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Arbeit und Familie-Konflikt bei europäischem Pflegepersonal Eine Analyse der Daten der europäischen NEXT- Studie Michael Simon, MScN PD Dr. Hans-Martin Hasselhorn Dipl.-Soz. Angelika Kümmerling Diese Auswertung wird im Rahmen des EU-Projekts "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" durch die Beruf & Familie gGmbH der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung finanziert. NEXT-EP 0302

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Arbeit und Familie-Konflikt bei europäischemPflegepersonal

Eine Analyse der Daten der europäischen NEXT-Studie

Michael Simon, MScN

PD Dr. Hans-Martin Hasselhorn

Dipl.-Soz. Angelika Kümmerling

Diese Auswertung wird im Rahmendes EU-Projekts "Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf" durch dieBeruf & Familie gGmbHder Gemeinnützigen Hertie-Stiftungfinanziert.

NEXT-EP 0302

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NEXT-Studie: Teilanalyse Arbeit und Familie-Konflikt

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung............................................................................................................3

2. Ergebnisse..........................................................................................................5

2.1. Basisdaten ....................................................................................................6

2.2. Zeitabhängiger Arbeit/Familie-Konflikt ........................................................10

2.3. Belastungsabhängiger Arbeit/Familie-Konflikt ............................................11

2.4. Multivariate Analyse zum Arbeit/Familie-Konflikt ........................................14

2.5. Arbeit/Familie-Konflikt und die Absicht den Beruf zu verlassen ..................17

3. Zusammenfassung ..........................................................................................18

4. Ausblick ............................................................................................................19

5. Literaturverzeichnis .........................................................................................20

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NEXT-Studie: Teilanalyse Arbeit und Familie-Konflikt

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1. EinleitungDer vorliegende Bericht nutzt die Daten der europäischenNEXT-Studie (nurses’ early exit study) zu einerTeilanalyse hinsichtlich der Konfliktbereiche zwischendem Familien- und Arbeitsleben von Pflegepersonal inEuropa. Die NEXT-Studie untersucht in zehn euro-päischen Ländern die Arbeitssituation von Pflegepersonalund sucht nach den Ursachen für den vorzeitigenBerufsausstieg. Dabei werden neben dem Krankenhaus-bereich auch stationäre Altenpflegeeinrichtungen undambulante Pflegedienste berücksichtigt.

Die europäische NEXT-Studie untersucht denvorzeitigen Beruf-ausstieg von Pfle-genden

Dem vorzeitigen Berufausstieg von Pflegepersonalkommt gesamtgesellschaftlich eine besondere Bedeutungzu, da aufgrund der demografischen Entwicklung eineZunahme pflegebedürftiger Menschen erwartet und da-durch ein erhöhter Bedarf von Pflegepersonal angenom-men wird. Neben der Rekrutierung von Nachwuchskräftenim Pflegebereich ist die Förderung des Berufsverbleibseine zentrale Strategie, diesen Entwicklungen zu be-gegnen (Hasselhorn, Tackenberg & Müller, 2003).

DemografischeEntwicklung führt zuzusätzlichem Personal-bedarf

Über diese gesellschaftliche Problemstellung hinaus, han-delt es sich jedoch auch um ein zentrales Problem für diebetroffenen Gesundheitseinrichtungen. Der Weggang vonPersonal führt zu zusätzlichen Belastungen, wie dieAnwerbung und Einarbeitung von neuem Personal, aberauch zu Verlusten von Wissen. Dies kann mittelbar auchzu negativen Auswirkungen auf die Qualität derGesundheitsdienstleitungen der verschiedenen Einrich-tungen führen (Wells, Roberts & Medlin, 2002).

Personalwechsel führtzu Belastungen vonUnternehmen

Das Arbeitsleben einerseits und das Privat- bzw.Familienleben andererseits bilden einen kritischen Faktorim Zusammenhang mit dem Berufsverbleib vonPflegepersonal. Insbesondere Konfliktsituation, in denensich die Anforderungen am Arbeitsplatz und dasFamilienleben nur schwer oder gar nicht miteinanderverbinden lassen, können zu Konsequenzen wie demWechsel der Einrichtung oder dem vollständigemAusstieg aus dem Pflegeberuf führen.

Konflikte zwischenArbeits- undFamilienleben könnenzum Verlassen desPflegeberufs führen.

Mit den Daten der Basiserhebung der NEXT-Studielassen sich Faktoren identifizieren, die Einfluss auf Kon-flikte zwischen dem Arbeits- und Familienleben von Pfle-gepersonal nehmen. Darüber hinaus lassen sich dieAuswirkungen des Arbeit/Familie-Konflikts auf den Be-rufsausstieg von Pflegenden ermitteln.

Identifizierung vonEinflussfaktoren fürden Arbeit und Familie-Konflikt und dieAuswirkung auf denvorzeitigenBerufsausstieg

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An der NEXT-Studie sind elf europäische Länder beteiligt:Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Groß-britannien, Italien, Norwegen, die Niederlande, Polen,Schweden und die Slowakei. Bei NEXT handelt es sichum eine Längsschnittstudie, die über einen Zeitraum vonzwei Jahren Pflegende sowohl in der ambulanten undstationären Altenpflege, als auch im Krankenhaus befragt.

Beteiligte Länder:Belgien, Deutschland,Finnland, Frankreich,Großbritannien Italien,Norwegen, dieNiederlande, Polen,Slowakei & Schweden

Die NEXT-Studie verwendet ein Longitudinaldesign mitinsgesamt vier Erhebungszeitpunkten (siehe Abb. 1). DieErhebungen erfolgen mittels standardisierter Fragebögen.Die Basiserhebung (Q0) richtet sich an alle Studien-teilnehmer. Die erste Folgeerhebung (Qex0) befragt diePflegenden, die den Beruf in den ersten sechs Monatennach der Basiserhebung verlassen. Die zweite Folge-erhebung (Q12) befragt nach ca. 12 Monaten dieTeilnehmer, die im Beruf verblieben sind. Die letzteBefragung (Qex12) richtet sich erneut an die Berufs-aussteiger.

Längsschnittstudie mitstandardisiertenInstrumenten

Abb. 1Design derNEXT-Studie

Die Daten, die im Rahmen dieser Teilanalyse verwendetwerden, stammen aus der Basiserhebung (Q0), diezwischen November 2002 und Mai 2003 erhoben wurden.Der Fragebogen verwendet unterschiedliche Skalen zurErfassung von z.B. Burnout, Arbeit und Familie-Konfliktund Arbeitsfähigkeit, sowie einige von der NEXT-Studien-gruppe entwickelte Fragen.

Daten der erstenErhebung

Der hier verwendete Begriff des Arbeit und Familie-Konflikt geht auf die Definition von Greenhaus & Beutell(1985) zurück. Demnach ist der Arbeit und Familie-Konflikt ein Rollenkonflikt bei dem der Druck der Rolle inder Familie oder der Arbeit zu einer gegenseitigenUnvereinbarkeit der beiden Rollen führt.

Arbeit und Familien-Konflikt alsRollenkonflikt

Es lassen sich verschiedene Formen des Arbeit undFamilie-Konflikts voneinander unterscheiden: zeitab-hängiger Arbeit und Familie-Konflikt und belastungs-abhängiger Arbeit und Familie-Konflikt. Der zeitabhängigeArbeit und Familie-Konflikt wird dadurch verursacht, dassdie Zeit die für die Erfüllung der Rollenerwartungen ineinem Bereich (z.B. durch Überstunden am Arbeitsplatz)den anderen Bereich (z.B. gemeinsames Abendessen)behindert.

Zeitabhängiger Arbeitund Familiekonflikt

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Arbeit und Familie-Konflikt wird dadurch verursacht, dassdie Zeit die für die Erfüllung der Rollenerwartungen ineinem Bereich (z.B. durch Überstunden am Arbeitsplatz)den anderen Bereich (z.B. gemeinsames Abendessen)behindert.Der belastungsabhängige Arbeit und Familie-Konflikt führtdazu, dass die Belastungen in einem Bereich dieLeistungsfähigkeit im anderen Bereich einschränken.Dies ist dann der Fall, wenn zum Beispiel die Arbeit soanstrengend ist, dass die Zeit, die mit der Familieverbracht wird, ausschließlich zur Regenerationverwendet werden kann. Weiterhin wird zwischen derKonfliktrichtung unterschieden, d.h. ob die Belastung vomArbeitsbereich in den Familienbereich „übergreift” oderumgekehrt. In diesem Bericht wird die Bezeichnung„Arbeit und Familie-Konflikt“ als Oberbegriff verwendet.Zur Spezifizierung der Konfliktrichtung wird die Schreib-weise Arbeit/Familie-Konflikt (AFK) bzw. Familie/Arbeit-Konflikt (FAK) verwendet.

BelastungsabhängigerArbeit und Familie-Konflikt

Überträgt man diese grundsätzlichen Formen des Arbeitund Familie-Konflikts auf die Arbeitssituation im Pflege-bereich, ergeben sich eine Vielzahl von möglichenEinflussfaktoren. Zeitabhängige Faktoren sind vor allemdiejenigen, die in den Bereich der Arbeitszeiten fallen, wiez.B. Schichtform, Häufigkeit von Wochenendarbeit, ge-leistete Überstunden oder Voll- bzw. Teilzeit. MöglicheFaktoren für den belastungsabhängigen Arbeit undFamilie-Konflikt sind alle Variablen, die die Belastungenim Arbeitsumfeld erfassen oder Einfluss auf die Belas-tungssituation haben können, wie z.B. Führungsqualität,Belästigungen am Arbeitsplatz oder Unterstützung durchKollegen und Vorgesetzten.

Vielzahl vonEinflussfaktoren

2. ErgebnisseDie hier dargestellten Ergebnisse werden in fünf Teilendargestellt. Der erste Teil stellt die Basisdaten der NEXT-Studie und einiger sozio-demografischer Variablen imZusammenhang mit dem Arbeit und Familie-Konflikt dar.Im zweiten Abschnitt wird der zeitabhängige Arbeit undFamilie-Konflikt und im dritten Teil der belastungs-abhängige Arbeit und Familie-Konflikt untersucht. Dieersten drei Ergebnisteile werden ausschließlich deskriptivdargestellt. Der vierte Ergebnisteil stellt die Ergebnisseeiner multivariaten Analyse des zeitabhängigen und desbelastungsabhängigen AFK dar. Im abschließendenvierten Ergebnisteil wird auf die Beziehung zwischenArbeit und Familie-Konflikt und der Absicht den Beruf zuverlassen eingegangen.

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2.1. BasisdatenInsgesamt wurden 77.202 Pflegende für die NEXT-Studiekontaktiert, 38.802 davon haben an der Studie teil-genommen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von50,3% (Diese variierte in den Teilnehmerländernzwischen 32 bis 77%).

38.802 Teilnehmer

Die Teilnehmer verteilten sich europaweit auf 585Einrichtungen: 27.176 davon arbeiteten im Krankenhaus,3.868 in Pflegeheimen, 3.782 im ambulanten Pflege-bereich und 976 in “out-patient care” (gemeindenaheGesundheitsversorgunng in Finnland). Daraus ergibt sicheine starke Betonung des Krankenhausbereichs.

70% der Teilnehmerarbeiten imKrankenhaus

Die NEXT-Studie berücksichtigt Pflegepersonal unter-schiedlicher Qualifikationsniveaus. Dies hat zur Folge,dass sowohl ungelernte oder gering qualifiziertePflegekräfte (z.B. Krankenpflegehelfer/in mit einjährigerAusbildung) wie auch examinierte Pflegende (mindestensdreijährige Ausbildung) mit Zusatzqualifikationen (Fach-weiterbildung Stationsleitung, Intensiv etc.) erfasst wer-den. Da sich der Aufgaben- und Verantwortungsbereichvon examiniertem Pflegepersonal deutlich von dem un-gelernter Pflegekräfte unterscheidet, werden nachfolgendausschließlich die Daten examinierter, mindestensdreijährig ausgebildeter Pflegekräfte berücksichtigt. Durchdiese Begrenzung auf examiniertes Pflegepersonal,reduziert sich die Anzahl auf die in Tabelle 1 angege-benen sieben Länder

Nur Pflegepersonal mitmindestens drei-jähriger Ausbildungwird berücksichtigt

Exam. Pflegepersonal mit

mind. 3 Jahren Ausbildung

Exam. Pflegepersonal

(mind. 3 Jahre) mit Weiterbildung

Belgien 2.847 820Deutschland 2.438 644Finnland 2.094 1.532Frankreich 2.385 289Italien 4.687 821Niederlande 2.492 1.048Slowakei 2.334 205

13.718 5.359Summe 24.636

Tab 1:Übersicht über die hierberücksichtigten,examiniertenPflegenden

Arbeit und Familie-Konflikt in EuropaZur Messung des Arbeit und Familie-Konflikts wurdenzwei Skalen von Netemeyer, Bowles & McMurrian (1996)verwendet, die zwischen den Richtungen des Konfliktsdifferenzieren. Durch die Skalen wird ermöglicht den Graddes Konfliktes zu messen und im Zusammenhang mitweiteren Variablen zu untersuchen.

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des Konfliktes zu messen und im Zusammenhang mitweiteren Variablen zu untersuchen.Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass die Mittelwertefür den Arbeit/Familie-Konflikt zwischen den einzelnenLändern variieren (Abb. 2). Am wenigsten ausgeprägt istder Arbeit/Familie-Konflikt in den Niederlanden (2,1), ammeisten in Italien (3,1). Der gemeinsame Mittelwert allerhier berücksichtigter Länder liegt bei 2,7.

Abb. 2Arbeit/Familie-Konfliktbei examiniertemPflegepersonal insieben europäischenLändern (Mittelwerte,n=24.049)

Der Familie/Arbeit-Konflikt erreicht im Mittel geringereWerte als der Arbeit/Familie-Konflikt. In Deutschland undFrankreich sind hierfür die niedrigsten Werte (1,4) zufinden, dem gegenüber steht der höchste Mittelwert von2,2 in Belgien.

Der Arbeit/Familie-Konflikt ist stärkerausgeprägt alsFamilie/Arbeit-Konflikt

Abb. 3Familie/Arbeit-Konfliktbei examiniertemPflegepersonal insieben europäischenLändern (Mittelwerte,n=23.832)

Hoch

AFK

Niedrig

Hoch

FAK

Niedrig

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Geschlecht und Arbeit/Familie-Konflikt Abb. 4Mittelwerte für denArbeit/Familie-Konfliktim Vergleich zwischenFrauen und Männern(nFrauen =20.905; nMänner=3.071)

Im Vergleich zwischen weiblichem und männlichemPflegepersonal bestehen sowohl innerhalb der jeweiligenLänder als auch europaweit keine größeren Unterschiedehinsichtlich des Arbeit/Familie-Konflikts. Auch kann keineindeutiger Trend, welches Geschlecht höhere Werteerzielt, festgestellt werden. In Belgien, Deutschland, denNiederlanden und der Slowakei sind die Mittelwerte derMänner höher als die der Frauen. In Finnland, Frankreichund Italien hingegen sind die Werte für den Arbeit/Famlie-Konflikt höher. Der hier nicht dargestellte Familie/Arbeit-Konflikt zeigt ein ähnliches heterogenes Bild. Bei allengeschlechtsspezifischen Betrachtungen sollte berück-sichtigt werden, dass der Anteil der Frauen (87,1%)dieser Stichprobe deutlich über dem der Männer (12,9%)liegt.

Geringe Unterschiedezwischen Männern undFrauen

Familienstand und Arbeit/Familie-KonfliktIn der Betrachtung der Beziehung zwischen der familiärenSituation und Arbeit und Familie-Konflikt zeigen sich nurmarginale Unterschiede. Der Arbeit/Familie-Konflikt beiAlleinerziehenden und Paaren mit Kindern zeigt imeuropäischen Durchschnitt höhere Werte (2,87 vs. 2,77)als bei Alleinlebenden und kinderlosen Paaren (2,68 vs.2,71). Beim Familie/Arbeit-Konflikt zeigt sich eine stärkereProfilierung, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Kinder-lose Pflegende weisen geringere Werte (1,63) als Pfle-gende mit Kindern (1,85) auf (n= 24.187).

Familienstand zeigt nurgeringe Unterschiedehinsichtlich des Arbeit& Familie-Konflikts

Hoch

AFK

Niedrig

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Alter und Arbeit/Familie-KonfliktAbb. 5Arbeit-Familie-Konfliktnach Ländern inverschiedenenAltersgruppen(n=24.049)

Im Altersverlauf zeigt sich eine deutliche Häufung desArbeit/Familie-Konflikts in der Altersgruppe zwischen 25-35 Jahren mit einem kontinuierlichen Absenken der Wertebis ins Renteneinstiegsalter. Lediglich in Deutschlandsteigt die Kurve in der Altersgruppe >55 Jahre erneut an.Für den Familie/Arbeit-Konflikt hingegen findet sich inBezug auf das Alter kein charakteristischer Verlauf.

In der Altersgruppezwischen 25-35 ist derArbeit/Familie-Konfliktam stärksten ausge-prägt.

Arbeit/Familie-Konflikt nach EinrichtungsartAbb. 6Arbeit/Familie-Konfliktin unterschiedlichenEinrichtungstypen(n=24.049)

*GemeindenaheGesundheitsversorgung in Finn-land

Im Vergleich der Mittelwerte des Arbeit/Familie-Konfliktszeigt sich in den meisten Teilnehmerländern die stärksteAusprägung im Krankenhausbereich, gefolgt von stat-ionären Einrichtungen der Altenhilfe und am wenigstenausgeprägt, dem ambulanten Bereich. Eine Ausnahmebildet Deutschland, hier zeigt der ambulante Sektor diehöchsten Werte des Arbeit/Familie-Konflikts.

Hoch

AFK

Niedrig

hoch

AFK

gering

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2.2. Zeitabhängiger Arbeit/Familie-KonfliktDie Arbeitszeitregelungen und -bedingungen, unter denendas Pflegepersonal arbeitet, sind Faktoren, die sich aufden Arbeit/Familie-Konflikt auswirken können. Im Rah-men der NEXT-Studie wurden Informationen zumStellenumfang (Arbeitsstunden pro Woche), der Anzahlgeleisteter Arbeitswochenenden im Monat, dem Schicht-system und den Überstunden erfasst. Nachfolgendwerden die verschiedenen Beziehungen dieser Variablenzum Arbeit/Familie-Konflikt dargestellt.Der Stellenumfang (Wochenarbeitsstunden laut Arbeits-vertrag) ist ein naheliegender Einflussfaktor, da dieArbeitszeit zwangsläufig nicht den Aufgaben in derFamilie gewidmet werden kann. Dies Vermutung bestätigtsich durch eine Korrelation von rP=0,18 (p<0,01 n=22499)zwischen der Arbeitszeit und dem AFK.

Arbeit/Familie-Konfliktund Stellenumfangkorrelieren leicht

Betrachtet man ausschließlich die Überstundensituation,zeigt sich, dass diejenigen, die angeben häufig Über-stunden machen zu müssen, durchschnittlich einen AFK-Wert von 3,1 (n=8.892), erreichen. Pflegende ohnehäufige Überstunden hingegen haben im Mittel deutlichgeringere Werte von 2,5 (n=15.389).

Pflegende mit häufigenÜberstunden zeigenhohe Arbeit/Familie-Konflikt-Werte

Sogenannte „geteilte Dienste“, die z.B. einen Arbeitstag inzwei Blöcke von zweimal vier Stunden mit einerUnterbrechung von vier Stunden aufteilen, stellen mög-licherweise ebenfalls eine Ursache für den Arbeit/Familie-Konflikt dar. Dennoch zeigen sich hier nur geringeUnterschiede. Personen mit geteilten Diensten haben nurgeringfügig höhere AFK-Werte von 2,95 (n=5062) alsdiejenigen ohne diese Schichtform mit 2,76 (n=14.624).

Pflegende mit geteiltenDiensten zeigen höhereWerte beimArbeit/Familie-Konflikt

Abb 7:Arbeit/Familie-Konfliktnach Schichtform undLändern. N=24.317)

hoch

AFK

gering

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Abbildung 7 zeigt den Zusammenhang von Schichtformund Arbeit/Familie-Konflikt. Im Schichtdienst inkl. Nacht-dienst zeigen sich die höchsten Werte für den AFK.Lediglich in der italienischen Stichprobe zeigt sich einhöherer Wert für den „ausschließlichen Nachtdienst“.

Abb 8:Arbeit-Familie-Konfliktund Anzahl der gear-beiteten Wochenenden

In der Betrachtung der Wochenendarbeit zeigt sich imWesentlichen eine linear positive Beziehung zwischen derAnzahl der gearbeiteten Wochenenden und dem AFK. InBelgien, Deutschland und den Niederlanden findet sichein deutliches Absinken des AFK-Mittelwerts zwischendrei und vier Arbeitswochenenden. Dieser ist möglicher-weise durch die geringen Fallzahlen zu erklären. Indiesen Ländern liegt der Anteil derer mit vier Arbeits-wochenenden um 1%.

2.3. Belastungsabhängiger Arbeit/Familie-KonfliktDie NEXT-Studie erfasst eine große Anzahl vonVariablen, die verschiedene Arten von Belastungenmessen, die für den AFK von Bedeutung sein können. ImRahmen dieser Analysen wird eine Auswahl von Faktorenberücksichtigt, wie z.B. quantitative und psychologischeAnforderungen, Soziale Unterstützung durch Kollegenund Vorgesetzte, Führungsqualität oder auch Belästi-gungen am Arbeitsplatz.Zur Messung der quantitativen und emotionalenAnforderungen, sowie der Führungsqualität wurden ver-schiedene Skalen des „Copenhagen PsychosocialQuestionaire“ (Kristensen, 2003) verwendet.

hoch

AFK

gering

Anzahl gearbeiteter Wochenenden

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Abb 9:Arbeit/Familie-Konfliktim Zusammenhang mitquantitativenAnforderungen amArbeitsplatz.(n=24.331)

Für die Einschätzung der quantitativen Anforderungenwurden Items zum Arbeitsumfang und der Arbeits-geschwindigkeit verwendet. Abbildung 9 zeigt einenstarken Zusammenhang zwischen den quantitativenAnforderungen und dem Arbeit/Familie-Konflikt. DieserZusammenhang bestätigt sich ebenfalls in einereuropaweiten Korrelation von rP=0,35 (p<0,01 n=24.331)und wird in allen beteiligten Ländern mit Werten zwischenrP=0,28 – 0,40 bestätigt.

QuantitativeArbeitsanforderungenund AFK zeigen einendeutlichenZusammenhang

Ein anderer Parameter für die Arbeitsbelastung sind dieemotionalen Anforderungen, die an das Pflegepersonalgestellt werden. Dazu zählt der Umgang mit Sterbendenoder aggressiven Patienten. Hier zeigt sich ebenfalls eindeutlicher Zusammenhang zwischen den emotionalenAnforderungen und dem Arbeit/Familie-Konflikt. DerKorrelationskoeffizient beträgt hier rP=0,15 (p<0,01n=23.645). Betrachtet man die Korrelationen in deneinzelnen Ländern ergibt sich eine Spannweite vonrP=0,17 – 0,24.

EmotionaleAnforderungenkorrelieren mit demAFK

Die Führungsqualität des Vorgesetzten kann auch eineUrsache für Belastungen der Pflegenden in ihremArbeitsumfeld darstellen. Die Items berücksichtigen dieFähigkeiten des Vorgesetzten Konflikte lösen zu können,die Arbeit gut planen zu können oder den MitarbeiternEntwicklungsmöglichkeiten einzuräumen.

hoch

AFK

gering

Quantitative Anforderungen (Quartile)

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Abb 10:ZusammenhangzwischenFührungsqualität undArbeit/Familie-Konflikt(n=23.348)

Die in Abbildung 10 gezeigte negative Beziehungzwischen der Führungsqualität und dem Arbeit/Familie-Konflikt verdeutlicht den Zusammenhang zwischenbeiden Variablen. Der Korrelationskoeffizient beträgt hierrP= -0,16 (p<0,01 n=23.348). Im Vergleich der berück-sichtigten Länder hat die italienische Stichprobe denkleinsten Koeffizienten von rP= -0,11 (p<0,01 n=4.957)und Belgien den höchsten von rP= -0,25 (p<0,01n=3.508).

Pflegende die einehohe Führungsqualitäterleben zeigengeringere AFK-Werte

Ein weiterer Aspekt ist die soziale Unterstützung vonKollegen und Vorgesetzten. Die NEXT-Studie verwendetjeweils eine Skala für Kollegen bzw. Vorgesetzte (van derHeijden, 1998) um die Zusammenarbeit zu messen. Dieverwendeten Items erfassen vor allem die Dimensionen:Anerkennung und Unterstützung bei der Arbeit und denErhalt bzw. das Geben von Ratschlägen.

Führungsqualität (Quartile)

hoch

AFK

gering

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Abb 11:Soziale Unterstützungvon Kollegen(n=23.755) undVorgesetzten(n=23.769)

Ein Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützungdurch den Vorgesetzten und dem Arbeit/Familie-Konfliktzeigt sich in allen untersuchten Ländern. Die Korrelations-koeffizienten liegen bei rP= -0,12 – 0,19 (p<0,01). DieAssoziation soziale Unterstützung durch die Kollegenund AFK ist deutlicher schwächer ausgeprägt mit Wertenvon rP= -0,03 – 0,11 (p<0,01) und damit nur in einigenLändern signifikant.

2.4. Multivariate Analyse zum Arbeit/Familie-KonfliktAus den oben durchgeführten bivariaten Analysen lassensich nur bedingt Rückschlüsse über die absoluteBedeutung der jeweiligen Variablen für den Arbeit/Fa-milie-Konflikt ziehen, da häufig verschiedene Belastungs-faktoren zusammenwirken und zudem oft noch miteinan-der korrelieren. Zur weiteren Analyse werden zweiModelle einer Regressionsanalyse unterzogen und derenWirkungsweise auf den Arbeit/Familie-Konflikt überprüft.Modell A dient zur Analyse der Variablen für denzeitbasierten Arbeit/Familie-Konflikt und Modell B zurAnalyse der belastungsabhängigen Variablen. Die Analy-sen fassen alle beteiligten Länder zusammen. DeutlicheAbweichungen in den jeweiligen Ländern werden explizitaufgeführt und beschrieben.

Soziale Unterstützung (Quartile)

hoch

AFK

gering

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Im Modell A wurden jene Variablen überprüft, bei denenvon einer Auswirkung auf den zeitbasierten Arbeit/Fa-milie-Konflikt ausgegangen werden kann. Zu den berück-sichtigten Variablen zählen:

• Arbeitsstunden laut Arbeitsvertrag• Belastung durch Überstunden• Kurzfristige Übernahme von Schichtdiensten• Möglichkeit zur Einflussnahme auf den Dienstplan• Anfahrt zum Dienstort• Quantitative Anforderungen

Abb 12:Modell (A) für denzeitabhängigenArbeit/Familie-Konflikt

Die am stärksten ausgeprägten Prädiktoren sind diequantitativen Anforderungen gefolgt von der Anzahl derArbeitsstunden, die Belastung durch Überstunden und dieEinflussmöglichkeiten auf die Dienstplangestaltung.In der Betrachtung der einzelnen Länder zeigen sich diequantitativen Arbeitsanforderungen und der Arbeits-umfang (Arbeitsstunden nach Arbeitsvertrag) stabil. Ineinigen Ländern finden sich in Abweichung von derländerübergreifenden Regressionsanalyse als 3. und 4.Prädiktor die Anfahrtsdauer oder die kurzfristige Über-nahme von Schichten.

QuantitativeAnforderungen,Arbeitsumfang undÜberstundenbelastungals Faktoren deszeitabhängigenArbeit/Familie-Konflikts

In Modell B wurden die Einflussvariablen des belastungs-abhängigen Arbeit/Familie-Konflikt untersucht. Dabeiwurden jene Variablen verwendet, die zu Belastungen imArbeitsbereich führen, die auf den Familienbereich„ausstrahlen“.

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Folgende Variablen wurden bei der Regressionsanalysevon Modell B berücksichtigt:

• Belästigungen am Arbeitsplatz• Führungsqualität des Vorgesetzten• Soziale Unterstützung durch Kollegen• Emotionale Anforderungen• Anzahl der unbesetzten Stellen

Abb 13:Modell (B) für denbelastungsabhängigenArbeit/Familie-Konflikts

Die wesentlichen Variablen zum belastungsabhängigenArbeit/Familie-Konflikt sind Belästigungen am Arbeitsplatzgefolgt von der Führungsqualität des Vorgesetzten undUnterstützung durch Kollegen. Dabei liegt dieVarianzaufklärung (7,1%) dieser Prädiktoren deutlichunterhalb des Niveaus im Modell A (21%). In derRegressionsanalyse der einzelnen Länder hingegenerscheinen die emotionalen Anforderungen als weitererbedeutender Faktor.Die Variable „Belästigungen am Arbeitsplatz“ setzt sichaus vier Items zusamme: Schikanierungen durch denVorgesetzten, durch Kollegen oder Patienten undDiskriminierungen verschiedener Art (sexuell, rassistisch,politisch oder religiös). Der Anteil der Pflegenden, diehäufig (täglich, wöchentlich und monatlich) überSchikanierungen durch Patienten und Angehörige klagen,liegen europaweit bei 22%; die anderen Belästigungs-formen um die 5% (n=24.636).

Belästigungen amArbeitsplatz,Führungsqualität desVorgesetzten und dieUnterstützung durchKollegen beeinflussenden Arbeit/Familie-Konflikt

In einem dritten Modell wurden so genannte personen-bezogene Variablen zur Varianzaufklärung des Arbeit-/Familie-Konflikts untersucht. Dazu wurden zusätzlichePflegeaufgaben, der Familienstand oder Nebenjobsberücksichtigt. Die Auswertung führte zu keinen sig-nifikanten Ergebnissen, so dass sie hier nicht dargestelltwerden.

ZusätzlichePflegetätigkeiten,Nebenjobs oder derFamilienstand spieleneine sehr geringe Rolle

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NEXT-Studie: Teilanalyse Arbeit und Familie-Konflikt

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2.5. Arbeit/Familie-Konflikt und die Absicht denBeruf zu verlassen

Zentrales Ziel der NEXT-Studie ist die Untersuchung desvorzeitigen Berufssausstiegs von Pflegepersonal ausseinem Beruf. Welche Rolle dabei der Arbeit/Familie-Konflikt spielt, soll im nachfolgenden Abschnitt näheruntersucht werden.Um die Bereitschaft zum Berufsausstieg einschätzen zukönnen, wurde in der Basiserhebung folgende Frage-stellung verwendet: „Wie oft im Laufe der letzten 12Monate haben Sie daran gedacht, Ihren Pflegeberufaufzugeben?“ Diejenigen, die täglich, mehrfach in derWoche oder mehrfach im Monat an den Berufsausstiegdachten werden nachfolgend als potentielle Berufs-aussteiger betrachtet.

Abb 14:Ausstiegsgedankenund Arbeit/Familie-Konflikt inverschiedeneneuropäischen Ländern(n=22.788)

Abbildung 14 zeigt deutlich höhere AFK-Werte für dieGruppe der potentiellen Aussteiger als für diejenigen, dieselten oder gar nicht an den Berufsausstieg denken. Inder Tat scheint der AFK einen großen Einfluss auf die„Absicht den Pflegeberuf zu verlassen“ zu haben. DieseBeobachtung wird in nahezu allen Teilnehmerländerndurch weitere multivariate Analysen gestützt. Gerade daslongitudinale Design ermöglicht die weitere Analysedieses Zusammenhangs.

„Wie oft haben Sie in den vergangenen 12 Monatendaran gedacht, den Pflegeberuf aufzugeben?“

hoch

AFK

gering

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NEXT-Studie: Teilanalyse Arbeit und Familie-Konflikt

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3. ZusammenfassungDie vorliegende Analyse gibt interessante Einblicke in dieBereiche Arbeit und Familie, sowie deren gegenseitigeBeeinflussung. Dabei zeigt sich, dass der Arbeit/Familie-Konflikt deutlich stärker ausgeprägt ist als derFamilie/Arbeit-Konflikt. Diese Beobachtung deckt sich mitden Erfahrungen in anderen Bereichen. Interessanter-weise nimmt hierbei sowohl der Familienstand, als auchdas Geschlecht eine geringere Rolle ein, als dies zuerwarten wäre. Der Einfluss auf den gesamten Arbeit undFamilie-Konflikt erscheint gering.

Arbeit/Familien-Konflikt ist stärker alsFamilie/Arbeit-Konfliktausgeprägt

Geringe Geschlechts-unterschiede

Die Ausprägung des Arbeit/Familie-Konflikts zeigt im Alterzwischen 25-35 Jahren einen deutlichen Anstieg. Dieselässt sich damit erklären, dass in diesem Zeitraum sowohlder Berufseinstieg als auch Erziehungsaufgaben fallen.

Der AFK zeigt sich in den unterschiedlichen Einrichtungs-typen im Krankenhausbereich stärker ausgeprägt als inAlteneinrichtungen und ambulanten Pflegediensten.Einzige Ausnahme bildet hier Deutschland mit denhöchsten Werten im ambulanten Bereich. MöglicheUrsache dafür, könnten durch die Besonderheiten derdeutschen Pflegeversicherung bedingt sein, die es nur inDeutschland gibt.

Arbeit/Familie-Konfliktist in Krankenhäuserngrößer als Altenheimenoder im ambulantenSektor

Der zeitabhängige Arbeit/Familie-Konflikt ist vor allemdurch die Arbeitszeiten geprägt. Hier zeigen sichdeutliche Zusammenhänge zwischen den verschiedenenVariablen und dem AFK. Sowohl die quantitativenArbeitsanforderungen, der Stellenumfang und die Anzahlder Überstunden, als auch verschiedene Schichtformenoder die Anzahl der Arbeitswochenenden zeigen Auswir-kungen auf den AFK.

QuantitativeArbeitsanforderungen,Stellenumfang undÜberstunden spieleneine Rolle

Die belastungsabhängigen Variablen spielen im Vergleichzu den zeitabhängigen Variablen eine geringere Rolle.Dennoch ist gerade der Faktor Belästigungen amArbeitsplatz ein unerwarteter Prädiktor der weiterhinberücksichtigt werden muss.

Belästigungen amArbeitsplatz solltenberücksichtigt werden

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NEXT-Studie: Teilanalyse Arbeit und Familie-Konflikt

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4. AusblickDie hier dargestellten Zusammenhänge zeigen Ansatz-punkte, die zu einer familienfreundlicheren Unterneh-mensführung im Gesundheitsdienst beitragen können. ImBereich des zeitbasierten Arbeit/Familie-Konflikts sind esvor allem die Arbeitszeiten und die Organisation derArbeitszeiten, die auf den Arbeit/Familie-Konflikt wirken.Hier bieten sich verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. dieEinführung von Arbeitszeitkonten an, um zu einerbesseren Abstimmung der Bedürfnisse der Pflegendenund der Einrichtungen zu kommen.Die quantitativen Arbeitsanforderungen spielen ebensoeine tragende Rolle im Arbeit/Familie-Konflikt. Hier machtsich der immer noch zunehmende ökonomische Druckauf die verschiedenen Gesundheitssysteme durch Stel-leneinsparungen und damit die Zunahme desindividuellen Arbeitspensums bemerkbar. Die Möglich-keiten der jeweiligen Einrichtung diesem Druck entge-genzutreten sind zwar begrenzt, dennoch sollteberücksichtigt werden, dass die hohen quantitativenArbeitsanforderungen zum Arbeit/Familie-Konflikt bei-tragen.Die in dieser Analyse berücksichtigten belastungsab-hängigen Faktoren, decken nur einen Teil derverschiedenen Belastungen im Pflegeberuf ab. Burnoutoder der allgemeine Gesundheitszustand könntenebenfalls zu erheblichen Belastungen führen und damitebenfalls zum Arbeit und Familie-Konflikt beitragen.Dennoch würde ihre Berücksichtigung im Rahmen dieserAnalyse die Sicht auf weitere Faktoren verdecken.Der weitere Verlauf der NEXT-Studie mit der gezieltenBefragung der Berufsaussteiger wird die Möglichkeitgeben, noch genauere und aussagekräftigere Analysendes Arbeit und Familie-Konflikts durchzuführen.

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