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AIIS dem InAtrtiit fiir Tierphysiologie und Tierernihruny der Llniversitat Cijttingen Direktor: Prof. Dr. Dr. W. Lenkeit Ein Beitrag zum Einflufi von Kaolinit auf die Verdaulichkeit der anorganischen Substanz beim ausgewachsenen Schwein Von \V. LENKEIT, K. GUNTHEK, H. PERL und G.-A. BRUHN 1. Einleitung In der Tiererniihrung finden Adsorptionsmittel unterschiedlicher Zusnmnienserzung Anwendung. Vor allem sind Itaoline, Heilerden und Kohlearten zu ncnnen. Beson- dere Bedeutuiig haben in dieseni Zusammeiihang die Kaoline, d. h. die verschiedenen Bolusarten. Der Einsatz von Bolusarten als ,,Dauerregulans" wirfl die Frage auf, inwieweit die Verdauungs- uiid Resorptioiisprozesse fur essentielle Nahr-, Mineral- und Wirk- stoffe im Magen-Darm-Kana1 positiv oder negativ beeinfluflt werden. Die Moglich- keiten fur eine derartige Beeinflussung sind groi3, so dafl auf Grund theoretischer Oberlegungen eine alleiiiige Einfluflnahme der Adsorbentien auf unerwunschte Nah- ruiigsbestandteile unwahrscheinlich ist. In den Vordergrund unserer Untersuchungen stellten wir zunfchst die Beeinflus- sung der Verdaulichkeit der organischen Substanzen des Futters. Dies geschah aus deni Grunde, weil das Verhalten der organischen Nahrstoff e unter den1 Einflufl einer Daueranwenduiig voii Bolus alleiii vor allem beim Schwein noch nicht hinreichend geklart ist. Die bisher an Ratten, Hamnielii (2, 3) und Ferkeln (4) durchgefuhrten Verdauungsversuche erlauben noch keine allgemeingiiltige Beurteilung des hier auf- geworfenen Fragenkoniplexes. Das Ziel vorliegender Untersuchungen ist darin zu sehen, das Verhalten der Weender Nfhrstoffe unter Einflufl von Kaolinit in eineni Sroffwechselversuch mit zwei ausgewachsenen Borgen niiher zu uberprufen. 2. Versuchsmethodik 2.1. Versuchstiere Fur den Stoffwechselversuch staiiden zwei sechs Jahrc alte kastrierte mfntiliche Schwei ne der Ve red el ten Landschw ei n rase zu r Ver f iig ung . 2.2. Versuchsplanung In deni vorliegendcn Versuch gelangte eine halbsynthetische Diat zur Anwendung, die in gleichbleibender Menge wahrend des ganzen Hauptversuches gefuttert wurde. Am Anfang und am Ende des Versuches wurde die Dift ohne Kaolinitzusatz verabfolgt,

Ein Beitrag zum Einfluß von Kaolinit auf die Verdaulichkeit der anorganischen Substanz beim ausgewachsenen Schwein

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AIIS dem InAtr t i i t f i i r Tierphysiologie und Tierernihruny der Llniversitat Cijttingen Direktor: Pro f . Dr. Dr. W . Lenkeit

Ein Beitrag zum Einflufi von Kaolinit auf die Verdaulichkeit der anorganischen Substanz beim ausgewachsenen Schwein

Von \V. LENKEIT, K. GUNTHEK, H. PERL und G.-A. BRUHN

1. Einleitung

In der Tiererniihrung finden Adsorptionsmittel unterschiedlicher Zusnmnienserzung Anwendung. Vor allem sind Itaoline, Heilerden und Kohlearten zu ncnnen. Beson- dere Bedeutuiig haben in dieseni Zusammeiihang die Kaoline, d. h. die verschiedenen Bolusarten.

Der Einsatz von Bolusarten als ,,Dauerregulans" wirfl die Frage auf, inwieweit die Verdauungs- uiid Resorptioiisprozesse fur essentielle Nahr-, Mineral- und Wirk- stoffe im Magen-Darm-Kana1 positiv oder negativ beeinfluflt werden. Die Moglich- keiten fur eine derartige Beeinflussung sind groi3, so dafl auf Grund theoretischer Oberlegungen eine alleiiiige Einfluflnahme der Adsorbentien auf unerwunschte Nah- ruiigsbestandteile unwahrscheinlich ist.

I n den Vordergrund unserer Untersuchungen stellten wir zunfchst die Beeinflus- sung der Verdaulichkeit der organischen Substanzen des Futters. Dies geschah aus deni Grunde, weil das Verhalten der organischen Nahrstoff e unter den1 Einflufl einer Daueranwenduiig voii Bolus alleiii vor allem beim Schwein noch nicht hinreichend geklart ist. Die bisher an Ratten, Hamnielii ( 2 , 3 ) und Ferkeln (4) durchgefuhrten Verdauungsversuche erlauben noch keine allgemeingiiltige Beurteilung des hier auf- geworfenen Fragenkoniplexes.

Das Ziel vorliegender Untersuchungen ist darin zu sehen, das Verhalten der Weender Nfhrstoffe unter Einflufl von Kaolinit in eineni Sroffwechselversuch mit zwei ausgewachsenen Borgen niiher zu uberprufen.

2. Versuchsmethodik

2.1. Versuchstiere

Fur den Stoffwechselversuch staiiden zwei sechs Jahrc alte kastrierte mfntiliche Schwei ne der Ve red el ten Landschw ei n r a s e zu r Ver f iig ung .

2.2. Versuchsplanung

I n deni vorliegendcn Versuch gelangte eine halbsynthetische Diat zur Anwendung, die in gleichbleibender Menge wahrend des ganzen Hauptversuches gefuttert wurde. Am Anfang und am Ende des Versuches wurde die D i f t ohne Kaolinitzusatz verabfolgt,

Einf2wJ von Kaolinit auf die Verdaulicbkeit 243

urn nioglichst bedingungsgleiche Kontrollperioden zu erhalten. In den Versuch wurdc daruber hiiiaus eine Periode eingeschaltet, in der ,inaktiviertes" Kaolinit vcrwendet wurde. Hierbci erfolgte die Inaktivierung durch Methylenblau.

Der gesamte Stoffwechselversuch gliedert sich in funf Futterungsabschnitte. I m Futterungsabschnitt I wurde den Versuchstieren 24 Tage lang eine niineral-

stoff- und N-freie Ration von 1000 g Saccharose und 300 g Zellulose angeboten. Hierdurch sollte eine moglichst hohe und konstante Verdaulichkeit der angebotenen Nahrstoffe in den Futterungsabschnitten I1 bis V errreicht werden.

In den Futterungsabschnitten I1 bis V wurde eine halbsynthetische Grundration von gleicher Menge und Zusammensetzung verabfolgt. In den Futterungsabschiiittell 111 und I V erhielten die Tiere eine Zulage von 50 g ,,aktivem" bzw. ,,inaktivem" Kaolinit pro Tag. Die Futterungsabschnitte I1 und V blieben ohne Zulage und dien- ten als Vcrgleichsperioden. Der Versuch wurde als Kreuzversuch angeordnet. Tabelle 1 gibt einen Uberblick uber den Versuchsablauf.

Z"SSt7

Tier Nr. 1 Tier Nr. 2 Fiirrerunguhschnitt Furier

- I mineralstoff- und - N-freie Ration

I1 Grundfut ter - - 111 Grundfutrer Kaolinit ,,inakti- Iiaolinit ,,aktiv"

I V Grundfutter Kaolinit ,,aktiv" Kaolinit ,,inakti-

V Grundfutter -

vicrr"

viert" -

Die Futterungsabschnitte I1 bis V gliedern sich in eine zehntagige Vorperiode und in eine anschliefiende zehntagige Sammelperiode von Kot und Harn. Die Futterung erfolgte jeweils zweirnal taglich um 6.00 und 18.00 Uhr.

2.3. Versuchsfutter

Die Zusammensetzung des halbsynthetischen Versuchsfutters geht aus Tabelle 2 hervor.

Tahelle 2

Grundration pro Tag und Tier

~ ~~ ~~

I Zusammcn-

ITuttcr- Tro&cnrubstsnz setzunx 111 OIa koinpoiientc (g) , dcr Trocken-

suhstanz ~ ~

Reisstirkc , . 820,6 74,4 Kasein . . . . . 128,s 11,6 Zellulose . . . 93,65 8,5 Speiseol' . . . 55,OS 5,o KCI . . . . . . . 4,OO 0,4 Vitamin-

' Urspriiiigliche Substanz = Trockensub- s t ~ n z . - Zusammensetzung s. Tabelle 2a.

konzentrat '' 1,25 031

Tabelle 2a

Zusamrnensetzung des Vitarninkonzentrates in der Grundration

Gclialt je Ar, Iufitrodccnrr Suhstnni

1000000 IE Vitamin A 200 000 IE Vitamin D:,

10000 IE Vitamin E 600 mg Vitamin B,

2000 mg Vitamin B1 8 000 mg Pantothensaurc

10 000 mg Nikotinsiureamid 500 mg Vitamin B,

20000 mg Vitamin C 10 mg Vitamin B,,

250000 mg Cholin

244 W. Lenkeit, K . Gunther, H . Per1 und G.-A. Bruhn

Rohfarer .!- N- rtoffc

Rohyrorein Rohfett f re ie Exrrakr-

~~ ..... .-

ernahrung. Zum anderen mufite die ver- abfolgte Menge die Chance ermoglichen, eine Beeinflussung der Verdaulichkeit mit Sicherheit erkennen zu lassen. Infolge- dessen betrug in den Futterungsabschnit-

11 1,06 49.92 828,s I ten mit Kaolinitzulage der Zusatz an ,,aktivcm" bzw. ,,inaktiviertem" Kaolinit je- weds 4,3 O!o der Futtertrockensubstanz.

2.4. Die Aufbereitung des Kaolinits

Die Untersuchungen wurden mit nahezu reinem Kaolinit (Wolfa-Kaolin aus England) durchgefuhrt. Die Methylenblau-Zahl ( 5 ) dieses Kaolinits betrug 22 mg Methylenblau

Tabelle 4

Zusammensetzung des Kaolinits

1. Mineralische Zusammensetzung in O / o

der Trockensubstanz Tonsubstanz . . . . . . . . . . 82,4 Quarz . . . . . . . . . . . . . . . 16,2

. . . . . . . . . . . . Feldspat 1,4 2. Chemische Zusammeiisetzung in der

Trockensubsranz SiO, : 54,24 TiO, : 0,14 K,O: , AlzO, : 32,62 CaO : 0,38 Na,O:I 0,57 Fe,O, : 0,64 MgO : 0,16

pro 1 g Gluhruckstand. Fur die Versuche gelangte nur Kaolinit mit einer Teilchen- grofle von <0,06 nini zur Anwendung. Die Zusarnmensetzung ist aus der Ta- belle 4 zu entnehmen.

Das zur Iiiaktivieruiig bestinimtc Kaolinit wurde in aqua dest. aufge- schlammt und mit der nach der Methylen- blau-Zahl berechneten Menge Methylen- blau versetzt. Nach 24 Stunden wurde auf dein Wasserbad eingedampff, im Trockenschrank bei 105' C getrocknet, anschlieflend gemorsert und nochmals gesiebt.

2.5. Die Unterbringung der Versuchstiere

Wahrend der gesamten Versuchsdauer wurden die Tiere in Stoflwechselkasten ge- halten, die genugend Stand- und Liegeraum aufwiesen und eiii einwandfreies Sam- meln von Kot und H a r n gewahrleisteten.

2.6. Die Weender Analyse des Kotes

Die Weender Analyse des Kotes erstreckte sich besonders auf den Gehalt an Roh- protein, Rohfett und Rohasche.

Wie Vorversuche bei der Atherextraktion ergeben hatten, ist es moglich, das Roh-

Einflup von Kilolinit auf die Ve.,-darilichkeit 245

fett auch in Anwesenheit von Kaolinit quantitativ zu bestimnien, wenn - abweichend von der konventionellen Methode - die Extraktionsdauer auf 48 Stunden ausgedehnt wird. Daruber hinaus ist es zweckmaflig, die Fetthulsen im Mittelteil der Soxhlet- Apparatur ( 3 ) auf Glasperlen zu stellen, da hierdurch ein besserer Durchlauf des Athers errnoglicht wird.

Auf die Bestimmung des Rohfasergehaltes wurde verzichtet, da diese durch zu groge Fehler durch das Kaolinit belastet wird. Diese Fraktion ging daher rechnerisch mit in die Fraktion der N-freien Extraktstoffe ein, indem die Werte fur Rohprotein, Rohfett und Rohasche von der Trockensubstanz des Kotes abgezogen wurden.

3. Ergebnisse

Die Verdaulichkeit der Nahrstoffe

Die Verdaulichkeit fur Rohprotein, Rohfctt, Rohfaser + N-freie Extraktstoffe und Futtcrtrockensubstanz sind in Tabelle 5 im einzelnen dargestellt.

Dic Abweichung von Tier zu Tier ist gering, so dai3 die Werte beider Tiere in Tabelle 6 zu Durchzchnittszahlen zusammengefagt werden. Dabei dienen die Futte- rungsabzchnitte 11 und V, in denen keine Zulage erfolgte, als Vergleich zu den Futte- rungsabschnitten niit Zulage von aktivem bzw. inaktiveni Kaolinit.

Tnbelie 6

Die Verdaulichkeit der Futtertrockensubstanz und seiner Weender Rohnahrstoffe ohne und mit Zusatz von ,aktivem" bzw. ,,inaktivem" Kaolinit

Durchschiiitt von 7wci Ticren

Hcrab~etzunl: der V c r d a u l i h -

kcir ( 0 1 0 )

Ohne Zulagc Mit aktivcm Kaolinit Mit inaktivicrtcm Kaoliiiit Ohiic Zulage Mit aktivcni Kaolinit Mit inaktiviertcni Kaoliiiit

Mit aktivcm Kaolinit Mit inaktiviertcm Kaolinit Ohnc Zulagc Mit aktivcni Kaolinit Mit inaktivicrtcm Kaolinit

Ohnc Zulagc

Futtcrtro~kckcnsul-rsranz 92.2 91,2 91.0

Rohprotciii 94,O 92,3 91,8

Rohfctt 9 5 3 94,4 9 4 3

Ro1ifasc.r t N-frcic 92,8 Extraktstoffc 92,4

91,2

Der Vcrgleich dcr Verdaulichkeit allcr aufgefiihrten Fraktionen zeigt eine gering- fugige Herabsetzung sowohl beini Zusatz von aktivem als auch von inaktivierteni Kaolinit. Die prozeiituale Depression der Verdaulichkeit ist aus der letzten Spalte der Tabelle 6 zu ersehen. Die durchschnittliche Abweichung von den Vergleichsperioden betragt dabei 1-2 "10, wobei keine Stoff gruppen der Weender Methode besonders stark voni Mittel abwcicht.

246 &’. Lenkert, K . Guntker, H . P ~ > i l rirzti G.-A. B ~ u l J n

Tabelle li

Die Verdaulichkeit von Futtertrodcensubstanz, Rohfascr + N-freie Extraktstoffe, Rohprotein u n d Rohfctt bei den Versuchstieren Nr. 1 und Nr. 2

Tier h’r. 2

I1 I 1 1 I I V V d, I1 und v Tier Ni-, I I1

I l l ’ I V I V

@ I 1 und v Tier Ni-. 2

11 “ 1 1

IV’ V 0 I r unJ v i r

Tier Ni-, 1

111 IV I

V b, I1 und v Tier Nr. 2 I1

111 I IV V b, I 1 und v Tier N s . I I 1

“ I ’ [ V l V $ 11 und v Tier N r . 2 I1

“ I IV 2

V

Tier .Vr. 1 I1

111 [ V I V

d, 11 und v

$I 11 und v

I~ut ter t rockensubstai i~, (ohnc Knolinit)

1103 1103 1 1 0 3 1103 1103

1 1 0 3 1 1 0 3 1103 1 1 0 3 1 1 0 3

Ilohfaser + N-freie Extraktstoffe

914,2 914,2 9 14,2 914,2 914,2

Ilohprotcin

9 14,2 914,2 V14,2 914,2 914,2

66,38 66,38 67,56 66,38 66,38

66,38 67,56 66,38 66,38 66,38

Ilohfctt 55,l 55,l 55,l 55,l 55.1

55,l 55,l 55,l 55,l 55,l

Au\\cheidun,: rm Knr (g Tag)

X0,86 81,57 88,29 86,70 83,78

76,38 110,40 112,80 99,99 8Y,19

60,73 58,76 67,70 68,54 64,64

55,81 79,49 80,64 79,19 67,50

1,230 1,523 1,654 1,085 1,158

1,224 1,629 1,489 1,140 1,182

2,50 3,12 2,87 2,44 2,47

2,13 2,89 2,9X 2,22 2,18

VerJaulizhkeit ( 0 1 0 )

92,7 92,6 92,0 92.1 v2,4

93,1 90,0 89,9 90,9 92,0

93,4 93,6 92,6 92,5 V2,9

93.9 91,3 91,2 91,3 92,6

93,7 92,2 91,7 94,5 94, I

93,5 91,5 92,4 94,2 94,0

95,4 94,3 9 4 3

95,5

96,1 94,7 94,6 96,0 96,0

95,6

I Fii t t cru 11 p .1b5clin it t 111 it a k t i veiii liaol i 11 it. - ’ Fu t tcr 11 11 g sabschn i t t 111 it i 11 nk t iv ie rt cni l i .lo1 i 11 it.

Durchschnittlich gelangen gegeniiber den Kontrollperioden ctwa 15 g reine Nahr- stoffc taglich in den Fiitterungsabschnitten niit aktivem und inaktivein Kaolinit weni- ger zur intestinalen Absorption. Dieser Anteil ergibt sich aus den vorliegenden Ver- suchsergebnissen bci einer 'I'agesration von ca. 1100 g Trockensubstanz mit 4,3 a / ~ Kaolinit in Trockensubstanz. Hierbei ist zu berucksichtigen, dafl die Verdaulichkeit der Versuchsration mit uber 90 O/c auflcrordcntlich hoch liegt.

4. Diskussion

Wiihrend die therapeutischc Wirkung von Adsorbentien bei Storungcn der Mageii- Darni-Tatigkeit durch die sclektive Bindung von Baktericnstoffen, Toxinen und an- deren schadigenden Agentien einwandfrei erwicsen ist, bringcn die ungckliirten ZU- sammenhange zwischen dcr Nahrstoff verdauung und -resorption und dcr intestinalen Adsorbentienwirkung einen erheblichcn Unsicherhcitsfaktor in die Daucranwendung dieser Stoffe in dcr praktischen Tiercrnahrung. Die unter in-vitro-Bcdingungcn ge- wonnenen Erkenntnisse uber die Beeinflussung des pH-Milieus uiid der Fernicnt- aktivitat, wie z. B. bei dcr kiinstlichen Rohproteinvcrdauung durch Pepsin (2 ,5) oder beiin diastatischen Starkeabbau in-vitro (5), lassen sich daher nicht ohne weiteres auf die Verhaltnisse in1 Tier iibertragen.

Verdaulichkeitsvcrsuche am Tier sind bishcr von BKUNE (2) an ausgewachseneii Haninieln und Ratten durchgefuhrt worden. Mit verschiedenen Adsorbentien in einer Dosierungshohe bis 5 O i o in der Futtertrockensubstaiiz war dabei kein wesentlicher Einflufl auf die Vcrdaulichkeit der einzelncn Nahrstoff e nachzuweiscn. Zu iihnlichen Rcsultatcn kam FREESE (4) bei seincn Untersuchungen niit verschiedenen Futtcr- mischungen bci der inutterlosen Aufzucht von Ferkeln.

Die Daucranwendung von Adsorbentien im wcitesten und von Bolus alba in1 engcren Sinne in Form cines Zusatzes zu Mincralstoffniischuiigen bei Lcistungsticren kann erst dann enipfohlcn werdcn, wenn dic Fragc, ob durch diese ,,Dauertherapie" negativc Beeinflussungen der Nihrstoffverdauung im Magen-Darni-Kana1 cntstehen, hinreichcnd geklart ist. Eine ins Gewicht fallende Herabsetzung der Verdaulichkcit wurde dcn Nutzen einer Adsorbcntienzugabe crheblich niindern uiid dic Anwendung als ,,Regulans" in Frage stellcn.

Die vorliegenden Untersuchungen sprechcn dafiir, dafl einc zu sichcrnde Hcrab- sctzung der Verdaulichkeit fur die untersuchten Nahrstoffe Rohprotein, Rohfett uiid die Fraktionen Rohfaser + N-freic Extraktstoffe bei einer Anwendung von Kaolinit in ,,therapeutischer" Dosierung (5 ' 10 der Futterniischung) nicht bestcht. Dabei ist natiirlich die Fchlergrenze und das individuelle Streuungsvcrmijgen der Tierc, wie sie sich aus cinem Stoff wechselvcrsucli ergcben, zu bcriicksiclitigen. Klcinere Verdauungs- bceinflussungcn i n dcr Groflenordnung von einigen Prozenten sind dabei niit grofler Wahrschcinlichkeit nicht zu erfasscii, sie sind aber auch fur die anstehendc Frage ohne Belang.

Aus den Befundcn der Tabcllc 6 ergibt sich ein gewisser negativer Effekt von maximal 2,3 ' i o fur den N-Gehalt der verabfolgten Futtcrration. Die Intensitat der Verdauungsdepression ist dabei aber nach den obigen Ausfiihrungcn biologisch und methodisch nicht zu sichern.

Die Ursachen fu r die geringe Beeinflussung der Verdauungsprozessc im Magell-

248 W. Lenkei t , K . Gunther, H . Per1 und G.-A . Bruhn

Darn- t iana l der Tiere Itiinnen vielfacher Natur sein. Dabei wird die Tatsache nicht zu ubcrsehen sein, dafi in1 Darnikanal ein Oberschufl an Verdauungsfermenten vor- liegt und daruber hinaus die Regulationsfahigkeit der Verdauuiigssaftsekretioii groflcr sein kann als die in-vitro nachgewiesene Festlegung von Verdauungsfernienten. Gleiches gilt auch fur das pH-Milieu, das nach den Ergebnissen dieser Arbeit durch den Kaolinit- zusatz Zuni Futter iiicht so beeinflufit werderi kaiin, dafi die Aktivitat der Verdauungs- fermente herabgesetzt wird. Schliefllich fuhrt der Zusatz von 5 "io Kaolinit zu einer Erhohung des unverdaulichen Anteiles der Futtertrockeiisubstanz, die uni so starker in Erscheinung tritt, je kleiner der unverdauliche Anteil in1 Grundfutter ist. I n den vorliegcnden Untersuchungen lag aber die Verdaulichkeit niit uber 90"/0 auflerordent- lich hoch, hoher als nach der Okonomie der Nahrstoffe (LEHMANN) fur die Schweine- mast zu fordern ist. Dadurch wird ein gewisser mechanisclier Effekt auf die Tiitigkeit des Magen-Darm-Kanals entstehen konnen, der u. a. auch zu einer verstarktcn Ver- dauungssaflsekretion fuhren kann. Da nach der angewandten Stoffwecliselvcrsuclis- methodik aber jeweils nur die ,,scheinbare" Verdaulichkeit erfafit wird, d. h . die Dif- fcrenz aus Futtcrnahrstoffen und Kotnfhrstoffen, kann keine Aussage daruber gc- troffen wcrden, ob die ,,wahre" Verdaulichkeit, also die wirklich vom Organismus aufgenommene - resorbierte - Nahrstoffnienge konstant blieb und nur der Anteil an sezernierteii Verdauungssaften (niit ihreni Gehalt an organischen Stoff en) erhoht wurde. Dicser iiiechanische Effekt wird aber relativ um so weniger in Erscheinung tre- ten konnen, je niedriger die Verdaulichkeit des Futters ist.

Die Ubereinstinimung der Ergebnisse bei Zusatz voii ,,aktivem" und von ,,ill-

aktivicrtem" Kaolinit ist Zuni Teil mit den1 oben erorterten mechanischen Effekt er- klfrbar, deutet aber andererseits darauf hin, dafi eine geticherte Henimwirkung auf die intestinalen Verdauungsprozrsse nicht besteht. Inwieweit hier Moiiicnte einer re- versibleii Austauschreaktion a111 Absorbens mit einer Verdrsngung des Methylenblau- molekuls mitspielen, kann aus diesen Untersuchungen nicht abgeleitet wcrdcii. Wir werdeii aber an anderer Stelle darauf zuriickkommen.

Die Beeinflussung der Mineralstoffresorption u n d -verwertung sowie die Adsor- benticneffekte auf gewisse Wirkstoffaktivitaten blieben in1 Rahnieii dieser Unter- suchungen zunachst unberucksichtigt. Auch auf diese Fragen wird i i i einer anderen Arbeit wieder einzugehen sein.

Abschliefiend bereclitigen die Untersuchungsergebiiissc zu der SclilulSfolgerung, dafl aus der Daueranwendung voii Kaolinit auch in ,,therapeutischer" (hoher) Dosieruiig beini Schwein keine nenneiiswerte Herabsetzung der Verdaulichkeit der organischen Nfhrstoffe in der Futterration resultiert.

Zusainmenfassuiig

I n eiiiem Stoffwcchselversuch an zwei Borgcn der Veredelten 1.aiidschweinrasse wurde Lei einer halbsynthetischcn Diat niit hoher Verdaulichkeit (uber 90"io) der Einflufl ciner ,,therapeutischeii" Cabe voii 4,3 "io Kaolinit in Futtertl-ockeiisubstaiiz auf die Verdaulichkeit der organischen Substanz untersucht.

Es ergabeii sich keine Anhaltspunkte fur eine gesicherte Herabsetzung der Ver- daulichkeit der Weeiider Nfhrstoffe Rohprotein, Rohfett, Kohfaser und N-freie Extraktstoffe.

Ausscheidung und Gewebsruckstande von 14CC-ninrkiertem Bztylhydroxytoluol 249

Summary

A metabolic test was carried out on two hogs of the improved native breed (DvL). The test dealt with the influence of a “therapeutic” dose of 4,3O/o caolinite in the feed dry substance on the digestibility of the organic substance at a semi-synthetic diet with high digestibility (more than 90 O i o ) .

The result did not bring any clues of an evidenced reduction of the digestibility of the Weende nutrients crude protein, crude fat, crude fibre and nitrogen-free extract.

Literatur

1. DRUHN, G. A., 1965: Dissertation, Giittingen. - 2. BRUNE, H., 1952: Arch. Tierernihrung 2, 100. - 3. BRUNE, H., 1953: Arch. Tiercrnihrung 3. 1. - 4. F R ~ E S E , H. H., 1958: Arch. Ticr- crnihrung 8, 330. - 5. SEIBOLD, R., 1962: Landwirtschaftliche Forschung 15, 88.

Anschrif? der Autorcn: Institut fur Ticrphysiologie und TiercrnShrung dcr Universitit G t - tingcn, 34 Giittingen, Nikolausbcrger Weg 7 b

Aus dem lnstitut f u r Tierphysiologie - Vorstund: Prof. Dr. Dr. /. Cruggemann

und dem lnstitut f u r ErnahrwngsphysioloRie in der Tierarztlichen Fnkriltat der Universitit Munchen - Vorstund: Pro f . Dr. Dr. /. Tiews

Uber Ausscheidung und Gewebsruckstande von ’*C-markiertem Butylhydroxytoluol (BHT) in Bilanzstudien am Mastkuken’

Von J. BRUGGEMANN, J . TIEWS und G. BOCK

BHT (Cl5He40, MG = 220,34) bildet weil3 glanzende Kristallc vom Schnielzpunkr 70° <: und Siedepunkt 260” C, die in gebrauchlichen organischen Losungsniitteln und in tierischen und pflanzlichen Fetten gut loslich sind.

3,5-Ditert.butyl-hydroxytoluol (BHT) wird auch als 4-Methyl-2,6-ditert.butyl- phenol oder als 2,6-Ditert.butyI-parakresol bezeichnet (Fornielbild S. 252).

B H T ist erstmals von DUGAN und Mitarbeitern (1954) als Antioxydans fur Lebens- mittel in den USA empfohlen worden und wird seit einigen Jahren in steigendem Umfang zur Stabilisierung von Futtermischungen in vielen europaischen Staaten (Groflbritannien, Holland, Frankreich u. a.) und vermehrt noch in den USA ver-

Herrn HEINZ LOHMANN, Cuxhavcn, zuin 65. Geburtstag gewidmet.