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EINE ÜBERSETZUNG OHNE ORIGINAL
Die Übersetzung der albanischen Institutionen in den Universal
Periodic Review Berichten für die Vereinten Nationen
Diplomarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
eines Magisters der Philosophie
an der Karl-Franzens-Universität Graz
vorgelegt von
Hajrullah Berisha
am Institut für theoretische und angewandte Translationswissenschaft
Begutachterin: Univ.-Prof. Dr. Esther Monzó Nebot
Graz, 2015
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung
anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder
indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.
Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde
vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.
Graz, Januar 2015 Hajrullah Berisha
Ich möchte an dieser Stelle all jenen Menschen danken, die mich stets unterstützt haben und mir bei
der Erstellung der Diplomarbeit geholfen haben.
Im Besonderen gilt mein Dank:
…meinen Eltern
… meiner Frau und meinem Sohn
…meine Schwestern
…meiner Betreuerin Dr. Esther Monzó Nebot
…meinen Verwandten in Graz und in Prishtina
…allen meinen Freunden!
Faleminderit
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ................................................................................................................................... 1
1 Theoretischer Rahmen ............................................................................................................. 5
1.1 Descriptive Translation Studies……………………………………………………..…..6
1.2 Polysystemtheorie…………………….………………………………………………....9
1.3 Normen………………………..…………….………………………………….....…...13
1.3.1 Das Normenkonzept von Gideon
Toury.………………………………….……1328
1.3.2 Das Normenkonzept von Andrew Chesterman ..................................................16
2. Kultur und Kulturspezifika in der Translation……………………………………………..18
2.1 Kultur…………………………………………………………………………………..19
2.1.1 Kultur in der Translationswissenschaft………………………………………...20
2.2 Kulturspecifika…………………………………………………………………………22
2.2.1 Definition von Kulturspezifika………………………………………………….22
2.3 Javier Franco Aixelá…………………………………………………………………...25
2.3.1 Culture Specific Items von J. Franco Aixelá…………………………………...27
2.3.2 Strategien zur Überstezung von CSI……………………………………………28
2.3.2.1 Conservation…………………………………………………………..29
2.3.2.2 Substitution……………………………………………………………30
2.3.3 Explanatory Variables…………………………………………………………..32
2.3.3.1 Supratextual parameters………………………………………………32
2.3.3.2 Textual Parameters……………………………………………………33
2.3.3.3 The Nature of the CSI………………………………………………....33
2.3.3.4 Intratextual parameter………………………………………………....34
3 Die Vereinten Nationen…………………………………………………………………….35
3.1 Geschichte der Vereinten Nationen…………………………………………………...35
3.2 Das System der Vereinten Nationen…………………………………………………...36
3.3 Das Staatenberichtsverfahren…………………………………………………………..36
3.4 Amts-und Arbeitssprachen der Vereinten Nationen…………………………………...37
3.5 Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen……………………………………….38
3.6 Universal Periodic Review……………………………………………………………..39
3.7 Die Vereinten Nationen im Polysystem………………………………………………..40
3.8 Die UPR Berichte im Polysystem……………………………………………………...40
4 Albanien…………………………………………………………………………………….42
4.1 Geschichte Albaniens…………………………………………………………………..42
4.2 Albanien in den Vereinten Nationen…………………………………………………...44
4.2.1 Albaniens Berichte an die Vereinten Nationen…………………………………46
4.3 Die albanische Sprache………………………………………………………………...47
4.4 Translation in Albanien………………………………………………………………...48
4.4.1 Albaniens Translationsgeschichte im Polysystem……………………………...51
5 Methodologie……………………………………………………………………………….53
5.1 Forschungsfrage und Hypothese……………………………………………………….54
5.2 Vorbemerkung zur Analyse……………………………………………………………55
5.3 Zum Korpus……………………………………………………………………………55
5.3.1 Vorgehensweise………………………………………………………………...56
5.4 Quantitative Analyse…………………………………………………………………..57
5.4.1 Vorbemerkung zu Analyse…………………………………………………......57
5.4.2 Interpretation der Ergebnisse…………………………………………………...61
5.5 Qualitative Analyse…………………………………………………………………….62
5.5.1 Conservation…………………………………………………………………….63
5.5.2 Substitution……………………………………………………………………...75
5.6 Analyse der Erklärende Variablen……………………………………………………..81
5.6.1 Supratextual parameters…………………………………………………….......81
5.6.2 Textual Parameters……………………………………………………………...82
5.7 Zusammenfasung der Analyse…………………………………………………………82
6. Fazit………………………………………………………………………………………...86
7. Bibliography………………………………………………………………………………..91
8. Anhang……………………………………………………………………………………103
1
Einleitung
Institutionelle Übersetzung und Untersuchungen von grundlegender Mehrsprachigkeit sowie
Co-Drafting sind schon lange unter Translationswissenschaftlern, vor allem in Kanada aber
auch in anderen Ländern, und deren Rechtssysteme ein Thema (vgl. Koskinen 2000; O'Grady
2007; Biel 2014). Grundlegende Mehrsprachigkeit in der Europäischen Union oder bei den
Vereinten Nationen bedeutet, dass alle Sprachen (Amtssprachen der jeweiligen Institutionen)
als Original zu betrachten sind. Das wiederum wirft aber die Frage auf, welcher Sprache ist es,
die als Original betrachtet werden sollte, wenn die Erstellung der Dokumente selbst in
mehrsprachigen Diskussionen geführt werden (vgl. Shelton 1997:611; Viaggio 2011:2613).
Eine viel weniger untersuchte Frage ist es, wie man die Übersetzungsmethode eines Textes
überhaupt feststellen kann, wenn kein Original vorhanden ist.
Im April 2009 reichte Albanien ofizziell seine Bewerbung zur EU-Mitgliedschaft ein. Zur
selben Zeit trat Albanien der NATO bei (vgl. eu-albanische-beziehungen). Diesbezüglich sind
Reformen in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Politik oder Justiz zu erreichen.
Zahlreiche Gespräche standen seitdem auf der Tagesordnung. Infolgedessen entstanden auch
neue Terminologien, die sich in der albanischen Sprache integrierten. Die albanische Sprache
hat nicht das Glück zu den Machtsprachen der Welt zu gehören und ist den Weltsprachen
hierarchich untergeordnet. Durch die Entwicklungen Albaniens in den letzten Jahren wird der
Bedarf, an Reformen hinsichtlich der Sprach- und Translationspolitik schnell erkennbar.
Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es, Berichte aus Albanien für die Vereinten Nationen
(hier:VN), die in englischer Sprache verfasst sind, zu präsentieren und analysieren. Mit dem
Beitritt Albaniens in den Vereinten Nationen verpflichtete sich Albanien, so wie jeder anderer
Vertragsstaat, Staatenberichte an die zuständigen Vertragsorgane zu senden (OHCHR 2005).
Auch Albanien muss somit regelmäßig die Vereinten Nationen darüber informieren, wie und
ob sie die Pflichten aus der VN-Konvention innerstaatlich konkret umsetzt. Diese Berichte
müssen in einer der Amtssprachen der Vereinten Nationen, wobei Albanisch nicht dazu gehört,
vorgelegt werden. Das bedeutet, dass sich Albanien zunächst für eine dieser Sprachen
(Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch oder Spanisch, Amtssprachen der VN)
entscheiden und dann die Berichte in der jeweiligen Sprache vorlegen muss. Dabei werden
diese Berichte erst auf Albanisch, von Albanischen Experten, verfasst und danach übersetzt.
2
Diese Diplomarbeit verfolgt das Ziel, die Sprach- und Translationspolitik Albaniens bei der
Vorlage dieser Berichte zu erläutern. Zuerst soll ein Überblick über die Berichterstattung von
Albanien an die Vereinten Nationen schaffen, und untersuchen, welche Sprachen Albanien über
die Zeit in ihren Berichten für die verschiedenen Ausschüsse der VN verwendet hat. Das
Hauptaugenmerk dieser Untersuchung wird auf die universelle, regelmäßige Überprüfung
(Universal Periodic Review, UPR) gelegt. Bei der UPR handelt es sich um einen
Überprüfungsmechanismus, bei dem alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen hinsichtlich
der Menschenrechtslage überprüft werden (vgl. Matiya 2010; Thiele 2011). Somit verpflichtet
sich jeder Mitgliedstaat, als Vertragsstaat, gegenüber den Vereinten Nationen zu einer
regelmäßigen Berichterstattung über die Einhaltung des Abkommens.
Der Schwerpunkt der Arbeit konzentriert sich besonders auf die Kulturspezifika in den
Berichten Albaniens. Es wird der Frage nachgegangen, welche Übersetzungsstrategien
verwendet wurden und ob sich die Übersetzungen an der Zielsprache oder eher an der
Ausgangssprache orientieren. Im Gegensatz zu einem Literaturwerk, bei dem es sehr wichtig
ist die Übersetzung an der Ausgangskultur oder Zielkultur anzupassen, ist bei Übersetzungen
von politischen Berichten die Wiedergabe des Inhalts von großer Wichtigkeit (siehe Garzone
2000). Es wird daher davon ausgegangen, dass die ÜbersetzerInnen der Berichte der
Wiedergabe des Inhalts mehr Bedeutung zukommen ließen als den Eigenheiten der albanischen
Kultur.
Anhand dieser Berichte werden die kulturell verwurzelte Terminologie und die Ausdrücke,
sprich kulturspezifische Elemente (culture-specific-items, CSI) analysieren, um festzustellen,
welche Übersetzungstechniken von den VerfasserInnen angewendet wurden, um den
englischen Text als original zu präsentieren. Diese geben uns einen Überblick über den
Kulturtransfer zwischen Albanien und internationalen Organisationen, wie z.B. den Vereinten
Nationen, und über das „Gatekeeping“ funktion den ÜbersetzerInnen (über ÜbersetzerInnen als
„Gatekeepers“ siehe u.a. Gerrish et al 2004; Angermeyer 2009; Sutherland 2010; Pöllabauer
2012).
Bei einer Übersetzung handelt es sich nicht nur um eine Vermittlung zwischen mindestens zwei
Sprachen, sondern auch zwischen mindestens zwei Kulturen. Toury beschreibt Übersetzen als
eine soziokulturelle Handlung, die von Normen geleitet wird. Übersetzen ist somit Normen
gesteuert (vgl. Toury 2004/1995:207). Ebenfalls Teil der Analyse wird sein, herauszustellen,
an welche Normen sich die Verfasser bzw. Übersetzer gehalten haben. Diesbezüglich werden
die Normenkonzepte von Gideon Toury und Andrew Chesterman herangezogen. Toury
3
unterscheidet zwischen drei Arten von Normen und benennt sie wie folgt: Ausgangsnormen
(initial norms), Vornormen (preliminary norms) und Operativnormen (operational norms) (vgl.
Prunč 2007:235).
Untersuchungsgegenstand der Operativnormen sind Übersetzungsstrategien und Techniken,
welche ein weit verbreitetes Thema in der Translationswissenschaft darstellen. Bisherige
Forschungen auf diesem Gebiet haben meistens mit literarischen Texten befasst. Die
Untersuchungen wurden allerdings mit dem Original und der Übersetzung durchgeführt. Die
Besonderheit dieser Diplomarbeit besteht darin, die Übersetzungsstrategien bei den Berichten
Albaniens zu untersuchen. Allerdings lässt sich aus den Berichten nicht herauslesen, dass es
sich dabei um übersetzte Texte handelt, weil die vorgelegten Berichte als Original präsentiert
werden. In jedem Titelblatt der erwähnten Berichte stehen unter anderem Informationen über
die Sprache des Dokuments „Original: Englisch“. Es ist also kein Original auf Albanisch zu
finden. Man geht daher von der Hypothese aus, dass die albanischen Verfasser darauf abzielen,
ihre Politik verständlich für das internationale Publikum zu machen und alle Aspekte, die
exklusiv in Verbindung mit der albanischen Kultur stehen, zu neutralisieren. Deswegen wird
bei dieser Arbeit von der Hypothese ausgegangen, dass, hierarchich untergeordnete Kultur
Albaniens, bei der Übersetzung keine Neuigkeiten bezüglich kulturspezifischen Elementen in
das VN-System eintragen wird, und zielorientierte Ausgangsnormen bezüglich der Translation
übernehmen.
Die Ausgangsnormen werden aber erst dürch die operativen Normen und die Vornormen
erkenbar. Das Ziel dieser Arbeit ist, die Strategien und Techniken hervorzuheben, die
VerfasserInnen beziehungsweise ÜbersetzerInnen bei der Übersetzung von Kulturspezifika in
politischen Berichten angewandt haben. Für die Analyse werden ausgewählte albanischen
Institutionen als Kulturspezifika herangezogen und analysiert, welche in den Berichten
Albaniens an die VN genannt werden. Diese sind aus den in der Webseite der VN verfügbare
Berichte entnommen. Als Grundlage für die Analyse wird das Modell von Javier Franco Aixelá
„Culture-specific Items in Translation“ angewandt.
Der Inhalt der vorliegenden Diplomarbeit ist wie folgt gegliedert:
Im ersten Kapitel wird auf die Descriptive Translation Studies (DTS) eingegangen, welche als
Basis für die Beschreibung des Korpus, sowie der Übersetzungsprozesse dienen werden. Die
von den DTS in TLW eingeführte Perspektive ist für diese Arbeit besonders nützlich. DTS war
4
in gewissem Sinne revolutionär unter wissenschaftlicher Praxis in TLW, indem sie auf die
Auswirkungen der Übersetzung in der Zielkultur fokussiert. Vorher waren Übersetzungen
immer als submissivenes Texten angesehen. Dannach könnten sie sich von Originaltexte
befreien, und ihre eigene Merkmale und Beiträge zu den Zielsystem würden als
wissenschaflichen Gegenstand übergenomen.
Daraufhin wird die Polysystemtheorie von Itamar Even-Zohar vorgestellt. Des Weiteren
werden die Translationsnormen, sowohl von Giedeon Toury, als auch die von Andrew
Chesterman erweiterten Normen näher erläutert. Das darauffolgende Kapitel bietet einen
Überblick über das Thema „Kultur in der Translationswissenschaft“. Hier werden zunächst
Definitionen, sowohl von Kultur allgemein, als auch von Kulturspezifika aus der Perspektive
mehrerer Wissenschaftler angeführt. Im Anschluss daran folgen Franco-Aixelás Strategien zur
Übersetzung von Culture-specific Items, auf denen die Analyse der Berichte beruht.
Das zweite Kapitel schildert die geschichtliche Entwicklung der VN, von ihrer Entstehung und
der Gründung des VN-Menschenrechtsrates (UNHRC) bis heute. Zudem werden die Aufgaben
und Ziele des UNHRC und der Vereinten Nationen vorgestellt, sowie die Arbeits- und
Amtssprachen der Vereinten Nationen. Bei diesem Kapitel wird ein besonderes Augenmerk auf
die universelle, regelmäßige Überprüfung (Universal Periodic Review) gelegt und ihre Position
im VN-System mit Hilfe der Polysystemtheorie untersucht.
Im Kapitel 3 folgen allgemeine Informationen über Albanien, sowie ihren Beitritt in die
Vereinten Nationen. Es wird dabei auf die Verpflichtungen Albaniens eingegangen und die
Berichte, die Albanien an die VN zu übermitteln hat. Anhand von Normen wird versucht
herauszufinden ob Albaniens Berichte sich an die Normen der authentischen Berichte der VN
oder ob sie sich durch Innovativität sich durchsetzen können. Davor wird erklärt, welche
Abkommen Albanien mit den VN bisher geschlossen hat. Ebenfalls Teil dieses Kapitels ist es
Albaniens Translationsgeschichte zu behandeln.
Im Zusammenhang mit der Übersetzungsanalyse wird im diesem Kapitel ebenfalls ein
Überblick über aktuelle Übersetzungssituation in Albanien gegeben. Hierfür steht leider nicht
viel Literatur zur Verfügung. Deshalb war in diesem Fall eine Selbstrecherche nötig. Dabei
wurden sowohl ÜbersetzerInnen in Albanien, die Fakultät für Fremdsprachen in Tirana, als
auch das albanische Außenministerium kontaktiert.
Kapitel 4 bildet den methodischen Rahmen der Arbeit. Angesichts der Tatsache, dass es
zahlreiche Berichte für die Vereinten Nationen gibt, wird bei dieser Diplomarbeit auf eine
5
bestimmte Kategorie der Kulturspezifika fokusiert. In diesem Fall wird der kulturelle
Schwerpunkt auf den albanischen Institutionen und Organisationen liegen. Als Mitgliedstaat
der VN zu sein bedarf es, ausser an mehreren Verpflichtungen und Normen zu halten, auch an
Normen im Bezug der Sprache zu halten. Aus diesem Grund wird versucht ein Überblick über
die Entwicklung der Sprachpolitik Albaniens zu verschaffen. Hierfür wird auf Tourys, bereits
erwähnten Vor-, Ausgangs- und Operativnormen, die im Kapitel 1.3.1 ausführlicher
beschrieben werden zurückgegriffen. Die Vornormen betreffen Translationspolitik direkt und
beziehen sich auf Entscheidungen des Übersetzers/der Übersetzerin sich an die adequate
translation zu halten oder an die acceptability Methode
Kapitel 5 und 6 stellt das Kernstück dieser Diplomarbeit dar, und besteht aus einer quantitativen
und qualitativen Analyse, die anhand von den bereits erwähnten Kulturspezifika aus den
Berichten von Albanien durchgeführt wird. Anschließend folgt eine Diskussion über die
Ergebnisse. Für die quantitative Analyse wird eine Kategorisierung der Kulturspezifika im
Korpus nötig sein um festzustellen unter welche Normen und Strategien die ÜbersetzerInnen
gehandelt haben. Diese werden dann einer qualitativen Analyse unterzogen.
Das letzte Kapitel bildet den Abschluss der Arbeit und bietet einen Rückblick auf die ganze
Arbeit und weist auf mögliche Erweiterungen der Analysen hin.
Theoretischer Rahmen
Im folgenden Kapitel, der den theoretischen Rahmen dieser Diplomarbeit darstellt, werden die
Descriptive Translation Studies (DTS) vorgestellt. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der
Textanalyse von Albaniens Berichte für die VN. Als Analysemodell wird hierbei das Culture-
specific Items von Javier Franco Aixelá herangezogen. Da diese deskriptiven Ansätze als Basis
für Franco Aixelás Modell dienen, werden vorab die DTS naher erläutert.
Bevor die allgemeinen Merkmale dieser Übersetzungsrichtung vorgestellt werden, wird
zunächst kurz auf die Entstehungsgeschichte der DTS eingegangen. Für die vorliegende Arbeit,
bei der ohne Originaltext (Ausgangstext) gearbeitet wird, erwiesen sich die DTS als hilfreich,
weil sie zieltextorientiert sind. Sie untersuchen das tatsächliche Endprodukt der Übersetzung,
wie sie und nicht, wie sie sein sollte. Danach werden wichtige Theorien dieser Richtung,
nämlich die Polysystemtheorie von Itamar Even-Zohar und zwei Normenkonzepte von Gideon
Toury und Andrew Chesterman vorgestellt. Mithilfe der Polysystemtheorie von Itamar Even-
6
Zohar wird versucht, die Berichte Albaniens im zielsprachlichen Polysystem zu positionieren.
Zielsprache ist in diesem Fall die englische Sprache. Obwohl sich aus den Berichten nicht
herauslesen lässt, dass es sich hier um übersetzte Texte handelt, weil die vorgelegten Berichte
auf Englisch als Original präsentiert werden, existieren dennoch Grundfassungen der
albanischen Berichts in albanischer Sprache, die allerdings nicht veröffentlicht werden. Auf
dem Titelblatt aller Berichte befindet sich rechts auf der oberen Seite die Bezeichnung
(„Original: Englisch“ siehe Anhang). Unter Verwendung der Polysystemtheorie wird ebenfalls
versucht, die Position Albaniens sowie seiner Berichte in den VN herauszufinden. Die
Anwendung der Normen, die für Albaniens Berichte relevant sind, erfolgt dann im Kapitel 5.5.
Zudem werden in diesem Kapitel zwei grundlegende übersetzungswissenschaftliche Begriffe,
nämlich Kultur in der Translation sowie Kulturspezifika, erläutert. Im Anschluss an dieses
Kapitel wird das Analysemodell des spanischen Übersetzungswissenschaftlers Javier Franco
Aixelá, welches in der vorliegenden Diplomarbeit für die Analyse verwendet wird, vorgestellt
Descriptive Trans lation Studies
Die Descriptive Tanslation Studies (DTS) sind ein translationswissenschaftlicher Ansatz, mit
Schwerpunkt auf der Deskription. Basierend auf Fakten, welche bei Analysen beobachtet
wurden, können wissenschaftliche Schlüsse gezogen werden (vgl. Stolze 2011:168). Die DTS
etablierten sich in den 1970er-Jahren in Belgien und den Niederlanden, und parallel auch in
Israel. In den 1990er Jahren erlebten die DTS ihre Blütezeit (vgl. Prunč 2007:230). Die meisten
der bisherigen Beiträge im Rahmen der DTS sind vorallem literaturwissenschaftlich orientiert
(vgl. ibid).
Den Grundstein für die DTS legte James S. Holmes. Der amerikanische Schriftsteller,
Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler, der lange Zeit in den Niederlanden arbeitete,
hatte bereits im Jahr 1972 im Rahmen einer Konferenz in Kopenhagen zum Thema Name and
Nature of Translation Studies den Begriff Translation Studies vorgeschlagen. Sein Aufsatz
wurde erst 1988, zwei Jahre nach seinem Tod, posthum veröffentlicht (vgl. Stolze 2011:165).
Holmes ist der Anicht, dass sich verschiedene Wissenschaften mit dem Phänomen Übersetzen
befasst haben. So wird das Thema Übersetzen in verschiedenen Disziplinen erläutert, meistens
in der Sprachwissenschaft, Philosophie und Literaturwissenschaft, jedoch gab es Holmes
zufolge keine eigene akzeptierte Bezeichnung für die Übersetzungswissenschaft. Bis dahin
waren literarische Übersetzungen von der traditionellen Literaturwissenschaft als sekundäre
7
Produkte aufgefasst worden und sogar als „minderwertig“ bezeichnet worden (vgl. Prunč
2012:233). Holmes forderte schon früh eine eigenständige Disziplin, die sich mit dem Thema
Übersetzen beschäftigt und schlug daher, wie oben erwähnt, Translation Studies als Oberbegriff
vor (vgl. ibid.). Dieser Begriff hat sich mittlerweile im ganzen englischsprachigen Raum
durchgesetzt.
In dieser Zeit kam es zu einer Änderung des Betrachtungwinkels und Radegundis Stolze
definierte diese Änderung wie folgt:
Anstatt Erkenntnisse bestehender literarischer Theorien nun auf Übersetzungen
anzuwenden, wird der Betrachtungswinkel umgedreht: Zunächst sollen Übersetzungen,
einfach so wie sie sind, anhand von Fallstudien analysiert werden, um daraus
theoretische Rückschlüsse im Bereich von Literatur und Linguistik ziehen zu können.
Damit ist dieser Ansatz rein deskriptiv ausgerichtet. (Stolze 2005:139)
In seinem Aufsatz verfolgte Holmes zwei Ziele:
(1) to describe the phenomena of translating and translation(s) as they manifest
themselves in the world of our experience, and
(2) to establish general principles means of which these phenomena can be explained
and predicted (Holmes 1994:71)
Für Holmes ging es bei dieser Forschungsrichtung vorallem darum, ihr einen eigenen Namen
zu geben. Sein zweites Ziel beabsichtigte eine Festlegung der Ziele und Struktur in der Disziplin
(vgl. ibid.:70). Holmes unterteilt die Translation Studies in zwei Hauptzweige (s. Abb.1), in die
reine („pure“)und angewandte („applied“) Theorie. Die pure umfasst die Übersetzungstheorie
und applied beschäftigt sich mit den angewandten Wissenschaftsbereichen, unter anderem mit
der Übersetzungskritik, der Übersetzungspolitik und dem Übersetzungsunterricht (vgl.
ibid.:71).
8
Abb.1 (Toury 1995:10)
Das von Gideon Tourys erstellte Diagramm zeigt Holmes Theorie, bekannt auch als „Holmes
map“ (vgl: Toury:1995:9), und die Unterteilung der Themen. Holmes unterteilt die „pure
Translation Studies“ in zwei Teile: Zum Einen in den theoretischen („theoretical“) und zum
anderen in den deskriptiven („Descriptive“) Teil (vgl. Holmes 1994:71). Der deskriptive Teil
fällt unter die „pure translation studies“ und wird wiederum in drei Ansätze unterteilt: den
produktorientierten(„product oriented“), den prozessorientierten(„process oriented“) und den
funktionsorientierten („function oriented“) Ansatz (vgl. ibid.:72). Für diese drei Teilbereiche
führt Gideon Toury an, dass sie „[…] one complex whole whose constitutive parts are hardly
separable from one another for purposes other than methodical [form]” (Toury 1995:11). Im
deskriptiven Teil wird versucht Übersetzungen als Produkt und auch als Prozess, sowie ihre
Funktion in der Zielkultur, zu beschreiben, während der theoretische Teil darauf abzielt, die
erwähnten Übersetzungsphänomene zu erklären und vorauszusehen und dadurch Grob- und
Teiltheorien zu erstellen.
Diese einzelnen Teilbereiche, obwohl sie unterschiedlich sind, sind voneinander dennoch nicht
unabhängig, sondern haben Einfluss aufeinander. Das Ziel liegt darin, so Holmes, diese
Teilbereiche zu einer allgemeinen Übersetzungstheorie zusammenzuführen, und Modelle zur
Beschreibung von Übersetzungen weiterzuentwickeln (vgl. Holmes 1994:72f.).
Das Ziel der DTS ist es Übersetzungen als Produkt oder als Prozess zu untersuchen, sowie ihre
Funktion in der Zielkultur. Wichtig ist, dass jeder dieser Ansätze einzeln untersucht werden
9
kann, aber vielmehr in Verbindung miteinander gesehen werden sollte (vgl. Toury 1995:10f.).
Holmes schuf, durch das Zusammenbringen der verschiedenen Teilbereichein, seinen
empirischen Ansatz, eine unabhängige Disziplin, die er, wie bereits erwähnt, Translation
Studies nannte. Sie besteht aus einem Forschungsfeld, in welchem sich die verschiedenen
Teilbereiche ergänzen, die aber dennoch in Einzeltheorien unterteilt werden können (vgl. Stolze
2005:154).
In den nächsten Unterkapiteln werden zwei der VertreterInnen der DTS und ihre Theorien, die
für die vorliegende Arbeit relevant sind, vorgestellt. Als Erstes davon wird die, von dem
israelischen Wissenschaftler Itamar Even-Zohar erarbeitete Polysystemtheorie dergelegt,
gefolgt von Gideon Tourys Normenkonzept, das ebenfalls in Bezug zur Translation steht.
Sowohl Even-Zohar, als auch Toury gelten zu den Vertretern der israelischen Schule.
Polysystemtheorie
Die DTS beschäftigen sich, hauptsächlich literarische Texte. Fast zur gleichen Zeit wie Holmes,
entwickelte auch der israelische Wissenschaftler Itamar Even-Zohar seine Polysystemtheorie.
Er lehnte sich an die Literaturtheorie des Russischen Formalismus und ihre Vertreter wie z.B.
Yury Tynjanov, Roman Jakobson und Boris Eichenbaum. Nam Fung Chang hebt hervor, dass
Even-Zohars Ziel bei der Entwicklung der Polysystemtheorie war, die Verbesserung der
literarischen und übersetzungswissenschaftlichen Forschung zu verbessern, sowie ihre
Konzepte zu verändern. Even Zohar bezog sich auf den System-Begriff von Tynyanov.
Tynyanov ging von einer vielschichtigen Struktur von Elementen aus und das diese Elemente
in Zusammenhang stehen und auch aufeinander wirken (vgl. Chang 2010:257). Tynyanov
gehörte zu den ersten Literaturwissenschaftlern, die die Literatur als ein „System“ ansehen.
Literarische Werke werden dabei nicht isoliert, sondern als Teil eines literarischen Systems
betrachtet und dementsprechend auch als Teil eines sozialen, kulturellen und literarischen
Rahmens aufgefasst. In diesem System herrscht ein ständiger Kampf um die Positionierung im
Literaturkanon. Abgesehen von dem erwähnten Kampf sich im Kanon zu positionieren,
entwickelt sich das System ununterbrochen weiter (vgl. Hermans 1999:104). Even-Zohar
definiert Polysystem wie folgt:
The literary polysystem, i.e. the “system of systems of literature”, is viewed in
polysystem theory as a multiple stratified whole where the relations between centre and
periphery are a series of oppositions, which actually allow for hypothesizing more than
10
one “centre”, although in most historical cases, centres are stratified in such a way that
only one eventually succeeds in dominating the whole. (Even-Zohar 1998/1978:116)
Die angegebene Zitat weist deutlich darauf hin, dass Literatur ein Polysystem ist und dass die
verschiedenen Genres, Schulen und Strömungen in diesem Polysystem, sowohl um die Gunst
der LeserInnen, als auch um die Herrschaft innerhalb der Hierarchie des Systems kämpfen. Je
nach Position im System, erlangen die einzelnen Teilelemente auch ihren Stellenwert (vgl.
Stolze 2011:154). Eine weitere Beschreibung von Even-Zohar über das Polysytem lautet wie
folgt:
A semiotic system can be conceived of as a heterogeneous, open structure. It is,
therefore, very rarely a unisystem but is, necessarily, a polysystem – a multiple system,
a system of various systems which intersect with each other and partly overlaps, using
concurrently different options, yet functioning as one structured whole, whose members
are interdependent. (vgl. Even-Zohar 1979:290)
Das Polysystem ist also ein System von Systemen und umfasst alle Systeme, die miteinander
interagieren und sich teilweise überlappen, da sich ihre Grenzen ständig verschieben können
und durchlässig sind. Das Polysystem ist somit ein dynamisches, hierarchisches und kein
statisches System, das aus verschiedenen Schichten und Systemen besteht und mit anderen
(Poly-)Systemen interagiert. Dies bedeutet, dass die verschiedenen Phänomene vom Kanon in
die Peripherie gedrängt werden können, diese aber wiederum versuchen in den Kanon
zurückzukehren. Das zeigt zudem, dass die einzelnen Systeme ihre Position innerhalb des
Polysystems verändern. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, dass ein Teilelement seine
Position von einer Peripherie an die Peripherie eines anderen Systems verschieben kann (vgl.
Even-Zohar 1990/1979:14).Was sind kanonisierte Werke? Even-Zohar beschreibt sie
folgendermaßen:
[…], by canonized one means those literary works and norms (i.e., both models and
texts) which are accepted as legitimate by the dominant circles within a culture and
whose conspicuous products are preserved by the community to become part of its
historical heritage. (Even-Zohar 1990/1979:15)
Während die kanonisierten Werken von der dominierenden Gesellschaftsschicht hoch
angesehen und anerkannt werden, geraten die nicht-kanonisierte Werke mit der Zeit in
11
Vergessenheit, weil sie von der dominierenden Gesellschaftsschicht nicht anerkannt werden
(vgl. ibid.).
Even Zohar untersucht in seiner Polysystemtheorie auch die Position der Übersetzung
insbesondere die der Literaturübersetzung. „ […], I conceive of translated literature not only as
an integral system within any literary polysystem, but as a most active system within it“ (vgl.
Even-Zohar1990:46). Das bedeutet, dass die übersetzte Literatur nicht nur ein Teil jedes
literarischen Polysystems ist, sondern zugleich auch das aktivste System ist. Die Position der
übersetzten Literatur kann sowohl im Zentrum, als auch in der Peripherie sein und kann somit
über primäre, als auch über sekundäre Elemente verfügen. Das hängt von der spezifischen
Konstellation des untersuchten Polysystems ab (vgl. ibid). Even-Zohar beschreibt drei
Situationen, die dazu führen können, dass die übersetzte Literatur eine primäre Rolle
übernimmt:
(a) when a polysystem has not yet been crystallized, that is to say, when a literature is
"young," in the process of being established; (b) when a literature is either "peripheral"
(within a large group of correlated literatures) or "weak," 1 or both; and (c) when there
are turning points, crises, or literary vacuums in a literature. (vgl. ibid.:47)
Im ersten Fall (a) erfüllen literarische Übersetzungen die Notwendigkeit einer jungen Literatur,
um ihre neue bzw. renovierte Sprache bei so vielen verschiedenen literarischen Arten wie
möglich zu verwenden. Even-Zohar beschreibt dieser Situation folgendermaßen:
Since a young literature cannot immediately create texts in all types known to
its producers, it benefits from the experience of other literatures, and translated
literature becomes in this way one of its most important systems. The same
holds true for the second instance, that of relatively established literatures
whose resources are limited and whose position within a larger literary
hierarchy is generally peripheral. (vgl.ibid)
Er ist der Meinung, dass diese junge Literatur nicht in der Lage ist Texte egal welchen Genres
einzuführen. Somit profitiert sie von den Übersetzungen aus anderen Literaturen, welche
verschiedene Formen und Gattungen vermitteln. Im zweiten Fall (b) gilt das Gleiche wie in Fall
„a“ weil die jüngeren Literaturen über nicht ausreichende Ressourcen verfügen, dienen die
Übersetzungen nicht nur als Vermittler neuer Ideen, sondern sie füllen auch Lücken in den
vorhandenen Repertoires. Der dritte Fall (c) kommt zur Geltung, wenn in der Literatur
Wendepunkte erzeugt werden, Krisen oder ein literarisches Vakuum herrschen: „In such a
vacuum, it is easy for foreign models to infiltrate, and translated literature may consequently
12
assume a central position“ (vgl. ibid.:48). In solchen Fällen könnte die übersetzte Literatur auch
in bekannten Literaturen eine zentrale Position annehmen.
Befindet sich die Übersetzung in keiner zentralen Position, sondern in der Peripherie, wird sie
versuchen sich an die Normen der Zielkultur anzupassen und wird somit auch keinen Einfluß
ausüben können. Diese Situation beschreibt Even Zohar wie folgt:
„In such a situation it has no influence on major processes and is modelled according to
norms already conventionally established by an already dominant type in the target
literature. Translated literature in this case becomes a major factor of conservatism”
(vgl. Ibid.).
Obwohl die Polysystemtheorie, sowie die vielen Richtungen der DTS, hauptsächlich die
Literatur als Untersuchungsgegenstand hat, kann sie auch in weiteren Bereichen angewendet
werden. So wird in der vorliegenden Arbeit versucht die Position von Albaniens Berichte für
die VN (siehe Kapitel „Albaniens Berichte für die VN“), anhand der Polysystemtheorie von
Even-Zohar zu untersuchen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Polysystmtheorie wichtige Impulse für die
Übersetzungswissenschaft liefert und dass sie besonders für die Übersetzungstheorie
richtungsweisend ist (vgl. Stolze 2011:155). Die Entwicklung der POlysystemtheorie in der
1970er Jahren führte dazu, dass auch die Analysemethoden iin Bezug auf Translation sich
änderetenund wurden ein Teil der so genannten Translation Studies (vgl Bassnet 1996:13). Mit
Hilfe der Polysystemtheorie wird auch die Position der Staatenberichte im Polysystem der
Vereinten Nationen festgestellt. Dadurch werden neue Erkenntnisse über den Prozessablauf
gewonnen. Ebenfalls mit Hilfe der Polysystemtheorie soll der versuch unternommen Albaniens
Translationsgeschichte zu beleuchten um etwaige Hinweise auf die heutige Translationspolitik
Albaniens zu erlangen.
Nachdem die Polysystemtheorien vorgestellt wurden, wird im folgenden Kapitel das
Normenkonzept von Gideon Tourys und jenes von Andrew Chesterman, der das
Normenkonzept von Toury weiter entwickelte, näher erläutert um den Einfluss der externen
Umstände auf die Entstehung der bereits erwähnten Übersetzungen zu untersuchen.
13
Normen
Bevor die Normenkonzepte von Gideon Toury und die von Andrew Chesterman
ausgearbeiteten Normen näher erläutert werden, sowie ihr Zusammenhang mit Übersetzung
erklärt wird, erfolgt zuerst was zum Thema Normen und was unter diesem Begriff zu verstehen
ist. Danach folgt eine Erklärung ihrer Funktion in einer Gesellschaft. Erich Prunč beschreibt
Normen wie folgt:
„Normen sind die in Verhaltensvorschriften gegossenen Wert- und Zielvorstellungen
einer Gesellschaft. Sie geben vor, was richtig und was falsch, was verpflichtend und
was verboten ist“ (Prunč 2012:244)
Hauptsächlich werden Normen von einer bestimmten Autorität festgelegt oder sie werden
einfach aufgrund ihrer Existenz für gültig erklärt (vgl. Chesterman 2000:56). Auch Hermans
teilt die gleiche Meinung wie Chesterman und sagt, dass Normen entweder von einer höheren
Instanz vorgeschrieben werden oder während des Sozialisierungsprozesses angeeignet (vgl.
Hermans 1996:26). Normen sind für eine Gesellschaft wichtig, weil sie als Maßstab für
richtiges Verhalten dienen. Im Falle von einer Missachtung der Normen, sind Sanktionen zu
erwarten (vgl. Prunč 2012:244).
Das Normenkonzept von Giedeon Toury
Welche Rolle spielen nun Normen in der Übersetzungswissenschaft? Giedeon Toury,
israelischer Wissenschaftler und Vertreter der DTS, lehnt sich mit seinem Konzept der Normen
an Even-Zohars Polysystemtheorie und Holmes Theorie an und meint: „A „translation„ will be
taken to be any target language utterance which is presented or regarded as such within the
target culture” (Toury 1995:20) und war ebenfalls der Meinung, dass Übersetzungsphänomene
durch ihre Stellung im System der Zielkultur untersucht und erklärt werden können. „A
„translation“ will be taken to be any target language utterance which is presented or regarded
as such within the target culture” (Toury 1995:20) und war ebenfalls der Meinung, dass
Übersetzungsphänomene durch ihre Stellung im System der Zielkultur untersucht und erklärt
werden können. Laut Toury können jede Art von Übersetzungen der Translationswissenschaft
zur Forschungszwecken dienen. Auf diese Weise kann die Funktion der Übersetzungen im
Polysystem beschrieben werden, welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen und wie sie die
Übersetzungen akzeptiert. Toury drei Postulate, das Ausgangspostulat (source-text-postulate),
14
das Transferpostulat (transfer postulate) und das Beziehungspostulat (relationship postulate).
Wenn eine Übersetzung existiert, dann muss es auch einen Ausgangstext geben. Das
Transferpostulat besagt, dass es während der Übersetzung ein Transfer zwischen Ausgangstext
(AT) und Zieltext (ZT) stattgefunden „hat. So kann angenommen werden, das zwischen AT
und ZT eine Beziehung entstanden ist (vgl. ibid.:33f). Um nochmal auf den
Ausgangstextpostulat zurückzukommen, wird ein anderes Phänomen vorgestellt. Es gibt
nämlich Übersetzungen, die keinen Ausgangstext habe. Das sind die so genannten
Pseudoübersetzungen, die eine Übersetzung vortäuschen. Toury definiert Pseudotranslation
folgendermaßen: „texts which have been presented as translations with no corresponding source
texts in other languages ever having existed“. (ibid.:40) Es ist also eine Originaltext und keine
Übersetzung, wie behauptet. Siobhan Brownlie ist der Meinung, dass das Normenkonzept von
Gideon Toury der größte konzeptionelle Beitrag im Bereich der DTS ist (vgl. Brownlie
2009:77).
Im Falle, dass die, in der vorliegenden Diplomarbeit als geltende Korpus, Staatenberichte mit
den, oben erwähnten, Pseudoübersetzungen vergleicht, so stellt sich die Frage ob es auch
„Pseudooriginale“ existieren? Werden die Staatenberichte der Vereinten Nationen in Betracht
gezogen, so kann gesagt werden, dass auch Pseudooriginale gibt. Das Ziel der vorliegenden
Arbeit, ist es unter anderem mit Tourys Untersuchungsmodell sprich das Beziehungspostulat
herauszufinden ob bei diesen Staatenberichten tatsächlich um Originale, wie angegeben,
handelt oder doch um einen Pseudooriginal? Um diese Frage nachzugehen bedarf es eine
Analyse anhand von Normen.
Toury war der Erste, der die Normen in der Übersetzungswissenschaft einführte. Doch Jiří
Levý, Literaturtheoretiker aus Tschechien, macht einen richtungsweisenden Schritt und führte
Normen in die Translationswissenschaft ein (vgl. Hermans 1996:25). Bereits Ende der 1960er
Jahren schrieb Levýi seine Monografie Die literarische Übersetzung und weist Normen eine
bedeutende Rolle im Übersetzungsprozess zu. Außerdem behauptete er, dass sich
ÜbersetzerInnen während ihrer Arbeit an Normen richteten.
Die Übersetzung kann man als Äußerung oder Ausdruck der schöpferischen
Individualität des Übersetzers betrachten und infolgedessen den Anteil des persönlichen
Stils und der persönlichen Interpretation des Übersetzers an der endgültigen Gestaltung
des Werks erforschen. Der Übersetzer ist ein Autor seiner Zeit und seiner Nation. Seine
Poetik kann man als Beispiel für die Unterschiede in der literarischen Entwicklung
zweier Völker, für die Unterschiede der Poetiken zweier Zeitepochen untersuchen. Und
15
schließlich kann man hinter dem Werk die Methode des Übersetzers als Ausdruck einer
bestimmten Übersetzungsnorm suchen, einer bestimmten Einstellung zum Übersetzen.
(vgl.Levý1969: 25)
Levý zufolge besteht keine Möglichkeit eine Übersetzungskritik ohne Normen zu führen, weil
selbst Kritik sich an Normen orientiert, wie eine optimale Übersetzung sein sollte (vgl.
ibid.:28). Toury beruht sich auf Levý, der Übersetzen als Entscheidungsprozess betrachtete,
und entwickelte anhand dessen sein eigenes Normenkonzept. Er entwarf praktische
Vorgehensweisen für die Erkennung und Klassifizierung von Normen (vgl. Hermans 1999:75).
Für Gideon Toury ist die Übersetzung nicht nur monolinguistisches oder literarisches Produkt,
sondern beschreibt sie als eine Aktivität, auf die auch eine Reihe anderer Faktoren, vor allem
kulturelle Aspekte, einwirken (vgl. Gentzler 2001:127). Für Toury ist Übersetzen „a kind of
activity which inevitably involves at least two languages and two cultural traditions, i.e., at least
two sets of norm-systems on each level” (Toury 1995:56). Aus diesem Zitat kann herausgelesen
werden, dass die Entscheidungsprozesse während des Übersetzens von bestimmten Normen
einer Kultur gesteuert werden. Somit ist das Übersetzen eine „norm-governed activity“, eine
soziokulturelle Handlung, die von Normen geleitet wird (vgl. Toury 2004/1995:207).
Normen können sowohl die Übersetzung als Endprodukt untersuchen, als auch den
Entscheidungsprozess beeinflussen. Toury unterscheidet zwischen drei Sorten von Normen und
benennt sie wie folgt: Ausgangsnormen(initial norms), Vornormen(preliminary norms) und
Operativnormen(operational norms) (vgl. Prunč 2007:235). Normen selbst können nicht
beobachtet werden. Es kann nur das Verhalten, das durch sie hervorgeht, untersuchen.
(vgl.Toury 1995:65).
Ausgangsnormen (initial norms) beziehen sich auf die grundlegende Entscheidung der
ÜbersetzerInnen, sich entweder den Normen der Ausgangs- oder der Zielkultur anzupassen.
Entscheidet der/die ÜbersetzerIn für die Ausgangskultur, so handelt es sich um eine adäquate
Übersetzung („adequate translation“). Entscheidet der/die ÜbersetzerIn für die Anpassung an
die Zielkultur, so handelt es sich hierbei um die acceptability methode.Bei der Letzeren gehen
die Eigenschaften der Ausgangskultur verloren (vgl. Toury 1995:56f). Abhängig davon für
welche Methode der/die ÜbersetzerIn entscheidet, kommt Venutis Begriff visiblevs, Invisible
zur geltung(vgl. Venuti 1995:1f). Adäquate Übersetzungen („adequate translation“) können
in der Zielsprache zwar ungewohnt erscheinen, können aber die Sichtbarkeit des Übersetzer/der
Übersetzerin ist wahrscheinlicher als bei einer zielsprachenorientierten Übersetzung.
16
Toury zufolge beziehen sich die Vornormen (preliminary norms) auf Prozesse vor dem
Übersetzen und beschreibt sie wie folgt: “Preliminary norms have to do with two main sets
of considerations which are often interconnected: those regarding the existence and actual
nature of translation policy, and those related to the directness of translation.”(vgl. Toury
1995:58 Hervorhebung im Original) Translationspolitik (translation policy) bezieht sich auf die
Frage, welche Texte bzw. Textsorte übersetzt werden sollen. Bei der Direktheit der
Übersetzung (directness of translation) geht es darum, ob nur direkt aus der Originalsprache
übersetzte Texte oder auch indirekte Übersetzungen zugelassen werden soll (vgl. ibid.).
„Operational norms, in turn, may be conceived of as directing the decisions made during the
act itself. (vgl. ibid. Hervorhebung im Original) Laut diesem Zitat bestimmen die
Operativnormen (operational norms) die Entscheidungen, die während des
Übersetzungsprozesses getroffen werden. Toury unterscheidet zwischen Matrixnormen
(matricial norms) und textlinguistischen Normen (textual-linguistic norms). Die matrical norms
beziehen sich auf die Anordnung der Sprache im Zieltext wie z.B. Auslassungen,
Hinzufügungen oder Umstellungen von Kapiteln usw. Die Textual-linguistic norms hingegen
bestimmen das sprachliche Material im Zieltext, wie z.B. Wortwahl oder Syntax (vgl. ibid.:58f)
Das Normenkonzept von Andrew Chesterman
Genau wie Toury verfolgt auch Linguist und Übersetzungswissenschaftler Andrew Chesterman
einen deskriptiven Ansatz. Chesterman unterscheidet zwischen product/expectancy norms und
process/professional norms. Er unterteilt die initial norms und operational norms von Toury in
zwei, von ihm, entwickelten Gruppen (vgl. Munday 2001:118).
Die product/expectancy norms geben darüber Auskunft, wie eine Übersetzung beschaffen sein
sollte. Sie reflektieren die Erwartungen der zielsprachlichen LeserInnen. Ihre Erwartungen
hängen von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel von der vorherrschenden
Übersetzungstradition in der Zielkultur, den wirtschaftlichen oder ideologischen Einflüssen,
sowie Machtverhältnissen innerhalb und zwischen Kulturen (vgl. Chesterman 2000/1997:64).
Schaffen es kleine Kulturen den durchbruch in die Großkulturen, wenn ja, welche Position
nehmen sie dann ein?
Die process/professional norms regeln den Übersetzungsprozess direkt. Aus Sicht der
professionellen ÜbersetzerInnen unterliegen sie den product/expectancynorms, weil sie durch
17
diese Normen bestimmt werden. Die professionellen ÜbersetzerInnen werden in der
Gesellschaft als kompetent und als Experten/Expertinnen angesehen (vgl. ibid.:67). In diesem
Zusammenhang ist Chesterman zu widersprechen. Zum eine beschreibt er die ÜbersetzerInnen
als angesehene Experten/Expertinnen, zum anderen sagt er, dass die ÜbersetzerInnen
untergeordnet sind weil sie die Erwartungen der Leser erfüllen müssen, somit sind die
ÜbersetzerInnen dem Lesepublikum hierarchisch untergeordnet.
Chesterman unterteilte die process/professional norms wiederum in drei Unterkategorien: die
accountability norms, die communication norms und die relation norms(vgl. ibid.:67ff.)
Die accountability norm geht von der Ethik des Übersetzers/der Übersetzerin aus:
„[…] a translator should act in such a way that the demands of loyalty are appropriately
met with regard to the original writer, the commissioner of the translation, the translator
himself or herself, the prospective readership and any other relevant parties.”(ibid.:68)
Demzufolge tragen ÜbersetzerInnen die Verantwortung gegenüber dem/der VerfasserIn, des
Ausgangstextes, dem Kunden, den LeserInnen, aber auch für sich selbst.
Die communication norm ist eine soziale Norm: „[…] a translator should act in such a way as
to optimize communication, as required by the situation, between all the parties involved.“(vgl.
ibid.:69) Diese Norm setzt fest, dass ÜbersetzerInnen darum bemüht sein sollen die
Kommunikation zwischen allen involvierten Parteien bestmöglichst zu gestalten.
Die dritte und letzte Unterkategorie stellt die relation norm dar. Die relation norm ist
linguistischer Natur und bezieht sich konkret auf den Übersetzungsprozess: „[…] a translator
should act in such a way that an appropriate relation of relevant similarity is established and
maintained between the source text and the target text“ (ibid.). Diese Norm bestimmt die
Beziehung zwischen Ausgangs- und Zieltext. Die ÜbersetzerInnen müssen Entscheidungen und
Anforderungen in den folgenden Kategorien treffen „the text-type, the wishes of the
commissioner, the intentions of the original writer, and the assumed needs of the prospective
readers“(ibid.).
Laut Chesterman erfüllen Übersetzungsnormen zwei Funktionen. Einerseits dienen sie als
Richtlinien, die den Spielraum für das andersartige Verhalten festlegen und anderseits
beeinträchtigen sie freies Handeln (vgl. ibid: 78). Nachdem die Normenkonzepte vorgestellt
wurden, lässt sich sagen, dass sie ein Kernbereich der Descriptive Translation Studies (DTS)
18
sind und als praktisches Instrumentarium dienen (vgl. Hermans 1999:73). Die Normen als
Untersuchungsgegenstand der DTS, bezeichnen sowohl die Werte, als auch die Ideen einer
Gesellschaft und beeinflussen das Zusammenleben der Beteiligten. Sowohl Toury als auch
Chesterman sind der Auffassung, dass die Entscheidungen, die während des
Übersetzungsprozesses gefallen werden, normengesteuert sind. Den ÜbersetzerInnen bietet
sich die Möglichkeit beim Übersetzen, entweder an die Normen der Ausgangskultur oder an
die der Zielkultur zu richten. Gideon Toury legt seinen Schwerpunkt auf lexikalische Aspekte.
Chestermans Normen hingegen rücken die Erwartungen der LeserInnen in den Vordergrund.
Mit Hilfe von Tourys matricial werden konkret die Anforderungen beziehungsweise die
Erwartngen zum einen der VN und zweitens die Erwartungen der anderen Mitgliedstaaten
untersucht.
Nachdem bis jetzt die DTS und die Normenkonzepte von Toury und Chesterman beschrieben
wurden, folgt im nächsten Kapitel eine Präsentation eines weiteren Modells, welches sich für
die Analyse des vorgelegten Korpus als sehr geeignet herausstellt. Die Rede ist von Javier
Franco Aixelás Strategien, die zur Übersetzung von Culture-specific Items (Kulturspezifika)
entwickelt wurden. Davor wird aber ein kurzer Überblick über Kultur im Allgemeinen sowie
ihre Rolle in der Tranlsationswissenschaft
Kultur und Kulturspezifika in der Translation
Bevor in der vorliegenden Arbeit konkret auf das Hauptthema Kulturspezifika eingegangen
wird, scheint es von Bedeutung zu sein, vorab die grundlegenden Begriffe, die für die Thematik
dieser Arbeit relevant sind, zu definieren. Begriffe wie Kultur, das Übersetzen von Kultur und
Kulturspezifika haben in der Fachliteratur verschiedene Definitionen. In diesem Kapitel soll
versucht werden einige dieser Definitionen darzustellen.
Kultur
Im Alltagsgebrauch kann der Begriff Kultur verschiedene Bedeutungen haben. Auch in der
Wissenschaft lässt sich Kultur auf unterschiedlichste Weise definieren.
Das Wort Kultur leitet sich vom lateinischen Wort cultura und auch cultus ab, was Bedeutung
Bearbeitung, Pflege und Bebauung der Landwirtschaft, aber auch die Pflege und Entwicklung
des Geistes bedeutet (vgl. Zalucki 2006:20). Der Kommunikationswissenschaftler Gerhard
19
Maletzke hat sich mit dem Begriff Kultur auseinandergesetzt. Er geht davon aus, dass aufgrund
verschiedener Definitionen, kann der Begriff Kultur nicht klar definiert werden, da Kultur
aufgrund ihrer Vielseitigkeit in verschiedenen Situationen unterschiedlich betrachtet und somit
auch unterschiedlich definiert wird (vgl. Maletzke 1996:15). Maletzke beschreibt Kultur wie
folgt:
[E]in System von Konzepten, Überzeugungen, Einstellungen, Wertorientierungen, die
sowohl im Verhalten und Handeln der Menschen als auch in ihren geistigen und
materiellen Produkten sichtbar werden.(vgl. ibid.: 16)
Klaus P. Hansen ist der Meinung, dass Kultur „die Veränderung der äußeren und inneren
Natur durch Arbeit“ ist und somit auch ihre Bedeutung aus dem lateinischen Ursprungsbegriff
bestätigt (vgl. Hansen 2003:15).
Mary Snell-Hornby greift in ihrem Werk „The Turns of Translation Studies: New paradigms
or shifting viewpoints?” auf die Definition von Heinz Göhring und Hans J. Vermeer zurück,
die Kultur wie folgt definieren:
Kultur ist all das, was man wissen, beherrschen und empfinden können muss, um beurteilen zu
können, wo sich Einheimische in ihren verschiedenen Rollen erwartungskonform oder
abweichend verhalten, und um sich selbst in der betreffenden Gesellschaft erwartungskonform
oder abweichend verhalten zu können, sofern man dies will und nicht etwa bereit ist, die jeweils
aus erwartungswidrigem Verhalten entstehenden Konsequenzen zu tragen. (vgl. Göhring 1977
zit. n. Snell-Hornby 2006:55)
Einige Jahre danach definiert Hans J. Vermeer Kultur als…
…die Gesamtheit der Normen, Konventionen und Meinungen, nach denen sich das Verhalten
der Mitglieder einer Gesellschaft richtet, und die Gesamtheit der Resultate aus diesem Verhalten
(also z.B. der architektonischen Bauten, der universitären Einrichtungen usw. usw). (vgl.
Vermeer 1989 zit. n. Snell-Hornby 2006:55)
Um für den Begriff Kultur eine klare Definition zu finden, wurde bereits in der Vergangenheit
viel diskutiert, wie kaum über einen anderen Begriff. Je nach Disziplinen wird ein
Wissenschaftler Kultur auch anders definieren. So wird sich eine Definition einer/es
20
Historikerin/Historikers in einigen Aspekten von der einer/s
Sprachwissenschaftlerin/Sprachwissenschaftlers unterscheiden. Bereits im Jahr 1952 erstellten
die amerikanischen Anthropologen Alfred Louis Kroeber und Clyde Kluckhohn in ihrem Werk
„Culture: A Critical Review of Concepts and Definitions“ eine Liste mit 164 Definitionen von
Kultur. Daher kann davon ausgegangen werden, dass sich die Zahl an Definitionen seitdem
vervielfacht hat (vgl. Katan 1999:16f).
Nach der Frage, wie der Begriff Kultur in der Übersetzungswissenschaft, jener Disziplin, in
die auch das in der vorliegenden Diplomarbeit besprochene Kernthema fällt, aufgefasst wird,
soll im nächsten Unterkapitel die Definition von Heinz Göhring näher beleuchtet werden.
Kultur in der Translationswissenschaft
Wie wir bereits feststellen konnten, ist all diesen Definitionen eines gemein: Kultur wird als
Gesamtheit einer Gesellschaft betrachtet, die außer Sprache auch Verhaltensformen und
Gewohnheiten etc. umfasst. Sprache ist somit kulturgebunden.
In der Translationswissenschaft wird häufig auf die bereits oben angeführte Kulturdefinition
von Göhring zurückgegriffen, welche wie folgt lautet:
In Anlehnung an Goodenough (1964:30) läßt sich Kultur für die Zwecke des
Übersetzers und Dolmetschers definieren als all das, was dieser in Hinblick auf seine
Ausgangsgesellschaft und auf seine Zielgesellschaften wissen und empfinden muß,
(1) damit er beurteilen kann, wo sich Personen in ihren verschiedenen Rollen so verhalten, wie
man es von ihnen erwartet, und wo sie von den gesellschaftlichen Erwartungen abweichen;
(2) damit er sich in den gesellschaftlichen Rollen, die ihm – z. B. von seinem Alter und Ge-
schlecht her – offenstehen, erwartungskonform verhalten kann, sofern er dies will und sich
nicht etwa dazu entscheidet, aus der Rolle auszubrechen und die daraus erwachsenden
Konsequenzen in Kauf zu nehmen;
(3) damit er die natürliche und die vom Menschen geprägte oder geschaffene Welt (zu letzterer
gehören natürlich auch Texte) jeweils wie ein Einheimischer wahrnehmen kann. (vgl.
Göhring 1999:112f., Hervorhebung im Original).
21
Hierzu kann gesagt werden, dass diese Definition eher subjektiv und sich auf das Verhalten der
ÜbersetzerInnen bezieht und von einem System von Regeln geprägt wird. Es werden
Handlungsanweisungen dargestellt und es wird von den ÜbersetzerInnen ein breites Wissen
gefordert. Margret Amman ist der Meinung, dass die/der ÜbersetzerIn die Rolle eines „Mini-
Ethnologe“ einnehmen sollte, der sich in die andere Kultur „eindenken und einleben soll“(vgl.
Amman 1995:43). Göhring sagt, dass die ÜbersetzerInnen als Experten zwischen der eigenen
und der fremden Kultur fungieren sollten. Außer, dass die ÜbersetzerInnen zweisprachig sind,
sollten sie auch „bikulturell“ bzw. „plurikulturell“ sein, um sich mit den fremden Sprachen und
Kulturen auszukennen und somit über Normen und Konventionen der Zielkultur Bescheid zu
wissen (vgl. Vermeer 1994:39). Sowohl Göhring als auch Vermeer betonen, dass die Rolle der
ÜbersetzerInnen als KulturmittlerInnen von hoher Wichtigkeit ist. Göhring bezeichnet die
KulturmittlerInnen als „Grenzgänger“, d.h. Personen, die sich an der Grenze zwischen Kulturen
bewegen, diese Grenze überschreiten und anderen helfen, die kulturelle Grenze zu überwinden
(vgl.Göhring 2002:21).
Terje Loogus ist der Meinung, dass Göhring beim o.g. Zitat, obwohl er die gesellschaftliche
Vielfältigkeit erwähnt, dennoch die Gesellschaft als homogen und statisch betrachtet. In der
heutigen Zeit der Globalisierung, in der immer mehr die Rede von multikultureller Welt ist,
sieht Loogus die Verwendung des Begriffes „Einheimischer“ als nicht aktuell (vgl. Loogus
2008:37).
Es kann somit festgestellt werden, dass in allen genannten Definitionen Kultur als Gesamtheit
einer Gesellschaft betrachtet wird. Das heißt, Kultur befasst sich nicht nur mit Sprache, sondern
auch mit Verhaltensformen und Gewohnheiten einer Gesellschaft. Somit ist auch es auch bei
einer Übersetzung sehr wichtig über die Sprache, als wichtiges Element, hinaus zu denken.
Dementsprechend ist Sprache kulturgebunden. Somit entstehen bei einer Übersetzung
kulturspezifische Probleme.
Kulturspezifika
Für eine gelungene Übersetzung, vor allem die für Fachtexte eine wichtige Rolle spielen, ist es
wichtig, kulturspezifische Termini so in die andere Sprache zu transportieren, dass diese in der
Zielsprache beziehungsweise Zielkultur verstanden werden. Es wird nachfolgend nun auf den
Begriff Kulturspezifika im Allgemeinen eingegangen, als auch auf kulturspezifische Probleme
und wie damit im Übersetzungsprozess umgegangen wird.
22
Der Begriff Kulturspezifika kann zweierlei Bedeutung haben. Einerseits sind extralinguistische
Phänomene gemeint und anderseits können sie als intralingual definiert werden.
Extralinguistische Phänomene können natürliche Gegebenheiten sein oder auch Institutionen,
die der Mensch schuf. Unter der Kategorie intralingual sind Anspielungen, Wortspiele, oder
auch verschiedene Arten von Begrüßungen oder Anrede gemeint (vgl. Leppihalme 1997-2f.)
Definiton von Kulturspezifika
Für den Begriff Kulturspezifika gibt es ebenfalls so viele Definitionen wie für den Begriff
Kultur. Diesbezüglich haben viele TranslationswissenschaftlerInnen ihre eigene Terminologie
entwickelt.
In ihrem Buch „Kulturspezifika in der Übersetzung“ erklärt Sabrina Wranke, dass
Kulturspezifika in der Übersetzungswissenschaft häufig thematisiert wurden. Jedoch wurden
zahlreiche verschiedene Bezeichnungen verwendet (vgl. Wranke 2010:37).
„Ein Kulturspezifikum ist ein Element, das einem bestimmten kulturellen System eigen ist, und
in anderen nicht erscheint“(vgl. NdeffoTene, 2004:187) Hierbei handelt es sich um einen
Begriff, der in der Ausgangskultur bekannt ist, während er aber in der Zielkultur jedoch nicht
verstanden wird.
Jörn Albrecht nennt Kulturspezifika „kulturelle Verschiedenheiten“, die bei der Übersetzung
große Schwierigkeiten bereiten. Zu diesen Verschiedenheiten gehören laut Albrecht:
„Natürliche Gegenstände, vom Menschen geschaffene Gegenstände, soziale Institutionen,
Bezeichnungen für Verhaltensweisen, Erfahrungs- und Denkkategorien und eine traditionell-
kollektive Einstellung zu Dingen“ (vgl. Albrecht 1973:11)
Christiane Nord definiert die Kulturspezifika in ihrem Artikel „Alice im Niemandsland“ als
„Kulturemen“ und zitiert dabei Els Oksaar, die Kultureme als die „abstrakten Einheiten des
kommunikativen Handelns und Verhaltens von Menschen“ (vgl Nord 1993:397)definiert.
Zu den weiteren Translationswissenschaftlern, die sich mit dem Begriff „Kulturem“ befasst
haben, gehören auch Vermeer und Witte. Sie definieren „Kulturemen“ wie folgt:
23
Wir wollen von einem „Kulturem“ sprechen, wenn sich feststellen läßt, daß ein
gesellschaftliches Phänomen im Vergleich zu „demselben“ oder einem unter angebbaren
Bedingungen ähnlicher einer anderen Kultur (!) ein Kulturspezifikum ist (also nur in einer der
beiden miteinander verglichenen Kulturen vorkommt) und dort gleichzeitig für jemanden (!)
„relevant“ ist. Ein Kulturem ist nach unserer Definition also ein Phänomen aus einer
Gesellschaft, das von jemandem als relevantes Kulturspezifikum angesehen wird. (Vermeer &
Witte 1990:137 Hervorhebung im Original)
Zudem weisen sie darauf hin, dass etwas, das für den/die LeserIn des Ausgangstextes relevant
ist, nicht automatisch auch für den/die LeserIn des Zieltextes relevant ist. Dabei wird dem/der
TranslatorIn überlassen, ob er/sie die „relevante Merkmalhaftigkeit, also [den] Kulturemstatus,
erhalten, ändern, schaffen oder abschaffen will“ (vgl.Vermeer& Witte 1990:142).
Pernilla Rosell Steuer zitiert in ihren Werk mehrere ForscherInnen und ihre unterschiedlichen
Bezeichnungen für Kulturspezifika. Sie erwähnt aber, dass nicht alle diese Bezeichnungen auch
Synonyme sein müssen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sich die Bedeutungen
überlappen (vgl. Steuer 2004:50). Die Benennungen sind wie folgt: „Realia“ (vgl. Markstein
1999 und Kade 1968z.n. Steuer 2004:50), „Realienbezeichnung“ (vgl. Bödeker/Freese
1987z.n. Steuer 2004:50), Realia-Bezeichnungen sog. Landeskonventionelle, im weiteren
Sinne kulturspezifische Elemente“ (vgl. Koller 2001z.n. Steuer 2004:50), „Kulturspezifika“
(vgl. Schreiber 1993z.n. Steuer 2004:50), „kultureller Verschiedenheiten“ (vgl. Albrecht
1973z.n. Steuer 2004:50). Auch im Englischen gibt es mehrere Bezeichnungen für
Kulturspezifika und zwar „culture-specific terms“ (vgl. Williams 1988z.n. Steuer 2004:50) oder
„cultural words“ (vgl. Newmark 1988z.n. Steuer 2004:50) (vgl. Wranke 2010: 37; Steuer
2004:50).
Auch Birgit Nedergaard-Larsen beschäftigt sich mit der Übersetzung von Kulturspezifika,vor
allem beim Übersetzen von Untertiteln. Sie hat sich allerdings mit „extralinguisticculture-
bound problems“ in Untertitelungen befasst. Extralinguistische Kulturspezifika können
sowohl in fremdsprachigen Texten, als auch in Texten des gleichen Sprach- und Kulturraums
vorkommen, wie zum Beispiel bei technischen Texten, die für LaiInnen oft umgeschrieben
werden müssen. (vgl. Nedergaard-Larsen 1993:211f). Sie hat die KS nach verschiedenen
Kategorien aufgeteilt und folgende Tabelle erstellt:
24
Extralinguistic culture-bound problem types
Geography etc.
Geography
meteorology
biology
mountains, rivers
weather, climate
flora, fauna
cultural geography regions, towns
roads, streets, etc.
History
buildings monuments, castles, etc.
events wars, revolutions, flag days
people well-known historical persons
Society
industrial level
(economy)
trade and industry
energy supply etc.
social organisation
defence, judicial system
police, prisons
local and central authorities
politics
state management, ministries,
electoral system, political parties,
politicians, political
organizations
social conditions groups, subcultures
living conditions, problems
ways of life,
customs
housing, transport, food, meals,
clothing, articles for everyday
use, family relations
Culture
religion
churches, rituals, morals,
ministers, bishops, religious
holidays, saints
education
schools, colleges, universities,
lines of education, exams
media
TV, radio, newspapers, magazines
25
culture
leisure acitivities
museums, works of art, literature,
authors, theatres, cinemas, actors,
musicians, idols, restaurants,
hotels, nightclubs, cafés, sports,
athletes
Tabelle 1: Extralinguistic Culture-bound problem types (Nedergaard-Larsen
1993:211)
Javier Franco Aixelá
Aufgrund dessen, dass in der vorliegenden Diplomarbeit die Berichte Albaniens, im Rahmen
der Universal Periodic Review (UPR), im Hinblick auf Javier Franco-Aixelá analysiert werden,
werden im folgenden Kapitel Franco-Aixelás Culture Specific Items (CSI) näher beschrieben.
Im nächsten Kapitel wird auf Javier Franco Aixelá und die von ihm entwickelten Strategien zur
Übersetzung von Kulturspezifika eingegangen. Franco Aixelá geht davon aus, dass die
Vermischung zwischen zwei oder mehrere Kulturen kann eine Ungleichgewicht in Bezug auf
Macht zur Folge haben kann. Das beste Beispiel hierfür wäre nun die lingua franca. Im Zeitalter
der Globalisierung beherrscht die Englische Sprache jeglicher Art von Kommunikation.
Diesbezüglich stellt Snell-Hornby folgende Frage ob das Engliche eine:
…dominant language, which is forced on the subjugated people along with the foreign
world-view and culture (cf. 3.2.1), and a lingua franca, which is more or less freely
accepted as a system of communication for mutual understanding? (Snell-Hornby
2006:139)
Internationale Kongresse und Konferenzen werden heutzutage meistens teilweise oder a auf
Englisch abgehalten. Dies könnte zu Kommunikationsverlusten führen weil „die Delegierten
im restringierten Code der lingua franca nicht das sagen können, was sie sagen wollen, sondern
lediglich das, was sie zu sagen imstande sind“ (Prunč 1997:102, Hervorhebung im Original).
Der Grund über die Dominanz der Englischen Sprache ist die Translationspolitik der
mächtigsten englischsprachigen Länder. Es wird kaum ins englische übersetzt, dieser Fakt weist
auf eine Abhängigkeit von der eigenen Sprache, nämlich der Englischen als dominante Sprache
und auf eine ungleiche kulturelle Austauch hin (vgl. Venuti 1998:159).
26
Maria Tymoczzko weist auch daraufhin, dass Translation ein wesentlicher Machtfaktor sein
kann, der oft instrumentalisiert wird, wie zum Beispiel: „[…] media translation inserts
quantities of material from dominant societies into the social space of cultural systems across
the globe“ (Tymoczko 2006:446). Das Heisst, dass die verschiedene Medienanstalten, einen
großen Anteil daran haben, dass die Dominanz des Englischen massenweise verbreitet wird,
Dabe ist es zu beachten, wie Prunč sagt dass;
Im hegemonialen Machtdiskurs zwischen den Sprachen scheint die Regel zu herrschen,
dass den Sprachen der starken Sprachgemeinschafte dabei noch mehr Macht
zugeschrieben wird, während die schwachen no stärker marginalisiert werden.
(Prunč:85)
Es wird davon augegangen, dass auch das Albanische den Machtsprachen untergeordnet ist,
deshalb werden die Ergebnisse der späteren Analyse zeigen, in welche Machtposition im
System der VN Albanien sich befindet, wenn überhaupt.
Der Übersetzer und im Bereich der Descriptive Translation Studies (DTS) anzusiedelnde
Translationswissenschaftler Javier Franco Aixelá ist Professor an der Universität von Alicante
und hat sich in seiner Forschung auf Übersetzungsgeschichte, medizinisches Fachübersetzen
und auf die Übersetzung von Kulturspezifika (Culture Specific Items – CSI) spezialisiert (vgl.
JoSTrans 2009:issue11).
Die Culture Specific Items (CSI) von Javier Franco Aixelá
Auch Javier Franco Aixelá beschäftigt sich mit Kulturspezifika. Er bezeichnet sie als Culture-
Specific Items. Franco Aixelás Definition für die CSI lautetfolgendermaßen:
Those textually actualized items whose function and connotations in a source text
involve
a translation problem in their transference to a target text, whenever this problem is a
product of the nonexistence of the referred item or of its different intertextual status in
the
cultural system of the readers of the target text. (Franco Aixelá 1996:58; Hervorh. im
Orig.)
27
In seinem Artikel Culture-specific Items in Translation lehnt sich Franco Aixeláan Tourys
Postulat der „Doppelloyalität“ (double loyalty) an. Dieses Postulat besagt, dass eine
Übersetzung einerseits wie ein Original (Zielkultur orientiert) und anderseits wie das Original
(Ausgangskultur orientiert) gelesen werden soll (vgl. ibid.:52). Um festzustellen, ob die
ÜbersetzerInnen sich daran halten, entwickelt er vier Kategorien, die das verfolgen: linguistic
diversity, interpretative diversity, pragmatic or intertextual diversity und cultural diversity (vgl.
ibid.:53). Bei letzterem geht er am ausführlichsten ein.
Unter cultural diversity versteht Franco Aixelá Gewohnheiten, Wertvorstellungen Traditionen
einer Sprachgemeinschaft, welche sich von Kultur zu Kultur unterscheiden und sich teilweise
aber ähneln. Mit der Zeit können sich diese jedoch ändern. Das darf allerdings eine/ein
ÜbersetzerIn nicht außer Acht lassen (vgl. ibid.)
Um die Kulturspezifika besser zu verstehen, bringt Franco-Aixelá ein konkretes Beispiel aus
der Bibelübersetzung, nämlich das Lamm. Ihm zufolge stellt das Wort „Lamm“ ein CSI dar,
weil es möglich ist, dass das Tier in einer Zielkultur entweder unbekannt ist oder kein Symbol
für Unschuld, Reinheit und Hilflosigkeit, wie in der Ausgangskultur ist. Wenn das Tier
allerdings sowohl in der Ausgangskultur, als aus in der Zielkultur als gleiches Symbol gilt, dann
ist es kein CSI (vgl. ibid.:57f).
Javier Franco Aixelá bezeichnet Übersetzen als einen komplexen rewriting process, wobei zwei
oder mehrere Kulturen sich miteinander „vermischen“. Diese „Vermischung“ führt zu einem
Ungleichgewicht des Machtverhältnisses, das im großen Maße von der Bedeutung der
exportierenden Kultur in der Zielkultur abhängt (vgl. Franco Aixelá 1996: 52).
Für Franco Aixelá ist es demnach schwierig eine genaue Definition der Culture-Specific
Items (CSIs), zumal innerhalb einer Sprache alles als etwas kulturelles aufgefasst werden kann,
sogar die Sprache selbst (vgl. Franco Aixelá 1996:56f.). Grob zusammengefasst, stuft Franco
Aixelá nicht nur die Kulturspezifika, welche man mit den Augen betrachten kann, wie Namen
von Institutionen, Straßen, historischen Figuren, Orten, Personen, Zeitschriften und
Kunstwerken als CSI ein, sondern alle linguistischen Elemente, die in der Zielkultur nicht
vorhanden sind, weil sie entweder in der Zielkultur unterschiedliche Konnotation darstellen
oder unterschiedlich gebraucht werden. Alle diese Elemente stellen ein Übersetzungsproblem
dar (vgl. Franco Aixelá 1996:57f.; Franco Aixelá 1995:113).
28
Strategien zur Übersetzung von Culture Specific Items (Kulturspezifika)
Kulturspezifika sind jene Aspekte einer Kultur, die für sie spezifisch sind. In anderen Kulturen
sind sie jedoch unbekannt. Dies kann zu Kommunikationsproblemen und Missverständnissen
führen. Um diese Kommunikationsprobleme zu lösen, liegt es am Übersetzer/ an der
Übersetzerin und daran, welche Strategien er/sie verfolgt um die Kulturspezifika für das
Zielpublikum adäquat zu übersetzen. Das bedeutet, dass der Übersetzer/die Übersetzerin sie
bewusst wahrnehmen muss und sie entsprechend in die Zielsprache übersetzen muss.
Damit Realia in einer Übersetzung verständlich sind, müssen diese verändert beziehungsweise
umgeschrieben oder zumindest erklärt werden (vgl. Snell-Hornby / Hönig / Kußmaul / Schmitt,
2005:288).
Javier Franco Aixelá ordnet seine Übersetzungsstrategien für Kulturspezifika in zwei
Gruppen ein. Er ist der Meinung, dass diese Gruppen vom geringsten bis hin zum höchsten
Grad der interkulturellen Manipulation, kombinierbar sind. Die Strategien bei denen CSI im
Zieltext fast unverändert bleiben und nicht beziehungsweise minimal manipuliert werden,
ordnet er der Gruppe conservation zu. Strategien, bei denen ein CSI stärker manipuliert und
durch ein der Zielkultur näherliegendes kulturelles Element ersetzt werden, ordnet er der
Gruppe substitution zu (vgl. Franco Aixelá 1996:60f.). Die Gruppe conservation besteht aus
fünf Strategien und die Gruppe substitution aus neun (Hervorgehoben von H.B.). Diese
Strategien werden nun in Unterkapiteln detaillierter erklärt und soweit es möglich ist, einige
Beispiele beigefügt.
Conservation
Repetition; Bei dieser Strategie versuchen die ÜbersetzerInnen, die ursprüngliche
Bezeichnung im Zieltext möglichst beizubehalten, auch dann, wenn die Übersetzung fremd und
exotisch auf das Zielpublikum wirkt. Diese Strategie wird oft bei der Übersetzung von
Toponymen eingesetzt (vgl. Franco Aixelá 1996:61). Beispiel: albanischer Ausgangstext:
Tirana - deutscher Ausgangstext: Tirana
Orthographic adaption; Die Strategie umfasst Verfahren wie Transkription und
Transliteration und wird dann verwendet, wenn Ausgangs- und Zielkultur zwei verschiedene
29
Alphabete haben. Bei dieser Strategie wird der ausgangssprachliche Ausdruck an die
Schreibweise der Zielkultur angepasst (vgl. ibid.). Beispiel: serbischer Ausgangstext: Београд
- deutscher Zieltext: Belgrad.
linguistic (non-cultural) translation; Wenn ÜbersetzerInnen auf diese Strategie sich
beziehen, so offerieren sie eine zielsprachliche Version, die dem Originalausdruck denotativ
sehr nahe kommt aber weiterhin erkennen lässt, dass es sich um einen Begriff aus der
Ausgangskultur handelt (vgl. ibid: 61-62). Beispiel: amerikanischer Ausgangstext: 100 Dollar
– deutscher Zieltext: 100 Dollar; Ausgangstext: Grand Jury spanischer Zieltext: granjurado
(vgl. ibid:62).
Extratextual gloss; Hierbei wenden ÜbersetzerInnen eine oder mehrere von den oben
genannten Strategien von Javier Franco Aixelá an, fügen jedoch noch eine zusätzliche
Erklärung zu dem Begriff in Form von Fußnoten, Glossaren, Kommentaren/Übersetzungen in
Klammern oder in Kursivschrift etc. hinzu. Diese Strategie wird angewendet, wenn Angaben
zu berühmten Persönlichkeiten gemacht werden müssen oder Wortspiele, welche als
„unübersetzbar“ gelten, erläutert werden (vgl. ibid.). Beispiel: Albanischer Ausgangstext
LorikCana (albanischer Fußballer).
Intratextual gloss; Die Strategie ist identisch mit vorigen Strategie extratextual gloss. Es
werden ebenfalls Zusatzinformationen zu dem CSI von den ÜbersetzerInnen gegeben. Diese
werden allerdings direkt in den Fließtext integriert, um den Lesefluss nicht zu stören (vgl.
ibid.). Beispiel: englischer Ausgangstext: Big Ben deutscher Ausgangstext: - London's Big
Ben. Beispiel:–, Amerikanischer Ausgangstext: 120 mile – deutscher Zieltext: 193 kmh.
Javier Franco Aixelá bezeichnet diese Strategie auch als strategy of explicitness, da sie das
explizit macht, was im Ausgangstext nur teilweise offenbart wurde (vgl. ibid.).
Substitution
Synonymy: Bei dieser Strategie kann sich der ÜbersetzerInnen/die Übersetzerin entscheiden,
ob er/sie dafür ein Synonym oder einen Parallelausdruck für das CSI einsetzen will, um
Wortwiederholungen zu vermeiden. Diese Strategie wird meistens aus stilistischen Gründen
verwendet (vgl. Franco Aixelá 1996:63). Beispiel: Während im englischen Ausgangstext der
Sohn „ Myson“ dreimal in Folge angegeben wird, kommt er im deutschen Ziexltext nur
30
einmal als Sohn vor und die anderen Male durch die Synonyme „Mein Junge“ bzw. „Mein
Bursche“ ersetzt.
Limited universalization: Bei dieser Strategie sind die ÜbersetzerInnen der Meinung, dass
CSI für das Zielpublikum zu unverständlich ist, somit ersetzen es deshalb durch ein anderes
CSI, welches in der Ausgangskultur weniger spezifischer ist, Damit es für das Zielpublikum
vertrauter ist (vgl. ibid.). Beispiele: englischer (amerikanischer) Ausgangstext: American
Football Übersetzung: Rugby, deutscher Ausgangstext: Fußball – englischer (amerikanischer)
Ausgangstext: Soccer.
Absolute universalization: Die Ausgangssituation für die Anwendung des Verfahrens ist der
vohergenannten ähnlich, jedoch findet die Übersetzerin/der Übersetzer keine bekannteren und
verständlicheren CSI beziehungsweise entscheidet, jegliche fremdkulturelle Konnotationen zu
streichen und diese durch einen neutralen Bezeichnung zu ersetzen. Beispiele: englischer
Ausgangstext: a Chesterfield: spanischer Zieltext: unsofá (deutscher Übersetzung: Sofa) (vgl.
ibid.).
Naturalization: Bei der Anwendung dieser Strategie gehen die ÜbersetzerInnen noch einen
Schritt weiter und ersetzen die CSI aus dem Ausgangstext durch CSI der Zielkultur (vgl.
Franco Aixelá 1996:63). Beispiel: englischer (Amerika)Ausgangstext: Dollar $ deutscher
Zieltext: Euro €.
Deletion: Bei dieser Strategie lassen die ÜbersetzerInnen CSI oder Teile der CSI weg.
Sei dies aus ideologischen oder stilistischen Gründen für die Zielkultur inakzeptabel oder sie
beurteilen es für die LeserInnen als zu unverständlich. Eine Anmerkung ist jedoch nicht
erwünscht oder möglich. Deshalb kommt die betreffenden CSI nicht im Zieltext vor (vgl.
ibid.:64). Beispiel: deutscher Ausgangstext: Ein vier türige schwarzer BMW – englischer
Zieltext: ein schwarzer BMW
Autonomous creation: Laut Franco-Aixelá wird dieser Strategie selten angewendet. Hierbei
entscheiden sich die ÜbersetzerInnen (oder auch der Auftraggeber/die Auftraggeberin) dafür,
eine zusätzliche kulturelle Referenz, die im Ausgangstext nicht vorhanden ist, in den Zieltext
einzufügen (vgl. ibid).
Franco Aixelá erwähnt weitere mögliche Strategien, zur Übersetzung von CSIs ,auf die hier
aber nicht näher eingegangen werden soll, sind zum Beispiel compensation (bestehend aus
31
deletion plus autonomous creation an einer anderen Textstelle mit der Erzielung einer ähnlichen
Wirkung) oder attenuation (bei der aus ideologischen Gründen „zu starke“ Ausdrücke durch
„mildere“ ersetzt werden) (vgl. ibid.).
32
Explanatory Variables
Neben der Typologie der CSI untersucht Franco Aixelá weitere komplexe Faktoren welche die
Entscheidungen über Übersetzungsstrategien der ÜbersetzerInnen beeinflussen können. Zu den
EntscheidungsträgerInnen zählen außer den ÜbersetzerInnen auch die VerlegerInnen,
LektorInnen, ProduzentInnen sowie weitere Personen die am Übersetzungsprozess beteiligt
sind. Dabei teilt er die Explanatory Variables (Variablen) in supratextualparameter
(supratextuelle Parameter), textual parameter (textuelle Parameter), the nature of the CSI (das
Wesen des CSIs) sowie intratextual parameter (intratextuelle Parameter) (vgl. ibid.:65).
Supratextual parameters
Unter Supratextual parameters sind die äußeren Faktoren, die die Strategie der ÜbersetzerInnen
beeinflussen können zu verstehen und nennt dazuj vier verschiedene Kategorien.
Degree of linguisticprescriptivism (der Grad des sprachlichen Präskriptivismus)hier geht es um
die Frage ob irgendwelche Institutionen in der Zielsprache gibt, die sich für die Erhaltung von
sprachlichen oder stilistischen Konventionen einsetzt (vgl.ibid.).
Nature and expectations of potential readers(das Wesen und die Erwartungen der potenziellen
LeserInnen)bezieht sich auf das Zielpublikum. Je na Zielpublikum werden dementsprechend
auch Übersetzungsstrategien angewendet. Zum Beispiel für Jugendliteratur werden andere
Strategien angewendet als für Werke von Literaturstudierenden (vgl. ibid.:66)
Franco Aixela nach werden die ÜbersetzerInnen von ihren AuftraggeberInnen nicht selten
beeinflusst, diesbezüglich spricht er diese Tatsache in die Nature and aims of the initiators (das
Wesen und die Ziele der InitiatorInnen) Kategorie an. Hiermit sind Zielsetzungen und die
Vorgaben der AuftraggeberInnen gemeint. Nicht alle ÜbersetzerInnen wenden beim
Übersetzen dieselbe Strategie an. Deshalb spricht Franco Aixelá in dem Punkt acuh ein
möglichen Konflikt zwischen AuftraggeberIn und ÜbersetzerIn (vgl. ibid.)
Die Kategorie der Working conditions, training and social status of the translator
(Arbeitsbedingungen, Ausbildung und sozialer Status der ÜbersetzerInnen) bezieht sich auf die
die Arbeitsbedingungen und den sozialen Status der ÜbersetzerInnen. Er meint, dass die
ÜbersetzerInnen unbewusst Entscheidungen treffen, die auf schlechte Arbeitsbedingungen oder
Ausbildung zurückzuführen sind (vgl. ibid.).
33
Textual parameters
Unter der Kategorie Material textual constraints (materielle textuelle Einschränkungen) ist der
Platzmangel aufgrund dessen, dass in einen Übersetzung Bilder mit integriert werden z.B. im
Filmübersetzungen (vgl. ibid.:67).
Previous translations (bestehende Übersetzungen) bezieht sich auf die bereits existierenden
Übersetzungen des gleichen Werkes oder der/des gleichen Autorin/Autors. Dies kann die
Entscheidungsmöglichkeiten der ÜbersetzerInnen einschränken weil die Übersetzung bereits in
der Zielkultur Stellung genommen hat (vgl. ibid.).
Im Zusammenhang mit der vorigen Kategorie wird unter Canonization (Kanonisierung) die
Frage gestellt welche Werke befinden sich im literarischen Kanon der Zielsprache. Dies kann
zu Einschränkungen der Übersetzungsstrategien führen. Unbekannte Werke also nicht
kanonisierte Werke werden zugunsten der zielsprachliche Konventionen stark gekürzt, währen
klasische Werke, die in der Zielsprache bekannt sind „respektvolle“ behandelt werden (vgl.
ibid.).
The nature of the CSI
Als nature of the CSI beschreibt Franco Aixelá die Art und die Reichweite der kulturellen
Unterschiede zwischen einem Sprachenpaar. Dazu nennt er vier Kategorien, die zum Wesen
der CSI zählen.
Als Pre-established translations (etablierte Übersetzungen) bezeichnet Franco Aixelá
Abweichungen in bestehenden Übersetzungen und die Begriffe, die mit der Zeit ein Teil der
Zielkultur geworden sind, zum Beispiel. UNO wird zur ONU während UNICEF weiterhin
UNICEF bleibt (vgl. ibid.:68).
Transparency of the CSI (Transparenz des CSI) gibt Auskunft über inkohärente Übersetzungen.
Gilt eine Übersetzung von CSI für stilistisch akzeptabel, so wird diese im Zieltext übernommen.
Wird aber eine Übersetzung von CSI als undurchsichtig bezeichnet, kann der/die ÜbersetzerIn
die CSI in der Zielsprache löschen oder wiederholen (vgl.ibid.)
Ideological status (ideologischer Status) bedeutet, dass bestimmte CSI sowohl in der
Ausgangskultur als auch in der Zielkultur existieren, jedoch nicht dasselbe bedeuten. Diese
Tatsache führt dazu, dass die ÜbersetzerInnen die CSI verschieben sollten oder auch
34
Streichungen von CSI im Zieltext vorzunehmen, um mögliche Redundanzen oder
Wiederholungen zu vermeiden (vgl. ibid.:69).
Bei References to third parties (Verweise auf Dritte) geht es um CSI, die einer dritten Kultur
angehören, welche hier ein Sonderfall darstellt. Auf der einen Seite gibt es für transnationale
CSIs zum Beispiel internationale Organisationen, die bereits etablierte Übersetzungen
ausgearbeitet haben. Auf der anderen Seite können Bemerkungen über die Zielkultur im
Ausgangstext vorkommen. Während diese Bemerkungen in der Ausgangskultur natürlich sind,
werden dieselben im Zieltext weggelassen. Franco Aixelá nennt hier folgendes Beispiel: Wenn
im Ausgangstext steht, dass Sevilla eine Stadt im Süden Spaniens liegt, so könnte diese
Bemerkung in einem spanischen Zieltext weggelassen werden (vgl. ibid.).
Intratextual parameter
Der Umgang mit CSI in der Übersetzung hängt auch von seiner Funktion im Ausgangstext ab.
Es muss nicht sein, dass die CSI dieselbe Funktion auch im Zieltext haben.
Cultural consideration with in the source text (kulturelle Verweise im Ausgangstext) bezieht
sich auf CSI, welche auch in der Ausgangskultur spezifisch sind, wie beispielsweise bei
technischen Texten. In diesen Fällen wird im Ausgangstext mittels intratextual glosses eine
zusätzliche Erklärung geliefert (vgl. ibid.:70).
Die Kategorie Relevance (Relevanz) bezieht sich auf den hohen Stellenwert der CSI im
Ausgangstext. Dies veranlasst den/die ÜbersetzerIn die CSI auf dem höchsten Niveau als
conservation zu übersetzen (vgl.ibid.)
Bei Recurrence (Rekurrenz) weist Franco Aixelá auf die Wiederholung von CSIs hin und meint,
dass je häufiger CSI vorkommt, desto höher ist sein Level an conservation in der Zielkultur
(vgl.ibid.).
Bei der Kategorie Coherence of the target text (Kohärenz des Zieltextes) geht es um die
wiederholt angewendete Strategie für die Übersetzung von CSI im Zieltext. Die
ÜbersetzerInnen entscheiden sich vorab für eine Strategie und erklären sie mittels extra textual
glosses, bereits vor dem ersten Auftreten der CSI (vgl.ibid.).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass mit Hilfe dieses deskriptiven
Untersuchungsmodells von Franco Aixelá versucht wird die Rahmenbedingungen des
35
Übersetzungsprozesses der Staatenberichte zu beleuchten.
Die Vereinten Nationen
Nachdem im ersten Kapitel der theoretischer Rahmen erklärt wurde, folgt nun in diesem Kapitel
eine Beschreibung der geschichtlichen Entwicklung der Vereinten Nationen(VN), sowie über
die Aufgaben und Ziele der VN. Im darauffolgenden Unterkapitel werden die
Verpflichtungserklärungen der Mitgliedstaaten erläutert. Des Weiteren wird hier auf die
Arbeits- und Amtssprachen der VN eingegangen. Das Hauptaugenmerk wird hier auf die
universelle Menschenrechtsprüfung, bekannt als UPR Universal Periodic Review, gelegt. Als
Korpus für die Analyse in der vorliegenden Diplomarbeit werden Berichte, die im Rahmen des
UPR, an die VN abgegeben wurden, herangezogen. Deshalb wird vorab ein Überblick über den
Menschenrechtsrat der VN (engl. Human Rights Council - UNHRC) sowie über die UPR
(Überprüfungsverfahren) verschafft.
Geschichte der Vereinten Nationen
Die Vereinten Nationen (VN) oder bekannt auch als UNO (engl. United Nations Organization)
wurden kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1945, von 51 Staaten, als
internationale Organisation gegründet. Die Entstehung dieser Organisation soll den Frieden
nach dem zweiten Weltkrieg zwischen den Völkern sichern. Die Vereinten Nationen können
als Nachfolgeorganisation des Völkerbundes gesehen werden. Die Gründung des Völkerbundes
basierte auf dem 14-Punkte-Program des damaligen US-Präsidenten Wilson im Jahre 1918. Die
Vereinten Nationen sind die Nachfolgeorganisation des, von 1918 bis 1946 bestehenden
Völkerbundes (vgl. Schorlemer 2002:199). Genauso wie bei der Gründung des Völkerbundes,
spielte auch diesmal ein US-amerikanischer Präsident als Initiator für die Entstehung der VN
eine entscheidende Rolle. Der damalige amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt gilt als
„Gründervater“ der VN. Auch die Bezeichnung United Nations der neu gegründeten
Organisation geht auf ihn zurück.1 Derzeit haben die Vereinten Nationen 193 Mitglieder, somit
sind die VN ein wichtiger Bestandteil des internationalen Systems.
1 http://www.un.org/en/aboutun/history/declaration.shtml
36
In einem Informationsblatt der Außenstelle der VN in Wien wird betont, dass die VN manchmal
als Weltregierung oder als „Parlament der Staaten“ bezeichnet wird. Sie ist aber keines von
beiden, sondern lediglich eine internationale Organisation, die sich um die Wahrung des
Weltfriedens bemüht.2
Das System der Vereinten Nationen
Der Begriff UN-System hat sich längst in der Fachliteratur durchgesetzt und weist auf die
Institutionen der VN hin. Die VN bestehen aus sechs Hauptorganen.
die Generalversammlung,
der Sicherheitsrat,
der Wirtschafts- und Sozialrat,
das Sekretariat,
der Internationale Gerichtshof,
der Treuhandrat.
Die Generalversammlung ist das einzige Hauptorgan der VN, die aus Vertretern aller 193
Mitgliedsstaaten besteht. Der Generalsekretär ist der höchste Verwaltungsbeamte der
Organisation und der Leiter des Sekretariats.3
Zu den Aufgaben der Vereinten Nationen gehören unter anderem:
die Wahrung des Weltfriedens,
die Einhaltung des Völkerrechts,
der Schutz der Menschenrechte und
die Förderung der internationalen Zusammenarbeit.
Das Staatenberichtsverfahren
Der Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR-International
Covenant on Civil and Political Rights), auch VN-Zivilpakt genannt, ist ein völkerrechtlicher
Vertrag und wurde am 16.12.1966 in New York abgeschlossen und ist am 23.03.1976 in Kraft
getreten. Teil des Überwachungsprozesses durch den VN-Pakt ist unter anderem das
Staatenberichtsverfahren.
2 http://www.unis.unvienna.org/pdf/This_is_the_UN_2008g.pdf 3 http://www.unis.unvienna.org/pdf/This_is_the_UN_2008g.pdf
37
Artikel 40, Absatz 1 aus dem IPbpR besagt folgendes:
(1) Die Vertragsstaaten verpflichten sich, über die Maßnahmen, die sie zur
Verwirklichung der in diesem Pakt anerkannten Rechte getroffen haben, und über die
dabei erzielten Fortschritte Berichte vorzulegen[…]
Alle Mitglieder des Paktes sind verpflichtet regelmäßig diese Staatenberichte an den
Menschenrechtsausschuss der VN zu senden und sie über die Maßnahmen, die sie zu Erfüllung
der Menschenrechte getroffen haben, sowie über die bis dahin erzielten Fortschritte zu
berichten. Alle Mitglieder des Paktes verpflichten sich, ihren Erstbericht innerhalb des ersten
Jahres abzugeben. Alle weiteren Berichte müssen alle 5 Jahre abgegeben werden (vgl. Schilling
2004:243)
Zum einen schafft dieses Verfahren einen wichtigen Dialog über die Menschenrechte zwischen
den Vertragsstaaten und dem Überwachungsorgan. Zweitens dient es der Überwachung von der
Einhaltung des jeweiligen Vertragsstaates. Zu guter Letzt dient der Staatenbericht auch als
Empfehlung, die von anderen Mitgliedern des Paktes angenommen werden kann. Dieses
Überwachungssystem wird von einem unabhängigen Menschenrechtsausschuss kontrolliert
(vgl. Raess 1989:58).
Amts- und Arbeitssprachen der Vereinten Nationen
Alle Mitgliedstaaten verpflichten sich die im vorigen Unterkapitel erwähnten Berichte in
mindestens einer der Amtssprachen beziehungsweise Arbeitssprachen einzureichen. Aus
praktischen Gründen ist es nicht möglich alle Sprachen der Welt, obwohl die Vereinten
Nationen eine Weltorganisation sind, offiziell zu benutzen. Im Februar des Jahres 1946
entschied die Generalversammlung in Resolution 2, sich auf fünf Amtssprachen und zwei
Arbeitssprachen zu beschränken und beschloss, dass Chinesisch, Englisch, Französisch,
Russisch und Spanisch in allen Organen der Vereinten Nationen, mit Ausnahme des
Internationalen Gerichtshofs, Amtssprachen sein sollen. Arbeitssprachen der Vereinten
Nationen sind Englisch und Französisch. Arabisch wurde erst 1973 in einer verabschiedeten
Resolution der Generalversammlung als offizielle Sprache hinzugefügt. Zehn Jahre später
führte auch der Sicherheitsrat Arabisch als offizielle Amtsprache der VN ein.4 Sowie jedes
4 http://www.unvienna.org/unov/de/faq.html
38
Mitgliedstaat der Vereinten Nationen, hat auch Albanien ihre regelmäßigen Berichte in
mindestens einer dieser Arbeitssprachen beziehungsweise Amtssprachen abzugeben.
Der Menschenrechtsrat der VN (HRC= Human Rights Council)
Der Menschenrechtsrat der VN, bekannt auch als UN-Menschenrechtsrat wurde am 15.03.2006
gegründet und sollte die unter Kritik geratene UN-Menschenrechtskommission ablösen. Der
Menschenrechtsrat ist ein Unterorgan der UN-Generalversammlung und besteht aus 47
StaatsvertreterInnen, die durch die UNO-Vollversammlung gewählt werden. Alle drei Jahre
werden die Mitgliedsstaaten neu gewählt. Für üblich tritt der Rat drei bis vier Mal im Jahr
zusammen oder auch in dringenden Fällen ist es möglich, dass der Rat zu einer Spezialsession
einberufen wird. Laut der Resolution „60/251“ soll der UNHRC für den Dialog und die
Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Menschenrechte dienen. Die Aufgaben und Ziele des
Rates sind in dieser Resolution festgelegt und lauten folgendermaßen: 5
Schutz von Opfern von Menschenrechtsverletzungen
Förderung des Schutzes und Umsetzung der Menschenrechte
Entwicklung von neuen Konzepten und Politiken
Ausarbeitung neuer Menschenrechtsstandards, sowohl auf internationaler, als auch
nationaler Ebene
Verhütung und Vorbeugung von Menschenrechtsverletzungen
Koordination der Menschenrechtsarbeit der UNO
Weiterverfolgung und Umsetzung (vgl. ibid)
Neuerungen gegenüber der alten Menschenrechtskommission ist das neue
Überprüfungsverfahren UPR, welches im nächsten Kapitel vorgestellt wird. Albanien wurde in
der Zeit von 2015 bis2017 von der VN-Generalversammlung als Mitglied des
Menschenrechtsrates gewählt. Somit ist Albanien erstmals seit der Gründung des
Menschenrechtsrates im Jahr 2006, Mitglied im höchsten Menschenrechtsgremium der
Vereinten Nationen.6 Albaniens Mitgliedschaft In dem Menschenrechtsrat der VN, bedutet,
dass Albanien Teil des Systems ist, wenn auch nur in der Peripherie aber seitdem Filloreta
5 http://www.un.org/Depts/german/gv-60/band3/ar60251.pdf
6 http://www.ohchr.org/EN/HRBodies/HRC/Pages/CurrentMembers.aspx
39
Kodra als Vizepräsidentin7 des Menschenrechtsrates gewählt wurde, hat sie Albanien ins
Zentrum des Polysystem des Menschenrechtsrates hoch positioniert.
Universal Periodic Review (UPR)
Das Peer-Review-Verfahren mit der Bezeichnung „Universal Periodic Review“, in welchem
sich die Mitgliedsländer gegenseitig regelmäßig überprüfen, ist ein neuer
Überprüfungsmechanismus. Die UPR, bei der alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen
hinsichtlich der menschenrechtlichen Situation überprüft werden, gilt als wichtigste Neuerung
gegenüber der bisherigen Menschenrechtskommission (vgl. Volger 200:538). Zusammen mit
der Gründung des Menschenrates im Jahre 2006 (s. vorigen Kapitel) wurde auch die UPR
geschaffen. Die detaillierte Ausgestaltung des UPR erfolgte durch die Resolution des
Menschenrechtsrates 5/1 vom 18. Juni 2007. Sie sieht vor, dass jeder Staat einmal innerhalb
von vier Jahren überprüft werden muss. Als Basis für die Prüfung dienen drei Berichte über die
Fortschritte und Herausforderungen im Menschenrechtsschutz des jeweiligen Landes.8Zuerst
erstellt der jeweilige Staat selbst einen sogenannten Staatenbericht zur innerstaatlichen
Menschenrechtssituation. Daraufhin erarbeitet das Hochkommissariat der Vereinten Nationen
für Menschenrechte eine detaillierte Übersicht über alle relevanten Empfehlungen. Der dritte
Bericht besteht aus Stellungnahmen von Nichtregierungsorganisationen (NGO). Als Kernstück
des UPR-Verfahrens wird die 3-stündige mündliche Prüfung bezeichnet. Nachdem der
betreffende Staat sein Bericht erläutert, folgt interaktiver Dialog mit Fragen und Empfehlungen
für den berichtenden Staat. Anschließend erstellt dann die Troika ihren Bericht mit allen
gemachten Empfehlungen. Die Troika ist eine, durch Zufallsprinzip, gewählte Dreiergruppe
bestehend aus Delegierten.9
Der erste Prüfungszyklus fand zwischen 2008 und 2011 statt. Dabei wurden 48 Staaten pro Jahr
der UPR unterzogen. Der zweite Zyklus ist seit 2012 im Gange10. Die erste Universal Periodic
7 http://www.ohchr.org/EN/HRBodies/HRC/Pages/Bureau.aspx
8 http://www.bmeia.gv.at/europa-aussenpolitik/menschenrechte/universal-periodic-review/ 9 http://www.humanrights.ch/de/internationale-menschenrechte/uno-organe/menschenrechtsrat/upr/
10 Vgl.ibid.
40
Review Albaniens fand am 02. November 2009 statt. Die zweite Prüfung fand am 28 April
2014 statt.
Die Vereinten Nationen im Polysystem
Obwohl die Polysystemtheorie von Even Zohar eine Theorie der Literatur- und
Translationswissenschaft ist, wird dennoch versucht, sich an diese Theorie anzulehnen um das
komplizierte UN System zu untersuchen. Wie bereits im Kapitel 1.2 erklärt, ist ein
Polysystemein System von Systemen, welches alle Systeme umfasst, die miteinander
interagieren. Die Vereinten Nationen werden hier als ein System, welches aus mehreren
Hauptorganen besteht, angesehen. Da den Hauptorganen der VN mehrere Nebenorganen
untergeordnet sind, wird davon ausgegangen, dass die Hauptorgane als Zentren gelten und die
Nebenorgane als Peripherien der jeweiligen Zentren. Das UN-System ist somit ein „multiple
system“ (vgl. Even-Zohar 1979:290). Itamar Even-Zohar beschreibt das Polysystem als ein
dynamisches, hierarchisches und nicht statisches System, welches aus verschiedenen Schichten
und Systemen besteht und mit anderen (Poly-)Systemen interagiert (vgl. ibid.). Bis auf das nicht
statische System trifft alles auf das UN-System zu.
Die UPR Berichte im Polysystem
Da das Hauptaugenmerk, dieser vorliegende Arbeit die Analyse der Berichte Albaniens im
Rahmen des UPR ist, wird versucht, auch diese rBerichterstattungsmechanismus anhand von
Even-Zohars Polysystemtheorie zu untersuchen. Wie im Laufe dieses Kapitels bereits erwähnt
besteht die VN aus 193 Mitgliedern. Jedes dieser Mitglieder wird im Zyklus von 4 Jahren
überprüft. Alle Berichte müssen in mindestens einer der Amts- beziehungsweise
Arbeitssprachen der VN verfasst sein. Hinsichtlich der Sprachen ist Englisch die dominanteste.
Somit ist Englisch im Zentrum positioniert (vgl. Viaggio 2011:2616). Eines der Gründe könnte
sein, dass das Englische weltweit verbreitet ist. Laut Erich Prunč befindet sich das Englische,
mit fast eine Milliarde SprecherInnen, an der Spitze der Weltsprachenhierarchie (vgl. Prunč
2011:86). Infolgedessen ist der Bedarf an anderen Amts- und Arbeitssprachen gering.
Erwähnenswert ist, dass die wichtigsten Berichte (Staatenberichte) weiterhin in alle Amts- und
Arbeitssprachen übersetzt werden. Bei den Berichten der NGOs ist es ebenfalls anzumerken,
41
dass meist nur eine englische Version abgegeben wird.11 Wenn das ganze UPR-System im
Polysystem untersucht werden sollte, so kann gesagt werden, dass es sich hierbei um ein sehr
aktives Polysystem handelt. Mindestens einmal in vier Jahren steht ein Mitgliedstaat im
Zentrum des Systems. Bei der Berichterstattung folgt dann der interaktive Teil mit Fragen und
Empfehlungen. Es lässt sich also sagen, dass nach dem interaktiven Teil eines Staates ein
anderer Staat im Zentrum des Polysystems positioniert wird und der voher geprüfte Staat kehrt
dann wieder in die Peripherie zurück.
Es stellt sich die Frage, welche Normen kommen hierbei zur Anwendung. Diesbezüglich kann
gesagt werden, dass die prelimary norms hier angewendet werden weil, zum Ersten beziehen
sich diese Normen auf die Translationspolitik. Es wird vorab entschieden was Übersetzt wird.
Die Entscheidungsträger können hier sowohl von einer Institution oder auch von einem
Individum getroffen werden. In diesem sind es zwei Entscheidungsträger. Zum einen ist der
Menschenrechtsrat, von wo die Staattenberichte verlangt werden. Als zweiter
Entscheidungsträger ist in dem Fall Albaniens Außenministerium weil sie diese
Staattenberichte direkt vom Staat bekommt und erst dann sie übersetzen lässt. Somit wäre ein
teil der preliminary norms erfüllt. Da die Amtssprachen der VN Arabisch, Chinesisch, Englisch,
Französisch, Russisch und Spanisch wird davon ausgegangen, dass die eingereichte (meistens)
englische Versionen noch in die anderen Amtssprachen der VN übersetzt werden, so kann
gesagt werden, dass auch die directness of translation zur Anwendung kam.
Albanien
Wie bereits erwähnt, geht es bei der vorliegenden Diplomarbeit um die Analyse der Berichte
von Albanien für die VN. Damit diese Diplomarbeit, später auch die Analyse im Laufe dieser
Untersuchung, besser verstanden wird, ist es notwendig, vorab die Geschichte Albaniens näher
zu beleuchten. Obwohl Albanien eine bemerkenswerte und ereignisreiche Vergangenheit hat,
wird versucht, in diesem Kapitel nur die wichtigsten und für diese Arbeit relevanten
Informationen vorzustellen. Da sich diese Arbeit hauptsächlich der Analyse von
kulturspezifischen Merkmalen in der Berichten an die VN widmet, ist es nicht relevant
detaillierte Informationen über die geschichtliche Entwicklung Albaniens anzuführen. Neben
der Geschichte Albaniens, wird ein Teil dieses Kapitels, sich mit den Abkommen die Albanien
mit den VN bisher unterzeichnet hat, beschäftigen. Außerdem werden allgemeine
11 http://www.upr- info.org/en/review/Albania/Session-19---April-2014/Civil-society-and-
other-submissions#top
42
Informationen über Albanien im Bezug auf die VN angeführt. Ein weiteres Kapitel wird die
Geschichte und den heutigen Stand von Übersetzungen in Albanien zeigen. Im Anschluss zu
diesem Kapitel wird versucht, Albaniens Translationsgeschichte mithilfe von Even-Zohars
Polysystemtheorie zu beleuchten.
Geschichte Albaniens
Wie im voherigen Unterkapitel erwähnt, wird auf eine detaillierte Beschreibung der
geschichtlichen Ereignisse Albaniens und ihrer Identität von seinen ersten Erwähnungen
verzichtet, dass es für diese Arbeit nicht relevant ist. Somit beginne ich meinen historischen
Überlick über Albanien seit seiner Unabhängigkeitserklärung 1912. Die unvorteilhafte
strategisch-geographische Lage Albaniens war der Grund, weshalb die albanische Bevölkerung
mehrere Jahrhunderte unter wechselnden Fremdherrschaften gelebt hat, unterdrückt und
ausgebeutet wurde. Für viele Großmächte war Albanien das „Tor zur Adria“. Um ihre Macht
im Balkan-Adriaraum ausüben zu können, stellt ihr erstes Ziel meistens Albanien dar (vgl.
Peinsipp 1985:25). Schließlich gelang es Albanien am 28.11.1912 sich vom Osmanischen
Reich zu lösen und seine Unabhängigkeit zu erklären. Unterstützung bekam Albanien damlas
von Österreich-Ungarn, weil diese keine slawische Übermacht am Balkan wollte, (vgl.Finger
2003.148)
Im selben Jahr wurde bei der Londoner Friedenskonferenz über die Grenzen vom Balkangebiet
entschieden. Bei der zweiten Londoner Botschafterkonferenz am 30.05.1913 wurden die
Grenzen den europäischen Großmächten schlussendlich festgelegt (vgl. Schmidt-
Neke1993:34f). Russland und Frankreich, als Verbündete von Serbien, konnten erreichen, dass
ein großer Teil des albanischen Siedlungsgebiets (Kosovo und der Nordwesten des heutigen
Mazedonien) dem serbischen Staat zugesprochen wurde (vgl.Elsie 2003). Somit wurde mehr
als die Hälfte Albaniens an die Nachbarsstaaten aufgeteilt. Kosovo an Serbien (Norden), an
Mazedonien (Südwesten) und der südliche Teil Çamëria an Griechenland (vgl. Schmidt-Neke
1993:34f). In den 20er Jahren, bevor Ahmet Zogu sich zum König von Albanien und Albanien
zum Königreich ernannte, gab es einen kurzen geschichtlichen Zeitraum eines
Mehrparteiensystems in Albanien, welches allerdings nicht vom lange Dauer war (vgl. Shira
2005:41). Während des Zweiten Weltkrieges wurde Albanien von den italienischen Truppen
besetzt. Im Jahr 1943 nachdem die Regierung Mussolinis kapitulierte, wurde Albanien von
43
deutschen Truppen besetzt. Ein Jahr darauf im November 1944 wurde Albanien ohne jegliche
Hilfe der Alliierten von den deutschen Besatzern befreit (vgl. Schmidt-Neke2002:767).
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte sich in Albanien eine kommunistische
Einparteienherrschaft etablieren, welche durch das diktatorisches Regime vom Enver Hoxha
über 50 Jahren in Albanien herrschte und das Land durch dichte, politische und geographische
Grenzen vom Rest der Welt trennte (vgl. Shira 2005:21). Am 11. Jänner 1946 wurde durch
Enver Hoxha die Volksrepublik Albanien ausgerufen. Fünfzig Jahre dauerte die Diktatur
Hoxhas, in der die Menschen und das Land vom Rest der Welt isoliert war (vgl. Schmitt
2012:162). Enver Hoxha ließ während seines totalitären Regimes sämtliche politischer Gegner
verfolgen. Politische Organisationen, Religionsausübung, Meinungsfreiheit und Wahlfreiheit
waren verboten. Enver Hoxha starb 1985. Sein Nachfolger wurde Ramiz Alia, der jedoch nur
bis Anfang der 90er regierte (vgl. Bartl 1995:266).
Im Gegensatz zu anderen postkommunistischen Ländern, stellte sich der
Transformationsprozess Albaniens als viel schwieriger und komplizierter dar. Der Übergang
von Diktatur zur Demokratie war viel schwieriger als gedacht (vgl. Schmidt 2003:315).
Nach dem Fall des kommunistischen Regimes wurden die Beziehungen zwischen Albanien und
der Europäischen Union kontinuierlich ausgebaut und intensiviert.
Im März 1997 waren durch die dubiosen Anlagegesellschaften „Pyramiden Strukturen“, die
staatlichen Strukturen außerhalb der Hauptstadt völlig zusammengebrochen. Die Krise von
1997 führte fast zu einem Bürgerkrieg.12
Während des Demokratisierungsprozesses hat Albanien im Laufe der letzten zwanzig Jahre mehrere
Höhen und Tiefen erlebt. Seit 2009 ist Albanien ein Mitglied der NATO. Albanien ist heute eine
parlamentarische Republik. Staatsoberhaupt ist der Präsident/die Präsidentin, der/die alle fünf
Jahre vom Parlament gewählt wird. Das Parlament besteht aus 140 Sitzen, welches alle vier
Jahre gewählt wird. Das Parlament ist der alleinige Gesetzgeber. (vgl. Ismayr2002:769).
Nach dem Fall des Kommunismus öffneten sich neue Wege die Welt zu betrachten. Der
Kontakt mit anderen Kulturen wurde wieder hergestellt. Dieser Effekt, neues kennenzulernen
betraf auch die Sprache. Massenmedien aus dem Westen, was früher verboten war, wurden
immer mehr verfolgt. Heute im Zeitalter der Globalisierung ist der Kluft zwischen Albanien
12http://www.imf.org/external/pubs/ft/fandd/2000/03/jarvis.htm
44
und dem Westen, wieder kleiner geworden. Albanien ist heute ofizzieller Beitrittskandidat der
EU-Mitgliedschaft. 2009 trat Albanien der NATO bei (vgl. eu-albanische-beziehungen).
Diesbezüglich sind Reformen in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Politik oder Justiz
zu erreichen.
Albanien in den Vereinten Nationen
Bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen (VN) im Jahre 1955 brachte Kanada eine
Resolution ein. Darin sah Kanada vor, alle Beitrittskandidaten, mit Ausnahme von geteilten
Ländern, aufzunehmen (vgl. Volger 2008:97).
Am 20.Dezember 1945 stellte Albanien erstmal den Antrag auf Mitgliedschaft an die VN. Fast
zehn Jahre nach dem ersten Antrag, ist Albanien schließlich am 14. Dezember 1955 den VN
beigetreten. Der Grund des langen Wartens war, dass in Albanien ein kommunistisches Regime
herrschte. Die anglo-amerikanischen Vertreter setzten alles daran um die Aufnahme Albaniens
zu verhindern. Ihrerseits hieß es, dass Albanien nicht die Bedingungen für die Aufnahme
erfülle. Des Weiteren hieß es, dass Albaniens Regime im Widerspruch zur Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte (AEMR) steht. Artikel 18 der AEMR heißt: Jeder hat das Recht
auf Gedanken-, Gewissensund Religionsfreiheit… Das war eine der Bedingungen, welche
Albanien nicht erfüllte (vgl.Puto 2010:484).
Der zweite Aufnahmeversuch Albaniens scheiterte erneut. Diesmal nutzte Griechenland den
Stand der anglo-amerikanischen Mächte gegenüber Albaniens Mitgliedschaft aus und sendete
einen Protestbrief an den damaligen Präsidenten des Sicherheitsrats. Damit ersuchte
Griechenlands Außenminister die Verschiebung der Aufnahme Albaniens, weil die zwei
Nachbarländer im Kriegszustand waren. Diese Tatsache entsprach allerdings nicht der Realität.
Zur dieser Zeit stand Albanien unter italienischer Besatzungsherrschaft und ein besetztes Land
ist nicht in der Lage, einem anderen Staat den Krieg zu erklären. Dieser Brief sorgte für eine
Debatte bei der Generalversammlung. Abgesehen davon, gelang es Albanien auch weiterhin
nicht Mitglied der VN zu werden. Weitere Gründe im Laufe der Jahre, die gegen Albaniens
Beitritt sprachen, waren unter anderem Bedingungen, die nicht erfüllt wurden, die
Unterstützung von Koreas Aggression, die Feindakte gegenüber Jugoslawien und der Mangel
an normalen Beziehungen mit Griechenland (vgl. ibid.)
45
Unabhängig davon, dass der Weg bis zur Mitgliedschaft steinig war, gelang es Albanien am 14
Dezember 1955 schließlich doch noch Mitglied der Vereinten Nationen zu werden. Albanien
versprach, alle Verpflichtungen ein, die sich aus dieser Mitgliedschaft im Sinne des
Völkerrechts ergaben, einzuhalten. Der Betritt in die VN stellte für Albanien ein wichtiges
Ereignis dar. Bei zahlreichen humanitäre Angelegenheiten, wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklungsprojekten, Katastrophenhilfe, Einsetzung für die Bewahrung vom Weltfrieden,
Schutz und die Unterstützung von Flüchtlingen etc. ist Albanien stets vertreten13. Mit der Zeit
integrierte sich Albanien weiterhin an internationalen Organisationen. Zahlreiche Gespräche
standen seitdem auf der Tagesordnung. Infolgedessen entstanden auch neue Terminologien, die
sich in der albanischen Sprache integrierten. Der Bedarf an Übersetzer und Dolmetscher nahm
allmählich zu. Anzumereken ist jedoch, dass es an ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen
nicht mangelte, das Besorgungserregende war, dass die Zahl der ExpertInnen im Bereich der
Translation sehr niedrig war. Neue Methoden in der transaltion waren angesagt. Um juristische
Fachsprache zu übersetzen bedarf es mehr als nur, das beherrschen einer Fremdsprache (vgl.
Rira 2011:78f).
So betraf die Globalisierung in Albanien auch die Translationswissenschaft. Durch die
Entwicklungen in den letzten 2 Jahrzehnte, waren neue Impulse auch in Bezug auf Translation
zu spüre. Die Entwicklung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien sowie
die Einführung neuer technischer Hilfsmittel haben den Translationsprozess erleichtert. Auch
die Entstehung von neuen Unternehmen hat den Themenbereich der Translation ausgeweitet.
Albaniens Berichte an die Vereinten Nationen
Wie bereits erwähnt ist jeder Vertragsstaat der VN sazu verpflichtet, Staatenberichte an die
zuständigen Vertragsorgane abzugeben. So muss auch Albanien regelmäßig die Vereinten
Nationen darüber informieren, wie und ob sie die Pflichten aus den Abkommen innerstaatlich
konkret umsetzt. Albanien ist dem IpbpR-Pakt (siehe Kapitel Staatenberichtsverfahren) am 04.
Oktober 1991 beigetreten14. Albanien hat unter folgenden VN-Übereinkommen regelmäßig
Berichte zu erstellen:
13http://www.punetejashtme.gov.al/al/misioni/organizatat-nderkombetare/okb (Webseite von Albaniens Außenministerium)
14 https://treaties.un.org/Pages/ViewDetails.aspx?src=TREATY&mtdsg_no=IV-4&chapter=4&lang=en
46
Pakt über bürgerliche und politische Rechte (CCPR) (Beitrittsjahr 1991)
Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (CESCR) (Beitrittsjahr 1991)
Konvention über die Rechte des Kindes (CRC) (Ratifiziert: 11.12.1991)
Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frauen (CEDAW)
(Beitrittsjahr 1993)
Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende
Behandlung oder Strafe (CAT) (Beitrittsjahr 1993)
Übereinkommen über die Beseitigung aller Formen rassischer Diskriminierung (CERD)
(Beitrittsjahr 1994)
Übereinkommen zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitnehmer/innen und ihrer
Familienangehörigen (Beitrittsjahr 2007)
Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem Verschwinden lassen (CED)
(Beitrittsjahr 2007)
Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (CRPD)
(Beitrittsjahr 2012)15
Da Albaniens Amtssprache albanisch ist und die Amts- und Arbeitssprachen bei den Vereinten
Nationen Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch sind, kann
Albanien ihre Berichte nicht ihrer Landessprache verfassen (s. Kapitel). Man geht daher von
der Hypothese aus, dass die Staatenberichte Albaniens, auch State oder National Report
genannt, vorher auf Albanisch verfasst werden und dann in mindestens eine dieser Sprachen
übersetzt werden. Wie wir später im Laufe dieser Arbeit erfahren werden, dominiert hier das
Englische. Angaben aus dem Außenministerium Albaniens zufolge, die aus einer
Selbstrecherche stammen, werden alle Berichte, unabhängig vom jeweiligen Themengebiet,
von den jeweiligen Institutionen zunächst auf albanisch an das Außenministerium gesendet.
Der zuständige Sektor schickt sie zur Übersetzung an externe ÜbersetzerInnen weiter. Die
ÜbersetzerInnen der Texte sind ausschließlich beeidigte ÜbersetzerInnen. Das Ziel dieser
Diplomarbeit ist es, wie bereits erwähnt, Albaniens Berichte nach kulturellen Spezifika zu
untersuchen und diese anschließend zu analysieren. Aus den Berichten lässt sich nicht
herauslesen, dass es sich um übersetzte Texte handelt, weil die vorgelegten Berichte als
Original präsentiert werden (Kennzeichnung... „Originial:Englisch“)
15 Außenministerium Albaniens. (Eigene Recherche per Mail kontaktiert Dez.2014)
47
Die albanische Sprache
Albanisch ist eine indogermanische Sprache. Das wurde von dem deutschen
Sprachwissenschaftler Franz Bopp erstmal im Jahr 1854 nachgewiesen. Allerdings bildet sie
innerhalb der indogermanischen Sprachen aber eine eigene Sprachzweig. Im Allgemeinen gilt
die Hypothese, dass das Albanische aus dem Illyrischen hervorgegangen ist. Aufgrund der
Seltenheit illyrischer Sprachdenkmäler lässt sich dies allerdings schwer nachweisen (vgl.
Elsie).
Die albanische Sprache alb: Gjuhashqipe wird in der Republik Albanien und in den
angrenzenden Ländern, Kosova, Mazedonien, Montenegro und Südserbien, von mehr als sechs
Millionen Menschen gesprochen. Die albanische Sprache gliedert sich in zwei
Hauptdialektgruppen: das Gegische im Norden und das Toskische im Süden(vgl. ibid.).
Auch in Mittelgriechenland, in ca. 320 Dörfern, lebt die albanische Sprache weiterhin. Hier
wird das albanische aber Arbërisht (Alb.) und Arvanitika (Gr.) genannt. Die Sprecher dieser
Sprache sind Nachkommen von albanischen EinwanderInnen, die Mittel- und Südgriechenland
im späten Mittelalter besiedelten (vgl. ibid.)
Auch in Süden von Italien lebt eine Gruppe von ca. 90.000 Albanisch Sprechenden. Es handelt
sich um die Nachkommen von Flüchtlingen, die Albanien nach dem Tod des Skanderbeg im
Jahre 1468 verließen. Es ist eine albanische Minderheit, die in Italien als Arbëresh oder Italo-
Albaner bekannt sind. (vgl. ibid.).
Translation in Albanien
Nachdem im vorangehenden Unterkapitel ein Einblick in die Geschichte Albaniens gewährt
wurde, ist es notwendig einen Überblick über Translationsgeschichte Albaniens zu verschaffen.
Auch in Albanien das Thema Übersetzen eine lange Tradition (vgl. Tupja 2007:10ff). Es wurde
und es wird viel übersetzt. Die wichtigsten Literarische Werke der vergangenen Zeit gibt es
bereits auf Albanisch. Was aber fehlt, sind es Theorien über das Übersetzen. Eines der
Hauptgründe des Mangelns an Übersetzungstheorien in Albanien ist es, dass seit den Anfängen
des Übersetzens in albanische Sprache, bis zum Zweiten Weltkrieg die Zahl der, in albanisch
übersetzte Werke sehr gering war. Die wenigen, bis dahin, bestehenden Übersetzungen waren
zumeist kirchliche Texte (vgl. Qosja Interview).
48
Mehrere Gründe führten zur diese Lage. Während der viele Besatzungen, die Albanien erlebte
wie z.B. von den Osmanen verließ ein Großteil der intellektuelle Elite Albaniens das Land
Richtung Westen. Durch das Übersetzen kirchlicher Texten beziehungsweise durch die
Entwicklung albanischer Liturgie und Literatur versuchten sie das Christentum und das
nationale Bewusstsein bei den Albanern zu bewahren (vgl.Demiraj 1999:132)
Eines der ersten Schriftstücke auf albanischen ist eine Taufformel (Alb: Formula e Pagëzimit).
Der Erzbischof von Durrës Pal Engjëlli übersetzte das Schriftstück aus der lateinischen Sprache
im Jahr 1462.
Ein weiterer Beleg der albanischen Sprache ist wieder eine Übersetzung. Es handelt sich um
eine albanische Übersetzung des Osterevangeliums (Alb.: Ungjilli i Pashkëve), Matthäus
27,62–66, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert (vgl. Anastasi 2000).
Als eines der ersten Dokumente des geschriebenen Albanisch gilt das Wörterbuch von Arnold
von Harff, der es etwa um das Jahr 1467 auf seiner Pilgerreise durch das, von Osmanische
Reich besetzte, Albanien verfasste. Das albanische Glossar beinhaltet 46 Artikeln (davon 8
Sätze) und die Zahlen 1-10 sowie 100 und 1000. Lange Zeit wurde angenommen, dass dieses
Wörterbuch das älteste Sprachzeugnis der albanischen Sprache sei (vgl. Elsie 1984).
Wer die Literaturgeschichte Albaniens untersucht, stößt oft auf die „Vier B-s“ (Gjon. Buzuku,
Pjetër Budi, Frang Bardhi, Pjetër Bogdani) (vgl. Kokona in Tupja 2007:10) (hervorgehoben
von H.B.).
„Meshari i GjonBuzukut“ ist das erste auf Albanisch gedruckte Buch. Das Buch ist ebenfalls
eine Übersetzung. Gjon Buzuku war ein katholisch Geistlicher aus dem Norden Albaniens. Im
Jahr 1555 übersetzte er das erste Buch in albanischer Sprache. Es handelte sich um das
Messbuch Missale Romanum (vgl. Çabej 1989:62).
Zu den wichtigsten Schriftstücken der albanischen Sprache gehört auch das Werk Pjetër Budis
(1566-1623) „Doktrina e Kërshtenë“ (dt. Christliche Lehre) aus dem Jahr 1618. Es handelt sich
hierbei um die Übersetzung des damals populären Katechismus Christianae doctrinae explicatio
von Robert Bellarmin (vgl. Elsie 2003)
Das Dictionarium Latino-Epiroticumaus dem Jahre 1635 von Frang Bardhi(1606-1643) ist in
der Tat als das erste albanische Wörterbuch, das von einem Albaner verfasst wurde, und ein
wichtiges Dokument der albanischen Lexikographie anzusehen (vgl. Genesin 2010/11:688).
49
Pjetër Bogdani(1630-1689)war Bischof von Shkodra(Albanien) und Erzbischof von
Skopje(Mazedonien). Wegen seiner antitürkischen Haltung musste er das Land Richtung Italien
verlassen. Er ist der Autor des Buches Cuneus Prophetarum (dt. "Die Schar der Propheten").
Wegen der päpstlichen Zensurbehörden wurde von ihm verlangt sein Werk zu übersetzen.
Somit ist P.Bogdani der erste Übersetzer der aus dem albanischen ins italienische übersetzt
hat.16
Lekë Matrënga (1567-1619) auch bekannt als Luca Matranga war ein Abëresh (albanische
Minderheit in Süditalien)übersetzte das Werk „E mbsuame e krështerë“ aus einem
Katechismus des spanischen Jesuiten Jacobus Ledesma ins toskische Dialekt. Das Werk
Matrëngas zählt zu den ersten Sprachzeugnissen des toskischen Dialektes (vgl. Breu 2009:230).
Das 19. Jahrhundert war die Geburt der albanischen Nationalbewegung „Rilindja“ (1830-
1912). Auch zur dieser Zeit dominierte die Übersetzung kirchlicher Texte. Konstandin
Kristoforidhi (1830-1895), übersetzte das Neue Testament und das Buch der Psalmen ins
Albanische. Er übersetzte in beiden Hauptdialekten Albaniens, nämlich ins gegische als auch
ins toskische (vgl. Petro 2014:167). Kristoforidhi war der erster, der ein deskriptives
Wörterbuch Albanisch-Griechisch zusammenstellte. Das wurde aber erst 9 Jahre nach seinem
Tod im Jahr 1904 postum veröffentlicht (vgl. Hetzer 1991:2362)
Durch diese Übersetzungen wurde sowohl das albanische Wortschatz reicher als auch die
Entwicklung der Literatur nahm ihren Schwung (vgl. Petro 2014:167). Weitere namhafte
Übersetzer waren N. Frashëri (1846-1900), J. De Rada (1814-1903), P. Vasa (1825-1892), A.
Z. Çajupi (1866-1930),Gj.Fishta (1871-1940), Millosh Gjergj Nikolla bekannt als Migjeni
(1913-1938)(Hervorgehoben von H.B.), F. Konica (1875-1942),A. Xhuvani (1880-1961), F.S.
Noli (1882-1965), E. Koliqi (1903-1975), Z. Skiro (1865-1927) und viele weitere. Sie
übersetzten Werke aus der Weltliteratur wie z.B. die Werke von Shakespeare, Homer, Omar
Khayyām, H. Ibsen, Miguel de Cervantes, Molière, Goethe, Schiller, Sophokles.
Jonida Petro erklärt in ihre Doktorarbeit, dass das Wort „me përkthye“ (dt. übersetzen) und
„përkthim“ (dt. Übersetzung) zum ersten Mal in das Wörterbuch „Bashkimi“ vorkam (vgl.
ibid:168). Im Jahre 1908 wurde von einer Kulturgesellschaft namens „Bashkimi“ (dt:
Vereinigung) aus Shkodra ein umfangreiches nordgegisch-italienisches Wörterbuch
herausgegeben (vgl. Hetzer 1991:2363). Der Erste, der das Thema Übersetzen behandelte war
16http://www.kishakatolikeshkoder.com/shtypi%20dioqezan/kumbona/kumbona-korrik-gusht-2010-artikujt/Imzot%20Pjeter%20Bogdani.htm
50
Aleksander Xhuvani. Gegenstand seiner Untersuchungen waren seine Übersetzungen und die
von F.S. Noli, der als einer der bedeutendsten Schriftsteller und Übersetzer Albaniens gilt.
Xhuvani versuchte den Schwierigkeitsgrad beim Übersetzen von Literatur hervorzuheben und
gab zugleich Ratschläge für andere ÜbersetzerInnen (vgl Petro 2014:168)
Nach der Unabhängigkeitserklärung Albaniens 1912 (siehe Kapitel Albanien) stieg das
Interesse noch mehr an Weltliteratur. Somit auch der Bedarf an ÜbersetzerInnen. Viele der
SchriftstellerInnen und ÜbersetzerInnen, die das Land verlassen hatten, kehrten zurück. In den
30-er Jahren entwickelte sich das kulturelle Leben schwungvoll. Neue Zeitungen und
Zeitschriften erschienen. Verlagshäuser wurden gegründet. Im Gegensatz zu der vergangenen
Zeit, wo die kirchlichen Texte dominierten, war deutlich zu sehen, dass die Zahl der
InteressentInnen für Weltliteratur weiterhin stieg(vgl. Qosja Interview).
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde weiterhin übersetzt, jetzt aber wurde Übersetzen
institutionalisiert und wurde vom Staat gefördert. Es wurde Literatur aus alle Epochen übersetzt
bis auf das Moderne. Das kommunistische Regime Enver Hoxhas verschärfte die Zensuren.
Joachim Röhm, als Übersetzer vieler albanische Werke ins deutsche und Albanien Kenner,
bezeichnet diese Zeit als staatlich verordneter und überwachter Mediokrität (vgl. Röhm 2005).
Nicht nur das Übersetzen sondern auch das Lesen moderner Literatur, wie z.B. F.Kafka oder
Ch. Baudelaire und viele andere aus der modernen Epoche, wurde verboten (vgl. Qosja
Interview). Übersetzt wurde weiterhin, nur jetzt mit dem Unterschied, dass es strengstens
bewacht wurde. Aus Misstrauen an die Westländer, übernahmen die Verlagshäuser auch das
Übersetzen aus dem Albanischen in die Fremdsprache. Edmond Tupja erklärt aus eigener
Erfahrung, dass in dem Verlagshaus, wo er mitwirkte, Literatur aus dem Albanischen in acht
Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Griechisch und
Arabisch) übersetzt wurde. Da aber alle diese Sprachen für sie Fremdsprachen waren, war es
zu erwarten dass die Übersetzungen zu wünschen übrig ließen (vgl. Tupja 2007:29ff).
Erst in den letzten 10 Jahren stieg allmählich das Interesse an Übersetzungsuntersuchungen,
dennoch sind es nur ein Dutzend solcher Untersuchungen (vgl. Petro 2014:169). Mit der
Nachfrage von Übersetzungen stieg auch die Zahl der selbsternannten ÜbersetzerInnen enorm.
Erwähnenswert ist, dass viele Intellektuelle der Meinung sind, dass das Studieren einer
Fremdsprache vollkommen ausreicht, um sich automatisch als ÜbersetzerIn zu ernennen. Das
erklärt auch die hohe Anzahl an schlechten Übersetzungen in Albanien (vgl. Tupja 2007:21).
51
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Albanien sehr viel übersetzt wurde und wird. Das
aber was zu wünschen übrig lässt ist, das Übersetzen unter Kontrolle zu haben und es zu
untersuchen. Mit unter Kontrolle zu haben ist gemeint, die oben erwähnten selbsternannten
ÜbersetzerInnen auf die Wichtigkeit und den Schwierigkeitsgrad des Übersetzens hinzuweisen.
Bis auf ein paar Zeitungsberichte und Interviews wird das Thema Übersetzen kaum behandelt.
Albaniens Translationsgeschichte im Polysystem
Ausgehend von Itamar Even-Zohars Polysystemtheorie wird hier versucht Albaniens
Translationsgeschichte anhand dieses Systems zu untersuchen. Wie während diesem Kapitel
erwähnt, wurde in Albanien viel übersetzt und dieser Trend hält weiter an. Trotzdem gibt es bis
heute sehr wenige übersetzungswissenschaftliche Untersuchungen.
Even-Zohar ist der Meinung, dass übersetzte Literatur in starken Systemen in den meisten
Fällen eine sekundäre, konservative Rolle spielt, nennt aber drei Ausnahmefälle, die für die
vorliegende Untersuchung, das heißt, für Albaniens Translationsgeschichte, von großer
Relevanz sein könnten. Eines jedoch kann gesagt werden, dass je nach politische Lage hat sich
diesbezüglich auch die Situation sowohl der Literatur im allgemeinen als auch die übersetzte
Literatur in Albanien ihren Position gewechselt.
Um Even-Zohars Zitat: „[…] I conceive of translated literature not only as an integral system
within any literary polysystem, but as a most active system within it“ (vgl. Even-Zohar1990:46)
zu bestätigen, dass die übersetzte Literatur der aktivste Teil im literarischen Polysystem ist und
dass Übersetzungen auch die albanische Literatur beeinflusst haben, wird nun im Folgenden
beschrieben. Vorab ist zu erwähnen, dass die Systeme nach Zeitabschnitten geordnet sind.
Wenn man Albaniens Literaturgeschichte anhand des Polysystems untersuchen möchte, so wird
schnell klar, dass Übersetzungen im Zentrum des Systems stehen. Das Messbuch „Meshari i
Gjon Buzkut“ gilt als das erste gedruckte Buch auf Albanisch und steht somit noch heute im
Kanon. Bis auf zwei Wörterbücher waren damals alle Texte kirchlicher Natur. Somit kann
gesagt werden, dass im Polysystem der Literaturgeschichte kirchliche Texte im Kanon des
Systems waren. Wegen der „literary vacuums in a literature“ (vgl. Even-Zohar 1990:47)
nahmen Übersetzungen eine zentrale Position ein.
Das 19. Jahrhundert als aus dem albanischen Nationalismus „Rilindja“ (dt. Wiedergeburt), die
albanische Renaissance entstand, wird als sehr aktiver Teil im System der albanischen Literatur
52
bezeichnet. Am Anfang des 19. Jahrhundert hielt der Trend weiter an, kirchliche Texte zu
übersetzen, aber mit der Zeit wurden sie in die Peripherie gedrängt. Werke von Shakespeare,
Homer, Omar Khayyām, H. Ibsen, Miguel de Cervantes, Molière, Goethe, Schiller, Sophokles
wurden nun übersetzt und standen für lange Zeit im Kanon. Viele der albanischen
ÜbersetzerInnen waren zugleich selbst SchriftstellerInnen und es kann gesagt werden, dass die
Weltliteratur, durch Übersetzung ins Albanische, ihre weiteren Werke beeinflusst.
Nach der Unabhängigkeitserklärung Albaniens im Jahr 1912 stieg das Interesse an Weltliteratur
noch weiter an. Im Zentrum des Systems standen hauptsächlich Werke aus der damaligen
modernen Literatur. Kirchliche Texte, welche bis dahin Teil des Systems waren, verschwanden
aus dem System. Erstens, weil der Bedarf nicht vorhanden war und zweitens, weil viele
albanische SchriftstellerInnen und ÜbersetzerInnen aus dem Exil zurückkehrten und ihr Ziel
war, die Weltliteratur dem albanischen Volk zur Verfügung zu stellen. Das Interesse an
Weltliteratur stieg somit weiter an deshalb wurden auch neue Verlagshäuser gegründet.
Die Epoche nach dem zweiten Weltkrieg war die für übersetze Literatur eine sehr spannende
Zeit. Es wurde zwar weiterhin viel übersetzt, doch das Übersetzen wurde jetzt vom Staat
institutionalisiert und gefördert. Hier könnte Lefeveres Patronage-System zur Geltung
kommen. Unter Patronage versteht Lefevere „something like the powers (persons, institutions)
that can further or hinder the reading, writing and rewriting of literature“ (vgl. Lefevere
1992:15) sind sowohl einzelne Personen als auch Institutionen gemeint, die es fördern oder
auch verbieten können, Literatur zu lesen, zu schreiben oder zu übersetzen. Durch das
kommunistische Regime wurden Zensuren verschärft. Nicht nur das Übersetzen, sondern auch
das Lesen von Literatur aus der modernen Epoche wurde verboten. Ins Zentrum des
Polysystems rückten Bücher, die die Ideologie des Kommunismus verfolgten. In der Peripherie
waren weiterhin Übersetzungen aus anderen Epochen, bis auf die der Moderne.
Nach dem Fall des Kommunismus in Albanien stieg das Interesse an Übersetzungen weiter an.
Der Globalisierungsprozess hatte zur Folge, dass sich die Übersetzung nicht nur auf bestimmte
Literatur konzentrierte, sondern vielfältiger wurde. Außer aus Europa, rückten jetzt auch Werke
aus der amerikanischen und lateinamerikanischen Literatur ins Polysystem ein. Politische,
soziale und kulturelle Entwicklungen führten zu neuen linguistischen Phänomenen. Es
entstanden neue Peripherien oder neue Systeme, die mit anderen Systemen interagierten.
Methodologie
53
Im folgenden Kapitel wird die Vorgehensweise der quantitativen und auch der qualitative
Analyse dargestellt. Vorab werden aber die Fragestellungen und Hypothesen der vorliegenden
Diplomarbeit noch einmal bekannt gemacht. Danach werden die Methoden der empirischen
Datenerhebung beschrieben. Dabei wird im konkreten Fall aufgezeigt, nach welchen Kriterien
die albanischen Institutionsnamen, welche in diesem Fall die Kulturspezifika im Korpus sind,
ausgewählt wurden. Anhand der quantitativen Analyse wird versucht mit Franco Aixelás
Strategien die Kulturspezifika zu kategorisieren um aufzuzeigen ob und welche Tendenzen es
gibt. Bei der qualitativen Analyse werden die Erkenntnisse aus der quantitativen Teil
ausgewertet und beschrieben. Ebenfalls Teil der qualitativen Analyse wird es sein, anhand
Aixelás explanatory variables den Übersetzungsprozess zu beleuchten.
Forschungsfrage und Hypothese
Für die Empirische Studie wurde die Mixed Methods Modell herangezogen. Unter „Mixed
Methods“ ist eine Kombination aus qualitativer und quantitativer Analyse zu verstehen. Als
Gründer dieser Methoden gelten die amerikanischen Erziehungswissenschaftler Abbas
Tashakkori und Charles Teddlie. In der Monographie aus den späten 1990er-Jahren „Mixed
Methodology“ verwendeten sie zum ersten Mal den Begriff „Mixed Methods“(vgl. Kelle
2014:153).
In the process of developing a distinct identity, as compared with other major research
communities of researchers in the social and human sciences, mixed methods has been
adopted as the de facto third alternative, or “third methodological movement”
(Tashakkori & Teddlie 2010: 803-804)
Da für die vorliegende Untersuchung tiefgehende Kenntnisse über translatorisches Verhalten
im Polysystem untersuchen würde eine quantitative Analyse sich nur auf die Normen
beschränken. Daher erweist sich eine Kombination wie die, oben erwähnte, Mixed-Methods ,
für diese Arbeit als sehr geeignet.
Den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bilden die Kulturspezifika in den Berichten
Albaniens, die im Rahmen der Universal Periodic Review Verfahren vorgestellt werden. Die
erste Frage, der nachgegangen wird, ist ob es sich bei den Staatenberichten um Übersetzungen
handelt oder sind die Dokumente tatsächlich Originalfassungen, wie es im Titelblatt der
Berichte, angegeben wird (siehe Anhang). Es wurde daher von der Hypothese ausgegangen,
54
dass die Berichte zuerst von der Regierung in der Originalsprache, sprich albanisch verfasst
wurden und sie erst dann übersetzen ließen. Die zweite Forschungsfrage lautet: Welche
Übersetzungsstrategien wurden von den ÜbersetzerInnen verwendet? Im folgenden Abschnitt
wird ebenfalls eine zweite Hypothese untersucht, welche davon ausgeht, dass die
ÜbersetzerInnen der Berichte der Wiedergabe des Inhalts mehr Bedeutung zukommen ließen
als den Eigenheiten der albanischen Kultur. Nach der zweiten Hypothese folgt eine weitere
Forschungsfrage, die wichtige Erkenntnisse liefern könnte und zwar, welche
Übersetzungsstrategien wurden verwendet und ob sich die Übersetzungen an der Zielsprache
oder eher an der Ausgangssprache orientieren?
Vorbemerkung zur Analyse
Der empirische Teil der vorliegenden Arbeit basiert auf die Methodenmix oder bekannt auch
als Mixed-Methods. Es handelt sich hierbei um eine Kombination aus qualitativer und
quantitativer Untersuchungsmethoden (vgl. Kelle 2014: 153). Es wurde diese
Forschungsmethode ausgewählt aus dem Grund, das im konkreten Fall beide, sowohl die
quantitative Analyse als auch die qualitative zu der gleichen Erkenntnissen führen können,
nämlich der Tendenz zum Ausgangstext- oder eher Zieltextorientiert. Anhand der Mixed
Methods Untersuchungsmodell lassen sich mehrere Forschungsergebnisse zeigen. Für die
vorliegende Arbeit wäre das Forschungsergebnis konvergent relevant sein. In dem Fall
konvergent sein heißt, wenn die Forschungsergebnisse aus den beiden Untersuchungsmethoden
sich übereinstimmen (vgl. ibid.:157). Im konkreten Fall, nämlich der Analyse von
Kulturspezifika in den Staatenberichten, könnte die Häufigkeit einer verwendeten
Übersetzungsstrategie dazu leiten Informationen über die Tendenz der Übersetzung in einem
bestimmten Polysystem zu bekommen. Auch eine qualitative Analyse könnte dieselben
Erkenntnisse als Forschungsergebnisse erzielen nur dass es sich hierbei die Methode anders
sein.
Zum Korpus
Das Korpus der vorliegenden Arbeit umfasst zwei Staatenberichte Albaniens. Den ersten
Bericht übermittelte Albanien im Rahmen des ersten Zyklus-es im November des Jahres 2009.
Von 2008 bis 2011 wurden im ersten Prüfzyklus alle Staaten der UPR unterzogen. Das
55
entspricht pro Jahr 48 Staaten. Seit dem Jahr 2012 ist der 2. Zyklus im Gange, der in dem Jahr
2016 abgeschlossen sein wird. Der zweite Staatenbericht Albaniens stand aus dem zweiten
Prüfzyklus-es, der im April des Jahres 2014 stattfand. Die nächste UPR Prüfung Albaniens wird
im Rahmen des 3. Prüfzyklus im Im Jänner des Jahres 2019 stattfinden.
Wie schon mehrmals erwähnt ist Albanien, sowie jede andere Mitgliedstaat der VN, dazu
verpflichtet Staatenberichte an die zuständigen Organe abzugeben. Zum Korpus noch dazu
gehört eine Liste der ratifizierten Menschenrechtsübereinkommen, unter denen Albanien
regelmäßig Berichte zu erstellen hat.
Vorgehensweise
Dem Korpus wurden 40 Begriffe entnommen. Bei den Begriffen handelt es sich sowohl um
Institutionsnamen als auch um verschiedene Organisationnamen. Die Begriffe werden
zunächst extrahiert, dann in Tabellarischer Form kategorisiert. Die Tabelle besteht aus vier
Spalten (siehe Anhang). Die erste Spalte dient zur Nummerierung der Kulturspezifika, die
zweite Spalte beinhaltet die englische Bezeichnung des Begriffes, wobei in der nächsten Spalte
die dazugehörende albanische Übersetzung folgen wird. Die dazu passenden albanischen
Begriffe wurden aus Internetseiten extrahiert. Anzumerken ist jedoch, dass nur Internetseiten
von den staatlichen Institutionen herangezogen wurden, damit die offizielle Benennung (und
keine in anderen Kontexte verbreitetes Ausdruck) für die Analyse verwendet wird. Die letzte
Spalte beinhaltet die angewendete Übersetzungsstrategie.
Als erstes folgt die quantitative Analyse, wobei die Kulturspezifika in zwei Gruppen aufgeteilt
werden. Die erste Gruppe fällt unter der Übersetzungsstrategie von Franco Aixelá
Conseravation, während die zweite Kategorie die der Substititon beinhaltet. Diese zwei
Gruppen werden wiederrum in den jeweiligen Unterkategorien unterteilt. Unter der Kategorie
Conservation fallen weitere fünf Unterkategorien. Die sind: repetition, orthographic
adaptation, intertextual gloss und extratextual gloss während unter der Kategorie Substition
sechs weitere Unterkategorien folgen nämlich die Synonymy, Limited Universalization,
Absolute Universalization, Naturalization, Deletion, Autonomous Creation, Compensation,
Dislocation und Attenuation Schließlich folgt eine Auswertung der quantitativen Daten, wobei
versuch wird Tendenzen zu finden.
Nachdem die quantitativen Daten ausgewertet wurden werden die Kulturspezifika der
qualitativen Analyse unterzogen. Hierbei wird versucht die Forschungsfrage, ob sich die
56
ÜbersetzerInnen Ausgangstext orientiert oder Zieltext orientiert gehandelt haben. Ebenfalls in
diesem Kapitel wird versucht Mithilfe Franco Aixelás die explanatory variables, welche bereits
im Kapitel 5.6 näher beschrieben wurden, die Rahmenbedingungen des Übersetzungsprozesses
zu besprechen. Dabei werden Informationen hinsichtlich des Übersetzungsprozesses, welche
sich aus eigener Recherche ergaben, in Betracht gezogen. Eigenrecherche war von Nöten, weil
diesbezüglich Informationsquellen leider nicht vorhanden waren.
Schließlich folgt die Interpretation der Ergebnisse. Hierbei wird versucht Tendenzen, welche
für die vorliegende Arbeit relevant sein könnten und ob die ÜbersetzerInnen die Rolle des
Gatekeepers übernehmen. Es wird ebenfalls untersucht on Elemente aus der albanischen Kultur
sichtbar sind oder wurden sie neutralisiert. Sind die ÜbersetzerInnen visible or invisible?
“Invisibility, as Venuti explains, has been fetishized among most evaluators and critics
of translation in the Western world as a summum bonum since Dryden. The best
translations have been thought to be the seamless ones, the ‘‘fluent’’ ones, the invisible
ones: that is, those that are comfortable, native, ‘‘natural’’. They do not seem like
translations. Their translators remain silent, hiding the texts’ foreignness.” (Coldiron
2012:190 Hervorhebung im Original)
Venuti beschreibt eine Übersetzung als ein Produkt, welches unter verschiedenen Einflüsse
entsteht. Die Einflüsse könnten linguistischer, politischer, ideologischer und wirtschaftlicher
Natur sein. In seiner Publikation The Translator’s Invisibility: A History of Translation übt er
Kritik sowohl am Übersetzungsprozess als auch an Übersetzungskritik, vor allem aber den
angloamerikanischen Sprachraum, wo die ÜbersetzerInnen als Außenseiter in der Gesellschaft
gelten (vgl. Venuti 1995:16). Laut Venuti eines der Gründe für die Unsichtbarkeit der
ÜbersetzerInnen sind flüssige Übersetzungen und sagt: „The more fluent the translation, the
more invisible the translator, and, presumably, the more visible the writer or meaning of the
foreign text.“ (ibid: 1f)
Quantitative Analyse
Vorbemerkung zu Analyse
Im folgenden Kapitel wird zuerst die Vorgehensweise sowie die Auswahlkriterien der Analyse
vorgestellt, danach erfolgt die detaillierte Auswertung nach den einzelnen Kategorien Franco
57
Aixelás, um Tendenzen aufzuzeigen und abschließend werden die aus der Gesamtauswertung
gewonnenen Ergebnisse zusammengefasst.
Als Auswahlkriterien für den untersuchten Analysekorpus wurden die Kriterien berücksichtigt,
dass die Staatenberichte, die in der vorliegenden Untersuchung den Korpus bilden, Teil des seit
2006 eingeführten UPR Prozesses waren. Albanien hat bis jetzt 2 Staatenberichte im Laufe
diese Untersuchung bei den VN vorgelegt. Daher sind nur 2 Staatenberichte Teil des
untersuchten Korpuses. Aus diesen Staatenberichten wurden dann 40 Namen von albanischen
Institutionen ausgewählt. Die Extaktion fand ohne Kontext statt, da mir nur die englischen
Versionen der Staatenberichte zur Verfügung standen.
Danach wurden die passenden Begriffe aus Internetseiten extrahiert. Anzumerken ist jedoch,
dass nur Internetseiten von den staatlichen Institutionen aus Albanien herangezogen wurden,
um sicher zu gehen, dass die jeweiligen albanischen Benennungen tatsächlich offizielle
Bezeichnungen der jeweiligen Institutionen entsprechen.
Als erstes folgt eine Tabelle anhand der, die Häüfigkeit der angewendeten Strategien von Fraco
Aixelá aufgezeigt. Javier Franco Aixelá ordnet seine Übersetzungsstrategien für
Kulturspezifika in zwei Gruppen ein. Er ist der Meinung, dass diese Gruppen vom geringsten
bis hin zum höchsten Grad der interkulturellen Manipulation, kombinierbar sind. Die
Strategien bei denen CSI im Zieltext fast unverändert bleiben und nicht beziehungsweise
minimal manipuliert werden, ordnet er der Gruppe conservation zu. Strategien, bei denen ein
CSI stärker manipuliert und durch ein der Zielkultur näherliegendes kulturelles Element
ersetzt werden, ordnet er der Gruppe substitution zu (vgl. Franco Aixelá 1996:60f.). Die
Auswertung der Analyse wird Anhand von Tabellen und Diagrammen veranschaulicht.
Tabelle 1
conservation substitution
CSI 33 7
Tabelle 1 zeigt, dass aus dem insgesamt 40 Kulturspezifika 33 unter der Kategorie Conservation
fallen während unter der Kategorie Substition nur 7.
Die gleichen Ergebnisse werden hier noch einmal Anhand eines Diagramms veranschaulicht:
58
Abb. Diagramm: 1
Das Diagramm zeigt nochmal die Überlegenheit der Conservation Kategorie auf. Nachdem nun
die ausgewählten Kulturspezifika in den zwei Hauptkategorien zugeordnet sind folgen jetzt die
Unterkategorien dieser oben erwähnten CSI Gruppe. Die Gruppe conservation besteht aus fünf
weiteren Substrategien (vgl. Franco Aixelá 1996:60f.)
Conservation91%
Substition9% 0% 0%
Culture Specific Items Strategie
9%3%
85%
0%3%
Conservation Repetition
Orthographic
adaption
Linguistic /non-
cultural)
translationExtratextual gloss
Intratextual gloss
59
Synonymy
0%Limited
Universalization
36%Absol
ute unive
rsalization
0%Naturalization15%
Deletion37%
Autonomous
creation
12%
Substition
Tabelle 2 Abb. Diagramm 2
Tabellennummer 2 und ebenfalls Diagramm Nummer 2 zeigen die die Häufigkeit der Strategien
innerhalb der Hauptstrategie. Zu erwähnen gilt, dass außer die Strategie Extratextual gloss
ansonsten alle zumindest einmal verwendet wurde wobei auch hier ist es deutllich zu erkennen,
dass eine Strategie am öftesten angewendet wurde, nämlich die Linguistic (non-cultural)
translation. Aus ins gesamt 33 Kulturspezifika, gehören 28 unter dieser Kategorie.
Nachdem die Gruppe der Conservation beschrieben wurde, folgt nun eine Beschreibung der
Substition Gruppe und ihre sechs Substrategien.
Tabelle 3 Abb. Diagramm 3
Conservation Häufigkeit
Repetition 3
Orthographic adaption 1
Linguistic (non-cultural)
translation 28
Extratextual gloss
Intratextual gloss 1
Gesamt
33
Substition Häufigkeit
Synonymy
Limited Universalization 3
Absolute universalization
Naturalization
Deletion 3
Autonomous creation 1
Gesamt 7
60
Anhand der Tabelle und des Diagrammes ist hier deutlich ersichtlich, dass in der vorliegenden
Arbeit, die Substition Strategie sehr wenig in Betracht bezogen wurde. Von den gesamten sechs
Unterkategorien wurden nur drei davon verwendet nämlich die Limited Universalization
dreimal, die Deletion Strategie ebenfalls dreimal und während die Autonomous creation nur
einmal angewendet wurde, wurden die übrigen drei Synonymy, Absolute universalization und
Naturalization überhaupt nicht angewendet.
Außer der 40 Institutionsnamen wurde eine weitere Gruppe der CSI untersucht. Hierfür wurden
neun Menschenrechtsübereinkommen, unter denen Albanien regelmäßig Berichte zu erstellen
hat. Bei der Kategorisierung dieser Gruppe wurde festgestellt, dass auch hier die Linguistic
(non-cultural) translation, welche eine Subkategorie der Coservation ist, den anderen
Subkategorien vorgezogen wurde.
Interpretation der Ergebnisse
Aus den Diagrammen und Tabellen wurde ersichtlich, dass im Vergleich der zwei
Hauptkategorien klar die Conservation am öftesten angewendet wurde. Das spricht dafür, dass
die ÜbersetzerInnen sehr Ausgangssprachlich orientiert übersetzt haben. Ob das bewusst oder
unbewusst geschah ist es anhand dieser Analyse nicht möglich herauszufinden. Bei der
Erfassung von verschiedener Übersetzungsstrategie, hatte Franco Aixelá versucht sie nach den
interkulturellen Manipulationsgraden zu ordnen. Der conservation Kategorie wies es geringsten
Gran an Manipulation, der substitution den höchsten Grad an Manipulation zu wies (vgl. Franco
Aixelá 1996:60f.). Das heißt, dass die ÜbersetzerInnen nicht darauf abzielten zu manipulieren,
sondern ihnen gings darum den Inhalt des Dokumentes wiederzugeben.
Der Tabellennummer 2 und dem zweiten Diagramm ist es zu entnehmen, dass in der Kategorie
die Linguistic (non-cultural) translation 28 mal von insgesamt 33 mal angewendet. Aus der
graphischen Darstellung der Tabellennummer 3 ist ersichtlich, dass diese Strategie kam zur
Anwendung kam. Es lässt sich letztendlich sagen, dass die albanischen ÜbersetzerInnen nicht
zu stark manipulieren wollten.
61
Aufgrund dessen, das eine quantitative Analyse allein kein vollständiges Bild des
Übersetzungsprozesses liefern kann, folgt darauf im nächsten Kapitel eine qualitative Analyse,
bei der sowohl die Begriffe als auch der Übersetzungsprozess untersucht wird.
Qualitative Analyse
Nachdem im vorigen Kapitel die quantitative Analyse beschrieben wurde, folgt nun im
folgenden Kapitel die qualitative Analyse. Gegenstand dieses Kapitels ist eine detaillierte
Analyse der, aus dem Korpus entnommenen, 40 Institutionsnamen Albaniens. Zuvor sollte
gesagt werden, dass zur Untersuchung eines Übersetzungsprozesses von Staatenberichte, wo
das Original nicht veröffentlicht und um die grundlegenden Fragen dieser Studie zu
beantworten außer der Textanalyse schienen auch Selbstrecherchen mittels persönlichen
Kontaktaufnahmen die geeignetste Methode zu sein. Aufgrund dessen, dass es bei der
vorliegenden Arbeit speziell um Albanien und Translation in Albanien und um
Translationsprozess der Staatenberichte ging und diesbezüglich der Mangel an Literatur über
das Thema Translation in Albanien erschwerten diese Untersuchung relativ sehr. Vor allem
die Suche nach ÜbersetzerInne die politische Berichte übersetzen und übersetzt haben erwies
sich als nicht leichter Weg, Zuerst wurde das Außenministerium in Tirana kontaktiert mit der
Bitte mir einige Berichte in der original Sprache. Mit Original ist hier Albanisch gemeint. Bei
den VN werden die Staatenberichten in englischer Sprache als Original angegeben. Die Frage
über den Ablauf der Staatenberichte wurde bereits vor Ort beantwortet. Die Antwort nach
meiner Frage, wie der Übersetzungsprozess der Staatenberichte abläuft lautete
folgendermaßen: „ Zuerst kommt der Bericht von der Regierung zu uns, dann kontaktieren wir
externe offizielle ÜbersetzerInnen und wir lassen dann übersetzen. Einige Tagen danach
bekommen wir die Übersetzungen zurück… Die Übersetzungen werden strengste Kontrollen
unterzogen und nicht selten müssen wir Textstellen selbst revidieren, weil sie Fehler
beinhalten… [Meine Frage: Dürfen Sie das?] Normal nicht aber weil die Texte wichtige
Dokumente sind, die unsere Land präsentieren müssen wir dafür sorgen dass es richtig übersetzt
wird“ (Außenministerium Tirana Persönliches Gespräch 11.10.2014 mit Fr. I.S.). Auf der
Webseite des Justizministeriums befindet sich die Liste der offiziellen (beeideten)
ÜbersetzerInnen befindet sich eine Lis mit den Namen der offiziellen (beeideten) Übersetzer
und Dolmetscher Albaniens, welche regelmäßig aktualisiert wird. Aus der Liste 4 Personen
meinerseit, durch Zufallsprinzip per Mail kontaktiert und denen ein paar Fragen, auf die ich im
Laufe der Analyse zurückkommen werde. Doch zunächst folgt die Analyse aus dem Korpus.
62
Den Korpus bilden 2 Staatenberichte aus dem Jahr 2009 und 2014. Das Ziel hierbei ist es mit
Hilfe des deskriptiven Untersuchungsmodells von Franco Aixelá wird versucht die
Rahmenbedingungen des Übersetzungsprozesses der Staatenberichte zu beleuchten.
Im ersten Teil der Analyse werden die angewendeten Übersetzungsstrategien bei der
Übersetzung der Institutionsnamen, die hier als Kulturspezifika klassifiziert werden,
herangezogen. Die auf diese Weise ausgewählten Textstellen des Romans werden danach
analysiert. Im Anschluss daran werden die Analyseergebnisse ausgewertet und diskutiert. Bei
der Analyse wird der Reihenweise nach gegangen, wie vom Franco Aixelá geordnet. Zuerst
folgen die Unterkategorien der Conservation Kategorie.
Conservation
Unter der conservation, Kategorie wird versucht also das CSI beizubehalten. Dabei gibt es
mehrere Abstufungen der Beibehaltung. Unter der Kategorie Conservation fallen weitere fünf
Unterkategorien. Die sind: repetition, orthographic adaptation, intertextual gloss und
extratextual gloss.
Repetition
Fall 1
Englisch Albanisch
CPD cooperates with different
international organizations and agencies
and with local NGOs on a series of
projects in the context of the fight against
discrimination (OSCE, UNICEF, SOROS
Albania, Albanian Committee of
Helsinki and Swiss Cooperation Office in
Tirana, etc) (National Report 2014: 6)
Komiteti Shqiptar i Helsinkit
An diesem Analysebeispiel wird ersichtlich, dass der/die ÜbersetzerIn dem albanischen
Ausgangstext treu geblieben ist und hierbei die repetition Strategie angewendet hat.
Anzumerken ist jedoch, dass bei der Übersetzung dieses Instituts nicht entsprechend
recherchiert wurde. Die originale Benennung dieses Instituts lautet Albanian Helsinki
63
Committee. Die geeignetste Strategie wäre auch hier die linguistic (non-cultural) translation.
Da diese Organisation ziemlich bekannt ist, vor allem für das Leserzielpublikum bei den VN
oft vorkommt, wird somit klar, dass hier Gideon Tourys „adequate translation“ zur Geltung
kommt und der/die Übersetzerin „visible“ (vgl. Venuti 1995:1f) sichtbar wurde.
Fall 2
Englisch Albanisch
The activity of the main structures at the
national and regional level related to
trafficking in human being is strengthened.
To mention here: the Responsible Authority
for the protection and assistance of victims
of trafficking, Anti-Trafficking Unit,
Sector against Illegal Trafficking (National
Report 2014:12)
Njësia Antitrafik
Während der Begriff Anti Human Trafficking Unit weltweit verwendet wird, wird in Albanien,
obwohl die gleiche Einheit gemeint ist, nur die, oben angeführte Bezeichnung verwendet. Die
Übersetzung an sich ist nicht unkorrekt. Deshalb kann diese Beispiel als repetition betrachtet.
Um den zielsprachlichen Konventionen gerecht zu werden, wäre hier die Intratextual gloss
die passende Strategie gewesen weil es nur die Hinzufügung des Wortes Human nötig wäre.
Fall:3
Englisch Albanisch Strategie
Regarding the institutional framework
for combating corruption, the National
Coordinator against Corruption of Civil
Servants is established, a task designated
to the Minister of State on Local Issues
(National Report 2009:20)
Ministër Shteti për
Çështjet Vendore
repetition
64
Bei dem Begriff hier wendeten die ÜbersetzerInnen de repetition Strategie an weil sie direkt
aus dem albanischen übersetzten ohne auf die Zielprache zu achten. Auch hier blieb der/die
ÜbersetzerIn dem albanischen Ausgangstext treu. In Großbritannien würde das The Secretary
of State for Communities and Local Government heissen.
Orthographic adaption
Fall: 4
Englisch Albanisch
The Report of the Republic of Albania
(RA) for the second monitoring cycle of
the UPR is prepared in line with the
adopted Guidelines provided in the
Decision of HRC (National Report 2014:2)
Republika e Shqipërisë
Bei diesem Fall griff der/die UbersetzerInn auf die Strategie Orthographic adaption zu. Zwar
war es nicht notwendig das Beispiel zu transliterieren weil sowohl im albanischen als auch im
englischen das lateinische Alphabet verwendet wird. Dennoch ist der original Name von
Albanien Shqipëria. Die Albaner bezeichnen sich selbst als "Shqipëtarë" und ihr Land als
"Shqipëria". Geschichtlich gesehen, ist dies Ergebnis einer Entwicklung erst in jüngerer Zeit.
Im Mittelalter nannten sich die Albaner "Arbëresh", wie dies die Italo-Albaner noch heute tun.
Diese Bezeichnungen gehen sprachgeschichtlich zurück auf den illyrischen Stamm der
Albanoi, der in der Antike im Gebiet des jetzigen Mittelalbanien ansässig war. Die Albaner
selbst erwähnen in diesem Zusammenhang gerne das Wort "shqiponjë", das heißt "Adler", auch
im Ausland spricht man hin und wieder vom "Land der Adlersöhne“.
Zusammenfassend lässt sich hier sagen, dass der/die ÜbersetzerIn hierbei auch eine
Vermischung zwischen den beiden Strategien Limited universalization und Orthographic
adaption besteht weil außer, dass die Schreibweise vom albanischen und englischen sich
ändert, wird im englischen die entsprechende Version von Shqipëria, also Albania angegeben
65
Linguistic (non-cultural) translation;
Fall: 5
Englisch Albanisch Strategie
The Ministry of Foreign Affairs
leaded an inter-institutional
working group with
representatives of governmental
and independent institutions
(National Report 2014:2)
Ministria e Punëve të
Jashtme
inguistic (non-
cultural)
translation
Bei diesem Fall ist der Schwierigkeitsgrad des Wortes nicht besonders hoch war und zweitens
wird davon ausgegangen, dass dieser Ausdruck, den die ÜbersetzerInnen verwendeten, bereits
in der Zielkultur in ähnlicher oft sogar gleichartiger Form existiert.
Fall 6
Englisch Albanisch Strategie
OSCE/ODHIR Report stated that
Parliamentary elections held
on 23 June 2013, were
competitive, with an active
participation of voters during the
campaign and respecting
fundamental freedoms (National
Report 2014:2)
Zgjedhjet Parlamentare inguistic (non-
cultural)
translation
Fall: 7
Englisch Albanisch Strategie
with the Law “On Protection
from Discrimination” and with
the legal practice of
Gjykata Kushtetuese inguistic (non-
cultural)
translation
66
Constitutional Court, namely
(National Report 2014:2)
Es gilt allerdings zu erwähnen, dass, wie hier im Fallnr. 7 für die Übersetzung juristischen
Begriffe mehrere grundlegende Faktoren zu berücksichtigen sind. Eines von ihnen ist es ob die
Ausgangskultur und Zielkultur dem gleichen Rechtssystem unterstehen. Da das Ziel der
vorliegenden Arbeit nur die Untersuchung der Kulturspezifika im Korpus und nicht das
Rechtssystem der jeweiligen Kulturen wird aus dem Grund nicht tiefer recherchiert. Es muss
allerding erwähnt werden, dass sowohl im englischen als auch im albanischen Sprachraum
Verfassungsgerichte gibt. Somit lässt sich sagen, dass die Begriffe aus dem Rechtssystem völlig
äquivalent sind
Fall: 8
Englisch Albanisch Strategie
In 2011 were approved the
National Strategy on Gender
Equality and[…] (National
Report 2014:10)
Strategjia Kombëtare për
Barazinë Gjinore
inguistic (non-
cultural)
translation
Bezüglich der Übersetzungsstrategie wurde hier weiterhin die, am meisten angewendete
Strategie, linguistic (non-cultural) translation angewendet. Deshalb ist keine weitere
Erklärung nötig. Anzumerken ist jedoch, dass in Franco Aixelás Strategien eine Kategorie fehlt,
welche auf Unterschiede im Satzbau zwischen den verschiedenen Sprachen hinweist bzw. auf
diese Unterschiede achtet. Dass jede Sprache ihre eigene Satzstruktur hat, das ist vom
vornhinein klar, nur könnte genau diese Unterschied die Übersetzung beeinflussen. In der Regel
stehen Adjektive im Albanischen hinter dem Substantiv, das sie begleiten. National Strategy…
Straegjia Kombëtare… Wäre diese Satz wortwörtlich übersetzt dann würde anstatt National
Strategy… The Strategy oft the Nation… stehen. Das lässt sich besser an diesem Beispiel
veranschaulichen; englisch: the red ball, deutsch: der rote Ball, albanisch: topi(Ball) i kuq(rot).
Fall: 9
67
Englisch Albanisch Strategie
First Instance Administrative
Courts
shkalla e parë e Gjykatës
Administrative
linguistic (non-
cultural)
translation
Fall: 10
Englisch Albanisch Strategie
Commissioner for Protection from
Discrimination
Komisioneri për
Mbrojtjen nga
Diskriminimi
linguistic (non-
cultural) translation
Fall: 11
Englisch Albanisch Strategie
Furthermore, there are structures
within the governmental
institutions (Ministry of
Justice[…] (National Report
2014:5)
Ministria e Drejtësisë linguistic (non-
cultural) translation
Erwähnenswert ist es hier im Fall 11, dass man behaupten kann, dass der/die Übersetzerin zwei
Strategien, auch wenn unbewusst, angewendet hat. Ohne auf Details zu achten, könnte gesagt
werden, dass hier die (linguistic (non-cultural) translation Strategie angewendet wurde, was
auch nicht falsch ist. Wenn aber der Begriff Drejtësi aus dem albanischen übersetzt wird, was
righteousness, bedeutet dann kann gesagt werden, dass hier auch die Limited universalization
Strategie angewendet wurde. Denn ansonsten könnte der Begriff in dem Fall Ministry of
righteousness lauten. Somit ist das eine Vermischung zweier Strategien.
Fall: 12
68
Englisch Albanisch Strategie
Administrative Court of Appeal Gjykata
Administrative e
Apelit
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 13
Englisch Albanisch Strategie
State Agency for the Protection of the
Rights
Agjencia Shtetërore
për Mbrojtjen e të
Drejtave të Fëmijës
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 14
Englisch Albanisch Strategie
National Treating Center for Victims of
Domestic Violence
Qëndra Kombëtare E
Trajtimit Të
Viktimës Së Dhunës
Në Familje
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 15
Englisch Albanisch Strategie
The state Labor Inspectorate and Social
Services
Inspektorati Shtetëror
i Punës dhe
shërbimeve
shoqërore
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 16
69
Englisch Albanisch Strategie
The state Education Inspectorate Inspektorati Shtetëror
i Arsimit
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 17
Englisch Albanisch Strategie
Ministry of Social Welfare and Youth Ministria Mirëqenies
Sociale dhe Rinisë
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 18
Englisch Albanisch Strategie
The Permanent Parliamentary
Commissions
Komisionet e
Përhershme
Parlamentare
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 19
Englisch Albanisch Strategie
The Ombudsman in the role of the
National Mechanism for the
Prevention of
Torture has regularly inspected
institutions of arrest/detention, and
prisons and has
submitted recommendations for
protecting individuals from torture,
degrading treatment and punishment, for
the improvement of the penitentiary
system and for the treatment of
detainees/arrested in police stations
(National Report 2014:5)
Mekanizmi
Kombëtar për
Parandalimin e
Torturës
linguistic (non-
cultural) translation
70
Wie aus dem Text zu entnehmen ist, ist dieses Mechanismus unter Obhut des Volksanwaltes.
Auf der Internetseite des Volksanwaltes ist die, oben angeführte albanische Version, zu finden.
Der groben Analyse nach, war hierbei die linguistic (non-cultural) translation Strategie in
Betracht bezogen aber nach einer detallierten Analyse dieses Satzes wird schnell klar, dass für
die Übersetzung der albanische Satz den Ausgangstext ergab. Ein weiterer Beleg, der dafür
spricht ist, dass in der Homepage des UNHCR die Rede von National Preventive Mechanisms
ist,17 Es handelt sich also hierbei um eine Rückübersetzung. Erich Prunč nach ist Translation
Unumkehrbar und eine Rückübersetzung kann in der Regel den Ausgangstext nicht ergeben
(vgl. Prunč 2012:129). Dadurch, dass dieser Übersetzungsversion ausgangsorientiert ist, so geht
man von Tourys Ausgangsnormen aus somit wäre diese Variante eine „adequate translation“
Fall 20
Englisch Albanisch Strategie
Constitiution of of Albania Kushtetuta e
Republikës së
Shqipërisë
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 21
Englisch Albanisch Strategie
During this period there has been an
increase in the number of cases treated
and requests for Protection Order from
the State Police Structures (National
Report 2014:10)
Policia e shtetit
Shqiptar
linguistic (non-
cultural) translation
17 http://www.ohchr.org/EN/HRBodies/OPCAT/Pages/NationalPreventiveMechanisms.aspx
71
Die Wahl des/der ÜbersetzerIn fiel wieder einmal auf die linguistic (non-cultural) translation
Strategie. Es gilt aber zu betonen, dass in diesem Fall, um die Information expliziter
ausdrücken, die Strategie intratextual gloss geigneter wäre. Hier konkret Albanian State
Police, ansonsten könnte nur irgendeine State Police gemeint sein.
Fall 22
Englisch Albanisch Strategie
State Commission for Legal Aid Komisioni Shtetëror
për Ndihmën
Juridike
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 23
Englisch Albanisch Strategie
State Minority Committee Komiteti shtetëror
për pakicat
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 24
Englisch Albanisch Strategie
General directorate of prisons
Drejtoria e
përgjithshme e
burgjeve
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 25
Englisch Albanisch Strategie
Commision on foreign policy Komisioni për
Politikën e Jashtme
linguistic (non-
cultural) translation
72
Fall 26
Englisch Albanisch Strategie
The National Steering Committee Komiteti drejtues
kombëtar
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 27
Englisch Albanisch Strategie
The National Employment Service Sherbimi Kombetar i
Punesimit
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 28
Englisch Albanisch Strategie
Deputy prime minister Zëvendëskryeministër linguistic (non-
cultural) translation
Fall 29
Englisch Albanisch Strategie
The State Labor Inspectorate Inspektorati Shtetëror
i Punës
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 30
Englisch Albanisch Strategie
Framework Convention for the
Protection of National Minorities
Konventa Kuadër për
Mbrojtjen e
Minoriteteve
Kombëtare
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 31
73
Englisch Albanisch Strategie
The Department of Internal
Administrative Inspection and Anti-
corruption
Departamenti I
Kontrollit të
Brendshëm
Administrativ dhe të
Antikorrupsionit
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 32
Englisch Albanisch Strategie
Judicial District Prosecution Office Prokuroria e Rrethit
Gjyqësor
linguistic (non-
cultural) translation
Fall 5 bis Fall 32 habe die gleiche Strategie angewendet und zwar die linguistic (non-cultural)
translation. Das ist zugleich Die größte Gruppe innerhalb, des Korpuses, die die gleiche
Strategie anwendet. Es Wurden Bewusst nicht Alle Kulturspezifika einzeln diskutiert sonder
nur die bei denen etwas hinzuzufügen gab oder Besonderheiten vorhanden waren.
Intratextual gloss
Fall 33
Englisch Albanisch Strategie
National Coordinator against Corruption
of Civil Servats
Koordinator
Kombëtar kundër
korrupsionit
Intratextual gloss
um den Lesefluss nicht zu stören, (vgl. Franco Aixelá 1996:61f.). so wie die Beschreibung von
Franco Aixelá lautet, wurde hier das CSI Civil Servats im Text integriert.
74
Substitution
Bei dieser Kategorie wird das CSI durch einen gängigen Begriff aus der Zielsprache ersetzt
oder falls nötig auch ganz weggelassen. Unter der substitution fallen weitere Unterkategorien:
Synonymy, Limited Universalization, Absolute Universalization, Naturalization, Deletion,
Autonomous Creation, Compensation, Dislocation und Attenuation
Limited Universalization
Fall 34
Englisch Albanisch Strategie
In exercising its constitutional
function, the Ombudsman
Institution plays a significant
and proactive role in promoting
and protecting human rights
and those of vulnerable groups
(National Report 2014:5)
Avokati i popullit Limited Universalization
Bei diesem Fall hat sich der/die ÜbersetzerIn auf die Strategie Limited universalization
angewandt, um den Text für das Zielpublikum verständlicher zu machen. Hätte der/die
ÜbersetzerIn auf die, am häufigsten Strategie nämlich die linguistic (non-cultural) translation
gegriffen würde Anstatt Ombudsman the Peoples Advocate stehen. Für den Ombudsman wird
auch oft Begriff public advocate verwendet, doch die Entscheidung des/der
Übersetzers/Übersetzerin fiel höchstwahrscheinlich aus dem Grund, das Ombudsman in der
Zielsprache gebräuchlicher ist.
Fall 35
Englisch Albanisch Strategie
The Convention on the Rights
of Persons with Disabilities was
ratified by the Albanian
Kuvendi I Shqipërisë Limited Universalization
75
Assembly in November 2012
(National Report 2014: 07)
Bei der Analyse dieses Begriffs wird wiedermal Franco Aixelá-s Aussage bestätigt, dass beim
Übersetzen sowohl Kulturtransfer als auch Manipulation stattfindet. Für die Übersetzung des
Begriffs wurde die Limited Universalization Strategie angewendet. Dadurch, dass der
Staatenbericht, der in dieser Diplomarbeit als Korpus dient, für die VN bestimmt war, lässt es
sich vermuten, dass der/die ÜbersetzerIn eine Parallele mit der General Assembly herstellen
wollte und sich für Albanian Assembly entschied anstatt Albanian Parliament.
Fall 36
Englisch Albanisch Strategie
Prosecutor’s Office Prokuroria e
përgjithshme
Limited
Universalization
Beim Fall Nummer 35 wurde von den ÜbersetzerInnen diese Strategie angewendet um den
Begriff Prosecutor’s Office für die Zielkultur verständlicher zu machen. Obwohl es auch im
albanischen der Begriff „Das Büro des Staatsanwaltes“ in kleinen Kreisen gängig ist, dennoch
lautet die offizielle Bezeichnung „Prokuroria e përgjithshme“.
Deletion
Fall 37
Englisch Albanisch Strategie
[…]the National
Reconciliation Committee
organizes the reconciliation
process in all districts of the
country through yearly
expeditions, in order to develop
Komiteti i Pajtimit të
Gjaqeve
Deletion
76
dialogue among families in
blood feud and prevent murders
(National report 2014: 21)
Bei diesem Beispiel hier handelt es sich um einen besonderen CSI. Was der Strategie des
Übersetzens betrifft so hat der/die ÜbersetzerIn auf die linguistic Deletion Strategie
zurückgegriffen. Das Wort Gjaqe wurde ausgelassen. Vermutlich aus dem Grund, dass dieses
Phänomen, also Geflossenes Blut rächen, in der Zielkultur nicht bekannt ist oder für den/die
ÜbersetzerIn dieser Begriff von geringer Bedeutung war.
Anzumerken ist jedoch dass, der/die ÜbersetzerIn, auch wenn unbewusst, auf die attenuation
Strategie zurückgegriffen. Bei dieser Strategie werden u.a. aus ideologischen Gründen „zu
starke“ Ausdrücke durch „mildere“ ersetzt (vgl. Aixelá 1996:64).
Ein nennenswerter Aspekt, der für diesen Beispiel genau der richtige zu sein scheint und es zu
berücksichtigen gilt, bezieht sich auf die nature and expectations of potential readers: Aixelá
stell die Frage. Kann eine AdressatInnengruppe für den Zieltext (Bericht) definiert werden bzw.
ist die Übersetzung auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet? (vgl. Aixelá 1996:66). Da wir
schon wissen wem die Berichte, welche hier als Korpus dienen, vorgestellt werden, ist
diesbezüglich die Frage beantwortet.
Es muss allerdings davon ausgegangen werden, dass nicht alle Mitglieder der VN anderen n
wissen was „blood feud“ ist oder weshalb ein solches Komitee existiert.
Wäre dieser Korpus aus dem Bereich der Literatur, so wäre die Strategie extratextual gloss
oder intratextual gloss zu verwenden um den Leser oder die Leserin der Zielkultur näheres
über die Blutrache und die nationale Versöhnungskommission in Albanien zu erläutern.
Obwohl beim ersten Hinblick nichts außergewöhnlich zu sein scheint hat dennoch dieser
Kommission in Albanien eine viel mehr Verantwortungsvolle Aufgabe als eine übliche
Kommission. Sie müssen die Verfeindeten dazu bringen „das Blut zu vergeben“. Sie müssen
die Verfeindeten überzeugen den Kanun18 zu widersetzen obwohl für manche die Blutrache ein
Recht und eine moralisches Pflicht darstellt (vgl. Gëllci 2005:41).
18 Der Kanun ist das alte, mündlich überlieferte albanische Gewohnheitsrecht.
77
Es lässt sich aus dem Grund so zusammenfassen, dass der englische Begriff, für die Kenner des
Kanuns, milder ist als der aus dem albanischen. Die Kenner wissen was für eine Last die
Kommissionäre auf sich tragen und sie müssen angesehene, respektierte, vertrauenswürdige
Persönlichkeiten sein um diese Aufgabe gewachsen zu sein.
Fall 38
Englisch Albanisch Strategie
Initiative “No child in the Street” Nisma “Jo më fëmijë
në rrugë”
Deletion
Fall 39
Englisch Albanisch Strategie
Ministry of Interior Ministria e punëve të
brendëshme
Deletion
Autonomous creation
Fall 40
Englisch Albanisch Strategie
Food and Agriculture Organization Organizata Botërore
e Ushqimit
Autonomous creation
Nachdem hier alle 40 CSI aus dem ersten Korpus der vorliegenden Arbeit kategorisiert sind,
folgt nun eine Liste in der Form einer Tabelle. Die Tabelle beinhaltet die
Menschenrechtsübereinkommen, unter denen Albanien regelmäßig Berichte zu erstellen hat.
78
TABELLE 2 Liste der VN-Übereinkommen bei denen Albanien regelmäßig zu
berichten hat
Englisch Albanisch Deutsch Strategie
1 International
Covenant on Civil
and Political Rights
(CCPR)
Pakti Ndërkombëtar
mbi të Drejtat Civile
dhe Politike )CCPR)
Pakt über
bürgerliche und
politische Rechte
(CCPR)
linguistic (non-
cultural)
translation/
Pre-established
translation
2 The Committee on
Economic, Social
and Cultural Rights
(CESCR)
Pakti Ndërkombëtar
mbi të Drejtat
Ekonomike,
SocialedheKulturore
(CESCR)
Pakt über
wirtschaftliche,
soziale und
kulturelle Rechte
(CESCR)
linguistic (non-
cultural)
translation/
Pre-established
translation
3 Committee on the
Rights of the Child
(CRC)
Konventa për të Drejtat
e Fëmijës (CRC)
Konvention über die
Rechte des Kindes
(CRC)
linguistic (non-
cultural)
translation/
Pre-established
translation
4 Committee on the
Elimination of
Discrimination
against Women
(CEDAW)
Konventa për
Eleminimin e të gjitha
Formave të
Diskriminimit ndaj
Grave (CEDAW)
Konvention zur
Beseitigung jeder
Form von
Diskriminierung der
Frauen (CEDAW)
linguistic (non-
cultural)
translation/
Pre-established
translation
5 Convention against
Torture and Other
Cruel, Inhuman or
Degrading
Treatment or
Punishment (CAT)
Konventa kundër
Torturës, Trajtimeve të
Egra Çnjerëzore dhe
Degraduese (CAT)
Übereinkommen
gegen Folter und
andere grausame,
unmenschliche oder
erniedrigende
Behandlung oder
Strafe (CAT)
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
established
translation
79
6 Committee on the
Elimination of
Racial
Discrimination
(CERD)
Konventa
Ndërkombëtare për
Eliminimin e të gjitha
Formave të
Diskriminimit Racial
(CERD)
Übereinkommen
über die Beseitigung
aller Formen
rassischer
Diskriminierung
(CERD)
linguistic (non-
cultural)
translation/
Pre-established
translation
7 The Committee on
the Protection of the
Rights of All
Migrant Workers
and Members of
their Families
(CMW)
Konventa, “Për
mbrojtjen e të drejtave
të të gjithë punëtorëve
migrantë dhe anëtarëve
të familjeve të tyre”
(CMW)
Übereinkommen
zum Schutz der
Rechte aller
Wanderarbeitnehme
rInnen und ihrer
Familienangehörige
n
linguistic (non-
cultural)
translation/
Pre-established
translation
8 Committee on
Enforced
Disappearances
(CED)
Konventa e OKB-së
“Për mbrojtjen e të
gjithë personave nga
zhdukjet me forcë”
(CED)
Übereinkommen
zum Schutz aller
Personen vor dem
Verschwinden
lassen (CED)
linguistic (non-
cultural)
translation/
Pre-established
translation
9 Committee on the
Rights of Persons
with Disabilities
(CRPD)
Konventa për të Drejtat
e Personave me Aftësi
të Kufizuara (CRPD)
Übereinkommen
über die Rechte von
Menschen mit
Behinderungen
(CRPD)
linguistic (non-
cultural)
translation/
Pre-established
translation
Tabelle: 4
Obwohl beim Vergleich der Übersetzungen dieser Liste keine Besonderheiten auffallen, da nur
eine Kategorie angewendet wurde, nämlich die linguistic (non-cultural) translation, ist es
dennoch anzumerken, dass die Abkürzungen immer unverändert blieben. Zur Vergleich wurden
auch die entsprechenden deutschen Übersetzungen herangezogen und auch dort wurde dieses
Phänomen festgestellt. Diese Übersetzungsstrategie würde unter der Pre-established
translations Kategorie fallen. Darunter versteht Franco Aixelá die Abweichungen bestehenden
Übersetzungen und jene Begriffe, welche mit der Zeit ein Teil der Zielkkltur geworden sind.
Im deutschen Sprachraum wird immer wieder von der UN oder UNO gesprochen obwohl die
eigentliche Übersetzung „Vereinte Nationen“ (VN) ist. Weitere Beispiele wären: Nato,
UNICEF (vgl. Franco Aixelá 1996:68).
80
Analyse der Erklärende Variablen (explanatory variables)
Im Folgenden wird versucht Mithilfe Franco Aixelá-s die explanatory variables, welche bereits
im näher beschrieben wurden, die Rahmenbedingungen des Übersetzungsprozesses zu
besprechen. Dabei werden Informationen hinsichtlich des Übersetzungsprozesses, welche sich
aus eigener Recherche ergaben, in Betracht gezogen. Eigenrecherche war von Nöten, weil
diesbezüglich Informationsquellen leider nicht vorhanden waren.
Supratextual parameters
Bei der degree of linguistic prescriptivism geht es um die Konventionen, nach denen der/die
ÜbersetzerIn sich richten sollen. In diesem konkreten Fall, wären die VN als Institution, die
vorschreiben an welche Regeln sich die Mitgliedstaaten halten sollte. Eines der wichtigsten
Regeln wäre, dass die Staatenberichte in mindestens, einer der Amts- bzw. Arbeitssprachen der
VN verfasst sein sollte.
In Bezug auf nature and expectations of potential readers lässt es sich sagen, dass sowohl für
die VerfasserInnen als auch für die ÜbersetzerInnen war bereits Vornhinein klar für wen sie
schreiben bzw. übersetzen, somit ist auch diese Kategorie für die UPR-Staatenberichte relevant.
Hier würde der Menschenrechtsrat im Zentrum des Polysystems als Machthaber und zu gleich
Entscheidungsträger agieren.
Was der Kategorie nature and aims of the initiators anbelangt waren, laut Angaben aus dem
Außenministerium Albaniens, keine Besondere Richtlinien, an denen sich die ÜbersetzerInnen
halten mussten außer, dass sie bei der Übersetzung der Berichte alle Informationen
wiedergegeben sollten, ohne ihnen vorzugeben welche Übersetzungsnormen oder Strategien
sie verfolgen sollen. Erwähnenswert ist noch eine weitere Aussage aus dem Außenministerium
in Tirana, die wie folgt lautete: Im Normalfall dürfen wir in eine Übersetzung nicht eingreifen
aber aufgrund dessen, dass in den Übersetzungen nicht selten Fehler zu finden sind, revidieren
wir die Fehler selbst.
Diese Aussage über die Vorgaben des Außenministeriums bestätigten ebenfalls zwei weitere
Übersetzer und eine Übersetzerin, die in der Liste der offiziellen Übersetzer, die auf der
Homepage des Justizministeriums zu finden ist. Der Kontakt erfolgte per E-Mail Verkehr,
wobei die Wahl der ÜbersetzerInnen auf Zufallsprinzip basierte.
81
Textual Parameter
Die Kategorie Material textual constraints ist für Staatenberichte nicht relevant, weil keine
Bilder im Text integriert waren, somit war der Übersetzungsprozess nicht beeinflusst.
Wie bereits mehrfach erwähnt hat Albanien über die Zeit mehrere Staatenberichte an die VN
gesendet, somit sind mehrere Berichte im Archiv des Außenministeriums von Albanien
gelagert oder auch auf der Homepage der Vereinten Nationen. Hierfür erweist sich die
Kategorie previous translation ist insofern als relevant, weil den ÜbersetzerInnen die
bestehenden Übersetzungen als Paralleltexte dienen können.
Die Kategorie canonization könnte in diesem Fall zweideutig sein. Zum einen gehören die
Staatenberichte, die in der vorliegenden Diplomarbeit als Korpus dienen, nicht zu literarischen
Werken. Somit könnte gesagt werden, dass diese Kategorie für diese Arbeit nicht relevant ist.
Im Laufe dieser Untersuchung wurde aber versucht die Position der Staatenberichte im UPR
Polysystem, Kapitel 3.8 festzustellen. Das Resultat dieser Untersuchung ist, dass die englische
Sprache die dominanteste im Polysystem des UPR ist. Es gilt daher die Vermutung, dass die
Übersetzer sich auf die bestehenden Übersetzungen anlehnen und weiterhin die gleiche oder
zumindest eine ähnliche Übersetzungsstrategie wie die Vorübersetzer, anwenden.
Zusammenfassung der Analyse
Von meiner Positionierung als zieltextorientierter Translationswissenschaftler, hat diese Arbeit
die Funktion der Übersetzung in der Kultur untersucht, ohne einen Rückblick an das
Ausgangstext. Diese Standpunkt wurde von lange aus der Descriptive Translation Studies
Denkschule von Translationswissenschaftlerin verlangt, und trotzdem ist es nicht seltsam
Arbeite zu finden, wo eine Sakralisierung von Ausgangstexte durch den eingehenden Vergleich
das Zieltext an die zweite Stelle bringt. Vor Beginn der Analyse wurde bereits gesagt, dass nur
die Übersetzungen der Analyse unterzogen wurden. So wie der Titel der vorliegenden Arbeit
schon sagt „Eine Übersetzung ohne Original“, wurde im Laufe dieser Diplomarbeit mehrfach
erwähnt, dass für die folgende Untersuchung kein Originaltext, der Staatenberichte, die hier
den Korpus bilden, veröffentlicht wird.
82
Das Ziel dieser Analyse war die Beantwortung der folgenden Fragen: Waren Anzeichen
sichtbar, die darauf hindeuteten, dass es um den untersuchten Korpus, tatsächlich um
Übersetzungen, wie bereits am Anfang die Hypothese lautete, handelte? Im Laufe meiner
Recherchen im Zuge dieser Untersuchung, war mir die Hypothese, seitens Albaniens
Außenministeriums bestätigt. Die zweite Forschungsfrage war: Welche Übersetzungsstrategie
die ÜberstzerInnen angewendet haben um diese Staatenberichte zu übersetzen. Waren
Tendenzen zu erkennen?
Wie die Theorie, zu Beginn der vorliegenden Arbeit zeigte, dass das Übersetzen als Prozess
von verschiedenen Normen und Konventionen beeinflusst wird, so wurde das auch im Laufe
der Analyse klargestellt, dass das Übersetzen keine isolierte Wissenschaft in sich ist sondern
sollte als Teil eines Systems berücksichtigt werden, in dem ein Vielzahl von Faktoren innerhalb
eines Systems und anderer Systeme eine Rolle spielen und dadurch das Übersetzungsverfahren
beeinflussen.
Die Analyse ergab, dass auch die hier angewendeten Übersetzungsstrategien von
verschiedenen Normen beeinflusst wurden. Angefangen von Tourys Vornormen (preliminary
norms), in denen definiert wird, was überhaupt übersetzt wird. Also beziehen sich die
Vornormen auf den Prozess vor der Übersetzung. Im konkreten Fall im Bezug auf die
vorliegende Arbeit betrifft das jene Dokumente, die Albanien in Verbindung mit den Vereinten
Nationen bringen. Genauer gesagt betrifft das die Staatenberichte, die Albanien den VN
vorstellt. In dem Fall sind zwei verschiedene Polysysteme integriert. Auf der einen Seite die
VN, die in Zentrum ihres Polysystems (P1) stehen die, jedem Mitgliedstaat vorschreiben, wann,
wie und welche Berichte den zuständigen Organen vorgelegt werden sollte. Auf der anderen
Seite befindet sich Albanien im Zentrum seines Polysystems (P2), das ebenfalls Machttragend
in P2 ist, den sie entscheidet welche Dokumente übersetzt werden müssen um
sie dann im P1 vorzustellen. Somit ist P2 in der Peripherie des P1 positioniert.
Im Rahmen der Analyse, welche auf der Grundlage von Franco Aixelás Modell Culture Specific
Items durchgeführt wurde, konnte festgestellt werden, dass die ÜbersetzerInnen verschiedener
Strategien beider Oberkategorien bedienten, jedoch anzumerken ist, dass am öftesten Strategien
aus der Kategorie Conservation angewendet haben, genauer gesagt 33 von 40 CSI war dieser
Kategorie zugeordnet. Hingegen wurde die Kategorie substitution nur 7 angewendet.
83
Dieser Analyse ist zu entnehmen, dass die ÜbersetzerInnen sich tendenziell am Ausgangstext
orientierten und somit dem Original treu blieben. Von den elf Kategorien von Franco Aixelás
Modell sind vorwiegend die Strategien lingiustic (non-cultural) Translation, Repetition,
Limited Universalization, deletion, Orthographic adaption, intratextual gloss sowie
autonomous creation vertreten. Die Strategien, die überhaupt nicht zur Anwendung kamen sind
extratextual gloss von der Kategorie Conservation, dann Synonymy, absolute universalization
und naturalization von der Kategorie Substitution.
Insgesamt wurden 40 Institutionsnamen aus zwei Staatenberichte aus Albanien untersucht. 33
der CSI bedienten sich der Conservation Kategorie, währen der Substition nur 7-mal das
entspricht in Prozent 91% zu 9%. Von diesen 33, die unter der Kategorie Conservation fallen,
wurde 28-mal die Linguistic(non-cultural) translation angewendet. Während die repetition
Strategie 3-mal verwendet wurde, kamen Orthographic adaption und intratextual gloss jeweils
1-mal zu Verwendung. Bei der Kategorie Conservation war nur ein einziges Strategie die nicht
vorkam. Bei der Substitution fanden von 7 Kategorien nur 3 Anwendungen.
Noch dazu wurden die Übersetzungen der 9 VN-Übereinkommen bei denen Albanien
regelmäßig zu berichten hat. Obwohl beim Vergleich der Übersetzungen dieser Liste keine
Besonderheiten auffallen, da nur eine Strategie angewendet wurde, nämlich die linguistic (non-
cultural) translation, ist es dennoch anzumerken, dass die Abkürzungen immer unverändert
blieben. Als Vergleichsbeispiel wurde auch die deutsche Version herangezogen um zu
vergleichen, dass sowohl in albanischen Übersetzungen als auch in deutschen Texte die
Originalabkürzungen beibehalten wurden.
Vor Beginn dieser Arbeit wurde von der Hypothese ausgegangen, das, die ÜbersetzerInnen sich
an den Normen der Zielsprache orientieren. Nach der Analyse kann gesagt werden, dass die
Hypothese jedoch nicht bestätigt wurde. Dieser Analyse ist zu entnehmen, dass die
ÜbersetzerInnen sich tendenziell am Ausgangstext orientierten und somit dem Original treu
blieben.
Die Wahl der ÜbersetzerInnen, sich an den Normen der Ausgangs- oder zielsprachlichen
Systems zu orientieren, bildet nach Toury die Ausgangsnorm (initial norm). Entscheidet der/die
ÜbersetzerIn für die Ausgangskultur, so handelt es sich um eine adäquate Übersetzung
(adequate translation). Entscheiden sie sich allerdings für zielsprachliches System so entspricht
das laut Toury der acceptability-Norm. Da die Hypothese für die vorliegende Arbeit nicht
84
bestätigt wurde lässt es sich sagen, dass die ÜbersetzerInnen der Staatenberichte sich für die
Ausgangskultur entschieden hatten. Eines muss noch erwähnt werden, obwohl die
Staatenberichte für internationale Organisationen verfasst und auch übersetzt werden, liegt das
bemerkenswerte daran, dass die ÜbersetzerInnen dennoch für die ausgangssprachlichen System
entscheiden also um adäquaten Übersetzung.
Das spricht dafür, dass die ÜbersetzerInnen die Rolle der „Gatekeeper“ übernehmen, denn
durch ihre Entscheidungen, die sie vor und während des Übersetzungsprozesses treffen,
entscheiden sie zugleich ob diese Texte sprich Staatenberichte als primär oder sekundär
akzeptiert werden. Als primär gelten jene Elemente, die Innovationen innerhalb des Systems
bringen, während sekundäre als Konservativ gelten. Dringen allerding primäre Produkte in
einem Polysystem ein, so kann dieses Ereignis für Veränderungen im Polysystem sorgen.
Entscheiden sich die ÜbersetzerInnen für ausgangssprachliche Orientierung, so ist es leicht
möglich, dass Kulturelemente von Albanien in das Polysystem (P1) der VN etablieren. So
können Albaniens Staattenberichte als Primäre Texte angesehen werden, da die
ÜbersetzerInnen für ausgangssprachliche Orientierung entschieden haben. Das kuriose daran
ist es, dass ausgerechnet eine kleine Sprache, wie im konkreten Fall die albanische Sprache
Versucht mit Hilfe primärer Elementen im Polysysten einer sehr dominanten Sprache, nämlich
des Englischen, sich durchzusetzen um einen Position in dieser Polysystem zu ergattern.
Diesbezüglich formuliert Venuti solch ein Ereignis folgendermaßen:
Venuti explains the aim of minoritizing by giving a quotation from Deleuze and
Guattari: “the aim of minoritizing translation is never to acquire the majority, never to
erect a new standard or to establish a new canon, but rather to promote cultural
innovation as well as the understanding of cultural difference by proliferating the
variables within English: ‘the minority is the becoming of everybody’ (Venuti 1998:1)
85
Fazit
In der vorliegenden Arbeit wurden Staatenberichte aus Albanien, die im Rahmen der Universal
Periodic Review Verfahren, bei den Vereinten Nationen regelmäßig vorgelegt werden,
untersucht. Dabei wurde von der Hypothese ausgegangen, dass diese Berichte, bevor sie in
einer der Amtssprachen der Vereinten Nationen, vorgelegt werden, zuerst aber von Staatlichen
Behörden auf Albanisch verfasst und erst dann übersetzt.
Mit dem Beitritt in den Vereinten Nationen verpflichtete sich Albanien, so wie jeder anderer
Vertragsstaat, Staatenberichte an die zuständigen Vertragsorgane zu senden (OHCHR 2005).
So wie jeder anderer Mitgliedstaat so muss auch Albanien regelmäßig die Vereinten Nationen
darüber informieren, wie und ob sie die Pflichten aus der VN-Konvention innerstaatlich konkret
umsetzt. Diese Berichte müssen in einer der Amtssprachen der Vereinten Nationen, wobei
Albanisch nicht dazu gehört, vorgelegt werden. Das bedeutet, dass sich Albanien zunächst für
eine dieser Sprachen (Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch oder Spanisch,
Amtssprachen der VN) entscheiden und dann die Berichte in der jeweiligen Sprache vorlegen
muss. Doch die Frage war, wie sollten bzw. könnten die Übersetzungsmethode eines Textes
überhaupt festgestellt, wenn kein Original vorhanden ist?
Bereits zu Beginn der Untersuchung konnte die Hypothese bestätigt werden. Darüber hinaus
folgte eine zweite Hypothese auf untersucht, welche davon ausgeht, dass die ÜbersetzerInnen
der Berichte der Wiedergabe des Inhalts mehr Bedeutung zukommen ließen als den Eigenheiten
der albanischen Kultur und, dass sie sich tendenziell an der Zielkultur orientierten und sich an
Normen der Zielkultur hielten.
Aufgrund der Entwicklungen in den letzten 2 Jahrzehnten in Albanien waren Reformen in
verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Politik oder Justiz zu erreichen. Zahlreiche Gespräche
mit Ausländischen Partner und Investoren standen seitdem auf der Tagesordnung.
Infolgedessen entstanden auch neue Terminologien, die sich in der albanischen Sprache
integrierten. Die albanische Sprache hat nicht das Glück zu den Machtsprachen der Welt zu
gehören und ist den Weltsprachen hierarchisch untergeordnet. Durch die Entwicklungen
Albaniens in den letzten Jahren stieg auch der Bedarf, an Reformen hinsichtlich der Sprach-
und Translationspolitik.
86
Bevor konkret mit der Analyse der Staatenberichte begonnen wurde war es wichtig näheres
über die Sprach- und Translationspolitik Albaniens zu erfahren. Zuerst sollte ein Überblick über
den Prozess der Berichterstattung von Albanien an die Vereinten Nationen geschaffen. Das
Hauptaugenmerk dieser Untersuchung wurde auf die universelle, regelmäßige Überprüfung
(Universal Periodic Review, UPR) gelegt. Bei der UPR , wie bereits mehrfach erwähnt, handelt
es sich um einen Überprüfungsmechanismus, bei dem alle Mitgliedsstaaten der Vereinten
Nationen hinsichtlich der Menschenrechtslage überprüft werden. Somit verpflichtet sich jeder
Mitgliedstaat, als Vertragsstaat, gegenüber den Vereinten Nationen zu einer regelmäßigen
Berichterstattung über die Einhaltung des Abkommens.
Der Schwerpunkt der Arbeit lag besonders auf die Kulturspezifika in den Berichten Albaniens.
Es wurde der Frage nachgegangen, welche Übersetzungsstrategien verwendet wurden und ob
sich die Übersetzungen an der Zielsprache oder eher an der Ausgangssprache orientieren. Im
Gegensatz zu einem Literaturwerk, bei dem es sehr wichtig ist die Übersetzung an der
Ausgangskultur oder Zielkultur anzupassen, ist bei Übersetzungen von politischen Berichten
eher die Wiedergabe des Inhalts von großer Wichtigkeit. Es wird daher davon ausgegangen,
dass die ÜbersetzerInnen der Berichte der Wiedergabe des Inhalts mehr Bedeutung zukommen
ließen als den Eigenheiten der albanischen Kultur.
Um die Analyse durchzuführen wurde auf eine ganze Reihe teilweise höchst unterschiedlicher
Theorieansätze zurückgegriffen. Im theorierahmen wurde auf die Descriptive Translation
Studie zurückgegriffen, wobei sowohl Toury´s Normen als auch Polysystemtheorie genauer
behandelt wurden. Bisherige Forschungen auf diesem Gebiet haben meistens literarische Werke
untersucht. Die Untersuchungen wurden allerdings mit dem Original und der Übersetzung
durchgeführt. Die Besonderheit dieser Diplomarbeit besand darin, die Übersetzungsstrategien
bei den Berichten Albaniens zu untersuchen. Allerdings lies aus den Berichten nicht
herauslesen, dass es sich dabei um übersetzte Texte handelte, weil die vorgelegten Berichte als
Original präsentiert wurden. In jedem Titelblatt der erwähnten Berichte stehen unter anderem
Informationen über die Sprache des Dokuments „Original: Englisch“. Es war also kein Original
auf Albanisch zu finden. Man ging daher von der Hypothese aus, dass die albanischen Verfasser
darauf abzielen, ihre Politik verständlich für das internationale Publikum zu machen und alle
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Aspekte, die exklusiv in Verbindung mit der albanischen Kultur stehen, zu neutralisieren.
Deswegen wurde bei dieser Arbeit erneut von einer Hypothese ausgegangen, dass, hierarchich
untergeordnete Kultur Albaniens, bei der Übersetzung keine Neuigkeiten bezüglich
kulturspezifischen Elementen in das VN-System eintragen wird, und zielorientierte
Ausgangsnormen bezüglich der Translation übernehmen würde.
Die Ausgangsnormen wurden aber erst dürch die operativen Normen und die Vornormen
erkenbar. Das Ziel dieser Arbeit war, die Strategien und Techniken hervorzuheben, die
VerfasserInnen beziehungsweise ÜbersetzerInnen bei der Übersetzung von Kulturspezifika in
politischen Berichten angewandt haben. Für die Analyse wurden ausgewählte albanischen
Institutionen als Kulturspezifika herangezogen und analysiert, welche in den Berichten
Albaniens an die VN genannt werden. Diese sind aus den in der Webseite der VN verfügbare
Berichte entnommen. Als Grundlage für die Analyse wurde das Modell von Javier Franco
Aixelá „Culture-specific Items in Translation“ angewandt.
Der Inhalt der vorliegenden Diplomarbeit war wie folgt gegliedert:
Im ersten Kapitel wurde auf die Descriptive Translation Studies (DTS) eingegangen, welche
als Basis für die Beschreibung des Korpus, sowie der Übersetzungsprozesse dienten. Die von
den DTS in TLW eingeführte Perspektive stellte sich für diese Arbeit als besonders nützlich.
DTS war in gewissem Sinne revolutionär unter wissenschaftlicher Praxis in TLW, indem sie
auf die Auswirkungen der Übersetzung in der Zielkultur fokussiert. Vorher waren
Übersetzungen immer als submissive Texte angesehen. Dannach könnten sie sich von
Originaltexte befreien, und ihre eigene Merkmale und Beiträge zu dem Zielsystem wurden als
wissenschaftlichen Gegenstand Übergenomen.
Daraufhin wurde die Polysystemtheorie von Itamar Even-Zohar vorgestellt. Des Weiteren
wurden die Translationsnormen, sowohl von Giedeon Toury, als auch die von Andrew
Chesterman erweiterten Normen näher erläutert. Das darauffolgende Kapitel bietet einen
Überblick über das Thema „Kultur in der Translationswissenschaft“. Hier wurden zunächst
Definitionen, sowohl von Kultur allgemein, als auch von Kulturspezifika aus der Perspektive
88
mehrerer Wissenschaftler angeführt. Im Anschluss daran folgten Franco-Aixelás Strategien zur
Übersetzung von Culture-specific Items, auf denen die Analyse der Berichte beruht.
Das zweite Kapitel schildert die geschichtliche Entwicklung der VN, von ihrer Entstehung und
der Gründung des VN-Menschenrechtsrates (UNHRC) bis heute. Zudem werden die Aufgaben
und Ziele des UNHRC und der Vereinten Nationen vorgestellt, sowie die Arbeits- und
Amtssprachen der Vereinten Nationen. Bei diesem Kapitel wurden ein besonderes Augenmerk
auf die universelle, regelmäßige Überprüfung (Universal Periodic Review) gelegt und ihre
Position im VN-System mit Hilfe der Polysystemtheorie untersucht.
Im Kapitel 3 waren allgemeine Informationen über Albanien, sowie ihren Beitritt in die
Vereinten Nationen erläutert. Dabei wurde auf die Verpflichtungen Albaniens eingegangen und
die Berichte, die Albanien an die VN zu übermitteln hat. Anhand von Normen wurde versucht
herauszufinden ob Albaniens Berichte sich an die Normen der authentischen Berichte der VN
oder ob sie sich durch Innovativität sich durchsetzen können. Davor wurde erklärt, welche
Abkommen Albanien mit den VN bisher geschlossen hat. Ebenfalls Ziel dieses Kapitels war
Albaniens Translationsgeschichte zu behandeln.
Im Zusammenhang mit der Übersetzungsanalyse wurde im diesem Kapitel ebenfalls ein
Überblick über aktuelle Übersetzungssituation in Albanien geboten. Hierfür sand leider nicht
viel Literatur zur Verfügung. Deshalb war in diesem Fall eine Selbstrecherche nötig. Dabei
wurden sowohl ÜbersetzerInnen in Albanien, die Fakultät für Fremdsprachen in Tirana, als
auch das albanische Außenministerium kontaktiert.
Kapitel 5 behandelte den methodischen Rahmen der Arbeit. Angesichts der Tatsache, dass es
zahlreiche Berichte für die Vereinten Nationen gibt, wurde bei dieser Diplomarbeit auf eine
bestimmte Kategorie der Kulturspezifika fokusiert. In diesem Fall wurde der kulturelle
Schwerpunkt auf die albanischen Institutionen und Organisationen gelegt. Als Mitgliedstaat der
VN zu sein bedarf es, außer an mehreren Verpflichtungen und Normen zu halten, auch an
Normen im Bezug der Sprache zu halten. Aus diesem Grund wurde versucht ein Überblick über
die Entwicklung der Sprachpolitik Albaniens zu verschaffen. Hierfür wurde auf Tourys,
Normenkonzept zurückgegriffen. Die Vornormen betreffen Translationspolitik direkt und
89
bezogen sich auf Entscheidungen des Übersetzers/der Übersetzerin sich an die adequate
translation zu halten oder an die acceptability Methode
Kapitel 5 stellte das Kernstück dieser Diplomarbeit dar, und bestand darin aus einer
quantitativen und qualitativen Analyse, die anhand von den bereits erwähnten Kulturspezifika
aus den Berichten von Albanien durchgeführt wurded. Anschließend folgte eine Diskussion der
Ergebnisse.
Das letzte Kapitel bildet den Abschluss der Arbeit und bietet einen Rückblick auf die ganze
Arbeit und weist auf mögliche Erweiterungen der Analysen hin.
90
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Anhang
97
TABELLE 1 Liste der Culture Specific Items
Englisch Albanisch Strategie
1 Republic of Albania Republika e
Shqipërisë
Orthographic
adaption
2 The Ministry of Foreign Affairs Ministria e Punëve të
Jashtme
inguistic (non-
cultural) translation
3 Parliamentary elections Zgjedhjet
Parlamentare
linguistic (non-
cultural) translation
4 Constitutional Court Gjykatës Kushtetuese linguistic (non-
cultural) translation
5 National Strategy on Gender Equality Strategjia Kombëtare
për Barazinë Gjinore
linguistic (non-
cultural) translation
6 First Instance Administrative Courts shkalla e parë e
Gjykatës
Administrative
linguistic (non-
cultural) translation
7 Commissioner for Protection from
Discrimination
Komisioneri për
Mbrojtjen nga
Diskriminimi
linguistic (non-
cultural) translation
8 Ministry of Justice Ministria e Drejtësisë linguistic (non-
cultural) translation
9 Administrative Court of Appeal Gjykata
Administrative e
Apelit
linguistic (non-
cultural) translation
10 State Agency for the Protection of the
Rights
Agjencia Shtetërore
për Mbrojtjen e të
Drejtave të Fëmijës
linguistic (non-
cultural) translation
11 National Treating Center for Victims
of Domestic Violence
Qëndra Kombëtare E
Trajtimit Të Viktimës
Së Dhunës Në
Familje
linguistic (non-
cultural) translation
12 The state Labor Inspectorate and
Social Services
Inspektorati Shtetëror
i Punës dhe
shërbimeve shoqërore
linguistic (non-
cultural) translation
98
13 The state Education Inspectorate Inspektorati Shtetëror
i Arsimit
linguistic (non-
cultural) translation
14 Ministry of Social Welfare and Youth Ministria Mirëqenies
Sociale dhe Rinisë
linguistic (non-
cultural) translation
15 The Permanent Parliamentary
Commissions
Komisionet e
Përhershme
Parlamentare
linguistic (non-
cultural) translation
16 National Mechanism for the
Prevention of Torture
Mekanizmi Kombëtar
për Parandalimin e
Torturës
linguistic (non-
cultural) translation
17 Ombudsman Avokati I popullit Limited
universalization
18 Albanian Committee of Helsinki Komiteti Shqiptar i
Helsinkit
repetition
19 Albanian Assembly Kuvendi I Shqipërisë Limited
universaization
20 Constitiution of of Albania Kushtetuta e
Republikës së
Shqipërisë
linguistic (non-
cultural) translation
21 State Police Policia e shtetit linguistic (non-
cultural) translation
22 State Commission for Legal Aid Komisioni Shtetëror
për Ndihmën Juridike
linguistic (non-
cultural) translation
23 Anti-Trafficking Unit Njësia Antitrafik repetition
24 State Minority Committee Komiteti shtetëror për
pakicat
linguistic (non-
cultural) translation
25 General directorate of prisons
Drejtoria e
përgjithshme e
burgjeve
linguistic (non-
cultural) translation
26 Commision on foreign policy Komisioni për
Politikën e Jashtme
linguistic (non-
cultural) translation
27 Minister of State on Local Issues Ministër Shteti për
Çështjet Vendore
repetition
99
28 National Reconciliation Committee Komiteti i Pajtimit të
Gjaqeve
Deletion
29 National Coordinator against
Corruption of Civil Servats
Koordinator
Kombëtar kundër
korrupsionit
Intratextual gloss
30 Prosecutor’s Office Prokuroria e
përgjithshme
Limited
Universalization
31 The National Steering Committee Komiteti drejtues
kombëtar
linguistic (non-
cultural) translation
32 The National Employment Service Sherbimi Kombetar i
Punesimit
linguistic (non-
cultural) translation
33 Deputy prime minister Zëvendëskryeministër linguistic (non-
cultural) translation
34 The State Labor Inspectorate Inspektorati Shtetëror
i Punës
linguistic (non-
cultural) translation
35 Ministry of Interior Ministria e punëve të
brendëshme
Deletion
36 Framework Convention for the
Protection of National Minorities
Konventa Kuadër për
Mbrojtjen e
Minoriteteve
Kombëtare
linguistic (non-
cultural) translation
37 The Department of Internal
Administrative Inspection and Anti-
corruption
Departamenti I
Kontrollit të
Brendshëm
Administrativ dhe të
Antikorrupsionit
linguistic (non-
cultural) translation
38 Food and Agriculture Organization Organizata Botërore e
Ushqimit
Autonomous
creation
39 Judicial District Prosecution Office Prokuroria e Rrethit
Gjyqësor
linguistic (non-
cultural) translation
40 Initiative “No child in the Street” Nisma “Jo më fëmijë
në rrugë”
Deletion
100
TABELLE 2 Liste der VN-Übereinkommen bei denen Albanien regelmäßig zu
berichten hat
Englisch Albanisch Deutsch Strategie
1 International
Covenant on Civil
and Political Rights
(CCPR)
Pakti Ndërkombëtar
mbi të Drejtat Civile
dhe Politike )CCPR)
Pakt über
bürgerliche und
politische Rechte
(CCPR)
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
established
translation
2 The Committee on
Economic, Social
and Cultural Rights
(CESCR)
Pakti Ndërkombëtar
mbi të Drejtat
Ekonomike,
SocialedheKulturore
(CESCR)
Pakt über
wirtschaftliche,
soziale und
kulturelle Rechte
(CESCR)
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
established
translation
3 Committee on the
Rights of the Child
(CRC)
Konventa për të Drejtat
e Fëmijës (CRC)
Konvention über die
Rechte des Kindes
(CRC)
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
established
translation
4 Committee on the
Elimination of
Discrimination
against Women
(CEDAW)
Konventa për
Eleminimin e të gjitha
Formave të
Diskriminimit ndaj
Grave (CEDAW)
Konvention zur
Beseitigung jeder
Form von
Diskriminierung der
Frauen (CEDAW)
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
established
translation
5 Convention against
Torture and Other
Cruel, Inhuman or
Degrading Treatment
or Punishment
(CAT)
Konventa kundër
Torturës, Trajtimeve të
Egra Çnjerëzore dhe
Degraduese (CAT)
Übereinkommen
gegen Folter und
andere grausame,
unmenschliche oder
erniedrigende
Behandlung oder
Strafe (CAT)
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
established
translation
6 Committee on the
Elimination of Racial
Discrimination
(CERD)
Konventa
Ndërkombëtare për
Eliminimin e të gjitha
Formave të
Diskriminimit Racial
(CERD)
Übereinkommen
über die Beseitigung
aller Formen
rassischer
Diskriminierung
(CERD)
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
established
translation
7 The Committee on
the Protection of the
Rights of All Migrant
Konventa, “Për
mbrojtjen e të drejtave
të të gjithë punëtorëve
Übereinkommen
zum Schutz der
Rechte aller
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
101
Workers and
Members of their
Families (CMW)
migrantë dhe anëtarëve
të familjeve të tyre”
(CMW)
Wanderarbeitnehmer
Innen und ihrer
Familienangehörigen
established
translation
8 Committee on
Enforced
Disappearances
(CED)
Konventa e OKB-së
“Për mbrojtjen e të
gjithë personave nga
zhdukjet me forcë”
(CED)
Übereinkommen
zum Schutz aller
Personen vor dem
Verschwinden lassen
(CED)
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
established
translation
9 Committee on the
Rights of Persons
with Disabilities
(CRPD)
Konventa për të Drejtat
e Personave me Aftësi
të Kufizuara (CRPD)
Übereinkommen
über die Rechte von
Menschen mit
Behinderungen
(CRPD)
linguistic (non-
cultural)
translation/ Pre-
established
translation