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Wo liegen heute die Chancen und Herausforderungen? Und welche warten in der Zukunft? E-TOURISMUS TOURISMUSMAGAZIN | AUSGABE 01/13 | WINTER/FRÜHLING 2013 P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

Die Saison Ausgabe 01 / 2013

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Die SAISON ist die Fachzeitschrift der Tirol Werbung. Insgesamt sechs Mal im Jahr werden darin Daten, Fakten und spannende Geschichten rund um Tirol und seinen Tourismus präsentiert.

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Page 1: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

Wo liegen heute die Chancen und Herausforderungen? Und welche warten in der Zukunft?

E-Tourismus

T o u r i s m u s m a g a z i n | a u s g a b e 0 1 / 1 3 | W i n T e r / F r ü h l i n g 2 0 1 3

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Page 2: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

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Page 3: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

3 saison

Stichwortsaison

Stichwort

E-tourismus

• 30 Prozent der Reisenden vertrauten im vergangenen Jahr bei der Wahl ihrer Unterkunft auf soziale Netzwerke wie Tripadvisor und Facebook.

• Das Hotelbewertungsportal TripAdvisor zählt 60 Millionen Besucher im Monat

und über 75 Millionen Erfahrungsberichte.

• Zum besten Hotel der Welt kürten die nutzer von Tripadvisor im Jahr 2012

übrigens das Four Seasons Resort Hualalai at Historic Ka‘upulehu auf Hawaii.

Erweiterte realität(Augmented reality)

Das Google Project Glass ist ein Forschungsprojekt von Google. in das sicht-feld einer Brille werden informationen aus dem internet eingeblendet. Die Brille soll noch vor 2014 auf den Markt kommen.

ENtEr, die:Konferenz über E-Tourismus.

Vertreter von Tourismus, industrie

und Wissenschaft tauschen sich

über die neuesten Erkenntnisse im

online-Tourismusmarketing aus.

Die erste EnTER fand 1994 in

innsbruck statt, die 20. (und

noch einige weitere) ebenfalls.

Zitiert

„ENTER war der einzige Ausdruck aus der Computer- welt, der mir geläufig war. Deshalb heißt die Konferenz jetzt auch so: ENTER.“ Andreas Braun, ehemaliger Direktor der Tirol Werbung

„Wenn ich heute einem Touristiker einen Rat für die Zukunft geben müsste, dann wäre dieser: Setzt auf alles, was die mobile Nutzung des Internets unterstützt.“James van Thiel, Google Tourism

„Der Konsument von heute mischt sich ein. Somit ist Webmarketing keine IT-Frage, sondern eine strategische Frage. Und die betrifft das Management und kann nicht an eine externe Agentur ausgelagert werden.“Hannes Werthner, Mitbegründer der EnTER

ZAhlEN bittE

2010 wurden in Europa online

rund 71,6 Milliarden Euro

im Tourismusbereich (inkl. Flüge)

umgesetzt, elektronische Buchungen

machen heute bereits

50 Prozent der Umsätze aus.

Von Tis zu TisCoVERaus dem netzwerk Tis (Tirol informations system), gegründet 1991, wurde 1995 Tis@Web – eine der ersten Reiseseiten weltweit. im Jahr 2000 bekam Tis den neuen namen Tiscover, 2005 erhielt die Webseite den Multimedia-staatspreis Österreich in der Kategorie „Tourismus und Gesundheit“. im Jahr 2008 wurde TisCoVER an die BuchungsplattformHRs verkauft.

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4 saison

editorial

Die permanente Mobilität provoziert immer kurzfris-tigere und noch spontanere Entscheidungen – auch was Reisen angeht. Die digitale Offensive erhöht Schnelligkeit und Komplexität gleichermaßen.

Der digitalen Welt nicht nur kompetent, sondern mit innovativem Spür- und Geschäftsinn begegnen zu können, wird immer mehr zum Gradmesser des touristischen Erfolgs.

Die „Digital Natives“ müssenauf dem Fundament der rentablen Betriebswirtschaft sowohl den virtuellen Markt-platz erfolgreich managen, als auch die erhöhte Sehnsucht nach menschlichen Begeg-nungen des Herzens in den realen (Urlaubs-)welten stillen.

Page 5: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

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„Digital Natives“ an die macht

D

ie digitalen Technologien wie Compu-

ter, internet und smartphones haben

nicht nur die Welt verändert. sie haben

die Welt in zwei lager gespalten. alle jene, die sich erst

im laufe ihres lebens mit den digitalen Technologien

vertraut machen konnten, bleiben für den Rest ihres le-

bens sogenannte digitale Einwanderer – „Digital immi-

grants“. Unter „Digital natives“ wiederum verstehen wir

heute jene – mittlerweile erwachsene – Generation,

welche von klein auf mit den neuen Technologien des

digitalen Zeitalters aufgewachsen ist. Computerspiele,

E-Mails, internet, Mobiltelefone und instant Messaging

sind integrale Bestandteile ihres lebens, sie wurden

schon früh damit sozialisiert. studien belegen, dass

diese allgegenwärtige ausstattung und die massive

interaktion auf Basis neuester Kommunikationstech-

nologien andere Denkmuster forciert und in summe

zu einem fundamentalen Unterschied führt, wie in-

formationen verarbeitet werden. Die heutige „always

on“-Generation, die ins digitale Umfeld quasi natürlich

hineingeboren wurde, ist es gewohnt, informationen

sehr schnell zu empfangen und weiterzugeben. sie

liebt es, parallel in Multitasking zu arbeiten und funkti-

oniert am besten, wenn sie vernetzt ist.

Technologische neuerungen werden in Win-

deseile absorbiert und als natürliche Erweiterung des

individuellen aktionsspielraums sofort integriert. Die

mobile nutzung des internets wird dabei das Tempo

weiter verschärfen. Bereits heute werden 16 Prozent

aller online gebuchten Reisen über smartphones ge-

tätigt, im kommenden Jahr soll dieser anteil weiter auf

rund 23 Prozent anwachsen. Diese permanente Mobi-

lität provoziert immer kurzfristigere und noch sponta-

nere Entscheidungen – auch was Reisen angeht. Die

digitale offensive erhöht schnelligkeit und Komplexität

gleichermaßen.

Rasante Veränderungen. Kunden- und Ge-

schäftsmodelle haben sich auch im Tourismus längst

nachhaltig verändert und rasante Veränderungen im

E-Tourismus stehen fast schon an der Tagesordnung.

Diese Revolution fordert die Jungen und fördert auch

eine neue Generation von Touristikern. „Kinder an die

Macht“ – dieser Musiktitel von Herbert Grönemeyer

mag die Bedeutung unterstreichen, dass „Digital nati-

ves“ gerade auch im Tourismus die Weichenstellungen

für die Zukunft mitgestalten müssen. Darin inbegriffen

ist eine enorme Chance für eine „next Generation“ von

heimischen Touristikern, die mit Kooperationsstrategi-

en in einer komplexen netzwerkstruktur von Partnern,

Mitbewerbern und Kunden punkten.

Unumgänglich ist dazu ein landesweiter investi-

tions- und innovationsschub, um österreichische Tou-

rismuskompetenz und Wissen rund um bevorstehende

Technologieoffensiven im sinne des Wettbewerbsvor-

sprungs zu verbinden. schon einmal hatte man in den

1990er Jahren rund um die Entwicklungen des Tirol

informations system Tis und der Fachkonferenz En-

TER Wissensvorsprünge aufgebaut. Es ist daher ernst

zu nehmen, wenn Univ.-Prof. Hannes Werthner, ein

Mitbegründer von Tis und EnTER, in einer aktuellen

Petition an die Regierung neue Forschungsimpulse und

Kompetenzaufbau anmahnt.

Eine digitale Bildungsoffensive ist für den „Tou-

rismusweltmeister“ Österreich tatsächlich wichtig. Bei

der ausformung dieser fachspezifischen Kompetenzen

müssen unsere Tourismusschulen und internationalen

ausbildungsstätten eine Vorreiterrolle einnehmen. Der

digitalen Welt nicht nur kompetent, sondern mit inno-

vativem spür- und Geschäftsinn begegnen zu können,

wird immer mehr zum Gradmesser des touristischen

Erfolgs. Das entsprechende Know-how rechtzeitig aus-

zuformen und Entwicklungsschübe zu antizipieren wird

zum Knackpunkt. Denn das Web hat sich als zentraler

Kommunikations-, Vertriebs-, Transaktions- und Dar-

stellungsmotor manifestiert.

Das anforderungsprofil wird analog dazu immer

umfassender. Für unsere erfolgreichen älteren Touristi-

ker waren die echten Begegnungen mit menschlichen

Qualitäten als herzliche Gastgeber das Maß aller Dinge.

Die „Digital natives“ – die neue Generation im Touris-

mus – müssen also auf dem Fundament der rentablen

Betriebswirtschaft sowohl den virtuellen Marktplatz

erfolgreich managen, als auch die erhöhte sehnsucht

nach menschlichen Begegnungen des Herzens in den

realen (Urlaubs-)welten stillen. ×

EDiToRial

J o s EF M a R G R Ei T ER , D i R EK To R T i R o l W ER B U n G

Page 6: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

Leopoldstraße 28, 6020 Innsbruck, T: + 43 512 578691, F: 573738Öffnungszeiten: Mo - Fr: 9:00 - 18:00 Uhr, Sa: 9:00 - 13:00 Uhr

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Page 7: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

7

28

Der Platz für Weltmeister

saison

inhalt

Impressumsaison – tourismusmagazin, nr. 1/2013 (65. Jahrgang) saison-abohotline: 0512/58 60 20

Herausgeber: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MedieninHaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHefredakteur: Matthias Krapf • redaktion: mag. sylvia ainetter, steffen arora, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • autoren: Ernst Molden, Alois Schöpf • fotografen: Gerhard Berger, Emanuel Kaser, Franz Oss • layout: Marco Lösch, Tanja Mintscheff • anzeigenVerkauf: thomas Pilgram, [email protected] • ansCHrift Verlag: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, [email protected] • gesCHäftsfüHrung Verlag: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • druCk: niederösterreichisches Pressehaus, st. Pölten. Die informationen zur offenlegung gemäß § 25 medienG können unter der Url www.zielgruppenverlag.at/impressum abgerufen werden.

8der Wandel geht weiterüber Chancen und Herausfor-derungen des e-tourismus

12aus analog wird digitaleine kleine zeitreise anlässlich der 20. enter-Konferenz

14„es wird komplizierter und einfacher“Der enter-mitbegründer und e-tourismus-experte Hannes Werthner im interview

18digitales reisegeflüstersocial media: Gerade für den tourismus spielt mundpropaganda im Web 2.0 eine bedeutende rolle.

20neue MachtverhältnisseBooking.com und Co.: Wie mit den Bewertungsplattformen umgehen?

22 What‘s next?Die trends im e-tourismus

24information statt datenWas steckt hinter dem relaunch von www.tirol.at?

maGazin

28der Platz für Weltmeisterzu Besuch im tirolBerg in schladming. ein rückblick

32schaufenster des WelttourismusitB Berlin: interview mit messe-Direktor martin Buck

34 treue reiseweltmeisterreisemarkt Deutschland im Porträt

36„es braucht einen gastgeber“Georg lamp, langjähriger Direktor des Congress innsbruck, im interview

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39gemeinsam sanftWie tirols 13 langlaufspezia-listen zusammenarbeiten

42 ruhepol mit Weitblickin memoriam reinhold stecher

44gedankenspielplatzWas im zwischenbereich von Design und Kunst möglich ist, zeigt der schauraum designart in innsbruck.

46

ein Vierteljahrhundert weltumspannendDas osterfestival tirol ist seit 25 Jahren fester Bestandteil des tiroler Kulturkalenders.

49 kommentare

50 nachgefragt

42

rUHePol mit WeitBliCK

sCHaUfenster Des WelttoUrismUs

44

GeDanKensPielPlatz

DiGitales reiseGeflüster

Gemeinsam sanft

tHema: e-toUrismUs

Page 8: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

8 saison

E-tourismus

A

ls die EnTER 1994 erstmals

über die Bühne ging, war die

skepsis der Branche gegen-

über den prognostizierten

Entwicklungen groß. „Was redet ihr denn

für einen Blödsinn“ und „Das braucht doch

keiner“ waren die gängigsten Reaktionen,

erzählt Hannes Werthner, Universitätspro-

fessor für informatik an der Technischen

Universität Wien, Experte für E-Tourismus

und Mitbegründer der EnTER (siehe inter-

view seite 14).

Was dann kam, hat die Tourismus-

branche, wie viele andere Wirtschaftszwei-

ge, geradezu überrollt. Die Veränderungen

waren radikal. „Wir haben uns von einem

geschlossenen system, in dem es bestimm-

te anbieter mit einem spezifischen angebot

gibt, zu einer offenen netzwerk-Gesellschaft

bewegt, in der jeder mit jedem verbunden

ist, miteinander kommuniziert und informa-

tionen bereitstellt und sie austauscht“, be-

schreibt Dimitrios Buhalis, Vorsitzender der

iFiTT (international Federation for informati-

on Technologies in Travel and Tourism) und

Professor an der Bournemouth Universität

in Großbritannien, die derzeitige situation.

Für Buhalis gestaltete sich der Wandel im E-

Tourismus in den vergangenen 20 Jahren

geradezu „dramatisch“.

Das Geschäft ist einerseits unglaub-

lich schnell geworden und damit weniger

planbar. Der Konsument hat unter ande-

rem durch den unkomplizierten Zugang

zu informationen an stärke gegenüber den

touristischen anbietern gewonnen. Werth-

ner bezeichnet die derzeitige struktur als

zweiseitigen Markt (double sided market).

Einander gegenüber stehen zwei Teilneh-

mer und zwischen ihnen gibt es einen oder

mehrere Vermittler. „in einem double sided

market gibt es immer einen, der im Vorteil

ist. in diesem Fall ist es der Konsument“, sagt

Werthner.

Ein aspekt dieser neuen stärke des

Konsumenten ist die elektronische Mund-

propaganda – „E-Word-of-Mouth“. Gäste

tauschen sich über unterschiedliche Kanäle

über das tatsächlich vorhandene touristi-

sche angebot aus und bewerten es. steht,

was der anbieter über das angebot sagt,

in krassem Widerspruch zu den Kunden-

bewertungen, entsteht daraus schnell ein

Problem.

Der Wandel geht weiterDas Internet hat den Tourismus grundlegend verändert. Der Umbruch ist allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Über Chancen und Herausforderungen des E-Tourismus

Von Sonja K ainz

Page 9: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

9saison

E-tourismus

„Mehr als 50 Prozent der Urlauber

informieren sich auf einer Bewertungs-

plattform, bevor sie den Betrieb buchen“,

sagt Christian Maurer, Professor für

Tourismusmanagement und Freizeit-

wirtschaft an der Fachhochschule Krems.

Wird ein Hotel schlecht bewertet, muss

es deshalb mit unmittelbaren Umsatzein-

bußen rechnen. auch die Vertriebskanäle

haben sich grundlegend geändert. Mehr

als 40 Prozent der Buchungen erfolgen

bereits online, Tendenz steigend. War das

Heft früher in der Hand einer größeren

anzahl von Reiseveranstaltern, sind es

mittlerweile einige wenige Big Player

wie Booking.com oder Expedia, die den

virtuellen strom der Reisenden zu den

touristischen akteuren schleusen. Diese

Plattformen agieren weltweit und sind

aufgrund ihres Einflusses am Markt nicht

nur in der Lage, der Tourismusindustrie

Zugeständnisse abzuverlangen, sie ma-

chen Preise auch mit einem Klick leicht

vergleichbar.

Die vielfach beklagte Übermacht

dieser Plattformen ist nach Einschätzung

von Branchenkennern zum Teil freilich

„Viele Betriebe haben die Entwicklung hin zu auf der Website buchbaren Angeboten verschlafen. Deshalb sind hier andere Anbieter eingesprungen.“

CHRisTian MaURER, PRoFEssoR FÜR ToURisMUsManaGEMEnT UnD FREiZEiTWiRTsCHaFT an DER FH KREMs

auch hausgemacht. „Viele Betriebe ha-

ben die Entwicklung hin zu auf der Web-

site buchbaren angeboten verschlafen.

Deshalb sind hier andere anbieter einge-

sprungen“, erklärt Maurer. schätzungen

zufolge fließen aus Österreich jährlich

rund 37 Millionen Euro in Form von Provi-

sionen an Reiseplattformen ins ausland.

Und weitere Umbrüche stehen bevor, da

sind sich die Experten einig.

Aktiv kommunizieren. „inno-

vation wird zumindest in der gleichen

Geschwindigkeit stattfinden wie bisher“,

glaubt Hannes Werthner. Für diejenigen,

die sich dessen bewusst sind, hält die

Geschwindigkeit der technologischen

neuerungen allerdings auch große

Chancen bereit. Davon ist auch iFiTT-

Präsident Buhalis überzeugt. „Wichtig ist,

zu verstehen, wohin sich die Technologie

bewegt und darauf basierend neue Lö-

sungen zu kreieren“, sagt der Forscher. Es

werde in Zukunft vor allem darum gehen,

sich mit den Konsumenten über soziale

netzwerke zu verbinden und mit ihnen

aktiv zu kommunizieren.

Jubiläumskonferenz. Zum zwanzigsten Mal

diskutierten Wissen-schaftler und Praktiker

die Entwicklung im E-Tourismus.

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Handle Creativ SoCial Marketing · a - 6020 innsbruck · dörrstraße 15 · tel.: +43 512 588 488 · [email protected] · www.handle-creativ.at

Markenentwicklung und -führung dominiert seit 1984 das Kerngeschäft der Tiroler Leadingagentur. Über die Jahre erweiterte das Team um Philipp und Hannes Handle die Dienstleistungskompetenz um die Bereiche Pre-Print für Image- und Angebotsmagazine sowie Gästezeitungen.

Seit März 2012 firmiert Handle Creativ als Tirols erste zertifizierte Social Marketing-Agentur und betreut neben Internetauftritt mit optimiertem Suchmaschinenmarketing die gesamte Social Marketing- Kommunikation inkl. Dialog und Redaktion zu Gästen, Hotelbewertungsplattformen oder Neigungsgruppen.

...Wir führen Ihren Dialog =

Page 10: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

10 saison

E-tourismus

Buhalis rät, dabei authentisch zu

bleiben: „Es ist nicht authentisch, wenn

man eine PR-Firma damit beauftragt.“

im Mittelpunkt sollten echte Menschen

stehen. „Wenn ich ein Foto von meinem

Koch poste, unter dem vielleicht steht:

Das ist mein Koch Michael. Er hat heute

schweinebraten zubereitet. so hat er das

gemacht. Das ist authentisch“, gibt Buhalis

ein Beispiel. Es kann sowohl die Glaub-

würdigkeit eines Betriebes, aber auch ei-

ner Destination stärken, wenn sie sich dem

Dialog mit den Kunden über verschiedene

social-Media-Kanäle öffnet, findet auch

Maurer. Kommentare und Bilder von

Menschen, die tatsächlich vor ort waren,

können gemeinsam mit den klassischen

Werbeaufnahmen einen einander ver-

stärkenden Effekt haben. Voraussetzung:

sie widersprechen sich nicht gegenseitig.

Eine weitere Chance, die sich durch die

Kommunikation mit dem Konsumenten

ergibt, ist die Möglichkeit, im Gegenzug

mehr über ihn herauszufinden. „Das Web

mit seinen Daten und abläufen wird zu

einem spiegel der Realität. Wenn es mir

also gelingt zu analysieren, was im netz

passiert, kann ich aus diesen Daten Wissen

herausziehen“, erklärt Hannes Werthner.

Vorne mit dabei. Die schnelligkeit,

mit der sich die Technologie entwickelt,

beinhaltet auch immer wieder die Chance,

beim nächsten großen sprung vorne mit

dabei zu sein. Werthner prognostiziert un-

ter anderem, dass sich die art, wie wir im

netz nach informationen suchen, deutlich

verändern wird. Derzeit gebe es 50 Mil-

liarden Websites. Damit wir finden, was

wir suchen, müssen wir noch zumindest

schlüsselworte kennen oder wir hangeln

uns von Link zu Link. Werthner glaubt,

dass man in Zukunft vermehrt nach Bil-

dern suchen wird, die einem bestimmten

Bedürfnis entsprechen: „sie wissen, sie

wollen auf Urlaub fahren, aber noch nicht

genau, wohin. Es gibt aber einzelne Reise-

faktoren, die dem system bekannt sind.

Basierend auf diesen Faktoren zeigen wir

dem Kunden Bilder. sie sind für ihn Vor-

schläge und inspiration“, beschreibt der

Universitätsprofessor ein Projekt, an dem

er gerade arbeitet.

Das Problem sei, dass investoren

fragen, wie viel Umsatz und wie viel

Buchungen das bringe. Das lasse sich

allerdings in einer so frühen Phase der

Buchungsentscheidung oft nicht sagen.

Werthner plädiert dafür, bei investitionen

in zukünftige Technologien auch einmal

etwas zu riskieren. auch wenn das manch-

mal bedeutet, dass man Geld in einen

Fehlschlag stecken muss. „solche inno-

vationsprojekte sind immer riskant. Die

Wahrscheinlichkeit, dass sie scheitern, ist

größer als dass sie erfolgreich sind.“ aber

nur von diesen radikalen ideen, gehe die

tatsächliche innovationskraft aus. Genau

in solchen Projekten sieht Werthner des-

halb auch die beste Gelegenheit, um beim

nächsten Entwicklungssprung federfüh-

rend zu sein.

Gemeinsam statt einsam. Eine

weitere mögliche Chance bietet sich aus

sicht Maurers in der stärkeren Vernetzung

von Wissenschaft und Tourismuswirt-

schaft. Es gebe eine Menge Bereiche, die

man im Rahmen von Lehrveranstaltungen

gemeinsam mit studenten bearbeiten

könnte. Das würde die Tourismusun-

ternehmen nichts kosten. „ich wundere

mich, dass die Betriebe bei den Fachhoch-

schulen nicht schlange stehen“, meint

Christian Maurer. Es wäre an der Zeit, dass

sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen

und an einer gemeinsamen E-Tourismus-

strategie arbeiten, so der Wissenschafter.

stattdessen sehe es derzeit so aus, dass

man aus angst, dass die Konkurrenz es

besser machen könnte, lieber weiter sein

eigenes süppchen kocht. Eine ansicht, die

Buhalis zumindest auf Tirol bezogen teilt:

„Die Tiroler Tourismusindustrie ist sehr

hoch entwickelt. sie besteht aus vielen

kleinen Unternehmern, die ihre sache

fantastisch machen. allerdings glaube

ich, dass sie, wenn sie von den künftigen

Entwicklungen profitieren wollen, als

Region enger zusammenarbeiten müssen

und sich weniger gegenseitig bekriegen.“

Der Markt sei hart umkämpft. „Man muss

rennen, wenn man mithalten will.“

Das Internet ist überall. Den jüngs-

ten großen Umbruch der Branche haben

die rasant steigenden Benutzerzahlen bei

smartphones und Tablets ausgelöst. Das

Web hat damit PC und Laptop verlassen

und begleitet den Menschen täglich auf

schritt und Tritt. Das wird auch den Rei-

semarkt verändern. Derzeit werden 16

Prozent aller online gebuchten Reisen

übers smartphone getätigt, sieben Pro-

zent des gesamten Reisevolumens, führt

aoife Desmond, Leiterin der abteilung

Global Marketing solutions für die Länder

Deutschland, Österreich und schweiz bei

Facebook, aus. 2014 wird dieser anteil auf

23 Prozent anwachsen. im schnitt hat ein

durchschnittlicher User zehn apps auf

seinem smartphone installiert. „Das ist es,

wo sie sein sollten“, rät die social-Media-

Expertin deshalb.

962 Millionen Mal wurden laut einer

online-studie von ZDF und aRD allein in

Deutschland im letzten Jahr apps herun-

tergeladen, eine steigerung um 249 Pro-

zent im Vergleich zum Vorjahr. Professor

Maurer warnt in diesem Zusammenhang

vor dem Trugschluss, dass mobile Geräte

nur von der jüngeren Zielgruppe genutzt

werden. Das sei ein irrglaube, die meisten

Tablet-nutzer seien über 40-Jährige.

Die Macht der Plattformen. Bei

allen Möglichkeiten, die sich bieten, stell-

ten die neuerungen im E-Tourismus die

Touristiker auch vor Herausforderungen.

„Ja, Buchungsplatt-formen sind sehr mächtig geworden, und ja, sie werden höhere Provisionen verlangen. Aber niemand zwingt die Anbieter, mit den Plattformen zu kooperieren, stattdessen sollte man sich darumbemühen, eigene Wege zu finden, mit seinen Gästen zu kommunizieren.“DiMiTRios BUHaLis, VoRsiTZEnDER DER iFiTT

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Page 11: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

11

Chancen

Vorsprung durch Innovation und Nutzen der neuen Technologien. Die

innovationskraft und der Mut zu neuen

ideen wird immer entscheidender beim

Wettrennen um den Konsumenten.

Direkte Kommunikation mit dem Gast. Plattformen wie Facebook und

Twitter bieten die Chance, in Echtzeit

mit dem Gast zu kommunizieren und

so auch viel über seine Wünsche und

Bedürfnisse herauszufinden.

Neue Möglichkeiten der Kundenseg-mentierung. Die Menge an Daten und

informationen, die die User im netz

freiwillig zur Verfügung stellen, kann

dazu genutzt werden, den künftigen

Gast besser kennen zu lernen und ihn

gezielter anzusprechen.

Zusammenarbeit von Wissenschaft und Tourismusindustrie. Wer Know-

how und Kompetenzentwicklung

stärkt, kann sich von der Konkurrenz

abheben.

Heraus- forderungenAuf die Buchungsplattformen re-agieren. Es sind Formen der direkten

Vermarktung zu forcieren, um der

zunehmenden Marktmacht der Bu-

chungsplattformen auf augenhöhe

begegnen zu können.

Komplexität beherrschen. Der Un-

ternehmer muss heutzutage eine

Vielzahl von strategischen Entschei-

dungen treffen. Den Überblick über

alle Entwicklungen zu behalten, wird

zunehmend schwierig.

Mit dem hohen Tempo Schritt halten. Die Dichte an innovationen wird auch

in Zukunft zumindest im selben Tem-

po weitergehen. Wer nicht auf dem

neuesten stand der Technik ist, läuft

Gefahr unter die Räder zu kommen.

Eine der größten ist der Vertrieb. online-

Buchungsplattformen verrechnen derzeit

im schnitt zwischen 15 und 20 Prozent

Provisionen für ihre Leistungen. Dass die

Gebühren weiter steigen, gilt als sehr

wahrscheinlich. „Ja, Buchungsplattfor-

men sind sehr mächtig geworden, und ja,

sie werden höhere Provisionen verlangen.

aber niemand zwingt die anbieter, mit den

Plattformen zu kooperieren, stattdessen

sollte man sich darum bemühen, eigene

Wege zu finden, mit seinen Gästen zu

kommunizieren“, findet Buhalis. in die-

sem Zusammenhang wird vor allem auf

initiative der Österreichischen Hoteliers-

vereinigung (ÖHV) immer wieder über

eine eigene nationale Buchungsplattform

diskutiert.

Josef Margreiter, Chef der Tirol

Werbung, steht diesen Überlegungen

eher skeptisch gegenüber. Eine eigene

Plattform gab es mit Tiscover nämlich be-

reits. „Vielen wird jetzt erst bewusst, dass

wir mit Tiscover weltweit führend waren.

Das wurde damals nicht so geschätzt“,

sagt Margreiter. Die Betriebe hätten Tis-

cover damals den Rücken gekehrt, weil

sie sich von der Zusammenarbeit mit

anderen Marktanbietern mehr verspra-

chen. Für eine österreichische Plattform

sei ein langer atem notwendig und viel

Kapital. „ich kann mir nicht vorstellen,

dass unsere Vermieter, auch wenn es

eine technisch perfekt funktionierende

nationale Plattform geben würde, sofort

von ihren derzeitigen Lieferanten abstand

nehmen und ihr buchbares angebot nur

noch auf dieser Plattform einstellen“,

begründet Margreiter seine Bedenken.

Man würde weiterhin in Konkurrenz mit

den derzeitigen Plattformen stehen – ein

Duell, das man, allein was die finanziellen

Mittel angehe, nicht gewinnen könne.

Ein gangbarer Weg wäre für ihn eher,

Verkaufsgemeinschaften zu bilden, um

den Buchungsplattformen wieder auf

augenhöhe begegnen zu können.

Es wird komplexer. nicht zuletzt

ist die gestiegene Komplexität eine der

großen Herausforderungen – und zwar

für alle Beteiligten. als Unternehmer

müsse man sich heute überlegen, wel-

che social-Media-Kanäle man bespielt,

auf welchen Buchungsplattformen man

vertreten ist und mit welchem Preis, auf

welche Technologie man aufspringt, wie

man erfolgreich Kundensegmentierung

betreiben kann, schildert Werthner die

Problematik. Wichtig sei, strategische

Unternehmensentscheidungen trotzdem

nicht auszulagern. „ich muss nicht alles

wissen, aber ich muss wissen, wen ich

fragen kann.“

auch Josef Margreiter sieht nach-

holbedarf bei Know-how und Kompetenz-

entwicklung. aus seiner sicht braucht es

deshalb eine Bildungsoffensive. als positi-

ves Beispiel, das als Vorbild dienen könnte,

nennt er die Vermieterakademie, die sich

unter anderem der Verkaufsschulung der

Kleinvermieter verschrieben hat. ×

Überall online. Immer häufiger wird unterwegs nicht nur gesurft. Der Anteil von am Smartphone

oder Tablet getätigten Online-Reisebuchungen soll bis 2014 auf 23 Prozent steigen.

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12 saison

E-Tourismus

W

ir schreiben das Jahr

1994. Die ersten

Handys sind gerade

auf den Markt ge-

kommen, sehen allerdings noch aus wie

Funkgeräte. Musik hört man von Kassette

oder CD, Filme schaut man mithilfe seines

VHs-Videorekorders. auf der Cebit wird das

„short Message service“ (sMs) vorgestellt.

Ganz neu auf dem Markt ist der Pentium-

Prozessor von intel, bis zur Markteinführung

des iMacs dauert es noch vier Jahre. Com-

puter sind keine Massenware, das internet in

der heutigen Form ist noch Zukunftsmusik.

Was in den kommenden 20 Jahren

alles passieren wird, welche techno-

logischen Entwicklungen die Welt, die

Gesellschaft und die Wirtschaft verän-

dern werden, kann sich noch niemand

so recht vorstellen. in dieser analogen

Welt findet die erste EnTER-Konferenz

in innsbruck statt. Eine Konferenz für

E-Tourismus. „Die Tirol Werbung hat

bereits Ende der 80er-Jahre das Tirol in-

formations system (Tis) entwickelt. Da-

bei handelte es sich um ein touristisches

informationsnetzwerk, das alle Tiroler

Tourismus-Leistungsträger verbinden

sollte“, erinnert sich Josef Margreiter,

Geschäftsführer der Tirol Werbung, „die

EnTER-Konferenz diente dazu, Know-

how zu vermitteln und das Tourismus-

marketing zu professionalisieren.“

Die TVBs und die Tirol Werbung sind

zum damaligen Zeitpunkt mit simplen Tele-

fonleitungen der Post miteinander verbun-

den, doch die Verantwortlichen in der Tirol

Werbung ahnen schon, dass alles schnell

gehen könnte. Helene Forcher leitet damals

die abteilung Kommunikation und Kreativ-

planung in der Tirol Werbung und ist dann

auch für die Pressearbeit der aus dem Tis

hervorgegangenen TisCoVER zuständig.

„Man hat damals erkannt, dass sich in der

Technologie viel ändern wird und dass die-

jenigen, die über die inhalte verfügen, also

die Tourismusverbände, eine wichtige Rolle

spielen werden“, erzählt Forcher. Das Medi-

um war damals das Kabelfernsehen – und

über dieses Kabelnetz empfangen bereits

1994 mehr als 50.000 Haushalte informa-

tionen von Tis wie etwa Wetterberichte,

schneelage und Verkehrsmeldungen.

Rasante Entwicklungen. Die erste

EnTER-Konferenz findet im Jänner 1994

im Congress innsbruck statt. informatiker,

Touristiker und Wirtschaftswissenschaftler

sprechen über virtuelle Realität, elektro-

nisches Einkaufen und neue Werbemög-

lichkeiten für den Tourismus. „internet war

natürlich ein Thema, aber keineswegs das

einzige. Das internet ist ja nur das Medium!

Es ging immer darum, dass und wie sich

die Datenübertragung ändern wird“, sagt

Margreiter.

Aus analog wird digitalNoch bevor das Internet einen fixen Platz in der Welt eroberte, hatte Tirol schon eine Konferenz für E-Tourismus – die ENTER.

Von S ylVia a ine t ter

Von anfang an deckt die EnTER-Konferenz

drei Bereiche ab: Wissenschaft, industrie

und die Touristik. auf der EnTER wird Pio-

nierarbeit geleistet, denn für viele Touristiker

scheint die idee von online-Buchungen und

digitaler Kommunikation absurd. Dennoch:

Das Tis ist Realität und leistet wesentliche

Vorarbeit. „im Tiroler Tourismus war das Be-

wusstsein bereits vorhanden. aber natürlich

gab es auch skeptiker, die dem online-Markt

keine zwei Überlebensjahre beschieden“,

erzählt Josef Margreiter.

im Laufe der darauffolgenden Jahre

erlebt nicht nur das Web einen Höhenflug,

auch die EnTER-Konferenz gewinnt immer

mehr an ansehen. Die Themen sind immer

am Puls der Zeit: so geht es etwa bereits

2003 um Virtual Communities – Facebook

wird im Jahr darauf online gehen. „Bei den

EnTER-Konferenzen hat man schon recht

früh erkannt, dass durch das internet die

Kommunikation mit dem Konsumenten zu

einer Zwei-Wege-Kommunikation wird und

die Konsumenten mitreden werden“, sagt

Helene Forcher.

Doch nicht jede auf der EnTER als

„Man hat damals erkannt, dass sich in der Technologie viel ändern wird und dass diejenigen, die über die Inhalte verfügen, also die Touris-musverbände, eine wichtige Rolle spielen werden.“HELEnE FoRCHER

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Page 13: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

13

„Das Einzigartige an der ENTER ist, dass sie sich nie zur reinen IT- oder Computer-Konferenz entwickelte, sondern immer die beiden Pole Wissenschaft und Praxis aufs Interessanteste vereinte.“ JosEF MaRGREiTER, GEsCHäFTsFÜHRER DER TiRoL WERBunG

Trend ausgerufene Entwicklung kann sich

halten. im Jahr 1994 gestalten Veltman/

Veltman im auftrag von Tirol Werbung

und Tis eine CD-i, eine interaktive CD

(Kostenpunkt: 498 schilling). im Bewusst-

sein der Konsumenten kommt dieses Me-

dium jedoch nie an. Genauso wenig wie

Minitel, ein in Frankreich gebräuchlicher

onlinedienst. „auch das WaP-Handy war

letztlich nur eine Zwischenlösung in dieser

dynamischen Technologie-Entwicklung“,

so Margreiter.

ENTER geht in die Welt. an pro-

minenten unterstützern mangelt es der

EnTER nicht: Der damalige Bundeskanz-

ler Franz Vranitzky ist zu Gast bei der

ersten EnTER 1994 und hält 1995 die

Die AustrAgungsorte Der enter1994 innsbruck, 1995 innsbruck,

1996 innsbruck, 1997 Edinburgh,

1998 istanbul, 1999 innsbruck,

2000 Barcelona, 2001 Montreal,

2002 innsbruck, 2003 Helsinki,

2004 Kairo, 2005 innsbruck,

2006 Lausanne, 2007 Laibach,

2008 innsbruck, 2009 amsterdam,

2010 Lugano, 2011 innsbruck,

2012 Helsingborg, 2013 innsbruck

Von tis zu tiscoVer aus dem informationsnetzwerk Tis,

gegründet 1991, wird 1995 Tis@

Web – eine der ersten Reiseseiten

weltweit. im Jahr 2000 wird aus Tis

TisCoVER, 2005 erhält die Webseite

den Multimedia-staatspreis

Österreich in der Kategorie

„Tourismus und Gesundheit“. im

Jahr 2008 wird TisCoVER an die

Buchungsplattform HRs verkauft.

Rückschau. In 20 Jahren war die ENTER-Kon-ferenz stets einen Schritt voraus.

Eröffnungsrede, staatssekretär Martin

Bartenstein und Landeshauptmann Wen-

delin Weingartner nehmen ebenfalls teil.

im Jahr 1997 wird die EnTER von

den organisatoren in die weite Welt hi-

nausgelassen. „Wir erkannten, dass eine

internationale Konferenz auch wandern

muss, um die Community zu vergrößern

und zu wachsen“, erinnert sich Josef Mar-

greiter. Eine wesentliche Rolle spielt auch

der organisationsaufwand für die Tirol

Werbung. 1997 wird iFiTT (international

Federation for information Technologies

in Travel and Tourism) gegründet, um die

organisation der EnTER zu übernehmen.

innsbruck wird als standort für jedes dritte

Jahr verankert.

Die Zutaten bleiben aber weiterhin

die gleichen: ein wissenschaftlicher Teil

mit PhD-Workshop, der industry Track

und ein Teil für die Vertreter der Desti-

nationen. nur eine anpassung gibt es:

Ein national Day wird eingeführt, einige

Vorträge des Kongresses werden in der

jeweiligen Landessprache abgehalten und

beschäftigen sich mit landesspezifischen

Themen.

und wie ist die EnTER heute zu beur-

teilen? „Die EnTER ist durch ihre zweipolige

ausrichtung eine einzigartige Konferenz. und

sie ist auch eine der ältesten Konferenzen

zu diesem Thema. in dieser schnelllebigen

Zeit ist es offensichtlich gelungen, mit immer

wieder neuen Themen und interessanten

Referenten aktuell zu bleiben“, so Helene

Forcher. Das soll künftig auch so bleiben. ×

Page 14: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

14 saison

E-Tourismus©

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(2

)

„Es wird komplizierter und einfacher“Univ.-Prof. Hannes Werthner ist Mitbegründer der ENTER. Im Gespräch erinnert er sich an die Anfänge des IT-Kongresses zurück und wirft einen Blick in die Zukunft.

Da s IntervIew führte sylvIa a Ine t ter .

Page 15: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

15

SAISON: Herr Professor Werth-ner, welche Rolle spielt das Web heute im Tourismus?

HannEs WErtHnEr: Eine

ganz wesentliche. so ist zum

Beispiel tourismusmarketing ohne Web-

marketing gar nicht mehr möglich. Das

Web ist ein zentraler kommunikations-,

Vertriebs-, transaktions-, Darstellungsmo-

tor. Das hat viel mit der Entwicklung des

Computers zu tun: Er ist nicht mehr nur

rechner, sondern eine multimediamaschi-

ne. Für ein tourismus-unternehmen ist das

internet daher zentrales mittel zur Präsen-

tation, für marketing, für den Vertrieb, also

auch für Buchungen.

Was ist mit Social Media? social media

dürfen natürlich nicht vernachlässigt

werden. Das internet hat unterschiedliche

Dimensionen, auch für die kundeninte-

gration, die etwa in Form von tripadvisor-

Bewertungen und Facebook-kommenta-

ren stattfindet. Der konsument von heute

mischt sich ein. somit ist Webmarketing

keine it-Frage, sondern eine strategische

Frage. und die betrifft das management

und kann nicht an eine externe agentur

ausgelagert werden. Darum müssen sich

die touristiker schon selbst kümmern. Wir

hatten bereits 1999 auf der EntEr das

thema „Communities“. Facebook kam

dann 2005.

Ist das, was im Web passiert, für den Unternehmer noch steuerbar? Bis zu

einem gewissen Grad nicht mehr. aber

unternehmen können ja immer noch frei

entscheiden, wie sie sich im Web bewe-

gen, wie sie sich darstellen, reagieren, wie

sie ihre Preise und Produkte gestalten und

mit welchen Partnern sie kooperieren. sie

können sogar lokal eine kooperations-

internetplattform erstellen. aber um das

alles richtig zu machen, braucht man

know-how. Das ist meist der knackpunkt.

Welchen Umgang mit Buchungsplattfor-men empfehlen Sie den Unternehmen?Die Bewertungsplattformen sollten Hote-

saison

E-Tourismus

liers auf jeden Fall ernst nehmen und sich

darüber den kopf zerbrechen! negative

Bewertungen haben ganz unmittelbar aus-

wirkungen auf den umsatz. ausweichen

kann man den ratings ohnehin nicht. als

tiscover noch der tirol Werbung gehörte

und solche Bewertungen einführte, gab es

einen aufschrei von seiten der Hotellerie.

Daraufhin wurden diese Bewertungen

wieder herausgenommen. Doch kurz da-

rauf kamen tripadvisor und Co. natürlich

kann man feststellen, dass einige dieser

Buchungsplattformen dominieren, das

sind vornehmlich internationale Firmen.

Hier geht es darum, eigene strategien zu

entwickeln, nicht nur als unternehmer,

sondern auch als Destination – zum Bei-

spiel Österreich. und dabei kommt der

öffentlichen Hand eine rolle zu.

Inwiefern hat das Web das Konsum-verhalten verändert? Bei solchen Ent-

wicklungen handelt es sich meist um

Wechselwirkungen: Das konsumverhalten

der menschen hat diese technologien

„mitentwickelt“, sie sind sozusagen ihr

spiegel. sonst wäre ein solcher Erfolg

nicht machbar.

aber natürlich hat das Web auch Ein-

fluss auf das Verhalten der konsumenten.

Es ist zu beobachten, dass sich menschen

mehr beschweren und alles sofort teilen.

Für eine bestimmte Gruppe von internet-

nutzern gilt „sharing before consuming“.

Ein Beispiel: Jemand geht in die kondito-

rei sacher und bestellt ein stück kuchen.

noch bevor er gekostet hat, postet er ein

Bild auf Facebook.

Erinnern Sie sich 20 Jahre zurück: Wie waren die Anfänge der ENTER?angefangen hat alles bereits Ende der

achtzigerjahre. 1992/93 tauchte in Zu-

sammenhang mit tis, dem tirol informa-

tions system, der Gedanke auf, dass das

system alleine nicht genügt, sondern wir

auch know-how aufbauen müssen. so be-

schlossen wir, eine konferenz zu machen.

Das konzept stützt sich auch heute noch

auf drei Bereiche: Wissenschaft, industrie

und Destinationen.

Welche Themen haben Sie damals be-sprochen? Wir sprachen 1994 bei der

ersten konferenz über elektronische

märkte, virtuelle Welten, Virtual reality und

auktionen im elektronischen markt. Dabei

gab es damals noch gar kein internet. Das

kam erst zwei Jahre später. so waren die

themen noch sehr abstrakt. Damals hatte

auch nicht jeder einen PC zuhause. um

das tis aufzubauen, wurden die tVBs und

die tirol Werbung mit eigenen leitungen

von der Post verbunden. ohne die finan-

zielle unterstützung von tirol Werbung

und messe innsbruck wäre das nie möglich

gewesen. aber so haben wir eine intellek-

tuelle kapazität aufbauen können.

„Der Konsument von heute mischt sich ein. Somit ist Webmarketing keine IT-Frage, sondern eine strategische Frage. Und die betrifft das Manage-ment und kann nicht an eine externe Agentur aus-gelagert werden.“uniV.-ProF. HannEs WErtHnEr

Page 16: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

16

Welche Erwartungen steckten hinter der Konferenz? Wir hatten das Gefühl, dass

es zwischen informationstechnologie

und tourismus eine Verbindung gibt und

gemeinsame Entwicklung stattfinden

wird. Wir glaubten immer daran, dass das

zusammenwachsen wird. 1996, als das

internet kam, trat das auch ein. Wir hatten

das internet als Erste und wir waren auch

die Ersten, die das internet zum thema

einer internationalen konferenz gemacht

haben. 1994 aber, bei der ersten konfe-

renz, sind einige touristiker aufgestanden

und gegangen. sie hielten das alles für

Blödsinn und glaubten nicht, dass das

internet sich durchsetzen würde.

Im Laufe der Jahre haben Sie zahlreiche Themen auf der ENTER besprochen. Wel-che der Vorhersagen, die Sie getroffen haben, traten tatsächlich ein? Wir haben

prophezeit, dass der markt wesentlich ef-

fizienter werden würde. und das ist auch

eingetreten. Dadurch, dass alle im internet

sind, geht alles viel schneller. außerdem

sind die Produkte vergleichbarer und so-

mit billiger. Von anfang an wussten wir

auch eines ganz genau: Wir waren immer

überzeugt davon, dass das eigene know-

how wesentlich ist. Das Web und seine

nutzung ist eine strategische aufgabe. Es

gibt zahlreiche Beispiele von Firmen, die

verschwunden sind, weil sie das nicht be-

herzigt haben. Ein nicht-touristisches Bei-

spiel: schauen sie auf die Encyclopaedia

Britannica – jetzt haben wir Wikipedia, und

das umsonst. Das internet transformiert

industrien und den tourismus hat es auch

transformiert. Das haben wir vorausgesagt.

Haben die Touristiker etwas versäumt? Ja, auf jeden Fall. sie hätten sich ernst-

hafter mit dem thema auseinandersetzen

müssen. Wobei, einige haben dies durch-

aus getan. Die innovationen kamen aber

im Wesentlichen von außen.

Welche Prophezeiungen der ENTER sind nicht eingetreten? leider nicht eingetre-

ten ist, zumindest nicht in dem umfang

wie erhofft, dass der Hotelier direkt mit

dem Endverbraucher verlinkt wird. in

den neunzigern waren reiseveranstalter

noch sehr mächtig. Die Veranstalter gibt’s

noch, auch wenn sie viel von ihrer macht

verloren haben. Wir dachten auch, dass

alles viel einfacher werden würde. Jetzt

müssen wir aber sehen, dass wahrschein-

lich sogar alles komplizierter geworden

ist. Es gibt so viele möglichkeiten, sich zu

verbinden, sich zu präsentieren. Die Platt-

formen sind schwer zu überblicken und

auch Communities müssen gemanagt

werden. Das ist wesentlich komplexer,

als wir gedacht haben.

Welche Entwicklungen sehen Sie für die Zukunft? Die Zukunft zeichnet sich

jetzt schon ab: Die mobile kommuni-

kation wird noch wichtiger werden, alle

informationen landen am smartphone

oder tablet, der PC wird rückläufig sein.

Durch diese ständige mobilität werden

Entscheidungen, auch was reisen und

Destinationen angeht, spontaner und

kurzfristiger werden. Die konsumenten

beziehungsweise die Geräte der konsu-

menten kommunizieren auch ständig mit

anderen Geräten.

ich habe das bereits jetzt in meinem

auto: Wenn ich an einer sehenswürdigkeit

vorbeifahre, erzählt mir mein auto alles

Wissenswerte dazu.

Die nächsten technologischen Wellen

werden in immer kürzeren abständen

kommen und in erster linie den service

betreffen: neue Dienste, neue Webseiten,

neuer Content. Wichtig ist, angesichts

dieser Vielzahl von technologischen

möglichkeiten und services den Überblick

zu behalten. Dazu braucht es know-how,

sonst kann man mit dieser komplexität

nicht umgehen.

Es wird also alles noch komplexer? Es

wird schneller werden. Dadurch ent-

stehen mehr möglichkeiten und somit

wird es auch komplizierter werden. und

gleichzeitig aber auch einfacher. Wie ge-

sagt: Wesentlich ist das know-how.

Bedeutet das, dass Touristiker nun auch zu IT-Fachleuten werden müssen? nein,

das geht nicht. Die aufgabe des unter-

nehmers ist zu wissen, warum was wie

verwendet werden könnte. Er sollte zum

Beispiel wissen, was affiliate marketing

ist und dass es so etwas wie die opti-

mierung einer Webseite gibt. alle diese

unternehmen im tourismus agieren in

einer komplexen netzwerkstruktur mit

Partnern, mitbewerbern und kunden. sie

müssen definieren, wo ihr Platz in diesem

netzwerk ist.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Die mobile Kommunikation wird noch wichtiger werden, alle Informationen landen am Smartphone oder Tablet, der PC wird rückläufig sein. Durch die-se ständige Mobilität werden Entscheidungen, auch was Reisen und Destinationen angeht, spontaner und kurzfristiger werden.“uniV.-ProF. HannEs WErtHnEr

Zur PErSonDr. Hannes Werthner ist Professor für Wirtschafts-informatik, mitbegründer der EntEr, war von 1997 bis 2000 Präsident der iFitt (international Fe-deration for information technologies in travel and tourism) und leitet derzeit als Direktor die Vi-enna PhD school of infor-matics an der tu Wien.

Page 17: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

17 saison

E-Tourismus

Affiliate Marketing

affiliate-systeme sind internetbasierte

Vertriebslösungen. Beim affiliate mar-

keting fungieren Partner („affiliates“) als

mittler, indem sie Werbe-links in ihre

Homepages, Websites, Blogs, E-mails,

newsletter, suchmaschinen, Videos,

Feeds und sonstige online-inhalte ein-

bauen. als Bezahlung erhalten sie eine

Vermittlungsprovision, die dann – je nach

Vereinbarung – pro klick, pro kontaktan-

frage an das unternehmen oder pro kauf

fällig wird.

Suchmaschinen-optimierung

unter „suchmaschinenoptimierung“ ver-

steht man maßnahmen für ein verbesser-

tes ranking in suchmaschinen. Die erste

maßnahme ist, dass die Webseite dem

derzeit gültigen Html-standard folgt,

eine weitere wäre etwa die auswahl der

geeigneten suchbegriffe.

Die suchmaschinenoptimierung kann

sowohl an der zu optimierenden seite

selbst erfolgen als auch außerhalb – ein

gutes listing ist auch stark abhängig von

den eingehenden links der Webseite.

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Page 18: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

18

D ie neuen Technologien ha-

ben die Entscheidungsfin-

dung bei der Reiseplanung

aufgebrochen“, konstatier-

te Aoife Desmond von Facebooks Global

Marketing Team im Rahmen der ENTER

2013. Alternative Reiseführer wie Lonely

Planet wecken zwar noch immer Sehn-

süchte, für die Reiseplanung wechseln

viele Fernsüchtige dann aber die Quelle

und vertrauen zum Beispiel auf Facebook

oder die Bewertungsplattform TripAdvisor,

die mit Posts und Fotos wiedergibt, was

sich im Moment vor Ort abspielt. Reisebe-

richterstattung in Echtzeit – geschrieben

von denen, die es selber erleben und mit

anderen teilen.

Vertrauen. Eine Umfrage in deutschen

Reisebüros, durchgeführt vom Marktfor-

schungs- und Beratungsunternehmen

Trendscope, zeigt: Die Kunden vertrauen

in ihren Reiseentscheidungen eher den

Empfehlungen von Freunden und Be-

kannten als dem anonymen Reisebüroan-

gestellten. Immer mehr Kunden würden

bei der Entscheidungsfindung auch auf

aktuelle Berichte in Bewertungsportalen

zurückgreifen. Die Online-Medien haben

den klassischen Informationsquellen Zei-

tung, Fernsehen und Reiseführer längst

den Rang abgelaufen. Ein Trend, den auch

die Wissenschaftlerin Rosanna Leung im

Rahmen der Enter 2013 bestätigte: So

vertrauten 30 Prozent der Reisenden

im vergangenen Jahr bei der Wahl ihrer

Unterkunft auf soziale Netzwerke wie

TripAdvisor und Facebook.

Mundpropaganda. Was macht sozi-

ale Netzwerke so vertrauenswürdig, wo

mittlerweile auch dem Durchschnittsuser

dämmert, dass man sich auch auf Face-

book inzwischen „Likes“ erkaufen kann?

Facebook baut neben dem Teilen von

Erlebnissen vor allem auf Identitäten auf

und vermittelt ein Gefühl von Zugehörig-

keit. Menschen mit ähnlichen Interessen

verbinden sich. „Wem es gelingt, sich mit

den richtigen Fans zu verbinden, ist auf

de in dieser virtuellen Welt, die zahlreiche

Informationen bereithält, umso wichtiger.

Geschichten erzählen. Social Me-

dia als Informations-Kanal funktioniert

aber nur, wenn es etwas Interessantes

zu erzählen gibt. Justin Reid von Beta-

Pond, einem auf Facebook-Marketing

spezialisierten Unternehmen, appelliert

an die Kreativität jedes Einzelnen: „Wenn

du keine interessanten Geschichten aus

deiner Region erzählen kannst, dann geh

und suche dir einen anderen Job.“ Die

interessanten Geschichten verbreiten

dem richtigen Weg“, ist Aoife Desmond

überzeugt. Und da Facebook-Nutzer gut

untereinander vernetzt sind, bewerbe sich

ein interessantes Produkt quasi von selbst.

Mundpropaganda mittels Online-Kanälen

– nichts anderes ist Social Media.

Destinationen rät Aoife Desmond,

in einem ersten Schritt nicht neue Ziel-

gruppen zu definieren, sondern an bereits

bestehende anzudocken, und diese zu

motivieren, weitere Freunde zu begeistern.

Die Zielgruppe zu kennen, das bleibt den

Anbietern aber auch im Social-Media-Zeit-

alter nicht erspart und wird vielleicht gera-

„Du wirst nie genau wissen, was alles da drau-ßen passiert. Jede Minute finden neue Entwick-lungen statt. Also teile deine Erfahrungen mit anderen, diskutiere darüber und lerne davon.“WILLIAM BAKKER, ThINK! SOcIAL MEDIA

Digitales ReisegeflüsterGerade für den Tourismus spielt Mundpropaganda im Web 2.0 eine bedeutende Rolle. Die meisten Reiseentscheidungen werden nämlich noch immer danach getroffen, ob Freunde und Bekannte von positiven Erfahrungen berichten.

Von Jane K athrein

Page 19: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

19

Ein kluger Mix. Welche Ideen funkti-

onieren? Welche Geschichten sind inte-

ressant? Und was können Destinationen

konkret tun, um die neuen Technologien

besser zu nutzen? Es gebe kein Patentre-

zept, darin waren sich die Fachleute auf

der Enter 2013 einig. „Ausprobieren, was

funktioniert“, sagt William Bakker, „und

sich nicht auf Bestehendes reduzieren.

Die eigenen Besonderheiten heraus-

streichen und diese Zielgruppen orientiert

aufbereiten, das funktioniert.“

Bei all den Überlegungen zum op-

timalen Einsatz der Online-Kanäle sollte

man sich dennoch nicht in Mikrobetrach-

tungen verlieren, so der Tenor. Wer sich

nur darauf fixiert, welcher Werbekanal

wie viele Buchungen bringt, verliert nur

allzu leicht den Blick auf das Ganze, denn

Buchungen geht immer ein mehrstufiger

Wahl- und Entscheidungsprozess vor-

aus. Jeder Kanal hat seine Aufgabe und

Wirkung. Ein kluger Mix der Kanäle, das

sei es, was erfolgreiches Social-Media-

Marketing ausmacht. ×

sich von selbst. Facebook und co. bieten

neue Möglichkeiten, neben Text und Bild

die Informationen nach außen zu tragen.

Multimediales Arbeiten ist also ge-

fragt. Wie das funktioniert? „Lernen durch

Tun“, diesen Rat gibt William Bakker von

Think! Social Media, einer Firma, die So-

cial-Media-Lösungen für den Tourismus

entwickelt. „Du wirst nie genau wissen,

was alles da draußen passiert. Jede Minute

finden neue Entwicklungen statt. Also teile

deine Erfahrungen mit anderen, diskutiere

darüber und lerne davon.“

Blogger-Zeitalter. Seit acht Mona-

ten berichtet eine Food-Bloggerin über

die besonderen kulinarischen Ecken im

kanadischen Richmond. Die Idee dazu

hatte William Bakker. Er setzt auf Blogger.

Menschen, die sich in einem Fachbereich

besonders auskennen und regelmäßig in

ihrem Forum darüber schreiben. So kom-

me man als Destination ins Gerede. Der

Essensblog erregte viel Aufsehen, auch

in den traditionellen Medien. Inzwischen

werden die Rezepte der Bloggerin auf

Face book diskutiert. Und Richmond hat

sich als kulinarisches Zentrum bei Reisen-

den eingeprägt.

„Wenn ich ein Konzert in Oregon besuche,

blogge ich das für eine Freundin, die sich

mit Musik auskennt“, erklärt William Bakker

die Funktion des Blogs als Informations-

quelle. Blogger sind die Reisereporter der

neuen Zeit. Sie wissen, was interessant ist,

schreiben darüber und teilen das mit ih-

ren Freunden. Im Idealfall tun sie das ohne

Sponsor im hintergrund, ein Grund, warum

Web-Nutzer dem Blogger mehr vertrauen

als dem Angestellten eines Reisebüros, der

in erster Linie ein Produkt verkaufen will.

Blogger als Botschafter – eine

Idee, die auch in Flandern für großes

Aufsehen sorgte. Die Touristiker luden

zum Musikfestival und hundert Blogger

aus dreizehn Ländern kamen, sahen, be-

richteten davon. „Wir trafen uns mit den

Bloggern und tauschten uns aus. Jetzt

sind sie Botschafter Flanderns“, so Tomas

Vanderplaetse von Tourisme Vlaanderen.

SAISON

E-Tourismus

„Wem es gelingt, sich mit den richtigen Fans zu verbinden, ist auf dem richtigen Weg.“AOIFE DESMOND, FAcEBOOK

Page 20: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

20 saison

E-Tourismus

A

lles fing mit einem abge­

laufenen Keks zum Früh­

stückskaffee an. Kann ja

mal passieren, dachte sich

Konrad da noch. Kein Grund zur aufre­

gung. Er weist den Kellner freundlich da­

rauf hin. „Passt’s da a bissl auf“, meint er

nur jovial. als er am nächsten Tag wieder

ein Kleingebäck, das seine besten Zeiten

schon länger hinter sich hat, neben sei­

nem lauwarmen Verlängerten vorfindet,

wächst bei Konrad allerdings der Unmut.

so geht man also mit seiner berechtigten

Beschwerde um? als er den jungen Mann

erneut darauf anspricht, ist sein Ton

deshalb leicht gereizt. Der Hotelkellner

reagiert ebenfalls etwas patzig und schon

ist es passiert. nach seiner abreise ver­

fasst Konrad eine geharnischte Kritik auf

HolidayCheck. seine Worte sind drastisch,

vielleicht sogar ein bisschen dick aufgetra­

gen, aber das Verhalten dieses Burschen

war auch wirklich eine Frechheit.

Gästebeschwerden hat es schon

immer gegeben, auch dass sich ihr Furor

mitunter an Kleinigkeiten entzündet, ist

nicht neu. Ein relativ junges Phänomen ist

allerdings, dass diese Kritik über Hotelbe­

wertungsplattformen im internet ein un­

gleich größeres Publikum findet. auf rund

16,5 Millionen seitenbesucher kommt bei­

spielsweise der Branchenprimus auf dem

deutschen Markt, HolidayCheck, in einem

Monat. im vergangenen Jahr wurden al­

lein auf dieser Bewertungsplattform eine

Million Hotelbewertungen abgegeben. Die

aktuellen Bewertungen werden Tausende

Male angeklickt, negative noch öfter.

„negative Bewertungen sind be­

sonders aufmerksamkeitsstark. sie wer­

den bis zu zehnmal häufiger gelesen als

andere“, sagt Georg Ziegler, Leiter des

Bereichs Business to Business bei Holi­

dayCheck. Für Ziegler ist eine schlechte

Bewertung allerdings noch lange kein

Beinbruch, sondern vielmehr eine Chan­

ce, sich durch eine kompetente und sach­

liche Replik positiv darzustellen. Ein Haus

könne so zeigen, dass es mit Kritik gut

umgehen könne und die Beschwerden

seiner Gäste ernst nehme. Er kenne einige

Hoteliers, die auch aus einer schlechten

Bewertung nutzen gezogen hätten. Man­

che Gäste gewinnt man gerade wegen

einer empathischen und fairen Reaktion

des Hotels.

Schlechte Kritiken entschärfen. Eine Erfahrung, die auch Philipp Patzel, Ge­

schäftsführer des Hotels Hollman Beletage

in Wien, kennt. „Es gab schon oft Gäste, die

auch nach einer schlechten Kritik wieder

gebucht haben“, sagt Patzel. Tripadvisor

listet das Hollman Beletage, ein kleines

Boutiquehotel mit 25 Zimmern, derzeit auf

Platz zwei von 358 Wiener Hotels. Bis vor

Kurzem war es noch auf Platz eins. Eine

schlechte Bewertung später war es mit der

Bestplatzierung allerdings wieder vorbei.

Der Hotelier kennt deshalb auch den Är­

ger, den ein schlechtes Feedback auslösen

kann. „Wenn man sich nicht ärgern würde,

wäre man fehl am Platz“, meint Patzel. sub­

jektiv habe nun einmal jeder Gast Recht.

Wichtig sei, darauf angemessen zu reagie­

ren. Je früher, desto besser.

„Das internet kennt kein Wochen­

ende und keinen Feierabend“, so Patzel.

Neue MachtverhältnisseHotel-Bewertungsportale im Netz haben Kundenzufriedenheit und positives Feedback zur harten Währung im Online-Geschäft werden lassen. Experten erklären, wie man von den Plattformen profitiert und warum auch negative Kritik neue Gäste bringen kann.

Von Sonja Kainz

Page 21: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

21

Die Top füNf Der wichTigsTeN hoTelbewerTuNgs­porTAle

• www.tripadvisor.com 60 Millionen Besucher im Monat und insgesamt über 75 Millionen Erfahrungsberichte, vor allem für internationale Gäste eine wichtige informationsquelle

• www.holidaycheck.de 16 Millionen Besucher pro Monat, eine Million Bewertungen im Jahr 2012, Marktführer in Deutschland

• www.zoover.de Vor allem in den Benelux­Ländern gerne genutzte Hotel­ und Reisebe­wertungsplattform, 3,5 Millionen Besucher pro Monat

• www.votello.de

• www.hotelkritiken.de außerdem werden Hotelbewertungen auch auf den großen Buchungspor­talen wie booking.com, expedia.com und hrs.de abgegeben.

Manch mal schadet es aber auch nicht,

noch eine nacht darüber zu schlafen. in

eine unmittelbare Reaktion könne schnell

un an gebrachte Emotion einfließen. Das sei

in jedem Fall kontraproduktiv, sagt Georg

Ziegler. Kritik nicht persönlich nehmen

ist ein weiteres wichtiges Prinzip. Patzel

ver sucht sich bei seinen antworten auf

Be schwer den an die Grundsätze des Be­

schwerdemanagements zu halten. aus der

Kritik lernen, Verständnis äußern, sich ent­

schuldigen und einen Lösungsvorschlag

anbieten. Beschwerden sollten außerdem

absolute Chefsache sein, empfiehlt Ziegler.

„Schonungslos offen“. Bewertungs­

plattformen sind vor allem ein Marketing­

instrument und eine Chance, das service

im eigenen Haus zu verbessern, findet

oliver Wolf, Marketing­ und Produkt­

manager und bei der Österreichischen

Hoteliervereinigung (ÖHV) zuständig für

das Thema Bewertungsplattformen. Der

Großteil der Bewertungen auf den Platt­

formen sei nicht negativ, sondern positiv.

Bei HolidayCheck seien die Bewertungen

beispielsweise zu 87 Prozent wohlwol­

lend, gibt Ziegler an. „Ein Lob geht leichter

über die Lippen.“

Eine der wichtigsten Regeln für den

Umgang mit Bewertungsplattformen ist

für Wolf, sich nicht besser darzustellen,

als man ist. „in dieser Hinsicht ist das netz

schonungslos offen.“ alle Gäste zufrie­

denzustellen, ist für ihn quasi unmöglich.

Die Gästebewertungen können aber dabei

helfen, die Gäste ins Hotel zu bekommen,

die zum Haus passen, meint Wolf. Um den

Überblick über die verschiedenen Bewer­

tungsplattformen zu behalten, kann man

sich als Hotelier auf den Plattformen regis­

trieren. Wenn eine Bewertung abgegeben

wird, wird man sofort per Mail benachrich­

tigt. Man müsse nicht auf allen Plattformen

vertreten sein, die beiden Brachengrößen

HolidayCheck und Tripadvisor seien aller­

dings unumgänglich, sagt Wolf. Während

HolidayCheck vor allem für Gäste aus

dem deutschsprachigen Raum wichtig

ist, sind auf Tripadvisor viele internationale

Reisende aktiv. Je nachdem, wie promi­

nent man also auf den unterschiedlichen

Plattformen vertreten ist, kann sich auch

die Gästestruktur ändern. Eine Tatsache,

die auch Patzel registriert hat. „seit wir

auf Tripadvisor weit vorne gelistet sind,

haben wir viel mehr internationale Gäste

als früher.“

Neue Machtverhältnisse. Bei allen

positiven seiten, die Gästebewertungen

im netz haben können, haben sie auch

zu einem grundlegend anderen Verhältnis

zwischen Gast und Hotelier geführt. „Der

Gast ist selbstbewusster geworden“, sagt

Patzel. Von einzelnen schwarzen schafen

wird das auch ausgenützt. Es gibt Fälle,

in denen potenzielle Gäste versuchen,

Rabatte herauszuschlagen, indem sie mit

schlechten Bewertungen drohen. „Bei

uns ist so etwas dezidiert einmal vorge­

kommen. ich weiß aber von Kollegen, wo

das zum Teil täglich vorkommt“, erzählt

der Hotelgeschäftsführer. Ein Problem,

das man auch bei der ÖHV kennt. Die

Betriebe müssen sich den Portalen aber

nicht ausgeliefert fühlen. Der Umgang sei

mittlerweile sehr fair und partnerschaft­

lich, sagt Wolf. sollte es zu so einem Er­

pressungsversuch kommen, sollte man

den Vorfall melden. „Bei HolidayCheck

reicht ein Mail, in dem man von der an­

gelegenheit berichtet und dann werden

negative Bewertungen im betreffenden

Zeitraum nicht online gestellt“, erklärt

der ÖHV­Experte. schwieriger wird es mit

ungerechtfertigter Kritik. Es bleibt meist

nicht viel mehr als zu reagieren. ×

„Negative Bewertungen sind besonders aufmerksamkeitsstark. Sie werden bis zu zehnmal häufiger gelesen als andere“.GEoRG ZiEGLER, LEiTER DEs BEREiCHs BUsinEss To BUsinEss BEi HoLiDayCHECK

Tipps für DeN richTigeN uMgANg MiT oNliNe­bewerTuNgeN

1. Kritik ernst nehmen.

2. Reagieren. Entweder direkt über das Bewertungsportal oder über die eigene Website: den eigenen standpunkt klar machen, weiter­führende informationen bereitstel­len und die ergriffenen Maßnahmen kommunizieren.

3. Zufriedene Gäste bei der abreise um einen Eintrag auf Hotelbewer­tungsportalen oder um einen Eintrag im Gästebuch auf der Website oder dem eigenen Blog bitten.

4. negative Bewertungen mit einer Vielzahl positiver Kommentare neu­tralisieren. Die positiven Berichte sollten natürlich authentisch sein.

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Page 22: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

22 saison

E-Tourismus

S elbst Top-Referenten der welt-

größten E-Tourismus-Platt-

form, der EnTER, müssen eines

zugeben: „Wenn ich heute ein Referat über

neue Trends im E-Tourismus vorbereite,

muss ich in drei Monaten diesen Vortrag

komplett überarbeiten – so schnell ist die

Entwicklung“, erklärt Rudolf Tucek, einer

der Pioniere der Branche in Österreich.

Tucek, heute Chef der CUBE-Hotels, hat

sich bereits 1985 mit den digitalen Mög-

lichkeiten im Tourismus beschäftigt – und

blickt nüchtern zurück: „Die ursprüngliche

Hoffnung der Leistungsanbieter im Tou-

rismus auf massenhaften Direktvertrieb

hat sich nicht erfüllt.“

Komplex wie noch nie. Die unzäh-

ligen Buchungsplattformen, technischen

Möglichkeiten und social-Media-Kanäle

stellen jeden Touristiker heute vor die auf-

gabe, sich nicht in der Vielfalt der angebo-

te zu verlieren. „selbst große Hotelketten

schaffen es nicht mehr, den Vertrieb allein

zu managen“, fasst es Tucek zusammen

und gibt einen ausblick auf die Zukunft:

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass die

anbieter digitaler touristischer Lösungen

nichts mehr mit dem Tourismus zu tun

haben. Das sind Menschen aus der tech-

nischen industrie.“

Vor allem der erhöhte Preiskampf

durch Metasuchmaschinen bereitet Tou-

ristikern weltweit Kopfzerbrechen. noch

nie zuvor waren Preise und angebote so

vergleichbar wie heute. Tuceks Wunsch

für die nahe Zukunft ist, dass es unter all

diesen Buchungsplattformen auch eine

österreichische Lösung gibt. Er wünscht

sich „ein Geschäftsmodell für den öster-

reichischen Tourismus, das der Markt ak-

zeptiert und das uns direkt Gäste bringt“.

Denn ein Grundsatz wird bleiben, egal,

was die Zukunft an technischen Lösungen

bringt: „Content ist gut, aber schlussend-

lich zählt im internet nur die Buchbarkeit.

Denn Buchbarkeit ist Kaufbarkeit. Und

schluss“, fasst es Tucek zusammen.

Schöne digitale Welt. Bleibt die Frage,

worauf sich der Tourismus in Zukunft ein-

stellen muss? Einen spannenden ausblick,

was die Zukunft bringen wird, bietet der

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What’s next?Die digitale Entwicklung des Tourismus ist rasant. So rasant, dass zwischen neuen Buchungsplattformen, Social-Media-Kanälen und virtuellen Angeboten die Frage bleibt: Was bitte kommt noch?

Von Erns t sprEng

Bilder auf Augenhöhe. Ist die Daten-Brille das

nächste große Ding? Die Google Glasses sollen

jedenfalls schon bald auf den Markt kommen.

Page 23: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

23

Umsätze aus. Tendenz: stark steigend.

Um darauf als Hotelier und Touristiker

vorbereitet zu sein, pocht Rudolf Tucek

für die heimische Hotellerie auf eine klare

Hinwendung zum Ganzjahrestourismus.

„Wir brauchen Mitarbeiter, die neue Tech-

nologien verstehen und damit umgehen

können. Diese gut ausgebildeten techni-

schen Mitarbeiter wird ein Hotelbetrieb

nur halten können, wenn er langfristige

anstellungen garantiert. auch deshalb

ist für mich ein Ganzjahrestourismus so

wichtig.“

Keine Textsuche mehr. Wie emotio-

nal die digitale suche nach dem perfekten

Urlaub in Zukunft sein könnte, zeigt das

Wiener start-up „pixmeaway“. Die Rei-

seplattform verzichtet auf die Textsuche.

Urlaub wird gesucht, indem man auf Fotos

klickt, die einen ansprechen, statt mit der

Eingabe von suchbegriffen. Der unschlüs-

sige Urlaubsreife wählt aus 63 vordefinier-

ten Motiven jene aus, die ihn emotional

besonders ansprechen. aufgrund dieser

Bilderauswahl erfolgt die Zuordnung in

sieben wissenschaftlich fundierte Reise-

und Persönlichkeitstypen.

im zweiten schritt kann der User

die typgerechten Reisetipps – darunter

aktivitäten, Lokale oder sehenswürdig-

keiten – unter anderem nach Region und

Reisebudget eingrenzen. „Die Urlaubs-

planung auf Basis von Fotos führt auch

im klassischen Reisebüro zu treffsicheren

Ergebnissen“, meint Dr. Rainer schuster,

der Gründer von Pixmeaway.com. ×

und nutzt für den eigentlichen Kauf noch

stationäre Computer. „in wenigen Jahren

wird es aber keinen Unterschied mehr

geben, dann ist es selbstverständlich, den

Urlaub übers Handy zu buchen“, ist James

van Thiel überzeugt.

Daten regieren die Welt. Ganz

gleich, welche konkreten Produkte der

digitale Markt in den kommenden Jahren

auf den Markt bringt, neben dem Trend

zur digitalen Mobilität hat van Thiel noch

einen Tipp, der im E-Tourismus zum Erfolg

führt. „Eines kann man heute schon über

die Zukunft sagen: Es gewinnt, wer auf

den größten stock an Daten über seine

Kunden zugreifen kann. also: sammeln sie

Daten, Daten, Daten!“, ist die eindringliche

aufforderung des E-Tourismus-Profis.

2010 wurden in Europa online

rund 71,6 Milliarden Euro im Tourismus-

bereich umgesetzt. Die Zahlen steigen

rapide. Die elektronischen Buchungen

machen heute bereits in vielen touris-

tischen Bereichen über 50 Prozent der

niederländer James van Thiel, europaweit

zuständig für die touristischen angebote

von Google. „ich war vor Kurzem im Head-

quarter von Google. Dort laufen immer

mehr Mitarbeiter mit den Google Glasses

herum“, erzählt von Thiel. Google Glasses

ist ein Projekt, bei dem virtuelle inhalte des

internets als information in eine spezielle

Brille projiziert werden. Ein Beispiel: im

schaufenster des Reisebüros sieht man

ein angebot einer Weitwanderung in Ti-

rol. in seine Google-Brille bekommt man

buchbare angebote aus dem internet

projiziert. noch vor dem schaufenster

kann man eines dieser angebote buchen.

„Wir rechnen damit, schon 2014 Google

Glasses in seiner ersten Version auf den

Markt zu bringen“, erklärt James van Thiel.

so nahe ist die scheinbare Utopie.

augmented Reality, social Media

und Buchungsplattformen in einer Brille

vereint und jederzeit online – darauf muss

sich der Tourismus der Zukunft einstel-

len. Und das alles in höchster Mobilität,

denn der digitale Konsument von heute

ist längst nicht mehr an einen stationä-

ren Computer gebunden. Google hat

analysiert, dass während des Tages die

nutzung am stationären Computer noch

vorherrscht, aber in der Zeit von 18 bis 22

Uhr am abend hat die mobile nutzung

des internets den klassischen Computer

bereits überholt. „Wenn ich heute einem

Touristiker einen Rat für die Zukunft

geben müsste, dann wäre es dieser:

setzt auf alles, was die mobile nutzung

des internets unterstützt“, bringt es der

Google-Tourismusprofi auf den Punkt.

Denn der Konsument von heute sucht

noch statio när und mobil nach angeboten

„Wenn ich heute einem Touristiker einen Rat für die Zukunft geben müsste, dann wäre es dieser: Setzt auf alles, was die mobile Nutzung des Internets unterstützt.“JaMEs Van THiEL, GooGLE ToURisM

„Content ist gut, aber schlussend-lich zählt im Internet nur die Buch-barkeit. Denn Buchbarkeit ist Kauf-barkeit. Und Schluss.“RUDoLF TUCEK, GEsCHäFTsFüHRER CUBE-HoTELs

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Page 24: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

24 saison

E-Tourismus

Ü

ber ein Jahr wurde an der neu­

en Version von www.tirol.at

gearbeitet. Entsprechend

ambitioniert gestalten sich die Ziele,

welche die Tirol Werbung für ihr Portal,

das im März in Betrieb genommen wird,

ausgegeben hat. „Wir wollen der beste

digitale Reiseführer Europas werden“, er­

klärt Eckard speckbacher, Leiter Digitale

Medien bei der Tirol Werbung. Wie es sich

für einen Reiseführer gehört, werden die

inhalte auf der neuen www.tirol.at redak­

tionell aufbereitet, das heißt gewichtet,

zugespitzt und verknüpft anstatt bloß

gesammelt. Relevante information statt

bloße Datenflut, so lautet die Devise. Der

User soll nicht ein schwer überschaubares

angebot vor die nase gesetzt bekommen,

sondern an der Hand genommen werden.

Die Herausforderung ist dabei, die heute

gerne bemühte Customer Journey auch

tatsächlich in ihrer Gesamtheit abzude­

cken. Denn der Urlaubssuchende steigt

zu ganz unterschiedlichen Phasen ein.

Information statt DatenDie Tirol Werbung hat www.tirol.at einem grundlegenden Relaunch unterzogen. Den User erwarten nun mehr Emotion, die Informationen, die er sich wünscht, und eine wohltuend aufgeräumte Optik.

Von M at thia s Kr apf

Während der eine sich vielleicht nur ganz

grundsätzlich über Tirol oder das Urlaub­

sangebot informieren möchte, hat der

andere bereits konkrete Vorstellungen

– potenzielle Gäste in jeder möglichen

Phase der Reiseplanung abzuholen, ist

klares Ziel der neuen www.tirol.at.

Doch die reine informationsvermitt­

lung wäre für ein touristisches Portal im

Jahr 2013 zu wenig. Zugleich ist auch die

emotionale ansprache von größter Wich­

Alt und neu. Die neue Startseite (Bild rechts) empfängt den User mit einem interaktiven Video.

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„Urlaub in Tirol soll als digitales Erlebnis vor und nach der Buchung sowie während und nach dem Urlaub spürbar sein.“ECkaRD sPECkBaCHER, LEiTER DiGiTaLE MEDiEn DER TiRoL WERBUnG

tigkeit. Erfolgreiche Tourismusseiten geben

information, vermitteln Emotion und lösen

aktionen der User aus – im optimalfall die

Buchung eines Urlaubs. Diese drei Grund­

funktionen sind auch die key Features, die

www.tirol.at erfüllen soll.

Reihe von Neuerungen. „Urlaub

in Tirol soll als digitales Erlebnis vor und

nach der Buchung sowie während und

nach dem Urlaub spürbar sein“, erläutert

Page 25: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

25

jedes Getränk zählt

HOGATRON GmbH.,6020 Innsbruck, Josef-Wilberger-Str. 48Tel.: +43 512 / 204 100, Fax: DW - 204Mail: [email protected], www.hogatron.com

GENUSSGENUSS

HANDLE-CREATIV.AT

Projektleiter Eckard speckbacher. Um die­

sem anspruch gerecht zu werden, wurden

im Zuge des Relaunchs eine Reihe von

neuerungen umgesetzt.

Die wichtigsten lauten:

• Emotionaler Einstieg: auf der startseite

erwartet den User ein interaktiver Video­

reiseführer.

• Responsive Design: Die seite passt sich

automatisch dem jeweiligen Endgerät –

vom PC bis zum Mobiltelefon – an.

• neues inhaltliches konzept: Der inhalt

wurde komplett überarbeitet, um die

anforderungen von webgerechtem

schreiben und suchmaschinenoptimie­

rung zu erfüllen. Das inhaltliche konzept

folgt einer klar festgelegten Redaktions­

strategie.

• Umfassende neue ortsdarstellungen:

Die Tiroler orte und Regionen nehmen

auf der seite eine zentrale Position ein

und werden viel informativer als bisher

dargestellt.

• Einzigartige Timeline: Das social­

Media­Geschehen zu jedem ort kann

ganz einfach gebündelt im Zeitverlauf

auf einer Ereignisleiste verfolgt werden.

• neue suchfunktion: Die neu gestaltete

suche ermöglicht neben der Menü­

und kartennavigation ein rasches Be­

wegen auf dem Portal.

• neue Maßgeschneiderte Metasuche:

interessierte können Unterkünfte auf

www.tirol.at direkt online buchen.

Neue Optik. Eine der wesentlichen

Veränderungen betrifft nicht zuletzt die

optik. Look and Feel der www.tirol.at wur­

de gemäß den neuen Corporate­Design­

Vorgaben der Tirol Werbung überarbeitet.

Und das bedeutet vor allem: Weniger ist

mehr. „Es gibt keine vergleichbare seite aus

dem touristischen Bereich, die sich eine

solche Reduziertheit bisher umzusetzen

getraut hat“, so Eckard speckbacher.

Der Frage, wie der größte Relaunch

in der www.tirol.at­Geschichte beim Be­

nutzer ankommt, wird sich die Tirol Wer­

bung in den nächsten Monaten ausgiebig

widmen. Es geht darum, weitere Erfah­

rungen mit der Usability zu sammeln und

zu analysieren. Zurücklehnen nach einem

intensiven Jahr der Entwicklung spielt es

also nicht. „Jetzt geht es um die Weiter­

entwicklung. Und die ist ein fortlaufender

Prozess“, sagt Eckard speckbacher. „Die

seite wird bestimmt nie stillstehen.“ ×

„Es gibt keine vergleichbare Seite aus dem touristischen Bereich, die sich eine solche Re-duziertheit bis-her umzusetzen getraut hat.“ ECkaRD sPECkBaCHER

Page 26: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

26Magazin

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HV

F lorian Singer, Geschäftsführer

des Singer Sporthotel & SPA in

Berwang, ist der neue Vizepräsi-

dent der Österreichischen Hotelierver-

einigung (ÖHV) für Tirol und Vorarlberg.

Die ÖHV-Vizepräsidenten sollen dann

zur Stelle sein, wenn es gilt, sich regio-

nal und in den Orten mit touristischen

Strukturen oder mit Begehrlichkeiten der

Politik auseinanderzusetzen. Seit rund

60 Jahren tritt die ÖHV als freiwillige und

parteiunabhängige Interessenvertretung

der führenden Hotellerie auf. Mehr als

1.200 Mitgliedsbetriebe nutzen operative

Dienstleistungen in Marketing und Wei-

terbildung. ×

Alles neu im Aqua Dome

D er Aqua Dome – Tirol Therme Längenfeld hat eine Runderneuerung bekom-

men: 60 zusätzliche 4-Sterne-Superior-Zimmer, ein innovativer Premium-Spa-

Bereich exklusiv für Hotelgäste, eine um rund 500 Quadratmeter erweiterte

Seminarfläche und ein umfassendes Facelift für das bestehende Haus. 20 Millionen Euro

hat das Investorenkonsortium rund um Raiffeisen, die Bergbahnen Sölden, die VAMED

und die Firma Ortner in die Hand genommen. In nur 15 Monaten Bauzeit wurden die

Maßnahmen umgesetzt. ×

Neuer ÖHV-Vizepräsident für die Region West

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Page 27: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

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Ohren auf!Wie funktioniert das Gehör? Wie sieht das Ohr von innen aus? Wie fühlt es sich an, hörbehindert zu sein? Diese und noch viele weitere Fragen werden im eben erst eröffneten Audioversum in der Wilhelm-Greil-Straße in Innsbruck erklärt.

D as interaktive Wissenschaftsmuse-

um vermittelt alles rund um das

„Abenteuer Hören“ – mitmachen

ist dabei absolut erwünscht! Erstellt und

betrieben wird das Museum von MED-EL,

dem führenden Anbieter von Hörimplan-

tatsystemen, in Zusammenarbeit mit der

Ars Electronica.

Auch Innsbrucks Bürgermeisterin Christine

Oppitz-Plörer war die Begeisterung bei der

Eröffnung anzusehen. „Das Audioversum

wird in kürzester Zeit nicht mehr aus unse-

rer Stadt wegzudenken sein!“, prophezeite

das Stadtoberhaupt. ×

www.audioversum.at

QueRDeNkeR Am WeRkMusik, die dem Experiment und der kreativen Frei-heit verpflichtet ist, zeichnet das Festival artacts der Musik Kultur St. Johann aus. Neben anderen (Free) Jazzern, Avantgardisten und Querdenkern kommt auch das Trio Digital Primitives (Bild).8. bis 10. März, Alte Gerberei, St. Johann in Tirol

FücHsleiN im WAlD„Das schlaue Füchslein“, eine der beliebtesten Opern des tschechischen Komponisten Leoš Janáček, erzählt die Lebensgeschichte der Füchsin Schlaukopf. Die Titelpartie übernimmt Christine Buffle (Bild) bzw. Susanne Langbein. ab 23. März 2013, Tiroler Landestheater, Innsbruck

kliNgeNDeR WOkAuch wenn das Hang aussieht wie zwei über ein-an dergestülpte Woks, wenn einer es zu spielen weiß wie Manu Delago, gibt es vielfältige Klänge preis – zu hören bei einem der selteneren „Heim-spiele“ des international erfolgreichen Musikers.28. März 2013, 20:30 h, Altes Kino, Landeck

WeiteRe VeRANstAltuNgeNKatharina Jakob: Bella Donna, Komödie7.3.2013, Stadtsaal, Lienz, www.stadtkultur.atC. Invernizzi, R. Wach: Bild und Lyrik im Dialog 4.4. bis 5.5.2013, Tiroler Landesmuseum Fer-dinandeum, Innsbruck, www.landesmuseen.at Markus Flaig (Bassbariton), Peter Waldner (Orgel): Die Götter Griechenlands 18.4.2013, 20 h, Collegium Canisianum, Innsbruck, www.lebensmusik.atClaudia Hirtl: Malerei und Filmbis 20.4.2013, Do u. Fr, 17–19 h, Sa, 10–15 h,Galerie am Polylog, Wörgl, www.am-polylog.at

kulturtippsvon es ther pirchner

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seNiOReN AN DeR mAcHt

D ass die Zielgruppe der Über-50-Jähri-

gen immer wichtiger wird, ist kein Ge-

heimnis mehr. Der Tourismusconsulter

con.os untersuchte nun, ob die Tourismusun-

ternehmen mit dieser Zielgruppe richtig um-

gehen. Das Ergebnis der Umfrage: Österreichs

Touristiker erkennen zwar das große Potenzial

der Zielgruppe 50 plus, schätzen jedoch Bedürf-

nisse, Freizeitverhalten und Angebote falsch ein.

So wünschen sich etwa Menschen über 50 keine

Seniorenangebote, sondern altersunabhängi-

ges Design. Auch unterschätzten die meisten

Touristiker, dass auch Menschen über 50 das

Internet nutzen. Hier empfehlen die Experten

ebenfalls ein Umdenken. Für die Untersuchung

führte con.os 130 telefonische Interviews mit

Hotels und Tourismusorganisationen in allen

österreichischen Bundesländern. ×

www.conos.co.at

Buchtipp

Berg 2013 – das Alpenvereins- jahrbuch …… gehört mittlerweile schon zur Pflichtlektüre eines

jeden Bergsport-Liebhabers. Auch diesmal arbeiteten

wieder namhafte Autoren und Fotografen mit und

geben einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Themen und Trends.

Der große Gebietsschwerpunkt liegt dieses Mal auf dem Tennengebirge im Salzburger

Land, das Fokusthema „Schöne neue BergWelten“ ist dem Wechselspiel von alpiner und

urbaner Kultur auf der Spur.

BERG 2013 – Alpenvereinsjahrbuch, herausgegeben von Deutscher Alpenverein e.V. / Österreichischer Alpenverein e.V / Alpenverein Südtirol e.V., Tyrolia Verlag

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Page 28: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

Feierte ihre WM-Medaillen im „Platz für Weltmeister“:

Die Tiroler Gold- und Bronze-medaillengewinnerin Nicole Hosp

mit Tirol Werbung-Geschäftsführer Josef Margreiter.

Page 29: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

29

D

ie Kommunikations- und

Netz werkplattform TirolBerg,

die 2001 anlässlich der Ski-

WM in St. Anton ins Leben gerufen wur-

de, diente auch bei der Ski-WM 2013 in

Schladming wieder als beliebter Treffpunkt

für Persönlichkeiten aus Sport, Wirtschaft,

Medien, Kultur und Politik. Zusammen mit

seinen langjährigen Tourismuspartnern St.

Anton, Kitzbühel und Ischgl nutzte Tirol

diese Bühne, um sich dem internationalen

Publikum als Wintersportland Nummer 1

der Alpen vorzustellen.

Tirol präsentierte sich in all seinen Fa-

cetten – als lohnendes Reiseziel ebenso wie

als innovativer und zukunftsträchtiger Part-

ner für Wirtschaft und Forschung. Erstmals

war in diesem Jahr auch Seilbahnhersteller

Doppelmayr als Premium-Partner im Tirol-

Berg vertreten. Insgesamt nützten mehr als

TirolBerg in Schladming: Der Platz für Weltmeister Von 4. bis 17. Februar 2013 war Schladming als Austragungsort der FIS Alpinen Ski-WM der Nabel der Wintersportwelt. Wie seit mittlerweile mehr als zehn Jahren durfte auch das führende Wintersportland der Alpen mit seiner Imageplattform TirolBerg bei diesem Großereignis nicht fehlen.

Von Steffen ArorA

80 Unternehmen – wie die Top-Partner

Standortagentur Tirol, Milka, Vail/Beaver

Creek sowie Prodinger | GFB Tourismusbera-

tung – die Plattform, um sich öffentlichkeits-

und publikumswirksam zu präsentieren.

Die Bilder aus dem TirolBerg wurden von

Medien wie BBC, ARD, ZDF, Eurosport oder

ORF in die wichtigen Märkte transportiert

und stärkten damit das Image der führenden

Wintersportdestination der Alpen. ×

Landeshauptmann Günther Platter (l.) mit dem steirischen Landeshauptmann-Stellvertreter und Tourismusreferenten Hermann Schützenhöfer beim Eröffnungsabend im TirolBerg in Schladming.

Der TirolBerg als Treffpunkt der Prominenz im Rahmen der Ski-WM: Der Paznauner Spitzenkoch Martin Sieberer (l.) kochte ein achtgängiges Gala-Menü im Rahmen der Ischgl-Night für die Gäste des TirolBergs, unter ihnen der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann.

Starke Leis-tung: Das TirolBerg-Team blickt auf zwei erfolgreiche Wochen in Schladming zurück.

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Page 30: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

30 SAISON

Magazin

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle kam zum Abend der Standortagentur Tirol, um über den Forschungsstand-ort Tirol zu sprechen.

Tirol Werbung-Geschäftsführer Josef Margreiter (l.) begrüßte den tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus und ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner (r.) in der TirolBerg-Lounge in Schladming.

Die Wahl-Kitz-bühelerin Maria

Höfl-Riesch (l.) ließ es sich nicht neh-

men, ihre Medaillen im Rahmen der

Kitzbühel Night im TirolBerg zu feiern.

Signe Reisch (Obfrau Kitzbühel Touris-

mus) stellte sich als eine der ersten

Gratulantinnen ein.

Feierliche Eröffnung des TirolBerges (v. l.): Franz Klammer, Manfred Furtner (TirolBerg-Wirt), Georg Bliem (GF Steiermark Tourismus), Leonhard Stock, LH Günther Platter, Harti Weirather, Stephan Eberharter und Josef Margreiter

Die Tirol Werbung und ihre Partner unterstützten im

Rahmen der Ski-WM Wings for Life, die

Stiftung für Rücken-marksforschung von

Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner

(links im Bild bei der Scheckübergabe im

TirolBerg mit Thomas Geierspichler und

Luc Alphand, r.), mit 55.000 Euro.

Page 31: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

31

Ted Ligety, dreifacher Weltmeister von Schladming,

traf im TirolBerg nicht nur auf überwältigendes Medieninte-

resse und herzliche Gastgeber, sondern auch auf zahlreiche

Landsleute aus Vail/Beaver Creek. Dort findet 2015 die

nächste Ski-WM statt.

Der Tiroler Bronzemedaillengewinner Romed Baumann kam überglücklich ins

TV-Studio im TirolBerg, das zahlreiche TV-Stationen für aktuelle Berichte nützten.

I n n s b r u c k Tel. 0 512 - 3336-0V o m p Tel. 0 52 42 - 642 00-0W ö r g l Tel. 0 53 32 - 737 11-0

Die Erfolgsgeschichte Transit geht weiter. Und mit dabei sind wieder eine Menge erstklassiger Ford Technologien. Wie die SYNC-Sprachsteuerung, der integrierte und einklappbare Dachträger für noch mehr Stauraum und verbesserte Aerodynamik oder die Durchladeluke, die Gegenstände von bis zu 3 Metern komfortabel verstauen lässt. Und nicht zu vergessen: Er ist das erste Nutzfahrzeug im Segment mit 5 Euro NCAP-Sternen. Die Ford Transit Modelle haben alles was Sie brauchen, um Ihr Unternehmen weiter zu bringen.

Kraftstoffverbr. ges. 4,1 – 8,9 l / 100 km, CO2-Emission 109 – 234 g / km. Symbolfoto.

International Van of The Year 2013

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Die Arlberger Skilegenden Karl Schranz (l.) und Egon Zimmermann genossen die St. Anton Night mit Tirol Werberin Anja Falch.

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Page 32: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

32 saison

Magazin

SAISON: Herr Buck, welche Fragen beschäftigen die in-ternationale Tourismusbran-che derzeit? Martin Buck:

Die aktuellen Finanz- und

Wirtschaftskrisen rund um den Globus

beschäftigen die internationale reise-

industrie weiterhin. sie können den

Menschen die Lust am reisen aber ganz

offensichtlich nicht verleiden. Die Zahl

der internationalen ankünfte von rei-

senden im kommenden Jahr wird 2013

in einer Größenordnung von zwei bis vier

Prozent zunehmen. Zudem verfügen die

Menschen über so viel Geld wie noch nie.

Die anhaltend positive Entwicklung in der

weltweiten reiseindustrie ist vor allem auf

den wirtschaftlichen Boom in den Bric-

staaten Brasilien, russland, indien und

china und in weiteren Entwicklungslän-

dern zurückzuführen. Dennoch gibt es für

die Branche einige Herausforderungen

wie die drastisch steigenden Energie-

kosten und die teilweise dramatisch er-

höhten kosten für Lebensmittel, die sich

verstärkt auch in der reiseindustrie be-

merkbar machen. Viele themen, die der

reiseindustrie unter den nägeln brennen,

werden im itB Berlin kongress diskutiert.

Welche Trends beobachten Sie in der internationalen Tourismusbranche? Der

technologische Fortschritt hat die reise-

industrie in den letzten Jahren entschei-

dend verändert. nicht nur sind reisebu-

chungen für den kunden viel komfortabler

geworden, auch die Preise und Leistungen

der anbieter sind heute dank des inter-

nets transparent. nicht zuletzt hat sich

das Marketing durch social Media grund-

legend geändert. kunden verlassen sich

auf Weiterempfehlungen durch Freunde

auf Facebook oder informationen von

reisebloggern. Echte Produktinnovatio-

nen sind in der reiseindustrie zunehmend

schwerer zu finden. Dagegen werden

technologie- und Prozessinnovationen

immer wichtiger. Das thema technologie

wird aus unserer sicht Wachstumstreiber

in der reiseindustrie bleiben.

Gibt es Reisetrends, die alle Destinati-onen weltweit aufgreifen beziehungs-weise heuer auf der ITB vorstellen? Wir

sehen im Produktmarketing eine Entwick-

Schaufenster des WelttourismusDie ITB Berlin steht vor der Tür. Die weltgrößte Tourismusmesse ist Trendbarometer und Ausblick auf die kommenden Jahre. Ein Interview mit Martin Buck, Direktor KompetenzCenter Travel & Logistics, Messe Berlin.

Da s IntervIew führte erns t spreng .

„Echte Produkt-innovationen sind in der Reiseindustrie zunehmend schwerer zu finden.“Martin Buck, itB BErLin

Page 33: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

33

nordische Weltmeisterschaften halten die

Destination im Gespräch und sorgen für

ein attraktives image.

Wohin wird sich die internationale Tourismusbranche in den kommenden Jahren bewegen? Die zunehmende digi-

tale sichtbarkeit führt dazu, dass angebote

und informationen genauer auf die Be-

dürfnisse der user zugeschnitten werden

können. Die informationen aus sozialen

netzwerken und communities dienen

vielen unternehmen heute schon dazu, die

kundenbindung noch individueller zu ge-

stalten und so dem kunden speziell auf ihn

zugeschnittene angebote zukommen zu

lassen. Durch die wachsende Bedeutung

von social Media wird sich auch die welt-

weite reiseindustrie nachhaltig ändern.

Empfehlungen des eigenen netzwerkes

spielen bei der reiseplanung eine immer

wichtigere rolle. auch der direkte kontakt

zu unternehmen über soziale netzwerke

wird das customer relations Management

der reiseindustrie weiter verändern.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Das Segment Abenteuerurlaub und nachhaltiges Reisen feiert heuer 10-jäh-riges Jubiläum auf der ITB. Wie hat sich dieses Segment verändert? abenteu-

er- und Erlebnisreisen sind ein rasch

wachsendes segment, das immer mehr

Menschen anzieht, ganz unabhängig von

alter, Geschlecht und status. auch spor-

treisen finden hier ihren Platz. so ist auch

der Erfolg des segments auf der itB Ber-

lin zu erklären. Das segment heißt heute

adventure & responsible tourism. Bereits

der name zeigt die richtung an, in die sich

dieser ausstellungsbereich entwickelt hat.

nachhaltigkeit war von Beginn an ein

wichtiges thema, ist aber in den letzten

Jahren immer wichtiger geworden.

Kann der alpine Tourismus im Segment Abenteuerurlaub und Nachhaltigkeit international punkten? Der alpine tou-

rismus in Österreich ist aus unserer sicht

auf jeden Fall international gut aufgestellt.

Ein Beispiel ist die Beteiligung am größten

netzwerk für nachhaltigen tourismus in

Europa, den „alpine Pearls“. Dieses Pro-

jekt beobachten wir mit großem interesse

und haben es im letzten Jahr auf dem itB

Berlin kongress vorgestellt.

Wie beurteilen Sie allgemein die Tou-rismusbranche in den Alpen? in Bezug

auf Österreich sehr gut, da sich die alpen

sowohl für den sommer- als auch Win-

tertourismus großer Beliebtheit erfreuen.

Und der Stellenwert Österreichs bezie-hungsweise Tirols im europäischen Tou-rismus? Österreich hat sich erfolgreich als

Ganzjahresziel etabliert. Dadurch ist auch

tirol gut aufgestellt. Das urlaubsland Ös-

terreich punktet durch ein vielfältiges tou-

rismusangebot und eine tolle Landschaft.

als Wintersportland steht Österreich ganz

vorn in der Gunst der urlauber. alpine und

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ITB BerlIn KongreSS: Der itB kongress beschäftigt sich mit brennenden Fragen des Welttourismus und bringt 2013 weltweit renommierte referenten zur itB. Das gesamte Pro-gramm findet man unter www.itb-kongress.de/programm

AdvenTure & reSponSIBle TourISm: Das Programm der adventure & res-ponsible tourism (Halle 4.1) ist in der Eventdatenbank der itB Berlin zu finden: http://www.itb-berlin.de/Events

TIrol Auf der ITB:Halle 17, stand 104

lung hin zur Erlebnisorientierung. Früher

hieß die wichtigste Frage bei der Buchung

und damit auch in der Vermarktung: Wo

wollen sie hinreisen? Heute steht das in-

dividuelle Erlebnis im Vordergrund. Daher

steht in der Vermarktung der Veranstalter

und Destinationen heute das reisemotiv

im Vordergrund. Der Fokus liegt auf der

Frage: Was wollen sie im urlaub erleben?

Besichtigungen sind im urlaub natürlich

noch immer wichtig, aber zunehmend

werden Programmbausteine mit Begeg-

nungen der Menschen vor ort nachge-

fragt. Hier spielt auch das Bedürfnis nach

authentizität des urlaubserlebnisses bei

reisenden mit hinein. sie legen zuneh-

mend Wert darauf, möglichst nah an die

alltagswelt des Gastlandes heranzukom-

men. Dafür spricht beispielsweise der Er-

folg von social-travelling-angeboten wie

couchsurfing, 9Flats, Wimdu und vielen

anderen anbietern.

„Österreich hat sich erfolgreich als Ganzjahresziel etabliert. Dadurch ist auch Tirol gut aufgestellt.“Martin Buck, itB BErLin

Tourismus-Hotspot. Von 6. bis 10. März zeigt

die ITB Berlin die welt-weiten Tourismustrends.

Page 34: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

34 saison

Magazin

Treue Reiseweltmeister Deutschland ist und bleibt der wichtigste Markt für den Tiroler Tourismus. Große Chancen liegen im Onlinevertrieb – und im Sommer.

Von M at thia s Kr apf

DeuTschanD

a nfang März blickt die Tou-

rismuswelt nach Berlin

zur iTB. auch heuer ist die

Tirol Werbung dort am

Österreich-stand mit einem Großaufge-

bot vertreten (Halle 17, stand 104). Kein

Wunder: „Die iTB ist eine der wichtigsten

Plattformen des Jahres für uns, um Tirol als

innovatives Tourismusland zu präsentieren“,

erklärt stephan Glätzle, Marketingleiter für

Deutschland, Österreich und die schweiz

in der Tirol Werbung. Der Fokus wird dieses

Jahr im Rahmen des Messegeschehens von

6. bis 10. März sowie einer großen Presse-

konferenz auf den Tiroler Bergwinter und

seine zwei auf die sinus-Milieus intellectuals

und Modern Performers zugeschnittenen

angebotssäulen gerichtet.

Größte Urlaubernation. Mit einem

Marktanteil von rund 50 Prozent bilden die

Deutschen im Tiroler Tourismus die mit ab-

stand größte Urlaubernation. im Tourismus-

jahr 2010/11 verzeichneten die heimischen

Betriebe über 21,7 Millionen nächtigungen

aus Deutschland, womit 46 Prozent aller

Übernachtungen in Österreich auf Tirol

entfielen. salzburg rangiert mit Respekt-

abstand auf Platz zwei (20 %). Zu den näch-

tigungsstärksten Tiroler Regionen zählen im

Winter Ötztal Tourismus (9,7 %), Paznaun-

ischgl (9,0 %) und die Erste Ferienregion im

Zillertal (5,8 %). im sommer haben Wilder

Kaiser (6,0 %), achensee (5,9 %) und Ötztal

Tourismus (5,2 %) die nase in der Gunst der

Urlauber aus dem nachbarland vorn.

Strategiewechsel. Deutschland ist

mit seinen über 80 Millionen Einwohnern

nicht nur ein riesiger Markt. Die Deutschen

gelten dank ihrer hohen Reisebereitschaft

zu Recht auch als „Reiseweltmeister“ und

verfügen über hohe Kaufkraft. Pro Kopf

steht dem Deutschen um 50 Prozent mehr

für den Konsum zur Verfügung als dem

europäischen Durchschnitt.

Deutschland ist Leitmarkt. Entspre-

chend intensiv wird der deutsche Markt

von Tourismusverbänden und Tirol Wer-

bung bearbeitet. Letztere hat in den letz-

ten Jahren dabei einen strategiewechsel

vollzogen: Wurde in der Vergangenheit

viel für imageaufbau und -pflege getan,

so zielen die Maßnahmen heute neben

imagekampagnen vor allem im Winter

auf den Vertrieb ab. Und dieser spielt sich

zunehmend online ab. im Rahmen von Per-

formance Marketing setzt die Tirol Werbung

deshalb auf integrierte Kampagnen, die von

imagekampagnen über Themenkampag-

nen bis hin zu online-Vertriebskampagnen

„Es ist zweifellos so, dass die Wertschöpfung derzeit vor allem im Winter passiert. Sehr große Chancen liegen allerdings im Sommer.“sTEPHan GLäTZLE, MaRKETinGLEiTER DEUTscHLanD, ÖsTERREicH, scHWEiZ

Page 35: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

35

DER TyPiscHE DEUTscHE GasT ist im Winter etwas jünger als im sommer: 42 vs. 48 Jahre.

aUFEnTHaLTsDaUER: 4,9 Tage im Winter (Ti-rol gesamt: 4,9), 4,5 Tage im sommer (Tirol gesamt: 4,0)

BEVoRZUGTE UnTERKUnFT: leicht über-durchschnittlicher anteil an Ferienwohnun-gen und Privatunterkünften

WinTERaKTiViTäTEn: acht von zehn deut-schen Tirol-Urlaubern sind skifahrer, snow-boarden und Winterwandern sind ebenfalls sehr beliebt.

soMMERaKTiViTäTEn: Wandern ist die ab-solute Lieblingsaktivität, eine wichtige Rolle spielt die Wasserkomponente.

anREisE: hauptsächlich mit dem eigenen Pkw

BUcHUnGsGEWoHnHEiTEn: im Winter bu-chen 60 % der Gäste direkt beim Vermieter, im sommer gut die Hälfte.

inFoRMaTionsqUELLE: Das internet ist die mit abstand wichtigste informationsquelle, Bekannte und Prospekte folgen dahinter.

TaGEsaUsGaBEn (inKL. anREisE): € 117 (Ti-rol-schnitt: € 123) im Winter, € 90 im sommer (Tirol-schnitt: € 97)

MaRKTanTEiL: 50,9 % (TJ 2011/12)

REisEHäUFiGKEiT: Die Urlaubsreiseintensi-tät der Deutschen liegt bei 76,2 Prozent – ein spitzenwert.

näcHTiGUnGsZaHLEn: Winter 2011/12: 12,8 Mio. (+ 4,0 %), sommer 2012: 9,6 Mio. (+ 2,1 %)

REisEVoLUMEn 2011: 48 Mio. Urlaubs-aus-landsreisen (ab 5 Tagen, 69 % aller Reisen)

BiP PRo KoPF: € 29.000 (2010)

ReisemaRkT DeuTschlanD in Zahlen:

konTakTMag. stephan Glätzle Marketingleiter Deutschland, Österreich, schweizTel.: +43 (0)512/53 20-650

[email protected]

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reichen. Der Trend zur online-Buchung ist

am deutschen Markt sehr stark spürbar,

so Glätzle. aufgrund der gemeinsamen

sprache recherchiert der an einem Tirol-

Urlaub interessierte Deutsche sehr genau

im internet, vergleicht und hat mittlerweile

Gefallen daran gefunden, auch einmal on-

line zu buchen. Gerade bei Kurzurlauben,

die – auch das ist ein allgemeiner Trend,

der bei deutschen Gästen besonders stark

ausgeprägt ist – immer öfter der klassischen

Urlaubswoche vorgezogen werden, wird

sehr kurzfristig entschieden.

Chancen im Sommer. Potenziale

ortet die Tirol Werbung am deutschen

Sölden bei Nacht. Im Winter entfallen die meisten Nächtigungen deutscher Gäste auf Ötztal Tourismus (9,7 %).

Markt vor allem im sommer. „Es ist zwei-

fellos so, dass die Wertschöpfung derzeit

vor allem im Winter passiert. sehr große

chancen liegen allerdings im sommer“,

erklärt stephan Glätzle. Punkten könne

Tirol hier zum einen mit dem sportange-

bot (Modern Performers), andererseits mit

insbesondere für die Generation 50 plus

wichtigen Themen wie Gesundheit und

Entspannung (intellectuals).

sollte sich der deutsche Gast stär-

ker dem Tiroler Bergsommer hinwenden,

so wäre das freilich keine wirklich neue

Entwicklung. noch im Jahr 1991 wurden

mehr deutsche nächtigungen im sommer

als im Winter generiert. ×

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qUELLEn: LanDEssTaTisTiK TiRoL, T-Mona GäsTEBEFRaGUnG 2011/12, DEUTscHE REisEanaLysE 2012

Page 36: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

36 saison

ErfolgsmodEllTirol

„Wenn ein großer Kongress stattfindet, dann ist sozusagen in der ganzen Stadt Kongress. Man sieht die vielen Leute mit ihren Badges her-umspazieren. Das ist schon etwas anderes als die Anonymität einer Großstadt.“ georg lamp

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Page 37: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

37

SAISON: Herr Lamp, wenn Sie auf Ihren Start im Congress Innsbruck 1984 zurückbli-cken. Was haben Sie damals vorgefunden? georg lamp:

ein leeres büro, eine etwas eingeschüch-

terte mannschaft und ein haus, das gera-

de dabei war, international zu werden, das

aber noch lange keine gute auslastung

hatte.

Hatten Sie selbst zu diesem Zeitpunkt bereits Erfahrung im Kongresswesen?

nein, ich kam eigentlich nicht aus dieser

branche, sondern aus dem Tourismus.

ich wurde in diese position hineingeboxt.

das ging nicht auf eine bewerbung mei-

nerseits zurück, sondern das war eine

lösung, die sich der damalige innsbrucker

bürgermeister alois lugger so gewünscht

hatte. ich war zu dieser Zeit geschäftsfüh-

rer des innsbrucker Tourismusverbandes

und so habe ich dann sechs Jahre lang

beides gemacht – den Congress und den

TVb innsbruck.

Unter Ihrer Ägide wurde die Infrastruk-tur des Congress Innsbruck maßgeblich verändert. War dies der Grundstein für den heutigen Erfolg? Ja, die infrastruk-

tur ist wesentlich, weil hier der Wettbe-

werb besonders stark ist. das beginnt bei

„Es braucht einen Gastgeber“Fast 30 Jahre lang zeichnete Georg Lamp für die Geschicke des Congress Innsbruck verantwortlich. Unter seiner Ägide stieg die Tiroler Landeshauptstadt in die internationale Topliga der Kongress- standorte auf. Nun ist der „Congress-Wirt“ in Pension gegangen.

Da s IntervIew führte s teffen aror a .

der Zufahrts- beziehungsweise Zuflugs-

möglichkeit, geht über die Unterkunft bis

hin zu den gegebenheiten „in house“

– also dass genügend räumlichkeiten

sowie perfekte Technik vorhanden sind.

das alles war 1984 noch keineswegs so

gegeben wie heute.

Wie haben Sie Ihre Rolle als Congress-Chef interpretiert? ich hatte das glück,

dass man mir viel handlungsspielraum

und Freiheiten für eigene entscheidun-

gen ließ. ich habe dieses haus immer so

geführt, als wäre es mein eigenes. denn

ich bin der meinung, dass ein etablis-

sement wie der Congress innsbruck,

übertragen auf die gastronomie, einen

Wirt, einen gastgeber braucht und so

habe ich mich immer als „Congress-

Wirt“ gefühlt.

Welche Parameter abseits der bereits genannten machen Innsbruck zur er- folgreichen Kongressstadt? der be-

kanntheitsgrad ist entscheidend. eine

no-name-destination ist schwierig zu

verkaufen. die touristische infrastruktur

spielt dabei kaum eine rolle. denn in den

vergangenen Jahren hat sich hier mit

dem aufkommen verschiedener Codices

viel verändert. etwa in der pharmaindus-

trie, wo es nun heißt, dass touristische

destinationen eher dazu verleiten, nicht

am Kongress teilzunehmen, sondern nur

das angebot zu nutzen. da muss man

sehr vorsichtig sein.

Womit punktet Innsbruck also hinsicht-lich des Destinationsmanagements als Kongressstadt? nun, innsbruck hat mehr

zu bieten als nur die nordkette und den

saison

magazin

„Ständig fiel das Wort Umwegrentabilität, das ich schließlich zum Unwort erklärt habe. Denn ich vertrete den Standpunkt, dass man den Congress wie einen kaufmännischen Betrieb führen muss.“ georg lamp

Page 38: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

38

Zur PErSongeorg lamp übernahm am 1. märz 1984 die leitung des Congress innsbruck. Unter seiner Ägide stieg Tirols landes-hauptstadt zur weltweit anerkannten Kongressdestination auf. 2001 wurde der Congress innsbruck zum „World‘s best Congress Centre“ gewählt und mit dem aipC apex-award ausgezeichnet. im Jahr 2000 landete innsbruck bei die-ser Wahl auf platz drei, im Jahr 2005 auf platz zwei. lamp hat in seiner Zeit als Congress-direktor rund 11.500 Ver-anstaltungen durchgeführt und dabei mehr als 10 millionen besucher – darun-ter Kanzler, präsidenten und sogar den Uno-generalsekretär – begrüßt. mit 1. Jänner 2013 verabschiedete sich lamp in den wohlverdienten ruhestand, er ist aber weiterhin als gefragter experte und berater im einsatz.

saison

magazin

alpenzoo. Wir haben tolle Universitäten,

die einen wissenschaftlichen background

auf internationalem niveau bieten. Zudem

gibt es im Umkreis weltweit renommierte

industrie – etwa swarovski.

Gab es in Ihrer Zeit als Congress-Direktor Persönlichkeiten oder Institutionen, die Sie in Ihrer Arbeit ganz besonders unterstützt haben? ich hatte das glück, mit dem dama-

ligen bürgermeister und jetzigen landtags-

präsidenten herwig van staa einen politiker

an der seite zu haben, der es verstanden hat,

die Kongressdestination innsbruck in seiner

profession bestens zu vertreten und vor al-

lem auch die Türen nach brüssel zu öffnen.

Und er hat mich sehr beim ausbau des Con-

gress innsbruck unterstützt, als wir das haus

1994/95 um das doppelte vergrößert haben.

natürlich war auch die enge Zusammenar-

beit mit dem netzwerkpartner Universität

innsbruck enorm wichtig für uns. da be-

stehen bis heute sehr gute Verbindungen.

Und wo war im Gegensatz dazu die meiste Überzeugungsarbeit zu leisten? in erster

linie bei meinen gesellschaftern, um ihnen

zu verdeutlichen, dass ein etablissement wie

der Congress innsbruck auch wirtschaftlich

zu führen ist und kein Zuschussbetrieb sein

muss. im Zuge dessen fiel ständig das Wort

Umwegrentabilität, das ich schließlich zum

Unwort erklärt habe. denn ich vertrete

den standpunkt, dass man den Congress

wie einen kaufmännischen betrieb führen

muss. Und es ist mir innerhalb weniger Jah-

re gelungen, operativ schwarze Zahlen zu

schreiben. damit sicherte ich mir letztlich

auch das Vertrauen der gesellschafter.

Wie konnte die vergleichsweise kleine Stadt Innsbruck international zur Top-Kongressdestination aufsteigen? Unser

service und unser mitarbeiterstand kön-

nen international mithalten, innsbruck

liegt relativ zentral und ist gut erreichbar

und zudem erspart der Kleinstadtcharak-

ter lange Transferwege zu den hotels. ich

kann in fünf minuten zu Fuß zum hotel

spazieren. Kongresse haben hier noch

einen persönlichen Charakter. Wenn ein

großer Kongress stattfindet, dann ist sozu-

sagen in der ganzen stadt Kongress. man

sieht die vielen leute mit ihren badges

herumspazieren und jeder in innsbruck

weiß, dass wieder ein Kongress in der

stadt ist. das ist schon etwas anderes als

die anonymität einer großstadt.

Wird die wirtschaftliche Bedeutung des Kongresstourismus in Innsbruck als solche wahrgenommen? absolut, ja. die

Kongresshochsaisonen sind Frühjahr und

herbst, also Zeiten, in denen der normale

Tourismus schwächelt. Zudem gibt der

Kongresstourist mit rund 300 euro täglich

deutlich mehr geld aus als der herkömm-

liche Feriengast, der im Winter rund 120

euro, im sommer rund 100 euro pro Tag

ausgibt. Zudem bleiben Kongresstouristen

im schnitt länger. das weiß und schätzt

man in innsbruck.

Ist der Kongressstandort Innsbruck für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet? nun, der Konkurrenzdruck wächst. allein in

China werden aktuell mehr als 100 neue

Kongresshäuser gebaut. Und es gibt dort

schon einige hundert. es gibt auch noch

genügend andere destinationen, die geld

zuschießen, um große Kongresse zu be-

kommen. doch zum glück brauchen wir das

alles nicht mehr. Wir feiern heuer 40 Jahre

Kongresshaus innsbruck und haben mittler-

weile ein internationales standing, das sehr,

sehr gut ist. darauf können wir stolz sein.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Kompetente Beratung rund um Aus- und Weiterbildung

im Tourismus – einfach – schnell – kostenlos:

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Zum Touristiker geboren?

Page 39: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

39 saison

Magazin

Gemeinsam sanftInsgesamt 181 qualitätsgeprüfte Betriebe quer durch alle Kategorien und 13 zertifizierte Regionen arbeiten in der Kategorie Langlauf mit der Tirol Werbung zusammen. Und das sehr erfolgreich.

Von nina Walch-heizer

Langlaufen am Achensee. Immer mehr Familien ent-decken das Langlaufen als naturnahe Alternative zum

Skifahren, die durchaus auch Kindern Spaß macht.

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D er mann für draußen ist

Georg Pawlata. Der Tou-

rismusberater und aus-

gebildete Geologe „kennt

sich im außendienst gut aus“, sagt er. Zwei

Jahre hat er den adlerweg betreut, seit

sechs Jahren testet er landauf, landab für

die Tirol Werbung hotels und regionen

und gibt Zertifizierungen ab.

ob für Biker, Kletterer oder Lang-

läufer oder das gesamte Gebiet – Pawlata

zieht los und überprüft, ob alles überein-

stimmt, ob es Verbesserungsmöglichkei-

ten im internet auftritt gibt oder ob Krite-

rien nicht den standards der Werber im

Tirol haus entsprechen. er verfasst einen

Testbericht, in dem er nach schulnoten-

system beurteilt. nach drei Jahren wird

stichprobenartig und kostenfrei nachge-

prüft. „im vergangenen Jahr sind bei den

Langlauf-hotels, welche rausgefallen“,

sagt Pawlata, „doch die meisten, die sich

zur Prüfung anmelden, haben sich auch

einiges überlegt und schneiden dann mit

Gut oder sehr gut ab.“

Wichtig sei, dass die informatio-

nen nett und übersichtlich gestaltet sind,

meint der Profitester. „Dadurch heben

sich diese Betriebe von anderen ab, die

den Loipenplan zwar auch haben, aber

nicht sichtbar auflegen. Der Langlaufgast

muss merken, dass er willkommen ist und

umworben wird.“ Der Besucher muss sich

wohl fühlen und das gesamte servicepa-

ket auf einen Blick vor sich haben. in der

hälfte der häuser seien die Besitzer selber

Langläufer und wo das so sei, brauche

er meist gar nicht weiter zu kontrollie-

ren. „Die erkennen auf den ersten Blick,

welche Loipe ich wem empfehlen kann.

ob ein anfänger vor ihnen steht oder ein

Profi, der die 25 Kilometer locker packt.“

Besitzerin in Langlauf-Montur. Loipenpläne, Kooperationen mit Lang-

laufschulen und möglichkeiten zum

Wachseln haben alle. Die richtigen Top-

Page 40: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

40

aktiviert, vor allem der schultergürtel, die

rückenmuskulatur, nackenmuskulatur,

Beckenmuskulatur und selbstverständlich

die Beine. und natürlich ist es gut für das

herz-Kreislauf-system.“

Vogelgesang statt Après-Ski. im-

mer mehr einheimische und Besucher fin-

den Gefallen am Langlaufen. im Dorf des

hotels Kraftquelle schlossblick gibt es zum

Beispiel einen sehr aktiven Langlauf-Ver-

ein, in dem schon Fünfjährige mitglieder

sind. Generell steigt die nachfrage nach

dem ruhigen sport abseits von après-ski

und 4er-sessellift. Das hotel bekommt

immer mehr anfragen von schulen. auch

große unternehmen organisieren ihre

incentives in sanfter-Winter-manier und

schicken ihre mitarbeiter auf den dünnen

Brettern durch die verschneiten Wälder,

sagt Junior-chefin mattke. Das Langlau-

fen wird ihrer erfahrung nach immer mehr

zur alternative für diejenigen, die ruhe

suchen und sport abseits der skipiste

betreiben wollen. „Bei uns können Gäste

von der haustüre weg eine 17 Kilometer

lange anfänger-route durchs Tal laufen.

berger, Direktor des instituts für sport-,

alpinmedizin und Gesundheitstourismus

in innsbruck. er empfiehlt Langlaufen als

winterliche alternative zum radfahren

oder Joggen: „Der Vorteil des Langlau-

fens gegenüber anderen sportarten ist,

dass hier die muskel-Gelenksbelastungen,

vor allem im Beinbereich, geringer sind.“

Das Langlaufen sei deshalb eine optimale

sportart – auch für Übergewichtige. au-

ßerdem tue die Bewegung in der Kälte, in

der natur und der Winterlandschaft der

Psyche sehr gut. „es werden, im Gegen-

satz zum Laufen, viel mehr muskelgruppen

betriebe grenzen sich zusätzlich durch

aufliegende Langlauf-magazine ab. sport-

ler blättern gern in den magazinen nach

routen, neuen Technik und Touren. „Die

über die Kriterien hinausgehenden sachen

machen den unterschied“, sagt Pawlata.

Darin sind besonders die kleinen

Betriebe und Ferienwohnungen-Besitzer

sehr gut. Dort wo die Besitzer noch mit

den Gästen reden, ist das angebot besser.

Zudem will der Gast Tipps aus erster hand.

Die bekommt er zum Beispiel bei Familie

Flatscher in Waidring. als Pawlata vergan-

genes Jahr zu deren Ferienwohnungen

kam, öffnete ihm die Besitzerin in der

Langlauf-montur, sie hatte gerade einen

Kurs gegeben. „Das war natürlich eine ab-

solute expertin, da war alles perfekt. Wenn

ich dort als Langlauf-Gast hinkomme, bin

ich in besten händen.“

ein weiterer Vorzeigebetrieb ist

das hotel Kraftquelle schlossblick in ma-

riastein/angerberg. Das hotel gehört seit

drei Jahren den Tiroler Langlaufspezia-

listen an. Die Besitzer haben sich schon

vor Jahren mit einem Langlaufski-Verleih

im Dorf als spezialisten einen namen

gemacht. Die Prüfung durch Georg Paw-

lata haben sie locker bestanden. Junior-

chefin Katrin mattke betont allerdings, wie

wichtig es sei, die Kriterien nicht auf die

leichte schulter zu nehmen: „man muss

schon auf den Langlauf ausgerichtet

sein, das darf man nicht unterschätzen.

Wir haben einen mitarbeiter, der täglich

unser equipment durchschaut, es pflegt

und auf den neuesten stand bringt. es

bringt nichts, wenn man drei ski in den

Keller stellt und sich dann Langlauf-hotel

schimpft“, meint mattke.

Ideale Sportart. Langlauf ist eine der

gesündesten sportarten. „um in der kal-

ten Jahreszeit gesund zu bleiben, bietet

sich Langlaufen als ideale sportart an“,

sagt univ.-Prof. Dr. Wolfgang schobers-

„Der Besucher hat für seinen Urlaub immer das gleiche Budget. Der Alpingast muss davon noch sein Liftticket bezahlen. Der Lang-lauf-Gast gibt das Geld vielleicht im Hotel aus.“GeorG PaWLaTa, PrÜFer Der LanGLauFsPeZiaLisTen

„Wir sind froh, dass wir die Qua-litätskriterien für die Gruppe der Tiroler Langlaufspezialisten erreicht haben und nun dazugehören. Das hilft uns bei unserer Arbeit sehr.“KaTrin maTTKe, Junior-cheFin hoTeL KraFTqueLLe schLossBLicK, mariasTein/anGerBerG

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Page 41: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

41 saison

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Die LanGLauf-speziaListenTirol vermarktet mit seinen momentan 13 Ti-roler Langlaufspezialisten „perfekte Langlauf-bedingungen“. Dafür bürgt das Tiroler Loi-pengütesiegel, mit dem die 13 spezialisten ausgezeichnet sind, sowie ein jährlicher quali-tätscheck der serviceleistungen. auf dem ser-vice-Portal www.tirol.at/langlaufen informieren die Langlaufspezialisten über die möglichkeiten auf über 2.450 Loipenkilometern. Die Langlauf-regionen schaffen ein abgestimmtes angebot mit gutem service und hoher qualität. Zu den standards gehören beispielsweise ein Gesamt-loipennetz von mindestens 50 Kilometern mit serviceorientierter infrastruktur beim einstieg in die hauptloipe sowie Langlaufkurse für an-fänger, Fortgeschrittene und sportlich ambitio-nierte Läufer.

Zu den Langlaufspezialisten zählen die regio-nen Tannheimer Tal, Kitzbüheler alpen – hohe salve, naturparkregion Lechtal- reutte, Kaiserwinkl, Kitzbüheler alpen – st. Johann, olympiaregion seefeld, Ötztal, Tiroler oberland, achensee, osttirol, Pitztal, Paznaun-ischgl und das Pillerseetal.

Da gibt es Tage, an denen trifft man keinen

menschen. man hört nur die natur, die

Vögel, den Bach und sonst nichts.“

Die sportart boomt besonders bei

jungen Leuten, beobachtet auch Prüfer

Pawlata. in seinem Freundeskreis haben

viele in den vergangenen fünf Jahren

mit dem Langlaufen begonnen. Ähnlich

wie das Wandern hat der Langlauf sein

Großvater-image abgelegt. Dank der

schnittigen Funktionskleidung werde es

auch modisch interessant. „Wer es einmal

probiert hat, merkt, wie gut man sich da-

nach fühlt“, sagt Pawlata. seiner meinung

nach wird das Thema nach wie vor grob

unterschätzt in Tirol. „Wir haben sicher

sehr schöne Gebiete, sehr gute, gepflegte

Loipen und trotzdem setzen noch alle auf

das alpine skifahren.“

Ruhige Gäste mit mehr Budget. Viele Tiroler hoteliers würden einem

Denkfehler unterliegen: „Der Besucher

hat für seinen urlaub immer das gleiche

Budget. Der alpingast muss davon noch

sein Liftticket bezahlen. Der Langlauf-

Gast spart sich diese ausgabe schon mal

und gibt das Geld vielleicht im hotel für

eine extra-massage oder eine gute Fla-

sche Wein aus“, argumentiert der Tester.

Daher ist der Langläufer auch gern im

hotel gesehen, zumal er es allgemein

gerne ruhiger hat.

Der anteil der Langläufer, die mit

ihren Familien den urlaub in Tirol verbrin-

gen, ist von zwei Prozent in der Wintersai-

son 2006/07 auf 26 Prozent in der ver-

gangenen saison gestiegen. Ähnlich bei

den Langläufern über 70 Jahren. 2008/09

war es ein Prozent, 2011/12 schon acht.

insgesamt gehen acht Prozent der Tiroler

Gäste während ihres urlaubs langlaufen,

fünf Prozent mehrmals. Für elf Prozent

der alpenurlaubsaffinen Deutschen ist

Langlaufen sehr wichtig, für 17 Prozent

wichtig. und immerhin fast ein Viertel aller

deutschen Winterurlauber haben vor, im

urlaub in den alpen langlaufen zu gehen.

Ähnlich verhält es sich bei den schweizer

Gästen.

Bei allen steht das naturerlebnis

im Vordergrund. sie wollen durch ent-

spannte Bewegung in schöner Landschaft

fit bleiben und sanften Winteraktivitäten

nachgehen. Dabei suchen sie ökologi-

sche, ressourcenschonende und um-

weltfreundliche angebote und schätzen

Wellness als erholungskomponente. Die

Tirol Werbung will zukünftig vermehrt

auf die Zielgruppen 50 plus sowie Fami-

lien mit Kindern eingehen und betont die

positive auswirkung des Langlaufs auf die

Gesundheit. „Tirol konnte sich aufgrund

der entwicklung innovativer angebote

und der umsetzung qualitätssichernder

maßnahmen als Top-Langlaufdestination

etablieren. Damit trägt das Thema Lang-

lauf entscheidend zur stärkung der Berg-

wintersäule ‚Genießen‘ bei“, erklärt ingrid

schneider, Leitung Themenmanagement

der Tirol Werbung.

Gemeinsam spezialisiert. aus die-

ser neuen Form der Zusammenarbeit mit

den spezialistengruppen ergeben sich

viele Vorteile, sagt schneider. Die Betriebe

und regionen entwickeln sich gemeinsam

durch die stärkung der Themen weiter.

Die regionsübergreifenden angebote

kennen keine Tourismusverbands-Gren-

zen. Die qualität steht im Vordergrund

und ergibt eine höhere Wertschöpfung.

Produkt, qualität und Vermarktung erge-

ben gemeinsam ein stimmiges Konzept

und das angebot wird als „Best of Tirol“

kommuniziert.

Durch die Kooperation mit der Tirol

Werbung können ressourcen zusammen-

geschlossen werden, meint auch Junior-

chefin mattke. „man muss immer mehr

im Team arbeiten, dann erreicht man die

Leute. regionen und Betriebe müssen zu-

sammenhelfen. als einzelkämpfer kommt

man nicht mehr weit.“ Die region und der

Tourismus profitieren davon, da der Be-

kanntheitsgrad wächst. „Wir sind abseits

der großen skigebiete und Pisten, da muss

man als region was haben, womit man

punkten kann. Den Kunden erreicht man

immer mehr über spezialisierungen. Wir

sind froh, dass wir die qualitätskriterien für

die Gruppe der Tiroler Langlaufspezialis-

ten erreicht haben und nun dazugehören.

Das hilft uns bei unserer arbeit sehr.“ ×

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„Um in der kalten Jahreszeit gesund zu bleiben, bietet sich Langlaufen als ideale Sportart an.“Dr. WoLFGanG schoBersBerGer, DireKTor Des insTiTuTs FÜr sPorT-, aLPinmeDiZin unD GesunDheiTsTourismus in innsBrucK

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Page 42: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

saison

Magazin42

I

hr Tiroler seid schon Brüder.

Habt da eine so herrliche natur

und kassiert einfach ab ...”, soll

ein Urlauber einmal zu Rein-

hold stecher gesagt haben, während die

beiden auf der seegrube saßen und ins

Tal hinunterschauten. stecher antwor-

tete darauf: Das abkassieren sei nicht so

einfach und oft mit viel mehr Hektik und

Mühe verbunden als andere Formen des

Geldverdienens.

Der Mensch und das Menschliche

lagen dem altbischof am Herzen. seine

Gedanken dazu teilte er mit den Men-

schen des Landes in zahlreichen Reden

und Büchern. Mitunter fand er darin auch

harte Worte. Worte, für die er dann auch

kritisiert wurde – dennoch nahm er sich

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nie ein Blatt vor den Mund. stecher war ein

Querdenker, der den Blick auf das Ganze

nie verlor.

in den slums dieser Welt sah der ge-

bürtige innsbrucker unendliche armut, die

ihn demütig machte und zugleich dank-

bar, in einem so reichen Land wie Öster-

reich leben zu dürfen. Dass es aber auch

hierzulande viele Menschen in not gibt,

sah er sehr wohl. stecher machte sich ein

Bild und ging in die schulen, in die Groß-

betriebe, in die altersheime und in die

Krankenstuben und hörte die Geschichten

der Menschen, die dort leben und arbei-

ten. egal ob Bettler oder Manager – der

status seines Gegenübers spielte keine

Rolle. Reinhold stechers größte Qualität

war wohl das Hineindenken-Können und

das Verstehen. Dabei erhob er niemals

den anspruch, allwissend zu sein.

„Wenn sich unser altbischof zu po-

litischen Themen, vor allem zu sozialen

Fragen geäußert hat, war dies immer von

echter sorge um die Menschen getragen.

Wenn er sich zu Wort gemeldet hat, dann

hatte das Gesagte immer Gewicht, im-

mer Bedeutung“, so Landeshauptmann

Günther Platter. „Von ihm war nie Popu-

listisches zu hören, er hat nie einfache

Lösungen für schwierige Probleme gefor-

dert. Die komplexen Zusammenhänge, in

denen sich unser Leben abspielt, waren

ihm immer bewusst.“

Kraftort Natur. „ich bin bestimmt kein

Fremdenverkehrsfachmann, aber meine

Ruhepol mit WeitblickReinhold Stecher flogen die Herzen zu, obwohl oder vielleicht gerade weil er sich kein Blatt vor den Mund nahm. Immer wieder setzte er sich auch kritisch mit dem Tiroler Tourismus auseinander.

Von Jane Kathrein

Page 43: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

43

Bücher haben es mit sich gebracht, dass

ich zu Tausenden von Menschen, die Tirol

lieben, im ausland sprechen musste und

Tausende von Briefen solcher Tirol-Fans

erhalten und beantwortet habe. ein wenig

habe ich erlebt, was die zeitlose Faszina-

tion unserer Heimat ausmacht“, meinte

Reinhold stecher einmal.

Die natur, die der begeisterte Berg-

steiger als Ruhepol und Kraftort erlebte,

faszinierte stecher zeitlebens. „Die wahre

erholung des überzivilisierten Menschen

wird immer wieder an die Begegnungen

mit der natur gebunden sein, an das

eintauchen in die primäre, ursprüngliche

Welt, mit Landschaft und Himmel, Was-

ser und sonne, Fels und Wald, Bach und

Blume.“ Und das Heimatgefühl, das vielen

Gästen in den kleinen Betrieben dank der

familiären strukturen vermittelt wird, er-

schien ihm als etwas Besonderes.

„Unser altbischof Reinhold stecher

hat uns nicht nur die Botschaft der Berge

in unvergleichlicher Weise nähergebracht,

sondern er hat uns auch gelehrt, dass die

Herzlichkeit eines der wertvollsten und

wichtigsten Güter in einer gelebten Gast-

freundschaft ist“, sagt Josef Margreiter,

Geschäftsführer der Tirol Werbung. „Da-

rüber hinaus hat er uns mit auf den Weg

gegeben, in der touristischen entwicklung

auf das richtige Maßhalten zu achten.”

Fluch und Segen. Reinhold stecher

blickte hinter die romantischen Tirol-

Bilder und fand Menschen, die schwere

arbeit leisteten. „Die Berufsarbeit im Tou-

rismus ist menschlich belastend“, sagte er

immer wieder bei seinen auftritten. Die

vielfach fluktuierenden arbeitskräfte seien

nicht selten mehr fremder als die Frem-

den, die sie bedienten. in den kleinen Be-

trieben rolle die Gästelawine bis in Küche

und Kühlschrank, sodass kein Platz mehr

für familiäre Privatsphäre sei. Die aber sei

notwendig für echte Gastfreundlichkeit.

Kellner, Köche, stubenmädchen und

Portiere, skilehrer, Bergführer, Hüttenwirte

und Hoteliers erzählten dem Geistlichen

vom stress, unter dem sie stünden. „ich

glaube, dass in einem menschenorientier-

ten Unternehmen wie dem Tourismus das

gute Klima besonders wichtig ist“, sagte

Reinhold stecher. Dieses Klima werde

mit vielen kleinen aufmerksamkeiten und

einem bemühten Hineindenken und Ver-

stehen geschaffen.

Kritischer Geist. Den bloßen spaß-

und spektakel-Tourismus, dem soziolo-

gen und Psychologen schon längst vor-

ausgesagt haben, er werde sich totlaufen,

kritisierte er häufig. „Man entwickelt da

geniale Kombinationen von Pulverschnee,

Gipfelwind, sauforgie und Tabledance

und wittert mit diesem Programm die

großen Geldströme für morgen“, sagte

Reinhold stecher beim Tag der Tiroler

Tourismuswirtschaft 2001 und war sich

zugleich bewusst, dass manche Vertre-

ter solcher Unternehmensphilosophien

am moralischen Urteil eines altbischofs

nicht interessiert sind. im Hunger nach

dem Mega-abenteuer sah er die armut an

echten erlebnissen in einer Gesellschaft,

die erlebnisse nur noch auf Knopfdruck

aus zweiter Hand bezieht.

Reinhold stecher war ein Mann, dem

es gelang, mit Farben und Worten Bilder zu

malen. „Diese sprache verband auch Witz

mit nachdenklichkeit. nicht die schnelle

Pointe, sondern das Hintergründige, das

Leise war ihm wichtig. so formulieren zu

können, war nicht nur ein Talent. es war

auch das ergebnis großer anstrengung,

großen Fleißes. aber es ließ ihm die Her-

zen der Menschen zufliegen“, würdigte

Landeshauptmann Günther Platter den

großen Tiroler.

Bemerkenswert, wie es Reinhold

stecher immer wieder gelang, trotz har-

ter Worte die Menschen im Raum mit

einem guten Gefühl zu entlassen. Viel-

leicht glückte ihm dies, weil er bei allen

kritischen Reflexionen auch Hoffnung

sah: „es gibt ein erwachen für Urlaub mit

Tiefen dimension, und auch das könnte ein

Wegzeichen in eine humanere Welt sein.“

Wurde es Reinhold stecher in dieser Welt

der Dörfer und Täler zu laut, zog er sich

zurück in seine Berge und fand dort stille.

Und neue Kraft. ×

„Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an sich selbst Schaden leidet?“

„Wir haben ein wunder­bares Land, in dem man die Gier der Totalver­marktung abwehren muss, aber das bereits ein hohes Umweltbewusst­sein hat.“

„Hinter dem Relax des Sich­Erholenden steht nun einmal der Stress des anderen, hinter der Kulisse der Speisekarten, der sauberen Zimmer, der überquellenden Ange­bote, des blitzenden Ge­schirrs und des Blumen­schmucks.“

„Vermutlich zählt die Diözese Innsbruck zu den fremdenverkehrs­intensivsten Bistümern der Erde.“

„Ich möchte versuchen, die uralte Botschaft der Berge in die Sprache und Situation unserer Zeit zu übersetzen.“

„Der Berg legt sich sozu­sagen quer gegen unsere schaumgummigepolster­te Wohlstandszivilisation. Wer wirklich das Rendez­vous mit dem Berg sucht, kann sich nicht mit Auf­stiegshilfe und Panorama Café überlisten.“ReinHoLD sTecHeR

ReInhold StecheR, 1921–2013Prof. Dr. Reinhold stecher starb ende Jänner 91-jährig in innsbruck. Der gebürtige innsbrucker war bis zuletzt als seelsorger, exerzitienleiter, Vortragender, autor und Maler aktiv. erst vor Kurzem erschien sein Buch „spätlese“. Der begeisterte Bergsteiger war bekannt für seine Formulie-rungslust und -gabe. auch für den Tourismus fand er immer wieder kritische Worte.

Page 44: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

44 saison

Magazin

E

inen arbeits-, ausstellungs-

und schauraum bespielt der

innsbrucker Charly Walter seit

einigen Monaten im innsbru-

cker stadtteil Wilten. Das multifunktionale

stöckl, das unter dem namen designart

firmiert, entspricht ganz den vielfältigen

Tätigkeitsbereichen des selbstständigen

Designers, Planers und organisators von

Festivals, ausstellungen, interieurs und

Präsentationen und ist darüber hinaus

noch für Kunst und Design anderer Krea-

tiver nutzbar.

Die Halle mit 17 Metern Länge und 9

Metern Breite unterteilte Walter in mehrere

Räume und rüstete sie technisch auf. Zudem

versah er das Gebäude auf der einen seite

mit raumhohen Fenstern, die den Blick auf

einen kleinen Garten öffnen und viel Licht

hereinlassen, auf der anderen mit einer re-

lativ geschlossenen Fassade mit schlichter,

aber wirkungsvoller Querlattung.

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nun ist für jeden Zweck von de-

signart genügend Platz: Der schauraum

dient der Präsentation und dem Verkauf

von Designerstücken aus Österreich und

anderen Ländern, die in kleinen auflagen

produziert werden. Hier finden sich bei-

spielsweise Keramikarbeiten von Thomas

Bohle, Lampen von Charly Walter, Möbel

von Gerhard Höckner, stadtmobiliar von

Gilbert Bretterbauer und stofftiere von

Emiko Fujinaga. aber auch Fotokunst

und Wandgestaltungen, standboxen und

Pinnwände, Handtaschen aus Fahrrad-

schläuchen und Vintagemöbel werden

auf den zwei Ebenen gezeigt.

Allerlei Getier. Der vordere Raum

dient Charly Walter die meiste Zeit über als

Werkstatt, alle zwei Monate lädt er aber für

zehn Tage einen Designer oder eine De-

signergruppe ein, den Raum künstlerisch

zu gestalten beziehungsweise besondere

stücke auszustellen. nach der Eröffnung

im november 2012 mit der ausstellung

„art & function“, die ursprünglich für die

„art & antique“ in der Wiener Hofburg

entwickelt worden war und nach inns-

bruck übernommen wurde, galt die erste

selbst konzipierte ausstellung dem Wiener

Künstlerpaar Kiss the Reichl, die mit ge-

brauchten Perserteppichen arbeiten: Den

Mustern der Teppiche folgend, übermalen

sie diese so, dass sich neue Formen wie

insekten oder Krebstiere herausschälen,

oder schneiden silhouetten von spinnen,

salamandern und anderen Tieren heraus,

die dann an Boden und Wänden entlang-

krabbeln – sehr ästhetisch und selbst für

arachnophobiker mit einem nur äußerst

geringen Ekelfaktor.

Apropos Ekel. Fäkalien zu Gold zu

machen, würde zwar auch dem bildenden

Künstler und Designer Christopher Rhom-

GedankenspielplatzEnde Jänner 2013 wurden Fassade und Innenraum des designart-Schauraums von Perser-Spinnen beklettert, Ende März sollen sich leuchtende Abflussrohre ihren Weg durch den Ausstellungsraum und ins Freie bahnen: Was im Zwischenbereich von Design und Kunst möglich ist, zeigt der Schauraum designart in der Innsbrucker Mentlgasse.

Von EsthEr PirchnEr

Designobjekte aller Art warten im Schauraum auf Betrachter und Käufer.

Page 45: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

45

dEsiGnartMentlgasse 12b6020 innsbruckwww.styleconception.com

Die ausstellung mit objekten von Christoph Rhomberg findet von 10. bis 19. april 2013 statt.

berg (siehe interview) nicht gelingen, zur

Lichtinstallation, die er von 10. bis 19. april

in den ausstellungsraum von designart

baut, wurde er aber von durchaus profa-

nen Verrichtungen inspiriert. Ein abfluss-

rohr, das ein kurzes stück weit durch ein

von ihm genutztes Büro führte und mitun-

ter geräuschvoll die arbeitsabläufe störte,

konterkarierte er mit dem modularen sys-

tem „Rs1“ aus abflussrohren, das ihm zur

Konstruktion von wand- oder gar raum-

füllenden installationen dient. Wie bei

vielen anderen Entwürfen und Projekten,

die Christopher Rhomberg verwirklicht, ist

auch hier das ausgangsmaterial ein billiger

Baustoff, der durch künstlerische idee und

Verarbeitung aufgewertet wird: Die Rohre

werden mit einer Lochung in Brailleschrift

und Lichtquellen versehen, sodass sie von

innen heraus leuchten.

Anregende Widersprüche. Damit

erzielt Rhomberg in mehrfacher Hinsicht

widersprüchliche Effekte, die ein wichtiges

spannungsmoment seiner arbeiten sind:

Durch Rohre, in denen normalerweise

abwässer abgeführt werden, fließt hier

ein – symbolisch mit Reinheit verknüpfter

– „stoff“, das Licht. Gleichzeitig spielt er mit

der sicht- und Lesbarkeit von informatio-

nen: Während die meisten sehenden Men-

schen seine installationen zwar betrach-

ten, aber die ausgestanzten schriften nicht

entziffern können, halten die beschrifteten

Rohre für Blinde abtastbare informationen

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Verschmitzte Lampen

Der Künstler und Designer Christopher Rhomberg greift in seinen Arbeiten gerne auf billi-ge Materialien zurück, so auch bei den Objekten, die in Inns-bruck zu sehen sein werden.

S AISON: Herr Rhomberg, Teile Ihrer Kunstwerke und De-signstücke stammen aus dem

Baumarkt. Wie kam es dazu? CHRis-

ToPHER RHoMBERG: Wenn man klei-

ne serien macht, ist das normalerweise

sehr teuer. Deshalb verwende ich bil-

lige Baustoffe wie abflussrohre, Bau-

nägel oder armierungsstahl. Baunägel

sind sehr schwer, aber ich verschweiße

sie zu einem Gespinst. armierungsstahl

hat eine ausgezeichnete Qualität und

eine rohe, ursprüngliche Ästhetik.

… und Abflussrohre bringen Sie zum Strahlen. Ja, ich verwende sie für das

system „Rs1“ und für die Lampenserie

„kleine hausfreunde/friends with bene-

fits“. Dafür werden sie sehr hochwertig

verarbeitet.

Letztere scheinen sehr variabel ein-setzbar zu sein. sie sind sehr funkti-

onell, was bei Designobjekten nicht

immer der Fall ist. und sie haben einen

personalisierten Charakter, man kann

sie drehen und wenden, sodass sie

glücklich, heiter oder vielleicht auch

ein bisschen verschmitzt dreinschauen.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

www.christopher-rhomberg.com

zu stärke, Temperatur, Geschwindigkeit

und anderen physikalischen Eigenschaften

des Lichts bereit.

Rund drei Tage lang wird Rhomberg

Ende März im designart-schauraum sein

Modulsystem aufbauen, danach ist es zehn

Tage dort sichtbar: Je nach Gegebenheiten

werden sich die leuchtenden abflussrohre

dann über die Wände, die Decke und/oder

den Boden hinziehen und – wie auch die

übermalten Perserteppiche von Kiss the

Reichl zuvor – bis zur Fassade gelangen.

Darüber hinaus werden in innsbruck

auch andere Designobjekte Rhombergs

zu sehen sein, etwa ein sessel, der aus

langen Baunägeln zusammengeschweißt

und trotzdem ein bequemer Ruheplatz

ist, oder die bunten Lampen aus der serie

„kleine hausfreunde/friends with benefits“,

die im schauraum von design.art schon

seit einer Weile ihren Platz gefunden ha-

ben. Zwischen all den anderen schönen,

eleganten, witzigen und funktionellen Din-

gen, mit denen sie im Regal stehen, fühlen

sie sich dort sichtlich wohl. ×

„kleine freunde/friends with benefits“ von Christopher Rhomberg

Alle zwei Monate wird die Werkstatt von Charly Walter für

zehn Tage zum Ausstellungsraum.

Mit dem designart-Schauraum hat Charly Walter in der Mentlgasse einen Ort an der Schnittstelle zwischen Kunst und Design geschaffen.

Page 46: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

I

m Jahr 1989, so erzählt Maria Cre-

paz, die als eine der Gründer das

Osterfestival Tirol von Anfang an

begleitet, sei zunehmend zu beobachten

gewesen, wie die „Fundamentalismen in

allen Religionen“ überhandgenommen

hätten. Damals war die von ihr und ihrem

Mann Gerhard Crepaz geleitete Galerie St.

Barbara bereits seit rund zwanzig Jahren

vor allem im Haller Kulturleben aktiv und

in Tirol ein Vorreiter für künstlerisches

Wagnis und die Ausrichtung auf aktuelle

zeitgenössische Musik ebenso wie auf

außereuropäische Kulturen.

Gerade diese Hinwendung zu unbe-

kannten künstlerischen Ausdrucksformen

schärfte den Blick der Veranstalter dafür,

wie viel Gemeinsames zwischen verschie-

denen Kulturen – und den mit ihnen oft

untrennbar verwobenen Religionen – zu

finden ist. Davon ausgehend entstand

zunächst der Schwerpunkt „Musik der Re-

ligionen“, der im Juni stattfand und unter

anderem asiatischen und afrikanischen

Kunstformen gewidmet war.

Aus Juni wurde mit den Jahren Os-

tern, aus der Konzentration auf Hall eine

teilweise Verlagerung nach Innsbruck und

eine enge Kooperation mit zwei Patres der

Innsbrucker Jesuiten, die die Jesuitenkir-

che für Aufführungen öffneten, danach

die vermehrte Veranstaltung in weltlichen

Räumen. Inzwischen bespielt das Oster-

festival Tirol die Dogana und den Saal Tirol

im Congress Innsbruck, das Salzlager Hall,

öffentliche Plätze in Innsbruck, Hall und

Umgebung sowie 2013 erstmals auch die

Marienkirche in Wattens.

Veränderungen. Auch organisatorisch

und inhaltlich hat sich manches verändert:

Der Familienbetrieb Galerie St. Barbara

wird seit fünf Jahren von der nächsten

Generation geleitet: von Hannah Crepaz,

die die künstlerische, und Christoph Cre-

paz, der die kaufmännische Leitung über-

nommen hat – nicht ohne tätige Mithilfe

von Maria Crepaz in allen Bereichen und

Gerhard Crepaz mit diskursiven Veranstal-

tungen zu den künstlerischen und philo-

sophischen Hintergründen. Finanziell gab

es in den vergangenen zwei Jahren mehr

Zuwendungen als bisher, das Bundesmi-

nisterium für Unterricht, Kunst und Kultur

ist als Subventionsgeber dazugekommen,

das Land Tirol hat die Subventionen aufge-

stockt, damit eine Vollzeitkraft angestellt

werden kann. Der ursprüngliche Schwer-

punkt „Musik der Religionen“ ist aus dem

Titel verschwunden, die früheren Länder-

Autograph von „Stille Nacht“ von Franz Xaver Gruber.

schwerpunkte sind jeweils übergeordneten

Themen gewichen, die bestimmte Aspekte

des gesellschaftlichen und sozialen Lebens

aufgreifen.

Individuum und Masse. „massiv.

ich“ lautet dieses Thema im Jahr 2013, und

man ist versucht zu glauben, dass nach 45

Jahren Kulturarbeit und 25 Jahren Oster-

festival Tirol nun ein egoistischerer Kurs

eingeschlagen werden soll. „Die Provoka-

tion im Titel haben wir bewusst gewählt“,

sagt Hannah Crepaz dazu, „um genau

das Gegenteil aufzuzeigen.“ Unter die-

sem Gesichtspunkt betrachtet, verweist

„massiv.ich“ „auf den immer unfruchtba-

rer werdenden Egoismus des Einzelnen“,

aber auch darauf, wie das Individuum

in der Masse aufgeht. Künstlerisch soll

dem Positives entgegengesetzt werden,

etwa die Gleichzeitigkeit von solistischer

Interpretation und dem Zusammenspiel

mit anderen Musikern.

Ein Beispiel dafür ist im Programm

des Osterfestivals Tirol 2013 der Auftritt

des indischen Flötisten Hariprasad Chau-

rasi, der schon vor vielen Jahren Gast der

Galerie St. Barbara war und am 22. März

mit seiner Gruppe im Haller Salzlager

traditionelle indische Musik spielt. Ein

anderes ist die Aufführung von Cornelius

Cardews „The Great Learning“: Teile aus

diesem offenen, spartenübergreifenden

Projekt wurden schon in früheren Jahren

beim Osterfestival Tirol mit Schülern erar-

beitet, am 17. März soll der gesamte Zyklus

live beziehungsweise als Videoprojektion

umgesetzt werden.

Kontinuitäten. Wie diese beiden

Programmpunkte knüpfen auch einige

andere an frühere Aufführungen beim

Osterfestival an, denn es gibt mehrere

Gründe dafür, warum die Veranstalter

immer wieder gerne dieselben Künstler

einladen: Zum einen ergibt sich daraus

eine gewisse Kontinuität, zum anderen

soll der künstlerische Werdegang lang-

jähriger Wegbegleiter nachvollziehbar

sein. Frans Brüggen, das Orchester des

18. Jahrhunderts und die Cappella Ams-

terdam (30. März) zählen ebenso dazu wie

Frieder Bernius, der dem Kammerchor

und Barockorchester Stuttgart vorsteht

Ein Viertel- jahrhundert weltumspannendSeit 25 Jahren ist das Osterfestival Tirol, das 2013 von 15. bis 31. März stattfindet, fester Bestandteil des Tiroler Kulturkalenders. Basierend auf der Idee, dass das Gemeinsame mehr wiegt als das Trennende, bietet es ein breit gefächertes Programm aus Musik, Tanz, Film und Figurentheater.

Von EsthEr PirchnEr

„Irgendwo“ ist ein expressives, experimentelles Tanzstück der Compagnie Renegade unter der Regie von Malou Airaudo.

Page 47: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

47 SAISOn

Magazin

„Es war uns immer wichtig, dass das Programm mit unserer Kultur zu tun hat, aber mit Blick auf andere Kulturen. Das war für uns immer ein spannendes Feld.“ MARIA CREPAZ, MITBEGRünDERIn DES OSTERFESTIVALS

25 JahrE OstErfEstIVal tIrOl – massIV.Ich15. bis 31. März 2013Innsbruck, Hall in Tirol, Wattenswww.osterfestival.at

(15. März). In gewisser Weise kann man

sogar Johann Sebastian Bachs Musik, die

von den beiden Ensembles interpretiert

wird, als solchen „Wegbegleiter“ bezeich-

nen, ist sie doch mit dem Osterfestival

Tirol und seiner sakralen Seite untrennbar

verbunden.

In diesem Zusammenhang ist auf

eine Veranstaltung des heurigen Jahres

besonders hinzuweisen, die Aufführung

der rekonstruierten Fassung von Bachs

nicht erhaltener Markuspassion durch Il

Concerto Viennese und das Ensemble

Origen unter der Leitung von Thomas

Platzgummer und Rudolf Leopold. Re-

konstruktionen wie diese werden anhand

musikalischer Parodien (die Verwendung

von Teilen eines Musikstückes in anderen,

die erhalten geblieben sind), von Texten

und anderen schriftlichen Belegen erstellt

und sind spannende Auseinandersetzun-

gen mit der Musik früherer Epochen.

Aus der Moderne. Ebenso kontinu-

ierlich wie um die Barockmusik hat man

sich in der Galerie St. Barbara seit jeher um

die klassische Musik aus der zweiten Hälf-

te des 20. Jahrhunderts gekümmert und

2013 wieder Werke von Morton Feldman,

György Ligeti, Galina Ustvolskaya und

Dmitri Schostakowitsch aufs Programm

gesetzt. Die Kunstformen Tanz und Fi-

gurentheater haben hingegen, obwohl

immer wieder eine Auseinandersetzung

damit stattfand, eine differenziertere

Geschichte. Traditionelle Formen waren

immer Teil der Beschäftigung mit außer-

europäischen Kulturen, etwa wenn das

japanische Bunraku-Theater, Tänzer aus

nordafrika oder Tänzerinnen aus Indone-

sien zu Gast waren. In diesem Kontext er-

füllen Tanz und Puppentheater stets auch

den Zweck der Informationsvermittlung

oder der Weitergabe von mythologischen

Inhalten, wie dies 2013 beim Auftritt des

Königlichen Balletts Kambodscha der Fall

sein wird (23. März).

Zum anderen ist seit vergangenem

Jahr wieder Puppentheater für Erwach-

sene als politische, gesellschaftskritische

Kunstform im Programm des Osterfesti-

vals verankert. Den zeitgenössischen

Tanz hat Hannah Crepaz als Form des

ganz unmittelbaren Ausdrucks von so-

zialpolitischen Themen ins Programm

aufgenommen. Mit „F. Zawrel – erb-

biologisch und sozial minderwertig“,

das auf der Lebensgeschichte des

Spiegelgrund-überlebenden Friedrich

Zawrel basiert, und mit Tanzstücken von

Lisbeth Gruwez, Lutz Förster und Malou

Airaudo sind hier einige Projekte dieser

Art vertreten. Beide Formen – Tradition

und Moderne – verbindet schließlich das

Stück „Ghost Track“, in dem klassischer

Tanz aus Indonesien und Gamelan-Musik

auf zeitgenössischen Tanz aus den nie-

derlanden treffen.

Ergänzt wird das Bühnenprogramm

durch Filmvorführungen, Interventio-

nen im öffentlichen Raum an „21 Orten“

und die diskursive Reihe „.daneben“, die

Gerhard Crepaz leitet – auch das ein

Markenzeichen des Osterfestivals, das

nicht nur den Austausch in der Kunst

sucht, sondern auch das Gespräch und

das nachdenken über zentrale Themen

des heutigen Lebens fördern will. ×

Nach dem Ende des Regimes der Roten Khmer in Kambodscha 1978 hatten nur drei Tänzer des Königlichen Balletts überlebt. Der Wiederaufbau dauerte mehr als zehn Jahre.

Vor fünf Jahren hat Hannah Crepaz die künstlerische Leitung des Osterfestivals übernommen und vermehrt zeitgenössischen Tanz im Programm positioniert.

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Page 48: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

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Page 49: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

49 saison

kommentare

Skifahren ist eine unnötige Idee! von alois schöpf

Die Lehre von Lilienfeld von erns t molden

Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Für seine Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien seine neue Platte A SO A SCHEENA DOG (monkeymusic).

D

er Mediengipfel Ende november in Lech begann

exakt an dem Wochenende, an dem der spätherbst

in den Winter überging, wodurch der Wechsel der

Jahreszeiten durch die Fahrt von innsbruck auf den

arlberg binnen einer stunde erfolgte. Die Gäste, die noch im letz-

ten melancholischen Herbstlicht den Flughafen verlassen und das

Transfertaxi bestiegen hatten, kamen in einem Wintersportort an,

über dessen straßen Räumfahrzeuge rollten und an dessen hoch

aufschießenden Hängen Dutzende von schneekanonen weißen

Wasserstaub ausstießen, wodurch, ergänzt durch die abstrakten

Linien des Lawinenverbaus, der ganze ort an eine interstellare

Raumstation erinnerte.

nun wird wohl jeder kritische Zeitgenosse der Beobachtung

zustimmen, dass das skifahren zwar eine tolle Freizeitbeschäftigung

ist, dass man sie zum guten Leben aber nicht braucht. Dennoch

kamen dereinst ein paar findige Herren auf die idee, wie wunderbar

es sein kann, auf zwei Bretteln einen Hang hinunterzurutschen, sie

begründeten eine skischule, ehemalige Wirte und Bauern inves-

tierten in Hotels, Filme wurden gedreht und der Wintersport ward

erfunden, eine neuartige Methode, die Erdentage in der unfreund-

L

ilienfeld liegt in einer romantischen Ecke nieder-

österreichs, an der straße von sankt Pölten nach

süden, die auf den Ötscher und Mariazell zuführt.

Die Bezirksstadt ist berühmt für ihr 800 Jahre altes

Zisterzienserkloster und noch für etwas anderes: „Wiege des al-

pinen skilaufs“ verkündet ein etwas rissiges Transparent an der

Hauptstraße.

Letzteres kommt daher, dass der aus Böhmen stammende Lehrer,

Maler und sportpionier Mathias Zdarsky (1856–1940) hier weite

strecken seines Lebens verbrachte und große Teile seiner ideen

hier hatte. Der auf einem auge erblindete Zdarsky

hatte die norwegische skitechnik des Grönland-

Durchquerers Fridtjof nansen studiert, für die stei-

len Hänge des alpenraums aber für ungeeignet

befunden. Er entwickelte daher seine patentierte

„Lilienfelder stahlsohlenbindung“, die zusammen mit der da-

zugehörigen Einstocktechnik als Geburtshilfe für das „downhill

skiing“ der Moderne gilt.

Meine Familie und ein paar gute Freunde sind unlängst mit

einem großen Haufen Kinder nach Lilienfeld gefahren. Wir wuss-

ten, dass der romantische Lilienfelder Einzelsessellift auch Rodler

mitnimmt, und dieses ganz banale Rodeln war unser Wunsch,

Zdarskys Geist möge uns verzeihen. allerdings war es dann so,

dass der Lift, gute zwei Wochen nach Weihnachten, einfach zu-

gesperrt hatte. Wie lange, fragten wir. – Für länger, wenn nicht

für immer, beschied man uns. Die Halterungen des stahlseils

müssten renoviert werden, und dafür habe die Gemeinde bei

der bescheidenen auslastung des Liftes grad kein Geld.

lichsten Zeit des Jahres erträglich zu gestalten,

ohne in die südsee flüchten zu müssen.

Was dabei herauskam, kann heute in

Vollendung in Lech bestaunt werden: Mitten in

der unwirtlichsten alpinen Einöde entstand eine

Riesenfabrik zur Produktion glücklicher Gäste,

die Tausenden Menschen arbeitsplätze und einer ganzen Region

Wohlstand gebracht hat. Und das, wohlgemerkt, nur aufgrund einer

unnötigen idee!

Woraus sich die interessante Frage ergibt: Wie ist mit solch

unnötigen ideen, die an orten, die nie etwas eingebracht haben,

plötzlich unendlich viel einbringen, zu verfahren, auf dass niemand

dahinterkommt, wie unnötig sie sind? Denn so

viel ist klar: Es wäre schlicht eine Katastrophe,

wenn der Zeitgeist plötzlich am skifahren vorbei-

rauschen würde und es als zu teuer, zu gefährlich,

zu landschaftszerstörerisch und diejenigen, die

davon leben, als zu geldgierig und korrupt ab-

qualifizieren würde.

ich weiß nicht, ob diejenigen, die heute routinemäßig von Lift-

kaisern sprechen, als seien das irgendwie Unterweltbosse, und die den

Tourismus insgesamt für eine art der gehobene Zuhälterei halten, sich

der Verantwortung bewusst sind, wenn sie bei jeder neuen Liftstütze

den Untergang des alpenlandes beschwören. Der Wintersport ist eine

fragile Konstruktion. auch er kann untergehen! Und dann? ×

Da schlief er nun, der nette alte sessellift,

in seiner engen schneise zwischen riesigen Lär-

chen und Fichten. aber wir waren jetzt schon

einmal da und beschlossen, den quengelnd

protestierenden Kindern zum Trotz zu Fuß

den anstieg zu wagen. Durch den dämmrigen

Fallgraben stapften wir langsam die Talabfahrt

hinauf, die nicht viel mehr war als ein Hohlweg durch den Wald.

irgendwann hörten die Kinder zu quengeln auf, erstens, weil sie

sonst keine Luft bekommen hätten, und zweitens, weil der Wald

so schön war. Gefrorene Wasserfälle, schwarzer nadelwald, der

plötzlich wieder Platz machte für helle Bergahornhaine. Und

noch etwas bemerkten wir. Es gab skifahrer, viele sogar, und

höchst fröhliche. Keuchende aufwärtswanderer, die unsere selt-

same, von Vätern statt von Huskies gezogene schlittenkarawane

überholten, und überglückliche abwärtsflitzer, die wie Blitze

neben uns waren und dann schon wieder fort. alle strahlten.

niemand schimpfte, keiner fror. ich begriff die Lehre von Lilien-

feld, schloss die augen und schläferte andere österreichische

skilifte in Gedanken ebenfalls ein. ×

„Es wäre schlicht eine Katastrophe, wenn der Zeitgeist plötzlich am Skifahren vorbeirauschen würde und es als zu teuer, zu gefährlich, zu landschaftszerstörerisch abqualifizieren würde.“

„Niemand schimpfte, keiner fror. Ich begriff die Lehre von Lilienfeld, schloss die Augen und schläferte andere

österreichische Skilifte in Gedanken ebenfalls ein.“

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Page 50: Die Saison Ausgabe 01 / 2013

50 saison

nachgefragt

DREi scHÖnE oRTE aUF DER WELT (aUssERHaLB TiRoLs): die Seiser Alm, Südfrankreich, Carmel und Pebble Beach

an der US-Westküste

DiE GRÖssTEn TUGEnDEn iM ToURisMUs: Offenheit; nach dem Motto zu agieren „Lebe in der Gegenwart,

plane möglichst genau die Zukunft“

DiE GRÖssTEn sünDEn iM ToURisMUs: Engstirnigkeit

DiE sTäRKEn DEs TiRoLER ToURisMUs: gewachsene, verkehrspolitische Strukturen;

Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln

WELcHE BEDüRFnissE HaBEn FaMiLiEn iM URLaUB? Jede(r) für sich und alle gemeinsam viel erleben!

DiE scHWäcHEn DEs TiRoLER ToURisMUs: Überhang an Betten; Betriebe, die keine Ausstiegsoption haben;

zu wenig Positionierung und Differenzierung auf allen Ebenen

DiE BEsTE iDEE DER LETZTEn FünF JaHRE: Die „Lech Lodge“ von Johanna und Klaus Moosbrugger-Lettner oder das

Null-Energie-Stadthotel „Boutique-Hotel Stadthalle“ von ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer – wir können mit Stolz sagen, dass die innovativsten Ideen in unseren „Denkwerkstätten“ wie ÖHV-Unternehmer-Akademie oder ÖHV-Hotelierkongress entstehen.

LETZTER URLaUB (Wann UnD Wo): Portugal (Algarve); Sommer 2012

icH LERnE Von: anderen Menschen – man darf sich niemandem verschließen

Was ERWaRTET DEn TiRoLER ToURisMUs in DER ZUKUnFT: Nach der geglückten Fusionierung der neuen Destinationen müssen

Positionierung und föderale Grenzen sowie die Strukturen der vorgelagerten Marketingorganisationen überdacht werden, Letztere insbesondere dahingehend, im Online-Vertrieb ohne Mittler zu agieren.

DER scHÖnsTE oRT in TiRoL: meine Heimatstadt Kitzbühel

DiE HoTELLERiE BRaUcHT KünFTiG: neue Wege, um Kapital zu sichern; Spezialisierung; mehr direkten Vertrieb

in EinEM HoTEL isT FüR MicH BEsonDERs WicHTiG: „Simplicity”, d. h. ein einfaches Service- und Angebotsdesign

TiRoL oHnE BERGE WäRE: wie der Himmel ohne Sterne

MEin LiEBsTER sPoRT in DEn BERGEn isT: Radfahren und Langlaufen

10 FR aG En a n . . .

Thomas Reisenzahn

Der gebürtige Kitzbüheler Thomas Reisenzahn ist Generalsekretär der Österreichi-schen Hoteliervereinigung.

© Ö

HV

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Unsere Landesbank.

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Die ganze Kraft Tirols steckt in unserer Bank. Und das seit über 100 Jahren. Das klare Bekenntnis zur Stärke unseres Landes schafft Nähe und Vertrauen und schenkt unseren Kunden Sicherheit in ihrem Geldleben. Ein Partner, auf den man sich verlassen kann. Zu hundert Prozent.

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