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Gaby Gschwend Notfall- psychologie und Trauma- Akuttherapie Ein kurzes Handbuch für die Praxis 3., vollständig überarbeitete Auflage

Ein kurzes Handbuch für die Praxis · der Trauma-Therapie ist deutlicher geworden, indem heute allgemein anerkannt ist, dass eine angemessene Stabilisierung und Ressourcenstärkung

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Gaby Gschwend

Notfall-psychologie

und Trauma-Akuttherapie

Ein kurzes Handbuch für die Praxis3., vollständig überarbeitete Auflage

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© 2011 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Gschwend, Notfallpsychologie und Trauma-Akuttherapie, 1. Auflage.

GschwendNotfallpsychologie undTrauma-Akuttherapie

Verlag Hans HuberKlinische Praxis

Wissenschaftlicher Beirat:Prof. Dr. Dieter Frey, MünchenProf. Dr. Lutz Jäncke, ZürichProf. Dr. Meinrad Perrez, Freiburg i. Ue.Prof. Dr. Franz Petermann, BremenProf. Dr. Hans Spada, Freiburg i. Br.

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Gaby Gschwend

Notfallpsychologieund Trauma-Akuttherapie

Verlag Hans Huber

Ein kurzes Handbuch für die Praxis

3., überarbeitete und ergänzte Auflage

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© 2011 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Gschwend, Notfallpsychologie und Trauma-Akuttherapie, 1. Auflage.

Anschrift der Autorin:Frau lic. phil. Gaby GschwendKurhausstrasse 58032 Zürich

Programmleitung: Tino HeegHerstellung: Livia SchwarzUmschlag: Claude Borer, BaselDruckvorstufe: ns prestampa sagl, Castione TIDruck und buchbinderische Verarbeitung: AZ Druck und Datentechnik, KemptenPrinted in Germany

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalbder engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeiche-rung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen oder Warenbezeichnungen in diesem Werkberechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinneder Warenzeichen-Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermannbenutzt werden dürfen.

Anregungen und Zuschriften bitte an:Verlag Hans HuberLektorat PsychologieLänggass-Strasse 76CH-3000 Bern 9Tel: 0041 (0)31 300 45 00Fax: 0041 (0)31 300 45 [email protected]

3., überarbeitete und ergänzte Auflage 2012© 2003/2004/2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern(E-Book-ISBN 978-3-456-95003-7)ISBN 978-3-456-85003-0

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2. Die psychische Situation von Notfallopfern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.1 Die Vielfalt innerer und äußerer Belastungsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . 14

2.2 Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142.2.1 Reaktionen auf Helfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182.2.2 Reaktionen der Helfer auf das Opfer und

die traumatische Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

2.3 Verlaufsphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192.3.1 In der traumatischen Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192.3.2 Im Zustand des Schocks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.3.3 Im Zustand der Krise/die Einwirkungsphase . . . . . . . . . . . . . . . 21

2.4 Bewältigung und Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232.4.1 Einflussfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232.4.2 Möglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

3. Der Psychologische Notfalleinsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

3.1 Aufgaben der psychologischen Notfallhelfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

3.2 Leitlinien des Verhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293.2.1 Das Gesprächsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293.2.2 Das nicht verbale Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303.2.3 «Verhaltens-Sünden» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3.3 Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3.4 Risiko-Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

3.5 Checkliste zum Ablauf des Einsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

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6 Notfallpsychologie und Trauma-Akuttherapie

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3.6 Psychologische Notfall-Interventionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433.6.1 Distanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433.6.2 Beruhigung und Entspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

4. Spezielle Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

4.1 Angehörige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454.1.1 Hinweise zur Betreuung Angehöriger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464.1.2 Wie Angehörige helfen können . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

4.2 Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.2.1 Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 484.2.2 Umgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

4.3 Zeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

5. Massennotfälle / Kollektive Katastrophen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

5.1 Aufgaben der Notfallpsychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545.1.1 In der Akutphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555.1.2 Psychologische Weiterbetreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565.1.3 Konsolidierung und Wiederaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565.1.4 Schulung und Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

5.2 Panikvorbeugung/Panikbekämpfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

5.3 Checkliste für den Einsatz bei Massennotfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

5.4 Der Notfallkoffer oder -rucksack . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

6. Trauma-Akuttherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

6.1 Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

6.2 Die Phasen der Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 666.2.1 Stärkung und Stabilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 666.2.2 Konfrontation/Exposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 706.2.3 Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

6.3 Ein Bund der Kooperation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 756.3.1 Die therapeutische Beziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 756.3.2 Therapeutische Leitlinien und Sünden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 796.3.3 Das Erstgespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

6.4 Therapie bei Kindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 826.4.1 Therapeutische Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

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7. Die Traumatisierung der Helfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

7.1 Gründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

7.2 Anzeichen für Sekundärtraumatisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 867.2.1 Körperliche Beschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 867.2.2 Psychische Reaktionen und Symptome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

7.3 Vorbereitung auf belastende Situationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

7.4 Bewältigung und Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

Zur Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

Anhang: Checklisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

7Inhaltsverzeichnis

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Vorwort

Seit der ersten Veröffentlichung dieses Buches sind annähernd zehn Jahre vergan-gen und es freut mich sehr, dass es nun in einer dritten, überarbeiteten und erwei-terten, Auflage erscheint. Die damals noch junge Wissenschaft der Psychotrauma-tologie hat sich zwischenzeitlich weiter entwickelt und sie ist immer noch inBewegung und spannenden Entwicklungen begriffen. Neues Wissen, neue Er-kenntnisse wurden gewonnen und es gab einen großen Zuwachs an praktischenErfahrungen, Erfahrungen, die auch zu Modifikationen in Theorie und Praxisgeführt haben. Als wichtige Entwicklungen im Rahmen der Notfallpsychologieund Traumatherapie fallen auf:

Die notfallpsychologische und psychotherapeutische Hilfe nach traumatisie-renden Ereignissen ist heute ungleich verbreiteter, selbstverständlicher, akzeptier-ter als noch vor zehn Jahren. Das ist sehr gut und leistet einen wertvollen präven-tiven Beitrag, viele Betroffene berichten nach Notfällen, wie froh sie um eine auchpsychologische Unterstützung waren. Die Gefahr scheint heute eher im anderenExtrem zu liegen, in der Gefahr eines Überangebots, einer Überschwemmung dervon Notfällen Betroffenen von psychologischen Angeboten in Akutsituationen.Während vielleicht manches Opfer eher eine Erholung mit Hilfe von Zeit und tra-genden persönlichen Beziehungen finden würde als durch eine psychologische(An)-Leitung zur Bewältigung der Erfahrung.

Damit kommen wir auch zum Debriefing. Dieses wird nach Notfallsituationennicht mehr so universell, unbefangen und selbstverständlich eingesetzt wie nochvor zehn Jahren, vor allem nicht als isolierte Methode ohne hinreichende Vor-und Nachbetreuung der Betroffenen. Analog wird auch in der Traumatherapierespektvoller und erst nach bewusster Stabilisierungsarbeit mit der Konfrontation/Exposition mit dem traumatischen Geschehen umgegangen.

Die Bedeutung eines phasenspezifischen bzw. phasengerechten Vorgehens inder Trauma-Therapie ist deutlicher geworden, indem heute allgemein anerkanntist, dass eine angemessene Stabilisierung und Ressourcenstärkung vor Interven-tionen der Konfrontation/Exposition erfolgen muss und deren Voraussetzung ist.

Überhaupt liegt der Fokus in Theorie und Praxis heute vermehrt auch bei denRessourcen, Stärken und Widerstandskräften der traumatisierten Menschen.

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Diesen und anderen neuen Erkenntnissen und Entwicklungen in der Psycho-traumatologie soll diese Neuauflage gerecht werden, was zu Veränderungen führte.Die Kapitel über den notfallpsychologischen Einsatz bzw. die akute Betreuung vonNotfallopfern wurden erweitert, an Umfang und auch an Thematik, indem u. a.auch das Gebiet der Panikvorbeugung/Panikbekämpfung aufgenommen wurde.Sehr viele Leser/innen sind nicht klinische Psychologen oder Psychotherapeuten,sondern haben in anderer Funktion mit Betroffenen eines Notfallereignisses zutun. In diesem Sinne wird nun auch das Thema eines psychologisch hilfreichenVerhaltens vertieft behandelt. Die Kapitel über akute Trauma- Psychotherapiehaben ein wenig den Fokus verändert. Es gibt heute eine Vielzahl, auch an schu-len- bzw. methodenspezifischer Literatur zur Traumatherapie für Psychologenund Psychotherapeuten. Hier war es mir wichtig, allgemeine Grundlagen undLeitlinien einer jeden Form von Trauma-Psychotherapie aus einer praxisorien-tierten Perspektive zu erläutern.

Ich hoffe, dass Ihnen auch diese Neuauflage im Rahmen Ihrer Begegnung mittraumatisierten Menschen nützlich ist

Zürich im April 2011 Gaby Gschwend

10 Notfallpsychologie und Trauma-Akuttherapie

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Einleitung

Es gibt viele, äußerlich ganz verschiedene Arten traumatischer Erfahrungen. DasSpektrum umfasst Ereignisse, von denen Einzelne betroffen sind (Arbeitsunfall,Überfall), Ereignisse mit mehreren Betroffenen (Verkehrsunfälle, Geiselnahmen)bis hin zu Großschadensereignissen wie technischen oder Naturkatastrophen. Alldiesen Ereignissen gemeinsam ist, dass sie den Rahmen alltäglicher Erfahrungenund Belastungen bei Weitem übersteigen. Sie bedeuten eine radikale Verletzungder seelischen und körperlichen Integrität eines Menschen und auch einen zen-tralen Eingriff ins Leben der Betroffenen. Sie verändern, oft nachhaltig und dauer-haft

• die gesamte Lebenssituation

• das Erleben von Beziehungen und der Zugehörigkeit zu anderen Menschen

• die Beziehung zu sich selbst, das Vertrauen in sich selbst

• das Gefühl von Handlungsfähigkeit und Kontrolle

• das Verhältnis zum eigenen Körper

• das Gefühl von Unverletzlichkeit

• das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit in der Welt.

Werden solche «inneren Verletzungen» nicht angemessen verarbeitet, können dienur oberflächlich verheilten seelischen Wunden jederzeit plötzlich und unvermu-tet wieder aufbrechen, u. a. deswegen, weil einzelne, in sich abgeschlossene Trau-mata in einem sonst intakten Leben nicht unbedingt die Regel sind. Häufig ent-stehen auch in Folge traumatischer Erfahrungen psychische Störungen wie z. B.eine (chronische) Posttraumatische Belastungsstörung, Depressionen, Süchte, und/oder somatische und psychosoziale Folgeschäden, die sich stark lebensbeeinträch-tigend auswirken.

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In der psychologischen Akutbetreuung gibt es verschiedene Arten von Hilfestel-lungen und Interventionen mit ihren je eigenen Möglichkeiten und Begrenzun-gen. Alle Helfer haben in dieser zutiefst gestörten, ja zerstörten und psychisch weitoffenen Situation großen Einfluss auf die Betroffenen, die zu diesem Zeitpunktpsychisch höchst suggestibel und «zerbrechlich» sind. Die Helfer haben aber dochimmer auch verschiedene Funktionen, und alle müssen an einem bestimmtenPunkt ihre spezifische Aufgabe begrenzen und die Betroffenen zur Betreuungangemessen weiterweisen. Sie müssen also um ihre Funktion, ihre Möglichkeiten,ihre Grenzen wissen und diese den Betroffenen auch transparent machen.

Der Einsatz der Notfallpsychologie bezieht sich auf akute und kurzfristige Fol-gen traumatisierender Ereignisse und dient in erster Linie dem Krisenmanage-ment und der psychischen Stabilisierung der Betroffenen.

Das gemeinsame Ziel der frühen psychologischen und akut psychotherapeu-tischen Maßnahmen und Interventionen nach einem traumatischen Ereignis istes darüber hinaus, den psychischen Verarbeitungsprozess von Anfang an so zuunterstützen, dass es nicht zu chronischen Symptombildungen und dauerhaftenPersönlichkeitsveränderungen kommt.

Dabei wird unterschieden zwischen der psychologischen Notfallhilfe (sofort biswenige Tage nach dem Ereignis durch geschulte Psychologen, Ärzte, Pfarrer)einerseits und der psychotherapeutischen Trauma-Akuttherapie (wenige Tage bisWochen nach dem Ereignis durch psychotraumatologisch ausgebildete KlinischePsychologen und Psychotherapeuten) andrerseits.

Das Handbuch «Notfallpsychologie» ist eine praxisorientierte Einführung undrichtet sich an Personen, die im Bereich der psychologischen und psychothera-peutischen Akutversorgung schwer traumatisierter Menschen arbeiten, aber auchan Angehörige anderer Berufsgruppen, die beratend und helfend mit Opfern vonTraumatisierung arbeiten.

Um sprachliche Schwerfälligkeiten zu vermeiden, wird im Text jeweils diemännliche Bezeichnung verwendet.

12 Notfallpsychologie und Trauma-Akuttherapie

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Die psychische Situationvon Notfallopfern

Opfer einer Notfallsituation sind einer schrecklichen, einer überwältigenden undüberfordernden Situation ausgeliefert, die außerhalb jeder Alltagserfahrung undAlltagsbelastung liegt. Den Betroffenen stehen keine etablierten Bewältigungsstra-tegien zur Verfügung. Die normalen Reaktionen und Handlungen auf (existen-zielle) Bedrohungen, Kampf oder Flucht, sind unmöglich, sinnlos, unwirksam. Siekönnen nicht mehr über sich selbst verfügen und haben (Todes-) Angst, sie ver-spüren Schmerzen, fühlen sich macht- und hilflos und sie sind auch extremenäußeren Wahrnehmungen ausgesetzt, indem sie z. B. mit eigenen Verletzungen,dem Anblick von anderen Verletzten, mit Zerstörung, Chaos und Tod konfron-tiert sind. Die Vielzahl und die Wucht von gleichzeitig überwältigenden innerenund äußeren Belastungsfaktoren in einer Notfallsituation soll anhand folgenderGrafik deutlich werden.

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