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Draft November 2008 RASTERTUNNELMIKROSKOPIE Tam´ as G´ al 1 , Daniel Paulus 1 - Gruppe 38 des FP-08 Draft November 2008 Zusammenfassung Bei diesem Versuch geht es um die Untersuchung von Materialien mit Hilfe des Rastertunnelmikro- skops. Subject headings: rastertunnelmikroskop, tunneleffekt 1. EINLEITUNG 1.1. Funktionsweise des Rastertunnelmikroskops Das Rastertunnelmikroskop (RTM) eignet sich zur 3- dimensionalen Mikroskopie von elektrisch leitf¨ ahigen Me- tallen bzw. Halbmetallen. Eine sehr feine Spitze, im Ide- alfall nur ein Atom, wird extrem dicht an die Probeno- berfl¨ ache herangef¨ uhrt, wobei der Abstand nur wenige Nanometer betr¨ agt. Aufgrund des quantenmechanischen Tunneleffekts k¨ onnen Elektronen den Abstand zwischen Probe und Metallspitze “¨ uberspringen”. Wird zwischen den K¨ orpern eine Spannung U T angelegt, erh¨ alt diese Bewegung eine Vorzugsrichtung, wodurch ein Tunnelstrom I T zu fließen beginnt. Der Strom h¨ angt so- wohl von der Elektronendichte der untersuchten Stell ab als auch vom Abstand zwischen Metallspitze und Probe. Entscheidend hierf¨ ur ist die exponentielle Abh¨ angigkeit des Tunnelstroms vom Abstand zwischen den Elektro- nen. Die atomare Aufl¨ osung einer Probe wird somit m¨ oglich, da effektiv nur das vorderste Atom der Spitze zum Tun- nelstrom beitr¨ agt. (Fig. 1) Um ein Bild der Probe zu erhalten, wird die Spitze rasterf¨ ormig dr¨ ubergef¨ uhrt. 1.2. Tunneleffekt Der angesprochene Tunneleffekt ist ein quantenmecha- nischer Effekt, der Teilchen die ¨ Uberwindung endlicher Potenzialbarrieren erlaubt, welche nach der klassischen Physik als un¨ uberwindbar gelten, da die Energie der Teil- chen kleiner als die Barrierenh¨ ohe ist. Den einfachsten Fall einer rechteckigen Barriere zeigt Fig. 2. Die Tunnel- Fig. 1.— Rastertunnelmikroskopie 1 Student (Dipl. Phys.) - Department of Physics - University Erlangen-Nuremberg, Schlossplatz 1, 91054, Germany Electronic address: [email protected] Fig. 2.— Tunneleffekt beim Rastertunnelmikroskop: recktecki- ge Potenzialbarriere. Die Energie E ist hier kleiner als die Barrie- renh¨ ohe φ. Im unteren Bereich ist der Verlauf der Aufenthaltswahr- scheinlichkeit |ψ(z)| 2 eingezeichnet. Fig. 3.— Tunneleffekt beim Rastertunnelmikroskop: realer Kon- takt im Rastertunnelmikroskop. Die Indizes S und P bezeichnen die Gr¨ oßen der Spitze bzw. Probe. Das Potenzial ist aufgrund von Bildladungen abgerundet. wahrscheinlichkeit T (f¨ ur E << U 0 ) ist gegeben durch T (E) exp - 2 ~ p 2m[ψ - E]s Dabei ist φ die Barrierenh¨ ohe, E die Energie des Teil- chens und s der Tunnelabstand. Die Wahrscheinlich- keit, dass ein Teilchen durch diese Barriere hindurch- gelangt, h¨ angt exponentiell von der Dicke der Barriere und der Wurzel der Barrierenh¨ ohe ab. F¨ ur beliebig ge- formte Potenzialbarrieren Φ(z) (siehe Fig. 3) liefert die Wentzel-Kramers-Brillouin-N¨ aherung (WKB) im quasi klassischen Grenzfall (Potenzial variiert langsam im Ver- gleich zur Wellenl¨ ange des Teilchens): T (E) exp - 2 ~ Z z2 z1 p 2m[ψ - E]dz

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Draft November 2008

RASTERTUNNELMIKROSKOPIE

Tamas Gal 1, Daniel Paulus 1 - Gruppe 38 des FP-08

Draft November 2008

ZusammenfassungBei diesem Versuch geht es um die Untersuchung von Materialien mit Hilfe des Rastertunnelmikro-

skops.Subject headings: rastertunnelmikroskop, tunneleffekt

1. EINLEITUNG

1.1. Funktionsweise des RastertunnelmikroskopsDas Rastertunnelmikroskop (RTM) eignet sich zur 3-

dimensionalen Mikroskopie von elektrisch leitfahigen Me-tallen bzw. Halbmetallen. Eine sehr feine Spitze, im Ide-alfall nur ein Atom, wird extrem dicht an die Probeno-berflache herangefuhrt, wobei der Abstand nur wenigeNanometer betragt. Aufgrund des quantenmechanischenTunneleffekts konnen Elektronen den Abstand zwischenProbe und Metallspitze “uberspringen”.Wird zwischen den Korpern eine Spannung UT angelegt,erhalt diese Bewegung eine Vorzugsrichtung, wodurch einTunnelstrom IT zu fließen beginnt. Der Strom hangt so-wohl von der Elektronendichte der untersuchten Stell abals auch vom Abstand zwischen Metallspitze und Probe.Entscheidend hierfur ist die exponentielle Abhangigkeitdes Tunnelstroms vom Abstand zwischen den Elektro-nen.Die atomare Auflosung einer Probe wird somit moglich,da effektiv nur das vorderste Atom der Spitze zum Tun-nelstrom beitragt. (Fig. 1) Um ein Bild der Probe zuerhalten, wird die Spitze rasterformig drubergefuhrt.

1.2. TunneleffektDer angesprochene Tunneleffekt ist ein quantenmecha-

nischer Effekt, der Teilchen die Uberwindung endlicherPotenzialbarrieren erlaubt, welche nach der klassischenPhysik als unuberwindbar gelten, da die Energie der Teil-chen kleiner als die Barrierenhohe ist. Den einfachstenFall einer rechteckigen Barriere zeigt Fig. 2. Die Tunnel-

Fig. 1.— Rastertunnelmikroskopie

1 Student (Dipl. Phys.) - Department of Physics - UniversityErlangen-Nuremberg, Schlossplatz 1, 91054, GermanyElectronic address: [email protected]

Fig. 2.— Tunneleffekt beim Rastertunnelmikroskop: recktecki-ge Potenzialbarriere. Die Energie E ist hier kleiner als die Barrie-renhohe φ. Im unteren Bereich ist der Verlauf der Aufenthaltswahr-scheinlichkeit |ψ(z)|2 eingezeichnet.

Fig. 3.— Tunneleffekt beim Rastertunnelmikroskop: realer Kon-takt im Rastertunnelmikroskop. Die Indizes S und P bezeichnendie Großen der Spitze bzw. Probe. Das Potenzial ist aufgrund vonBildladungen abgerundet.

wahrscheinlichkeit T (fur E << U0) ist gegeben durch

T (E) ≈ exp−2

~√

2m[ψ − E]s

Dabei ist φ die Barrierenhohe, E die Energie des Teil-chens und s der Tunnelabstand. Die Wahrscheinlich-keit, dass ein Teilchen durch diese Barriere hindurch-gelangt, hangt exponentiell von der Dicke der Barriereund der Wurzel der Barrierenhohe ab. Fur beliebig ge-formte Potenzialbarrieren Φ(z) (siehe Fig. 3) liefert dieWentzel-Kramers-Brillouin-Naherung (WKB) im quasiklassischen Grenzfall (Potenzial variiert langsam im Ver-gleich zur Wellenlange des Teilchens):

T (E) ≈ exp[−2

~

∫ z2

z1

√2m[ψ − E]dz

]

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Fig. 4.— Der elektrische Regelkreis eines Rastertunnelmikroskops

Fig. 5.— Falsche Einstellung des Reglers. Links: Regler zu lang-sam Scan zu schnell, Rechts: Regler zu schnell, Schwingneigung

1.3. RegelkreisEin elektrischer Regelkreis sorgt dafur, dass der Ab-

stand der Tunnelspitze zur Probenoberflache und damitder Tunnelstrom konstant gehalten wird. Der Regelkreismisst den momentanen Tunnelstrom (Ist-Wert) und ver-gleicht ihn mit dem vorgegeben Wert (Soll-Wert). Fallsdiese voneinander abweichen, versucht der Regelkreis dieDifferenz zu eliminieren, indem er den Abstand der Spit-ze uber der Probe verandert.Die Regelgeschwindigkeit lasst sich uber zwei Regelpa-rameter beeinflussen, den ingegralen Anteil (I) und denproportionalen Anteil (P). Der P-Teil legt fest, wie starkproportional der Regler auf Abweichungen reagiert, wo-bei ein hoher P-Wert eine starke Reaktion des Regels be-deutet. Mit dem I-Teil wird hauptsachlich die Geschwin-digkeit, mit der der Regel auf Abweichungen reagiert,bestimmt. Große I-Werte bedeuten eine hohe Geschwin-digkeit. (siehe Fig. 4) Eine falsche Einstellung des Reglersfuhrt zur Verzerrung des Bildes, wie man es in Fig. 5 er-kennen kann. Das Linke Bild zeigt einen Regelvorgang,bei dem der Regler zu langsam arbeitet und der Scanzu schnell erfolgt. Beim rechten Bild ist der Regler zuschnell und neigt aufgrund der Wechselwirkungen mitNachbaratomen zu schwingen. Die blaue Linie zeigt dieOberflache, die rote die ideale Regellinie und die schwar-ze Linie ist das tatsachliche Regelverhalten.

1.4. Piezoelektrische SteuerelementeDie Anderungsvorgaben des Reglers werden aufgrund

der mikroskopischen Abmessungen uber Piezoelemente,welche die Tunnelspitze in x-, y- und z-Richtung bewe-gen, auf den Tunnelabstand ubertragen. (siehe Fig. 6)Piezoelemente sind winzige piezoelektrische Keramiken,die bei angeregter Spannung ihre geometrische Ausdeh-nung verandern konnen (Piezoelektrischer Effekt). Mitsolchen Bauteilen lassen sich mechanische Bewegungenvom sub-Angstrom-Bereich bis hin zu etlichen 10µmrealisieren. Mit ihnen wird einerseits die Tunnelspitzein konstanem Abstand uber der Probenoberflache ge-halten, andererseits wird die Spitze gleichzeitig in xy-Richtung uber der Probe gerastert, daher der Name Ras-tertunnelmikroskopie.

Fig. 6.— Anordnung der Piezoelemente. Mit diesen Bautei-len lasst sich die Spitze des Rastertunnelmikroskops mit << AAuflosung steuern

1.5. Topographiemessung mit demRastertunnelmikroskop

Ein Rastertunnelmikroskop ermoglicht es die Ober-flache eines elektrisch leitfahigen Probe mit einerAuflosung bis in den Subnanometerbereich raumlich ab-zubilden. Die Probe selbst ist wie oben bereits beschrie-ben, einer der beiden Tunnelkontakte. Der elektrischeGegenpol (Sonde) stellt die Metallspitze des RTM dar.Die zwischen den beiden Kontakten anliegende Tunnel-spannung Ubias, welche bei genugend kleinem Abstanddie Ausbildung eines Tunnelstromes ermoglicht liegt imBereich von wenigen mV bis zu einigen Volt. Die Tunnel-strome betragen einige nA bis wenige µA. Der elektrischeWiderstand eines solchen Tunnelkontaktes liegt demnachim Bereich von kΩ bis MΩ.Es gibt generell zwei verschiedene Arten von Messme-thoden, den Constant-Current-Mode und den Constant-Height-Mode.

1.5.1. Constant-Current-ModeBei diesem Modus (siehe Fig. 7) wird die Sondenspit-

ze uber die Probe bewegt, wobei der Regler auf topo-graphische Unebenheiten reagiert und folgt der Ober-flachenkontur der Probe, wegen der Vorgabe konstantenTunnelstroms. Somit erhalt man zu jedem (x,y)-Punktdes Rasters eine Hoheninformation in z-Richtung. DieseKoordinaten ergeben eine Abbildung der Flache konstan-ten Tunnelstromes, welche die topographische Abbildungder Oberflache naherungsweise wiedergibt.Die Regelparameter hierbei sind die bereits erwahnten I-Gain (Integralteil) und P-Gain (Proportional-Teil). Diesemussen den topographischen Gegebenheiten derart an-gepasst werden, dass der Regler schnell genug ist al-len Oberflachenunebenheiten zu folgen, und dass auchgenugend “Dampfung” vorhanden ist um Schwingungenbzw. Uberschwingungen (siehe Fig. 5) zu unterdrucken.Der Constant-Current-Mode ist besonders dann notwen-dig, wenn topographische Strukturen auf der Oberflacheschon wenige nm ubersteigen.

1.5.2. Constant-Height-ModeBei diesem auch Konstanthohenmethode genannten

Modus (siehe Fig. 8) werden die Regelparameter derart

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Fig. 7.— Darstellung des Constant-Current-Mode

Fig. 8.— Darstellung des Constant-Height-Mode

angepasst, dass der Regler nur sehr trage auf Anderungenim Tunnelstrom reagiert. Um Hoheninformationen zuerhalten, werden in diesem Fall die sich augenblicklichandernde Tunnelstrome verwendet. Da das Regelverhal-ten in z-Richtung bei dieser Methode außerst langsam ist,eignet sich dieser Modus nur fur die Vermessung sehr ge-ringer topographischer Unebenheiten, wie beispielsweisebei Graphit.Die Vorteile liegen in der deutlich hoheren Scangeschwin-digkeit, da von einem Messpunkt auf den anderen kaum

Fig. 9.— Frequenzanderung bei Schichtdickenanderung verschie-dener Materialien

auf ein Regelgleichgewicht bezuglich der z-Richtung ab-gewartet werden muss. Der Tunnelstrom hingegen dientohne jegliche Zeitverzogerung als Mass fur den Abstandbzw. Hohe.

1.6. Schichtdickenmessung mit Hilfe einesSchwingquarzes

Bei der Schichtdickenmessung mit einem Schwing-quarzmessystem nutzt man die Eigenschwingung einesQuarzkristallplattchens aus. Dieses Plattchen wird auseinem Quarzeinkristall in einer bestimmten Orientie-rung herausgeschnitten (sogenannter AT-Schnitt), wo-durch eine große Anderung der Eigenfrequenz ∆f derDickenschwingung aufgrund einer Anderung der Dicke∆ds des Quarzplattchens eintritt. Ein weiterer Vorteildes AT-Schnitts ist der niedrige Temperaturkoeffizient,welcher eine geringere Temperaturempfindlichkeit verur-sacht. Dies ist von großer Bedeutung, da die Tempera-tur am Messquarz trotz Kuhlung schwanken kann. DieFrequenzveranderung lasst sich mit folgender Formel be-rechnen

∆ff0

= −∆dSdQ

= − ∆mρSAS

1dQ

Hierbei steht ∆ds fur die eben erwahnte Schichtdi-ckenanderung, ds fur die Dicke des Quarzplattchens, ρSfur die Dicke des Beschichtungsmaterials, AS fur dieFlache des bedampften Quarzplattchens und ∆m furdie Masse des Schichtmaterials auf der Flache des be-dampften Quarzplattchens. Die Schichtdicke berechnetsich dann mit

∆dS =∆mρSAS

Fig. 9 zeigt die Frequenzveranderung bei Schichtdicken-zunahme verschiedener Materialien. Diese Messmethodebietet gegenuber anderen Methoden einige Vorteile:

• eine kontinuierliche Messung wahrend der Schich-tenherstellung

• deckt einen vergleichsweise relativ großen Messbe-reich ab; Dickenbereich von 0.3nm bis 3µm

• Dickenmessungen von Dielektrika-, Halbleiter- undMetallschichten in beliebiger Aufeinanderfolge

• robuster mechanischer Aufbau.

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Fig. 10.— Banderschema - Nichtleiter, Halbleiter und Leiter

Fig. 11.— Banderschema - EF bezeichnet die Fermienergie, auf

der x-Achse ist der ~k-Vektor aufgetragen.

1.7. Elektronische BandstrukturDie Darstellung mittels des Bandermodells ist ein wich-

tiges Modell in der Festkorperphysik. Hierbei wird dasMaterial mittels eines Banderschemas in Form von Ener-giebandern dargestellt. Es wird im allgemeinen zwischenValenz- und Leitungsband unterschieden, wobei der Ab-stand dieser beiden Bander Auskunft uber die Art undLeitfahigkeit des Materials gibt.Man unterscheidet generell zwischen Isolator, Halbleiterund Leiter. Bei einem Isolator ist der Abstand zwischenLeitungsband und Valenzband sehr gross, weshalb keineLeitfahigkei entstehen kann. Bei einem Leiter hingegenexistiert keine Bandlucke, wodurch die Ladungstrageraus dem Valenzband leicht in das Leitungsband gelan-gen konnen. Halbleiter stellen die Zwischenstufe dar, dieBandlucke ist zwar vorhanden, allerdings gelingt es eini-gen Ladungstragern die Lucke unter bestimmten Bedin-gungen zu uberwinden. Siehe hierzu Fig. 10.

Betrachtet man nun zwei sich aufeinander zu bewegen-de Atome, so erkennt man mit abnehmendem Abstandeine Aufspaltung der Energieniveaus. Diese neu geform-ten Energiebander entstehen durch eine Uberlappung derAufenthaltswahrscheinlichkeiten der Elektronen. (sieheFig. 11)

1.8. Kristall- und Bandstruktur von GraphitFig. 12 zeigt die Struktur von Graphit. Man erkennt

neben die aufeinander liegenden Schichten, die aus hexa-

Fig. 12.— Struktur von Graphit

Fig. 13.— Struktur von Gold

gonal verbundenen Kohlenstoffatomen bestehen.Die Bindung zwischen den einzelnen Schichten ist sehrgering, weshalb wir bei unserem Versuch die Graphit-Probe mit einem Klebenstreifen praparieren konnen.Hierzu nehmen wir einen Streifen Tesa-Film und klebenihn auf die Graphit-Probe. Beim abziehen des Klebestrei-fens werden einige hundert Schichten Graphit abgezogenund man erhalt eine frisch praparierte Probe ohne großeUnebenheiten.

1.9. Kristall- und Bandstruktur von GoldDie Kristallstruktur von Gold (AU(111)) ist die ku-

bisch dichteste Kugelpackung2. Die dichteste Kugelpa-ckung ensteht durch die Stapelung von hexagonalen Ku-gelschichten, das bedeutet, dass jede Kugel (also Atom-kern) von sechs anderen Kugeln umgeben ist. DieseSchichten werden so versetzt gestapelt, dass die Kugelneiner Schicht uber den Lucken der vorangehenden Schichtliegen (siehe Fig. fig:gold2).Bei der kubisch dichtesten Kugelpackung ist dieSchichtfolge ABCABCAB. . . Die Raumerfullung, d.h.das Verhaltnis des Volumens der Atome, die sich in einerElementarzelle befinden, zum Gesamtvolumen der Ele-

2 fcc., ”face-centered cubic”

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Fig. 14.— Spacefill-Modell der kubisch dichtesten Kugelpackung

Fig. 15.— Draht-Modell der kubisch dichtesten Kugelpackung

mentarzelle betragt hierbei 74%.

1.10. WachstumLaufen Wachstumsprozesse nicht im thermodynami-

schen Gleichgewicht ab, so wird ads Wachstumsverhaltenentscheidend von der Kinetik bestimmt. Fur das Wachs-tum dunner Filme gehoren grundlegende atomare Pro-zesse, wie:

• Kondensation der Absorbatome aus der Gasphase

• Oberflachendiffusion

• Keimbildung von zwei- oder dreidimensionalenClustern

• Anlagerung der Adatome an Adsorptionsplatze

• Desorption.

Siehe hierzu Fig. 16

1.10.1. DepositionDie Aufdampfrate R der aus der Gasphase adsorbier-

ten Teilchen lasst sich aus der kinetischen Gastheorie ab-leiten:

R =p√

2πmkBT

wobei p der Gasdrcuk, m die Atommasse, kB dieBoltzmann-Konstante und T die Gastemperatur be-zeichnen. In der Anfangsphase der Deposition bilden

Fig. 16.— Schematische Darstellung von Kondensation der Ab-sorbatome aus der Gasphase, Oberflachendiffusion, Keimbildungvon zwei- oder dreidimensionalen Clustern, Anlagerung der Ada-tome und Adsorptionsplatze und Dispersion.

sich einzelne Adatome, deren Oberflachendichte linearmit der Zeit t steigt: n = Rt.

1.10.2. DesorptionNach dem Auftreffen kann ein Atom nach einer Ver-

weildauer τ wieder desorbieren. Die Verweildauer τ kanndurch eine Arrhenius-Gleichung beschrieben werden:

τ = τ0 · eEDes/kBT

Dabei ist τ0 ein praexponentieller Faktor in derGroßenordnung von 10−14s und EDes die Aktivierungs-energie der Desorption. Die Desorptionsrate steigt mitzunehmender Temperatur und kann einen Wert errei-chen, der gleich der Adsorptionsrate ist.Unter Molecular Beam Epitaxy Wachstumsbedingungenist sie bei der Raumtemperatur jedoch klein gegenuberder Aufdampfrate und kann meistens vernachlassigt wer-den.

1.10.3. OberflachendiffusionNach dem Auftreffen der Teilchen wird ihre transiente

Energie, zu der die Absorptionsenergie und die kineti-sche Energie beitragen, an das Substrat abgefuhrt. Diesgeschieht im Allgemeinen innerhalb weniger Spunge ander Oberflache.Nach vollstandiger Abgabe der transienten Energie sinddie Teilchen jedoch nicht streng lokalisiert, sondern be-wegen sich zwischen benachbarten Adsorptionsplatzen,wobei sie die Potentialbarrieren des periodischen Ober-flachenpotentials uberwinden. Dabei wird die Energiedurch die thermischen Vibrationen des Substrates ge-liefert. Man spricht dann von intrinsischer Diffusion.Dieentsprechende Diffusionskonstante D kann ebenfalls mit-tels einer Arrhenius-Gleichung beschrieben werden:

D = D0 · e−EDiff/kBT

wobei EDiff die Aktivierungsenergie der Diffusion undD0 ein praexponentieller Faktor ist.

1.10.4. KeimbildungWahrend der Oberflachendiffusion kann es zu einem

Zusammentreffen einzelner Adatome kommen, was zurBildung von Clustern fuhren kann. Dadurch wird diefreie Oberflachenenthalpie verandert. Bei einer bestimm-ten Clustergroße erreicht die Veranderung der Enthalpieeinen Hochstwert. Ein Cluster dieser Große wird kriti-scher Keim genannt.Bei Clustern, die kleiner sind als der kritische Keim,ist die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Anlagerung vonAdatomen kleiner als fur die Ablosung von Atomen. Dies

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fuhrt im statistischen Mittel zu einem Zerfall dieser Clus-ter. Sind die Cluster großer als der kritische Keim, so sindsie stabil, und es kommt zu einer Zunahme der Cluster-große durch standige Anlagerung neuer Atome. In denmeisten Fallen hangt die Große des kritischen Keimshauptsachlich von der Oberflachentemperatur und vonder Aufdampfrate ab.

1.10.5. Anlagerung an Stufenkanten

Auf einer flachen Terrasse konnen sich die Adatomeso lange von einem Adsorptionsplatz zum anderen bewe-gen bis sie z.B. auf eine aufsteigende Stufenkante stoßen.Aufgrund der hoheren Koordination sind die Adatomean einer aufsteigenden Stufenkante starker gebunden alsauf einem Terrassen-Adsorptionsplatz.Bei ausreichend hohen Temperaturen konnen die Ada-tome auch entlang der Stufenkante diffundieren odersich von der Stufenkante losen und auf die Terrassezuruckkehren.

1.10.6. Interdiffusion

Trifft ein Adatom auf eine abfallende Stufenkante,so versucht es, auf die tiefer liegende Terrasse zu ge-langen, um einen energetisch gunstigeren Adsorptions-platz einzunehmen. Dazu muss jedoch meistens einezusatzliche Energiebarriere ∆ES uberwunden werden,die auch als Ehrlich-Schwoebel-Barriere bekannt ist. Ih-re Ursache wird in der Verringerung der Koordinations-zahl gegenuber der Stufenunterkante gesehen. Es bestehtauch die Moglichkeit, dass die Diffusion in umgekehrterRichtung stattfindet, d.h. aus den tieferen in die hoherliegenden Lagen. In beiden Fallen handelt es sich um In-terdiffusionsprozesse.Ein Spezialfall der Interdiffusion ist die Segregation vonSubstratatomen an die Filmoberflache. Die Filmmorpho-logie entsteht demnach als Folge der Konkurrenz zwi-schen diesen Prozessen und wird von den experimentel-len Bedingungen, wie z.B. der Oberflachentemperatur,der Aufdampfrate und den Substrateigenschaften (Kor-rugation und Symmetrie des Oberflachenpotentials, Git-terkonstante, Oberflachenenergie, etc.) stark beeinflusst.Ahnlich wie bei den thermodynamischen Uberlegungen,kann auch bei der Betrachtung der kinetisch bestimmtenWachstumsprozesse zwischen drei Wachstumsmodi un-terschieden werden, 3D-Wachstum, 2D-Wachstum und2D/3D-Wachstum.Beim idealem 2D-Wachstum (Lagenwachstum) ist derMassentransport in der obersten Schicht so groß, dassstets diese Lage gefullt wird, bevor Nukleation in derfolgenden Lage eintritt. Fur gestufte Oberflachen kannein lagenweises Wachstum auch durch Stufenwanderungerreicht werden. Dabei ist die Beweglichkeit der Ato-me auf den einzelnen Niveaus so groß, dass sie vor ei-ner moglichen Nukleation stets eine Stufenkante errei-chen. Im Experiment wird in der Regel ein nicht ideales2D-Wachstum beobachtet: Bevor eine Schicht vollstandigaufgefullt ist, kommt es zur Keimbildung in der nachstenLage.Beim idealen 3D-Wachstum gibt es keinen Massen-transport zwischen den Schichten. Es wurde gezeigt, dassdiese Form des Wachstums zu einer Verteilung der un-bedeckten Flachen der unterschiedlichen Kristallebenengemaß einer Poisson-Verteilung fuhrt.

Bedingt durch einen veranderten Einfluss des Substra-tes auf die Oberflache (z.B. Veranderung der Ober-flachenstruktur oder Oberflachenspannung) kann es beieiner gewissen Schichtdicke zu einem Ubergang vom 2D-zum 3D-Wachstumsmodus kommen. Unter bestimm-ten Bedingungen, wenn die Adatome mobil sind, die Stu-fenkantenbarriere jedoch nicht uberwinden konnen, bil-den sich auf der Oberflache breite, pyramidenformige,geordnete Strukturen. Man spricht von einem instabilenWachstumsmodus.

2. AUSWERTUNG

Bei unserem Experiment haben wir zwei verschiedeneProben, namlich Gold und Graphit mit dem Rastertun-nelmikroskop untersucht. Am zweiten Versuchstag stell-ten wir fest, dass bei der Bedampfung der Goldprobe einFehler unterlaufen ist, weshalb wir die Prozedur unterbeschleunigten Bedingungen wiederholt haben, wodurchnaturlich die Probe nicht ganz so optimal Vorbereitetwurde wie ublich. Ausserdem haben wir nur eine Raum-temperaturprobe erstellen konnen, da der Gluhwendelkaputt war und wir keinen Ersatz auf die schnelle auf-treiben konnten. Um die Ubersicht zu gewahren, halt sichdie Auswertung nicht an den zeitlichen Ablauf des Ex-periments.

2.1. Praparation der ProbenDas gesamte Experiment hangt naturlich von den zu

untersuchenden Proben ab, deshalb ist es außerst wichtigdiese sorgfaltig zu praparieren und zu Behandeln.

2.1.1. GraphitBei der Praparation der Graphitprobe geht es darum,

eine saubere, moglichst planare Oberflache zu erhalten,in dem man einen Klebestreifen – in unserem Fall Tesa-filmstreifen – vorsichtig auf die Probe druckt und mit ei-ner moderaten Geschwindigkeit abzieht. Graphit bestehtaus dunnen Schichten und aus diesem Grund erlaubtuns diese Methode die Oberflachenschichten mittels ei-nes Tesafilmstreifens abzutragen. Der Vorgang wird sooft wiederholt, bis man mit bloßem Auge keine Struktu-ren mehr auf der Oberflache erkennt. In unserem Fall ha-ben wir uns mit wenigen kleinen “Kratern” abgefunden.Hier muss man bei der spateren Untersuchung daraufachten, dass man die Spitze des Rastertunnelmikroskopsnicht an diesen unregelmaßigen Sturkturen “zerstort”.

2.1.2. GoldGold unterscheidet sich grundsatzlich von Graphit,

weshalb wir hier auf eine deutlich kompliziertere Tech-nik zuruckgreifen mussen, um eine passable Probe zu er-halten. Hierzu verwenden wir eine Vakuumkammer, inder wir das Gold auf den Glastrager aufdampfen. DerGlastrager wird in der Vakuumkammer zusammen miteinem Schwingquarz bedampft, welcher – wie bereits inder Vorbereitung diskutiert – dazu dient die Schichtdi-cke des Goldes zu bestimmen. Demnach berechnet sichdie Frequenzdifferenz ∆f aus:

∆f = −f0ρgρqd0

∆d

wobei ρg die Dichte des Goldes, ρq die Dichte des Quar-zes und d0 die Dicke des unbedampften Quarzplattchens

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Fig. 17.— Ein Scan von der Goldprobe mit einer schlechten Spit-ze. Man erkennt deutlich die “Doppelbilder” der einzelnen Struk-turen.

bezeichnen. Die Verdampfung des Goldes geschieht uberErhitzen eines kleinen Behalters in dem sich eine kleineMenge an Gold befindet. Die Temperatur lesen wirmit Hilfe eines Thermoelements ab und regulieren sieuber den Strom der durch den Verdampfbehalter fließt.Die Ausgangsfrequenz des Quarzplattchens – vor derShutteroffnung – betrug 5869.000 kHz, die Frequenznach der Bedampfung 5855.000 kHz, wobei der gesamteVorgang 1083 s gedauert hat. Wir hatten also eineBedampfungsgeschwindigkeit von 12.93 Hz/s.

Um die Anzahl der aufgedampften Goldschichten zuberechnen, wenden wir die oben erwahnte Formel an.Eine weitere Methode die Schichtdicke zu bestimmen, istdas Script auf der Homepage der TU-Wien3. Das Scriptberechnet eine Frequenzanderung pro aufgedampfterMonolage, welche bei Gold 235.5 pm dick ist. Diesebetragt demnach 36.55 Hz/ML, unsere Probe besitztalso eine Schichtdicke von etwa 383 ML bzw. 90nm. DieOberflache ist 111-Orientiert, wobei die Goldatome alsfcc-Gitter angeordnet sind.

Bei diesem Verfahren gibt es einige Ungenauigkeitenvor allem bezuglich der Temperatur. Die Eigenfrequenzdes Quarzplattchens ist temperaturabhangig, welche wirbei der Rechnung nicht berucksichtigt haben, ausserdembilden sich in der Versuchsanordnung Temperaturgradi-enten aus und unser Thermoelement misst nur lokaleTemperaturen.

2.1.3. Herstellung der SpitzeDas Rastertunnelmikroskop benutz fur die Abtastung

eine sehr feine Spitze, die vor Versuchsbeginn sorgfalltighergestellt werden muss. Eine optimale Spitze besitztnur ein einzelnes Atom an der hochsten Stelle, welchesman zum abtasten verwendet. Dies ist in der Praxis nuraußerst schwer zu realisieren – vor allem mit den von

3 http://www.iap.tuwien.ac.at/www/surface/script/surfcryst.html

Fig. 18.— Topographiemessung im CC-Mode bei der Graphit-probe. Der Scan zeigt einen Ausschnitt von 3.74 nm × 3.74 nm,die Lange des Pfeils l = 3.05 nm und die Anzahl der darunter-liegenden Atome n = 15. Der gemessene Atomabstand betragtdm = 0.203(008) nm.

uns genutzten Werkzeugen. Zur Herstellung der Spitzenehmen wir als Rohling ein Stuck Draht aus Wolfram,welches wir mit einer Zange festhalten und das Endemit einem Seitenschneider schrag, mit einem leichtenZug parallel zum Draht abzwicken.

Es erfordert einiges an Geschick und leider stellt sicherst dann heraus, ob die Spitze geeignet ist, nachdemman die ersten Scans gemacht hat. Fig. 17 zeigt zumBeispiel eine schlechte Spitze, die aufgrund der “Stumpf-heit” Geisterbilder scant. Diese sind quasi Doppelbilderder Strukturen, da nicht nur das oberste Atom den Tun-nelstrom transportiert, sondern auch Nachbaratome diefast in gleicher Hohe liegen.

2.2. Eichung der PiezoelementeBeim Rastertunnelmikroskop wird die Spitze – wie

bereits in der Vorbereitung erwahnt – von Piezoelemen-ten gesteuert, die in x−, y− und z−Richtung steuernkonnen. Die Steuerung in z−Richtung wird jedochnur beim CC-Mode (constant current) benotigt, beimCH-Mode (constant height) wird diese Abgeschaltet undder Abstand konstant gehalten.

Die Piezoelemente andern die Position der Spitze durchdie Spannung die an ihnen anliegt. Der Zusammenhangzwischen der Auslenkung und der angelegten Spannungwird durch Eichmessungen genauer bestimmt, wobei wirEffekte wie Hysterese bewusst vernachlassigen.

EICHUNG IN X− UND Y−RICHTUNGWir gehen bei der Eichung in der x − y−Ebene von

identischen Faktoren fur die beiden Richtungen aus.Zunachst macht man sich grundsatzliche Gedankendaruber, was das Rastertunnelmikroskop uberhaupt anInformationen uber die Struktur und Anordnung derAtome an uns ubermittelt.

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8 T.G. D.P.

Fig. 19.— Topographiemessung im CC-Mode bei der Graphit-probe. Der Scan zeigt einen Ausschnitt von 3.74 nm × 3.74 nm,die Lange des Pfeils l = 3.32 nm und die Anzahl der darunter-liegenden Atome n = 16. Der gemessene Atomabstand betragtd = 0.207(008) nm.

Die Graphitprobe zeigt beim Scan nur die Atome,die kein Nachbaratom in der nachst tieferen Schichtbesitzen, wodurch wir die typische hexagonale Strukturnicht erkennen. Anders ist es bei der Goldprobe, hierkonnen wir einzelne Atome schlicht und einfach nichtauflosen.

GRAPHITPROBEFur die Eichung in x− y−Richtung benutzen wir also

die Graphitprobe und betrachten hierzu Aufnahmen von≈ 10 nm2, also in atomarer Auflosung, jeweils im CC-und im CH-Modus. Aus den Aufnahmen konnen wir dieAtomabstande ermitteln und durch direkten Vergleichmit dem Literaturwert einen Eichfaktor

ξ =dldm

berechnen, wobei dl = 0.142 nm den Literaturwert desatomaren Abstands und dm den gemessenen atomarenAbstand bezeichnen. Zur Berechnung der Daten, Messenwir in den Aufnahmen die Lange l einer Atomreihe,wobei wir als Fehler den zweifachen Ablesefehler derAtomposition = 0.08 nm annehmen, und zahlen dieAnzahl n der Atome.

Eine Aufnahme ist 256 px × 256 px groß und erlaubtbei einem Ausschnitt von ≈ 10 nm2 die Bestimmungder Position eines Atoms auf etwa 3 px=0.04 nm genau.

Fig. 18 und Fig. 19 zeigen die Messungen im CC-Mode,Fig. 20 und Fig. 21 die im CH-Mode. Es ergibt sich furden gemessenen Atomabstand im CC-Mode ein Wert vondm ≈ 0.205(008) nm und im CH-Mode ein Wert vondm ≈ 0.191(008) nm. Der mittlere gemessene Atomab-stand ist also dm ≈ 0.198(008) nm. Der Eichfaktor inx− y−Richtung ergibt sich dann aus der oberen Formel

Fig. 20.— Messung CH-Mode bei der Graphitprobe. Der Scanzeigt einen Ausschnitt von 3.00 nm × 3.00 nm, die Lange des Pfeilsl = 2.04 nm und die Anzahl der darunterliegenden Atome n = 10.Der gemessene Atomabstand betragt dm = 0.204(008) nm.

Fig. 21.— Messung CH-Mode bei der Graphitprobe. Der Scanzeigt einen Ausschnitt von 3.00 nm × 3.00 nm, die Lange des Pfeilsl = 2.84 nm und die Anzahl der darunterliegenden Atome n = 16.Der gemessene Atomabstand betragt dm = 0.178(008) nm.

zu

ξ =dldm

= 0.717(028) .

2.2.1. Gultigkeit der Eichung

Wir haben bei der Eichung diverse Faktoren nichtberucksichtigt, unter anderem Hysterese und die Tem-peraturabghangigkeit. Ausserdem gingen wir von linea-ren Fehlern aus, und machten auch keinen Unterschiedzwischen den Eichfaktoren fur x− und y−Richtung. DieGenauigkeit von ξ verringert sich also.

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RTM 9

Fig. 22.— Topographie-Scan der Goldprobe. Der Scan zeigt einenAusschnitt von 15.1 nm× 15.1 nm. Man sieht deutlich zwei Teras-sen in der unteren Bildhalfte, wovon wir die Hohe vermessen haben.Das schwarze Dreieck auf der rechten Seite deutet die horizontaleLinie an, durch die wir vom Programm NanoSurf ein Hohenprofilaus der Raw-Data erstellen lassen.

Fig. 23.— Der Graph zeigt das Hohenprofil der in Fig. 22vermessenen Terassenhohe. Der kurzeste Abstand der beidenschragliegenden parallelen und gestrichelten Linien betragt δm =243(016) pm

EICHUNG IN Z−RICHTUNGBei der Eichung in z−Richtung vermessen wir die Hohe

der atomaren Stufen, indem wir die Topographieaufnah-men der beiden Proben genauer unter die Lupe nehmen.Um die Stufen zu finden, scannen wir zunachst die Pro-be grob ab, typischerweise Flachen mit etwa 40000 nm2,und zoomen dann entsprechend heran, um genauere Er-gebnisse zu bekommen.

2.2.2. GoldprobeUm die Hohe einer atomaren Stufe der Goldprobe

zu bestimmen, suchen wir zwei Terassen und legenein Hohenprofil aus der Raw-Data an. Aus diesemHohenprofil konnen wir mit Hilfe des ProgrammsNanoSurf den Abstand der beiden Terassen bzw. Stufenbestimmen.

TABLE 1

Messung Abstand δm[pm] Eichfaktor χAU

1 243(016) 0.97(06)2 258(016) 0.91(06)3 245(016) 0.96(07)4 268(016) 0.89(06)5 241(016) 0.98(07)6 239(016) 0.99(07)

Note. — Messungen der Terassenhohen bzw.monoatomarer Schichten bei der Goldprobe

TABLE 2

Messung Abstand δm[pm] Eichfaktor χ

1 327(032) 1.02(11)2 347(032) 0.96(10)3 338(032) 0.99(10)4 356(032) 0.94(09)5 328(032) 1.02(11)6 331(032) 1.01(11)

Note. — Messungen der Terassenhohenbzw. monoatomarer Schichten bei der Gra-phitprobe

Fig. 22 zeigt den ausgewahlten und bereits heran-gezoomten Bereich der Goldprobe an. Wir haben unsfur die beiden großeren Terassen in der rechten unterenBildhalfte entschieden und das Hohenprofil – welchesdurch das schwarze Dreieck am rechten Bildrand gekenn-zeichnet ist – von NanoSurf erstellen lassen. Dieses istin Fig. 23 zu sehen, der ermittelte Abstand der Terassenbetragt δm = 243(016) pm. Ein Pixel entspricht auf derDarstellung etwa 4 pm, die Stufen konnen wir mit einerGenauigkeit von ca. 4 px anwahlen, daher der Fehlervon ±16 pm.

Wir haben die Messung an sechs verschiedenen Stellenwiederholt (siehe TABLE 1), um ein genaueres Ergebniszu erhalten. Als Eichfaktor berechnen wir

χAU =δlδm

.

Der Literaturwert fur die Dicke einer monoatomarenGoldschicht betragt δl = 235.5 pm, wir liegen also mitunserer Messung sogar gut im Fehlerbereich und konnendavon ausgehen, dass wir tatsachlich eine monoatomareSchicht vermessen haben.

Der Eichfaktor fur die z−Richtung, ermittelt aus derGoldprobe, betragt also

χAU = 0.95(07) .

2.2.3. GraphitprobeAnalog gingen wir bei der Graphitprobe vor. Zunachst

grob einen Bereich auswahlen, dann heranzoomen unddie Schichtdicke mit der bereits erwahnten Methodevermessen. Wir haben bei den Scans diesmal einenBereich von 29.6 nm × 29.6 nm vorliegen, weshalb wirden Ablesefehler von auf 32 pm schatzen.

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Fig. 24.— Topographie-Scan der Graphitprobe. Der Scan zeigteinen Ausschnitt von 29.6 nm × 29.6 nm. Man sieht deutlich diezwei Terassen deren Kante quer – von oben rechts nach unten links– durch das Bild geht. Das schwarze Dreieck auf der rechten Sei-te deutet die horizontale Linie an, durch die wir vom ProgrammNanoSurf ein Hohenprofil aus der Raw-Data erstellen lassen.

Fig. 25.— Der Graph zeigt das Hohenprofil der in Fig. 24vermessenen Terassenhohe. Der kurzeste Abstand der beidenschragliegenden parallelen und gestrichelten Linien betragt δm =327(016) pm

Fig. 24 zeigt eine der vermessenen Stufen und Fig. 25das Hohenprofil der vom schwarzen Dreieck in Fig. 24angedeuteten Stelle. Auch hier haben wir die Messungsechsmal wiederholt und die Werte in TABLE 2 auf-gefuhrt. Die dicke einer monoatomaren Graphitschichtlaut Literatur betragt δl = 334.8 pm.

Bei unseren Messungen lagen wir auch bei Graphit sehrgut im Fehlerbereich und bekommen eine Schichtdickevon δm = 338(032) pm heraus, haben also mit Sicherheiterneut nur eine atomare Schicht vermessen.Der aus der Graphitprobe ermittelte Eichfaktor χGraphitbetragt also

χGraphit = 0.99(11)

wir haben also scheinbar eine geringere Abweichung alsbei der Vermessung der Goldprobe.

ZUSAMMENFASSUNG DER MESSERGEBNISSEBei der Vermessung der Stufenhohen haben wir zu

jeder einzelnen Messung einen Fehler angegeben, umbei der Bestimmung des Eichfaktors χ die gewonnenErgebnisse aus beiden Proben zusammenfuhren zukonnen.

Wir gewichten nun die Ergebnisse fur die beiden Eich-faktoren χAU und χGraphit mit ihrer Genauigkeit underhalten

χ =1

0.07 · 0.95 + 10.11 · 0.99

( 10.07 ) + ( 1

0.11 )= 0.966

Den Fehler berechnen wir mittels Fehlerfortpflanzungund bekommen

χFehler =

√(1

0.07

)2 · 0.072 +(

10.11

)2 · 0.112

( 10.07 ) + ( 1

0.11 )= 0.060

heraus.

WEITERE GEDANKEN ZUR GENAUIGKEITWir haben einen wichtigen Aspekt noch nicht erwahnt,

namlich dass die Stufen im Allgemeinen eine Neigung be-sitzen, weshalb wir eigentlich noch einen Neigungswinkel-Eichfaktor mit in die Berechnung aufnehmen mussten.Wir gehen jedoch von kleinen Winkeln aus, weswegenwir in der Großenordnung mit wenigen tausendstel A zutun haben.

2.3. Bestimmung der Austrittsarbeiten mittelsI(z)-Kennlinien

Bei diesem Vorgang nehmen wir I(z)-Kennlinien auf,indem wir die Spitze bei fester x− und y−Koordinateund einer festen Spannung UBIAS an die Probe nahernund wieder entfernen. Bei Graphit haben wir eine Atomangenahert, bei Gold suchten wir eine Terasse und setz-ten den Punkt auf ihre freie Flache. Fig. 26 zeigt diebeiden ausgewahlten Annaherungspunkte.

Es Gilt I ∼ T ∼ e−2κz mit

κ =

√2m(V − E)

~, und V =

φAu + φSpitze − UBIAS2

.

Bei unserer Datenanalyse gehen wir zunachst von denRohdaten aus und werden im Nachhinein mit folgenderFormel eichen:

e−2κz = e−2κχzm .

2.3.1. Strom-AbstandsmessungenWir haben bei unserem Versuch I(z)-Kennlinien auf-

genommen, woraus wir die Austrittsarbeiten fur Graphitund Gold berechnen konnen. Hierzu verwenden wir vol-gende Proportionalitat:

ln(I(z)) ∝ 2κzχ

κ konnen wir auch wie folgt berechnen:

κ =dI(z)dz

12χ

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RTM 11

Fig. 26.— Annaherungspunkte bei der I(z)-Spektroskopie. Dasobere Bild zeigt den ausgewahlten Bereich der Goldprobe, dasuntere den der Graphitprobe. Die roten Quadrate, sowie dieAchsenabschnittspunkte X∗ und Y ∗ kennzeichnen den jeweiligenAnnaherunspunkt.

Die Angelegte Spannung ist demnach zu vernachlassigenund die Austrittsarbeit fur Spitze und Probe sind in etwagleich (φProbe ≈ φSpitze). Wir berechnen also

φProbe =(κ~)2

2me=(dI(z)dz

)2

· ~2

8χ2me.

Zur Analyse nehmen wir die Messdaten in der Nahe derProbenflache, da die Steigung dort nahezu konstant ist.Fig. 27 zeigt die I(z)-Kennlinie von Gold und Fig. 28 dievon Graphit.

Bei der linearen Regression wahlen wir fur Goldzunachst den Bereich von −0.4 nm bis 0.6 nm. Fur dI(z)

dzerhalten wir nach dem Fit einen Wert von 7.86(14) nmmit einer Varianz von 0.036, also relativ genau.

-2

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

-0.6 -0.4 -0.2 0 0.2 0.4 0.6

Stro

m [n

A]

z-Position [nm]

I(z)

Fig. 27.— I(z)-Kennlinie von Gold

-10

0

10

20

30

40

50

60

-1 -0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5

Stro

m [n

A]

z-Position [nm]

I(z)

Fig. 28.— I(z)-Kennlinie von Graphit

Fur Graphit gehen wir analog vor, wahlen den Bereichvon 0.5 nm bis 1.4 nm und bekommen fur dI(z)

dz einenWert von 2.50(12) nm mit einer sogar noch geringenVarianz – im Vergleich zu Gold – von 0.0009.

Die beiden Werte eingesetzt in die obige Gleichung lie-fert uns schließlich folgende Ergebnisse:

φGraphit = 0.10 eV , φAu = 1.14 eV.

Wir liegen zwar von der Großenordnung her im Bereichder Literaturwerte, die Naherungen die wir gemacht ha-ben verursachen jedoch Fehler. Auffallig ist, dass derWert φGraphit im Gegensatz zu φAu wesentlich starker(etwa Faktor 50) vom Literaturwert abweicht. Vermut-lich liegt das an der unterschiedlichen Struktur der bei-den Proben. Graphit ist bekanntlich ein Kristall und istim Vergleich zu Gold wesentlich “instabiler”. Graphit be-steht – wie bereits erwahnt – aus Schichten, die als 2D-Ebenen betrachtet werden konnen. Je nach Orientierungdieser Plattchen, konnen die freien Elektronen mehr oderweniger die Spitze beeinflussen, zu mindest leichter alsbei Gold, denn dieses ist ein “echter” 3D−Festkorper.

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12 T.G. D.P.

Fig. 29.— Die “Kornstruktur” der Goldprobe in einem Bereichvon 200 nm × 200 nm. Einige der Korner wurden vermessen umdie durchschnittliche Große zu berechnen.

2.4. Morphologie der GoldprobeDa wir nur eine Goldprobe hatten, konnen wir in

unserer Auswertung nicht auf die Unterschiede zwischeneiner Raumtemperatur- und einer Hochtemperatur-Goldprobe eingehen.

Fig. 29 zeigt die ausgewahlte Stelle der Goldprobe,an der wir die Korner vermessen haben. Wir haben denoberen Teil des Scans bevorzugt, da im unteren Teil dasWegdriften der Probe das Bild zu sehr verzerrt und nurschlechte Messungen ermoglicht.

Der ausgewahlte Scan ist 200 nm × 200 nm groß,und enthalt “256 · 265 px′′. Ein Pixel entspricht alsoeiner Lange von ≈ 1 nm, bei einer Ungenauigkeit vongeschatzten 3 px haben wir also einen Ablesefehler von±6 nm da jeweils der Anfangs- und Endpunkt um 3 pxabweichen kann.

TABLE 3 zeigt die Daten der vermessenen Goldkorner.Wir bekommen eine mittlere Kornergroße von 37.6 nmbei einer Varianz von 17.6 und einer Standardabweichungvon 16.7. Die Messergebnisse sind also ziemlich ungenauund auch die Eichung hat einen unbedeutenden Effekt,weswegen wir hier auf sie verzichten. Fur den Vergleichmit der Kornergroße einer Hochtemperatur-Goldprobewaren die Daten jedoch vermutlich akzeptabel gewesen.

VERKIPPUNKGSWINKEL DER KORNERNanoSurf besitzt einen Modus, in dem man Win-

keln messen kann, ahnlich wie bei der Distanz- oderStufenhohenbestimmung. Hierzu betrachten wir einenherangezoomten Bereich von 89.1 nm × 89.1 nm (vgl.Fig. 30). Das schwarze Dreieck in Fig. 30 deutet diehorizontale Linie an, zu der wir von NanoSurf einHohenprofil – welches in Fig. 31 zu sehen ist – erstellenließen.

Die Winkelmessung haben wir nur einmal ausgefuhrt,

TABLE 3

Messung Korndurchmesser [nm]

1 19(06)2 26(06)3 38(06)4 38(06)5 29(06)6 33(06)7 84(06)8 42(06)9 33(06)10 34(06)

Note. — Durchmesser von 10zufallig ausgewahlten Korner der inFig. 29 gezeigten Goldprobe. Dermittlere Korndurchmesser betragt37.6 nm mit einer Varianz von 17.6und einer Standardabweichung von16.7.

Fig. 30.— Scan der zur Verkippungsmessung verwendeten Stelleder Goldprobe.

da wir bei unseren Aufnahmen keine anderen Stellengefunden haben, die sich fur eine solche Messung eignenwurden. Dies konnte vermutlich daran liegen, dass wirdie Goldprobe nicht optimal vorbereiten konnten.

Der in Fig. 31 gemessene Winkel betragt 6.9 wobei derFehler im Vergleich zur Messung außerst groß auffallt.Wir wenden noch unsere Eichfaktoren an: zwischen demgemessenen Winkel αm und dem tatsachlichem Winkelα besteht folgender Zusammenhang:

tanαm =χ

ξ· tanα

wonach wir

α = tan−1

χ· tanαm

)erhalten. Damit bekommen wir fur den tatsachlichenWinkel α einen Wert von 7.1.

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RTM 13

Fig. 31.— Winkelmessung der in Fig. 30 dargestellten Korner imProgramm NanoSurf.

Fig. 32.— Korrugation: CC-Mode-Aufnahme der Graphitprobe.

Fig. 33.— Korrugation: CH-Mode-Aufnahme der Graphitprobe.

2.5. KorrugationMan bezeichnet als Korrugation die scheinbare Wel-

ligkeit der Oberflache auf atomarer Langenskala. BeimRastertunnelmikroskop ist diese eine Mischung aus loka-ler Zustandsdichte und der Form der Atome. Wir unter-suchen die Korrugation bei einer CC-Mode- und einerCH-Mode-Aufnahme. Fig. 32 zeigt eine Aufnahme derGraphitprobe im CC-Mode. Es wurden 9 Maxima und8 Minima vermessen und gemittelt. Wir erhalten eine

mittlere maximale (δzmax) und mittlere minimale δzminAmplitude die Werte:

δzmax = 76(06) pm und δzmin = −109(006) pm.

Die Standardabweichung und Varianz betragen beiδzmax 46.4 bzw. 43.8 und bei δzmin 31.1 und 29.1, dieErgebnisse streuen also sehr.

Ebenso haben wir in der CH-Mode-Aufnahme derGraphitprobe die Tunnelstromamplituden vermessen,jeweils 5 Maxima und Minima. Fig. 33 zeigt den ent-sprechenden Graphen. Hier errechneten wir fur δImaxeinen mittleren Wert von 1.32(02) nA und fur δImineinen Wert von 0.83(02). Bei dieser Messung haben wirwesentlich geringere Standardabweichungen und Vari-anzen. Fur δImax betragen Standardabweichung undVarianz 0.057 bzw. 0.051, und fur δImin 0.022 und 0.190.

Um die beiden Werte direkt vergleichen zu konnen,muss man die Einheit der einen Messung, an die der an-deren umrechnen. Es gilt bekanntlich

I(z) = I0(x, y)e−2κz

wobei I0 vom Ort – praziser: von der Zustandsdichte –abhangt . Fur den CC-Mode gilt also:

e−κ(zmax−zmin) =I0(xmin, ymin)I0(xmax, ymax)

und fur den CH-Mode:ImaxImin

=I0(xmax, ymax)I0(xmin, ymin)

wonach die Zustandsdichte nur noch von der Probe undnicht von der Messmethode abhangt. Jetzt konnen wirdie beiden Formeln zusammenfuhren und erhalten:

zmax − zmin =1

2κln(ImaxImin

)Fur ∆z bekommen wir nun einen Wert von 0.614 pmheraus.

Die Korrugationen der beiden Aufnahmen unterschei-den sich etwa um den Faktor 4. Dies liegt unter anderemdaran, dass beim CC-Mode die Messergebnisse stark vonden Bewegungen der Piezoelemente abhangen.

2.6. I(U)-SpektroskopieWenn wir bei unserer Spitze von einer strukturlosen

Zustandsdichte ρSpitze ausgehen, dann gilt nach BAR-DEEN folgender Zusammenhang:

ρProbe(EF − e · Ubias) ∼dI

dU,

wobei EF die Fermienergie bezeichnet. Wir konnen alsoaus der Steigung der I(U)-Kennlinie die Volumen- undOberflachenzustandsdichten in Abhangigkeit der Ener-gie bestimmen. Bei Temperaturen > 0 verschwindendie Fermikanten und die Energieauflosung nimmt ab.Aufgrund der Tatsache, dass wir bei Raumtemperaturengearbeitet haben, gehen wir von Abweichungen vom inder Vorbereitungsprasentation gezeigten Verlauf.

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-5e-09

-4e-09

-3e-09

-2e-09

-1e-09

0

1e-09

2e-09

3e-09

4e-09

-1.5 -1 -0.5 0 0.5 1 1.5

Stro

m [A

]

Spannung [V]

Messung 1Messung 2Messung 3

Fig. 34.— Drei Einzelmessungen der I(U)-Kennlinie der Gra-phitprobe.

-5e-09

-4e-09

-3e-09

-2e-09

-1e-09

0

1e-09

2e-09

3e-09

4e-09

-1.5 -1 -0.5 0 0.5 1 1.5

Stro

m [A

]

Spannung [V]

Messung 1,2,3Fitgerade

Fig. 35.— Drei Messungen der I(U)-Kennlinie der Graphitprobeinklusive Fitgerade.

2.6.1. I(U)-Kennlinie von GraphitFig. 34 zeigt drei I(U)-Messungen der Graphitprobe.

Diese werden in Fig. 35 zusammengefuhrt und mit Hil-fe eines Polynoms gefittet. Wir verwendeten hierbei einPolynom 3. Grades:

f(x) = ax3 + bx2 + cx+ d

und erhielten folgende Parameter

a= +1.07982e− 09 + /− 1.267e− 11(1.173%)b=−9.60905e− 11 + /− 9.645e− 12(10.04%)c= +1.32212e− 10 + /− 1.866e− 11(14.11%)d=−2.56703e− 10 + /− 9.695e− 12(3.777%)

Mit der Ableitung dieser Funktion konnen wir nun dieFermienergie bestimmen, die wegen der fehlerhaften Ei-chung des Messapparates verschoben sein kann. In derTheorie sollte der Graph wie in Fig. 36 aussehen. DurchAbleitung (vgl. Fig. 37) der Fitfunktion finden wir her-aus, dass die Fermienergie bei etwa −0.05 V liegt. Derberechnete Verlauf entspricht qualitativ dem theoreti-schem und weist auch die leichte Verschiebung des DOS-Minimums auf.

Fig. 36.— Theoretische Zustandsdichte von Graphit. Die gestri-chelte Linie deutet das Ferminiveau an. Die Zustandsdichte steigtparabelformig an, sobald man sich vom Ferminiveau entfernt. Wei-terhin ist es zu bemerken, dass die Zustandsdichte nicht auf 0 sinkt,sondern in der Nahe der Fermienergie ein Minimum annimmt.

0

1e-09

2e-09

3e-09

4e-09

5e-09

6e-09

7e-09

8e-09

-1.5 -1 -0.5 0 0.5 1 1.5

Stro

m [A

]

Spannung [V]

Ableitung der Fitgerade

Fig. 37.— Ableitung der in Fig. 35 dargestellten Fitgerade.

2.6.2. I(U)-Kennlinie von Gold

Wir betrachten zunachst den theoretischen Verlauf derI(U)-Kennlinie von Gold in Fig. 38 und stellen fest, dassdiese sich in drei Bereiche unterschiedlicher Steigungzerlegen lasst. Der erste Bereich bis −800 mV steigt amsteilsten, zwischen −800 mV und −500 mV haben wirdie geringste Steigung und den dritten Bereich oberhalbvon −500 mV .

Die Messdaten fur die Goldprobe haben wir in Fig. 39zusammengefasst.

Fig. 40 zeigt die Fitgeraden fur die drei genannten Be-

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Fig. 38.— Theoretischer Verlauf der I(U)-Kennlinie von Gold.Man bemerke die in drei Bereiche jeweils unterschiedlicher Stei-gung.

-8e-08

-6e-08

-4e-08

-2e-08

0

2e-08

4e-08

6e-08

8e-08

-1 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8

Stro

m [A

]

Spannung [V]

Messung 1Messung 2Messung 3Messung 4Messung 5

Fig. 39.— Drei Einzelmessungen der I(U)-Kennlinie der Gold-probe.

-8e-08

-6e-08

-4e-08

-2e-08

0

2e-08

4e-08

6e-08

8e-08

-1 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8

Stro

m [A

]

Spannung [V]

Messung 1,2,3,4,5Fitgerade - Bereich 1Fitgerade - Bereich 2Fitgerade - Bereich 3

Fig. 40.— Drei Messungen der I(U)-Kennlinie der Goldprobeinklusive Fitgerade.

reiche. Die Steigung der Kurven sind jeweils:

m1 = 7.20343e− 08 + /− 3.787e− 08(52.57%)m2 = 6.35211e− 08 + /− 1.58e− 08(24.88%)m3 = 5.3524e− 08 + /− 1.788e− 09(3.34%)

Qualitativ existiert eine gewisse Ubereinstimmung mitder Theorie. Die Steigung im zweiten Bereich sollte je-doch am geringsten sein, was bei uns nicht der Fall ist.Dieses Ergebnis ist jedoch auch nur moglich gewesen, weilwir im Voraus schon wussten was zu erwarten ist. DieLage der Bereichsgrenzen ist aus unseren Daten nichtersichtlich: wir konnen weder 3 Bereiche differenzieren,noch das Vorhandensein von linearen Zusammenhangenerkennen.

REFERENCES

[1]Stocker, Taschenbuch der Physik, Verlag Harri Deutsch[2]H. Ibach / H. Luth, Festkorperphysik