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Die Wirtschaftlichkeit der RFID-Technologie wird für viele Anwendungen häufig in Frage gestellt. In diesem Beitrag wird die Vorteilhaftigkeit der RFID-Technologie in der Anlagegüterverwaltung bei der AOK Sachsen untersucht und dargestellt. Eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnung zeigt, dass sich der Einsatz innerhalb von 6 Jahres amortisieren kann und eine interne Verzinsung von 8,5% erzielt wird. Hinweise zur Auswahl geeigneter RFID-Technologien sowie die Einbettung in die bestehende IT-Landschaft runden den Beitrag ab.
Citation preview
Effiziente Anlagegüterverwaltung durch RFID -
Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bei der AOK
Sachsen
Kai Hobusch und Michael Clasen
Dipl.-Wirtsch.inf. (FH) Kai Hobusch
Bereichsleiter Softwareentwicklung
Entwicklungsbereich 1 - Region Sachsen
kubus IT c/o AOK PLUS - Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen
Müllerstraße 41
09113 Chemnitz
Prof. Dr. Michael Clasen, Diplom-Kaufmann
eSimplexity
24860 Klappholz
Tel.: +49 177 355 62 69
Vorspann
Die Wirtschaftlichkeit der RFID-Technologie wird für viele Anwendungen häufig in
Frage gestellt. In diesem Beitrag wird die Vorteilhaftigkeit der RFID-Technologie in
der Anlagegüterverwaltung bei der AOK Sachsen untersucht und dargestellt. Eine
detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnung zeigt, dass sich der Einsatz innerhalb von
6 Jahres amortisieren kann und eine interne Verzinsung von 8,5% erzielt wird. Hin-
weise zur Auswahl geeigneter RFID-Technologien sowie die Einbettung in die be-
stehende IT-Landschaft runden den Beitrag ab.
Ausführliche Zusammenfassung:
Der Beitrag untersucht die Wirtschaftlichkeit der RFID-Technologie in der Anlagegü-
terverwaltung der AOK-Sachsen. Die Wirtschaftlichkeitsanalyse erfolgt auf Basis
detaillierter Zahlen.
Die Untersuchung zeigt, dass der Einsatz der RFID-Technologie in der Anlagegü-
terverwaltung der AOK-Sachsen wirtschaftlich durchführbar ist. Das Investitionsvor-
haben besitzt über die avisierte Laufzeit von 6 Jahren einen positiven Kapitalwert
von 28.000€. Dieser wird jedoch erst im sechsten und letzten Jahr der Planungspe-
riode erreicht.
Der interne Zinssatz der Investition beläuft sich auf 8,44 Prozent und bewegt sich
damit am unteren Ende der in Wirtschaftsunternehmen üblichen Spannweite von
Kalkulationszinssätzen.
Eine Sensitivitätsanalyse zeigt auf, dass der Personalkostenansatz und die RFID-
Transponderkosten den größten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Investition
haben. Bei weiter sinkenden Preisen für RFID-Komponenten und einer Abkehr von
den moderaten Gehaltssteigerungen der zurückliegenden Jahre im öffentlichen
Dienst, rechnet sich der Einsatz von RFID schon früher.
Stichworte
RFID, Anlagegüterverwaltung, Wirtschaftlichkeit, AOK, Krankenkasse, EPCglobal.
Stichworte (englisch)
RFID, asset accounting, cost effectiveness, AOK, health insurance, EPCglobal.
Titel (englisch)
Cost effective asset accounting via RFID -
A case study at the health insurance AOK Sachsen
Zusammenfassung (englisch)
RFID was predicted to revolutionize all kinds of business processes by automating
data collection and inventory processes. But a closer look often showed, that possi-
ble saving are small and the technology is still expensive. So many business cases
are not profitable and cost efficient RFID implementation are rare.
This study is demonstrating a cost effective use case of the RFID technology in the
asset accounting of the health insurance AOK Sachsen. The calculations are based
on detailed data.
The return on investment is less then 6 years and the capitalized value amounts to
28.000€. The interest loan lays with its 8,44 percent on the lower end of typical in-
vestments.
A sensitivity analysis shows that labour costs and the costs for the RFID tags are
having the main impact on the effectiveness. Expected lower technology costs and
higher wages will increase the cost effectiveness of RFID and reduce the Return on
Investment again.
4
1 Einleitung
Temperaturüberwachte Lieferketten, selbst steuernde Transportlogistik, Rückverfol-
gung von Lebensmitteln in Echtzeit, Kassiervorgänge ohne Wartezeiten, Plagiat-
schutz oder automatische Inventurprozesse auf Knopfdruck: Als Schlüssel zur Rea-
lisierung dieser unternehmerischen Wunschvorstellungen wird seit einigen Jahren
die RFID-Technologie gehandelt.
Radio Frequency Identification oder kurz RFID bezeichnet die Identifizierung belie-
biger Objekte mittels Funkwellen. Hierzu wird die Kennung eines Objektes auf ei-
nem elektronischen Datenträger, dem RFID-Transponder, gespeichert. Gegenüber
einem Strichcode weist die RFID-Technologie einige Vorteile auf. So ist beispiels-
weise kein Sichtkontakt zwischen Transponder und Lesegerät notwendig und es
können bis zu 200 Transponder pro Sekunde nahezu zeitgleich ausgelesen werden.
Spezielle Transponder können sogar mit integrierten Sensoren bestückt sein, die
beispielsweise Temperaturen überwachen und protokollieren. Diesen Vorteilen ste-
hen einige Nachteile gegenüber. So sind RFID-Transponder mit derzeit mindestens
8 Cent erheblich teurer als Strichcodes und je nach verwendeter Technologie und
Umwelt störanfälliger.
Obwohl schon seit dem zweiten Weltkrieg bekannt, hat die Verbreitung der RFID-
Technologie in den letzten Jahren, vor allem durch das Engagement einiger
Schwergewichte der Konsumgüterindustrie und den Bemühungen der Standardisie-
rungsorganisation EPCglobal, einen neuen Schub bekommen. Seit 2003 verpflichte-
te Wal-Mart seine Hauptlieferanten, Paletten und Kisten mit Electronic Product Code
(EPC) Labels zu versehen und dadurch die Lagerbestandsverfolgung auf Paletten-
level zu ermöglichen. Dem schloss sich das US-amerikanische Verteidigungsminis-
terium mit derselben Verpflichtung seiner Top 100 Lieferanten wenig später an. In
Deutschland folgte die METRO - Gruppe diesem Vorgehen mit der Verpflichtung
von Lieferanten zum Einsatz der RFID-Technologie zum 1. Januar 2005 (Myerson
2007, S. 69) und auch die REWE-Gruppe setzte wenig später ebenfalls auf RFID.
Gerechtfertigt wird die Integration der RFID-Technologie in die Lieferkette durch ei-
ne zunehmende Versandeffizienz und die abnehmenden Kosten für Verwaltung,
Lagerung und durch Produktverluste (Hunt et al. 2007,S. 40ff).
Die Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahmen wird jedoch häufig nur unterstellt und sel-
ten durch harte Zahlen belegt. Öffentliche zugängliche Studien, die den wirtschaftli-
chen Einsatz der RFID-Technologie belegen, gibt es nur wenige (z.B. Steinbeis
5
2008).
Allgemein wird von den Befürwortern der RFID-Technologie angeführt, dass durch
die Automatisierung der Lesevorgänge Personalkosten eingespart und durch die
gesteigerte Transparenz entlang der Lieferkette höhere Preise aufgrund gesicherter
Produktqualitäten erzielt werden können.
Im Bereich des hier vorgestellten Asset Management oder Asset Tracking (Zeyen
2006, S. 47ff), also dem Verwalten und Verfolgen von Anlagegütern, versprechen
vor allem reduzierte Personalkosten einen Return on Investment (ROI) (Aberdeen
Group 2005). Die zusätzliche Möglichkeit, Verwaltungsdaten mit einem Objekt zu
verbinden, wird in einer weiteren Studie zu den industriellen Anwendungsszenarien
des mobilen Asset Management als entscheidender Vorteil beschrieben (Lampe und
Strassner, 2007).
Weitgehend unklar ist allerdings, ob trotz der in den Fallstudien beschriebenen Vor-
teile im konkreten Anwendungsfall 'Asset Management' die RFID-Technologie die
Barcode-Technologie wirtschaftlich sinnvoll ersetzen kann (Gartner 2007).
Die Autoren untersuchen dies am Beispiel der Anlagengüterverwaltung der AOK
Sachsen empirisch.
Konkret wird überprüft, ob, wie und in welchem Umfang der Einsatz der RFID-
Technologie als Ersatztechnologie für Barcodes im Rahmen der Anlagegüterverwal-
tung einen Beitrag zur Senkung der Verwaltungskosten der AOK Sachsen leisten
kann.
6
2 Derzeitige Anlagegüterverwaltung in der AOK Sachsen
2.1 Überblick
Die AOK Sachsen ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und leistet als
Marktführer im Freistaat Sachsen für zwei Millionen Versicherte den Krankenversi-
cherungsschutz. In der AOK Sachsen arbeiten über 5.000 Beschäftigte an 102
Standorten. Die Anlagenbuchhaltung der AOK Sachsen umfasst zum 18.10.2007
92.291 inventarisierungspflichtige Anlagegüter. Da diese einen erheblichen Vermö-
genswert darstellen, unterliegt die Anlagenverwaltung stringenten gesetzlichen Re-
gelungen, welche die Grundsätze der ordnungsgemäßen Buchführung für die Ein-
richtungen der Sozialversicherung regeln (SVRV und SRVwV). Diese beinhalten
insbesondere die Verpflichtung zur Führung von Bestandsverzeichnissen für die
Grundstücke, Gebäude, technischen Anlagen und Gegenstände der beweglichen
Einrichtung, die im Eigentum des Versicherungsträgers sind (BGBl. I 1999, S.
1627).
Die Bestandsführung erfolgt in der AOK Sachsen für alle Gegenstände, deren An-
schaffungswert ohne Umsatzsteuer mindestens 100,01€ beträgt (AOK Sachsen
2005).
2.2 Geschäftsprozesse
Die Anlagenwirtschaft der AOK Sachsen ist im Wesentlichen durch drei operative
Prozesse gekennzeichnet.
Anlagen im Buchbestand pflegen
Für neue Anlagen wird geprüft, ob rechtlich eine Aktivierung oder Inventarisierung
erforderlich ist. Die inventarisierungspflichtige Anlage wird in den Buchbestand mit
betriebswirtschaftlichen Attributen eingepflegt. Dabei wird automatisch eine Inven-
tarnummer vergeben.
Die Inventarnummer wird auf ein Barcode-Etikett zur Etikettierung des Anlagege-
genstandes ausgedruckt. Über diesen Barcode kann der physische Gegenstand
später jederzeit dem Anlageobjekt im Buchbestand zugeordnet werden.
Das Etikett wird dem Einkäufer bzw. Nutzer der Anlage zur Etikettierung des Ge-
genstandes mit Begleitblatt übergeben. Dieser ergänzt die Serien- bzw. Geräte-
nummer des Gegenstandes und den endgültigen Standort und bestätigt die Etiket-
tierung. Die Anlagedaten werden durch den Anlagenbuchhalter entsprechend aktua-
lisiert.
7
Buchbestand pflegen
Hauptaufgabe ist die ordnungsgemäße Führung des Buchbestandes durch zeitnahe
Aktualisierung. Wird eine Anlage z.B. wegen Aussonderung oder Verkauf nicht wei-
terverwendet, erfolgt die Ausbuchung der Anlage im Anlagenbestand. Bei Standort-
veränderungen werden die Anlagedaten aktualisiert und gegebenenfalls eine Um-
buchung auf die neue Standortkostenstelle vorgenommen.
Inventarverantwortliche in den Struktureinheiten haben die Aufgabe, den örtlichen
Inventarbestand zu überwachen und alle Veränderungen, insbesondere auch bei
Umzügen, zu melden und bei Inventuren unterstützend zu wirken. Diese Meldungen
werden derzeit schriftlich in einem Formular erfasst.
Inventur
Gegenstand des Inventurprozesses ist der körperliche Nachweis über das Vorhan-
densein von nachweispflichtigen bzw. inventarisierungspflichtigen Gütern. Die In-
ventur wird als permanente Aufgabe durchgeführt und ist alle zwei Jahre für den
gesamten Anlagenbestand abzuschließen.
Anhand eines jährlichen Inventurplans wird vor Beginn der Inventur der Buchbe-
stand des Inventurbereichs ins Inventursystem übertragen (Soll-Bestand). Vor Ort
werden dann alle Gegenstände des Inventurbereiches im Inventursystem erfasst
(Ist-Bestand).
Anschließend erfolgt ein Soll-Ist-Bestandsabgleich. Inventurdifferenzen werden im
Inventursystem ausgewiesen. Soll-Defizite (fehlende Anlagen) und Ist-Überhänge
(nicht erfasste Anlagen) werden mit dem Inventurverantwortlichen der jeweiligen
Struktureinheit geklärt. Entsprechend der festgestellten Ursache wird anschließend
der Buchbestand aktualisiert.
2.3 IT-Unterstützung
Zur IT-Unterstützung bei der Prozessausführung werden 3 Softwareprodukte einge-
setzt.
Anlagenwirtschaftssystem
Das Anlagenwirtschaftssystem der AOK Sachsen basiert auf der SAP Standard-
Software R3 Rechnungswesen. Die R/3-Komponente Anlagenbuchhaltung (FI-AA)
dient innerhalb des R/3-Systems zur Verwaltung und Überwachung des Sachanla-
gevermögens.
8
Anlageninventursystem (AIS)
Speziell zur Unterstützung der permanenten Inventur des Anlagevermögens wird
das Anlageninventursystem der Fa. Freudenberg IT KG eingesetzt. Dieses System
besitzt direkte Datenschnittstellen zum Anlagenwirtschaftssystem SAP-R3 sowie
Laser-Terminals für das Erfassen der Inventurdaten mittels Barcode-Etiketten.
IT-Hardwaredatenbank
Speziell zur Verwaltung von Hardwarekomponenten wird eine Inventardatenbank
vorgehalten. Darin werden neben den allgemeinen Daten des Anlagegutes auch
technische Parameter der Hardware gespeichert. Bestandsveränderungen in der
Hardwaredatenbank werden in der Anlagenbuchhaltung mittels Reports manuell
nacherfasst.
9
2.4 Anlagenbestand und Bestandsbewegungen
Der Anlagendatenbestand wird hinsichtlich Bestandsvolumen und die damit verbun-
denen Bestandsbewegungen analysiert. Alle Anlagedaten wurden mit Stichtag
18.10.2007 aus dem Anlagenwirtschaftssystem exportiert.
Anlagen-Ist-Bestand
Der Anlagenbestand der AOK Sachsen beläuft sich per 18.10.2007 auf 92.921 in-
ventarisierungspflichtige Anlagegüter. Den Großteil der Anlagegüter stellen Büro-
möbel (64.586 Anlagen) und EDV-Anlagen (16.856 Anlagen) dar.
Neuzugänge von Anlagen (Beschaffungen) in den Jahren 2002 bis 2006
Der Mittelwert der zwischen 2002 und 2006 aktivierten Anlagen (Neuzugänge) be-
trägt 3.922 Anlagen. Da im Jahr 2002 eine umfassende Neuausstattung aller Ar-
beitsplätze mit IT-Technik stattgefunden hat, ist dieser Wert statistisch verzerrt. Der
Median der aktivierten Anlagen beläuft sich auf 2.167 Anlagen.
Standortveränderungen von Anlagen in den Jahren 2002 bis 2006
Der jährliche Mittelwert der zwischen 2002 und 2006 durchgeführten Standortände-
rungen von Anlagen beträgt ohne Berücksichtigung von Ein-/Auslagerungen, die
gesondert bewertet werden, 12.582 Änderungen pro Jahr. Diese Menge umfasst
auch Änderungen am Anlagenstamm, denen keine Standortänderungen zugrunde
liegen muss (z.B. Korrekturen von Schreibfehlern, Falschmeldungen o.ä.). Bei den
folgenden Wirtschaftlichkeitsberechnungen wird von 11.323 fehlerbereinigten Stand-
ortänderungen pro Jahr ausgegangen.
Ein- und Auslagerungen von Anlagen in den zentralen Möbellagern
Durch Vergleich der historisierten Datensätze bei Standortveränderungen wurde
festgestellt, ob die jeweilige Anlage in einem der drei Möbellager ein- oder ausgela-
gert wurde. Der jährliche Mittelwert der zwischen 2002 und 2006 durchgeführten
Ein- und Auslagerungen beträgt rund 2.176 Anlagen.
10
3 Konzeption der RFID-Unterstützung
3.1 Lösungsansätze
Als Zielstellung einer RFID-unterstützen Anlagegüterverwaltung werden folgende
Ziele formuliert:
Reduktion des Inventuraufwands
Ein hoher personeller Aufwand besteht in der Prozessumsetzung darin, die zu in-
ventarisierenden Anlagegüter an ihren Standorten einzeln zu erfassen. Die Verwen-
dung von RFID-Smartlabels und entsprechender Lesegeräte sind geeignet, den
manuellen Erhebungsaufwand deutlich zu reduzieren. Lesegeräte mit Anti-
Kollisionsmechanismen können alle mit Smart-Tags ausgestatteten Anlagen im Er-
fassungskreis gleichzeitig registrieren.
Bei Verwendung passiver RFID-Transponder nach den Standards von EPCglobal
(UHF Gen 2, vgl. Clasen 2006) sind Reichweiten zwischen 3 und 5 Metern zu erzie-
len (Sanghera 2007, S. 72, Myerson 2007, S. 208, BSI 2004, 39). Unter Berücksich-
tigung von Störeinflüssen sollte es daher möglich sein, alle Anlagen eines Arbeits-
platzes gleichzeitig zu registrieren. Vor allem die Erfassung nicht unmittelbar am
Arbeitsplatz befindlicher Anlagen wie Schränke, Drucker, Gemeinschaftseinrichtun-
gen wird erheblich beschleunigt.
Als Zusatznutzen können auf den Smartlabels neben der eindeutigen Identifikati-
onsnummer weitere veränderliche Daten (z.B. Standort, Kostenstelle oder bei IT-
Anlagen Wartungsinformationen) gespeichert werden.
Bessere Datenqualität durch Vermeidung von Redundanzen und Medienbrüchen
Ein weiterer Kritikpunkt der bestehenden Prozesse ist der hohe Anteil an redundan-
ter Datenhaltung und der damit verbundenen Medienbrüche. Diese entstehen z.B.
durch die manuelle Erfassung von Umlagerungen auf Papierlisten und der anschlie-
ßenden Übertragung in die IT-Systeme.
Durch Einführung einer Integrationskomponente könnten dezentrale Erfassungsvor-
gänge ohne Medienbruch (z.B. mittels einer browserbasierten Anwendung im Intra-
net) durchgeführt und die Daten auf elektronischem Weg in die Anlagenbuchhaltung
überführt werden. Die Integrationskomponente könnte ebenso die Datenbereitstel-
lung für ergänzende Systeme (z.B. Hardwareinventory) übernehmen.
Durch Integration wird die Prozesslaufzeit durch Wegfall von Transportzeiten der
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Meldungen reduziert. Damit wird gleichzeitig die Prozesssicherheit (z.B. Meldungen
gehen nicht verloren) und somit die Datenkonsistenz verbessert.
Durch die RFID-Unterstützung kann eine manuelle Datenerfassung bei Standortver-
änderungen teilweise vollständig entfallen. Über stationäre Lesetore wird die Verla-
gerung von Anlagen automatisch registriert und über die Integrationskomponente
dem Anlagenbuchhaltungssystem gemeldet. Standorte, mit einem hohen Durchsatz
von Anlagen, wie z.B. Möbellager, werden mit entsprechenden stationären Leseein-
richtungen ausgestattet. Einlagerungen werden am Lagereingang registriert und
unmittelbar an das Anlagenbuchhaltungssystem gemeldet. Bei Lagerausgängen
können Massenvorgänge wie die durchgängige Beladung von Transportfahrzeugen
bei Aussonderungsaktionen oder Bestückungen neuer Standorte automatisch re-
gistriert werden.
3.2 Einsparpotenziale
Zur Analyse der Einsparpotentiale werden die Handlungskonsequenzen des Investi-
tionsvorhabens „RFID-unterstützte Anlagenbuchhaltung“ prognostiziert (Kruschwitz
2005, S. 68). Dazu werden die Wirkungen der einzelnen Komponenten analysiert
und konkrete Einsparpotenziale aufgezeigt.
Einsparungen der RFID-unterstützten Inventarisierung
Der Inventurprozess ist durch einen hohen manuellen Aufwand belegt. Unabhängig
von Vor- und Nachbereitung der Inventur und Anfahrt zum Inventurbereich müssen
für jede vorhandene Anlage bei der Erhebung mittels Barcode-Laserterminal folgen-
de Arbeitsschritte durchgeführt werden:
� Aufsuchen der Anlage
Die maximale Reichweite des Barcodescanners beträgt dabei nach An-
gaben des Herstellers zwischen 3 und 70 cm, so dass jede Anlage ein-
zeln aufgesucht werden muss.
� Identifizieren der Klebestelle des Barcodes auf der Anlage (z.B. auf Sei-
tenwand, Unterseite etc.)
� Scannen des Barcodes und Verbuchen des Datensatzes, wobei eine
Sichtverbindung zwischen Scanner und Barcode-Label notwendig ist.
Bei einem Gesamtbestand von 92.291 inventarisierungspflichtigen Anlagen beträgt
12
der kalkulatorische Aufwand für eine Gesamtbestandsinventur bei einer durch-
schnittlichen Erhebungsdauer von 40 Sekunden je Anlage ohne Vor- und Nachbe-
reitung und Wegezeiten insgesamt 1.025,50 Stunden. Die Zahlen basieren auf einer
Personalbedarfsmessung aus dem Jahre 2005 und einer Vergleichsmessung aus
dem Jahre 2008. Durch Einführung einer RFID-Unterstützung reduziert sich der Er-
fassungsaufwand von 40 Sekunden auf 1 Sekunde je Anlage (Tiu und Bahk 2006,
S. 22).
Dies entspricht einer Reduzierung des Gesamtaufwands um 1.000 Stunden auf ca.
26 Stunden. Da eine Inventarisierung nur aller zwei Jahre erforderlich ist, entspricht
dies einer Reduzierung um 500 Stunden pro Jahr.
Einsparungen des RFID-unterstützten Tracking bei Standortveränderungen (La-
gerein-/-ausgang)
Der Mittelwert der jährlichen Ein- und Auslagerungen beträgt rund 2.176 Anlagen.
Da die Meldungen über Ein- und Auslagerungen generell manuell vorgenommen
werden und anschließend die Verbuchung ebenfalls manuell erfolgt, wird der dafür
benötigte Zeitaufwand mit 4 Minuten je Anlage veranschlagt.
Mit RFID-Unterstützung entfällt der manuelle Aufwand bei Ein- und Auslagerungen
nahezu vollständig, da die Änderungen über die Lesegeräte registriert und über die
RFID-Middleware in der Anlagenbuchhaltung verbucht werden. Dies entspricht einer
Reduzierung des Gesamtaufwands um 145 Stunden.
Einsparungen durch Wegfall der redundanten Erfassung von Standortänderungen
und Wareneingängen
Die Erfassung der Anlagedaten erfolgt primär manuell am Eingangsort oder Stand-
ort der Anlage auf verschiedenen Medien (Papierformular, Datenbank) und später
werden diese Informationen erneut manuell im Anlagenbuchhaltungssystem erfasst.
Der Zeitmehrbedarf für die redundante Erfassung wird mit mindestens 2 Minuten
veranschlagt.
Der kalkulatorische Mehraufwand für die redundante Erfassung beläuft sich bei
11.323 fehlerbereinigten Standortänderungen pro Jahr somit auf rund 377 Stunden.
Der kalkulatorische Mehraufwand für die Doppelerfassung bei Wareneingängen be-
läuft sich bei 2.167 Anlagen pro Jahr auf 72 Stunden. Durch Bereitstellung einer in-
tegrierten Endbenutzeranwendung entfällt dieser Aufwand für Doppelerfassungen
vollständig.
13
Einsparungen durch geringere Inventurdifferenzen
Differenzen zwischen tatsächlichem und buchhalterisch erfasstem Anlagevermögen
müssen im Rahmen des Inventurprozesses durch eine einzelfallbezogene Klärung
mit dem Inventurverantwortlichen ausgeglichen werden.
Der Anlagenbestand beinhaltet zum Stichtag 18.10.2007 insgesamt 5.810 zu klä-
rende Anlagen mit einem entsprechenden Klärvermerk. Der Aufwand zur einzelfall-
bezogenen Klärung wird mit 15 Minuten je Fall veranschlagt.
Werden 50 % der Klärfälle durch die Steigerung der Prozesseffizienz der neuen Lö-
sung vermieden, reduziert sich der Gesamtaufwand um 726 Stunden im Jahr.
3.3 Auswahl der geeigneten RFID-Technologie
Die folgende Übersicht enthält eine Gegenüberstellung relevanter Eigenschaften
unterschiedlicher RFID-Technologien (o.V. 2007, Lampe et al. 2007, Ephan 2006,
S. 25ff., Mähnz 2007, Weinländer 2006, VDEB 2006).
Aufgrund der höheren Reichweite, der hohen Übertragungsgeschwindigkeit, der
Möglichkeit zur Pulkerfassung und der geringen Preise, sind UHF-Transponder
nach den Standards von EPCglobal für das vorliegende Anwendungsszenario am
besten geeignet (Clasen 2007, S. 43ff.).
Problematisch ist jedoch die mögliche Beeinflussung durch Absorption (z.B. Perso-
nen im Erfassungsbereich) bzw. Reflexion durch andere Objekte. Bei der Verwen-
dung von Tags auf metallischen Oberflächen müssen Maßnahmen getroffen wer-
den, um die Erkennungsrate zu erhöhen (z.B. Verwendung spezifischer „on-metal“-
Tags oder isolierender Pads (ECCOPAD 2007).
14
Reichweite < 1,5 m ~ 3 m
Kein Einfluss
Größe
Lesbarkeit
Anforderungs-
kriterium
Optimale Erfüllung
Anforderung
Remote-Coupling-
System (z.B. HF 13,56
MHz), induktive
Kopplung
Long-Range-Systeme
(z.B. UHF 868 MHz),
Backscatter
Mindestens 1,5 m, je
weiter desto besser
Ausrichtung des
Objektes
Geringer Einfluss, keine
Line-Of-Sight zwischen
Tag und Reader
notwendig
Geringer Einfluss, keine
Line-Of-Sight zwischen
Tag und Reader
notwendig
Gleichzeitige
Erfassung von
Objekten
Mindestens 5, je
mehr desto besser
Anti-Kollision, 10-30
Transponder gleichzeitig,
mittlere Lese-
geschwindigkeit
Anti-Kollision, 100 bis
500 Transponder
gleichzeitig, hohe
Lesegeschwindigkeit
Den derzeit
verwendeten
Barcodeetiketten
entsprechend
Als Smartlabel in
verschiedenen
vergleichbaren Größen
verfügbar
Als Smartlabel in
verschiedenen
vergleichbaren Größen
verfügbar
Einfluss von
Umgebungs-
materialien
Geringe Störwirkung
von metallischen
Oberflächen
Hoher Störeinfluss von
Metalloberflächen auf
Tags bei induktiver
Kopplung
Nur bedingt auf Metall
geeignet, wegen
Reflektionswirkung
Beständigkeit
gegen
Umwelteinflüsse
Lichtbeständigkeit,
Robustheit gegen
gelegentliche
mechanische
Einwirkungen,
Robustheit gegen
gelegentliche, geringe
bis mittlere
Feuchtigkeits-
einwirkung
Als Smartlabel entspricht
dies weitestgehend den
derzeit verwendeten
Barcodes, teilweise auch
darüber hinaus (z.B.
Feuchtigkeit hat keinen
Einfluss auf
Informationsgehalt des
Tags).
Als Smartlabel entspricht
dies weitestgehend den
derzeit verwendeten
Barcodes, teilweise auch
darüber hinaus (z.B.
Feuchtigkeit hat keinen
Einfluss auf
Informationsgehalt des
Tags).
Beschreibbarkeit Einmalige
Initialisierung
Tags in vielen Varianten
einmal oder wieder
beschreibbar
Tags in vielen Varianten
einmal oder wieder
beschreibbar
Bedruck- oder
beklebbar
Als Smartlabel
bedruckbar
Als Smartlabel
bedruckbar
Einfluss von
Maschinen und
Objekten
Verwendbarkeit in
typischer
Büroumgebung
Keine Störungen durch
Reflexionen. Hoher
Störeinfluss von
metallischen
Umgebungsmaterialien
Störungen durch
Reflexionen anderer
Objekte möglich (z.B.
Dämpfungen,
Auslöschungen,
Verstärkungen)
Einfluss und
Beeinflussung
von Personen
Verwendbarkeit in
typischer
Büroumgebung
Nur geringe
Absorptionswirkung beim
Durchdringen von
organischen oder
wasserhaltigen Material
Starke
Absorptionswirkung beim
Durchdringen von
organischen oder
wasserhaltigen Material
Tab. 1 Gegenüberstellung der Eigenschaften verschiedener RFID-Technologien
15
3.4 Technische Lösungsarchitektur einer RFID-unterstützten Anlagen-buchhaltung
Zur Hebung der Nutzenpotenziale einer RFID-gestützten Anlagenbuchhaltung sind
folgende Anforderungen im Rahmen einer technischen Lösungsarchitektur zu reali-
sieren:
� Bereitstellung eines unternehmensweiten Service zur plattformunabhän-
gigen Bearbeitung von Prozessen der Anlagegüterverwaltung (Asset-
management Enterprise Service) ,
� integrierte Schnittstelle zum Datenaustausch mit der Anlagenbuchhal-
tung des SAP Finanzwesen-Moduls über das Business Application Pro-
gramming Interface (BAPI, SAP 2007),
� Integrationsplattform mit der Möglichkeit, Prozessabläufe zu hinterlegen
und zu steuern,
� Einbindung einer RFID-Infrastruktur einschließlich Middleware mit Nut-
zung von stationären und mobilen RFID-Lesegeräten, um Anlagenände-
rungen zu identifizieren und zu übermitteln,
� integrierte Schnittstelle zum Datenaustausch mit Drittsystemen (z.B. ei-
nes Configuration Management System CMS),
� Anwendungslogik und Benutzungsoberfläche für die manuelle Abwick-
lung von einfachen Anlagenverwaltungsprozessen außerhalb der ERP
Anlagenbuchhaltung im SAP.
Mittels eines Komponentendiagramms lassen sich die erforderlichen Komponenten
der Lösungsarchitektur schematisch darstellen (siehe Abb. 1).
16
Abb. 1 Lösungsarchitektur einer RFID-gestützten Anlagenbuchhaltung
Für die weitere Bewertung wurde davon ausgegangen, dass die Lösungsarchitektur
auf Basis der SAP Netweaver-Plattform (Karch et al. 2004, S. 283ff.) implementiert
wird. Als Alternative zur SAP Netweaver-Plattform sind auch andere Plattformen
denkbar (z.B. eine IBM Websphere-basierte Lösung). Alternative Lösungen wurden
nicht betrachtet, weil die SAP-Netweaver-Plattform bereits im AOK Softwareportfolio
vorhanden ist und dadurch keine zusätzlichen Softwarekosten entstehen. Darüber
hinaus besteht eine tiefe Integrationsmöglichkeit zwischen SAP-Systemen z.B.
durch vorgefertigte BAPI-Adapter im Adapter Framework der Process Integration
Engine und es werden die gängigen offenen Standards zur Integration von Nicht-
17
SAP-Systemen unterstützt.
3.4.1 Bestimmung der technischen Maßnahmen für die Anlagengüterinven-
tarisierung und -verfolgung
Für die Anlagengüterinventarisierung sind folgende Maßnahmen zu realisieren:
� Beschaffung einer geeigneten RFID-Middleware (VDEB 2006, S. 37ff.),
einschließlich der betriebsnotwendigen Hardware, inkl. Testumgebung.
� Beschaffung der RFID-Tags für die Kennzeichnung der Anlagen. Für die
Verwendung auf metallischen Oberflächen sind zusätzlich isolierende
Pads erforderlich.
� Beschaffung der RFID-Drucker zur Initialisierung und Beschriftung der
RFID-Tags bei der Erstausgabe.
� Beschaffung der Lesegeräte für die mobile Erfassung der Tags im Rah-
men der Inventur.
� Entwicklung, Test und Implementierung der Softwarekomponenten.
Für das automatisierte Tracking von Anlagen bei Lagerbestandsbewegungen sind
folgende Maßnahmen notwendig:
� Beschaffung der stationären Lesegeräte und Antennen (Gates)
� Einbau von Lesetoren (Gates) an den ausgewählten Standorten mit ho-
hem Anlagendurchsatz (z.B. Lagerein- bzw. -ausgang)
� Integration der Gates in die Kommunikationsinfrastruktur (Thiesse und
Gross 2006, S. 181).
Die Komponenten für den Betrieb der Prozessintegrationsplattform und den Betrieb
des Applikationsserver stehen im Rahmen der allgemeinen Rechenzentrums-
Infrastruktur der AOK Sachsen bereits zur Verfügung. Dies gilt ebenso für die be-
triebsnotwendige Basissoftware und Kommunikationsinfrastruktur (z.B. Betriebssys-
teme, Datenbankmanagementsysteme, Netzwerkkomponenten).
18
4 Quantitative Wirtschaftlichkeitsanalyse
4.1 Erörterung der Vorgehensweise
Die Bewertung der quantitativen Wirtschaftlichkeit erfolgt mit der Kapitalwertmetho-
de. Diese dynamische Methode der Investitionsrechnung weist gegenüber den stati-
schen Modellen eine höhere Realitätsnähe auf, da der zeitliche Verlauf der Ein-
bzw. Auszahlungen in die Berechnung einbezogen wird (Götze 2006, S. 80). Da-
durch finden im zeitlichen Verlauf steigende oder sinkende Gewinne eine angemes-
sene Berücksichtigung (Kruschwitz, 2005, S. 42).
Zur Feststellung des Kapitalwerts werden die Investitionsausgaben, der Rückfluss
der Investition und der Liquidationserlös betrachtet. Weiterhin sind die Nutzungs-
dauer und der anzusetzende Kalkulationszinssatz zu bestimmen (Götze 2006, S.
83).
Der durch Abzinsung der Ein- und Auszahlungen mit dem Kalkulationszinssatz er-
mittelte Barwert der Nettozahlungen (Kapitalwert) dieser Investition repräsentiert die
erwartete Erhöhung oder Verminderung des Geldvermögens bezogen auf den Be-
ginn der Planungsperiode (Blohm et al., 2006, S. 51). Der Kapitalwert repräsentiert
somit den Gegenwartswert des gesamten Investitionsvorhabens (Altrogge, 1996, S.
353).
4.2 Bestimmung der Investitionsausgaben
Investitionsausgaben sind alle Ausgaben für Beschaffung oder Herstellung des zum
Investitionsprojekts gehörenden Anlage- und Umlaufvermögens.
Es werden folgende Ausgabenkategorien angesetzt (Blohm et al., 2006, S. 126ff.):
� Projektaufwand
� Kosten für Hardware/Software
� Installationskosten
� Einführungskosten.
Für die Ermittlung des internen Projektaufwands wurden die Personalkostensätze
der AOK Sachsen gemäß BAT/AOK-O, sowie eine Sachkostenpauschale verwen-
det. Für die externen Projektkosten werden die Tageskostensätze eines im AOK
Umfeld tätigen Systemhauses angesetzt. Die Gesamtinvestitionskosten belaufen
laut der Kostenaufstellung in Tabelle 2 auf ca. 208.148 €.
19
Investitionsausgabenposition Menge
Interne Projektkosten
Durchführung einer Marktanalyse 5 280,32 € 1.401,60 €
Durchführung des Ausschreibungsverfahren 10 280,32 € 2.803,20 €
Zeitbedarf für Wissensaufbau 3 280,32 € 840,96 €
Erstellung des Feinkonzepts 20 280,32 € 5.606,40 €
Durchführung von Implementierung und Test 50 280,32 € 14.016,00 €
Projektmanagement 25 336,96 € 8.424,00 €
10 280,32 € 2.803,20 €
externe Projektkosten
25 1.080,00 € 27.000,00 €
25 960,00 € 24.000,00 €Hardware/Softwarekosten
1 Stück 1.000,00 € 1.000,00 €
Produktionsumgebung für RFID-Middleware (Server) 1 Stück 5.000,00 € 5.000,00 €
mobile Lesegeräte, inkl. betriebsnotwendiger Software 5 Stück 3.000,00 € 15.000,00 €
3 Stück 3.250,00 € 9.750,00 €
Erstausstattung UHF-RFID-Smartlabels (Non-Metal) 75.000 Stück 0,43 € 32.250,00 €
Erstausstattung UHF-RFID-Smartlabels (Metall) z.B. Ecco-Pad 20.000 Stück 1,50 € 30.000,00 €RFID-Drucker, inkl. betriebsnotwendiger Software 2 Stück 6.200,00 € 12.400,00 €
RFID-Middleware (z.B. WebSphere RFID Premises Server) 1 Lizenz 4.740,00 € 4.740,00 €
Installationskosten (bauseitig/infrastrukturell)
Bauliche Veränderungen 3 Bautage 1.000,00 € 3.000,00 €
3 Bautage 1.000,00 € 3.000,00 €
Einführungskosten
2 280,32 € 560,64 €
100 45,52 € 4.552,00 €
Gesamtkosten 208.148,00 €
Mengen-einheit
Einheits-kosten
Gesamt-kosten
Personentage in VG9
Personentage in VG9
Personentage in VG9
Personentage in VG9
Personentage in VG9
Personentage in VG11
Organisatorische Einführungsarbeiten, wie Erstellen von Arbeitsanleitungen, Schulungsvorbereitungen
Personentage in VG9
Kosten externer Beratung - das gesamte Projekt sollte durch ein RFID-erfahrenen Systemanbieter begleitet werden. Als Kostensatz wird der Beratungskostensatz des AOK Systemhauses für einen Senior-Integrationsberater/Projektmanager in Leistungsstufe 5 (L5) zugrunde gelegt.
Personentage in L5
Kosten für Anpassung von Software/Schnittstellen. Als Kostensatz wird der Beratungskostensatz des AOK Systemhauses für einen Seniorberater/Entwickler der Leistungsstufe 4 (L4) zugrunde gelegt.
Personentage in L4
Entwicklungs- und Testumgebung für RFID-Middleware (Workstation)
stationäre Lesegeräte + Antennen, inkl. betriebsnotwendiger Software
Verlegen von Datenkabeln, Einbindung in Kommunikationsinfrastruktur
Schulungskosten, je Anwender wird ein Schulungstag veranschlagt, wobei 10 Teilnehmer an einer Schulung teilnehmen. Als Tagessatz wird der Referentenkostensatz herangezogen
Personentage in VG9
Einarbeitungs- und Umstellungskosten,erhöhter Aufwand in der Umstellungsphase, wenn die Anlagen umgelabelt werden müssen und Eingewöhnung erforderlich ist. Bei neuen Abläufen wird der Anwender nicht sofort alle Funktionen in der gewünschten Routine nutzen können. Dies führt in einer Übergangszeit zu verminderter (quantitativer) Arbeitsleistung.
Einarbeitungs-tage (¼ des
Sachbearbeiter-kostensatz in
VG6)
Tab. 2 Aufstellung der Investitionskosten
20
4.3 Bestimmung der Einsparungen und laufenden Kosten
Die Einsparungen werden über einen Zeitraum von 6 Haushaltsjahren bestimmt.
Dies entspricht der Nutzungsdauer der derzeitigen Barcode-Lösung, die seit 2001
unverändert im Einsatz ist. Dieser Zeitraum liegt auch nah an der Grenze der wirt-
schaftlichen, betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer der Anlagen (Hofmeister, 2000,
S. 42, Lücke, 1991, S. 294, BMF 2008).
Die Zusammensetzung der Einsparungen und laufenden Kosten zum Beginn der
Planungsperiode ist in der Tabelle 3 dargestellt. Eine Berücksichtigung von Ertrags-
steuern (Götze 2006, S. 131ff.) und Abschreibungen findet nicht statt, da die AOK
keine Ertragssteuern (z.B. Körperschaftssteuer) entrichtet (BGBl. I, 2002, S. 4144).
Pos. Menge Einheit1 laufende Ausstattung UHF-RFID-Smartlabels 1400 Stück 0,43 € -602,00 €
2 800 Stück 1,50 € -1.200,00 €3 Entfallende Ausstattung mit Inventarbarcodelabels 2200 Stück 0,10 € 220,00 €
4 72 28,08 € 2.021,76 €
5 377 28,08 € 10.586,16 €
6 145 28,08 € 4.071,60 €
7 726 28,08 € 20.386,08 €
8 500 28,08 € 14.040,00 €
9 1 1.418,83 € 1.418,83 €
10 10 70.950,00 € -7.095,00 €Gesamtrückfluss 43.847,43 €
Einsparungen / laufende Kosten (negatives Vorzeichen)
Einheits-kosten
Gesamt-zahlungen
laufende Ausstattung Isolier-Pads für Metalloberflächen
Laufende Personal/Sachkostenersparnis aus Systembenutzung bei Erfassung neuer Anlagen
Stunden-/ Sachkostensatz VG6
Laufende Personal/Sachkostenersparnis aus Systembenutzung bei Erfassung Standortveränderungen ohne Lager abzgl. 10 Prozent Fehlerkorrekturen
Stunden-/ Sachkostensatz VG6
Laufende Personal/Sachkostenersparnis aus Systembenutzung bei Ein-/Auslagerungen
Stunden-/ Sachkostensatz VG6
Laufende Personal/Sachkostenersparnis aus Systembenutzung durch 50 % weniger Klärfälle
Stunden-/ Sachkostensatz VG6
Laufende Personal/Sachkostenersparnis aus Systembenutzung durch effizientere Inventurdurchführung im Vergleich zum Altsystem (Halber Ansatz, da Inventur 2 jährlich)
Stunden-/ Sachkostensatz VG6
Laufende Einsparungen aus Wartung/Pflege der Hardware/Software (Altsystem)
Wartungs-vertragskosten
Laufende Kosten aus Wartung/Pflege der Hardware/Software (Neusystem)
Prozent der externen Entwicklungs-, Hardware- und Softwarekosten
Tab. 3 Zusammensetzung der Rückflüsse
Den Einsparungen gegenübergestellt werden Kosten der RFID-gestützen Lösung
für die laufende Transponderbeschaffung und der Wartung der RFID-Infrastruktur.
Bei der Ermittlung der Personalaufwendungen wurde der „Nutzen-Inkasso“ (KBSt
2007, S. 43ff.) gebildet, in dem die laufenden Personalkosten aus dem Betrieb des
neuen Verfahrens und die laufenden Personalkosten aus dem Betrieb des Alt-
Verfahren saldiert werden.
Für eine möglichst realitätsnahe Bestimmung der Einsparungen werden die im Zeit-
21
verlauf zu erwartenden Preisveränderungen über dynamische Faktoren einkalku-
liert. Auf eine besondere Berücksichtigung der Preisveränderungen bei der Festset-
zung des Kalkulationszinssatzes, wie von Däumler vorgeschlagen, wurde daher
verzichtet (Däumler 1996, S. 140ff.).
Jährliche Kostensteigerungen bei den Personalkosten werden mit 1,48 Prozent ent-
sprechend der durchschnittlichen Gehaltsentwicklung im öffentlichen Dienst zwi-
schen 2002 und 2007 einkalkuliert (BMI 2006). Zur Vereinfachung der Rechnung
wird dieser Dynamisierungsfaktor auch für die Sachkostenpauschale angewendet.
Bei den Materialaufwendungen für die laufende Beschaffung von RFID-Tags wird
eine jährliche Kostensenkung von 10 Prozent berücksichtigt (Tiu und Bahk 2006, S.
30).
Die Wartung der Hard- und Software werden eingangs mit 10% der externen Ent-
wicklungs-, Hard- und Softwarekosten angesetzt. Um dem zu erwartenden
Gebrauchs- bzw. Zeitverschleiß der Investitionsobjekte (Lücke 1991, S. 401) sowie
im Zeitverlauf notwendigen Verfahrensoptimierungen Rechnung zu tragen, wird ein
zusätzlicher Dynamisierungsfaktor für die Wartungskosten von 5 % p.a. angesetzt.
Zur Vereinfachung der Rechnung werden alle sonstigen Sachkosten im Rahmen der
Sachkostenpauschale subsumiert und anschließend auf die Personalkosten umge-
legt.
Im Zeitpunkt t = 0 ergibt sich ein Gesamtrückfluss (Nettozahlung) von 43.847,43 €.
Unter Berücksichtigung der dynamischen Kostenentwicklung ergibt sich über die
Planungsperiode t = [0...6] folgende Gesamtbetrachtung:
t Rückfluss0 43.847,43 €1 44.429,24 €2 44.986,49 €3 45.520,26 €4 46.031,40 €5 46.520,57 €6 46.988,24 €
Tab. 4 Entwicklung der Rückflüsse in der Planungsperiode t = [0...6]50
4.4 Ermittlung des Liquidationserlös
Für die Ermittlung des Liquidationserlöses sind die Einnahmen aus Veräußerung
22
des zum Investitionsprojekt gehörenden Anlage- und Umlaufvermögens am Ende
des Planungszeitraums zu schätzen (Blohm et al. 2006, S. 49).
Ein Liquidationserlöses kommt für die verwendeten Hardwarekomponenten in Be-
tracht. Deren Investitionsausgaben belaufen sich auf 43.150 €.
Entsprechend einer Untersuchung zum Wertverlauf von Hardware kann festgestellt
werden, dass Hardware über einen Zeitverlauf von 80 Monaten einen Großteil des
ursprünglichen Wertes verliert (BFL 2007).
Der Restwert (= abzuzinsender Liquidationserlös) der Hardwarekomponenten be-
läuft sich demnach auf höchstens 10 % des ursprünglichen Ausgangswert.
Für die Betrachtung des Investitionsvorhabens ist der Liquidationserlös aufgrund
des niedrigen Wertansatzes keine entscheidungsbeeinflussende Größe. Er wird da-
her im weiteren Verlauf nicht berücksichtigt.
4.5 Festsetzung des Kalkulationszinssatz
Der Kalkulationszinssatz ist der Zinssatz mit dem die Zahlungsströme unterschiedli-
cher Perioden auf den Bezugszeitpunkt diskontiert werden (Lücke 1991). Er reprä-
sentiert die subjektive Mindestverzinsungsanforderung des Investors an sein Investi-
tionsobjekt (Däumler und Grabe 2007, S. 34-36).
Die Kapitalwertmethode unterstellt einen einheitlichen Kalkulationszinssatz (Soll-
zinssatz = Habenzinssatz), z.B. durch Verwendung des Kapitalmarktzins für lang-
fristiges Fremdkapital (Anleihezinssatz, Blohm et al. 2006, S. 130f.).
Für Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen in der AOK Sachsen ist als Kalkulationszins-
satz der Durchschnittszinssatz der Umlaufrendite festverzinslicher Wertpapiere in-
ländischer Emittenten der 5 letzten Bankarbeitstage des abgelaufenen Kalenderjah-
res laut Veröffentlichung der Deutschen Bundesbank anzuwenden (AOK Sachsen
2007). Der Kalkulationszinssatz beträgt danach 4,40 Prozent (Deutsche Bundes-
bank 2008).
Da die AOK Investitionsvorhaben regelmäßig eigenfinanziert, ist gegen die Orientie-
rung des Kalkulationszinssatzes am Durchschnittszinssatz der Umlaufrendite fest-
verzinslicher Wertpapiere inländischer Emittenten formal nichts einzuwenden. Zu-
mal sich der daraus ergebende Kalkulationszinssatz auch an den Vorgaben für die
Bundesverwaltung orientiert (Kegel 2008). Es ist allerdings kritisch anzumerken,
dass dieser Zinssatz deutlich unter den in der Wirtschaftspraxis angewendeten
23
Zinssätzen mit einer Bandbreite von 7 bis 12 Prozent liegt (Däumler und Grabe
2007, S. 37).
4.6 Berechnung des Kapitalwerts
Der Kapitalwert der Investition errechnet sich nun wie in Tabelle 6 ersichtlich.
t
0 -208.148,00 € -208.148,00 € -208.148,00 €1 44.429,24 € 42.556,75 € -165.591,25 €2 44.986,49 € 41.274,43 € -124.316,82 €3 45.520,26 € 40.003,98 € -84.312,84 €4 46.031,40 € 38.748,26 € -45.564,58 €5 46.520,57 € 37.509,61 € -8.054,96 €6 46.988,24 € 36.289,93 € 28.234,97 €
Kapitalwert 28.234,97 €
Einsparung / Investition in
Periode tabgezinste
Einsparungenkumulierte
Einsparungen
Tab. 6 Berechnung des Kapitalwertes durch Kumulation der Barwerte über den Zeitraum t = [0...6]
Es ergibt sich danach ein positiver Kapitalwert von 28.234,97 €.
Unter Anwendung der dynamischen Amortisationsrechnung ist es jetzt möglich, die
konkrete Amortisationsdauer zu bestimmen, nach der die Investitionsauszahlungen
über die Nettorückflüsse (Cash Flows) wieder zurück geflossen sind Altrogge 1996,
S. 284f.).
Durch lineares Interpolieren wird die Amortisationsdauer tdyn über die Formel
1−−
−
t't'
t'
dynCC
Ct'=t (2)
errechnet, wobei t't' C>C ≥−
01 gilt.
Mithin ergibt sich folgende Amortisationsdauer.
222,5€ 8.054,96€ 28.234,97
28.234,976 =−
+
€=tdyn ;
24
Die konkrete Amortisationsdauer des Investitionsvorhabens beträgt 5,222 Jahre.
Die Rechnung zeigt, dass über den Zeitraum von 6 Jahren das Investitionsvorhaben
mit den gegebenen Parametern einen positiven Kapitalwert erzielt. Unter diesen
Rahmenbedingungen wäre das Investitionsvorhaben wirtschaftlich zu realisieren.
4.7 Ergebnisbewertung
4.7.1 Einfluss des Kalkulationszinssatz
Wie bereits festgestellt wurde, ist der angesetzte niedrige Kalkulationszinssatz unter
dem Gesichtspunkt des betriebswirtschaftlichen Handels eines Wirtschaftsunter-
nehmens kritisch zu bewerten. Der Einfluss des Zinssatzes auf das Investitions-
rechnungsergebnis ist näher zu untersuchen.
Über die Interne-Zinssatz-Methode wird der Zinssatz der Investition ermittelt, „bei
dem der Barwert ihrer Rückflüsse zuzüglich dem Barwert ihres Liquidationserlöses
gleich dem Barwert ihrer Investitionsausgaben ist, oder anders ausgedrückt, bei
dem sich ein Kapitalwert von Null ergibt“ (Blohm et al. 2006, S. 84). Bis zu diesem
Zinssatz ist das Investitionsvorhaben gerade noch wirtschaftlich zu realisieren.
Der interne Zinssatz r kann ebenfalls über lineares Interpolieren ermittelt werden.
Für die Berechnung ist neben dem Kalkulationszinssatz i1 die Wahl eines zweiten
Kalkulationszinssatzes i2 erforderlich, für den gilt
00112
>fallsC,i>i und 00112
<fallsC,i<i .
Für den Zinssatz i2 ist der zugehörige Kapitalwert 02
C zu bestimmen (Blohm et al.
2006, S. 86 und Anlage 9).
Anschließend kann der interne Zinssatz über die Formel
r = i 1− C 01
i 2− i1
C0 2
− C01
(3)
näherungsweise errechnet werden.
0844,02.800,443.510,47
892.800,448 =
−−
−−
€€€=r
Der interne Zinssatz der Investition beträgt 8,44 Prozent.
Dieser Zinssatz liegt am unteren Ende der für erwerbswirtschaftlich orientierte Un-
ternehmen anzusetzenden Bandbreite des Kalkulationszinssatzes (Mittelwert 10%,
25
Wegener und Böge 2008, S. 45). Er liegt auch unterhalb der durchschnittlichen Ei-
gen- und Gesamtkapitalkosten deutscher Unternehmen im Zeitraum 1987 bis 2000
(Krotter 2004, S. 586f.). Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass sich bei einer In-
vestitionsrechnung unter erwerbswirtschaftlichen Rahmenbedingungen keine adä-
quate Aussage für das Vorhaben ergeben könnte.
An dieser Stelle wird aber nach Krotter (2004) darauf hingewiesen, dass eine Ver-
allgemeinerung der Aussage allein auf Basis durchschnittlicher Kapitalkosten nicht
zulässig ist, sondern das individuelle unternehmens- und projektspezifische Risiko
hinreichend bei der Investitionsrechnung zu berücksichtigen ist.
4.7.2 Sensitivitätsanalyse ausgewählter Eingangsgrößen
Um den Einfluss verschiedener Faktoren auf das Investitionsvorhaben und damit
das Risiko näher zu bestimmen, ist eine Sensitivitätsanalyse notwendig. Die Sensi-
tivitätsanalyse, hier als Zielgrößen-Änderungsrechnung, „zeigt wie stark oder
schwach, wie empfindlich (sensibel) der Kapitalwert [...] einer Investition auf Ände-
rungen von Variablenwerten [...] reagiert.“ (Däumler 1996, S. 185).
Dazu wird für die variierte Eingangsgröße der neue Kapitalwert errechnet und an-
schließend die relative Kapitalwertänderung crel über nachstehende Formel ermittelt.
alt
altneu
relC
CC=c
−(4)
Kapitalwert in Ausgangssituation 28.234,97 €
Größe Änderung
10,00% 39.323,51 € 39,27%
-10,00% 17.146,43 € -39,27%
10,00% 35.871,70 € 27,05%
-10,00% 20.598,23 € -27,05%
10,00% 35.092,76 € 24,29%
-10,00% 21.377,18 € -24,29%
10,00% 22.009,97 € -22,05%
-10,00% 34.459,97 € 22,05%
neuer
Kapitalwert
relative
Kapitalwert-
änderung
Personalkosten durch weniger
Klärfälle
Personalkosten durch effizientere
Inventur
Personalkosten aus effizienteren
Änderungsmeldungen
Anschaffungskosten für RFID-
Labels
Tab. 7 Relative Kapitalwertänderung bei Variation ausgewählter Eingangsgrößen mit linea-rer Kapitalwertfunktion
26
Die Tabelle 7 zeigt die Variablen, welche bei einer Variation der Eingangsgröße um
+ 10 bzw. - 10 %, die höchsten relativen Kapitalwertänderungen verursachen.
Bei der Eingangsgröße 'Personalkosten durch weniger Klärfälle' bedeutet eine um
10% höhere Prozesseffizienz (entspricht einem 10% niedrigeren Personalkostenan-
satz) eine Kapitalwerterhöhung um 39,27%. Für eine um 10% niedrigere Prozessef-
fizienz gilt dies umgekehrt.
Für die praktische Anwendung bedeutet dies, dass insbesondere der Personalkos-
tenanteil der Einzahlungen der Investitionsrechnung hinreichend genau recherchiert
und kalkuliert werden muss, da dieser maßgeblichen Einfluss auf das Berech-
nungsergebnis hat.
Auswirkungsstärkste Position der Investitionsauszahlungen sind die Anschaffungs-
kosten der RFID-Labels. Können z.B. die Anschaffungskosten für die RFID-Labels
um 10 % verringert werden, so erhöht sich der Kapitalwert um 22,05%. Bei einer
Erhöhung der Kosten um 10%, bedeutet dies eine Verminderung des Kapitalwerts
um 22,05%. Durch eine preissensitive Auswahl des RFID-Produktes kann maßgeb-
lich Einfluss auf das Rechnungsergebnis genommen werden.
Die vorgenannten Eingangsgrößen unterliegen linearen Kapitalwertfunktionen, da
Zuwachs und Abnahme des Kapitalwertes gleich sind. (Däumler 1996, S. 193). Da-
her ist eine Extrapolation dieser Rechnungen möglich. Das heißt, wenn eine Steige-
rung der RFID-Anschaffungskosten um 10% eine Reduzierung des Kapitalwert um
22,05% bewirkt, dann führt eine Steigerung der RFID-Anschaffungskosten um 30%
zu einer Reduktion des Kapitalwerts von 3 x 22,05% = 66,15%.
Neben den Eingangsgrößen mit linearen Kapitalwertfunktionen gibt es auch Ein-
gangsgrößen, die einer Kapitalwertfunktion höherer Ordnung unterliegen.
27
Kapitalwert in Ausgangssituation 28.234,97 €
Größe Änderung
10,00% 29.623,67 € 4,92%
-10,00% 26.852,87 € -4,89%
10,00% 27.501,78 € -2,60%
-10,00% 28.956,57 € 2,56%
Zinssatz 10,00% 24.877,85 € -11,89%
-10,00% 31.667,36 € 12,16%
Nutzungsdauer 10,00% 31.851,87 € 12,81%
-10,00% 24.593,87 € -12,90%
neuer
Kapitalwert
relative
Kapitalwert-
änderung
Personalkosten-
dynamisierungsfaktor
Wartungskosten-
dynamisierungsfaktor
Tab. 8 Relative Kapitalwertänderung bei Variation ausgewählter Eingangsgrößen mit nicht-linearer Kapitalwertfunktion
Dies betrifft die dynamischen Eingangsgrößen, wie Kostendynamisierungsfaktoren,
Zinssatz und Nutzungsdauer. Aufgrund der nicht-linearen Kapitalwertfunktionen be-
wirkt eine Erhöhung bzw. Reduzierung der Eingangsgröße keine im gleichen Ver-
hältnis stattfindenden Erhöhung bzw. Reduzierung des Kapitalwertes. Eine Extrapo-
lation der Rechnungen ist daher nur näherungsweise möglich.
Obwohl die Eingangsgrößen „Personalkostendynamisierungsfaktor“ und „Wartungs-
kostendynamisierungsfaktor“ nur eine niedrige Kapitalwertsensitivität aufweisen,
sollen an dieser Stelle noch die Auswirkungen einer absoluten Änderung dieser
Eingangsgrößen dargestellt werden. Anhand dieser Rechnung kann überprüft wer-
den, wie sich der Kapitalwert ohne Berücksichtigung der Kostendynamik der Perso-
nal- und Wartungskosten darstellt.
28
Kapitalwert in Ausgangssituation 28.234,97 €
Größe Ansatz
0,00% 14.706,60 € -47,91%
2,96% 42.424,02 € 50,25%
5,00% 63.118,72 € 123,55%
0,00% 34.956,03 € 23,80%
2,50% 31.730,34 € 12,38%
7,50% 24.449,76 € -13,41%
10,00% 20.353,37 € -27,91%
20,00% 384,75 € -98,64%
neuer
Kapitalwert
relative
Kapitalwert-
änderung
Personalkosten-
dynamisierungsfaktor
Wartungskosten-
dynamisierungsfaktor
Tab. 9 Relative Kapitalwertänderung bei absoluter Veränderung ausgewählter Eingangsgrö-ßen mit nicht-linearer Kapitalwertfunktion
So führt die vollständige Vernachlässigung der Personalkostendynamik (Faktor 0%)
lediglich zu einer Verminderung des Kapitalwerts um 47,91%. Die Vernachlässigung
dieser Eingangsgröße in der Rechnung würde daher zu keiner grundlegend anderen
Aussage der Investitionsrechnung für dieses Vorhaben führen.
Die Nicht-Berücksichtigung der Wartungskostendynamik führt zu einer Erhöhung
des Kapitalwertes um 23,80%. Eine Erhöhung des Wartungskostendynamisierungs-
faktors auf 20% würde hingegen eine Reduktion des Kapitalwerts gegen die Null-
stelle bewirken.
5 Zusammenfassung
Die Kapitalwertberechnung zeigte, dass das Investitionsvorhaben über die avisierte
Laufzeit von 6 Jahren einen positiven Kapitalwert von 28.234,97€ besitzt. Dieser
wird jedoch erst im sechsten und letzten Jahr der Planungsperiode erreicht. Das
Vorhaben ist daher per se wirtschaftlich, weil es seinen eigenen Aufwand trägt. Die
Ermittlung des internen Zinssatzes der Investition zeigt auf, dass der positive Kapi-
talwert insbesondere durch den seitens der AOK vorgegebenen und im Verhältnis
zur Wirtschaftspraxis niedrigen Kalkulationszinssatz von 4,4 Prozent erreicht wird.
Der interne Zinssatz der Investition beläuft sich auf 8,44 Prozent und bewegt sich
damit am unteren Ende der in Wirtschaftsunternehmen üblichen Spannweite von
Kalkulationszinssätzen.
29
Die anschließende Sensitivitätsanalyse zeigte auf, dass andere nachhaltige Ein-
flussfaktoren auf die Höhe des Kapitalwerts der Personalkostenansatz und die
RFID-Technologiekosten sind. Dies bietet Ansatz für eine weitergehende Betrach-
tung der Thematik.
So sollte zum einen die Kostenentwicklung weiter beobachtet werden. Bei weiter
sinkenden Preisen für RFID-Komponenten und einer Abkehr von den moderaten
Gehaltssteigerungen der zurückliegenden Jahre im öffentlichen Dienst, ist es durch-
aus angezeigt, die angesetzten Werte der Investitionsrechnung entsprechend zu
korrigieren.
Ein weiterer Ansatz ergibt sich aus der bereits relativ langen Nutzungsdauer der
Barcode-Lösung. Durch Fortführung der vorliegenden Investitionsrechnung kann im
Rahmen einer Rückbetrachtung die optimale Restlebensdauer der barcode-
basierten Lösung ermittelt werden. Anschließend wird der Kapitalwert der Investiti-
onskette, die mit der RFID-unterstützen Lösung beginnt, dem Kapitalwert einer In-
vestitionskette gegenübergestellt, bei der man die Inbetriebhaltung der Barcode-
Lösung während ihrer optimalen Restlebensdauer unterstellt. Ergebnis dieser
Rechnung ist, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, die alte Lösung sofort oder nach Ab-
lauf ihrer optimalen Restlebensdauer durch eine RFID-basierte Lösung zu ersetzen.
(Blohm et al. 2006, S. 58).
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