokard entnommen, wobei die e inzelnen Biopsien e twa die Gr6Be eines Streichholzkopfes hatten.

Nach V.erschluB der Vent r ikulo tomie wurde der Ramus descendens anter ior der l inken Koronarie am Ubergang yore oberen zum mit t le ren Drittel doppel t ligiert. Die Hunde wurden zwischen 23 trod 75 Tagen am Leben erhalten.

Die zweite Versuchsser ie wurde ebenfal ls an Hunde-Bastarden durchgeffihrt, und zwar wurden jetzt als Kontrol le nut Infarkte gesetzt , die ebenfalls im Bereid~e des Ramus descendens anter ior lokalis ier t waren, jedoch e twas kle iner gehal ten wur- den, da die Tiere so groBe Infarktareale wie in Gruppe I nur schwer toleri,erten. Die Hunde wurden zwischen dem 28. und 63. Tag get6tet.

Mit Hilfe dieser Kontrol lser ie sollte gekl~irt werden, ob sid~ die in Serie 1 evtl. Ausbi ldung vent r iku lo-koronarer Kol la tera len unter Umst~nden auch spontan beim Myokard infark t einstellt .

Ffir die drit te Untersuchungsgruppe s tanden uns Minia turschweine zur Verffi- gung. Bei ihnen wurden nt~r ventrikul~ire Biopsien gleicher Gr6Benordnung wie in Serie I entnommen. Diese Versuchsanordnung hat te den Sinn, Auskunf t fiber das Schicksa l innerer M y o k a r d w u n d e n bei gesundem Herzmuskel zu erhal ten. Die Schweine wurden nach durchsdlnit t l ich 6-7 Wochen get6tet .

Die g e w o n n e n e n Herzpr~parate und zus~itzlich je 5 Herzen yon normalen Hun- den ~nd nicht oper ie r ten Schweinen wurden injiziert. Die Kranzar te r ien wurden mit .einer Mischung aus Gelat ine und Barium geffillt, w/~hrend die vent r ikulo-koro- naren Anas tomosen durch e ine Injekt ion der l inken Herzkammer mit Kal ium-Jod- Gelat ine und Tusche dargeste l l t wurden (Hof fmann und Mitarb., 1971}. Anschlie- Bend wurden die Prfiparate in Formalin-L6sung fixiert. Nach einer guten Konser- v ie rung wurden die Herzen in 3-5 mm dicke Scheiben zerlegt, wobei die Schnitt- richtung senkrecht zum Septum verlief. Die Scheiben wurden daraufhin nach dem yon Drahn angegebenen Ver fahren aufgehel l t und dann mit dem Stereo-Mikroskop untersucht. Von 6 Tieren, die entsprechend der Versuchsanordnung der Gruppe I oper ier t worden waren, jedoch scho,n zwischen dem 2. und 8. pos topera t iven Tage vers ta rben , wurden einzelne, im Isch~miegebiet ge legene Biopsiestel len histolo- gisch untersucht.

Ergebnisse U m e i n e Bas i s ffir d ie B e u r t e i l u n g d e r o p e r i e r t e n T i e r h e r z e n zu e r h a l t e n ,

w u r d e n z u n / i c h s t d i e a u f g e h e l l t e n H e r z p r ~ i p a r a t e d e r g e s u n d e n S c h w e i n e u n d H u n d e im S t e r e o - M i k r o s k o p u n t e r s u c h t . D a b e i z e i g t e s i c h d a s K o r o n a r - ge f / i l~sys tem g u t i n j i z i e r t , w f i h r e n d v e n t r i k u l o - k o r o n a r e A n a s t o m o s e n in d e r F o r m , w i e w i t s i e y o r e m e n s c h l i c h e n H e r z e n h e r k a n n t e n , n u r v e r e i n - ze l t u n d s e h r s p 6 r l i c h zu f i n d e n w a r e n .

Bei d e n S c h w e i n e n f a n d e n s ich n u r g e l e g e n t l i c h k l e i n e v e n t r i k u l o - k a p i l - l~re Gef~iBe u n d t h e b e s i s c h e V e n e n , w~ihrend v e n t r i k u l o - v e n 6 s e u n d - a r t e - r i e l l e V e r b i n d u n g e n i i b e r h a u p t n i c h t zur D a r s t e l l u n g k a m e n .

Bei d e n g e s u n d e n H u n d e h e r z e n f a n d e n s i ch ~ihnl iche Verh~ i l t n i s se , zu- s~ tz l ich w a r e n j e d o c h Gef~il~r~iume v o m l i n k e n V e n t r i k e l aus i n j i z i e r t , w i e

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132 Archiv for Kreis lauf lorschung, Band 66, Hef t I -4

Abb. 1 zeigt sinusoidale Gef~Be am gesunden Hundeherz. 4fache Vergr.

wir sie in der Form be im mensch l i chen Herzen n ich t gesehen haben. Dabei hande l t es sich um s inuso ida le Gef~iBe, die teils senkrecht , teils in e inem mehr spi tzen W i n k e l ins M y o k a r d e in t r e t en und den Herzmuske l his zu e inem Drit tel se iner Dicke durchziehen (Abb. 1). Es f~illt auf, dab diese Ge- f~iBtypen an ihrem Ende kolbig au fge t r i eben s ind und h~iufig auch schon in ihrem Ver lauf e i nen pe r l s chnu ra r t i gen Charak te r zeigen. Im Gegensa tz zu a n d e r e n Gef~iBen h a b e n sie nur e ine ger inge Ver j f ingungs tendenz , wobe i ihre Lumina bis zu 1/2 mm wei t sind. Etwa in der Mit te ihres Ver laufes zwei- gen sie sich ~iblicherweise h i r schgeweihar t ig auf. A n a s t o m o s i e r u n g e n un- t e r e i n a n d e r s ind n ich t hhufig. Diese s inuso ida l en Gef~iBe s ind im gesamten l i nken Ven t r ike l anzutreffen, wobei sie j edoch am h~iufigsten sei t l ich der Pap i l l a rmuske ln lokal i s ier t sind,

Die b e s c h r i e b e n e n Gef~iBtypen s ind in a l len g e s u n d e n H u n d e h e r z e n nach- weisbar . Sie ze igen in ihrer Anzah l j edoch e ine gewisse Variabilit~it, indem in e twa der H~ilfte der Herzen nu r 4-5 solcher Bi ldungen ge funden w e r d e n k6nnen , in den ~ibrigen Herzen jedoch ihr Auf t r e t en zahl re icher ist.

Die Herzen der Versuchsse r i e II, in d e r n u r Myoka r d i n f a r k t e ohne wei- tere chirurgische MaBnahmen erzeugt worden waren, ze ichneten sich zu- n~ichst durch s ta rke homo- und in t e rko rona re Kol la te ra len aus, wobei die A n a s t o m o s e n b i l d u n g besonder s ~iber den Ramus c i rcumflexus s in is te r ver- fief. Schon be im g e s u n d e n H u n d e h e r z e n lassen sich immer, w e n n auch sp~irlich, h o m o k o r o n a r e A n a s t o m o s e n zwischen Ramus descendens an te r io r und Ramus c i rcumflexus s in is ter nachweisen .

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E. H o f f m a n n u. a., Die Revasku lar i sa t ion des H e r z m u s k e l s 133

Wie bei g e s u n d e n Herzen fanden sich auch bei den In fa rk therzen s inusoi- dale Gef~iBe, die in den ers ten W o c h e n nach Erzeugung des Infarktes n icht viel s tSrker ausgeb i lde t waren. Indessen k o n n t e n 6-7 Wochen nach dem Eingriff Ver~inderungen festgestel l t w e r d e n in der Form, dab die s inusoida- len Gef~Be an Zahl z u n a h m e n und s tark u n t e r e i n a n d e r anas tomos ie r ten , so dab te i lweise dichte Gef~iBgeflechte en t s t anden . Zus~itzlich fanden sich typische Ver~inderungen im Gef~iBaufbau, in dem sich s tarke Kaliber- s c h w a n k u n g e n e ins te l l t en (Abb. 2). Es k o n n t e n Lumina bis zu 21/2 mm Durchmesser gemessen werden. Die Lokal i sa t ion der s inuso ida len Gef~iBe war wie bei n o r m a l e n Herzen bevorzug t in Papi l larmuskeln~ihe, zus~itzlich abe t auch im Bereich der r e l a t i ven I sch~miezonen anzutreffen.

Um die Ausb i ldung der fiir den H u n d typ i schen v e n t r i k u l o - k o r o n a r e n Ge- f~iBe zu f6rdern, w u r d e n in der e r s ten Versuchsser~e n e b e n der Erzeugung des Myokard in fa rk te s Biopsien aus dem Endokard und dem subendokard ia - len Myoka rd en tnommen . Bei Durchs icht der Pr~iparate f anden sich ~ihn- l iche Verh~iltnisse wie in der r e i n e n Infarktser ie . Ein wesen t l i che r Unter- schied bes tand jedoch darin, dab die Ver~inderungen in Anzahl , Ve rha l t en und Kal iber nicht erst nach 6-7 Wochen, s onde r n schon 3-4 Wochen nach dem Infa rk te re ign is nachzuweisen w a r e n (Abb. 3).

In der dr i t ten Versuchsser ie w u r d e n an M i n i a t u r s c h w e i n e n nur ven t r i ku - l~ire Biopsien en tnommen . Es soll te die Frage gekl~irt werden , ob h ie raus nega t i ve A u s w i r k u n g e n auf e in gesundes K or ona r sys t e m resu l t i e ren k6n- nen.

Abb. 2. Pr~iparat 54 Tage nach Setzen eines Infarktes. Man erkennt starke Kaliber- sd~wankungen und Anastomosierungen im Bereich der sinusoidalen Gef~il~e.

4fache Vergr.

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Abb. 3. Die PrSparate s tammen von Tieren, bei denen gleichzeitig Infarkte gesetzt und endomyokard ia le Biopsien en tnommen wurden. Die Ver~nderungen im Ver- gleich zu Abb. 1 ~hneln denen in Abb. 2, t ra ten jedoch bei 3 ~ schon nach 14 Tagen

und bei 3 b nach 18 Tagen auf.

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E. Holfmann u. a., Die Revaskularisation des Herzrnuskels 135

Bei den in de r 6.-7. W o c h e p. op. e n t n o m m e n e n Herzen konn te die ehema- l ige S tanzs te l l e n ich t m e h r iden t i f i z ie r t we rde n , da sie s ich inzwischen wie- de r vo l l e n d o t h e l i a l i s i e r t ha t te . Als w ich t i g b e t r a c h t e n w i t die Ta t sache , dab s ich auch k e i n e Korona r f i s t e ln a u s g e b i l d e t ba t t en .

D i s k u s s i o n

Bei Kenn tn i s des b e s o n d e r e n V e r h a l t e n s de r B l u t v e r s o r g u n g der Rept i - l ien- und Arnph ib i en -Herzen und be i Be r f i cks i ch t igung der f r f iheren Arbe i - t en y o n Vieussens (1706, 1715), Thebesius (1708) und W e a r n (1928, 1933) f iber die k o m m u n i z i e r e n d e n Gef~iBe zwischen H e r z h 6 h l e n und K o r o n a r s y - s tem w u r d e n y o n v e r s c h i e d e n e n A u t o r e n e x p e r i m e n t e l l e U n t e r s u c h u n g e n mi t dem Ziel durchgef i ihr t , d u t c h c h i r u r g i s c h e Eingr i f fe e ine R e v a s k u l a r i s a - t ion v e r m i n d e r t d u r c h b l u t e t e r M y o k a r d a r e a l e d i r e k t v o m l i nken V e n t r i k e l aus zu e r re ichen , und dami t d ie B l u t v e r s o r g u n g des H e rz e ns t e i lwe i se auf d ie p r i m i t i v e n e m b r y o n a l e n Ve rh~ l t n i s s e umzus te l l en .

Sowei t uns b e k a n n t ist, w u r d e n d ie e r s t e n U n t e r s u c h u n g e n y o n Vineberg (1953) un t e rnommen , de r f re ie A r t e r i e n t r a n s p l a n t a t e und ku rze Kunsts toff - r6h ren in de r Form in isch~imische M y o k a r d b e z i r k e imp lan t i e r t e , daf5 e in Ende frei in dem l inken V e n t r i k e l lag, w~ihrend das a n d e r e b l ind im Herz- m u s k e l endete . Mi t d i e sem V o r g e h e n k o n n t e er k e i n e M y o k a r d d u r c h b l u - tung yore l i nken V e n t r i k e l aus e r r e i chen . Vinebergs U n t e r s u c h u n g e n wur- den 1962 y o n Pifarr6 ebenfa l l s mi t n e g a t i v e m A u s g a n g wei te rgef f ih r t .

Goldmann und Mi ta rb . (1956) v e r w a n d t e n wie Vineberg A r t e r i e n t r a n s p l a n - ta te und Poly~i thylen-R6hrchen. Die A r t e r i e n t r a n s p l a n t a t e w u r d e n zum Teil U-f6rmig g e b o g e n implan t i e r t , w o b e i de r Bogen in de r H e r z k a m m e r lag und die b e i d e n Enden ins M y o k a r d v e r s e n k t wurden . Die A r t e r i e n w a n d w a r v o r h e r mehrfach durchl6cher t worden . 3 W o c h e n bis 2 M o n a t e nach der I m p l a n t a t i o n w u r d e der Ramus d e s c e n d e s a n t e r i o r l i g i e r t und d ie T ie re 42 S tunden bis bzw. 5 Tage nach d i e s e m Eingriff ge t6 te t . Bei Durchs i ch t de r Herzpr~ipara te s te l l te s ich heraus , dab d ie Kuns ts to f f rOhrchen to ta l throm- bos i e r t waren , w~ihrend d ie U- f6 rmigen A r t e r i e n t r a n s p l a n t a t e gr6Btente i l s nur im i n t r a m u r a l e n Bere ich v e r s c h l o s s e n waren . Trotz des w e i t g e h e n d n e g a t i v e n m o r p h o l o g i s c h e n Befundes w a r e n d ie M o r t a l i t f t s r a t e und In- fa rk tgr6Be g e r i n g e r als be i e n t s p r e c h e n d e n Kon t ro l l se r i en .

Massirno und Boffi (1957) v e r s e n k t e n in g e s u n d e s M y o k a r d T- f6rmige Kuns t s to f f r6hrchen , w o b e i de r v e r t i k a l e A s t in d ie l inke H e r z k a m m e r hin- e in rag te . Zwe i Tage bis 6 M o n a t e p o s t o p e r a t i v w u r d e n d ie T ie re ge t6 te t , w o b e i 80 % de r Imp lan t a t e noch durchg~ingig waren .

Lary (1963) ffihrte L iga tu ren des Ramus d e s c e n d e n s a n t e r i o r durch und m a c h t e ansch l ieBend Inz i s ionen in das e n t s p r e c h e n d e Endokard . Dieses V o r g e h e n schi i tz te die T ie re n ich t v o r dem a k u t e n In fa rk t e r e ign i s ; a n d e r e r - se i ts w u r d e d ie L iga tu r y o n i n s g e s a m t 6 T ie ren i iber leb t , be i d e n e n d ie E n d o k a r d i n z i s i o n e n e in ige M o n a t e v o r h e r g e m a c h t w o r d e n waren .

Berger und Mi ta rb . (1964) n a h m e n E n d o k a r d r e s e k t i o n e n in isch~imischen M y o k a r d b e z i r k e n vor. Im Bere i che d i e se r i nne re n H e r z w u n d e n b i l d e t e n sich m u r a l e T h r o m b o s e n aus, in d e n e n es zur En twick lung k o m m u n i z i e r e n - de r Gef~iBe kam. A m me i s t en v e n t r i k u l o - k o r o n a r e A n a s t o m o s e n h a t t e n sich

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136 Archiv fi~r Kreislaufforschung, Band 66, Heft 1-4

bei den T ie ren ausgebi ldet , bei denen der Infarkt erst W o c h e n nach dem Eingriff am Endokard gesetzt wurde. ~ h n l i c h e Un te r suchungen , die auch e in ve rg le i chba res Ergebnis e rgaben, w u r d e n 1965 yon V i n e b e r g und Mit- arb. durchgefi ihrt .

Sen und Mitarb. (1965) ffihrten die t r ansmyoka rd i a l e A k u p u n k t u r in die t i e r expe r imen te l l e Techn ik ein. Nach Ligatur e ines Koronaras tes n a h m e n sie im Isch~imiegebiet mul t ip le P u n k t i o n e n vor, wobei die gesamte Myo- ka rdd icke mi t samt F.ndokard durchbohr t wurde. Die so b e h a n d e l t e n Tiere ha t t en e ine h6here Ube r l ebens ra t e und k le inere Infarkte als n icht behan- del te Kontrol l t iere . Bei den bis zu 8 W o c h e n pos topera t iv e n t n o m m e n e n Herzen g laubt Sen his tologisch offene Punkt ionskan~i le n a c h g e w i e s e n zu haben.

W a k a y a b a s h i und Mitarb. (1967) machten ebenfa l ls M y o k a r d p u n k t i o n e n , jedoch wa ren bei der sp~iteren Durchsicht der e n t n o m m e n e n Pr~iparate die Punkt ionskan~i le an ihrem endoka rd i a l en Ende verschlossen. Trotz- dem w a r e n wie bei Sen Mortalit~itsrate und InfarktgrSl~e ger inger als bei den Kontro l l t ie ren .

In e ine r we i t e r en Studie w ie sen Sen und Mitarb. (1968) durch Anfer t i - gung yon Korrosionspr~iparaten yon p u n k t i e r t e n H u n d e h e r z e n Verb in- dungswege zwischen l inker Kammer und Myoka r d nach. Andere r se i t s er- w iesen sich die me i s t en Punktionskan~ile in h i s to log ischen Se r i enschn i t t en schon nach 48 bis 72 S tunden durch gef~iI~reiches Bindegewebe verschlos- sen.

Nach e twa 20 t r a n s m y o k a r d i a l e n P u n k t i o n e n mit e iner 2,5 mm dicken Kan(i le p roduz ie r t en W h i t e und H e r s h e y an e in igen H u n d e n 1968 mit Hilfe y o n A m e r o i d k o n s t r i k t o r e n e inen to ta len Verschlu[~ al ler drei Koronara r t e - rien. Die Tiere i ibe r l eb ten d iesen Zustand, w~ihrend alle Kont ro l l t i e re inner - ha lb yon 18 Tagen vers ta rben . Zwei der ( ibe r lebenden Tiere w u r d e n nach 2 M o n a t e n get6tet . Es fanden sich die Korona ra r t e r i en okkludier t , w~ihrend e in Myoka rd in fa rk t n icht nachwe i sba r war. Der dri t te Hund lebte noch nach 18 Mona ten .

Die U n t e r s u c h u n g e n yon Khaze i und Mitarb. (1968) e n t sp r e c he n d e n e n Sens. Alle rd ings g l a u b e n sie, h is tologisch noch nach W o c h e n offene Punk- t ionskan~ile n a c h g e w i e s e n zu haben.

Kuze la und Mil ler (1969) n a h m e n im Zen t rum eines gr613eren Isch~imiebe- zirkes am H u n d e h e r z e n yon e ine r Stelle aus 6-8 radi~ire t r a n s m y o k a r d i a l e P u n k t i o n e n vor. 5-20 Wochen pos topera t iv k o n n t e n sie ke ine offenen Punk- t ionskan~ile mehr ident i f iz ieren.

Pifarr~ und Mitarb. (1969) k o n n t e n bei Unte rsuchungen , die nach Sen's- Techn ik durchgeff ihrt w o r d e n waren , ebenfal ls pos topera t iv ke ine offenen Kan~le ident i f iz ieren. Zu e inem gleich n e g a t i v e n Ergebnis k a m e n D y b ic k i und Mitarb. (1969), die im Isch~imiebezirk mit Hilfe e ines modif iz ie r ten Tra- cheotoms e inen im Durchmesse r 1 cm groI~en Endokard- und Subendokard - bezirk en t fern ten .

W a l t e r und Mitarb. (1970) maiden die B lu tve r so rgung m e inem akut ge- se tz ten Isch~imiebezirk im Bereich der V o r d e r w a n d des l i nken Vent r ike l s d i rekt pos topera t iv mit Hilfe yon Rubid ium 86. P u n k t i o n e n mit Kanf i len e ines Durchmessers v o n 1,2 his 0,5 mm e rgaben ke ine s ign i f ikante Akt iv i -

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E. Hoffmann u.a., Die Revaskularisation des Herzmuskels 137

Abb. 4 zeigt eine halbschematische Darstellung der ventrikulo-koronaren Anasto- mosen des Menschenherzens. Links unten im Papillarmuskel ein Thebesisches Ge- f~ , links oben ein ventrikulo-kapill~ires, in der Mitte ein ventrikulo-ven6ses und

rechts e~n ventrikulo-arterielles Gerbil].

t~itssteigerung, die jedoch er re icht wurde, nachdern vom I n n e r n der l i nken Kammer aus P u n k t i o n e n ohne Ve r l e t zung des Epikards mit e iner 4 mm dik- ken Kanfile durchgeffihrt wurden .

Fri ihere U n t e r s u c h u n g e n fiber die Bedeu tung und Morphologie der ven- t r i ku lo -ko rona ren A n a s t o m o s e n an m e n s c h l i c h e n Le ichenherzen (Abb. 4) ( H o f f m a n n und Mitarb., 1967, 1971) zeigten, dab in ex t remem Falle das ge- samte l inke Myokard vom Herzven t r i ke l aus ern~ihrt w e r d e n kann , womit prakt i sch der e m b r y o n a l e Zus t and der m y o k a r d i a l e n B lu tve r so rgung wie- der erre icht wird. Trotzdem f inden sich immer wieder Herzen, bei d e n e n zwar g rav ie rende pa tho log i sch-ana tomische Koronarver~ inderungen vorl ie- gen, e ine en t sp rechend s tarke A u s b i l d u n g v e n t r i k u l o - k o r o n a r e r Anas tomo- sen jedoch nicht n a c h z u w e i s e n ist, und auch andere Kol l a t e ra l en nur ge- r ing ausgebi lde t sind. Es hande l t sich um Herzen, bei d e n e n en twede r die En twick lung des schweren di f fusen Korona r schadens so schnel l vons t a t t en ging, dab sich en t sp rechende A n a s t o m o s e n vom Ven t r ike l her n icht genfi- gend rasch ausb i lden konn ten , oder abe t die En twick lung dieser Kol la teral - gef~iBe durch andere F a k t o r e n gehemmt wird, die noch n icht n~iher abzu- sch~itzen sind.

Aufg rund unse re r f r i iheren U n t e r s u c h u n g s e r g e b n i s s e sind wir der Mei- hung, dab bei d iesen Herzen e ine ch i rurg ische Er6ffnung des k o r o n a r e n Ge-

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138 Archiv l[ir Krei,slaulfo,rschung, Band 66, Heft 1-4

faf~bettes von der l i nken Kammer aus durchaus zu d i sku t i e ren ware. Vor Einff ihrung dieser Methode in die k l in i sche Praxis s ind noch exper imen te l l e U n t e r s u c h u n g e n no twendig . Diese No twend igke i t wurde besonders deut- lich bei Durchs icht der zu d iesem Thema bisher e r s c h i e n e n e n Literatur. Dabei zeigt sich, dab n u t d a n n die Frage e iner Gefai3neubi ldung und ihre m6gl iche F u n k t i o n wirk l ich beur te i l t w e r d e n kann, w e n n die Gefal~e mor- phologisch erfal~t worden sind. Die morphologische Dars te l lung evtl. GefaB- n e u b i l d u n g e n lal3t sich nicht durch statist ische Hilfsmit tel wie ge r ingere Mor ta l i ta t s ra te , k l e ine re r Infarkt oder v e r m e h r t e n Nachweis von Iso topen in I schamiebez i rken oder durch his tologische Ser ienschni t t e ersetzen.

Mit der von uns a n g e w a n d t e n Aufhe l l ungs t echn ik k o n n t e n wi t den Ur- sp rung und den gesamten Ver lauf von v e n t r i k u l o - k o r o n a r e n A n a s t o m o s e n am H u n d e h e r z e n dars te l len. Wi r g ingen ursprf ingl ich von der Vors t e l lung aus, dab durch die v o n uns v o r g e n o m m e n e n S t a n z u n g e n hunde r t e y o n myo- ka rd i a l en Gefal~en mi t t le rer Gr61~enordnung er6ffnet wfi rden und sich e in ige dieser Gefal3e in ven t r i ku lo -ko rona r e Gef~il~e umfo rmie ren wfirden. Bei 7 hepa r in i s i e r t en H u n d e n in j i z ie r t en wir d i rekt nach Er6ffnung der k o r o n a r e n Ends t rombahn und nach Setzen e iner Ligatur im Descendensbe- re ich e inen In t rav i ta l -Farbs tof f in den l i nken Vorhof. W a h r e n d sich das ge- samte M y o k a r d t iefblau anfarbte , konn te im I schamiegeb ie t ke in Farbstoff n a c h g e w i e s e n werden. Insbesondere b l i eben die Muskelbez i rke , die di rekt im Bereiche der S tanzungss te l l en lagen, ungefarbt .

W i t g lauben , dab die cturchweg n e g a t i v e n Befunde an a l len Versuchs t ie - t en daffir sprechen, dai3 e ine sofortige M y o k a r d v e r s o r g u n g fiber frische in- ne re H e r z w u n d e n nicht stat tf indet. Bei Durchs icht h is to logischer Schni t te en t sp rechender He rzve r l e t zungen von Tieren die 8-42 Tage p. op. vers tar - ben, s tel l te sich heraus, dab alle S tanzs te l len durch gefaI~reiches Granu la - t i onsgewebe verschlossen waren (Abb. 5). Dies entspricht den Mi t t e i l ungen e ines Grol~teils der z i t ie r ten Autoren , die fiber ve r sch lossene Punk t ionska - na le oder andere abgehe i l te Endokardl~isionen ber ichten . Andere r se i t s fand sich in u n s e r e n Aufhel lungspr~ipara ten bei r e i n e n In fa rk therzen nach 6 bis 7 Wochen , bei Infarkten , die mit S t a n z u n g e n kombin i e r t waren , j edoch schon nach 3-4 Wochen e ine ve rmehr t e und ve r s t a rk te A u s b i l d u n g vent r i - k u l o - k o r o n a r e r Gefal3e. W i t i n t e rp re t i e r en diese Befunde in der Form, dab sich s e k u n d a r fiber mura le Th rombosen un d fiber das G r a n u l a t i o n s g e w e b e der Biops ies te l len v e r m e h r t v e n t r i k u l o - k o r o n a r e K o m m u n i k a t i o n e n ausbi l - den. Hierffir sp rechen auch die Befunde y o n Rodriguez und Mitarb. (1960), die an 112 m e n s c h l i c h e n In fa rk the rzen yon m u r a l e n Th rombosen ausge- hende V e r b i n d u n g e n nachwiesen .

Abb. 6 zeigt das Kor ros ionsp rapa ra t e ines ausgedehn ten V e n t r i ke l - A ne u - rysma. In den R a n d g e b i e t e n des A n e u r y s m a e r ke nn t m a n mul t ip le ne u ge- b i ldete v e n t r i k u l o - k o r o n a r e Anas tomosen . Berger und Mitarb. (1964), die par t ie l le E n d o k a r d r e s e k t i o n e n durchffihrten, k o n n t e n bei spa te ren histologi- schen U n t e r s u c h u n g e n in der Tiergruppe, wo die Resek t ionen e twa 3 W o c h e n vor der Ligatur e ines Haup tko rona ra s t e s gemacht wurden , fast doppel t sovie l fiber o rganis ie r te T h r o m b e n ve r l au fende V e r b i n d u n g e n n a c h w e i s e n wie in e ine r Kont ro l lgruppe , bei der be ide opera t ive Eingriffe zur g le ichen Zeit gemacht w o r d e n waren.

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Abb. 5. His tologischer Schnit t durch e ine e n d o m y o k a r d i a l e Terebrat ionsstel l .e , die yon e iner mura l en T h r o m b o s e ~usgekle ide t ist. 3fache Vergr .

Abb. 6. Korrosionspr~iparat e ines a u s g e d e h n t e n menschl ichen V e n t r i k e l a n e u r y s m a . In den Randgeb ie t en des A n e u r y s m a e rkenn t man mult iple, n eu g eb i l d e t e vent r i -

ku lo -ko rona re Anas tomosen . l fache Vergr .

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140 Archiv f[ir Kreislaufforschung, Band 66, Heft I-4

Uber ve rg l e i chba re Ergebnisse ber ich te t Lary, der Endoka rd inz i s ionen ange leg t hatte. Venugopa l und Mitarb. (1967) b e o b a c h t e t e n be im Hund, dab P u n k t i o n s k a n ~ l e prim~ir durch F ib r inge r innse l ve r sch lossen werden , sekun- d~r jedoch eine Rekana l i s a t ion zus tande kommt.

W h i t e und H e r s h e y (1968) war es mit Hilfe von A m e r o i d k o n s t r i k t o r e n ge lungen , i nne rha lb y o n e twa 3 W o c h e n e in Herz yon der n o r m a l e n Koro- n a r v e r s o r g u n g vdl l ig abzuschne iden . Trotzdem fanden sich pa thologisch- ana tomisch ke ine Ver~inderungen des Myokards , da nach vo rhe r igen mul t i - p len P u n k t i o n e n offenbar die Zeit zu ve rmehr t e r A u s b i l d u n g ven t r i ku lo - ko rona re r A n a s t o m o s e n ausgere ich t hatte. In e iner Ve r suchsg ruppe ohne vorher ige Punk t ion s t a rben alle Tiere sp~itestens am 18. pos tope ra t i ven Tage.

Eigene Versuche, bei d e n e n der gesamte l inke K r a n z a r t e r i e n s t a m m ligier t w o r d e n war, und gle ichzei t ig mul t ip le S t a n z u n g e n v o r g e n o m m e n w o r d e n waren , f i ihrten alle zum i n t r a o p e r a t i v e n Herzs t i l l s tand. W e n n trotz dieser Befunde und U b e r l e g u n g e n mehrere A u t o r e n darfiber ber ich ten , dab bei Herzen, bei d e n e n gle ichzei t ig Infarkte und t r a n s m y o k a r d i a l e P u n k t i o n e n v o r g e n o m m e n w o r d e n waren , die Mortalit~itsrate ge r inger und die Infark te der wen ige Tage pos topera t iv e n t n o m m e n e n Herzen k le ine r w a r e n als bei e ine r r e inen Infarktser ie , so k 6 n n e n wir diese Beobach tungen nu r best~iti- gen. W i r w a r e n bei unse re r Kont ro l l ser ie g e z w u n g e n k le ine re Infarkte zu setzen, da die Tiere so groBe Isch~miebezi rke wie bei der k o m b i n i e r t e n Ope ra t i on mit E n d o m y o k a r d s t a n z u n g e n nicht to ler ier ten . Wi e oben erl~u- tert, k a n n dieses Ve rha l t en n icht dadurch erkl~irt werden , dab fiber frisch erzeugte Kan~le e ine sofort ige Blu tve r so rgung der Isch~miezone yore Ven- t r ikel aus stat tf indet . W i r g lauben, dab hier ein V or ga ng zus tande kommt, der mit der friiher ge i ib ten Skar i f ika t ion y o n Extremit~iten bei hochgrad iger a r te r ie l le r D u r c h b l n t u n g s s t 6 r u n g ve rg le i chba r ist. Durch die Er6ffnung des In fa rk ta rea l s zum l i nken Ven t r ike l hin, kommt es n icht zur typ i schen Udembi ldung , da die Gewebsf l i i ss igkei t in die Kammer abgepreBt w e r d e n kann . Es kommt zu e inem S~iftestrom, der v o n den Randgeb ie t en des In- farkts zum Zen t rum bzw. zum Vent r ike l b in ger ich te t ist, w odu r c h eine M i n i m a l e r n ~ h r u n g des Myokards gew~hr le is te t wird. Gleichzei t ig en twik- kel t sich dutch d iesen S~iftestrom eine ve rmehr t e Kap i l l a r a t t r ak t ion vom g e s u n d e n M y o k a r d zum Infarkt hin.

W a k a b a y a s k i u n d Mitarb. w iesen nach, dab e in punk t i e r t e s Herz ,,die in- t e r k o r o n a r e n Kol l a t e ra l en sehr viel st~irker ausgeb i lde t hat als e in re ines Infarktherz" . Diese B e o b a c h t u n g e n k o n n t e n wir an u n s e r e n Ve r suchs t i e r en ebenfa l ls machen.

Dutch den b e s c h r i e b e n e n verst~irkten S~iftestrom wird auch die Ta tsache erkl~irt, dab W a l t e r u n d Mitarb. (1970) in p u n k t i e r t e n In fa rk ten mehr Isoto- pen n a c h w e i s e n k o n n t e n als im nicht behande l t en .

Bei a l ler Vors icht bei der Ube r t r agung y o n t i e r e xpe r i me n t e l l e n Unte rsu- c h u n g s e r g e b n i s s e n auf mensch l i che Verh~iltnisse g l a u b e n wir, dab die M y o k a r d s t a n z u n g zur Behand lung der s chweren t he r ap i e r e s i s t en t en An- gina pector is gee igne t ware. W i t h a b e n es bevorzugt , im Exper imen t an Stelle y o n P u n k t i o n e n M y o k a r d s t a n z u n g e n vo rzunehmen , da wir n icht ein- sehen, dab in e inem max ima l va sku l a r i s i e r t en Gewebe zus~tzliche Kan~ile

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E. Hoffmann u. a., Die Revaskularisation des Herzmuskels 14!

i ibe rhaup t geschaffen w e r d e n k6nnen . Tro tzdem g l a ube n wir, dab das Prin- zip bei b e i d e n T e c h n i k e n das gleiche ist. Es kommt darauf an, Endokardl~i- s ionen zu setzen, durch die die sekund~re A u s b i l d u n g v e n t r i k u l o - k o r o n a r e r A n a s t o m o s e n gef6rdert wird. Die Behand lung des f r i schen Herz infark tes schein t mit d ieser Methode n icht durchfi ihrbar , da sich en t sp rechende Kol- l a t e ra len erst nach 2-4 Wochen ausb i lden wfi rden u n d die Opera t ionsbe la - s tung im a k u t e n S tad ium zu groI3 w~re.

Die be sch r i ebene Behand lungsme thode hat bei der Koronar insuf f iz ienz gegen i iber ande ren Ver fahren den groBen Vortei l , dab die Ope ra t i onsdaue r sehr kurz geha l t en werden kann . Bei u n s e r e n T i e r v e r s u c h e n w a r e n die ent- sp r echenden O p e r a t i o n s v e r r i c h t u n g e n in e twa 30 M i n u t e n abgeschlossen.

In Einzelf~l len w u r d e n t r a n s m y o k a r d i a l e P u n k t i o n e n in der H u m a n m e d i - zin bei i n t r aope ra t i ven N o t s i t u a t i o n e n bere i t s durchgeffihrt . W~ihrend e iner Vinebergschen Opera t ion bei e inem 62j~ihrigen Pa t i en t en mit okkul ie ren- der Sklerose be ider K o r o n a r a r t e r i e n kam es zu e inem nicht behe r r s chba ren Kammerf l immern . W h i t e und Hershey (1968) rnachten mit e iner 2,5 mm dik- k e n Kanfile e twa 100 P u n k t i o n e n in die Vorder- u n d Se i t enwand des l inken Vent r ike ls . Nach d iesem Eingriff k o n n t e das Herz erfolgreich def ibr i l l ier t werden .

Nach zu l angem k a r d i o - p u l m o n a l e n Bypass bei inad~iquater Koronarper - fus ion machte Cooley wiederho l t und mit Erfolg t r a n s m y o k a r d i a l e Punkt io- nen, w e n n er Schwie r igke i t en bei der ka rd i a l en R e a n i ma t i on hatte. Sen und Mitarb. (1968) be r i ch t e t en b i sher fiber 4 en t sp rechende Opera t ionen , wobei sie nu r auf e inen Pall n8he r e ingehen . Dabei hande l t es sich urn e i ne n 20j~ihrigen Pat ien ten , bei dem es anl~iBlich e ines Unfa l les zum Herzst i l l - s tand g e k o m m e n war. W ~ h r e n d der ErSffnung des Per ikards zur d i rek ten Herzmassage wurde der Ramus descendens an te r ior du r c h t r e nn t und muBte da raufh in l igier t werden . Da es n ich t gelang, das Herz zu defibri l l ieren, w u r d e n mul t ip le P u n k t i o n e n im In fa rk tgeb ie t durchgefi ihrt . Anschliel:Jend hat te die Rean ima t ion Erfolg. A u f g r u n d e ines schon i r r eve r s ib l en Zerebral - schadens vers ta rb der Pa t ien t j edoch am ers ten pos tope ra t i ven Tag.

Zusammenfassung

Nadl Durchfiihrung morphologischer Untersuchungen iiber das Verhalten ventri- kulo-koronarer Anastomosen bei der Koronarsklerose des Menschen wurde tier- experimentell versucht, das Myokard bei schwerer Koronarinsuffizienz vom linken Ventrikel aus ~u revaskularisieren.

Es werden die sich postoperativ ausbildenden ventrikulo-koronaren Anastomo- sen morphologisch beschrieben und mit den entsprechenden Gef~i[Jen bei gesunden Hundeherzen verglidaen. Nach den erzielten Ergebnissen eignet sich diese Methode nicht zur Therapie der akuten Koronarinsuffizienz, sondern nur ffir die der schwe- ren chronischen Koronarsklerose. Die M~gliahkeit der Anwendung in der I--Iuman- medizin wird diskutiert.

Summary

Morphological investigations concerning the behavior of ventricular-coronary anastomoses in human coronary sclerosis have been performed. After these mor- phological investigations in human cases, it has been attempted in animal experi- ments to revascularize the myocardium from the left ventricel in cases of severe coronary insufficiency.

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142 Archly fiir Kreis lauf forschung, Band 66, Hef t I--4

The p o s t o p e r a t i v e de~e lop ing v e n t r i c u l a r - c o r o n a r y a n a s t o m o s e s a re m o r p h o - log ica ly d e s c r i b e d and c o m p a r e d w i t h the correspo~nding v e s s e l s in n o r m a l can ine hea r t s . A c c o r d i n g to t he se r e su l t s this m e t h o d is no t su i t ab le for the t h e r a p y of acu te c o r o n a r y insuff ic iency, bu t on ly in t h o s e cases of s e v e r e chronic c o r o n a r y sc leros is . The poss ib i l i t y of app l i ca t ion in h u m a n me d ic ine is d i scussed .

Lileratur

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Anschr i f t de r V e r f a s s e r :

Prof. Dr. E. Hof fmann et al., ChJrurg ische Univ. Klinik und Pol ik l in ik 4000 Dfisseldorf , M o o r e n s t r a 6 e 5