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Ein ahbekannter Betriebsverband im Wandel der Zeiten 91 HumoR, B.: Mikroskopische Untersuchungen yon H/51zern, in Hugo Freund, Handbuch dcr Mikroskopie in d. Technik, Bd. V, Tell 1. -- 13. JANKA, G.: Untersuchungen tiber die Elasti- zit~t und Festigkeit der ~Ssterreichischen Bauh61zer, II. Fichte yon Nordtirol, vom Wiener- wald und Erzgebirge. Mitt, a. d. Forstl. Versuchsw. i3sterreichs, \Vien 1904. -- 14. }<[LEM, G.: Untersu&ungen tiber die Qualifiit des Fichtenholzes. Mitt. d. Norwegischen Waldversuchsw. 1934. -- 15. K6STLER, J. N.: Wandlungen in der Betrachtung und Erforschung der meist ver- breiteten einheimischen Nadelb~iume. Forstw. Cbl. 1950, S. 225. -- 16. KOLLMANN, F.: Tech- nologie des Holzes und der Holzwerkstoffe, I. Band. Berlin/G/Sttingen/Heidelberg 1951. 17. K/2aSCHNER, K., u. HOFFER, K.: Technologic u. Chemie der Papier- u. Ze]lstoff-Fabrika- tion. Beilage z. Wochenbl. f. Papierfabrikation, Bd. 26, 1929 u. Bd. 31, 1934. -- 18. MAXER- WEGEL1N, H.: Der H~irtetaster. A. Forst- u. Jagd-Ztg., 1950/51. -- 19. MERXMOLLER, H.: Untersuchungen zur Sippeng]iederung und Arealbildung in den Alpen. Miinchen 1952. -- 20. PRODaN, M.: Messung der Waldbesfiinde, Frankfurt 1951. -- 21. SA~NTHEJM, F. GF. YON: Moor- und Seeablagerungen aus den Tiroler Alpen in ihrer waldgeschichtlichen Bedeutm G. I1. Teil Seen der Nordtiroler Kalkalpen. Beih. Bot. Cbl. 60, 1940. -- 22. SCH)~D~LIN, W.: Die Auslesedurchforstung als Erziehungsbetrieb h/Schster Wertleistung. 3. Aufl., Bern/Leipzig 1942. 23. SCHMUCKER, TH.: Gedanken tiber Forstpflanzenztichtung am Beispiel der Fichte. Allg. Forstzeitschr. 1953. -- 24. SCHWALBE, C. G., u. ENDER, W.: Die chemis&e Zusammensetzung deutscher Fichte, Kiefer u. Buche, Zellulosechemie 1936. -- 25. TI~ENDELENBU~¢,R.: Unters. tiber das Raumgewicht der Nadelh/51zer, Thar. Forstl. Jahrb. 1934. -- 26. TRENDEL~rq- BtJRG, R.: Aufbau und Eigens&aflcen des Fichtenholzes und anderer Zellstoffh/51zer. Der Papier-Fabrikant, 34. Jahrg. 1936. -- 27. TRENDE~ENBURG,R.: Das Holz als Rohstoff, Mtin- chen/Berlin 1939. -- 28. VANSeLOW, K.: Krone und Zuwachs der Fichte in gleichalterigen Reinbes6inden. Forstw. Cbl. H. 12, 1951. -- 29. VOL~E¢T, E.: Untersuchungen tiber Gr6f~e und Verteilung des Raumgewichts in Nadelho]zst~immen. S&rittenreihe d. Akad. d. Forstw. Bd. 2, 1941. -- 30. WENDT, R.: Die Eigenschaflcen ,,stamm- und kronenbtirtigen Holzes". Mitt. aus Forstwirtschaflc und Forstwiss., 1937 -- 31. v. WETTST~IN, W.: Alpenl;irchenrassen. Altkremsmtinsterer Festschriflt. Kremsmtinster 1949. Ein altbekannter Betriebsverband im Wandel der Zeiten VOFI H. UHL Betr.-Verb. Hienheimer Forst (3264 ha) Forstamt Kelheim-Si~d (4060 ha) A. Allgemeines Der Hienheimer Forst war zu seinem gr/3geren Teilc schon scit Ianger Zeit im Eigen- turn der bayeris&en Kurf[irsten. Im Jahre 1806 erfolgte eine bedeutende Fl~chenminderung durch die Purifikation der ursprtinglich umfangreichen Forstrechte. Die Gesamtfl~iche betrug dana& nur mehr rund 2100 ha. Die Folgezeit brachte als Ausgleich so ziemlich jedes Jahr gr6gere oder kleinerc FV, chenzug~inge durch Ankauf, die jedoch mit dem Jahre 1934 schlagartig aufh~Srten. B. Forsteinrichtungstechnische Behandlung und Wirtschatt in den einzelnen Zeitabschnitten 1. Bis 1849 Die erste ~Valdeinteilung wurde bereits in den Jahren 1831/32 durchgef~ihrt, vermes~ sen und versteint. In den Jahren 1833/34 erfolgte auch eine Vcrmessung, Berechnung

Ein altbekannter Betriebsverband im Wandel der Zeiten

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Ein ahbekannter Betriebsverband im Wandel der Zeiten 91

HumoR, B.: Mikroskopische Untersuchungen yon H/51zern, in Hugo Freund, Handbuch dcr Mikroskopie in d. Technik, Bd. V, Tell 1. - - 13. JANKA, G.: Untersuchungen tiber die Elasti- zit~t und Festigkeit der ~Ssterreichischen Bauh61zer, II. Fichte yon Nordtirol, vom Wiener- wald und Erzgebirge. Mitt, a. d. Forstl. Versuchsw. i3sterreichs, \Vien 1904. - - 14. }<[LEM, G.: Untersu&ungen tiber die Qualifiit des Fichtenholzes. Mitt. d. Norwegischen Waldversuchsw. 1934. - - 15. K6STLER, J. N.: Wandlungen in der Betrachtung und Erforschung der meist ver- breiteten einheimischen Nadelb~iume. Forstw. Cbl. 1950, S. 225. - - 16. KOLLMANN, F.: Tech- nologie des Holzes und der Holzwerkstoffe, I. Band. Berlin/G/Sttingen/Heidelberg 1951. 17. K/2aSCHNER, K., u. HOFFER, K.: Technologic u. Chemie der Papier- u. Ze]lstoff-Fabrika- tion. Beilage z. Wochenbl. f. Papierfabrikation, Bd. 26, 1929 u. Bd. 31, 1934. - - 18. MAXER- WEGEL1N, H.: Der H~irtetaster. A. Forst- u. Jagd-Ztg., 1950/51. - - 19. MERXMOLLER, H.: Untersuchungen zur Sippeng]iederung und Arealbildung in den Alpen. Miinchen 1952. - - 20. PRODaN, M.: Messung der Waldbesfiinde, Frankfurt 1951. - - 21. SA~NTHEJM, F. GF. YON: Moor- und Seeablagerungen aus den Tiroler Alpen in ihrer waldgeschichtlichen Bedeutm G. I1. Teil Seen der Nordtiroler Kalkalpen. Beih. Bot. Cbl. 60, 1940. - - 22. SCH)~D~LIN, W.: Die Auslesedurchforstung als Erziehungsbetrieb h/Schster Wertleistung. 3. Aufl., Bern/Leipzig 1942. 23. SCHMUCKER, TH.: Gedanken tiber Forstpflanzenztichtung am Beispiel der Fichte. Allg. Forstzeitschr. 1953. - - 24. SCHWALBE, C. G., u. ENDER, W.: Die chemis&e Zusammensetzung deutscher Fichte, Kiefer u. Buche, Zellulosechemie 1936. - - 25. TI~ENDELENBU~¢, R.: Unters. tiber das Raumgewicht der Nadelh/51zer, Thar. Forstl. Jahrb. 1934. - - 26. TRENDEL~rq- BtJRG, R.: Aufbau und Eigens&aflcen des Fichtenholzes und anderer Zellstoffh/51zer. Der Papier-Fabrikant, 34. Jahrg. 1936. - - 27. TRENDE~ENBURG, R.: Das Holz als Rohstoff, Mtin- chen/Berlin 1939. - - 28. VANSeLOW, K.: Krone und Zuwachs der Fichte in gleichalterigen Reinbes6inden. Forstw. Cbl. H. 12, 1951. - - 29. VOL~E¢T, E.: Untersuchungen tiber Gr6f~e und Verteilung des Raumgewichts in Nadelho]zst~immen. S&rittenreihe d. Akad. d. Forstw. Bd. 2, 1941. - - 30. WENDT, R.: Die Eigenschaflcen ,,stamm- und kronenbtirtigen Holzes". Mitt. aus Forstwirtschaflc und Forstwiss., 1937 - - 31. v. WETTST~IN, W.: Alpenl;irchenrassen. Altkremsmtinsterer Festschriflt. Kremsmtinster 1949.

Ein altbekannter Betriebsverband im Wandel der Zeiten

VOFI H. UHL

Betr.-Verb. Hienheimer Forst (3264 ha) Forstamt Kelheim-Si~d (4060 ha)

A. Allgemeines

Der Hienhe imer Forst war zu seinem gr/3geren Teilc schon scit Ianger Zeit im Eigen- turn der bayer is&en Kurf[irsten.

Im Jahre 1806 erfolgte eine bedeutende Fl~chenminderung durch die Purif ikation der ursprtinglich umfangreichen Forstrechte. Die Gesamtfl~iche betrug dana& nur mehr rund 2100 ha.

Die Folgezeit brachte als Ausgleich so ziemlich jedes Jahr gr6gere oder kleinerc FV, chenzug~inge durch Ankauf , die jedoch mit dem Jahre 1934 schlagartig aufh~Srten.

B. Forsteinrichtungstechnische Behandlung und Wirtschatt in den einzelnen Zeitabschnitten

1. Bis 1849

Die erste ~Valdeinteilung wurde bereits in den Jahren 1831/32 durchgef~ihrt, vermes~ sen und versteint. In den Jahren 1833/34 erfolgte auch eine Vcrmessung, Berechnung

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und Kartierung des unst~indigen Details. Hierauf aufbauend wurde 1839/42 der Realit~itenstatus berichtigt und ein Staatswaldinventar hergestellt. Weitere Forstein- richtungsarbeiten wurden jedoch zuriickgestellt, da die schlechte Verfassung der aus dem bisherigen regello~en Plenterbetrieb iibernommenen Bestlinde eine rasche Konso- lidierung verlangte, die abgewartet werden wollte.

Sehr erw~ihnenswert ist, dag bereits in den Jahren 1838-1841 eine Z~ihlung der Alteichen vorgenommen wurde.

Das primitive Operat yon 1849 f/.ihrt iiber die bisherige Wirtschaff aus: ,,Der Hienheimer Forst war in alter Zeit allem Anschein nach ein fast reiner Eichenwald mit beigemischter Buche. Erst mit st~irkerer Ben/.itzung hat sich die Fichte mehr und mehr eingedr~ingt."

Auf jeden Fall muf~ gegen Ende des 18. Jahrhunderts no& ein bedeutender Vor- rat an Alteichen auf dem ganzen Komplex zerstreut vorhanden gewesen sein, so daft die Vermutung, es handle sich hier um die Reste der urspriinglichen Bestockung, viel Wahrscheinlichkeit ftir sich hat. Die Nutzungsart jener Zeit war eine ungeregelte Plenterwirtschaff und erstreckte sich vor allem auf die Eiche. Demzufolge schwand der Vorrat an Alteichen rasch dahin.

Auch die Qualit~it derselben ging rasch zurtick, besonders solange die ,,Dauben- hauer" hausten, denen die Ausplenterung der filr ihr Handwerk tauglichen Eichen in Selbstwahl und Selbstaufarbeitung /.iberlassen war und die natiirlich nlcht nur die besten St~imme enmahmen, sondern auch die iibrigen bei der Musterung besch~idigten, angehauen und anges~igt stehen lief~en und der F~iulnis anheim gaben.

Regelrechte Nutzungen wurden erst ab 1825 durchgeftihrt, als man mit dem syste- matischen Einschlag der durch die Ple:~terung verlichteten Best~inde begann - Konso- lidierung. Hatte sich die Fichte schon auf den Lichtungen des Plenterwaldes ange- siedelt, so geschah dies in noch gr6f~erem Maf~e auf den Schl~igen. Wo hier den Laub- h/51zern nicht geholfen wurde, wurden sie bald von den iippig gedeihenden Fichten - ein wahres Unkraut nennt sie das primitive Operat yon 1849 - bedr~ingt, iiber- wachsen und unterdriickt. So entstanden im Laufe der Zeit auf grof~er Fl~iche Be- st~inde mit vorherrschender, ja reiner Fichtenbestockung.

Die ~ilteren Eichen sind zweifellos aus Naturverjiingung hervorgegangen, die kiinstliche Eichennachzucht begann erst nach 1840.

2.1849-1863

Bei Aufstellung des Operates von 1849 wurden als Erbe der vorausgegangenen Be- wirtschaftung folgende Bestandsformen angetroffen:

1. Buchenbest~inde yon 160-210 Jahren, mehr oder weniger mit alten Eichen, zum Teil auch mit eingesprengten Fichten gemischt. Sie bildeten den Fbergang aus dcr urspr~inglichen Bestockung yon Eiche/Buche zum Nadel-Laub-Mischwald und fanden sich mit rund 200 ha nur mehr im Revier Stausacker, a~so im ~Sstlichen Tell des Betr.- Verb. Da die Eichen in der vorerw~hnten Weise allm.~hlich ausgezogen worden waren, war der Bestockungsgrad nur mehr ein sehr geringer, der Zuwachs sehr niedrig, der Gesundheitszustand schlecht und die Aufnutzung der Best~inde dringlich. Die Ver- jilngung dieser Best~inde hatte bis 1849 nicht den gewtinschten Erfolg, da diese sich nur mit dem vorhandenen Buchen- und Fichtenjungwuchs befai~te, die Nachzucht der Eiche jedoch vernachl~issigte.

2. Buche 150-200 j. mit 80-14.0 j. Fichten und Alteichen gemlscht auf einer Fl~iche von fund 375 ha. Auch in diesen Best~inden war friiher die Eiche mit der Buche do- minierend gewesen. Die Eiche wurde eingeschlagen, die ~ilteren Buchen wurden ab- st~indig und der ehemalige Unter- und Zwischenstand blieb stehen. Fichte samte

Ein altbekannter Betriebsverband im Wandel der Zeiten 93

sich an. Der Schlui~ dieser Best~inde war 1849 durchbrochen, Buchenaufschlag und Fichtenanflug fanden sich tiberall. Die Verjiingung ergab bis dahin iiberwiegend Nadelholz; Eiche und Buche traten zurtick.

Diese beiden Bestandsformen wurden 1849 zur Betr.-K1. I im 144j. Umtrieb zu- sammengefalSt. Sie stockten auf 27 °/0 der Fl~iche.

3. Fichte, zum Tell mit Alteichen und beigemischter Buche. Diese Best~inde kamen in allen Altersklassen vor und nahmen eine Fl~iche yon fund 920 ha ein. Entstanden sind sie aus der Bestandsform 2. Je mehr die Fichte beigemischt war, desto mehr be- kam sie bei der Verjfingung das Ubergewicht, vor allem, wenn dem Laubholz nicht durch Schlagpflege geholfen wurde.

Die ~ilteren Best~inde waren zum Tell schon aufgelichtet. Erfreulicherweise zeigte sich unter den wenigen Altbuchen tiberall Aufschlag, so daf~ bei entsprechender Schlag- pflege der erforderliche Laubholzanteil gesichert werden kormte.

4. Reine Fichtenbest~inde in allen Altersklassen mit einzelnen Alteichen, in der Mehrzahl ziemli& gleichaltrig und gut ges&iossen. Sie umfal~ten eine Fl~iche yon rund 610 ha und lagen tiberwiegend im Revier Buch, also im westlichen Tell des Betr.-Verb. Auch hier kam etwas Buchenaufschlag vor oder konnte nach Ansicht des primitiven Operates durch Einsaat bewirkt werden. Die MittelhSlzer und angehend haubaren Best~inde dieser Kategorie waren reine Fichten mit Kiefer und L~ir&e. ketztere muflte also bereits um die Jahrhundertwende im Hienheimer Forst einge- bracht worden sein.

Die Bestandsformen 3. und 4. bildeten 1849 die Betr.-K1. II im 1205. Umtrieb. Sie umfai~te 73 °/0 der Fl~iche.

Die Zuteilung zu den Betr.-K1. wurde groflztigig vorgenommen, indem nur grS- t~ere, zusammenh~ingende Fl~ichen einer Betr.-K1. zugeteilt, kleinere Partien jedoch als beigemischt der I-Iauptfl~iche zuges&lagen wurden.

Der Vorrat an Alteichen wurde 1849 mit 175 000 fm angegeben. Als Ziel der ktinitigen Wirtschaff gibt das primitive Operat an, ,,daft die dermali-

gen Laubholzbest~inde, welche unzweifelhaff sich zur Nachzucht von Buche und Eidle eignen, auf Buchen- und Eichen-Hochwald bewirtschaffet und daft in den mit Nadel- holz gemischten Best~inden die Nachzucht der edlen LaubhSlzer an besonders hierfiir geeigneten, zweckmat~igen Orten in jeder wirtschaftlich zul~issigen Weise begtinstigt werden soil".

Zur Erreichung dieses Zieles wurden ftir die Bestandsverjtingung folgende Wirt- s&aftsregeln erlassen:

In den beiden Bestandsformen der 144j. Betr.-K1. Nachzueht der Eiche, sowohl dutch nattirliche Verjtingung als auch vor allem durch ktinstlichen Anbau (Saat und Pflanzung) in horstweiser Mischung mit der Bu&e. Wo der bereits vorhandene Buchen- aufschlag dies nicht mehr zul~it~t oder an Standorten, die der Eiche nicht entsprechen, horstweise Beimischung der Fichte zur Buche.

In den beiden Bestandsformen der 120j. Betr.-K1. BegrSndung von Fichtenbe- st~nden mit horstweiser Erhaltung oder, wo dies nieht ausreicht, ktinstlicher Einbrin- gung der Buche. Auf geeigneten Standorten Nachzucht der Eiche durch Saat und Pflanzung in grSt~eren Horsten, gemischt und umgeben mit Buche.

Erg~inzend hierzu kamen Vorschrif~en tiber die Erhaltung der LaubhSlzer im Wege der Schlagpflege und die horstweise Reserve - gemeint ist der horstweise Uberhalt - yon Alteichen bei der Verjiingung.

Durch eine superrevisorische Erinnerung yon 1852 wurde noch angeordnet, daft die Einstufung der Eiche in Horsten yon 1/2-3 Tagewerk je nach der Beschaffenheit des Bodens der Pflanzung vorzuziehen sei. Wegen der Seltenheit der Eichenmasten im Hienheimer Forst war jedoch die Saat allein zur Nachzucht der Eiche in dem ge- planten Umfange nicht ausreichend, so daft auch zur Pflanzung gegriffen wurde.

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Zum Zwecke der Eicheneinstufung wurden die Best~inde derart horstweise gelich- tet, daf~ sich eine diinne Grasnarbe bilden konnte. Die Eicheln und Bucheln wurden ohne weitere Bodenbearbeitung und ohne Z~iunungsschutz oberfl~ichlich in den Boden, meist nur unter die Laub- oder Moosdecke, gesteckt. Sodann wurde nach dem Be diirfnis der aufgegangenen Eicheln nachgelichtet. Die Buchen-Einbringung erfolgte teilweise auch nach der Eichensaat. Die Verjiingung auf Nadelholz wurde nach vor- ausgegangenem Vorbereitungshieb mit streifenweise gegen die herrschende Windrich- tung fortschreitenden dunklen Angriffshieben durchgef~ihrt. Bei Mangel an Samen- jahren Ansaat aus der Hand.

Die Alteichen wurden ausgez~.hlt und in 3 Qualit~itsklassen eingeteilt, wovon die bessere Klasse als Reserve bestimmt wurde.

3. 1864--1875

Bei einem Begang im Friihjahr 1862 kam eine Ministerialkommission unter Ministe- rialrat von Mantel nach eingehenden Untersuchungen der wirtscha~lichen Verh~iltnisse des Betr.-Verb. zu dem Ergebn~s, die bisherigen 2 Betriebsklassen mit 120 und 144 Jahren zu einer Betriebsklasse im 120j. Umtrieb zu vereinigen. Ferner sollte eine Neuausz~hlung der Alteichen zwecks rascher Aufnutzung der alten und rtickg~ingigen St~imme in jtingeren Best~inden vorgenommen werden.

Zudem war inzwischen die Erfahrung gemacht worden, daf~ die Ertragsermitt- lungen des primitiven Operates yon 1849 zu hoch gegriffen und nicht zu gebrauchen waren. Es~ wurde daher auch die neue Revision in umfassender Form durchgefiihrt. Als im Jahre 1863 das Schottengut mit ca. 500 Tagwerk Wald erworben wurde, waren diese und verschiedene andere, kleinere Grunderwerbungen der Anlal~, die ganze Distrikts- und Abteilungsbildung einer Revision zu unterziehen.

Das auf den ehemaligen Prunner Waldungen (Steinsberg, HexenaggerhSlzer und Buchleithe) lastende Streurecht verblieb auf den beiden letztgenannten Distrikten, die 1854 dem Revier Prunn zugeteilt wurden, so dal~ der belastete Distrikt ,,Steins- berg" nunmehr ebenfalls frei von Forstrechten wurde.

Die Hauptwirtschal%grunds~itze des primitiven Operates yon 1849 wurden im Jahre 1864 als ,,den nat~irlichen Wachstumsverh~iltnissen des Hienheimer Forstes voll- kommen entsprechend" gebilligt und lediglich dahin erg~inzt, dat~ in den Best~inden der ersten und zweiten Kategorie auch Esche und Ulme, in denen der dritten und vierten Kategorie bei der Verjtingung in st~irkerem Maf~e L~irche, und wo ang~ingig, auch Tanne der Fichte beizumischen seien. Auf~erdem wurden noch allgemeine Vor- schri~en tiber den Auszug nicht mehr ausdauernder Eichen gegeben.

4. 1876--1887

Mit Rticksicht auf die bedeutenden _Knderungen durch Fl~ichenzug~inge und den Aus- bau und die damit verbundene Korrektur yon Holzabfuhrwegen, ferner im Hinblick auf die Notwendigkeit der Neueinsch~itzung der Haubarkeitsertr~ige in den 1870 durch Sturm besch~digten Best~inden, yon denen iiberdies ein Tell vorzeitig eingereiht werden muf~te, wurde auch fiir 1876 die V0rnahme einer umfassenden Revision be- schlossen.

Auch dieses Operat iibernahm die Wirtscha~sregeln yon 1849 unver~indert und sprach sich tiber den Erfolg der hiernach geftihrten Wirtscha~ sehr anerkennend aus.

Diese Anerkennung hat ihre Berechtigung insloesondere hinsichtlich der Nachzucht der Eicke. Bezilglich der anderen Verj[ingungen war die weitere Ausbreitung des

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Nadelholzes zu befiirchten. Dies wurde jedoch bereits 1849 erkannt, da das seiner- zeitige primitive Operat wiSrtlich hieriiber ausfiihrt: ,,Der Ubermacht der Fichte haben wir unsere zahlreichen reinen Fi&tenbest~inde zuzus&reiben und tritt hier nicht sogleich eine grot~artige forstliche Pflege zur Erhaltung und Erzielung des Laub- holzes ins Leben, so m/S&te der Hienheimer Forst, friiher yon den edelsten Holz- arten bestockt, nach Verlauf yon einer oder zwei Umtriebszeiten zu einem reinen Nadelholzwald herabsinken, gewit; keine Empfehlung fiir die Verwaltung durch ge- bildete Forstleute."

Auf Grund der Beftir&tung, dag die Fichte zu no& gr~Sf~erer Ausbreitung gelan- gen k6nnte, als es bis 1876 geschah, wurde sie von diesem Zeitpunkt ab rii&si&tslos aus den Verjiingungen ausgehauen. Als Folge dieser Mat~nahme sind aus dieser Zeit viele reine oder fast reine Buchenbest~inde zu verzeichnen.

5. 1 8 8 8 ~ 1 8 9 9

Die Erhebung der Grundlagen fur die Revision im Jahre 1888 erfolgte durch Ober~ forstrat HEINRICH HUBER und Forstmeister ENGLHARD. Sie sollte wiederum in um- fassender Weise durchgefLihrt werden. Als Begrtindung daftir gab das Grundlagen- protokoll yon 1887 an:

1. Wegen des starken Werts- und Qualit~itsrtickganges der Alteichen muf~ die auf mehrere Perioden verteilte Abnutzung derselben bescbAeunigt werden.

2. Die in Zukuntt abweichende waldbauliche Behandlung vor allem der Nadel- holzbest~tnde erfordert eine andere Periodentabelle.

3. Anderungen im Detail und in der Einreihung wegen der teilweise no& ni&t ausgeglichenen Sturmsch~iden von 1870.

4. Erfassung und Behandlung der in den jtingeren Best~inden verteilten Eichen- horste (Einpunktierung, Unterbau, Abl6sung).

5. F, nderungen im st~indigen Detail durch Fl~ichenzug~inge und Ausbau yon Wegen. Die bisherige Umtriebszeit yon 120 Jahren sollte beibehalten werden. Hierzu ist auszuftihren: Nach der er/Srternden Darstellung des Operates yon 1888 stellt si& der bisherige

Vcrjiingungserfolg folgendermaf~en dar: Die yon 1840 bis 1888 dur& Saat und Pflanzung, teilweise auch mit Hilfe yon

Naturbesamung geschaffenen und gelungenen Eichenkuhuren bezifferten sich auf eine Fl~iche yon 236,5 ha einschliei~lich der unter 1,0 ha grot~en Horste in anderen Best~in- den. Meist waren die Eichenkulturen mit Buche gemischt, sei es dutch Naturbesamung oder Saat oder spS.teren Unterbau. Der griSf~ere und bessere Tell der Eichenkulturen lag im Revier Schottenhof, also im ~Sstlichen Tell des Betr.-Verb., was vor allem der umsichtigen Auswahl der Standorte, der Art der Begriindung und der Schlagpflege zu verdanken war. Der Bezirk Hienheim, also der westliche Tell des Betr.-Verb., hatte weniger giinstige Erfolge in der Eichen-Nachzucht aufzuweisen. Die Mit~erfolge sind auf falsche Standortswahl (Frostlagen), mangelnde Bestandspflege und Auspflanzung yon Fehlstellen mit Fichte zurtickzufiihren.

Mehrere irn Dunkelschlag mit gleichma~iger Lichtung auf ganzer Flache zur Ver- ji, ingung gestelhe grofie Nadelholz-Bestande hatten vfSIlig versagt.

Der Vorrat an Alteichen wurde auf 44 000 fm gesch~itzt, yon denen 550/0 als ge- sund, 45 °/0 als schadhaR angesehen wurden.

Die Revision des Jahres 1888 war yon besonders einschneidender Bedeutung ftir die Bewirtschaftung des Betr.-Verb., da in diesem Jahre die yon KARL GAYER stark beeinflut~ten Wirtschaftsregeln ftir den Hienheimer Forst in Geltung traten, die 1893 veriSffentlicht wurden. Der grundlegende Unterschied gegentiber der frtiheren Wirt-

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schatt war die Abl6sung des Dunkelschlages durch den Femelschlag mit allen seinen Modifikationen, der eine waldbaulich, bodenpfleglich und finanziell entsprechende Wirtschaflc zum Ziele hatte und richtunggebend werden sollte filr die gesamte baye- rische ForstwirtschaR. Als Hauptrichtung der kiinRigen Bewirtscha~ung wurde fest- gelegt:

Die besten Lagen des Betr.-Verb. bleiben auch fernerhin der Nachzucht der Eiche vorbehahen. Letztere sollte jedoch nicht mehr in Reinbest~inden, sondern in Mischung mit Buche begdindet werden. Im Hinblick auf die bedeutende Fl~iche, die der Eiche zugewiesen werden sollte - 25°/0 der Fl~iche ab 1850 mit einem Umtrieb yon 240 Jahren -, muf~te daftir gesorgt werden, daf~ der Material- und Geldertrag der iibri- gen Fliiche in ZukunR erheblich gesteigert wurde. Es erschien daher, zun~ichst aus finanziellen Griinden geboten, auf der nicht ftir die Eichen-Nachzucht bestimmten iibrigen Fl~iche aus Laub- und Nadelholz gemischte Best~inde Zu erzielen, in welchen die Fichte vorherrschte und die L~rche einen erheblichen Prozentsatz der Bestands- masse darstellen sollte. Die Tanne blieb auf das Gebiet ihres bisherigen, natiirlichen Vorkommens beschr~inkt, die Fohre wurde auf jene Standorte zuriickgedr~ingt, auf denen sie bisher in bezug auf Wachstum, Stammform und Holzqualit~it das Beste ge- leistet hatte. Die vorherrschend mit Nadelholz zu begriindenden Best~inde waren je- doch aus verjiingungstechnischen Griinden und im Interesse des Boden- und Bestands- schutzes derart mit Buche zu mischen, dat~ letztere sich in bemessener Anzahl auch hauptsdindig sollte entwickeln kSnnen. An geeigneten Standorten war Erg~inzung mit Bergahorn und Esche vorgeschrieben.

Fiir die Aufnutzung des Alteichen-Vorrates wurde ein Zeitraum von 30 Jahren festgesetzt.

Der WirtschaRserfolg stellt sich folgendermai~en dar: An Eichenjungwuchsfliichen waren zu Beginn des Zeitabschnittes 236,5 ha nach-

gewiesen, am Ende des Zeitraumes warenes 395,8 ha. Es trat somit eine Mehrung um 159,3 ha ein. Hierunter befinden sich jedodx nut 100,3 ha neue Kulturfl~ichen, der Rest riihrt aus Neuausscheidung von Eichenhorsten her. Das Eichen-Nachzucht-Soll yon 30 ha je Zeitabschnitt wurde somit yon 1888 bis 1899 bei weitem tiberschritten, was sicherlich weitgehend auch den Traubeneichen-Mastjahren wiihrend dieser Zeit zuzuschreiben ist.

Im iibrigen bewegte sich die Wirtschaft im Rahmen der neuer~ Wi.rtschafl:srege!n, deren Erfolge sp~iter no& n~iher beleuchtet werden sollen.

6. 1900--1911

Die Aufnutzung der Alteichen sollte weiterhin beschle,.:nigt, der Rest yon ca. 22 500 fm auf 12 Jahre verteilt werden. Die 1893 aufgestellten und 1898 erg~inzten ,,\Virt- schaf~sregeln fiir den Staatswaldkomplex Hienheimer Forst" dienten auch weiterhin als Grundlage fiir die Bewirtschaitung. Besonders wurde auf die Bestandspflege ver- wiesen, die im vergangenen Zeitabschnitt vernachl~issigt worden war und nachgehoh werden sollte.

An Eichenkuhuren wu~den 43 ha mittels Saat und 22 ha durch Pflanzung, ins- gesamt somit 65 ha ausgefiihrt. Die Fl~ichen wurden umz~iunt, die Pflanzen vom Un- kraut freigeschr~itten, so daf~ sie ein gutes Gedeihen zeigten. Leider fehlte vielfach die Buchenbeimischung.

Die Verjtlngung der vorherrschend mit Laubholz besto&ten Besdinde erfolgte im Rahmen des Femelschlages unter nachtr~iglicher Erg~inzung der Buchen-Grundbestok- kung mit Ahorn, Es&e, L~irche und vor allem Fichte. Bei vorherrschend mit Nadel- holz besto&ten Altbesdinden kamen Saumfemel- oder Saumkahlschlag ode~ das kom-

Ein altbekannter Betriebsverband im Wandel der Zeiten 97

binierte Verfahren zur Anwendung. Besonders bei letzterer Verjiingungsart wurde das WirtschaftszM nicht erreicht, die vorgesehene Buchenbeimischung fehlte oder war nur ungeniigend vorhanden. Den Mai~nahmen zur nattirlichen Beimischung der Bu&e durch Kronenfreihiebe und Auflichtung blieb der Erfolg versagt, weil diese zu sp~it erfolgten. Der ktinstliche Buchenvorbau blieb in Anf~ingen stecken.

7. 1912--1922

Die erste Hauptrevision nach der neuen Forsteinrichtungsanweisung yon 1910 wurde nach dem Stande yon 1912 durchgefiihrt.

Zur K1;irung der Umtriebsfrage wurden umfangreiche Untersuchungen gepflogen, und zwar vor allem im Hinblick auf die Fichte. Man kam zu dem Ergebnis, den Um- trieb auf 100 Jahre festzusetzen.

Der Alteichenvorrat yon 3666 fm wurde zur Nutzung fiir den nS.chsten Zeitab- schnitr vorgesehen.

Allgemein wurde festgestellt, daf~ sich die Wirtscha~sregeln gut bew~ihrt hatten, obwohl das Wirtscha~sziel nicht tiberall erreicht wurde. Die Technik der Einbringung der Eiche wurde dahingehend gdindert, dat~ Neukulturen nicht mehr im Femelschlag- verfahren mit Horsten und Gruppen und sp~iterer Umr~indelung und Zusammenfas- sung, sondern in jeweils aneinandergereihten, schmalen Saumhieben mit Schutzstel- lung zu begriinden waren. Als Saatmenge wurden statt bisher 14 Ztr. kiinftig 8 Ztr. Eicheln als geniigend erachtet. Hierzu kam Beisaat yon 1 Ztr. Bucheln.

Die iibrige Wirtschafl sollte kiinflig weniger durch die vorhandene Bestockung als durch die Anforderungen des Standortes bestimrnt sein. Als Wirtschaftsziel wurde ge- fordert die Erziehung yon Fichtenbest~inden, welche in einem dem Standort angepat~- ten Maf~e mit Buche, Tanne, L~irche, Fohre und Douglasie zu mischen waren. Beginn des ktinstlichen Buchenvorbaues.

Als Verjtingungsformen waren wie bisher vorgesehen: Femelschlag auf Buche und Tanne, Saumfemelschlag in N-S-Richtung auf Fichte, Kahlsaumschlag auf stark ver- unkrauteten Fl~ichen und am hS.ufigsten das kombinierte Vcrfahren.

Ober den Erfolg der Wirtschaft in diesem Zeitabschnitt, in den der erste Weltkrieg f~illt, ~iuf~ert sich das Grundlagenprotokoll 1921 folgendermaf~en:

,,Die Wirtschaflc des vergangenen Zeitabschnittes litt unter den sch~idlichen Aus- wirkungen des Krieges. Wenn sie auch in den ersten Jahren noch nach den F~illungs- pl~inen, also in den Bahnen des Femel- bzw. Saumfemelschlages und des kombinierten Verfahrens verlief, so war dieser planm~il~igen Arbeit der letzte Erfolg nicht mehr beschieden, weil der ktinstliche Buchenvorbau infolge des Krieges wieder aufgegeben wurde. Auch die bestehenden Vorbauhorste konnten nicht mehr in dem n~Stigen Mage gepflegt werden oder wurden zu frtih freigestellt, so dat~ sie vor allem mit dem Frost einen harten Existenzkampf zu fiihren hatten. Die Z~iune verfielen, Un- kraut und Wildverbil~ taten ein tibriges, so daig in den tiberwiegend mit Nadelholz bestockten Best~inden das Wirtschaftsziel nicht erreicht wurde."

Auch der sehr hoch gespannte Hiebssatz sowie das Herausplentern bestimmter Sortimente, wie Buchen f/fir Gewehrsch~iPce und StarkhtSlzer, wirkten sich auf den ge- regelten Gang der Wirtscha~ ungiinstig aus und verleiteten in der Folge nicht selten zu kahlen Abtrieben. Dazu kamen Naturereignisse, vor allem der Windwurf des Jahres 1920, die ebenfalls die Wirtschaft beeinfluf~ten und /Srtlich weit vom Wirt- schaftsziel abftihrten.

Verfichtung, starke Frostsch~iden, Verunkrautung und Rtickgang der Bodengtite waren die verderblichen Folgen. Weiterhin zwang die Notwendigkeit, die 1917 und 1918 auf grot~en Fl~ichen meist unsachgem~G durchgeftihrte Harznutzung zu liquidie-

98 H. Uhl

ren, die Wirtscha~ zu neuerlichen Kahlhieben zwecks rascher Aufnutzung der rtick- g~ingigen Best~inde. Die Holznot der St~idte kam hierzu.

W/ihrend des Krieges erlangte auch die Streunutzung wieder erhebliche Bedeutung ftir den Betr.-Verb.

An Eichensaaten wurden in den Eichenmastjahren 1912 und 1915 13 ha ausge- ftihrt. Das vorgesehene Soll betrug 30,8 ha.

8. 1 9 2 2 ~ 1 9 3 3

In den ersten Jahren dieses Zeitabschnittes stand die Wirtscha~ noch stark unter den Nachwirkungen der durch den vergangenen Krieg bedingten Vers~iumnisse. Der Schattholzvoranbau war unterlassen oder vernachl~issigt, die Verjtingungsorte waren nicht gentigend vorbereitet. Es wurden daher leider wiederum eine Reihe yon Kahl- hieben geftihrt mit folgender ktinstlicher Bestandsbegriindung mittels Fichte.

Unter dem Zwang der hohen Hiebss~itze, dem Mangel auch an Fichtensamenjahren und infolge des Versagens der Buchensprengmasten begann man zur Gliederung der vielfach sehr grof~en Altholzbl/Scke und Schaffung weiterer Angriffsfronten mit der Anlage yon Durchgriffen. Diese wurden in einer Breite yon 10-20 m leider als Kahl- hiebe eingelegt und mit Fichten ausgepflanzt. Die Entfernung dieser Durchgriffe von- einander war meist viel zu gering. Ein weiteres Aufreit~en der AltholzbliScke erfolgte dadurch, dab hinter diesen neugeschaffenen Angriffsfronten in strenger Regelmliflig- keit Schattholzgruppen eingelegt wurden. Die Folge war eine restlose Vergrasung und Verunkrautung (Seegras) nicht nur der kahlen Durchgriffe, sondern der ganzen Be- st~inde. Eine weitere nattirliche Verjiingung war somit ausgeschlossen, die Durchgriffe machten zahlreiche Nachbesserungen notwendig, die Kulturen schlossen sich langsam. Vor dem Erstarken der Kulturen auf diesen Durchgriffen und vor der Festigung der Schattholz-Vorbaugruppen in den Zwischenbl~Scken war an eine Weiterftihrung der Verjtingung nicht zu denken. Der Zweck, weitere Angriffslinien zu schaffen, war so- mit nicht erreicht. Es blieben lediglich die Nachteile weitgehender Vergrasung und Verunkrautung und aufgerissene Best~inde.

Gegen Ende dieses Zeitabschnittes wurde, begtinstigt durch die wirtscha&liche De- pression und den damit verbundenen geringeren Einschlag, besonders im laubholz- reicheren Ostteil des Betr.-Verb., Naturverjtingung irn versfiirkten Maf~e wieder an- gestrebt und auch erreicht. Auch Schutz und Pflege der ehedem geschaffenen Schatt- holzvorbaugruppen wurden intensiviert, letztere auch weiterhin angelegt. Hierbei wurde des Guten zu viel getan, da man kiinstliche Buchen- und Tannen-Gruppen anlegte und sie schematisch tiber Best~inde verteilte, in denen natiirliche Ansamung yon Buche und Tanne mit Sicherheit zu erwarten war.

In den Kulturen aus dieser Zeit f~illt vor allem der geringe Anteil der Tanne und L~irche auf, so dat~ als alarmierendes Ergebnis der Wirtscha~ tier viel zu hohe Fichten- anteil yon 69 °/0 zu buchen war. Die Zeit der stiirksten Verfichtung des Betr.-Verb. war erreicht, Abhilfe muf~te geschaffen werden.

An Eichenkulturen wurden lediglich 9,5 ha in Bestockung gebracht.

9. 1 9 3 4 ~ 1 948

Im Herbst 1932 wurden die waldwirtscha~lichen Vel:h~iltnisse des Betr.-Verb. durch eine Ministerialkommission unter Ftihrung yon Staatsrat MANTEL einer Nachprii- lung unterzogen mit dem Ziele einer allenfallsigen Neuaufstellung der sogenannten Kelheimer Wirtscha~sregeln. Als vorausgehende Maf~nahme wurde ftir 1933 vorerst

Ein altbekannter Betriebsverband im Wandel der Zeiten 99

die Durchfiihrung der f~.lligen Waldstandspriifung vorgesehen und genehmigt. Sie ist gekennzeichnet durch ausgedehnte Bodenuntersuchungen mit dem Ergebnis einer aus- gezeichneten Bodenkarte.

Die seinerzeit yon dem nachmaligen Ministerialdirektor VON HuB~a unter dem Einfluf~ yon Altmeister KARL GAYER aufgestellten WirtschaRsregeln bedeuteten einen groSen Fortschritt in der damaligen Waldbautechnik. Das Verjiingungsverfahren fuf~te auf der Femelschlagform mit horst- und gruppenweiser Verjtingung auf nattir- lichem Wege.

Im Laufe der folgenden Jahre haben sie teils durch den Autor selbst, noch mehr aber durch die Praxis Erg~inzungen und _Knderungen erfahren, die vor allem durch rascheren Hiebsfortschritt, hohe Hiebss~itze, mangelnde Schattholzsicherung und l~in- gere Verjtingungszeitriiume bedingt und veranlat~t worden waren.

Das Operat yon 1934 fLihrt hierzu aus: ,,Die 50j~ihrige Erfahrnng und Praxis hat gezeigt, dat~ es nicht vorteilhatt ist, die

HiebsmaJgnahmen in erster Linie und grunds~itzlich yon Anfang an auf die Erzielung und Ausformung yon gruppenweisen Verjiingungen einzustellen und daf~ der zu Be- ginn der VerjLingung erfolgte Auszug der besten und starksten Stlimme unter Belas- sung yon nur schw~icherem Material nicht zum Ziele fiihrt. Welterhin kam die Er- kenntnis, daf~ bei einseitiger Betonung des VerjLingungsvorganges die Erziehung und Pflege wertvollen Holzes vielfach in den Hintergrund tritt, daf~ dagegen in verst~irk- tem Mai~e Einzelstammpflege notwendig ist und daI~ sich die Verjtingung in selbst- gew~hlter Standortsauslese vielfach leichter einstellt als bei gruppen- und groi~fl~ich,en- weiser Offnung des Bestandss&lusses. Sie hat ferner gezeigt, daI~ die ausschliei~liche und schematische Anwendung eines zur allgemeinen Richtschnur erhobenen Hiebs- verfahrens an manchen Often sehr viel Nachteile, besonders Sturmsch~iden, Boden- verschlechterung, Verunkrautung mit sich bringt und der grundlegenden waldbau- lichen Forderung einer dauernden Bodenbedeckung und -pflege, der Schaffung des Keimbettes ftir die verschiedenen Holzarten, der Verhinderung yon Aushagerung und Windverblasung und der Erziehung stammweiser wertvoller Mischbestockung zu wenig gerecht wird."

FLir die Zukun~ war eine ungleichfiSrmige, den natLirlichen Standortsfaktoren mehr Rechnung tragende, nicht gleichmiifiige Auflo&erung geplant, die sich den spe- ziellen Anforderungen des Standortes und der jeweiligen Bestandsform anzupassen hatte.

Eine Ausarbeitung dieser Wirtscha~sregeln unterblieb unter dem Zwang der Ver- h~ilmisse, wie sie l]berhiebe und neuerlicher Weltkrieg mit sich brachten.

Der Erfolg der Wirtschaflc sieht allerdings ganz anders aus, als diese Gedanken erwarten liet~en, die berufen schienen, die dem Hienheimer Forst seit 1914 geschlage- nen schweren Wunden zu heilen und eine neue Bliite des Betr.-Verb. herbeizuftihren. Die er/Srternde Darstellung der Zwischenrevision yon 1949 sagt dazu (vorl~iufiger Text) :

,,Die WirtschafL seit 1934 stand unter einem sehr ungtinstigen Stern. War es zu- niichst noch m6glich, die WirtschafL trotz der alsbald beginnenden Mehrf~illungen un- gef~ihr nach den festgesetzten Richtlinien zu ftihren, so ~inderte sich dies schlagartig mit dem Beginn des Krieges. Die gro~e Schneebruchkatastrophe vom Dezember 1939 tat ein Libriges und mit dem Beginn der Borkenkgferkalamit~it im Bereich der Aut~en- stelle Hienheim seit 1943 kommt die Kulturt~itigkeit usw. fast vNlig zum Erliegen.

Das Fazit all dieser Ereignisse ist recht traurig: fast 250 ha KahlflSchen, stark abgesunkener HE der Angriffsbest~inde, durchl6cherte oder stark durchbrochene Stan- genh~51zer, aufgerissene AlthiSlzer, ungeniigende Vorbereitung der Verjtingungsbest~inde, Abreif~en der NaturverjLingung, unterbliebene Erg~inzung der meist reinen Fichten- oder Buchenverjtingungen mit standortsgem~ii~en MischhiSlzern, ErschiSpfung der

lOO H. Uhl

Pflanzenvorr~ite in den G~irten, grof~e Rfickst~inde in der L~iuterungst~itigkeit, der Wegunterhaltung usw. Alle diese Momente lasten wie eine Hypothek auf der Wirt- scha~ des kommenden Zeitabschnittes."

Nachzutragen ist, dab ein groger Tell der Kulturert nur sehr unvollst~indig be- stockt w~r und daf~ 6rtlich fliichenweise Buchenprotzen die Verjiingung bildeten, ~die nur als Schutz fiir die kommende Kultur dienen konnten, also sp~iter ausgezogen werden mut~ten, so dag sich die Kulturfl~iche um weitere 100 ha notwendige Kultur- erg~inzung vermehrte, l~ber 50 ha Eichenstangenh61zer waren aui~erdem mit Rot- buche, Hainbuche und Linde zu unterbauen. Hinzuzufiigen ist die direkt ungeheuer- liche Verunkrautung der Kahlfliichen, besonders nach niederschlagsreichen Friihjahren und Sommern, die jegliche Kultur illusorisch macht, wenn nicht die gesamte Kultur- fl~iche zweimal j~ihrlich sorgf~iltig ausgeschnitten wird. Streunutzung, sogar in Eichen- stangenh61zern und Seegrasnutzung mit der Sichel, die auf Kahlfliichen kein Schutz bietendes Weichholz aufkommen lieg, seien noch erw~ihnt.

Bemerkenswert ist, dag die oben erw~ihnten fl~ichenweisen Buchenprotzen nicht etwa schlechter Rasse entstammen, sondern in der Hauptsache auf eine bezirksweise v6llig ungenagende F~illungstechnik zur[ickzufiihren sind.

10. 1949

Da sowohl der Vorrat als auch das gesamte Waldgefiige infolge der enormen Mehr- f~illungen der vergangenen Jahrzehnte, durch den katastrophalen Schneebruch 1939 und nicht zuletzt durch die grof~e Borkenk~iferkalamit~it ab 1943 sehr tiefgreifende Ver~inderungen erfahren haben, wurden die Erhebungen im Jahre 1948 welt iiber den Rahmen einer Zwischenrevision ausgedehnt.

So wurden insbesondere, um die Leistungsf~ihigkeit des Betr.-Verb. iiber mSglichst lange Zeitr~iume hinweg beurteilen zu k/Snnen, die Hiebss~itze und Einschl~ige seit 1850 zusammengestellt. Das gewogene Mittel ergibt fiir letztere je Jahr und ha fiir den Zeitraum 1850-1933 6,33 V - fm,

1850-1948 6,67 V - fm. Da der vielfach erfolgte naturwidrige l[lbergang zu reiner Fichte auf diesen yon

Natur fast reinen Laubholzstandorten die Nachhaltigkeit der Produktionskrat~ nicht gewiihrleistet, m~if~te bei gleichbleibenden Nutzungsmethoden eher ein Absinken als ein Gleichbleiben oder sogar Steigen der k~in~igen Holzproduktion erwartet werden.

Der Vorratsabbau yon 1934-1948 betrug ein Viertel des gesamten Vorrates yon 1934.

Der Anfall der zuf~illigen Ergebnisse weist in der Endnutzung 50,8% des Gesamtanfalles, Vornutzung 43,8 % . . . . .

Gesamtnutzung 49,8°/0 des Gesamtanfalles

auf. Das ist rund die H~il~e des gesamten Holzeinschlages. Die er~Srternde Darstel- lung yon 1949 fiihrt hierzu aus, dai~ in keiner anderen Zahl vMMcht in gleicher Weise zum Ausdruck kommt, wie sehr dem WirtschafLer das HeR aus der Hand ge- nommen wurde. Dabei wurden die Hauptanf~ille aus der Borkenk~iferkalamit~it no& als normale Hiebe verbucht.

Der geringe Anteil der Naturverjiingung, vor allem jedoch die erschreckend hohe unbestockte Fl~iche als Folge der Schneebruch- und Borkenk~iferkatastrophe stellt in diesem klassischen Gebiet der Naturverjiingung den besten Weiser dafiir dar, wie sehr die WirtschafL seit 1934 auf Holznutzung und Abwehr yon Sch~idlingen konzentriert bzw. beschr~inkt war.

Ein altbekannter t3etriebsverband im WandeI der Zeiten 101

Es darf angenommen werden, dat~ die gemachten Ausflihrungen gentigen, um den absoluten Tiefstand des Betr.-Verb. mit Beginn des Jahres 1949 aufzuzeigen. Trotz der Windwurfkatastrophe in den Jahren 1870 und zuletzt 1920 wurde dem Uber- handnehmen der Fichte nicht Einhalt geboten, auch nicht durch die bertihmten Wirt- schaftsregeln ftir den Hienheimer Forst. Vers~iumt wurde eine nachhaltige Betriebs- sicherung dur& Aufbau eines ungleichartigen Besto&ungsgefiiges aus Mischh~51zern. Man ging in die Fichtenstangen- und BaumhSlzer nicht hinein, machte das Einzel- individuum ,,Baum" nicht selbst~indiger, hatte gewissermaf~en Angst, das Schle&te und Kranke auch auf Kosten einer Durchbreehung des B estandsschlusses zu entneh- men, so daf~ diese Best~inde immer anf~illig blieben ftir Windwurf und auch fiir den Borkenk~ifer. Aui~erdem kann ein bestimmtes Betriebs- und Verjtingungssystem nie der aui~erordentlichen Vielseitigkeit der hiesigen Standorte gerecht werden, besonders dann ni&t, wenn es schematisch angewandt und nicht fortentwi&elt und verfeinert wird, so daf~ zwangsi~iufig die mangelhaReren Seiten desselben zum Durchbruch kom- men miissen. Zweifelsohne gaben die verschiedenen Modifikationen des Femelschlages Spielraum genug, um zu anderen Ergebnissen zu gelangen als sie vorliegen.

Die Folge der tiberftillten, nie gel~uterten oder durchschnittenen Fichtenrein- bestSnde insbesondere auf den sog. GleibiSden war weiterhin die Schneebruchkata- strophe yore Dezember 1939 und wiederum, in der Hauptsache durch diese ausgel/Sst, die Borkenk~ferkatastrophe ab 1943, da das Schneebruchmaterial yon 1939 nur zum geringen Tell entfernt worden war.

Zwei Weltkriege, Katastrophen und ungtinstigste Verh~iltnisse anderer Art mul~ten seit 1914, also seit dreieinhalb Jahrzehnten zusammenkommen und sich in diesem kurzen Zeitraum h~.ufen, um den Hienheime:r Forst, dem die lehmartigen LSg- bSden auf Kalkunterlage das Gepr~ige geben und der mancherorts eine direkt explo- sionsartige Wuchskra~ und groi~e Verjiingungswilligkeit zeigt, soweit das biologische Gleichgewicht erhalten geblieben ist, von seiner stolzen HShe herabzureif~en.

Fast zugleich mit dem Beginn des neuen Zeitabschnittes ab 1. Januar 1949, n~im- lich am 1. Februar 1949, wechselte der Wirtschai~er im Hienheimer For'st.

C. Ausblick

Aus der Erkenntnis der gcgebenen Verh~iltnisse - Vorratsbau und Zerrtittung des Waldgefiiges - ergeben sich zwei grundlegende Forderungen:

einmal FSrderung und Sicherung des Zuwachses und damit Aufsto&ung des aut~erordentlich abgesunkenen Vorrates, letzteres nicht nur hinsichtlich der Masse, son- dern vor allem auch hinsichtlich der Qualit~tt,

zum anderen Sanierung und Sicherung der Produktionskr~ii% und damit im tief- sten Sinne erst Sicherung der Nachhaltigkeit. Windwurf-, Schneebruch- und Borken- k~iferkatastrophen miissen der Vergangenheit angeh/Sren.

Die ktinfLige Wirtschaflt wird daher, um unberechtigte Vorrats- und Zuwachsopfer zu vermeiden, die Nutzungen einzelbaumweise erheben, grunds~itzlich also den Saum ver!assen, diesen nut mehr bentitzen, wenn er sich anbietet, noch hesser gesagt auf- dr~ingt und si& langsam auf die Innenwirtschafl umstellen. Weiteres Ziel ist, die ge- samten Best~inde, angefangen bei den durch die Schneebruchkatastrophe 1939 durch- brochenen FichtenstangenhiSlzern, mit Jungwuchskernen und Verjiingungsgruppen standortsgem~it~er Holzarten in einzel-, trupp- und gruppenweiser Mischung zu durchsetzen. MSglichkeiten hierf[ir sind vor allem in den Fichtenstangenh/51zern mehr als gentigend gegeben, da so ziemlich jedes yon ihnen schwer durchl/Schert ist. Leider sind die Bruchfl~ichen vielfach sehr gro~ und auch, sogar auf kleiner Fl~iche, v~51!ig verunkrautet und verfilzt. Ein Weiser daf[ir, daf~ bei allen Maf~nahmen der Holz-

102 H. Uhl

entnahme vorsichtig vorgegangen werden muff, wenn nicht die Best~inde neuerdings verunkrauten sollen. Der Boden muff daher so fort wieder dutch Unterbau oder Unter- saat gedeckt werden, wenn sich vorerst, d. i. bis zur Herstellung des biologischen Gleichgewichtes, kein Verjiingungskern anzeigt. Hierbei braucht auf den Unterschied zwischen Schatt- und Lichth/51zern nicht der grof~e Wert gelegt zu werden, wie bisher iiblich, da Lichtholzarten - hier kommen vor allem Eiche, Esche und L~irche in Be- tracht - zweifellos um so schattenertragender sind, je besser der Standort ist und im Halbschatten oR die besten Wuchsformen zeigen. Das letztere gilt vor allem Rir die Buche, die bei dem Wuchspotential der meisten hiesigen B~Sden bei pR5tzlicher Freistel- lung oR zu unangenehmen Protzen wird, wenn sie nicht sehr dicht aufw~ichst.

Die Schaffung dieser Jungwuchskerne und Verjiingungsgruppen - ohne Abrundung und ohne unn~Stige und unberechtigte Vorrats- und Zuwachsopfer - fiihrt zur biolo- gischen Gesundung der Produktionskr~ifte und -verh~ilmisse durch Windabwehr mit der Folge eines gleichm~il~igen Bestandsinnenklimas insbesondere in den bodennahen Lu~schichten, zugleich zur Kohlens~iureanreicherung, gr/Sflerer W'~irme und Feuchtig- keit im Bestandsinnern, da der Wind Kohlens~iure, W~irme und Feuchtigkeit nicht mehr entfiihren kann. Hand in Hand damit geht die Schaffung g~instiger Voraussetzungen f/.ir das Gedeihen von Bakterien und Pilzen einerseits und tierischen Organismen andererseits, die als Reduzenten der organischen Substanz f~ir die Humusbildung und letztere vor allem auch f~ir die BodendurchRiftung, unerl~l~lich sind. H/Schlstleistungen an Zuwachs soll die Folge dieser Regeneration des Waldbodens sein.

Eine groi~e Verjiingungswilligkeit aller Holzarten, auch der anspruchsvollsten, kann erwartet werden, da das Keimbett fur sie entsprechend vorbereitet ist. Jung- wuchs wird sich daher iiberall, wo gen~igend Licht und W~irme ist, in ,,selbstgew~ihlter Standortsauslese" yon selbst einstellen und immer neue Jungwuchskerne von selbst- gew~hlter Form und Gr/51~e bilden, ohne dat~ ~iberhaupt auf Verjiingung gearbeitet wird, sondern nur als Folge der Pflege des aufstockenden Bestandes. Bekanntlich l~if~t sich Verj/.ingung in der richtigen Holzartenmischung nur ungern erzwingen, sie kommt, wenn das Keimbett bereitet ist und kommt oit um so eher, je weniger darauf ,,gear- beitet" wird. Auch schon in den durchbrochenen Fichtenstangenh/517ern, yon denen in- zwischen bedeutende Teile gez~iunt wurden, wird sich Verjiingung yon Holzarten an- bieten, an die an dieser Stelle nicht gedacht wurde. Das Ganze hat Zeit, sehr viel Zeit sogar. Die Pflege dieses Einzeljungwuchses und dieser Jungwuchstrupps ohne Vorrats- und Zuwachsopfer ist kein Problem. Die Hauptsache ist, daf~ einmal W'~irme in diese fast durchweg auf Gleib/Sden s.tockenden Fichtenstangenh/51zer kommt, die auch im Sommer wahren Eiskellern gleichen.

In den Altbest~inden bietet eine Vielzahl vorhandener Jungwuchskerne und Jung- wuchsgruppen durch die damit verbundene, um ein Vielfaches erhiShte L~inge der Ver- j~ingungss~iume bereits jetzt die M/Sglichkeit, nur langsam vorw~irts zu gehen, gesunde und wertvolle Bestandsglieder noch lange vom Hieb zu verschonen und damit den Massen- und Wertzuwachs auszun~itzen. Allerorts finden sich, je mehr die Best~inde auf ganzer Fl~iche zwecks Entnahme der kranken und schlechteren Bestandsglleder durchgearbeitet werden, in ihnen Einzelst~imme, Trupps und Gruppen beigemischter Eichen, L~irchen und Fohren, die ihre Hiebs- und Qualit~itsreife noch lange nicht er- reicht haben, die abet bereits j etzt langsam freigestellt, plenterartig herausgesch~ilt und umf~ittert werden m~issen, um iibergehalten bzw. bis auf weiteres vom Hieb ver- schont werden zu k/Snnen. Die bisher gepflogene l~bung, die besten Bestandsglieder, insbesondere Eichen, L~irchen und Fohren, lediglich vom Hieb zu verschonen und ohne vorherige Vorbereitung auf den Freistand und Bodendeckung mit geeignetem Jung- wuchs auf dem Aui~ensaum oder auf der Kahlfl~che einfach in den kiinttigen Jung- bestand einwachsen zu lassen, ist doch allzu primitiv, urn weiterhin die Norm bilden zu d~irfen. Meist wird die an diesen Uberhaltst~immen oft bald dana& zu beobach-

Ertragskundliche Untersuchungen in montanen Mischw~ildern 103

tende Gipfeldtirre auf diese mangelnde Vorbereitung ftir den Freistand und die da- mit verbundenen biologischen Starungen zurtickzuftihren sein. Auch durch diese Mag- nahme erfolgt neben der Verhinderung yon Zuwachs- und Quali'ditsverlust eine wei- tere altersm~Gige Differenzierung und ein weiterer Schritt in Richtung eines ungMch- altrigen Bestandsaufbaues. Das Verfahren kann und wird im weiteren Verlauf auch auf Tanne, Buche und Fichte ausgedehnt werden.

Die Sicherung der Holzausbringung durch Anlage yon Lagerpl~itzen, Einlegung yon Ziehwegen usw., auf~erdem eine ausgefeilte Holzhauertechnik, gehen damit Hand in Hand. Wo Ausbringungsm~Sglichkeiten bisher irrttimlich zugepflanzt wurden, wer- den sie bereits bei der ersten L~iuterung wieder frei gehauen.

Die Schaffung immer neuer Jungwuchstrupps und Verj/.ingungskerne, in den jtin- geren Altersklassen nur ganz langsam, ich m/Schte fast sagen zagernd, in den ~ilteren Altersklassen je nach dem qualitativen Wert der Bestockung und dem Zuwachs dieser Best~inde in rascherer Folge, ftihrt allm~ihlich zu einem tiber grof~e Fl~ichen des Betr.- Verb. hin recht verschieden alten, einzeln-, trupp- und gruppenweise gemischten Be- standsaufbau, der ganz allm~.hiich zur ungleichaltrigen, ungleichm~if~igen Bestockung

a u s standortsgem~if~en Mischholzarten ftihrt, gesichert gegen Katastrophenf~lle und mit einem Vorrat ausgertistet, in den - ohne das Waldgeftige zu zerst6ren und die Produktionsfaktoren zu gef~ihrden - auch einmal st~irker eingegriffen werden kann, wenn die Not es erfordert.

Ertragskundliche Untersuchungen in montanen Mischw~ildern

Von R. MAG1N

Verdffentlichung aus dem Institut fiir Ertragskunde der Bayer. Forstl. Forschungs- anstaIt, gefdrdert dutch Sachbeihilfen der Deutschen Forschungsgemeinschafl

Mit 5 Abbitdungen und 2 TabelIen

In einem ktirzlich crschienenen Aufsatz hat ASSMANN (1) grunds~itzlich zur Arbeits- ri&tung seines Instituts ftir ktintiige Mischwalduntersuchungen Stellung genommen. Die Ausftihrungen zielen dahin, dai~ in der Erfassung der Kronengr/Sf~en und ihrer Beziehungen zum Standraum und zum Zuwachs der Schltissel ftir die ertragskundliche Bearbeitung yon Mischbest~nden gegeben ist. Richtungweisende Erkenntnisse hierzu verdanken wir BURGER (2) durch seine seit 25 Jahren laufende Untersuchungsserie ,,Holz, Blattmenge und Zuwachs". Der klarste Zusammenhang besteht, wie BADOUX (3) nachgewiesen hat, zwischen der Kronenmantelfl'~che und dem Zuwachs; weniger eindeutig ist er ftir den Kroneninhalt und f~ir die Kronenschirmfl~iche der B~iume. Bei der Vielf~iltigkeit der Baumartenmischungen, ihres soziologischen Aufbaues und der wechselnden Standorte k(Snnen die zahlreichen Mischungsformen wahrscheinlich noch am ehesten in ihrem Wachstumsablauf erfal~t werden, wenn man sich mit einer Beziehung begntigt, bei der die Kronengraf~e relativ einfach zu messen ist und der Fehler der Einzelmessungen durch ein entsprechend groi~ gew~ihltes statistisches Ma- terial ausgeglichen werden kann. Das geeignete Mag hierftir scheint die Kronenschirm-