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634 L. Rosenthaler: Speltung des Amygdalins. Mitteilung aus dem Pharmazentischen Institut der Univeraitht StraBburg i. E. Die Spaltung des Amygdaliis unter dem Eauss von Emulsin. (3. M i t t e i 1u n g)l). Von L. Rosenthaler. (Eingegangen den 5. IX. 1910.) Erhitzt man eine 5y0ige Emulsinlosung 10 Stunden auf 00--65O, 80 vermag die resultierende Fliissigkeit Amygdalin nicht mehr zu spalten; sie kann aber d-Benzaldehydcyanhydrin in Benzaldehyd und Blausliure zerlegena). Umgekehrt besitzt das Filtrat, das man nach Sattigung einer Emulsinlosung mit Magnesium- sulfat erhiilt, letztere Wirkung nicht, hydrolysiert aber Amygdalin. Da aber bei der Spaltung des Amygdalins durch Emulsin freie Blaus&ures) suftritt, 80 ergibt sich hieraus und den eben mit- geteilten Tatsachen, daD das letzte Stadium der Amygdalinspaltung in einer Aufspaltung des d-Benzaldehydcyanhydrins besteht, die unter dem EinfluD eines besonderen Enzyms, der 8-d-Oxynitri- lase, erfolgt. Diesem Vogang mu0 aber eine hydrolytisohe Spaltung des als Zwischenprodukt des Amygdalinzerfalles auftretenden Mandelsaurenitrilglykosids rorausgehen, und es muD also auch das d-Benzaldehydcyanhydrin ein Zwischenprodukt der Spaltung sein. Darin liegt jedoch noch kein Beweis dafiir, dal3 dae aue der Spaltungsfliissigkeit isolierbare d-Benzaldehydcyanhydrin primiiren Ursprungs ist. Experimentell laI3t sich dies indes folgendermaJ3en l) Vorhergehende Mitteilung 8. dieses Archiv 248 (1910), S. 105. 2) Niiheres a. Biochemische Zeitschrift. *) In der vorigen Abhandlung war der Beweis fiir das Ad- treten der Bleusaure so gefiihrt, daB in dem Luftstrom, der durch die Spaltungsfliissigkeit grleitet wurde, Bleusaure nachgewiesen wurde. Da indes Benzeldehydcyanhydrin unter diesen Bedingungen auch ohne Emulsin ziemlieh rasrh zerfallt, so sei hier noch ein anderer Beweis gegeben. Schuttelt man die Spaltungsfliissigkeit zwei Minuten nach Zusetz des Emulsins mit Aether aus, so gibt dieser nach der Entwiisserung beim Schiitteln mit Silbernitratlosung einen Nieder- schlag von Cyansilber.

Die Spaltung des Amygdalins unter dem Einfluss von Emulsin

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Page 1: Die Spaltung des Amygdalins unter dem Einfluss von Emulsin

634 L. Rosenthaler: Speltung des Amygdalins.

Mitteilung aus dem Pharmazentischen Institut der Univeraitht StraBburg i. E.

Die Spaltung des Amygdaliis unter dem Eauss von Emulsin.

(3. M i t t e i 1 u n g)l).

Von L. R o s e n t h a l e r .

(Eingegangen den 5. IX. 1910.)

Erhitzt man eine 5y0ige Emulsinlosung 10 Stunden auf 00--65O, 80 vermag die resultierende Fliissigkeit Amygdalin nicht mehr zu spalten; sie kann aber d-Benzaldehydcyanhydrin in Benzaldehyd und Blausliure zerlegena). Umgekehrt besitzt das Filtrat, das man nach Sattigung einer Emulsinlosung mit Magnesium- sulfat erhiilt, letztere Wirkung nicht, hydrolysiert aber Amygdalin. Da aber bei der Spaltung des Amygdalins durch Emulsin freie Blaus&ures) suftritt, 80 ergibt sich hieraus und den eben mit- geteilten Tatsachen, daD das letzte Stadium der Amygdalinspaltung in einer Aufspaltung des d-Benzaldehydcyanhydrins besteht, die unter dem EinfluD eines besonderen Enzyms, der 8-d-Oxynitri- lase, erfolgt. Diesem Vogang mu0 aber eine hydrolytisohe Spaltung des als Zwischenprodukt des Amygdalinzerfalles auftretenden Mandelsaurenitrilglykosids rorausgehen, und es muD also auch das d-Benzaldehydcyanhydrin ein Zwischenprodukt der Spaltung sein. Darin liegt jedoch noch kein Beweis dafiir, dal3 dae aue der Spaltungsfliissigkeit isolierbare d-Benzaldehydcyanhydrin primiiren Ursprungs ist. Experimentell laI3t sich dies indes folgendermaJ3en

l) Vorhergehende Mitteilung 8. dieses Archiv 248 (1910), S. 105. 2) Niiheres a. Biochemische Zeitschrift. *) In der vorigen Abhandlung war der Beweis f i i r das A d -

treten der Bleusaure so gefiihrt, daB in dem Luftstrom, der durch die Spaltungsfliissigkeit grleitet wurde, Bleusaure nachgewiesen wurde. Da indes Benzeldehydcyanhydrin unter diesen Bedingungen auch ohne Emulsin ziemlieh rasrh zerfallt, so sei hier noch ein anderer Beweis gegeben. Schuttelt man die Spaltungsfliissigkeit zwei Minuten nach Zusetz des Emulsins mit Aether aus, so gibt dieser nach der Entwiisserung beim Schiitteln mit Silbernitratlosung einen Nieder- schlag von Cyansilber.

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L. Rosenthaler: Spaltung des Amygdelins, 535

beweisen. Wenn man das von der MagnesiumsulfatfiiUung des Emulsins herriihrende Filtrat, das weder die Oxynitrilase noch synthetisches Enzym enthalt, auf Amygdalin einwirken liillt, 80

erhiilt man reichlich d-Benzaldehydcyanhydrin, das in diesem Fall nut- primaren Ursprungs sein kann.

DaD daneben auch sekundares, also synthetisch entstandenes d-Nitril auftritt, zeigt au5er den bereits friiher mitgeteilten Tat- sachen noch folgender Versuch. Wenn man Pruleuresinl) suit Emulsin zersetzt, 80 entsteht g le ichfd d-Bepzaldehydcyanhydrin. Da aber Prulaurasin ein Glykosid des ent8prechenden inaktiven Nitrils ist, so kann das d-Nitril in diesem Fall nur sekundiir entstanden sein. D’as a u s d e m S y s t e m A m y g d a l i n - E m u l s i n i s o l i e r b a r e d - B e n z a l d e h y d c y a n h y d r i n i s t s o m i t , w i e i c h s c h o n i n m e i n e r l e t z t e n M i t - t e i l u n g w a h r s c h e i n l i c h m a c h e n k o n n t e , e i n G e m e n g e v o n p r i m i i r u n d s e k u n d i i r e n t - s t a n d e n e m.

Die Art und Weise, wie Amygdalin unter dem EinfluD von Emulsin zerfiillt, kann demnach als vollstAndig aufgekliirt gelben. Die Spaltung besteht aus drei Einzelvorgiingen, deren jeder unter dein EinfluB eines besonderen Enzyma vor sich geht.

I. Aue Amygdalin entsteht durch die Amygdalasez) Mandel- nitrilglykosid und u-Glykosea).

11. Mandelnitrilglykosid xerfallt durch eine a-Glykosidaset) in d-Benzaldehydcyanhydrin und P-Glykoses).

111. d-Benzaldehydcyanhydrin wird durch 6-d-Oxynitrilse in Benzaldehyd und Blausiiure geapalten.

l) Das zum Versuch verwendete, von der Jouckschen Arbeit (diWe3 Archiv %48 (1905), S. 421) herriihrende Priiparet war emorph.

a) Nach C a l d w e l l , C o u r t e u l d , H. E. und E. P. A r m s t r o n g und H o r t o n ; vergl. H: E u l e r , Allgemeine Chemie der Enzyme, S . 17.

S. J. M e n s o n A u 1 d (Journ. of Chern. Society (Trens- actions) 98 (1908), S. 1276.