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2278 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. Nr. 5 ~ IO, DBZEMBER x953 und es kann nicht mehr als Urobilin mit der Fluorescenzprobe nachgewiesen werden. -- Se war z. B. in einem Stuhl mit 25, 5 mg- Urobihngehalt nach einstfindiger Reduktion nur mehr 5, I mg- % nachweisbar, und in einem Harn mit ~1, 3 mg- % nur mel~r o,8 mg- iibriggeblieben. Die Reduktion verlief natfirlich ira Harn intensiver als im alkoholischen Stuhlextrakt. Ad 2. Uber Widerstandsf~higkeit der verschiedenen Vit- amine gegen Hitze, Oxydation und Austrocknen sowie fiber ihr Verhalten gegenfiber Alkalien sind wir genau unterrichtet, Angaben fiber Reduzierbarkeit derselben sind aber kaum vorzufinden. Es wurden nun Modellversuche angesfellt, die zur Auf- gabe hatten, die Vitamine in dieser Richtung hin zu pr/ifen. Zur quantitafiven Messung der Aktivit~t von Exfrakten wandten wir die Methylenblauatmung der Ratten- leberzeUen an. Diese Methode konnte von G6zo.~Y und K~A,~~R") zum Nachweis der Vitaminwirkung in vitre mit Erfolg gebraucht werden. Alkoholische Auszfige von Malzextrakt oder Trockenmilch -- welch letztere im Laboratorium nach vorheriger Ather- extraktion zubereitet wurde -- f6rdern m~ichtig don Ent- f~rbungsprozeB de s Methylenblaufarbstoffes durch Zellen. Nun wurde ein Tel1 der alkoholischen Extrakte mit Alu- miniumamalgam mehrere Stunden lang reduziert und dann auf ih~e f6rdernde Wirkung geprfift. Zur Kontrolle diente der andere Tel1 der alkoholischen Auszfige. Um jede T/iu- schung auszuschheBen, die dureh eine etwaige Adsorpfion der Vitamine an dem w/~hrend der Reduktion entstandenen Aluminiumhydroxydschlamm entstehen k6nnte, wurde der niehtreduzierte Tel1 der alkoholischen Auszfige durch eine ebenso groBe Schieht von Aluminiumschlamm filtriert, wie er w~hrend derselben Zeit bel der Reduktion entsteht. Durch Adsorption ~~_rd zwar ein kleiner Tel1 der Vitamine ab- gefangen, diese schw~chende Wirkung bleibt aber hinter der ausgesprochenen inaktivierenden Wirkung der Reduktion auf die Vitamine weit zuriick*). Zur besseren Ubersicht soll hier eine Tabelle als Beispiel der typischen Ergebnisse dienen: Malzextrakt Unreduziert 120 Min. reduziert [-3 Std. reduziert Leber- emulsion 20 ,, 23 ,, 3 ~ ,, 4 ~ ,, 5 ~ ,, Die Bezeichnun o~ojo / O O I O o z 3o o 2 4 o o 4 ™ So2 5 503 5 bedeu~et kom (Entf~irbung der Methylenblaul6sung) e o o 3,o' olo oo o o 4]SlO-' o l o l o e 0 2 5,5lO ¤ o ~ 3 51SI o o o o 2 5 S/SIO 0 0 I 4 s s/si o 4 s 5 5~51 o o 2 ~ 5 )lette 4 fast komplette, nu~ Spuren einei solehen. 4 Std. reduziert plus ~Srdernd auf die Entfaltung und AufschlieBung der Vitamine zu wirken. -- Die lichten gelblich-grauen S~uglingsstfihle, die auBer den Milchn~hrschs auftreten, weisen eine relative Urobilinarmut auf, denn ihr absoluter Urobilingehalt ist gr6Ber, als in don trockenen Milchn~hrschadenstfihlen. Es scheint, daB in diesen F~llen ebenfalls derartige bakterio- chemische Prozesse vorherrschen, die eine 7~berreduktion des Chymus bedingen, die aber nicht se intensiv sind als beim eigentlichen Milchn~ihrschaden. Wird ein solcher ProzeB bel einer ge~dssen Veranlagung durch eine bestimmte Korrelation der Nahrungsbestandteile l~ngere Zeit begfinsfigt, se nimmt die Reduktion an Intensitgt zu, die Vitamine werden allm~hlich zerstSrt und kommen nicht als wirkungsvolle akzessorische N~hrstoffe, oder ni™ in ausreichender Menge zut Resorption; der K6rper verarmt schl langsam an diesen (seinen noch au~gespeicherten) Substanzen, and es entsteht eine Avitaminose oder Vitamin- armut, die eigentlich endogen bedingt ist. -- Die Therapie muB also in einem Angrfff gegen den bakteriellen Proze~ und zugleich in einer Zufuhr von vitaminreichem Material bestehen, wie ste in der Malzsuppe angewendet wird. Literatur: x) Dtsch. Arch. f. klin. Med. I38, 309. I922. -- ~) Klin. Wochenschr. Jahrg. 2. 0 0 il oo 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 O O O 2 5 5 Zellenkontrolle ohne Extrakt ,,iIo,,Io,31o,41o 5 ooo~ oo oo o I O o O O O O o O O o o I Iolo mgBige, 2 schwaehe Reduktlon Wirkung der Reduktion au] die Vitamine. Wir sehen, daB das w~hrend 3--4 Stunden rr Extrakt an Zeit und Intensiti~t hinter der ursprfinglichen Wirkung stark zurfickbleibt. Auffallend war dabei der Um- stand, der w~hrend unserer Untersuchungen tramer wieder aufgetaucht ist, daB ni~mlich die 1/~stfindige Reduktion der Vitamine einen f6rdernden :EinfluB aui die Aktiviti~t der- selben beobachten lieB. Die Erkl~ru~g dieser Erscheinung konnte bis ]etzt nicht gefunden werden. ~ Es sel noch nebenbei bemerkt, daB die gelbe Farbe der alkoholischen Malzauszfige and ihr wfirziger Geruch w~hrend der Reduk- tion tramer mehr verschwindet. Ad 3. Im Darm wird unter normalen Verh~ltnissen der ReduktionsprozeB, der den Gallenfarbstoff zu Urobilin fiber- fiihrt, zwischen gewissen Grenzen gehalten. Bel dieser In- tensits ist die Reduktion nicht nur nicht schi~dlich, sondern ste scheint ira Gegenteil -- wenn man aus den Ergebnissen der kurzzeifigen Reduktionsversuehe folgern darf ~ direkt *} Versuche, die die Reduzierbarkeit der Vitamine auch ira Tierexperiment zu prfifen berufen sind, wurden eingeleitet. DIE WIRKUNG DER KOHLENSAURE AUF DIE BRONCHIEN UND GEFASSE DER ISOLIERTEN KATZENLUNGE*). Von Dr. HANNS L6HI~, Kiel. DaB man von der Schleimhaut der oberen Luitwege aus durch Kohlens/~ure in h6heren Konzentrationen neben Glottis- schluB, Hemmung der Inspiration und voriibergehendem Still- stand der Atmung in Exspirationsstellung auch reflekforisch Kontraktion der Bronchialmuskulatur erzeugen kann, ist eine allgemein bekannte Tatsache (Kratschmerreflex). Ebenso steht test, daB von den unteren Luftwegen, also von der Lunge selbst aus, die Kohlens~ure im sogenannten Kuollschen Reflex einen deutlichen EinfluB aus- fiben kann. In der gesamten Literatur finden sich aber keine Mitteilungen fiber Exp› die eine rein periphere Wirkung auf die Bron- chialmuskulatur durch CO~ beweisen, auBer der Beobachtung von PAUL TRENDELENBURG iiber Tonuszunahme des isolierten Bronchialmuskel- soeeifens nach Zufuhr von CO~. Gleiehfalls ist dariiber nichts bekannt, wie eingeatmete Kohlen- s~ure auf die Gef~13eder S~ugetierlunge innerhalb des Organs einwirkt. Dieses ist nieht allzu ver wunderlich, da sogar fiber fundamenfale Fragen, wie die Innervation der Lungengef~Be, bis heure immer noch Unklarheit herrsehf. Um den rein peripheren EinfluB eingeatmeter Kohlens~ure auf Bronchien und Gef~Be zu untersuchen, wurden mittels Brodie-Apparat kfinstlich durchblutete Katzenlungen ver- wandt. Insgesamt kamen I28 Versuche mit einem Verbrauch von ungef~hr i8o Tieren zut Ausffihrung, und zwar ira La- boratorium von Professor MAGNUSin Utrecht unter Mitarbeit von Dr. DE LIND VANWYNGAARDEN. Um gleichzeitig Lungen- durchblutung und Atmung bel Verwendung verschiedenster Gasgemische registrieren zu k6nnen, was bei der Versuchs- anordnung von ]3RODIE nicht mSgiich ist, mul3te zun~chst ein besonderer Apparat konstruiert werden, fiber den an anderer Stelle ausffihrlich berichtet wird**). Es handelt sich im Prinzip um eine luftdicht verschlieB- bare Blechtrommel, in die man mittels eines groBen VersehluB- korkens vier 31/~1 Gas fassende Gummiblasen einbringen *) Vortrag, gehalten ara 5. IX. I923 auf der 8. Tagung der Deutschea physiologlschen Gese]lschaft in Tfibingen. **) Pfliigers Archiv I923. Die ausftihrliche Beschreibung dot gesamten Versuihs- ergebnisse erscheint als ,,Untersuchungen zut Physiologie und Pharmakologie der Lunge" in der Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. x923.

Die Wirkung der Kohlensäure auf die Bronchien und Gefässe der Isolierten Katzenlunge

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Page 1: Die Wirkung der Kohlensäure auf die Bronchien und Gefässe der Isolierten Katzenlunge

2278 KLINISCHE W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr. 5 ~ IO, DBZEMBER x953

und es kann nicht mehr als Urobilin mit der Fluorescenzprobe nachgewiesen werden. -- Se war z. B. in einem Stuhl mit 25, 5 mg-�9 Urobihngehalt nach einstfindiger Reduktion nur mehr 5, I mg- % nachweisbar, und in einem Harn mit ~ 1, 3 mg- % nur mel~r o,8 mg-�9 iibriggeblieben. Die Reduktion verlief natfirlich ira Harn intensiver als im alkoholischen Stuhlextrakt.

Ad 2. Uber Widerstandsf~higkeit der verschiedenen Vit- amine gegen Hitze, Oxydation und Austrocknen sowie fiber ihr Verhalten gegenfiber Alkalien sind wir genau unterrichtet, Angaben fiber Reduzierbarkeit derselben sind aber kaum vorzufinden.

Es wurden nun Modellversuche angesfellt, die zur Auf- gabe hatten, die Vitamine in dieser Richtung hin zu pr/ifen. Zur quanti taf iven Messung der Aktivit~t von �87 Exfrakten wandten wir die Methylenblauatmung der Ratten- leberzeUen an. Diese Methode konnte von G6zo.~Y und K~A,~~R") zum Nachweis der Vitaminwirkung in vitre mit Erfolg gebraucht werden.

Alkoholische Auszfige von Malzextrakt oder Trockenmilch -- welch letztere im Laboratorium nach vorheriger Ather- extraktion zubereitet wurde -- f6rdern m~ichtig don Ent- f~rbungsprozeB de s Methylenblaufarbstoffes durch Zellen. Nun wurde ein Tel1 der alkoholischen Extrakte mit Alu- miniumamalgam mehrere Stunden lang reduziert und dann auf ih~e f6rdernde Wirkung geprfift. Zur Kontrolle diente der ande re Tel1 der alkoholischen Auszfige. Um jede T/iu- schung auszuschheBen, die dureh eine etwaige Adsorpfion der Vitamine an dem w/~hrend der Reduktion entstandenen Aluminiumhydroxydschlamm entstehen k6nnte, wurde der niehtreduzierte Tel1 der alkoholischen Auszfige durch eine ebenso groBe Schieht von Aluminiumschlamm filtriert, wie er w~hrend derselben Zeit bel der Reduktion entsteht. Durch Adsorption ~~_rd zwar ein kleiner Tel1 der Vitamine ab- gefangen, diese schw~chende Wirkung bleibt aber hinter der ausgesprochenen inaktivierenden Wirkung der Reduktion auf die Vitamine weit zuriick*).

Zur besseren Ubersicht soll hier eine Tabelle als Beispiel de r typischen Ergebnisse dienen:

M a l z e x t r a k t

Unreduziert 120 Min. reduziert [-3 Std. reduziert Leber- emulsion

2 0 ,,

23 ,,

3 ~ ,, 4 ~ ,, 5 ~ ,,

Die Bezeichnun

o~ojo / O O I O

o z 3 o o 2 4 o o

4 ™ S o 2 5 5 0 3 5 bedeu~et kom

(Entf~irbung der Methylenblaul6sung)�87

e o o 3,o' o l o o o

o o 4]SlO-' o l o l o e 0 2 5,5lO ¤ �9 o ~

3 51SI o o o o 2 5 S / S I O 0 0 I 4

s s / s i o 4 s 5 5~51 o o 2 ~ 5 )lette�87 4 fast komplette, nu~ Spuren einei solehen.

4 Std. reduziert plus

~Srdernd auf die Entfal tung und AufschlieBung der Vitamine zu wirken. -- Die lichten gelblich-grauen S~uglingsstfihle, die auBer den Milchn~hrschs auftreten, weisen eine relative Urobilinarmut auf, denn ihr absoluter Urobilingehalt ist gr6Ber, als in don trockenen Milchn~hrschadenstfihlen. Es scheint, daB in diesen F~llen ebenfalls derartige bakterio- chemische Prozesse vorherrschen, die eine 7~berreduktion des Chymus bedingen, die aber nicht se intensiv sind als beim eigentlichen Milchn~ihrschaden.

Wird ein solcher ProzeB bel einer ge~dssen Veranlagung durch eine bestimmte Korrelation der Nahrungsbestandteile l~ngere Zeit begfinsfigt, se n immt die Reduktion an Intensi tgt zu, die Vitamine werden allm~hlich zerstSrt und kommen nicht als wirkungsvolle akzessorische N~hrstoffe, oder ni™ in ausreichender Menge zut Resorption; der K6rper verarmt schl�9 langsam an diesen (seinen noch au~gespeicherten) Substanzen, and es entsteht eine Avitaminose oder Vitamin- armut, die eigentlich endogen bedingt ist. -- Die Therapie muB also in einem Angrfff gegen den bakteriellen Proze~ und zugleich in einer Zufuhr von vitaminreichem Material bestehen, wie ste in der Malzsuppe angewendet wird.

L i t e r a t u r : x) Dtsch. Arch. f. klin. Med. I38, 309. I922. - - ~) Klin. Wochenschr. Jahrg. 2.

0 0 ™ il oo 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 O O O 2 5

5

Zellenkontrolle ohne Ext rak t

, , i Io , , Io ,31o,41o �84 5

ooo~ oo o o o

I O o O

O O O o O O o o I

I o l o mgBige, 2 schwaehe Reduktlon

Wirkung der Reduktion au] die Vitamine. Wir sehen, daB das w~hrend 3--4 Stunden rr

Extrakt an Zeit und Intensiti~t hinter der ursprfinglichen Wirkung stark zurfickbleibt. Auffallend war dabei der Um- stand, der w~hrend unserer Untersuchungen tramer wieder aufgetaucht ist, daB ni~mlich die 1/~stfindige Reduktion der Vitamine einen f6rdernden :EinfluB aui die Aktiviti~t der- selben beobachten lieB. Die Erkl~ru~g dieser Erscheinung konnte bis ]etzt nicht gefunden werden. ~ Es sel noch nebenbei bemerkt, daB die gelbe Farbe der alkoholischen Malzauszfige and ihr wfirziger Geruch w~hrend der Reduk- tion tramer mehr verschwindet.

Ad 3. Im Darm wird unter normalen Verh~ltnissen der ReduktionsprozeB, der den Gallenfarbstoff zu Urobilin fiber- fiihrt, zwischen gewissen Grenzen gehalten. Bel dieser In- tensits ist die Reduktion nicht nur nicht schi~dlich, sondern ste scheint ira Gegenteil -- wenn man aus den Ergebnissen der kurzzeifigen Reduktionsversuehe folgern darf ~ direkt

*} Versuche, die die Reduzierbarkeit der Vitamine auch ira Tierexperiment zu prfifen berufen sind, wurden eingeleitet.

DIE W I R K U N G DER KOHLENSAURE AUF DIE BRONCHIEN UND GEFASSE D E R ISOLIERTEN

KATZENLUNGE*). V o n

Dr. HANNS L6HI~, Kiel.

DaB man von der Schleimhaut der oberen Luitwege aus durch Kohlens/~ure in h6heren Konzentrat ionen neben Glottis- schluB, Hemmung der Inspiration und voriibergehendem Still- stand der Atmung in Exspirationsstellung auch reflekforisch Kontraktion der Bronchialmuskulatur erzeugen kann, ist eine allgemein bekannte Tatsache (Kratschmerreflex). Ebenso steht test, daB von den unteren Luftwegen, also von der Lunge

selbst aus, die Kohlens~ure im sogenannten Kuollschen Reflex einen deutlichen EinfluB aus- fiben kann. In der gesamten Literatur finden sich aber keine Mitteilungen fiber Exp› die eine rein periphere Wirkung auf die Bron- chialmuskulatur durch CO~ beweisen, auBer der Beobachtung von PAUL TRENDELENBURG iiber Tonuszunahme des isolierten Bronchialmuskel- soeeifens nach Zufuhr von CO~. Gleiehfalls ist dariiber nichts bekannt, wie eingeatmete Kohlen- s~ure auf die Gef~13e der S~ugetierlunge innerhalb des Organs einwirkt. Dieses ist nieht allzu ver wunderlich, da sogar fiber fundamenfale Fragen, wie die Innervat ion der Lungengef~Be, bis heure immer noch Unklarheit herrsehf.

Um den rein peripheren EinfluB eingeatmeter Kohlens~ure auf Bronchien und Gef~Be zu untersuchen, wurden mittels Brodie-Apparat kfinstlich durchblutete Katzenlungen ver- wandt . Insgesamt kamen I28 Versuche mit einem Verbrauch von ungef~hr i8o Tieren zut Ausffihrung, und zwar ira La- boratorium von Professor MAGNUS in Utrecht unter Mitarbeit von Dr. DE LIND VAN WYNGAARDEN. U m gleichzeitig Lungen- durchblutung und Atmung bel Verwendung verschiedenster Gasgemische registrieren zu k6nnen, was bei der Versuchs- anordnung von ]3RODIE nicht mSgiich ist, mul3te zun~chst ein besonderer Apparat konstruiert werden, fiber den an anderer Stelle ausffihrlich berichtet wird**).

Es handelt sich im Prinzip um eine luftdicht verschlieB- bare Blechtrommel, in die man mittels eines groBen VersehluB- korkens vier 31/~1 Gas fassende Gummiblasen einbringen

*) Vortrag, gehalten ara 5. IX . I923 auf der 8. Tagung der Deutschea physiologlschen Gese]lschaft in Tfibingen. **) Pfliigers Archiv I923. Die ausftihrliche Beschreibung dot gesamten Versuihs- ergebnisse erscheint als , ,Untersuchungen zut Physiologie und Pharmakologie der Lunge" in der Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. x923.

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~o. DEZEMBER x92~ K L I N I S C H E W O C H E N S C H

kann. Diese Atmungss/icke sind durch ein gemeinsames Ver- bindungsstfick miteinander verbunden, aber einzeln abklemm- bar. Das Verbindungsstfick steht mit der OErachealkanfile der isolierten Katzenlunge in Verbindung. Die Lunge selbst befindet sich in einem Plethysmographen und wird durch Saugatmung ventiliert. Rie u der Lungen- innenXlAehe fibertragen sigh durch die Trachea aux den elasti- schen Atmungssack, der gerade eingeschaltet ist. Dieses be- dingt wiederum Volumschwankungen in der luitdicht ver- schlossenen Trommel, was durch eine Verbindung mit einem ,Volumschreiber leicht zu registrieren ist. Gleichzeitig hiermit wird durch eine Verbindung mit dem Brodie-Apparat die Lungendurehblutung in der bekannten Weise graphiseh ve r - zeichnet.

Sind alle 4 Bl” mit dem gleichen Gas geXiillt, so kommt es bel raseher Umschaltung der Atmungss~cke nicht zu einer nennenswerten Ver/inderung der Atmungskurve, wohl aber, wenn man Gase versehiedener t™ oder Art wechselweise aux dus Organ wirken l~i~t. Die dann auftreten- rien Ausschl~ge der Atmungskurve lassen sich nur aux Ver- meh�9 oder Ve�9 des Bronchialmuskeltonus zurfiekffihren.

Bei Beginn der Durchblutung der in atmosphgrischer Luft a tmenden Lunge kommt es fast ausnahmslos zu einem starken Gefgl3- und Bronchospasmus. Es macht hierbei keinen Unter- schied, o b man definiertes , ,Frischblut" oder , ,Altblut" im Sinne FREUXDS verwendet, ja selbst bei Hirudinblut treten die gleichen Erscheinungen auX. Dieser Spasmus ist aber ffir das weitere Experim~ntieren mit dem Organ sehr behindernd, bisher konnte man sich dann nur durch Zusatz von Spasmo- lyse, wie Adrenalin oder Papaverin l~sw,, helXen. Aber auch dann gelingt es of t nicht, den Spasmus zu beseitigen, so daB der ganze Versuch als erXolglos aufgegeben werden mul3. Durch solche Zus/itze kann sich terrier die IZeaktionsf~higkeit von Bronchien und GeXgl3en gegenfiber anderen, gerade zu untersuchenden GiXten oder Gasen grundlegend ver- s woraus sich z. B. viele Widersprfiche in pharma- kologischen und physiologischen Arbeiten an der isolierten Lunge erkl~ren lassen.

L~13t man aber die spastische Lunge in Kohlens~ure- gemischen von niederen IZonzentrationen atmen, so 16st sich der Durchblutungsspasmus in hervorragender Weise. Als niedrigste dilatatorisch .wirksame Konzentrat ion erwies sich ein CO,-Gehalt von 1, 4 %, als h6chste Grenze ungef~hr ein Ge- halt von 30% CO l. Durch staXielf6rmigen Anstieg der CO~- Konzentration kann man die Bronchien immer mehr dilatieren, bis sie ihr Maximum an Erweiterung erreicht haben. Um- gekehrt verengert sich die Bronchialmuskulatur wieder, wenn man mit dem CO,-Gehalt heruntergeht. Bel Umschaltung aux atmosph~Lrische Luft kehrt der Bronchospasmus prompt wieder in gleicher Weise zurfick. Es macht hierbei keinen Unter- schied, ob man die Kohlens~ure gegen atmosph~rische Luit oder reinen Sauemto]t oder ~ticksto]] ve~tauscht. Sauerstoff und Stickstoff selbst beeinflussen den Bronchialmuskeltonus fiberhaupt nicht. Die Beseitigung des Spasmus ist nur an die Gegenwart von Kohlens~ure in niederen Konzentrationen, die ungefAhr der alveols CO~-Spannung entsprechen, ge- bunden. Dieses Wechselspiel von KrampflSsung durch CO~ und Wieder-spastiseh-werden-Lassen durch Atmung in atmo- sph~rischer Luft, Sauerstoff oder StickstofX kann man eine Zeitlang wiederholen, bis die Bronchien bei l~Lngerer Ein- wirkung von CO~ erwc~tert bleiben und sich aux Zuiuhr vou Luit nicht mehr kontrahieren. Wohl aber verengen sie sich in diesem Zustande aux Zusatz von bronchokonstriktorischen Giften.

Armer die Lunge schon vor Beginn der Durchblutung einige Minuten in 4-- 8 % CO~, so t r i t t der sonst fast regelm~13ig beob- achtete Durchblutungsspasmus /iberhaupt nicht auX. Wir haben somit eine ganz wesentliehe Verbesserung zur Durch- blutung isolierter Lungen gefunden. Unter solchen Versuchs- bedingungen gestalten sich infol~edessen auch Untersuchungen fiber periphere Wirkung von Giften aux die Bronchien und Lungengei~13e einwandfrei, da viele Mgngel, die der Methodik bisher ~ anhafteten (Anftreten des Spasmus, Zusatz von

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Spasmolyse usw.), jetzt wegfallen. Mit der gleichen Apparatur lassen s i c h auch andere Gasarten hinsichtlich ihres rein peripheren Einflusses aux die Lunge in leichter Weise pr/ifen, woraui ebenXalls an anderer Stelle einge- gangen wird.

Setzt man der isolierten Lunge als Atemluft aber Kohlen- s~uregemische von 3o--IOO ~ zu, so kommt es ira Gegensatz zu den niederen I(onzentrationen stets zu einem erheblichen ]3ronchospasmus mit gleichzeitigem Volumen pulmonum auctum. Die Atemziige werden augenblicklich ldeiner, die Lunge steh™ in Inspirationsstellung fast starr und macht nur geringe Exkursionen, da sie nicht mehr richtig kollabieren kann. Bei Wechsel gegen Luft, Stickstoff oder Sauerstoff gehen Bronchospasmus und vermehrtes Lungenvolumen sofort wieder zurfiek. Man kann diesen Krampfzustand und seine L6sung mehrmals wiederholen, solange die isoherte Lunge

n o c h nicht 6demat6s ist. Durch hohe Dosen von Atropin, Papaverin, Coffein, Urethan usw. l~13t sich aber bemerkens- werterweise die Ausl6sung des Bronchospasmus durch CO i in hohen Konzentrat ionen nicht unterdriicken oder beseitigen. Wahrscheinlic h handelt es sich hierbei um eine direkte Muskel- wirkung der Kohlens~Lure.

Wie verhalten sich die Ge]difle der Lunge bel der Eina tmnng von Kohlens~ure in verschiedenen Konzentrat ionen ? In den weitaus meisten le~llen reagieren sie bei ZuXuhr von CO i in aUen Konzentrat ionen (von 1,4--1oo%) mit einer Vasokon- striktion. Durch Adrenalinzusatz selbst in physiologischer Verdfinnung bel einem Gehalt des Durchstr6mungsblutes von i : I ~vfilliarde ~ird aber diese Gef~13verengerung in eine Gef~Berweiterung umgewandelt. Die Gefgl3e reagieren hierbei mit einer ganz charakteristischen Kurve: zun~chst geringe Erweiterung, die von einer kurzen Verengerung unterbrochen wird, sodann aber wieder eine lang dauernde Di la ta t ion . Zu- weilen kommt es ohne Adrenalinzus~tz primait zu einer Vasodilation durch C02, wobei deren Konzentration keine Rolle spielt. Dieses scheint demnach von einem h6heren Adrenalingehalt des Durchstr6mungsbluts abzuh~ngen.

Man sieht also, dal3 niedere COt-Konzentrationen , die ira Bereiche der normalcn alveolaren CO2-Spannung liegen, aux die Weite der Bronehien und Lungengef~13e gfinstig einwi™ aux letztere aber nur dann, wenn ira Blute Adrenalin in physio]ogischen Konzentrat ionen vorhanden ist. Wahrschein- lich kann demnaeh eine unter pathologischen Verhgltnissen erh6hte alveolare COI-Spannung einem Bronchospasmus ent- gegenwirken.

UBER DIE SCHWANKUNGEN IM CAPILLARDRUCK. (Vorl~ufige Mitteilung.)

Von

Dr. I: GOBEL, Volont~rassistentin der Medizinischen Klinik der Universit~it Greifswa]d

(Direktor: Professor Dr. H. STRAUB).

Bel Messungen des Capillardruckes in den Capillaren am Nagelfalze mit dem Apparate von I�99 fiel auX, daB die Werte bei mehreren hintereinander ausgeffihrten Messungen bel best immten Krankheiten erhebliche Schwankungen auf- wiesen. In einer fixierten Capillare am Fingerriicken, nahe ara Nagelfalz, wurde der Druck fortlaufend gemessen, so dal3 w~hrend 5--1o Minuten in Abst~nden von 1]2--i Minute der Druck immer wieder abgclesen wurde. Dabei fanden sich bel Personen mit in taktem GeiX~system (7 F~lle) nu�9 geringe Schwankungen, dnrchschnittlich um 2 0 - - 4 0 mm H20, nie Sehwankungen fiber 7 ~ mm H,O in derselben Ca- pillare. Bel Yasomotorikern sind die Druckschwankungen in den einzelnen Capillaren wesentlich gr613er, Aufregungen (fiber die den Patienten noch unbekannte Untersuchungs- methode) steigern sie noch. Es wurden wiederholt Schwan- kungen um lOO--15o mm H~O beobachtet. In einem lealle nm 2oo mm.

]3ei Nephritikern mit mehr oder minder ausgesprochener Wasserretention (IO F~lle von Glomerulonephritis) rand sich