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Buchvorstellung „Durst ist schlimmer als Heimweh“ Der „Tambower“ Nic Scharff schildert seine schrecklichen Erlebnisse als Zwangsrekrutierter Es begann mit der Verhaftung als Teilnehmer des Studentenstreiks im August 1942, und endete im russi- schen Kriegsgefangenenlager in Tambow. In „Der Tod war unser Begleiter“ hat Nic Scharff seine persönlichen Erinnerungen an die zweifellos furchtbarste Zeit seines Lebens auf ergreifende Art und Weise festgehalten. Schülerstreik in Echternach Nicolas Scharff wurde am 27. Juli 1924 in Vichten geboren. Als Ju- gendlicher besuchte er das Gymna- sium in Echternach, bis zu dem Zeitpunkt, als Gauleiter Gustav Simon den obligatorischen Militär- dienst in der Wehrmacht für die männlichen Jahrgänge 1920 bis 1924 in Luxemburg verhängte. Das war am 30. August 1942. Als Ant- wort auf die Zwangsrekrutierung von Hunderten von jungen Männern versammelten sich bald darauf zahlreiche Luxemburger in den Straßen, um zu protestieren. Auch der junge Nic, der ja selbst betroffen war, schloss sich den Demonstratio- nen an, indem er an einem Schüler- streik in Echternach teilnahm. Die- sem Widerstand wurde allerdings ein jähes Ende gesetzt: Mit einer großen Anzahl Gleichgesinnter wurde auch Nic Scharff am 1. Sep- tember 1942 verhaftet. Oft haarscharf am Tod vorbei Von nun an nahm das Schicksal des damals 18-Jährigen seinen un- barmherzigen Lauf: Vorführung in der Villa Pauly, Beteiligung am „Wehrertüchtigungslager“ auf Burg Stahleck in Bacharach, Arbeits- dienst in Brahnau, dann eine kurze Entlassung vor dem Einsatz im 440. Ersatzbataillon in Zittau. Schon drei Wochen nach seiner Ankunft in Sachsen wird er weiterversetzt. Bei Brest-Litowsk wird die polnische Grenze überquert, und der junge Luxemburger befindet sich in dem Land, das für ihn noch Jahre nach dem Krieg die Hölle bedeutete: Russland. Hier erlebt Nic in der „feldgrauen Kluft“ mehr als zwei Jahre lang Tag für Tag den wahren Albtraum; oft schlittert er haar- scharf am Tod vorbei. „Menschen, die täglich mit dem Tod in Berüh- rung kommen, verlieren die Ehr- furcht vor ihm. (...) Ich habe keine Angst vor dem Tode. Ich kenne ihn dafür zu genau. Furcht braucht man nur vor Dingen zu haben, die man nicht kennt“, so Nic in seinem Buch. In „Der Tod war unser Begleiter“ wird in einer anschaulichen, per- sönlichen und sehr ergreifenden Bildersprache geschildert, wie ein junger Mensch hautnah den Krieg erlebt und Dinge sieht, die er, der Leser weiß es selbst, nie vergessen wird. Bei den zahlreichen Anschlä- gen versucht er, die Angst im Na- cken, seine eigene Haut zu retten und muss gleichzeitig immer wieder tatenlos zusehen, wie Kameraden auf grausamste Art und Weise von Kugeln durchlöchert oder von Gra- natsplittern zerfetzt werden. Mit leerem Magen und unzureichender Kleidung schlägt sich Nic durch den harten russischen Winter. Noch Jahre danach leidet der Luxembur- ger unter den Folgen von Frostbeu- len und Unterkühlungen. 1943 steckt er sich mit Malaria an und verbringt mehrere Wochen in einem Lazarett in Polen. Wieder auf den Beinen, beginnt für Nic erneut der graue Alltag mit „Drill, Kadaverge- horsam, Dreck, Läusen, Blut, Fäul- nis und Verwesung“. Unmögliche Bedingungen in Tambow Am 20. Januar 1945 gerät er in die Fänge der Roten Armee und landet so im Waldlager 188 nahe Tambow, wo er auf weitere Luxemburger, aber auch auf Elsässer und Lothrin- ger stößt. Bei 40 Grad Hitze – wäh- rend der Sommermonate – leben die Gefangenen hier unter unmöglichen Bedingungen und katastrophalen Zuständen. Malariaanfälle schwä- chen den inzwischen 21-jährigen Nic zusehends. Das Ende der Stra- pazen ist aber in greifbare Nähe gerückt: Am 21. August kommt die völlig überraschende Nachricht: „Ihr fahrt morgen nach Hause.“ Freudentränen rollen Nic über das Gesicht, als er mit weiteren luxem- burgischen Kameraden am 24. Ok- tober die Grenze in Wasserbillig überquert. Erschreckende Realitätsnähe Nicolas Scharff ging einen Lei- densweg, den viele gingen, über den allerdings – verständlicherweise – nur wenige reden. „Der Tod war unser Begleiter“ klärt auf über die oft unbekannten Schicksale luxem- burgischer Zwangsrekrutierter im 2. Weltkrieg. Hier wird dem meist durch trockene Schulbuchfakten angeeigneten Wissen erschreckende Realitätsnähe verliehen. „Der Krieg ist die entsetzlichste Plage, die je über die Menschheit kam“, sagt Nic Scharff. Und so mag jeder Leser aus diesem Buch schlussfolgern. Für al- le, die wissen wollen, wie es wirk- lich war, ist dieses Buch Pflichtlek- türe. Erhältlich ist „Der Tod war unser Begleiter“ zum Preis von 28,5 im Buchhandel (ISBN: 2- 9599826-0-6), sowie im „General Patton Memorial Museum“ in Ettelbrück. criK

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Lokales Montag, 9. September 20028 Luxemburger Wort

Gemeinderat Mertert

Bedeutende Änderungen in der SchulstrukturAus der Sitzung vom Freitag, dem 6. September 2002

Eingangs der Sitzung vom ver-gangenen Freitag wurden die lang-jährigen Lehrbeauftragten SonjaSchartz-Kugener und Marie-RoseSchumacher-Weber definitiv alsPrivatbeamten im Dienst der Ge-meinde Mertert eingestellt. Ihre Ge-hälter werden gemäß Grad E2 aus-gezahlt. Ein erster Schritt in Rich-tung Entwicklung der Schulstruk-turen ist die Einführung der „Etu-des surveillées“ ab Beginn desSchuljahres. Unter der Aufsicht vonvier Lehrpersonen funktionierendiese zusätzlichen Stunden mon-tags, mittwochs und freitags von16.15 bis 17.15 Uhr. Bisher sind 82Schüler gemeldet, die Kosten tragenStaat und Gemeinde zu je 50 Pro-zent. Neu ist auch die Einführungeines Schulzentrums mit Empfangund Kantine in der JungenschuleWasserbillig, das voraussichtlich abSchulbeginn in Betrieb geht und

von einer Vereinigung ohne Ge-winnzweck geleitet wird. Eine gra-duierte Erzieherin und zwei Erzie-herinnen werden die Kinder betreu-en. Diese Dienstleistung, die nebendem Essen in der Kantine auch eineHausaufgabenhilfe anbietet, funk-tioniert während fünf Tagen in derWoche, auch während der Ferien,und ist Kindern aus der Gemeindevorbehalten. In absehbarer Zeit solleine ähnliche Einrichtung in Mer-tert entstehen. Zur Deckung der imJahr 2002 noch anfallenden Kostenwurde ein Kredit in Höhe von 15 000€ bewilligt.

Definitiv wurde die Abänderungdes Bebauungsplanes im Ort ge-nannt „Grouss Uecht“ genehmigt.Einige Mehrausgaben, wie z. B. dieAnschaffung von PC-Material inden Schulen, erforderten die Abän-derung der gewöhnlichen Haus-

haltsvorlage, die diesbezüglicheSumme von 144 930 € wird kom-pensiert durch Einsparungen beianderen Posten.

Mit dem stetig anwachsendenVerkehrsaufkommen erhöhen sichlaufend die Parkplatzprobleme inder Grenzortschaft Wasserbillig.Auf dem Parkplatz zwischen Kircheund „Muselheem“ wird jetzt erst-mals gebührenpflichtiges Parkeneingeführt, täglich von 7.30 bis17.30 Uhr. Hauptanliegen ist es, dieDauerparker aus dem Bereich her-auszuhalten. Auf dem von Barriereneingezäunten Areal wird die ersteStunde 50 Cent kosten bzw. zweiStunden 1 €. Der Markttag an je-dem dritten Mittwoch im Monat istvon dieser Regelung ausgenommen.Ohne Gegenstimme wurde das Ta-xenreglement genehmigt. Ein gro-

ßes Problem bleibt das ewige Beset-zen des Weges neben der Apothekein Wasserbillig durch widerrecht-lich abgestellte Fahrzeuge, eine Lö-sung wurde bisher jedoch nicht ge-funden. Weitere Änderungen desVerkehrsreglements betrafen u. a.die Lieferzonen und die Lieferzeit inder Geschäftsstraße in Wasserbillig.

Verabschiedet wurde außerdemdie Schaffung eines „Expédition-naire technique“-Postens im techni-schen Dienst der Gemeinde. Außer-ordentliche Subsidien erhalten derSupporterclub (125 €), die „Fédéra-tion luxembourgeoise du tennis detable“ (75 €), die „Fédération natio-nale des femmes“ anlässlich ihres40. Jubiläums (25 €) und die „Asso-ciation nationale des victimes de laroute“ (125 €).

mb

Am Samstag, dem 28. September, im hauptstädtischen Musikkonservatorium

Kalle Blomquist, der MeisterdetektivKindertheater mit Musik und Gesang von „Cocomico“

Nach den erfolgreichen Kinder-theater-Produktionen „Pippi Lang-strumpf“, „Der Kleine Eisbär“,„Janosch´s Große Kleine Tiger-Reise“ und „Pumuckl“ präsentie-ren „Luxevents“ und „Luxembur-ger Wort“ am Samstag, dem 28.September, eine brandneue Pro-duktion der Kölner Autoren Karl-Heinz March und Marcell Gödde:die spannende Kriminalgeschichte„Kalle Blomquist – Meisterdetek-tiv“ ist ein ganz besonderer Höhe-punkt der erfolgreichen und popu-lären Klassiker von Astrid Lind-gren.

Mit diesem packenden, in unzäh-lige Sprachen übersetzten „Thril-ler“ der genialen schwedischenKinderbuchautorin ist nun eineattraktive facettenreiche Astrid-

Lindgren-Trilogie entstanden.Egal, ob es sich um einen verborge-nen Schatz handelt oder um seinenBlutsbruder, der überraschend ge-kidnappt wird – Kalle Blomquistist einfach jeder Situation gewach-sen. Warum nur hat er nicht dasGlück gehabt, in London oder Chi-cago zur Welt zu kommen, wo Kri-minalfälle an der Tagesordnungsind? Nein, er musste ausgerechnetin diesem ruhigen Kleinköping ge-boren werden, wo nichts, aber auchgar nichts passiert. Aber dann pas-siert plötzlich doch etwas: ein Ju-welendiebstahl. Und er, KalleBlomquist, wird zur Schlüsselfigurund kann der Polizei bei der Auf-klärung helfen!

Den Zuschauer erwartet ein fas-zinierendes Bühnenerlebnis, bei

dem die bewährte Cocomico-Quali-tät fantasievoller Bühnenwelten,Kostüme und Bühnenbilder mitviel Musik in kindgerechter Artund Weise auch die Erwachsenenwieder zum Träumen bringt.

Der Vorverkauf für dieses ein-zigartige Kindertheater läuft be-reits über die (kostenpflichtige) Te-lephonnummer 900 75 900 von „Ti-ckets per Post“ und in allen Reise-büros von Voyages Sales Lentz (Lu-xemburg-Bahnhof, Luxemburg-Stadt, Esch/Alzette, Düdelingen,City Concorde, Mersch, Niederker-schen, Redingen/Attert, Ettel-brück, Huldingen und Cora Mes-sancy). Restkarten (sofern noch er-hältlich) gibt es dann am Tag derVeranstaltung ab 14.00 Uhr an derTageskasse im Konservatorium.

Ecole de musique de l’UGDA

Stages et formationsDans le cadre des actions de pro-

motion des jeunes musiciens duLuxembourg, l'Ecole de musique del'Union Grand-Duc Adolphe et leService national de la Jeunesse an-noncent les prochains stages de for-mation et de perfectionnement:

– Formation pour le brevet d’ai-de-animateur, formation agréée parle ministère de la Famille de laSolidarité Sociale et de la Jeunesse(catégorie d’âge: à partir de 16 ans).Semaine de formation (1er cycle du27 au 31 octobre; week-ends de for-mation, 21 et 22 septembre («Aktivi-téite mat Kanner an Jugendlechenam Musék- oder Gesankverein»), 11et 12 janvier 2003 («Meng Colonie»)et le 8 et 9 février 2003 (Ateliersmusicaux: «Instrumentalbau», «Mu-sék an Bewegung», «Mir improvi-séieren, mir sangen an danzen»).

– Workshops «Musical andDance» avec le groupe américain«The Young Americans», le 12 et 13octobre au Lycée technique du Cen-tre (catégorie d’âge: douze à 20 ans).

– Orchestre d'Harmonie des Jeu-nes de l'UGDA, session de travailavec tournée de concerts du 26 oc-tobre au 3 novembre (vacances deToussaint) à Mittelwihr (Colmar) enFrance (catégorie d'âge: 13 à 20 ans).

– «Les enfants / Les jeunes quichantent», du 28 au 31 octobre àWiltz (catégorie d'âge: huit à douzeans / enfants et 13 à 19 ans / jeunes).

– Stage de piano, mandoline etd'accordéon, du 28 au 31 octobre àLarochette (catégorie d'âge: dix à 16ans pour le piano, pas de limited'âge pour la mandoline et l'accor-déon.

– Zesumme sangen a musi-zéieren, sech bewegen an danzen, du28 au 31 octobre à Hollenfels (caté-gorie d'âge: 10 à 15 ans / Instru-ments: flûte à bec, flûte traversière,saxophone, trompette, cornet, bu-gle, basson, hautbois, violon, alto,violoncelle, contrebasse, guitare)

– Stage d'orchestre d'harmonie,du 27 au 30 décembre à Cinqfontai-nes/Troisvierges (pas de limited'âge).

Renseignements et inscriptions:Ecole de Musique de l'UGDA, 2, rueSosthène Weis, L-2722 Luxem-bourg-Grund, tél. 22 05 58-1, Fax22 22 97, E-mail: [email protected]

❘❘ i www.ugda.lu❘

NOTIZBLOCKOSTEN

Echternach. – Säuglingsfür-sorge . Die nächste Sprechstundeder Säuglingsfürsorgestelle findetam kommenden Mittwoch, dem11. September, von 14 bis 16 Uhrstatt.

Junglinster. – Säuglingsfür-sorge. Die nächste Sprechstundeder Säuglingsfürsorgestelle findetmorgen Dienstag von 14.30 bis 15Uhr im alten Schulgebäude derPrimärschule in Junglinster statt.

Mit Tränen Geschichte leben,um Brücken des Friedens zu bauen...

Gedenktafel und Monument zu Ehren Luxemburger KZ-Häftlinge in Sachsenhausen-Oranienburg eingeweiht

Eine Gedenktafel zu Ehren aller Luxemburger Sachsenhausen-Häftlinge

Während der Gedenkfeier

Das Mahnmal für die 19 Erschossenen des 2. Februar1945 (Photos: Renée Schloesser)

R.S. – In Anwesenheit von Kul-turministerin Erna Hennicot-Schoepges, vom Luxemburger Bot-schafter in Berlin, Julien Alex, vonStaatssekretär Christoph Helm,Vetreter des Landes Brandenburg,vom Ministerialdirektor im Aus-wärtigen Amt der BundesrepublikDeutschland Wilfried Grolig, voneiner 40-köpfigen Gruppe Luxem-burger, ehemaliger Sachsenhau-sen-Häftlinge mit René Kerschen,Präsident der „Amicale des An-ciens de Sachsenhausen“, ihrer Fa-milienangehörigen und Freundesowie der Verantwortlichen der„Stiftung Brandenburgische Ge-denkstätten“ wurde am vergange-nen Samstag auf dem Gelände desehemaligen KonzentrationslagersSachsenhausen-Oranienburg beiBerlin eine Gedenktafel zu Ehrenaller ehemaligen LuxemburgerSachsenhausenhäftlinge einge-weiht. Im Rahmen der ganz beson-deren Feierstunde wurde auch einevon der Luxemburger KünstlerinMarie-Josée Kerschen geschaffeneSkulpturengruppe zum Gedenkenan 19 Anfang Februar 1945 von denSS erschossene Luxemburger Häft-linge, Soldaten der Freiwilligen-Kompanie, Gendarmen und Poli-zisten, enthüllt. Die musikalischeGestaltung der Feier hatte – mitu.a. dem „Lied der Moorsoldaten“,sowie dem „Chant des Ma-quisards“, und selbstverständlichder „Heemecht“ – ein Quintett desluxemburgischen Militärorchestersunter Leitung von Albert Genenübernommen, während jungeSchüler der Theatergruppe „Na-masté“ des Escher „Lycée HubertClement“ mit Alex Reuter mit gro-ßem Ernst eine ergreifende szeni-sche Lesung über das Opfer dieserLuxemburger Patrioten vortrugen.

,,Ils voulaient simplement resterdes hommes et des Luxembour-geois“: Mit diesen Worten begannder Präsident des InternationalenSachsenhausen-Komitees PierreGouffault, der seit Jahren auch am2. Februar an der von der ,,Amicaledes Anciens de Sachsenhausen“ zuEhren ihrer 19 Anfang Februar er-schossenen Kameraden in Luxem-burg organisierten Gedenkfeierteilnimmt, seine Ansprache. Undweiter sagte er: „Für uns Franzosenverkörperten die LuxemburgerMut, Patriotismus und Solidarität.Wir fühlten uns ihnen eng ver-bunden. Und im Namen der 18Nationalitäten, die hier in Sach-senhausen vertreten waren, ver-

neige ich mich vor den Kameradenaus Luxemburg, ihrem Kampf, ih-rem Opfer für ein besseres Ver-ständnis unter den Menschen undeinen dauerhaften Frieden.“

Auch René Kerschen, Präsidentder „Amicale des Anciens de Sach-senhausen“ erinnerte in seinerRede an die 204 000 Männer undFrauen, die in den Jahren vor undwährend des Zweiten Weltkriegsim KZ Sachsenhausen interniertwaren, und von denen 99 340 denTag der Befreiung nicht erlebten.Auch 129 Luxemburger wurdenjahrelang in diesem Lager schika-niert, und 33 von ihnen ließen hierihr Leben, darunter 19 Mitgliederaus Armee und Polizei. Ein blei-bendes Denkmal solle ihnen gesetztwerden, damit für alle Zeiten ihrerOpfer für Freiheit und Treue zuLand und Herrscher gedachtwerde.

Besonderer Dank gelte dem Di-rektor der „Stiftung Brandenbur-gische Gedenkstätten“, GüntherMorsch, für sein Einverständniszum Anbringen einer Gedenktafelund Errichten eines Mahnmals,Dank gelte aber auch allen, die zumEntstehen dieses Mahnmals undder würdigen Gestaltung dieserFeier beigetragen haben: der Lu-

xemburger Regierung, vertretendurch Kulturministerin Erna Hen-nicot-Schoepges, dem Luxembur-ger Botschafter in Berlin, S.E. Ju-lien Alex, den Musikern des Quin-tetts der luxemburger Militärmusikunter Leitung, den jungen Studen-ten der Schülertheatergruppe ,,Na-masté“, den Mitgliedern der „Ami-cale de Sachsenhausen“, ehemali-gen KZ-lern und ihren Familienan-gehörigen, Freunden und Be-kannten.

Gemeinsame Erinnerung seimanchmal die beste Friedensstif-tung. Das betonten in ihren An-sprachen der Vertreter der Landes-regierung Brandenburg, ChristophHelm, Staatssekretär im Ministe-rium für Wissenschaft, Forschungund Kultur sowie Wilfried Grolig,Ministerialdirektor im Auswärti-gen Amt der BundesrepublikDeutschland. Individuelles wie öf-fentliches Gedenken sei unver-zichtbar, und Sachsenhausen habeseinen besonderen Platz im natio-nalen Gedächtnis und der demo-kratischen Erinnerungstruktur derdeutschen Republik. Sachsenhau-sen und andere Gedenkstättenseien aber europäische Orte undwerden auch künftig überaus wich-tige historische Orte der Erinne-

rung der deutschen und europäi-schen Völker an die Verbrechen desNationalsozialismus sein. Deshalbwird die Bundesregierung auch fastzehn Millionen Euro in den kom-menden Jahren zum Unterhalt undAusbau der Gedenkstätte Sachsen-hausen zur Verfügung stellen. Essei wichtiger denn je, das Wissenüber die unglaubliche Brutalitätdes NS-Regimes wachzuhalten undmitzunehmen in dieses neue Jahr-hundert, damit es ein friedvolleresund menschlicheres Jahrhundertwerde. Und damit den jungen Men-schen, von denen viele heute ihreFreiheiten und Rechte für selbst-verständlich halten, klar werde,dass wir fast täglich wiederum diese Selbstverständlichkeitenkämpfen müssen, und dass sie unsnicht geschenkt werden. Den Ju-gendlichen müsse gesagt und ge-zeigt werden, dass sich Vergangen-heit und Gegenwart immer wiederbegegnen. Das in Sachsenhausenund anderen Orten des GrauensGeschehene vergessen, hieße nichtnur sich unverantwortlich gegen-über der Vergangenheit, sondernauch gegenüber der Zukunft zuverhalten, im Hinblick auf dieGefahren, die sich im Hier undHeute und im Morgen ergeben kön-nen.

Ergriffen und mit ergreifendenWorten auch wandte sich Kultur-ministerin Erna Hennicot-Schoep-ges an die Anwesenden, unter ihnenauch Söhne und Töchter der 19Ermordeten. Es sei – so die eigensfür diese Feier nach Sachsenhausengekommene Ministerin – unsereheilige Pflicht, nicht zu vergessen.Unsere Zeit habe auf vielfältige ArtGeschichte zu vermitteln. DochGeschichte dürfe nicht zu Fakten,Zahlen, Berichten in Büchern wer-den, Geschichte wolle auch nochgelebt werden. Unsere Zeit habe inmancher Hinsicht Schwierigkeitmit der Aufarbeitung ihrer Ge-schichte, denn je nachdem, von woaus man Geschichte betrachte, sehesie anders aus. Und auch Schuldzu-weisungen oder Verantwortlichkei-ten würden anders. Die gemein-same Geschichte der Menschheit,die gemeinsame Geschichte Euro-pas solle auf die Zukunft ausge-richtet sein und Brücken bauen.„Wir sind hier an dieser Stätte desGrauens, um Brücken des Friedenszu bauen. Ich denke, das geht nicht,wenn unsere Zeit keine Tränenmehr hat. Und wenn Geschichteeben nur zur Aufzählung von Zah-len wird,“ so die Rednerin. Ehe nun

die Gedenktafel und, nach einemgeschichtlichen Rückblick durchPierre Pixius, Sohn von JacquesPixius, einem der 19 Erschossenen,die Skulpturengruppe enthülltwurden, trug die Kulturministerinnoch eine Botschaft SKH des Groß-herzogs vor, aus der wir folgendenAuszug auswählen: „La plaquecommémorative inaugurée en ce

jour par Madame le ministre ErnaHennicot-Schoepges nous aideradans ce devoir de mémoire. Lesacrifice de ces 19 jeunes compatri-otes revêt pour moi une significa-tion toute particulière dans lamesure où, soldats, gendarmes etpoliciers, ils ont payé le prix dusang pour être restés fidèles jus-qu'au bout au serment qui les liait à

ma famille. Nous nous inclinons, laGrande-Duchesse et moi-même,devant leur mémoire.“

Wir werden zu einem späterenZeitpunkt ausführlich auf die Be-deutung dieser Gedenkfeier inSachsenhausen und die Einwei-hung dieser zwei Mahnmale ein-gehen.

Buchvorstellung

„Durst ist schlimmer als Heimweh“Der „Tambower“ Nic Scharff schildert seine schrecklichen Erlebnisse als Zwangsrekrutierter

Es begann mit der Verhaftung alsTeilnehmer des Studentenstreiks imAugust 1942, und endete im russi-schen Kriegsgefangenenlager inTambow. In „Der Tod war unserBegleiter“ hat Nic Scharff seinepersönlichen Erinnerungen an diezweifellos furchtbarste Zeit seinesLebens auf ergreifende Art undWeise festgehalten.

Schülerstreikin Echternach

Nicolas Scharff wurde am 27. Juli1924 in Vichten geboren. Als Ju-gendlicher besuchte er das Gymna-sium in Echternach, bis zu demZeitpunkt, als Gauleiter GustavSimon den obligatorischen Militär-dienst in der Wehrmacht für diemännlichen Jahrgänge 1920 bis1924 in Luxemburg verhängte. Daswar am 30. August 1942. Als Ant-wort auf die Zwangsrekrutierungvon Hunderten von jungen Männernversammelten sich bald daraufzahlreiche Luxemburger in denStraßen, um zu protestieren. Auchder junge Nic, der ja selbst betroffenwar, schloss sich den Demonstratio-nen an, indem er an einem Schüler-streik in Echternach teilnahm. Die-sem Widerstand wurde allerdingsein jähes Ende gesetzt: Mit einergroßen Anzahl Gleichgesinnterwurde auch Nic Scharff am 1. Sep-tember 1942 verhaftet.

Oft haarscharfam Tod vorbei

Von nun an nahm das Schicksaldes damals 18-Jährigen seinen un-barmherzigen Lauf: Vorführung inder Villa Pauly, Beteiligung am„Wehrertüchtigungslager“ auf BurgStahleck in Bacharach, Arbeits-dienst in Brahnau, dann eine kurzeEntlassung vor dem Einsatz im 440.Ersatzbataillon in Zittau. Schondrei Wochen nach seiner Ankunft inSachsen wird er weiterversetzt. BeiBrest-Litowsk wird die polnischeGrenze überquert, und der jungeLuxemburger befindet sich in demLand, das für ihn noch Jahre nachdem Krieg die Hölle bedeutete:Russland. Hier erlebt Nic in der„feldgrauen Kluft“ mehr als zweiJahre lang Tag für Tag den wahrenAlbtraum; oft schlittert er haar-scharf am Tod vorbei. „Menschen,die täglich mit dem Tod in Berüh-rung kommen, verlieren die Ehr-furcht vor ihm. (...) Ich habe keineAngst vor dem Tode. Ich kenne ihndafür zu genau. Furcht braucht mannur vor Dingen zu haben, die mannicht kennt“, so Nic in seinem Buch.

In „Der Tod war unser Begleiter“wird in einer anschaulichen, per-sönlichen und sehr ergreifendenBildersprache geschildert, wie einjunger Mensch hautnah den Kriegerlebt und Dinge sieht, die er, der

Leser weiß es selbst, nie vergessenwird. Bei den zahlreichen Anschlä-gen versucht er, die Angst im Na-cken, seine eigene Haut zu rettenund muss gleichzeitig immer wiedertatenlos zusehen, wie Kameradenauf grausamste Art und Weise vonKugeln durchlöchert oder von Gra-natsplittern zerfetzt werden. Mitleerem Magen und unzureichenderKleidung schlägt sich Nic durch denharten russischen Winter. NochJahre danach leidet der Luxembur-ger unter den Folgen von Frostbeu-len und Unterkühlungen. 1943steckt er sich mit Malaria an undverbringt mehrere Wochen in einemLazarett in Polen. Wieder auf denBeinen, beginnt für Nic erneut dergraue Alltag mit „Drill, Kadaverge-horsam, Dreck, Läusen, Blut, Fäul-nis und Verwesung“.

Unmögliche Bedingungenin Tambow

Am 20. Januar 1945 gerät er in dieFänge der Roten Armee und landetso im Waldlager 188 nahe Tambow,wo er auf weitere Luxemburger,aber auch auf Elsässer und Lothrin-ger stößt. Bei 40 Grad Hitze – wäh-rend der Sommermonate – leben dieGefangenen hier unter unmöglichenBedingungen und katastrophalenZuständen. Malariaanfälle schwä-chen den inzwischen 21-jährigen

Nic zusehends. Das Ende der Stra-pazen ist aber in greifbare Nähegerückt: Am 21. August kommt dievöllig überraschende Nachricht:„Ihr fahrt morgen nach Hause.“Freudentränen rollen Nic über dasGesicht, als er mit weiteren luxem-burgischen Kameraden am 24. Ok-tober die Grenze in Wasserbilligüberquert.

ErschreckendeRealitätsnähe

Nicolas Scharff ging einen Lei-densweg, den viele gingen, über denallerdings – verständlicherweise –nur wenige reden. „Der Tod warunser Begleiter“ klärt auf über dieoft unbekannten Schicksale luxem-burgischer Zwangsrekrutierter im2. Weltkrieg. Hier wird dem meistdurch trockene Schulbuchfaktenangeeigneten Wissen erschreckendeRealitätsnähe verliehen. „Der Kriegist die entsetzlichste Plage, die jeüber die Menschheit kam“, sagt NicScharff. Und so mag jeder Leser ausdiesem Buch schlussfolgern. Für al-le, die wissen wollen, wie es wirk-lich war, ist dieses Buch Pflichtlek-türe. Erhältlich ist „Der Tod warunser Begleiter“ zum Preis von 28,5€ im Buchhandel (ISBN: 2-9599826-0-6), sowie im „GeneralPatton Memorial Museum“ inEttelbrück. criK