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The project RomIdent is financially supported by the HERA Joint Research Programme (www. heranet.info) which is co-funded by AHRC, AKA, DASTI, ETF, FNR, FWF, HAZU, IRCHSS, MHEST, NWO, RANNIS, RCN, VR and The European Community FP7 2007- 2013, under the Socio-economic Sciences and Humanities programme. Yaron Matras (University of Manchester) 2013 To appear in: Jacobs, Fabian et al. eds. Über Dualismen hinaus. Münster: Waxmann-Verlag. Eine Kontrastsprache? Sprachliche Hybridität im Romani http://romani.humanities.manchester.ac.uk/virtuallibrary RomIdent Working Papers Paper No.13

Eine Kontrastsprache? Sprachliche Hybridität im Romaniromani.humanities.manchester.ac.uk/virtuallibrary/...Fremdmaterial entlehnt, dass man die bloße Beibehaltung der Romani-Sprache

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The project RomIdent is financially supported by the HERA Joint Research Programme (www.heranet.info) which is co-funded by AHRC, AKA, DASTI, ETF, FNR, FWF, HAZU, IRCHSS, MHEST, NWO, RANNIS, RCN, VR and The European Community FP7 2007-2013, under the Socio-economic Sciences and Humanities programme.

Yaron Matras (University of Manchester)2013

To appear in: Jacobs, Fabian et al. eds. Über Dualismen hinaus. Münster: Waxmann-Verlag.

Eine Kontrastsprache? Sprachliche Hybridität im Romani

http://romani.humanities.manchester.ac.uk/virtuallibrary

RomIdent Working PapersPaper No.13

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Yaron Matras Eine Kontrastsprache?

Sprachliche Hybridität im Romani1 Einleitung Gelegentlich wird die Ansicht vertreten, dass das Romani2 in so erheblichem Maße Fremdmaterial entlehnt, dass man die bloße Beibehaltung der Romani-Sprache als Zei-chen des Widerstands ihrer Sprecher gegen Assimilation auslegen könnte. (Vgl. Haugen 1949, Boretzky 1989, 1992) In gewisser Weise wider spiegeln solche Ansichten die von Streck (2003) und anderen vertretene Auffassung, die peripatetischen Kulturen3 seien kon-trastiv gegenüber der Außenwelt, indem sie die Unterscheidungselemente als Mittel zur Aufrechterhaltung einer soziokulturellen Distanz zur Mehrheitsgesellschaft betonen.

Es besteht kein Zweifel, dass Romani-Kultur und -Sprache schon an sich diasporisch so-wie hybrid sind. Diese beiden Begriffe sind zu klären. Mit Bezug auf einen historischen Ursprung in Indien werden Romani-Gemeinschaften oft als „Diasporas“ dargestellt. Auto-ren aus der Aktivistenszene wie Hancock (2002) und viele andere halten Indien nicht nur für den sprachlich nachgewiesenen Ursprung der Roma-Vorfahren, sondern auch für eine Art kontinuierliches, spirituelles „Mutterland“, das in Romani-kultureller und -nationaler Hinsicht zu einer internationalen, modernen Erweckungsbewegung inspiriert. Meine Ver-wendung von „diasporisch“ ist bescheidener und rein deskriptiv. Sie bezieht sich auf die Tatsache, dass Romani-Gemeinschaften soziale und kulturelle Netzwerke bilden, die nicht an einen bestimmten territorialen Standort gebunden und somit im von Appadurai (1991) beschriebenen Sinne „de-territorialisiert“ sind. Auch soll meine Verwendung von „hybrid“ den Mitgliedern einer Gemeinschaft nicht den Sinn für die „Authentizität“ oder „Ur- 1 Die Vollversion dieser Studie wurde während eines Forschungsaufenthalts am Forschungszentrum

für Linguistische Typologie an der La-Trobe-Universität in Melbourne geschrieben, ermöglicht durch ein Stipendium für internationale Vernetzung des Australian-Research-Council und durch ein Exzellenzstipendium des Institute-for-Advanced-Study der La-Trobe-Universität. Ein Großteil der dieser Arbeit zugrunde liegenden Forschung wurde durch die Fördernummern RES-000-23-1133 zu „Place, mobility, and dialect differentiation in Romani“ und RES-000-23-1495 zu „The documentation of Angloromani“ ermöglicht, beide bereitgestellt vom Economic-and-Social-Research-Council (ESRC).

2 Romani ist die einzige indo-arische Sprache, die seit dem Mittelalter ausschließlich in Europa gesprochen wurde und heute eine indische Diaspora-Sprache darstellt, ihre geschätzte Sprecher-zahl schwankt weltweit zwischen 3,5 bis 6 Millionen. Für mehr Informationen siehe http://romani.humanities.manchester.ac.uk.

3 Peripatetische Kulturen sind ein erstmals von Joseph C. Berland (1979) beschriebenes soziales Phänomen sozioökonomischer Nischenbesetzung durch migrierende Kleingruppen, die vorwie-gend von mobilem Warenhandel und Dienstleistungen in ländlichen Regionen leben.

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sprünglichkeit“ ihrer Kultur absprechen. Vielmehr ist sie ebenfalls streng deskriptiv, in-dem sie auf die offensichtliche Tatsache hinweist, dass sich Romani-Kulturen Elemente aus den Umgebungskulturen aneignen, sie adaptieren und adoptieren und in ihre eigene integrieren. Es gibt kaum ein Feld, in dem kulturelle Hybridität besser sichtbar ist als in der Romani-Sprache mit ihren vielen Erscheinungsformen von Zweisprachigkeit und kon-taktbedingtem strukturellen Wandel.

In der Linguistik geht man davon aus, dass der Kontakt eine der Dimensionen ist, in denen man die Entwicklung einer Sprache analysieren kann. Seit Haugen (1950) verwendet man den Begriff „Entlehnung“, um strukturelle Aspekte zu bezeichnen, die ihren Ursprung in einer „Geber“-Sprache haben und die in eine „Nehmer“-Sprache eingebettet wurden. Die „Entlehnungs“-Metapher hat ihre Kritiker; wie jede Metapher ist sie kein vollständiges Abbild der Realität: Weder denken Sprecher ständig an die fremde Herkunft einer gelie-henen Struktur, noch haben sie die Absicht, nur vorübergehend davon Gebrauch zu machen und sie eventuell an ihren rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Einige For-scher haben daher alternative Termini vorgeschlagen. So soll Johansons (1992) Begriff „Kopieren“ die Inkorporierung in ein System statt der „Entnahme“ aus einem anderen betonen.

Im Folgenden versuche ich, aus der Vogelperspektive die Art und Weise darzustellen, wie sich sprachliche Hybridität im Romani manifestiert. Im Blickpunkt steht die Frage, ob der hybride Charakter des Romani dazu führt, dass es sich grundsätzlich von anderen Spra-chen unterscheidet. Mit anderen Worten: Sind die strukturellen Erscheinungsformen des Sprachkontakts im Romani auf kulturelle Praktiken oder Haltungen zurückzuführen, die spezifisch für die Kultur(en) der Roma sind? Bietet das Romani aufgrund der vielen mehr-sprachigen Konstellationen, in denen seine Sprecher interagieren, die Möglichkeit – besser gesagt, verschiedene Möglichkeiten – die vielfältigen Erscheinungsformen des Kontakts zu studieren? Sprachkontakt und Kontaktphänomene Bevor wir fortfahren, ist eine Klarstellung meines Ansatzes zum Sprachkontakt notwen-dig. In der deskriptiven und historischen Sprachwissenschaft dient der Kontaktbegriff traditionell als nützliche Metapher, um die Bedingungen darzustellen, unter denen sich Sprachen durch Absorption von Einflüssen aus anderen Sprachen verändern. Obwohl Weinreich (1953), der Pionier der Sprachkontaktforschung, bemerkt hatte, dass der wahre Ort des Sprachkontakts das zweisprachige Individuum ist, basiert die modernste For-schung auf dem Gebiet auf der Annahme, dass sich sprachliche Systeme in Kontaktsituationen gegenseitig beeinflussen. Folglich werden systembezogene Erschei-nungen untersucht, um Entlehnungsmuster zu erklären oder vorherzusagen (vgl. Moravcsik 1978, Field 2002). Die von Thomason & Kaufman (1988) vielfach zitierte Ent-lehnungsskala unterstreicht die Relevanz der Intensität kultureller Kontakte auf der Ebene der strukturellen Entlehnung, indem sie die soziokulturelle Dimension als notwendigen Gesichtspunkt bei der Bewertung des Kontaktes in den Vordergrund stellt. Dennoch bietet die Skala keine Erklärung dafür, warum einige Kategorien – z. B. Funktionswörter – ein-facher, d.h. durch oberflächlichere kulturelle Kontakte zu entlehnen sind, als andere – wie z. B. die Wortstellung.

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Ich schlage einen alternativen Ansatz zum Sprachkontakt vor. Er basiert zunächst auf ei-nem Verständnis von Sprache als Praxis kommunikativer Interaktion und von grammatischen Kategorien als Auslöser und Operatoren von Sprachverarbeitungsaufgaben im Kommunikationsprozess. Diesem Ansatz folgend ist die Strukturauswahl des Spre-chers nicht willkürlich. Vielmehr untersteht sie unmittelbar dem sprachlichen Aufgabenschema, das der Sprecher realisieren will. Dies wiederum untersteht der zielori-entierten Tätigkeit, die der Sprecher mittels verbaler Kommunikation auf der Ebene des Diskurses verfolgt. Eine solche Sprachauffassung ist keinesfalls eigenwillig, sondern im Gegenteil kompatibel mit einer Vielzahl von theoretischen Ansätzen zu Kommunikation und Diskurs (z. B. Gumperz 1982, Sacks, Schegloff & Jefferson 1974, Rehbein 1977, Eh-lich 2007) sowie zur Sprachproduktion (Green 1998).

Des Weiteren setzt mein Ansatz voraus, dass die „Entlehnung“ auch im weniger umstrit-tenen Sinne des Wortes4 zwangsläufig in Situationen beginnt, in denen Sprecher einer Sprache in bestimmten Kontexten kommunizieren müssen, in denen die eigene Mutter-sprache nicht als Kommunikationsmittel ausreicht. Um dies zu tun, müssen diese Sprecher ihr Repertoire an sprachlichen Strukturen erweitern, und sei es auch nur auf rudimentäre Weise. Zweisprachigkeit bedeutet also eine Erweiterung der Interaktionszusammenhänge und als Folge davon eine Erweiterung des individuellen Repertoires an kommunikativen Strukturen. Von klein auf zweisprachig aufzuwachsen, bedeutet demnach, einem komple-xen Repertoire ausgesetzt zu sein. Dies erfordert die allmähliche Aussortierung der kontextuellen Bedingungen, unter denen verschiedene Struktur-Sets aus diesem Repertoire als angemessen betrachtet werden. Somit erwerben selbst von Geburt an Zweisprachige nicht nativ zwei Sprach-„Systeme“. Vielmehr eignen sie sich ein Repertoire sprachlicher Strukturen und Formen an. Als Teil ihres sprachlichen Sozialisierungsprozesses erwerben sie dann allmählich die Regeln der kontextgebundenen Auswahl einer Form gegenüber einer anderen (siehe Lanza 1997).

Dieser Annahme folgend gehe ich davon aus, dass Zweisprachige – auch „vollständig“, „fließend“ oder „ausgewogen“ Zweisprachige – ihre Kommunikation nicht wirklich in Form von zwei „Sprachen“ oder zwei „sprachlichen Systemen“ organisieren. Vielmehr haben Zweisprachige ein reicheres und erweitertes Repertoire an Sprachstrukturen. Als Teil ihrer sprachlichen Sozialisierung lernen sie, wann sie entsprechend dem spezifischen Interaktionskontext welche Wortformen, Konstruktionen oder Prosodie-Muster verwen-den. Manche Kontexte erlauben eine größere Entscheidungsflexibilität. In diesen Kontexten können Zweisprachige ihr volles Repertoire optimal nutzen, indem sie Nuancen sowie Kontraste zwischen Varianten mit gleichwertiger oder fast gleichwertiger Bedeu-tung gebrauchen (siehe Matras 2007a). Andere Kontextbedingungen sind exklusiver hinsichtlich der Auswahl von Elementen und Elementgruppen innerhalb des Repertoires. Die Existenz von Selektionsregeln als Teil der kommunikativen Kompetenz Zwei-sprachiger bewirkt eine Reihe von Assoziationen zwischen einer bestimmten Strukturen-untergruppe und dem Interaktionskontext A, zwischen anderen Strukturen und Interaktionskontext B und so weiter. Diese Art von Assoziation bezeichnen wir als unsere sozial konstruierte Vorstellung einer „Sprache“ oder eines „Sprachsystems“. Dank dieser sozial vermittelten Vorstellung (socially-broadcast notion) lernen zweisprachige Kinder etwa im Alter von drei Jahren, dass sie zwei „Sprachen“ sprechen; bis dahin unterliegt ihre 4 Zu Diskussionen über die Unterscheidung von Code-Switching und Entlehnung siehe z. B. Myers-

Scotton (1993), Backus (1996), Muysken (2000).

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Verwendung von Wortformen und Konstruktionen einem längeren Prozess von Versuch und Irrtum. Dieser Prozess findet gewöhnlich ohne eine explizite analytische Bezeichnung oder eine andere offene Klassifizierung ihrer Repertoire-Elemente statt.

Es ist wichtig zu beachten, dass eine solche Verbindung zwischen Strukturen auf der einen und Konstellationen von Interaktionskontexten auf der anderen Seite nicht unbedingt für alle Elemente des sprachlichen Repertoires vorliegt. So akzeptieren etwa Deutsch-Englisch-Zweisprachige, dass ihr Repertoire für Konzepte wie Internet, Download, Com-puter nur eine einzige Wortform enthält (die natürlich in unterschiedliche phonologische und morphosyntaktische Umgebungen eingebettet sind). Aus dem gleichen Grund halten es Sprecher zahlreicher Romani-Varianten5 für selbstverständlich, dass es nur eine Wort-form als Operator in ihrem Repertoire gibt, die die Funktion der kontrastiven Konjunktion „aber“ erfüllt; sie wird unabhängig vom Kontext der Interaktion genutzt, sei es gegenüber Roma oder Gaje (rom. für Nicht-Roma); Sprecher von Nord-Zentral- und Nordost-Romani-Varietäten gehen davon aus, dass ihnen etwa das gleiche Inventar von aspektuel-len bzw. Aktionsart-Präfixen zur Verfügung steht, um Verbstämme zu modifizieren, gleich in welchem Sprachsystem (Kontext) sie kommunizieren, ob Romanes oder Gadži-kanes (vgl. Matras 2002: 154). Die Liste kann weiter ausgebaut werden.

Eine solche kategorienspezifische Untrennbarkeit der beiden sprachlichen Teilmengen im Repertoire von Zweisprachigen ist Teil der Definition von „Entlehnung“, die ich in diesem Beitrag verfolge. (Die Definition kann auf jene Konstellationen ausgeweitet werden, bei denen die Struktur weiterhin diffundiert, auch wenn sie eine einsprachige Bevölkerung erreicht, welche noch nie die Notwendigkeit erlebt hatte, in einem neuen Kontext-Set zu interagieren. Dieser Aspekt der Entlehnung, die Diffusion zu Einsprachigen, z. B. beim deutschen Internet oder Computer, ist nicht unbedingt typisch für Entlehnungssituationen. Wie kommt Entlehnung zustande? Und wie hängt sie mit anderen Kontaktphänomenen zusammen? Sprachkontaktphänomene werden im skizzierten Modell als Ergebnis funkti-onal gesteuerter Entscheidungen angesehen, bei denen Sprecher in Interaktionszusammenhängen vom Typ A Strukturen (Wortformen, Konstruktionen, Be-deutungen, phonologische Merkmale u. Ä.) auswählen, die eigentlich mit Kontexten des Typs B assoziiert sind.

Wenn ich annehme, dass die Auswahl funktionsmotiviert ist, meine ich damit nicht, dass die Selektion einer A-Struktur im B-Kontext notwendigerweise immer bewusst, absicht-lich oder strategisch ist. Tatsächlich schlage ich vor, Kontaktphänomene in einem Kontinuum anzuordnen: angefangen bei denen, die überhaupt nicht freiwillig, ja sogar kontrastrategisch in ihrem Ursprung sind, bis zu jenen, die bewusst und gewollt sind. Alle sind jedoch funktional in dem Sinne, dass sie das Produkt von Sprachhandlungen in einer zielorientierten kommunikativen Interaktion sind. Die Empfänglichkeit bestimmter struk-tureller Kategorien für kontaktbezogene Veränderungen ist daher nicht zufällig, sondern von Natur aus mit ihrer Funktion verbunden sowie mit der Art, wie sie im Diskurs ver-wendet werden. Kontaktphänomene werden in dieser Hinsicht viel mehr als unterstützend, und nicht als störend für die kommunikative Aktivität angesehen.

5 Zur Dialektvielfalt des Romani siehe die vom Autor konzipierte morphosyntaktische Datenbank

unter http://romani.humanities.manchester.ac.uk/rms.

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Im weiteren Teil dieses Beitrags werde ich eine Reihe von Kontaktphänomenen betrachten und ihr Vorkommen in den Romani-Varianten veranschaulichen. Strategische und semi-strategische Sprachmischung: Hybridität auf der Diskursebene Mit seiner These, Zweisprachige könnten entscheiden, ob sie ihre „Sprachen“ trennen und einsprachige Kontexte erhalten, oder ob sie aktiv beide Sprachen in ein Gespräch einbe-ziehen, hat Grosjean (2001) einen erheblichen Einfluss auf die Diskussion um Zweisprachigkeit genommen. Die letztere Art der Kommunikation, für die Grosjean den Begriff „bilingualer Modus“ vorschlägt, erlaubt es dem bilingualen Sprecher, zwischen den Sprachen zu wechseln oder Äußerungen durch das Einfügen von Elementen der einen Sprache in die andere zu mischen. Einer der charakteristischen Merkmale des Romani-Diskurses ist wohl, dass er immer im bilingualen Modus abläuft: während eines Gesprächs in Romani können die Sprecher im Allgemeinen ziemlich frei entscheiden, ob sie Struktu-ren auf verschiedenen Ebenen übernehmen – durch Codewechsel auf der Ebene der Äußerungen, oder auf Satzebene durch Worteinfügung oder Ähnliches.

Dieser Umstand ist vielleicht einer der besten Beweise dafür, dass Zweisprachige nicht einfach eines ihrer sprachlichen „Systeme“ in einer einsprachigen Umgebung deaktivie-ren; vielmehr ist das gesamte Repertoire ständig aktiv. In einem einsprachigen Modus vermeiden Sprecher bewusst bestimmte Strukturen und bemühen sich, ihre Sprache ent-sprechend zu steuern, so wie Romani-Sprecher es vermeiden, Romani zu sprechen, wenn sie sich an Außenstehende wenden. Allerdings dürfte der Insiderdiskurs im Romani per Definition im bilingualen Modus stattfinden, da die Sprecher die zweite Sprache für ver-schiedene kommunikative Zwecke einbeziehen, vgl. den folgenden Textauszug: (1) Lovari/Deutsch (Matras, Feldforschungsmaterial)

a. S: E familja či trobulas te del pe gindo sar te praxov les si te žav kudka te kerav kuko formularo kothe.

b. H: Ja, mhm, mhm. c. S: Kodo nas la familjako bajo, kodo či kerelas e familja, kodo e sterine Rom

kerenas. d. Aj akana, obwohl kadka meres ke muljas tuke varekon, hačares, du bist total

fertig, tu si te žas inke te des tu gindo kaj te praxov les, kudka si te žav, Bestattungsinstitut, ehm/pa/pa/pa Meldeamt, eh Geburts-/Sterbeurkunde, […].

a. S: 'Die Familie musste nicht darüber nachdenken, wie ich ihn begraben sollte, ich

muss dorthin gehen, ich muss dort dieses Formular ausfüllen. b. H: Ja, mhm, mhm. c. S: Es war kein Problem der Familie, die Familie musste es nicht tun, Fremde ta-

ten es. d. Und jetzt, obwohl du hier stirbst, weil einer deiner Leute starb, verstehst du, du

bist total fertig, du musst dennoch dahin gehen und darüber nachdenken, wo soll ich ihn begraben, ich muss dorthin gehen, Bestattungsinstitut, ehm/zum/zum/zum

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Meldeamt, eh Geburts-/Sterbeurkunde, […].'

Die verschiedenen deutschen Einschübe im Lovari-Diskurs haben verschiedene Funktio-nen. Im Segment a. ist das Wort formularo eine Replik des deutschen Begriffs „Formular“, auch wenn er in die Morphologie und Phonologie des Romani integriert ist. Sein Zweck ist offensichtlich, die Lücke zwischen dem deutschsprachigen Interaktions-kontext, welcher die kommunikative Tätigkeit in Institutionen dominiert, die von Nicht-Roma unterhalten werden, und dem Romani-Familiendiskurs zu überbrücken. Es gibt kei-nen Beweis, dass das Wort formularo in dieser Sprechergemeinschaft in dem Sinne gut etabliert ist, dass es besonders häufig oder für eine lange Zeit verwendet wurde und schon gar nicht dafür, dass es von irgendeiner (nicht vorhandenen) Gruppe einsprachiger Roma-ni-Sprecher übernommen wurde. Vielmehr ist die strukturelle Integration ein Zeichen der Inkorporation eines Konzepts, das in der Insider-Perspektive darstellenswert ist. Dagegen wird die institutionelle und administrative Terminologie auf deutsch eingefügt, ohne den Versuch, sie zu adaptieren. Es handelt sich eindeutig um den Import von Konzeptualisie-rungen, die assoziiert sind mit spezifisch deutschen Begriffen als Zeichen des institutionellen Interaktionskontextes, in dem sie in der Regel ausgehandelt werden. Die Einfügung deutscher Wortformen dient dazu, diese Assoziationen während des (Romani-)Diskurses zu aktivieren.

Einen anderen Funktionstyp stellt die Verwendung der deutschen Konjunktion obwohl dar. Konzessive Ausdrücke sind in diesem Romani-Dialekt parataktisch, dabei wird die Grundaussage unmarkiert vorangestellt, danach folgt die kontrastierende Proposition, ein-geleitet durch sa jekh ,trotzdem‘. Die Sprecherin repliziert die deutsche hypotaktische Konstruktion und organisiert die Sätze so, dass sie mit ihrem Organisationsmodus im Deutschen kompatibel ist. Streng genommen baut sie auf einem deutschen Konstrukti-onsmodell auf und passt es teilweise an die Inhaltsdarstellung im Romani an; doch mangels einer Romani-Konjunktion kann die Konstruktion nur funktionieren, wenn die Sprecherin die deutsche Form einfügt. Die Sprecherin aktiviert somit eine konzessive Konstruktion, die Teil ihres sprachlichen Repertoires ist, um eine bestimmte hierarchische und semantische Beziehung zwischen Inhaltseinheiten auszudrücken. Ihr misslingt das Herausfiltern der richtigen Konstruktion, weil sie nicht in den Kontext passt (d. h., sie ist nicht in der Interaktionssprache). Dadurch wird der Auswahlmechanismus neutralisiert, der bestimmte Konstruktionen ermöglicht und andere hemmt.

Schließlich kommen wir zum alternierenden Umschalten im Segment d., wo der Sprecher einen ganzen Satz in deutscher Sprache einfügt. Auch dies ist funktional bedingt: Der Sprachkontrast signalisiert metaphorisch einen Gegensatz zwischen den Diskursschritten (vgl. Gumperz 1982). Der deutsche Begriff umschreibt und fasst den Inhalt des vorigen Teils der Äußerung zusammen. Somit fokussiert und betont er ihn.

Die folgenden zwei Beispiele richten den Fokus auf zwei Arten von Kontaktphänomenen. Weiter oben sahen wir das Einsetzen institutioneller und administrativer Terminologie aus der Mehrheitssprache. Beispiel (2) zeigt, wie im bilingualen Modus sogar solche routine-gebundene und paradigmatische Strukturen wie Zahlen – in diesem Fall Daten – repliziert werden, wobei Assoziationen mit dem formalen Kontext eines institutionellen Diskurses, in der Regel eines administrativen Aktes, hervorgerufen werden:

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(2) Russka Roma/Russisch (RMS-Datenbank6)

Me bijandyjom do tysjača devjatsot šesjdesjat vasjmo berš. 'Ich wurde im Jahr neunzehn sechsundsechzig geboren.'

Schließlich machen wir im Beispiel (3) kenntlich, wie alternierende Umschaltungen ge-sprächsstrategischen Zwecken dienen, indem sie den Diskurs strukturieren und somit dem Hörer einen Überblick über die vom Sprecher in individuellen Äußerungen verfolgten Absichten präsentieren. So begleitet im Segment d. das Umschalten auf Deutsch eine an den Hörer gerichtete Rückversicherung über den Wahrheitsgehalt der Geschichte und die Autorität des Sprechers. In f. wird ein zentraler Aspekt der Handlungskomplikation wie-derholt, die zum Höhepunkt führt, und in i. gibt der Sprecher eine wertende Zusammenfassung der Geschichte im Zusammenhang mit den Einstellungen rund um die dargestellten Ereignisse: (3) Lovari/Deutsch (Matras, Feldforschungsmaterial)

a. Kamelas te kerel varesar te šaj žal ande špital, žanes, te šaj len la te ingren la ande špital.

b. Numa voj či žanelas ke voj po kaver džes avri žal. c. Ta las jekh roj, d. und das stimmt, e. ekh roj las, roj, f. Löffel. g. Las ekh roj, aj kamelas te phagel pesko dand. h. Ta sar zumadas kodo nakhadas e roj, aj mulas. i. Das war Tragödie. a. 'Sie wollte irgendwie etwas tun, sodass sie ins Krankenhaus gehen könnte, weißt

du, damit sie sie nehmen und sie ins Krankenhaus bringen. b. Aber sie wusste nicht, dass sie am nächsten Tag wieder heraus kam. c. Und sie nahm einen Löffel, d. und das stimmt, e. Sie nahm einen Löffel, Löffel, f. Löffel. g. Sie nahm einen Löffel, und sie wollte sich ihren Zahn herausziehen. h. Und als sie es versuchte, verschlang sie den Löffel, und sie starb. i. Das war Tragödie.'

Wir haben also gesehen, dass Sprecher im bilingualen Modus innerhalb des Repertoires auswählen können, um verschiedene Ziele zu erreichen. Die gewählten Sprachmittel sol-len Interaktionen replizieren, die üblicherweise in der jeweils anderen Sprache stattfinden; dies geschieht manchmal lediglich durch die Verwendung einer Wortform und die damit verbundene Aktivierung von Assoziationen, die mit ihr einhergeht. Andere Entscheidun-gen können den Ablauf der Äußerung und des Diskurses selbst betreffen sowie die Schwierigkeit der Auswahl einer funktional passenden Konstruktion. Schließlich haben 6 Siehe http://romani.humanities.manchester.ac.uk/rms.

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wir Entscheidungen gesehen, die den Kontrast zwischen Teilmengen des Repertoires zum Zwecke der Organisation und der Strukturierung des Diskurses nutzen.

All diese Hilfsmittel stehen aktiv Zweisprachigen zur Verfügung und sagen dennoch nicht viel über das Kontaktverhalten des Romani im einzelnen Fall aus. Trotzdem erlauben sie, den Wert der sprachlichen Hybridität im Romani zu erkennen, da sie uns helfen können, ihr Wesen anhand folgender bezeichnender Umstände zu charakterisieren:

a) Alle erwachsenen Romani-Sprecher sind zweisprachig, und ein normales, alltäg-liches Gruppengespräch in Romani lässt fast immer den bilingualen Modus und somit die Nutzung des sprachlichen Repertoires in seiner Gesamtheit und seinem vollen Potenzial zu.

b) Hybridität und ihre sprachliche Praxis reflektiert unmittelbar die Interaktionsbe-reiche und Rollen, die den jeweiligen Sprachen zugeordnet sind. Dabei sind institutionelle und administrative Begriffe und Sprachhandlungen auf die Sprache der Außenstehenden, der Mehrheit orientiert. Kompromisslösungen favorisieren die Auswahl von Konstruktionen, die ohne Einschränkungen (in romanes sowie gadžikanes) eingesetzt werden können, gegenüber denen, die (auf nur romanes-Kontexte) beschränkt sind.

Somit können durch die „natürliche Auswahl“ Strukturen anderssprachlicher Herkunft bevorzugt werden, wie die konzessive Konstruktion im Beispiel (1) bezeugt. Fusion der sprachlichen Materie In früheren Arbeiten (Matras 1998a, 2005) habe ich die Auffassung vertreten, dass die Nicht-Trennung von Sprachen in Bezug auf eine ganze Kategorie von Operatoren einen Fall von Fusion darstellt. Im Rahmen des hier verfolgten Modells des „sprachlichen Re-pertoires“ bedeutet dies, wie oben bereits angedeutet, dass die Sprecher für die jeweilige Funktion oder Funktionenklasse nur über eine einzige Form oder Formklasse in ihrem mehrsprachigen Repertoire verfügen; diese Form oder Formenklasse wird unabhängig vom Interaktionskontext aktiviert. In dieser Hinsicht gibt es also hier keine Sprachentren-nung.

Die Fusion betrifft in erster Linie diejenigen operativen Ausdrucksmittel, die dem Spre-cher einen erheblichen Verarbeitungsaufwand abfordern, wie die im vorigen Abschnitt diskutierte konzessive Konstruktion. Diese verstärkte Aufmerksamkeit beruht auf der Rol-le solcher Mittel bei der Planung der Äußerung und der Darstellung des propositionalen Inhalts durch den Sprecher, aber gleichzeitig auch beim Antizipieren und aktiven Beglei-ten der Verarbeitung dieser Inhalte unter Berücksichtigung der Präsuppositionsbasis beim Hörer. So dient ein Operator wie „obwohl“ dazu, die Aussage des Sprechers in zwei Teile zu strukturieren: in eine nachteilige Hintergrund- und eine unerwartete Vordergrundein-heit. Dabei verweist er die Zuhörer auf einen Widerspruch zwischen einem erwarteten Sachverhalt und der tatsächlichen Aussage, oder auf eine „unterbrochene Kausalkette“ (Rudolph 1995). Darüber hinaus greift er in den hörerseitigen Rezeptionsprozess ein, in-dem er den Hörer von einer erwarteten Spur auf eine überraschende Fährte umorientiert, um damit gleichzeitig das Vertrauen des Hörers in die Kompetenz des Sprechers zu unter-stützen.

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Wie hängen nun Fusion und hohe Aufmerksamkeit fordernde Diskurs-Operationen zu-sammen? Wie bereits gesagt, treffen zweisprachige Sprecher ständig Entscheidungen und wählen zwischen gleichwertigen oder nahezu gleichwertigen Strukturen je nach ihrer Kon-text-Angemessenheit; mit anderen Worten, sie müssen jedes Mal, wenn sie eine linguistische Kategorie aktivieren (was wiederum eine Sprachverarbeitungsaufgabe er-zeugt), aus der „richtigen Sprache“ auswählen. Wir gehen zusammen mit Green (1998) davon aus, dass der Auswahlmechanismus sowohl in einer positiven Richtung funktio-niert, indem er kontextuelle Merkmale sucht und sie mit den entsprechenden Strukturen abgleicht, als auch in negativer Richtung durch die Unterdrückung der Auswahl nicht zum Kontext passender Formen. Dieser Auswahlmechanismus selbst erfordert die Aufmerk-samkeit des Sprechers in höchstem Maße. Weitere Aufmerksamkeit erfordernde Aufgaben können somit auf Kosten des Auswahlverfahrens gehen, es schwächen und Fehlfunktionen bewirken. Das Ergebnis ist ein Sprachproduktionsfehler: der bilinguale Sprecher wählt eine Konstruktion, die funktional angemessen, aber kontextuell unpassend ist (da sie aus der „falschen“ Sprache ist, siehe Beispiele in Matras 1998a, 2007a).

Welche Sprache setzt sich nun beim Versagen dieses Auswahlprozesses mit höherer Wahrscheinlichkeit durch? Greens (1998) Modell sieht in solchen Fällen einen Rückgriff auf Routineaufgaben vor, das heißt, auf vorgefertigte Sprachproduktionsschemata, die in einem Kurzzeitgedächtnis abgespeichert sind und daher nicht noch einmal zusammenge-fügt werden müssen. Tatsächlich wurde in Matras (1998a, 2007a) gezeigt, wie sich Sprecher auf die Sprache beziehen, auf die die Aufmerksamkeit des Sprechers in der letz-ten kommunikativen Interaktion umgeleitet wurde (dort als pragmatisch dominante Sprache definiert). Im Fall des Romani funktioniert das entsprechende gadžikanes stan-dardmäßig als pragmatisch dominante Sprache; seine Kohärenz wird gewährleistet durch das bewusste Bemühen des Sprechers um eine Kommunikation im gadžikanes-Kontext, während der Romani-Kontext, immer durch die Wahl des bilingualen Modus definiert ist. Die beiden Kontext-Sets sind demnach asymmetrisch, und die Rückgriffoption bei Aus-wahlstörungen ist daher eine in der externen Mehrheitssprache etablierte Routineaufgabe.

Dieses Modell war als Erklärung dafür gedacht, warum gerade solche Operatoren eine größere Neigung zur ersetzenden grammatischen Entlehnung im Romani aufweisen, die aufgrund der geforderten Aufmerksamkeit, der Intervention in die sprachliche Verarbei-tung durch den Hörer und aufgrund widersprüchlicher Präsuppositionen weit oben auf der Relevanzskala stehen (Matras 1998a, Elšík & Matras 2006): Beim häufigen Rückgriff auf die pragmatisch dominante Sprache ist es von Vorteil, Verarbeitungsoperationen zu ver-einfachen, indem die Notwendigkeit der Auswahl aufgehoben wird. Das Ergebnis ist eine Fusion der Operatoren der jeweiligen Klasse. Eine solche Verschmelzung wird unweiger-lich das Set der pragmatisch dominanten Sprache begünstigen.

Während die Verschmelzung in meinen früheren Arbeiten als diachroner Prozess be-schrieben wurde, der zwar auf der individuellen Diskursebene ausgelöst wird, der jedoch von einer langfristigen Verbreitung in der ganzen Sprachgemeinschaft abhängt, möchte ich hier in Betracht ziehen, dass Sprecher Fehlfunktionen bei der Auswahl vermeiden können, indem sie die Verschmelzung auf der Idiolekt-Ebene erlauben. Dies kann gesche-hen, wenn ein Sprecher den bilingualen Modus zur routinemäßigen Verschmelzung diskursanalytischer Operationsfunktionen in beiden Sprachen nutzt, vgl. folgende Beispie-le:

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(4) Lovari/Deutsch (Matras, Feldforschungsmaterial) Laki familija sas also kesave sar te phenav, artisturi, ne?

'Ihre Familie waren also solche, wie soll ich sagen, Artisten, ne?' (5) Lovari/Deutsch (Matras, Feldforschungsmaterial)

Taj žasas ande veša taj rodasas, taj dikhasas, khelasas ame halt, ne.

'Und wir gingen in die Wälder und suchten und sahen uns um und wir spielten halt, ne.'

Die Sprecherin, die in Polen geboren wurde und in Deutschland sowie in Schweden auf-gewachsen ist, setzt routinemäßig deutsche Diskursmarker in ihren Lovari-Diskurs ein. Diachron dürfte dieser Fall von Verschmelzung schlecht zu deuten sein: Es gibt kaum Anzeichen für eine breite Akzeptanz deutscher Diskursmarker in einer Sprachgemein-schaft, auch nicht in einer kleinen wie der Großfamilie der Sprecherin. Dennoch behandelt die Sprecherin das Diskursmarkerset hinsichtlich des Sprachkontextes als neutral.

Gleichwohl erklärt das diachronische Verschmelzungsszenario die erheblichen Unter-schiede zwischen den Romani-Dialekten in einem vorhersagbaren Inventar von Funktionsklassen, einschließlich kontrastiver Konnektoren, Diskursmarker, Fokusparti-keln, Phasenadverbien, Indefinitheitsmarkern u. a.: (6) (RMS-Datenbank)

a. Polska Roma/Polnisch každo dives džavas po targo

b. Ursari/Rumänisch džavas yn fjekare zi kaj ki pjaca

c. Velingrad Erli/Bulgarisch žavas ko pazari seko dives

'Jeden Tag ging ich auf den Markt.'

Für einige von diesen Klassen wurde angenommen, das umfangreiche, dialektspezifische Entlehnungsverhalten im Romani könne „Lücken“ im alten System (Boretzky 1989) wi-derspiegeln. Aber Lücken sind nicht nur aus funktionalen Gründen eine unzureichende Erklärung, sondern auch, weil nachgewiesen werden kann, dass Dialekte, welche die Kon-taktsprache gewechselt haben, genau das gleiche Set von Markern erneut ausgetauscht haben (siehe Matras 1998a).

Auf einer Erhebung von mehr als 70 Romani-Varianten basierend, postulieren Elšík & Matras (2006) Hierarchien, die zeigen, dass bestimmte Kategorienwerte entlehnungsanfäl-liger sind als andere. Die Tatsache, dass die Entlehnungshierarchien nicht einfach der abnehmenden strukturellen Markiertheit folgen, wird dort als Beweis dafür genommen, dass das Entlehnen eine Strategie ist, die dem bilingualen Sprecher hilft, die Sprachaus-wahl erfolgreich zu meistern. Entlehnungen reduzieren im Endeffekt die Menge der notwendigen Entscheidungen zwischen den alternierenden Systemen und erhöhen so die

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Effizienz der Kommunikation in zweisprachigen Situationen, ohne die Sprachentrennung insgesamt und gleichzeitig die Markierung separater Identitäten durch Sprache zu beein-trächtigen. Die höhere Entlehnbarkeit von semantischen Merkmalen wie etwa die schwächere Zugänglichkeit (z. B. die fremdbestimmte Modalität, Futurformen, periphere lokale Relationen, höhere Zahlwörter) bestätigen den Zusammenhang zwischen Ver-schmelzung und mentalem Verarbeitungsaufwand. Dass wir es dabei mit universellen Eigenschaften der Sprachverarbeitung zu tun haben und nicht mit strukturellen Eigen-schaften, die spezifisch für das Romani sind, wird durch die Tatsache untermauert, dass fast identische Hierarchien wie die bei Elšík & Matras (2006) für das Romani postulierten, mittlerweile sprachübergreifenden, Stichproben von über 25 verschiedenen Sprachen aus verschiedenen Teilen der Welt bestätigt wurden (Matras 2007b).

Dennoch erscheinen einige Entlehnungs-Fälle im Romani ziemlich einzigartig. Es hat sich gezeigt, dass einige Romani-Dialekte im Kontakt mit dem Türkischen dazu neigen, die türkische Verbflexion zusammen mit verbalen lexikalischen Entlehnungen aus dem Türki-schen anzunehmen (Igla 1996; Adamou 2012). Die Entlehnung von Verbflexionen ist eine absolute Ausnahme, und ihre Entlehnung in größerem Maßstab ist selbst nur für eine Klasse von Verben anderswo nahezu ohne Beispiel. Vielmehr ist bekannt, dass Verben besondere Integrationsschwierigkeiten aufweisen. Diese werden manchmal auf ihre struk-turell-typologische Komplexität zurückgeführt (Muysken 2000). Doch auch die funktio-nale Rolle der finiten Verben in der Verankerung der Prädikation scheint daran ihren Anteil zu haben. Bei der Bestimmung der Codewahl für eine Äußerung ist das letzte Krite-rium nicht so sehr die Matrix-Sprache als umfassendes Konzept, welches die gesamte grammatische Morphologie des Abschnitts abdeckt, wie von Myers-Scotton (1993) vorge-schlagen, sondern vielmehr die Wahl der Morphologie und somit des Codes, in dem die Prädikation als Kern der Äußerung verankert ist. Beispiele wie (7) können als „Romani“ aufgefasst werden in Bezug auf die Codewahl durch den Sprecher, ihre Prädikation jedoch wird im Türkischen festgemacht: (7) Kaspichan Xoraxano/Türkisch (RMS-Datenbank)

Mangava konušajim kole dört čhaensa. 'Ich möchte mit diesen vier Mädchen sprechen.'

Eine mögliche Erklärung ist, dass die Zweisprachigkeit in diesen Gemeinschaften ein Ni-veau erreicht hat, in dem die Barriere zwischen Insider- und Outsider-Sprache verschwimmt, und der zweisprachige Modus nicht nur als Standard-Codewahl auf der Diskurs-Ebene, sondern auch auf der Aussage-Ebene stabilisiert wurde. Die alternierende Verankerung der Prädikation im Türkischen sowie im Romani widerspiegelt die Tatsache, dass beide Sprachen familiäre „wir-Codes“ sind. In der Tat gibt es Anzeichen für das Auf-kommen vergleichbarer Verhaltensweisen unter Romani-sprechenden Gemeinschaften in Griechenland und Russland (vgl. Diskussion in Matras 2002: 128), was gegen die mor-phologische Typologie des Türkischen als mögliche Ursache spricht. In diesen und anderen Varietäten scheint der Prozess mit Modalverben zu beginnen, die oft zusammen mit ihrem grammatischen Flexionspotenzial eingeführt werden. Dies stellt eine Ver-schmelzung der Ausdrucksmittel der Romani-Sprache und der Kontaktsprache für die Modalität dar; der Prozess kann danach auch andere Verblexeme erfassen. Im Falle des von Igla (1996) beschrieben Ajia-Warwara-Dialekts stellt die Beibehaltung der türkischen Verbflexion nach dem Kompetenzverlust im Türkischen lediglich eine Fossilierung des

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früheren Sprachverhaltens und die Annahme einer Aufspaltung des verbalen Wortschatzes in Flexionsklassen dar. Die Replikation von Mustern Neben der Verschmelzung von Wortformen und ihrer jeweiligen Klassen neigt das Roma-ni erheblich zur Fusion von organisatorischen Mustern oder semantischen Konstruktionen. Zwei Beispiele illustrieren diese Tendenz auf der Ebene der lexikalischen Semantik: (8) Lovari (Deutschland)

Asal tut avri.

'Er lacht dich aus.' (9) Sinti (Deutschland)

Me kerau o vuder pre.

'Ich mache die Tür auf.'

Das Modell für (8) ist der deutsche Ausdruck lacht dich aus (bestehend aus den Romani-Komponenten asal ,lacht‘ und avri ,aus‘). Für (9) ist das Modell Deutsch Ich mache auf (bestehend aus Romani kerau ,ich mache‘ und pre ,auf‘). Die metaphorisch-aspektuellen Muster werden im Romani nachgebildet, was darauf hinweist, dass die Sprecher zunächst ein einziges Bildungsmuster aktivieren, das die verschiedenen lexikalischen Konzepte innerhalb ihres Repertoires repräsentiert; danach wird es an die kontextuellen Anforde-rungen angepasst und es werden geeignete Wortformen ausgewählt, um das Muster zu füllen. Dies könnte man als eine Kompromissstrategie ansehen, die es den Sprechern er-laubt, ein einziges Repertoire von lexikalischen Bildungsmustern effektiv zu nutzen, und die ihnen dennoch die Möglichkeit einer expliziten kontextorientierten Differenzierung durch die Verwendung entsprechender Wortformen bietet. In welchen Fällen Wortbil-dungsmuster übernommen werden und in welchen die Wortformen entlehnt werden, ist nicht voraussehbar. Allerdings bietet das Sinti-Beispiel einen Anhaltspunkt. Das Gegen-stück zu 'Ich mache zu' ist kerau zu, eine hybride Bildung. Hier finden wir die Nachbildung eines Musters, aber aufgrund des Fehlens eines strukturellen Mittels im Ro-mani, um Deutsch zu zu ersetzen (die Dativ-Präposition ke fehlt im Sinti und Dativ-Relationen werden mit synthetischen Kasusformen ausgedrückt), wird die deutsche Wort-form entlehnt.

Solche Nachbildungen von Mustern (siehe Matras & Sakel 2007) sind nicht auf die Wort-bildung beschränkt, sondern auch in grammatischen Konstruktionen des Romani weit verbreitet, vgl. die Geschichte der possessiven Konstruktion im Romani: (10)

a. Frühes Romani und konservative Dialekte Si man jekh čhavo.

b. Russka Roma (RMS-Datenbank)

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Mande jekh čhavo. c. Griechisches Romani (RMS-Datenbank)

Therav jekhe čhaves.

'Ich habe einen Sohn.'

Unter (10)a finden wir die possessive Konstruktion, wie sie immer noch in einer Vielzahl von Romani-Dialekten, einschließlich der Vlachischen und der südlich-zentralen Varietä-ten wie des Burgenland-Roman sowie des Sinti, weit verbreitet ist und wahrscheinlich die Situation im frühen Romani reflektiert (vgl. Matras 2002: 80f.). Die possessive Konstruk-tion in (10)b ist charakteristisch für die Russka Roma und andere nordöstliche Dialekte. Auch sie basiert auf einem Existenzialausdruck, was ein gemeinsames Merkmal sowohl der historischen Konstruktion des frühen Romani als auch der russischen Konstruktion ist. Doch ihre Kasusrelationen, namentlich die Wiedergabe des Possessors im Lokativ ebenso wie das Fehlen oder das fakultative Auftreten einer Kopula im Präsens, zeigen eine Ver-schiebung hin zum Vorbild der äquivalenten russischen Konstruktion. Schließlich stellt (10)c die possessive Konstruktion in den Romani-Dialekten Griechenlands und einiger Nachbarregionen in Süd-Bulgarien und Mazedonien dar. Hier stützt sich die Aussage nicht auf die existenzielle Prädikation, sondern auf ein transitives possessives Verb, wel-ches aus dem Verb ,halten‘ grammatikalisiert wurde. Folglich ist der Possessor das Subjekt der Konstruktion, während das Possessum ein direktes Objekt ist. Die Konstrukti-on basiert auf dem griechischen transitiven besitzanzeigendem Verb ex-,haben‘ und möglicherweise auch auf dem mazedonischen ma-. Sprachenmischung im emotionalen Modus Ich wende mich schließlich einem weiteren Kontaktphänomen im Romani zu, das die Aufmerksamkeit von Sprachforschern seit dem Beginn ihres Interesses an der Romani-Sprache weckte, nämlich die Existenz von so genannten „gemischten Dialekten“ im Ro-mani. Es ist in Mode gekommen, diese „Para-Romani“-Varietäten als Kombination des Romani-Wortschatzes mit dem grammatischen Rahmen der „Gastgeber“- oder Mehrheits-sprache zu beschreiben. Eine solche Charakterisierung wird jedoch der Natur und Funktion des Einsatzes von Romani-Vokabular in solchen Kontexten kaum gerecht. Statt-dessen haben wir es mit der okkasionellen Verwendung aus dem Romani stammenden lexikalischen Einheiten (wie auch mit einer begrenzten Anzahl von grammatischen Funk-tionswörtern) im Nicht-Romani-Diskurs zu tun.

Folgende Auszüge aus Gesprächen mit Anglo-Romani-Sprechern in Nordengland wurden während des Manchester Romani-Projekts aufgenommen: (11) Anglo-Romani

We call a bad rakya what likes loads of mushes, a chikla luvni, you know, what likes goin’ with these different mushes, and we’ll say „don’t rokker to duvva it’ll have the otchraben“.

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'Wir nennen ein böses Mädchen, das eine Menge von Männern mag, eine drecki-ge Schlampe, weißt du, der es gefällt, mit diesen unterschiedlichen Männern zu gehen, und wir sagen: ,sprich nicht mit der, sie wird die Geschlechtskrankheit haben‘.'

(12) Anglo-Romani

Ol the obben coz when the raklis jels I’m gonna mor yas. 'Iss das Essen, denn wenn die Mädchen gehen, werde ich dich töten!'

Während die historische Rolle des Anglo-Romani noch Gegenstand von Diskussionen ist, kann das heutige Anglo-Romani relativ klar als ein emotionaler Modus beschrieben wer-den, der Sprechhandlungen auf der Diskursebene markiert (siehe Matras 2010). Er signalisiert dem Hörer, dass ein Sprechakt vor dem Hintergrund einer spezifischen Domä-ne von gemeinsamen Werten, Einstellungen und kulturellem Wissen interpretiert werden soll, wobei ein Gefühl der Solidarität, Bindung oder Zuneigung vermittelt wird. Um die Wirkung des emotionalen Modus auszulösen, ist es oft ausreichend, nur ein einzelnes Element aus dem speziellen vom Romani abgeleiteten lexikalischen Repertoire in die Äu-ßerung einzusetzen. Die spezifische Wortwahl kann jedoch auch funktional bedingt sein, wenn die Äußerung bestimmte Bedeutungen vor Außenstehenden verbergen soll oder wenn bestimmte Elemente des propositionalen Inhalts – oft Begriffe, die kulturelle Tabus zum Ausdruck bringen – euphemistisch oder dysphemistisch markiert werden sollen (wie im Beispiel 11).

Historisch betrachtet könnte der emotionale Modus als diskursiv-funktionale Spezialisie-rung von Sprachmischung angesehen werden, die für die englische Romani-Gemeinschaft in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts dokumentiert ist (und für die walisi-sche Romani-Gemeinschaft ein Jahrhundert später). Mit dem Verlust des Inventars an grammatischen Romani-Strukturen in der britischen Romani-Gemeinschaft nahm das Ein-fügen von Romani-Wortschatz in den englischen Diskurs eine emphatische Funktion an, die sich aus der Assoziation von Strukturen und Wortschatz aus dem Romani mit der Sprache der intimen Familien-Domäne entwickelt haben dürfte. Auf diese Weise hat das Anglo-Romani die Funktion eines spezialisierten Diskursinstruments angenommen, das in vielen anderen Sprachgemeinschaften fehlt.

Nach dem Niedergang des flektierten Romani in den britischen Romani-Gemeinschaften repräsentiert das Anglo-Romani als emotionaler Modus somit eine Art Nachleben einer Sprache. Es ist sicherlich kein Zufall, dass andere Para-Romani-Varietäten das flektierte Romani überlebt haben; so finden wir Para-Romani in Spanien, im Baskenland und in Skandinavien. Allerdings ist der Sprachverlust nicht unbedingt eine Voraussetzung für die Bildung eines gemischten Codes. Zudem wurde anderswo die spielerische oder affektive Einbettung lexikalischer Elemente aus dem Romani in Nicht-Romani-Sprachen als Dis-kurs-Strategie beobachtet. In Deutschland ist es üblich, dass Sprecher der Sinti und Lovari oder anderer Nicht-Sinti-Varietäten anstatt in Romani auf Deutsch kommunizieren, um dialektübergreifende Verständnisbarrieren zu überwinden. Dennoch benutzen sie im Pro-zess eine bemerkenswerte Anzahl von Romani-Wortformen – als Zeichen der Solidarität und einer gemeinsamen Wissensbasis von Einstellungen und Werten. So ist der „gemisch-te“ emotionale Modus eine Option in vielen Romani-Gemeinschaften, die daneben auch flektiertes Romani bewahren.

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Zusammenfassung Die Sprachkontaktforschung hat vieles anzubieten, um das Studium kultureller Hybridität zu bereichern. Ein kurzer Überblick über die verschiedenen, hier untersuchten Kon-taktphänomene liefert einen differenzierten Bestand an unterschiedlichen Strategien mit verschiedenen strukturellen Erscheinungsformen:

a. die Einbettung von Wortformen, hauptsächlich semantischer Marker, die Assozi-ationen mit Interaktionskontexten hervorrufen, die gewöhnlich in der anderen Sprache verhandelt werden; dies kann als das Zulassen der Auswahl von Wort-formen aus einer anderen Sprache betrachtet werden, die dort funktional einzigartige Konzepte vertreten;

b. das Alternieren der Sprachen mit dem Ziel einer strategischen Wirkung und einer Strukturierung des Gesprächs;

c. die Fusion von Operatoren oder Operatorenklassen, die in der Regel für Konnek-tivität, Interaktionsmanagement und für die Verarbeitung von Präsuppositionen verantwortlich sind, mit dem Ergebnis, dass das Romani das gesamte Inventar der entsprechenden Formenklasse aus der Kontaktsprache übernimmt;

d. die Aufspaltung des Wortschatzes hinsichtlich der Strategien der Verankerung der Aussage; dabei wird die Einleitung der lexikalischen Prädikation durch einige Verblexeme aus der Kontaktsprache erlaubt;

e. die Nachbildung von Mustern, die dem Sprecher die Verwendung gleicher oder ähnlicher organisatorischer Konstruktionen aus dem gesamten Repertoire erlau-ben, während er die Aussage bei der Auswahl der konkreten Wortformen an die kontextuellen Anforderungen anpasst;

f. die Verwendung eines gemischten Codes als emotionaler Modus, wobei aus dem Romani abgeleitete lexikalische Einschübe verwendet werden, um Assoziationen einer gemeinsamen Welt an Werten, Erfahrungen und Haltungen hervorzurufen.

Viele, wenn nicht die meisten hier besprochenen Kontaktphänomene, wurden bereits beo-bachtet und in der deskriptiven Literatur zum Romani analysiert. Der Zweck des vorliegenden Beitrags war nicht, zu ihrer Sachdarstellung beizutragen. Vielmehr war es meine Absicht, auf die Fakten zurückzugreifen, die vom Kontaktverhalten des Romani angeboten werden, um eine performance-basierte Kontakttheorie vorzustellen, in der Sprache als Aktivität angesehen wird und wo Kontaktphänomene als strategische Ent-scheidungen verstanden werden, welche die Sprecher bewusst oder unbewusst treffen, um ihr Kommunikationsziel zu erreichen. Dieser theoretischen Perspektive liegen folgende Prinzipien zugrunde:

a. die Vorstellung eines umfassenden sprachübergreifenden Repertoires von Struk-turen, das ständig aktiviert ist, und aus dem nach der Prüfung ihrer kontextueller Angemessenheit und Funktionalität konkrete Strukturen ausgewählt werden (vgl. Matras 2007a);

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b. die Unterscheidung zwischen der Nachbildung expliziter Wortformen (sprachli-che Materie) und organisatorischer Konstruktionen (sprachliche Muster), (siehe Matras 1998b, Matras & Sakel 2007);

c. die Vorstellung von Fusion oder Nicht-Trennung kontextorientierter Teilmengen für eine bestimmte funktionale Kategorie im großen Maßstab (siehe Matras 1998a, 2005).

Ich kehre nun zurück zu der am Anfang aufgeworfenen Frage, ob Romani Eigenschaften zeigt, die einzigartig hybrid sind. Es ist zunächst klar, dass Romani eine außergewöhnliche Gelegenheit bietet, Hybridität in der Sprache zu studieren. Angesichts seiner dialektalen Zersplitterung und des Vorhandenseins einer solchen Vielzahl von Kontaktsituationen mit verschiedenen Sprachen unter vergleichbaren soziolinguistischen Bedingungen (vgl. Elšík & Matras 2006; Matras 1998a) würde ich über diese Aussage hinausgehen und postulie-ren, dass Romani auch eine einzigartige Grundlage für die theoretische Modellierung sprachlicher Hybridität bietet. Diese Möglichkeit kann und soll Analysen inspirieren, die über rein linguistische Theorien hinausgehen. Deshalb habe ich mich entschieden, den Begriff „Hybridität“ in diesem Beitrag zu gebrauchen, statt bei der herkömmlichen sprachlichen Terminologie von „Kontakt“ und „Entlehnung“ zu verbleiben. So wie die Sprachwissenschaft die allgemeine Kultur- und Gesellschaftsforschung mit Begriffen wie „binäre Opposition“ oder „Kreolisierung“ bereichert hat, so hat sie durch die Bereitstel-lung von Parametern für Analysen wie die oben aufgeführten auch das Potenzial, eine führende Rolle bei der Weiterentwicklung der Erforschung kultureller Hybridität zu spie-len.

Ethnographen, welche kulturelle Praktiken beschreiben, können die Herausforderung an-nehmen, indem sie sich mit Fragen auseinandersetzen wie:

Gibt es ein übergreifendes Repertoire kultureller Praktiken, aus denen Akteure gemäß der kontextuellen Erwartungen auswählen?

Gibt es Unterschiede zwischen der direkten Nachbildung materieller kultureller Erscheinungsformen und Mustern kultureller Praktiken, die ohne das zugehörige Material angenommen und adaptiert werden?

Und gibt es Fälle, wo ein ganzer Komplex an Praktiken in dem Maße mit dem ei-ner benachbarten Bevölkerung fusioniert, dass bezüglich dieses Verhaltenskomplexes wie zwischen der Romani-Kultur und der entsprechend be-nachbarten gadžikano-Kultur nicht mehr unterschieden werden kann?

Die Einzigartigkeit der sprachlichen Hybridität im Romani liegt weniger in den individu-ellen Manifestationen, sondern vielmehr in der Häufung von Hybriditätsphänomenen, die, wenn nicht in jedem Romani-Dialekt, so doch in einer Vielzahl von dokumentierten Sprachvarietäten gefunden werden kann. Ausdrücklich als einzigartig oder beinahe einzig-artig sollte gleichwohl die ständige Freiheit erwähnt werden, beide Begriffe für spezifische Referenten einzufügen und die Verschmelzung von Diskurs-Operatoren im großen Maßstab zu erlauben; beides ausgehend von der Tatsache, dass der bilinguale Mo-dus im Romani-Insider-Diskurs den Standard bildet. Zweitens ist die Verschmelzung im Bereich der Prädikationsverankerung, die mit der Entlehnung lexikalischer Verben ein-hergeht, ein seltenes Phänomen. Es wurde angenommen, dass dies damit zusammenhängt, dass das Romani und die hauptsächliche Kontaktsprache gleichermaßen als konstitutiv für

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das Set von „Insider“-Interaktionskontexten empfunden werden, sodass die Verankerung der Prädikation in einer anderen Sprache nicht als Verletzung der kontextuell angemesse-nen Codeauswahl wahrgenommen wird. Schließlich ist das Vorhandensein eines „gemischten“ emotionalen Modusʼ in den heutigen Sprachen selten, wenn auch nicht ohne Parallelen an anderer Stelle (vgl. z. B. Matras & Bakker 2003).

Paradoxerweise können zwei der außergewöhnlichsten Phänomene des kollektiven Kor-puses der Romani-Dialekte – die Akzeptanz lexikalisch-eingeschränkter Verschmelzung (Fusion eines erheblichen Teils des Wortschatzes) auf der Ebene der finiten Verbmorpho-logie und die Entstehung eines emotionalen Modusʼ – als funktionelle Gegensätze betrachtet werden: Das erste kann als Akt der Annäherung und der Einbettung der Struktu-ren der zweiten Sprache interpretiert werden – sogar im kritischen Kern der prädikationsverankernden Morphologie, d. h. als Manifestation einer gespaltenen oder sogar kombinierten sprachlichen Identität. Das zweite kann als Akt der Auflehnung be-trachtet werden, d.h. als ein Versuch, der sprachlichen Assimilation zu widerstehen, indem zumindest Teile der Sprache erhalten bleiben, für die eine funktionale Nutzung im Diskurs weiter besteht.

Trotz ihres Vorkommens in verschiedenen Bereichen der Romani-sprechenden Gemein-schaft verschiedener geographischer Sphären – die Übernahme der Verbmorphologie tritt vor allem im Osten auf, die Beibehaltung des Romani-Wortschatzes in einem Para-Romani-Rahmen vor allem im Westen – weisen diese sehr unterschiedlichen Strategien möglicherweise auf die begrenzte Anwendbarkeit der Metapher der „Kontrastkultur“ auf die sprachliche Praxis hin. Wohl als Antwort auf das Modell der „Kontrastkultur“ ist dem westlichen und nördlichen Randgebiet der Romani sprechenden Landschaft ein separates Phänomen gemeinsam, das Vertrauen in interne Wortableitungs-Verfahren zur Vermei-dung von Entlehnungen als Strategie, um die Bedeutung gegenüber Außenstehenden zu verbergen (Matras 2002: 72, 1998c).

Aus der Perspektive der Kommunikation mit der Mehrheit oder der gadžikano-Gesellschaft betrachtet, könnte Para-Romani als eine solche Abwehrstrategie angesehen werden, d. h. als ein Weg, an Eindrücken der alten Sprache festzuhalten, um der Assimila-tion entgegenzutreten und um Bedeutungen vor Außenstehenden zu verbergen. Wie jedoch kurz in der Diskussion der Anglo-Romani-Beispiele oben ausgeführt, ist die ge-heime Kommunikation nur eine der vielen Funktionen des emotionalen Modusʼ, für die das Romani-Vokabular verwendet wird (für eine detaillierte Diskussion siehe Matras 2010). Man könnte genauso gut die Perspektive umdrehen und anerkennen, dass Para-Romani in der Regel tatsächlich den Verlust von Romani als Alltagssprache in der Famili-eninteraktion begleitet und gewöhnlich an den Verlust der mündlichen Kultur in Form von Geschichten und Liedern gekoppelt ist. Im historischen und sozialen Kontext stellt Para-Romani alles andere als die unnachgiebige Erhaltung einer separaten Kultur dar, sondern vielmehr die letzte Etappe in einem schrittweisen Prozess des Abbaus der kulturellen Bar-rieren zwischen Romani und der benachbarten gadžikano-Kultur.

Es scheint daher produktiver, Para-Romani zusammen mit den anderen oben herausgear-beiteten Erscheinungsformen sprachlicher Hybridität als verschiedene Ergebnisse des Aushandelns kultureller Insider- und Outsider-Praktiken anzusehen. Wenngleich histori-sche Sprachwissenschaftler manchmal versucht sind, eine Sprache einerseits auf ein in sich geschlossenes Proto-System mit minimalen äußeren Einflüssen zurückzuführen, und

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andererseits ihr Verschwinden in neuerer Zeit oder der Gegenwart zu erkennen glauben, muss man doch einräumen, dass die Prozesse des Aushandelns nicht immer linear verlau-fen.

So sind wir in Großbritannien gegenwärtig Zeugen einer regelrechten Romani-sprachlichen Erweckungsbewegung: eine Basisbewegung, die zum Teil durch die Aktivi-täten der paneuropäischen Romani-Pfingstkirchenmissionen ausgelöst wurde, in Verbindung mit einem sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Interesse der englischen und walisischen Gypsies gegenüber den Romani-Einwanderern aus Mittel- und Osteuropa. Obwohl noch zahlenmäßig begrenzt, hat diese Bewegung einen Kreis von Zweisprachigen erzeugt, die starke Vorbilder zur Nachahmung in der Gemeinschaft darstellen. Auf der anderen Seite des europäischen Kontinents halten viele zweisprachige Romani-türkische Muslim-Roma in Bulgarien das Romani für ein attraktives Medium, mit dem sie sich in-folge seiner wachsenden Bedeutung im NGO-Sektor mit westeuropäischen und amerikanischen Verbindungen identifizieren. Für die junge Generation, deren primäre Interaktionssprache Bulgarisch ist und deren Sprache des Elternhauses vor allem Türkisch und nur marginal Romani war, bringt die Identifikation mit Romani als „ethnische“ Spra-che emotionale und in einigen Fällen auch materielle Vorteile. Solche Annäherungsprozesse an das Romani sind nicht einfach mit Erscheinungsformen der „Kontrastkultur“ vereinbar, sondern eher mit Impulsen einer positiven Identifizierung. Obwohl sie die Spezifik einer Insidergruppe voraussetzen, sind Initiativen wie eine euro-paweite Kirche oder NGOs im Wesentlichen als Aneignung eines mit Romani-Inhalt gefüllten gadžikano-Organisationsrahmens – ähnlich wie sprachliche Calques oder Nach-bildungen sprachlicher Muster.

Abschließend möchte ich feststellen: Die Verflechtung von Identitätsfaktoren und Sprache ist komplex und reicht über jede umfassende Charakterisierung einer vermeintlichen Mo-nofunktionalität von Sprache als dualistischer Marker für „Kontrast“ oder „Distanz“ hinaus. Sprachwissenschaftler können profitieren, indem sie einen Ansatz annehmen, der Sprache nicht durchweg nur als System, sondern als kontextsensitive Praxis betrachtet. Auf Romani spezialisierte Sozialwissenschaftler sollten die sozialen und kulturellen Kon-texte ausleuchten, wo sprachliche Praktiken übernommen werden, sie können Anregungen in der theoretischen Modellierung der Hybridität in der Sprachwissenschaft finden.

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