282 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. ] A H R G A N G . N r . 6 5. FEBRUAR:923

DIAGNOSTISCHE UND THERAPEUTISCHE NOTIZEN.

DIE VAGOTONISCHE AUSATMUNGSDRUCKMASSAGE DES HERZENS.

Von

MAXIMILIAN I:{.OSENBERG in Magdeburg , frf~her an der Psychiatrisehen Klinik Frankfur t a .M.

Ein einfacher ttandgriff, yon dem ich nicht mit Best immthei t sagen kann, ob er ill der noch zu beschreibenden Art der Ausffih- rung (obwohl es bei seiner Einfachheit beinahe wahrscheinlich w~kre), schon geiibt wurde, ein Handgriff, der sich den bekannteren Arten der Herzmassage oft weft fiberlegen erweist, soll bier kurz beschrieben werden, damit er in der Prax~s neben den iiblichen Massagearten des Herzens die ihm gebfihrende Stellung finde.

Ich gehe davon aus, dab BRUNTON und TUNICLIFFE und be- sonders KLEEN durch Tierversuche erwiesen haben, dab Hand- griffe, wie Muskelknetung und -klop/ung blutdruckherabsetzend, dab dagegen Streichung, Reibung und leichte Erschiit terung der Haut Reize setzen, die bintdrucksteigernd wirken. Ferner ist be- kannt, dal3 der Herzmuskel bei methodischer Beklopfung mit Pulsverlangsamung und Pulskr~ftigung antwortet , dab also die Betdopfung der Herzgegend in gleicher Richtung wie Hautreize wirkt, wenn auch die Ursache der Wirkung, sei sie nun herz-idio- muskul~r oder vagotonisch; oder, was wahrscheinlich ist, beides; eine andere ist, als die bei Hautreizen. Da nun die blol3e Klop- lung der Herzgegend beim Herzkollaps oft die schon gestSrte Atmung behindert und dadurch den I~anken noch mehr be~ng- stigt, lag der Gedanke nahe, einerseits nur die Ausatmungszeit ffir die Herzmassage zu benfitzen, andererseits diese mit Hautreizen thermischer oder mechanischer Art (Kopf- und Gesichtsabrei- bungen, Fu~douchen oder kalt-heil3en Abreibungen, Kneifen u. dgl. mehr), zu verbinden.

Ich mSchte abet behaupten, dab die yon einer Person allein leicht ausfiihrbare Ausatmungsdruckmassage genfigt und meist momentane Erleichterung bei dem Kranken herbeiffihrt, wenn sie in folgender Weise genau ausgeffihrt wird:

Man legt, auf der linken Seite des Patienten stehend, beide H~nde gekreuzt auf die Herzgegend, die linke unterhalb mit den Fingerspitzen etwa nach dem Kopf des Patienten zeigend, die rechte auf der linken ruhend, mit den Fingerspitzen nach der rechten Seite des Patienten zeigend, der am besten in halb liegender Stellung ruht. Ist es dem Patienten m6glich, so fordert man ihn auf, m6glichst tier zu atmen. Bei gerade beginnender Ausaimung ffihrt man ziemlich rasch hintereinander je nach der Schnelligkeit der Atmung 2--6 kraftvolle, aber doch weich-elastische, den Thorax- raum komprimierende St6~e aus. Mit beendigter Exspiration hSrt man auf, wafter die n~ichste Exspiration ab und setzt diese T~tig- keit etwa IO Minuten fang fort. Wenn man gentigend Kraft be- sitzt, so kann man auch die StSl3e mit der rechten Hand (fast recht- winldig dorsalflekfiert) allein ausffihren, und mit der linken Hand die rechte Thoraxseite des Patienten umspannen und den St6Ben entgegendr~ngen Es handelt sich also um eine Art ruckweiser, in mehreren StSl3en ausgeffihrter ktinstlicher Ausatmung, kom- biniert mit mechanischen Reizen und Luftdruckst6Ben gegen den Herzmuskel. Die StSBe dfirfen, wie ich betone, nut w~.hrend der Ausalanung stattfinden.

Die yon mir beobachtete, nahezu prs blutdrucksteigernde, pulsverlangsamende und rasch beruhigende Wirkung dtirfte aus folgenden Faktoren erkl~rt werden:

I. Direkte meehanisehe Erregung des Herzmuskels und seiner nervSsen Biindel, sowohl direkt yon der Thbraxwand aus als such besonders durch ruckweise Luftdrucksteigerung yon innen her (wohl such des Truncus!).

2. Vaguserregung. Diese dfirfte wohl reflektorisch zustande kommen and eine kfinstlich ve r s t~k te exspiratorisch ausgelSste Pulsverlangsamu'ng daxsteUen.

3. MSglicherweise ist such yon Wichfigkeit, dab fiber das bei der Ausatmung aufsteigende ZwerchfeU die entgegentreffenden StSl3e bis in den Abdominalraum fortgepflanzt werden. Es ist durch ROMANe bekannt, dai3 auch die Abdominalmassage vaso- constrictorisch (Splanchnicus) und so sicher blutdrucksteigernd wirkt, dai3 nach Angabe yon A. ]3v~t ,,diese Wirkung der Abdo- minalmassage als Reagens ffir die Priifung der Herzkraft yon Ver- suchstieren nach Intoxikationen" benutzt wird (Ro~tBERG, PXSSLER U.a.)I! Also eine mehr komplexe, reflektorische Wirkungt

4. Die ausgiebigere Abfuhr der Kohlensgure und ihre Folgen.

Das Indikationsgebiet des bier geschilderten Handgriffs sind also alle hypotonischen Herzzu/dll* organiseher und nerv6ser Art, sofern nicht schon bei den schweren organischen F/illen die letzten Auskunftsmittel der Kreislaufbelebung besser am Platze sind. Selbstverst~ndlich ist erh6hter Blutdruck eine Kont~aindikation; such bei Goronarskterose mit Kollaps mSchte ich sie nut mit Vor- sicht empfehlen und Aneurysraen diirften sich desgleichen ftir diese Behandlungsart nieht eignen, auch wenn nicht zu robust vorge- gangen wird, was fibrigens durchaus unn6tig ist.

Die besten Erfolge wird man bei Vasoneurosen und Herzneurosen sehen. D e r bei diesen Fgllen oft sehon wahrend der Riva-Rocei- Messung sehwankende systolische~Blutdruck ist auBerordentlich ]eicht dutch die Ausatmungsmassage beeinfluBbax. Das psychogene Moment kommt hier oft mit in Frage; doch wird es bei den orga- nischen F~len, obwohl es mitspricht, kaum ausschlaggebend sein. Ich hoffe, dab sich viele Kotlegen yon der Brauchbarkeit des Handgriffes 5berzeugen und ihn anwenden m6gen.

UNSERE ERFAHRUNGEN MIT EUKODAL.

Von

Dr. LUDWIG WEISE. Aus der Kaiser Wilhelm-Kinderheilst~tte Landeshut i. Schles.

(Chefarzt: Dr. O. WIESE.)

Seit fiber I Jahr haben wit an groBem Material bei Kindern im Alter von 4--16 Jahren Eukodal subcutan und oral verabfolgt. A~ifangs gaben wir nfichtern o,oI--O,OO5 subcutan ; dabei t ra t 6frets Erbrechen auf, das wegblieb nachdem wit die Kinder ihr gewohntes Frfihstfick einnehmen lieBen und mit den Dosen etwas herunter gingen. Wit gaben nun unter Berficksichtigung des Alters und All- gemeinzustandes der Kinder o,oo25--o,oo 5, bei sehr kr~ftigen, ~lteren such o,oi. Seitdem haben wir keine sch/idlichen Neben- wirkungen, insbesondere keine wesentlichen Atem- oder Blutdruck- stSrungen, noch Pupillenverengerungen beobachtet. Die schmerz- stillende Wirkung des Mittels blieb auch bei den kleinen Dosen er- halten, so dab wir jetzt bei allen klein-chirurgischen Eingriffen (Tonsillotomieen, Rachenmandelentferntmgen usw.) ffir unser Kindermaterial das Eukodal nicht mehr missen m6chten.

Auch bei Reizhusten haben wir eine beruhigende Wirkung fest- stellen k6nnen, gleichgfiltig ob er von den tieferen oder oberen Luft- wegen ausgelSst wax. Hier gaben wit neben Spritzen meist Eukodal in Tablet-ten, Dosis 2 mal tgglich o,oo25--o,oo5.

Eukodal als Schlafmittel kam bei Kindern nicht in Betracht. Ob eine Gew6hnung an Eukodal bei Kindern eintreten kann,

vermag ich nicht zu sagen, da wit es hie lgngere Zeit zu verabreichen gezwungen waren.

NEUE SPEZIALITATEN (einschl. Nghrprgparate und Geheimmittel). (Die Angaben fiber Zusammensetzung und Indikation s tammen unmittelbar oder mittelbar von den produzierenden Yirmen, soweit nicht

ausdriicldich ein Autor oder ein I n s t i t u t genannt ist.)

~dastra-Tableften enthalten Coffein, Phosphate, Kakao und Zucker. D. Hageda, Berlin1). lInfeglandol: EiweiB- und lipoidfreies Extrakt aus Hypophysen- vorderlappen in Tabletten- and Ampullenform. D. Chemische Werke Grenzach A.-G., Grenzach. •poltlt: Kosmetikum, bestehend ,,aus einer eigenartigen Ver- bindung bew~khrter Salze und Pflanzenextrakte mit Zusatz yon Hamamelis und Phenolen in flfissiger Form", von angenehmem Geruch. D. Apolin-Gesellschaft, Miinchen, Schomerstr. I6S).

~) Apoth.-Ztg. x922, S. 458. ~) Pbazm. g tg . xgz2, S. ioox--zoo2.

~r~eneffen sind Cenovis-Tabletten, die je o,ooi Ac. arsenicos. enthalten. Ferr-Arsenetten enth. je 0,05 Ferr. reduct, und 0,00o 5 Ac. arsenic. D. Chemische Fabrik Zyma, G. m. b. H., Erlangenl). Dlgffaletfen sind Cenovis-Tabletten, die je o,oz 5 Digitalis- dialysat Golaz enthalten. D. Chemische Fabrik Zyma G. m. b. H., Erlangenl). Evalgan, Mischung yon Antifebrin, Phenacetin, Pasta Guarana und Antipyrin. D. Hageda, Berlin'). Grippogen wird als ,,unfibertroffenes Vorbeugungs- and Heil- mittel gegen Grippe" angepriesen. Bestandteile: Dimethylphenyl-

t) Pharm. Ztg. z922, S. lOOI--lOO2. t) M~luch. reed. Wochenschr. x922, $. x526.